1893 / 261 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 31 Oct 1893 18:00:01 GMT) scan diff

I Deutsches Reisch.

Preußen. Berlin, 31. Oktober.

—Seine Majestät der Kaiser und König Sich mit Seiner Königlichen Hoheit dem Herzog von Sachsen⸗ Coburg und Gotha, wie „W. T. B.“ meldet, gestern gegen 6 Uhr Nachmittags vom Neuen Palais nach dem Casino des Leih⸗Garde⸗Husaren⸗Regiments in Potsdam. Das ge⸗ sammte Offiziercorps 1vn. im. Vestibül des Casinos Aufstellung enommen. Seine Majestät der Kaiser und Seine Königliche Foben der Herzog wurden beim Eintritt von dem Obersten von Moßner empfangen. An dem darauf folgenden Diner nahmen auch Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Friedrich Leopold und der Erbprinz von Sachsen⸗Coburg und Gotha theil. Bei der Abreise Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs gaben Seine Majestät der Kaiser Höchstdemselben das Geleit nach dem Bahnbof in Potsdam, woselbst sich auch Seine e- Hoheit der Erbprinz, der Commandant und das Gefolge ö hatten. Nach Verabschiedung rfolgte die Abreise des Herzogs gegen 8 Uhr Abends.

Nachdem der Bundesrath sich damit einverstanden erklärt hat, daß der Vorsitz in der Commission für die zweite Lesung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetz⸗ buchs fortan nicht von dem Staatssecretäͤr des Reichs⸗Justiz⸗ amts geführt, letzterem aber die Befugniß vorbehalten werde, in besonderen Fällen die Leitung der Berathungen der Commission zu übernehmen, ist von dem Reichskanzler der bisherige Stell⸗ vertreter des Vorsitzenden, Geheime Ober⸗Justiz⸗Rath Küntzel Vorsitzenden der Commission ernannt

Nach den im Reichs⸗Versicherungsamt gefertigten Zu⸗ sammenstellungen, welche auf den von den Vorständen der Versicherungsanstalten und der zugelassenen Kasseneinrichtungen gemachten Angaben beruhen, betrug am 1. Oktober 1893 die Fahl der seit dem Inkrafttreten des Invaliditäts⸗ und

ltersversicherungsgesetzes erhobenen Ansprüche auf Bewilligung von Altersrente bei den 31 Versicherungs⸗ anstalten und den 9 vorhandenen Kasseneinrichtungen 253 700. Von diesen wurden 200 532 Rentenansprüche anerkannt und 44 195 zurückgewiesen, 3607 blieben unerledigt, während die übrigen 5366 Anträge auf andere Weise ihre Erledigung ge⸗ funden haben.

Von den erhobenen Ansprüchen entfallen auf Schlesien 29 376, Ostpreußen 23 012, Brandenburg 19 477, Rhein⸗ provinz 16 682, Hannover 14 675, Sachsen⸗Anhalt 14 537, 8 13 186, Schleswig⸗Holstein 9699, Westpreußen 9635,

estfalen 9617, Pommern 8546, Hessen⸗Nassau 5563 und Berlin 2836. Auf die 8 Versicherungsanstalten des König⸗ reichs Bayern kommen 25 458 Rentenansprüche, auf das König⸗ reich Sachsen 10 642, auf Württemberg 5715, Baden 4804, Großherzogthum Hessen 4129, beide Mecklenburg 5253, die thüringischen Staaten 5306, Oldenburg 920, 11 1782, Hansestädte 1802, Elsaß⸗Lothringen 7417 und auf die 9 zu⸗ gelassenen Kasseneinrichtungen insgesammt 3631.

Die Zahl der während desselben Zeitraums erhobenen Ansprüche auf Bewilligung von Invalidenrente betrug bei den 31 Versicherungsanstalten und den 9 Kasseneinrichtungen insgesammt 71 385. Von diesen wurden 44 642 Renten⸗ ansprüche anerkannt und 17 925 zurückgewiesen, 5378 blieben unerledigt, während die übrigen 3440 Anträge auf andere Weise ihre Erledigung gefunden haben.

Von den geltend gemachten Invalidenrentenansprüchen entfallen auf Schlesien 9950, Rheinprovinz 5723, st⸗ preußen 5155, Brandenburg 3827, Hannover 3716, Sachsen⸗ Anhalt 3233, Westpreußen 2912, Westfalen 2572, Posen 2553, Pommern 2524, Hessen⸗Nassau 1551, Schleswig⸗Holstein 1092 und Berlin 1042. 3

Auf die 8 Versicherungsanstalten des Königreichs Bayern kommen 8607 Invalidenrentenansprüche, auf das v Sachsen 2609, auf Württemberg 1933, Baden 1994, Groß⸗ Hessen 842, beide Mecklenburg 770, die thüringischen

taaten 1208, Oldenburg 194, Braunschweig 463, Hansestädte 396, Elsaß⸗Lothringen 1389 und auf die 9 Kasseneinrichtungen insgesammt 5130.

Unter den Personen, die in den Genuß der Invaliden⸗

rente traten, befinden sich 1220, welche bereits vorher eine

Altersrente bezogen.

„Das Kaiserliche Gesundheitsamt macht folgende Cholerafälle bekannt: In Tilsit eine Neuerkrankung. In Stettin wurde bei 3 am 26. und 27. Oktober erkrankten Kindern Cholera nach⸗ ewiesen; von den früher Erkrankten ist 1 gestorben. Eine in Niederfinow, Kreis Angermünde, erkrankte und in das Krankenhaus zu Eberswalde übergeführte Person ist an Cholera gestorben. In Mögelin, Kreis Westhavelland, eine Erkrankung mit tödtlichem Ausgang.

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Der General⸗Lieutenant von Winterfeld, General⸗ Adjutant Seiner Majestät des Kaisers und Königs, Aller⸗ b höchst beauftragt mit der Führung des Garde⸗Corps, ist vom Urlaub hierher zurückgekehrt.

Der Vice⸗Admiral Valois ist nach Wilhelmshaven zurück⸗ gekehrt.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, eighc sächsische Geheime Regierungs⸗Rath Dr. Fischer ist in Berlin an⸗ gekommen.

Der Regierungs⸗Assessor von Gneist, bisher bei der Königlichen Regierung zu Schleswig, ist der Königlichen Regierung zu Potsdam,

der neuernannte öe Dr. Krummacher der Königlichen Regierung zu Merseburg und

der neuernannte Regierungs⸗Assessor Dr. Dumrath aus Wiesbaden der Königlichen Regierung zu Stade zur dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Der neuernannte Regierungs⸗Assessor von Loefen ist dem Landrath des Kreises Neumarkt, Regierungsbezirk Breslau, und

der neuernannte Regierungs⸗Assessor Koch aus Hannover dem Landrath des Kreises Hameln bis auf weiteres zur Hilfe⸗ leistung in den landräthlichen Geschäften zugethei d

S. M. Kanonenboot „Iltis“, Commandant Corvetten⸗ Capitän Graf von Baudissin, und S. M. Kanonenboot „Wolf“, Commandant Capitän⸗Lieutenant Krets chmann, sind am 29. Oktober in Nagasaki eingetroffen und beabsichtigen, S. 4. November von dort aus nach Shanghai in See zu gehen.

Der Ablösungs⸗Transportdampfer „Stettin“ des Nord⸗ deutschen Lloyd hat mit den abgelösten Besatzungen S. M. S. „Falke“ und „Hyäne“, Hulk „Cyclop“ ferner „Nachtigal“, Transportführer Corvetten⸗Capitän Becker, am 29. d. M. von Kamerun aus die Heimreise nach Wilhelmshaven angetreten.

S. M. Cadettenschulschiff „Stosch“, Commandant Capitän zur See Rittmeyer, ist am 29. Oktober in Teneriffa angekommen und beabsichtigt, am 4. November die Reise nach Trinidad fortzusetzen.

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Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regen ist vor⸗ gestern aus Berchtesgaden wieder in München eingetroffen.

Die Kammer der Abgeordneten begann am Sonn⸗ abend im Anschluß an den Etat des Ministeriums des Königlichen Hauses und des Aeußern die allge⸗ meine Etatsberathung. Nachdem der Referent Abg. Landmann über die betreffenden Ausschußverhandlungen berichtet hatte, bekämpften die Abgg. Diel und Bau⸗ mann jede Steuer auf Naturwein als den Ruin der Weinbauer. Ersterer regte eine Wehrsteuer eventuell eine Junggesellensteuer an. Der Abg. von Vollmar hielt eine längere Rede, worin er zunächst die Socialgesetzgebung berührte. Betreffs der Durchführung der Sonntagsruhe habe die bayerische Regierung zu viel Ausnahmen zugelassen. Die Fabrikinspec⸗ toren müßten bedeutend vermehrt werden und executive Be⸗ fugniß erhalten. Die Tabackfabrikatsteuer werde sicher direct zum Monopol führen. Das bayerische Verkehrs⸗ wesen bedürfe eines kräftigen Anstoßes; namentlich vermisse er die Einführung eines einheitlichen billigeren Personentarifs. Redner tadelte weiterhin den Bureaukratismus der inneren Ver⸗ waltung, insbesondere gegenüber den socialdemokratischen Vereinen und Versammlungen, indem man namentlich in München Frauen ausschließe, obwohl sie nach einem oberrichterlichen Erkenntniß Versammlungen beiwohnen bG ferner Wahlplakate einer Censur unterwerfe, Wirthe zur Verweigerung von Localen zwinge und aus Staatsbetrieben politisch thätige Arbeiter entlasse. Besonders scharf kritisirte der Abg. von Vollmar eine Ministerial⸗Entschließung von 1885, wonach die politischen Behörden den Militärbehörden ein Verzeichniß solcher Rekruten liefern müßten, die Socialisten oder als solche verdächtig seien, wie ein 1892 veröffentlichtes vertrauliches Schreiben der pfälzer Kreisregierung beseche Seien denn Socialdemokraten Staatsbürger zweiter Klasse? Das bayerische Militärgerichts⸗ verfahren hant Redner stärker als e gefährdet; er verurtheilte scharf den Ausschluß der Oeffentlichkeit beim Prozeß des Lieute⸗ nants Hofmeister. Sodann besprach er das Verhältniß der baye⸗ rischen Regierung zur 11“X“ Die Socialdemokraten seien keine Centralisten, sondern Föderalisten, allerdings auf demo⸗ kratischer Grundlage. Sie wollten eine relative Selbständigkeit Bayerns erhalten, aber zum Nutzen auch des übrigen deutschen Volkes verwendet sehen. Die bayerische Regierung habe bisher im Bundesrath zu wenig das Interesse und den Willen des bayerischen Volkes berücksichtigt. Wären die Socialdemokraten im Landtag maßgebend, so müßte die bayerische Regierung vor jeder Abstimmung im Bundesrath den Landtag hüeh Vielfach scheine die Abstimmung der bayerischen Regierung auf eine schwächliche Nachgiebigkeit gegenüber der Centralregierung zurückzuführen zu sein. Die Fortsetzung der Debatte wurde sodann vertagt. In der gestrigen Sitzung erklärte der Minister⸗Präsident Freiherr von Crailsheim egenüber einer Aeußerung des Abg. Orterer: Die sei zwar davon unterrichtet gewesen, daß in Volksversammlungen gegen die Militärvorlage Stellung genommen worden sei; sie habe aber nicht voraussehen können, wie das Votum des Reichstags ausfallen werde. Der Militarismus der Regierungen bestehe einfach darin, daß sie die⸗ jenige Stärke der Armee und die jenigen militärischen Ein⸗ richtungen zu besitzen wünschten, die 8 für nothwendig hielten, um den Frieden zu sichern und eventuell einen feindlichen An⸗ griff mit Erfolg abzuwehren. Im weiteren Verlauf seiner Rede erklärte der Minister⸗Präsident, das Deutsche Reich könne unmöglich mit der Abrüstung vorangehen. Die bayerische Regierung könne hinsichtlich des ungewissen und un⸗ bekannten russischen Handelsvertrags keinerlei Engagements eingehen. Die Stellung Bayerns und der anderen Einzel⸗ staaten innerhalb des Reichs sei keineswegs bedroht. Man wisse in Berlin zu gut, daß die sicherste Stütze des Reichs die Sympathien der Souveräne des Reichs seien, die nur dann gewährleistet seien, wenn unter dem Schutze des Reichs die Einzelstaaten ihre Selbständigkeit bewahrten und ihre 1 pflegen könnten. Der Kriegs⸗Minister Freiherr von sch erklärte, die politische Agitation inner⸗ halb der Millitärwerkstätten sei verboten. Er ent⸗ halte sich jeder Einwirkung auf die Militärgerichte. Das jetzige bagyerische Militärgerichtsverfahren räume dem Vorsitzenden nur eine unwürdige Figurantenrolle ein. Weitere Mängel der bayerischen Militärju tij sei die Noth⸗ wendigkeit einer ““ Voruntersuchung bei den meisten Fällen, sowie daß das große Personal bei der weiten Ent⸗ ernung kleinerer Garnisonen Extrakosten verursache. Die Geschworenenfunctionen störten mannigfach den Militärdienst; im Kriege sei die Zusammensetzung eines Militär⸗ gerichts schwierig. Die Oeffentlichkeit im Prozeß Hof⸗ meister sei disciplinariter auszuschließen gewesen. Der Finanz⸗ Minister Dr. Freiherr von Riedel betonte, er wolle keine Etatsüberschuß⸗Wirthschaft angesichts der alsdann anstürmenden Ansprüche an die Staatskasse. Im weiteren legte der Minister seinen im Finanzausschusse gegebenen Aufschluß über das Reichssteuerreformproject dar

Sachsen.

Ihre Majestäten der König und die Königin und Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg haben sich, wi das „Dr. J.“ meldet, gestern früh 12 Uhr 57 Minuten zu etwa zwölftägigem Ausenthalt von Dresden nach Sibyllenort in Schlesien begeben.

Mecklenburg⸗Schwerin.

Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog und Ihre Hoheiten die Herzoginnen Alexandrine und Caecilie haben Schwerin gestern verlassen, um sich zum Winteraufenthalt nach dem Süden zu begeben. 8

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18 Oesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser empfing dem „W. T. B.“ zufolge gestern Nachmittag auch die Vice⸗Präsidenten des Abgeordnetenhauses Kathrein und Madeyski, jeden in besonderer ““ Die „Politische Correspondenz“ erfährt, der Minister des Aus⸗ wärtigen Graf Kälnoky habe seine Abreise verschoben und dürfte seinen Urlaub erst Ende der Woche antreten. Sämmt⸗ liche Abendblätter von gestern melden übereinstimmend: die Entscheidung der Krone bezüglich der Cabinetsfrage sei bisher noch nicht getroffen. Die meisten Blätter glauben, die Lösung der Frage dürfe erst nach der Rückkehr des Kaisers aus Gödöllö, also in der zweiten Woche des November erwartet werden.

Wie die „Politische Correspondenz“ mittheilt, würde der serbische Gesandte Simitsch dem österreichisch⸗ungarischen Ministerium des Auswärtigen eine Note der serbischen Regie⸗ rung wegen der Obrtsteuer überreichen, worin dem Stand⸗ punkt der österreichischen Regierung vollkommen Rechnung getragen sei.

Der commandirende General des XII. Armee⸗Corps, General der Cavallerie Freiherr von Szveteney ist gestern in Hermannstadt plötzlich an einem Schlaganfall gestorben.

Frankreich.

Zu den Beschlüssen der Münzconferenz bemerkt die „Agence Havas“, daß es Italien nicht gestattet sein werde, neue Scheidemünzen zu prägen. ie Zinsen, die Italien zu zahlen haben werde, würden von dem Tage an laufen, an welchem Italien von der Menge der aus dem Verkehr gezogenen italienischen Scheidemünze sein werde. Eine neue Lieferung würde erst erfolgen, sobald die vorherige bezahlt sei.

Die französische Regierung hat Tigrane Pascha, den Minister des Auswärtigen in Egypten, zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt. 1“ 8

Spanien.

Der Kriegs⸗Minister dürfte sich, wie „W. T. B.“ aus Madrid meldet, demnächst nach Melilla begeben. General Macias hat daselbst den Oberbefehl über die Truppen, deren Stärke 8000 Mann beträgt, übernommen. Infolge des Aus bleibens näherer Nachrichten macht sich in der Bevölke⸗ rung Madrids eine gewisse Beunruhigung geltend. Der Prinz Ferdinand von Bourbon, der nach den letzten Nachrichten vermißt wurde, hat sich in einem vorgeschobenen Fort wieder eingefunden. Es geht das Gerücht, daß die Kabylen große Verluste erlitten hätten. Das zweite Armee⸗Corps sollte heute in Melilla rteen

Nach einer Meldung aus Madrid von heute hat der Ministerrath die Einrichtung einer Dampferlinie be⸗ schlossen, welche den Verkehr zwischen Malaga und Melilla zweimal täglich vermittelt. Der Marine⸗Minister hat wegen des Ausbleibens authentischer Nachrichten den Kreuzer „Isla de Luzon“ nach Melilla entsandt; derselbe soll die amtlichen Depeschen direct überbringen.

Nach den letzten Meldungen beschränkten sich die in die Forts zurückgezogenen Truppen auf die Defensive. Die

abylen setzten das Feuer fort. Von dem Dampfer „San Augustin“ überbrachte Nachrichten besagen, daß die Forts bei Melilla seit Sonntag früh zwei Dörfer der Kabylen bombardirten. Die Dorfbewohner flüchteten ins Gebirge.

Amerika.

Der Senat hat, wie „W. T. B.“ aus Washington be⸗ richtet, gestern den Antrag auf Aufhebung der Sherman⸗ Acte mit 43 gegen 32 Stimmen angenommen.

Nach einer dem „New⸗York Herald“ aus Lima ohne nähere Zeitangabe zugegangenen Depesche wären die Bureaux der die Präsidentschaftscandidatur Caceres bekämpfenden dortigen Zeitung „El Commercio“ von dem Pöbel umlagert, und es seien mehrere Schüsse gegen die Fenster gerichtet worden. Vor dem Regierungsgebäude habe sich ein Haufe von Anhängern von Caceres gesammelt und die Auflösung des Congresses ver⸗ langt. Cavallerie sei eingeschritten und habe die Menge zer⸗ streut. Das Cabinet habe seine Demission eingereicht, deren Annahme jedoch der Präsident verweigert habe.

Afrika.

General Dodds hat, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Paris, von Zaganado am Usme, dem ehemaligen ver⸗ schanzten Lager des Königs von Dahomey, seinen Vormarsch auf

essen gegenwärtiges Lager angezeigt. Zwei andere Colonnen

würden in derselben Richtung vorrücken. Der Gesundheits⸗ zustand sei befriedigend. Die Ueberschwemmung sei im Ab⸗ nehmen.

Nr. 43 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der Fllentleczn Ar⸗ beiten, vom 28. Oktober hat folgenden Inhalt: Zur Arbeiter⸗ wohnungsfrage (Schluß). Bettungsstoffe für eiserne Schwellen. Vom Reichstagshause. Weichselbrücke bei Fordon. Die Berg⸗ bahn Lauterbrunnen⸗Mürren. Vermischtes; Leistung von Schöpf⸗ werken. Das elastische Verhalten der Mörtelbindesto e. Bauten am Hafen von Marseille. Einfluß von Kräften, die gegen die Ober⸗ fläche eines elastischen Körpers wirken. Eisenbahnunglu bei Chester. Zugunfälle auf den nordamerikanischen Bahnen.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

ments auf einem an eigene Ordre des Ausstellers lautenden, aber

icht mit d Giro versehenen Wechsel ist, nach einem Ürtheil 8 Ahücge nit eflens Stra enats, vom 18. Mai 1893, als Ur⸗

unter

und politischen Vergehen zu verlangen.

Die fälschliche Herstellung eines Blanko⸗Indossa⸗

kundenfälschung zu bestrafen, falls der Aussteller, in Kenntniß

dieser Fälschung, nachträglich sein Giro auf den Wechsel über das

Blanko⸗Indossament setzt und den Wechsel an einen Dritten begiebt.

Die öffentliche Anreizung verschiedener Klassen

der Bevölkerung in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden

Weise zu Gewaltthätigkeiten, welche durch § 130 des Strafgesetzbuchs Etrafe gestellt ist kann, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 1. Juni 1893, nicht nur in einer directen

Aufforderung zu Gewaltthätigkeiten, sondern auch in einer ent⸗ sprechenden indirecten Einwirkun kann ein nich für den Thatbestand des § 130 Str.⸗G.⸗B. bilden.

gefunden werden. Dagegen

t ausgesprochener Gedanke nicht die Grundlage

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Ueber den Ausstand der englischen Grubenarbeiter liegen keine neuen Nachrichten vor. F Bergarbeiter⸗ Ausstand in Frankreich meldet „W. T. B.“: Der Munizipalrath von Paris bewilligte gestern einen Credit von 10 000 Fr. für die strikenden Bergleute und beschloß, eine Amnestie für alle während des Strikes begangenen Ausschreitungen Vestern Abend fand, wie aus Lens berichtet wird, in Vendin⸗le⸗Vieil vor den Wohnungen vpon vier Grubenarbeitern, welche am Morgen die Arbeit aufgenommen hatten, eine Dynamitexplosion statt. Es wurde einiger Ma⸗ terialschaden angerichtet. Menschen wurden nicht verletzt. In Leipzig sprach sich eine Versammlung von Töpfer⸗ gehilfen am Sonnabend gegen das geplante Arbeitsamt aus, weil man, wie die „Lpz. Z.“ mittheilt, befürchtet, daß die Arbeitgeber im Arbeitsamt sofort die Ueberhand gewinnen möchten. Sodann wurde ber die sogenannte „Fensterfrage“ verhandelt. Es wurde mitgetheilt, daß die Vereinigung der Arbeitgeber diesen Uebelstand abzustellen versprochen hätte. In Harburg stellten, wie aus einer Mittheilung des „Vor⸗ wärts“ hervorgeht, 200 Frauen und Mädchen in den vereinigten Gummifabriken wegen Lohnstreits am Sonnabend, 21. Ok⸗ tober die Arbeit ein. Sie forderten Lohnerhöhung und Bezahlung der Zeit, die sie in den Fabriken müßig zubringen S Die Direction, an die eine Deputation gesandt wurde, bewi igte am vorigen Dienstag im großen und ganzen die Forderungen der Arbeiterinnen, Be dann sofort die Arbeit wieder aufna 11“ *

Kunst und Wissenschaft.

Der Thiermaler Gustav Mützel, der sich besonders als Illustrator wissenschaftlicher Werke, wie „Brehm's Thierleben“ ꝛc., einen Namen erworben hat, ist, wie die „Nat.⸗Ztg.“ meldet, hier am Sonntag nach schwerem Leiden im 54. Lebensjahre gestorben. Die Naturwissenschaft hat durch seine mustergültigen ö werth⸗ volle Förderung erfahren.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

88 Getreideernte in Canada. 8

In der Provinz Ontario hat Herbstweizen eine gute Durch⸗ schnittsernte, und Mais und Erbsen eine Durchschnittsernte geliefert; dagegen ist der Ertrag von FFüblingamehzen, von Gerste, Hafer und Kartoffeln unter dem Durchschnitt geblieben. Im einzelnen stellt sich

das Ergebniß in der Provinz Ontario schätzungsweise, wie folgt:

Roggen . 1 055 878 Buschel oder 15,4 per Acker 8 erbstweizen . 17 896 179 19,6 8 rühlingsweizen 5 024 358 ersttit .9 5

Hafer 682 886 328 Erbsen In der Provinz Manitoba hat Herbstweizen eine vorzügliche Ernte geliefert. Der Ertrag wird auf 19 322 022 Buschel oder 19,2 per Acker geschätzt. Das Ergebniß der Gersteernte ist ziemlich

gut und Hafer hat eine Durchschnittsernte aufzuweisen.

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Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Cholera.

Rom, 30. Oktober. In den letzten 24 Stunden sind laut Meldung des „W. T. B.“ hier zwei choleraverdächtige Erkrankungen vorgekommen.

Amsterdam, 30. Oktober. Innerhalb der letzten Woche sind wie „W. T. B.“ berichtet, in neun Orten 8 Cholera⸗Erkrankungen und 11 Todesfälle vorgekommen.

Trapezunt, 30. Oktober. In Samsun sind dem „W. T. B.“ zufolge unter aus Konstantinopel zugereisten Urlaubern zwei Cholera⸗ fälle vorgekommen.

Sofia, 30. Oktober. Innerhalb der letzten 48 Stunden erkrankten, wie „W. T. B.“ meldet, an Cholera in Tutracan 1 in Kadikivi 2 Personen; an ersterem Orte kam ein 1 1 fall vor.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 30. d. M. gestellt 11 932, nicht rechtzeitig 8c6n 48 n erschlesien sind am 28. d. M. gestellt 4172, nicht recht⸗ zeitig gestellt 602 82 h

Zwangs⸗Versteigerungen.

„Beim Köoniglichen „Amtsgericht I Berlin stand am 30. Oktober das Grundstück Am S chöneberger Ufer 20 und Am Karlsbad 28, den unbekannten Erben des verstorbenen Bau⸗ meisters Julius Hennicke gehörig, zur Versteigerung; Mindestgebot 738 000 ℳ; für das Meistgebot von 738 100 wurde 2 Kammerherr und Rittergutsbesitzer Carl von Arnim auf Süsedom in der Uckermark Ersteher. Hypothekenbelastung 1 190 000

Berlin, 28. Oktober. (Wochenbericht für Stärke, Stärkefabrikate und ülsenfrüchte von Max Sa bersky.) Ia. Kartoffelmehl 16 16 ¼ ℳ, Ia. Kartoffelstärke 16 16 ½ ℳ, IIa. Kartoffelstärke und ⸗Mehl 13 14 ℳ, feuchte Kartoffelstärke

rachtparität Berlin 7,70 ℳ, Frankfurter Syrupfabriken zahlen nach erkmeister's Bericht fr. Fabrik 7,30 ℳ, gelber Syprup 18 ½ 19 ℳ,

„Syprup 19 ½ 20 ℳ, Cap.⸗Export ;8 21 ℳ, Kartoffelzucker

g er 18 ½ 19 ℳ, do. Cap. 19 ½ 20 ℳ, Rum⸗Couleur 34 35 ℳ,

ier⸗Couleur 33 34 ℳ, Dextrin, gelb und weißg Ia. 23 24 ℳ, do. secunda 20 21 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 31 32 ℳ, Weizenstärke poßfs 38 —39 ℳ, Hallesche und Schlesische 38 ½ 39 ½ ℳ, 8 ärke (Strahlen) 48 —49 ℳ, do. (Stücken) 46 -44 ℳ, Maizstärke 33 34 ℳ, Schabestärke 30— 31 ℳ, Victoria⸗Erbsen 21 23 ℳ, Kocherbsen 18 21 ℳ, grüne Erbsen 19 21 ℳ, Futtererbsen 15 16 ℳ, inländische weiße Bohnen 16 18 ℳ, weiße Flachbohnen 20 —21 ℳ, ungarische neue Bohnen 14 15 ℳ, galizische und russische Bohnen 13 14 ℳ, große neue Linsen 36 —44 ℳ, mittel Linsen 24 36 ℳ, kleine Linsen 8 24 ℳ, Mohn, blauer 44 50 ℳ, do. weißer 100 110 ℳ, Pärse⸗ weihe 20 29 ℳ, gelber Seuf 36 36 ℳ, Hanfkoͤrner 18 bid 0 ℳ, 2 güeeen 15 17 ℳ, Wicken 14 16 ℳ, Pferdebohnen 16 17 ℳ, Kümmel 56 64 ℳ, Leinsaat 25 27 ℳ, Mais loco 11 bis 12 ℳ, Leinkuchen 16 ½ 17 ½ ℳ, Rapskuchen 14 15½ ℳ, Roggenkleie 9 ½ 10 ℳ, Weizenkleie 9 ℳ, pa. helle getrockn. Biertreber 28

1

bis 30 % 11 ½ 12 ½ ℳ, pa. getrocknete Mais⸗Roggenschlempe 30 32 % 13 ¼ - 14 ℳ, pa. Maisschlempe ca. 40 % 14 14 ½ (Alles per 100 kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg.)

Berlin, 30. Oktober. (Monats⸗Bericht der Ständigen Depu⸗ tation der Woll⸗Interessenten.) Unter den bekannten, an⸗ dauernd ungünstigen Verhältnissen, die auf Handel und Wandel schwer lasten, hatte das Geschäft im Oktober weiter zu leiden. Es war noch ruhiger als im September und die Umsätze von etwa 3300 Ctr. Rückenwäschen Stoffwollen sowie etwa 1600 Ctr. unge⸗ waschenen Wollen, die in Fabrikantenhände über ingen, dienten aus⸗ schließlich zur Deckung des nöthigsten Bedarfs; 2.-ℳ fanden einige Transactionen unter Fbiesigen Händlern statt. Die Preise neigten sich zu Gunsten der Käufer und waren eher etwas 8575 als im September. Aus den Productionsländern für überseeische Wollen wird für die neue Schur eine sehr feste Tendenz gemeldet, man legt dort volle vorigjährige Preise an; deutsche Wollen dagegen stehen 4 bis 5 per Centner unter den Preisen des vorigen Jahres um die gleiche Zeit. Der Beginn einer Klärung der amerikanischen Verhältnisse durch Aufhebung der Silberbill läßt auch bei uns einen Wäaftigeren Einfluß auf die Geschäftslage im allgemeinen erhoffen. Für Colonigl⸗Wollen bot der abgelaufene Monat ebenfalls wenig Interessantes. In der ersten Hälfte des Monats zeigte sich etwas mehr RNachfrage, die indeß im weiteren Verlauf des Monats wieder nachließ. Preise blieben im großen und ganzen unverändert. 29 Umsätze betragen etwa 2000 Ballen, zum größten Theil Cap⸗ wollen.

Der „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ zufolge beschloß die gestrige Monatsversammlung des Wosgralisufols Kokssyndikats in Bochum für November eine roductionseinschränkung von 22 %

egen 25 % im Oktober. Der Vorstand berichtete, daß die wirkliche

roductionseinschränkung im September nur 16 % gegen beschlossene 25 % betragen habe, daß auch die Oktober⸗Einschränkung gegen den beschlossenen Satz zurückbleibe, und daß die Aussichten für November

und Dezember gute seien. Magdeburg, 30. Oktober. (W. T. B.) Zuckerbericht neue 14,25, Kornzucker excl.,

Kornzucker excl., von 92 % —, 88 % Rendement 13,35, neue 13,50, Nachproducte excl., 75 %

Rendement 11,20. Ruhig. Brotraffinade I. —. Brotraffinade II. —, Gem. Raffinade mit Faß 27,75. Gem. Melis I. mit Faß 25,75. Ruhig. Rohzucker. I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. Ok⸗ tober 13,80 bez., 13,90 Br., pr. November 13,05 bez., 13,10 Br.,

pr. Dezember 13,05 bez., 13,07 ½ Br., pr. Januar⸗März 13,20 bez.,

13,22 ½ Br. Stetig.

Leipzig, 30. Oktober. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per November 3,47 ½ ℳ, per Dezember 3,50 ℳ, per Januar 3,52 ½ ℳ, per Februar 3,55 ℳ, per März 3,57 ½ ℳ, per April 3,60 ℳ, per Mai 3,62 ½ ℳ, per Juni 3,65 ℳ, per Juli 3,65 ℳ, per August 3,65 ℳ, per Sep⸗ tember 3,65. Umsatz 10 000 kg, Oktoberumsatz 725 000 kg.

Bremen, 30. Oktober. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffinirtes Petroleum. (Officielle Notirung der Bremer

etroleum⸗Börse.) Faßzollfrei. Stetig. Loco 4,45 Br.

aumwolle. Stetig. Upland middling, loco 42 ¾ ₰, Upland

Basis middling, nichts unter low middling, auf Termin⸗Lieferung, pr. Oktober 42 ₰, pr. November 42 ₰, pr. Dezember 42 ₰, pr. Januar 42 ½ ₰, per Februar 42 ½ ₰, pr. März 42 ¾ ₰. Schmalz. Fest. Shafer J, Wilcoxr 3, Choice Grocery 48 ½ Armour shield 47 ½ ₰, Cudahy 48 ½ ₰. Rohe & Brother (pure) 48 Fairbanks 41 ½ . Speck. Fest. Short clear middl. November⸗Abladung 46. Dezember⸗Januar⸗Abladung 44. Wolle. Umsatz: 80 Ballen.

Wien, 30. Oktober. Dem „Fremdenblatt“ zufolge wurde in der heutigen Sitzung des Verwaltungsraths der Waffenfabriks⸗ Gesellschaft beschlossen, eine Superdividende von 10 Gulden zu zahlen, gegenüber einer Superdividende von 19 Gulden im Vor⸗ 8 Der gesammte Reingewinn der Gesellschaft beträgt 500 000

ulden.

London, 30. Oktober. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗ ladungen angeboten.

96 % Javazucker loco 16 ½ ruhig, loco 13 ruhig. Chile⸗Kupfer 42 ⅛, pr. 3. Monat 421¹⁵/18.

Glasgow, 30. Oktober. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 4796 Tons gegen 7392 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 30. Oktober. (W. T. B.) Wolle flauer, Garne ruhig, aber stetig.

„Amsterdam, 30. Oktober. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good

ordinary 52. Bancazinn 52.

New⸗York, 30. Oktober. (W. T. B.) Die Börse eröffnete schwach und mit niedrigeren Cursen, erholte sich jedoch theilweise im weiteren Verlaufe und schlo⸗ schwach. Der Umsatz der Actien be⸗ trug 397 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 155 000 Unzen geschätzt. Silberverkäufe fanden nicht statt. Die Silber⸗ ankäufe für den Sdetsschat betrugen 50 000 Unzen zu 70,00.

Nach dem Bericht der Directoren der Northern Pacific⸗ Railway. stellt sich für das mit dem Juni endende Geschäftsjahr eine Verminderung der Brutto⸗Einnahmen um 3 % heraus. Die Betriebsausgaben um 457 000 Doll.

Da die brasilianische Regierung die Summen zurückhält, die sie für die Minas and Rio Railway schuldet, erklären die Directoren der Gesellschaft, es werde statt der garantirten Dividende von 7 % nur eine Dividende von 2 % ausgezahlt werden. b

Weizen eröffnete stetig, schwächte sich dann etwas ab auf be⸗ deutende Lagervorräthe in New⸗York und auf Zunahme der sichtbaren Vorräthe, erholte sich später auf Deckungen der Baissiers und auf das Gerücht von der unmittelbaren Aufhebung der Sherman⸗Acte. Schluß stetig. Mais schwächte sich nach Eröffnung etwas ab, entsprechend der Mattigkeit in den Weizenmärkten, später erholt auf erneute Exportnachfrage. Schluß sehr fest.

Verkehrs⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Herbesthal ist die zweite englische Post über Ostende vom 30. d. M. ausgeblieben. Grund: Zugverspätung in England.

Der Postdampfer „Amsterdam“ der Niederländisch⸗ ö1“ Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft ist am 29. d. M. in New⸗York angekommen.

Triest, 29. Oktober. (W. T. B) „Elektra“ aus Konstantinopel ist gekommen

Der Lloyddampfer beute Vormittag hier an⸗

Theater und Mufik.

8 v 114141“; Gu“ Das vom ehemaligen Victoria⸗Theater her durch zahlreiche, stet beifällis aufgenommene Aufführungen wohlbekannte Ausstattungsstück „Die sieben Raben“, romantisches Zaubermärchen von Emil ohl, Musik von G. Lehnhardt und C. A. Raida, gin am onntag Abend in neuer Ausstattung an Decoration und CLosfamen neu einstudirt zum ersten Mal in Scene und wurde auch an dieser Stätte mit lebhaftestem Beifall begrüßt. Mit Geschick hatte die Regie es einzurichten gewußt, da trotz des ungünstigeren Bühnenraumes die vielen Verwandlungen ohne Störung vor sich gingen und die von eern Cäsar Severini sorgsam angeordneten anmuthigen Tänze dem uge der Zuschauer prachtvolle Bilder darboten. Ganz besonders im ersten Act der vom Fan de Ballet ausgeführte Feen⸗ Reigen und das aus Tannen, Schneeglöckchen, Immortellen. Gänse⸗ blümchen, wilden Rosen, Veilchen, Kornblumen, Edelweiß, Camelien W zusammengesetztte reizende Blumenballet, an dem sich die erste Ballettänzerin Fraͤulein Gantenberg und als Solotänzerinnen die Damen U nger und Caprano hervorragend betheiligten. Auch der im dritten Aet eingelegte „Vogel⸗Congreß, bei dem sich die kleine

8

Rüben⸗Rohzucker

Tänzerin Else Becker durch gute Leistungen hervorthat, fand allge⸗ meinen Beifall, sodaß während des Tanzes bei offener Scene der Balletmeister und Director Litaschy durch wiederholte Hervorrufe aus⸗ gezeichnet wurden. Die Handlung selbst trat gegen diese Darbietungen erheblich in den Hintergrund, obwohl die Herren Pauli als Einsiedler Gramsalbus, Paris als Kanzler Rekkebert und Schwabe als Vasall Fene von Prechtel nach besten Kräften für die Erheiterung des Publikums sorgten und Frau Director Heese⸗Litaschy durch ihre poesievolle Darstellung der zu siebenjährigem Schweigen verurtheilte Rosalinde sowie Herr Litaschy als Gaugraf Walther von Felsenbur 8 mit bestem Erfolge thätig waren. Sehr geschickt eingerichtet war ge, ewühl bei der Kampfscene. 8 .

das kriegerische

Concerte. Das gestrige zweite Philhaxmonische Concert, welches wieder unter Leitung des General⸗Directors Hermann Levi aus München stattfand, war an Kunstgenüssen ganz besonders reich. nrch der Ouverture zu „Iphigenie in Aulis“’ von Gluck mit dem Schlu von Richard Wagner folgte das Klavierconcert in F-moll von Henselt, welches von Herrn Emil Sauer mit unübertrefflicher Bravour und sehr geistvoller Auffassung vorgetragen wurde, so⸗ daß jedem Satz stürmischer Beifall folgte. Das Orchester brachte hierauf eine Novität von dem in Paris lebenden Componiste Emmanuel Chabrier zu Gehör: das Vorspiel zum zweiten Act seiner Oper „Gwendoline“. Das kurze klagende Motiv der „Gwen⸗ doline“ ist Hauptgedanke dieses dreitheilig gehaltenen Vorspiels, dessen ganz leise verhallender Schluß von bezaubernder Klang⸗ wirkung ist. Daß der Componist dem Vorbilde Richar Wagner's folgt, war deutlich zu erkennen. Die Aufnahme war eine sehr günstige. Den Beqhluß des Concerts bildeten Wagner'’s 1“ und Beethoven's achte Symphonie F-dur): bekannte und beliebte Werke, die unter so vorzüglicher eitung im glänzendsten Lichte erscheinen und stets einen nachhaltigen 85] hinterlassen. Das Orchester leistete wiederum sehr Lobens⸗ werthes. Am Sonnabend trat Fräulein Clara Horsten (Me osopran) im Saal Bechstein zum ersten Mal vor das hiesige Publikum Sie ist mit einer sehr starken, umfangreichen Stimme begabt, und es war nur zu bedauern, daß eine zu flache und grell klingende Tonerzeugung manchmal den Eindruck ihres Gesangs beeinflußte, auch behinderte das unausgesetzte Tremoliren die Reinheit der Intonation; der Vortrag zeugte von einer gewissen dramatischen Lebendigkeit, erging sich 87 oft in schroffen Gegensätzen zwischen piano und forte. Am besten gelangen der Künstlerin „Litaney“ von Schubert und Lieder von Bungert. Der Concertmeister Herr Theodor Krelle, der das Concert 8 unterstützte, ließ in einem Violin⸗Rondo von Saint⸗Saëns und in Piscen von und Spohr weichen, gesangreichen Ton und empfindungsvolle Ausdrucksweise erkenen. Ihm und der Sängerin wurde lebhafter Beifall gezollt. Am Tage zuvor gab die Mezzosopranistin Fräulein Ida Seegert im Saal Bechstein ein Concert, in welchem sie außer einer Arie⸗ aus „Samson und Dalila“ von Saint⸗Sasns mehrere Lieder von Schubert, Bungert, Herman und anderen vortrug. Die hier bereits 8 wohlbekannte Künstlerin besitzt eine sehr klangvolle Stimme, gute In⸗ tonation und deutliche Aussprache; nur läßt ihr Vortrag mitunter größere Wärme der Empfindung wünschen. Der Pianist Herr Arthur Speed unterstützte das Concert durch einige Klavierstü Dem Vortrag der F-moll-Sonate (appassionata) von Beethoven schien der Spieler nicht gewachsen zu sein; besser gelang ihm die valse allemande von Rubinstein.

Im Königlichen Opernhause wird morgen Auber’s „Fra Diavolo“ unter Kapellmeister Weingartner's Leitung gegeben. Es treten darin Frau Herzog, Fräulein Rothauser, die —2 Philipp, Lieban, Krolop, Schmidt, Krasa auf. Herr Emil ötze singt zum ersten Mal in Berlin den Fra Diavolo.

Im Königlichen Schauspielhause gelangt Sher⸗ „Sommernachtstraum“ mit Mendelssohn’s Musik zur f⸗ führung.

Im Berliner Theater wird morgen, am Donnerstag, Sonnabend und Sonntag Abend das Roberts'sche Schauspiel „Chic* wiederholt.

Die Direction des Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters hat, vielfachen Wünschen des Publikums entsprechend, den Sitzplan des Hauses dahin geändert, daß die II. Fautenils in kommen und infolgedessen bereits mit der zwölften quet (3 ℳ) beginnt. Gense's Operette ir* sich noch immer erfolgreich auf dem

Im Theater Unter den Linden Operette „Münchener Kindl“, Text von ersten Mal in Scene. Neben Ilka von Palmay werden die übrigen Hauptrollen von Fräulein Andrée. Frau Grimm⸗ Einödshofer und den Herren Meyer, Schulz, Matscheg

Für das II. Concert der Sängerin Fräulein Anna uzuitzky aus Wiesbaden, welches morgen Abent 8 Uhr in der Seeeh⸗ Akademie stattfindet, hat der Königliche 1* Mexyer seine Mitwirkung zugesagt. Fräulein

ine Mit G Johanna 8 mann wird in ihrem zweiten hiesigen Concert im Saal Bech⸗

stein am Donnerstag Abend 7 ½ Uhr A. Concert“, Schumann'’s „Faschingsschwank“ und eine

von Liszt spielen. Der Baritonist Adolf Schulze

am 2. November, Abends 8 Uhr, in der Sing⸗Akademie einen Liederabend, für welchen die Sopranistin Fräulein Julie P H

und der Pianist Herr Bertrand Roth ihre Mitwirkung en

Vom nächsten III. Philharmonischen Concert

baden. Herr von Bülow die Concerte zu leiten verhindert ist. Musikdirector Schuch die Direction übernehmen; das III. Concert findet am 13. November unter Mitwirkung der irt Sophie Menter statt. Der Kartenversanf wird morgen b

u. Bock eröffnet.

Das Comité zur Begründung des Schiller⸗Theate erläßt folgenden Aufruf:

Der Gedanke, in Berlin ein vol Eintrittspreisen von 1.ℳ bis herunter zu 25 mur unter dem Namen „Schiller⸗Theater“ * hat.

der 6

der öffentlichen Discussion

bürger warme Theilnahme und 1 An⸗

erkennung gefunden. Eine der Berliner Vereime.

lehrung und Unterhaltung zur (mit ca 80000 Mrtgliedern),

8 unseren Bestrebungen und daben durch entsprechende rklärungen dem Schil Theater einen Stamm Befucher in

Aussicht gestellt. Die se 8

anschlagung der Einnahmen und 1

stand des Unternehmens scheint. Er

tadelloses vö. 8 Vorverhandk

nutzung angeboten. ie Sicherdeit do

ragenden schauspielerischen —28 ein

gute technische Kräfte G Alle

daber jetzt heendet. alle .

ideale und volksthümliche Bestrebungen

die Bitte, m fen, um 2 eine gedi mn b für sie ten Abendf 1 che Betrag

4ö. gegen alle S

etwa 150 000 u ittel

uns n jen 1 w an unsere wohlhabenden M. 8

Zeichnung von Antdeilen der begründenden Gesel

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Betheiligung der wohl