Aichtamtliches.
Deuntsches Reich.
Preußen. Berlin, 30. Dezember.
Seine Majestät der Kaiser und König machten, wie „W. T. B.“ aus Kiel berichtet, mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin e” dem Groß⸗ herzog und der Prinzessin Alix von Hessen und dem Erb⸗ ““ von Oldenburg gestern Vormittag 11 ½ Uhr einen Spaziergang nach Bellevue und fuhren um 1 Uhr in der Werft⸗ pinasse, die Prinzessinnen zu Wagen, in das Schloß⸗ zurück. Gestern Nachmittag 4 Uhr nahmen Seine Majestät mit dem Prinzen Heinrich an Bord des Panzerschiffs „Baden“ das Diner ein. Am Abend wohnten Seine Majestät der Kaiser der Vorstellung im Stadt⸗Theater bei.
Heute Vormittag begaben Sich Seine Majestät mittels Werftpinasse zur Besichtigung des Nord⸗Ostsee⸗Kanals. Mittags gedachten Allerhöchstdieselben Kiel zu verlassen und Abends gegen 9 Uhr wieder im Neuen Palais einzutreffen.
Das große Wecken am Neujahrstage wird, wie in den Vorjahren, derart ausgeführt, daß das Trompetercorps des (2. Garde⸗ Ulanen⸗Regiments früh 8 Uhr von der Kuppel der Schloßkapelle einen Choral sowie einige geistliche Lieder bläst und die Spielleute der 2. Garde⸗Infanterie⸗Brigade mit den Hoboisten des 4. Garde⸗Regiments unter Führung eines Adjutanten vom inneren Schloßhof vor Portal I des Königlichen Schlosses aus, durch dieses Portal, über den Schloß⸗ platz, die Schloßfreiheit und dann die Linden Mittelweg) entlang bis zum Brandenburger Thor und ebenso zurück marschiren. An dem Gottesdienst betheiligen sich in den bezüglichen Kirchen die Truppentheile durch Ab⸗ ordnungen. Bei Beginn der Defilircour werden von einer Batterie im Lustgarten 101 Salutschüsse abgefeuert. Mittags 12 Uhr findet im Lichthofe des Zeughauses große Parole⸗ Ausgabe statt. Seine Majestät der Kaiser und König haben Allerhöchstihr Erscheinen dabei in Aussicht gestellt. 3
Seine Majestät der Kaiser und König haben be⸗ fohlen, daß die Allerhöchste Bestimmung über Einführung der grauen Paletots auch auf die Offiziere der Landgendarmerie Anwendung zu finden hat.
Dem Bundesrath ist ein Entwurf von Bestimmung en, betreffkend Ausnahmen von dem Verbote der Sonn⸗ tagsarbeit in gewerblichen Anlagen, vom Reichs⸗ kanzler vorgelegt worden.
Nachdem die Kabelverbindung a 1 der westafrikanischen Küste wiederhergestellt, ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ in der verflossenen Nacht folgendes Telegramm aus Kamerun,
datirt vom 29. Dezember, Mittags 12 Uhr 40 Minuten, ein⸗
getroffen: G „Da Telegramm nicht angekommen, wiederhole ich:
Am 15. haben 60 Dahome⸗Soldaten der Polizeitruppe
nebst 40 bewaffneten Weibern revoltirt, nachdem sie heimlich Munitionsschuppen erbrochen und die Geschütze, meisten Ge⸗ wehre und viele Munition occupirt hatten. 40 Soldaten blieben treu. Nach fünfzehnstündiger Gegenwehr mußten wir Gouvernementsbeamte und das zu Hilfe geeilte Vermessungs⸗ Commando uns wegen Munitionsmangels zurückziehen.
Ein Weißer und ein treu gebliebener Polizeisoldat ge⸗ tödtet, ein anderer Weißer verwundet; Factoreien unversehrt.
S. M. Kbt. „Hyäne“ kam am 21. von einer Er⸗ holungsreise von San Thomé zurück. Die Geschütze, viele Munition und Gewehre sind zurückerobert, Gesammt⸗ schaden an Regierungseigenthum etwa 20 000 ℳ Da meu⸗ ternde Dahomes in den Busch geflohen sind, ist beständiger Wachtdienst erforderlich.“
Wie „W. T. B.“ erfährt, ist sofort ein weiteres Kriegs⸗ schiff nach Kamerun abgesandt worden. 1
Nach einem weiteren Telegramm aus Kamerun ist bei der Meuterei der eingeborenen Polizeitruppe Assessor Riebow ge⸗ tödtet worden. Bei der Verjagung der Meuterer wurden vom Gouvernement der Krankenwärter Siegert und Gefreiter Steinecke, ferner der Factorist Hotthusen verwundet. Die Ver⸗ wundeten sind außer Gefahr. Von den Meuterern, die er⸗ hebliche Verluste erlitten, sind vier gefangen und gehängt worden.
Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Commando der Marine sind in dem am 20. Dezember in Kamerun gelieferten Gefecht die Matrosen Stange und Opitz von S. M. Kbt. „Hyäne“ verwundet worden, befinden sich jedoch Z “ ö
“
Seit dem 8. Dezember sind dem Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamt im ganzen noch 6 Cholerafälle (aus Gartz a. O.,
Fürstenwalde im Kreise Lebus und aus einem Kranken⸗ hause des Kreises Niederbarnim) angezeigt worden. Darunter befanden sich jedoch 4, in welchen bei anscheinend esunden Personen Choleravibrionen nachgewiesen wurden, Fälle welche rechtzeitig zu erkennen für die Bekämpfung der Cholera zwar von erheblichem Werthe ist, welche aber außerhalb Deutschlands als wirkliche Cholera⸗ Erkrankungen nicht gezählt werden. Der letzte der b Fälle wurde am 22. Dezember mitgetheilt. Seither sind neue Verdachtsmomente nicht bekannt geworden; es ist daher die Annahme berechtigt, daß das seit dem letzten Sommer erneute Auftreten der Cholera nunmehr im ganzen Reichsgebiet sein Ende erreicht hat.
Während im Jahre 1892 die Zahl der im Deutschen Reich festgestellten Cholerafälle sich auf 19 719 belief [darunter 8590 mit tödtlichem Ausgange) und vom 1. Januar bis zum 4. März d. J. noch weitere 213 Erkrankungen mit 89 Sterbefällen folgten, führte das Wiederauftreten der Seuche im letzten Sommer nach den dem Kaiserlichen Gesundheitsamt zugegangenen Wochen⸗Nach⸗ weisungen nur zu insgesammt 569 Erkrankungen mit 288 Todes⸗ fällen. Außerdem wurden bei 92 anscheinend gesunden Personen,
welche fast sämmtlich ee in Beziehungen zu Cholerakranken
gestanden hatten, Kommabacillen nachgewiesen. Das Deutsche Reich ist somit, Dank den seitens der maßgebenden Behörden gegen die Verbreitung der Seuche zielbewußt ergriffenen und zweckent⸗ sprechend durchgeführten Maßnahmen, von dem Ausbruch einer neuen Epidemie im letzten Sommer verschont geblieben, ob⸗ wohl die Gefahr der Einschleppung und Verbreitung infolge des Auftretens der Krankheit in mehreren östlichen und westlichen Nachbarstaaten größer war als im Vorjahre. Sollte, was nicht ausgeschlossen ist, die Cholera auch im nächsten Jahre wieder erscheinen, so wird man einem solchen Ereigniß mit dem Be⸗ wußtsein F können, in diesen Maßnahmen wirksame Waffen im Kampfe gegen die Seuche zu besitzen.
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.“ Mecklenburg⸗Strelitz. 8 re Königlichen Hoheiten der Großherzog und die erzogin sind stark erkältet. Infolge dessen fallen, wie
„W. T. B.“ meldet, Empfang und Festlichkeiten bei Hofe zu eujahr aus. Sachsen⸗Meiningen.
Dem Landtag ist, wie die „Magd. Ztg.“ berichtet, der Etat auf die Jahre 1894—1896 unterbreitet worden. Der Fehlbetrag ist auf jährlich 194 040 ℳ berechnet; er wird, wie schon beim laufenden Etat, aus den angesammelten Kassen⸗ beständen gedeckt werden, die nach Deckung der be⸗ reits früher bewilligten Summe noch 1 443 560 ℳ be⸗ tragen. Eine Neuerung des vorgelegten Etats besteht in der Aufbesserung und Neuregelung der sämmtlichen Staatsdienergehalte, bei denen der Grundsatz der Alters⸗ zulagen zur Anwendung kommt; diese Zulagen erfolgen i Zeiträumen von je fünf Jahren bis zum 25. Dienstjahre
Oesterreich⸗Ungarn.
Dem gestrigen Diner beim Kaiser wohnten, wie „W. T. B.“ meldet, der Erzherzog Albrecht, der deutsche Botschafter Prinz Reuß nebst dem Botschaftspersonal, der General⸗Oberst Freiherr von Loë mit den Mitgliedern der militärischen Deputation, der Kriegs⸗Minister von Krieghammer, die Feldzeugmeister Freiherr von Schönfeld und Freiherr von Beck, der Admiral Freiherr von Sterneck sowie die obersten Hofchargen, die General⸗Adjutanten und die Flügel⸗Adjutanten bei. — Gestern Mittag wurde die Militärdeputation von dem Erzherzog Karl Ludwig empfangen. — Der dem Erz⸗ herzog Albrecht überreichte Marschallstab ist, dem „Frdbl.“ zufolge, 20 Zoll lang und hat einen Umfang von circa 1 ½ Zoll. Er ist ganz mit blauem Sammt überzogen und der Länge nach abwechselnd von einem Ende bis zum anderen je mit einer Anzahl Kaiserlicher Kronen und preußischer Adler in Gold ö Das obere Ende des Stabes ist mit einem in Brillanten ausgeführten preußischen Adler, das Ende mit einem gleichfalls in Brillanten ausgeführten WEWEö
Die heutige „Wiener Zeitung“ veröffentlicht das Land⸗ wehrgesetz, ferner das Gesetz über die provisorische Rege⸗ lung der Handelsbeziehungen mit Spanien sowie das Gesetz über die Verstaatlichung der österreichischen Local⸗Eisenbahngesellschaft und den Bau von Local⸗ bahnen von Lindewiese bis zur Reichsgrenze bei Barzdorf und bei Nicklasdorf.
In der gestrigen Sitzung des böhmischen Landtags gab der Abg. Dr. Engel im Namen der Jungcezechen die Erklärung ab, daß die jungczechische Partei in keinerlei Ver⸗ bindung mit den Vorfällen der letzten Tage stehe, wegen deren sie auf das heftigste angegriffen worden sei. Die Angriffe könnten weder die Partei noch gewisse Mitglieder derselben be⸗ rühren. Redner hob sodann hervor, sofern die czechische Partei Einfluß auf die Erziehung der czechischen Jugend habe, würde sie in den Traditionen wahrer patriotischer Liebe und edler Menschlichkeit erzogen, unter entschiedenem Festhalten an den nationalen Grundsätzen; niemals habe die Partei die Selbständigkeit des Königreichs Böhmen außerhalb des österreichischen Staatsverbandes als Programm aufgestellt. Die Gegner der czechischen nationalen Bewegung versuchten diese zu discreditiren und durch Vorspiegelung eines trüge⸗ rischen Zusammenhanges als umstürzlerisch zu kennzeichnen. Alsdann wurde das Budgetprovisorium angenommen.
Außer dem böhmischen haben vorgestern auch die Land⸗ tage von Schlesien und Krain ihre Thätigkeit aufge⸗ nommen. Der niederösterreichische Landtag hielt gestern eine Sitzung, um das Budget⸗Provisorium für das Quartal des Jahres 1894 zu berathen.
Großbritannien und Irland.
Der Premier⸗Minister Gladstone, der gestern sein 84. Lebensjahr vollendete, wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, bei seinem Erscheinen im Unterhause von den Liberalen und Irländern, die sich von ihren Sitzen erhoben, mit Hurrah⸗ rufen begrüßt. Hierauf begluͤckwünschte Balfour in seinem und der Conservativen Namen den Premier⸗Minister. Glad⸗ stone dankte Balfour für die dargebrachten Wünsche. Als⸗ dann richtete Dalziel an die Regierung mehrere An⸗ fragen, erstens, ob ein britischer Unterthan, der einem fremden Staat den Eid der Treue geleistet habe, ipso facto aufhöre, ein britischer Unterthon zu sein; zweitens, ob der Herzog von Sachsen⸗ Coburg und Gotha in der privaten Eigenschaft eines britischen Unterthanen 10 000 Pfund jährlich von England erhalten werde; drittens, ob im Kriegsfalle der Herzog in seiner Eigen⸗ schaft als Souverän diese Summe gegen die Interessen des⸗ jenigen Landes benutzen könne, von dem er sie beziehe. Der Solicitor⸗General Sir John Rigby, erwiderte, auf die erste Frage könne man in der Regel mit „Nein“ antworten. Falls ein britischer Unterthan sich freiwillig in einem fremden Staat naturalisiren lasse, höre er auf, britischer Unterthan zu sein; aber die Naturalisirung werde gewöhnlich nicht durch die Leistung des Treueides erwirkt. Was die zweite Frage betreffe, so erhalte der Herzog als persona designata durch eine Parlamentsacte 10 000 Pfund jährlich. Die Acte unterscheide nicht die Eigenschaft, unter welcher die Summe gegeben werde. Es sei nicht üblich, hypothetische und zu⸗ falige vn zu beantworten, zu dieser Klasse gehöre die dritte Frage; er müsse ablehnen, sie zu beantworten. (Heiterkeit.) Dalziel fragte hierauf an, ob Rigby wisse, daß ein Fall auf gengu derselben Grundlage bereits sehr ernste internationale Schwierigkeiten hervorgerufen habe, und ob er es nicht für weise halte, jetzt eine klare Lösung der Sache her⸗
worden.
beizuführen. Rigby erklärte, er wisse von keinem solchen ein fremder
Falle. Gibson Bowles Fürst in irgend einem Falle ein britischer Unterthan sein könne. Rigby ertheilte hierauf keine Antwort. Der Premier⸗Minister Gladstone erklärte auf eine An⸗ frage Labouchére’s, betreffend die Dccupation Egyptens: die Anfrage werfe Fragen von großer Wichtigkeit auf, über welche die Ansichten der Regierung sehr ausfuͤhrlich in der Debatte vom 2. Mai und in der Depesche Lord Rosebery's an Lord Cromer, die schon früher dem Parlamente vorgelegen habe, dem Unterhause unterbreitet worden seien. Im gegen⸗ wärtigen Augenblicke sei es nicht erwünscht, jenen Erklärungen etwas hinzuzufügen. Es verstehe sich von selbst, daß alle Unter⸗ handlungen über die Räumung Egyptens mit der souveränen Macht und nicht mit dem Khedive zu führen seien. Der Parlaments⸗Secretär im Colonialamt Buxton theilte mit, Sir Henry Loch habe am Donnerstag Abend telegraphirt, daß über den Hauptmann Wilson keine Nachricht ein⸗ gelaufen sei, es seien jedoch eine Patrouille und eingeborene Kund⸗
fragte an, ob
schafter ausgesandt, um Nachrichten über Wilson zu erlangen. Der Parlaments⸗Untersecretär des Auswärtigen Amts Sir E. Grey
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theilte mit, das englische Geschwader vor Rio de Janeiro sei in “ eit verstärkt worden, indem die Schiffe „Basilisk“ und „Majesty“ durch die Schiffe „Barraconta“ und „Racer“ ersetzt worden seien. Das Geschwader bestehe jetzt aus den Schiffen „Sirius“, „Barraconta“, „Racer“ und „Beage“. Eine weitere Verstärkung werde gegenwärtig für unnöthig erachtet.
Alpheus Morton hat dem Unterhaus einen Antrag eingereicht, worin die Königin ersucht wird, den Theil des Gesetzes vom Jahre 1873 zu annulliren, wonach dem Herzog von Sachsen⸗Coburg und Gotha eine jährliche Apanage von 10 000 Pfd. Sterl. gewährt
Frankreich.
Der spanische Botschafter Castillo erhielt dem „W. T. B.“ zufolge gestern Abend die Antwort seiner Regierung über den Handelsvertrag und hatte gleich “ eine Unterredung mit dem Minister⸗Präsidenten Casimir Périer, die indessen zu keinem Resultat führte. Die Ver⸗ handlung wird heute wieder aufgenommen werden. — Wie der „Figaro“ meldet, würde das französisch⸗spanische Handelsübereinkommen den status quo vorläufig auf⸗ rechterhalten und Spanien sich verpflichten, den Cortes einen Specialvertrag zu unterbreiten, der den französischen Pro⸗ ducten sehr vortheilhafte Tarife gewähren solle. — Meldungen aus Madrid zufolge verlautet daselbst, daß Spanien Frankreich ein Uebereinkommen an⸗ geboten habe, wodurch Frankreich die Vortheile der schon abgeschlossenen und von den Cortes angenommenen Ver⸗ träge zugestanden würden: die Frage wegen der Zugeständnisse der noch nicht angenommenen Verträge solle den Cortes sofort nach ihrem Zusammentreten unterbreitet werden.
Ein Hilfslehrer in Romorantin ist unter dem Verdacht, einer Vereinigung von A narchisten in Orleans anzugehören, verhaftet worden.
Italien.
Der Herzog von Genua ist laut Meldung des „W. T. B.“ zum Admiral, der General Bogliolo zum Unter⸗Staats⸗ secretär im Kriegs⸗Ministerium ernannt worden.
„Opinione“ und „Fanfulla“ melden, der Minister des “ Hauses Rattazzi habe seine Entlassung ein⸗ ereicht.
8 Nach einer Meldung aus Caltanisetta sind der Präfect und der Staatsanwalt aus Valguarnera dorthin zurückgekehrt. — Der Schaden, der durch den Brand und die Plünderung am 25. d. M. in Valguarnera angerichtet wurde, beläuft sich auf eine Million Francs. Der Werth derjenigen Gegen⸗ stände, die bei den Haussuchungen wieder erlangt wurden, oder die von den Plünderern auf der Straße zurückgelassen wurden, wird auf 100 000 Fr. geschätzt. Weitere Verhaf⸗ tungen sind vorgenommen und die Verhafteten gestern nach Caltanisetta gebracht worden. — Wie die „Agenzia Stefani“ mittheilt, sind die Meldungen verschiedener auswärtiger Blätter über neuerliche Unruhen in Sicilien unbegründet.
Der preußische Gesandte beim Vatican von Bülow brachte gestern dem Papst seine Glückwünsche zum Jahres⸗ wechsel dar. Der Papst empfing heute den Bischof Zerr von Tiraspol (Rußland).
Spanien.
„W. T. B.“ berichtet aus Barcelona, der Anarchist Marti habe erzählt, Codina sei dazu bezeichnet gewesen, den Marschall Martinez Campos zu tödten, habe sich aber aus Furcht geweigert und sei deshalb durch Pallas ersetzt
Serbien.
Der Prozeß gegen die Mitglieder des Ministeriums Avakumovic wurde gestern fortgesetzt. Der Staatsgerichts⸗ hof wies das Gesuch des Angeklagten Kundovic um Aus⸗ schließung des Richters Vasa Manojlowic ab. Kundovie erklärte hierauf, er sehe, daß man ihn um jeden Preis ver⸗ urtheilen wolle, und verzichte deshalb auf jede Ver⸗ theidigung. Kundovic und sein Vertheidiger entfernten sich hierauf. Im weiteren Verlauf der Verhand⸗ lung begründete der Staatsanwalt den ersten An⸗ klagepunkt wegen Verfassungsverletzung durch Vertagung und Auflösung der Skupschtina. Avakumovic und die übrigen Angeklagten forderten, daß die Anklage einheitlich, nicht zersplittert geführt werde, ebenso solle die Vertheidigun einheitlich sein; sie seien bereit zu antworten, behielten sich aber das Recht vor, sich zum Schluß über die Gesammt⸗ anklage auszusprechen. Durch Gerichtsbeschluß wurde den Angeklagten das Recht der Generalvertheidigung und der Vertheidigung bei den einzelnen Anklagepunkten zugesprochen; die Rechte der Vertheidigung sollten erweitert, nicht geschmälert werden. Bei dem zweiten Anklagepunkt wegen Verlängerung des Handelsvertrags mit Oesterreich⸗ Ungarn stellte der Staatsanwalt den geforderten Schadenersatz mit 1 818 432 Fr. fest. Die Angeklagten erkannten an, da sie den Vertrag im Interesse des Landes verlängert hätten, gaben aber nicht zu, einen Schaden dadurch verursacht zu haben. Die Verhandlung wird heute fortgesetzt werden.
Bulgarien. Dem „W. T. W.“ zufolge bestätigt es sich, daß die Re⸗ gierung beabsichtige, behufs Ber t n h des Gleichgewichts im Staatshaushalt von 1894 an den Gehältern sämmtlicher Staatsbeamten einen fünfprocentigen Abzug vorzu⸗ nehmen. Ebenso wird nehheh. daß die Offiziere kuͤnftighi keine Wohnungszulage mehr erhalten sollen.
de Gama beabsichtigen, die
Wie die „Swoboda“ meldet, wird die Berathung über das Verzehrungssteuergesetz, das von der Sobranje im Princip bereits angenommen und von der Commission geprüft worden ist, bis zur nächsten Session vertagt werden.
Die Sobranje genehmigte in der Sitzung vom Donners⸗
tag die mit Griechenland abgeschlossene Convention.
Hiermit ist die Frage der Nationalität und Staatszugehörig⸗
keit der in Bulgarien lebenden
Griechen geregelt. Die
Sobranje nahm sodann die Gesetzentwürfe betreffs der Ver⸗
längerung der Handelsconvention mit Oesterreich⸗
Ungarn, England, dem Deutschen Reich, Frankreich,
Italien, Belgien und der Schweiz an. Gestern genehmigte Ge
die Sobranje endgültig den etzentwurf
über die Ab⸗
änderung des Pensionsgesetzes für die Civilbeamten
.
sowie den Credit von 11⁄½2 Millionen Lei für den Schnellfeuerkanonen des Ausgabenbudgets.
Montenegro.
Ankauf von
und begann sodann die Berathung
Wie die Wiener „Presse“ aus Cetinje erfährt, hat die montenegrinische Regierung, da die Albanesen jeden Verkehr
nach Montenegro behindern liche Angriffe vorbereiten, um sonst unvermeidlich lungen vorzubeugen, wirksame Maßnahmen von erbeten. 6 8
Amerika.
und dem Vernehmen
nach neuer⸗ en Verwicke⸗ der Pforte
Der „Agenzia Stefani“ erfährt aus Nio de Janeiro, die Vertreter der fremden Mächte hätten dem Admiral Sal⸗
danha de Gama, auf seine Forderung, ihn als kriegführende behandeln, keine Antwort ertheilt. Saldanha's, die Stadt zu bombardiren, sei den Commandanten der fremden
Auf die
Kriegsschiffe
dem Befehlshaber der Insurgentenschiffe,
Partei zu Drohung ihm von bedeutet
worden, die Beschießung sei eine äußerste Maßregel und nicht
gerechtfertigt; ment zu eröffnen, zwei kannt zu geben. — In die Nachricht aus Rio de Admiral Manifest erklärt, es sei ein Irrthum, zu seine letzte Erklärung bestimmt gewesen sei, die Monarchie wiederherzustellen, kund zu thun. Er:
Tage vor der
Janeiro
jedenfalls habe er die Absicht, das Bombarde⸗ Ausführung be⸗ New⸗York ist über Montevideo eingetroffen, der Saldanha de Gama habe in einem neuerlichen s glauben, daß
Absicht, die wünsche nur,
daß dem Volke die Möglichkeit geboten werde, über die Frage
abzustimmen. — Nach einer Meldung des
Reuter'schen
Bureaus“ aus Rio de Janeiro vom 22. d. M. soll Admiral
Regierungstruppen bis zur An⸗
kunft der Insurgentenzüge aus dem Süden hinzuhalten, und
dann Rio de Janeiro anzugreifen. Die Lage sei kritisch, er könne nicht mehr zehn Tage Wider Afrika.
Nach einem Telegramm des „Reuter'schen B Tanger vom 28. d. M. ist der Sultan von
de Gama'’'s stand leisten.
ureaus“ aus Marokko
am 19. d. M. von Tafilet wieder in der Stadt Marokko
eingetroffen.
Aus Uganda vom 25. August sind bei dem Auswärtigen
Amt in London Nachrichten eingetroffen, denen zu jener Zeit völlige Ruhe herrschee.s
zufolge dort
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung. In Nieder⸗Langenbielau Breslau telegraphirt wird, eine größere Anzahl
hat, wie der „Köln. 3. aus 2
Weber der
mechanischen Weberei Neugebauer und Söhne die Arbeit ein⸗
gestellt. Den hierzu sollen Lohnabzüge gegeben h „In Weiher bei Limburg haben nach einer Mi „Vorwärts“ die Arbeiter des Steinbruchbesitzers
Lohnkürzung am 28. d. M. die Arbeit eingestellt.
Hier in Berlin hat der Verband der bearbeitungs⸗Fabriken und auf Holzplätzen Arbeiter und Arbeiterinnen Deutschlands in ten Generalversammlung am 25. und 2. der acht Filialen vertreten waren, eine vom mitgetheilte Erklärung beschlossen, der zufolge e
keine Einwendung gegen den Holzindustrie⸗Verband habe.
wägung jedoch, daß unter den gegenwärtigen Verhã Ansicht der Delegirten auf der Generalversammlun
an 88 E114“ eher einen Nachtheit für die
der Ansicht, daß gegenwärtig eine Veranlassung tritt in den Holzarbeiter⸗Verband noch Der Sitz des Verbandes wurde in Bremen belassen
ständigen Berliner Schuhmachern wurden 50 ℳ aus d kasse bewilligt. — Nach dem in der letzten Versammli
aben. ttheilung des Fink wegen
in Holz⸗ beschäftigten seiner vier⸗
Dezember, in
„Vorwärts“ r principiell In Er⸗ ltnissen, nach der Anschluß als Vortheil
Berufsgenossen bieten würde, ist die Generalversammlung
zum Ueber⸗
nicht vorhanden sei.
und den aus⸗ er Verbands⸗ ung der aus⸗
ständigen Berliner Schuhmacher erstatteten Bericht über die Lage des Ausstandes (vgl. Nr. 309 d. Bl.) beträgt die Zahl der Aus⸗
noch 130. us Brüssel berichtet ein Telegramm der „Voss.
3.“, daß die
Arbeiter aller großen Schuhbfabriken des Bezirks Verviers wegen verweigerter 25 prozentiger Lohnerhöhung ausständig seien. —
Der Chefredacteur des „Peuple“ Volders, wurde, wie „W. T. B.“ meldet, wegen eines das Attentat Vaillant's betreffenden Artikels vor da gericht verwiesen. Die Verhandlung gegen ihn soll a stattfinden.
Aus Angoulme berichtet „W. T. B.“ übe handlungen des Schwurgerichts gegen die Aigues⸗Mortes weiter: Der italienische Arbeiter sagt aus, daß am 16. August Italiener in schaft gewesen seien, in welche ein einen tein geworfen habe. Hierauf seien
vorbeigehender die Italiener auf
und Führer der Arbeiterpartei,
aufreizenden, s Schwur⸗ m 8. Januar
r die Ver⸗
Angeklagten von
ugliani
einer Gastwirth⸗
Franzose
die Straße gestürzt und Italiener und Franzosen hätten sich nun
gegenseitig mit Steinen geworfen. Die in der Ueber lichen Italiener hätten die Franzosen in die Fluch Mehrere andere italienische Zeugen bekunden gleichfalls, daß den Angriff eröffnet hätten. Nach dem Schluß des Zeugen der Staatsanwalt das Wort und führte aus, daß die Unruhen hervorgerufen hätten. Die Kaltblütigkeit der o gewesen. Der angeklagte Italiener
owie für 81 andere Angeklagte. Neun Angeklagten
Staatsanwalt mildernde Umstände zu.
macht befind⸗ t geschlagen. die Franzosen verhörs nahm Italiener die Behörden sei
Giordano
ser der Hauptschuldige; er fordere eine strenge Bestrafung für diesen,
u billigte der
Nach Mittheilung des Statist ischen Amts der Stadt Berlin
sind bei den hiesigen Standesämtern in der 17. Dezember bis incl. 23. Dezember cr. zur Anmeldun 991 Lebendgeborene, 335 Eheschließungen, 27 622 Sterbefälle.
Land⸗ und Forstwirthschaft. Saatenstand in Spanien.
Woche vom
g : To tgeborene,
“
Die Herbstaussaat hat sich in fast ganz Spanien unter günstigen Bedingungen vollzogen, 8 Stand der Saaten kann zur Zeit als
günstig bezeichnet werden November fiel in fast
1“ “ 8 8 86
Provinze
reichlicher Regen, welcher für die Saaten von großem Nutzen gewesen ist. Nur an wenig Orten hat zu große Nässe die Feldarbeit und das Keimen der Körner erschwert. 1
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
1u.“ Bulgarien. Durch Beschluß des bulgarischen Gesundheitsraths vom 22. d. M. ist die gegen Reisende und Herkünfte aus Rußland angeordnete Quarantäne auf fin Tage herabgesetzt worden. (Vgl. „R.⸗Anz.“
Nr. 193 vom 14. 8. 93.) “
Cholera.
Spanien. Zufolge einer amtlichen Veröffentlichung in der „Gaceta de Madrid“ wurden in der Zeit vom 30. November bis einschließlich 14. Dezember auf der Insel Tenerifa 604 Cholera⸗ Erkrankungen (mit 102 Sterbefällen) festgestellt, davon 520 (88) in Santa Cruz.
Türkei. In Saloniki sind, wie in den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ mitgetheilt wird, bis zum 15. De⸗ zember insgesammt 46 Personen an der Cholera erkrankt und 34 gestorben.
Influenza.
1“ standesamtlichen Ausweisen zufolge starben an Influenza in der Zeit vom 10. bis 16. Dezember in Königsberg i. P. 13 Per⸗ onen, in Danzig 24, Elbing 3, Berlin 31, Breslau 8, Liegnitz 3,
agdeburg 9, Altona 5, Hannover 4, Miünster 3, Frank⸗ furt a. M. 12, Barmen 6, Elberfeld 5, Essen 7, München 12, Augsburg 3, Dresden 9, Leipzig 8, Stuttgart 8, Karlsruhe 6, Mannheim 5, Darmstadt 4, Mainz 5, Braunschweig 9, Rostock 3, Lübeck 16, Bremen 6, Hamburg 14. Erkrankungen wurden angezeigt aus dem Regierungsbezirk Marienwerder 36, aus der Stadt Frank⸗ furt a. O. 162, dem Regierungsbezirk Posen 330, Düsseldorf 512, aus Nürnberg 34, Hamburg 233. — Aus dem Auslande wurden in den bezüglichen Berichtswochen für Wien 125 Erkrankungen mit⸗ getheilt, für Budapest 4 Sterbefälle, Prag 3, London 164, Amster⸗ 58 9 .“ 10 (bei 1514 Erkrankungen), Stockholm 12 (460), New⸗Yor .
Hamburg, 29. Dezember. Laut polizeilicher Verfügung muß wegen Auftretens der Maul⸗ und Klauenseuche bis auf weiteres alles an den Markt kommende Vieh im Central⸗Schlachthof ge⸗ schlachtet werden. Der Versand nach auswärts ist untersagt.
Handel und Gewerbe.
In der britischen Colonie Victoria ist durch Gesetz vom 13. Oktober d. J. der Eingangszoll für die nach⸗ stehend benannten Waaren vom 14. September d. J. ab, wie folgt, festgesetzt worden:
1) Für anderen Zucker als Rohrzucker
12 Sh. pro engl. Ctr.
1114X“*“
) Rohrzucker unter Zoll⸗
controle innerhalb der Cpolonie Victoria raf⸗
“ Stärke⸗ oder Trauben⸗
zucker (Glykose). raffinirte Melasse .. Melasse unter Zoll⸗
controle raffinirt. 4 “ rohe (unraffinirte) Melasse 2 „ „ „ 8 Candiszucker. 4 Pence pro engl. Pfd.
Tägliche Wagengestellung für 1 an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 29. d. M. geste 1 534, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 28. d. M. gestellt 4182, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
Rohlen und Koks
Zwangs⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 29. Dezember die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Brunnenstraße 27, dem Kaufmann Eduard Troplowitz ge⸗ hörig; Fläche 9,60 a; Mindestgebot 1500 ℳ; für das Meistgebot von 162 000 ℳ wurde der Architekt Hermann Krengel, Elz⸗ holzstraße 3, Ersteher. — Pallisaden straße 66/67 und Koppenstraße 50, dem Maurermeister Adolf Schulz gehörig; Mindestgebot 287 000 ℳ; für das Meistgebot von 348 000 ℳ wurden der Fabrikant Emil Kühne, Schillerstraße 127, der Tischlermeister Julius Kuhnert, Thurmstraße 63 und Emil Grewe zu König⸗ stein (Sachsen) gemeinschaftlich Ersteher.
Berlin, 29. Dezember. (Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz.) Butter. (Im Großhandel franco Berlin an Producenten bezahlte Abrechnungspreise.) Hof⸗ und Ge⸗ nossenschafts⸗Butter Ia. 108 ℳ, IIa. 103 — 106 ℳ, III a. —,—, do. abfallende 100 — 102 ℳ, Land⸗, Preußische 93 — 95 ℳ, Netzbrücher 93 — 95 ℳ, Pommersche 93 — 95 ℳ, Polnische 90 — 93 ℳ, Bayerische Sennbutter 98 — 103 ℳ, do. Landbutter 90 — 93 ℳ, Schlesische 95 — 98 ℳ, Galizische 78 — 83 ℳ, Margarine 40— 70 ℳ — Käse: Schweizer, Emmenthaler 83 — 90 ℳ, Bagyerischer 60 — 70 ℳ, Ost⸗ und Westpreußischer Ia. 60 — 66 ℳ, do. II a. 50—- 60 ℳ, Holländer 80 — 85 ℳ, Limburger 38 — 42 ℳ, Quadrat⸗Mager⸗ käse Ia. 23 — 28 ℳ, do. IIa. 15 — 20 ℳ — Schmalz: Prima Western 17 % Ta. 51 — 52 ℳ, reines, in Deutschland raffinirt 52 — 53 ℳ, do. Berliner Bratenschmalz 55 — 56 ℳ — Fett, in Amerika raffinirt 43 ℳ, do. in Deutschland raffinirt 39 — 40 ℳ Tendenz: Butter: Bei ruhigerem Geschäft mußten Preise etwas nachgeben. Schmalz; fest und steigend.
— Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt be⸗ richtet die „Schles. Ztg.“: Hatte das oberschlesische Eisengeschäft vor dem Feste bereits einen sehr matten Gang genommen, so verflaute es während der Weihnachtswoche noch mehr, da sich Händler und Con⸗ sumenten auf die nothwendigsten Anschaffungen beschränkten. Was die allgemeine Lage des Eisenmarkts anlangt, so ist sie gegenwärtig keine erfreuliche. Die Verkaufspreise stehen in keinem Verhältniß zu den Gestehungskosten, und diese noch niedriger zu stellen ist den Werken bei den theueren Betriebskohlen, den hohen Arbeitslöhnen, staatlichen Ausgaben, theueren Betriebsmaterialien u. s. w. trotz größter Sparsamkeit und bester Betriebseinrichtungen nicht möglich. Daß infolge des matten Geschäftsganges bei den Walzwerken, Stahlwerken und Gießereien auch das Roheisengeschäft sehr dar⸗ niederliegt, ist die natürliche Folge, und wenn sich die Lage des Eisengeschäfts nicht bald bessert, wofür vorläufig noch wenig Aus⸗ sicht vorhanden ist, so wird die Anzahl der gegenwärtig im Feuer stehenden Hochöfen noch weiter reducirt werden. Mit Se luß dieses Quartals verblieben im Revier nur 20 Hochöfen im Betrieb, und zwar auf Königs⸗Laurahütte 5, Julienhütte 4, Hubertushütte, Frie⸗ denshütte, Borsigwerk, Donnersmarckhütte je 2, Gleiwitz, T arnowitz und Redenhütte je 1. — Die Walzwerke haben in der Festwoche ihre Strecken theilweise nur halb betrieben, theil⸗ weise auch ganz stehen lassen und ihre Arbeiter inzwischen anderweitig beschäftigt. Ein gleiches ist auch von den Bl. echwalz⸗ werken zu berichten, die auch schon vorher wegen Mangel an Aufträgen nur theilweise beschäftigt waren. Auch der Betriebd der Stahl⸗ werke, Maschinen⸗ und Kesselfabriken war nur sehr schwach, da die vorliegenden Bestellungen auch hier unzureichend sind. — Bei d ise ßerei ehen di Aufträge ungenügende
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ein. Röhrenwalzwerke, Draht⸗ und Nägelwerke arbeiten weiter aufs Lager. — Im Zinkgeschäft hat die bisherige Stille der Festwoche wegen weiter angehalten; die Preise blieben unverändert.
Magdeburg, 29. Dezember. (W. T. B.) uckerbericht. Kornzucker excl., von 92 % —,—, neue —,—, ornzucker excl. 88 % Rendement 12,60, neue 13,05, Nachproducte excl., 75 % Rende⸗ ment 10,40. Stetig. Brotraffinade I. 26,50, Brotraffinade II. 26,00, Gem. Raffinade mit Faß 26,50. Gem. Melis I. mit Faß 24,75 Geschäftslos. Preise nominell. Rohzucker. 1. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. Dezember 12,50 Gd., 12,55 Br., pr. Januar 12,52 ½ bez., 12,55 Br., pr. Februar 12,57 ½ Gd., 12,62 ½ Br., per März 12,67 ½ Gd., 12,70 Br. Ruhiger.
Leipzig, 29. Dezember. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per Dezember — ℳ, per Januar 3,42 ½ ℳ, per Februar 3,45 ℳ, per März 3,47 ½ ℳ, per April 3,50 ℳ, ver Mai 3,52 ½ ℳ, per Juni 3,55 ℳ, per Juli 3,57 ½ ℳ, per August 3,60 ℳ, per September 3,62 ½ ℳ, per Oktober 3,65 ℳ, per November 3,67 ½ ℳ Umsatz 60 000 kg.
Bremen, 29. Dezember. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffinirtes Petroleum. (Officielle Notirung der Bremer Petroleum⸗ Börse.) Stetig. Loco 4,85. — Baumwolle. Stetig. Upland middling, loco 40. ₰, Upland, Basis middling, nichts unter low middling, auf Termin⸗Lieferung, pr. Dezember 39 ½ 1” Januar 39 ½ ₰, per Februar 39 ¾ ₰, pr. März. 40 ₰, pr. April 40 ¼ ₰, pr. Mai 40 ½ 4. — Schmalz. Fest. Loco Armour shield 45 ½ ₰, Fairbanks 38 ½ ₰, Januar Abladung Armour shield 43 ₰, Cudahy 44 ½ , Choice Grocery 44 ½ ₰, Rohe & Brother (pure) 44 ₰, loco Wilcox 45 ½ ₰. — Speck. Fest. Short clear middl. loco 42 ½, Dezember⸗Januar⸗Abladung 38. — Taback.
Umsatz: 107 Fässer Kentucky. (W. T. B.) An der Küste
London, 29. Dezember. 2 Weizenladungen angeboten.
96 % Javazucker loco 15 ½ ruhig, Rüben ⸗Rohzucker loco 12 ½ fest. — Chile⸗Kupfer 4213⁄16, pr. 3 Monat 435/16.
Die Canadische Pacific Eisenbahn⸗Gesellschaft hat die Vertheilung einer Dividende von 5 % beschlossen.
— Liverpool, 29. Dezember. (W. T. B.) (Baumwollen⸗ Wochenbericht.) Wochenumsatz gegenwärtige Woche 41 000 ( vorige Woche 73 000), do. von amerikanischen 35 000 (66 000), do. für Specu⸗ lation 1000 (1000), do. für Export 1000 (2000), do. für wirklichen Consum 33 000 (63 000), do. unmittelb. ex. Schiff 50 000 (79 000), wirklicher Export 8000 (9000), Import der Woche 190 000 (115 000), davon amerikanische 168 000 (96 000), Vorrath 1 282 000 (1 149 000), davon amerikanische 1 066 000 (943 000), schwimmend “ 370 000 (400 000), davon amerikanische 360 000
Manchester, 29. Dezember. (W. T. B.) 12r Water Taylor 5 ½, 30r Water Taylor 7 ½, 20r Water Leigh 6 ⅜, 30 Water Clayton 7 ¼, 32r Mock Brooke 7, 40r Mavyoll 7 ½, 40r Medio Wilkinson 8 ½, 32r Warpcops Lees 6 ⅞, 36r Warpcops Rowland 7 ⅞⅝, 36r Warpcops Wellington 7 ⅛, 40r Double Weston 8 8, 60r Double courant Fmalitst 11t, 32“ 116 Yards 16 % 16 grey Printers aus 322/46 1
bSe
Glasgow, 29. Dezember. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 320 851 Tons gegen 340 363 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betrieb befind⸗ lichen Hochöfen beträgt 40 gegen 68 im vorigen Jahre.
St. 29. Dezember. (W. T. B.) Producten⸗ markt. Talg loco 58,00, pr. August —. Weizen loco 10,00. Roggen loco 6,35. Hafer loco 4,10. Hanf loco 43,00. Leinsaat loco 14.50.
Riga, 29. Dezember. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Actionäre der Riga⸗Dünaburger Eisenbahngesellschaft nahm fast einstimmig den Antrag des Finanz⸗Ministeriums an, die Bahn der Krone zu überlassen.
Amsterdam, 29. Dezember. Java⸗Kaffee good ordinary 52 ½. — Bancazinn 47.
New⸗York, 29. Dezember. (W. T. B.) Die Börse war Vormittag fest, wurde im weiteren Verlaufe lustlos und matt und schloß ruhig. Der Umsatz der Actien betrug 189 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 155 000 Unzen geschätzt. „Weizen eröffnete fest und steigend auf Käufe für Rechnung des Auslandes, sowis auf Abnahme der Eingänge und weil die Erport⸗ nachfrage zunimmt und die Baissiers decken. Schluß stetig. — Mais allgemein fest während des ganzen Tages infolge besserer Nachfrage für den Export und Deckungen der Baissiers.
Der Producten⸗ und Baumwollenmarkt bleibt morgen geschlossen.
Baumwollen⸗Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions⸗ häfen 266 000 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 70 000 Ballen, nach dem Continent 52 000 Ballen. Vorrath 1 282 000 Ballen.
Chicago, 29. Dezember. (W. T. B.) Weizen schloß fest nach vielen Schwankungen. — Mais allgemein fest während des ganzen
Verkehrs⸗Anstalten. 8
„Rotterdam“ der Niederländisch⸗ Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft ist am
w⸗York angekommen. 29. Dezember. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ cketfahrt⸗Actien⸗Gesellschaft. Der Post⸗ dampfer „Gothia“ ist gestern Nachmittag in New⸗York ein⸗ getroffen. Lond
„ — „Jelunga
„1½
n, 29. Dezember. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer *ist heute auf der Heimreise von Madeira abgegangen
Theater und Musik.
Concer
Der Wagner⸗Verein Berlin⸗Pots
in der Philharmonie ein Concert, das beso
erregte, daß der Sohn Richard Wagner's Siegfried als Dirigen auftrat. Der große Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Geboten wurden Bruchtheile aus den verschiedenen Entwickelungsperioden des Meisters: von seiner ersten Oper „Die Feen“ die Quvertüre und die Arie des Arindal, welche Herr Kammer⸗ sänger Emil Goetze, der vortrefflich bei Stimme war, vortrug; ferner die Ouvertüre zu „Rienzi“ mit dem Gebet Rienzi's im fünften Act, das gleichfalls von Herrn Goetze gesungen wurde. Es folgten die Ouvertüre zum Fliegenden Holländer“, ferner die fünf Lieder R. Wagner’s „Der Engel“, „Steh stille, „Im Treibhaus“ „Schmerzen“ und „Träume“. Diese Lieder entstammen sämmtlich der Zeit, in der „Tristan und Isolde“ componirt wurde, und sind von Wagner selbst zum theil als „Studien zu Dristan und Isolde“ Heia worden. Die bekanntesten von diesen: „Schmerzen“ und „Träume“, sind schon längst allen Wagner⸗ freunden in Fleisch und Blut über hegangen; Frau Rosa Sucher erntete mit dem Vortrag sämmtlicher Lieder lebhaften Beifall und mußte sich zur eb.e. der beiden letztgenannten entschließen. Weiter wurde das von R. Wagner aus Anlaß der Geburt seines Sohnes Siegfried im Jahre 1870 componirte „Siegfried⸗Idyül“ das neben dem Motiv eines alten Kinderliedchens zahlreiche Motive aus der Oper „Siegfried“ enthält, von dem philharmonischen Orchester diseret und wirksam ausgeführt; den Beschüust bildete die Ouvertüre zum „Tannhäuser“. Das meiste Interesse erregte der junge Dirigent selbst. Er ähnelt unverkennbar seinem Vater und nahm sehr bald auch durch sein schlichtes einfaches Wesen für sich ein. Aber auch als Dirigent wußte er sich hald die wachsende Theilnahme des Publikums zu gewinnen. Er häult den Taktstock in der Linken, leitet aber oft genug in den hewegten Stellen das Orchester mit heiden Armen; er führt den Taktstock sicher und energisch und versteht es, das Orchester zu beherrschen. Das Publikum. das anfangs sich lau und kühl verhielt, erwärmie sich sehr hald und
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gab seine aufrichtige Freude über das unverfennbare Talent des jungen Dirigenten zu erkennen.