Wuürttemberg.
Seine Majestät der König hat, wie der „St.⸗A. f. W.“ meldet, mittels Ordre vom 22. d. M. Seine Majestät den König von Sachsen zum Chef des Infanterie⸗Regiments Alt⸗Württemberg Nr. 121 ernannt. Aus dieser Veranlassung haben sich der Oberst und Commandeur des Regiments von Fischer sowie der Hauptmann und Compagnie⸗Chef Horn und der Premier⸗Lieutenant und Adjutant des Regiments Hummel nach Dresden begeben. .
Mecklenburg⸗Schwerin. 8. Seine Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Kaiserliche Hoheit die Großherzogin haben sich am Sonntag Abend nach Berlin begeben, von wo die Großherzogin ihre Reise nach Cannes gestern fortsetzte. Der Großherzog kehrte gestern nach Schwerin zurück, um noch einige Tage da⸗ selbst zu verweilen, und gedenkt Ende nächster Woche ebenfalls seine Reise zum Winteraufenthalt nach dem Süden anzutreten. Die Großherzoglichen Kinder werden etwa um dieselbe Zeit von Schwerin aufbrechen, sodaß die ganze Großherzogliche Familie anfangs November in Cannes vereinigt sein wird.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Wie die „Weim. Ztg.“ erfährt, kehrt Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Dresden nach Schloß Heinrichau zurück. Von dort wird sich Höchstderselbe am 4. November nach Allstedt zur Jagd begeben und voraussichtlich am 10. No⸗ vember wieder in Weimar eintreffen.
Oesterreich⸗Ungarn.
Die vorgestern im Auswärtigen Amt in Wien unter Vorsitz des Ministers des Auswärtigen Grafen Kälnoky abgehaltene zweistündige Conferenz der österreichischen 8 ungarischen Cabinets⸗Chefs und Ressort⸗ Minister erzielte, wie „W. T. B.“ berichtet, über alle be⸗ rathene Gegenstände ein vollkommenes Einverständniß. Ein Protokoll wurde nicht aufgenommen.
In Budapest hat gestern die Conferenz über den österreichisch⸗ ungarisch⸗serbisch⸗bulgarisch⸗türki⸗ schen Verkehr unter dem Vorsitz des Ministerial⸗Raths Scheber, des Directors der Ungarischen Staatsbahnen, ihre Berathungen begonnen.
Zu der gestrigen Sitzung des österreichischen Abge⸗ ordnetenhauses, auf deren Tagesordnung die erste Be⸗ rathung der Vorlage über die Wahlreform stand, waren die Abgeordneten nahezu vollzählig erschienen. Der Abg. Kozlowski legte sein Mandat für den Steuerausschuß nieder. Nach Vor⸗ nahme der Wahl eines Ausschusses für die Ausnahme⸗ Verordnungen begann die erste Lesung der Vorlage über die Wahlreform sowie der hs gichen Initiativanträge Pernerstorfer, Slavik, Plener und Baernreither. Hierauf ergriff der Minister⸗Präsident Graf Taaffe das Wort zu folgender Erklärung:
Als die Regierung sich mit dem Programm der derzeitigen Par⸗ lamentssession beschäftigt habe, habe sie nicht übersehen können, daß die zahlreichen aus der Initiative des Hauses hervorgegangenen Wahl⸗ reformanträge voraussichtlich in der nächsten Zeit zur parlamentarischen Behandlung gelangen würden. Selbstverständlich sei es an der Re⸗ ierung gewesen, ihre eigene Stellung gegenüber der Wahlreformfrage lar und unzweideutig zu präcisiren. Abgesehen von diesem äußeren Anlasse, habe die sorgfältige Beobachtung mannigfacher Vorgänge des öffentlichen Lebens während der letzten Jahre innerhalb des Staats wie im Auslande es der Regierung als pflichtgemäß erscheinen lassen, in dieser ernsten und wichtigen Frage selbst die Initiative zu ergreifen, um durch einen formulirten Gesetzentwurf ihre principielle Auffassung zum Ausdruck zu bringen. Schon dieser Entstehungsgeschichte sei zu entnehmen, daß der Regierung eine feindselige Tendenz gegen irgend eine Bevölkerungsklasse oder politische Partei gänzlich fern gelegen habe, und daß es nicht angehe, die Einbringung dieses lediglich durch Erwägungen allgemeiner staatlicher Natur veranlaßten Gesetzentwurfs als eine Maßregel zu zu der die Regierung sich etwa unter dem Drucke äußerer Fac⸗ toren entschlossen habe. Der Regierungsentwurf halte an den Grundlagen der bestehenden Verfassung fest und drücke den leitenden Gedanken aus, die Ausübung des Wahlrechts Allen einzuräumen, welche die staatsbürgerlichen Pflichten in der vorgeschriebenen Weise erfüllten. Dieser auf möglichste Erweiterung des Wahlrechts ab⸗ zielende Grundgedanke erscheine der Regierung als eine Forderung der Staatsraison, indem nur durch rechtzeitige und ausreichende Er⸗ weiterung des Wahlrechts jene großen und schweren Gefahren wirk⸗ sam und dauernd abgewendet werden könnten, die der bürgerlichen Ge⸗ sellschaft und damit der gesammten staatlichen Ordnung seitens der bis⸗ her politisch rechtlosen Volkselemente drohten. Die Regierung müsse daher ungeachtet des von den drei großen Clubs erhobenen Widerspruches an diesem Grundgedanken festhalten. Die Regierung spreche gleichzeitig die Ueberzeugung aus, daß, vorausgesetzt die principielle Einigun über die von 8 Regierung beabsichtigte Erweiterung des Wahl⸗ rechts selbst, es bei Schonung der bestehenden politischen Besitz⸗ standsverhältnisse gelingen werde, einen Weg zu dem bezeichneten Ziele unter Mitwirkung des Hauses zu finden. Auf diese Darlegung ihrer Anschauungen glaube die Regierung sich bei der ersten 8
aller Wahlreformanträge beschränken zu sollen.
Im weiteren Verlauf der Sitzung sodann die Abgg. Pernerstorfer, Slavik und Baernreither ihre Initiativanträge. Der Abg. Dr. von Plener bezeichnete die von der Regierung gegebene Darstellung über die Entstehungs⸗ geschichte der Wahlreformvorlage der Regierung für unzutreffend, denn die Initiativanträge seien älteren Datums und die Regierung bisher stets bestrebt gewesen, jedwede Wahlreform zu verhindern. Die Darstellung der Regierung bezwecke, den üblen, durch ihren Schritt hervorgerufenen Eindruck zu verwischen; eine conservative Regierung würde die öffent⸗ liche Meinung haben vorbereiten müssen, anstatt sie zu überrumpeln. Eine Feindseligkeit liege darin, daß bei einer unabsehbar anwachsenden Wählerzahl die Zahl der Mandate fefigealten werde, wodurch dem Bürger⸗ und dem Bauern⸗ tande genommen werden müsse, was den unteren Klassen zu⸗ gedacht sei. Der Großgrundbesitz seiner Partei lasse sich durch den hingeworfenen Köder nicht verleiten. Oesterreich sei kein Feld für radicale Experimente, sondern bedürfe der Weiter⸗ entwickelung der sicheren im öffentlichen Leben wirkenden Kräfte. Die Regierungsvorlage schädige den nationalen aen. insbesondere der Deutschen, im Widerspruch mit der ertheilten Zusage. Aus der Vorlage könne ein demokratischer Föderalismus mit radikalen agrarischen Ten⸗ denzen entstehen, was auf die auswärtige Politik einwirken müsse. Seine Partei betrachte den Antrag Baernreither'’s nur als Provisorium, quasi als Nothwahl he.; sie selbst strebe eine große, der Regierungsvorlage nahekommende Wahlreform an, voll Entgegenkommens im Sinne der Erweiterung des Stimmrechts, sie lasse sich aber nicht mittels einer Ueber⸗ fluthung der Mittelstände durch neue ler hinwegfegen.
Der Zweck der Regierung sei eine Ablenkung der Aufmerksamkeit von dem Schiffbruche in Böhmen. Das Endergebniß der vierzehnjährigen Regierungsära des Grafen Taaffe sei, daß die Jungczechen und die Demokraten eine alltirte Regierung geworden seien. Mit diesen möge sich die Regierung auseinandersetzen, wie sie wolle; die Stellung seiner Partei sei gegeben. Der Abg. von Jaworski erklärte, er müsse sich klar und offen über die Vorlage äußern und wolle nicht den
ogel Strauß spielen. Seine Partei habe nur das Interesse
des Staats und des Landes im Auge, für sie seien nur die und nationalen 8 end.
autonomen Grundsätze maß⸗ Redner verwies sodann auf die Thronrede und ob die Ueberraschung durch Einbringung der Wahlreform ervor, deren Ziele auch nach der heutigen Rede des Minister⸗ Präsidenten unklar seien. Die Wahlreform sei eine solche, daß sie, kaum in Kraft gesetzt, von den eigenen Anhängern wieder beseitigt werden würde. Die Polen würden die Autonomie des Landes immer hoch halten. Redner betonte ferner, die Aufhebung des Princips der Beschickung des Reichs⸗ raths durch die einzelnen Landtage habe die heutigen Ver⸗ hältnisse hervorgerufen, das allgemeine Wahlrecht werde aber zu einer centralistischen Gewalt und einer Vernichtung der Autonomie des Landes führen. Da die Regierungsvor⸗ lage die erste Etappe zur Senfühzung des allgemeinen Wahl⸗ rechts darstelle, so müsse er sich entschieden dagegen verwahren, obwohl er sich der Idee eines erweiterten Wahlrechts nicht verschlösse. Ein solches Werk müsse aber in einer Zeit wirth⸗ schaftlicher und politischer Ruhe, in Harmonie mit den Ver⸗ tretern des Landes vorgenommen werden. Hierauf wurde die Debatte unterbrochen und ein Antrag PeörnerFaffer auf Erklärung der Oeffentlichkeit des Ausschusses für die Prager Ausnahmeverordnungen mit 161 gegen 60 Stimmen angenommen. Der Abg. Lienbacher beantragte sodann die Vermehrung der Fahh der Abgeordneten um dreißig; die Mandate sollten nach Königreichen und Ländern an die durch die Regierungsvorlage heranzuziehenden neuen Wähler als besondere Wählerklasse vertheilt werden; außerdem ver⸗ langte er directe Landgemeindewahlen. Heute wird die Debatte fortgesetzt werden.
Dem Abgeordnetenhause ist eine Regierungsvorlage, betreffend die Unterstützung der Handelsmarine zu⸗ gegangen. Darnach sollen Dampfern und Segelschiffen für weitere und große Kütenfahrten gewisse Betriebs⸗ zuschüsse sowie eine füngabrige Befreiung von der Erwerbs⸗ und Einkommensteuer gewährt werden. Ausgenommen sind solche Unternehmungen, die bereits eine staatliche Subvention erhalten. Die Rheder, denen jene Vergünstigungen zu theil werden, müssen im Fall eines Krieges der Regierung ihre Schiffe zur Verfügung stellen. 5
Großbritannien und Irland.
John Redmond, der Führer der Parnelliten, hielt gestern in Cork eine Rede, worin er, wie „W. T. B.“ erfährt, die Regierung davon in Kenntniß setzte, daß seine Partei, wenn die Frage der exmittirten Pächter nicht in der diesjährigen Herbstsession und die Homerulefrage nicht im Jahre 1894 geregelt würden, der Regrth die bisher ge⸗ währte Unterstützung entziehen und bei der 8g Gelegenheit gegen die Regierung stimmen werde. ““
Frankveich.
Gestern Mittag gab der Kriegs⸗Minister Loizillon den russischen Offizieren ein Déjeuner, woran auch die übrigen Mitglieder und der russische Botschafter Baron von Mohrenheim theilnahmen. Dabei toastete der Kriegs⸗ Minister auf den Kaiser von Rußland, die Kaiserin, die Kaiserliche Familie, die russische Nation, das russische Landheer und die Marine, sowie auf den Admiral Avelane und alle Offiziere des russischen Geschwaders. Der Admiral Avelane erwiderte auf den Toast des Kriegs⸗Ministers Loizillon und trank auf die französische Armee und ihre tapferen Führer, diese Armee, in welcher Tapferkeit und selbst Heroismus traditionelle Tugenden e. Der russische Botschafter Baron von Mohrenheim sagte, er sei glücklich über diesen Toast auf die französische Armee, möchte ihn indessen noch vervollständigen und an die Generale Leflo, Chanzy und Appert erinnern, die Frankreich so würdig in Rußland vertreten und so mächtig dazu beigetragen hätten, die Bande der Freundschaft und Sympathie, die beide Länder umfaßten, enger zu knüpfen. Nach dem Frühstück gingen Kriegs⸗Minister Loizillon und seine Gäste nach der Kriegsschule, wo der General Saussier den russischen Offi⸗ zieren die Abordnungen der Offiziere der Pariser Garnison vorstellte. Auf dem ganzen Wege vom Kriegs⸗Ministerium zur Kriegsschule bildeten Turnvereine, Musik⸗ und ver⸗ schiedene andere Gesellschaften Spalier. Nachmittags wohnte der Admiral Avelane dem Reitfest bei, an dessen Schlusse sich lebhafter Beifall seitens der e deren annähernd 30 000 erschienen waren, erhob. Das Fest endigte mit einem Vorbeiritt vor dem Präsidenten Carnot, während dessen sich mehr⸗ fach die Rufe: „Es lebe Rußland! Es lebe Frankreich!“ wiederholten. Um 4 Uhr begab sich der Präsident Carnot mit dem Admiral Avelane zu dem auf der Seine veranstalteten nautischen 6 wobei dem Präsidenten Carnot, den russischen und ese. Offizieren von der zahlreichen Volksmenge aber⸗ mals Ovationen dargebracht wurden. Gegen 8 Uhr Abends traf Admiral Avelane unter enthusiastischer Le. zu dem Bankett auf dem Marsfelde ein. Der Senator Ranc 58 den Vorsitz bei dem Festmahl, woran sich alle Minister owie Casimir Périer und Challemel Lacour betheiligten. Ein Toast wurde nicht ausgebracht. Später gab der General Saussier im Cercle militaire ein Souper, wobei er zunächst einen Trinkspruch auf den Kaiser und die Kaiserin von Rußland ausbrachte. Darauf toastete er auf die russischen Seeleute und hob hervor, er hoffe, daß sie die Erinnerung an den Besuch in Paris festhalten wür⸗ den, wie er auch überzeugt sei, daß die Größe der Entfernung die Gefaghl nicht abschwächen werde, die Frankreich und Rußland vereinigten; er trinke auf die russische Nation. Der Admiral Avelane äußerte in seiner Erwiderung: „Ich kann Ihnen die Versicherung geben, daß wir unser ganzes Leben hindurch stolz darauf sein werden, heute ein Hoch auf die französische Landarmee und See⸗ macht ausgebracht zu haben. Ich trinke zunächst auf den Präsidenten der Republik. Sodann rufe ich: Hurrah die französische Armee und Marine!““ Die am Abend e ee, Illumination der Stadt, insbesondere der großen Boule⸗ vards, der „Place de l'Opéra“ sowie der an die „Place de la Concorde“ anstoßenden Straßen war überaus Fthesshcs namentlich waren die öffentlichen Gebäude prachtvoll beleuchtet. Durch die Straßen bewegte sich eine dichtgedrängte Menschen⸗
menge. abgebrannt. An verschiedenen Stellen Straßen wurden Tänze veranstaltet.
Der Maharajah Dhuleep Singh ist in der Nacht zum Montag infolge eines Schlaganfalls in Paris gestorben.
Rußland.
der sehr belebten
Wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet,
tragen nach dem vorläufigen Reichskassenbericht vom 1. Januar bis 1. August 1893: die ordentlichen Ein⸗ nahmen 496 000 000 Rubel gegen 465 022 000 Rubel in der gleichen Periode des Vorjahres, die außerordentlichen Einnahmen 99 919 000 Rubel gegen 171 438 000 Rubel im Vorjahre, die Ausgaben insgesammt 550 120 000 Rubel gegen 579 620 000 Rubel im Vorjahre, die ordentlichen
usgaben 361 980 000 Rubel gegen 355 527 000 Rubel im Vorjahre. b
Laut Bericht des Reichscontroleurs über die Ausführun des Reichsbudgets pro 1892 übersteigen die ordentlichen un außerordentlichen Einnahmen zuzüglich der Ueberschüsse aus den abgeschlossenen Budgets früherer Jahre den Gesammt⸗ betrag der ordentlichen und außerordentlichen Ausgaben um 54 794 326 Rubel. Letztere Summe bleibt zur freien Ver fügung des Reichsschatzes.
Italien. 8 8
Der König wird dem „W. T. B.“ zufolge bei der Trauerfeier für den englischen Botschafter Lord Vivian wahrscheinlich durch den Herzog von Aosta vertreten sein.
Der Marchese di Rudini hat an seine Wähler ein Schreiben gerichtet, worin die Politik des gegen⸗ wärtigen Ministeriums bekämpft, die Fehöhütg der Erbschaftssteuer und die Progressivsteuer, sowie die Zoll⸗ zahlung in Gold zurückgewiesen und eine ehrliche Finanzpolitik für unmöglich erklärt wird, ohne daß man auf das Programm zurückkomme, den Staatsschulden ein Ende u machen, gleichzeitig aber Ersparungen sowie Er⸗ e der Einnahmen durchzuführen. Es sei unbedingt nöthig, mehrere Zweige der Ausgaben, darunter die militärischen, 11“ Der von der öffentlichen Meinung gehegte Verdacht, daß der Dreibund Italien militärische Lasten auf⸗ erlege, die zur Verwirrung der Finanzen beitrügen, müsse zerstreut werden. Unmöglich sei es, die Armee zu retten, wenn man nicht das Budget rette. Die Bündnisse fcherten den Frieden und verhinderten die Isolirung Italiens; sie eien für Italien eine unschätzbare Wohlthat. Diese Politik müsse zukünftig für Italien traditionell sein, allein die ver⸗ schiedenen Ministerien drückten ihr das Siegel ihres Tempera⸗ ments auf. Es wird sodann das Vorgehen der Regierung anläßlich der Zwischenfaͤlle in Aigues⸗Mortes, Rom und Neapel getadelt und hinzugefügt, daß die Majorität des Parlaments unfähig sei, kräftige Werke zu vollbringen und das Land von Uebeln zu befreien. Die Nation sei der unfruchtbaren Manöver müde. Das Schreiben schließt mit den Worten: Wir wollen unseren Söhnen ein großes, ruhmreiches Vaterland hinterlassen. In diesem Glauben blicke Italien auf den König, einen Fürsten, würdig des großen Namens, den er trage, und der Krone, die ihn schmücke.
Wie aus Spezia berichtet wird, statteten gestern der Herzog von Genua und die Spitzen der Behörden dem Admiral Seymour einen Besuch ab. Letzterer machte später dem Herzog von Genua einen Gegenbesuch an Bord des „Lepanto“, begab sich dann um 4 ½ Uhr, begleitet von den britischen Schiffs⸗ commandanten, an Land und fuhr mit dem englischen Konsul nach der Admiralität. Eine große Menschenmenge begrüßte die fremden Offiziere auf das lebhafteste. In der Admiralität waren sämmtliche Admirale und Schiffscommandanten, sowie die Spitzen der Militär⸗ und Civilbehörden vereinigt. Um 5 Uhr begab sich Admiral Seymour nach der Municipalität, um dort den Besuch zu erwidern, wobei er abermals leb⸗
aft begrüßt wurde. Admiral Seymour dankte dem ertreter der Municipalität für die warme und er⸗ hebende Aufnahme auch im Namen der englischen Regierung und kehrte um 6 Uhr unter stürmischen Ovationen an Bord des Flaggschiffs zurück. Die Fenster und Balkons waren dicht besetzt. Am Abend waren die Hauptstraßen zu Ehren des britischen Geschwaders prachtvoll illuminirt, an mehreren Punkten der Stadt spielten Musikkapellen. Heute Abend wird der Admiral Seymour in Begleitung seines Flaggen⸗Adjutanten und zweier Schiffscom⸗ mandanten nach Rom reisen, um am Mittwoch an der Beisetzung des verstorbenen englischen Botschafters Lord Vivian E Die Feste zu Ehren des Ge⸗ 2 sind bis zu der am Donnerstag erfolgenden Rückkehr des Admirals Seymour verschoben.
Der Erzbischof von Mailand Calabiano, Senator und Ritter des Annunziaten⸗Ordens, ist in der Nacht zum Montag um 12 ½ Uhr gestorben. “
Spanien.
Wie dem „W. T. B.“ zufolge in Madrid verlautet, hätte der Ministerrath dem Feldzugsplan des Kriegs⸗ Ministers zugestimmt. Es werde darüber Geheimniß bewahrt.
Griechenland.
Die Deputirtenkammer ist nach einer Meldung „W. T. B.“ auf den 8. November einberufen worden.
Rumänien.
Der bisherige diplomatische Agent in Sofia Ghika ist dem „W. T. B.“ zufolge zum General⸗Secretär des Aus⸗ wärtigen ernannt und in Sofia durch den bisherigen Pester Pap gen ersetzt worden. Nach Pest geht als General⸗Konsul der bisherige Chef der politischen Abtheilung Bals. Der Zweite Legations⸗Secretär der rumänischen Ge⸗ sandtschaft in Berlin Cretziano ist zum Ersten Secretär der Gesandtschaft in St. Petersburg ernannt worden.
Bulgarien.
Der Prinz und die Prinzessin Ferdinand von Sachsen⸗Coburg trqjen vorgestern in Philippopel ein. Von dort hat sich der Prinz Ferdinand gestern zur Eröffnung der Sobranje nach Sofia begeben.
Amerika.
Der „Times“ wird aus Philadelphia Transaction für den Ankauf von monatli nen Unzen Silber bis zum 1. Oktober 1894 und die Aus⸗ prägung des Silbers, das gegenwärtig im Staatsschatz vor⸗
anden sei, werde als endgültig beschlossen betrachtet. Das Papiergeld unter 10 Dollars, die Silber⸗Certificate dhe genommen, solle zurückgezogen und durch Silber tücke oder
emeldet: Die
Auf dem Trocadero wurde ein großes Feuerwerk
“
4 ½ Millio⸗
Freiten sind auf dem
Certificate ersetzt werden. Die Idee, Obligationen auszugeben,
i aufgegeben worden. Die Transaction werde in der Form eines Amendements der Demokraten zu dem jetzigen Project vorgeschlagen werden.
Aus Washington crhält über denselben Gegenstand das „Reuter’'sche Bureau“ eine Meldung, nach welcher der Präsident Cleveland an der bedingungslosen Abschaffung der Sherman⸗Acte festhalten soll. Obwohl der Schatzsecretär Carlisle die am Sonnabend von einer Anzahl Senatoren unterzeichnete Transaction begünstige, sollen jetzt der Schatz⸗ secretär Carlisle selbst und andere Mitglieder des Cabinets gegen diese Maßnahme sein.
Nach Meldungen aus Montevideo ist der Insur⸗ genten⸗Kreuzer „Republica“ wieder abgesegelt. Man glaube, daß er versuchen werde, die dem Präsidenten Peixoto kreu gebliebenen Schiffe, die segelfertig seien, abzufangen.
8 Afrika.
Ein der Verwaltung des Congostaats vom Congo sagegniegenen Telegramm meldet, daß der Commandant Ponthier Kirundu eingenommen habe. Die Araber seien vollständig versprengt worden.
Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Sansibar von gestern meldet, ist der Specialgesandte Sir Gerald Portal gestern aus Uganda dort eingetroffen.
Statistik und Volkswirthschaft.
I Ein⸗ und Ausfuhr. Ddie Werthe der Ein⸗ und Ausfuhr des deutschen W für die ersten neun Monate ö“ stellen sich nach dem Ausweise des Kai erlichen Statistischen Amts “ en:
infuhr: 3 074 640 000 ℳ, im gleichen Zeitraume Vor⸗ jahres: 3 185 752 000 ℳ, also 1893 1““ nundes, s 8 Ausfuhr: 2 498 125 000 ℳ, im gleichen Zeitraume des Vor⸗ jahres: 2 331 670 000 ℳ, also 1893 mehr: 166 455 000 ℳ
Die Mehrung der Ausfuhr vertheilt sich auf alle Gruppen des Zolltarifs mit Ausnahme von Flachs und Hanf, Erden, Erzen, Edel⸗ metallen, Steinen und Steinwaaren, Pech und Asphalt, Pelzwerk. Die Minderung der Einfuhr im ganzen ist hingegen durch diejenige bei einer nur kleinen Anzahl von Waarengruppen herbeigeführt, ins⸗ E dgecerminderte 11. von Gold, Getreide, Vieh;
ihrend bei der Mehrzahl der Gruppe ie Ein
Vahhiehd sgt der 2 rz ppen auch die Einfuhr gegen das 8 h .
Zur Arbeiterbewegung.
Der socialdemokratische Parteitag in Köln ver⸗ handelte gestern in zwei Sitzungen über die drei ersten Punkte der Tagesordnung. Den Geschäftsbericht des Parteivorstandes erstattete, wie gestern bereits mitgetheilt wurde, Herr J. Auer, der auch bereits auf das Preßwesen näher einging; den Be⸗ richt der Controleure erstattete Herr Meister und bean⸗ tragte Entlastung. — In der allgemeinen Discussion nahm der dritte Punkt der DTagesordnung „Parteipresse“ und Agitation den breitesten Raum ein. Es wurde verlangt, daß das Centralorgan der Partei „Vorwärts“ den Ansprüchen an ein großes politisches Blatt mehr entsprechend gestaltet werde und zu diesem Zweck das Redactionspersonal ver⸗ mehrt werden solle; ferner wurde die Gründung eines wöchentlich erscheinenden zweiten Centralorgans zur Be⸗ sprechung von reinen Parteiangelegenheiten gefordert. Im Ver⸗ lauf der Erörterung wurde auch die Landagitation wiederholt berührt, und Liebknecht wies auf die Schwierigkeit dieser Agitation „hin, zu der gleichsam eine neue Sprache gelernt werden müsse. Die Debatte gelangte gestern nicht zum Ab⸗ schluß. — In der Vorversammlung am Sonntag wurde, wie wir dem „Vorwärts“ entnehmen, auf den Antrag Bebel'’s noch folgender Punkt auf die Tagesordnung gesetzt: Das ghr pccteßte Stimmrecht und die Betheiligung an den Landtags⸗ wahlen.
Ueber den Ausstand der englischen Gruben⸗ arbeiter liegen neue Nachrichten nicht vor. In Yorkshire dauert der Ausstand unverändert fort. In Durham wird sere Betriebsstörung durch die Uebereinkunft zwischen den
ergwerksbesitzern und Arbeitern vermieden. — In Sheffield traten gestern unter dem Vorsitz des Bür ermeisters von Shef⸗ field die Bürgermeister der von dem Russtand betroffenen Districte von neuem zusammen, um eine Conferenz zwischen den Vertretern der streitenden Parteien in die Wege zu leiten.
Aus Lille wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß der Ausstand der Kohlenarbeiter in Aniche als beendet betrachtet wird.
1 In Halle a. S. haben, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, 15 Steinmetzen der Firma Schober wegen Lohnstreits die Arbeit niedergelegt. 3 8
Kunst und Wissenschaft.
In Lissa, Prov. Posen, ist, wie „W. T. B.“ dee gestern der Congreß der Comenius⸗Gesellschaft unter eilnahme von Vertretern der städtischen, staatlichen und kirchlichen Behörden eröffnet worden. Anwesend sind Mitglieder der Gesellschaft aus den
rovinzen Brandenburg, Posen, Schlesien, Westfalen und aus Oesterreich.
— In dem Wettbewerb um eine Herrenzimmer⸗Einrichtung, den der unstgewerbe⸗Verein in Halle a. S. für die ctung, fabrik von Chr. Schmidt daselbst ausgeschrieben hatte, ist, wie das „Centr.⸗Bl. d. Bauv.“ mittheilt, der erste Preis nicht ertheilt worden. Pagecan wurden zwei zweite Preise den Herren F. Leuning in Berlin und E. Rockstroh in Berlin zuerkannt. Zum Ankauf wurden empfohlen die Entwürfe der Architekten H. Issmayer in Nörnberg, G. Wolff in Mettlach, P. Sauerborn in Nienburg a. W. und N. Thalhofer in Kaiserslautern.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Verbreitung der Reblaus.
Nach der fünfzehnten Denkschrift, betreffend die Bekämpfung der Reblauskrankheit, vom Jahre 1892 sind in dem Etatsjahre 1891/92 bezw. im Kalenderjahre 1892 von den Bundesregierungen 548 507,02 ℳ an Kosten in Reblausangelegenheiten aufgebracht worden. Im ganzen haben somit die aufgewandten Kosten von Beginn an bis zum Schluß des Jahres 1892 3 972 719,6 ℳ betragen. Außerdem sind seitens des Reichs seit dem Jahre 1879/80 aufgewandt porden 52 915,31 ℳ, davon im Etatsjahre 1891/92 ein Be⸗ F von 3348,80 ℳ,. Im Jahre 1892 sind zehn zur
estrafung gebrachte Fälle der Zuwiderhandlung begen die auf den erkehr mit Reben bezüglichen Vorschriften der Reichs⸗Gesetzgebun
ekannt geworden. Ueber den Stand der Reblauskrankheit im Rei betnehmen wir der Denkschrift Folgendes: In der Rheinprovinz atte die Fedesoß der älteren vernichteten Herde durchgängig ein sehr günstiges Ergebniß und zeigte einen weiteren Fortschritt gegen die erfahre. Lebende Rebläuse oder auch nur Spuren von 1
äusen wurden nirgends gefunden. Bei den Untersuchungs⸗ 8 b rechtsrheinischen Gebiet zwölf neue rde mit 667 kranken (und 13 966 gesunden) Reben und einen
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Flächeninhalt von 195,01 a ermittelt worden. Bemerkenswerth erscheint nur die Infection in Hönningen mit 620 kranken (und 9212 ge⸗ sunden) Reben und einem Flächeninhalt von 121,72 a. Hierdurch ist das rechtsrheinische um 5 km weiter rheinaufwärts gerückt. Auf dem linksrheinischen Gebiete wurden ausschließlich in unmittelbarer Nähe älterer Herde zwanzig neue kleine Herde mit 136 kranken (und 12 199 gesunden) Reben und mit 174,65 a lächeninhalt ermittelt. Auch in „der Provinz Hes len aßß au hatte die Revision der älteren .322 ein durchaus günstiges Ergebniß. Neu aufgefunden wurden 44 Herde mit 422 kranken (neben 47 676 gesunden) Reben und einen Flächeninhalt von 516,58 a. Es handelt si hierbei ausschließlich um ö“ Spritzinfectionen mit wenigen Stöcken. In der Provinz Sachsen wurden 168 neue Herde mit 1554 kranken (und 25 634 gesunden) Reben auf einer Fläche von 2 ha 0,469 a entdeckt; dieses S ist günstiger als in den Vorjahren und läßt die Hoffnung auf eine Einengung der Krankheit bestehen. Im Königrei achsen wurden bei der Revision der im Jahre 1891 vernichteten Herde Stockausschläge nur in ganz 8eag. Zahl, Rebläuse nur an einem Ausschlage gefunden. ei der Revision der übrigen Weinberge wurde nur ein Herd in der Gemarkung Ober⸗ wartha mit 885 (neben 2321 gesunden) Reben auf einer e. von 36,46 a gefunden. In Württemberg wurden bei den “ arbeiten lebende Rebläuse nicht gefunden, bei den Untersuchungsarbeiten dagegen auf der Markung Neckarweihingen zwölf neue Herde mit 51 kranken (und 1856 gesunden) Reben auf einer Fläche von 20,66 a und auf der Markung Roggenweiler ein Herd mit 44 kranken (und 547 gesunden) Reben auf einer Fläche von 6,21 a vermittelt. In Elsaß⸗Lothringen sind 25 neue Herde mit 799 kranken Reben, in zwei Gemarkungen 2 bezw. 1 vereinzelter befallener Stock gefunden. Die Gemarkung Valliéres und die angrenzende Ecke der Gemarkung St. Julien, wo die Reblaus in 71 zerstreut liegenden Parzellen mit 892 r “ “ ist, 118. mehr zu retten ein; es wird erwogen, die ganze von der Reblaus ergriffene Flä von 1e ha. 22 vernichten. 8 ““ „Was das Ausland anbetrifft, so wurden in Frankreich dur Präsidialedict vom 22. August 1892 in 67 “ beich durch dissements für verseucht erklärt. In der Champagne wurden 11 Reblausherde gefunden. In Spanien sind bei einer Aus⸗ dehnung der Weinberge von 1 706 573 ha seit 1875 25 321 ha von der Reblaus befallen, 168 097 ha zerstört worden , die meisten in Malaga, Gerona, Cordoba, Granada und Orense. In Portugal hat die Reblauskrankheit im nördlichen Theil an Ausdehnung gewonnen. In der Schweiz hat die Ver⸗ seuchung des Cantons Zürich im allgemeinen stark abgenommen; während 1890 154 neue Herde entdeckt wurden, sind im Jahre 1891 nur 88 neue Herde verseucht befunden worden. In anderen als den bisher als verseucht bekannten Gemeinden haben sich Spuren der Reblauskrankheit auch 1891 nicht gefunden. Im Canton Neuenburg waren die Ergebnisse der Untersuchung im Jahre 1891 sehr befriedi⸗ gend; gegen 1890 hat eine bedeutende Abnahme sowohl in der Zahl der Reblausherde als der verseuchten Reben stattgefunden; im ganzen wurden 258 Reblausherde mit 1752 kranken Reben gefunden; die Vernichtungsarbeiten umfaßten eine Fläche von 15 252 qm. Im Canton Genf wurden im Jahre 1891 3034 Reben verseucht befunden, in der Zeit von 1874 bis einschließlich 1891 im ganzen 39 096 reblauskranke Weinstöcke ermittelt, in derselben Zeit 426 318 Reben auf einer Fläche von 22 ha mit einem Kostenaufwand von rund 580 192 Fr. vernichtet. Im Canton Waadt ist ein Herd von 129 kranken Reben neu entdeckt worden, die in der Umgebung der alten Reblaus⸗ herde ausgeführten Untersuchungen haben sehr befriedigende Ergebnisse eliefert; die Gesammtkosten der Reblausbekämpfung beliefen sich im ahre 1891 auf 13 096 Franken. In Italien war der Stand der Krankheit folgender: im continentalen Süditalien waren am 1. De⸗ zember 1892 verseucht die Provinzen Catanzaro und Reggio Calabria mit 7 (am 1. Dezember 1891: 6) beziehungsweise 66 (65) Gemeinden, zusammen 73 (71) Gemeinden; auf der Insel Sizilien die Provinzen Palermo mit 22 (18), Messina mit 18 (11), Giogenti mit 12 (11), Caltanissetta mit 22 (22), Syracusa mit 32 (32) und Catania mit 34 (30) Gemeinden.,. zusammen 140 (124) Gemeinden; auf der Insel Sardinien die Provinzen Sassari und Cagliari mit 57 (53) beziehungsweise 5 (2) Gemeinden zusammen 62 (55) Gemeinden. In den Provinzen Milano und Bergamo hat seit dem Jahre 1891 eine Verbreitung der Reblaus⸗ krankheit auf weitere Gemeinden nicht stattgefunden. Dagegen stieg in der Provinz Como im Jahre 1892 die Zahl der verseuchten Ge⸗ meinden von 41 auf 47 und die der verdächtigen von 11 auf 22. In der Provinz Novara betrug die Zahl der Reblausherde im Jahre 1892 45 gegen 60 im Jahre 1891. In der Provinz Bologna wurde die Reblaus in mehreren Weinbergen in der Umgegend von Imola, in lorenz in einer Gärtnerei gefunden. In Oesterreich waren nde 1891 verseucht und seuchenverdächtig 36 420,4 ha bei einer Ge⸗ sammt⸗Weinbaufläche von 152 799 ha, im Jahre 1892 wurde das
Steiermark, Krain und im Küstenland festgestellt. In U ngarn wurde die Reblaus im Laufe des Jahres 1892 in verschiedenen Comitaten nachgewiesen. Nach der „Weinlaube“ hatten allein die Comitate Temes und Krasso⸗Szöreny durch die Vernichtungen der Reblaus in zwölf Jahren ein Verlust an Bodenwerth von 10 542 000 Gulden erlitten; dem Staat ist dabei ein Steuerausfall von jährlich 210 844 Gulden entstanden. Die Weingartenbesitzer beider Comitate verlieren am Ertrage jährlich 3 142 660 Gulden, und die Tagelöhner erleiden einen Einnahmeverlust von jährlich 1 581 330 Gulden. In Ruß⸗ land hatte im Gouvernement Kutais schon im Jahre 1891 die Reblauskrankheit eine sehr bedeutende Ausdehnun erlangt, im Jahre 1892 wurden neun neue Herde gefunden; im Hezirt der Odessaer Reblauscommission wurde die Reblaus in mehreren Orten aufgefunden. In Rumänien wurden im Jahre 1892 11,12 ha gegen 1 ha im Vorjahre verseucht gefunden; auch in Bulgarien sind neue Herde ent⸗ deckt; in der Türkei sind die südlichen Vororte Konstantinopels neu von der Reblaus befallen, ebenso die Gegend von Sevdiköi, die Insel Samos sowie Ortschaften im Distriet von 1 In Australien ist Ende 1892 der Wiederausbruch der Reblauskrankheit in dem alten Reblausherd südlich von Sydney erfolgt.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Verbreitung der Thierseuchen im Deutschen Reich im September 1893.
(Nach amtlichen Mittheilungen; für Preußen und Braunschweig liegen Nachweisungen nur über Maul⸗ und Klauenseuche vor.)
Fälle von Rotz (Wurm) sind festgestellt in je 1 Gehöft des Bezirks Landau ( de1⸗ der Amtshauptmannschaft Leipzi 8 des Ober⸗Amtsbezirks Riedlingen (Donaukreis); in je 2 Geßösten im Ober⸗Amtsbezirk Waldsee (Donaukreis) und im Kreise Forbach (Lothringen).
Die Maul⸗ und Klauenseuche hat gegen den Vormonat so⸗ wohl der räumlichen Ausbreitung als auch nach dem Grade der Verseuchung erheblich abgenommen, und nur in, den Regierungs⸗ bezirken Gumbinnen und Potsdam, besonders in dem ersteren, eine gfüen⸗ Verbreitung erlangt. Sie herrschte am Schluß des Be⸗ richtsmonats nachweislich noch in den Regierungsbezirken Königs⸗ berg, Gumbinnen, Danzig, Marienwerder, Potsdam, rankfurt, Köslin, Pos en, Breslau, Liegnitz, Oppeln, Merseburg, Schleswig, Hildes⸗ heim, Osnabrück, Arnsberg, Cassel, Trier, Oberbayern, Niederbayern, Pfalz, Oberpfalz und Schwaben, k8. im Neckar⸗ und Jagstkreise, in den Landescommissärbezirken 5 urg und Mannheim, in 8 Starkenburg, im Unter⸗Elsaß, ferner in beiden Mecklenburg, Braun⸗ schweig und “ Verhältnißmäßig die meisten Gemeinden blieben verseucht in Mecklenburg⸗Streli (3,9 % der vorhandenen) und in den Regierungsbezirken umbinnen
1,6 %) und Niederbayern (1,7 %). Nur je eine Gemeinde blieb verseucht in den Regierungsbezirken Köslin, Posen,
Auftreten der Reblaus in mehreren Gemeinden von Nieder⸗Oesterreich,—
Osnabrück, Arnsberg, Cassel, Trier, im Neckarkreise, in
Landescommi ärbezirken Freiburg und Mannheim, ferner in Sachsen⸗ Weimar, Braunschweig und Sachsen⸗Meiningen. Seuchen⸗ frei waren nachweislich Ende September Oldenburg, Sachsen⸗ Altenburg, Sach en⸗Coburg⸗Gotha, Anhalt, beide Eehsas. urg, Waldeck, beide Reuß, beide Lippe, Lübeck, Bremen, Hamburg, ferner die Regierungsbezirke Berlin, Stettin, Stralsund, Bromberg, Magde⸗ burg, Erfurt, Hannover, Lüneburg, Stade, Aurich, Münster, Minden, Wiesbaden, Koblenz, Köln, Düsseldorf, Aachen, Sigmaringen, Ober⸗, Mittel⸗, Unterfranken, Bautzen, Dresden, Leipzig, der Schwarzwald⸗ und Donaukreis, die Landescommissärbezirke Konstanz und Karloruhe⸗ Ober⸗, und Rheinhessen, sowie das Ober⸗Elsaß und Lothringen.
Lungenseuchefälle nd nicht gemeldet worden.
Ausbrüche der Schafräude sind in 4 Gemeinden von Oberfranken, 1 von Mittelfranken, 2 des Donaukreises, je 1 von Ober⸗ heffer, 1 Herzogthums Oldenburg und des Fürstenthums Waldeck 14 2 8 * „ .—2—
8 Portugal.
Durch Verfügung des portugiesischen Ministeriums des Innern sind die Häfen „von Marokko seit dem 20. v. M. für rein von Cholera, die Häfen von London und Greenwich seit dem 8. d. M. für choleraverseucht und die Häfen von Marseille, Toulon, Nizza, sowie diejeni en des Departements Hérault für derselben Krankheit verdächtig erklärt worden.
Das C negiuam at bor e b
a ommerzcollegium hat den Regierungsbezirk Stettin für seit dem 18. d. M. cholerainficirt erklärt. “ 3 Dänemark.
Wie wir bereits mitgetheilt haben, sind durch eine sofort in Kraft getretene Bekanntmachung des dänischen Justiz⸗Ministeriums vom 20. d. M. die unter dem 19. und 23. v. und 2. d. M. egenüber Hamburg und anderen Elbhäfen, Kiel und Lübeck, beziehungsweise der Landgrenze und Warnemünde, dänischerseits angeordneten gesundheitspolizeilichen Maßnahmen zur Verhütung der Einschleppung der asiatischen Cholera außer Wirksamkeit gesetzt, und ist die gleichzeitig gebotene ärztliche Beaufsichtigung der über die Landgrenze oder aus den bezeichneten Hafenplätzen in Dänemark ankommenden Personen aufgehoben worden. Dem fügen wir hinzu, daß gegenüber Stettin und Swinemünde diese Maßregeln noch in Kraft bleiben, und daß es ganz Deutschland gegenüber bei dem Einfuhrverbot für Lumpen und nicht vorschrifts⸗ mäßig desinficirte Kratzwolle bewendet.
R 23. Oktob ten T si om, 23. Oktober. i den letzten Tagen sind nach dem „W. T. B. in Livorno zwei Todesfälle an Cholera in Palermo zwölf Erkrankungen und sieben Todesfälle. Hier sind zwei verdächtige Erkrankungen gemeldet worden. Konstantinopel, 23. Oktober. „W. T. B.“ meldet: Die Meldung des „Standard“, daß die Cholera in Konstantinopel größere Verheerungen anrichte, wird hier als übertrieben bezeichnet. Seit dem ersten Auftreten der Seuche seien insgesammt 349 Personen an Cholera erkrankt und 208 gestorben; in den Jedermann zugänglichen
fremden Spitälern sei kein Cholerafall vorgekommen.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 23. d. M. gestellt 11 393, nicht iti vct cae üöe. ges nicht rechtzeitig 8. erschlesien sind am 21. d. M. gestellt 3731, ni . zeitig gestellt 969 Wagen. 8 de
— In der letzten Sitzung des Beiraths des Rheinisch⸗ Westfälischen Kohlensyndikats ist einer Mittheilung 18. „Rh.⸗Westf. Z.“ zufol e festgestellt worden, daß die thatsächliche Ein⸗ schränkung der Kohlenförderung im September nur 7 % statt der be⸗ üeh 15 98 betrug , b 8 .
— Der Jahresabschluß der Lothringer Eisenwerke für 1892/93 ergiebt, wie der „Frkf. Ztg. aus Ars a. d. Fnm veses wird, einen Bruttogewinn von 70 214 ℳ (gegen 102 441 ℳ im Jahre 1891/92). Davon werden 35 000 ℳ (im Jahre 1891/92 35 000 ℳ neben 40 000 ℳ Rückstellung für den Dividenden⸗Steuer⸗ prozeß) dem Erneuerungsfonds und 1760 ℳ (gegen 1372 ℳ im Jahre 1891/92) dem gesetzlich vorgeschriebenen Je überwiesen. Einschließlich 1432 ℳ Saldo⸗Vortrag aus dem Vorjahre sind 34 886 ℳ (33 514 ℳ in 1891/92) verfügbar, wovon die Prioritäts⸗ actien 1 % Dividende wie im Jahre 1891/92 erhalten und 4176 ℳ zum Vortrag auf neue Rechnung verbleiben.
8 Magdeburg, 23. Oktober. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92 % —, neue 14,10, Kornzucker excl., 88 % Rendement 13,20, neue 13,40, Nachproducte excl., 75 % Rendement 11,15. Stetig. Brotraffinade I. —, Brotraffinade II. —. Gem. Raffinade mit Faß —,—. Gem. Melis I. mit Faß —,—. Ruhig. Rohzucker. I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. Ok⸗ tober 13,35 bez., 13,42 ⅞˖ Br., pr. November 12,97 ¼ bez., 13,05 Br., 1. Dgember ” bez., 13,12 ½ Br., pr. Januar⸗März 13,22 ½ bez., ,25 Br. Fest.
Leipzig, 23. Oktober. (W. T. B.) Kam mzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per Oktober 3,40 ℳ, per November 3,40 ℳ, per Dezember 3,45 ℳ, per Januar 3,47 ½ ℳ, 8 “ 8988 ℳ, 1. 3829 5 per April 3,52 ½ ℳ, per
ai 3,55, per Juni 3,60, per Juli 3,60, per August 3,60, per September 3,60. Umsatz 160 500 kg. g we 8
Bremen, 23. Oktober. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht.
Raffinirtes Petroleum. „(Officielle Notirung der Bremer
etroleum⸗Börse.) Faßzollfrei. Stetig. Loco 4,40 Br. — Baum wolle. Weichend. Upland middling, loco 43 ¾ ₰, Upland Basis middling, nichts unter low middling, auf Termin⸗Lieferung, pr. Oktober 43 ₰, pr. November 43 ₰, pr. Dezember 43 ₰, pr. Januar 43 ½ ₰, per Februar 43 ½ ₰, 43 ¾ 8 — Schmalz. uhig. Shafer — J, Wilcor 47 ½ ₰, Thoice Grocery 48 ½ ₰ Armour shield 47 ½ ₰, Cudahy 48 ½ ₰. Rohe & Brother (pure) 48 ₰, Fairbanks 41 ½ 4. — Speck. Fest. Short clear middl. November⸗ dee 46, Dezember⸗Januar⸗Abladung 44.
London, 23. Oktober. (W. T. B.) An der Küste 4 Weizen⸗
lad nn ge n o Javazucker loco 16 ¾ träge, Rüben⸗Rohzucker
loco 13 stetig. — Chile⸗Kupfer 42 ⁄½16, 8 3 Monat 421/18. „Bradford, 23. Oktober. (W. T. B.) Wolle ruhig, fest, eine große Quantität Kreuzzuchten wurde in voriger Woche für den Continent verkauft. Mohairwolle stetig, Garne ruhig, williger; in Stoffen mäßiges Geschäft. t Paris, 24. Oktober. (W. T. B.) Aus Buenos Aire wird gemeldet, daß eine Petition der Industriellen Maßregeln geg ein “ eveg 8 Se 8b 8
„Amsterdam, 22. Oktober. (W. T. B. ava⸗Kaffee good ordinary 52. — Bancazinn 52 ⅛. . 8
New⸗York, 23. Oktober. (W. T. B.) Die Börse wa zu Vehänn und im weiteren Verlauf lebhaft und im allgemeinen fest der Schluß recht fest. Der Umsatz der Actien betrug 379 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 165 000 Unzen geschätzt. 2 verkäufe fanden nicht statt.
“ schwächte sich nach Eröffnung etwas abh auf erwarte Zunahme in den sichtbaren Vorräthen und steigerte sich später ent⸗
rechend dem Effectenmarkt. Schluß sehr fest. — is schwächte ch nach Eröffnung etwas ab entsprechend der Mattigkeit an den en em⸗ später erholt auf Deckungen der Baissiers und en
Silber⸗
spr 88 Ner. “ b Zisible supply an izen 66 978 8 Na ghaschn 8 . eizen 000 Bushels, do. a Chicago, 23. er. (W. T. B.) Weizen fallend eint Zeit nach Eröffnung, dann lebhafte Reaction, da 8 sichtbaren Bon⸗