1894 / 33 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 07 Feb 1894 18:00:01 GMT) scan diff

gramm ersah, daß diese Depesche Berlin nicht erreicht sandte ich durch die inzwischen wieder geöffnete hiesige Telegraphen⸗ station eine zweite, in welcher ich den Inhalt der ersten wieder olte. Vorher hatte ich, da ich annehmen mußte, daß Hering bereits meine Depesche über die Vorbereitungen zur gelassen, diese Erstürmung telegraphisch gemeldet. 8 1

Am 21. und 22. wurden die Dahomes durch Hyäne“, „Nachtigal“ und „Soden“ wiederum lebhaft beschossen, wobei diejenigen Häuser nicht geschont werden konnten, aus welchen das Feuer Unteroffizier Steinecke von der Polizeitruppe erhielt eine leichte Ver⸗ letzung durch eine Kugel Modell 88 auf der Brust. Zugleich wurden die Vorbereitungen zur Erstürmung der Joßplatte getroffen.

Am 21. d. M. Vormittags wurde die Joßplatte durch Landungs⸗ korps S. M. S. „Hyäne“, Vermessungskommando, die deutschen Kaufleute Hesse, Plaensdorf, Stegemann, Steckelmann, Vanselow, Holthusen, den schwedischen Kaufmann Lindow sowie die Gouverne⸗ mentsbeamten stellvertretenden Gouverneur Leist, Dr. Preuß, Premier⸗ Lieutenant Haering, Stationsvorsteher von Brauchitsch, Ingenieur Drees, Polizeimeister Wiazowski, Polizeimeister Pfeil, Materialien⸗ verwalter Braun, Gärtner Scholz, Gärtner Walter und Arbeits⸗ Regierungs⸗Arzt Dr. Da ich an Bord

sen 9 Uhr Abends brachten die Woermann’schen Faktoristen aensdorff und Stegemann sowie der englische garethe und den in Hospitalbe Firma Randad u. Stein Namens Vanselow zu uns und stellten sich mir zur Verfügung. Diese Herren hatten von ehört, waren unter Führung des Kaufmanns aus gefahren, hatten von dort die Schwester (Polizeimeister Wiazowski,

„Nachtigal“ dann aus der stark beschossenen Doktorwohnung und den in Hospitalbehandlung befindlichen Faktoristen Vanselow Zu dieser tapferen That hat Herr Hesse die Initiative

zvung des Gouverneurhauses ewehren das Gouverneurs⸗

aktorist Gibney veürihereber e andlung befind⸗

en der II“ rstürmung der Joßplatte ab⸗ unserer mißlichen Lage Hesse bis zum Kranken

offizier Steinecke, euer erwidert wurde.

wester Margarethe

herausgeholt.

Kaum hatten diese Personen die Besa verstärkt, als die Rebellen aus Geschützen und haus unter lebhaftes Feuer zu nehmen begannen und mehrere Male ver⸗ suchten, das letztere zu stürmen. Glücklicherweise hatten zwei von mir nach dem Gouvernementsdampfer „Soden“ gesandte Krujungen kurz vorher die auf demselben befindlichen zwei Kisten Patronen elang, die Angreifer zurückzuschlagen. uf unserer Seite der treu gebliebene Polizei⸗ soldat Jakai erschossen und der Krankenwärter Siepert am Ober⸗ Modell 88 leicht verwundet. Schwester Margarethe verband die Wunden mit großer Kaltblütigkeit,

nachdem sie aus meinem Bettlaken sich das nöthige Verbandmaterial geschaffen hatte. b

Als das feindliche Feuer, namentlich aus den Geschützen, immer stärker wurde, begannen der Gouvernementsdampfer „Soden“ und S. M. S. „Nachtigal“ scharf zu schießen. Hierdurch wurde weni stens für eine Weile das feindliche Geschützfeuer vom Gouverneurshause

Um 2 Uhr Nachts und 5 Uhr Morgens hatten wir noch zwei

Uhr früh trat in der Be⸗ eine Ruhepause ein, während welcher Plaensdorf, Vanselow und Gibney nach ihren Faktoreien zurückkehrten, und welche wir benutzten, um vom Dache des Gouverneurshauses nach den Feinden Umschau zu halten. Hierbei erblickten wir auf der Piazza des dem Gouverneurshause Verwaltungsgebäudes Vallentin,

Dammhorst zurückerobert. 8 ern leistete während des Gefechts ärztliche Hilfe. . S. „Hyäne“ eingeschifft war, hatte ich mich der ersten Ab⸗ Landungskorps Nachdem wir bis an das Verwaltungshaus durch Kaufmann Hesse, daß Truppen sich verschossen hätten. r schlossen uns an den rechten Flügel derselben an. Deimling, von Brauchitsch und Dr. Gewehrfeuer von beiden Seiten wurden nunme Tokotodorf hinaus in den Busch getri schütze und viele Munition n folgung in den Busch verbot sich bei der geringen Stärke des Landungskorps der „Hyäne“. Patrouillen gesandt, welche aus den treu

nir überbracht, sodaß es diesen Angriffen wurde a

angeschlossen. vorgedrungen, hörte ich unsere auf dem Exerzierplatz befindlichen Sofort stürmten wir vorwärts und Hier traf ich die Bei heftigem hr die Dahomes sprung⸗ Drei Ge⸗ Eine Ver⸗

Kriegsschiffs

schenkel vermittelst zweier Kugeln

weise über h zurückerobert.

urden bisher täglich ebliebenen Polizeisoldaten Diese haben bisher sechs Dahome⸗Soldaten und acht Weiber gefangen genommen und viele geraubte Gegenstände darunter gestern das letzte noch fehlende Maximgeschütz zurück⸗ gebracht. Außerdem sind acht Dahome⸗Soldaten und dreizehn Weiber durch Kameruner eingeliefert. Während ich die gefangenen Männer angenen Weiber, von denen viele Säug⸗ Dieselben werden nach den im Innern ge⸗

Auf den Kopf des Rebellen⸗ g von 100 ℳ, auf den Kopf der gesetzt worden.

Hauptangriffe zurückzuschlagen. Infolge dessen w

m 16. v. M. 18 gung des Gouverneurshauses aufleute Hesse, Stegemann,

zwischen 5 und 8 3 gebildet wurden.

hängen ließ, habe ich die gef linge hatten, begnadigt. legenen Stationen deportiert werden. Anführers Mamadu ist eine Belohnun übrigen Rebellen eine solche von 50 ahomeweibes wird mit 20 belohnt.

Verluste auf unserer Seite waren während des Sturmes auf die Die Verluste auf der gegnerischen e Dahomes Todte und Verwundete Gefunden sind drei Leichen und viele

gegenüber liegenden 6 r 8 Postsekretär Bieberstein herüber und berichteten, daß sie am Abend vorher durch Schüsse der . 8 . messe vertrieben seien. Assessor Riebow sei in dem Messehaus von lieferung eines D Schusse in die Brust getroffen und bald darauf, wie sie von ihrem Steward erfahren hätten, seiner Verwundung erlegen. Absicht, sofort die Leiche zu sichern, konnte nicht ausgeführt werden, da noch vor Beendigung des Rapports die Rebellen, welche den Zu⸗ gang zum Messehaus gesperrt hatten, die Belagerung des Gouder⸗ neurshauses mit verstärkter Heftigkeit wieder aufnahmen. folgenden Tage konnte ich Riebow's völlig unversehrten Leichnam mit Manga Bell's Hilfe vor dem Hause des letzteren provisorisch begraben

Joßplatte nicht zu verzeichnen. Seite sind nicht bekannt, da di mit sich zu nehmen pflegen. Blutspuren.

Häuptling Bell, wel Gelegenheit günstig, die doch helfen, 18 eroberung der Joßplatte auf S. M. Hulk Aufnahme. kein Zeichen dafür vorhanden, Duallas ansteckend gewirkt h

chem die Dahomes gesagt hatten, jetzt sei die Weißen aus dem Lande zu jagen, er möchte stellte sich unter meinen Schutz und fand bis zur Rück⸗ Jedenfalls ist daß die Revolte der Dahomes auf die

den Aufstand verursachte Schaden an staatlichem ert sich nach meiner und des Ingenieurs Drees ober⸗ flächlicher Berechnung auf etwa 20 000 Kein Gebäude lädiert, daß es nicht repariert werden könnte. Gouverneurshaus und das Hospital gelitten. sind nach Ansicht des Herrn Drees bald wi möchte ich gehorsamst bitten, Arbeiteraufseher herauszusenden.

Ausgeraubt sind hauptsächlich: Gouverneurshaus, erste Beamten⸗ messe, Doktorwohnung und Hospital. weniger auf staatliches als auf privates Kleidung, Essen und Getränkke erstreckt. Proviantmagazin von der Plünderung ver Gouverneurs⸗Kassenschrank haben die Rebellen nicht zu ö mocht. Telegraph und Archiv sind unverletzt, Mission liche Faktoreien und die Kaianlagen unversehrt. bauern als Unterkunft dienende Bretterhaus ist Reparatur der Gebäude ist begonnen worden.

Der Schaden an Privatei nicht berechnen, da täglich von

Da die entflohenen schwarzen Telegraphisten trotz mehrfacher Aufforderungen zur Rückkehr auf die Joßplatte nicht zu bewegen waren, so sandte ich um 9 Uhr Vormittags, um welche Zeit das Telegraphenamt in Bonny geöffnet wird, unter Bedeckung einiger farbiger Soldaten den Postsekretär Bieberstein in das Telegraphen⸗ igsgebäudes, damit derselbe meine

Eigenthum beziff

Am meisten haben das Doch auch diese Gebäude eder ausgebessert. außer dem bereits erbetenen Zimmermann

zimmer des Verwaltun Requisition M. S. Hv . b Thomé telegraphisch übermittele. Bieberstein kam nicht wieder ũ 1 Verbindung tungsgebäude und Gouverneurshaus durch die Dahomes ab sammt seiner schwarzen Bedeckun t sich nachträglich herausgestellt, daß die von Bieberstein aufgegebene Depesche die „Hyäne“ nicht erreicht hat.

Da der Angriff der Gegner immer heftiger, unsere Munition dagegen immer weniger wurde, konnten wir das gebäude nicht mehr halten.

1 noch einen war, und rettete si auf S. M. S.

„Nachtigal“. Es Doch hat sich die Plünderung

Eigenthum, namentlich auf erkwürdigerweise ist das Gouvernements⸗ schont geblieben. Nachdem der verwundete Siepert und die Schwester Margarethe unter bewaffneter Bedeckung das Haus ver⸗ Ablenkung der feindlichen Geschosse von den Vorausgesandten ein heftiges Gewehrfeuer gegen die Angreifer und traten dann, nachdem letztere etwas zurückgetrieben waren, den kachtigal“ an, auf welchem wunderbarerweise nie⸗ mand von den feindlichen Kugeln getroffen wurde, obwohl die Ein⸗ schiffung in die zur Ueberführung nach dem gedachten Schiffe be⸗ stimmten Boote längere Zeit in Anspruch nahm.

Ich stellte nunmehr die Gouvernementsfahrzeuge „Nachtigal“ und „Soden“ den am linken Ufer des Kamerunflusses wohnhaften Euro⸗ ö Die meisten Deutschen schifften sich auch auf diesen Fahrzeugen ein, während andere Deutsche und sämmtliche Eng⸗ länder sich nach dem auf der rechten Flußseite gelegenen, nicht gefährdeten Dorfe Hickory begaben, woselbst sie theils in den Ge⸗ bäuden der dortigen Europäer, theils an Bord des in Hickory behufs Reparierung aufgeschleppten überseeischen englischen Postdampfers „Benguela“ Unterkunft fanden. Die Kranken und Verwundeten wurden nebst den Pflegeschwestern an Bord S. M. Hulk „Cyelop gebracht. Ich selbst schiffte mich mit Lieutenant zur See Deimling, Premier⸗Lieutenant Haering und anderen Gouvernementsbeamten an Bord S. M. S. Bis auf den Kaibauer Möller, über dessen Ver⸗ bleib niemand etwas wußte, und den getödteten Assessor Riebow waren die Europäer nunmehr in Sicherheit. allgemein für todt gehalten, bis er nach der Wiedereroberung der Joßplatte aus der am Fluß gelegenen Maschinenwerkstatt abgehungert und verängstigt, aber gesund zum Vorschein kam. des 16. Dezember, sowie die folgenden Tage wurden bellen mehrere Male von „Nachtigal“ und „Soden“ beschossen, wobei auf auf der Joßplatte al mehr oder minder starkes Unteroffizier sammte Inhalt ission steht und

shäuser, sämmt⸗ Nur das den Kai⸗ stark beschädigt.

genthum der Beamten läßt sich noch den schwarzen Patrouillen Sachen aus dem Busch zurückgebracht werden. Jedenfalls ist auch dieser Schaden nicht so bedeutend, als man anfangs annahm.

ich auf die Bewe Dahome⸗Aufstandes näher ei sämmtliche an betheiligten Europäer hervorgethan

lassen hatten, eröffneten wir behufs

Rückzug nach der

ggründe und die politischen Folgen des ngehe, möchte ich hervorheben, daß sich der Vertheidigung des Gouverneurshauses und am benommen haben. Premier⸗Lieutenant Haering, von Brauchitsch, Maschinist Schulz

ihre Pflichttreue

standes die Bewunderung der gesammten hiesigen

päern zur Verfügung.

haben sich der Regierungsstation Edea Zimmermann, Holthusen.

der Leiter Büchsenmacher Faktoristen Margarethe Leue hat sich durch ihren Muth und während des Auf Europäer erworben.

Die Bravour der Kaiserlichen Marine wird von berufener Seite Herzensbedürfniß ist es mir, an dieser Stelle keit des Lieutenants zur See Deimling und zum wenigsten

gekennzeichnet werden.

die Umsicht und Tapfer des Steuermanns Klein hervorzuheben, denen es nicht ß wir das Gouverneurshaus 15 Stunden hindurch s dann ohne Verlust auf „Nachtigal“ zurückziehen

„Nachtigal“ ein.

Der Kaibauer Möller wurde zu verdanken ist, da behaupten und un Am Nachmittag 1 urden die Rebellen Die Dahomes sind frühere Sklaven des Häuptlin von Dahome und durch Baron Gravenreuth gekauft. Sie bildeten den stabilen Theil der Polizeitrupp älteste Soldaten derselben hatten sie in verschiedenen Kämpfen des Gouvernements gegen eingeborene Stämme eine gewisse gen zu schießen und die Geschütze zu bedienen Ansicht des seit langem der Unzufriedenheit der Dahomes sein. Die Löhnung der sonstigen Rekrutenzeit 20 und später 30 pro Dahomesoldaten zur Zeit noch nicht zu theil werden, da sie um einen theuern Preis aus der Sklaverei los⸗ elben die ersten zwei Jahre gar nicht ich mehreren von ihnen vor kurzem etwas en lassen, daß ich auch andere, welche ührers erwürben, auf dessen Antrag Auch sind aus vielen Anlässen (Weihnachten, K s. w.) den Dahome⸗Soldaten Ge⸗ andere Vergünstigungen zu theil geworden. So wurden die aus der Anwerbung Gravenreuth's und Expeditionen stammenden fast ausschließlich mit Dahomes verheirathet. diese verthierten,

im Jahre 1891 frei⸗ Wunsch die möglichst ge⸗ schont wurden. Wir erhielten jedesm und Geschützfeuer. wurde hierbei leicht verwundet. des öffentlichen Pulverschuppens, welcher neben der von den Dahomes nicht geplündert war, in Sicherheit gebracht. Am 19. v. M., Vormittags 10 Uhr, kam die Sannagapinasse der Firma mit Agent Scholz, Bergassessor Knochenhauer von Brauchitsch Herr Scholz stellte die Pinasse, welche e von den Dahomes erfolglos beschossen Er und Herr von

Kriegserfah⸗

rung und vor allen Din

Auch wurde der gelernt. Der

Grund der Revolte, welche auch na

und der Unteroffiziere der Polizeitruppe jedenfalls geplant gewesen, dürfte vor allem in mit ihrer Bezahlung zu suchen Polizeisoldaten (während der Monat) konnte den

Woermann u. Ko. und dem Vorsteher der Regierungsstation Edea, längsseits der „Nachtigal“. beim Passieren der Joßplatt war, und sich selbst sofort zu meiner Verfügung. hatten von der Rebellion der Dahomes auf dem Sannaga⸗ und waren uns sofort zu Hilfe geeilt. Knochenhauer konnte nicht helfen, da er fiebershalber auf dem „Cyelop“ ergebracht wurde. 1 8 1 Am 20. v. M., Vormittags 10 Uhr, traf S. M. S. „Hyäne“ An Bord befanden sich die Gouvernements⸗ beamten Dr. Preuß und Dr. Plehn, welche ich dienstlich kurze Zeit vor dem Aufstande auf eini⸗

Ich auf „Nachtigal“

gekauft waren. Während dies elöhnt wurden, hatte öhnung bewilligt und

Bergassessor sich das Lob des Schutztruppen

fluß gehört löhnen würde. Geburtstag, schenke un

2 Buschexpeditionen u. im Kamerunfluß ein.

Gouvernementsweiber Wer wie ich gesehen und mit den widerlichsten Krankheiten beh den Loskauf Gravenreuths und die Pflege des freien, gesunden und kräftigen Soldaten en glauben, daß diese Leute im Dien Himmel hätten vorkommen müssen. stets in der Gegenwart und vergißt d der als Soldaten angeworbenen freien ein Gegenstand fortwährenden Neides. Leider in Deutschland die Unzufriedenheit der Dahomes Kapital schlugen. Der Neid der Dahomes au

ge Tage nach Sao Thomé gesandt hatte. bis zur „Barre“ dem Kriegsschiff entgegen an Bord, um den Kommandanten Kapitän⸗ informieren. der „Hyäne“, welche die Joß⸗ afen von Kamerun Eindruck auf hafter erwiderten als früher Fast gleichzeitig an, besetzt vom

ausgehungerten afteten Sklaven durch Gouvernements sich zu der mußte ste des Gouvernements sich wie im Aber der Neger lebt nun einmal ergangenheit. Die Löhnung Neger war für die D fanden sich auch Per⸗ erzogene Alfred Bell, welche schürten und aus derselben f ihre schwarzen Kameraden ch erhöht, daß letztere wegen ihrer hohen Löhnung „mit Geldstrafen aber weniger mit Prügelstrafen belegt

Lieutenant Reincke über die „Sachlage zu blieb an Bord und fuhr mit der in den eigentlichen

machte entschieden

twickelten,

die Rebellen, welche dasselbe weit leb das Feuer der „Nachtigal“ und des den“ mit „Hyäne“ kam ein Segelboot aus Victoria Polizeimeister Pfeil,

Gärtner Scholz 169 Letztere haben uns als Patrouillengänger und der Wiedereroberung der Joßplatte gute Dienste ge⸗

Da unser em englischen Dampfer ach Bonny behufs Aufgabe einer länge

gefallene an das Auswärtige Amt. Als ich später aus Eurer Excellenz

wurde noch dadur zwar häufiger

Wahrscheinlich haben auch die Dahomeweiber zur Revolte auf⸗

den Kassenverwalter Hering ren Depesche über das Vor⸗

ereizt. Dieselben rren als Gouvernements⸗Arbeiterinnen dem

ngenieur Drees in erster Linie unterstellt und von letzterem dem Gärtner Walter zur Beschäftigung im Gouvernementspark überwiesen. Drees und Walter klagten beständig über die maßlose Faulheit der Dahomeweiber, welche nicht arbeiten wollten und stets die Arbeit verließen, wenn der Weiße den Rücken kehre. Alle über sie verhängten Strafen seien wirkungslos. Da die männlichen Arbeiter für schwere, namentlich die Kai⸗Hinterfüllungsarbeiten verwandt wurden und deshalb außer einigen Knaben die Soldatenweiber die einzigen Arbeiter des Gärtners bildeten, empfand letzterer die Faulheit der Weiber bitter. Auch am 15. v. M. wiederholten sich die Klagen über die Träg⸗ heit der Dahomeweiber, sodaß ich beschloß, selbst die letzteren bei der Arbeit zu kontrolieren. Eine Stunde nach Beginn der Arbeitszeit fand ich dieselben noch in ihren Hütten. Ich trieb sie nunmehr zur Arbeit an. Doch als ich eine balbe Stunde später wieder zum Arbeitsplatz zurückkehrte, waren sämmtliche Weiber in ihre Hütten zurückgekehrt, sodaß ich mich genöthigt sah, den Faulsten von ihnen känige Hiebe (Minimalzahl fünf, Maximalzahl zehn) ertheilen zu assen.

Solange die Rebellen nicht im Busch gefangen sind, ist behufs Sicherung von Leben und Eigenthum beständiger Wachtdienst nöthig. Ein Abfangen der Dahomes erachte ich für eine größere, aus Weißen und Schwarzen gemischte Truppe für nicht zu schwierig, zumal die Kameruner, welche diese Plagegeister selbst gern los werden möchten und sich nur vor ihren überlegenen Waffen fuͤrchten, bezügliche Aktionen durch Spionierdienste erfolgreich unterstützen werden.

Das Landungskorps der „Hyäne“ ist für beständige Busch⸗ patrouillen zu schwach. Der Kommandant derselben hat deshalb ver⸗ boten, daß Matrosen zur Absuchung des Busches oder als Posten im Freien verwandt werden. Ich habe in Uebereinstimmung mit Kapitän⸗ Lieutenant Reincke telegraphisch um Heraussendung eines weiteren Kriegs⸗ schiffs gebeten, obwohl allerdings erst nach geraumer Zeit S. M. S. „Sperber“ hier zu erwarten ist. Ich that dies in der Erwägung, daß für drei Kriegsschiffe hier in nächster Zeit reichlich zu thun sein wird. Die Entfaltung größerer Streitkräfte ist zur Stärkung des deutschen Ansehens nöthig. Auch liegt die Möglichkeit nahe, daß der Bau des Bueawegs immerhin zu einigen Verwicke⸗ lungen mit den Bakwiris insbesondere Buealeuten führt. Ein Kriegsschiff wird ferner, da „Nachtigal“ dem Vermessungs⸗Kommando zur Verfügung gestellt werden soll, für die Dienstreisen des Gouverneurs und sonstiger Beamten disponibel sein müssen. Sollte an Stelle des er⸗ betenen Kriegsschiffs Marine⸗Infanterie gesandt werden, so würden 100 Soldaten in dem Hospital und der Krankenbaracke untergebracht wer⸗ den können. Da für Buschexpeditionen die scharfen Augen und die Terrainkenntniß farbiger Soldaten nicht zu entbehren ist, dürfte die aus den treu gebliebenen 49 Soldaten bestehende Schutztruppe zweck⸗ mäßig zunächst um etwa 100 Mann zu verstärken sein.

* die Ersatztheile und Werkzeuge für die 3,7 cm Schnellfeuer⸗ geschütze bisher nicht wiedergefunden sind, darf ich um ö“ zweier Kasten mit Ersatztheilen und zweier erkzeug⸗ asten gehorsamst bitten. Zugleich beehre ich mich, die Heraussendung zweier Maximgeschütze, Modell 88, nebst Zubehör gehorfamst anheim⸗ zustellen, von welchen eins als Ersatz des mit dieser Post behufs eventueller Reparierung zurückgesandten Maximgeschützes, das andere zur Aufstellung auf dem Dache des Gouverneurshauses bestim t ist.

Oesterreich⸗Ung

Der steirische Landtag hat, wie „W. T. B.“ aus Graz berichtet, in seiner gestrigen Sitzung den Landesausschuß beauftragt, die Regierung zu ersuchen, die Gleichstellung des Einfuhrzolles auf russischen Hopfen mit dem in Rußland für Hopfen aus Oesterreich⸗Ungarn gelten⸗ den Zoll herbeizuführen. Ferner beauftragte der Landtag den Landesausschuß, bei der Regierung dahin zu wirken, daß die gegen Rußland und Rumänien bestehende Rinder⸗ Grenzsperre in vollem Umfange aufrecht erhalten werde, sowie daß eine die Einfuhr von Rindern aus Ru⸗ mänien und Rußland erleichternde Abänderung der gegen⸗ 18. veterinär⸗polizeilichen Bestimmungen hintangehalten werde.

Im ungarischen Unterhause legte gestern der Abg. Teleszky den Bericht des Justizausschusses über den Ehereform⸗Gesetzentwurf vor und beantragte, den Bericht mit Umgehung der Sektionen sofort auf die Tages⸗ ordnung zu setzen. (Lebhafter Beifall rechts, ds. links.) Die Abgg. Ugron und Graf Apponyi sprachen dagegen mit Rücksicht auf den bevorstehenden Schluß der Session; Graf Apponyi warnte davor, eine kirchenpolitische Debatte unter ungünstigen Auspizien zu beginnen und durch das beantragte Votum der nächsten Session zu präjudizieren. (Widerspruch rechts, Lärm links.) Nach einer lebhaften formalen Debatte, woran sich der Zustiz⸗Minister von Szilagyi sowie hervorragende Mitglieder der Regierungspartei und der Opposition betheiligten, wurde der Antrag des Referenten Teleszky mit überwiegender Mehrheit angenommen; dafür stimmten auch die Mitglieder der Nationalpartei. Am Schluß der Sitzung wurde ein Reskript des Königs verlesen, durch welches die Session geschlossen wird. Die neue Session beginnt morgen. ö

Großbritannien und Irland. 1

In der gestrigen Sitzung des Oberhauses erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Lord⸗Präsident des Geheimen Raths und Staatssekretär für Indien Earl of Kimberley, er habe keine Nachricht davon, daß die indische Regierung einen Einfuhrzoll auf Baumwollwaaren zu erheben beab⸗ sichtige. Der Staatssekretär der Kolonien Marquis of Ripon bedauerte, daß nach Meldungen, die bei der Re ierung ein⸗ gelaufen seien, ein neuer Zusammenstoß zwischen fran⸗ zösischen und englischen Truppen in West⸗Afrika stattgefunden habe.

Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt aus sicherer Quelle, daß von dem Gouverneur von Sierra Leone ein Tele⸗ gramm eingegangen sei, worin der neue Zus ammenstoß der französischen Truppen mit englischen ein⸗ geborenen Truppen bestätigt werde. Das Telegramm sei sehr unbestimmt abgefaßt und gebe weder den Zeitpunkt noch den Ort des Zusammenstoßes an. Die Regierung habe an den Gouverneur telegraphiert und Angabe der näheren Um⸗ stände verlangt. Man wisse, daß auf beiden Seiten mehrere Leute gefallen seien.

Frankreich.

Das Befinden des Präsidenten Carnot hat sich so weit gebessert, daß er, wie „W. T. B.“ meldet, in dem gestrigen Ministerrath den Vorsitz übernehmen konnte.

Der „Köln. Ztg.“ zufolge wird morgen in der Depu⸗ tirtenkammer ein Entwurf über die Erbschaftssteuer und ein anderer über die Kosten der Neuanwerbu ngen für die Kolonial⸗Armee eingebracht werden. Die Be⸗ stimmungen über die Küstenvertheidigung sollen eben⸗ falls durch ein neues Gesetz geändert werden.

H. T. B.“ meldet, wären dem Präsidenten Carnot und mehreren richterlichen Beamten a narchistische Droh⸗ briefe zugegangen. Der Polizei⸗Präfekt von Paris habe umfassende Vorsichtsmaßregeln getroffen. Die Kriminalpolizei fei erheblich verstärkt worden.

Italien.

In Sizilien sowie in der Provinz Massa Carrara ufolge die Ruhe ungestört fort. ataillon von Palermo nach dem

stland abgegangen. In Massa wurden drei an den Unruhen vom 13. und 16. Januar betheiligte Personen, die wegen Theilnahme an Gesellschaften mit verbrecherischen Ten⸗ denzen, Einschüchterung von Arbeitern und Aufreizung zum Bürgerkrieg angeklagt waren, zu Freiheitsstrafen von acht bis durch sechzehnmonatige bis sechs⸗

dauert dem „W. T. B.“ Gestern ist ein weiteres

drei Jahren, monatige Einzelhaft, verurtheilt. Amerika. Ein Telegramm des „N.⸗Y. vom 4. d. M. meldet, daß der General Vasquez mit Ausfall aus Teguci surgenten hätten ihn a jetzt die Stadt. In New⸗York eingetroffenen Nachrichten aus Rio d. M. zufolge kündigte Admiral daß er nach Verlauf von 48 Stunden den zustand versetzen werde, daß er seine otte zu diesem Zwecke in Bereitschaft setze und daß er die Rechte einer kriegführenden Partei

erald“ aus Managua äsident von Honduras, seinen Truppen einen verzweifelten alpa unternommen habe. er zurückgeschlagen und umschlössen

Janeiro da Gama an, fen in Blockade

für sich in Anspruch einem Telegramm des „New⸗York Herald“ wollte da Gama gestern von Vertretern der europäischen Mächte die Anerkennung als kriegfüh verlangen. Die New⸗Yorker „World“ meldet, daß der amerikanische Geschwader⸗Kommandant den Kreuzer „New⸗ York“ nach Desterro schicken werde, um dort die Interessen Staaten zu schützen, die durch die Auf⸗ eien. In Paris ist aus Rio de Janeiro cht eingetroffen, der Marschall Peixoto fahre fort, viele Fremde, verhaften zu lassen. ß Meinungsverschiedenheiten zwischen nha da Gama beständen.

nehme. Nach

rende Partei

Vereinigten ständischen bedroht s die Nachri Verdächti Es werde

e, darunter estritten, da de Mello und Salda

Der Khedive eröffnete gestern in Gegenwart der Minister und Lord Palmer'’s die gesetzgebende Versammlun worin er laut Meldung des „W. T. B. auf die seit der letzten Versammlung vor zwei vollendeten Arbeiten hinwies und der Steuern, die Ausdehnung der Eisenbahnen und neuer Gerichtshöfe in Tokar und Suakin er⸗

wähnte. Die Rede schloß mit dem Ausdruck des Wohlwollens für die Bevölkerung und das Land. Riaz Pascha brachte ein Später wurden Riaz Pas Tigrane Pascha von den . Dem „Reuter'schen Pascha, der auf die Forderung Englands als Unter⸗Staatssekretär des Kriegs enthoben wurde, egyptischen Unterkommissar des Domänen⸗Depa ments und zugleich zum Gro Ordens ernannt worden sei.

mit einer Rede,

namentlich die Herab⸗

Der Minister⸗Präsident auf den Khedive aus. cha und der Minister des Auswärtigen n Khedive in dessen Palais empfangen. Bureau“ wird gemeldet, daß hin seiner Stelle

zoffizier des Osmanis⸗

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die Reichstags und des Hauses der sich in der Ersten Beilage.

Auf der Tagesordnun Reichstags stehen J die gleichlautenden Anträge des Zentrums u Vereinigung auf Abänderung des Wa

„Die Anträge sind die wörtli beschlüsse und eines früher von gebrachten Antrags, wonach das Wa Interesse größeren Schutzes der Schutzes namentlich des

estrigen Sitzungen des Abgeordneten befinden

g der heutigen 43. Sitzung des und zwar zunächst nd der freisinnigen hlgesetzes.

che Wiedergabe der Kommissions⸗ der deutschfreisinnigen Partei ein⸗ setz eine Reihe von Aenderungen ahlfreiheit für die Wähler und Wahlgeheimnisses erfahren soll. soll kein einzelner Wahlbezirk weniger als 125 Ein⸗ Stimmzettel sollen in amtlich gestempelten rden, deren Beschaffenheit vom Bundesrath vor⸗ orrichtungen im Wahllokal ge⸗ er ermöglichen, unbeobachtet seinen ntlichen Umschlag zu legen; die Wahl soll von Nachmittags (jetzt 6 Uhr) dauern. Zentrum hat die Kommissions⸗ erändert eingebracht, um zu zeigen, r Wahlfreiheit und des Wahl⸗ gerade die

nitiativanträge,

eines größeren Nach den Antr wohner enthalten, Umschlägen abgegeben we geschrieben wird. Es sollen ferner V troffen werden, welche dem Wähler er Stimmzettel in den arn 10 Uhr Vormittags bi g. Gröber (Zentr.): sse des vorigen Reichstags unv größeren Schutz de

verantwortliche schon dadur

geheimnisses Stimmabgabe ch, daß das Gesetz eine solche Verantwortlichkeit

Verantwortung Arbeitgeber od rbeitgeber oder

gegenüber einem dem vorgesetzten Beamten, edner nimmt wo mit größt zu wahren, und rechts von der Thür de p'schen Werke postiert waren, er feststellten, Stimmzettel übergaben nur der übergebene

wiederum fast

etwa dem erkenne das Gesetz eben f die Vorgänge bei der letzten Wahl er Kunst alle Möglichkeiten, illusorisch gemacht wurden, wo s Wahllokals die Beamten der wo Beamte die Pers önlichkeiten der ihnen die Krupp'schen und andere streng darauf achteten, daß anderer Zettel Hausschließlich Krupp'sche Beamte

selbe Modus der Wahlbeeinflussung in den eingegangenen o bei der Wahl in Wanzleben, wo der lt wurde,

anderen Wähler,

wo andere Beamte

den Wahlvor⸗

zahl anderer Wahlkreise war der Beseitigung des

Wahlgeheimnisses otesten behauptet,

. 1 Wahlvorfüeher che in zah

en werde d

Stimmzettel 1— der Stimmzettel reichen Wahlprotesten wieder auf. eschlagenen Aenderungen abgeholfen. eitigt werden. Zu jeder Wahl seien ; in Wahlbezirken, die nur gerade sechs ler hätten, sei die Wahrung des Wahl⸗ Die vorgeschlagene Zahl von berechtigten. Die gleiche Größe Forderung, wenn man die arteien namentlich in den westfälis ortmund u. s. w. unwirksam ma ogenannte Dunkelkammer seien on in den siebziger Jahren von den Die ganze Entwickelung der zwingender Gewalt diese V

Allen diesen durch die vor⸗ ergwahlbezirke müßten be chargierte erforderli nicht viel m geheimnisses die 125 Seelen ent der Stimmzette perfiden Machinati Großindustriebezir

unentbehrlich. Nationalliberalen öffentlichen Verhält

spreche etwa 25 Wahl sei eine unabweisb onen gewisser ken Bochum, mschläge und die Umschläge seien se fordert worden. nisse verlange mit

änderung, denn nicht bloß der Druck von oben, sondern auch der

von unten beeinträchtige die Wahlfreiheit und das Wahlgeheimniß gleich stark; um jeden Terrorismus abzuwehren, müsse man die ge⸗ machten Vorschläge annehmen, es stehe nichts im Wege, auch die zweite Lesung sofort heute stattfinden zu lassen.

Abg. Rickert: Als der Antrag zum ersten Mal gestellt wurde, hatte er unter den Witzen, die über ihn gemacht wurden, sehr zu leiden. Die Dinge haben sich geändert; heute tritt eine

Mehrheit für diese Anträge ein und namentlich ist dem

Eifer des Zentrums für dieselben Dank zu wissen. Der Schutz des Wahlgeheimnisses muß verstärkt werden. 1875 stellten die Nationalliberalen Völk u. Gen. ganz ähnliche Anträge; da war man mit dem Argument bei der d daß der Wähler sich nicht gefallen lassen würde, eine halbe oder gar eine ganze Meile

nach dem Wahllokal zu gehen. Aber schon damals hat Herr Völk geantwortet, daß an der Stimmabgabe desjenigen, der sich scheue, eine halbe oder eine ganze Stunde weit zu gehen, das deutsche Volk kein Interesse habe. Wir stehen nicht ganz auf dem Boden der Kommissionsbeschlüsse, wir hätten die Mindestzahl des Wahlbezirks lieber auf 400 Seelen festgesetzt gesehen, denn auch

der Wahl bedenklich in

bei 25 Wählern wird die Geheimhaltun Frage gestellt. Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten setzte in seiner heutigen 11. Sitzung, welcher der Handels⸗Minister Freiherr von Berlepsch, der Finanz⸗Minister Dr. Miquel, der Minister für Landwirthschaft ꝛc. von und der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen beiwohnten, zunächst die erste Berathung des Gesetzentwurfs über die Land⸗ wirthschaftskammern fort.

Abg. Rickert (fr. Vg.): Nach der gestrigen Debatte kann man wohl annehmen, daß die Vorlage nicht in der Form angenommen wird, wie sie eingebracht ist. Alle Redner und auch der Minister waren der Meinung, daß von dieser Vorlage eine Beseitigung der Nothlage der Landwirthschaft nicht zu erwarten sei. Von der rechten Seite, aus welcher der Minister Seeecger ist, die aber jetzt viel an ihm auszusetzen hat, ist offen erklärt worden, daß diese Vorlage eine Abschlagszahlung nicht sei, daß dadurch eine Verf öhnung nicht herbeigeführt werden könne. Die Beruhigung der Gemüther der Agrarier wird also nicht erreicht werden. Wenn es sich darum für die Landwirthschaft eine ähnliche Vertretung, wie sie für den Handel in den Handelskammern vorhanden ist,⸗ herbeizuführen, so würde ich zustimmen. Die Vorlage aber geht weit darüber hinaus, sie ist ein Rahmen ohne Inhalt, ein unbeschriebenes Blatt. Der einzige Redner, der ein konkretes, aber niemals er⸗ reichbares Ziel aufgestellt hat, war Freiherr von Loës; er will das Mittelalter mit dem Sozialismus der neueren Zeit verbinden, Sozialismus infolge des Widerwillens gegen das Kapital. Die Redens⸗ arten von dem Kapital haben sich so eingebürgert. Ich denke mir gar⸗ nichts dabei. Diese Verbindung des Sozialismus mit dem Mittelalter wird in der modernen Gesellschaft eine Stelle nicht finden. Herr von Loë scheidet also vollständig aus. Die Regierung beruft sich auf einen Beschluß des Hauses, in welchem auch das Agrarrecht eine hervor⸗ ragende Rolle spielt. Wir verbanden mit diesem Ausdruck keinen rechten Begriff. Ein hervorragender Agrarier wie Herr von Schorlemer erklärte im Herrenhause, daß er nicht wisse, was darunter verstanden werden soll; man hat ihn an Herrn Minister Miquel ver⸗ wiesen. Herr Migquel ist der Heros; mit dem Landwirthschafts⸗Minister und dem Reichskanzler können die Agrarier sich nicht mehr ver⸗ ständigen. Wir werden sehen, wie weit die Herren mit Herrn Miquel kommen. Was wir bis jetzt vom Agrarrecht gehört haben, läßt uns wünschen, daß wir damit verschont werden. Die Land⸗ wirthschaftskammern sind eine komplizierte Schöpfung, beruhend auf einem noch elenderen Wahlrecht als dem Landtagswahlrecht. Mehr Arbeit, mehr Wahlen und mehr Steuern werden dadurch noth⸗ wendig. Die Listen müssen geführt werden für die Wahlen u. s. w., der Landrath muß die Wahlgeschäfte leiten. Herr von Puttkamer hat uns alles schon auseinandergesetzt und ich kann mich daher nur auf ihn und Herrn von Schorlemer berufen, welcher richtig ausführte, daß die politische Agitation bei den Wahlen sich breit machen werde. Das wäre ein Schaden für die gesammte Entwickelung der Landwirth⸗ schaft. Herr von Puttkamer hat auch auf die nationale Agitation der Polen verwiesen. Wir erheben Protest dagegen, daß die Polen zu Bürgern zweiter Klasse gemacht werden; das haben wir bei den Polengesetzen gezeigt. Wir wollen den Streit nicht auf eine Bahn bringen, wo er dem Lande zum Verderben gereicht. Alle diese Nerhattenh werden sich ausgleichen, sobald die Ueberzeugung platz greift, daß die Polen preußische Staatsbürger bleiben wollen. Ist diese Grundlage erst vorhanden, dann kann man ihnen auch Konzessionen in der Sprachenfrage machen. Auch auf dem Boden der landwirthschaftlichen Vereine wird sich eine Gemeinschaft finden lassen. Die Vorlage ist hervorgegangen aus einem Antrag des Landes⸗ Oekonomie⸗Kollegiums, wie die landwirthschaftlichen Vereine zu beleben sind und wie namentlich die bäuerlichen Landwirthe zur Mitarbeit angeregt werden können. Davon ist in der Vorlage garnichts enthalten. Nach dem Bericht von 1883, dem letzten, welchen der Landwirthschafts⸗ Minister an Seine Majestät den Kaiser erstattet hat, haben wir rund 150 000 Mitglieder in den landwirthschaftlichen Zentralvereinen Preußens. Die Ausgabe beträgt 1 500 000 einschließlich der Staatssubvention an die landwirthschaftlichen Vereine. Was aus diesen Subventionen werden wird, kann ich mir nicht vorstellen. Von den 450 000 Landwirthen, welche in Betracht kommen, werden nicht 150 000 zur Wahl gehen. Wo bleibt dann die Gesammtvertretung der Landwirthschaft? Freilich will man die schriftliche Wahl gestatten, weil sonst außerhalb des Kreises wohnende Besitzer eine Reise machen müßten, die zur Wichtigkeit der Wahl nicht im Verhältniß steht. So sieht die Regierung selbst nach den Motiven die Wahl an; das Wahlrecht ist nicht einmal eine Reise werth. Wenn das Wahl⸗ recht ausgedehnt wird, dann wird es sich vielleicht um eine Million ähler handeln. Es wäre interessant zu erfahren, wie sich die Regierung den Umfang der Wahlen denkt. Und werden dann die 1000 Gewählten ordentlich arbeiten? Die frei⸗ willige Thätigkeit in den landwirthschaftlichen Vereinen bietet eine viel größere Garantie. Hat die Landwirthschaftskammer das Recht, aus eigener Initiative sich mit öffentlichen Angelegenheiten zu be⸗ fassen? Aus der Vorlage geht das nicht genau hervor. Die landwirthschaftlichen Zentralvereine haben sich nach dem letzten Erkenntniß bei der Polizei angemeldet und können sich nun pollständig frei bewegen, freier als die Landwirth⸗ schaftskammern. Sollen die vierzig Köpfe starken Kammern Rentenbriefe zu billigen Zinsen aus seben? Wer übernimmt die Ga⸗ rantie? Wie denkt sich der Minister die Sache? „Die Landschaften sind vorhanden; genügen sie nicht? Man erweckt nur Hoffnungen, die niemals erfüllbar sind. In bäuerlichen Kreisen ist man nicht zu⸗ frieden, daß die altpreußische Gesetzgebung, welche die Blüthe der Landwirthschaft herbeigeführt hat, verlassen worden ist. Die Vor⸗ lage wird den Erfolg haben, daß die segensreiche Wirksam⸗ keit der landwirthschaftlichen Vereine aufhören wird. Hoffent⸗ lich denkt die Regierung nicht daran, daß die Landwirth⸗ schaftskammern zwangsweise sich an die Stelle der Zentralvereine setzen. Die landwirthschaftlichen Vereine sollen gleichsam die Fach⸗ kommissionen der Kammern werden. Eine der schönsten Errungen⸗ schaften ist verag⸗ vIe sobald der Ent⸗ wurf Gesetz wird, wird sie zu Grunde gehen; sie hat große Erfolge erzielt, was dadurch anerkannt wird, daß ein Prinz des König⸗ lichen Hauses den Ehrenvorsitz in der Gesellschaft führt. Die ganze geno ascoftliche Thätigkeit der freien Vereine wird vernichtet. Den Landwirthschaftskammern kann eine Mitwirkung bei der Ver⸗ waltung der Produktenbörse und bei den Preisnotierungen übertragen werden. Das ist ein schönes Gericht, welches den Kammern vor⸗ gesetzt wird. Wie denkt 5 das eigentlich? Aus der Vorlage belt das nicht hervor. Die Stettiner und Berliner Kaufmannschaft at schon dagegen protestiert. Ich glaube, die Herben regen sich

unnöthig auf, die Sache st garnicht durchführbar. Was

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bleibt übrig? Was die Zentralvereine jetzt machen, werden die Landwirthschaftskammern auch machen, aber schlechter. Was sie in Zukunft machen werden, wissen wir nicht. Bloß um die Landwirthe zu befragen, braucht man doch keine Kammern zu machen. Es handelt sich bloß um eine Konzession an den Bund der Landwirthe, das geht aus den Motiven deutlich hervor, wo es heißt: „Nur durch eine solche Zusammenfassung aller auf die

bung der Landwirthschaft abzielenden Bestrebungen können die andwirthschaftskammern eine wirkliche Gesammtvertretung der Landwirthschaft bilden und von der Gefahr befreit bleiben, einseitige Agitatkonsverbände zu werden.“ Es ist schade, daß Herr von Plötz nicht hier ist. Ich hätte gern mit ihm darüber diskutiert. Er hält es nicht einmal für nothwendig, sich zu dieser Vorlage zum Wort zu melden. Herr von Plötz gewinnt auch schon Einfluß auf die Mandate; dem Herrn Uhden hat er das consilium abeundi gegeben; er hat ihm ergebenst anheimgestellt, sein Mandat niederzulegen. Fon den landwirthschaftlichen Zentralvereinen haben sich 10 gegen, 4 für die Landwirthschaftskammern ausgesprochen, 2 blieben unentschieden. Der Antrag auf fakultative Landwirthschaftskammern wurde im Landes⸗Oekonomie⸗Kollegium mit 18 gegen 8 Stimmen angenommen, und unter den 18 waren 8 vom Minister ernannte Mitglieder! Es findet sich auch nirgends in der Landwirthschaft 1— die neue Einrichtung, nicht einmal bei den Großgrundbesi ern. Man hat allerdings erkannt, daß es ein Fehler ist, eine Scheidung zwischen Groß⸗ und Kleingrundbesitz vorzunehmen. Das ist ein 18e vielleicht nimmt man nun auch Anlaß, die Sondertechte des roß⸗ bei der Kreisordnung zu be eitigen. Das wäre besser als die Annahme der Alljährlich sollen die Kammern Bericht erstatten an den Minister. Wer weiß, wie solche Berichte gemacht werden, welche Qualen sie sind für die betreffenden Verrhtersate der wird solche Berichte nicht obligatorisch machen. Da steckt eben der Bureaukrat. Durch Köni liche Ver⸗ ordnung sollen die Kammern aufgelöst werden können. Ich bin ganz sprachlos. Man macht hier nicht den Vergleich mit den Handels⸗ kammern, sondern mit den Provinzial⸗ Landtagen. Weg mit dieser Bestimmung! Herr von Loë will die christliche Gesellschaft ständisch gliedern; die österreichische Regierung hat einen anderen Weg eingeschlagen. Die Kommission sollte sich einmal diese Gesetzentwürfe kommen lassen; sie sind so recht aus dem Vollen herausgegriffen; unsere Vorlage ist nur ein schüchterner Versuch. Ich werde gegen die Vorlage, wie sie liegt, un⸗ bedingt stimmen. Ich bin bereit mitzuwirken, eine Ver⸗ tretung nach Art der Handelskammern herzustellen, obgleich ich glaube, daß die landwirthschaftlichen Vereine besser sind. Herr von hat dem Reichskanzler eine Aeußerung unter⸗ gelegt, die von ihm nicht ausgesprochen ist und nicht ausgesprochen werden konnte. Es ist nicht meine Sache, den Reichskanzler zu vertheidigen.“Der Landwirthschafts⸗Minister hat dies schon ethan und dabei zu meiner Freude ausgesprochen, daß er mit dem eichs⸗ kanzler übereinstimme in Bezug auf die Handelspolitik. Der gestrige Tag wird stark werden in der Weltgeschichte; denn ein Handelsvertrag mit Rußland ist ein weltgeschichtliches Ereigniß. Ich kann der preußischen Regierung nur Glück wünschen dazu, daß sie den Reichskanzler unterstützt hat. Der Handelsvertrag wird am anderen Ende der Leipzigerstraße nicht abgelehnt werden; er kann nicht ab⸗ gelehnt werden. Der Handelsvertrag liegt im Interesse der Land⸗ wirthschaft, und die Landwirthe, welche ihm entgegentreten, haben keine Ahnung von dem kolossalen Schaden, den sie dem Deutschen Reich und der Landwirthschaft zufügen. Ich hoffe, daß Rußland auch mit anderen Kulturstaaten Verträge abschließt, welche Rußland in das Wirthschaftsleben Europas hisinziehen. Ich bedaure es, daß die große Partei mi muthig und zornig bei Seite steht, statt an diesem großen Werke mitzuarbeiten. Herr von Minnigerode hat kurz den westpreußischen Landwirthen gerathen, nicht so viel zu klagen; andere Leute hätten noch mehr Grund dazu. Darin liegt vielleicht der Schlüssel dafür, daß Herr von Minnigerode nicht mehr der Führer der Konservativen ist. Auch Herr von Schorlemer hat erklärt, daß die Lage der Landwirthschaft noch nicht zum Verzweifeln ist. Geben Sie also Ihre Agitationsreisen mit Herrn von Plötz gegen den russischen Handelsvertrag auf Sie werden nichts erreichen! Verzagen Sie nicht und hüten Sie sich vor allen Experimenten, welche nur neue Steuern kosten.

Abg. Klose (Zentr.) ist für die Vorlage gemeldet, macht aber verschiedene Bedenken geltend. Das Wahlrecht sei nicht gerecht, denn die kleinen Gemeinden erhielten dasselbe Stimmrecht wie die großen. Die Vertretung der Landwirthschaft in den landwirthschaft⸗ lichen Vereinen sei vielleicht besser als die neue Vertretung, und für den Kredit würde es genügen, wenn den Bauern der land⸗ schaftliche Kredit eröffnet würde. Auch eine Regulierung des Erbrechts sei wünschenswerth. Man wolle mit der Vorlage ein Stück der sozialen Frage lösen; dann hätte man aber die Handelsvertragspolitik nicht machen sollen, dann sollte man an die Währun sfrage herantreten. Mit einem solchen Gesetz, wie es hier vorliegt, sollte man mindestens noch ein Jahr warten. Hoffentlich werde es in der Kommission ein⸗ gehend geprüft und erheblich verbessert werden.

Bei Schluß des Blattes spricht der Abg. Lamprecht (kons.).

8 Zur zweiten Berathung des bvon den Abgg. Gröber und Genossen im Reichstag eingebrachten Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung des Gesetzes, betreffend die Erwerbs⸗ und Wirth⸗ schaftsgenossenschaften, vom 1. Mai 1889 haben die Abgg. Dr. Hammacher, Dr. Osann und Dr. Paasche folgende Abänderungs⸗ anträge eingebracht.

1) der Ueberschrift des Gesetzentwurfs die nachfolgende Fassung zu geben: Gesetz, betreffend die Abänderung des Gesetzes, betkeffend die Erwerbs⸗ und Wirthschaftsgenossenschaften, vom 1. Mai 1889, sowie den Geschäftsbetrieb der Konsumanstalten überhaupt.

2) dem Art. 1 Folgendes voranzustellen: Art. I. Der § 8 des Gesetzes, betreffend die Erwerbs⸗ und esthschaftogenossenschasten vom 1. Mai 1889 erhält als Abs. 5 folgenden Zusatz: „Die Mit⸗ glieder des Vorstandes von Konsumvereinen sind verpflichtet, ihren Verkäufern die Namen der Mitglieder der betreffenden Vereine mit zutheilen und ihnen Feigget⸗ Vorschriften über die Legitimation de Mitglieder oder deren Vertreter bei dem Ankauf von Waaren zu geben.“ Art. II. Der §8 des Gesetzes, betreffend die Erwerbs⸗ und Mrthschaftsgenofseschafn⸗ vom 1. Mai 1889 erhält als Abs. 6 folgenden Zu . „Die Mitglieder von Konsumvereinen dürfen von diesen entnommene Waaren nicht gegen Entgelt an Nichtmitglieder abgeben Artikel III. Der § 8 des Gesetzes, betreffend die Erwerbs⸗ und Wirthschaftsgenossenschaften, vom 1. Mai 1889 erhält als Absatz 7 folgenden Zusatz: „Konsumvereine unterliegen den Bestimmungen des § 33 der eichs⸗Gewerbeordnung über den Betrieb der Gaft⸗ und Schankwirthschaft, sowie über den Kleinhandel mit Branntwein oder Spiritus auch dann, wenn der Betrieb auf den Kreis der Mitglieder beschränkt ist.“

3) an Stelle der Artikel 1 und 2 des Antrags Gröber und Ge⸗ nossen folgende Strafbestimmungen in das Gesetz, betreffend die Er⸗ werbs⸗ und Wirthschaftsgenossenschaften, vom 1. Mai 1889 aufzu⸗ nehmen: Art. IV. § 145 a. Die Mitglieder des Vorstands von Konsumvereinen, welche den ihnen nach § 8 Abs. 5 zustehenden Ver⸗ pflichtungen nicht nachkommen und nach wiederholter Aufforderung die dort geforderten Vors⸗ en nicht erlassen, können dazu vom zuständigen Gerichte durch Ordnungsstrafen von 20 bis 600 an⸗ gehalten werden. § 145 b. Personen, welche in Konsumvereinen mit dem Verkauf der Waaren beauftragt sind, werden, wenn sie der Vor⸗ schrift des § 8 Absatz 4 zuwider Waaren wissentlich oder ohne Berücksichtigung der Vorschriften des Vorstandes 8 Absatz 5) an andere als Mitglieder oder deren Vertreter verkaufen, mit Geldstrafe bis zu 150 bestraft. § 145 c. Mitglieder von Konsumvereinen, welche kätgegen den Bestimmungen des 9 8 Abs. 6 des Gesetzes, betreffend die rwerbs⸗ und Mitthschaftegenossenschaften, an Nichtmitglieder gewohnheitsmäßig oder gewerbsmäßig Waaren, die sie aus den Konsum⸗ vereinen bezogen haben, gegen Entgelt abgeben, werden mit Geldstraf bis zu 150 bestraft. 8