Infolge der Erkrankung Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Josephine von Flandern sind Ihre Maäjestät die Königin, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Georg, die Prinzessin Mathilde und die Gräfin von Flan⸗ dern mit den Prinzessinnen⸗Töchtern gestern aus Sibyllenort wieder in Dresden eingetroffen. Die hohe Erkrankte wird bis auf weiteres im Residenzschlosse zu Dresden verbleiben. Die Rückkehr Seiner Majestät des Königs steht dem „Dr. J.“ zufolge für den nächsten Sonntag früh zu erwarten.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser empfing gestern Mittag, wie „W. T. B.“ berichtet, den Minister⸗Präaͤsidenten Grafen Taaffe und Nach⸗ mittags den Justiz⸗Minister Grafen Schönborn in Audienz. In einer dem ungarischen Minister⸗Präsidenten Dr. Wekerle gestern ertheilten Audienz erhielt der Ehegesetzentwurf in der unterbreiteten Form die Vorsanction des Kaisers, Allerhöchstwelcher die ungarische Regierung ermächtigte, den Gesetzentwurf im Unterhause einzubringen.
Der Minister des Auswärtigen Graf Kälnoky hat gestern die bereits angekündigte mehrwöchige Urlaubsreise an⸗ getreten und sich zunächst nach der Schweiz begeben. Während der Zeit seiner Abwesenheit führt der Sectionschef Freiherr von Pasetti⸗Friedenburg die Geschäfte des Ministeriums.
Das „Fremdenblatt“ constatirt, daß bisher noch keine Einigung über die Ministerliste erzieltsei, hebt aber herpor, daß die betheiligten Persönlichkeiten nicht im mindesten in dem Glauben an ein baldiges Zustandekommen des Coalitions⸗ Ministeriums wankend geworden seien. In unterrichteten Kreisen werde ein rasches Ende der Krise erhofft.
Der Minister⸗Präsident Dr. Wekerle traf gestern Abend wieder in Budapest ein und begab sich alsbald nach dem liberalen Club, wo er von den Versammelten mit lauten Eljen⸗ rufen empfangen wurde.
In der heutigen Sitzung des Unterhauses wurde der Minister⸗Präsident Dr. Wekerle gleichfalls mit begeisterten Ovationen empfangen. Auf eine Anfrage des Abg. Helfy. erwiderte der Minister-Präsident, daß der König der Re⸗ gierung die Ermächtigung ertheilt habe, die auf die Regelung des Eherechtes bezügliche Vorlage im Reichstag einzubringen. Auf Grund dieser Ermächtigung werde die Regierung diesen Gesetzentwurf innerhalb der nächsten zwei Wochen gleichzeitig mit den Gesetzentwürfen über die Abänderung einiger Bestimmungen des auf Mischehen bezüglichen Theiles des Gesetzes vom Jahre 1868 vorlegen. Die Mittheilung des Minister⸗Prä⸗ sidenten wurde selbst von einem großen Theile der Opposition mit lautem Beifall aufgenommen.
Frankreich. 1
Der „Temps“ meldet von der Münzeonferenz, daß die Wiedererstattung der italienischen Silberscheidemünze halb in Gold, halb in Tratten ausgeführt werden solle. Die übrigen vier Staaten der Münzunion, die für Silber von 835⁄1009 Feingehalt sich die volle Bezahlung in Gold oder gleichwerthigen Schuldforde⸗ rungen sicherten, würden hierdurch einen ansehnlichen Gewinn erzielen. Das jeweilig an Italien zu liefernde Quantum Silbermünze dürfe nicht unter einer halben Million, nicht über 10 Millionen Francs betragen. Italien werde zweifellos bis zu der vollständigen Ablieferung der Silberscheidemünzen nur Papier⸗Lire ausgeben. Die Ratificationen des Arrange⸗
ments mit Italien müßten spätestens bis zum 30. Januar
1894 ausgetauscht sein.
An der gestrigen Leichenfeier für den verstorbenen früheren Minister⸗Präsidenten Tirard nahmen der „Köln. Ztg.“ zu⸗ folge alle Minister, viele Senatoren, Deputirte und Staats⸗ beamte theil. Die Zipfel des Leichentuchs hielten die Minister Dupuy, Peytral, Terrier, der Deputirte Möéline, der Seine⸗ Präfect, der Präsident des Senats und der Vorsitzende des Pariser Gemeinderaths. Nach der kirchlichen Feier in der Kirche St. Germain des Prés bewegte sich der Leichenzug zum Pore Lachaise, wo der Senats⸗Präsident, der Minister⸗ Präsident und Claretie als persönliche Freunde des Verstor⸗ benen Reden hielten. Der Präsident Carnot war bei der Feier durch den General Borius und zwei andere Adjutanten vertreten.
Aus Algier wird gemeldet: betreffs der Expeditions⸗ colonne nach der Tuat⸗Oase sei anscheinend noch keine Entscheidung getroffen worden; es verlaute vielmehr, daß Gegenbefehl gegeben worden sei. Die Abreise des Generals Hervé nach Paris hänge mit der Tuatfrage zusammen.
Rußland.
Wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, fand gestern im Beisein des Kaisers der Stapellauf des zur Küstenvertheidigung bestimmten Panzerschiffs „Admiral Uschakow“ statt. 1
—
Der Minister der öffentlichen Arbeiten Genala ist, wie
„W. T. B.“ meldet, infolge eines Schlaganfalls gestorben. Spanien.
Wie nunmehr amtlich festgestellt ist, beläuft sich die Zahl der bei dem Bomben⸗Attentat im Teatro Liceo in Barcelona getödteten Personen auf 22; darunter befindet sich ein Deutscher. Die Zahl der Verwundeten übersteigt 50, von denen wahrscheinlich noch mehrere ihren Verletzungen erliegen werden. Zwei weitere Bomben wurden aufgefunden; 7 Anarchisten sind verhaftet worden, die aber ihre Theilnahme an dem Attentat leugnen. Der Verdacht lenkt sich, wie „W. T. B.“ berichtet, neuerdings auf einen Italiener Namens Maurizio Soldani, an dessen Taschentuch man Abdrücke
von Zündlöchern einer Bombe bemerkte, als sei sie darin ein⸗
gewickelt gewesen. 1
Portugal.
„W. T. B.“ meldet aus Lissabon, daß dort ein Gerücht verbreitet sei und Glauben finde, wonach der König dem Cabinet seine Zustimmung zur Auflösung der Kammer ertheilen werde.
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Der Gesetzentwurf über die Reorganisation der Truppenkörper ist der „Köln. Ztg.“ zufolge vom Militär⸗ departement fertiggestellt worden und wird in den nächsten 8 ath vorgelegt werden. Es ist darin eine
Verstärkung der Feld⸗Artillerie um acht Batterien, von 48 auf 56, und die Neubildung von vier weiteren Gebirgsbatterien vorgesehen. Türkei. Die „Agence de Constantinople“ erklärt die Nachricht, wonach Montenegro wegen des jüngsten albanesischen Ueberfalls von der Pforte Genugthuung verlangt habe (siehe Nr. 202 d. Bl.), für unbegründet.
Griechenland. 8 Die Kammer ist gestern von dem König, der bei seinem Erscheinen lebhaft begrüßt wurde, eröffnet worden. Die Thron⸗ rede hebt dem „W. T. B.“ zufolge hervor, die Anleihe sei durch die Nothwendigkeit, den seitens des Staats ein⸗ gegangenen Verpflichtungen nachzukommen, veranlaßt worden. Sie verspreche eine definitive Regelung der öffent⸗ lichen Schuld in Paegacg mit der Reorganisation der Nationalbank und der allmählichen Aufhebung des Zwangs⸗ curses. Ferner werden finanzielle Maßregeln angekündigt, die es ermöglichen würden, das Gleichgewicht des Budgets herzu⸗ stellen. Schließlich wird die Hoffnung ausgesprochen, daß der Patriotismus des Landes alle vorübergehenden Schwierigkeiten überwinden werde. .
Das Budget weist an Einnahmen 63 755 600, Ausgaben 63 736 338 Dinars auf.
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Amerika.
Bei den vorgestern vorgenommenen Staatswahlen sind nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington im Staat New⸗York für sämmtliche Staatsämter die repu⸗ blikanischen Candidaten gewählt worden. Im Staat New⸗Jersey wurden die Demokraten ebenfalls ge⸗ schlagen. Me Kinley ist mit einer Majorität von 60 000 Stimmen zum Gouverneur von Ohio gewählt worden. In Pennsylvanien, Massachusetts und Jowa haben die Republikaner, in Virginien, Kentucky und Mary⸗ land dagegen die Demokraten bei den Staatswahlen gesiegt. — Den „Daily News“ wird aus New⸗York berichtet, die Niederlage der Demokraten bei den Staatswahlen werde den langen Debatten über die Silberfrage im Senat zugeschrieben; das Volk mache die am Ruder befindliche Partei für die Niederlage verantwortlich. Der Erfolg MoKinley'’s binde seine Parteigänger noch mehr an die schärfste Schutz⸗ zollpolitik, woraus die Demokraten Vortheil zu ziehen hofften.
Die Unruhen auf Cuba sind, dem „W. T. B.“ zu⸗ folge, beendet; die letzten Aufrührer haben sich unterworfen.
Dem „New⸗York Herald“ wird aus Guayaquil tele⸗ graphirt, daß Peru den Grenzvertrag mit Ecuador verworfen habe. In Quito herrsche infolge dessen große Aufregung, es werde ein Bruch zwischen beiden Ländern befürchtet.
Afrika.
Auf die Meldung, welche der marokkanische Minister Tores dem Sultan von Marokko über den am 2. Oktober bei Melilla erfolgten Zusammenstoß zwischen Spaniern und Riffbewohnern erstattet hatte, ist, wie „W. T. B.“ aus Tanger berichtet, jetzt die erste Antwort angekommen. Der Sultan hat dem d Gesandten sein Bedauern über die Handlungsweise der Bewohner des Riff aus⸗ sprechen lassen und die Versicherung hinzugefügt, daß Spanien Genugthuung erhalten werde, da ihm, dem Sultan, daran liege, an der alten Freundschaft mit Spanien festzuhalten und diese noch zu vermehren. Der Sultan werde eine Vertrauens⸗ person unverzüglich nach dem Riff senden mit dem Befehl, sich ruhig zu verhalten.
Die gestern Morgen nach den äußeren Forts bei Melilla abgeschickte Proviant⸗Colonne, die von zwei Brigaden als Bedeckung begleitet wurde, konnte, ohne von den in den Bergen befindlichen Kabylen angegriffen zu werden, nach Melilla zu⸗ rückkehren.
Der spanische Konsul in Tetuan hat gestern mit einem Revolverschuß einen Spanier, den er hatte verhaften lassen, in dem Augenblick getödtet, als dieser den Versuch machte, ihn zu erdolchen. 8
Eine officielle Depesche aus Chiromo, der portugiesischen Station am Shiré⸗Fluß, meldet, dem „Reuter'’'schen Bureau“ zufolge, daß die britische Mission in Milanji in dem Shiré⸗Lande, zwischen Ruo und dem Shirwa⸗See, von Ein⸗ geborenen angegriffen worden sei. Ein Offizier und zwei Sikh⸗Soldaten seien getödtet worden.
Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Kapstadt ge⸗ meldet, der Führer der Tuli⸗Colonne Raaf habe am 2. d. M. ein Gefecht mit den Matabeles gehabt, worin er diese geschlagen und ihnen große Verluste zugefügt habe. Die Matabeles hätten sich in der Richtung auf Buluwayo zurück⸗ gezogen. Die englischen Verluste betrügen 18 Todte und Verwundete.
Nr. 9 des „Ministerialblatts für die gesammte innere Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten“ (herausgegeben im Bureau des Ministeriums des Innern) vom 31. Oktober 1893, hat folgenden Inhalt: I. Organisationssachen. A. Behörden und Beamte. Circular, betr. die Mitverwendung des Wohnungsgeld⸗ zuschusses bei der Remunerirung von Vertretern. — B. Staatshaus⸗ halts⸗Etats⸗, Kassen⸗ und Rechnungswesen. Vorschriften über die Ein⸗ richtung und Justificirung der Besoldungsrechnungen bezüglich der Be⸗ soldungen derjenigen Beamten, deren Gehälter nach Dienstaltersstufen geregelt sind. — 1I. Verwaltung der Communen, Corporationen und Institute. Geschäftsbericht und Ergebnisse der preußischen Sparkassen im Rechnungsjahre 1891 bezw. 1891/92. — III. Polizei⸗Verwaltung. A. Sicherheits⸗Polizei. Polizei⸗Verordnung, betr. den Verkehr mit Sprengstoffen. — B. Presse und Buchhandel. Notiz, betr. eine neue Auflage der Zusammenstellung preußischer Gesetze, Verordnungen ꝛc. — IV. Verwaltung für Handel und Gewerbe. Verfügung, betr. die Benutzung von Dampfkochkesseln.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Die Zurücknahme eines Strafantrags seitens des An⸗ tragstellers in dem irrigen Glauben, daß ihm ein Antragszurücknahme⸗ recht zustehe, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Straf⸗ senats, vom 13. Juni 1893, nicht als Begünstigung aus § 257 des Strafgesetzbuchs zu bestrafen.
— Die Bestimmung des § 338 Th. 1 Tit. 14 des Preuß. A. L.⸗R. „Der Bürge tritt, soweit er den Gläubiger befriedigt
hat, in alle Rechte desselben gegen den Hauptschuldner, ohne daß es
dazu einer ausdrücklichen Cession bedarf“ — findet, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Civilsenats, vom 22. Juni 1893, keine An⸗ wen dung, sofern dem Bürgen nachgewiesen werden kann, daß er die Zahlung an den Gläubiger nicht, wie regelmäßig vermuthet wird, in der Absicht des Erwerbes der bezahlten Forderung, sondern deshalb geleistet hat, weil dem Hauptschuldner gegenüber für ihn die öööö bestand, dessen Schuld aus seinen eigenen Mitteln zu decken.
Statistik und Volkswirthschaft.
Versicherungsstatistik in Bayern.
Am Schluß des Jahres 1890/91 betrug die Zahl der bei der staͤatlich geleiteten Gebäude⸗Brandversicherungsanstalt versicherten Ge⸗ bäude 1 777 188 mit einer Gesammtversicherungssumme von 4 211 078 990 ℳ, gegen das Vorjahr waren mehr versichert 159 246. Gebäude mit 111 766 820 ℳ In Bayern trifft durchschnittlich 7149 ℳ Versicherungssumme auf ein Gebäude in den unmittelbaren Städten bezw. 11 größeren Städten der Pfalz und 1766 ℳ im übrigen Lande.
Brandfälle ergaben sich im Jahre 1890/91 1990, wofür eine Entschädigung von 3 893 502 ℳ geleistet wurde, um 150 Brand⸗ fälle und 261 285 ℳ Entschädigung mehr als im Vorjahre. Die eingehobenen Beiträge betrugen 7 533 673 ℳ, im Vorjahre 3 870 627 ℳ, mithin gegenüber dem Vorjahre um 3 663 046 ℳ mehr. An Gesammtverwaltungskosten einschließlich der Tantièmen an die Gemeindebehörden und die Königlichen Rentenämter erwuchsen 781 930 ℳ gegen 697 147 ℳ im Vorjahr. Der Stand des Reserve⸗ fonds belief sich auf 9 942 999 ℳ gegen 8 512 372 ℳ im Vorjahre. Von den 1990 Brandfällen sind 6 durch vorsätzliche Brandstiftung von Seiten des Versicherten, 16 von Seiten anderer Personen erwiesen; ferner lag in 76 Fällen muthmaßlich vorsätzliche Brandstiftung von Seiten des Versicherten, in 247 Fällen von Seiten anderer Personen vor. Erwiesene fahrlässige Brandstiftung wiesen 20 Fälle auf, muth⸗ maßlich fahrlässige Brandstiftung oder unvorsichtiges Umgehen a. mit Streichhölzern lag in 158 Fällen, . b. mit Feuer und Licht überhaupt in 229 Fällen vor. Fehlerhafte Bauconstruction erwiesen 97 Fälle, muthmaßlich 33 Fälle. Mit Feuerungs⸗Anlagen zusammenhängende Schäden lagen 173 vor; 1 Fall war durch Locomobilfeuerung entstanden. Im Ge⸗ werbe⸗ und Fabrikbetrieb kamen 64 Brandschäden vor, durch Explosion entstanden 17; in fünf Fällen trat Explosion ohne nachfolgenden Brand ein; durch Blitzschläge entstanden erwiesenermaßen 296, muth⸗ maßlich 4 Brandfälle, durch Selbstentzündung erwiesenermaßen 3, muthmaßlich 16 Fälle; unermittelt blieben 529 Fälle.
In dem fünfjährigen Zeitraum von 1886/87 bis 1890/91 hat die Zahl der versicherten Gebäude um 208 121, d. i. um 13,3 %, die Versicherungssumme um 408 525 230 ℳ, d. i. um 10,7 % zu⸗ genommen. 8
Bei der Mobiliar⸗Feuerversicherung sind 2 bayerische, 19 deutsche, 3 ausländische Gesellschaften zugelassen. Die Gesammt⸗ zahl der Policen betrug 1891: 628 785 mit einer Versicherungssumme von 4 208 474 508 ℳ; gegen das Vorjahr hatte sich die Zahl der Policen um 27 612, die Versicherungssumme um 190 395 709 ℳ cr⸗ höht. An Prämien wurden 6 577 667 ℳ (1890: 6 121 436 ℳ) erzielt. Die Zahl der Brandfälle betrug 3357 (1890: 3403). Die Gesammtsumme der bezahlten Schäden belief sich auf 2 590 742 ℳ (1890: 2 824 608 ℳ). Das gezeichnete Actienkapital beträgt 232 357 151 ℳ, wovon 80 785 730 ℳ eingezahlt sind. An Reserve⸗ fonds sind 191 692 571 ℳ (1890: 186 953 422 ℳ) vorhanden. Die Gesammtverwaltungskosten betrugen 31 921 487 ℳ (1890: 30 394 381 ℳ).
Zu der Hagelversicherung sind außer der staatlich geleiteten Versicherungsanstalt in Bayern 5. preußische Privat⸗Hagel⸗Ver⸗ sicherungs⸗Gesellschaften (3 gegenseitige, 2 Actiengesellschaften) zuge⸗ lassen. Bei allen 6 Anstalten und Gesellschaften betrug die Zahl der versicherten Personen 97 515 und die Gesammtversicherungssumme 160 965 207 ℳ, wovon auf die staatliche Anstalt 64 855 Personen mit 95 448 430 ℳ Versicherungssumme entfallen. Im Vorjahre waren 89 518 Personen mit 151 458 732 ℳ versichert, wovon auf die staat⸗ liche Anstalt 57 186 Personen mit 84 634 460 ℳ entfielen. Die Prämieneinnahmen betragen und zwar die Vorprämien 1 835 877 ℳ (1890: 1 754 626 ℳ); hiervon entfallen auf die staatliche Anstalt 1 107 678 ℳ (1890: 999 38338 ℳ); die Nachschuß⸗ prämien, die ausschließlich auf die gegenseitigen Gessellschaften fallen, 178 190 ℳ (1890. 31 305 ℳ). An Schadensfällen wurden 6738 mit 2 302 137 ℳ bezahlten Entschädigungen ausgewiesen (1890: 5423 Schadensfälle mit 1 833 319 ℳ); auf die staatliche Anstalt entfallen 1359 Fälle mit 1 438 146 ℳ (1890: 954 Fälle mit 1 003 739 ℳ). An Gesammtverwaltungskosten wurden verausgabt: 2 186 542 ℳ (1890: 2 190 927 ℳ); hiervon entfielen auf die Gegenseitigkeitsgesellschaften 1 363 793 ℳ (1890: 1 373 521 ℳ), auf die Actiengesellschaften 781 535 ℳ (1890: 779 993 ℳ) und auf die staatliche Anstalt 41 214 ℳ (1890: 37 413 ℳ).
Zur Viehversicherung sind in Bayern fünf Gesellschaften, sämmtlich gegenseitige, zugelassen, darunter eine bayerische, zwei preußische, eine sächsische und eine württembergische. Es waren ver⸗ sichert 9919 Pferde mit 6 236 095 ℳ Versicherungssumme, 264 566 ℳ Vorprämien, 597 Schadensfällen und 195 410 ℳ ausbezahlten Schäden (1890: 8743 Pferde, 5 486 350 ℳ Versicherungssumme, 512 Schadens⸗ fällen und 169 130 ℳ ausbezahlten Schäden); ferner 5312 Stüch Rindvieh mit 1 564 287 ℳ Versichernngssumme, 37 251 ℳ Vorprämien, 142 Schadensfällen und 29 958 ℳ ausbezahlten Schäden (1890: 4549 Stück, 1 228 784 ℳ, 152 Schadens⸗ fällen und 30 840 ℳ ausbezahlten Schäden). Die Vieh⸗ versicherung hat von 1887 bis 1891 einen ganz erheblichen Aufschwung genommen, und zwar um 5269 Viehstücke und 3 181 553 ℳ Ver⸗ sicherungssumme.
Zur Lebens⸗ und Rentenversicherung sind in Bayern 44 Gesell⸗ schaften, zur Unfallversicherung 22, zur Transportversicherung 31, zur Glasversicherung 12, zur Versicherung von Wasserleitungsschäden cine Gesellschaft zugelassen. Betreffs der hier in Betracht kommenden Ver⸗ hältnisse verweisen wir des näheren auf die Abhandlung selbst.
Zur Arbeiterbewegung.
Zum Ausstand der englischen Grubenarbeiter berichtet die Londoner „A. C.“:
In Chesterfield fand vorgestern eine Versammlung der Ver⸗ einigung der Gruben besitzer in Derbyshire statt. Es wurde festgestellt, daß den Arbeitern in den Shippley⸗Gruben die alten Lohnsätze bewilligt worden seien, weil sich die Bergwerke infolge von Gasbränden in Gefahr befinden. Sonst bekundete sich der feste Wille, abzuwarten, bis die Arbeiter die Fehlerhaftigkeit ihres Ver⸗ haltens eingesehen hätten. — Ein von dem Präsidenten und dem Secretär des Nationalverbandes der Bergarbeiter erlassenes Rundschreiben schließt mit den Worten: „Wir können euch nicht rathen, die Bedingungen der Gruben⸗ besitzer zur Beilegung des Streits anzunehmen. Wir kämpfen für einen Lohn zum Leben (living wages) und legen euch dringend ans Herz, das Protokoll der Londoner Conferenz (vgl. Nr. 265 u. flod. d. Bl.) den Leuten wörtlich vorzulesen, ehe sie ihre Stimmen abgeben. — Der Vorsitzende der Handelskammer in Manchester schätzte in einer Rede den Verlust, den das Land durch den Kohlenausstand er⸗ litten, auf nahezu 30 000 000 Lstrl. “
Nach einem Londoner Telegramm des „D. B. H. hat das parlamentarische Comité des Trade⸗Union⸗Congresses 8 folge des Fehlschlagens der Conferenz zwischen den Kohlenberg⸗ werksbesitzern und den Bergleuten einen Aufruf an alle Ar⸗ beitergenossenschaften erlassen, in dem um schnelle Unterstützung der Strikenden dringend gebeten wird. Der Aufruf ist von den bekanntesten Arbeiterführern unterzeichnet.
Aus Saarbrücken wird der „Köln. V.⸗Z.“ gemeldet, daß An⸗
fang Dezember alle infolge des Ianuar-Ausstanden auf den 5 gruben abgelegten Mann schaften wieder angelegt werden sollen. 8 Vine taib⸗ in h.ige. 81 “ mitgetheilt, aß di ndigen Gerber der Müller'schen L den Ort S — 11“ ier in Berlin nahm, wie der Frkf. Z.“ telegraphirt wird, eine Feenn emokratische Parteiverfanm lung 8 zweiten Berliner Wahlkreise im Gegensatz zu dem Beschluß des Kölner Parteitags eine Resolution an, die es jedem Genossen zur Pflicht neben der politischen auch der Gewerkschaftakewegng anzu⸗ ge ho 8 8.
Aus Madrid schreibt man der „V. Z.“ unter dem 5. d. M.: Der vorgestern ausgebrochene Ausstand der Telegraphisten des Verwaltungsbezirks der Madrid⸗ Zaragoza⸗Alicante⸗Eifen⸗ bahn⸗Gesfellschaft hat größeren Umfang gewonnen und droht sich auf alle Unterbeamten auszudehnen. Der Verkehr im Osten und Süden ist dadurch auf das empfindlichste gestört. Vorläufig ist eine Einigung nicht abzusehen; darauf abzielende Bemühungen des Ministers der öffentlichen Arbeiten sind gescheitert. Die Regierung E ““ der W Beamten als unpatriotisch, enn auch die Militärtransporte leide denn zuch die — p iden darunter empfindlich. (Vergl.
Kunst und Wissenschaft.
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Die Chronik der Königlichen Akademie der Künste wurde bekanntlich bisher in den Katalogen der akademischen Kunst⸗ ausstellungen veröffentlicht. Da jedoch seit dem v brigen Jahre (unter dem 10. August 1892) eine Neuorganisation für die Ausstellungen Allerhöchsterseits angeordnet wurde, wonach an die Stelle der Akademie als „Veranstalterin die gesammte Berliner Künstlerschaft getreten ist, fällt in Zukunft die Möglichkeit der Berichterstattung an jener Stelle fort. Die Chronik erscheint deshalb von nun an selbständig und zwar jedesmal nach Schluß des Geschäftsjahres, zu Anfang Oktober. Die erste Veröffentlichung ist soeben zur Ausgabe gelangt und umfaßt, da der letzte Geschäftsbericht im Frühjahr 1892 erstattet wurde, den Zeitraum vom 15. Mai 1892 bis 1. Oktober 1893. Die Chronik enthält eine Darstellung der Organisation der Akademie und dann ein vollständiges Verzeichniß des Personajbeftaenber, Mittheilungen über die Veränderungen durch Wahlen, Ernennungen, Todesfälle, über die den Mitgliedern zu theil gewordenen Auszeichnungen ꝛc. Der zweite Abse nitt handelt von der Verwaltung und giebt ferner Auskunft über die Preisbewerbungen, Stipendien, Unterstützungs⸗ fonds ꝛc.; der letzte endlich bietet ausführliche Information über die mit der Akademie verbundenen Hochschulen und anderen Unterrichts⸗ anstalten, ihre Lehrercollegien, Lehrpläne, Schülerfrequenz ꝛc.
— Auf Beschluß des Senats der Königlichen Akademie der Künste sind im vergangenen Sommer die nach den Linden zu gelegenen Ausstellungssäle im Akademie⸗Gebäude (Uhrsaal, Langer Saal, Linden⸗Corridor) unter Leitung des Bau⸗ raths P. Wallot der dringend erforderlichen Renovation unterzogen worden. Damit ist im Centrum der Stadt ein bisher in Berlin fehlendes, bequem gelegenes und würdiges Local für kleinere und Elite⸗Ausstellungen geschaffen. Die in diesen Räumen unter der Controle des Senats in Zu⸗ kunft gelegentlich zu veranstaltenden Ausstellungen sollen einen wesentlich anderen Charakter tragen als die großen Ausstellungen im Landesausstellungs⸗Gebäude. Es werden vornehmlich Special⸗ ausstellungen sein, die in erster Linie lehrhaft zu wirken be⸗ stimmt sind. b
— Die erste Sitzung der Kunstgeschichtlichen Gesellschaft nach den Sommerferien fand unter Vorsitz des Vice⸗Präsidenten Herrn Generals Röse am 27. Oktober im Kaiserhofe statt. Zunächst sprach Herr Alfred Gotthold Meyer über die Colleoni⸗Kapelle zu Bergamo, die das Grabmal ihres Stifters, des 1475 gestorbenen berühmten Condottiere Bartolommeo Collconi enthält. Kapelle und Grabdenkmal galten bisher als einheitliche Schöpfung des lombardischen Bildhauers Amadeo. Der Vortragende stellte die Behauptung auf, daß Kapelle und Grabmonument keineswegs den ursprünglichen Entwürfen Amadeo's entsprechen könnten. Der ungewöhnliche und unorganische Schmuck der Fassade lege diese Ansicht schon nahe. Auch das Grabdenkmal jeige in zwei übereinandergestellten Sarkophagen Mißverhältnisse, die dem Amadeo nach seinen sonstigen Arbeiten nicht zur Last gelegt werden könnten. Mehrfache Modificationen bis ins 18. Jahrhundert hätten der Kapelle und dem Grabmal ihre seltsame und bei aller Fülle schöner Details unorganische Form gegeben. — Herr Bode legte sodann das Buch von Ullmann über Sandro Botticelli vor, das als eine außerordentlich fleißige und unparteiische Arbeit gerühmt wird, und ferner die Studie des amerikanischen Kunstforschers Allen Marquard über Luca della Robbia, in der die bisher unbekannten Arbeiten Luca's in dem kleinen toscanischen Ort Impruneta behandelt werden. — Zuletzt sprach Herr Sprin ger über Block⸗ bücher im Anschluß an Hochegger's Ausgabe des Liber Regum. Der Vortragende trat der Ansicht Seceraes. der in den
Blockbüchern Schulbücher erkennen will, entgegen; die Blockbücher
setzen in Form und Inhalt die illustrirten Handschriften fort, und wenden sich wie diese an weitere Volkskreise. Für einen bestimmten Zweck seien sie nicht geschaffen. Die Blockbücher seien wahrscheinlich holländischen Ursprungs, und die ältesten von ihnen dürften vor der Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden sein.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Nonne.
Die in den fiscalischen Forsten des Regierungsbezirks Potsdam gegen die Nonne getroffenen Maßregeln haben Erfolg gehabt. Viele Reviere, in denen im Vorjahre Bestände geleimt worden waren, haben in diesem Jahre von allen Vertilgungsmaßregeln gegen die Nonne befreit bleiben können. In denjenigen, in welchen auch in diesem Jahre hat geleimt werden müssen, fint nur wenig Raupen bemerkt, weil nur ein geringer Bruchtheil der gesund scheinenden Eier aus⸗ gekommen ist. Fast überall ist der Flug der Falter ein bedeutender nur 8 der Mecklenburg⸗Strelitzer Grenze
achen eine Ausnahme und erforde f⸗ masgsennea. ) fordern noch fortgesetzte Auf
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
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Schiffe vom Asowschen Meer, einschließlich Kertsch, und alle Herkünfte vom Golf von Lyon werden in Gibraltar zum freien Verkehr zugelassen, wenn sie mit reinen, von den britischen Konsulaten visirten Gesundheitspässen versehen sind und kein verdächtiger Krank⸗ heitsfall an Bord der Schiffe vorgekommen ist. Cholera. 8 „DOesterreich⸗Ungarn. Dem „Oesterr. San.⸗Wesen“ zuf g sind in Galizien vom 24. bis 31. ktober Morgens in 24 zu 10 politischen Bezirken gehöͤrenden Gemeinden 56 Erkrankungen mit 85 Sterbefällen gemeldet worden. — In Ungarn wurden vom 21. 1iZ g. Oktober 119 Cholera⸗Erkrankungen (117 Sterbefälle), darunter 9 Budapest 8. (8) angezeigt. — Amtlichen Ausweisen zufolge wurden in Bosnien vom 23. bis 30. September in Brcka 8 Erkrankungen (2 Todesfälle), in einem Ort des gleichnamigen noesir.es (1) und in einem Ort des Bezirks Gradacac 2 (2) festgestellt; vom 1. bis 8. Oktober in Brcka 27 (11), in 5 anderen Orten des 21 (9), in 4 Orten des Bezirks Gradacac 13 (6), in einem Ort . Bezirks Gracanica 1 (1). Vom 14. bis 21. Oktober wurden in sch Fhte Brcka 20 Erkrankungen und 10 Sterbefälle, ferner in ver⸗ ie enen Orten des Kreises Dolnja Tuzla 72 Cholera⸗Todesfälle an⸗ gezeigt. In Sarajewo ist ein aus Brcka zugereister Arbeiter an Lholera gestorben.
roßbritannien. Laut amtlicher Zusammenstellung hat vom
je eine Cholera⸗Erkrankung stattgefunden; i
18 ang. ö v11X Frankreich. Im Departement Finistoͤre sind vom 9. bis
26. Oktober 82 Cholerafälle mit tödtlichem 1, festgestellt
worden; davon entfielen auf Brest 28, Releecq 8, Tréboul 7
St. Mars 6. b 4
Rußland. Ueber den Stand der Cholera⸗Epidemie in Polen Z“ berichtet: In (Stadt) sind in der 8 vom 28. Okto er bis 4. November 14 Erkrankungen und 6 Todesfälle vor⸗ gekommen; in den Kreisen Warschau, Grojec und Gostynin (Gou⸗ vernement Warschau) vom 27. Oktober bis 2. November 20 bezw. 4; inLenezyce und in den Kreisen Kolo und Jurck (Gouvernement Kalisch) vom 25. Oktober bis 1. November 16 bezw. 17; im Kreise Sokolow (Gou⸗ vernement Siedlez) vom 27. Oktober bis 1. November 26 bezw. 13; in Prasnysz, Mlawa, Plock und Kreis Plonsk (Gouvernement Plozk) vom 26. Oktober bis 1. November 21 bezw. 14; in den Kreisen Lomza, Mazowieck, Makow, Ostrow, Pultusk und Ostrolenka (Gou⸗ Sn, vom 88 ShMhn bis 2. November 217 bezw. 118; in den Kreisen Mariampol un olkowyscki (Gouvernement S ¹) vom 26. öö 6 8— 92 “ „Spanien. In der Provinz Bizeaya war, wie in den „Ver⸗ öffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ berichtet wird, vom 23. bis 29. Oktober ein weiterer Rückgang der Cholera bemerkbar. Die Zahl der ergriffenen Orte betrug 9, gegen 16 und 24 in den beiden Vorwochen. Es erkrankten (und starben) in Bilbao 5 (1), 6 (4), 5 (3), 2 (5), 2 (1), 0. (2), 1 (1), zusammen 21 (17), sonst in der Provinz 2 (2), 2 (2), 1 (2), 3 (2), 0 (0), 0 (0), 0 (I1), in der ganzen Provinz somit 29 (26).
Rumänien. Vom 21. bis 29. Oktober wurden nach den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ im District Braila 23 Cholera⸗Erkrankungen (9 Todesfälle) angezeigt, in Tultscha 0 (1), in Galatz 2 (1), in Giurgin 0 (1), in Czer⸗ 1 (0), in den Districten Jalomitza 10 (7) und Prahova
84 Sofia, 8. November. „W. T. B.“ meldet: Da seit zehn Tagen keine neue Erkrankung an Cholera vorgekommen ist, wird die Krankheit in Bulgarien als erloschen betrachtet.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Kots
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An der Ruhr sind am 8. d. M. gestellt 11 155, nicht rechtzeiti gestellt keine Wagen. 8 ““
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. 1 Zwangs⸗Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 8. November die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Claudiusstr. 17, dem Kaufmann Carl Dobenzig gehörig; Fläche 9,36 a; Mindestgebot 500 ℳ; für das Meistgebot von 134 000 ℳ wurden der Kaufmann Eduard Berliner zu Herfurt und Max Bejach zu Berlin Ersteher. — Köpnickerstr. 22, dem Tischlermeister R. Weise und dem Glasermeister Otto Grigoleit gehörig; Nutzungswerth 12700 ℳ; Miinndestgebot 1800 ℳ; für das Meistgebot von 220 000 ℳ wurde der Fabrikant Ferdinand Achilles zu Berlin Ersteher. — Reinicken⸗ dorferstr. 23, dem Restaurateur Fritz Wegner gehörig; Nutzungs⸗ werth 15 180 ℳ; Mindestgebot 700 ℳ; für das Meistgebot von 200 000 ℳ wurde die Frau Anna Kurella, geb. Hoppe, zu Berlin Ersteherin. — Prenzlauer Allee 36, der Frau Anna Stoecklin g nebst Kindern gehörig. Fläche 26,09 a; Nutzungs⸗ werth 21 500 ℳ; Mindestgebot 231 500 ℳ; für das Meistgebot von 278 000 ℳ wurde der Maurermeister Richard Crampe zu Char⸗ lottenburg Ersteher.
— — Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schl. Z.“ : Die Lage des oberschlesischen Kohlengeschäfts hat sich wesentlich günstiger gestaltet. Sowohl von den Händlern wie Con⸗ sumenten gehen die Bestellungen auf allen Gruben viel zahlreicher ein, sodaß für sämmtliche Sortimente nunmehr hinreichender Absatz vor⸗ handen ist und die Verladung unter Inangriffnahme der Bestände sich ziemlich rege gestaltet. Da nunmehr auch der Wagenmangel bedeutend nachgelassen hat, so steht der prompten Beförderung der bestellten Kohlenmengen nichts im Wege und das Geschäft kann glatt abgewickelt werden. Für fast sämmtliche Kohlensorten gehen die Auf⸗ träge in genügender Anzahl ein, nur für Nuß II ist die Nachfrage noch etwas schwach; doch dürfte diese Sorte bei eintretender Kälte als gute Hausbrandkohle ebenfalls guten Absatz finden. Die Förde⸗ rung ist insofern schon verstärkt, als von Feierschichten auf den Gruben nicht mehr die Rede ist. Auf dem Koksmarkt verblieb die Situation unverändert; so lange sich die Lage der oberschlesischen Eisenindustrie nicht hebt, ist auch an eine Auf⸗ besserung des Cokesgeschäfts Oberschlesiens nicht zu denken. Selbst zu den gegenwärtigen sehr gedrückten Preisen ist ein besserer Absatz für oberschlesischen Cokes nicht zu erreichen, da der Verbrauch durch Einschränkung des Betriebes bei den Hütten immer geringer wird⸗ Die Kauflust für Theer und Theerproducte hat auch schon be⸗ deutend nachgelassen; die Producte werden für bessere Zeiten auf⸗
gestapelt. Magdeburg, 8. November. (W. T. B.) Zuckerbericht. neue 14,10, Kornzucker excl.,
Kornzucker excl., von 92 % —,
88 % Rendement 13,20, neue 13,35, Nachproducte excl., 75 % Rende⸗ ment 11,25. Stetig. Brotraffinade I. 27,00, Brotraffinade II. 26,75, Gem. Raffinade mit Faß 27,50. Gem. Melis I. mit Faß 25,25. Ruhig. Rohzucker. I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. No⸗ vember 13,25 bez., 13,27 ½ Br., pr. Dezember 13,20 bez., 13,22 ½ Br., pr. Januar⸗März 13,27 ½ bez., 13,32 ½ Br., per April⸗Mai 13,42 ½ Gd., 13,45 Br. Stetig. 1
Leipzig, 8. November. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per November 3,45 ℳ, per Dezember 3,45 ℳ, per Januar 3,47 ½ ℳ, per Februar 3,50 ℳ, per März 3,52 ½ ℳ, per April 3,55 ℳ, per Mai 3,57 ½ ℳ, per Juni 3,62 ½˖ ℳ, per Juli 3,65 ℳ, per August 3,67 ½ ℳ, per Sep⸗ tember 3,67 ½. Umsatz 20 000 kg.
Mannheim, 8. November. (W. T. B.) Productenmarkt. Weizen pr. November 15,20, pr. März 15,85, pr. Mai 16,10, Roggen pr. November 13,90, pr. März 13,85, pr. Mai 13,75. Hafer per November 15,10, per März 15,25, pr. Mai 15,35. tais pr. November 11,20, pr. März 11,50, pr. Mai 11,50.
Bremen, 8. November. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffinirtes Petroleum. (Officielle Notirung der Bremer Petroleum⸗Börse.) Faßzollfrei. Fester. Loco 4,50 Br. — Baumwolle. Ruhig. Upland middling, loco 43 ₰, Upland Basis middling, nichts unter low middling, auf Termin⸗Lieferung, pr. November 42 ½ ₰, pr. Dezember 42 ½ ₰, pr. Januar 42 ¾˖ J, per Februar 43 ₰, pr. März 43 ₰, pr. April 43 ½ ₰. — Schmalz. Fest aber ruhig. Shafer — ₰, Wilcox — ₰, Choice Grocery 48 ½ ₰, Armour shield 47 ½ ₰, Cudahy 48 ½ ₰, Rohe & Brother (pure) 48 ₰, Fairbanks 41½ gü. — Wolle. Umsatz: 74 Ballen. — Speck. Fest. Short clear middl. November⸗Ab⸗ ladung 46. Dezember⸗Abladung 44. — Taback. Umsatz: 1400 Packen St. Felir, 54 Seronen Carmen, 180 Seronen Havannah.
Pest, 8. November. (W. T. B.) Productenmarkt. Weizen
Frühjahr 7,43 Gd., 7,45 Br. Hafer pr. Frühjahr 688 d⸗ 6,90 Br. Mais pr. Mai⸗Juni (1894) 4,96 Gd., 88 .
London, 8. November. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗ gehgb, 1
% Javazucker loco 16 ruhig, Rüben⸗Rohzucker loco 13 ¼ fest. — Chile⸗Kupfer 42 ½, pr. 3 Monat 42 ½. Amsterdam, 8. November. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good
ordinary 52. — Bancazinn 52. (W. T. B.) Wollauction.
Antwerpen, 8. November.
Angeboten 1247 Ballen Buenos Aires, 940 B. Montevideo, 194 B.
ruhig, per
Oktober in Grimsby, Rotherham und Bingley
Australier, 133 B. Diverse. Verkauft: 865 B. Buenbvs Aires,
22 B. Diverse. Ten
New⸗York, 8. November. (W. T. B.) Die Börse war anfangs fest und lebhaft. Schluß ruhig. Der Umsatz der Actien betrug 305 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 155 000 Unzen geschätzt. Silberverkäufe fanden nicht statt.
Weizen sehr fest und einige Zeit steigend nach Eröffnung auf geringe Vorräthe für den Export, dann lebhafte Reaction auf Realisirungen, worauf Erholung folgte. Schluß fest. — Mais steigend nach Eröffnung infolge großer Käufe, sowie auf Bradstreets⸗ berichte und entsprechend der Festigkeit in Weizen, worauf Abschwächung
und fallend auf Realisirungen. hicago, 8. November. (W. T. B.) Weizen steigend auf erwartete Abnahme der Ankünfte und
festere ausländische Märkte, entsprechend dem Effectenmarkt. — Mais fest und etwas see end eigend.
464 B. Montevideo, 154 B. Australier, denz fest.
nach Eröffnung, dann Reaction auf Verkäufe, darauf wieder se
Schluß fest.
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8 1 Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 4. November. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd Der Schnelldampfer „Trave“ ist am 6. November Nh New⸗York angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Salier“ ist am 5. November Nachmittags in Colombo angekommen. Der Postdampfer „Pfalz“ ist am 6. November Vormittags in Vigo angekommen. Der Postdampfer „Weser“ ist am 6. November Morgens in Neapel angekommen. Der Schnelldampfer „Elbe“ und der Postdampfer „Stuttgart“ sind am 7. November Vor⸗ mittags auf der Weser angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Habsburg hat am 6. November Abends die Reise von Genua nach Neapel fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Karlsruhe“ 8 November Abends die Reise von Genua nach Southampton ortgesetzt.
London, 8. November. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Arab“ ist heute auf der Ausreise von Lissabon abgegange 88
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Theater und Musik
v“ Concerte. 8 Der Königliche Domchor gab diesmal sein erstes Concert am Dienstag in der Garnisonkirche. Die von diesem Chor öfter gehörten alt⸗italienischen Gesänge hatten diesmal deutschen Com⸗ ponisten — Senfle (1480), von dem ein einfacher, aber erhebender Choral für Männerchor gesungen wurde, Bach, Mendelssohn, Händel und Becker — Platz gemacht. Die kunstvolle Contrapunktik Bach's in seiner achtstimmigen Motette „Der Geist hilft“ erregte die größte Bewunderung; einen gleichfalls sehr nachhaltigen Eindruck machten Becker's Motette „Siehe, meine Tage“ und sein Chorlied „Erquicke mich“. Die Ausführung sämmtlicher Gesänge war eine in jeder Beziehung vollendete, der Stimmenklang der Knaben wie der der Tenore und Bässe war ein ergreifend schöner und kraftvoller. Die Concertsängerin Fräulein Meta Geyer er⸗ freute durch den Vortrag einer Arie aus Händel’'s „Messias“; auch Herr Dr. Reimann (Orgel) und Herr Concertmeister Struß (Violine) hatten dem Concert ihre Mitwirkung geliehen und bewährten in einigen Solovorträgen ihre bekannte Künstlerschaft. Am Dienstag erschien der junge Componist und Pianist Herr Anton Rückauf aus „Wien zum ersten Mal (im Saal Bechstein) vor dem hiesigen Publikum. Die hervorragendsten seiner Werke sind eine Sonate für Klavier und Violine (op. 7) in vier Sätzen, unter denen die beiden letzteren durch Originalität der Erfindung sich besonders auszeichnen, und ein Quintett, für Pianoforte, 2 Violinen, Viola und ECello. In diesem sind der feurig belebte erste Satz, der sehr pikante und einem Capriccio ähnliche zweite Satz, sowie das Finale mit seinem fugirten Schluß sehr wirkungsvoll; sie zeugen sowohl von Selbständigkeit und Erfindung der Motive als auch von gründlichen musikalischen Studien in Bezug auf die Behandlung. Die König⸗ lichen Kammermusiker Herren Hasse, Gehwald, Gülzow und Sandow führten in Gemeinschaft mit Herrn Rückauf das Werk ganz vortrefflich aus. Einige der sodann noch vorgetragenen Klavier⸗ stücke, die mehr Uebungs⸗ als Vortragsstücke genannt werden können, sind von geringerem musikalischen Werth; dagegen erscheinen seine Lieder meist viel bedeutender und erfreuten sich einer so bei⸗ fälligen Aufnahme, daß einige auf Wunsch wiederholt wurden. Der empfindungsvolle Vortrag des Fräulein Adelina Herms kam der Wirkung der Lieder sehr zu statten. Die Sängerin und der Componist wurden mehrmals hervorgerufen.
Im Königlichen Opernhause wird in den Tagen vom 24. November bis zum 5. Dezember ein „Mozart⸗Cyklus“ ver⸗ anstaltet. Zur Aufführung gelangen: am 24. November „Idomeneus“, am 25. „Bastien und Bastienne“, sowie „Die Entführung aus dem Serail“, am 27. „Die Hochzeit des Figaro“, am 29. „Don Juan“, am 2. Dezember „Die Gärtnerin“, in der Bearbeitung von Max Kalbeck (zum ersten Mal), darauf „Cosl fan tutte“, am 4. „Titus“ und Wiederholung der „Gärtnerin“, am 5. „Die Zauberflöte“. Für diese Vorstellungen wird ein Abonnement eröffnet. Der Abonnements⸗ preis beträgt für alle 7 Vorstellungen für einen Platz: a. des Parquets und der Parquetlogen 31 ℳ 50 ₰, b. des ersten Ranges (Balcon und Loge) 31 ℳ 50 ₰, c. des zweiten Ranges (Balcon und Loge) 21 ℳ, d. des dritten Ranges (Balcon und Loge) 14 ℳ Die Abonnementskarten gelangen in der Königlichen Theater⸗Haupt⸗ kasse (Schauspielhaus, Eingang Jägerstraße) vom 15. d. M. ab täg⸗ lich, Vormittags von 10 bis 12 Uhr, bis einschließlich den 22. No⸗ vember gegen Erlegung des Preises zur Verausgabung; einer beson⸗ deren Vorbestellung bedarf es nicht. Logen des ersten, zweiten und dritten Ranges werden nur im ganzen abgegeben. Die Abonnements⸗ karten tragen außer der Bezeichnung des Platzes die Bemerkung: „Mozart⸗Cyklus“ und die Nummer der Vorstellung (Nr. 1 bis 7). Das laufende Jahres⸗Abonnement wird von diesen Bestimmungen nicht berührt.
Im Königlichen Schauspielhause wird auf Allerhöchste Befehl morgen zu Schiller’'s Geburtstag „Die Jungfrau von Orleans mit Fräulein Lindner in der Titelrolle gegeben. Ferner sind be⸗ schäftigt die Damen Stollberg, von Hochenburger, Conrad, Plan Richter, die Herren Matkowski, Arndt, Nesper, Ludwig, Keßler Oberländer, Kahle, Klein, Purschian, Eichholz, Herrmann, Hertz Winter, Heine, Hartmann. Am Buß⸗ und Bettage, 22. November, findet in der Garnison kirche unter Leitung des Königlichen Musik⸗Directors W. Freuden berg eine Aufführung geistlicher Chorwerke statt, deren Er trag dem Baufonds der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtnißkirch zufließen soll. Das Hauptwerk des Abends ist das trotz seine Berühmtheit hier noch nicht öffentlich aufgeführte „Stabat mater“' po Astorga, dem sich die Bach'sche Cantate „Actus tragicus“ anschließt. — Das Programm des Beethoven⸗Abends, welchen Professor Heinrich Ehrlich unter Mitwirkung der Herren Kammervirtuose Florian Zajic und Hofcellist Heinrich Grünfeld am Sonnabend Abend 7 ½ Uhr im Saal Bechstein veranstaltet, enthält das Trio in B-dur op. 97, die Sonate für Klavier und Cello in D-dur, op. 102, die Sonate für Klavier und Violine 0p. 96 und die 32 Variationen für Klavier in Gmoll — Eine in Deutschland noch unbekannte Concertsängerin, Mme Clementine Sapio aus New⸗York, giebt an demselben Tage, Abends 8 Uhr, in der Sing⸗Akademie ein Concert mit dem Philharmonischen Orchester.
8 Im Concerthaus veranstaltet Kapellmeister Meyder unter Mitwirkung des Componisten Herrn Ludwig morgen eine „musikalische Gedächtnißfeier für Martin Luther und Friedrich Schiller’. Das Programm dieses Abends weist u. a. auf: die Ouverture zu. Wilhelm Tell“ von Rossini, die Ouverture über den Choral „Ein’ feste Burg“ von Nicolai, „Schicksals⸗Marsch’ und „Luther⸗Or 8
Ludwig unter persönlicher Leitung des Componisten.