etwa 200 wißbegierigen Amerikanern besucht. Herr Dr. Meyer fand mit seinen beiden Begleitern, den Herren Sommerstorf und Kranz, bei dem Director der Sternwarte eine äußerst gastfreie Aufnahme und ver⸗ sichert, die dort verlebten Stunden wissenschaftlich zu den genuß⸗ reichsten der ganzen Reise zählen zu können. Weiter wurden das prachtvolle Yofemite⸗Thal mit den beiden höchsten Wasser⸗ stürzen der Welt, dem Brautschleier⸗ und dem fast 800 m herabfallenden Yosemitefall, der Paradiesgarten in der Schlucht, die Granitdomen ähn⸗ lichen, schroff emporsteigenden Felsen, der Spiegelsee, die zweitaufend⸗ jährigen, über 50 Schritt im Umfang messenden Riesenbäume des Mariposa⸗ Thales, der große Salzsee im Lande der Mormonen, die Schluchten des Rio Grande und des Arcansas, die unglaublich kühnen Eisenbahn⸗ anlagen im Felsengebirge, die 3000 m hoch gelegene Goldgräberstadt Lateville und die höchste Telegraphenstation der Welt auf dem 4300 m hohen Pikes Peak beschrieben. 3 Die wissenschaftlich ebenso anregenden wie durch ihren feinen Humor unterhaltenden Ausführungen des Redners fanden auch nach Beendigung dieses Vortrags in lebhaften Beifallsspenden die An⸗ erkennung der Zuhörer. 8 Wie die „N. A. Z.“ erfährt, wird nun auch der letzte Rest der früheren Schloßfreiheit, das „Helms'’'sche Restaurant“, abgebrochen werden. Dem Königlichen Hoflieferanten Herrn Fritz Helms ist unter dem 13. d. M. der Entschluß der Königlichen Ministerial⸗Bau⸗ commission mitgetheilt worden, wonach der Pächter des fiscalischen Grundstücks aufgefordert wird, das Grundstück binnen acht Wochen in der Verfassung wieder zu übergeben, wie er es übernommen hat. Herr Emanuel Reicher hatte für seinen gestrigen Vortrags⸗ abend im Saal Bechstein ein Programm zusammengestellt, das nur Namen von Dichtern der Gegenwart aufwies. Die einzelnen Vortrags⸗ stücke waren aber nicht immer bedeutend genug, um eine tiefgehende Theilnahme zu wecken. Beim einmaligen Anhören tritt der innere Werth einer Dichtung, nicht selten zurück gegenüber dem mehr äußeren Reiz, den die Kunst des Vortragenden auszuüben ver⸗ steht. Ernst Rosmer’'s Ballade „Der Todesritt“ wirkte schon allein durch den gewaltigen Klang der Stimme, die trotzigen Recken⸗ muth in das verzweifelte Wettreiten des greisen Königs mit dem Tode legt. Auch aus Detlev von Liliencron’s kraftvoller Ballade „Pidder Lüng“ hob die Kunst des Vortragenden den stolzen Unabhängigkeitssinn des Friesen markig hervor. Zwel
Dichtung. Lyrische Empfindung sprach aus den Gedichten Maria Janitschek’s und H. J. Mackay's, die den ersten Theil des Pro ramms vervollständigten; leider kam hier für die in größerer bahecnun Sitzenden der Vortrag nicht immer klar und deutlich zu Gehör.
Den zweiten Abschnitt des Abends nahm die Vorlesung einer Erzählung „Der süße Willy“ ein; der Verfasser Otto Ernst nennt sie „ein feines Erziehungsidyll“. Es handelt sich um eine Art Humoreske, die aber mehr voll bitteren Spottes als gutmüthiger Laune steckt; Herr Reicher las sie klar und ungekünstelt vor, rief aber wirkliche Heiterkeit erst am Schluß des Idylls durch die vortreffliche Wiedergabe des Ver⸗ lobungstoastes hervor. Der Werth solcher Vortragsabende liegt namentlich in dem Bestreben des Veranstalters, weite Kreise auf die literarische Miniaturarbeit der Gegenwart — wenn man so sagen darf — aufmerksam zu machen, und hierfür gebührt Herrn Reicher in der That lebhafte Anerkennung.
Meber den gestern gemeldeten verheerenden Sturm an den Meeresküsten des westlichen Europa sind heute folgende weitere Nachrichten eingegangen:
Lübeck, 20. November. Infolge des starken Ostnordoststurmes ist hier eine große Ueberschwemmung sämmtlicher Stadttheile am Hafen und ebenso in den Ortschaften an der Küste eingetreten. Das Wasser, welches bis Mittag stieg, begann gegen Abend langsam zu fallen. Die Waaren aus den Schuppen am Gestade sind mit Mühe geborgen worden. Viele Beschädigungen von Telephonleitungen, Gebäuden, einzelnen Schiffen und Flößen sind vorgekommen. Abends setzte ein neuer Sturm ein.
Paris, 21. November. Der Sturm im Canal la Manche wüthet noch fort. Die Fahrten der Packetboote zwischen Calais und Dover sind noch immer unterbrochen. Die Telegraphen⸗ verbindungen konnten aufrecht erhalten werden. Es werden neue Schiffbrüche und zahlreiche Menschenverluste gemeldet. 2
Calais, 20. November. Der Sturm riß 200 m der Ost⸗ mole mit dem Leuchtthurm fort. Die Wächter sind gerettet. Elf Fischerboote wurden an die Küste geworfen.
Cherbourg, 20. November. Der Sturm nimmt zu. Mehrere Schiffe, darunter zwei englische, strandeten an der Küste. Ein Verlust an Menschenleben ist nicht gemeldet. Der Dampfer „Corrientes“ mit einer Besatzung von 14 Mann, von Hernösand nach Lissabon
fünf Mann ertrunken. Das Schiff ist vollständig wrack geworden Bei Barfleur scheiterte außerdem die norwegische Brigg „Felig⸗ aus die Besatzung wurde gerettet.
Brüssel, 20. November. Ein Orkan wüthete gestern an der belgischen Küste und auf der Fchelds Die Postschffe von Dover treffen sehr verspätet ein. Mehrere Fischer sind durch die Wellen von ihren Schaluppen hinweggespült worden. Ein englis er Dampfer hatte auf der Schelde eine Collision mit einem Win andischer Schiff, welches in den Grund gebohrt wurde. An der Küste st großer Schaden angerichtet worden.
Kopenhagen, 20. November. Wegen des starken Sturmez ging letzte Nacht kein Postdampfer nach Gjedser. Das bei Gjedser⸗ Riff stationirte Leuchtschiff trieb heute früh fort und ist jetzt außer Sicht. G
Schneidemühl, 21. November. Der Regierungs⸗Präsident von Tiedemann und der Ober⸗Berghauptmann Freund sind, wie „W. T. B.“ berichtet, wegen der Brunnen⸗Angelegenheit hier anwesend. Letzterer ordnete an, so lange feinen Kies aufzuschütten, als die Aufschüttung nachsinkt, wozu etwa 1000 chm Kies erforderlich sind. Der Brunnenmeister Beyer hat den oberen Quell durch vier Filterrohre abgefangen, denen nunmehr klares Wasser, etwa 100 1l in der Minute, entströmt. Nach dem Einsturz des Brunnenschachtes sind keine weiteren Senkungen eingetreten. “
Wiesbaden, 21. November. Wie das „Wiesbadener Tage⸗ blatt“ meldet, hat das Landgericht den Einspruch des Amtsgerichts gegen den Verkauf des Bade⸗Etablissements an die Frank⸗ furter Baufirma Helfmann für 1 105 000 ℳ aufgehoben. Der Ver⸗ kauf wäre mithin perfect geworden.
Brüssel, 20. November. Die Commission für die Brü Ausstellung im Jahre 1895 hat nach einer Meldung des „W.
beschlossen, dieselbe bis zum Jahre 1896 hinauszuschieben.
T eheran. Wie der „Times“ aus Teheran gemeldet wird, ist am Freitag Abend die Stadt Kuchan durch ein heftiges Erdbeben heimgesucht worden, welches zwei Drittel der Stadt zerstörte.
andere Stücke dieses Dichters: ein Gedicht „Zwiegespräch“ und eine Skizze „Das Mädchen“, machten mehr den Eindruck einer Einleitung zu einer kurz abgerissenen Erzählung als den einer selbständigen kleinen
unterwegs, zerschellte dem ständig bei Barfleur.
steun Mann der Besatzung sind gerettet und
zufolge gestern Abend voll⸗
24
6
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
vom 21. November, Morgens.
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8
Stationen. Wind. Wetter.
Bar. auf 0Gr. u. d. Meere red. in Millim.
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wolkig heiter bedeckt bedeckt wolkenlos wolkig bedeckt
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Belmullet.. berdeen.. Christiansund WSW kopenhagen. NW Stockholm. W Haparanda. SSO St Petersburg OSO Moskau... O
CTork, Queens⸗ ZE“ NO Cherbourg. NO ““ S e1686* W mburg. NNW winemünde 5 NNW Neufahrwasser N Memel 759 NO
Münster. N Karlsruhe.. 765 NO Wiesbaden 37 N be München. W 4 Schnee ⁴) Chemnitz’. NO 2 Schnees) Berlin.. NW 4 bedeckteé) Wien... NW 3 Schnee
Breslau .. NW 3 bedeckt 1 1XX“ 3 halb bed. öe. 3 heiter Triest.. 1 wolkenlos
-— O9 bohrs
halb bed. wolkig wolkig bedeckt Dunst heiter¹) 5 wolkig
2 bedeckt 3 bedeckt
1 heiter 2 bedeckt⸗) 3 bedeckt³)
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³) Nachts Regen.
2) Regen. . 6) Regen bis Nach⸗
¹) Abends böig. ⁵) Glatteis.
⁴) Nachts Schnee. mittag. Uebersicht der Witterung.
Die Luftdruckvertheilung hat sich seit gestern wesentlich verändert. Ein Hochdruckgebiet, welches auf den Britischen Inseln 775 mm überschreitet, liegt über West⸗Europa, wogegen Ost⸗Europa von niedri⸗ gem Luftdruck überdeckt wird. Dem entsprechend wehen über Central⸗Europa nordwestliche bis nord⸗ östliche Winde, welche meist nur schwach auftreten und unter deren Einfluß die Temperatur erheblich herabgegangen ist. In Deutschland ist das Wetter kalt, im Nordwesten heiter, im Osten und Süden vorwiegend trübe, vielfach herrscht leichter Frost. Im deutschen Binnenlande ist fast überall Nieder⸗ schlag gefallen, in Süddeutschland vielfach Schnee. Ruhiges, vorwiegend heiteres aber kaltes Wetter ist demnächst für Deutschland zu erwarten.
Deutsche Seewarte.
EEemeeeeereeEerEeeeenüerexee e er. xaeeae. In., n Theater⸗Anzeigen. Königliche Schaunspiele. Mittwoch: Opern⸗ Coucert des Königlichen Operuchors, unter Witung des Königlichen Kapellmeisters Herrn Felix gartner, owie unter 2 Mitwirkung der Herren Franz Rummel (Klavier), Franz Betz, Königlicher Kammersänger. Orchester: Königliche Kapelle. 22 Suite in D-dur von Johann Seb. Bach. 2) Arie aus „Josua“ von G. F. Händel. 3) Klavier⸗Concert Es-dur von L. van Beethoven. 9 g. ggir Cmoll von Luigi Cherubini. Anfang 7 4
4 6, 5, 3, 2 und 1 ℳ sind an der Tages⸗ kasse des —7 Dpernhauses Mittags von! und 1
2 dbs von 6 Uhr an zu haben.
Schaufpielhaus, Keine Vorstellung. Donnerztag: Dpernhaus. 243. Vorstellung. Carmen. in 4 Acten von Georges Bizet. Len von H. und L. Halévy, nach einer Novelle det Prosper Tanz von Emil Graeb. In Scene g ge⸗
setzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ meister Weingartner. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 138. Vorstellung. Die Ahrens⸗ hooper. Vaterländisches Schauspiel in 1 Auf⸗ zug von Axel Delmar. In Seene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. — Hannele. Traum⸗ stück in 2 Theilen von Gerhart Hauptmann. Musik von Max Marschalk. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.
Freitag: Opernhaus. 244. Vorstellung. Mozart⸗ Cyeclus. 1. Abend. Idomeneus. Große heroische Oper in 3 Acten von Wolfgang Amadeus Mozart. Tert nach Vareska, von Carl Niese. Tanz von Emil Graeb. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 139. Vorstellung. Othello, der Mohr von Venedig. Trauerspiel in 5 Auf⸗ zügen von William Shakespeare. Uebersetzt von August Wolf Graf Baudissin (Schlegel⸗Tieck). An⸗ fang 7 Uhr.
Abonnements⸗Einladung zum Mozart⸗Cyelus. Die General⸗Intendantur der Königlichen Schauspiele wird vom 24. November bis 5. Dezember cr. die nachstehend genannten Opern Mozart's zur Dar⸗ stellung bringen. Am 24. November: Idomenens. Am 25. November: Bastien und Bastienne. Die Entführung aus dem Serail. Am 27. No⸗ vember: Die Hochzeit des ö. Am 29. No⸗ vember: Don Juan. Am 2. Dezember, zum ersten Male: Die Gärtnerin. Cosi fan tutte. Am 4. Dezember: Die Gärtnerin. Titus. Am 5. De⸗ zember: Die Zauberflöte. 2
Bei etwaiger dringender Veranlassung bleibt die Verlegung der Vorstellungstage vorbehalten.
Für die vorstehend bezeichneten Vorstellungen er⸗ öffnet die General⸗Intendantur hierdurch ein beson⸗ deres Abonnement auf die Sperrsitze und Logen des Parquets, des ersten, des zweiten und des dritten Ranges im Königlichen Opernhause.
Der Abonnementspreis beträgt für alle 7 Vor⸗ stellungen für einen Platz: a. des Parquets und der Parquet⸗Logen 31 ℳ 50 ₰. d. des I. Ranges (Balkon und Loge) 31 ℳ 50 ₰. c. des II. Ranges (Balkon und Loge) 21 ℳ d. des III. Ranges (Balkon und Loge) 14 ℳ
Die Abonnementskarten gelangen in der König⸗ lichen Theater⸗Hauptkasse (Schauspielhaus, Eingang Jägerstraße) vom 15. November ab täglich Vor⸗ mittags von 10 bis 12 Uhr bis einschließlich den 22. November cr. gegen Erlegung des Preises zur Verausgabung und bedarf es keiner besonderen Vor⸗ bestellung.
Logen des ersten, zweiten und dritten Ranges werden nur im Ganzen abgegeben.
Die Abonnementskarten tragen S der Bezeich⸗ nung des Platzes die Bemerkung: „Mozart⸗Cyclus“ und die Nummer der Vorstellung (Nr. 1 bis 7). Das laufende Jahres⸗Abonnement wird von diesen Bestimmungen nicht berührt.
Berlin, den 8. November 1893.
General⸗Intendantur der Königlichen Schauspiele.
Deutsches Theater. Mittwoch: Keine Vor⸗
stellung. Donnerstag: Die Mitschuldigen. Anfang 7 Uhr.
Freitag: Der Talisman.
Sonnabend: Der Weg zum Herzen.
Sonntag: Der Pfarrer von Kirchfeld. Die Tageskasse ist von 10—1 Uhr geöffnet
Berliner Theater. Mittwoch: Keine Vor⸗
stellung. Donnerstag: Iulins Cäsar. Anfang 7 Uhr. reitag: 13. Abonnements⸗Vorstellung. Kabale
und Liebe.
Lessing⸗Theater. Mittwoch: Keine Vor⸗ stellung. Kasse von 10 —-1 Uhr geöffnet.
Donner tag⸗ Der Andere. (Friedrich Mitter⸗ wurzer, als Gast.) Anfang 7 Uhr.
Pettag⸗ eimath. onnabend: Der Andere. (Friedrich Mitter⸗ wurzer, als East.)
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Beginn des Duse⸗Gastspiels Anfang Dezember. Repertoire der ersten 4 Abende: 1) Die Camelien⸗ dame, 2) Heimath, 3) Odette, 4) Froufron. — Bestellungen bis zum 20. d. Mts. werden schrift⸗ lich beantwortet. Oeffentlicher Vorverkauf vom 21. d. Mts. an.
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Chauffeestraße 25.
Mittwoch: Keine Vorstellung.
Donnerstag: Zum 40. Male: Freunnd Felix. Operette in 3 Acten nach einem älteren Stoffe von Richard Genée und L. Herrmann. Musik von Richard Genée. In Scene gesetzt von Julius Frissche Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann.
nfang 7 Uhr. Parquet 3 und 2 ℳ Freitag: Zum 41. Male: Freund Felix.
Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Mittwoch: Keine Vorstellung.
Donnerstag: Zum 3. Male: Die Dragoner. Schwank in 3 Aeten von Bossu und Delavigne. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Musotte. Ein Act von Guy de Maupassant. Deutsch von Emrich von Bucowicz. In Scene ge⸗ setzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr.
Freitag und folg. Tage: Die Dragoner.
Nenes Theater (am Schiffbauerdamm 42 /5).
Mittwoch: Keine Vorstellung.
Donnerstag: 55. Ensemble⸗Gastspiel des Residenz⸗ Theaters. Direction: Sigmund Lautenburg. Zum 75. Male: Jugend. Ein Liebesdrama in 3 Acten von Max Halbe. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr.
Freitag und folg. Tage: Jugend.
Victoria-Theater. Belle⸗Alliancestraße 7/8.
Mittwoch: Keine Vorstellung.
Donnerstag, mit vollständig neuer Ausstattung an Decorationen, Costumen und Requisiten: Zum 25. Male: Die sieben Raben. Romantisches Zaubermärchen mit Gesang und großem Ballet. Anfang 7 ½ Uhr.
Freitag: Die sieben Raben.
Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Kinder⸗Vor⸗ stellung zu bedeutend ermäßigten Eintrittspreisen. Sneewittchen und die sieben Zwerge.
Theater Unter den Linden. Mittwoch: Keine Vorstellung.
Donnerstag: Die Gondoliere. Operette in 2 Acten’von V. S. Gilbert. Musik von A. Sullivan. — Hierauf: Pierro⸗Gavotte. Ballet⸗Divertissement. Grand pas de deux, getanzt von der Prima Ballerina Sgra. Elia u. dem Primo Ballerino Sgr. Poggiolesi. Anfang 7 ½ Uhr.
In Vorbereitung: Der Micado.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: halben Kassenpreisen.
Adolph Ernst⸗Theater. Mittwoch: Vorstellung.
Donnerstag: Zum 66. Male: Charley’s Tante. Schwank in 3 Acten von Brandon Thomags. — Hierauf: Die Bajazzi. Parodistische Posse mit Gesang in 1 Act von Ed. Jacobson und Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.
Freitag: Charley’s Tante. Die Baäjazzi.
Central-Theater. Direction: Richard Schultz. Alte Jacobstraße Nr. 30.
Mittwoch: Keine Vorstellung.
Donnerstag: Zum 16. Male: Die eiserne Jung⸗ frau. Posse mit Gesang in 3 Acten von Charlés Flaazpinle Musik von Louis Varney. Anfang
r.
Freitag: Die eiserne Jungfrau.
Sonntag (Todten⸗Sonntag): Einmalige Aufführung von: Drei Paar Schuhe. (Schusterfrau Leni: Josephine Dora.)
Tageskasse: Vormittags von 10 bis 2 Uhr. Abend⸗ kasse on 6 ½ Uhr ab.
Vorstellung zu
Keine
EH
Concerte.
Sing-Akademie. Donnerstag, Anfang 8 Uhr: Concert des Klaviervirtuosen Fritz Schonsboe mit dem Berliner philharmonischen Orchester unter Leitung des Herrn Professor F. Mannstädt.
Philharmonie. Donnerstag, Anfang 8 Uhr: Concert der Berliner Liedertafel unter gütiger
Mitwirkung der Concertsängerin Frau Margarethe
Altmann.
Saal Bechstein, Linkstraße 42. Mittwoch, Anfang 7 ½ Uhr: Wohlthätigkeits⸗Concert für die Hilfsbedürftigen Schneidemühls, unter Mit⸗ wirkung von Ella und Hertha Bramer (Sopran und Alt), Adeline Metzdorff (Cello), Ch. Grego⸗ rowitsch (Violine) und der Caecilia⸗Melodia. Dirigent: Edwin Schultz.
Donnerstag, Anfang 7 ½ Uhr: I. Lieder⸗Abend von Lilian Sanderson. 8
6.““ 1“ .
Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Mittwoch: Karl Meyder⸗Concert. Anfang 7 ½ Uhr.
Geistliches Concert unter freundlicher Mit⸗ wirkung der Herren Charles Victor und Federhof⸗ Möller sowie des Fräulein Schlessing.
Arie aus „Paulus“ von Mendelssohn (Herr Victor). Arie aus „Die Schöpfung“ von Haydn (Fräulein Schlessing). Bußlied von Beethoven (Herr Victor). Duett aus dem Oratorium „Elias“ von Mendelbssohn (Herr Victor und Fräulein Schlessing).
Donnerstag: Karl Meyder⸗Concert. schafts⸗Abend. Anfang 7 Uhr.
Gesell⸗
Circus Renz (Carlstraße). Donnerstag, Abends 7 ¼ Uhr: Eröffnungs⸗Gala⸗Vorstellung. Festlicher Aufzug des gesammten Personals.
Fr. Renz, Director.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Eva Wenzel mit Hrn. Privat Dozenten Dr. Otto Kühling (Berlin). — Frl. Rosa Cramer mit Hrn. Pastor Adolf Kriele (Brandenburg a. H.— Bromberg⸗Schleusenau).
Geboren: Ein Sohn: IHrn. Lieutenant von Oppel (Oschatz). — Hrn. Pastor Duchstein (Zehdenick). — Eine Tochter: Hrn. Landrath Hassenpflug (Strelno). — Hrn. Oberst⸗Lieutenant von Hennigs (Potsdam). — Hrn. Hauptmann Jacobi (Fritzlar). — Hrn. Rittergutsbesitzer Pogge
(Dammwolde in Meckl.). 1
Gestorben: Hr. K. u. K. Oberst Joseph von Manéga (Wien). — Frl. Amalie von Somnitz (Honnef am Rh.). — Verw. Fr. Prediger Rosina Schrader, geb. Lüttgan (Schladen). — Hr. General⸗ Major z. D. Graf Heinrich Ferdinand zu Yfen⸗ burg⸗Büdingen u. Philippseich Wächters⸗ bach)h. — Fr. Oberst Margarethe Mevprick, geb. öö” (Everlettenbusg — Hrn. Rittmeister
rhrn. von Bistram Sohn Eberhard (Merseburg). — Fr. Johanna von Hempel, geb. von Heyden (Potsdam). — Hr. General⸗Konsul Carl Hermann Theodor von Haase (Hamburg). — Fr. Oberst⸗ Lieut. Anna Kress, geb. von Knoblauch (Siegen).
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Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: — — Verlag der Expedition (Scholz). 1
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen 8 (einschließlich Börsen⸗Beilage),
2 t⸗
sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffen lichen Fsa. (Commanditgesellschaften anf
Aetien und Actiengesellschaften) für die Woch vom 13. bis 18. November 1893.
zum Deut chen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Pre
No. 279.
Königreich Preußen.
89 8
Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.
Aus der anliegenden, den jeweiligen Stand der Maul⸗ und Klauenseuche am letzten jedes Monats zur Anschauung bringenden Nachweisung bitte ich s entnehmen, daß zwar diese Seuche seit Jahresfrist stetig und erheblich zurückgegangen ist, nichtsdestoweniger aber noch immer in einer Anzahl von Kreisen auftritt. Es scheint mir jetzt der Zeitpunkt gekommen zu sein, um mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die weitere Unterdrückung der Seuche zu erstreben und Neu⸗ ausbrüchen vorzubeugen; dies umsomehr, als im Bezirk Gum⸗ binnen die Verbreitung der Seuche neuerdings erheblich und auch in den Bezirken Königsberg, Breslau, Wiesbaden und Koblenz etwas zugenommen hat.
Bei der überaus leichten Uebertragbarkeit der Seuche besteht bei jedem Neuausbruch derselben in einer bisher seuchenfreien Gegend die Gefahr, daß bereits zahlreiche Vieh⸗ bestände den Krankheitsstoff aufgenommen haben, ohne daß dies äußerlich erkennbar ist.
Soll die Verschleppung der Seuche in entfernte Landes⸗ theile verhütet werden, so müssen in einem um den neuen Seuchenort herum abzugrenzenden, nicht zu kleinen Bezirk sofort alle die Maßregeln zur Anwendung gebracht werden, welche die vc der Seuche in dem Bezirk herbeizuführen ge⸗ eignet sind.
Solche Maßregeln sind:
1) Die Untersagung der Abhaltung aller Vieh⸗ und Wö sowie des Auftriebs von Vieh auf die Wochen⸗ märkte.
2) Das Verbot des Treibens von Rindvieh, Schweinen und Schafen außerhalb der Feldmarkgrenzen.
3) Das Verbot der Verladung von Rindvieh, Schweinen und Schafen auf den in dem gefährdeten Bezirk belegenen Eisenbahnstationen.
4) Beschränkung in dem Weggeben von Magermilch aus
8
e Beilage
Berlin, Dienstag, den 21. November
Molkereien nach Maßgabe 30. Mai 1891.
5) Wo es unvermeidlich ist, den Weitertransport von krankem oder verdächtigem Vieh nach einem Ort behufs der Durchseuchung oder nach einem Schlachthause behufs der Ab⸗ schlachtung zu gestatten, die strenge Befolgung der in meiner Rundverfügung vom 16. Juni d. getroffenen Anordnungen.
Ich verkenne nicht, daß die vorstehenden Maßregeln unter Umständen als sehr lästig werden empfunden werden; aber ich halte sie für nothwendig, um eine neue allgemeine Verbreitung der Maul⸗ und Klauenseuche thunlichst zu verhüten, und ver⸗ traue, daß die Landwirthe in ihrem eigenen Interesse sich solchen vorübergehenden Beschränkungen bereitwillig unterwerfen werden. Denn diese Ausnahmemaßregeln sind nur so lange aufrecht zu erhalten, bis fest⸗ gestellt ist, ob und wo in dem gefährdeten Bezirk weitere Seuchenausbrüche erfolgen, und sind daher zu⸗ nächst in jedem Falle nur für eine Zeit von etwa 14 Tagen anzuordnen, da während dieses Zeitraums ersichtlich geworden sein muß, ob nur ein isolirter Seuchenfall vorgekommen oder ob eine allgemeinere Verbreitung der Seuche eingetreten ist. Im letzteren Falle sind dann die allgemeinen Vorschriften zur Bekämpfung der Seuche zu beobachten.
„Indem ich die Herren Regierungs⸗Präsidenten und Land⸗ räthe auf Grund der gemäß § 1 der Bundesraths⸗Instruction vom 24. Februar 1881 mir . Befugniß zur so⸗ der vorstehenden Maßregeln ermächtige, obald in einem dortigen Kreise die Seuche wiederum von neuem ausbricht, bemerke ich, daß diese Anordnungen in der Regel für den ganzen Kreis, jedenfalls für hinreichend große Kreistheile, und, falls der Seuchenausbruch in der Nähe einer Kreisgrenze stattfand, auch für die benachbarten Kreise zu treffen sind.
Wenn im Bereich eines öffentlichen Schlachthauses oder eines Schlachtviehhofs ein Fall von Maul⸗ und Klauenseuche festgestellt wird, ist für die Dauer der Seuchengefahr gemäß § 56 des Reichsgesetzes vom 23. Juni 1880 der Abtrieb
1116“
meiner Rundverfügung vom
8—
ufischen Staats⸗Anzeiger
1893.
aller . die Seuche empfänglichen Thiere für gewöhnlich zu verbieten. Die im unmittelbaren Zusammenhang mit öffentlichen Schlachthäusern belegenen Viehhöfe (Viehmärkte) sind als integrirende Theile der Schlachtviehhöfe zu betrachten und zu behandeln, sofern nicht jeder Verkehr von Vieh und Menschen — letzterer vor stattgehabter wirksamer Des⸗ infection — aus dem Schlachthause beziehungsweise Schlachtvieh⸗ hof nach dem Viehmarkt verboten und thatsächlich ver⸗ hindert ist.
6I für ein rechtzeitiges und wirksames Ein⸗ greifen der Veterinärpolizei ist natürlich, daß die Anzeige von dem Ausbruch oder dem Verdacht der Seuche schnell der zu⸗ ständigen Behörde seitens des Viehbesitzers erstattet wird. Sie wollen daher die Polizeiverwaltungen und beamteten Thier⸗ ärzte des Bezirks zu besonderer Aufmerksamkeit in dieser Rich⸗ tung anhalten lassen und letztere auch darauf hinweisen, daß sie bei Untersuchung verdächtiger Viehbestände nicht die er⸗ forderliche Vorsicht zur Verhütung der Verschleppung des An⸗ steckungsstoffes durch ihre Kleider ꝛc. außer Acht lassen.
Zwecks Durchführung der obigen Maßregeln wollen die Herren Regierungs⸗Präsidenten ungesäumt Fürsorge treffen, daß sowohl die Herren Landräthe wie sie selbst, von jedem Neuausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche in einem zur Zeit seuchenfreien Kreise auf kürzestem Wege sofort — wenn thunlich telegraphisch — Nachricht erhalten, weil die mit der Transportbeschränkung verbundenen schweren Verkehrs⸗ und Wirthschaftsstörungen nur dann von Nutzen für das Allgemeinwohl sind, wenn die erforderlichen Anordnungen ungesäumt nach der Feststellung der Seuche getroffen werden.
Die betheiligten Bahnstellen sind zugleich mit der An⸗ ordnung der Transportbeschränkung direct um Einstellung des Versands von Zweihufern, die nicht bereits in der Verladung begriffen sind, zu ersuchen.
Berlin, den 16. November 1893.
Der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten. von Heyden.
An sämmtliche Herren Regierungs⸗Präsidenten und
an den Herrn Polizei⸗Präsidenten zu Berlin.
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Verbreitung der Maul⸗ und Klauenseuche in Preußen seit Oktober 1892.
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Ende Dezbr. 1892
Ende Ende Oktober 1892 Novbr. 1892
Nummer
Januar 1893
Ende Mai 1893
Ende April 1893
Ende März 1893
Ende Ende Februar 1893
Ende Ende Ende Juli 1893 August 1893 Septbr. 1893
Ende Okt. 1893
Ende Juni 1893
Königsberg... 672 14 513 15 281 Gumbinnen.... 1 12 16 11 60 Danzig 46 9 65 10 78 Marienwerder ... 877 15 89 15 248 v“ 818 111199 Frankfurt a. O... 198 I 15 91 Berlin 1 1 1 1 1 Stettin 271 11 205 12 2 Köslin... 65 10 94 1† 64 Stralsund V 233 4 143 5. 100 Posen.. 414 23 247 20 70 Bromberg 504 138 1u 13 198 Breslau.... 265 23 24 22 144 Liegnitz 98 18 91 15 45 „ Oppeln .. 1“ 13 36
Magdeburg 13 49 11 37
Merseburg 14 17 95 Erfurt... 5 Schleewig 14
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Nr. 46 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, heraus egeben im Ministeriumderöffentlichen Arbeiten, vom 18. November hat folgenden Inhalt: Rund⸗Erlaß vom 8. No⸗ vember 1893, betreffend die Dienstanweisung für die Königlichen Bauinspectoren der Hochbauverwaltung. — Nichtamtliches: Das
useum in Olympia. — Einwirkung der Dampfschiffahrt auf den wuerschnitt der Kanäle. — Erfahrungen über Schneeräumen. — Ver⸗ mischtes: Wettbewerb für Pläne zu einer Garnisonkirche in Dresden. — Einweihung des Posthauses in Köln. — Chronik der Akademie der Künste in Berlin. — Adreßbuch des Vereins für deutsches Kunst⸗ gewerbe in Berlin. — Fretzdorff's feuersicherer Asbestfarben⸗Anstrich. — Eisenbahnunfall bei Nichols in Michigan.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Nach § 211 der Konkursordnun sind Schuldner, welche ihre Zahlungen eingestellt haben, mit Gefängniß bis zu zwei Jahren zu bestrafen, wenn sie, obwohl sie ihre Zahlungsunfähigkeit kannten, einem Gläubiger in der Absicht, ihn vor den übrigen Gläubigern zu begünstigen, eine Sicherung oder Befriedigung gewährt haben, welche derselbe nicht oder nicht in der Art oder nicht zu der Zeit zu beanspruchen hatte. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, IV. Strafsenat, durch Urtheil vom 22. Sep⸗ tember 1893 ausgesprochen: Der „Absicht“ ist gleichzustellen das Bewußtsein des Thäters, daß seine Handlung die Benachthei⸗ ligung der übrigen Gläubiger zur nothwendigen Folge haben müsse; dagegen genügt das Bewußtsein des Schuldners, durch seine Handlung die uͤbrigen Gläubiger möglicherweise schädigen zu
können, nicht zur Bestrafung wegen Gläubigerbegünstigung aus § 211 der Konkursordnung. — Bezieht ein EEE“ von einem Zeitungsverleger mehrere Exemplare der Zeitung, welche er an seine Unter⸗Abon⸗ nenten während seiner Postbotengänge übermittelt, so ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 28. September 1893, der Zeitungsverleger aus § 27 Nr. 4 des Postgesetzes vom 28. Oktober 1871 („Mit Geldstrafe... wird bestraft, wer Briese und andere Sachen zur Umgehung der Portogefälle einem Postbeamten oder Postillon zur Mitnahme Kere *) nur dann zu fen, wenn die gedachte Procedur festgestelltermaßen nur ein Schein⸗ manöver war, um die Zeitungs⸗Exemplare den Ahbonnenten, welche durch Vermittelung der Post zu abbonniren beabsichtigt hatten, unter Umgehung des Postportogefälles durch den Briesträger zugehen zu
lassen.