Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
An dem Schullehrer⸗Seminar zu Wunstorf ist der bis⸗ herige kommissarische Lehrer am Schullehrer⸗Seminar zu Kammin, Gymnasial⸗Oberlehrer a. D. Dr. Girgensohn als ordentlicher Seminarlehrer angestellt worden.
Forst⸗Akademie Eberswalde. b Sommer⸗Semester 1894. 8 86
er⸗Forstmeister Dr. Danckelmann: Forsteinrichtung mit Pesbenbschüätung. — Forstliches Repetitorium. — Forstliche Ex⸗ ursionen. Forstmeister Dr. Kienitz: Forstschutz. — Jagdkunde. — Forst⸗ liche Exkursionen. 8 orstmeister, Professor Dr. Schwappach: Forstliche Exkursionen. 0 I Dr. May: Einleitung in die Forstwissenschaft. — Forstliches Repetitorium. 1 Forstmeister Runnebaum: Waldwegebau. — Planzeichnen. — Uebungen im Feldmessen und Nivellieren. — Forstliche Exkursionen. Privatdozent Dr. Schubert: Mathematische rundlagen der Geodäsie. — Geodäsie I. Instrumentenkunde. — Uebungen im Feld⸗ messen und Nivellieren. Professor Dr. Müttrich: Phvysik. Geheimer Regierungs⸗Rath, Professor Dr. Remelé: Minera⸗ logie und Geognosie. — Geognostische Erkursionen. “ Dr. Ramann: Organische Chemie. lehre. — Bodenkundliche Exkursionen. 8 8 ke Frofefsor Dr. Schwarz: Spstematische Botanik. — Botanische rkursionen. Geheimer Regierungs⸗Rath, Professor Dr. Altum: Wirbellose Thiere.*) — Zoologische Exkursionen. 8 Privatdozent Dr. Eckstein: Bakteriologische Uebungen. “ Amtsrichter Dr. Dickel: Strafrech Das Sommer⸗Semester beginnt M endet Sonnabend, den 18. August. 8 Meldungen sind baldmöglichst unter Beifügung der Zeugnisse über Schulbildung, forstliche Lehrzeit, Führung, über den 1S der erforderlichen Subsistenzmittel, sowie unter Angabe des Militär⸗ verhältnisses an den Unterzeichneten zu richten. Der Direktor der Forst⸗Akademie. Danckelmann.
— Standorts⸗
*) Nicht „Wirbelthiere“, wie es in der uns übersandten und Fsernh eum Abd gelangten ersten Veröffentlichung des Verzeich⸗ nisses hieß.
Nichtamtliches. Deutsches Reich. “
Preußen. Berlin, 1. Februa Seine Majestät der Kaiser und König abschiedeten Sich heute früh 7 ¾ Uhr von Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich bei Allerhöchstderen Abreise nach England auf dem Bahnhof Friedrichstraße. Um 8 ¾ Uhr begaben Seine Majestät Sich nach dem Aus⸗ wärtigen Amt und nahmen daselbst den Vortrag des Staats⸗ sekretärs Freiherrn von Marschall entgegen. Nach dem König⸗ lichen Schlosse zurückgekehrt, empfingen Seine Majestät den Kriegs⸗Minister, General Bronsart von Schellendorff zum Vortrag, arbeiteten dann längere Zeit mit dem Chef des Militärkabinets, General⸗Adjutanten von Hahnke und nahmen um 1 Uhr die Rapporte der Leib⸗Regimenter entgegen.
Der Bundesrath versammelte sich heute zu einer Klenarfißung, Vorher fand eine Sitzung der vereinigten Ausschüsse für Justizwesen und für Elsaß⸗Lothringen statt.
Der Kommunal⸗Landtag der Kurmark erledigte n seiner gestrigen 7. Plenarsitzung drei Gutachten des ersten und 2* 1q solche des zweiten Ausschusses. Unter den ersteren war das wichtigste das über die Rechnungen der Land⸗Feuer⸗ sozietät der Kurmark und der Niederlausitz, denen die Entlastungen ertheilt wurden. Von den Gutachten des zweiten Ausschusses betrafen sechs die Anträge gemein⸗ ütziger Anstalten und Vereine um Bewilligung von Unter⸗ stützungen aus dem ständischen Dispositionsfonds der kur⸗ märkischen Hilfskasse; es wurden auf vier dieser Gesuche zum theil recht namhafte Beträge bewilligt, während zwei Gesuche wegen nicht genügend nachgewiesenen Bedürfnisses ab⸗ gelehnt wurden. Die sonstigen Gutachten des zweiten Ausschusses behandelten den Stand und die letzte Rechnung des kurmärkischen Kriegsschulden⸗Steuerfonds, Etats⸗ und Rechnungsangelegenheiten der kurmärkischen Hilfskasse und der Kommunal⸗Landtagskasse sowie eine von der Landes⸗Hauptkasse der Provinz Brandenburg vorge⸗ legte Schlußrechnung über die Restverwaltung zu Gunsten des früͤheren kurmärkischen Landarmenverbandes: sie fanden durch Feststellung der Etats und durch Entlastungen der Rechnungen bezüglich nach den sonstigen Vorschlägen des Ausschusses ihre Erledigung. 8
In der heute abgehaltenen Schlußsitzung gab der Vor⸗ sitzende, Geheime Regierungs⸗ und Landrath von Winter⸗ feld⸗Menkin, nachdem noch eine Land⸗Feuersozietäts⸗Rekurssache als letzte der vorgelegten Geschäftssachen nach dem Gutachten des ersten Ausschusses erledigt worden war, eine Ueber⸗ sicht der im Laufe der Session von dem Kommunal⸗Land⸗ tag erledigten Geschäfte. Danach sind 101 Sachen zur Ferhanmtung gekommen, von denen der erste Aus⸗ schuß 37, der zweite Ausschuß 61 erledigt hat. Diese An⸗ gelegenheiten sind im Plenum in acht Sitzungen und außer⸗ dem drei Vorlagen vom Ritterschaftlichen Konvent in einer Sitzung zur Berathung und Beschlußfassung gelangt. Der Vorsitzende schloß den 66. Kommunal⸗Landtag mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König, in das die Versammlung mit begeistertem dreimaligen Ruf ein⸗ stimmte.
Der Kaiserliche Botschafter in Rom von Bülow hat einen ihm aus Anlaß des Ablebens seiner Mutter bewilligten kurzen Urlaub nach Berlin angetreten. Während seiner Ab⸗ wesenheit fungiert der Erste Sekretär der Kaiserlichen Bot⸗ schaft, Legations⸗Rath von Müller als Geschäftsträger.
Nan
Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine hat S. M. S. „Arcona“, Kommandant Kapitän z. S. Hofmeier, am 31. Januar von Rio de Janeiro aus eine vierwöchige Erholungsreise nach Buenos Aires angetreten.
Friedrichsruh, 31. Januar. „Wolff's Telegraphisches Bureau“ meldet, daß nach einer Mittheilung des „Ham⸗ burgischen Korrespondenten“ aus Berlin der Flügel⸗Adjutant Seiner Maäjestät des Kaisers, Graf Moltke, sich heute Morgen nach Friedrichsruh begeben hat, um dem Fuͤrsten Bismarck
den von Seiner Majestät gewidmeten neuen grauen Militär⸗
8.
mantel zu überbringen. Bayern. . Der Wahlprüfungsausschuß der Kammer der Abgeordneten hat vorgestern mit fünf gegen vier Stim⸗ men die Wahl der vier sozialdemokratischen Abgeordneten für Nürnberg als gültig anerkannt. In ihrer gestrigen Sitzung lehnte die Kammer einen Antrag des Abg. Dr. Ratzinger ab, der dahin ging, die Regierung möge auf dem Wege der Verhandlungen mit den benachbarten Regierungen eine Abänderung der Tarifbegünsti⸗ gungen im Transitverkehr für die landwirthschaftlichen Pro⸗ dukte in Erwägung ziehen. Dafür sprachen sich ein Theil des Zentrums, die Mitglieder des Bauernbund 8
servativen aus.
Mecklenburg⸗Strelitz.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist von seiner Krankheit wiederhergestellt, Ihre Königliche Hoheit die Groß⸗ herzogin ist dagegen noch immer leidend. Ihre Königliche Hoheit die Erbgroßherzogin ist der „Landes⸗Ztg.“ zufolge seit einigen Tagen an der Influenza erkrankt und genöthigt, das Bett zu hüten.
Sachsen⸗Meiningen.
Nachdem es sich herausgestellt hat, daß die im Herbst
gebotene Hilfe gegen den durch den Futtermangel entstandenen landwirthschaftlichen Nothstand nicht ausreichend ge⸗ wesen ist, daß es vielmehr jetzt einem noch stärkeren Nothstand zeitig zu begegnen gilt, hat, wie die „Magd. Ztg.“ erfährt, der Landwirthschaftsrath des Herzogthums an die Regierung das Ersuchen gerichtet, außer den im Vor⸗ jahre bewilligten 300 000 ℳ noch weitere 450 000 ℳ zur Anschaffung von Futter⸗ und Streumitteln, von Sommersaat⸗ frucht und Vieh darlehnsweise zur Verfügung zu stellen. Diese Darlehen sollen bis Ende d. J. unverzinslich, dann bis Ende 1896 mit 2 ½ bis 3 Proz. verzinslich gewährt werden. . Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Die Erwiderung Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs auf die Ansprache des Ober⸗Bürgermeisters von Gotha Liebe⸗ trau (siehe die gestrige Nummer d. Bl.) lautete nach der „Cob. Ztg“ wie folgt:
„Hocherfreut und ergriffen von der einmüthigen Begrüßung, mit welcher die Bevölkerung des Landes und besonders Meine Restdenz⸗ stadt Gotha Mich und die Meinigen empfangen hat, spreche Ich, zu⸗ gleich für die zogin, Meine Gemahlin, Meinen Landesfürstlichen Dank aus. Ich baue fest auf die Mir wiederholt ausgesprochene Versicherung, daß die Bewohner Meines Herzogthums Gotha zu Mir und Meinem Hause jetzt und für alle Zukunft in derselben Treue stehen werden, welche sie seit Jahrhunderten bewahrt haben. Sie haben, Herr Bürgermeister, das Andenken an den Ahnherrn Meines Herzoglichen Hauses angerufen, welcher in Thüringens schwersten Zeiten von dieser
&
Stadt aus in treuer, landesväterlicher Fürsorge eine feste staatliche und kirchliche Ordnung gegründet und die Blüthe vorbereitet hat, deren sich gegenwärtig Meine Herzogthümer erfreuen. Sein erlauchtes Bei⸗ spiel wird Mir immer vor Augen stehen. Meiner Stadt und Meinem Lande verspreche Ich, in guten und schlimmen Zeiten, welch' letztere Gott gnädigst fern halten wolle, Meinen Landesfürstlichen Schutz und eifrige Fürsorge. Möge Gott Mein Bestreben segnen, gesetzlichen Sinn, Gottesfurcht und Vaterlandsliebe zu befestigen und Meiner Bürger Wohlfahrt allerwegen zu mehren. Hierauf wird das Bestreben Meiner Regierung gerichtet sein. Ich rechne dabei auf die thätige und aufopfernde Mitwirkung aller Stände ohne Ausnahme, wie Ich Mich solcher heute bei Meiner Begrüßung erfreue. In Frieden hoffe Ich Meine Regierung zu führen als ein deutscher Fürst im Sinne Meiner Vorfahren, Meines erlauchten Onkels und Meines un⸗ vergeßlichen Herrn Vaters. Um Meine Residenzstadt zu ehren und Ihnen, Herr Bürgermeister, für den bei der Vorbereitung des Mir heute bereiteten Festtages bewährten Eifer zu danken, ernenne Ich Sie zum Ober⸗Bürgermeister. Ich ersuche Sie, allen, welche sich für das Zustandekommen dieses Festes Meiner feierlichen Einholung be⸗ müht und Mir und den Meinigen eine so große Freude, wie dieser Tag gebracht, bereitet haben, Meinen und der Herzogin Landesfürst⸗ lichen Dank auszusprechen.“ 8 Gestern Nachmittag um 5 ¾ Uhr brachten im Hofe des Schlosses Musikkorps und die Gothaer Gesangvereine den Höchsten Herrschaften eine Serenade dar, worauf mehrere tausend Fackelträger einzogen, die einen Fackel⸗ reigen aufführten. Das von dem Führer des Fackel⸗ reigens ausgebrachte Hoch auf Seine Königliche Hoheit den Herzog und Ihre Kaiserliche Hoheit die Herzogin fand enthusiastischen Widerhall. Die Huldigung schloß mit dem Gesang „Deutschland, Deutschland über alles“, in welchen alle Anwesenden einstimmten. Abends 8 Uhr machten der Herzog und die Herzogin eine Rundfahrt durch die festlich er⸗
leuchtete Stadt. Elsaß⸗Lothringen.
Eine Verordnung des Ministeriums, Abtheilung für Finanzen und Landwirthschaft, verbietet mit Rücksicht auf die Verbreitung der Maul⸗ und Klauenseuche in rankreich die Einfuhr und Durchfuhr von Rindvieh, Schafen, Ziegen und Schweinen aus Frankreich vom 4. Fe⸗ bruar ab.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Minister des Auswärtigen Graf Kälnokny ist gestern
aus Budapest wieder in Wien eingetroffen.
Das Militär⸗Verordnungsblatt veröffentlicht eine vom 22. Januar datierte Verordnung, nach welcher 48 Infan⸗ terie⸗-Regimenter und 8 Infanterie⸗Bataillone mit dem 1. April d. J. den normalen höheren Friedens⸗ stand erhalten sollen.
In dem Omladinaprozeß wurde nach einem Bericht des „W. T. B.“ aus Prag gestern der acht ehnjährige Mörder des Mrva, 13“ Dolezal als . verhört. Er gab an, den Mord aus eigenem Antrieb mit dem Genossen Dragoun verübt zu haben, weil Mrva selbst sich gerühmt habe, in⸗ sein. Einen Brief des Mrva an ihn habe Dragoun
dem Reichsraths⸗Abgeordneten Dr. Herold zur Information nach Wien geschickt. Mrva habe erzählt, daß er für jeden durch ihn ins Gefängniß gebrachten Omladinisten fünf, für jeden Omladinaführer fünfzehn Gulden bekommen solle. Den unmittelbaren Anlaß zur Ermordung Mrva'’s habe der Umstand gegeben, daß Mrva ein polnisches Lied esungen habe, worin von Verrath die Rede gewesen sei. Der Praftdent machte Dolezal auf den Widerspruch dieser Erklärung mit der von ihm in der Voruntersuchung abgegebenen aufmerksam, wonach die Rede des Abg. Herold im Reichsrath den Anlaß u der That gegeben habe und die Vorbereitungen zu dem Verbrechen vor der Absingung des fraglichen polnischen Liedes getroffen worden seien. a
Großbritannien und Irland. “ Die „Pall Mall⸗Gazette“ hatte vorgestern das Gerücht ver⸗
zeichnet, der Premier⸗Minister Gladstone beabsichtige, seine Demission zu geben. Von mehreren Seiten wurden darauf, wie „W. T. B.“ berichtet, bei dem Staatssekretär des Auswärtigen Earl Roseberry und dem Privatsekretär Gladstone’'s Erkundigungen eingezogen, doch war beiden von einem derartigen Entschluß des Premier⸗Ministers nichts bekannt. Dem „Reuter'schen Bureau“ sind nun aus Biarritz Informationen zugegangen, wonach das Gerücht falsch ist, obgleich es dem Premier⸗Minister seit Monaten, seines Alters, seiner Sehkraft und seines Gehörs wegen, wünschenswerth erschienen sei, der Sorgen seines Amts ent⸗ hoben zu sein, da er jeden Augenblick in der Erfüllung seiner plichten unterbrochen werden könne. Welchen Aus⸗ gang die für die Nation wichtigen Angelegenheiten nehmen würden, wisse Gladstone nicht; er habe aber nichts gesagt und nichts gethan, was ihn in der Freiheit seiner Handlungsweise behindern könne.
1“ Frankreich.
In der gestrigen Sitzung der Armee⸗Kommission der Deputirtenkammer gab, wie „W. T. B.“ berichtet, Jules Roche eine vergleichende Uebersicht über die mili⸗ tärischen Verhältnisse Deutschlands und Frankreichs und wies auf die Ergänzungen und Vervollständigungen hin, welche die militärischen Einrichtungen Frankreichs erfahren müßten. Die Kommission beschloß, den Kriegs⸗Minister über diesen Gegen⸗ stand zu hören. Rußland.
Die Besserung im des Kaisers schreitet, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg erfährt, fort. Der Kaiser schlief in der vergangenen Nacht weniger, weil er am Tage viel geschlafen hatte. Jede Gefahr wird als absolut ausgeschlossen bezeichnet.
Italien.
Das Kriegsgericht in Massa hat, dem „W. T. B.* zufolge, den Advokaten Molinari zu einer Gefängnißstrafe von 23 Jahren, von denen die ersten drei Jahre in Einzelhaft zu verbüßen sind, verurtheilt. Ferner wurde die Konfiskation er sequestrierten Güter Molinari's ausgesprochen. — In Neapel ist gestern der Anarchist Merlino verhaftet worden. Er leistete dabei heftigen Widerstand.
8 Spanien. „W. T. B.“ meldet aus Madrid, ein Bericht des Gou⸗ verneurs von Cadix besage, daß Tausende von nothleidenden Bauern und Arbeitern bettelnd die Provinz durchzögen; Aus⸗ schreitungen seien zu befürchten. In Ocio (Provinz Almeria) sei eine Dynamitpatrone explodiert und habe beträchtlichen Schaden angerichtet. In Alanis (Provinz Sevilla) hätten sich ländliche Arbeiter Nahrungsmittel angeeignet und unter sich getheilt. Die Gendarmerie habe einschreiten müssen, mehrere Verhaftungen seien vorgenommen worden. Serbien. Das Kabinet ist jetzt vervollständigt. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ hat Mijatowic (Fortschrittler) die Finanzen, und der Hochschulrektor Nesic (Liberaler) der Unterricht übernommen. Der betreffende Ukas soll heute erscheinen. 8s Die „Nowoje Wremja“ erfährt, der serbische Gesandte Pasic, der angewiesen sei, St. Petersburg nicht zu verlassen habe seine Demission eingereicht, da er seinen Parteigenossen, den Radikalen, in Serbien nicht fern sein wolle. — In Belgrad wird diese Nachricht, wie „W. T. B.“ meldet, von kompetenter Stelle entschieden bestritten. Almerika. Sx Das Repräsentantenhaus hat, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, gestern mit 175 gegen 56 Stimmen ein Amendement zur Tarifbill angenommen, wodurch die inneren Abgaben festgestellt werden und eine Einkommen⸗ steuer eingeführt wird. 8 Nach den neuesten in London eingetroffenen Meldungen aus Rio de Janeiro wurden, wie „W. T. B.“ berichtet, am Montag nur einige Flintenschüsse zwischen dem ame⸗ rikanischen Kreuzer „Detroit“ und dem Insurgentenschiff „Guanabara“ gewechselt, wodurch aber weder auf der einen noch auf der anderen Seite Schaden angerichtet wurde. Der amerikanische Geschwader⸗Kommandant kündigte dem Admiral da Gama an, er werde nicht dulden, daß die Auf⸗ ständischen die amerikanischen Schiffe am Löschen an den Qugis verhinderten, und verbot dem Admiral, auf die Quais schießen zu. lassen. Admiral da Gama habe nachgegeben und seine Offiziere zu einer Berathung darüber zusammenberufen, ob es angezeigt sei, sich den Amerikanern zu ergeben. Die Offiziere seien gegen die Uebergabe gewesen, und deshalb sei in der Lage keine Aenderung eingetreten. Der französische Befehlshaber habe den ameritanischen Admiral Benham zu seinem Vorgehen beglückwünscht; der Feerrechtsch⸗ Kommandant habe sein Schiff gefechtsbereit gemacht, um den Admiral Benham nöthigenfalls zu unterstützen. — Nach einer Meldung aus Buenos Nires von gestern rüsten sich die Auf⸗ ständischen in Brasilien zu einem energischen Angriff auf Santos und Sao Paolo.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Fredrveen befinden sich in der Ersten Beilage.
— Der heutigen 40. Sitzung des Reichstags wohnt der Staatssekretär Dr. von Boetticher bei.
Zur dritten Berathung steht die Novelle zum Unter⸗ stützungswohnsitzgesetz. v“
Prinzip des Heimathsrechts ste
bg. Rembold (Zentr.) erklärt entgegen den Ausführungen des Abg. Weber⸗Heidelberg, daß seine Fraktionsgenossen in Baden nicht auf dem Boden des Unterstützungswohnsitzes, sonmndern auf dem v Wund demgemäß die Vorlage ab⸗ lehnen werden. b Abg. Winterer (b. k. F.) wendet sich gegen die von der Kom⸗ mission beschlossene Resolution, welche die baldige Einführung dieses Gesetzes in die Reichslande empfiehlt. Die Bevölkerung der Reichslande wolle an ihrem Heimathsrecht festhalten und widerstrebe durchaus der Einführung der Gese gebung, betreffend den Unter⸗ stützungswohnsitz. Bisher sei die freiwillige Armenpflege im Elsaß allen berechtigten Ansprchen auch gerecht geworden; es sei richtig, daß einige Millionäre aus den Reichslanden ausgewandert seien, aber die Nächstenliebe sei nicht ausgewandert. Würde das in seiner gegenwärtigen Gestalt in die Reichslande eingeführt, so entstände eine schreiende Ungleichheit, denn in allen übrigen deutschen Staaten be⸗ üänden sich nur etwa 10 bis 12 000 Elsaß⸗Lothringer, während in den Reichslanden mehr als 100 000 Altdeutsche wohnen. Staatssekretär Dr. von Boetticher:, (Wir werden diese Rede morgen im Wortlaut bringen.) Der Abg. Winterer hat keinen be⸗ gründeten Anlaß, sich so energisch gegen die Einführung des Unterstützungswohnsitzs im Elsaß zu wehren, weil es sich doch zunächst nur um eine Resolution des Reichstags handelt. Es wird auch nach der Annahme dieser Resolution nicht in kurzer Frist gelingen, das Gesetz in die Reichslande einzuführen. Der Wunsch, im ganzen Gebiek des Deutschen Reichs zu einem überein⸗ timmenden Rechtszustand zu kommen, wird doch von allen Seiten 1s ein berechtigter anerrannt werden. Wenn auch die Ver⸗ hältnisse in den Reichslanden etwas kompliziert liegen, so nschen doch alle übrigen Staaten des Reichs einen Zustand bergestellt zu sehen, welcher dieselbe Fürsorge den Hilfsbedürftigen aus dem Reich dort in den Reichslanden verbürgt, die sie sonst im Reich genießen. Im übrigen möge sich der Vorredner gedulden, bis die Vorlage dem Reichstag unterbreitet sein wird, welche die Einführung 1 egeetl en Vorschriften auf Elsaß⸗Lothringen zum Gegen⸗ and hat. Abg. Gamp (Rp.): Die verbündeten Regierungen sehen diese Vorlage als ein Nothgesetz an. Meine Partei vertritt nicht die Auffassung, daß das achtzehnte Lebensjahr die richtige Grenze für die Erwerbung des Unterstützungswohnsitzes ist, sondern halten das echzehnte Lebensjahr dafür. Wir haben uns jetzt für die Vorlage ur entschieden, weil wir sie als ein Kompromiß ansehen. Für die Zukunft halten wir namentlich mit Rücksicht auf die Interessen der dwirthschaftlichen Bevölkerung daran fest „ daß das sechzehnte Lebensjahr als Altersgrenze erstreßt werden muß.
(Schluß des Blattes.)
— In der heutigen 8. Sitzung des Hauf es der Ab⸗ geordneten, welcher der Finanz⸗Minister Dr. Miquel und der Minister für Landwirthschaft ꝛc. von Heyden mit Kom⸗ missarien beiwohnten, wurde die zweite Berathung des Staatshaushalts⸗Etats für 1894/95 bei dem Etat der landwirthschaftlichen Verwaltun g fortgesetzt.
Die Einnahmen wurden ohne Debatte genehmigt.
„ Bei den dauernden Ausgaben, Kapitel Ministerium für Landwirthschaft ꝛc., Tit. 1 „Gehalt des Ministers 36000 ℳ“ bedauert b
Abg. Seyffardt⸗Magdeburg (nl.) den Rückgang der deutschen Gerberei, der durch die überhand nehmende Einfuhr überseeischer Gerbstoffe, namentlich der aus dem Quebrachoholz gewonnenen, verschuldet sei, warnt aber davor, dem Verlangen des Abg. Knebel nachzugeben, auf dem Wege des Zollschutzes Abhilfe zu suchen. Man dürfe der Lederindustrie die Rohstoffe nicht vertheuern, es würde das auch gegen den Kompromiß von 1879 zwischen Industrie und Landwirthschaft verstoßen. Der Minister möge auf anderem Wege den Beschwerden der Produzenten der deutschen Gerberlohe abzuhelfen suchen.
Abg. Knebel (nl.) kann nicht anerkennen, daß mit dem ver⸗ langten Schutzzoll der Kompromiß von 1879 gebrochen würde. Redner beruft sich auf Aeußerungen von Handelskammern und anderen Kor⸗ vorationen, welche Zollschutz und gleichzeitig größere Pflege und Hebung der Kultur des deutschen Eichenschälwaldes empfehlen.
In gleichem Sinne äußern sich die Abgg. Schm itz⸗Erkelenz (Zentr.) und Dr. Glattfelter (Zentr.), letzterer nannentlich mit Rücksicht auf die Interessen der armen Bauernbevölkerung der Eifel.
Abg. Humann (Zentr.) kommt auf den landwirthschaftlichen Nothstand zurück und sucht nachzuweisen, daß derselbe infolge der neueren Handelspolitik, infolge der Handelsverträge und auch der guten Ernten der beiden letzten Jahre namentlich die kleinen Landwirthe des Westens ergriffen habe. Auch die Staffeltarife hätten nachtheilig eingewirkt. Die kleinen Handelsverträge hätten nur der Industrie genützt. Von Maßregeln, welche wirkliche Abhilfe brächten, höre man nichts; die Landwirt schaftskammern würden den Preisrückgang auch nicht aufhalten können; sie hätten wohl jedenfalls für die nächsten Jahre nur theoretische Bedeutung. Auf die Annahme der Ablehnung des russischen Handelsvertrags lasse sich das Zentrum nicht festnageln 3 es werde den Vertrag, wenn er komme, gründlich prüfen und, je nach dem Ergebniß dieser Prüfung, sein Votum abgeben. Weiter spricht sich der Redner gegen die Aufhebung des Identitätsnachweises aus. „Abg. Dr. Lotz (b. k. F.) weist darauf hin, daß durch die Regu⸗ lierung der Ems deren Wasserstand erheblich erhöht worden sei, wo⸗ durch die Moorkolonien im Kreise Leer bedeutend geschädigt würden. Es bestehe der Wunsch, daß dort ein Kanal angelegt werde zur Ent⸗ wässerung der Moordistrikte. Die Entwässerungsverbände, die Sielachten seien bereit, einen erheblichen Beitrag zur Ausführung zu gewähren. Ein bezüglicher Antrag sei früher von der Regierung ab⸗ gelehnt worden; Redner bittet die Regierung, sich jetzt dem Antrag freundlich gegenüber zu stellen.
„Wirklicher Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Beyer: Die Ent⸗ wässerungsverhältnisse der rechtsemsischen Niederungen sind immer ungünstige gewesen und sind noch ungünstiger geworden. Die Staats⸗ regierung hat sich wiederholt damit beschäftigt, wie diesen Uebelständen abgeholfen werden könne. Das beste Mittel wäre, einen großen Wasser⸗Abfang⸗Lateral⸗Kanal zu bauen. Aber solche An lagen sind sehr theuer und haben nur ein Interesse für einen Theil der Provinz Hannoyer. Ein kleineres Projekt für einen Theil des fraglichen Ge⸗ biets ist allerdings ausgearbeitet, aber doch nicht so vollständig, daß man die Kosten übersehen könnte. Die landwirthschaftliche Verwaltung wird bereit sein zu helfen.
Gothein (fr. Vg.): Die Diskussion hat sich in der Fiktion bewegt, daß wir uns am andern Ende der Leipziger Straße befänden; man hat sogar einen hohen Zoll auf Gerbstoffe verlangt. Es handelt sich nicht darum, daß dem Bauer etwas genommnen werden soll, sondern dem Gerber, indem ihm seine Gerbstoffe vertheuert werden. Ein Schutzzoll auf Lohe bestand bisher nicht. Wenn auch eine Handelskammer, die von Köln, für einen Zoll auf Lohe einge⸗ treten ist, so beweist das nichts. Köln ist für die Lederindustrie nicht maßgebend. Die anderen Industriebezirke sind auf cuswärtige Gerbstoffe angewiesen, die das Inland garnicht produzieren kann, namentlich soweit es sich um Gerbstoffe für Qualitätsleder handelt Daß die Handelsverträge die westlichen Landwirthe mehr geschädigt hätten als die östlichen, möge richtig sein. Im Osten sei der Schutz⸗
joll nur zeitweilig voll zur Wirkung gekommen. Die Staffeltarife schadeten dem Westen nicht, weil sie noch nicht so niedrig seien, daß sie die Wasserfrachten unterböbten. Werde der Identitätsna gehoben, dann müßten die Staffeltarife erst recht beibehalten werden, damit das Getreide aus Posen, Schlesien ꝛc. seewärts ausgeführt werden könne. Gerbhge fürcher (Zentr.) empfiehlt ebenfalls einen Schuttzzoll auf h „Das Ministergehalt wird hierauf bewilligt, ebenso die übrigen Ausgaben des Ministeriums und des Ober⸗Landes⸗
kulturgerichts. — ö“
(Schluß des Blattes.)
— In der Budgetkommission des Reichstags wurde heute die Berathung des Kolonial⸗Etats fortgesetzt. Der Etat für das ostafrikanische Schutzgebiet verlangt einen Reichszuschuß von 3 500 000 ℳ, d. h. eine Million mehr als im vorigen Jahre. — Der Referent Abg. Prinz Arenberg (Zentr.) brachte heute zunächst den Antrag ein, die Regierung aufzufordern, die Hindernisse aus dem Wege zu räumen, welche der Ausbildung der Missionare „Vom Heiligen Geist“ in Deutschland entgegenstehen. Der Abg. Bebel (Soz.) brachte die in einer Hamburger sozial⸗ demokratischen Zeitung zur Sprache gebrachten Vorgänge in Dahomey, durch welche Hamburger Firmen belastet sein sollen, indem sie sich bei dem Sklavenhandel betheiligten.
Abg. Gröber (Zentr.) empfiehlt eine Erweiterung des
Strafgesetzes, welches auch den von Reichsangehörigen im Auslande betriebenen Sklavenhandel unter Strafe stellt. Eine hierauf bezüg⸗ liche Resolution sowie eine Resolution des Referenten Prinzen Arenberg, betreffend Zulassung des Ordens der „Väter vom
Praae Geist“, wurden angenommen. —
1 Wegen Beginns der lenarsitzung wurde die Fortsetzung der Berathung des Kolonial⸗ Ftats auf Sonnabend vertagt.
— In der Kommission des Reichstags für den Gesetzent⸗ wurf wegen Abänderung des Reichs⸗Stempelabgabengesetzes wurde heute die Diskussion über die Steuersätze für Kauf⸗ und Anschaffungsgeschäfte fortgesetzt und nach Ablehnung sämmt⸗ licher Abänderungsvorschläge die Regierungsvorlage (Kauf⸗ und Anschaffungsgeschäfte über ausländische Banknoten 210 vom Tausend) mit 17 gegen 5 Stimmen angenommen. — Ebenso wurde die Steuer von 29810, cpro Mille für inländische Aktien, Renten⸗ und Schuldverschreibungen mit 15 gegen 7 Stimmen angenommen. Schliczlich wurde auf Antrag des Abg. Gamp als Nr. b folgende Fassung beschlossen: „1) Kauf⸗ und sonstige Anschaffungsgeschäfte über Waaren auf eine fest bestimmte Lieferzeit oder mit einer fest bestimmten Lieferungs⸗ frist, wenn dieselben gemäß den seitens einer Börsenbehörde für solche Geschäfte festgesetzten Geschäftsbedingungen abge⸗ schlossen werden und wenn für die an der betreffenden Börse ge⸗ schlossenen Geschäfte solcher Art eine Feststellung von Feimngreisen erfolgt, 1˙% vom Tausend. 2) Alle übrigen Kauf⸗ oder sonstigen Anschaffungsgeschäfte, wenn dieselben gemäß den seitens einer Börsenbehörde für solche Geschäfte festgesetzten Geschäfts⸗ bedingungen abgeschlossen werden, 23à10 vom Tausend.“ — Dieser Antrag gelangte mit 16 gegen 5 Stimmen zur Annahme. — Die Berathungen werden am Sonnabend fortgesetzt. 8“
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. Türkei.
Der internationale Gesundheitsrath in Konstantinopel hat folgende Quarantänebestimmungen getroffen:
1) Herkünfte von Konstantinopel nach dem Marmara⸗Meer und den Dardanellen bis Tschanak⸗Kals (ausschließlich) unterliegen einer ärztlichen Untersuchung in Tuzla oder Kallikratia. Solche mit der Bestimmung nach einem türkischen Hafen des Schwarzen Meeres oder nach Tschanak⸗Kalé und darüber hinaus haben sich einer 24⸗stündigen Beobachtung in einem mit einem Sanitätsarzt versehenen Hafen zu unterwerfen. Reisende, welche sich auf der ostrumelischen Eisenbahn ins Innere des Landes begeben, unterliegen einer ärztlichen Unter⸗ ezxs Tschataldscha. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 20 vom 23. Januar ad 5. 8
2) Die gegen serrenmft⸗ von Sizilien, Tripolis (Afrika), Trapezunt, Salonik und Odessa noch bestehenden Quarantänemaßregeln sind auf⸗ gehoben. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 20 vom 23. Januar 1894 ad 1— 4.) Malta. Die Lokalbehörde in Malta hat die dort gegen Herkünfte Algier angeordnete Quarantäne aufgehoben. (Vergl. „R.⸗A Nr. 10 vom 12. v. M.) 88 8
2 E
Oesterreich⸗Ungarn. Vom 23. bis 31. Dezember v. J. wurden den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ zufolge in Bosnien 33. Erkrankungen (25 Sterbefälle) festgestellt, davon entfielen 13 (7) auf den Bezirk Brcka. Rußland. Vom 6. bis 12. Januar (n. St.) wurden die nach⸗ stehend aufgeführten Erkrankungen und Todesfälle amtlich gemeldet: In Plock vom 24. bis 30. Dezember 56 bezw. 27, in Warschau vom 17. bis 23. Dezember 40 bezw. 18; in Radom vom 24. bis 30. De⸗ zember 17 bezw. 11; in Kowno vom 24. Dezember bis 6. Januar 95 bezw. 41; in St. Petersburg (Stadt) vom 4. bis 11. Januar 99 bezw. 49; in St. Petersburg (sonst im Gouv.) vom 19. bis 30. De⸗ zember 57 bezw. 24. Belgien. Einer Mittheilung in den „Veröffentlichungen des GG Gesundheitsamts“ vom 22. Januar zufolge ist die Cholera, welche Anfang November v. J. nur noch in vereinzelten Fällen sich zeigte und naezu erloschen schien, neuerdings wieder he tiger auf⸗ getreten; in der ersten Januarwoche wurden in Namur, Huy und Lüttich mehrere Erkrankungen zum theil mit tödtlichem Ausgange beobachtet. Man nimmt daselbst an, daß Krankheitskeime aus dem im letzten Jahre heimgesuchten Becken von Charleroi durch den Sambrefluß in die Maas gelangt und so den genannten, an deren Ufern gelegenen Orten zugeführt worden sind. Letzthin zeigte sich die Seuche auch in St. Trond (Prov. Limburg); am 17. Januar zählte man dort 15 Erkrankungen und 11 Todesfälle.
Handel und Gewerbe.
8 Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 31. v. M. gestellt 11 142, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 30. v. M. gestellt 3683, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
e. Der Aufsichtsrath der Kölnischen Hagelversicherungs⸗ gesellschaft hat, wie „W. T. B.“ meldet, die Zahlung einer Divi⸗ dende von 30 % für das Jahr 1893 in Aussicht genommen. Auf Policen wurden ausgezahlt 26 811 ℳ, die Gesammtsumme der laufenden Versicherungen beträgt 206 531 801 ℳ, die Einnahme an Prämien belief sich auf 1 843 558 ℳ — Der Eschweiler Bergwerksverein weist für die erste Hälfte des Geschäftsjahres 1893/94 einen Ueberschuß von 540 683 ℳ auf, wobei der Vortrag aus voriger Rechnung in Höhe von 35 948 ℳ mit eingerechnet ist.
Magdeburg, 31. Januar. (W. T. B.) Zucckkerbericht. Kornzucker exkl., von 92 % —,—, neue 13,65, Kornzucker exkl. 88 % Rendement —, neue 13,00, Nachprodukte exkl., 75 % Rende⸗ ment 10,30. Stetig. Brotraffinade I. 26,00, Brotraffinade II. 25,75, Gem. Raffinade mit Faß 26,25. Gem. Melis IJ. mit Faß 24,50. Stetig. Rohzucker. 1. Produkt Transito f. a. 8. Ham⸗ burg pr. Januar 12,65 Gd., 12,67 ½ Br., pr. Februar 12,62 ½ bez., 12,65 Br., pr. März 12,67 ½ bez., 12,72 ½ Br., per April 12,72 ½ Gd., 12,77 ½ Br. Stetig.
Duisburg, 31. Januar. (W. T. B.)“ In der Angelegenheit des neuen rheinisch⸗westfälischen Walzwerk⸗Verbandes wird der „Rhein⸗ und Ruhrzeitung“ aus zuverlässiger Quelle mitge⸗ theilt, daß die Einschätzungs⸗Kommission auf sämmtlichen Werken das größte Entgegenkommen bei der Einschätzung gefunden und ihre Ar⸗ beiten vollendet hat.
Augsburg, 1. Februar. (W. T. B.) Serienziehung der 7 Fl.⸗Loose: 9 270 297 423 564 671 725 766 785 969 1022 1058 1061 1169 1316 1464 1515 1620 1750 1868.
Leipzig, 31. Januar. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per Febr
.
März 3,47 ½ ℳ, per April 3,47 ½ ℳ, per Mai 3,40 ℳ,
3,45 ℳ, per Juli 3,47 ½ ℳ, per August 3,50 ℳ, per 3,52 ½ ℳ, per Oktober 3,55 ℳ, per November 3,57 ½ ℳ, pe 3,60 ℳ Umsatz 10 000 kg. ,
Mannheim, 1. Februar. (W. T. B.) Wilbhelm Maas, der älteste Chef der Firma Salomon Maas, ist gestern nach längerem Verhör verhaftet worden. — Der mit den Inhabern des Bankhauses befreundete Hopfenhändler Ludwig Mayer hat sich heute früh erschossen.
„Bremen, 31. Januar. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offtzielle Notierung der Bremer Petroleum⸗ Börse.) Ruhig. Loko 4,85. — Baumwolle. Matt. Upland middling, loko 40 ½ ₰. Termine nicht mehr gehandelt. — Wolle. Umsatz 153 Ballen. — Schmalz. Matt. Wilcox 42 ₰, Armour shield 41 ½ 4, Cudahy 42 ½ ₰, Fairbanks 35 ½a. — Taback. Umsatz 124 Faß Kentucky. 1
amburg, 31. Januar. (W. T. W.) Der Vorstand der Export⸗ und Lagerhausgesellschaft vormals J. Ferdi⸗ nand Nagel beruft zum 17. Februar eine Generalversammlung ein, in der über die Auflösung oder Fortführung des Unternehmens Beschluß gefaßt werden soll. Die zur Vorlage kom⸗ mende, mit Ende November abschließende Bilanz weist einen Fehlbetrag von 3437 000 ℳ nach gegenüber einem solchen von 1 304 249 ℳ, den die von dem früheren Vorstand s. Z. vorgelegte Bilanz feststellte. Die Erhöhung des Fehlbetrags ist durch die niedrigere Werthbemessung des Inventurbestandes und durch die im Weingeschäft obwaltende ungünstige Konjunktur herbeigeführt. Pest, 31. Januar. (W. T. B.) Produktenmartt. Weizen schwach behauptet, per Frühjahr 7,31 Gd., 7,32 Br., pr. Herbst 757 Gd., 7,58 Br. Hafer pr. Frühjahr 6,75 Gd., 6,77 Br. Mais pr. Mai⸗Juni (1894) 4,79 Gd., 4,80 Br.
London, 31. Januar. (W. T. B.) Wollauktion. und Tendenz unverändert.
An der Küste 1 Weizenladung angeboten.
96 % Javazucker loko 15 ¼ ruhig, Rüben⸗Rohzucker loko 12 ⅛ ruhig — Chile⸗Kupfer 41 ⅜, pr. 3 Monat 41 ⅞. MRNotterdam, 31. Januar. (W. T. B.) In der heute von der Niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltenen Zinnauktion über 29 200 Blöcke Bankazinn wurden 43 ¾ à 45 ¾ Fl., durchschnittlich 44 ½ Fl. erzielt.
Amsterdam, 31. Januar. (W. T. B.) good ordinary 52 ½4. — Bankazinn 44 ½.
Washington, 31. Januar. (W. T. B.) Die Subskription auf die Schatzbonds wurde heute geschlossen. Der gesammte Be⸗ trag ist reichlich gedeckt. Das Bankensyndikat zeichnete heute weitere 20 Millionen Dollars. New⸗York, 31. Januar. (W. T. B.) Die Börse eröffnete fest, wurde im weiteren Verlaufe träge und schloß lustlos, bei festen Kursen. Der Umsatz der Aktien betrug 120 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 155 000 Unzen geschätzt.
„Weizen anfangs — auf schwächere Kabelberichte und Ver⸗ käufe des Auslands, später erholt anf flotte Exportnachfrage. Schluß träge. — Mais einige Zeit steigend nach Eröffnung auf bedeutende Käufe und Deckungen, später Reaktion auf erwartete Zunahme der Ankünfte. Schluß träge. .
Chicago, 31. Januar. (W. T. B.) Weizen schwächte sich nach Eröffnung etwas ab auf unerwartete ungünstige Kabelberichte und unbedeutende Realisierungen, später erholt. Schluß stetig. Mais allgemein fest während des ganzen Börsenverlaufs.
Milwaukee, 31. Januar. (W. T. B.) Das Bundesgericht hat gestern das Anfuͤschen des Verwaltungsraths der Northern⸗ Pacific⸗Eisenbahn verworfen, nach welchem“ die Receivers die Verwaltung der Bahn wieder an die Direktion abtreten sollten.
Preise
Java⸗Kaffee
Verdingungen im Auslande.
1 Niederlande.
7. Februar, 11 Uhr. Der Vize⸗Admiral, Directeur en Comman- dant der Marine zu Amsterdam: Lieferung von 83 000 kg Minera Maschinenöl. Bedingungen sind auf Franko⸗Anfrage gegen 20 Cents erhältlich beim Haupt⸗Ingenieur der Marine zu Amsterdam. b
10. Februar. Die landbouwvereeniging Wilderwank: Lieserung von 15 000 kg Chilesalpeter u. s. w. Bedingungen erhält⸗ lich bei R. W. Panman ebenda.
Verkehrs⸗Anstalten.
Der Postdampfer „Spaarndam“ der Nie erländisch⸗ Amerikanischen Dampfschiffahrts⸗ Gesellschaft ist am 30. Januar in New⸗York angekommen.
Bremen, 31. Januar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd⸗ Der Postdampfer „Köln“ ist am 29. Januar Abends in Vigo an⸗ gekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Hohensta ufen“ hat am 29. Januar Nachts die Reise von Genua nach Neapel fortgesetzt. Der Postdampfer „Hannover“ ist am 29. Januar Abends in Antwerpen angekommen. Der Postdampfer „München“ hat am 30. Januar Morgens die Reise von Antwerpen nach Bremen fort⸗ gesetzt. Der Postdampfer „»Graf Bismarck' hat am 30. Januar Mittags Eastbourne passiert. Der Reichs⸗Postdampfer „Sachsen“ ist am 30. Januar Vormittags in Suez angekommen.
Hamburg, 31. Januar. (W. T. B.) Der „Hamb. Börsenh.“ zufolge ist zwischen der Hamburg⸗Amerikanischen Packet⸗ sahrt⸗Aktiengesellschaft, dem Norddeutschen Lloyd in Bremen, der Red⸗Star⸗Line zu Antwerpen und der Nieder⸗ ländischen amerikanischen Dampfschiffahrts⸗Gesell⸗ schaft zu Rotterdam bezüglich Frachten nach Amerika eine Vereinbarung getroffen worden; diese bezweckt eine bessere Regelung der Frachtraten und ein gemeinschaftliches Vorgehen gegen etwaige Outside⸗Frachtdampfer. Der Postdampfer „Patriot“ hat die gestern fällige Fahrt von Cuxhaven nach Helgoland Schnee⸗ sturms halber erst heute früh ausführen können.
London, 31. Januar. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Goth“ ist heute auf der Ausreise von Lissabon abgegangen. Der Union⸗Dampfer „Tara“ ist gestern auf der Heimreise in Plymouth
angekommen.
Theater und Musik. Konzerte.
Das Frankfurter Vokal⸗Quartett gab am Mittwoch im
Saal Bechstein ein Konzert, in welchem es seinen ehrenvollen Ruf wiederum bewährte. Mit schönen, in der Klan farbe harmonierenden Stimmen, reinster Intonation, Präzision in der usammenwirkung und mit seelenvollem Ausdruck sührte das Quartett drei Gesänge von Schumann Klavierbegleitung, drei Volkslieder a cappella (altdeutsch, dänisch und schwedisch), drei bekannte und beliebte Gesänge von aydn und die sehr schwierigen „Zigeunerlieder“ von Brahms unter le haftestem Beifall des zahlreich erschienenen Publikums aus. Die Sovpvranistin Frau Julia Uzielli, die Altistin 82 Jenny Hahn, sowie die Herren Franz Naval (Tenor) und Anton Sistermans (Baß) brachten außerdem noch in einigen Duetten ihre Stimmen wirksam zur Geltung. Besonderes Lob verdient auch die präzise und sorgfältige Klavier⸗ begleitung des Herrn Uzielli.
An demselben Abend fand in der Sing⸗Akademie ein Klavier⸗Abend des hier auch durch seine Lehrthätigkeit sehr vor⸗ theilhaft bekannten Professors Ernst Jedliezka statt. In der Ideenwelt Chopin’s heimisch, erinnert sein Spiel an die geistvolle Auffassung des berühmten Franzosen Planté, dessen sich noch manche hiesige Musikfreunde erinnern werden. Die Wahl der selten gehörten 24 Präludien Chopin's war eine sehr glückliche; das reizende Piano und der maßvolle Gebrauch des Forte wirkten hierin mit gleicher Anziehungskraft. Auch drei besonders virtuos gehaltene Stücke von Rubinstein, Tschaikowsky und Liszt ge⸗ langen vortrefflich, sodaß die zahlreich versammelten Zuhörer zu rauschendem Beifall hingerissen wurden.
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