Jagd.
Morgen, Freitag, findet Königliche Parforcejagd statt. Stelldichein: Mittags 1 Uhr Jagdschloß “ d, 1 ¼ Uhr am Saugarten. “ ““
Mannigfaltiges.
Wegen des am Sonnabend, Vormittags 10 Uhr, stattfindenden Begräbnisses des früheren Bürgermeisters, Geheimen Regierungs⸗Raths Duncker wird der Ober⸗Bürgermeister Zelle in der morgigen Sitzung dem Magistrats⸗Collegium vorschlagen, daß sich die Mitglieder in corpore am Leichenbegängniß betheiligen, während der Stadtverordneten⸗ Vorsteher Dr. Langerhans in der heutigen Sitzung der Stadtverordneten beantragen wird, 12 Deputirte zu ernennen. Gleichzeitig wird er der Versammlung anheimgeben, sich an dem Leichenbegängniß zu bethei⸗ ligen. Uebrigens ist der verstorbene Bürgermeister nicht, wie gestern irrthümlich gemeldet, im April 1893, sondern schon am 1. Oktober 1891 aus dem Amt geschieden.
Die Trauerfeier für den verstorbenen Professor Dr. Georg Conon v. der Gabelentz, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, fand gestern Vormittag im Sterbehause, Kleiststraße 15, statt. Der Senat der Universität war, wie die „Tägl. R.“ berichtet, durch den Rector, Geheimen Regierungs⸗Rath, Professor Dr. Weinhold, vertreten; für die Akademie der Wissenschaften erschien der ständige Secretar, Pro⸗ fessor Dr. Auwers, für das philologische Seminar der Geheime Regierungs⸗Rath, Professor Dr. Vahlen, für das romanische Seminar Dr. Zupitza. Von Lehrern des Seminars für orientalische Sprachen waren die beiden Chinesen Hsüh⸗Shan und Au⸗Fung⸗Chi anwesend. Der Akademische Gesangverein hatte eine Abordnung mit der Fahne entsandt. Mitglieder des Opernchors sangen; Diakonus Thaer aus Charlottenburg hielt die Rede. Auf vierspännigem Leichen⸗ wagen wurde der Sarg sodann nach dem Anhalter Bahnhof gebracht, um nach Poschwitz, dem im Altenburgischen belegenen Ritter⸗
des Entschlafenen, überführt zu werden, wo morgen die Beisetzung stattfinden wird. — Der Verstorbene war als der Sohn des Sprachforschers Hans Conon v. der Gabelentz am 16. März 1840 in Poschwitz geboren. Er widmete sich zuerst dem Rechts⸗ studium, schlug aber dann die Bahnen seines Vaters ein. Er wurde 1878 der ostasiatischen Sprachen an der Universität Leipzig und im Jahre 1889 auf den gleichen Lehrstuhl an der Universität Berlin berufen. Er begründete seinen Ruf in der Fachliteratur durch die 1882 erschienene „Chinesische Grammatik“ und andere sprach⸗ wissenschaftliche Schriften.
Die Generalversammlung der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger genehmigte in ihrer gestrigen Sitzung die Erhöhung der Pensionssätze (vergl. Nr. 297 d. Bl.) nach den Anträgen des Directoriums mit der Maßgabe, daß erst die nächstjährige Delegirtenversammlung endgültig über die dauernde Erhöhung dieser Sätze Verfügung treffen soll und daß die vorläufig erhöhten Sätze wieder auf die alte Höhe zurückgehen sollen, falls die nächstjährige Generalversammlung die dauernde Erhöhung ablehne und die Staats⸗ regierung die Genehmigung versage. Die Generalversammlung trat sodann in die Erledigung der Angelegenheiten der Genossenschaft selbst ein. Dieselbe hatte eine Einnahme von 11 874 ℳ 4906 ℳ zahlten die Pensionsmitglieder, 4438 die Mitglieder ohne Pensionsberechtigung, 129 die außerordentlichen Mitglieder. Verausgabt wurden 8459 ℳ
und zwar u. a⸗ 1345 ℳ für einmalige, 960 ℳ für laufende Unter⸗ stützungen; Darlehne wurden in Höhe von 1153 ℳ nieder⸗ eschlagen. Die Verwaltung erforderte 4703 ℳ Das Vermögen er Henassenschaft stieg von 57 455 auf 60 870 ℳ Die Zeitung
der Genossenschaft vereinnahmte 30 938 ℳ, der Gewinn belief sich
auf 3963 ℳ, der Betriebsfonds stieg infolge dessen auf 11 160 ℳ Die Sterbekasse hatte einen Mitgliederzugang von 101, die Ein⸗ nahmen 6602 ℳ, die Ausgaben 1105 ℳ, darunter 945 ℳ gezahlte Sterbegelder. Das Vermögen der Kasse stieg von 13 270 auf 18 767 ℳ Der Wittwen⸗ und Waisen⸗Pensionsanstalt gehören 143 Mitglieder an, 10 mehr als im Vorjahre. Vereinnahmt wurden 21,293, verausgabt 11 936 ℳ, darunter 10 461 ℳ für Pensionen. Die Gewährschaft beläuft sich auf 213 078 ℳ
Leipzig, 14. Dezember. Vor dem vereinigten Zweiten und Dritten Strafsenat des Reichsgerichts begann heute die Verhand⸗ lun gegen die beiden srar sfi Hen Marine⸗Offiziere, welche Ende August d. J. in Kiel wegen Spionage verhaftet worden sind. Die Angeklagten, Robert Degony alias Raoul Dubois und Jacques Delguey⸗Malevas alias Maurice Jean Daguet, hatten in Cowes die englische Dampf⸗Lustyacht „Insect“ gegen eine Entschädigung von 2000 ℳ auf die Dauer von 14 Tagen gechartert, angeblich um eine Vergnügungsfahrt zu unternehmen. Der Capitän und die aus fünf Mann bestehende Bemannung waren Engländer. Die Lustyacht fuhr von Cowes nach Helgoland, Cuxhaven, Wilhelmshaven, Bremer⸗ haven, Brunsbüttelerhaven, Tönning ꝛc., und kam endlich durch den Nord⸗Ostsee⸗Kanal nach Kiel, wo die Verhaftung erfolgte. Die Franzosen sollen bei allen ihren Landungen die Hafenbefestigungen zum theil abgezeichnet, zum theil photographirt haben. Die Anklage stützt sich daher auf § 92 des Reichs⸗Strafgesetzbuchs. Das Reichsgericht hat beschlossen, die Verhandlungen, soweit nicht secrete Dinge zur Sprache kommen, öffentlich zu führen. Geleitet werden sie von dem Senats⸗Präsidenten von Wolff, der bei dem heutigen Beginn zunächst den Dolmetscher, Gymnasial⸗Ober⸗ lehrer Professor Dr. Rose aus Berlin vereidigte. Die Anklage vertreten Ober⸗Reichsanwalt Tessendorf und Reichsanwalt Treplin. Als Sachverständige wohnen den Verhandlungen bei der Capitän zur See Graf von Baudissin und der Capitän⸗Lieutenant Schack vom Reichs⸗Marineamt. Nach dem Anklagebeschluß ist Dubois am 16. September 1852 in Paris geboren, katholischer Confession, ver⸗ heirathet und Schiffs⸗Lieutenant erster Klasse der französischen Armee; Daguet ist 1862 in Paris geboren, katholischer Confession und Schiffs⸗Lieutenant zweiter Klasse der französischen Armee. Die An⸗ geklagten werden laut Anklagebeschluß beschuldigt: durch Abzeichnungen, photographische Aufnahmen und schriftliche Bemerkungen über die Kriegsbefestigungen der Häfen zu Helgoland, Cuxhaven, Bremerhaven, Brunsbüttelerhaven, Kiel und Borkum und durch die Aufzeichnungen über den Zustand der Eider und des Nord⸗Ostsee⸗Kanals die Inter⸗ essen des Deutschen Reichs geschädigt zu haben, da die Aufzeichnungen den Zweck hatten, der französischen Regierung mitgetheilt zu werden.
Hamburg, 13. Dezember. Der Schnelldampfer „A ugusta Victoria“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Actiengesellschaft, welcher zur Ausbesserung nach der Werft von Blohm und Voß gehen sollte, gerieth laut Meldung des „W, T. B.“ heute Vormittag auf der Elbe infolge des durch den Ostwind berporgerufenen niedrigen Wasserstandes auf Grund. Man versuchte heute Abend den Dampfer bei eingetretenem Hochwasser durch neun Schlepper abzubringen, doch gelang dies nicht. Eine Gefahr für den Dampfer liegt nicht vor.
8
*
London, 13. Dezember. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Waltham Abbey erfolgte heute in der dortigen Pulver⸗ fabrik aus unbekannter Ursache eine hee eb die Fabrik zerstörte. Ein Mann ist getödtet, neun Personen sind verwundet worden. Der Zustand des größten Theils der Verwundeten ist hoffnungslos. -
Chicago, 13. Dezember. Ein Unbekannter drang, wie „W. T. B.“ meldet, gestern im Centralpostamt in das Bureau des Kassirers der Abtheilung für Großverkauf von Briefmarken, schlug den Kassirer nieder und entfloh mit einer Baarsumme von 7 Doll. .
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.
Wiien, 14. Dezember. (W. T. B.) Ein Kaiserliches Handschreiben an den Erzherzog Rainer knüpft an den fünfzigsten Jahrestag des effectiven Dienstes desselben an und gedenkt der vielseitigen Verdienste des Erzherzogs und dessen hingebungsvoller Thätigkeit während eines so langen Zeit⸗ raums. Das Heesßschreiben hebt hervor, daß der Erzherzog dem Kaiser stets ein treubewährter Rath⸗ geber, ein unermüdlicher warmer Förderer der Kunst und Wissenschaft gewesen und als Ober⸗Commandant der Landwehr an der fortwährenden Erstarkung der Wehrmacht mitgewirkt habe. Das “ schließt mit dem Wunsche, der Erzherzog möge noch ange Jahre, in un⸗ gebrochener Kraft weiterschaffend, in den Früchten seiner Thätigkeit den Lohn opferfreudiger Arbeit finden.
Prag, 14. Dezember. (W. T. B.) Die Blätter „Hlas Naroda“ und „Politik“ protestiren mit Entschiedenheit gegen die vorgestrige Rede des Abg. Gregr. Ersteres äußert geradezu Zweifel an der politischen Zurechnungsfähig⸗ keit des Redners, das letztere schließt sich vollständig der Zu⸗ rückweisung Gregr's durch den Minister Marquis Bacquehem an und erklärt, das dynastische Gefuͤhl des böhmischen Volks
unterliege keinem Zweifel.
Bern, 14. Dezember. (W. T. B.) Die Bundes⸗ versammlung bestätigte die bisherigen Bundesräthe Schenk, Hauser, Deucher, Frey, Zemp und Lachenal für eine neue dreijährige Amtsdauer und wählte neu den National⸗Rath Ruffy⸗Lausanne (radical). Bundes⸗Präsident für 1894 wird der bisherige Vice⸗Präsident Oberst Frey (radical), an dessen Stelle als Vies Prästdent Bundes⸗Rath Zemp (ultramontan) tritt.
Washington, 14. Dezember. (W. T. B.) Der Finanz⸗ ausschuß hat angeordnet, daß der Commissionsbericht über die Tarifvorlage dem Repräsentantenhause am Dienstag unterbreitet werden solle.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Wetterbericht vom 14. Dezember,
6. Symphonie⸗Abend am 6. Januar 1894.
— —õ
Neues Theater (am Schiffbauerdamm 42/5).
Saal Bechstein, Linkstraße 42. Freitag,
— —
8 r Morgens.
50 C. = 40 R.
Wind. Wetter.
Meeressp. red. in Millim. in 0 Celsius
Temperatur
su. d.
wolkenlos halb bed. wolkig Dunst Regen bedeckt Schnee bedeckt
Belmullet .. Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. Haparanda. St. Petersbg. Moskau . .. Cork, Queens⸗ town ... Cherbourg. Helder... v111“ Hamburg .. Swinemünde Neufahrwasser Memel ... EE““ Nünster . .. Karlsruhe .. Wiesbaden München Chemnitz
— 2S-
Stbo ftoSate =
AC0
heiter Regen Regen Regen wolkig wolkig ¹) bedeckt bedeckt bedeckt
heiter Regen bedeckt²) bedeckt bedeckt bedeckt ) Nebel
SEecamnc bde
5 “ 8
6 G 8 lSOoen SSoenrne
8
¹) Nachts Regen. ²) Gestern Regen. ³) Nachts Regen. Uebersicht der Witterung.
Ein barometrisches Minimum nordostwärts fort⸗ schreitend, liegt an der Südwestseite von Norwegen, einen Ausläufer südsüdwestwärts nach Nordwestfrank⸗ reich entsendend. Auf den britischen Inseln ist das Barometer äußerst stark gestiegen und sind westliche bis nordwestliche Winde vorherrschend geworden, welche im Kanal stellenweise stürmisch quftreten. In Deutschland, wo seit gestern allenthalben Regen ge⸗ fallen ist, ist das Wetter bei schwacher bis starker füdlicher und südwestlicher Luftbewegung trübe und ungewöhnlich mild, vielfach liegt die Temperatur 10 Grad über dem Mittelwerthe.
Deutsche Seewarte.
Theater⸗Anzeigen.
Aönigliche Schanspiele. Freitag: Opern⸗ haus. Keine Vorstellung.
5. Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle. (Beethoven⸗Abend.) Direction: Herr Dr. Karl Muck, Kgl. Kapellmeister. Anfang 7 ½ Uhr.
Programm: 1) Ouverture „Egmont“ v. g 2) Symphonie Nr. 4 B-dur von Beethoven. 3) Quverture „Leonore“ Nr. 1 von Beethoven. 4) Symphonie Cmoll von Beethoven.
Billets zu 6, 5, 3, 2 und 1 ℳ sind in der
ikalien⸗Handlung von Bote u. Bock, Leipziger⸗ 37, und an der Abendkasse zu haben.
Schauspielhaus.é 160. Vorstellung. Ein Schritt vom Wege. Lustspiel in 4 Aufzügen von Ernst Wichert. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Opernhaus. 264. Vorstellung. Richard Wagner⸗Cyelus. 6. Abend. Das Rhein⸗ gold. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Regie: Herr Schmidt. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 161. Vorstellung. Fiesco, oder: Die Verschwörnng zu Genua. Ein republi⸗ kanisches Trauerspiel in 5 Aufzügen von Friedrich von In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. (Muley Hassan: Herr Adolf Müller 111u.] in Hamburg, als Gast.) Anfang 7 Uhr.
Deutsches Theater. Freitag: Die Jüdin von Toledo. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Der Talisman.
Sonntag: Die Journalisten.
Montag: Faust.
Die Tageskasse ist von 10—1 Uhr geöffnet.
Berliner Theater. Freitag: 16. Abonnements⸗ Vorstellung. Aus eigenem Recht. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Viel Lärm um Nichts.
Sonntag: Nachmittags 2 ½ Uhr: Graf Waldemar. Abends 7 ¼ Uhr: Ans eigenem Recht.
Lessing⸗Theater. Freitag: 6. Duse⸗Abend. Cavalleria rusticana. La Locandiera. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: 7. Duse⸗Abend. Fédora.
Sonntag: Zum 1. Male: Der unglänbige ö Vorher, zum 1. Male: Ein Millionär a. P.
Montag: 8. Duse⸗Abend. Casa paterna (Heimath).
Dienstag: 9. Duse⸗Abend. dame. 1 1 “ für alle Duse⸗Abende an der Tages⸗ asse.
Friedrich⸗ Wilhelmstädtisches Thenter. Chausseestraße 25.
Frritag; Der Bettelstudent. Operette in 3 Acten von F. Zell und Richard Gensée. Musik von Carl Millöcker. Regie: Herr Unger. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Zum 393. Male: Nanon. Komische Oper in 3 Acten (frei nach einem Lustspiele der Herren Theaulon und d-Artois) von F. Zell und
ichard Genée. Musik von Richard Genée. Regie: Herr ar.. Dirigent: Herr Kapellmeister Feder⸗ mann. Anfang 7 Uhr.
Donnerstag, 21. Dezember: Mit vollständig neuer Ausstattung: Zum 1. Male: Der Lientenant zur See. Ovperette in 3 Acten. Musik von Louis Roth.
Residenz⸗Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Freitag: Zum 23. Male: Die Dragoner. Schwank in 3 Acten von Bossu und Delavigne. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Zum 6. Male: Dramenstoff. Schauspiel in 1 Act von Fedor von Zobeltitz. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend und folg. Tage: Die Dragoner.
Voranzeige. Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr:
Die Camelien⸗
Marquise, Lustspiel in 3 Acten von Victorien
Sardou.
Vorletzte Woche. Anfang 7 ½ Uhr: Freitag: 79. Ensemble⸗Gastspiel des Residenz⸗ von Statzer. Theaters. Direction: Sigmund Lautenburg. Zum 97. Male: Jugend. Ein Liebesdrama in 3 Acten von Max Halbe. In Scene gesetzt von Sigmund
Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend und folg. Tage: Ingend.
Virtoria-Theater. Freitag, mit vollständig neuer Ausstattung an (Herr Neumann).
47. Male: Die sieben RNaben. Romantisches v mit Gesang und großem Ballet. nfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Die sieben Raben.
Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Kinder⸗Vor⸗
Anfang 7 Uhr.
„Scènes de la Czarda“
S Decorationen, Costumen und Requisiten: Zum Piston von Fünlipp*eromghel und
Familien⸗Sylvester⸗Feier unter gütiger Leitung des Kgl. Hofschauspielers a.” „Herrn Panl Dehnick Billets im Bureau des Hauses.
Lieder⸗Abend von’ Josefine
Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Freitag: Karl Meyder⸗Concert. „Ouv. „Die diebische Elster“ von — GG von 1 1 „AII; von Wagner. „Spreewellen“, Walzer von Müller. Belle⸗Alliancestraße 7/8. für Violine von Hubar der Mond’“, für
Rossini. „Kron⸗ Phantasie aus „Lohengrin“
stellung. Robinson Crusoe. Romantisch⸗komische Reisekomödie für Kinder. ☛ Bedeutend ermäßigte Preise. 2¶
Jeder Erwachsene ein Kind frei.
Theater Unter den Linden.
in 2 Acten von V. S. Gilbert. Musik von
Ballerino Sgr. Poggiolesi. Sonnabend: Ilka von Palmay als Gast. Zum
3 Acten nach einer französischen Idee von M. West. Musik von J. Brandl.
stattungs⸗Ballet.
Adolph Ernst⸗Theater. Freitag: Zum
Circus Renz (Carlstraße). 7 ¼ Uhr: Große Komiker⸗Vorstellung. „U. a: Prinz Carneval und führt von Herrn R. 3 g 1 „ Freitag: von Frau Renz⸗Star Zum 18. Male: Der Mikado. Burleske Operette komische Clown⸗Jmitator Mr. Tremplinsprünge mit Brillant⸗ Arthur Sullivan. Hierauf: Pierro⸗Gavotte. Ballet⸗ Mertel 8 “ Snl F. Divertissement. Grand pas de deux, getanzt von mit dem kleinsten Elephanten der Welt. der Prima Ballerina Sgra. Elia und dem Primo Moglio mit seinem dressirten Affen ꝛc.
chluß der Vorstellung:
ruß an Berlin. 2☚l☚ mit Festspielen, Aufzügen, 80 Damen, arrangirt
sein Gefolge, Renz. Jeu de la rose, k und Mi
Zum S
1. Male: Die Kosakin. Vaudeville⸗Operette in Grcßes pSalhi nuff
Solo⸗ und Ensembletänze 1 83 9
In Vorbereitung: Brahma. Phantastisches Aus⸗ vocg dügerten, Fprnf em⸗
Billet⸗Vorverkauf an Invalidendank, Markgrafe Sonnabend: Große Vorstellung.
Abends
vorge⸗ geritten
ß. Edith. Der ur⸗ Die großen Feuerwerk. Der Clown Mr. Lavater Lee
Signor
der Circuskasse und beim östraße 51a.
88. Male: Charley’s Tante. Schwank in 3 Acten
von Brandon Thomas. — Hierauf: Die Bajaßg 8 ESx MeSIv CeMxvrFenESeNaHaRc MerScswxTFemersmekke Ee d.
Laroßsstische Posse mit Gesang in 1 Act von acobson und Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.
Central-Theater. Direction: Richard Schultz. “ Alte Jacobstraße Nr. 30. 5 Vorletzte Woche. Frhrn.
osse mit Gesang in 3 Acten von Musik von Louis Varney.
frau.
Clairville. von St
Freitag: Zum 37. Male: Die eeeen 1. barles
Anfang
Familien⸗Nachrichten.
Sonnabend: Charley’s Tante. Die Bajazzi. Verlobt: Gräfin Eveline von
— Hrn. Lieut. Frhrn. Eberh Hüllessem (Weitenfeld —- Potsdam) Ein Sohn: Hrn. Ludolf Maltzan zu Wartemberg und Penzlin (Peccatel). — Eine Tochter: Hrn. Prem.⸗Lieut. Ludwig von — Hrn. Hauptmann Wilhelm
Binzer (Posen) ockhausen (Königsberg i. Pr.).
der Pahlen mit on Meerscheidt.
†¼ Uhr. Gestorben: Hrn. Prediger A. Friederici Tochter
Sonnabend: Die eiserne Jungfranu. Tageskasse: Vormittags von 10 bis 2 Uhr. Abend⸗ kasse von 6 ½ Uhr ab.
Kolberg). Concerte.
Marie (Stolp i. P.).— Elise Freiin von Seidlitz und Gohlau (Polnischdorf bei Wohlau). — Hr. 2 itzer Hans von Bülow (Tessin). — Hr. Oberst⸗Lieut. z. D. Friedrich von Woedtke
Sing⸗Akademie. Freitag, 15. Dezember, Abends 8 Uhr. [525100) Conc ert von Elly Fuchs (Violine) unter gütiger Mitwirkung der Concertsängerin Frl. Margarethe Graßmann (Alt). Karten 3, 2, 1 ℳ bei Raabe u. Plothow, Pots⸗ damerstr. Za. u. Schlesinger, Französischestr. 23.
Redacteur: Dr. H. Klee, Director.
Verlag der Expedition (Sch 8 schen Buchdruckerei und Verlags⸗ Annstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32 1 Sechs Beilagen leinschließlich Börsen⸗Beilage).
Druck der Norddeut
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preuß
No 298.
Deutsche
Nachweisung der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. April 1893 bis zum Schluß des Monats November 1893.
Berlin, Donnerstag, den 14. Dezembe
s Reich.
1. 2.
Einnahme im Monat in
Ober⸗Postdirections⸗Bezirke Nb
Hierzu Einnahme Vormonaten
3. — 5. 6. In 1893 + mehr
— weniger
Cümahwenr dem⸗
5 elben Zeitraum
den Zusammen des Vorjahres (Spalte 4)
I. Im Reichs⸗Postgebiet. ““ bG 10 500 144*“ 3 460
1111“” 1 Potsdam .. 4 572
Stettin. 1 8 9 604
“ 8 4 829 Bromberg.. .“ 3 178 Breslau . 15 243 Liegnitz.. 8 108 Oppeln. 16 1 6 469 Magdeburg .. 16 943 SeleSe 1“ . 9 390
3
Münster “ . 2 969 ) Minden 6 “ 6 578 Arnsberg 14 690
stfatt “ u“ 29 857 6 “ 15 404 e“ 8 “ 6 042 11““ 1 . 8 4 445 Düsseldorf.
Dresden 17 074 ) Leipzig.. 44 471 Karlsruhe . . 8 8 8 23 138 Konstanz.. 8 5 993 Darmstadt. Nn M.ä.. .. 1 1 2 608 Oldenburg .. “ 3 565 e 1e33186. Z“ 6 011
veiese a 19 267 WPI “ “ 82 605 267 q(8 2 108 396
1 — 21 488
19,SL1-SSeh
Metz
70 480 10 b 25 289 40 111“*“ 5. 8c 168 351 50
919 343 29 646 Frankfurt a. O. “ 6 528 48 041 58 297 1166 3W 1 662 11 668 8 13 331
66 996 20 “ 1. 10 953 77 925 70 “ . 8 552 55 107 63 659 90 Hannover . “ 8 800 65 567 22 032 44 876 2 90
8 .u“ 111 996 126 686 12 90 Sae. ““ 6 301 44 131 40 2835 940
43 316
29 028
42 618 2 305 916
“ 8 1 884 2¾ 12 821 14 706 117 195 M. 1
311 113 3
154 467
11 581 87 553 24 728
3 746 1 020 3 004 77 519 3 546 155
2 067 562
1 788 3 974 31 872
2 629 3 512 3 650 2 344 888 114
9 211 1 129 138 18 366 809
1 074 269 15 401 325
8 597 8 501 6 756 3 995 537
84 727 40 29 770 10 65 952 80 44 432 — 30 672 40 54 414 80 65 835 — 13 893 70 43 483 90 60 50 50
50
80 980 28 750 68 957 721 951 34 218 54 570 67 902
932 50
74 368 10 25 002 20 1 30
265 797 247 430 90 123 699 122 890 40 49 359 48 284 80 33 474 33 205 30 348 535 333 133 90 15 031 80 34 210 125 613 55 584 347 083 177 605 170 848 48 768 52 764 99 135 98 597 27 336 26 240 29 970 8 848 48 028 167 379 150 267 687 837 642 323 124 217 24 687
125 789 27 341
lITtIXAIIAX’IIIr‚nnhn
Summe
4 247 487 411 9714 145 083
4 829 006 4 622 656 + 206 349 470 801 4 465 913 + 4 888 166 375 173 928 — 7 553 8
Ueberhaupt. 661 637 80 Berlin, im Dezember 1893.
4 804 544
Haupt⸗Buchhalterei des Reichs⸗Schatzamts. Biester.
5 466 182 5 262 498 + 203 684
Deutscher Reichstag. 19. Sitzung vom Mittwoch, 13. Dezember, 1 Uhr.
Ueber den Beginn der Sitzung ist bereits in der Nummer vom Mittwoch berichtet worden.
Als dritter Gegenstand steht auf der Tagesordnung die Fortsetzung der zweiten Berathung des rumänischen “
Nach dem Abg. Dr. Lieber (Centr.), dessen Rede in der⸗ selben Nummer schon mitgetheilt worden ist, nimmt das Wort der
Königlich preußische Bevollmächtigte zum Bundesrath, Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch:
Meine Herren! Anknüpfend an die Bemerkung, die der Herr Vorredner über die Bedeutung dieser Verträge für die Industrie ge⸗ macht hat, gestatte ich mir noch einige Ausführungen.
In der ersten Lesung und auch während der Commissions⸗ verhandlungen noch ist wiederholt der Versuch gemacht worden, nach⸗ zuweisen, nicht nur daß die vorgelegten Verträge für die Landwirth⸗ schaft schädlich seien, sondern daß sie auch für die Industrie keinen Nutzen brächten, ja sogar für eine Reihe von Industrien eine Schädi⸗ gung in sich schlössen. Man suchte diese Behauptung zu rechtfertigen mit Mittheilungen aus Zuschriften einzelner Industrieller. Meine Herren, diese Beweisführung wird wohl aufgegeben werden müssen gegenüber den einmüthigen Aeußerungen, die die berufenen Vertreter unserer Industrie im ganzen deutschen Vaterland in den letzten Tagen gethan haben, in den Petitionen, die dem Reichstag vorgelegt sind seitens des Ausschusses des deutschen Handelstags, des Centralverbandes deutscher Industrieller und sonstiger wirthschaftlicher Verbände, die die be⸗ deutendsten Industriezweige unseres Vaterlandes umfassen.
Meine Herren, wenn man sich auf Aeußerungen industrieller Körperschaften beruft, so hört man oft den Einwand: ja, das sind Freihändler, das sind eben principielle freihändlerische Richtungen, die hier zur Sprache kommen, und daher verliert der Beweis für uns wesentlich an Bedeutung.
Meine Herren, so liegt die Sache hier nicht. Diejenigen In⸗ dustriellen, die in den Ausschüssen der genannten Körperschaften die Petitionen an den Reichstag beschlossen haben, sind vorwiegend die Führer der schutzzöllnerischen Bewegung in unserer Industrie; es sind die Vertreter der großen Eisen⸗, Baumwollen⸗, Wollen⸗ und anderer Industrien, es sind die Vertreter derjenigen Industrien, die längst schutzzöllnerisch gesinnt waren, als auf dieser Seite des Hauses (rechts) die freihändlerische Richtung noch die dominirende war. Also die Bedeutung dieser Kundgebung wird insbesondere auch von denen anerkannt werden m die auf dem Boden des Schutzzollsystems
Trotzdem ist in der gestrigen Sitzung von dem Herrn Abg. Schaedler angedeutet worden, daß der rumänische Vertrag seiner Auffassung nach für die deutsche Industrie keinen sehr erheblichen Werth haben könne, und zwar hat er das damit begründet, daß der augenblickliche Rückgang des österreichischen Imports verschuldet sei durch den Zollkrieg, den Oesterreich mit Rumänien soeben bestanden habe; wenn die Folgen dieses Zollkrieges erst überwunden seien, so würde die österreichische Industrie ihren alten Rang wieder einnehmen, und die deutsche Industrie würde dementsprechend naturgemäß in ihrem Import nach Rumänien zurückgehen. Meine Herren, ich halte das nicht für richtig. Zweifellos wird sich die österreichische Industrie in ihrem Import nach Beendigung des Zollkrieges wieder heben; ist es aber erst einmal einem so kräftig exportirenden Lande wie Deutsch⸗ land gelungen, in einem Staat festen Fuß zu fassern und andere Staaten zu überflügeln, so ist es nicht so leicht, es aus dieser Position wieder herauszubringen. Nebenbei, meine Herren, handelt es sich durchaus nicht nur um Oesterreich; wir concurriren, wie ich mir gestattet habe bereits in der Commission hervorzuheben, in Rumänien ebenso, wie mit Oesterreich, mit England — mit England in ganz besonderem Maß, weil es dieselben Artikel nach den Balkan⸗ staaten einführt, die wir in Massenproduction herstellen, Eisenwaaren, Baumwollen⸗ und Wollenwaaren. Nach meiner Auffassung ist für die Artikel des großen Exports in den Balkanstaaten England ein gefährlicherer und wichtigerer Concurrent für Deutschand als Oesterreich.
Nun, meine Herren, lohnt es sich einigermaßen der Mühe, sich zu vergegenwärtigen, ob überhaupt eine große Aussicht auf Export nach dem rumänischen Markte für die deutsche Industrie vorhanden ist. Rumänien ist ein Land, das in den letzten 25 Jahren kraft einer überlegten, weisen, verständigen und sparsamen Regierung sich auf wirthschaftlichem Gebiete außerordentlich entwickelt hat; es hat seine Wege vermehrt, seine Eisenbahnen; es hat die Zufuhrwege zur Donau und zum Meere verbessert; es hat seine Finanzverhältnisse nach allen Richtungen geregelt; es hat eine günstige Valuta; es hat ein aus⸗ gebildetes Bank⸗ und Creditsystem; kurz, Rumänien gehört zweifellos zu den Ländern, die für den deutschen Export die begehrenswerthesten sind, mit Ausnahme vielleicht der alten großen Absatzgebiete, von denen wir leider eine so übergroße Zahl nicht haben. In dieses Land Rumänien führte Deutschland im Jahre 1871 für 7,40 Millionen Franken, im Jahre 1891 für 139 Millionen Franken ein; im Jahre 1892 ging die Einfuhr um weniges zurück, und in diesem Jahre hat sich die Einfuhr in den ersten Monaten bereits so gestaltet, daß wir annehmen
dürfen, daß der Gesammtimport deutscher Waaren nach Rumänien — “ 8 8
immer nach rumänischer Statistik gerechnet — pro 1893 150 bis 160 Millionen Franken ergeben wird. 1
Meine Herren, auch die englische Einfuhr hat sich in außerordent⸗ lichem Maße gehoben; aber während in früheren Jahren die deutsche Einfuhr der englischen um etwa die Hälfte unterlegen war, hat sie sich seit einer Reihe von Jahren ihr überlegen gezeigt, und im Jahre 1892 exportirte Deutschland für 20 Millionen Franken mehr nach Rumänien als England. Meine Herren, Länder, die uns derartige Chancen für unseren Markt bieten, haben wir nicht sehr viel in der Welt. In der Exportstatistik Deutschlands werden Sie finden, daß es acht große Ländergebiete giebt, nach denen wir schon 1891 je über 100 Millionen Mark exportirten; England steht bekanntermaßen mit über 600 Millionen an der Spitze. Nach diesen acht Staaten kommt eine große Reihe anderer Staaten, die allerdings mit weit geringerer Zahl auftreten, die aber in ihrer Gesammtheit für den deutschen Exportmarkt dieselbe Be⸗ deutung haben, wie einzelne dieser großen Absatzgebiete, von denen ich vorhin gesprochen habe. Rumänien nimmt unter diesen Ländern mit die erste Stelle ein, ja in diesem Jahre wird es schon zu den großen Absatzgebieten übergeführt sein.
Meine Herren, es handelt sich für uns darum, ob wir ein so werthvolles Absatzgebiet, wie Rumänien es ist, erhalten, ob wir unseren Export dahin verstärken, oder ob wir ihn verlieren wollen.
Es ist wiederholt aus der Versammlung betont worden, es sei gar nicht nothwendig, nunmehr mit Rumänien in einen Zollkrieg zu kommen. Ja, meine Herren, da weiß ich wirklich nicht, wie man sich die Entwicklung der Dinge vorstellt. Es ist ja ganz gut denkbar, daß zwei Länder in Handelsbeziehungen bleiben, auch wenn jedes auf seinen autonomen Tarif sich stellt. Aber das ist meines Erachtens nicht denkbar: wenn das eine Land von dem anderen differenziell be⸗ handelt wird, schlechter als andere Staaten, daß dasselbe sich das ruhig gefallen läßt und nach wie vor seine Grenzen für den Import des anderen Staats unter ebenso günstigen Bedingungen offen hält, wie den Staaten gegenüber, die ihm die Meistbegünstigung gewähren; nein, das wird unter keinen Umständen eintreten.
Die Folge des Ablehnens dieses Vertrages wird die sein, daß der 5 Mark⸗Zoll unseres autonomen Tarifs, Rumänien gegenüber differenziell aufrecht erhalten wird; die weitere Folge wird ganz noth⸗ wendigerweise die sein, daß uns Rumänien nicht mehr dieselben günstigen Bedingungen für den Absatz unserer Industrieproducte ge⸗ währt wie den mit uns dort concurrirenden Staaten, vor allem Oester⸗ reich und England, und die differenzielle Behandlung wird unsern Import tödten. Die Industrie fürchtet nicht annähernd so sehr hohe Zölle, schlechte Valuta⸗, schlechte Creditverhältnisse eines anderen Landes, wie die differenzielle Behandlung gegenüber den concurrirenden Nationen. Die differenzielle Behandlung Rumäniens wird, ich wiederhole es, meines Erachtens ganz unausbleiblich die Folge haben, daß unser Export dorthin aufhört oder doch wesentlich zurückgeht.
Ich befinde mich in vollster Uebereinstimmung mit den Vertretern der großen industriellen Verbände, wenn ich die Meinung ausspreche, daß die Ablehnung des rumänischen Vertrages im höchsten Grade eine Schädigung der deutschen Industrie mit sich bringen würde, während nicht zugegeben werden kann, daß durch seine Annahme eine Schädigung der deutschen Landwirthschaft eintritt. (Lebhhafter Widerspruch rechts.) — Ja, meine Herren, daß Sie darüber anderer Meinung sind als ich, weiß ich ja. Ich möchte nur die eine Bitte an die Herren richten, sich doch darüber klar zu sein, daß es sich hier einfach um die Frage der richtigen Beurtheilung einer wirthschaftlichen Maßregel handelt. um nichts anderes. Am gestrigen Tage hat der Herr Abg. Dr. Schaedler dagegen protestirt, daß man ihm das Herz für die industriellen Arbeiter abspricht. Ich weiß nicht, ob das nöthig war; es ist ja selbstverständlich seine Sache, das zu beurtheilen. Meiner Meinung nach aber hatte ihm kein Mensch abgesprochen, daß er ein Herz für die industriellen Arbeiter habe. Es war nur erwähnt worden, daß eine große Zahl von industriellen Arbeitern durch Versagung diefer Verträge brotlos werden würde. Ich würde für mich auch das Recht in Anspruch nehmen, dagegen zu protestiren, daß man mir etma das Herz für die Landwirthschaft oder ihre Arbeiter abspräche, wenn ich überhaupt glaubte, daß das Herz mit dieser Frage irgend etwas zu thun hat. Es ist meines Erachtens ein anderes Organ, mit welchem man der Beurtheilung dieser Frage näher treten muß. Man muß ganz einfach kalt und kühl rechnen: ist die Be⸗ hauptung wirklich richtig, daß die Nicht⸗Aufrechterhaltung der Differenz im Getreidezoll von 5 ℳ zu 3 ℳ 50 ₰ gegen Rumänien eine erhebliche Schädigung unserer Landwirthschaft mit sich bringt Wäre ich dieser Meinung, würde ich wirklich glauben künnen, daß
——
unsere Landwirthschaft dadurch empfindlich und in ihren Lebens⸗ bedingungen gestört würde, — trotzdem ich, meine Herren, die Aufgabe habe, die Industrie zu vertreten — ich würde ganz sicherlich nicht einem solchen Vertrag zustimmen. Ich bin aber der festen Ueberzeugung: es handelt sich hier lediglich darum, daß man der Industrie einen Nutzen gewährt, während man der Landwirtschaft einen Schaden nicht bereitet. Ich muß nochmals betonen: es handelt sich nicht um eine Frage des Herzens für diesen oder jenen Beruf, sondern einfach um die Frage der kühlsten Beurtheilung einer wirthschaftlichen Maßregel (Sehr richtig!)
Nun, meine Herren, die Gründe für diese Behauptung, daß diese staatswirthschaftliche Maßregel für die Landwinthschaft eine Schädi⸗ gung mit sich bringt, sind seitens der Vertreter der Raichsregierung so eingehend erörtert worden, daß ich in der That nicht im der Lage bin, irgend einen neuen Grund noch beizubringen. Ich verzichte darauf sie nochmalsà zu erörtern. Ader, meine Herren, Sin mollen min ge⸗ statten, noch mit wenigen Worten mich gegen eine Auaführung zuun richten, die der Herr Abg. Graf don Mirhach gaftenn machtn Han Graf von Mirdach demerkbe, daß die Haltung der canfernativen Partei gegenüder der Neichsregierung delhalh eine aundene sei wie gegenüder der preußischen Staateregierung, meil sie sich auf wirthschaftlichenn Gebiet mit der ersteren nicht verstchrdigen könne. (Zarufe rechts.) — So habe ich ihn am gestnigen Dage ven
.