1893 / 300 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Dec 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Kunst und Wissenschaft.

8 8 Michele Ruggiero. Ein Mann, dem auch viele Deutsche, die in Italien Belehrun und Anregung gesucht haben, zu Dank verbunden sind, meist freilich wohl ohne es zu wissen, ist in diesen Tagen von dem Schauplatz seiner langjährigen Wirksamkeit abgetreten: Michele Ruggiero, der hochbetagte Leiter der Ausgrabung Pompeji'’s. Er verdient wohl, daß ihm auch von deutscher Seite ein Nachruf gewidmet wird, um so mehr, als der stille und bescheidene Mann sich nie bemüht hat, seine nicht geringen Verdienste in weiteren Kreisen bekannt zu machen. Jetzt, in Anlaß seines Rücktritts, sind dieselben von seinem viel⸗ jährigen Mitarbeiter Professor Sogliano hervorgehoben worden.*)

Viele wissen wohl, daß nach der Vereinigung Neapels mit dem Königreich Italien, seit 1861, Giuseppe Fiorelli mit hoher Intelligenz und durchgreifender Energie die Ausgrabung der verschütteten Stadt organisirte und leitete, nur Wenigen aber ist bekannt, daß ihm dabei seit 1864 als technischer Director Ruggiero zur Seite stand, und daß, wie Fiorelli die kraftvolle Förderung und umsichtige Leitung des Ganzen, so ihm die verständnißvolle Sorge für die Erhaltung und, soweit es nöthig war, Wiederherstellung alles einzelnen verdankt wird. Als dann im Jahre 1875 Fiorelli als General⸗Director der Aus⸗ grabungen für ganz Italien nach Rom übersiedelte, übernahm Ruggiero selbständig die Leitung Pompeji’s und hat sie, obgleich in der letzten Zeit fast erblindet, bis jetzt geführt, sorgsam und umsichtig, unter nicht immer leichten Verhältnissen, mit nicht reichlich bemessenen Mitteln, während doch die stets wachsende Ausdehnung des Aus⸗ egrabenen immer größere Erhaltungskosten erforderte und eine energische Weiterführung der Ausgrabung erschwerte.

Ruggiero war von Haus aus Architekt; eine ausgedehnte und er⸗ folgreiche Berufsthätigkeit ging seinem Eintritt in die Direction vor⸗ aus. Durch Reisen in England und Frankreich hatte er seine technischen Kenntnisse erweitert, für die er in Pompeji reichliche Verwendung fand. Denn die Erhaltung einer ausgegrabenen, zerstörten Stadt ist eine recht schwierige Sache. Sie muß in einem gewissen Grade im Wiederaufbauen bestehen; sich selbst überlassen würden die trümmer⸗ haften Mauern bald der zerstörenden Wirkung der atmosphärischen Einflüsse, besonders der Regengüsse erliegen, und in Pompeji ganz besonders wegen der meist recht dürftigen Beschaffenheit des Mörtels. Da müssen allzu niedrig erhaltene Mauern erhöht, namentlich aber Un⸗ gleichheiten in der Höhe der Erhaltung ausgeglichen werden. An Holzwerk sind meist nur die Thürstürze, seltener das einen Oberstock tragende Balken⸗ werk erhalten, und zwar stets in verkohltem Zustande; dies muß durch neues Holzwerk ersetzt und von Zeit zu Zeit erneuert werden. Endlich ist es nöthig, die unter dem milden Himmel Campaniens üppig wuchernde Vegetation immer und immer wieder zu vertilgen. Kurz, die Verwaltung liegt in einem fortwährenden Kampfe mit den zer⸗ störenden Naturmächten, die ja schließlich einmal obsiegen werden, denen aber die werthvolle Beute solange wie möglich streitig gemacht werden muß. Ganz besonders aber kommt es darauf an, gleich nach der Ausgrabung das Gefundene so zu verstärken und, wenn nöthig, zu ergänzen, daß es dauerhaft und widerstandsfähig wird. Und es ist besonders anzuerkennen, daß grade dies unter Ruggiero's Verwaltung in besonders consequenter und einsichtiger Weise geschehen ist. Ein Beispiel möge das Gesagte erläutern.

Bekanntlich ist von den Häusern Pompeji's nur sehr selten mehr als das Erdgeschoß erhalten. Die einzige Gelegenheit, mehrstöckige Bauten kennen zu lernen, bieten die nicht zahlreichen Häuser, welche, vermuthlich in der langen Friedenszeit zwischen dem zweiten punischen Kriege und den Bürgerkriegen, als man die Stadtmauer verfallen ließ, an der Stelle derselben, am Abhange des Stadthügels erbaut waren: diese sind mehrstöckig, und zwar so, daß man von der Straße zu ebener Erde in das oberste oder nächstoberste Stockwerk eintritt und aus diesem in die übrigen, bis an den Fuß des Hügels reichenden hinabsteigt. Es ist klar, daß hier dem für die Erhaltung der ausgegrabenen Gebäude sorgenden Architekten eine besonders wichtige, aber auch besonders schwierige Aufgabe gestellt ist. Eine Reihe solcher Häuser wurde gegen Ende des vorigen Jahrhunderts in der Nähe des sogenannten Herculaner Thors ausgegraben. .

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Die einzige Quelle für die Kenntniß derselben sind die in den Jahren 1809 bis 1811 von dem französischen Architekten Mazois gemachten Aufnahmen; die Häuser selbst, für deren Erhaltung wenig geschah, sind in einem solchen öö“ daß es unmöglich ist, von der Vertheilung der Räume eine Vorstellung zu gewinnen. Unter diesen Umständen war es sehr erwünscht, daß Ruggiero vom Jahre 1883 an am südlichen Abhange des Stadthügels eine Reihe ähnlicher Häuser ausgraben ließ. Welch anderes Bild bietet diese Ausgrabung! Hier ist alles, was zur Zeit der Aufdeckung kenntlich war, dauernd der Wissenschaft gesichert; was nicht haltbar schien, ist verstärkt, ein⸗ gestürzte Gewölbe sind hergestellt worden, und man darf ohne Scheu versichern, daß nach 100 Jahren diese Häuser ebenso gut wie jetzt sichtbar und der Forschung zugänglich sein werden. Und dabei hatte man hier mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen; namentlich ein großes vierstöckiges Haus, mit einer geräumigen Badeanlage im zweit⸗ untersten Stock ist ein bemerkenswerthes Beispiel sorgfältiger Er⸗ haltung und Herstellung eines sehr zerstörten, fast nur durch die aus⸗ füllenden Schuttmassen aufrecht gehaltenen Gebäudes.

„Natürlich sind die Kosten derartiger Arbeiten beträchtlich. Und es hat nicht an Stimmen gefehlt, die der Verwaltung Ruggiero's diese und ähnliche Ausgaben zum Vorwurf machten und meinten, es wäre besser gewesen, statt dessen die Ausgrabung energisch zu fördern. Ruggiero hat sich dadurch nicht irre machen lassen, und sicher hat er daran Recht gethan. Alles, was in dieser Richtung geschehen ist, darf man rückhaltslos billigen, und nur etwa wünschen, daß noch mehr geschehen wäre, namentlich für die Erhaltung der Gemälde. Freilich ist auch in dieser Beziehung viel gethan worden, und der Fortschritt gegen frühere Zeiten ist beträchtlich. Und was versäumt worden ist, mag in der Knappheit der Geldmittel eine Entschuldigung finden. Zahlreiche Gemälde sind von den Wänden ge⸗ nommen und nach Neapel ins Museum gebracht worden; in nicht wenigen Räumen sind die Malereien durch Schutzdächer wenigstens für lange Zeit vor dem Untergange bewahrt worden. Zu wünschen wäre aber doch, daß noch lebendiger als bisher die Ueber⸗ zeugung durchdränge, daß der Werth der pompejanischen Malereien nicht nur auf den mythologischen und sonstigen figürlichen Dar⸗ stellungen, sondern oft in weit höherem Grade auf dem ornamentalen Schmuck der Wände beruht, daß hier stets das wirklich werthvolle sofort mit sicherem Blick erkannt und um jeden Preis möglichst lange vor dem Untergange geschützt würde. Hier bietet sich dem Nachfolger Ruggiero's ein Feld, auf dem noch Fortschritte gemacht werden können. VVon seinen eigenen, namentlich auf technische Dinge bezüglichen Forschungen über Pompeji hat Ruggiero nur wenig an die Oeffent⸗ ichkeit gegeben. Rühmliche Erwähnung verdienen namentlich zwei Abhandlungen in einem im Jahre 1879 erschienenen Sammelband (Pompei e la regione sotterrata dal Vesuvio. Napoli 1879); sie handeln über den Lauf der Küste im Alterthum und über die Art der Verschüttung der campanischen Städte. Weit wichtiger aber sind die drei starken Quartbände, in denen er eine große Anzahl von Be⸗ richten über frühere Ausgrabungen gesammelt und herausgegeben hat, und vor allem diese Seite seiner Thätigkeit wird seinen Namen in ehrenvollster Weise auf die Nachwelt bringen. Im Jahre 1881 er⸗ schien das erste dieser Werke: Gli Scavi di Stabia. Nur Wenige wußten von den Ausgrabungen, durch die 1750 bis 1782 auch Stabiae, die dritte der vom Vesuv verschütteten Städte, erferscht worden war. Und doch waren von den amals gefundenen Gebaͤuden Pläne aufgenommen und Beschreibungen verfaßt worden. Aber diese Pläne, diese Berichte waren nie gedruckt, sie waren nicht einmal aufbewahrt worden; niemand wußte, wohin sie gekommen. Durch Benutzung einer glücklichen Gelegenheit rettete

Ruggiero einen beträchtlichen, in Privatbesitz übergegangenen Theil *) Michele Ruggiero e gli Scavi di Pompei. Memoria

letta alla R. Accademia di archeologia, lettere e belle arti dal socio ordinario residente Antonio Sogliano. Napoli 1893.

derselben, sammelte, was sonst noch aufzutreiben war, und konnte nun mit Recht sich rühmen, der Wissenschaft fast eine ganze antike Stadt wiedergegeben zu haben. Nach wenigen Jahren, 1885, folgte ein Werk von noch größerem allgemeinen Interesse: Storia degli Scavi di Ercolano. Da Herculaneum zum E Theil nicht eigentlich ausgegraben, sondern durch unterirdische

tollen erforscht worden ist, so sind die Berichte über diese Arbeiten und die während derselben gemachten Aufnahmen von noch weit größerer Wichtigkeit als die s. Zt. von Fiorelli in seiner Pompeianarum antiquitatum historia gesammelten Berichte über die Ausgrabungen von Pompeji. Leider aber waren auch diese Herculanenser Aufzeichnungen weder gedruckt noch auch nur ordentlich aufbewahrt worden. Es ist ein nicht hoch genug anzu⸗ schlagendes Verdienst Ruggiero's, daß er endlich daran ging, das noch vorhandene zu sammeln und, durch andere gleichzeitige Nachrichten ergänzt, herauszugeben: nur so ist es möglich geworden auch von Herculaneum eine einigermaßen vollständige und zuverlässige Kenntniß zu gewinnen, während man früher auf eine Reihe kleiner Schriften aus der Zeit der Ausgrabungen angewiesen war, deren Zuverlässigkeit man kaum controliren konnte. Ein drittes Werk: „Degli Scavi di antichità nelle province di terraferma dell' antico regno di Napoli dal 1743 al 1876. Napoli 1888“, ist wissenschaftlich werthvoll, aber von geringerem allgemeinen Interesse: es ist eine Sammlung von Be⸗ richten über Ausgrabungen, die in den angegebenen Jahren an ver⸗ schiedenen Punkten Süditaliens stattgefunden haben.

Für eines aber haben gerade wir Deutschen besonderen Grund, dem jetzt abtretenden Leiter der Pompejanischen Ausgrabungen dankbar zu sein. Die wissenschaftliche Erforschung Pompeji's ist seit nunmehr bald vierzig Jahren außer von den durch ihre amtliche Stellung dazu berufenen Italienern ganz vorzugsweise und fast ausschließlich von Deutschen, im Anschluß an das deutsche archäologische Institut in Rom, betrieben worden. Und wer je an dieser Arbeit theil genommen hat, wird gern des freundlichen Entgegenkommens, der stets bereiten Hilfe seitens der italienischen Behörden gedenken. Ruggiero, hierin übrigens dem Beispiel seines großen Vorgängers Fiorelli folgend, hatte

in dieser Beziehung die größte Liberalität zur Regel ge⸗ macht. Jede Erleichterung wurde und wird noch jetzt gern gewährt, jede Auskunft bereitwilligst ertheilt, und wenn einmal eine besondere Nachgrabung an einer bestimmten Stelle nöthig war, so ist auch dies stets ohne Schwierigkeit zu erreichen gewesen. Und es darf wohl gesagt werden, daß dies einträchtige und neidlose Zusammen⸗ arbeiten gute Früchte getragen und die Kenntniß Pompeji's nicht uner⸗ heblich gefördert hat.

Nach dem Rücktritt Ruggiero's ist kein neuer Director ernannt, sondern die Leitung der Ausgrabung dem rühmlichst bekannten Director des Museums in Neapel, Professor De Petra, im Nebenamt übertragen worden; der langjährige Mitarbeiter Ruggiero's, Professor Sogliano, wird auch ihm als Inspector zur Seite stehen. So ist sicher zu er⸗ warten, daß die Arbeit in demselben Geiste weiter geführt werden wird.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗

Maßregeln.

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8 Cholera.

Rußland. Ueber den Stand der Cholera in Polen wird Folgendes berichtet: Vom 2. bis 8. Dezember sind im Kreise Wloclawek und in der Stadt Blonie (Gouvernement Warschau) 13 Erkrankungen und 5 Todesfälle vorgekommen; vom 29. November bis 6. Dezember im Kreise Opatow (Gouvernement Radom) 46 bezw. 21; vom 2. bis 8. Dezember in der Stadt Sokolow (Gouverne⸗ ment Siedlez) 18 bezw. 8; vom 1. bis 7. Dezember in Plozk und in den Kreisen Plonsk, Sierpec und Prasnysz (Gouvernement Plozk) 22 bezw. 21; vom 2. bis 9. Dezember in der Stadt und in den Kreisen Lomza (Gouvernement Lomza) 29 bezw. 11; vom 1. bis 7. Dezember in den Kreisen Mariampol und Wladislawow (Gouverne⸗ ment Suwalki) 19 bezw. 7.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.

„An der Ruhr sind am 15. d. M. gestellt 12 299, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

FIn Oberschlesien sind am 14. d. M. gestellt 5334, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am 15. Dezember das Grundstück Invalidenstraße 6 und Berg⸗ straße 63/63 a, dem Kaufmann Eduard Troplowitz gehörtg, zur Versteigerung; Fläche 4,44 a; Nutzungswerth 10 220 ℳ; Mindest⸗ gebot 166 750 ℳ; für das Meistgebot von 300 000 wurde die Grunderwerbsgesellschaft mit beschränkter Haftung zu Berlin, Behrenstraße 39, Ersteherin.

Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin stand das Grundstück zu Schöneberg, an der Sedanstraße belegen, der Frau Zimmermeister Pauline Schubert und dem Maurer August Bischof gehörig, zur Versteigerung; Fläche 5,84 a; Mindestgebot 700 ℳ; für das Meistgebot von 21 500 wurde der Director Jonas Emmel zu Berlin, Leipzigerstraße 135, Ersteher.

Berlin, 15. Dezember. (Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz.) Butter. (Im Großhandel franco Berlin an Producenten bezahlte Abrechnungspreise.) Hof⸗ und Ge⸗ nossenschafts⸗Butter 16 110 ([I11a. (05 103 v11. n ⸗. abfallende 100 104 ℳ, Land⸗, Preußische 93 95 ℳ:, Netzbrücher 93 95 ℳ, Pommersche 93 95 ℳ, Polnische 90 93 ℳ, Bahyerische Sennbutter 98 103 ℳ, do. Landbutter 90 93 ℳ, Schlesische 95 98 ℳ, Galizische 78 83 ℳ, Margarine 40— 70 Käse: Schweizer, Emmenthaler 83 90 ℳ, Bayerischer 60 70 ℳ, Ost⸗ und Westpreußischer Ia. 60 66 ℳ, do. II a. 50—- 60 ℳ, Holländer 80 85 ℳ, Limburger 38 42 ℳ, Quadrat⸗Mager⸗ käse Ia. 23 28 ℳ, do. II a. 15 20 Schmalz: Prima Western 17 % Ta. 54 ℳ, reines, in Deutschland raffinirt 53 54 ℳ, do. Berliner Bratenschmalz 56 57 Fett, in Amerika raffinirt 46 ℳ, do. in Deutschland raffinirt 42 Tendenz: Butter: Schwache Kauflust und größere Einlieferungen drückten die Preise. Schmalz: ruhig.

Magdeburg, 15. Dezember. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92 % —,—, neue 13,70, Kornzucker excl. 88 % Rendement —,—, neue 12,95, Nachproducte execl., 75 % Rende⸗ ment 10,40. Stetig. Brotraffinade I. —,—, Brotraffinade II. —,—, Gem. Raffinade mit Faß 26,75. Gem. Melis I. mit Faß 24,75. Ruhig. Rohzucker. I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. De⸗ zember 12,22 ½ Gd., 12,30 Br., pr. Januar 12,37 ¼ bez. und Br., pr. Februar 12,45 Gd., 12,47 ½ Br., per März 12,57 ½ bez. und Br. Ruhig. Wochenumsatz im Rohzuckergeschäft 195 000 Ctr.

Leipzig, 15. Dezember. (W. T. B.) Kam mzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per Dezember 3,42 ½ ℳ, per Januar 3,45 ℳ, per Februar 3,45 ℳ, per März 3,47 5 ℳ, per April 3,50 ℳ, per Mai 3,52 ½ ℳ, per Juni 3,55 ℳ, per Juli 3,60 ℳ, per August 3,62 ½ ℳ, per September 3,62 ½ ℳ, per Oktober 3,62 ½ ℳ, per November 3,62 ½ Umsatz 15 000 kg.

Bremen, 15. Dezember. (W. T. B.) Böoörsen⸗Schlußbericht. Raffinirtes Petroleum. (Officielle Notirung der Bremer Petroleum⸗Börse.) Sehr fest. Loco 4,95. Baumwolle. Stetig. Upland middling, loco 40 ¼ ₰3, Upland Basis middling, nichts

pr. Januar 40 ¾ ₰, per Februar 40 ½ ₰, pr. März 40 .

April 41 Z. pr. Mat 41 Schmalz. Ruht Phchr ₰, Wilcox Z, Choice Grocerv ₰, Armour shield 46 ¼ 8 Cudahy 4A. Rohe & Brother (pure) ₰, dai..t 40 ₰. Wolle. Umsatz 202 Ballen. Speck. Ruhig. Short elear middl. November⸗Abladung 42, Dezember⸗Januar⸗Abladung 88 ½. Taback. Umsatz 39 Fässer Kentucky. 8

Hamburg, 15. Dezember. (W. T. B.) Die Generalversamm⸗ lung der Verlagsanstalt und Druckerei Actien⸗Gesell⸗ schaft vormals J. F. Richter in Hamburg genehmigte 1000 gegen 527 Stimmen den Bericht und die Abrechnung. Minorität legte gegen die Ertheilung der Decharge Protest ein.

London, 15. Dezember. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen⸗ 1— 291 7 15 ½ ruhig

üben⸗Rohzucker loco ruhig. ile⸗Ku 3 ½ pr. 3 Monat 9

Liverpool, 15. Dezember. (W. T. B.) (Baumwollen⸗ Wochenbericht.) Wochenumsatz gegenwärtige Woche 86 000 svorige Woche 62 000), do. von amerikanischen 77 000 (54 000), do. für Specu⸗ lation 1000 (1000), do. für Export 5000 (3000), do. für wirklichen Consum 71 000 (50 000), do. unmittel. ex. Schiff 85 000 (65 000) wirklicher Export 13 000 (8000), Import der Woche 128 000 (159 000), davon amerikanische 96 000 (129 000), Vorrath 1 122 000 (1 092 000), davon amerikanische 918 000 (900 000), schwimmend 5 114“ 370 000 (325 000), davon amerikanische 360 000 3150, .

„Manchester, 15. Dezember. (W. T. B.) 12r Water Taylor 5 ¼ 30r Water Taylor 7 ½, 20r Water Leigh 6 ⅜, 30r Water Clayton 7 ¾, 32r Mock Brooke 7 ½, 40r Mayoll 7 ⅝, 40r Medio Wilkinson 8 ½, 32r Warpcops Lees 6 ¾, Z6r Warpcops Rowland 7 ⅞, 36r Warpcops Wellington 7 ⅝,[ 40r Double Weston 88, 60r Double courant WG 32“ 116 Yards 16 % 16 grey Printers aus 32r/46 1

32. Fest.

Glasgow, 15. Dezember. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 322 024 Tons gegen 343 078 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betrieb befind⸗ lichen Hochöfen beträgt 15 gegen 76 im vorigen Jahre.

St. Petersburg, 15. Dezember. (W. T. B.) Producten⸗ markt. Talg loco 58,00, pr. August —. Weizen loco 10,00. 888 6,35. Hafer loco 4,10. Hanf loco 43,00. Leinsaat oco 14,50.

Am ster dam, 15. Dezember. Java⸗Kaffee good ordinary 52. Bancazinn 477.

New⸗York, 15. Dezember. (W. T. B.) Die Börse eröffnete bei weichender Tendenz, wurde im weiteren Verlauf träge und schloß im allgemeinen schwach. Der Umsatz der Actien betrug 142 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 155 000 Unzen geschätzt.

Weizen anfangs träge, dann einige Zeit steigend infolge niedrigerer Schätzungen der Ernte in Rußland, später theilweise 66 geschwächt auf erwartete Zunahme der sichtbaren Vorräthe. Schluß stetig. 8 Mais anfangs niedriger auf erwartete Zunahme der sicht⸗ baren Vorräthe, später erholt auf geringe Ankünfte und Deckungen der Baissiers. Schluß stetig.

Baumwollen⸗Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions⸗ häfen 297 000 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 150 000 Ballen, Ausfuhr nach dem Continent 101˙000 Ballen. Vorrath 1 666 000 Ballen.

„Chicago, 15. Dezember. während des ganzen Tages infolge von Berichten über ungünstiges kaltes Wetter. Schluß stetig. Mais allgemein fest während des

ganzen Tages.

Philadelphia, 15. Dezember. (W. T. B.) Die Phila⸗ delphiag Crane and Iron Company, mit einem Kapital von 2 Millionen Dollars, hat ihre Zahlungen eingestellt. Man hofft, daß die Gesellschaft ihren Geschäftsbetrieb wird wieder aufnehmen können, wenn die allgemeine Geschäftslage sich bessert. Die Passiven sollen nicht erheblich sein.

Mex iko, 15. Dezember. (W. T. B.) Der Bauvertrag zur Fertigstellung der Tehua ntepec-Eisenbahn wurde mit dem Bau⸗ unternehmer Ingenieur Stanhope abgeschlossen. Die Wieder⸗ aufnahme der Arbeiten zur Vollendung der Bahn ist bereits erfolgt.

Mannigfaltiges. 8

Für den verstorbenen Bürgermeister a. D. Geheimen Regierungs⸗ Rath Hermann Duncker fand heute Vormittag in der Villa des Entschlafenen am Nollendorfplatz die Trauerfeier statt. Der Sarg war aufgebahrt im hinteren Saal des Erdgeschosses. ür den Magistrat von Berlin, der mit dem Ober⸗Bürgermeister Zelle an der Spitze vollzählig der Feier beiwohnte, legte der Stadtrath Borchardt einen mit kostbaren Orchideen durchflochtenen Riesenkranz nieder, auf dessen Schleife die Worte standen: „In treuem Gedenken“. Die Stadtverordneten⸗ Versammlung hatte mit dem stell⸗ vertretenden Vorsteher Dr. Alex. Meyer, zwölf Mitglieder deputirt. Die Bureaubeamten des Magistrats sandten eine Abordnung mit einem prächtigen Kranz. Auch die Directoren der verschiedenen städti⸗ schen Werke waren erschienen. Von den Ministerialbehörden waren die Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Räthe Dr. Jordan und Dr. Wehren⸗ pfennig, für das Polizei⸗Präsidium der Polizei⸗Präsident Freiherr von Richthofen und der Ober⸗Regierungs⸗Rath Friedheim anwesend. Für den Verein für die Geschichte Berlins, dessen Ehrenmitglied der Verstorbene gewesen, legten der Geheime Archiv⸗Rath Reuter und Dr. Brendecke einen Widmungskranz nieder, für die Gesellschaft für Heimathkunde der Provinz Brandenburg erschien Stadtrath Friedel; auch die Lutherstiftung hatte einen Kranz übersandt. Die Feier wurde von den Sängern des Königlichen Domchors mit dem Choral „Selig sind die Todten“ eröffnet. Dann nahm der Prediger Professor Scholz von St. Marien das Wort zur Gedenkrede, die an das Pfalmenwort an⸗ tnüpfte „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzet und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibet, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe“. Mit Gesang schloß die Feier. Alsdann erfolgte die Ueberführung der Leiche nach dem Zwölf⸗Apostelkirchhof.

Dem Rector der Universität, Geheimen Regierungs⸗Rath

fessor Dr. Weinhold wurde, wie die „N. A. Z.⸗ mittheilt, gestern von sieben Chargirten die Adresse überreicht, welche ihm die Stu⸗ dentenschaft nachträglich zu seinem siebzigsten Geburtstag gewidmet hat.

Wie die „N. A. Z.“ erfährt, beabsichtigt der Magistrat, zum dauernden Gedächtniß des verstorbenen Directors der städtischen Wasserwerke Henry Gill wegen dessen Verdienste um die Verforgung der Stadt Berlin mit xgutem Wasser eine Bronzebüste desselben aufzustellen. Der Magistrat hat daher auf Antrag des Curatoriums der städtischen Wasserwerke beschlossen, bei der Stadtverordneten⸗Ver⸗ sammlung die Genehmigung hierzu einzuholen und diese zugleich zu ersuchen, eine Summe bis zu 10 000 zu dem Zweck zu bewilligen. Die Büste soll ihren Platz auf dem Grundstück der Wasserwerke am Müggelsee finden. 1.“

Liegnitz, 15. Dezember. Der Ballon „Phönix“, der heute Morgen vor 8 ½ Uhr in Berlin aufgestiegen war, ist, wie „W. T. B.“ meldet, nach ergebnißreicher Fahrt östlich von Liegnitz glatt gelandet.

unter low middling, auf Termin⸗Lieferung, pr. Dezember 40 ¼

(W. T. B.) Weizen allgemein fest

werden muß.

Militärisches.

Neues Repetitionsbuch für die Capitulantenschulen der deutschen Armee. Zehnte vermehrte und verbesserte Auflage, Berlin 1894. J. Gerstmann's Verlag. Preis 50 (Partiepreis 40 Jhö. ZBei Gelegenheit der Herausgabe einer neuen Auflage wollen wir nicht unterlassen, auf dieses nicht nur beim Unterricht in Capitulantenschulen, sondern auch beim Selbstunterricht der Soldaten des stehenden Heeres und des Beurlaubtenstandes seit langer Zeit bewährte Büchlein, das über die preußische und deutsche Geschichte und Erdkunde, die Grundrechnungsarten, die deutsche Satzlehre und Rechtschreibung, über Naturgeschichte und einiges aus der Raumlehre eingehend unterrichtet, hinzuweisen.

Taktische Unterrichtsbriefe zur Vorbereitung für das Kriegsakademie⸗Examen, taktische Uebungsritte, Kriegsspiel und Manöver. Aufgaben, im Rahmen des Detachements gestellt und erörtert von Griepenkerl Major, agregirt dem Infanterie⸗Regiment Vogel von

alckenstein (7. Westfälisches) Nr. 56. Dritte verbesserte uflage. Felien 1893. E. S. Mittler und Sohn. Preis 9 Von diesem bewährten Hilfsbuch, welches ursprünglich nur dazu bestimmt war, den jüngeren Offizier in die Lehren der Taktik einzuführen, das aber in der Folge auch ältere Offiziere mit erfreulichem Nutzen gebraucht haben, ist in dem Zeitraum von noch nicht ganz vier Jahren bereits die Herausgabe der jetzt vorliegenden dritten Auflage nöthig geworden, die sich von den früheren Auflagen nur insofern unterscheidet, als das Erscheinen des neuen Reglements für die Feld⸗Artillerie, des Entwurfs für das neue Cavallerie⸗Reglement, der neuen Feldbefestigungs⸗ Vorschrift und anderer im Laufe des letzten Jahres ergangenen Vor⸗ schriften gebührende Berücksichtigung gefunden haben.

Das Artillerie⸗Schießspiel. Anleitung zum avpplica⸗ torischen Studium der Schießvorschrift und zur Bildung von Schieß⸗ beispielen von H. Rohne, General⸗Major und Commandeur der 8. Feld⸗Artillerie⸗Brigade. Zweite Auflage. Berlin 1893. E. S. Mittler und Sohn. Preis 2,50 Wie für die Offiziere aller Waffen seit vielen Jahren das Kriegsspiel als eins der besten Mittel ilt, die Offiziere jeden Alters und Grades in der Führung der Truppen im Gelände beim Angriff, bei der Vertheidigung, Recognoscirung, über⸗ haupt bei allen nur denkbaren Kriegs⸗ und Gefechtslagen zu üben und mit den Bestimmungen der Vorschriften für den Felddienst vertraut zu machen, so hat man in neuerer Zeit für die Artillerie im besonderen das Schießspiel erdacht, um in aͤhnlicher Weise die Ausübung der Schießkunst im Sinne der Königlichen Vorschriften zu fördern. Die vom General⸗Major Rohne vor zwei Jahren in erster Auflage her⸗ ausgegebene Anleitung zu dem Schießspiel hat allgemeine Anerkennung gefunden und ist bald ins Englische und Französische übersetzt worden. Bei der schon jetzt erforderlich gewordenen zweiten Auflage ist das Werk auf Grund der neuen Schießvorschrift vom Jahre 1893 gänzlich umgearbeitet worden. Die auch zum Selbststudium geeignete Anleitung ist namentlich den Offizieren des Beurlaubtenstandes für die Vor⸗ bereitung zu einer Dienstleistung, sowie den activen Offizieren für das Commando zur Feld⸗Artillerie⸗Schießschule zu empfehlen.

Truppen⸗Gesundheitspflege. Unter Zugrundelegung der Bestimmungen der Druckvorschriften, zum Gebrauch für Truppen⸗ führer, Truppenärzte, Truppen⸗ und Verwaltungsbeamte, bearbeitet von Dr. A. Kirchner, Stabsarzt im Infanterie⸗Regiment Herzog G Wilhelm von Braunschweig. Berlin 1894. Verlag von Richard Schoetz. Schon seit einer langen Reihe von Jahren wird der Gesundheitspflege im deutschen Heere eine ganz besondere und an günstigen Erfolgen reiche Aufmerksamkeit zugewendet, die in den letzten Jahren noch an Bedeutung gewonnen hat durch die wichtigen Entdeckungen der ärztlichen Wissenschaft über die Krankheitserreger, wonach es keinem Zweifel unterliegt, daß durch rationelle Gesund⸗ heitspflege dem Ausbruch vieler Krankheiten vorgebeugt oder wenigstens die weitere Ausbreitung von Epidemien verhindert werden kann. Da die erforderlichen Vorbeugungsmaßregeln nicht überall genau be⸗ kannt sind, so kann das vorliegende Buch, in welchem alle Regeln für eine gute Gesundheitspflege der Truppen mit großer Gründlichkeit zusammengestellt sind, nur freudig willkommen geheißen werden. Mit anerkennenswerther Sorgfalt sind darin die Unterkunft der Truppen und ihre Umgebung, die Pflege des Körpers, die Ernährungsweise, das Trinkwasser, die Entfernung der Abfallstoffe und die Verhütung der im Dienst durch Erkältung oder durch große Hitze entstehenden Krankheiten behandelt. Ein längeres Kapitel ist auch der Bekleidung des Soldaten gewidmet und hierbei mit Recht der Hauptnachdruck auf eine gesundheitlich angemessene Fußbekleidung gelegt worden. In drei Anlagen werden 1) die Erfordernisse an die Beschaffenheit der haupt⸗ sächlichsten im Menageverkehr bei den Truppen vorkommenden Ver⸗ brauchsgegenstände, 2) der Nährwerth der hauptsächlich für die Truppenverpflegung in Betracht kommenden Nahrungsmittel be⸗ sprochen, und 3) wird ein abwechselungsvoller, sachgemäß zusammen⸗ gestellter Speisezettel für zwei Wochen erste Woche Winterkost, zweite Woche Sommerkost, wie er sich bei einem durchschnittlichen täglichen Verpflegungszuschuß von 17 (einschließlich Frühstücks⸗ zuschuß) herstellen läßt, gegeben. Das kleine Buch wird in seiner praktischen Zusammenstellung auch denjenigen Truppenführern, Aerzten u. s. w. sich nützlich erweisen, welche über die Anforderungen an eine rationelle Gesundheitspflege unterrichtet sind, weil sie hier leicht auffindbar alles vereinigt finden, was dabei berücksichtigt werden muß.

Die Entwickelung der Feld⸗Artillerie in Bezug auf Material, Organisation und Taktik von 1815 bis 1892, dargestellt von H. Müller, General⸗Lieutenant z. D. Zwei Bände. Erster Band: Die Entwickelung der Feld⸗Artillerie von 1815 bis 1870, Preis 8 Zweiter Band: Die Entwickelung der Feld⸗ Artillerie von 1870 bis 1892, Preis 10 Beide Bände, auf einmal bezogen, kosten zusammen 16 Verlag von E. S. Mittler und Sohn. Berlin 1893. Der erste, schon im Jahre 1873 er⸗ schienene Band dieses Werkes ist in der vorliegenden neuen Ausgabe durch mehrere wesentliche Zusätze und eine große Zahl kleiner Ergänzungen erweitert und in verschiedenen Punkten berichtigt worden. Jetzt hat der sachkundige Verfasser dem Werk einen zweiten Band hinzugefügt, worin mit besonderer Berücksichtigung der preußi⸗

chen und deutschen Artillerie auf Grund dienstlichen Materials die bedeutsame, in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre zum Abschluß gekommene Entwickelung der Artillerie dargestellt wird. Der General Müller war durch seine dienstliche Stellung als Director des Waffen⸗ Departements im Kriegs⸗Ministerium berufen, persönlich an dieser ntwickelung mitzuwirken, und war S vorzugsweise in der Lage, zuverlässig über die deutsche Artillerie und die

Geschichte der Einführung der neuesten Geschützsysteme zu be⸗

richten; während er nach seiner eigenen Angabe in Bezug auf die Artillerie der übrigen Mächte auf die darüber erschienene

Literatur angewiesen war und deshalb nicht sicher ist, ob seine An⸗

gaben über die auswärtigen Mächte überall von Irrthümern frei ge⸗

blieben sind. Der Zeitpunkt für die Darstellung der Entwickelung der Feld⸗Artillerie erscheint um so angemessener, als die Artillerie infolge der Benutzung eines neuen Treibmittels, des rauchschwachen Pulvers, gerade vor einer neuen Entwickelung von großer Bedeutung steht, welche zum theil durch die Verbesserung der Gewehre, hauptsächlich aber durch die mit der Einführung des neuen Pulvers zu erwartenden großen Fortschritte in der Leistungsfähigkeit der Geschütze herbeigeführt Die Anfänge dieser neuen Entwickelung erörtert der

Verfasser in einigen interessanten Capiteln am Ende des zweiten Theils, wobei er zu dem Schluß kommt, daß das neue Geschützsystem, das Geschütz der Zukunft, welches von allen Großstaaten eingeführt werden muß, bis jetzt noch nicht gefunden ist, und daß es deshalb vfrläusig nicht möglich sei, sich mit einiger Sicherheit darüber aus⸗ usprechen.

Im Novemberheft der von Oberst⸗Lieutenant Schnacken⸗ burg geleiteten „Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine“ (Verlag von A. Bath⸗Berlin) befindet sich der zweite Theil einer Studie des General⸗Majors V. Killiches über drei im Oktoberheft auszugsweise mitgetheilte Projecte zur Reform des Ge⸗ niewesens der österreichisch⸗ungarischen Armee, die hier einer ver⸗ gleichenden Betrachtung unterzogen werden. wird der Aufsatz des Majors J. Schott über Das französische eerwesen seit 1889* fortgesezt. Ueber „Das Königlich italienische Heer im ersten Halbjahr 1893“ verbreitet sich ein Originalbericht des Blattes. Eine andere Abhandlung ist betitelt „Unsere inten⸗ sivere Ausbildung und die französischen Anschauungen über die Bedürfnisse der dortigen Armee“. Oberst⸗Lieutenant Frobenius ist mit einer eingehenden ““ des in Frankreich kürzlich er⸗ schienenen und die dortigen neuen Vertheidigungsmittel an der Landes⸗ grenze genau beschreibenden Werkes „La Frontière“ von Eugene Ténot vertreten. Weiter wird über „Die gegenwärtige Organisation des Rothen Kreuzes in Preußen und Deutschland“ berichtet. „Das Schneeschuhlaufen und dessen militärische Verwendbarkeit“ behandelt Premier⸗Lieutenant A. Steinitzer. Den Sehluß bilden wie ge⸗ wöhnlich interessante kleine heeresgeschichtliche Mitt eilungen und eine ausführliche Umschau in der Militär⸗Literatur.

Dichtkunst. 3 .

Lessing im Urtheil seiner Zeitgenossen. Zeitungs⸗ kritiken, Berichte und Notizen, Lessing und seine Werke betreffend, aus den Jahren 1747 bis 1781, gesammelt und herausgegeben von Julius W. Braun. Eine Ergänzung zu allen Ausgaben von Lessing's Werken. In zwei Bänden. Zweiter Band 1773 bis 1781. Berlin, Verlag von Friedrich Stahn. Seit dem Erscheinen des ersten Bandes ist schon längere Zeit verstrichen, da der Verfasser durch seinen Gesundheitszustand an der Fertigstellung des zweiten Bandes verhindert war. Inzwischen sind ihm noch manche Kritiken zu Händen gekommen, die er in dem zweiten Bande nicht hat verwerthen können, die er vielmehr in einem Nachtragsband veröffentlichen will. In dem vorliegenden Band nehmen den breitesten Raum die Besprechungen der Wolffenbüttler Fragmente ein, und hier machen wir insbesondere die Bekanntschaft mit dem Pastor Johann Melchior Goetze; es ist ergötz⸗ lich, seine Kritiken zu lesen. Einen anderen und zwar juristischen Gegner lernen wir in Albrecht Wittenberg zu Hamburg kennen, der gegen Lessing die Grundgesetze des heiligen römischen Reichs angewandt wissen will, wogegen sich der Prediger an der Nicolaikirche zu Berlin riedrich Lüttke erhebt. Die Einzelheiten dieses Streits, der vorzugsweise die Stellung zur Religion betraf, sind lehrreich und machen die Entstehung von Nathan dem Weisen“ erklärlich. Das Braun'’sche Buch fördert das Verständniß der Schriften Lessing's, und insofern kann man es mit Recht als eine Ergänzung zu allen Ausgaben von Lessing's Werken bezeichnen.

Encyklopädien. 8

Der soeben ausgegebene dritte Band der neuen, fünften Auflage von „Meyer's Conversations⸗Lexikon“ enthält auf 1052 Seiten Text die Artikel „Biot“ bis „Chemikalien“. Mit den voraufgegangenen Bänden theilt er alle bereits öfter gerühmten Eigenschaften: Prägnanz und Kürze in der Darbietung der heutigen menschlichen Kenntnisse, gemeinverständliche und doch auf wissenschaft⸗ licher Grundlage ruhende Behandlung und trotz der Fülle des Stoffs Uebersichtlichkeit und schnelle Auskunftertheilung. Das eingefügte reiche kartographische Material und die prächtigen Illustrations⸗ beigaben erheben das Werk auf einen bisher noch nicht erreichten Standpunkt der Anschaulichkeit. In dem vorliegenden Bande ver⸗ dienen als besonders schöne Farbendrucke Hervorhebung die Tafeln: „Birnen“, „Blattpflanzen I. und II.“ sowie das vorzügliche Faecsimile eines Blatts aus Gutenberg's 42 zeiliger lateinischer Bibel. Neu ist die zweiseitige Holzschnitttafel mit Mustern schöner alter Buchverzie⸗ rungen. Im Tert haben ferner die Situationspläne von Weltverkehrs⸗ plätzen eine Vermehrung erfahren. 1

Karten. 1

Karte des Deutschen Reichs im Maßstabe von 1:500 000, unter Redaction von Dr. C. Vogel ausgeführt in Justus Perthes' Geographischer Anstalt in Gotha, 27 Blätter (und Titelblatt) in Kupferstich. Vierzehn Lieferungen, jede mit zwei Blättern zu je 3 Nitt den Lieferungen zwölf bis vierzehn, welche die Sectionen 12 Münster, 13 Hannover, 19 Dresden, 23 Stuttgart, 27 München und das Titelblatt enthalten, ist dieses Kartenwerk, an dessen Her⸗ stellung in der Geographischen Anstalt unter der fachmännischen Leitung des Dr. C. Vogel seit etwa zwölf Jahren unermüdlich gearbeitet worden ist, und das seit seinem ersten Erscheinen sich einer mit jeder neuen Lieferung steigenden sympathischen Aufnahme „zu erfreuen hatte, vollendet. Das übereinstimmende Urtheil über diese Karte geht dahin, daß sie in gleichem Maße brauchbar ist für militärische, touristische, wissenschaftliche und technische Zwecke und daß sie an Zuverlässigkeit der Angaben, Klarheit der Darstellung, Lesbarkeit des Geländes und Reichhaltigkeit des Materials von keiner der bisher vorhandenen Karten des Deutschen Reichs auch nur annähernd erreicht wird. Sie bildet gewissermaßen ein Zwischenglied zwischen der für den gewöhnlichen Gebrauch nicht genügend handlichen deutschen Generalstabskarte im Maßstabe von 1: 100 000 und den vielen kleinen Specialkarten der Atlanten, die meist nicht dieselbe Reich⸗ haltigkeit oder nicht dieselbe Lesbarkeit besitzen. Während in Frankreich und Italien diese Lücke schon seit längerer Zeit in glücklichster Weise aus⸗ gefüllt war, hat in Deutschland eine solche Karte bis jetzt noch gefehlt. Der Karte ist das neuerdings bei den Atlanten und großen Einzel⸗ karten übliche alphabetisch geordnete Namensverzeichniß, welches das Aufsuchen von Orten und anderen Gegenständen wesentlich erleichtert, beigegeben. Dieses Verzeichniß, enthaltend etwa 52 000 Namen mit Hinweis, wo sie auf den einzelnen Blättern zu finden sind, ist für den praktischen Gebrauch der Karte fast unentbehrlich und kostet 3 Schriftsteller, dessen Werke in England mit ungewöhnlichem Beifall aufgenommen wurden, begonnen. Außerdem enthalten diese Hefte den Anfang eines Romans „Monika“ aus dem Französischen von T. Combe, Fsportsetzungen des Romans „Praktische Lebensweisheit“ („Aufzeichnungen eines Vernünftigen“) aus dem Russischen von J. N. Potapenko, die Skizzen „In 1 Brandung“ aus dem Holländischen von Marie Boddaert und „Ein Gastspiel der Frau Melina“ aus dem Ungarischen von F. Herczeg, sowie drei Gedichte „Auf einen Stein geschrieben“, „Stetes Wandern und „Trost“ aus dem Italienischen von L. Stecchetti, Alinda Bonacci⸗ Brunemonti und Gabriele d'Annunzio. In der Rubrik „Von Diesem und Jenem“ werden Mitheilungen gemacht über die Entstehung des Zola'schen Romans „Doctor Pascal“, über japanische Dichtungen, die brasilianische Literatur u. a.

Kunstgewerbe.

Schriften⸗Atlas. Eine der wichtigsten Schreib⸗ und Druckschriften aus alter und neuer Zeit nebst Initialen und Monogrammen, Wappen, Landesfarben und heraldischen Motiven, für die praktischen Zwecke des Kunstgewerbes zusammengestellt von Ludwig Petzendorfer. Stuttgart, Verlag von Julius Hoffmann. Dieses Prachtwerk liegt nun (in 20 Lieferungen zu je 1 ℳ) vollständig vor.

Wer die darin enthaltenen mannigfachen zierlichen Kanzleischriften, die schönen Antiqug⸗, Schwabacher und Renaissance⸗Fracturen, die pracht⸗ vollen, kunstreichen Manuscript⸗Initialen und die eleganten Renaissance⸗ Alphabete durchmustert, der wird zu der Einsicht kommen, daß von allen diesen Schätzen unsern modernen Drucken noch vieles zu gute kommen könnte. Vor allem aber werden Architekten, Maler und Zeichner, die ja alle gelegentlich decorativer Schriften ensth. hier eine wohlgeordnete gediegene Auswahl finden, die jedem Stil und jedem Material angemessene Vorbilder bietet und in großentheils mehrfarbig ausgeführten Blättern für Firmenschilder, dressen, Diplome, Spruchbänder u. s. w. viel Brauchbares liefert. Besonders dankenswerth ist auch die Zugabe der wichtigsten orientalischen Schrif⸗ ten, sowie einiger Blätter, welche die Hauptregeln der heraldischen Darstellung veranschaulichen. Gesundheitswesen. 1

Im Verlage von Richard Schoetz hierselbst (Luisenstr. 36) ist die Schrift, in welcher Sanitäts⸗Rath Dr. Mencke die Frage zu beantworten unternimmt: „Welche Aufgaben erfüllt das Krankenhaus der kleinen Städte und wie ist es einzu⸗ richten?“ soeben bereits in vierter Auflage erschienen. (Pr. 5 ℳ) Auf Grund langjähriger Erfahrung bietet der Verfa ser darin detaillirte Pläne und Vorschläge für Bau, Einrichtung und Betrieb von kleineren Krankenhäusern, Kostenanschläge, Beispiele für die Betriebs⸗ berechnungen, Rathschläge über die Organisation von Krankenvereinen, den Zahlungsmodus ꝛc. Der Verfasser hofft, daß, wenn auf die von ihm angegebene Weise die kleineren Gemeinden anfangen, Kranken⸗ häuser einzurichten, auch ihnen die Vortheile, welche die Wissenschaft dem öffentlichen Wohl bietet, immer mehr zugänglich gemacht, und der Unterschied, der in dieser Beziehung zwischen großen und kleinen Städten geherrscht hat, nach und nach ganz werde beseitigt werden. Durch eine solche Fürsorge für die ärmere Klasse, zu welcher eine ge⸗ läuterte öffentliche Meinung die Mittel herbeizuschaffen habe, würde auch der Wunsch Seiner Majestät des Kaisers, daß die Bürger nicht bloß dem Staat und seinen Organen die Bekämpfung der unzufriedenen Elemente überlassen, sondern selbst Hand anlegen möchten, in Er⸗ füllung gehen können. b b

Nus demselben Verlage liegt eine Schrift vor mit dem Titel⸗ „»Armen⸗Fürsorge und Armen⸗Krankenpflege mit beson derer Berücksichtigung der heutigen Stellung des Armenarztes und Vorschlägen zu ihrer Reform“, von Dr. E. Roth, Regierungs⸗ und Medizinal⸗Rath (Pr. 2 ℳ). Der Verfasser giebt darin eine Ueber⸗ sicht der gesetzlichen Bestimmungen, betreffend die Armen⸗ und Wohl⸗ thätigkeitspflege, wie sie in deutschen und außerdeutschen Ländern be⸗ stehen, bespricht die verschiedenen communalen, kirchlichen und privaten Einrichtungen zur Armen⸗Fürsorge und erörtert die Maßnahmen für eine geregelte Armen⸗Krankenpflege, die er in mannigfacher Hinsicht für reformbedürftig erklärt. Neben der Vermehrung der Aerzte, namentlich auf dem Lande, und der Ausbreitung der Ge⸗ meinde⸗Diakonie bezeichnet er es als dringend nothwendig, daß die Zahl der Krankenhäuser, besonders der Kreis⸗Krankenhäuser, zur Unter⸗ bringung armer ländlicher Kranken vermehrt werde. An die Stelle ungeeigneter, weil technisch nicht vorgebildeter Krankenwärter, welche ihre schwierige Aufgabe vielfach neben ihrem eigentlichen Gewerbe zu versehen hätten, müßten Diakonissen oder barmherzige Schwestern treten, die nach allen Richtungen entsprechend ausgebildet sind ꝛc. Der Ver⸗ fasser handelt weiter eingehend von den Aufgaben der Communalärzte namentlich auch in Bezug auf Ueberwachung der Wohnungen der ärmeren Klassen und andere hygienische Fürsorge und Maßregeln zur Bekämpfung gemeingefährlicher Krankheiten, wofür ihnen angesichts der größeren Milbewalteng ie Aufbesserung ihrer Gehälter zukomme. Um so werthvoller werde aber auch, wenn sbe bestrebt seien, die Fort⸗ schritte der Wissenschaft und Grfahrung guf dem Gebiet der Hygiene der Menschheit nutzbar zu machen, ihre Mitarbeit an den socialen Auf⸗ gaben unserer Zeit.

Das Frauenbuch, ein ärztlicher Rathgeber für die Frau, in der Familie und bei von Frau Dr. med. H. B. Adams, praktische Aerztin in Nordrach. Mit zahlreichen Abbil⸗ dungen. Erste Lieferung. Vollständig in 14 Lieferungen zu je 50 ₰. Stuttgart, Süddeutsches Verlags⸗Institut. Zum ersten Male unternimmt es in diesem Werk eine Aerztin, auf Grund einer lang⸗ jährigen Praxis den Frauen T über die Kenntnisse zu geben, welche für jede Frau, die ihren Beruf als Gattin und Mutter erfüllen will, nothwendig sind. Die Verfasserin will im Haupttheil alle Frauen⸗ krankheiten behandeln, und das Inhaltsverzeichniß zeigt, wie viel Theil verspricht. Ferner aber will sie auch genaue Aufklärungen darüber geben, wie die Krankheiten zu verhüten sind, was zu thun und zu lassen ist, um Körper und Geist durch naturgemäßes Leben vor nach⸗ theiligen Einwirkungen zu schützen. Sie will auf die⸗ jenigen Gefahren aufmerksam machen, deren Nichtbeachtung der Thätigkeit der Hausfrau und Mutter 8 leicht vor der Zeit ein Ziel setzen kann. Durch diese Be ehrungen soll die Frau in den Stand gesetzt werden, bei allen Gesundheitsfragen und Krankheitsfällen ohne Verzug helfend eingreifen zu können. ie vor⸗ liegende erste Lieferung handelt in der Einleitung von der Bedeutung der Gesundheit als Grundlage des Glücks. Der erste Abschnitt bietet dann eine Schilderung der Krankheiten der Wirbelsäule, der Skoliose, der Schädigungen des Brustkorbes durch Corsets, der Beckenenge ꝛc. Die leichtfaßliche Darstellung ist durch eine Reihe von Abbildungen erläutert.

Hauslexikon der Gesundheitslehre für Leib und Seele. Ein Familienbuch von Dr. med. Her mann Klencke. Achte, neu durchgearbeitete und sehr vermehrte Auflage in 28 Liefe⸗ rungen zu je 50 ₰. Nach dem Tode des Verfassers bearbeitet und herausgegeben von einem praktischen Arzt. Verlag von Eduard Kummer in Leipzig. Dieses Werk erscheint jetzt bereits zum achten Mal und zwar diesmal in vollständig neuer Bearbeitung. Nach Art eines Lexikons eingerichtet, bietet es in alphabetischer Anordnung Jedem, dem das Wohl und die leibliche wie seelische Pflege seiner selbst und seiner Angehörigen am Herzen liegt, ein Hilfsmittel, um auf bequeme Weise sich über alles Rath zu holen, was in den täglichen und be⸗ sonderen Zuständen des Körper⸗ und Seelenlebens der Gesundheit schädlich oder förderlich ist. Auch darüber, wie sich der Gesunde und Kranke in allen Vorkommnissen seines Familien⸗ und Berufslebens richtig zu verhalten hat, giebt es schnelle und sachkundige Auskunft. Das Buch steht somit dem Hausarzt treu zur Seite und arbeitet ihm vor. Unterhaltung. 1

Das Dezemberheft der neuen, vornehmen Monatsschrift „Die Frau“ ist soeben im Verlag von W. Moeser, Hofbuchhandlung, Berlin, erschienen. Es enthält außer der Fortsetzung des Romans „Die Familie auf Gilje“ von Jonas Lie, eine Skizze von Emil Marriot: „Ein Mädchen aus der guten, alten Zeit“⸗ und eine Weihnachtserzählung von Mary Wilkins „Die Kirchenmaus“ ferner eine Anzahl lehrreicher Aufsätze: „Die geistige Mitarbeit des Weibes“ von Professor Dr. J. Kohler, „Frauenarbeit im Theater“ von Dr. Peof Schlenther, „Wir Frauen und unsere Dichter“ von Laura Marholm, „Unsere Stimme“ von Dr. Georg Sandmann, Der Letteverein und seine Leiterin“ von Jenny 88 Bienenzucht als Frauenerwerb“ von K. von Mittelstädt, „Die zöusbildung zur Concertsängerin“ und zahlreiche andere Mittheilungen über die Erwerbsthätigkeit der Frauen; endlich noch einige Gedi te von Frida Schanz, Richard Zoozmann und Adalbert von Hanstein. Der Viertel⸗ jahrspreis für die neue Zeitschrift beträgt zwei Mark.