Beisitzer: Bergwerks⸗Director Otto Menzel zu Samuelsglück⸗ grube bei Beuthen. b Rvyb —8 Stellvertreter: Bergwerks⸗Director Gerhard Mauve zu
nik.
2. Stellvertreter: Berg⸗Inspector Hermann Kocks zu Florentinegrube bei Oberlagiewnik (Kreis Beuthen).
b. Von den Arbeitervertretern gewählt:
Beisitzer: Hauer August Schade zu Oberlagiewnik.
1. Stellvertreter: Hauer August Neumann zu Beuthen. 9 8 Zatelgvärtg⸗ —8 Maschinenwärter Anton Wypior zu Bogutschütz (Kreis Kattowitz).
egeisiger Hauer 98 Mielchen zu Neu⸗Heyduk (Kreis Beuthen).
1. Stellvertreter: Zimmerhauer Alexander Ziemba zu Kattowißz⸗
2. Stellvertreter: Zimmerhauer Johann Kurziden zu Emanuelssegen (Kreis Pleß).
Berlin, den 20. Oktober 1893.
Der Minister für Handel und Gewerbe. Freiherr von Berlepsch. 8
1“
Bekanntmachung.
Bei dem durch meine Anordnung vom 8. Juli d. J. errichteten Berggewerbegericht zu Dortmund sind ernannt worden:
I. zum Vorsitzenden des Berggewerbegerichts:
Berg⸗Hauptmann Taeglichsbeck zu Dortmund, mit der commissarischen Wahrnehmung dieses Amtes beauftragt;
II. zum ersten Stellvertreter des Vorsitzenden:
Ober⸗Bergrath Reuß zu Dortmund;
III. zu Stellvertretern des Vorsitzenden unter gleich⸗ zeitiger Betrauung mit dem Vorsitz der nachstehend bezeich⸗ neten Kammern des Berggewerbegerichts:
1) Bergrath Kost zu Recklinghausen, Vorsitzender der Kammer Recklinghausen;
2) Bergrath von Dassel zu Dortmund, Vorsitzender der Kammer Ost⸗Dortmund;
3) Bergrath Scharf zu Dortmund, Vorsitzender der Kammer West⸗Dortmund; 1
4) Bergrath Starcke zu Dortmund, Vorsitzender der Kammer Süd⸗Dortmund;
5) Bergmeister Funcke zu Witten, mit der commissari⸗ schen Wahrnehmung des Amts eines stellvertretenden Vor⸗ sitzenden des Berggewerbegerichts und des Vorsitzes der Kammer Witten beauftragt; G“
6) Bergrath Schornstein zu Hattingen, Vorsitzender der Kammer Hattingen;
7) Bergrath Althüser zu Bochum, Vorsitzender der Kammer Süd⸗Bochum;
8) Ober⸗Bergrath von Sobbe zu Bochum, Vorsitzender der Kammer Nord⸗Bochum;
9) Bergmeister Gante zu Herne, mit der commissa⸗ rischen Wahrnehmung des Amts eines stellvertretenden Vor⸗ sitzenden des Berggewerbegerichts und des Vorsitzes der Kammer 18. beauftragt;
10) Bergrath Hueck zu Gelsenkirchen, Vorsitzender der Kammer Deksengirchen; 1
11) Bergrath de Gallois, zur Zeit zu Gelsenkirchen, demnächst zu Wattenscheid, mit der commissarischen Wahr⸗ nehmung des Amts eines stellvertretenden Vorsitzenden des Berggewerbegerichts und des Vorsitzes der Kammer Watten⸗ scheid beauftragt;
12 Bergrath Neustein zu Essen, Vorsitzender der Kammer Ost⸗Essen;
13) Ober⸗Bergrath Niederstein zu Essen, Vorsitzender der Kammer West⸗Essen;
14) Bergmeister Netto zu Essen. mit der commissarischen Wahrnehmung des Amts eines stellvertretenden Vorsitzenden des Berggewerbegerichts und des Vorsitzes der Kammer Süd⸗ Essen beauftragt;
15) Bergrath von Bernuth zu Werden, Vorsitzender der Kammer Werden;
16) Ober⸗Bergrath Selbach zu Oberhausen, Vorsitzender der Kammer Oberhau en.
Berlin, den 22. Oktober 1893.
Der Minister für Handel und Gewerbe. Freiherr von Berlepsch.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Deerr Königliche Regierungs⸗Baumeister Kruse in Siegen st als Kreis⸗Bauinspector daselbst angestellt worden.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Dem Porträt⸗ und Genremaler August Wilhelm Stryowski in Danzig ist das Prädicat Professor beigelegt worden.
Dem Königlichen Gymnasial⸗Director Dr. Hense ist die Direction des Gymnasiums zu Paderborn übertragen worden.
Am Schullehrer⸗Seminar zu Marienburg W.⸗Pr. ist der Lehrer Peters aus Dyck als Hilfslehrer angestellt worden.
Richtamtliches. Deutsches Reich. ußen. Berlin, 25. Oktober.
Seine Majestät der Kaiser und König unter⸗ nahmen gestern Nachmittag mit Seiner Königlichen Hoheit dem “ “ einen längeren Spaziergang. Bis zur Abendtafel arbeiteten Seine Majestät allein und erledigten Regierungsgeschäfte. Um 8 Uhr fand im Neuen Palais u Ehren des hohen Gastes, Seiner Kaiserlichen und König⸗ lichen Hoheit des Erzherzogs Albrecht von Oesterreich, Tafel von einigen 30 Gedecken statt, an welcher der öster⸗ reichisch⸗ungarische Botschafter von Szögyény⸗Marich, der Reichskanzler Graf von Caprivi, der deutsche Botschafter am russischen Hofe General von Werder und andere theilnahmen. Heute Morgen um 8 ¼ Uhr wohnten Seine Majestät der Kaiser mit Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Erzherzog Albrecht dem Exerciren einer Compagnie des 1 Hetole geegimento z. F. vor dem Neuen Palais bei und nahmen hierauf den Vortrag des Chefs des Civilcabinets entgegen. 1
Zur Beglückwünschung Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Erzherzogs Albrecht von Oesterreich ist eine Deputation des Grenadier⸗Regiments König Friedrich Wilhelm 1. (2. Ostpreußisches) Nr. 3, bestehend aus dem Commandeur, Obersten von Glümer, dem etats⸗ mäßigen Stabsoffizier, Oberst⸗Lieutenant von Zamory, dem
auptmann von Ludwiger und dem Premier⸗Lieutenant anncke gestern hier eingetroffen.
Die im Reichs⸗Eisenbahnamt “ Uebersicht der Betriebs⸗Ergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat Septemberd. J. ergiebt für die 70 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monat des Vorjahres im Betriebe waren und zur Vergleichung gozogen werden konnten, mit einer Gesammtbetriebslänge von 37 757,74 km Folgendes: Im September d. J. betrug die Einnahme: a., aus dem Personen⸗ verkehr im ganzen 32 516 893 ℳ oder 4 618 666 ℳ mehr als in demselben Monat des Vorjahres, auf 1 km Betriebs⸗ länge 878 ℳ oder 15,37 Proc. mehr als in demselben Monat des Vorjahres; b. aus dem Güterverkehr: im ganzen 75 455 371 ℳ oder 5 206 382 ℳ mehr als in demselben Monat des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 2004 ℳ oder 6,14 Proc. mehr als in demselben Monat des Vor⸗ jahres. In der Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis Ende September d. J. betrug die Einnahme: A. Bei denjenigen Bahnen, deren Rechnungsjahr die Zeit vom 1. April bis 31. März umfaßt, a. aus dem Personenverkehr: im hene 162 628 089 ℳ oder 6 955 228 ℳ mehr als in emselben Zeitraum des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 5437 ℳ oder 3,33 Proc. mehr als in bereoen Zeitraum des Vorjahres; b. aus dem Güterverkehr: im ganzen 355 377 329 ℳ oder 19 073 179 ℳ mehr als in demselben “ des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 11 675 ℳ oder 4,46 Proc. mehr als in demselben Zeitraum des Vor⸗ jahres. B. Bei denjenigen Bahnen, deren Rechnungsjahr mit em Kalenderjahre zusammenfällt, a. aus dem Personen⸗ verkehr im ganzen 50 857 835 ℳ oder 1 510 214 ℳ mehr als in demselben Zeitraum des Vorjahres, auf 1 km Betriebs⸗ länge 7266 ℳ oder 1,94 Proc. mehr als in demselben Zeit⸗ raum des Vorjahres; b. aus dem Güterverkehr: im ganzen 90 792 109 ℳ oder 5 502 187 ℳ mehr als in demselben Fea des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 12 828 ℳ oder 5,18 Proc. mehr als in demselben Zeitraum des Vor⸗ jahres. Eröffnet wurden am 1. September die Strecken Marienburg —Maldeuten 55,49 km und Elbing (Unter⸗Kerbs⸗ walde) — Osterode 72,47 km (Königliche Eisenbahn⸗Direction zu Bromberg).
Das Kaiserliche Gesundheitsamt macht folgende Cholerafälle bekannt:
In Ragnit, Ostpreußen, starb ein Arbeiter an Cholera. In Tilsit zwei Neuerkrankungen.
In Stettin wurde bei einer am 18. d. M. erkrankten Person Cholera festgestellt; von den früher Erkrankten starben zwei. In Stepenitz, Kreis Kammin, eine Neuerkrankung.
Beir einem Schiffer, welcher auf einem havelabwaͤrts kommenden Flußfahrzeuge bei Plötzensee im Schleusenwege des Berlin⸗Spandauer Schiffahrts⸗Kanals erkrankte, wurde im Krankenhause Moabit Cholera nachgewiesen. 8 8
8 er Inspecteur der Feld⸗Artillerie, General⸗Lieutenant von Hoffbauer ist hierher zurückgekehrt.
Der Kaiserlich und Königlich österreichisch⸗ungarische Bot⸗ schafter am hiesigen Allerhöchsten Hofe von 11“ Marich ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.
Der Königlich dänische Gesandte am hiesigen vagee cen Hofe von Vind ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Dier Gesandte der Schweizerischen Eidgenossenschaft am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Oberst Roth ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder 8
S
Bayern.
Die Kammer der Abgeordneten genehmigte, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern nach kurzer Debatte die Regierungsvorlage über die gegen den Futternothstan zu ergreifenden Maßregeln. Alsdann begründete der Abg. Dr. Jaeger die Anträge des Centrums auf gesetzgeberische Maßnahmen auf dem Gebiet der Agrarpolitik. Der Abg. von Vollmar motivirte die socialisti⸗ schen Abänderungsanträge des bäuerlichen Realcredits und der progressiven Einkommensteuer. Der Abg. Freiherr von Stauffenberg stimmte der Steuerreform zu und be⸗ stritt die Schilderung des Abg. Dr. Jaͤeger von dem Noth⸗ stande im Volke. Der Finanz⸗Minister Dr. Freiherr von Riedel hob hervor, daß die Einlagen der Sparkassen in den letzten Jahren angewachsen seien, daß die Zahl der Sub⸗ hastationen von Jahr zu Jahr erheblich zurückgehe und die Rückstände an Steuern und Zinsen sehr gering fügige blieben. Der Minister des Innern Freiherr von gerhh ch er⸗ klärte die Schilderungen von dem Nothstande fuͤr übertrieben; man solle doch dafür sorgen, daß die bayerischen Verhältnisse nicht dem inländischen Pessimismus gegenüber vom Auslande allein gelobt würden. Heute wird die Debatte fortgesetzt werden.
In der vorgestrigen ersten Sitzung des Finanz⸗Aus⸗ schusses knüpfte sich an den Etat des Ministers des Aeußern eine allgemeine Etatsdebatte, wozu sämmtliche Minister erschienen waren. Der Abg. Wagner fand in den Ueberschüssen das Zeichen einer nicht richtigen Etatsaufstellung. Der Abg. Daller tadelte die Zustimmung der bayerischen Regie⸗ rung zur Militärvorlage, ehe Klarheit über die Deckungsmittel geschaffen worden sei, und bezweifelte, ob die Deckung durch den Reichstag erfolgen werde. Der Abg. Keßler ferben die Regierung auf, weiteren Versuchen zur Erhöhun er Militärlast im Bundesrath entgegenzuwirken, un
wün chte Au chterhaltung der Getreidezölle beim russischen Handelsvertrag. Der Abg. Freiherr von Stauffen⸗ berg bedauerte die infolge der Rüstungen und fragte nach der Stellung der Regierung zur Weinsteuer. Er bezweifelte, ob daraus große Beträge gewonnen werden könnten. Der Abg. Bürger fürchtete von einer Weinsteuer den Untergang des stäͤdtischen Weinbauers. Hierauf wurde
Erörterung vertagt. “
Seiner Majestät dem König sind, wie das „Dr. J.“ meldet, bald nach der am Sonntag erfolgten Ankunft Seiner Majestät des Kaisers in Dresden die nachstehenden Aller⸗ höchsten Handschreiben überreicht worden:
„Durchlauchtigster Fürst, freundlich lieber Vetker und Bruder!
Als vor mehr als zwei und zwanzig Jahren Mein in Gott ruhender Herr Großvater, des Kaisers Wilhelm I. Majestät, Eure Majestät bei dem Einzuge der braven Truppen des XII. (Königlich eeh e Armee⸗Corps in die heimathliche Hauptstadt, als Anerkennung Ihrer hervorragenden Leistungen während des Feldzuges 1870/71, sowohl als commandirender General des XII. (Königlich Sächsischen) Armee⸗Corps wie als Ober⸗Befehlshaber der Maas⸗Armee, zum General⸗Feldmarschall ernannten, sprachen Derselbe Eurer Majestät Hochseligem Herrn Vater, dem Könige Johann von Sachsen Majestät, die zuversichtliche Hoffnung aus, daß Eure Majestät dem Deutschen Reiche in Kriegs⸗ und Friedenszeiten eine feste Stütze sein würden. Wie sehr Eure Majestät diesen Erwartungen entsprochen haben, ist Mir ein tiefempfundenes Bedürfniß, Eurer Majestät an dem heutigen Erinnerungs⸗ tage einer zurückgelegten fünfzigjährigen Militär⸗Dienstzeit zu erkennen zu geben, und bitte Ich zugleich, den Ihnen von Mir gewidmeten Feld⸗ marschallstab in Brillanten als ein ganz besonderes Zeichen Meiner vollkommensten Hochachtung und wahren Freundschaft entgegennehmen zu wollen, womit Ich verbleibe
Eurer Majestät
freundwilliger Vetter und Bruder Wilhelm Dresden, den 22. Oktober 1893. w“ An des Königs von Sachsen Majestät.“
„Durchlauchtigster Großmächtigster Fürst, freundlich lieber Vetter nnd Bruder!
Der heutige Tag, an welchem Eure Majestät die Feier Ihres fünfzigjährigen Militär⸗Dienstjubiläums begehen, hat die in Mir für Eure Majestät lebenden Gefühle aufrichtiger Verehrung ganz be sonders warm angeregt und Mich veranlaßt, gier zu erscheinen, um an
der Spitze der General⸗Feldmarschälle und der commandirenden Generale Eurer Majestät Meine und der gesammten deutschen Armee
aufrichtigsten und herzlichsten Glückwünsche auszusprechen.
Eure Majestät haben in einer langen thatenreichen Militärlauf⸗ bahn nicht nur unvergängliche Lorbeeren “ sondern auch fℳ b e
die Entwickelung und Leistungsfähigkeit unseres Heeres so viele weise des hingebendsten Interesses gegeben, daß Ich eingedenk der Mi von Eurer Majestät stets entgegengebrachten Freundschaft, beseelt von aufrichtiger, Ee Dankbarkeit, Eure Majestät bitte, zur E innerung an Ihren heutigen Ehrentag auch zu Meinem Garde⸗Corps in nähere Beziehungen zu treten und die Stelle als Chef des 2. Garde Ulanen⸗Regiments anzunehmen. Eure Majestät können Sich versicher halten, daß dieses brave, im Kriege jederzeit bewährte Regiment welches angewiesen ist, Eurer Majestät den Rapport und die Offizier⸗ Rangliste vorschriftsmäßig einzureichen, sich der ihm zu theil gew denen hohen Auszeichnung würdig erweisen wird.
Von dem lebhaften Wunsche beseelt, daß Eure Majestät Mi auch ferner ein väterlicher Freund sein und der Armee noch viel Jahre in voller Kraft und Gesundheit erhalten bleiben mögen, zum
Segen des deutschen Vaterlandes, verbleibe Ich mit der Versicherung
der vollkommensten Hochachtung und wahren Freundschaft Eurer Majestät Vetter und Brude
Dresden, den 22. Oktober 1893. An des Königs von Sachsen Majestät.“
Ferner ist Seiner Majestät dem König am Morgen des 22. d. M. folgendes Beglückwünschungs⸗Tele ramm Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph von Dester⸗ reich, Königs von Ungarn, zugegangen:
„Indem Ich Meinen Vetter, den Feldmarschall Erzherzog Albrecht mit der freudevollen Sendung betraue, Mich bei der Feier Deines
denkwürdigen militärischen Jubiläums zu vertreten, wollte Ich dem
edlen Ritter des Marien Theresien⸗Ordens durch ein hervorragendes Ordensmitglied, dem Feldherrn durch den Feldherrn die huldigenden Gesinnungen Meiner gesammten Wehrmacht, welche mit Mir Deine kriegerischen Tugenden bewundert, ausdrücken lassen. Meine Gefühle für Dich⸗ unwandelbar seit und so lange Wir leben, sind die treuester “ und innigster Hochschätzung. Der Zeiten und der Geschicke
ang sah Dich stets voran Deinem tapferen Heere und eins mit Deinem treuen Sachsenvolke. So erhebend Dir die Ueberzeugung sein muß, so glückerfüllt sei Dir die Zukunft noch in Jahrzehnten vollster Rüstigkeit und Thatkraft: Zum Segen Deines Königlichen S Deines ausgezeichneten und schönen Landes, sowie
eutschlands, das Dich heute durch seinen Kaiser ehrt.
Gödöllö, am 22. Oktober 1893. Franz Joseph.“
Seine Majestät der König hat den Erzherzog Albrecht von Oesterreich zum Chef des 4. Infanterie⸗Regiments Nr. 103 ernannt.
Württemberg.
Die Erzherzogin Karl Ludwig von Oesterreich, Mutter der Herzogin Albrecht von Württemberg, ist gestern in Stuttgart eingetroffen und von dem Herzog Albrecht auf dem Bahnhof empfangen worden.
16 Oesterreich⸗Ungar
Der Kaiser und die Kaiserin sind gestern Mittag von Gödöllöb in Budapest he und haben sich unter begeisterten Ovationen des Publikums nach der Ofener Hof⸗ burg begeben.
Wie die „Politische Correspondenz“ erfährt, tritt der Minister des Auswärtigen, Graf Kälnoky, Ende dieser Woche einen dreiwöchigen Erholungsurlaub ab, den er in der Schweiz und Ober⸗Italien zu verbringen gedenkt.
Das Ab geordnetenhaus setzte gestern die erste Lesung der Vorlage über die Wahlreform fort. Der Abg. Krona⸗ wetter trat, wie „W. T. B.“ berichtet, für die Regierungs⸗ vorlage ein und bekämpfte die Wirksamkeit der Clubs, welche den Parlamentarismus schädige. Die gegenwärtige
Coalition Plener⸗Hohenwart⸗Jaworski nannte Redner
einen neuen Dreibund. Der Abg. Graf Hohenwart
führte aus, der Elub der Conservativen habe in Erwiderung
es der Regierun jederzeit entgegengebrachten Vertrauens gehofft in einer 2 wichtigen Frage wenigstens vor Ueber⸗
raschungen gesichert zu sein; leider sei diese Hoffnung nicht in
Erfüllung gegangen. Die Erklärung des Minister⸗ Präfibenben Grafen Taaffe sei nicht zufriedenstellend.
8
Durch die angeregte Wahlreform werde der poli tische Einfluß des Mittelstandes in Stadt und Land stark herabgedrückt. Es würde ein Gebot der Klugheit gewesen sein, gerade den Bürger⸗ und Bauernstand in der gegen⸗ wärtigen Stellung eher zu stärken als zu schwächen. Die Re⸗ ierung sei nicht im stande, die Consequenzen hintanzuhalten. gs sei total unrichtig, daß die ländliche Bevölkerung von der Wahlreform nichts zu befürchten habe. Die niedrigsten Schichten der Bevölkerung, die der Politik apathis gegenüber⸗ würden leicht eine Beute der socialistischen Emissäre. och stärker sei das Wahlrecht der städtischen Burgerschaft bedroht. Obwohl die Mehrzahl der städtischen Bevölkerung liberalen Principien huldige, müsse doch die conservative Partei für sie eintreten. Eine Schädigung der städtischen Wählerschaft involvire aber auch eine Schädigung des Staats. Die conservative Partei könne nicht zugeben, daß das politische Schwergewicht von den besitzenden Klassen auf die besitzlosen abgewälzt werde. Dadurch würde ein höchst bedenklicher Zustand herbeigeführt werden. Der Abg. Lien⸗ bacher begründete sodann seinen Wahlreformantrag, worauf der Abg. Stadnicki (Pole) ausführte, das allgemeine Wahlrecht werde auch auf die militärische Disciplin nachtheilig einwirken, da jeder Rekrut mit Klagen bei seinen Abgeordneten drohen könne. In Galizien würden die neuen Wählerklassen Anarchisten erzeugen; sollte die Regierungsvorlage durch⸗ dringen, dann könne Rußland Einfluß auf die Massen in Galizien gewinnen. Nachdem noch der Abg. Schlesinger (Antisemit) für und der Abg. Demel (liberal) gegen die Vorlage gesprochen, wurde die Verhandlung abgebrochen.
Die deutsche Nationalpartei wird bei der weiteren Berathung der Vorlage über die Wahlreform eine Erklärung abgeben, worin sie sich für die möglichst weitgehende Aus⸗ dehnung des Wahlrechts mit directen Landgemeindewahlen aussprechen, sich jedoch dagegen erklären wird, daß gerade die deutschen Bürger und Bauern der Majorisirung durch die Massen preisgegeben würden. Die Entscheidung der Partei werde von der Aufnahme dieser Abänderung abhängen.
Der Bürgermeister von Wien, Dr. Prix, hat sein Amt als Bürgermeister niedergelegt, jedoch das Mandat als Gemeinde⸗Rath behalten.
Frankreich. Der Kaiser von Rußland hat, wie „W. T. B.“
meldet, der Wittwe des Marschalls Mac Mahon ein Beileids⸗
telegramm übersandt. .
Ein Theil der russischen Offiziere besuchte gestern Vor⸗ mittag Versailles. Von den Behörden empfangen und zum Schlosse geleitet, besichtigten die Offiziere die meisten Galerien, vor allen die Spiegelgalerie und den Park. Später fand in der Mairie ein Dejeuner statt. Für den Admiral Avelane und diejenigen russischen Offiziere, die sich nicht nach Versailles begeben hatten, war im Erp ee ein Dejeuner zu 90 Ge⸗ decken veranstaltet. Während desselben theilte der Präsident Carnot dem Admiral Avelane mit, daß er am Freitag nach Toulon kommen werde. Bei dem Dessert brachte der Präsident Carnot einen Trinkspruch aus, worin es hieß:
„Wir sehen mit Bedauern die Stunde herannahen, da die würdigen Vertreter der russischen Marine Paris verlassen müssen, dessen Gefühle, Freude wie Trauer, sie mit so großem Zartgefühl und mit solcher Herzlichkeit zu theilen gewußt haben. Der Besuch wird unauslöschliche Erinnerungen bei uns zurücklassen, und ich hoffe, daß die Erinnerungen, welche Sie selbst mitnehmen, nicht weniger fest haften werden. Im Namen von ganz Frankreich wünsche ich unseren Gästen und Freunden Glück und Erfolg und trinke auf das Wohl es Kaisers und der Kaiserin von Rußland!“
Der Admiral Avelane erwiderte:
Ich kann keinen Ausdruck finden für den aufrichtigen Dank und die dauernde Erkenntlichkeit für die große und herzliche Sympathie, welche das französische Volk uns bezeugt hat. Wir haben denselben Empfang gefunden nicht nur in den großen Städten, sondern auch in den kleinen Städten, selbst in den Dörfern. Wenn man dies in Rußland erfahren wird, werden daselbst in gleicher Weise überall, auch in den Dörfern, Wünsche für die Größe und das Glück Frank⸗ reichs geäußert werden. Ich trinke auf das Wohl des Präsidenten der Republik, auf die Größe und das Glück Frankreichs!“
Der gestrigen Gala⸗Vorstellung in der Oper wohnten außer den russischen Offizieren der Präsident Carnot, der Minister⸗Präsident Dupuy, der General Saussier und der russische Botschafter Baron von Mohrenheim bei. Beim Eintritt des Admirals Avelane, spielte die Musik die russische Hymne, bei dem einige Minuten darauf erfolgenden Eintritt des Präsidenten wurde die Marseillaise gespielt. Die Schluß⸗ scene der Festvorstellung, in der die Statue des Friedens auf der Bühne erschien und hinter den Coulissen ein Kanonen⸗ schuß fiel, rief den lebhaftesten Beifall hervor. Bei dem Spielen der Marseillaise erhoben sich die russischen Offiziere und begrüßten diese mit lebhaftem Beifall. Der Admiral Avelane rief mit lauter Stimme: „Es lebe Frankreich!“, was einen außerordentlichen Enthusiasmus hervorrief. Um 12 Uhr 40 Minuten erfolgte die Abfahrt vom Opern⸗ platze nach dem Bahnhof inmitten einer unabsehbaren Menschenmenge und unter den enthusiastischen Rufen: „Es lebe Frankreich!“, „Es lebe Rußland!“. Der Admiral Avelane kam um 1 Uhr 5 Minuten mit seinen Offizieren auf dem prächtig erleuchteten Bahnhofe an, wo ihm der Admiral Gervais unter herzlicher Umarmung Lebewohl sagte. Der erste Zug mit den Fähnrichen und Aspiranten ging um 1 Uhr 27 Minuten, der zweite mit dem Admiral Avelane um 1 Uhr 40 Minuten ab unter erneuten, anhaltenden Ovationen. Die russischen Offiziere grüßten, bis der Zug den Augen der Menge entschwunden war.
Der Präsident Carnot hat dem Admiral Avelane sein Bildniß mit einer Widmun übersandt.
Die heutigen Morgenblätter widmen dem eesars der russischen Offiziere warm gehaltene Besprechungen, worin sie den Glanz und die Harmonie der festlichen Veranstaltungen in Paris und die correcte Haltung der Pariser Bevölkerung her⸗ vorheben.
In einer den Blättern zugestellten Note wird der Dank
Admirals Avelane und der russischen Offiziere
den ihnen in Paris zu theil gewordenen Empfang aus⸗
Wie das „Journal des Débats“ aus Dakar meldet, ist der zur Mission des Lieutenants Mizon gehörige Dampfer „Sergeant Malamine“ mit der gesammten Ladung von der N iger⸗Company beschlagnahmt worden.
„Der Admiral Seymour und drei britische Offiziere sind, laut Meldung des „W. T. B.“, gestern Abend 11 Uhr dn Minuten in Rom eingetroffen, um den Leichenfeierlich⸗ keiten für Lord Vivian beizuwohnen. Am Bahnhofe wurden
die Offiziere von den Behörden empfangen und beim Verla des Vahnhofes lebhaft von der Menge begrüßt. Spanien. .
Die Municipal⸗Wahlen sind nach einer Meldung des „W. T. B.“ durch ein gestern erlassenes Decret auf den 19. November festgesett worden.
In Madrid eingetroffenen Privatmeldungen zufolge hätte der General Margallo die Verschanzungen der Kabylen
an der Grenze zerstört, ohne auf Widerstand zu stoßen.
Serbien.
Franassovic ist, wie „W. T. B.“ meldet, zum serbischen Gesandten in Paris und Brüssel ernannt worden. Der bis⸗ herige Gesandte in Paris Giorgjevic wurde nach Bukarest versetzt, der bisherige Gesandte in Bukarest Boskowic wurde zur Disposition gestellt.
Amerika.
Dem „Reuter'schen Bureau’“ wird aus Washington berichtet, daß die demokratischen Senatoren, die für die freie Ausprägung von Silbergeld einträten, jetzt ankündigten, daß sie die Abstimmung über den Widerruf der Sherman⸗Acte nicht mehr verhindern würden. Die Abstimmung werde also voraussichtlich in acht Tagen beginnen.
Dem „Standard“ wird aus New⸗York gemeldet, daß die Coaglition der silberfreundlichen Senatoren sich aufgelöst habe, weil die Demokraten fürchteten, ihr Ansehen zu verlieren, wenn sie zuließen, daß die Repu⸗ blikaner den Präsidenten Cleveland bei Aufhebung der Sherman⸗Acte unterstützten. Der „Times“ wird aus Philadelphia berichtet, daß man die bedingungslose Auf⸗ hebung der Sherman⸗Acte erhoffe, weil es möglich sei, daß die silberfreundlichen republikanischen Senatoren ihre Obstruc⸗ tion aufgeben würden. Die „Daily News“ erfahren aus New⸗ York, daß man dort eine Majorität voraussage, die alle Welt überraschen werde. Die Senatoren würden Anstrengungen machen, auf Seiten der gewinnenden Partei zu sein. Die Demokraten fürchteten das Resultat der im November stattfindenden Wahlen, wenn eine Regelung der Frage nicht erfalge und sähen die Suspension des Gesetzes durch den Präsidenten voraus, wenn der Senat die Aufhebung desselben verweigere.
Dem „New⸗York Herald“” wird aus Montevideo vom gestrigen Tage gemeldet, nach daselbst aus Rio de Janeiro eingelaufenen Nachrichten sei Fe gg Lorena, der Com⸗ mandant eines der aufständischen Schiffe, von dem Admiral Mello im Hauptquartier zu Desterro zum provisorischen Präsidenten der Republik proclamirt worden. Der In⸗ 68bEö“ „Republica“ habe vor seinem Ab⸗ egeln das Kanonenboot „Tiradentes“ aufgefordert, sich zum Kampfe zu stellen oder sich den Aufständischen anzuschließen. Eine Antwort darauf sei nicht ertheilt worden. Die Regie⸗ rung von Uruguay habe einen Kampf in ihren Gewässern verboten. Ferner läßt sich der „New⸗Yorker Herald“ melden, Admiral de Mello habe in einer Proclamation bekannt gemacht, Peixoto habe versucht, ihn zu tödten. Ein mit Dy⸗ namit gefülltes Album sei ihm mit Peixoto's Einwilligung übersandt worden.
Asien.
Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Shanghai vom 29. v. M. meldet, hat das diplomatische Corps in Peking eine zweite, eingehender begründete Note an das Tsungli⸗ Yamen wegen der Niedermetzelung der schwedischen Missionare in Sungju gesandt. Darin wird die Aufmerksamkeit auf das Verhalten des Vice⸗Königs Tschang⸗Tschi⸗Tung gelenkt, ferner werden Befürchtungen für die Europäer im Innern des Landes ausgesprochen und schließlich die hanestchen Beamten beschuldigt, daß sie sich nicht an die Kaiserliche Verordnung vom 13. Juni 1891 hielten.
Nr. 42 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen 8 beiten, vom 21. Oktober hat folgenden Inhalt: Gutachten der
die iser Friedrich⸗Gedächtnißkirche in Berlin. — Bahnhöfe im Auslande. — Neues zur Arbeiterwohnungsfrage. — Internationaler permanenter Straßenbahn⸗Verein. — Vermischtes: Wettbewerb für Pläne zum bayerischen National⸗Museum in München. — Wett⸗ bewerb für Pläne zu Anlagen für die Klärung der Leipziger Schleusen⸗ wässer. — Eisenbahn⸗fachwissenschaftliche Vorlesungen. — Straßen überführung in Monierbau. — Norwegische Eisenbahnbauten. — Intendantur⸗ und Baurath R. La Pierre in Berlin †.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Der socialdemokratische Parteitag in Köln führte gestern in der Forchht Wef ung die Verhandlung über die ersten drei Gegenstände der Tagesordnung (vgl. die gestrige Nr. 255 d. Bl.) zu Ende. Alsdann wurde von der Mandats⸗ prüfungscommission Bericht erstattet. Nach diesem Bericht sind 180 Abgesandte anwesend, die etwa 270 Mandate haben; einige neue Delegirte waren gestern noch nachgekommen. Vom Kreise Solingen lagen 6, auf 6 ver⸗ schiedene Personen lautende Mandate vor; da aber die Parteiorganisation besagt, daß kein Wahlkreis durch mehr als drei 1e vertreten sein soll, beantragte die Prüfungs⸗ commission, die Mandate von Solingen zu beanstanden und eine Commission zur Prüfung dieser Angelegenheit An wählen. — In der Nachmittagssitzung tadelte bei der Besprechung Antrages der Reichstagsabgeordnete Bebel die Ver⸗ ältnisse im Wahlkreise Solingen. — Nach einem Schlußwort
uers zu den drei ersten Punkten der Tagesordnung wurden die sie betreffenden Anträge zur Abstimmung gebracht. Es wurde u. a. der Antrag angenommen: Die alljährlich beim „Vorwärts“ erzielten Ueberschüsse künftig zum theil zur Be⸗ reicherung des Inhalts, insbesondere 8 Verstärkung des Redactionspersonals 8 verwenden. Ferner wurde die Heraus⸗ babe eimes Central⸗Wochenblatts mit 134 gegen 66 Stimmen eschlossen.
Ueber die großen Grubenarbeiter ausstände in England und Nordfrankreich liegen neue Nachrichten von Bedeutung nicht vor.
Aus Leipzig berichtet man dem „Chemn. Tgabl.“, daß der dortige Verband der Bildhauergehilfen beschlossen hat, für die Vertretung im Gewerkschaftscartell einen Delegirten nicht wieder zu ernennen, da es an einer hierzu geeigneten Persönlichkeit mangle. — Die Hamburger Kmpnergelse haben einen neuen Lohn⸗
en Akademie des Bauwesens, betreffend den Entwurf für ai
tarif für sämmtliche Klempnergehilfen Deutschlands ausgearbeitet. Die Leipziger Berufsgenossen halten die jetzige Zeit nicht geeignet zur be dieses Tarifs. 1 G us Haynau in Schl. wird der „Köln. Z.“ telegraphisch ge⸗ meldet: Eine Versammlung von mehreren Hundert bescheftigungsle en Arbeitern der feiernden Handschuhfabriken (vgl. Nr. 229 u. flg.) beschloß die Absendung einer Commission an die Stadt⸗ verwaltung, um eine eseige hehs zu erlangen. Donnerstag soll ebenfalls eine Versammlung der Arbeitslosen stattfinden. Die ge⸗ sammte Gendarmerie des Kreises wurde nach Haynau berufen. In Lissen⸗Osterfeld (Kreis Weißenfels) haben die Töpfer der Ofenfabrik die Arbeit E“ Ein Pariser Telegramm des „Wolff'schen Bureaus“ meldet aus Saint⸗Etienne, daß in einer Versammlung sämmtlicher Glas⸗ arbeiter Saint⸗Etiennes beschlossen wurde, in der Glasfabrik
Durif, in welcher drei Arbeiter entlassen wurden, die Arbeit ein⸗
zustellen. Die Arbeitseinstellung soll auf alle Glashütten des Districts ausgedehnt werden, welche die Ausführung von Bestellungen über⸗ nehmen würden, die der Fabrik Durif übertragen waren.
Kunst und Wissenschaft.
Im Botanischen Garten zeigt sich gegenwärtig ein Baum in seiner vollen Schönheit, welcher verdiente, in viel aus⸗ gedehnterer Weise als Parkbaum cultivirt zu werden, als dies bis jetzt geschieht. Es ist dies die Virginische Sumpf⸗Cypresse, Bald⸗Cypresse der Amerikaner (Taxodium distichum), ein Baum, welcher an Flußufern und an feuchten Stellen der östlichen und südlichen Staaten von Nord⸗Amerika einheimisch ist. Einzelne der Exemplare des Botanischen Gartens stehen wohl kaum den schönsten in ihrer Heimath nach und liefern damit den Beweis, daß diese Conifere trotz des Staubes und Rauchs der Großstadt hier ausgezeichnet gedeiht. Die Sumpf⸗ Cypresse wird 20 — 30 m hoch und besitzt allseitig ausgebreitete Aeste mit flachen, zweireihigen, lebhaft grünen Nadeln. Dieser Baum bildet einen ganz hervorragend schönen Baumschlag und bietet, auf einem Rasenplatze freistehend, einen prächtigen Anblick. Das Holz desselben wird sehr geschätzt, auch liefert er ein ausgezeichnetes Terpentin. Der Grund, weshalb diese Conifere so ohne Schaden — im Gegensatz zu fast allen übrigen Nadelhölzern — in der Nähe von Städten oder in den Städten selbst cultivirt werden kann, ist vor allem der, daß er im Winter seine Nadeln abwirft und zwar sammt den begrenzten Zweigen, an denen dieselben sitzen. Dadurch entgeht er der Hauptgefahr, welcher die im Winter ihre Nadeln behaltenden Coniferen ausgesetzt sind. Der Schnee nämlich, welcher im Winter längere Zeit auf den Zweigen dieser letzteren liegen bleibt, nimmt aus der rauchigen Luft der Städte reich⸗ lich Kohlensäure auf und richtet dadurch bei langem Liegen oder bei langsamem Abschmelzen allmählich die Bäume zu Grunde. Dieser Gefahr ist die die Nadeln abwerfende Sumpf⸗Cypresse natürlich nicht ausgesetzt; sie ist bei uns auch vollständig winterhart, sodaß sie die größten Fröste ohne Schaden übersteht.
Im Spätjahr bietet dieser Baum deshalb einen so hervor⸗
ragend schönen Anblick, weil die sich zum Abfallen vorbereitenden Blätter allmählich alle Farbennuancen durchlaufen, vom lebhaften Grün durch ein helles Gelb zu einem prächtigen Roth. Gerade gegenwärtig kann man an jedem einzelnen Baume diese sämmtlichen Färbungen wahrnehmen. Die Cultur dieses hervorragenden Baumes ist eine sehr leichte; er wird aus Samen erzogen und ist, zumal auf etwas feuchtem Boden, sehr raschwöüchsig. Häufig zeigt er eine merkwürdige morphologische Eigenschaft, für welche man eine ausreichende Erklärung noch nicht gefunden hat; diese ist im Thiergarten in der Nähe eines Teiches beim Denkmal der Königin Luise in hervorragend schöner Weise entwickelt. Die Sumpf⸗Cypresse g. nämlich, wie die meisten Nadelhölzer, lang astförmig unter dem Boden, manchmal auch über demselben herlaufende Wurzeln. Es kommt nun sehr häufig vor, daß an den Stellen, wo die Wurzeln an die Oberfläche treten, besonders auf sumpfigem Boden, sich aus ihnen kegelförmige, bis meterhohe, innen hohle Auswüchse entwickeln. Man konnte bisher noch nicht mit Sicherheit feststellen, ob diese Auswüchse für den Baum selbst von irgend welchem Vortheil sind oder ob sie vielleicht auf pathologische Ursachen zurückzuführen sind. Diese auf⸗ Ses- Erscheinungen sind den Indianern und auch den Pflanzern Nord⸗Amerikas sehr willkommen; sie werden nämlich dort allgemein als Bienenkörbe benutzt. Von der Gärtnerei wurden schon zahlreiche Varietäten der Sumpf⸗Cypresse herangezogen, doch ist kaum zuzugeben, daß sie die Stammform an Schönheit oder Grazie überträfen.
— Die neue Moabiter Brücke soll, wie die „Nat.⸗Ztg.“ berichtet, als bildnerischen Schmuck vier Bären erhalten, jedoch nicht in stilisirter Form, sondern realistisch behandelt. Sie werden nicht, wie im Berliner Wappen, sitzend, sondern auf allen Vieren einher⸗ schreitend, dargestellt sein. Die städtischen Behörden hatten vier Bild⸗ hauer zur oelann von Skizzen aufgefordert, und zwar die Herren arl Begas, J. Boese, J. Götz und E. Piper. Die Entwürfe ind bereits eingereicht und haben Billigung gefunden. Den genannten Künstlern ist nunmehr der Auftrag zur Ausführung ertheilt worden. erhalten überlebensgroße Gestalt und werden in Bronze gegossen.
— An der alten rheinischen Römerstraße bei dem Dorfe Grim⸗ linghausen, am Einfluß der Erft in den Rhein, hat der Archäologe Konstantin Könen aus vor kurzem auf dem sog. Reckberg die Reste eines römischen Castells aufgedeckt. Der „Köla. Ztg.* wird darüber berichtet: Das Castell bildet nahezu ein Quadrat, zeigt abgerundete Ecken mit nach innen liegenden Eckthürmen und wird von einem doppelten Spitzgraben umgeben. Die Länge der vier Seiten beträgt: 38,03, 36,58, 38,52 und 36,92 m. Die zwei längeren Seiten sind von 2 KW. nach OSO. orientirt und laufen parallel der Römerstraße, welche von dem Rande des äußeren Wallgrabens 8,80 m entfernt ist. Die Umfassungsmauer ist 2 m breit und sorg⸗ fältig aus Grauwacke hergestellt. In der Mitte der südwestlichen Seite befand sich allem Anschein nach ein Thor mit zwei Flankenthürmen; ob aber auf der gegenüberliegenden Seite ein zweites vorhanden war, ließ sich vorläufig nicht feststellen, da das Land noch bebaut war. Bei der Untersuchung kam eine Anzahl Scherben zum Vorschein, von denen die ältesten aus der Flavierzeit stammen, die jüngsten bis in die späte Kaiserzeit reichen. Auch ein Mittelerz von Vespasian (69 bis 79 n. Chr.) und eine Kleinbronze von Valens “ n. Chr.) wurden ge⸗ funden. Das Castell scheint demnach in der Flavierzeit erbaut und längere Zeit in Benutzung gewesen zu sein. 8 9
Land⸗ und Forstwirthschaft.
“ Weinaussichten.
Die Weinberge im Regierungsbezirk Wiesbaden haben hier und da durch die trockene Witterung, so in Lorch, v und Aßmannshausen, und in einzelnen Gemeinden, insbesondere in iedrich und Erbach, durch Hagel gelitten, sodaß quantitativ kaum mehr als ein halber Hebf qualitativ hingegen infolge der günsti en Witterung der Monate Juli und August ein gutes Jahr in Aussicht steht.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs Maßregeln. 8
Portugal. 1 Durch Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern sind die Hä⸗ en der Provinz Sankander seit dem 5. d. M. für choleraverseucht erklärt worden.
Egypten.
Zufolge Beschlusses des b Gesundheitsraths, in Alexandrien vom 16. d. M. sind die gegen Antwerpen angeordneten Quarantänemaßre eln mit dem genannten Tage aufgehoben worden (vergl. „R.⸗A.“ Nr. 230 vom 25. Septembe
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