1893 / 275 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 16 Nov 1893 18:00:01 GMT) scan diff

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sonderes Augenmerk darauf zu richten, ob und inwiefern bei der Absperrung der Bahnhöfe im Einzelnen Mängel hervor⸗ treten bezw. Grund zu Beschwerden des Pablikums gegeben wird.

Aus Anlaß besonderer Fälle mache ich noch darauf auf⸗ merksam, daß Reisende, welche wegen Verspätung eine Fahr⸗ karte nicht mehr haben lösen können, an dem Betreten des Bahnsteigs nicht verhindert werden dürfen, in diesen Fällen jedoch dem betreffenden Schaffner oder Zugführer Mittheilung zu machen ist. Binnen zwei Monaten erwarte ich Bericht darüber, ob und welche Uebelstände bei der Durchführung der Bahnsteigsperre hervorgetreten und in welcher Weise dieselben abgestellt sind. Soweit etwa allgemeine Erlasse einer sofortigen u cf. entgegenstehen, sind entsprechende Anträge bald hierher u richten. . Berlin, den 10. November 18933.ͤ

Der Minister der öffentlichen Arbeiten. Thielen.

An sämmtliche Königlichen Eisenbahn⸗Directionen.

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Abgereist: Seine Excellenz der Staats⸗Minister und Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten von Heyden, nach Letzlingen.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 16. November.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute Morgen von 8 ½2 Uhr an im Neuen Palais den Vortrag des Kriegs⸗Ministers und des Chefs des Militärcabinets entgegen. Um 10 Uhr 10 Minuten begaben Seine Majestät Sich mittels des fahrplanmäßigen Zuges nach Berlin und hörten unterwegs den Vortrag des Staatssecretärs des Auswärtigen Amts. Um 11 Uhr wohnten Seine Majestät der Kaiser dem Gottesdienst in der Schloßkapelle bei und eröffneten um 12 Uhr im Weißen Saale den Reichstag. Um 12 ¾ Uhr fand sodann in Gegen⸗ wart Seiner Majestät auf der Lustgartenseite vor dem König⸗ lichen Schloß die Vereidigung der Rekruten der Garnisonen

Berlin, Spandau, Charlottenburg und Groß⸗Lichterfelde statt.

Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst und die Großfürstin Wladimir von Rußland traten, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend um 10 ¼ Uhr von der Wildparkstation die Heimreise nach St. Petersburg an. Seine Majestät der Kaiser begleiteten den Geebsäbtstie bis zum Bahnhof und verabschiedeten Sich daselbst sehr herzlich von den erlauchten Gästen. b

Zu der heute Nachmittag 12 ³¾ Uhr im Lustgarten ab⸗ gehaltenen Rekruten⸗Vereidigung nahmen die Truppen unter Leitung des Chefs des Generalstabs des Garde⸗Corps, Obersten von Bülow brigadeweise in einem geschlossenen Viereck Aufstellung.

Es standen: die Rekruten der 2. Garde⸗Infanterie⸗Brigade (2. Garde⸗ und Garde⸗Füsilier⸗Regiment) gegenüber dem König⸗ lichen Schloß, mit der Front nach demselben und dem rechten Flügel nach den Linden, anschließend hieran die Rekruten der combinirten Garde⸗Infanterie⸗Brigade (3. und 4. Garde⸗Regiment 4. F.) mit dem Rücken nach der Kaiser Wilhelm⸗Brücke, die Rekruten der Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Brigade, mit dem Rücken gegen das Königliche Schloß, die Rekruten der 3. Garde⸗Infanterie⸗Brigade (Regimenter Alexander und Elisabeth), dann mit einem Abstand die Rekruten der 4. Garde⸗Infanterie⸗Brigade (Garde⸗Schützen⸗Bataillon, Regimenter Franz und Augusta), auf den Schloßterrassen die Rekruten der Garde⸗Cavallerie, mit der Front nach der Kaiser Wilhelm⸗Brücke die Rekruten der Eisenbahn⸗Brigade, des Garde⸗Fuß-⸗Artillerie⸗Regiments, des Garde⸗Pionier⸗ Bataillons, des Garde⸗Train⸗Bataillons und der Handwerker⸗ Abtheilung des Bekleidungsamts des Garde⸗Corps.

Beim Eintreffen Seiner Majestät des Kaisers wurden die Fahnen und Standarten durch eine Compagnie des 2. Garde⸗Regiments z. F. bis gegenüber dem auf dem Platz errichteten Altar vorgeführt. Nach einer kurzen Ansprache zunächst des evangelischen Divisions⸗Pfarrers Platz, dann des katholischen Divisionspfarrers Schulte fand die Vereidigung brigadeweise durch einen Offizier statt. Die Nichtpreußen sowie die Israeliten waren vorher vereidigt worden und standen in den letzten Gliedern. Nach beendeter Feier brachte der commandirende General des Garde⸗Corps ein dreimaliges „Hurrah“ auf Seine Majestät aus. Sämmtliche Generale, Stabsoffiziere, Hauptleute und Rittmeister sowie Rekruten⸗Offiziere der betheiligten Truppentheile sind bei der Feier zugegen gewesen. 8

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungs⸗ wesen hielten heute eine Sitzung. 8

Die „Volks⸗Zeitung“ vom 8. d. M. bringt einen Artikel über die Opfer, welche neben den „Millionen, die im Etat figuriren“ noch nebenbei und indirect für den Militarismus zu bringen seien, und glaubt hierfür folgendes „überaus charakteristisches“ Beispiel aus Stettin anführen zu koͤnnen:

„Als seiner Zeit dort die Befestigungsanlagen erweitert werden sollten, wurde der Besitzer eines unmittelbar vor der Stadt gelegenen größeren Grundstücks nach langen Kämpfen dahin gebracht von dem Grundstück ein Terrain von circa 11 Morgen zu Befestigungszwecken an den Militärfiscus abzutreten, weil dasselbe dazu nothwendig ge⸗ braucht wurde. Als nun später die Festung fiel, glaubten die Angehörigen des früheren Besitzers jenes Grundstücks er⸗ warten zu dürfen, daß ihnen dasselbe gegen Rückzahlung des seiner Zeit festgesetzten Preises wieder ausgeantwortet werden müßte, nachdem der Zweck, zu dem es allein beansprucht und her⸗ gegeben worden war, in Wegfall gekommen war. Indeß der Militär⸗

fiscus zeigte keinerlei Neigung, auf ein solches Verlangen, das doch

von dem ein Theil gar nicht einmal zu Festungszwecken gebraucht worden war ohne weiteres in seinem Besitz. Aber nicht genug damit. Jetzt braucht der Eisenbahnfiscus das fragliche Terrain zu den Erweiterungs⸗ anlagen, welche für den Stettiner Bahnhof nöthig geworden sind. Und nun verkauft der Militärfiscus das von ihm doch nur zu Festungs⸗ zwecken in Anspruch genommene Grundstück an den Eisenbahnfiscus und steckt den außerordentlich hohen Gewinn, den der jetzige Verkauf einbringt, in seine Tasche. Die bei diesem Terraingeschäft heraus⸗ gekommenen vielen Tausende aber sollen demnächst in Küstrin bei den dort in Aussicht genommenen Erweiterungsanlagen der Festung Ver⸗ wendung finden.“ . Der „Volks⸗Zeitung“ scheint zunächst das Reichsgesetz vom 30. Mai 1873 unbekannt zu sein, welches festsetzt, daß die estung Stettin durch die für Küstrin angeordneten Ver⸗ stärkungen ersetzt werden soll, und daß die Erlöse für Grund⸗ tücke, welche in Stettin entbehrlich werden, bis zu bestimmter Höhe für die Verstärkung von Küstrin zu verwenden sind. Die „Volks⸗Zeitung“ richtet ferner ihren Angriff an die alsche Adresse, da nicht der Militärfiscus, sondern die Reichs⸗ inanzverwaltung die Verkaufsangelegenheiten zu besorgen hat. Der Vorfall selbst entzieht sich mangels ausreichender Unterlagen in dem Artikel der Beurtheilung. Wir fragen aber: wenn es „billig“ gefunden wird, daß die Angehörigen des früheren Besitzers das Grundstück zu demselben Preise jetzt wieder bekommen sollten, für den es „seiner Zeit“ hergegeben wurde, wie steht die Sache, wenn das Grundstück inzwischen an Werth nicht gewonnen, sondern verloren hätte-

In der russischen Zeitung „Warschawskij Dnjewnik“ (Nr. 279 vom 4. November a. St.) ist folgendes Berliner Telegramm zu lesen:

„Infolge des Hannoverschen Prozesses wird in der hiesigen Polizeiverwaltung eine Abtheilung errichtet werden mit der Aufgabe, die Ausrottung des Hazardspiels anzustreben. Um die Falschspielerei im Offiziercorps zu vermindern, wird von den Offizieren das Ehren⸗ wort gefordert werden, daß sie am Hazardspielen nicht theilnehmen werden.“

Es handelt sich hierbei nur um die Frage: Ist der Ver⸗ fasser dieses Telegramms wirklich so wenig über den Geist und die moralischen Eigenschaften des deutschen Offiziercorps unter⸗ richtet, um ein solches Telegramm in das Ausland zu senden, oder liegt seiner Mittheilung nur eine ganz niedrige und gehässige Absicht zu Grunde? Ein Jeder, der mit einigermaßen klarem Blick die Verhandlungen des Hannoverschen Spielerprozesses verfolgt hat, muß ersehen haben, daß nicht eine Falschspielerei der als Zeugen erschienenen Offiziere, sondern derjenigen In⸗ dividuen in Frage gezogen wurde, über welche das Gericht geurtheilt hat. 8 v

Das Kaiserliche Gesundheitsamt macht folgende, vom 10. bis 16. November angezeigte 27 Cholerafälle bekannt:

Ostpreußen: 3 Erkrankungen aus zwei Orten der Kreise Labiau und Osterode.

Odergebiet: In Stettin, Gartz a. O. und Greifenhagen je 2 Erkrankungen, in Gollnow 5 (davon 3 tödtlich), in Eberswalde eine; ferner in vier Landorten der Kreise Anger⸗ münde, Königsberg N.⸗M., Ober⸗Barnim und Randow 6 Er⸗ krankungen mit 3 Todesfällen. 1 1

Elbegebiet: In drei Orten des Kreises Zauch⸗Belzig, so⸗ wie West⸗Havelland und des Hamburger Landgebiets 4 Er⸗ krankungen (2 mit tödtlichem Ausgang).

Unter den Nord⸗Ostsee⸗Kanal⸗Arbeitern 2 Erkrankungen, davon eine mit tödtlichem Ausgange.

8

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Herzoglich braun⸗ schweig⸗lüneburgischer Staats⸗Minister Dr. Otto und Groß⸗ herzoglich mecklenburgischer Staatsrath, Vorstand des mecklen⸗ burg⸗ schwerinschen Finanz⸗Ministeriums von Bülow sind von Berlin wieder abgereist.

Der Königlich schwedisch⸗norwegische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten goße von Lagerheim ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Dcer Reichs⸗Postdampfer „Kanzler“ der Deutschen Ost⸗ afrika⸗Linie ist mit dem Ablösungstransport für S. M. S. „Möwe“ (halbe Besatzung) und S. M. S. „Seeadler“ (Besatzungstheil), Transportführer Capitän⸗Lieutenant Grapow (Franz), am 14. d. M. in Dar⸗es⸗Salam eingetroffen.

Köln, 15. November. Die Einweihung des neuen Reichs⸗Postgebäudes hat heute stattgefunden. Kurz nach 11 Uhr fuhr der Staatssecretär des Reichs⸗Postamts Dr. von Stephan vor dem Postgebäude vor. 16 Postillone bliesen Fanfaren. Die Festhandlung wurde in der Schalter⸗ halle begangen. Anwesend waren die Spitzen der Civil⸗ und Militärbehörden und zahlreiche andere hervorragende Persön⸗ lichkeiten. Post⸗Baurath Hintze überreichte dem Staats⸗ secretar Dr. von Stephan die Schlüssel zum neuen Posthause mit einer Ansprache. In Erwiderung hierauf begrüßte der Staatssecretär Dr. von Stephan die An⸗ wesenden im Namen Seiner Majestät des Kaisers mit einer Rede, worin er sagte: Nach der Allerhöchsten Inten⸗ tion sollte in Köln ein für das mächtige Verkehrsleben aus⸗ reichendes, des Reichs würdiges, den geschichtlichen und künstlerischen Traditionen sowie der alten rheinischen Handels⸗ metropole entsprechendes Bauwerk hergestellt werden. In gleicher Auffassung hätten der Bundesrath und der Reichs⸗ tag einstimmig die erforderlichen erheblichen Mittel be⸗ willigt; er den wärmsten Dank allen denen aus, die zur Vollendung des großen Bauwerks beigetragen hätten, besonders der städtischen Verwaltung. Die wunderbare Kunst, die den Stein in Geist verwandele und dem Naum Sprache verleihe, der Köln das herrlichste Bauwerk der Welt verdanke, habe nicht versagt. „Richten wir den geistigen Blick auf die uns umgebende Stätte, so sehen wir gewissermaßen in Verkürzung ein Geschichtsbild der ehrwürdigen Stadt.“”“ An⸗ alte Ueberlieferungen anknüpfend, wies der Staatssecretär dann darauf hin, daß durch den Parteihader schwere blutige Wirren entstanden seien und die einheitliche kraft⸗ volle Staatsgewalt zur Beendigung des Werks gefehlt

Auslande die Oberhand gegeben; das französische Kriegsvolk habe im 17. Jahrhundert an dieser Stätte in dem Domini⸗ canerkloster gelegen. Als aber nach den Befreiungskriegen Preußen die Aufgabe zugefallen sei, die Wacht am Rhein auf⸗ istellen, seien in die Mauern des c Klosters bewehrte Maͤnner mit Streitrossen und Feuerschlünden eingezogen. Jetzt erhebe sich unfern des einstigen waffenumstarrten Capitols der Römer ein Capitol des und der Werke des Friedens. Nach einem Ueberblick über die Entwickelung des Postverkehrs in Köln schloß der Staatssecretär mit folgenden Worten: „Erinnern wir uns auch, wie innig das Wohl Einzelner von dem Gedeihen des Ganzen, die Blüthe der Städte von der Macht des Vaterlandes, sowie der Weisheit und Kraft abhängig ist, mit welcher das Deutsche Reich regiert wird. Seine Majestät der Kaiser und König lebe hoch!“ Der Ober⸗-Postdirector Wagener feierte alsdann das Wirken des Staatssecretärs des Reichs⸗Postamts für das Wohl der Beamten und versicherte in deren Namen, alle würden stets treu zur Fahne halten und bemüht sein, ihre Aufgabe zu er⸗ füllen. Der Redner schloß: „Möge unser Feldherr uns noch lange erhalten bleiben! Seine Excellenz der Staatssecretär Dr. von Stephan lebe hoch!“ Der Präsident der Handels⸗ kammer, Geheime Commerzien⸗Rath Michels übergab dann eine von angesehenen Bürgern Kölns gewidmete, in der Schalterhalle aufgestellte Büste des Staatssecretärs, wofür letzterer in launiger Weise dankte. Nach Besichtigung des Postneubaues fand ein Frühstück bei dem Ober⸗Postdirector statt. Bayern.

Die Vermählung Ihrer Königlichen Hoheit der Prin⸗ zessin Auguste von Bayern mit Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Erzherzog Josef August fand gestern Vormittag statt. Der standesamtliche Act wurde von dem Minister⸗Präsidenten Freiherrn von Crailsheim unter kurzer Ansprache im Thronsaale vollzogen. Hierauf fand in der Aller⸗Heiligen⸗Hofkirche die kirchliche Trauung durch den Erzbischof Thoma statt. Nach beendigter Feier wurde eine kurze Gratulationscour abgehalten; später fand im Palais Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Leopold ein Familienfrühstück statt. Nachmittags 5 Uhr reiste das hohe neuvermählte Paar mittels Sonder⸗ zugs nach Salzburg ab. Seine Majestät der Kaiser von Oesterreich trat um 7 Uhr die Rückreise nach Wien an nachdem Allerhöchstderselbe auf dem Bahnhofe von Ihren Königlichen dem Prinz⸗Regenten und dem Prinzen Leopold sowie und Königlichen Hoheit der Prinzessin Gisela Abschied nommen hatte.

von Ihrer Kaiserlichen herzlichen

ge⸗

Sachsen.

Seine Majestät der König ist, wie das „Dr. J.“ meldet, unter mäßigen Fiebererscheinungen an einem Bronchialcatarrh erkrankt und deshalb genöthigt, das Bett zu hüten.

Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Josephine von Flandern, deren Erkrankung bereits in Nr. 269 d. Bl. gemeldet worden ist, leidet, nach einer Meldung des „W. T. B.“, an Typhus. Der Geheime Medizinal⸗Rath Dr. Fiedler und der Ober⸗Stabsarzt Dr. Jacobi, Leibärzte Seiner Majestät des Königs, behandeln die Prinzessin. 8

Württemberg. X.“

Der Erzherzog Carl Ludwig ist gestern Abend von München wieder in Stuttgart eingetroffen.

Bei der morgigen Taufe des jüngst geborenen Sohnes Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Herzogin Albrecht wird, dem „W. T. B.“ zufolge, Professor Dr. Keppler aus Tübingen die heilige Handlung vollziehen.

Mecklenburg⸗Schwerin. Geestern Mittag hat in Sternberg die feierliche Eröff⸗ nung des Landtags stattgefunden. Als landesherrliche Com⸗ missarien waren den „Meckl. Nachr.“ zufolge anwesend: der Staats⸗Minister von Bülow und der Staatsrath von Amsberg für Schwerin, der Kammer⸗Director von Engel für Strelitz. Proponirt werden sowohl für Schwerin wie für Strelitz 13⁄10 der Landessteuer, anscheinend nur provisorisch, da die Kosten für die Heeresverstärkung durch die Reichs⸗Steuer⸗ gesetze bisher noch keine Regelung erfahren haben. Für den Fall, daß dies demnächst geschehen werde, wird von der Stre litzer Regierung die Herabsetzung jenes Steuersatzes in Aus⸗ icht gestellt. Ein Gleiches erwartet man von der Schweriner Regierung bei der Herausgabe des Recepturkassen⸗Etats. Ein gegangen sind der Entwurf eines Wildschadengesetzes und eine Vorlage über Verstaatlichung einer Eisenbahn. 1e

Oldenburg. In dem Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Erb⸗ großherzogin, Höchstwelche schwer erkrankt ist, ist, wie der Oldenb. General⸗Anzeiger“ meldet, vorgestern eine Besserung

18

eingetreten. 1 Schwarzburg⸗Rudolstadt.

Der Landtag ist auf den 5. Dezember einberufen

Oesterreich⸗Ungarn. Der zum Handels⸗Minister ernannte bisherige Landes⸗ Director von Steiermark Graf Wurmbrand sagte dem „W. T. B.“ zufolge bei der Verabschiedung von den Landes⸗ beamten in Graz: er sei vom Kaiser in schwierigen Zeiten auf ein anderes Schaffensfeld berufen worden, werde aber nicht auf⸗ hören, im Geiste mit dem Heimathlande verbunden zu bleiben, und hoffe, daß er die Unterstützung der Abgeordneten der Alpen⸗ länder finden werde. Graf Wurmbrand bat schließlich, seine zukünftigen Leistungen nicht nach den Erfolgen, sondern nach seinem guten Willen zu beurtheilen. G Unter großer Betheiligung officieller Kreise fand gestern. in Wien die Beisetzung des verstorbenen ehemaligen Ministers Freiherrn von Bach statt. Der Minister⸗Präsident Fürst Windischgrätz hatte sich eines leichten Unwohlseins wegen ent⸗ schuldigen lassen. Dagegen wohnten die Minister Marquis Bacquehem, Graf Falkenhayn und Graf Schönborn der Feier⸗ lichkeit bei, ferner Graf Taaffe, der frühere Minister von Zaleski und mehrere Sectionschefs, darunter Pasetti, Breisky und Freiherr Glanz⸗Eicha, der Gesandte Graf Kuefstein und zahlreiche andere bekannte Persönlichkeiten. In einer gestern in der liberalen Partei erklärte Dr. Wekerle in Erwiderung auf eine Anfrage:

der Minister⸗Präsident Veränderungen

nur billig war, einzugehen, er behielt das betreffende Grundstück

habe. Die Zerrissenheit und Schwäche hätten dem

im Ministerium seier

Budapest abgehaltenen Conferenz

haupt in Erwägung

geogen worden. Die darauf bezüglichen Blättermeldungen entbehr ““

hrten jeder Begründung.

Frankreich.

Der Präsident Carnot empfing gestern die Delegirten zur Münzconferenz. Der „Libre Parole“ zufolge hatten diese vorher das Uebereinkommen, durch welches die Con⸗ vention von 1885 abgeändert wird, unterzeichnet.

Im Palais Bourbon fanden, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Nachmittag verschiedene Versammlungen von Deputirten statt, um parlamentarische Gruppen zu bilden. Insbesondere hat die frühere landwirthschaftliche Sh ppe unter dem Vorsitz Méline's ihre Reconstituirung beschlossen.

Die gemäßigten Blätter geben der Ansicht Ausdruck, daß die bei der Präsidentenwahl für Casimir Périer ab⸗ gegebenen 295 Stimmen eine verläßliche Regierungsmehrheit bildeten. Die radicalen Organe erklären, daß sich unter den 295 Stimmen zahlreiche Stimmen der Rechten befänden die Radicalen könnten deshalb bei der ersten besten Gelegen⸗ heit die Majorität haben. In Deputirtenkreisen wird ein wentuelles gemäßigtes und homogenes Cabinet für undenkbar gehalten.

Wie die heutigen Morgenblätter aus Marseille melden, it daselbst vor dem Hause des Commandeurs des XV. Armee⸗ Corps eine Bombe geplatzt, infolge dessen ein Schilderhaus und die Fenster des Gebäudes zertrümmert wurden. Personen sind nicht verletzt worden. Eine zweite Bombe wurde im Flur des Hauses gefunden. Ein Italiener wurde verhaftet.

Rußland. Das „Journal de St. Pötersbourg“ theilt mit, der Minister des Auswärtigen von Giers, dessen Gesundheits⸗ zustand sich zusehends bessere, befinde sich zur Zeit noch in Zarskoje Selo, von wo er sich seit der Rückkehr des Kaisers aus Kopenhagen an den Vortragstagen nach dem Palais in Gatschina begebe. Der Minister gedenke, wie das Journal binzufügt, gegen Mitte November mit Familie in seine Amts⸗ wohnung im Ministerium des Auswärtigen zurückzukehren.

Italien. Der österreichische Minister des Auswärtigen Graf Käln oky traf mit dem Minister des Auswärtigen Brin und dem Botschafter Grafen Nigra gestern Nachmittag 4 ½ Uhr in Monza ein und wurde auf dem Bahnhofe von dem General⸗Adjutanten des Königs Ponzio Vagliag empfangen. Vom Bahnhofe fuhren Graf Kälnoky, der Minister Brin und Graf Nigra in Hofequipagen nach der Königlichen Villa, woselbst Graf Kälnoky, nachdem er einige Minuten in den ihm an⸗ gewiesenen Zimmern verweilt hatte, von dem König empfangen wurde. Die Audienz währte anderthalb Stunden. Spaͤter wurde Graf Kälnoky von der Königin empfangen. Abends fand ein Diner statt, woran außer dem Grafen Kälnoky, dem Minister des Auswärtigen Brin und dem Grafen Nigra auch die Civil⸗ und Militär⸗Hofstaaten theilnahmen. Spanien. ““ Die gestern in Barcelona erfolgte Verhaftung des socialistischen Führers Fontanals, der durch die gerichtliche Untersuchung in den Anarchistenprozeß verwickelt sein soll hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ in Arbeiterkreisen große Erregung hervorgerufen. Die Vereinigung der Arbeiter, deren Leiter Fontanals ist, hat gegen die Verhaftung Ver⸗ wahrung eingelegt und jedes Einverständniß mit den Anarchisten von sich gewiesen. In Villanueva ist eine Nitroglycerinbombe in Nähe der Gendarmerie⸗Kaserne explodirt, hat aber Materialschaden angerichtet. In Paris eingetroffenen Nachrichten aus Melilla zufolge wäre die Lage daselbst unverändert. Die Kabylen griffen fortwährend die Zuzüge, welche die Forts mit Lebens⸗ mitteln versorgten, an. Die Truppen seien an der Küste an⸗ gesammelt und erwarteten mit Ungeduld den Beginn der Operationen.

der nur

Griechenland. Kürzlich war gemeldet worden, der russische Admiral Avelane unterhandle mit der griechischen Regierung wegen einer Station für das russische Mittelmeer⸗ Geschwader an der Küste der Insel Milo oder bei Navarin. Diese Meldung wird jetzt amtlich von Athen aus als durchaus unbegründet bezeichnet.

Rumänien. S. Der König traf laut Meldung des „W. T. B.“ gestern Abend in Bukarest ein und wurde auf dem Bahnhof von den Ministern und Würdenträgern empfangen. Nach zwei⸗ täͤgigem Aufenthalt wird der König nach Schloß Pelesch zu⸗ rückkehren, von wo er gegen Ende der nächsten Woche mit dem brinzen und der Prinzessin Ferdinand nach der Hauptstadt übersiedeln wird. 1“

die r König eröffnete, wie „W. T. B.“ meldet, gestern 88 Skupschtina mit einer Thronrede, worin es heißt, die Skups tina habe eine wichtige Aufgabe zur Hebung der Volkswirth chaft und zur Consolidirung der Finanzen zu er⸗ febigen. Die Thronrede lenke darum die Aufmerksamkeit esonders auf das Budget für 1894, worin das finanzielle Gleichgewicht hergestellt werde, sowie auf den Handels⸗ vertrag mit Rußland, durch den die Freundschaftsbande zu em mächtigen Slawenreiche enger gefügt würden. Bei der zundreise des Königs durch das Land habe das Volk neue werthvolle Beweise der Ergebenheit gegen den König und die Dynastie Obrenowitsch geliefert. Gegenseitiges Vertrauen zwischen König und Volk sei das beste Unterpfand schönen Zukunft. Der Passus der Thronrede, Bet sich auf die auswärtige Lage bezieht, lautet: bee” reffs der internationalen Verhältnisse unseres Vaterlandes, sed ununterbrochen Gegenstand meiner lebhaftesten Fürsorge

„kann ich mit Freude mittheilen, daß die Beziehungen zu freundlich und correct sind; meine Regierung

Der

säen Staaten 89 ar ununterbrochen bemüht, alle Verpflichtungen, die Serbien frewnommen, loyal zu erfüllen und die aufgetauchten Fragen undschaftlich und zuvorkommend zu behandeln.“ Bulgarien. Sobranje hat, wie „W. T. B.“ berichtet, mit allen en 10 Stimmen den Commissionsbericht angenommen,

wo rj odor v Z 2*£ . Sofin der Contract wegen Erbauung der Eisenbahnlinie

Dänemark z,Der Kronprinz ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ gestern Abend 8 Uhr über Korsör und Kiel nach Ballenstedt vhheteise um 1egene Herzogin⸗Wittwe von Anhalt⸗ 1 rg, der Schwester des Königs von Dänemark, eine E1“ gs Dänemark, einen 8 Amerika.

Der portugiesische Gesandte in Rio de Janeiro 8 vefpfehlcc von Pn dortigen Minister des S.Zeneene⸗ F assung gefangen genommener Portugiesen ver⸗ langt; der Befehlshaber des iigSg 1th sich nun an Peixoto, angenen anordnete; infolgedessen hat der Minister des Auswärti en seine Entlassung genommen. Der ew⸗York Herald“ meldet aus Montevideo, nach Berichten aus Rio de Janeiro von vorgestern beabsichtigten die Aufständischen heute einen entscheidenden Schlag zu führen. Nach einem Telegramm der „World“ aus Rid e Janeiro vom 9. d. M. hat das Schiff der Aufständischen „Aquidaban“ bei dem am 8. d. M. gegen die Stadt er⸗ öffneten Bombarde ment arge Verwüstungen angerichtet und eine große Anzahl Personen verwundet. Asien.

Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Kabul unter den

Zure 1 m

12. d. M. gemeldet: Die Verhandlungen zwischen dem Emir und dem Special⸗Commissar Durand seien zum Abschluß ge⸗ langt. Nach einer am 12. d. M. abgehaltenen Truppenschau habe der Emir erklärt, daß alle Grenz⸗ und anderen Schwierig⸗ keiten mit der. indischen Regierung geregelt und die freund⸗ schaftlichen Beziehungen zu England wiederhergestellt seien. Eine in Paris eingetroffene Depesche des General⸗Gouver⸗ neurs von Hinterindien de Lanessan stellt die Nachricht der englischen Blätter, daß mehrere Laosleute, welche die Arbeit am oberen Mekong verweigert hätten, erschossen worden seien (siehe Nr. 272 d. Bl.), in Abrede. Die Laosleute seien sehr zufrieden mit der französischen Oeccupation.

Kanonenboots „Mindello“ der die Freilassung der Ge⸗

Parlamentarische Nachrichten.

Deutscher Reichstag.

1. Sitzung vom Donnerstag, 16. November,

Der Sitzung wohnt der Staatssecretär Dr. von Boetticher bei. 8 Um 2 ½ Uhr eröffnet als provisorischer Präsident der Abg. von Lev etzow die Sitzung, beruft zu provisorischen Schriftführern die Abgg. Pieschel, Krebs, Kropatscheck und Merbach und läßt das Verzeichniß der eingegangenen 17 Vorlagen verlesen, unter denen sich die inegs mit Spanien, Rumänien, Serbien und Columbien und der Reichshaushalts⸗Etat für 1894/95 befinden. Der Namensaufruf, der die Zahl der anwesenden Mitglieder fest⸗ stellen soll, ist bei Schluß des Berichts noch nicht beendigt.

Der Reichshaushalts⸗Etat für 1894/95

schließt in Einnahme und Ausgabe ab mit 1 305 632 229 (der Etat des laufenden Jahres beläuft sich auf 1 330 429 358 ℳ, sodaß der neue Etat um 24 797 129 zurückbleibt).

Von den Ausgaben des Etats für 1894/95 entfallen

1 082 884 683 (gegen 1 028 769 679 im Jahre 1893/94

8 die fortdauernden, 83 925 726 (gegen 84 124 204 99)

auf die einmaligen des ordentlichen Etats, und 138 821 820

(gegen 217 535 475 ℳ) auf die einmaligen Ausgaben des

außerordentlichen Etats.

Die fortdauerden Ausgaben stellen sich wie folgt: gegen den Etat des laufenden Jahres:

423 853 8

153 460

10 323 840

27 213 055

482 066 828

51 369 307 2 065 752 360 528 435 334 840

72 269 800

631 583

u1““ Reichskanzler u. Reichs⸗ Auswärtiges Amt . . Reichsamt des Innern Verwaltung des Reichs⸗ y“ Verwaltung der Kaiser⸗ lichen Marine Reichs⸗Justizverwaltung Reichs⸗Schatzamt Reichs⸗Eisenbahnamt . Reichsschuld 5. Rechnungshof Allgemeiner Pensions⸗ Reichs⸗Invalidenfonds 27 258 492 Summe 1082 884 683

Die einmaligen Ausgabven des vertheilen sich wie folgt: Reichskanzler und Reichskanzlei. Auswärtiges Amt.. Reichsamt des Innern Post und Telegraphen Reichsdruckerei. Reichsheer

Marine

187 935

371 540 31 812 148

gt

ℳ0), ℳ),

3 116 668 10 774

6 269 595 ℳ), 2 020 ℳ),

5 303 800 ℳ), 1 700 ,

3 452 410 ℳ), U 2 586 414 ℳ), ☛‧5715 001/) ordentlichen Etats

ℳ.),

60 000 (+ 4 827 000 (+ 4 305 270 (—

8 875 483 71 000 (—

41 721 523 (—

ar 22 904 050 (◻+.

Justizverwaltung 1 000 000 (—

Reichs⸗Schatzamt... 161 400 (—

Reichs⸗Eisenbahnamt. (—

Fehlbeträge aus früheren

te

Summe 83 925 726 (—

Die einmaligen Ausgaben des

Etats betragen: Reichsamt des Innern 20 710 000 (. 8 99 353 270

Pfadnhen 61,2990 %, M ) 152

12 605 750 (

(

620 800 ℳ),

1 307 370 ℳ), 148 700 ℳ), 2 753 717 ℳ), 1 978 800 ℳ), 200 000 ℳ), 57 200 ℳ),

4 000 ℳ),

8

158178 7) außerordentlichen

14 890 000 ℳ), 51 848 063 ℳ), 4 466 200 ℳ), 781, 060 ℳ),

Eisenbahnverwaltung 1t Betriebsfonds 6 728 332 ℳ), Summe 138821 820 (— 78 713655 ℳ).

Die Gesammtsumme der einmaligen Ausgaben des ordentlichen und außerordentlichen Etats (83 925 726 + 138 821 820 ℳ) beläuft sich also auf 222 747 546 (gegen das Vorjahr um 78 912 133 weniger), die Gesammtsumme aller Ausgaben e(einschließlich der fortdauernden) auf 1 305 632 229 (— 24 797 129 ℳ).

im

Roman verworfen und die Ausschrei iner 1 e e 2 hreibung einer neuen Submisfion beantragt wird 8

8 8 8

Zölle und Verbrauchs⸗ 1“ Reichs⸗Stempelabgaben Post u. Telegraphen

Reichsdruckerei. Eisenbahnverwaltung. Bankwesen Versch. Verwaltungs⸗ Einnahmen Invalidenfonds .. Zinsen aus belegten Reichsgeldern Veräußerung von ehem. Festungsterrains. Ueberschüsse aus frühe⸗ ren Jahren. 1372 033 (— Matrikularbeiträge 419 592 544 (+ 1 Summa 1166 8104095 ℳ% Außerordentliche Deckungsmittel. 138 821 820 (— Summe aller Einnahmen 1305 632 229 (— 24 797 129 ℳ) Der Etat für 1894/95 bleibt hiernach hinter dem Etat des laufenden Jahres in Einnahme und Ausgabe um 24 797 129 zurück. Im Einzelnen übersteigen die fort⸗ dauernden Ausgaben die fortlaufenden Ausgaben des laufenden Jahres um 54115004 ℳ, die einmaligen Ausgaben des ordent⸗ lichen und außerordentlichen Etats bleiben dagegen um 7 8 912 133 hinter den entsprechenden Ausgaben des laufenden Jahres zurück; während die ordentlichen Einnahmen im Be⸗ trage von 1 166 810 409 die ordentlichen Einnahmen des laufenden Jahres um 53 916 526 übersteigen, die außer⸗ ordentlichen Einnahmen aber, die durch besondere Mittel gedeckt werden, um 78 713 655 hinter den außerordentlichen Deckungsmitteln des laufenden Jahres zurückbleiben. Die Matrikularbeiträge sind diesmal um 39528 399 höher angesetzt und auf 419 592 544 veranschlagt worden. Ihnen gegenüber steht die an die Einzelstaaten abzuliefernde Ueberweisungssumme von 355 450 000 (die 6 232 000 höher ist als die für dieses Jahr veranschlagte). Die Differenz zwischen Matrikularbeiträgen und Ueber⸗ weisungssumme beträgt 64 142 544 ℳ, um welche die Matri⸗ kularbeiträge höher sind als die Ueberweisungen. Morgen werden wir mit den Auszügen aus den Special⸗ Etats beginnen.

616 935 560 (— 34 045 000 (— 24 858 617 (—

1 436 800 (+ 20 081 100 7 244 800 (—

12 539 163 (— 27 258 492 (†

46 000 1 400 300 (C

835 892 ℳ) 2 586 414 9)

102 000 ℳ), 891 664 ℳ),

2 775 199 ℳ), 39 528 399 ℳ),

78 713 655 ℳ),

Kunst und Wissenschaft.

* Die Ausstellung von Farbendrucken im König⸗ lichen Kupferstich⸗Cabinet wird Ende dieser Woche ge⸗ schlossen. Der Eröffnungstermin der nächsten Ausstellung, deren Vorbereitung die zeitweilige Schließung des Ausstellungs⸗ saals nothwendig macht, wird an dieser Stelle bekannt gegeben

werden. Land⸗ und Forstwirthschaft.

„Das in Oesterreich am 0 . erlassene Futterausfuhrverbot ist durch Verordnung der Ministerien der Finanzen, des Handels und des Ackerbaus vom 10. d. M. am 15. d. M., Mittags 12 Uhr, außer Kraft getreten. Ebenso ist das bezügliche ungarische Ausfuhrverbot zu dem gleichen Zeitpunkt aufgehoben worden. (Vergl. „R.⸗Anz. Nr. 174 vom 24. Juli.) 8

82 Sagtenstand in Ruhland.. ““ Der russische „Regierungs⸗Anzeiger“ Nr. 236 vom 8. d. M. ver⸗ öffenklicht folgende Notiz über den Stand der Wintersaaten:

Nach den im Finanz⸗Ministerium zum 15./27. Oktober d. J. ein⸗ gegangenen Berichten der Steuer⸗Inspectoren ist der Aufgang des im ganzen europäischen Rußland mit sehr geringen Ausnahmen ein ganz befriedigender. Schwach war der Aufgang im Gouvernement A rchangel und den nördlichen Kreisen des Gouvernements Wologda. Befriedigend war der Stand des Wintergetreides in folgenden Gouvernements: Olonez, St. Petersburg, Estland, Nowgorod, Pfkow und einigen Kreisen des Gouvernements Wologda (die füdlichen) Witebsk, Wilna, Smolensk, Twer, Kostroma, Nishegorod, Wjatka und Perm. Im übrigen Theile des Reichs steht das Wintergetreide im allgemeinen gut und stellenweise sogar ausgezeichnet. Das ungewöhn⸗ lich warme, stellenweise fast sommerliche Wetter während des ganzen September, rechtzeitig von Regen unterstützt, hatte in mehreren Gou⸗ vernements (Kasan, Ssimbirsk, Ssamara, Pensa, Tambow, Tula, Kursk, Tschernigow und Kiew) ein so starkes Wachsthum der Wintersaaten bewirkt, daß man sich veranlaßt sah, dieselben zu kappen oder abweiden zu lassen. Die im September stattgehabte Dürre in einigen Theilen der Gouvernements Wolhynien, Tschernigow, Kiew, Poltawa, Ssamara, Orenburg und Ufa wurde ausgeglichen durch den genügenden Vorrath von Feuchtigkeit im Boden, von dem im August gefallenen Regen und durch starken Thau. Im Süden Rußlands, in den Steppen⸗Gouvernements, wurde die Aussaat infolge gänzlichen Regenmangels im September bedeutend verzögert, aber Dank den besonderen klimatischen Bedingungen des Südens hat diese Verzögerung der Aussaat keinen wesentlichen Einfluß auf die Ernte, umsomehr, als in der ersten Hälfte des Oktober die Temperatur in dieser Gegend bedeutend gefallen und von reichlichen Niederschlägen begleitet wurde, die auf die Entwickelung des Wintergetreides günstig wirkten. Wenn demnach in den Steppen⸗Gouvernements und im nörd⸗ lichen Kaukasus die späten Aussaaten sich noch nicht genau beurtheilen lassen, so ist der Saatenstand im übrigen Theile des Reichs so günstig, daß er keine Veranlassung zu Befürchtungen giebt, wenn nur die Schneedecke hoch genug sein wird, das Wintergetreide vor dem Er⸗ frieren zu schützen. 5

Wie aus Fraukfurt a. O. geschrieben wird, sind die Ergebnisse der staatlichen Moorculturen in den Oberförstereien Karzig und Hohenwalde befriedigend, wenngleich die große Dürre des Frühlings auch ihnen, trotz ihrer frischen Lage, Eintrag gethan hat. Ihre Erträge konnten zu guten Preisen verwerthet werden, sodaß der Geldertrag, namentlich bei den Wiesen, ein höherer war, als voriges Jahr, obgleich der Naturalertrag sich geringer stellte. Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗

Maßzregeln. Oesterreich⸗Ungarn. Vom 31. Oktober bis 7. November Morgens sind in Galizien dem „Oesterr. San.⸗Wesen“ zufolge in 20 zu 12 politischen Bezirken gehörenden Gemeinden 51 Erkrankungen mit 23 Todesfällen angezeigt worden. Von den früher Erkrankten starben ö5. In einzelnen der bisher als verdächtig aufgeführten Fälle wuͤrde durch die bakteriologische Untersuchung Cholera nicht nachgewiesen. Die Zahl der in Galizien vom 3. August bis 7. November Morgens an Cholera Erkrankten betrug 1293, davon sind 759 gestorben. In der Bukowina wurden am 6. November in der Gemeinde Doroszoutz, pol. Bezirk Kotzman, 4 Erkrankungen mit 1 Todesfall an Cholera gemeldet. In Ungarn wurden vom 28. Oktober bis 3. November 74 Erkrankungen und 45 Sterbefälle angezeigt; davon kamen 7 bezw. 6 auf Budapest. Einem amtlichen Ausweife

Diesen Ausgaben gegenüber sind die Einnahmen Entwurf wie folgt veranschlagt:

zufolge wurden in Bosnien vom 8. bis 15. Oktober 145 Erkran⸗

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