Dem Import von Wiederkäuern und Schweinen standen am 1. Januar 1893 folgende Häfen offen:
Landungsplätze für dem Schlachtzwang unterworfene sowohl, als auch für solche Thiere, deren Einfuhr nicht beschränkt ist, in Bristol, Glasgow, Hull, Liverpool, London, Plymouth und Southampton.
andungsplätze lediglich für dem Schlachtzwang unterworfene Wiederkäuer und Schweine — foreign animals wharves — in Barrow und Furneß, Cardiff, Talmouth, Grimsky und Portsmouth.
Landungsplätze für Wiederkäuer und Schweine, welche lebend im Inland verkehren dürfen, in Aberdeen, Dundee, Granton, Hartlepool, Harwich, Leith, Newcastle on Tyne und Weymouth. 8
Nach Ueberstehung einer Quarantäne wurden zugelassen: 95 aus den Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika eingeführte und zur Wieder⸗ einschiffung bestimmte Schafe in London und 11 aus Frankreich ein⸗ geführte Menagerie⸗Thiere in Newhaven.
10) Vieheinfuhr.
Die während des Berichtsjahrs erlassenen zahlreichen Verbote der Einfuhr hatten zur Folge, daß der Import vom europäischen Continente gegen das vorhergehende Jahr sehr erheblich abgenommen hat, wie die nachstehende Vergleichung zeigt.
Fi ü wurden: Eingeführt wurden 186
Stück Rindvieh Schafe Schweine 26 084 41 735 — 22 673 — 209 325 520 4 612 —
aus Dänemark aus Island . . . . aus den Niederlanden. 36 765
dorwegen . . 176 aus Norweg 1gs
7 662 4 661 77 981
2
3 005 282 350 1892
aus Schweden
Summa.
aus ee 2 192 EbI11“ 88 aus den Niederlanden . . 1 097 aus Norwegen . . . 30 aus Portugal 8 924 aus Spanien 1 59 aus Schweden . . . .. 542 Summa . . 6 377 Die Einfuhr von Rindvieh, beziehungsweise Schweinen aus Amerika hat dagegen gegen das vorherige Jahr etwas zugenommen, die⸗ etrug: IEI] 8b Stück Rindvieh Schafe aus! Britisch Nord⸗Amerika. 108 286 31 664 aus!den Vereinigten Staaten 314 838 10 550 — ausgden La Plata⸗Staaten 4 190 20 941 — Summa. 427 314 63 155 — 1892 98 228 15 747 1235 2 569
Schweine
aus Britisch Nord⸗Amerika aus den Vereinigten Staaten aus den La Plata⸗Staaten 3 500 14 550 Summa. 498 330 33 128 3 804 Der Bedarf des englischen Marktes an Schlachtvieh ist, wie in früheren zum großen Theil durch die Einfuhr aus Irland gedeckt worden. Dieselbe betrug: 1891 567 243 Stück Rindvie 8 63 559 Kälber, 8 — 893 175 Schafe, 503 584 Schweine; 1892 568 189 Stück Rindvieh, 56 268 Kälber, 8 1 080 202 Schafe, 500 951 Schweine. 8 “ Außerdem wurden — den Kanal⸗Inseln eingeführt:
1 999 Stück. Rindvieh, 2 Schweine;
396 602 2 831
1892 1 504 Stück Rindvieh, E Schweine. 11) Verluste an Rindvieh, Schafen und Schweinen während des Transports über den Atlantischen Ocean. Die Einfuhr aus Britisch Nord⸗Amerika und den Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika erfolgte in 1165 Schiffsladungen, auf 626 der letzteren entfallen folgende Verluste: “ während der Ueberfahrt gingen zu Grunde 2849 Stück Rindvieh = 0,51 %, 188 Schafe = wenig über 1 % und 426 Schweine = 11,19 %. 8 84 der Ausladung wurden todt in den Schiffsräumen ge⸗ funden 282 Stück Rindvieh = 0,06 %, 31 Schafe = 0,16 %, 73 S ine = 1,60 %0. 213 Stück Rindvieh 30 Schafe 31 Schweine = 0,81 % ““ erwiesen sich bei der Ausladung so schwer verletzt, daß die Thiere sofort abgeschlachtet werden mußten. Der Gesammtverlust beträgt somit bei Rindvieh 0,61 % (im Jahre 1891: 1,22 %), bei Schafen 1,32 % (im Jahre 1891: 1,55 %) und war verhältnißmäßig sehr bedeutend bei Schweinen, nämlich 12,66 % (im Jahre 1891 sind Schweine aus Amerika nicht eingeführt worden). 8 Verhaltnißmahig sehr viel bedeutender waren die Verluste bei den aus den La Plata⸗Staaten eingeführten Rindern und Schafen, welche 61 Schiffsladungen zusammensetzten: in 47 der letzteren starben während der Fahrt 121 Stück Rindvieh = 3,46 %, und 563 Schafe = 3,87 %; 10 Stück Rindvieh = 0,29 % und 15 Schafe = 0,10 % wurden bei der Landung todt in den Schiffs⸗ räumen vorgefunden. Mithin beträgt der Gesammtverlust an Rindvieh 3,75 % und bei Schafen 3,97 %, gegen 12,93 %, beziehungsweise 10,64 % im Jahre 1891. “ Aus dieser Vergleichung dürfte zu folgern sein, daß die Ein⸗ richtungen in den Schiffen, welche lebendes Vieh von Amerika nach England transportiren, während des letzten besserungen erfahren haben.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
““
Ein preußischer Gerichtsvollzieher, welcher einen von
seinem Auftraggeber an ihn gerichteten Brief, worin er an die Er⸗ ledigung einer von ihm in seiner amtlichen Eigenschaft vorzunehmenden gemahnt wird, vernichtet, ist, nach einem Urtheil des
eichsgerichts, I11. Strafsenats, vom 19. September 1893, wegen Ur kundenvernichtung im Amte aus § 348 des Strafgesetzbuchs zu bestrafen.
— Der Gemeinschuldner ist, nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, 1. Civilsenats, vom 23. September 1893, nach Aufhebung des Konkurses durch Zwangsvergleich den des Gläu⸗ bigerausschusses in seinem Konkurse gegenüber, durch deren Ver⸗ schulden die nunmehr dem Gemeinschuldner zurückgestellte Konkurs⸗ masse beschädigt worden, zur Schadensersatzklage legitimirt.
Jahres wesentliche Ver⸗
8*
Kunst und Wissenschaft.
S. Zwei Marmorstatuen des Großen Kurfürsten und des Königs Friedrich I. haben vor Jahresfrist ihre dauernde Auf⸗ stellung in zwei Nischen des Portals V des Königlichen Schlosses zu Berlin gefunden, die in ihrer Bedeutung als Kunstwerke, als Portraits und wegen ihrer Geschichte auch für weitere Kreise ein großes Inter⸗ esse beanspruchen. Ganz besonders gilt das von der Statue des
roßen Kurfürsten, des ersten öffentlichen Denkmals, das in Berlin aufgestellt worden ist. Die Gemahlin Friedrich Wilhelm's, Luise Henriette von Oranien, hatte bei einem ihrer häufigen Besuche in ihrer Heimath Holland bei dem von ihrer Familie viel beschäftigten Bildhauer Franz Dusart im Haag eine Marmorstatue bestellt, die sie im Jahre 1652 im Kurfürstlichen Lustgarten am Berliner Schlosse, nach den alten auf einem Platze ungefähr 50 Schritte vor dem heutigen Portal V, das damals noch nicht existirte, aufrichten ließ. Die Statue bildete den Mittelpunkt von vier großen Beeten, die die ganze obere “ des Lustgartens, die sich ungefähr bis an die Ecke der Schloßapotheke in ihrer alten Gestalt erstreckte, einnahmen und von denen zwei mit den durch Buchsbaum hergestellten Namenszügen des Kurfürstlichen Paares, die beiden anderen durch in derselben Weise ausgeführte Adler geschmückt waren. Das Antlitz der Statue war der aufgehenden Sonne zugewendet; in schlichter, ungezwungener Haltung, mit unbedecktem Haupt, den Körper in einen Panzer eingehüllt und den Com⸗ mandostab in der Rechten — so stand er an der Lieblingsstätte seiner Er⸗ holungen: nicht der stolze herrliche Triumphator, wie er 50 Jahre später von Schlüter's genialer Hand geschaffen wurde, sondern der willensstarke, weitschauende und dabei einfache Landesherr, der vor sich eine große mächtige Culturaufgabe darin sieht, seine vom dreißigjährigen Kriege verwüsteten Länder wieder in ein fruchtbares G Land zu ver⸗ wandeln, sowie er die Umgebnng seines Standbildes aus Unfruchtbar⸗ keit und Wüstenei in einen blaͤgenden Garten verwandelt hatte. Diese Gesinnungsart, dieser Kampf mit Verkommenheit, Gleichgültigkeit und mit allen Arten von inneren und äußeren Feinden war der Aus⸗ druck seines innigen, festen Gottvertrauens, seines Glaubens an die Zukunft Brandenburgs, das sich auch in seinem am Sockel der Statue angebrachten Wahlspruch aus Psalm 43 Vers 8 aussprach: „Domine fac me scire viam, per quam ambulem“, „Herr, thue mir kund den Weg, darauf ich gehen soll“. “
Als König Friedrich Wilhelm I. das Bedürfniß fühlte, das Exer⸗ eiren seiner blauen Kinder von den Fenstern seiner nach dem Lust⸗ garten heraus gelegenen Parterrewohnung beobachten zu können, wurde der Lustgarten ebenso wie der Potsdamer im Jahre 1715 rasirt und alle Statuen, Orangerien u. s. w. wurden nach dem Charlottenburger Park übergeführt. Hier hat auch unsere Statue bis vor kurzem ein vergessenes Dasein unter den grünen Bäumen des Parkes geführt, überstrahlt von dem Glanze des Schlüter'schen Reiterbildes, das mit seiner mächtigen Auffassung, mit seiner himmelstürmenden Genigalität alle anderen Bildnisse des Großen Kurfürsten in den Schatten drängte. Und doch ist dieses schlichte, fein empfundene Standbild Dusart's der Beachtung des Kunstfreundes sowie des Historikers nicht unwerth. Erblicken wir in Schlüter's Reiterbild die Huldigung der Nachwelt, den Ausdruck der Verehrung des Sohnes für seinen großen Vater, der aus der verwüsteten Mark Brandenburg das Fundament geschaffen hatte, auf das der Sohn den Königsthron stellen, auf das seine Nachkommen das Deutsche Kaiserreich von heute aufbauen konnten, so sehen wir in dieser Marmorfigur des Lustgartens den werdenden Großen Kurfürsten, den stillen Arbeiter und Colonisator, der unbeirrt durch feindlichen Widerstand die Blicke der aufgehenden Sonne zuwandte, der den Adler Brandenburgs sch zu jener stolzen Höhe emporschwingen 8. daß sein Enkel im erhebenden Gefühl seiner festgegründeten Macht von ihm sagen konnte: „Nec soli cedit.“
Aus den ersten Jahrzehnten seiner Regierung stammen noch einige plastische Bildnisse des Großen Kurfürsten in den Königlichen
chlössern, die zum theil weiteren Kreisen ganz unbekannt geblieben 8 Darunter sind von besonderem Reiz zwei Medaillons mit den
eliefköpfen Friedrich Wilhelm's und seiner Gemahlin Luise Henriette in weißem Marmor, beide im Jahre 1647, ein Jahr nach der Ver⸗ mählung, ebenfalls von Dusart angefertigt. Der Kurfürst, damals 27 Jahre alt, erscheint hier noch ganz mit den zwar energisch gebildeten, weichen, sinnenden Zügen der Jugend, die erst mit zunehmendem Alter jene mächtigen Formen und den Ausdruck imponirender Hoheit erhielten, wie uns das Bild Friedrich Wilhelm's aus seinen meisten Bildnissen und aus Schlüter's Reiter⸗ bildniß geläufig ist. Diese beiden Medaillons wurden erst vor einiger Zeit, in der Vorhalle einer Gärtnerwohnung von Charlottenhof in die Wand eingemauert, gleichsam neu entdeckt und haben heute ihren Platz in der sogenannten Heinrichshalle des Berliner Schlosses erhalten. Aus dem folgenden Jahre, 1648, stammen zwei Büsten des Kurfürsten⸗ paares im Park von Sanssouci, wahrscheinlich auch von Dusart; doch hat der Marmor durch die Witterung so gelitten, daß die Technik heute schwer zu beurtheilen ist. Ebenso ist es einem mächtigen Brust⸗ bilde Friedrich Wilhelm's aus etwas späterer Zeit ergangen, das auf Befehl des Kaisers aus dem Charlottenburger Park fortgenommen ist, um restaurirt zu werden und dann an geschützter Stelle einen neuen Standort zu erhalten. Von den Arbeiten Gottfried Leygebes, des berühmten Eisenschneiders und Ciseleurs, sind an dieser Stelle nur der in Bronze gegossene Reliefkopf im Hohenzollern⸗Museum und die kleine in Eisen geschnittene Reiterstatuette in der Sculpturen⸗Samm⸗ lung der Königlichen Museen, die den Großen Kurfürsten als Belle⸗ darstellt, zu nennen, vor allen Dingen aber auch einige schöne Medaillen, wie sie im Königlichen Münzcabinet vereinigt sind. Doch gehören alle diese zuletzt genannten Arbeiten, denen sich noch einige anfügen ließen, den letzten Jahrzehnten im Leben Friedrich Wilhelm's an, sie bilden höchstens Bindeglieder zwischen der Statue Dusart's und dem Reiterbilde Schlüter's. “
Kleiner ist der Kreis plastischer Darstellungen König Friedrich's I. Die kleine Figur des Königs konnte nur auf Kosten der Wahrheit zu monumentaler Wirkung verwerthet werden. Auch bei der jetzt im Portal V aufgestellten Statue kann man sehen, wie der Künstker sich vergeblich bemüht hat, durch allerlei decoratives Beiwerk die Figur zu verdecken und zu heben. Leider kennen wir den Künstler nicht, der dieses in technischer Beziehung nicht unbedeutende Werk verfertigt hat; wir wissen auch nicht, ob die Statue von altersher im Charlottenburger Park placirt war, oder ob sie vielleicht auch erst 1715 mit der Statue des Großen Kurfürsten zu⸗ sammen dorthin gelangt ist. Die von Jakobi gegossene Bronze⸗ statue Schlüter's hat nie eine bleibende Stätte in Berlin gehabt, sondern ist zeitweise unter altem Gerümpel verborgen gewesen, bis sie Friedrich Wilhelm III. der Krönungsstadt Königsberg zum Geschenk machte, wo sie einen wenig gkücklichen Platz gefunden hat. Erwähnenswerth sind noch einige plastische Darstellungen des Königs, wie eine sehr flott behandelte Marmorstatue in antiker Tracht mit der Perrücke von unbekannter Herkunft im Treppenhaus der Akademie der Künste und das von Jakobi nach dem Modell Hulot's gegossene Relief über dem Hauptportal des Zeughauses. Die angeblich von Schlüter stam⸗ mende Büste des Königs im Berliner Schloß⸗ früher Charlottenburg, läßt den großartigen Schwung vermissen, der den Arbeiten dieses Künstlers sonst eigen ist; ansprechender ist das von ihm modellirte Reliefbildniß, das sich auf dem Sarkophage des Königs als Gegenstück des Airdn,e der Königin Sophie Charlotte auf deren Sarkophag befindet. Unter den Medaillen mit Bildnissen sind nament⸗ lich die Arbeiten von Raimund Faltz hervorzu W “
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 21. d. M. gestellt 12 199, nicht rechtzeitig
gestellt 75 Wagen. 8— In Oberschlesien sind am 20. d. M. gestellt 5141, nicht recht⸗
Zwangs⸗Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand am 21. November das Grundstück des Rentiers August Gauger Müllerstr. 165a zur Versteigerung; Fläche 9 a; Nutzungswerth 14 600 ℳ; für das Meistgebot von 209 000 ℳ wurde der Kauf⸗ mann Gustav Wienstruck, Leipzigerstr. 82, Ersteher.
Grundstück des Rentiers und pensionirten Lehrers E. Purmann zu Deutsch⸗Wilmersdorf, Schleswigsche⸗ und Hannoverschestraße zur Versteigerung; Fläche 13,17 a; Mindestgebot 1244 ℳ; für das Meistgebot von 120 740 ℳ wurde der Kaufmann Fritz Pax zu Berlin, Nostizstraße 17, Ersteher. — Grundstück zu Schöneberg, Stubenrauchstraße 12, dem Schlossermeister August Pröschel gehörig; Fläche 6,61 a; Mindestgebot 1080 ℳ; für das Meistgebot von 170 000 ℳ wurde der Maurermeister Emil Otto zu Sch berg, Kaiser Friedrichstraße 4, Ersteher.
— Wie die „Bresl. 88 .“ erfährt, ist dem neu begründeten Schlesisch⸗Mitteldeut Sen Walzwerk⸗Verband das neue Huldschinsky'sche Werk nicht beigetreten. Die Concurrenz dieses Werks, welches die jüngste Preisherabsetzung veranlaßt hat, besteht demnach weiter. 8 b 8 1 — Der Aufsichtsrath der Stärkezuckerfabrik Actien⸗ Gesellschaft vormals C. G. Koehlmann u. Co. in Frank⸗ furt a. O. hat beschlossen, für das am 30. September 1893 abge⸗ laufene Geschäftsjahr nach den Abschreibungen die Vertheilung einer Dividende von 14 % der Generalversammlung vorzuschlagen.
— Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am 27. November 1893 im „Berliner Hof' statt. Magdeburg, 21. November. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92 % —, neue 13,90, Kornzucker erxcl., 88 % Rendement 12,85, neue 13,15, Nachproducte excl., 75 % Rende⸗ ment 10,70. Ruhig, stetig. Brotraff. I. 27,00, Brotraffinade II. 26,75, Gem. Raffinade mit Faß 27,25. Gem. Melis I. mit Faß 25,00. Ruhig. Rohzucker. I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. No⸗ vember 12,75 bez., 12,77 ¾ Br., pr. Dezember 12,80 bez., 12,82 ½ Br.,
pr. Januar⸗März 12,92 ½ Gd., 12,97 ½ Br., per April⸗Mai 13,12 ⅞ Gd.,
13,17 ½ Br. Ruhig, stetig.
Leipzig, 21. November. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. 8.8 Plata Grundmuster B. per November 3,42 ½ ℳ, per Dezember 3,42 ½ ℳ, per Januar 3,45 ℳ, per Februar 3,47 ½ ℳ, per März 3,50 ℳ, per April 3,52 ½ ℳ, per Mai 3,55 ℳ, per Juni 3,57 ½ ℳ, per Juli 3,60 ℳ, per August 3,62 ½ ℳ, per Sep⸗ tember 3,62 ½ ℳ, per Oktober 3,62 ½ ℳ Umsatz 15 000 kg.
Bremen, 21. November. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffinirtes Petroleum. (Officielle Notirung der Bremer Petroleum⸗Börse.) Faßzollfrei. Sehr fest. Loco 4,80. — Baum⸗ wolle. Flau. Upland middling, loco 41 ¼ ₰, Upland Basis middling, nichts unter low middling, auf Termin⸗Lieferung, pr. November 40 ¾ ₰, pr. Dezember 40 ¾ ₰, pr. Januar 41 ₰, per Februar 41 ½ ₰. pr. März 41 ¼½ ₰, pr. April 41 ½ ₰. — Schmalz. Shafer — ₰, Wilcor — ₰, Choice Grocery — ₰, Armour shield 45 ₰, Cudahy 46 ½ ₰, Rohe & Brother (pure) 46 ₰, Fairbanks 40 Z. — Wolle. Umsatz 188 Ballen. Speck. Niedriger. Short clear middl. November⸗Ab⸗ ladung 43, Dezember⸗Januar⸗Abladung 33. — Taback. Umsatz: 87 Packen Sumatra, 92 Seronen Carmen.
Wien, 21. November. (W. T. B.) Bei den 298 km langen Localbahnen der Oesterreichischen Local⸗Eisenbahn⸗Gesell⸗ schaft, die bereits im vorigen Jahre im Betriebe standen, betrugen die provisorisch ermittelten Einnahmen im Monat Oktober d. J. 230 311 Fl., und in der Zeit vom 1. Januar bis Ende Oktober 1893 1 720 789 Fl., während die definitiven Einnahmen in der gleichen Periode des Vorjahres 223 780 Fl. bezw. 1 584 020 Fl. betragen haben. Die provisorisch ermittelten, oben nicht inbegriffenen Einnahmen der 75 km langen Localbahn Budweis — Salnau betrugen 8 der Zeit vom 1. Januar bis Ende Oktober 1893 167 841 Fl.
— 22. November. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 10. November bis 16. November 848 666 Fl., Mehr⸗ einnahme 921 Fl.
London, 22. November. (W. T. B.) 96 % Javazucker loco 15 ¾ ruhig, Rüben⸗Robzucter loco 12 ½ thätig. — Chile⸗ Kupfer 425⁄16, pr. 3 Monat 42¹8⁄18. 1
Liverpool, 21. November. (W. T. B.) Die heutige Woll⸗ auction eröffnete in fester Tendenz zu den Preisen der vorigen Auction. Verkauft wurden 2996 Ballen.
Manchester, 21. November. — T. B.) 12r Water Taylor 5 ½, 30r Water Taylor 7 ¼, 20r Water Leigb 6 ⅛, 30r Water Clayton 7 ½, 32r Mock Brooke 7 ¼, 40r Mayoll 7 ¾, 40r Medio Wilkinson 8 ½, 32r Warpcops Lees 6 ¾, 36r Warpcops Rowland 7 Q⅜, 36r Warpcops Wellington 7 ¼, 4019 Double Weston 8 ¾, 60r Double courant Qualität 12, 32“ 116 Pards 16 % 16 grey Printers aus 32r/461 162. Ruhig. G 1
St. Petersburg, 21. November. (W. T. B.) Producten⸗ markt. Talg loco 57,00, pr. August —. Weizen loco 10,00. Roggen loco 6,60. Hafer loco 4,15. Hanf loco 43,00. Leinsaat loco 14,00.
Amsterdam, 22. November. (W. T. B.) Java⸗Kaffee goord ordinary 53. — Bancazinn 49.
New⸗York, 22. November. (W. T. B.) Die Börse eröffnete durchweg fest, später gaben die Curse etwas nach; der Schluß war ruhig. Der Umsatz der Actien betrug 300 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 155 000 Unzen geschätzt. Silber⸗ verkäufe fanden nicht statt. 8
Weizen schwächte sich nach Eröffnung etwas ab, später erholt auf Käufe der Spekulanten aus dem Westen, Deckungen der Baissiers und bessere Exportnachfrage. Schluß recht fest. Mais schwächte sich nach Eröffnung etwas ab auf Realistrungen, später erholt entsprechend der Festigkeit des Weizens. Schluß stetig.
Weizen⸗Verschiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten taaten nach Groß⸗ britannien 50 000, do. nach Frankreich 20 000, do. nach anderen Häfen des Continents 37 000, do. von Californien und Oregon nach Großbritannien 67 000, do. nach anderen Häfen des Continents
— QOrts. 1 Chicago, 22. November. 8 T. B.) Weizen schwächte sich nach Eröffnung etwas ab auf lebhafte Verkäufe für locale Rechnung, später erholt auf Kabelmeldungen und unbedeutende Ankünfte im Nordwesten. Schluß sehr fest, — Mais fallend einige Zeit nach
Eröffnung, dann lebhafte Reaction, später wieder fallend.
Verkehrs⸗Anstalten. ““ (W. T. B.) Norddeutscher
Bremen, 22. November. T , ist am 21. November Nach⸗
Lloyd. Der Schnelldampfer „Trave“ m mittags auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer „Lahn hat am 21. November Nachmittags Scilly passirt. Der Schnell⸗ dampfer „Elbe“ ist am 21. November Morgens in New⸗York angekommen. Der Postdampfer „Dresden“ ist am 21. November Morgene in New⸗York angekommen.
Lübeck, 21. November. (W. T. B.) Laut einer Bekannt⸗ machung der Direction der Lübeck⸗Büchener Eisenbahn ist der Betrieb auf der 11ö131“ — am Dienstag Nachmittag mit Zug 58 wieder aufgenommen worden.
5 amburg, 22. November. (W. T. B.) Hamburg⸗Amert⸗ kanische Picetfahrt⸗ Actien⸗Gesellschaft. Der Post⸗ dampfer „Cheruskia“ ist gestern in St. Thomas eingetroffen. Der Hotdo eg jes „Rhaetia' hat gestern Abend Lizard passirt.
ie Hamburg⸗Amerikanische Packetfahrt⸗Actien⸗ esellschaft beabsichtigt, nach Eröffnung des Freihafens von open hagen ihre iwtindischemeriranische Linie und die New⸗ Or 1 rten auf Kopenhagen auszudehnen, ähnlich wie dieses
zeitig gestellt keine Wagen.
von der Hamburg⸗Südamerikanischen Dampfer⸗Gesellschaft schon mi Bezug auf die Vrafilienfahrten beschlossen ist
Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin stand das
öne.
2
Das deutsche Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenwesen im Jahre 1892.
Nach der soeben erschienenen amtlichen Statistik der Deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung für das Kalenderjahr 1892 umfaßte das Gebiet der Posten und Telegraphen des Reichs im Be⸗ richtsjahr 445 221,23 qkm (ausschließlich 4 343,81 akm Wasserfläche) mit 41 796 966 Einwohnern. Hiernach kamen durchschnittlich 94 Ein⸗ wohner auf 1 qkm. Es betrug die Gesammtzahl der Postanstalten 25 113 (gegen 24 00 1 im Jahre 1891), der Reichs⸗Telegraphen⸗Anstalten 12 443 (gegen 12 124), der Verkaufsstellen für Postwerthzeichen 15 766 (15 176), der Postbriefkasten 78 001 (75 123), der reichseigenen Post⸗ und Telegraphen⸗Grundstücke 420 (411). Beamte, Unterbeamte ꝛc. wurden beschäftigt 137 028 (gegen 131 317 im Vorjahre). Die Post besör⸗ derte im ganzen 2961 833 040 Sendungen (163 257 642 mehr als 1891); die Zahl der beförderten Telegramme war 28 757 468 (1 380 808 mehr). Von den Stadt⸗Fernsprech⸗Vermittelungs⸗Anstalten wurden ausgeführt 313 001 635 Verbindungen (gegen 262 520 399 im Vorjahre). Der Gesammtwerth der durch die Post vermittelten Geld⸗ ꝛc. Sendungen bezifferte sich auf 19 566 334 417 ℳ gegen 20 681 005 773 ℳ im Jahre 1891, also um 1 114 671 356 niedriger. Das Gesammtgewicht der durch die Post beförderten Päckereien betrug 469 043 490 kg, 19 622 430 kg weniger als 1891. Die Gesammteinnahmen beliefen sich im Etatsjahr 1892/93 auf 246 586 442 ℳ (gegen 234 997 962 ℳ im Etatsjahr 1891/92), die Gesammtausgaben (einschließlich der einmaligen Ausgaben von 7 038 377 ℳ im Jahre 1892/93 und von 6 480 030 ℳ im Jahre 1891/92) auf 229 026 740 ℳ (gegen 219 645 216 ℳ). Es ergab sich hiernach ein Ueberschuß von 17 559 702 ℳ (gegen 15 352 746 ℳ).
Von den 25 092 Postanstalten innerhalb des Reichs⸗Postgebiets (1891: 23 981) kam je eine auf 17,7 qkm und 1666 Ein⸗ wohner (1891 auf 18,6 qkm und 1743 enwohne⸗). Die Zahl der Orte mit Postanstalten war 24 425, davon lagen an Eisenbahnen 5174. Die Gesammtzahl der Briefsendungen betrug 2 836 503 308 (gegen 2 679 092 176); davon waren eigentliche Briefe 1 101 909 000, Postkarten 376 633 470, Drucksachen und Geschäftspapiere 414 942 580, Waarenproben 29 669 240, Post⸗ anweisungen 82 639 400, Postauftragsbriefe 6 390 277, Post⸗ nachnahmebriefe 4 340 685, Zeitungs⸗Nummern 772 165 901, außergewöhnliche Zeitungsbeilagen 47 812 755. Päckerei⸗ und Geld⸗ sendungen wurden befördert 125 329 732 (gegen 119 483 222); davon waren: Packete ohne Werthangabe 1 14 265 218, Packete mit Werthangabe 2 631 627, Briefe mit Werthangabe 8 432 887. Endgültig unbestell⸗ bar blieben 416 133 Postsendungen (238 auf 1 Million, gegen 235 im Vorjahre), und zwar 235 409 Briefe, 149 458 Postkarten, 30 723 Drucksachen, Geschäftspaviere und Waarenproben, 16 Briefe mit Werthangabe und 525 Packetsendungen. Die Stückzahl der an das Publikum abgesetzten oder von den Postanstalten zur Verrechnung des baar erlegten Francos verwendeten Postwerthzeichen bezifferte sich auf 1 673 663 490 Stück (gegen 1 587 972 048 Stück im Jahre 1891), der Werthbetrag auf 174 141 055 ℳ 5 ₰ (165 874 618 ℳ 24 ₰).
Die Länge der Reichs⸗Telegraphenlinien betrug Ende 1892 102 118,13 km (gegen 95 338,75 km zu Ende 1891), und zwar ober⸗ irdische Linien 93 223,46 km (86 447,46 km), unterirdische 5961,00 km (5959,52 km), unterseeische Kabel 2933,67 km (2931,77 km). Die Länge der Telegraphenleitungen umfaßte Ende 1892 372 175,82 km (gegen 334 575,16 km zu Ende 1891), und zwar die oberirdischen Leitungen 325 790,05 km (288 202,08 km), die unterirdischen 40 329,00 km (40 319,58 km), die unterseeischen Kabel⸗ leitungen 6056,77 km (6053,50 km). Die Vermehrung der Telegraphenlinien gegen das Vorjahr betrug 6779,38 km. oder 7,11 %, die der Telegraphenleitungen 37 600,66 km oder 11,24 %. Ohne Berücksichtigung der Fernsprech⸗Verbindungsanlagen ec. stellt sich das Mehr gegen 1891 auf 2,22 % bezw. 4,17 %. Werden den oben angegebenen Zahlen die Linien bezw. Leitungen der Stadt⸗ Fernsprecheinrichtungen mit 11 534,90 km bezw. 372 175,82 km sowie die neue Land⸗Telegraphenlinie Bagamoyo — Tanga (Deutsch⸗Ostafrika) mit 184,00 km hinzugerechnet, so ergiebt sich für 1892 eine Gesammt⸗ länge der Telegraphen⸗ und Fernsprechlinien der Reichs⸗Telegraphen⸗ Verwaltung von 113 837,03 km und eine Gesammtlänge der Lei⸗ tungen von 494 920,22 km. Von den 12 438 Reichs⸗Telegraphen⸗ Anstalten innerhalb des Reichs⸗Telegraphengebiets im Jahre 1892 kam je eine auf 35,8 qkm und 3360 Einwohner (1891 auf 36,7 qkm und 3448 Einwohner). Die Zahl der Unfall⸗Meldestellen betrug Ende 1892 5125 (Ende 1891 2834). Außer den 12 438 Reichs⸗ Telegraphen⸗Anstalten waren Ende 1892 vorhanden 3703 (Ende 1891 3698) Eisenbahn⸗Telegraphen⸗Anstalten, welche zur Annahme und Beförderung von Privattelegrammen ermächtigt waren; ferner 245 (gegen 207) im Besitz von Privaten befindliche Telegraphen⸗Anstalten, endlich 5 deutsche Telegraphen⸗Anstalten in Bagamoyo, Dar-es⸗Salam; Pangani, Saadani und Tanga. Diese hinzugerechnet, betrug die Gesammtzahl der Telegraphen⸗Anstalten 16 391 (gegen 16 029).
Die Rohrpost in Berlin und Charlottenburg beförderte im Jahre 1892 an Telegrammen, Briefen und Karten 4 914 323 Gegen⸗ stände (106 564 mehr als 1891). Das Röhrennetz hatte eine Länge von 80,72 km (gegen 68,08 km im Jahre 1891), die Zahl der Rohr⸗ postämter hat sich um 2 vermehrt und betrug 44 (gegen 42).
Stadt⸗Fernsprecheinrichtungen gab es Ende 1892 in 340 Orten (gegen 295 zu Ende 1891), also 45 mehr. Die Zahl der Verbindungsanlagen zwischen den Stadt⸗Fernsprecheinrichtungen ver⸗ schiedener Orte, einschl. der Verbindungsanlagen in den Bezirks⸗ Fernsprecheinrichtungen betrug 376, 65 mehr als im Vorjahre. Die Linien hatten eine Länge von 11 534,9 km (gegen 9678,6 km), davon 101,2 km (55,8 km) unterirdisch; die Leitungen eine Länge von 122 560,4 km (gegen 102 9815 km), davon 15 960,0 km (8875,5 km) unterirdisch. Stadt⸗Fernsprech⸗Vermittelungs⸗ Anstalten waren 359 (gegen 318) vorhanden, Sprechstellen 71 421 (gegen 61 914) vorhanden, darunter 164 (136) öffentliche in 101 (81) Orten. Die Sprechstellen haben sich somit um 9507 ver⸗ mehrt. Die Zahl der Theilnehmer an der Benutzung der allgemeinen Stadt⸗Fernsprecheinrichtungen hat um 8644 zugenommen, denn sie be⸗ trug Ende 1892 66 215 (gegen 57 571). Verbindungen wurden von den Stadt⸗Fernsprech⸗Vermittelungs⸗Anstalten ausgeführt im ganzen 313 001 635 (gegen 262 520 399), und zwar zwischen Sprechstellen innerhalb der einzelnen Orte 266 524 138, nach außerhalb 46 477 497.
Wie die Entwickelung des telegraphischen Unfall⸗Melde⸗ dienstes im Reichs⸗Telegraphengebiet fortgeschritten ist, geht aus folgender Gegenüberstellung hervor: Es bestanden: Ende 1883 3 Un⸗ fall⸗Meldestellen, 1884: 14, 1885: 50, 1886: 227, 1887: 514, 1888: 760, 1889: 1267, 1890: 2049, 1891: 2863 und 1892: 5125. Die wesentliche Ausdehnung der Einrichtung in dem letztverflossenen Jahre ist, wie es in dem der Statistik beigefügten besonderen Abschnitt darüber heißt, hauptsächlich dadurch hervorgerufen worden, daß die Reichs⸗Telegraphenverwaltung, ohne Anträge der betreffenden Ge⸗ meinden abzuwarten, in allen denjenigen Orten, in denen der Unfall⸗Meldedienst ohne Kosten sich einrichten ließ, Unfall⸗ Meldestellen ins Leben rief und ferner die sämmtlichen neu zur Er⸗ öffnung gelangenden Telegraphenanstalten sofort mit den nöthigen Einrichtungen dafür versah, ohne einen besonderen Kostenzuschlag zu eanspruchen. Während am 31. Dezember 1890 nur 1 Unfall⸗ Meldestelle auf 217,3 qkm Fläche des Deutschen Reichs⸗Telegraphen⸗ gebiets und auf 19 628 Personen entfiel, hatte sich bis zum 31,. De⸗ zember 1892 die Zahl der Unfall⸗Meldestellen bereits so vermehrt, daß
Dritte Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staa
Berlin, Donnerstag, den 23. November
schon auf 86,9 qkm Fläche und auf 7847 Personen je 1 Unfall⸗ Meldestelle kam. Von den sämmtlichen Ende 1890 vor⸗ handenen 11 447 Reichs⸗Telegraphenanstalten waren 2049 oder 17,9 % mit Unfall⸗Meldedienst ausgerüstet, wogegen Ende 1892 von 12 438 Anstalten schon 5125 oder 41,2 % mit dieser Einrichtung versehen waren; die Zunahme in diesem zwei⸗ jährigen Zeitraum hat mithin 23,3 % betragen. In welchem Maße
durch die Einrichtung der Unfall⸗Meldestellen einem wirklichem Be⸗
dürfniß abgeholfen worden ist, ergiebt sich daraus, daß allein in einem Vierteljahr innerhalb des Reichs⸗Telegraphengebiets 2203 Unfall⸗ meldungen außerhalb der gewöhnlichen Telegraphen⸗Dienststunden ab⸗ gelassen worden sind. Davon sind 2001 aus Anlaß von Er⸗ krankungen, 44 wegen Feuers⸗, 28 wegen Wassersgefahr zur Aufgabe gelangt. Zu den übrigen 130 Meldungen lagen Anlässe verschiedener Art vor, wie Geschäftsstockungen infolge von Störungen im Maschinenbetriebe, Blitzschläge, Hagelschlag u. a. m. In einem Falle wurde ein Geistlicher an das Sterbebett eines Ver⸗ unglückten gerufen, in anderen Fällen die Verfolgung von Dieben, die nächtlichen Einbruch verübt hatten, eingeleitet; auch wurde Hilfe für Schiffe erbeten, die in den Flüssen Havarie erlitten hatten. Endlich ist es vorgekommen, daß man die Hilfe der Polizei gegen Zigeuner in Anspruch nahm, welche eines Kindesraubes verdächtig waren. Zur Arbeiterbewegung.
Der Streit um die Bedeutung der socialdemokrati⸗ schen Gewerkschaften wird von den Socialdemokraten eifrig fortgesetzt, und die den Ansichten und Absichten des socialdemokra⸗ tischen Reichstagsabgeordneten Bebel und anderer Parteiführer entgegengesetzte Meinung scheint in den wirthschaftlichen Or⸗ ganisationen immer noch an Ausdehnung zu gewinnen. — Hier in Berlin wurde der Verstimmung über die Behandlung der Gewerkschaftsfrage auf dem Kölner Parteitag in einer Versamm⸗ lung der im Tapeziergewerbe beschäftigten Arbeiter und Arbeite⸗
rinnen am Montag deutlich Ausdruckgegeben. Die Nothwendigkeit
der gewerkschaftlichen Organisation zur Verbesserung der wirth⸗ schaftlichen Lage der Arbeiter wurde, wie aus einem Bericht der Berliner „Volksztg.“ zu ersehen ist, von allen Rednern an⸗ erkannt.
Aus London berichtet die Londoner „A. C.“, daß der dortige Stadtrath auf Empfehlung eines Sonder⸗Ausschusses Beschlüsse angenommen hat, wonach der Rath bei Contractsabschlüssen mit Arbeitern, die keinen Gewerkverein bilden, einen Mindest⸗ lohn festzusetzen und eine Normalarbeitszeit zu bestimmen hat. Unter „Mindestlohn“ ist der „anerkannte und in Wirklichkeit erhält⸗ liche Lohn“ zu verstehen.
Aus New⸗York meldet die Correspondenz, daß der Ausstand auf der Leligh⸗Valley⸗Eisenbahn fortdauert. Die Aus⸗ ständigen sollen für den Strike gut organisirt und ausgerüstet sein.
Literatur.
Rechts⸗ und Staatswissenschaft.
Kr. Commentar zum allgemeinen deutschen Handels⸗ gesetz buch. Mit besonderer Berücksichtigung der Rechtsprechung des Reichsgerichts und des vormaligen Reichs⸗Ober⸗Landesgerichts heraus⸗ gagehen von Dr. Ernsst Puchelt, weiland Reichsgerichts⸗Rath. Vierte vermehrte und durchgesehene Auflage, bearbeitet von R. Förtsch, Reichsgerichts⸗Rath. Leipzig, 1893, Roßberg'sche Hofbuchhandlung. — Soeben erschienen Lieferung 8 bis 10, Bogen 45 bis 61, umfassend Artikel 271 bis 345. Das Werk hat unter der neuen Bearbeitung einen ganz veränderten Charakter gewonnen. Die Erläuterungen bauen von fester Grundlage auf und schließen daran beachtenswerthe Einzelheiten unter berechtigter Verwerthung der Entscheidungen namentlich der im Titel genannten höchsten Gerichtshöfe. Dabei ist die Kürze und Uebersichtlichkeit geschickt gewahrt, womit ein besonderer Vorzug gekennzeichnet ist. Möge die neue Auflage bald abgeschlossen vorliegen, damit „Förtsch“ auf dem Arbeitstische Platz finden kann neben dem guten Commentar der Gesellschaft mit beschränkter Haftung desselben Verfassers.
— Die gesammten Reichsjustizgesetze und die sämmt⸗ lichen für das Reich und in Preußen erlassenen Ausführungs⸗ und
Ergänzungsgesetze von D. P. Kaiser, Kaiserlichem Wirklichem Ge⸗
heimen Legations⸗Rath und Dirigenten der Colonial⸗Abtheilung des Auswärtigen Amts. 5. verbesserte Auflage, besorgt von Ernst Kaiser, Königlich preußischem Amtsrichter und Schriftführer der Commission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetz⸗ buchs. Berlin, 1893, H. W. Müller. — Das Werk hat sich durch seine übersichtliche Zusammenstellung, Reichhaltigkeit oder vielmehr Vollständigkeit, gutes Sachregister und Zuverlässigkeit im Druck die allgemeine Anerkennung erworben, wie das der Verbrauch von schon vier Auflagen beweist. Von der 5. Auflage ist Lieferung 1—3 er⸗ schienen, Bg. 1—35. Bis Ende des Jahres wird dieser Gesetzes⸗ codex wiederum vollständig sein. Vergleicht man die 1. Auflage mit der jetzigen, so wird man den Fortschritt in der äußeren Ausstattung erfreulich finden.
— Commentar zum Allgemeinen deutschen Handels⸗ gesetzbuch (ohne Seerecht) von Dr. Herman Staub, Rechts⸗ anwalt in Berlin. Zweite durchgearbeitete Auflage. Berlin 1893, J. J. Heine’s Verlag. — Die Lieferung 1 Bogen 1 bis 6, umfassend Art. 1 bis 66 (1,50 ℳ), liegt vor, und die Verlagsbuchhandlung zeigt an, daß das Werk spätestens Anfangs 1894 wiederum abgeschlossen vorliegen wird. Weiter bemerkt die Verlagshandlung: „Das nur kleinere Kreise interessirende Seerecht ist (nach dem Vor⸗ gange Puchelt's, Hahn's und anderer) fortgelassen; der dadurch gewonnene Raum ist zur Erläuterung der übrigen Partien ausgiebig verwendet worden.“ Diese Bemerkung hätte fortfallen sollen, denn hätte der Verfasser kürzer sein können, wenn er sich auch der Bearbeitung des Seerechts unterzogen hätte, do würde er zu einer möglichen Kürzung auch gelangt sein bei lediglicher Commentirung der Bücher 1 bis 4 H.⸗G.⸗B. Weshalb Verfasser und Verleger das Werk auf Buch 1 bis 4 beschränkt haben, kann unerörtert bleiben; es genügt hier, aus dem Erfolge, welchen die erste Auflage gehabt hat, mit Sicherheit zu begründen, daß das Werk die allergrößte Anerkennung gefunden hat. Der Grund hierfür wird darin zu finden sein, daß der Verfasser mit eigener Thätigkeit das vorhandene reiche Material benutzt hat, um wohlgeordnet und gemein⸗ verständlich das vielbenutzte Gesetz zu erläutern. Es zeigen mit Recht gerühmte Commentare eine unverkennbare eigung, räumlich anzuwachsen und zwar durch fleißige Einarbeitung der in der zahlreichst veröffentlichten Rechtsprechung zu Tage tretenden Besonder⸗ und Einzelnheiten. Der Verfasser wird gewiß hier vorsichtig bleiben und unter scharfer Betonung der leitenden Grundsätze eine übermäßige Casuistik bei Seite lassen. Hiermit 62 die zweite Auflage begrüßt, auch die Fortarbeit daran wird mit voller Theilnahme verfolgt werden.
— Der Erwerb von Staats⸗ und Gemeinde⸗Ange⸗ hörigkeit in geschichtlicher Entwickelung nach römischem und deutschem Staatsrecht. Im Abriß dargestellt von Her⸗ mann Rehm, außerord. Professor der Rechte an der Universität Marburg. München u. Leipzig, 1892. G. Hirth's Verlag. 8. 145 S. 2,50 ℳ — Die Abhandlung erschien zunächst in den „Annalen des Deutschen Reichs 1892“; der Sonderabdruck macht dieselbe weiteren Kreisen, namentlich den Bibliotheken der Stadtgemeinden
zugänglich, welche hiermit darauf aufmerksam gemacht seien. Nach der geschichtlichen Darstellung ist namentlich § 17 der Entwickelung der Gemeindegesetzgebung seit 1850 zu beachten, woselbst die Umgestaltung der Verhältnisse nach dem Freizügigkeitsgesetz vom 1. Juli 1867 W des § 39 des Reichs⸗Strafgesetzbuchs er⸗ örtert ist.
— Beitrag zur Geschichte des ostfriesischen Deich⸗ wesens im allgemeinen und des niederemsischen Deichrechts im besonderen von P. Freerksen, Deichmeister in Larrelt. Mit fünf Karten⸗ beilagen. Emden und Bremen 1892, W. Haynel 8. 160 S. 3,50 ℳ — Die Schrift bietet besonderes Interesse für die Gestaltung und Er⸗ der im Titel bezeichneten Küstenstrecke. Urkundlich werden die alten Deichordnungen mitgetheilt, und ist damit wirthschaftlich und culturgeschichtlich eine Grundlage gewährt. Für Erdkunde und Geschichte ist in der überall zuverlässigen Schrift ein beachtenswerthes Hilfsmittel geboten.
Unterhaltung.
Dem Weltbad Karlsbad ist die Nummer 4 der „Modernen Kunst“ (Berlin W. 57. Verlag von Rich. Bong. Preis des Vierzehntagsheftes 60 ₰) gewidmet, und mit Interesse wird jeder ehemalige und zukünftige Kurgast die hübschen, flotten Bilder betrachten und die lustige Schilderung lesen, die L. Hevesi über die Sprudelstadt geschrieben hat. Weiter enthält sie die sertiegrhg der Plauderei „Unsere lieben Lieutenants“ mit Illustrationen von C. H. Küchler und C. Becker. Unter den Kunstbeilagen fällt das doppelseitige Bild F. M. Bredt's „Arabischer Schleiertanz“ durch die Vorzüglichkeit der Reproduction auf, ihm sind als weitere Kunst⸗ blätter beigegeben: „Das Ende vom Lied“ von A. Schmidt und „Ueber die Schulter“ von E. Dupain. Das „Zick⸗Zack“ bringt u. a. ein Porträt des neuesten „Star“ der Wiener Hofoper, der jugend⸗ lichen Sängerin Fräulein Paula Mark. Unter den nächsten Heften der „Modernen Kunst“ befindet sich die „Weihnachts⸗Nummer“.
— Von der neuen Monatsschrift „Die Frau“, Verlag W. Moeser, Hofbuchhandlung in Berlin, ist das zweite Heft er⸗ schienen. Es bringt an Unterhaltungslectüre zunächst die Fortsetzung des psycholo 684 feinen und fesselnden Romans von Jonas Lie „Familie ee. iljen, sodann zwei Skizzen von E. Vely: „Schach⸗ trups Jette“, und von der beliebten amerikanischen Erzählerin Mary Wilkins „Die Kirchensängerin“. Wilhelm Bölsche ist mit einem Artikel über „Naturwissenschaft und Mädchenerziehung“ vertreten, Professor Dr. Max Hausbofer mit einem Essay über „Ehe und Rassenveredlung“. Helene Lange zeigt uns in Wort und Bild die Führerinnen des „Allgemeinen Deutschen Frauenvereins“, während Gustav Dahms für die weiblichen Aerzte in Deutschland eintritt, von denen die eine in einem sachgemäßen Artikel über „Auge und Schule“ allerhand beherzigenswerthe Winke für Mütter giebt. Eine feine satirische
lauderei behandelt „Die Frau in der Dichtung“. Allerlei gute
athschläge für Alleinstehende ertheilt Mathilde Lammers; Gedichte und Sprüche von Friedrich Spielhagen, Viktor Blüthgen und Ida John, sowie eine dankenswerthe Fülle praktischer Winke für die Erwerbsthätigkeit der Frauen, Notizen über die Thätigkeit der Frauen⸗ vereine und Bücherkritiken vervollständigen das Heft. Die Monats⸗ schrift ist durch alle Buchhandlungen und Postanstalten, zum Abonne⸗ mentspreis von 2 ℳ vierteljährlich zu beziehen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
1 Berliner Wanderausstellung
der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesellschaft 1894.
In den Sitzungen der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesellschaft, welche im vergangenen Monat stattfanden, ist die Ausstellordnung für die Berliner Wanderausstellung, die in den Tagen vom 6. bis 11. Juni k. J. abgehalten werden soll, festgestellt worden. Die Gesell⸗ schaft macht bekannt, daß der Anmeldetermin eröffnet ist, und theilt mit, daf agen 100 000 ℳ an Geld und Hunderte von Preismünzen bereitgestellt sun. Der von der Stadt Berlin kostenlos zur Verfügung gestellte Aus liegt innerhalb des Treptower Heres und an⸗ grenzend an denselben. er größere Theil wird von der Thierausstellung eingenommen werden, welche eine Vertretung sämmtlicher bedeutenderen Thierschläge Deutschlande in sich schließen wird. Trakehner Pferde, oberbadische und ostfriesische Rinder sowie Schafe und Schweine aus allen Theilen Deutschlands werden auf der Ausstellung erscheinen. Sehr mannigfaltig wird die Abtheilung der landwirthschaftlichen Ackererzeugnisse beschickt werden. Endlich ist zu erwarten, daß eine Ausstellung der besten und neuesten Ackerwerkzeuge und Maschinen zu stande kommen wird. Der Schluß des Anmeldetermins ist auf den 28. Februar 1894 festgesetzt. Anmeldepapiere vertheilt die Haupt⸗ eschäf destelle der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesellschaft, Berlin SW., immerstr. 8.
Der Club der Landwirthe hielt am Dienstag unter dem Vorsitz des Geheimen Ober⸗Regierungs⸗ Raths Dr. Thiel seine Generalversammlung ab. Die Zahl der Mit⸗ glieder ist von 506 auf 502 zurückgegangen; ausgeschieden sind 30, neu eingetreten 26, darunter der Herzog Alfred von Sachsen⸗Coburg und Gotha. An Vermögen besitzt der Club 11 8344 ℳ Vorträge wurden im letzten Geschäftsjahre 11 gehalten; von den EAubnas. richten“ erschienen 15 Nummern. Die 25 Mitglieder des Ausschusses wurden nüese vebertt Für den bevorstehenden Winter sind bereits eine Reihe interessanter Vorträge angemeldet: Der Rector der Landwirthschaftlichen Hochschule, Profeffor Werner wird über die Landwirthschaft Nord⸗Amerikas, Professor Dr. Lehmann über die Viehzucht Nord⸗Amerikas sprechen; beide Gelehrte haben im Auftrage der Regierung die Chicagoer Weltausstellung und Amerika besucht. General⸗Secretär Dr. Kirstein wird die deutsche Viehzucht im Lichte der letzten Viehzählung schildern. Der Club wird sich demnächst mit einem neuen Verfahren zur Versorgung großer Städte
mit frischer Milch beschäftigen. 8
Ernteergebniß in Belgien.
Der „Moniteur Belge“ vom 9. d. M. veröffentlicht eine Zu⸗ sammenstellung über das Ergebniß der diesjährigen Ernte im König⸗ reich Belgien, der wir Folgendes entnehmen:
Die Qualität des Weizens ist in den meisten Provinzen, die des Roggens im ganzen Lande gut, die Gerste läßt in gewissen Gegenden zu wünschen übrig. Der Hafer ist mittelmäßig ausgefallen.
In quantitativer Beziehung hat Roggen eine Ernte über den Durchschnitt ergeben und Weizen annähernd den 8 der letzten drei Jahre erreicht, während Gerste um 20 % hinter dem Durch⸗ schnitt zurückgeblieben ist und Hafer nur 68 % des Durchschnitts ergeben hat. Eine Vergleichung des diesjährigen Ergebnisses in va- litern per Hektar mit dem der letzten drei Jahre giebt folgende
Zusammenstellung: Roggen Gerste Hafer 25,1 38,7 43,6 1891 1 1 42 1892 1 38,2 ööö 28 Nimmt man an, daß ungefähr 555 000 ha mit Weizen und Roggen bestellt worden sind, 3 würde das Total⸗Er 68. dieser beiden Getreidearten annähernd auf 13 ½ Millionen Hektoliter geschätzt werden können. Der Ertrag der Kartoffelernte, die qualitativ recht gut aus⸗ gefallen ist, stellt sich auf 18 300 kg. —
Weizen 1890 24,8