1893 / 258 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 27 Oct 1893 18:00:01 GMT) scan diff

schnittlich auf den Tag 40 523,77 eingenommen worden. Die Ein⸗ nahme im Monat September 1892 betrug 1 223 959,09 oder durchschnittlich auf den Tag 40 798,64 8

Der Postdampfer „Edam“ der Niederländisch⸗Amerikanischen n-.-espisetehe a neh ist am 25. d. M. in New⸗York an⸗ gekommen.

Bremen, 26. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Llopd. Der Schnelldampfer „Lahn“ hat am 24. Oktober Abends die Reise von Southampton nach Bremen fortgesetzt; er überbringt 493 Passagiere und volle Ladung. Der Reichs⸗Postdampfer „Olden⸗ burg“, nach Ost⸗Asien bestimmt, ist am 24. Oktober 6 Uhr Abends in Neapel angekommen. Der Schnelldampfer „Havel“ ist am 24. Oktober Vormittags von New⸗York nach der Woter abgegangen. Der Schnelldampfer „Spree“ hat am 25. Oktober Morgens Dover passirt. Der Postdampfer „Ohtio“ hat am 24. Oktober Nachts die Reise von Antwerpen nach Bremen fort⸗ Pfest. Der Reichs⸗Postdampfer „Bayern“ ist am 25. Oktober

ormittags in Hongkong angekommen.

Hamburg, 26. Oktober. (W. T. B.) am burg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Actien⸗Gesellschaft. Die Post⸗ dampfer „Grasbrock“ und „Albingia“ sind am 24. und 25. d. in St. Thomas eingetroffen. Der Postdampfer „Thuringia“ ist heute Nachmittag in Hapre eingetroffen. Der Schnelldampfer „Fürst Bismarck“ ist heute Morgen in Southampton ein⸗ Der Postdampfer „Moravia“ hat heute Mittag Lizard passirt.

London, 26. Oktober. (W. T. B.) Die „Union⸗Dampfer „Spartan“ und „German“ sind gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen.

heater und Musik.

Concerte.

Im Saal Bechstein bot gestern der Pianist Paul Tidden (aus Amerika) einen Klavierabend. Der sehr begabte Künstler, der unter Leitung Kullak's und Mozskowski's ausgebildet ist, vereinigt in seinem Spiel bedeutende Kraft des Anschlags, musterhaft geschulte Technik mit interessanter Vortragsweise und tief eingehendem Ver⸗ ständniß: Vorzüge, die er in der A-moll Fuge von Bach⸗Liszt und in der großen C-dur Phantasie von Schumann in reichem Maße zu entfalten Gelegenheit hatte. Diesen folgten Stücke von Scgarlatti, Bargiel, Raff, Th. Kullak und anderen, in welchen man noch besonders seine große Sicherheit in Octavengängen und rapiden Passagen er⸗ kennen konnte. Wohlverdienter Beifall folgte seinen Vorträgen.

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An demselben Tage fand in der Sing⸗Akademie ein Lieder⸗ Abend der Mezzo⸗Sopranistin Fräulein Marie Bluhm statt, die durch frühere Concertleistungen hier bereits vortheilhaft bekannt ist. Aus der Schule O. Eichberg's hervorgegangen, leistete die Künstlerin in 19 gut gewählten, meist bekannten und beliebten Gesängen sehr lobenswerthes. Drei Novitäten von Felix Mottl, die, auf compli⸗ cirte Modulationseffecte berechnet, besondere Schwierigkeiten nüdae

führte sie mit Standhaftigkeit durch und erfreute nicht nur dur

treffliche Schulung ihrer wohlklingenden Stimme, sondern auch durd eine sehr empfindungsvolle Art des Vortrags sämmtlicher Lieder, deren Begleitung Herr Eichberg selbst übernommen hatte. Nach dem reichlichen Beifall des in großer Zahl erschienenen Publikums wurden noch einige Zugaben gewährt.

Zu gleicher Zeit hatte in der Philharmonie der Sänger⸗ bund des Berliner Lehrervereins ein Concert veranstaltet, an welchem sich Herr Professor Barth (Klavier) und das Phil⸗ harmonische Orchester betheiligten. Ein sehr wirkungsvoller Männerchor mit Orchester von Rheinberger eröffnete die Reihe der Vorträge. Diesem folgten Chöre von A. Becker, Grieg, Gernsheim, Vierling und anderen. Auch diesmal befestigte der von Herrn Pro⸗ fessor F. Schmidt vortrefflich geleitete Chor wieder seinen ehren⸗ vollen Ruf, wovon der schöne Stimmenklang und die durchgebildete, stets belebte Art des Ausdrucks ein glänzendes Zeugniß ablegten. Herr Professor Barth erfreute durch den Vortrag des seltner ge⸗

geschaltet werden können.

hörten Klavierconcerts von Henselt (F-moll), in welchem seine stets bewährte, feinfühlende und geistvolle Art der Auffassung zur Geltung⸗ kam. Die H Dr. Curting (Bariton) und Ritter (Tenor) bereicherten das Programm durch einige sehr gelungene Solo⸗ vorträge, die gleich allen anderen künstlerischen Leistungen dieses genuß⸗ reichen Abends mit großem Beifall aufgenommen wurden.

Im Königlichen Opernhause Lwird morgen Ferdinand Fummels Oper „Mara“ mit Frau E den Herren Sylva, ränkel und der Balletelevin Felicitas Cerigioli, Brüll’'s „Gringoire“ mit den Damen Leisinger, Kralnz, den Herren Bulß, Krolop, Philipp, Stammer und Mascagni's „Cavalleria rusticana“ mit den Damen Pierson, Dietrich, Lammert, den Herren Sylva und Fränkel gegeben. Die Kapellmeister Sucher und Muck dirigiren.

Im Königlichen Schauspielhause gelangt morgen Shake⸗ speare's „Sommernachtstraum“ mit der Musik von Mendelssohn zur Aufführung. b

Max Halbe's Drama „Jugend“ geht im Neuen Theater morgen zum fünfzigsten Male in Scene.

Für das II. Philharmonische Concert unter Leitung des Generaldirectors Hermann Levi und der solistischen Mitwirkung des Klaviervirtuosen Emil Sauer findet am Sonntag, Mittags 12 Uhr, die öffentliche Hauptprobe statt; der Karten⸗ verkauf (2 ℳ) ist bei Bote u. Bock eröffnet. Der erste der diesjährigen vier Kammermusik⸗Abende des Halir'’'schen Quartetts (Halir, Markees, Müller, Dechert) findet am 3. November im Saal Bechstein statt. Ein Abonnement zu mäßigen Preisen ist bei Bote u. Bock eröffnet.

Der Opernführer 2. Theil, Textbuch der Textbücher von W. Lackowitz. Berlin, Verlagsanstalt Urania. Die beifällige Auf⸗ nahme, welche der vor etwa Jahresfrist erschienene „Opernführer“ gefunden hat, legte den Gedanken nahe, ihn durch die damals fortgelassenen älteren und inzwischen erschienenen neueren Schöpfungen der Opernliteratur zu ergänzen und zu vervoll⸗ kommnen. Die Auswahl war noch eine sehr reiche und so bringt das Werkchen die actweise Inhaltsangabe weiterer 112 Opern, wobei noch die neuesten Werke: Die Rantzau (Mascagni), Die Bajazzi (Leoncavallo), Falstaf (Verdi), A Santa Lucia (Tasca) und die Preisopern von den Musteraufführungen in Gotha „Die Rose von Fen (Forster) und „Evanthia“ (Umlauft) Aufnahme gefunden aben; auch die erst jetzt in Deutschland größeren Kreisen bekannt ge⸗ wordenen Opern von Smetana Die verkaufte Braut“ und „Der Kuß“ fanden Berücksichtigung. Dem interessanten Inhalt schließt sich das Aeußere würdig an; Papier und Druck sind vorzüglich, der solide Einband flexibel, das ganze in Taschenformat. Der billige Preis von 2 macht die Anschaffung dieses Büchleins allen Theaterfreunden und speciell den Besitzern des 1. Theils des Opernführers zur Pflicht.

Beide Theile zusammen kosten 4

Mannigfaltiges.

In der gestrigen Stadtverordneten⸗Versammlung wurde, wie die Blätter melden, nach lebhafter Debatte der bereits erwähnte Ausschußantrag, der dahin lautete, die Grundstücke in der Stra⸗ lauerstraße zum Gesammtpreise von 4 965 000 zum Bau eines neuen Rathhauses anzukaufen, mit 53 gegen 49 Stimmen ab⸗ gelehnt. Auch die Magistratsvorlage, die ö wesentlichen mit dem Ausschußantrag deckte, wurde mit großer Mehrheit verworfen.

Die elektrische Beleuchtung der Bahnpostwagen soll, wie die „Nat.⸗Ztg.” erfährt, nachdem die seit dem 23. Mai auf der Strecke Berlin Frankfurt a. M. und neuerdings auch auf der Tour Berlin⸗ Eydtkuhnen angestellten Versuche zur Zufriedenheit ausgefallen sind, nunmehr allgemein eingeführt werden. Die Wagen sind nach dem System der Firma W. A. Böse mit 9 Lampen von je 12 Kerzen Stärke ausgestattet, die nach Bedarf einzeln ein⸗ und aus⸗

Die ganze Batterie nimmt einen Raum

von 65 cm Tiefe, 70 cm Höhe und 23 cm Breite ein und wiegt 400 kg; sie besteht aus 8 einzelnen Kästen zu je acht Volt. Die Vorzüge der elektrischen Beleuchtung der Bahnpostwagen liegen neben der Billigkeit in dem ruhigen, gleichmäßigen Licht, in der geringen Wärmeerzeugung, sowie in der geringeren Feuersgefahr.

Ueber die gärtnerischen Arbeiten auf dem Gendarmen⸗ markt berichtet die „Nat.⸗Ztg.“: Schon hat man an verschiedenen Stellen einzelne Bäume und Sträucher eingesetzt; sodann werden seßt die auszuschmückenden Flächen mit Rasenstreifen umsäumt. Die An⸗ lagen auf dem Schillerplatz bekommen eine ganz neue Eintheilung. Zu beiden Seiten des Denkmals sind rechteckige Flächen abgegrenzt, die zunächst mit Rasen bedeckt werden. Vor dem Monument ist ein quadratförmiger Platz freigelassen, der noch der Regulirung harrt.

Hofschauspieler Ludwig Sternberg wird in seinem zweiten und letzten dramatisch⸗humoristischen Reuter⸗Abend, der im Saal Bechstein am Montag stattfindet. „Hanne Nüte un Köster Suhr“, „Hanne Nüte's Abschied von sin Mutting“, „Bräsig bi den Einzug in Pumpelhagen“, „Bräsig in de Waterkor“ und anderes frei aus dem Gedächtniß zum Vortrag bringen. 3

Mittenwalde. Wie der „N. Pr. Ztg.“ gemeldet wird, ist in Mittenwalde auf dem Boden des dortigen Rathhauses ein bemerkens⸗ werther Fund von alten Schuldurkunden gemacht worden. Die Urkunden befanden sich in versiegelten Blechkapseln. Die eine ist von der Stadt Berlin im Jahre 1562 ausgestellt und lautet über 400 Gulden (mit 6 % verzinsbar), aus einer anderen vom Jahre 1549 soll hervorgehen, daß Kurfürst Joachim sich von Mittenwalde 700 Gulden „Brandenburgischer Landeswerung oder 18 Silber⸗ groschen auf einen Gulden“ zum halben Zinsfuße geliehen habe. In der vorerwähnten Urkunde verpflichte sich der Magistrat von Berlin, „jeder zeit“ der Stadt Mittenwalde auf deren Forderung das Geld zurückzuzahlen, und falls er die Schuld nicht bezahlen könne, sich der Stadt Mittenwalde mit einer der Städte Berlin oder Cölln zu eigen zu geben mit aller beweglichen und unbeweglichen Habe der Einwohner, und diese den Mittenwaldern als „hörig“ zu unterstellen.

Durch die Zeitungen geht gegenwärtig eine Notiz über eine Stiftung der Frau Marie Seebach zu Gunsten eines für verdiente Schauspieler in Weimar zu errichtenden Heims. Die „Thür. Corr.“ schreibt dazu: Die berühmte Künstlerin hat in der That aus dem Erbe ihres verstorbenen Sohnes ein Kapital von 120 000 bestimmt für ein solches Heim, dem nach ihrem Tode noch weitere 100 000 zufallen werden, sodaß für diesen Zweck im ganzen also 220 000 in Aussicht stehen. Das zu errichtende Heim wird zunächst für die Aufnahme von 10 bis 12 Pensionären der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger eingerichtet, die der Vorstand der letzteren aus der Reihe der würdigsten und verdientesten vorschlagen wird. Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat das Protectorat über die Stiftung angenommen, die zu Ehren der selbstlosen Stifterin den Namen „Marie Seebach⸗Stiftung“ führen wird. Seitens der Stadt Weimar wird der Stifterin bei der Aus⸗ fürung des schönen Projects das größte Entgegenkommen bewiesen werden.

Eisfeld. Am 22. d. M. fand, wie die „Goth. Ztg.“ meldet, auf dem Schloßplatz zu Eisfeld die Einweihung des Otto Ludwig⸗ Denkmals statt, zu dem Seine Hoheit der Herzog von Sachjen⸗ Meiningen die Bronzebüste des (dort 1813 geborenen) Dichters gespendet hatte. Die städtischen Behörden und Vereine begaben sich in festlichem Zuge nach dem Platz, woselbst unter Gesang und Fest⸗ reden die Enthüllung vor sich ging. Die Büste ist von dem Bildhauer Professoer Adolf Hildebrand in München modellirt.

Weimar.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 27. Oktober, 8 Uhr Morgens.

Delmar. In

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Gringoire.

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Victor Léon.

Wind. Wetter.

0 Celsius

Temperatur

in 50 C. = 40R.

Bar. auf 0Gr. u. d. Meere

red. in Millim.

bedeckt halb bed. Regen Dunst wolkig wolkenlos wolkig heiter

762 WNW 755 WSW 741 SW 748 SW 743 SW 8 737 W

öt Petersburg 747 SSW Moskau 2759 SSO

Cork, Queens⸗

town . 764 WNW . 762 NNW Helder.. 755 NW Sylt 748 WNW Hamburg . . 751 WSW Swinemünde 751 SSW Neufahrwasser 752 SW. Memel 751 SW

aris. 2760 NW Nünster . 754 SW Karlsruhe . . 760 SW Wiesbaden. 757 NW München . 759 NW Chemnitz. 757 SSW

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heiter wolkig Gewitter wolkig bedeckt wolkig!¹) bedeckt wolkig

bedeckt heiter bedeckt bedeckt ²) Regen ³) Regen heiter¹) Nebel Dunst

bedeckt

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tissement von Bayer. Graeb.

Berlin .. 753 SW Wien.. 760 WSW Breslau 756 NO

Ile d'Aix 762 WNW Nizza 759 wolkig OSO bedeckt

Triest 762 ¹) Abends, Morgens Regen. ²) Gestern und Nachts Regen. ³) Nachts Regen. ⁴¹) Früh starker Regen. Uebersicht der Witterung.

Ein barometrisches Minimum unter 735 mm, die Witterung von fast ganz Europa beherrschend, liegt über Nordskandinavien, eine Theildepression über Südnorwegen. Am höchsten, über 765 mm, ist der Luftdruck über Südwest⸗ und Südost⸗Europa. Bei schwachen bis starken südlichen bis nordwestlichen Winden ist das Wetter in Central⸗Europa vor⸗ wiegend trübe, vielfach regnerisch und durchschnittlich etwas kälter; allenthalben ist Regen gefallen, am meisten, 17 mm, auf Helgoland. Im südlichen Nordseegebiete fanden Gewitter statt, zu Haparanda wurde Nordlicht beobachtet.

Deutsche Seewarte.

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Anfang 7 Uhr. Montag:

blümchen.

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schanspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 219. Vorstellung. Mara. Oper in 1 Act von Ferdinand Hummel. Text von Axel

Sonnabend:

Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Oper in 1 Act von Ignaz Brüll. Text nach Banville'’s gleichnamigem Schauspiel von In Scene Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Cavalleria rusticana (B Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Tevxt nach dem gleichnamigen Volksstück von e. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. D

meister Dr. Muck. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 113. Vorstellung. Ein Sommer⸗ nachtstraum von William Shakespeare, übersetzt von August Wilhelm von Schlegel. Nendelssohn⸗Bartholdy. Graeb. In Scene gefe t vom Ober⸗Regisseur Max FPülbe Dirigent: Mu

8.

Sonntag: Opernhaus. 220. Vorstellung. Mara. Oper in 1 Act von Ferdinand Hummel. Arxel Delmar. In Scene Tetzlaff. Dirigent: Die Puppenfee. Faßreiter und Gaul. In Seene gesetzt vom Balletmeister Emil Dirigent: Musikdirector Steinmann. Bajazzi (Pagliazzi). Oper in 2 Acten und einem Prolog. Musik und Dichtung von R. Leon⸗ cavallo, deutsch von Ludwig Hartmann. gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher.

Schauspielhaus. 114. Vorstellung. Das i. von Heilbronn, oder: Die Feuerprobe. historisches Ritterschauspiel in 5 Aufzügen von Feinrich von Kleist.

egisseur Max Grube.

1 Deutsches Theater. Sonnabend: Man sagt!

Sonntag: Man sagt! Goethe⸗Cyelus. von Berlichingen.

Die Tageskasse ist von 10—1 ½ Uhr geöffnet. üh⸗

Berliner Theater. (Ludw. Barnay.) Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Nachmittags 2 ½ Uhr: Julius Caesar. Abends 7 ½ Uhr: Chic.

Montag: Chic.

Lessing-Theater. Anfang 7 ½ Ubr. Sonntag: Mauerblümchen.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater Chausseestraße 25.

Zum 15. Male: Freund

Operette in 3 Acten nach einem älk Richard Genée und L. Herrmann.

Richard Genée. In Scene

Muck. Frißsche

nfang 7 Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Kapellmeister Dr.

gesetzt vom Ober⸗

Ribadier. igent: Kapell⸗ Emil Neumann. Lautenburg. Vorher: Zum 10.

Musik von Tanz von Emil Uhr.

ikdirector Wegener. Anfang

Text von esetzt vom Deer. ser Kapellmeister Dr. Muck. Pantomimisches Ballet⸗Diver⸗ Musik von J.

Theaters. 50. Male: Jugend. von Max Halbe. Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr.

Victoria-Theater. In Scene

Anfang 7 Uhr. Ausstattung,

Ballet. Anfang 7 ½ Uhr.

roßes

In Scene hesißt vom Ober⸗ r.

Anfang

Sataniel. (Novität.)

den artistischen Leiter eer. E“

1 3 usstattung. Hierauf:

2. Abend. Götz Welt in Bild und Tanz. 4 J. Bayer. 8 7 ½ Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Sonnabend: Hamlet. Sonntag:

in 3 Acten von Weinberger.

b Fh. 9 8Scs . .“ ik von C. Weinberger. Sonnabend: Maner⸗ us g

E. von Brandon

acobson und Benno Jacobson. von Adolph Ernst.

Felix. leve Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

teren Stoffe von Musik von!

48 8 esetzt von Julius Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann.

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗

Schwank in 3 Acten von Georges Feydeau und Maurice Hennequin. In Scene gesetzt von Sigmund ale: Illusionen. Lustspiel in 1 Act von Arpad von Berezill, für die 1I““ deutsche Bühne bearbeitet von Josef Jarno. Anfang

Sonntag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 42 /5). Sonnabend: 28. Ensemble⸗Gastspiel des Residenz⸗ Direction: Sigmund Lautenburg. Zum Ein Liebesdrama in 3 Acten In Scene gesetzt von Sigmund

Sonntag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Belle⸗Alliancestraße 7/8.

Sonnabend: Geschlossen wegen Vorbereitung.

Sonntag, mit vollständig neuer und glänzender um 1. Male: Die sieben Raben. Romantisches Zaubermärchen mit Gesang und großem

Theater Unter den Linden. Sonnabend: Operette von C. Görlitz und A. Braun. Musik von Ad. Ferron. Couplets theilweise von Jul. Freund. Inscenirt durch Herrn Ed. Binder. Mit vollständig neuer Neu einstudirt: Die Phantastisches Aus⸗ stattungs⸗Ballet von Gaul und Haßreiter. Musik

halben hrsgr Lachende Erben. orst und Stein. Musik von Carl

Mittwoch: Zum 1. Male: Münch’ner Kind'’l. 3 Acten von Landesberg und Stein.

Adolph Ernst-⸗Theater. Sonnabend: Zum 42. Male: Charley’s Tante. Schwank in 3 Acten Thomas. Hierauf: Die Bajazzi. Parodistische Posse mit Gesang in 1 Act von Ed. In Seene gesetzt 8

Anfang 7 ½ Uhr. Sechs Beilagen

Central⸗Theater. Direction: Richard Schultz. Alte Jacobstraße Nr. 30.

Sonnabend: Zum 61. Male: Berliner Vollblut. Posse mit Gesang in 4 Acten von Jean Kren.

usik von Julius Einödshofer. Im dritten Act: Bajazzi⸗Parodie, vorgetragen von Frau Josefine Dora und Herrn Carl Meißner. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Berliner Vollblut.

Tageskasse: Vormittags von 10 bis 2 Uhr. Abend⸗ kasse von 6 ½ Uhr ab. 8

Das System Deutsch von

II. Quartett⸗Abend von Joachim, Kruse,

Wirth, Hausmann.

Saal Bechstein, Linkstraße 42. Sonnabend, Anfang 7 ½ Uhr: Concert der Sängerin Clara Horsten, unter gütiger Mitwirkung des Concert⸗ meisters Herrn Theodor Krelle (Violine).

Concert-Haus „Leipzigerstraße 48. Sonnabend: Karl Meyder⸗Concert. III. Internationaler Abend. I. Theil: Französisch. II. Theil: Deutsch. III. Theil: Englisch. Anfang 7 Uhr.

Familien⸗Nachrichten.

Verehelicht: Hr. Docent Dr. med. Otto Lubarsch mit Margarethe Freiin von Hanstein (Warne⸗ münde). Hr. Amtsrichter Viktor .88 mit Frl. Hedwig Lühe (Leobschütz —Breslau)h. Hr. Militär⸗Intendantur⸗Rath Clausen mit Frl. Lucie Wedel (Breslau).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberförster Engels Oberförsterei Gilden in Westpreußen). Hrn. Regierungs⸗Baumeister A. Thomas (Breslau). Rittmeister von Glasenapp (Eebiche

Fine Tochter: Hrn. Major von Thiesenhaus

in 3 Acten

Dirigent:

Nachmittags 3 Uhr: Vorstellung zu] (Berlin). Hrn. Prem. Lieut. Wilhelm von

Operette Auer ( Berlin).

Gsestorben: Hr. (Dittauen). (Arad).

zutsbesitzer Julius Pilzeck 88 Pesigffe Louis Drescher

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin 8 Wilbelmftraße Nr. 32. 8

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

Sing-Akademie. Sonnabend, Anfang 7 ½ Uhr:

Anz

8

Erste Beilage

zum Deuts

Literatur.

König Friedrich der Große, 8 von Reinhold Koser, Professor an der Universität Bonn. Erste Band. Preis 8 Stuttgart, Verlag der J. G. Cotta'schen Buch⸗ handlung Fease

Das vorliegende Werk bildet einen Theil der von H. von Zwie⸗ dineck⸗Südenhorst herausgegebenen „Bibliothek deutscher Geschichte“. Professar Koser beginnt sein Werk da, wo sein früher erschienenes

uch „Friedrich der Große als Kronprinz“ abbricht. Den Versuch

einer neuen Zusammenfassung des biographischen Stoffes, wie er

seit einem halben Jahrhundert in Deutschland nicht erfolgt ist, recht⸗

fertigt der Verfasser damit, daß ein neues großes Material

den echtesten Quellen herbeigeschafft worden sei, seit⸗ dem die erlauchten Nachfolger des großen Königs die Ver⸗ öffentlichung der urkundlichen Zeugnisse seines Wirkens ge⸗ stattet haben. Zugleich aber sei erst dem lebenden Geschlecht, welches unter dem Eindruck einer großen Herrschergestalt den monarchischen Gedanken mächtig erstarken sah, das volle Verständniß für einen König aufgegangen, der mit seiner kuftegan der Königspflicht und seiner Uebung des Königsamts, mit seinem Gelöbniß, des Staates erster Diener sein zu wollen, dem Königthum eine neue Wahrheit und eine neue Weihe gegeben habe. Dieses Verständniß zu erweitern und zu vertiefen, ist der leitende Gedanke des hervor⸗ ragenden, die neu aufgedeckten Quellen gewissenhaft benutzenden Werks, das uns den großen König in seinem vielgestaltigen Wirken als Feld⸗ herr, Staatsmann, Diplomat, Volkswirth, Philosoph und Geschichts⸗ schreiber vorführt und seine Größe darin sucht, daß er es veenhscht hat, seine auseinander strebenden Neigungen unter die monarchische Herrschaft eines höchsten Triebes zu zwingen, unter den kategorischen Imperativ seiner Königspflicht. Der erste Band zerfällt in fünf Bücher und schließt mit dem Ausbruch des siebenjährigen Krieges ab. Das erste Buch „Vor dem Kampfe“ behandelt zunächst die Regierungsaufgaben, die dem König nach der Thronbesteigung er⸗ wuchsen, und die Vorbereitung der Unternehmung auf Schlesien. Das zweite Buch behandelt den ersten schlesischen, das dritte den zweiten schlesischen Krieg, das vierte die Friedenswerke dieser Zeit, insbesondere die Rechtspflege, die innere Verwaltung, die Handels⸗ und Gewerbepolitik, während das fünfte die politische Lage, die auswärtige Politik, die geistigen Bestrebungen und Ideen kurz vor Ausbruch des siebenjährigen Krieges schildert.

Es ist eine Riesenaufgabe, die sich der Verfasser gestellt hat, das ganze Wirken des Königs in allen seinen Richtungen zu verfolgen und daraus ein bis ins einzelne getreues und umfassendes Gesammtbild herzustellen, welches nicht nur dem Königlichen Helden gerecht wird, sondern auch dem deutschen Volk einen Begriff von der Geistesgröße

iebt, die in Friedrich dem Großen verkörpert war. Diese Ne zu

ewältigen, dürfte von den jetzt lebenden Historikern keiner so im stande sein wie Koser, und, soweit man aus dem vorliegenden Bruchtheilschließen darf, hat er sie in glänzender Weise gelöst: das Werk ist nicht nur ein Niederschlag aller bisherigen Forschungen, an denen der Verfasser selbst sehr wesentlich betheiligt war, sondern eine auf eigenen Forschungen beruhende selbständige Gestaltung, die zwar begreiflicher Weise auf den Schultern der Vorgänger (Preuß, Carlyle, Raumer, Ranke, Droysen, Dove, Orlich, Grünhagen u. s. w.) ruht, aber die zer⸗ streuten Bausteine zu einem neuen Gebäude mit eigenem Stil, mit sicherer Hand aufgerichtet hat. Die Darstellung ist lichtvoll, ohne durch Anmerkungen, die an den Schluß verwiesen sind und übrigens nur die genauen Quellen citiren, unterbrochen zu werden; der Standpunkt ein gleich hoher politischer und historischer, der die Weltverhältnisse mit umfaßt, um die Politik des großen Königs in allen ihren Gestaltungen und Bewegungen in das rechte Licht zu und zu zeigen, daß ohne die Heldenhaftigkeit des Herrschers das Preuhen Friedrich's des Großen nie die Probe seiner Großmachtstellung ätte bestehen können.

Die inneren Angelegenheiten haben namentlich in dem vierten Buche „Friedenswerke“ eine umfassende Darstellung gefunden, wie sie bisher noch nirgends vorgelegen hat; sie reicht vom Dresdener Frieden (1745) bis zum Anfang des siebenjährigen Krieges. Es werden darin zunächst die Regierungsgrundsätze des Königs, stets an

der Hand authentischen Materials, sowie die E“ im

allgemeinen behandelt (S. 297 bis 320), um alsdann insbesondere auf die Besserung der Rechtspflege näher einzugehen (S. 320 bis 348). Was Stölzel, Ranke, Isaacsohn, Trendelenburg, von Kamptz, Bornhak, Schmoller u. a. auf diesem Gebiet vor⸗ Feritcttet haben, wird mit sachlicher selbständiger Kritik zu einem ein⸗ eitlichen Bilde geformt. Die unablässigen Bemühungen, eine auf die Abkürzung des Prozeßverfahrens, Vereinfachung der Gerichts⸗ verfassung, Hebung des Richterstandes, Feststellung eines allgemein verbindlichen Landrechts, Trennung der Justiz von der Verwaltungs⸗ gerichtsbarkeit gerichtete Reform zur Durchführung zu bringen, werden in Vollständigkeit und Ausführlichkeit geschildert, die thatsächliche Entwickelung der Reform, sowie das Wirken des einigenden, schöpfe⸗ rischen, staatsbildenden Absolutismus, das hier glänzend zur Geltung kam, in klaren Zügen dargelegt. Das Kapitel „Fortbildung der Verwaltung“ (S. 349 bis 388) beschäftigt sich mit der Centralverwaltung (General⸗Directorium), Provinzialver⸗ waltung (Kriegs⸗ und Domänenkammern), Verwaltung der Städte, der Domänenämter, des Kreises, mit den Ritterschaften, den Verhält⸗ nissen der Bauern, mit den Dorfgründungen, der Bevölkerungszunahme und der Finanzverwaltung. Hier sind auch die Resultate der Forschungen Knapp's in Straßburg und verschiedene Special⸗ publicationen in den Schmoller'schen Jahrbüchern, sowohl von Schmoller selbst wie von anderen, namentlich aber die Acten des General⸗Directoriums mit kundiger benut Gerade dieses Kapitel nimmt lebhaftes Interesse für sich in Anspruch, weil sich diesem Gebiet überhaupt in neuerer Zeit die Auf⸗ merksamkeit zugewandt hat. Die übersichtliche Darstellung Koser's von dem Verwaltungsorganismus bringt Licht in die vielfach complicirten Verhältnisse; das Verständnig für die uner⸗ müdlich reformirende Thätigkeit des Königs wird durch diese Dar⸗ stellung wesentlich gefördert: so vollständig und bis ins einzelne genau sie ist, so ist sie im Aufbau knapp und symmetrisch, und sie wird fortan allen, die sich auf diesem Gebiet orientiren wollen, ein guter Führer sein. Der Geist, der die Verwaltung belebt, war Friedrich's eigener Geist; hier noch mehr wie auf dem Gebiet der Rechtspflege iff er selbst persönlich ordnend und fördernd ein, ohne sich auf einen erather zu verlassen; gerade hier zeigte er, wie ernst es ihm mit dem Grundsatz „des Staates erster Diener zu 9 war. Als Zeug⸗ niß seiner Fürsorge für die ländliche Bevölkerung und den Acker⸗ au mag unter anderem die Cabinetsordre von 1746 erwähnt werden, durch welche Friedrich II. für die Domänen den feldmäßigen Anbau der artoffel anordnete, dem beschränkten Verständniß seiner Unterthanen und selbst seiner Behörden zum Trotz; die Bauern mußten an manchen Hrten mit Gewalt zur Anpflanzung der ihnen als Geschenk über⸗ lassenen Saatkartoffeln angehalten werden; fremde Futterkräuter, wie Kopfklee, Luzerne und Lupine wurden auf seine Anregung angebaut. Sein Wohlwollen für den Adel bewährte er durch mancherlei Ver⸗ wegungen, unter anderm auch darin, daß er bedürftigen oder herunter⸗ gekommenen Grundbesitzern die Hebung ihrer Güter mit Darlehen zu geringem Zinsfuß oder mit unmittelbaren Geschenken zu Hilfe kam. betrachtete der König es als sein selbstverständliches Recht, sich ie Wirthschaft der Rittergüter ebenso wie um die der Staatspächter

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Berlin, Freitag, den 27. Oktober

zu bekümmern. Eine Grenze in der Fürsorge für den Adel fand er aber da, wo mit ritterschaftlichen Ansprüchen bäuerliche in Widerstreit kamen; hier war er, soweit es das bestehende Staats⸗ und Personen⸗ recht erlaubte, stets geneigt, sich auf die Seite des Bauern zu stellen. Gerade auf dem Gebiete der bäuerlichen Verhältnisse bekannte er sich zu der großen socialen Aufgabe, den Schwächeren gegen den Stärkeren zu schützen. Die neueren Untersuchungen über seine Agrar⸗ und Colonialpolitik, die in vielen Schriften zerstreut 1588 finden hier eine schätzenswerthe zusammenfassende Rarstelun (370 bis 379), an die sich die Finanz⸗ und Steuerpolitik (380 bis 388) anschließt. Der Abschnitt „ZDie neuen Provinzen“⸗ (390 bis 422) zeigt uns, wie der Königliche Staatswirth die Einordnung von Schlesien und in das bestehende Staatsgefüge durchführte, während der Abschnitt ⸗Handels⸗ und Gewerbepolitik“ (423 —456) wieder zu den allgemeinen Verhältnissen überleitet. Auch auf diesem Gebiet sind in letzter Zeit vielfach neue Untersuchungen angestellt worden, die erfolgreich waren, aber bisher noch nicht Ge⸗ meingut geworden sind; die Ergebnisse werden an dieser Stelle in die Biographie des Königs einverleibt, und indem alles cr b wird, was der Fleiß der Specialhistoriker Fbese-⸗ hat, erhalten wir auch ein in der Form angemessenes, in sich ab⸗ geschlossenes Bild von der umfassenden, far die wirthschaftliche Ent⸗ wickelung Preußens epochemachenden Thätigkeit des großen Königs. Auch dieser Abschnitt verdient besondere Beachtung. Friedrich der Große errichtete in dem fünften Departement des General⸗Directoriums ein Fach⸗Ministerium für Handel und Gewerbe, dessen Leitung nach dem Tode Marschall's er selbst übernahm, indem er zum Chef nicht wieder einen Minister machte, sondern einen vortragenden Rath; diesen aber nahm er nicht aus dem Beamtenstande, sondern aus dem Handelsstande: den Kaufmann Fäsch aus der französischen Schweiz, für den der König selbst ein handelspolitisches Programm in einer Denkschrist „Idée générale du commerce de ce pays-ci“ ausarbeitete (vergl. Seite 428 und 429), welche von der Nothwendigkeit der Erweiterung des Absatzes und der Hebung der Industrie handelt. Akademische oder theoretische Erörterungen bilden sonst aber nicht den Schwer⸗ punkt der Handelspolitit des Königs, sondern die stets auf praktische Interessen gerichteten Anweisungen, die sich auf die Förderung ver⸗ schiedener Industrieen bezogen und sich selbst um Einzelnes und Kleines drehten; namentlich wurden die Textil⸗ und besonders die Seiden⸗ industrie, die Rehnerinduftrie die Tabackindustrie, die Salinen ge⸗ pflegt, und zahlreiche Fabriken neu angelegt. Darüber wurde das große Ziel nicht aus den Augen gelassen, die verschiedenen Theile des Staats wirthschaftlich auf gleiche Bedingungen zu stellen und gegen⸗ über den nichtpreußischen Landen Schranken zu errichten, die die heimische Industrie zu heben geeignet waren: hier wurde der Grund zu einer staatlichen und nationalen Gemeinpolitik, zu einer Volks⸗ wirthschaft gelegt; nur für Schlesien wurde gegenüber Oesterreich dem Freihandelsprincip gehuldigt, das aber bei den entgegen⸗ geseßten Interessen in Oesterreich keinen Anklang fand, wes⸗ alb es 1754 zu einem Zollkrieg beider Länder kam. Die Schutzzollpolitik und Absperrung war keine principielle, sie wurde Frankreich gegenüber verlassen, um dort gleich günstige Einfuhrbedin⸗ gungen für Preußen wie für Holland und Hamburg zu erzielen; wenn auch nicht in dem gewünschten Umfange, so wurde doch eine Conven⸗ tion auf zehn Jahre (1753) mit Frankreich abgeschlossen, welche eine Art Meistbegünstigungsvertrag (ohne Tarif mit Zollermäßigung) war; mit Spanien blieben die Verhandlungen ergebnißlos, ebenso mit Por⸗ tugal und Rußland; auch mit der Pforte wurden Verhandlungen ein⸗ eleitet. Auf die Einwanderung begüterter Geschäftsleute aus dem uslande nach Preußen legte der König ebenso Werth wie auf die Herbeiziehung ausländischer Handwerksmeister und bäuerlicher Die der Emder Hendelegeehschaft. für den Verkehr mit Kanton (1752) beweist, wie sehr der Blick des Königs auch ins Weite gerichtet war. Das fünfte Buch „Ausgang der Friedenszeit“ lehrt uns im zweiten Abschnitt den König als Philosophen von Sanssouci in seinem geistigen Verkehr mit den Vertrauten seiner Umgebung, fern von der um näher kennen (S. 477 527). In dankenswerther Weise wird hier auch der Hauptinhalt der Oeuvres du Philosophe de Sanssouci mit dichterischen Beispielen, in denen sich seine reiche Weltweisheit offenbart, mitgetheilt; seine Betrach⸗ tungen über das Berliner Leben, die Reiselust, den Ehrgeiz, das Glück,

die Zufriedenheit, das Vergnügen, das Streben nach Veränderung⸗

(„Das Wünschen der Veränderlichen ist kurzsichtig und eitel, denn die Erfüllung wird oft zu ihrem Schaden ausschlagen“), die Kritiklust („Sind nicht unsere absprechenden Urtheile häufig durch unsere Vor⸗ eingenommenheit, durch unsere Einseitigkeit dictirt?“*), die Arbeit, die Lernbegierde, Wissenschaft, Tugend, Pflichtgefühl, Vaterlandsliebe, Menschenliebe enthalten so viel Wahres und zugleich Poetisches, daß sie Gemeingut Aller werden sollten. Seine theoretische Philosophie dagegen unterlag den Einflüssen Locke's und hat als ein Kind ihrer Zeit heute nur noch historisches Interesse, wenngleich sie von dem erhabenen Gedankenfluge des Königs beredtes Zeugniß ablegt. Auf Einwände Maupertuis' gegen seine Auffassung von der Vorsehung antwortete er, und das ist für seinen Standpunkt bezeich⸗ nend: „Vorausgesetzt, 6 man die Grundpfeiler der natürlichen Religion nicht erschüttert, kann man sich ohne Unzuträglichkeiten in allen Fragen der Speculation irren.“ Auch widerlegt sein iganzes Leben, sein Pflichtgefühl, seine Strenge gegen sich selbst die von ihm zu Zeiten vertretene Meinung von der Naturnothwendigkeit aller Entwicklung und von der Abhängigkeit des Menschen von den Um⸗ ständen und seinen Leidenschaften; niemals hat er in der „Unvermeid⸗ lichkeit“ Entlastung von der Verantwortlichkeit gesucht; er irrte in den Speculationen, aber der Grundpfeiler der natürlichen Religion blieb ihm unerschüttert. Zu einem System der Philosgpbie. in der seine Lieblingsfrage von dem Verhältniß der Freiheit zur Noth⸗ wendigkeit eine Lösung gefunden hätte, kam er nicht; ihn hatte das Nachdenken dahin geführt, daß er darauf verzichten müsse, ein pol tändiges System zu gewinnen und den Urgrund der Dinge zu auen:

Verehren wir in Schweigen

Die Ordnung, die der Welt von droben ward zu eigen.

Zu eng ist unser Geist, das Irren ist sein Loos,

Und unergründlich bleibt der dunklen Tiefe Schoß.

Nur des sind wir gewiß trotz unsrer Katastrophen:

Der Himmel weiß viel mehr als alle Philosophen.

Wie vom Christenthum, so will er sich auch von der Philosophie nur die Sittenlehre nehmen. Wäre der Mensch für die Metaphysik geschaffen, es würden ihm Organe von anderem Stoffe verliehen sein: „Der Mensch ist geschaffen zu handeln, nicht zu philosophiren“. Von dem komischen Heldengedicht Le Palladion giebt Koser einen aus⸗ führlichen Auszug. eiter erwähnt er die dramatis 9 en Versuche des Königs, die auch mehrfach eufgefäßct wurden. Auch über das Wesen und den Zweck des Dramas hat sich der König geäußert, und hier verdient hervorgehoben zu werden, 88 nach seiner Auf⸗ fassung das Lustspiel nicht den Zweck habe, das Leben zu bessern. „Der Lasterhafte, den die Komödie zur Tugend bekehre, sei erst noch nachzuweisen; dieses hohen Amtes habe sie nicht zu walten. Besserung werde nicht 1as erzielt nur durch ernste Selbftprüfung und inneren Kampf.“ „Mehr Natur!* ruft er der französischen Tragödie zu, „ein Zuviel des Erhabenen schlage in das Ueberspannte um.“ Für mehrere Opern in dem seit 1743 er⸗ bauten Opernhause schrieb der König selbst die Grundzüge zum

eiger und Königlich Preußi

Libretto. Als Musiker hat der König nur ausnahmsweise Beiträge für seine Opernbühne geliefert; hauptsächlich Lüe er Sonaten für die Flöte, von denen 121 außerdem vier Flötenconcerte auf uns überkommen sind; er hielt sich dabei an die italienische Schule, die französische Musik taugte nach seiner Meinung nichts. Auf das Leben Voltaire's am Hofe Friedrich'g des Großen brauchen wir hier nicht näher einzugehen; es ist ällgemeiner bekannt, und die Darstellung enthält nichts Neues, sie ist aber wegen der ausgezeichneten Charakteri⸗ sirung und Schattirung höchst lesenswerth.

Der dritte Abschnitt des fünften Buchs handelt von dem „König Connetable“. Es wird darin über die Stellung des Königs zum Heer, zum Offizier⸗Corps, zur Truppe, die Stärke des Heeres, die militärischen Friedensübungen und die Strategie Friedrich's des Großen berichtet; in letzter Beziehung wird auch indirect die neuerdings aufgeworfene Controverse über das angeblich doppelte System der Kriegführung des großen Königs beleuchtet. Die beiden letzten Abschnitte handeln von der „Auswärtigen Politik in den Jahren 1750 1755“9“ und von dem „Ausbruch des siebenjährigen Krieges“. Beim Schluß des ersten Bandes, der die politische Lage und die Vorbereitungen zu dem großen Kriege schildert, drängt sich Einem der lebhafte Wunsch auf, daß bis zur des zweiten Bandes nicht allzulange Zeit verstreiche: Koser's Werk errichtet dem großen König ein Denkmal, dessen Betrachtung Gegenwart und Zukunft mit echt preußischem Geiste erfüllen und die Erkenntniß von dem enseeice Wirken des als Monarch, Staatsmann, Feldherr, Volkswirth, Philosoph und Mensch noch allgemeiner verbreiten wird, als es an der Hand der bisherigen historischen Werke geschehen konnte.

Gesetze, Verordnungen ꝛc.

Die Vormundschaftsordnung vom 5. Juli 1875 nebst dem Gesetz, betreffend die Geschäftsfähigkeit Minderjähriger und die Aufhebung der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, vom 12. Juli 1875 sowie der Hinterlegungsordnung vom 14. März 1879. Verlag von Franz Vahlen in Berlin. Pr. 50 ₰. Von dieser kleinen hand⸗ lichen Textausgabe mit erläuterndem Vorwort und vollständigem Sachregister ist soeben die 31. Auflage erschienen.

Erdkunde.

Deutscher Colonial⸗Atlas. Dreißig Karten mit vielen Nebenkarten, entworfen, bearbeitet und herausgegeben von aul Langhans. Gotha. Justus Perthes. Fünfzehn Lieferungen, jede mit zwei Karten zum Preise von je 1,60 Die uns jetzt vorliegenden Lieferungen 3 bis 5 dieses bedeutenden Kartenwerks bringen mit den Blättern 4 bis 6 die Beendigung der Karte des Schutzgebiets der Neu⸗Guinea⸗Compagnie mit Begleitworten von Paul Langhans. Diese Karte, welche auch als Sonderausgabe für den Preis von 6 bezogen werden kann, bietet ein erschöpfendes über⸗ sichtliches Bild der Colonie. Auf 69 Nebenkarten sind die für die wirthschaftliche Entwickelung wichtigsten Gegenden in größerem Maßstabe und sämmtliche Tabackspflanzungs⸗ stationen besonders dargestellt. Ebenso werden die Handels⸗ und Verkehrsverhältnisse im Schutzgebiet, die Missionsthätigkeit und die ethnologische Stellung der Eingeborenen veranschaulicht. Das bei⸗ Begleitwort weist die wirthschaftlichen des andes und ihre bisherige Verwerthung nach. Nach dem ebenfalls beigefügten Verzeichniß der Quellen ist die Karte auf 213 Positions⸗ bestimmungen und 186 Originalkarten aufgebaut. Die Karte ist somit eine wissenschaftlich gründliche Arbeit. Außerdem enthält die vierte Lieferung eine Karte über das Schutzgebiet der Marschall⸗ Inseln mit zahlreichen Nebenkarten, auf denen der Umfang der Kokospflanzungen, die Verwaltung und der indel auf den Marschall⸗Inseln dargestellt werden, sowie ein interessantes Bild der Entdeckungsgeschichte dieser Inselgruppe gegeben wird. Der fünften Lieferung ist endlich noch eine Karte beigegeben, auf welcher der deutsche Handel und Verkehr auf der Erde mit Angabe der Reichs⸗Postdampfer⸗ linien (die subventionirten unterschieden) dargestellt wird. Fünf vor⸗ züglich ausgeführte Nebenkarten unterrichten über den Weltpostverein, den internationalen Telegraphenverein, die zollpolitischen Beziehungen des Deutschen Reichs zum Auslande, die Hauptcolonialwaarenmärkte

Europas und die Thätigkeit der deutschen Kriegs⸗Marine.

Dichtkunst.

„Körner’'s Werke mit Körner'’s Leben, Porträt und Facsimile, Einleitungen und erläuternden Anmerkungen her geben von

immer. 2 Bände in Leinenband. Preis 4 . ibliographisches Institut, Leipzig und Wien. Durch die Aufnahme von Theodor Körner's Werken in Meyer’s Bibliothek der deutschen und ausländi⸗ shan Klassiker hat diese weitbekannte und von Literaturkundigen ge⸗ chätzte Sammlung eine sehr erwünschte Bereicherung erfahren. Ins⸗ besondere wird sich die Zimmer'sche Körner⸗Ausgabe der Aufmerksamkeit 1 und Verehrer des Dichters zu erfreuen haben; denn sie ist das Erge niß einer überaus fleißigen, auf gründlicher Forschungen und reicher Quellenkenntniß beruhenden Arbeit. Nachdem aus Anlaß der hundert⸗ jährigen Geburtsfeier des Dichters im Jahre 1891 eine ganze Reihe neuer Entdeckungen über Körner zu Tage getreten ist, war es an der Zeit, daß eine neue Ausgabe alle diese bisher unbekannten Resultate der Forschung verwerthete. In diesem Sinne zeichnet sich die Zimmer'sche Bearbeitung dadurch aus, daß sie eine Anzahl bisher ungedruckter Gedichte und manche anziehende Aufschlüsse und fesselnde Einzelheiten über Körner's poetisches Schaffen bietet. Hervorzuhehen sind die vorzüglichen Einleitungen zu den einzelnen Werken, besenders die zum „Joseph Heiderich“, welche ganz neue Thatsachen bringt. Der Text ist unter Zugrundelegung der besten Originalausgaben hergestellt; ein kurzer, trefflicher Lebensabriß Körner's erleichtert zugleich das ästhetische Verständniß für seine Werke, und die Anmerkungen unter dem Text ziehen die für unsere Zeit mehr oder weniger ver⸗ dunkelten Anspielungen näher ans Licht. Zimmer's Ausgabe umfaßt nicht den ganzen Körner, wohl aber enthält sie alles, was von des Dichters Werken bedeutend und von wirklichem Interesse erscheint. denn das Bild des jungen „Sängers und Helden“ wird nur gewinnen können, wenn es sich ungetrübt von minderwerthigen Erzeugnissen dar⸗ bietet. Die innere und äußere Ausstattung entspricht dem do nehmen Charakter der Meyer'schen Klassiker⸗Ausgaben: Papier, Druck Einband sind vollkommen einwandfrei und verdien alles Lob.

Cotta'scher Klassiker⸗Katalog. Dieses handliche, mit Dichterbildnissen geschmückte Heft ist ein wichtiger Rathgeber, denn es bietet eine Uebersicht der rübmlich bewährten 8 otta⸗Ausgaben. die sich ebensosehr durch die Vortrefflichkeit und Sorgfalt der Tert⸗ behandlung, wie durch die Vorzüge der inneren und äußeren stattung hervorthun. Zu den altberühmten Zierden des Cotta Verlags gesellt sich hier ein reicher Kranz veher Namen des In⸗ und Auslandes, alter und neuer Zeit. hen verschiedensten Bedürfnissen ist Rechnung getragen, wie sc. denn B. Schiller von der großen historisch⸗kritischen dis zur llemnen Volksausgabe in sechserlei Preislagen und Formaten findet. Eine de⸗ sondere Abtheilung faßt alle diejenigen Autoren zusammen, die in der beliebten „Bibliothek der Weltliteratur“ erschienen sind, und eine dritte Iüss einen Ueberblick über die „Volksbibliothek“ mit ihren dülgen Baͤnden (zu 50 der Band in Leinwand). Das Ganze stellt eine überaus gediegene Auswahl dar. Der Cotta’sche Klassiker⸗Kataleg ift in den meisten Buchhandlungen gratis zu haben und kann als Führer bei Anschaffung von Klassitern jedermann empfohlen

erden.