1893 / 299 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 Dec 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Griechenland.

Die für Herkünfte von Hamburg angeordnete achttägige Quaran⸗ täne ist auf drei Tage ausschließlich der Fahrzeit herabgesetzt worden.

r. 244 vom 11./10.).

(Vergl. „R.⸗Anz.“ Brasilien.

rein von Cholera erklärt worden. aus diesen Häfen abgegangen sind, werden

(Vergl. „R.⸗Anz.

*Nr. 231 vom 26./9.) Verkehrs⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite englische Post über Ostende vom 14. d. M. in Köln den s Hildesheim nicht

Anschluß an Zug 31 nach Berlin über erreicht. Grund: Nebel auf See.

Theater und Musik. Sing⸗Akademie.

Ein Liederabend wie der gestrige, an dem die Lieder nur eines Componisten, des Veranstalters Herrn Albert Kellermann, vor⸗ getragen wurden, und der doch bei den Hörern einen sehr gefälligen

günstiges

Eindruck hinterließ, giebt . für den Tondichter und die mitwirkenden

jedenfalls ein Sänger.

des Sologesanges traten freilich bewährte Sangeskräfte auf wie Frau S Nlebern.Gkabig und Herr N. Rothmühl, die in ihrem Vortrag untadelhafte Technik und tiefe, ö in künst⸗ glückli Leistungen des Solo⸗Quartetts, obwohl auch dieses besonders bei der Wiedergabe der Schlußlieder genügte. Der Componist, Herr Albert Kellermann, hat mit großem Geschick anmuthige Blüthen deutscher ie in Töne zu kleiden; mit Geschmack und bemerkenswerther melodischer Empfindungskraft hat er seine Weisen dem seelischen Gehalt und der rhythmischen Form der Verse angepaßt und liebliche, stimmungsvolle Lieder geschaffen, die ; Zumeist herrschen Heiterkeit, neckisches Spiel, überhaupt zartere Gefühle vor; ein ernsterer tragischer Besonderer Gunst erfreuten sich die Lieder: „Veilchen, wie so schweigend“ (Hoffmann von Fallersleben), das „Wiegenlied“ und das Bulthaupt'sche „Nun ist die Nacht ver⸗ daß die städtischen Heimstätten alle Compositionen auf gleicher Höhe standen,

daß manches Alltäglich⸗sentimentale mit unterlief, thut der Anerkennung der glücklichen Begabung des Componisten keinen Abbruch.

Helene

lerischer Vollendung vereinten. Weniger

Lyrik älterer und neuerer Zeit ausgewählt, um

Ohr und Herz erfreuen.

Ausdruck findet sich seltener.

gangen“. Daß nicht

Im Königlichen Opernhause beginnt morgen (VI. Abend des Richard Wagner⸗ Cyclus) unter Kapellmeister Sucher's Leitung und Mitwirkung der Damen Rothauser, Hiedler, Leisinger, Herzog, Lammert, der Herren Gudehus, Stammer, Krolop, Philipp, Schmidt, Mödlinger, Lieban, Krasa. Am Sonntag geht Gounod’s „Margarethe“ neu einstudirt

des Nibelungen“ mit „Rheingold“

in Scene. Im Königlichen Schauspielhause vogel’s „Narziß“ mit den Damen Poppe, Abich, Richter, den Herren Ludwig, Nes Arndt, Keßler, Oberländer, Link, Plaschke spielt zum ersten Mal den Narciß.

wird

gekündigte Vorstellung des

„Hannele“ zur Aufführung.

Wetterbericht vom 15. Dezember, 8 Uhr Morgens.

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Wind.

Temperatur in 0 Celsius .= 40R.

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp. red. in Mill

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¹) Dunst. ²) Morgens Reif. ³) Gestern Nachm. nd Nachts Regen. ⁴¹) Nebel. ⁵) Nachm. Regen. Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Minimum, welches gestern an der südnorwegischen Küste lag, ist ostnordostwärts nach dem Bottnischen Busen fortgeschritten, während über dem westlichen Mittel⸗Europa ein hohes baro⸗ metrisches Marximum erschienen ist. Im Nord⸗ und Ostseegebiet wehen lebhafte westliche Winde, dagegen im Binnenlande herrscht schwache Luftbewegung neben vielfachen Windstillen. In Deutschland, wo vielfach Regen gefallen ist, ist das Wetter ziemlich heiter! die Temperatur ist erheblich herabgegangen, liegt indessen noch fast überall über dem Mittelwerthe, in Ost⸗ und Süddeutschland bis zu 6 Grad. Ganz West⸗Europa ist frostfrei.

Deutsche Seewarte.

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Theater⸗Anzeigen. Aönigliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗

haus. 264. Vorstellung. Richard Wagner⸗Cyelus. 6. Abend. Das Rheingold von Richard Wagner. Regie: Herr Schmidt. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr. Schauspielbaus. 161. Trauerspiel in 5 Auf⸗ Scene

setzt vom

Vorstellun Narziß. von A. 8. Brachv isseur Mor oghr

Schiffe, welche seit dem 8. d. M. in Brasilien nach einer strengen gesundheitlichen Untersuchung zum freien Verkehr zugelassen.

von Hochenburger, per, gegeben. Herr Adolf Müller sein Gastspiel als Muley Hassan unterbrechen, da die für morgen an⸗ „Fiesco“ wegen Erkrankung des Herrn Matkowsky ausfällt. Am Sonntag gelangen die „Ahrenshooper“ und

Der Vorverkauf für a letzten Abende schri brauchen.

2 ½ Uhr eine einmalige Aufführung „Marquise“ statt.

kow: Alfred Drucker, Düpotin: Fr. Marie: Fräulein Camillo. die Damen Hastert, Bardi, König Zeugniß Als Vertreter meister Meyder im „Beethoven⸗Abend“.

erschienen die

Klavier⸗Concert in G-dur, gespielt zu „Leonore II.“ ꝛc.

Grazie, hans mit einem ehrenden Bürgermeister,

stattfindenden Beerdigung werden

Deputation für

stätten der gleichzeitig das

8 übertragen und „Der Ring

zu berathen hat. 5b von Volks⸗Badeanstalten, Dr. Schwalbe.

morgen Brach⸗ wird. Purschian, Herr Klein muß

Almosen⸗ und Pflegegelder zum Aufenthalt Arbeitsloser.

Wegen Erkrankung des Herrn Matkowsky kann die angekündigte Aufführung „Fiesco“ nicht statt⸗ finden.

Sonntag: Opernhaus. 265. Vorstellung. Neu einstudirt: Margarethe. Oper in 5 Acten von Gounod. Text nach Goethe's Faust, von Jules Barbier und Michel Carré. Ballet von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. (Faust: Herr Emil Götze, Königl. Kammersänger, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 162. Vorstellung. Die Ahrens⸗ hooper. Vaterländisches Schauspiel in 1 Auf⸗ zug von Axel Delmar. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Hannele. Traum⸗ stück in 2 Theilen von Gerhart Hauptmann. Musik von Max Marschalk. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Max Grube. Anfang? Uhr.

Deutsches Theater. Sonnabend: Der Talis⸗ man. Anfang 7 Uhr. Sonntag: Die Journalisten.

Montag: Faust.

Die Tageskasse ist von 10—1 Uhr geöffnet.

Berliner Theuter. Sonnabend: Die Jour⸗ nalisten. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Nachmittags 2 ½ Uhr: Graf Waldemar. Abends 7 ½ Uhr: Aus eigenem Recht.

Montag: Aus eigenem Recht.

Lessing⸗Theater. Sonnabend: Abend. Fédora. Anfang 7 Uhr. Sonntag: Zum 1. Male: Der ungläubige Vorher, zum 1. Male: Ein Millionär a. D. Montag: 8. Dyuse⸗Abend. Casa paterna (Heimath). Dienstag: 9. Duse⸗Abend. dame. 1 11“ für alle Duse⸗Abende an der Tages⸗ asse.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chaufseestraße 25.

Sonnabend: Neu einstudirt: Nanon. Komische Oper in 3 Acten (frei nach einem Lustspiele der Herren Theaulon und dArtois) von F. Zell und Richard Genée. Musik von Richard Gence. An⸗ fang 7 Uhr.

Sonntag: Nanon.

Donnerstag: Mit vollständig neuer Ausstattung: Zum 1. Male: Der Lieutenant zur See. Operette in 3 Acten. Musik von Louis Roth.

7. Duse⸗

Die Camelien⸗

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonnabend: Zum 24. Male: Die Dragoner. Schwank in 3 Acten von Bossu und Delavigne. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Zum 7. Male: Dramenstoff. Schauspiel in 1 Act von Fedor von veun; Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag und folg. Tage: Die Dragoner.

SZonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Marquise.

Eleonora Duse, welche bereits im schaft aufzulösen beabsichtigt, um sich ganz von dem schauspielerischen Wanderleben zurückzuziehen, hat für ihre drei letzten Gastspiel⸗Abende im Lessing⸗Theater den Spielplan, wie folgt, festgesetzt. wird am Dienstag der nächsten Wo Durch Verordnung vom 14. d. M. sind die deutschen Häfen für —„Cameliendame“, am Donnerstag, als zehnten Abend „Cyprienne“ in Verbindung mit einem einactigen Lustspiel aus deutscher Feder spielen und sich dann am Freitag, 22. Dezember, als Magda in Hermann Suder⸗ mann’s Schauspiel . vat⸗ vom Berliner Publikum verabschieden.

e angekündigten Duse⸗Abende bis zum Schluß des Gastspiels findet täglich an der Vormittagskasse statt, sodaß für diese ftliche Bestellungen nicht erst angemeldet zu werden

Im Residenz⸗Theater findet am Sonntag Nachmittag um

Im Theater Unter den Linden wird die am Sonnabend in Scene gehende Operette von Meilhac maßen besetzt sein: Prinzessin Arma Maschinskow: Ilka von Palmay, Casimir: Ed. Steinberger, Fürsten Feodor, Gregor, Cyrill Maschins⸗ Anton Matscheg, Grimm⸗Einödshöfer, Madeleine: . Außerdem sind in hervorragenden Rollen

musikalische Leitung liegt in den Haͤnden des Herrn Kapellmeisters Veit. Zur Feier von Beethoven'’s Geburtstag veranstaltet Herr Kapell⸗ Concerthause Auf dem Programm stehen mehrfacher Besetzung der Streichinstrumente), die Musik zum „Egmont“ (mit verbindendem Text von Mosengeil, gesprochen vom Director Herrn Wittmann; die Lieder vorgetragen von Fräulein Bartenwerffer),

Mannigfaltiges.

Die gestrige Stadtverordneten⸗Versammlung eröffnete nach dem Bericht der „Tägl. Rdsch.“ der Vorsteher Dr. Langer⸗ Nachruf an den Geheimen Regierungs⸗Rath Duncker. dem Beschluß der Versammlung gemäß zwölf Stadtverordnete beiwohnen. Der Magistrat beantragt,

lassung ihres Charakters als Wohlthätigkeitsanstalten den städtischen Krankenhäusern angegliedert werden, die die städtischen

behörden vom 24./29. Juni 1887 eingesetzte Curatorium aufgelöst werde. Die Vorlage wurde einem Ausschuß von zehn Personen überwiesen, der namentlich auch die Frage der Ersatzpflicht auswärtiger Gemeinden Ueber die Vorlage, betreffend die Errichtung

Die Versammlung erklärte sich nach dem Vorschlage des Ausschusses damit einverstanden, daß in den bereits früher mehr⸗ fach erwähnten vier Stadtbezirken je eine Volks⸗Badeanstalt errichtet Sodann begründete der Stadtverordnete Stadthagen den Antrag der Stadtverordneten Singer und Genossen, betreffend die Beschaffung von Arbeit zur möglichsten Steuerung der in immer wachsendem Umfange hervortretenden Arbeitslosigkeit und des sich hieraus ergebenden Nothstandes der Arbeiter, sowie die Erhöhung der und die Beschaffung heizbarer Räume

Der Antrag wurde nach längerer Debatte einem Ausschuß zur Vorberathung überwiesen.

Lustspiel in 3 Acten von Vickorien Sardou

Februar 1894 ihre Gesell⸗

Sie che als neunte Gastvorstellung die

von Victorien Sardou's Lustspiel

„Die Kosakin“ folgender⸗

Otto Strampfer, Madame Fräulein Andrée,

Posen.

und Gerhardt beschäftigt. Die Schule in Jersi einen besonderen das Septett (mit

morgen

von Fräulein Danziger, Duverture

jüngst verstorbenen Der morgen

gelegt. für Genesende unter Be⸗

daß die Verwaltung der Heim⸗ Krankenanstalten durch Beschluß der Gemeinde⸗

mouth

Strömen

berichtete der Stadtverordnete

unter.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 42/5). Vorletzte Woche.

Sonnabend: 80. Ensemble⸗Gastspiel des Residenz⸗ Theaters. Direction: Sigmund Lautenburg. Zum 98. Male: Jugend. Ein Liebesdrama in 3 Acten von Max Halbe. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag und folg. Tage: Ingend.

Virtoria-Theater. Belle⸗Alliancestraße 78.

Noch 7 Aufführungen.

Sonnabend, mit vollständig neuer Ausstattung an Decorationen, Costumen und Requisiten: Zum 48. Male: Die sieben Raben. Romantisches Facbenemsernee mit Gesang und großem Ballet. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Kinder⸗Vor⸗ stellung. Robinson Crusve. Romantisch⸗komische Peete. für Kinder. 5

Bedeutend ermäßigte Preise. Jeder Erwachsene ein Abr frei. Sonntag: Die sieben Raben.

Theater Unter den Linden. Sonnabend: Ilka von Palmay als Gast. Zum 1. Male: Novität! Die Kofakin. Novität! Vaudeville⸗ Operette in 3 Acten nach Meilhac⸗Millaud's „La Cosaque“. Musik von Joh. Brandl. Hierauf: Großes Ballet. Divertissement, ausgeführt vom gesammten Balletpersonal. Anfang 7 ½ Uhr.

In Vorbereitung: Brahma. Phantastisches Aus⸗ stattungs⸗Ballet von J. Montplai Ir.

C. Dall’ Argine.

Adolph Ernst-Theater. Sonnabend: Zum 89. Male: Charley’s Tante. Schwank in 3 Acten von Brandon Thomas. Hierauf: Die Bajazzi. Penodistsch⸗ Poge mit Gesang in 1 Act von 8

acobson und Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Charley’s Tante. Die Bajazzi.

Central-Theater. Direction: Richard Schuͤltz⸗ Alte Jacobstraße Nr. 30. Vorletzte Woche.

Sonnabend: Z. 38. Male: Die fran. Posse mit Gesang in 3 Acten von Charles Flatrville Musik von Louis Varney. Anfang

r.

Sonntag: Die eiserne Jungfrau.

In Vorbereitung: Hochzeitsflammen. Volks⸗ stück von Max Kretzer. Berlin 1893. Repue in 2 Acten. Musik von Krakauer.

Tageskasse: Vormittags von 10 bis 2 Uhr. Abend⸗ kasse von 6 ½ Uhr ab.

Concerte.

Sing-Akademie. Sonnabend, Anfang 7 ½ Uhr: Wohlthätigkeits⸗Concert zum Besten des Marienheims.

Saal Bechstein, Linkstraße 42. Sonnabend, Anfang Uhr: II. Lieder⸗Abend von Olga von Türk⸗Rohn, unter Mitwirkung des Hof⸗ Cellovirtuosen Herrn Heinrich Grüufeld.

Sinn für Ordnun dem Nützlichen v

Aus dem Regierungsbezirk Posen wird geschrieben: sicht auf die in diesem Jahre ungewöhnlich große Zahl von vergiftungsfällen ist eine Untersuchung durch Sachverständige (Forstleute, Botaniker, Lehrer) eingeleitet worden, welche Bezirk vorkommenden Arten von eßbaren, Pilzen genau feststellen soll. soll im Frühjahr 1894 eine eindringliche Belehrung des durch die Presse sowie durch die Schulen wiederholt werden.

London, 13. Dezember. Die „Allg. Corr.“ berichtet: ganzen englischen Südküste wütheten gestern heftige Stürme. Die Kanaldampfer hatten furchtbare Fahrten. „Louise Dagmar“ deshalb nach Dover, Signale, wieder Portsmouth wurde der buchstäblich vom Sturm in Der Zug von Brighton war gerade angekommen. Der Con⸗ ducteur, der Locomotivführer Trümmern begraben. ducteur wird wahrscheinlich In Bournemouth hat der Sturm einen Schaden angerichtet, der sich nach Tausenden von Pfund Sterling bemißt. an den westlichen entwickelte durchzuckten dabei die Luft. herab. des „Tamar“ bringen sollte, schlug um. Bootsführer ertranken. über die Seemauer, und der Verkehr mußte deshalb in den am Wasser gelegenen Straßen eingestellt Blechynden⸗Bahnhof unter Wasser stand, fuhren die Züge dennoch. Viele der im Hafen liegenden Boote wurden beschädigt, einige gingen In der Stadt haben wurden in Menge vom Sturm eingeschlagen und Bäume entwurzelt.

„Ein passendes Weihnachts⸗ und Neujahrsgeschenk für die heran⸗ wachsende Jugend ist das „Arch Verlagsanstalt in Berlin (W., Wilhelmstr. 57/58) soeben auf den Markt gebracht hat. gestattete Mappe, alles vereinigt ist, bewahrung von Schriftstücken, zur Sammlung von Zeitungsausschnitten, Gedichten, Citaten u. s. w., Daten und Familientage ꝛc. erforderlich ist. Es g gefördert, und auf diese Weise das Angenehme mit erbunden.

ivum“, das die bekannte Eckstein'sche

. Es ist dies eine vornehm und künstlerisch aus⸗ in der in geschicktester Anordnung und Auswahl was zur Ordnung des Briefwechsels, zur Auf⸗

zur Zusammenstellung bemerkenswerther wird hiermit der

Mit Rück⸗ Pilz⸗ die im giftigen und verdächtigen Auf Grund dieser Zusammenstellungen Publikums

Die Vorbereitungen zur Errichtung drei neuer ort⸗ bildungsschulen 1

(11 716 Einwohner), Wilda und St. Lazarus sind soweit gediehen, daß die Eröffnung dieser drei Schulen unmittelbar bevorsteht. Die 3 wird mit vier bis fünf Klassen, diejenige in Wilda mit zwei, die in St. Lazarus mit einer Klasse eröffnet werden. In welcher Weise die seit längerer Zeit bestehende Fortbildungsschule der Königlichen Eisenbahn⸗Hauptwerkstatt der neuen Wildaer Schule an⸗ zugliedern sein möchte, wird noch erwogen. der Stadt Posen entwickelt sich in erfreulicher Weise.

in den drei Vororten der Stadt Posen Jersitz

Die Fortbildungsschule

An der

Die von Boulogne kommende konnte nicht in Folkestone einlaufen. Das Schiff fuhr stach aber, wahrscheinlich infolge mißverstandener in See und segelte nach Boulogne zurück. In 200 Yards lange eiserne Hafenbahnhof die Höhe gehoben und auf den Perron

und ein Fahrgast wurden unter den Alle drei wurden schwer verletzt, der Con⸗ nicht mit dem Leben davonkommen.

Fast jedes Haus und östlichen Klippen ist beschädigt. Bei Ply⸗

sich der Sturm zum Orkan. Starke Blitze Der Regen goß den ganzen Tag in welches acht Marinematrosen an Bord Vier Matrosen und der In Southampton ging die See hoch

Ein Boot,

werden. Obgleich die Bahn bei dem

viele Häuser gelitten. Fensterscheiben

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Conrert-Haus, Leipzigerstraße 48. Sonnabend: Karl Meyder⸗Concert. Anfang 7 Uhr.

Beethoven⸗Feier unter freundlicher Mitwirkung der Pianistin Fräul. Danziger, der Concertsängerin Fräul. Barten⸗ werffer und des Directors Herrn Wittmaun. Egmont mit verbindendem Text von Mosengeil.

Familien⸗Sylvester⸗Feier

unter gütiger Leitung des Kgl. Hofschauspielers 8. Herrn Paul Dehnicke. Billets im Bureau des Hauses.

Circus Renz (Carlstraße). Sonnabend, Abends 7 ¼ Uhr: Gala⸗Vorstellung.

U. a.: „Cyd“, geritten von Herrn R. Renz. 6 Rappen und Caroussel von 30 Pferden, vorgeführt vom Director Fr. Renz. Concurrenzschule, geritten von Frl. Oceana Renz und Frau Renz⸗Stark. Die Reckkünstlerinnen Geschwister Hoffmann. Der ur⸗ komische Clown⸗Imitator Mr. baten Gebr. Frediani ꝛc.

Zum Schluß der Vorstellung:

☛. Huldigungsgruß an Berlin. 2

Großes Paradeschaustück mit Festspielen, Aufzügen, Solo⸗ und Ensembletänzen von 80 Damen, arrangirt vom Director Franz Renz.

Gewöhnliche hnas b

Billet⸗Vorverkauf an der Circuskasse und beim Invalidendank, Markgrafenstraße 51a.

Sonntag: Zwei Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind frei): Komiker Vorstellung. Abends 7 ½ Uhr: „Huldigungsgruß“.

—— »— Familien⸗Nachrichten.

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Professor Schnell (Kiel). Hrn. Rittmeister von Printz (Königs⸗ berg i. Pr.).

Gestorben: Hr. General⸗Lieut. z. D. Hermann von Walther und Croneck (Kapatschütz). Hr. Carl von Buttlar (Elberberg). Verw. Fr. Major Alexandra von 3 (Kunnersdorf bei Hirschberg i. Schles.). Frl. Bertha von Wartenberg (Wriezen a. O.) Verw. 88 Auguste von Grone⸗Westerbrak, geb. von Bülow (Westerbrak). Hr. Amtsgerichts⸗Rath

aul von Livonius (Goldau). Fr. Maria Theresia von Prittwitz und Gaffron, gen. von Kreckwitz, geb. Freiin von Rothkirch und Panthen (Hennersdorf). Hr. Landgerichts⸗Director Leo Dictus (Potsdam).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: —; Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen

(einschließlich Börsen⸗Beilage), und das Verzeichniß gekündigter verschreibungen der Preußischen Staats⸗ Anleihen von 1868 A., 1850, 1852, 1653 und 1862, sowie der noch nicht zum Umtausch eingereichten Schuldverschreibungen

der consol. A½procentigen Staats⸗Anleihe.

Schuld⸗

Pbbs. Die Akro⸗

Dantzen, geb. von Haine

Anzeiger und Königlich Preußi

8 Deutscher Reichstag. 20. Sitzung vom Donnerstag, 14. Dezember, 1 Uhr.

Ueber den Beginn der Sitzung ist bereits in der Nummer vom Donnerstag berichtet worden.

Bei der zweiten Berathung des spanischen Handels⸗ vertrages, von welchem zunächst die Art. 1 und 8 zur Be⸗ rathung gestellt werden, nimmt nach dem ersten Redner, dem Abg. Dr. Bürklin, dessen Rede in derselben Nummer schon mitgetheilt worden ist, das Wort der 8

Staatssecretär Dr. von Boetticher:

Ich freue mich, daß der auf dem Weingebiet so sachverständige Herr Vorredner in seinen Ausführungen nicht dazu übergegangen ist, die Herabsetzung der Weinzölle gegenüber Spanien auf das Maß unseres Handelsvertrages mit Italien zu bekämpfen. Der Herr Vor⸗ redner hat zwar gemeint, daß die Wirkung der Herabsetzung der Zölle Italien gegenüber sich noch nicht mit voller Bestimmtheit übersehen lasse, und ich kann ihm in dieser Beziehung durchaus beitreten. Wenn er aber weiter betont hat, daß seine Erfahrungen und Wahrnehmungen nicht übereinstimmten mit den Berichten, welche bezüglich der bisherigen Wirkung der Zölle Italien gegenüber uns vorliegen und von mir in der Commission mitgetheilt worden sind, so kann ich nur bedauern, daß uns der Herr Vorredner nicht ein ausgiebigeres Material für die Auffassung beigebracht hat, daß die Wirkung, wie er befürchtet, eine ungünstige sei bezw. sein werde. Ich kann nicht zugeben, daß die Berichte, die von Seiten der Reichsverwaltung aus den einzelnen Weinbaugebieten eingezogen worden sind, einseitig optimistisch gefärbt wären. Es ist nicht richtig, daß wir uns allein auf die Aeußerungen der Handelskammern bei unserer Annahme stützen, daß die bisherige Wirkung keine ungünstige gewesen sei; sondern die Einzelregierungen der Weinbau treibenden Länder haben ihre In⸗ formation, wie ich annehmen muß, aus all den Kreisen gezogen, aus denen sie über die Frage unterrichtet werden konnten. Und da erlaube ich mir denn, weil der Herr Vorredner speciell auf die elsässischen Verhältnisse eingegangen ist, darauf hinzuweisen, daß der Bericht, der uns über die Einwirkung der Zollherabsetzungen auf den elsässischen Weinbau und auf den elsässischen Weinhandel erstattet ist, ganz be⸗ sonders günstige Wahrnehmungen constatirt. Es heißt darin:

Die Nachfrage nach den kleinen, säuerlichen, einheimischen, zum Verschneiden geeigneten Weinen aus dem vorigen Jahre ist erheblich gestiegen und infolge hiervon hat eine Preissteigerung stattgefunden in der Preislage von etwa 25 für das Hektoliter um 20 bis 30 %. Die mittleren und besseren einheimischen Weine sind in ihrer Preis⸗ bewegung durch die Einfuhr nicht beeinflußt worden, da die ver⸗ schnittenen Weine nur eine geringere Weinsorte bilden, übrigens aber zu einem Preise von ungefähr 50 das Liter guten Absatz finden. Die Einfuhr eingestampfter Trauben ist über Erwarten stark gewesen und beziffert sich für die Monate September und Oktober auf 52 509 Doppel⸗Centner, welches rund 36 000 Hektoliter Most entspricht. Die Trauben sind hauptsächlich zur Rothweinerzeugung bestimmt und die daraus gewonnenen Moste in ihrer Entwicklung noch nicht so weit vorgeschritten, zum über⸗ sehen zu können, ob die an dieselben geknüpften Hoffnungen sich er⸗

füllen werden.

MNun, meine Herren, Sie ersehen daraus, wie man im Elsaß der Meinung ist, daß auf die Preisbildung bezüglich der einheimischen Weine die erleichterte Einfuhr italienischer Verschnittweine einen günstigen Einfluß geübt habe.

Ich bin nun freilich mit dem Herrn Vorredner durchaus der Meinung, daß ein Jahr, und namentlich das Jahr 1892, nicht entscheidend sein kann für das Urtheil darüber, wie für alle Zukunft sich der Einfluß der Herabfetzung auf unseren Weinbau äußern wird. Allein so viel scheint mir festzustehen, daß wir nach den Erfahrungen dieses Jahres zur Zeit noch keinen Anlaß haben, die Herabsetzung Italien gegenüber zu beklagen, und daß wir keinen Anlaß haben in dieser Beziehung billige ich die dafür beigebrachten Gründe des Herrn Vorredners —, Spanien nicht dasselbe einzuräumen, was wir Italien gewährt haben. Ich bin mit ihm der Meinung, daß die bessere Qualität der spanischen Weine auch einen besseren Verschnitt unserer Weine ermöglichen wird, sodaß das Product, welches aus diesem Verschnitt hervorgeht, einen leichten und guten Absatz finden wird, und daß damit auch für die kleinen Naturweine unserer Pro⸗ duction ein besserer Absatz gewährleistet wird, als solcher zur Zeit stattfindet.

Die Regierung wird selbstverständlich ihre Beobachtungen fort⸗ setzen und wird dahin streben, sich fortlaufend zu unterrichten über die Einflüsse der Verwendung ausländischer Verschnittweine auf Weinproduction und ⸗Handel.

Was nun den vom Herrn Vorredner geäußerten Wunsch anlangt, es möge dahin gestrebt werden, daß der Verschnitt mit inländischem Kunstwein ausgeschlossen werde so kann ich ihm darauf erwidern, daß schon jetzt bei den Zollbehörden gar kein Zweifel darüber besteht, daß ausländische Verschnittweine zum Ver⸗ schneiden inländischer Kunstweine nicht verwendet werden dürfen. Wenn in dieser Beziehung noch irgend welche strengeren Maßregeln nothwendig sein sollten, als wie sie durch die bisherigen Regulative getroffen sind, so werden die verbündeten Regierungen jedenfalls bereit sein, solche strengeren Maßregeln zu treffen. Es scheint mir aber schon jetzt gar keinem Zweifel zu unterliegen, daß eben inländischer Kunstwein mit ausländischem Verschnittwein nicht verschnitten werden darf. Denn die Vergünstigung, welche dem ausländischen als Verschnittwein eingehenden Wein ge⸗ währt ist, wurde bloß gewährt zum Verschneiden mit Wein; es sind in der betreffenden Position neben dem Wein nicht die weinähnlichen Getränke genannt. Hieraus ergiebt sich der Schluß, den auch unsere Zollverwaltung gezogen hat, daß ein Verschnitt mit inländischem Kunstwein nicht stattfinden darf.

Abg. Freiherr von Manteuffel (dcons—): Der Reichskanzler

und der Abg. Dr. von Bennigsen haben gestern auf meine Abstimmung

Berlin, Freitag, den 15. Dezember

Fin österreichischen Handelsvertrage hingewiesen. Der Reichskanzler hat mich dabei als einen Führer der Agrarier bezeichnet. Das bin ich nun nicht gewesen; ich will mich aber bestreben, es zu werden und will nur wünschen, daß die Gefährten immer mit mir zufrieden sind. Aus politischen Ansichten konnte man im Jahre 1891 sehr anders über Handelsverträge denken als heute. Man sagte damals, daß es nothwendig sei, das gute Verhältniß im Dreibunde zu stärken. Ich will mich nicht auf die hohe Politik einlassen; ich kann aber nur ein gutes Verhältniß im Dreibund wünschen. Daß bei Ablehnung des Vertrages sich das Verhältniß verschlechtert hätte, zu beweisen, würde allerdings sehr schwer sein. Im Dreibund ist Deutsch⸗ land am schwersten belastet durch die Rüstung, und in Deutschland trägt wiederum die Landwirthschaft die größte Last. Die „Preise der landwirthschaftlichen Producte waren 1891 ungewöhnlich hoch, und es lag die Gefahr nahe, daß die Zölle erheblich reducirt würden, wenn nicht durch die A die Sache abgemildert würde. Wir mußten uns verlassen auf die Zusage des Reichskanzlers, daß die Zölle nicht ermäßigt werden follten. Alle diese Gesichtspunkte, die damals maßgebend waren, sind heute, wo wir 100 pro Wispel weniger bekommen, nicht mehr vor⸗ handen. Dadurch ist der Widerspruch in der Abstimmung von da⸗ mals und heute schon erledigt. Ich habe für die Verträge 1891 gestimmt, habe aber bald eingesehen, daß das ein politischer Fehler war, und von diesem Augenblick an schieden sich unsere Wege von denen der Regierung. Der Reichskanzler hat uns auseinandergesetzt, wie er gegenüber der Landwirthschaft eine gebundene Marschroute habe, da zur Kompetenz des Reichs nur das Veterinärwesen und einige andere Punkte gehören. Beim Abschluß der Handels⸗ verträge müssen aber die Landwirthe berücksichtigt werden, aber das einzige Aequivalent sind die landwirthschaftlichen Zölle ge⸗ wesen. Das wird nicht dazu beitragen, dem Reichskanzler bei der Landwirthschaft besondere Freunde zu erwerben. Glauben Sie, daß durch die gestrige Abstimmung die Bewegung der Agrarier eine schwächere werden wird? Nein, sie wird nur neue Nahrung er⸗ halten. Zu den Kompetenzen der verbündeten Regierungen gehört auch ganz unzweifelhaft die Währungsfrage, und berüglich der Währungsfrage steht der Reichskanzler den Wäünschen der Land⸗ wirthschaft entgegen. Hier eine Besserung zu schaffen, wäre er wohl in der Lage. Man hat uns immer den Vorwurf gemacht, daß wir Behauptungen aufstellen, aber nichts bewiesen hätten; aber auch von der anderen Seite hat man keine Beweise beigebracht. Auf die Schädigung der Reichsfinanzen haben wir hingewiesen, und wenn es sich auch nur um 5 Millionen Mark handelt, so giebt man auch eine solche Summe in der jetzigen Zeit doch nicht leicht weg. Man hat gesagt, der Zoll wird vom Auslande getragen. Deshalb sei der Ausfall von Zolleinnahmen doch kein Schaden für die Landwirthschaft. Der Schutz der Landwirthschaft wird eben um den Betrag vermindert. Der Staatssecretär Freiherr von Marschall hat uns untergeschoben, daß wir behauptet hätten, die Regierung mache eine schlechte Handelspolitik, um den Beifall der Linken zu finden. Das ist nicht richtig. Wir haben nur gesagt, daß die Handelspolitik den Beifall der Linken findet; ist das ein Beweis dafür, daß sie schlecht ist? Der Abg. Dr. v. Bennigsen meinte, daß hinter uns wenig Landwirthe ständen; hinter Ihnen (links) stehen doch nur Landwirthe, die vielleicht von philosophischen Facul⸗ täten zu Ehrendoctoren ernannt worden sind. Agitation sollte doch der Abg. Dr. v. Bennigsen uns am wenigsten vorwerfen, er, der den Rütlibund gegen das Volksschulgesetz aufgerufen hat. Die damalige Agitation war ein schweres nationales Unglück. Die Agitation ist keine gemachte. Ich spreche hier im Namen meiner ganzen Fraction und ich glaube der Conservativen im Lande. Trotz der Ausführungen des Abg. Dr. v. Bennigsen stehen 99 % sämmtlicher Landwirthe auf meiner Seite und werden unterstützen, was ich gesagt habe. Das wollen die Herren bedenken, darum bitte ich, und das offe s

Reichskanzler Graf von Caprivi:

Meine Herren! Ich bin dienstlich verhindert gewesen, am Anfang der Sitzung hier zu sein, und habe den ersten Theil der Rede des Herrn Freiherrn von Manteuffel nicht gehört. Man hat mir gesagt, er habe mit dem Ausspruch begonnen, daß er und ich weiß nicht, ob auch seine politischen Freunde vor zwei Jahren für den öster⸗ reichischen Handelsvertrag im wesentlichen aus politischen Gründen gestimmt hätte. Ich kann nicht ins Herz des Herrn von Manteuffel sehen, habe auch nicht die Gewohnheit, Privatgespräche, die ich mit Abgeordneten gehabt habe, der Oeffentlichkeit zu übergeben. (Hört! hört! links.) Aber ich kann so viel doch sagen, daß ich damals mit einer großen Anzahl von Landwirthen verkehrt und die Ueber⸗ zeugung, wir könnten ohne Schaden auf 3,50 mit dem Zoll heruntergehen, in den Unterhaltungen mit diesen Herren und vielfach unter ihrer eigenen Zustimmung gewonnen habe. (Hört, hört! links.) Ich habe damals ursprünglich für möglich gehalten, auf 3 herunterzugehen, habe aber gesehen, daß ich da nicht die Zustimmung eines größeren Theils der Herren fand. Ich gebe zu, daß alle der Meinung waren: es ist besser, wir behalten den 5 ℳ⸗Zoll, aber gehen wird die Sache auch mit 3,50 ℳ; und ich würde, wenn ich der Landwirthschaft die 5 hätte lassen können und dabei den Handelsvertrag abschließen, auch nicht auf 3,50 herunter⸗ gegangen sein.

Herr von Manteuffel sagt nun: Ja, die Landwirthschaft allein hat die Kosten des Vertrags mit Oesterreich zu tragen. Ich gebe das bis zu einem gewissen Grade zu, es ist auch niemals von mir bestritten worden. Ich kann nur wiederholen, was gestern gesagt worden ist: Wenn man einmal mit einem Staat wegen eines Handelsvertrags in Verhandlung eintritt, einem Staat, der einen vor⸗ herrschenden Ackerbau hat, einen so vorherrschenden, daß er ihn zum Export, zum bedeutenden Export befähigt, so ist es natürlich für ihn, daß er auf diesem Boden seine Anforderungen stellt, und man muß ihm hierin nachgeben, wenn man auf anderem Boden Vortheile erreichen will.

Damals war auch in agrarischen Kreisen die Stimmung keine so scharfe, und ich fand den Grund davon und finde ihn auch heute noch zum großen Theil darin, daß sie eben noch unmittelbar unter dem Eindruck des Nothstands waren, der sie selbst im preußischen Abgeordnetenhaus zum Nachgeben gegen das Andringen derjenigen veranlaßte, welche die Zölle auf eine Zeit ganz fallen lassen wollten. Vom Regierungstisch ist damals ausgeführt worden: Lassen Sie ein⸗ mal die Zölle auf eine Zeit fallen, so wissen Sie nie, wann sie wieder⸗ kommen und ich habe damals behauptet und behaupte noch heute, ich habe mir ein Verdienst um die Landwirthschaft dadurch erworben, daß ich damals einer Suspension der Zölle auf Zeit nicht nach⸗ gegeben habe. (Sehr richtig! aus der Mitte.)

Ich glaube, es sind doch nicht lediglich politische Motive gewesen. Gewiß, sie haben mitgespielt, sie haben in einer anderen Fraction

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chen Staats⸗Anzeiger.

1893.

des Hauses noch sehr stark mitgespielt, aber die allein maßgebenden Motive sind es keineswegs gewesen. Es hatte eben die Agitation, die jetzt die Landwirthschaft beherrscht und die eine große Menge derer, die sie mitmachen, geradezu blind vorgehen läßt, noch nicht den Höhegrad erreicht, wie jetzt. Man war noch mehr im stande, objectiv und nicht unter dem Drucke subjectiver Beeinflussung zu han⸗ deln und zu denken. Die Verhältnisse haben sich eben seitdem geändert und haben sich wesentlich seit dem Aufkommen des Bundes der Landwirthe geändert.

Ich habe schon einmal gesagt, daß an sich gegen den Bund nichts einzuwenden ist. Ich bin ebenso, wie Herr von Bennigsen, der Meinung: es ist gut, es ist berechtigt, wenn Interessenkreise sich zu⸗ sammenschließen und ihren Interessen zur Anerkennung verhelfen wollen immer aber in der Grenze, die mit dem Gesammtwohl des Staats vereinbar ist. Also, bezüglich dessen, was Herr von Ploetz gestern sagte: das, was legislatorisch in dieser Beziehung ge⸗ schieht, müssen immer Gesetze sein, die das Staatswohl im Auge haben. Gesetze, die nur das Wohl einer Klasse im Auge haben, werden fast immer der Gefahr ausgesetzt sein, andere Klassen zu ge⸗ fährden, und an dieser Klippe hat die Regierung vorbeizugehen sich bemüht.

Warum scheint mir nun der Bund der Landwirthe bedenklich? Ich habe das auch schon einmal gesagt. Der Bund könnte nutzbringend wirken, wenn er zündende Gedanken, lichtvolle Ideen zu Tage förderte, die er uns gäbe, mit denen wir weiter kämen. Wir würden bereit sein, sei es nun der Reichskanzler, seien es die Regierungen der Einzelstaaten, diese Ideen zu ergreifen. Aber ich kann nur wieder⸗ holen, davon haben wir bisher nichts gemerkt. (Heiterkeit links.) Ich habe mich gewendet und wende mich auch heute gegen die agitatorische Methode, die eingeschlagen wird. Ich wiederhole heute noch einmal: Es ist nicht conservativ, Majoritäten gegen Autoritäten ins Gefecht zu führen. (Sehr richtig!) Es ist nicht recht, Massen gegen die Autorität der Regierung ins Gefecht zu führen. Die Regierung muß sich auf große Theile der Be völkerung stützen. Wie unsere Parteilage, unsere Verhältnisse einmal sind, ist es ausgeschlossen, daß eine Regierung, sei es im Reich, sei es in den Einzelstaaten, sich auf eine einzelne Partei stützt. Auf welche denn, meine Herren? Sind Sie im stande, der Regierung eine Majorität zu geben, mit der regiert werden kann? Nein! Also, seitdem ich die Ehre habe, im Amt zu sein, ist uns nichts Anderes übrig geblieben, als den Versuch zu machen, das, was die verbündeten Regierungen für Recht halten, zu erreichen mit derjenigen Unterstützung; die für diesen Fall zu haben ist. Ich habe das ein ander Mal mit den Worten ausgedrückt: wir werden das Gute nehmen, wo wir es finden. Das können Sie uns nicht übel nehmen. Das, was wir Ihnen vorschlagen, halten wir für das Gute, und wir nehmen die Unterstützung da an, wo sie uns gewährt wird. Daß ich persönlich sie gern von Ihnen gehabt hätte, das brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Leisten Sie mir die aber nicht, so suche ich sie wo anders. (Heiterkeit links und in der Mitte.) So sind wir weiter ge⸗ gangen; wir sind immer unserem Ziele zugegangen und haben uns durch nichts irre machen lassen.

Daß der Gedanke, sich statt auf Autoritäten auf Majoritäten zu stützen, ein nach meiner festesten Ueberzeugung durchaus unconser⸗ vativer Gedanke ist, der die Vernichtung des conservativen Princips zur Folge hat, betone ich nochmals. Auch das Ansehen des Parla⸗ ments muß Schaden leiden, wenn Sie in der Anwendung dieses un⸗ richtigen Gedankens so weit gehen, daß Sie imperative Mandate annehmen. Wir haben die Herren A gg. Graf zu Limburg⸗ Stirum und von Ploetz als Verfechter dieses Gedankens gehört bei der Gelegenheit, als sie jemand angriffen, von dem sie glaubten, daß er dem ihm ertheilten und angenommenen imperativen Mandat nicht nachkäme. Es ist daher vielleicht nicht überflüssig, wenn ich den

Artikel 29 der Verfassung vorlese; denn wir machen ja alle Tage die

Erfahrung, wie sehr nicht hier im Hause, aber doch draußen solche Dinge unbekannt sind. Er heißt: Die Mitglieder des Reichstags sind Vertreter des gesammten Volkes und an Aufträge und Instructionen nicht gebunden.

Ich bin der Meinung, es war weise, diesen Artikel in die Reichs⸗ verfassung aufzunehmen, um so weiser, als die Verfassung uns das allgemeine Wahlrecht gab. Ein allgemeines Wahlrecht mit imde⸗ rativen Mandaten führt ganz zweifellos auf die schiefe Ebene, vor der wir Jahre lang in der „Kreuzzeitung“ warnen hörten. Das mn unvermeidlich. Ich habe mir gedacht, daß ein Parlament aus den Besten und aus den Weisesten der Nation zusammengesetzt sein muß. Daß ich die Ehre habe, die Besten vor mir zu sehen, kann keinem Zweifel unterliegen; ob es aber auch überall die Weisesten sind, wird mir in dem Augenblick zweifelhaft (Heiterkeit), wo man durch ein imperatives Mandat sich gegen Vorlagen binden läßt, die man noch nicht kennt. Das würde eine Weisheit voraussetzen, die das ge⸗ wöhnliche Maß überschreitet und eine Art von Vorsehung wäre. Ich kann nicht annehmen, daß diese Inspirationsgabe weit verbreitet sein soll. Wenn Sie nun solche Mandate annehmen, so schädigen Sie, wiederhole ich, das Parlament. Das Ansehen des Deutschen Reich tags muß nach meiner Ueberzeugung sinken, wenn seine Thätigkeit beeinflußt wird durch Ordres, die er von den breiten Massen zu Hause bekommt; dann ist der Reichstag nicht mehr eine Antorität für das Volk, er wird abhängig vom Volk; und genau so geht es dem einzelnen Abgeordneten. Ich bin der Meinung, daß der Abgeordnete die Pflicht hat, auf den Wahlkreis einzuwirken. Gemwiß, er mnß hören: was haben meine Wähler für Interessen, welches er Stimmung? Er ist aber andererseits verpflichtet, seine in dem Wer⸗ kehr mit den Collegen, durch die Verhandlungen des Nesbesrags. durch seine tiefere Bildung gewonnene bessere Ernäahft geüdxmdd in machen. (Sehr richtig! vechts.)

Wenn Herr don Man⸗

dahin führen, die agtarische Bemegung