1894 / 35 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 09 Feb 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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Mrerxereheene

Hessen.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist gestern

Nachmittag von Gotha wieder in Darmstadt eingetroffen. Braunschweig.

Ihre Durchlauchten der Prinz und die Prinzessin Friedrich von Sachsen⸗Meiningen sind Vor⸗

mittag von Braunschweig nach Hannover zurückgekehrt. 8 Sachsen⸗Meiningen.

Der Landtag hat nach der „Ger. Ztg.“ das Gesetz über die Besoldungsverhältnisse der Volksschullehrer in seinen wesent⸗ lichen Bestimmungen angenommen. Das Schullehrergehalt in fester Anstellung beginnt danach mit 1000 und steigt bei je fünfjährigen Alterszulagen mit dem 30. Dienstjahre auf 1800 ℳ, neben freier Dienstwohnung oder Miethsentschädi⸗ gung. Den Direktoren bezw. Rektoren in den Städten wird je nach der Größe der Städte eine Zulage von 1000 oder 500 gewährt. Lehrern, die ihren Pflichten nicht genügen, kann die Alterszulage entzogen werden. Kirchendienste werden besonders vergütet. Den zuhegehalten wird noch eine Mieths⸗ entschädigung von 75 zugefügt. Die nicht erledigten Be⸗ stimmungen über die Vertheilung der Alterszulagen zwischen Staat und Gemeinde wurden zur anderweitigen Regelung an

die Kommission zurückverwiesen.

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Oesterreich⸗Ungarn.

Der Wiener Gemeinderath hat laut Meldung des „W. T. B.“ auf Anregung des Bürgermeisters unter an⸗ haltendem Beifall beschlossen, das 50 jährige Regierungs⸗ Jubiläum des Kaisers im Jahre 1898 in würdiger Weise zu feiern und den Stadtrath beauftragt, entsprechende Anträge u stellen. Wie verlautet, soll der Stadtrath beabsichtigen, ie Aufführung eines städtischen monumentalen Museums vor

dem Rathhause zu empfehlen.

Die Handelskammer von Linz hat den Bürgermeister

Wimhoelzel zum Mitglied des Reichsraths gewählt.

Bei den Ergänzungswahlen des böhmischen Großgrundbesitzes wurden Graf Ledebur und Graf Heinrich Clam⸗Martinic aus der fideikommissarischen Gruppe, sowie Rombald, Pollak und Freiherr von Zesner aus der nichtfideikommissarischen Gruppe zu Landtagsabgeordneten

gewählt.

Der mährische Landtag hat gestern einen Antrag an⸗ genommen, wonach die Regierung abermals aufgefordert werden soll, die Prüfung des Projektes des Donau⸗Oder⸗ kanals mit thunlichster Beschleunigung durchzuführen und dem Reichsrath baldigst einen Gesetzentwurf wegen der Sicher⸗ stellung des Baues vorzulegen. Der Landtag erklärte dabei von neuem seine Bereitwilligkeit, soweit die Finanzmittel des Landes es zuließen, das Unternehmen auch materiell zu unter⸗ stützen. Ferner genehmigte der Landtag das Statut für die zu

gründende Landeskultur⸗Bank. Großbritannien und Irland.

nommen.

Der Zivil⸗Lord der Admiralität Robertson hielt gestern in Dundee eine Rede, worin er hervorhob, England befinde sich in Bezug auf diejenigen Kriegsschiffe, die fertig seien oder ur Inspektion bereit lägen, in einer vortrefflichen Lage, aber ie auswärtigen Nationen hätten auf den Werften eine größere

ahl Schiffe als England. Man müsse sofort Maßregeln treffen. as Programm der Regierung sei derart entworfen, daß

England seine Stellung gegenüber den übrigen Nationen nicht verlieren könne. Das Marine⸗Budget werde nur die Aus⸗ gaben des laufenden Jahres enthalten; die Regierung habe

jedoch ein Programm, das sie geheim halte, damit die übrigen nicht in die Lage kommen könnten, sich nach England zu richten. 8

Frankreich

Der Präsident Carnot empfing gestern die Delegirten zur internationalen Sanitäts⸗Konferenz. Der Prä⸗ ident derselben Barrore stellte die Mitglieder der Konferenz vor. Der Präsident Carnot hielt darauf eine Ansprache, worin er dem „W. T. B.“ zufolge sagte: Ich danke Ihnen für Ihren Besuch und bin glücklich, Sie im Namen Frankreichs begrüßen zu können. Sie sind hierher gekommen, um eins jener großen Vertheidigungswerke der Menschheit gegen See welche sie bedrohen, zu schaffen, und beweisen

adurch, was die Einigkeit und die Solidarität der zivilisierten Völker im gemeinsamen Interesse vermögen. Frankreich schätzt sich glücklich, in diesem Jahre der Schauplatz dieser gemein⸗ schaftlichen Arbeit der Diplomatie und der Wissenschaft zu sein, und Sie werden bei uns die herzlichste Gastfreundschaft finden. Der österreichisch-ungarische Delegirte Graf von Kuefstein dankte dem Präsidenten Carnot im Namen seiner Kollegen.

In dem gestern abgehaltenen Ministerrath wurde eine Depesche des Gouverneurs vom Senegal mitgetheilt, worin eines Gerüchts Erwähnung geschieht, wonach eine leichte Kolonne in einiger Entfernung von Timbuktu von Tuaregs überfallen worden sei. Einzelheiten fehlten. In Timbuktu selbst scheine vollständige Ruhe zu herrschen. Das Ministerium hat nähere Mittheilungen ein⸗

efordert. Der Ministerrath beschäftigte sich ferner mit der Feage der Einlagerung und zeitweiligen Zulassung von

etreide unter Eb Wie verlautet, werde eine Verordnung erlassen werden, wonach Getreide außereuropäischen Ursprungs beim Eingang in Zwischenläger einen Zollzuschlag bezahlen solle, um der zeitweiligen Zulassung theilhaftig zu werden. Der Finanz⸗Minister Burdeau werde in der Kammer

eine Vorlage einbringen, wodurch die zollfreie Einlagerung V

von Getreide auf ein Jahr beschränkt werde.

Die Deputirtenkammer hat in ihrer gestrigen Sitzung die Diskussion über die Vorlage wegen Erhöhung der Getreidezölle auf Sonnabend sestgeseßt Es folgte dann die Interpellation über die Aufrechterhaltung des Befehls zur Schließung der Arbeitsbörse. Der Deputirte Faverot (Arbeiterpartei) begründete die Interpellation und beschuldigte die Regierung, sie habe das Gesetz verletzt. Die gegen⸗ wärtige Republik sei eine Rabenmutter, die alle ihre Kinder leiden lasse. Künftig werde auf der einen Seite das Kapital, auf der andern die Arbeit

Das Oberhaus hat, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern die Bill über die Kirchspielräthe nach fünfstündiger Debatte in der Einzelberathung erledigt. Mehrere wichtige, von der Regierung bekämpfte Amendements wurden ange⸗

stehen. Der Redner erging sich sodann in Aus⸗ führungen über die Organisation der Arbeitsbörse. Zum Schluß bemerkte eeer eine große Zahl der Arbeiter⸗ sich geweigert, in die Arbeitsbörse wieder ein⸗

utreten, wenn ihnen nicht das Recht zuerkannt werde, die acht der Arbeit gegen das Kapital zu organisieren. Der Deputirte Prudent Dervillers (Soz. wünschte, daß die Re⸗ publik die Sache in die Hand nehme, und schilderte in längerer Rede die Lage der französischen Arbeiter. Die Schließung der Arbeitsbörse habe die Arbeiter in die Politik getrieben und daher stammten die fünfzig ee Deputirten. Der Sozialismus sei esitzenden zu fürchten, nicht von der Freiheit. Niemand habe das so stark betont, wie Leo XIII. Nach einer Rede des Deputirten Groussier (Soz.) wurde die Berathung

fachvereine habe si

nur von den auf Sonnabend verschoben.

Arbeits⸗Feiertag festzusetzen.

Konsulats beibehalten.

gegriffene Truppenabtheilung diejenige Bonnier's sei.

Konvention von 1892 durch die Regiernng von Liberia.

feste mit einem Revolver auf die Menge Jahren Zuchthaus verurtheilt worden.

Italien.

8 Andächtige bei. Der Papst befindet sich vollkommen wohl. Spanien.

Macht Einspruch erhoben, worauf der Sultan ihn er habe, mit dem Großvezier zu konferieren.

Bulgarien.

Anlaß zu Besorgnissen. Schweden und Norwegen.

„W. T. B.“ aus Christiania in geheimer Sitzung die Vorlage der Regierung angenommen, wonach die Brannt⸗ weinsbeuer von 160 auf 190 Oere per Liter reinen Spiritus und die Malzsteuer von 17,1 auf 21,1 Oere pro Kilogramm erhöht wird; ebenso werden die Zölle entsprechend erhöht. Die Erhöhunge n sofort in Kraft und dauern bis zum

Almerika. 8

Wie das ‚„Reuter'sche Bureau“ aus Washington be⸗ richtet, kündigte vorgestern der Senator Cameron von Penn⸗ sylvanien im Senat an, er werde beantragen, daß die neue Tarifbill erst am 1. Januar 1896 in Kraft treten solle. Das Repräsentantenhaus genehmigte vorgestern mit roßer Mehrheit einen von dem Abg. M'Crearvy eingebrachten Beschluß, worin das Eingreifen des Gesandten der Vereinigten Staaten Steven's bei dem Ausbruch der Revolution auf Hawaii verurtheilt und eine Einverleibung oder die Begründung einer für grundlos und unnütz erklärt wird.

Wie der „Agenzia Stefani“ aus Rio de Janeiro als verbürgt mitgetheilt wird, soll die italienische Regierung nicht geneigt sein, die Aufständischen als kriegführende Partei anzuerkennen.

In Paris eingetroffenen Nachrichten aus Santiago de Chile zufolge wären daselbst zahlreiche Balmacedisten ver⸗ haftet worden; der Belagerungszustand sei proklamiert worden.

Afrika. Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Kairo von gestern ist ohammed Maher Pascha, der frühere Unter⸗Staatssekretär des Krieges, zum Gouverneur des Suezkanals ernannt worden. Zum Großoffizier des Osmanié⸗Ordens ist nicht Mohammed Maher Pascha, sondern Osman Maher Pascha ernannt worden.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen 45. Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär Dr. von Stephan und der Direktor im Reichs⸗Schatzamt, Wirkliche Geheime Rath Aschenborn beiwohnten, stand auf der Tagesordnung die Fortsetzung der Etatsberathung: Post⸗Etat.

Die Einnahmen aus Porto⸗ und Telegraphengebühren

beziffert der Etatsanschlag auf 245 ½ Millionen.

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Der Deputirte Michelin hat bei der Deputirtenkammer den Antrag eingebracht, den 1. Mai gesetzlich als nationalen

Der französische General⸗Konsul in Leipzig Champy ist zum bevollmächtigten Minister ernannt worden, wird indessen bis zum April d. J. die Leitung des Leipziger General⸗

Nach einer heute von dem „Journal des Débats“ unter Vorbehalt veröffentlichten Depesche über den obenerwähnten Vorgang bei Timbuktu habe sich die angegriffene und von dem Oberst Bonnier befehligte Truppenkolonne drei Tagemärsche westlich von Timbuktu befunden, als sie während der Nacht angegriffen worden sei. Zahl⸗ reiche Offiziere seien getödtet worden oder würden ver⸗ mißt; unter den letzteren dürfte sich auch Oberst Bonnier be⸗ finden. Der „Matin“ will wissen, der Minister⸗Präsident Casimir Pörier habe erklärt, Frankreich werde Timbuktu nicht räumen; die Regierung glaube nicht, daß die an⸗

Der „Temps“ erklärt, daß Half Cavally, dessen Be⸗ setzung durch die Franzosen gestern von Liverpool gemeldet wurde, unzweifelhaft zu Liberia gehöre, und daher die dortige Besatzung wieder zurückgezogen werden müsse. Erklärt wird das Vorgehen des Gouverneurs der französischen Besitzungen an der Elfenbeinküste durch die verspätete Ratifikation der

Der Anarchist Vilisse, der bei Helegenheit der ussen⸗ oß, ist zu fün

Dem gestrigen Trauergottesdienst für Pius NX., wobei der Papst den Ablaß ertheilte, wohnten dem „W. T. B.“ zufolge die Kardinäle, das diplomatische Korps und zahlreiche

Gutem Vernehmen nach hätte, wie „W. T. B.“ aus Madrid meldet, der Sultan von Marokko bei seiner Zusammenkunft mit dem Marschall Martinez Campos im Prinzip allen Forderungen Spaniens zugestimmt und nur zu verstehen gegeben, daß die Höhe der Ent⸗ schädigungssumme durch ein Schiedsgericht fest⸗ gesetzt werden könnte. Der Marschall Martinez Campos habe indessen gegen jede Einmischung einer E“

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Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Sofia leidet die Prinzessin Marie Louise an Fieber mit wechselnder Temperatur. Die Fiebererscheinungen entsprechen solchen, wie sie sich häufig nach Entbindungen einstellen, und geben keinen

Das Storthing hat gestern nach einer Meldung des

ist eine Art Versteinerung eingetreten; die Reichspost hat 8 den mit dem ausgestatteten Ländern Müs bat sich Bayern überholen lassen. Es ist in Württemberg das Stadtporto für Briefe und Karten auf 3 und 2 ₰, für den übrigen Verkehr das Brief⸗ porto auf 5 herabgesetzt worden; in Berlin kostet der Brief noch immer 10 ₰. Der Staatssekretär Dr. von Stephan hat das Beispiel nicht nachgeahmt, sondern die großen Einnahmeausfälle her⸗ vorgehoben, die eine Ermäßigung des Portos zur Folge haben würde. Viel schlimmer steht es aber auf sozialem Gebiete innerhalb der Postverwaltung. Von Musterbetrieben ist da nichts zu spüren, vielmehr kommt da die kapitalistische Produktionsweise in der schärfsten Form zum Ausdruck. Etwa 100,000 Be⸗ amte werden übermäßig angespannt, ausgebeutet und schlecht bezahlt. Die große Masse der Postproletarier ist ganz wie ei den In⸗ dustrie⸗Gesellschaften durch eine unübersteigbare Kluft von der leitenden Beamtenschaft getrennt. Die Zahl der diätarisch Ange⸗ stellten ist eine ganz ungeheuerlich große; diese große Schaar ist voli⸗ abhängig von der Postverwaltung, sie hat nur Pflichten, keine Rechte. Das System hat die Tendenz, immer mehr die Beamten durch Diätare zu ersetzen; sucht ein solcher Postproletarier Urlaub nach, so muß er die Kosten für den Stellvertreter bezahlen, und mit der Anerkennung der Krankheit durch die Vertrauens⸗ ärzte hat es erst recht seinen Haken; denn, kommt der Urlaub Nachsuchende zum Arzt, so liegen bei demselben schon seine Personalakten und seine Konduitenliste. Was hat Lungenkatarrh oder Rheumatismus mit den Personalakten zu thun? Danach scheint es doch, daß es sich bei der Untersuchung weniger um die Krankheit als um die Ge⸗ des Urlaub Nachsuchenden handelt. In einem Erlaß hat der ber⸗Postdirektor Griesebach in Berlin die Briefträger u. s. w., welche Weihnachts⸗ und Neujahrsgeschenke vom Publikum annehmen, als Pflicht⸗ vergessene gebrandmarkt und zur Bestrafung gezogen; der Staatssekretär Dr. von Stephan aber nimmt solche Geschenke selbst an, läßt auch solche ver⸗ theilen. Der Eisenbahn⸗Minister überweist dem Postamt 41 in der Mauer⸗ straße für das Personal des Amts als Gratifikation 500 ℳ, davon erhält der Postdirektor, der doch sonst nicht zum Personal gerechnet wird, 60 ℳ! In Erinnerung muß hier auch gebracht werden, daß der Vorgaͤnger des böö Griesebach, Schiffmann, von

genommen hat!

Schluß des Blattes.)

8S.86E1““ E11“ .

Abgeordneten, welcher der Finanz⸗Minister Dr. Miquel, der Minister für Landwirthschaft ꝛc. von Heyden und der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen beiwohnten, wurde zunächst von dem Eingang eines Gesetzentwurfs, betreffend die Aufsuchung und Gewinnung der Kali⸗ und Magnesiasalze, Mittheilung gemacht.

Sodann berichtete die 7. Abtheilung über die Wahlen der Abgg. Freiherr von Lyncker (kons.) und Tamoschus (kons.), die sie für gültig erklären will. Auf Antrag des Abg. Rickert (frs. Vg.) wird die Sache jedoch mit 127 gegen 122 Stimmen zur schriftlichen Berichterstattung an die Ab⸗ theilung zurückverwiesn.

Darauf folgt die Verlesung nachstehender Interpellation des Abg. Knebel (nl.):

Die Futternoth des letzten Sommers hat in umfangreichen Gebieten des Staats massenhafte Forstfrevelstrafen zur Folge gehabt, auch in solchen Fällen, wo die Strafthat in Anbetracht der außer⸗ gewöhnlichen Umstände als entschuldbar betrachtet werden muß.

Ddie Unterzeichneten richten an die Königliche Staatsregierung die Anfrage, ob und in welchem Umfang dieselbe geneigt ist, für 8. Fälle Allerhöchsten Ortes die Begnadigung in Antrag zu

ringen? Der Minister für Landwirthschaft ꝛc. von Heyden er⸗ klärte sich bereit, die Interpellation sofort zu beantworten.

Abg. Knebel (nl.)s. Die Interpellation soll nicht in das Be⸗ 1us gr652 der Krone eingreifen, sondern nur darauf hinweisen, daß hier außerordentliche Verhältnisse vorliegen, welche zu diesen Strafen geführt haben, deren Erlaß wir anregen möchten. Die große Dürre des letzten Sommers, so groß wie sie seit Menschenaltern nicht vorgekommen ist, hat eine ungeheure Frterner namentlich in den gebirgigen Gegenden meiner Heimath hervorgerufen. Der Minister v. Heyden gab damals im Abgeordnetenhause eine entgegenkommende Erklärung ab in Bezug auf die Oeffnung der Wälder; die Erklärung beruhigte allgemein, aber es dauerte geraume Zeit, bis die Verfügung von oben her nach unten durchdrang. Die Viehpreise sanken bis unter 20 das Pfund, während der Zentner Heu auf 12 stieg, sodaß ein Pfund Heu theurer war als ein halbes Pfund Fleisch. Das Vieh wurde, weil es an Futter mangelte, zu Schleuderpreisen verkauft. In einer Bürgermeisterei des Hunsrück, die als typisch gelten kann, hatte sich der Rindviehbestand von 7357 auf 6593 vermin⸗ dert, also um 10 %; in dem Hauptort der Bürgermeistereien waren von 462 Stück nur noch 355 vorhanden, also 25 % weniger. Wenn bei solchen Verhältnissen die Leute im Walde Gras und Laub ge⸗ sammelt haben, so ist das begreiflich, namentlich nachdem der Minister von der Oeffnung des Waldes gesprochen hatte. Das hatte Bestrafung wegen Forstfrepels zur Folge, die man nicht bloß vom Standpunkt der Forstverwaltung aus, sondern auch von dem Standpunkt des Mannes aus beurtheilen muß, welcher hungriges Vieh im Stall hat. Dazu kommt, daß die Praxis sehr verschiedenartig war. In manchen Waldungen verfuhr man sehr lax, in andern aber übermäßig streng. Früher hatten aber viele Gemeinden Berechtigungen an dem fis⸗ kalischen Wald; diese sind allerdings abgelöst worden; aber die Ent⸗ schädigungen entsprechen durchaus nicht den Bedürfnissen. Dieser Gesichts⸗ punkt darf bei der Denkungsart der kleinen Leute im Gebirge nicht außer Acht gelassen werden. Die Regierung könnte helfen, wenn sie überall da, wo Torf vorhanden ist, Torfgräbereien anlegte, damit die Leute auf bequeme Weise gute Streu erhalten können. Es wurde freigegeben, den älteren Eichen ihre Seitenäste zu nehmen. Dabei ist mancher tadelnswerthe Mißbrauch vorgekommen; aber das ist auch nur ein Zeichen der Noth. Es machte sich im Herbst in den Bauern⸗ vereinen eine Bewegung geltend, eine Amnestie zu bewirken. Ich habe das damals abgelehnt, weil ich unentschuldbare Frevel auch bestraft wissen will. Ich habe aber anheimgestellt, eine Zu⸗ sammenstellung von entschuldbaren Fällen zu machen, und die Er⸗ mittelungen haben ergeben, daß die Zahl derselben eine sehr große ist, denn es sind oft mehr als die Hälfte der Einwohner einer Gemeinde bestraft worden. Ich hoffe, daß die Regierung unsere Interpellation wohlwollend annimmt. Minister für Landwirthschaft ꝛc. von Heyden: Ich will übe den Umfang des auf mich delegierten Begnadigungsrechts mittheilen, daß ich befugt bin, bei Forstkonktraventionen u. 1 w. bis zum Betrage von 30 Begnadigung eintreten zu lassen. Die Interpellation bezieht sich auf die in Anbetracht der außergewöhnlichen Umstände entschuldbaren Uebertretungen. Das ist kein faßbarer Begriff, nach dem man eine allgemeine Amnestie eintreten lassen könnte. Es bleibt also nur die Beurtheilung der einzelnen Fälle. Ich werde diejenigen, die zu meiner Kompetenz gehören, selbst erledigen, die übrigen weiter in die Wege leiten. Ich bin geneigt, eine Ver⸗ minderung der Strafe eintreten zu lassen. Ein völliger Straferlaß, auch im Fall, wo die Noth vorhanden war, würde nicht geeignet sein und die gefährliche Folge haben, daß die Begriffe über das Eigen⸗ thum für die Folge vollständig verwirrt würden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß unter pölliger Nichtachtung bestehender Verordnungen verwüstend in den Wald eingegriffen wird. Der Vor⸗ redner will selbst diese Fälle nicht unbestraft lassen. Es kann also von einem völligen Erlaß der Strafe nicht die Rede sein. Die Staatsregierung und speziell ich werden bei der Beurtheilung einzelner

herantretenden Gnadengesuche die außergewöhnlichen Verhältnisse berücksichtigen.

Aluf Antrag des Abg. Schmitz⸗Erkelenz (Zentr.) findet ung der Interpellation Abg. Dr. Klasing (kons.):

der Interpellation gegenüber e einen Eingriff

Abg. Schönlank (Soz.): Auf dem Gebiete der Postverwaltung ine Bespre 5 tive Fraktion verhält sich durchaus ablehnend (Widerspruch im in die Prärogative der Krone dar⸗ nruhe links und im Zentrum). Das Begnadigungs⸗ Krone ist durch die Verfassung in vollem ist älter als die daß hier ein, wenn auch nur das Begnadigungsrecht 1 Einwirkung darauf 1 in, daß er einen solchen ie Interpellation garnicht wieder zurückziehen müssen. Interpellant wo wir mancherlei Zurück⸗ ren haben, müssen wir eintreten für die ustimmung rechts!) Schüchtern ist der Es ist nicht nur für den üben, sondern es wäre auch für

Die konserva

Wir wollen chwacher Versuch

auszuüben.

es nicht dulden,

parlamentarische lant hat sich verwahrt dage Aber dann hätte er

sie eingebracht war, einmal eingebracht gefallen lassen.

ie Ver cif. Rotterdam —,—, 6) Deutsches do. —,—, 7) Thomaseisen franco Verbrauchsstelle 46,00, 8) Puddeleisen (Luxemburger Qualität) 34,40, 9) Englisches Roheisen Nr. III ab Ruhrort 55,00, 10) Luxem⸗ burger Gießereieisen Nr. III ab Luxemburg 43,00, 11) Deutsches Gießereieisen Nr. 1 62, 12) do. Nr. II —, 13) do. Nr. III 53, 14) do.

Eingriff beabsichtige.

einbringen, oder, wenn Nachdem sie sich die Kritik etzungen erfah

der Krone. 1 onarchen schön,

lament schön, Gnade zu üben. Beliebtheit (Widerspruch links und Gesichtspunkte sind für uns nicht Entschuldigung er Diebstahl aus Noth? Wo bleibt der eine Spiegelscheibe einschlägt? maßgebend sein; das Privatrecht am Walde Interpellation sich nur ezieht, dann ist sie überflüssig, denn e bereits gesorgt. nterpellation mit der Schärfe welche jeder Versuch eines Eingriffs in die

Der Eifer des Vorredners wird lamentarische Erfahrung desselben.

und ganzer

Abgeordneten 8 Aber diese

im Zentrum.) maßgebend. elten? Wo bleibt dann da d ann, der um ein Obdach zu erlangen, Solche sentimentalen Erwägungen dürfen nicht würde zur Nachahmung aufreizen und das überhaupt in Frage stellen. auf besonders geartete Fälle b. dafür ist im geordneten Instanzenw glaubte die konservative Fr. entgegentreten zu müssen, Rechte der Krone verdient. . Roeren (GZentr.): entschuldigt durch die junge rklärung des des Eingriffs denn der Erlaß vo

aktion dieser

die Prärogative der Krone n 1880 überträgt die Be ontraventionsfällen dem Herrn Minister. Daß durch ehen ermuthigt wird, ist nicht nicht den Erlaß aller Strafen, welche auf die

sei IJubila den Vorwurf der Kaufmannschaft zu seinem Jubi ãum 10 000 6 erhalten u“ hinweg gehen, traferlaß zu ähnlichem Vorg die Interpellation wünscht

sondern nur der Strafen zurückzuführen

Wunsch erfüllen Interpellanten Genüge die Erklärung des Ministers er einen allgemeinen Erlaß der Strafen zugesag Streu⸗ und Laubentnahme Das würde beruhigend auf die

solchen Fällen,

Anforderungen der befriedigend war gewünscht, daß t hätte, wo es sich nfolge der Futternoth Bevölkerung wirken. ich versichern, daß die düstersten Berichte der Futternoth hinter der Wirklichkeit zurückgeblieben ngten Strafen ist nur dem engherzigen zuzuschreiben. Trotz⸗ s seit Wochen ergangen war, ts, worüber die Gemeindebehörden ihre Beschwerden Erfolg gehabt Streu ab, knüpfte aber daran Quantum Torfstreu Bei der Schwierigkeit des Bezugs der⸗ Versagung der wurde von der Re⸗ Bedingung wochenlang aufrecht erhalten. aldungen, sondern auch deren Eigenthümer also ünschten Nutzen

In der heutigen 13. Sitzung des Hauses der

Ich hätte aus dem Walde i

eigener Kenntniß kann eitungen bezüglich der ind. Ein großer Theil der verhä d bureaukratischen Verhalten der Unterbeamten dem die Verfügung des⸗Minister seitens der unteren Behörden nich sich vielfach beschwerten, ohne daß Schließlich gab man

Bedingung, schafft werden müsse.

streu gleich. Trotz An in Trier diese schah nicht bloß in fiskalischen W in Gemeindewaldungen und Gehöfenschaften, verhindert wurden, aus ihrem Eigenthum den gew

des Blattes nimmt der Minister für Land⸗ wirthschaft ꝛc. von Heyden das Wort.

Die nächste, 4. Plena Mittwoch, den 14. 2 Tagesordnung lautet: 1) Geschäftli drei Mitgliedern für die statistische Ze⸗ und Beschlußfassung über die ; entwurfs zur Abänderung und 1874, betreffend die evangelische Kir Ordnung vom 10. September 1 Brandenburg, Pommern, Posen, 3. Juni 1876, betreffend die evange älteren Provinzen der Monarchie.

Im 4. Trierschen Landtags⸗ Saarlouis) ist an Stelle des

vollständigen weisung des

Und das ge

Bei Schluß

rsitzung des Herren hauses ist a Februar, Nachmittags 2 Uhr, che Mittheilungen. 2) ntralkommission. ftliche Behandlung des Gesetz⸗ rgänzung der Gesetz chengemeinde⸗

3) Berathung

e vom 25. Mai und Syvnodal⸗ für die Provinzen Preußen, Schlesien und Sachsen, und vom lische Kirchenverfassung in den acht

Wahlbezirk (Saar⸗ verstorbenen Ober⸗ mann in Köln der Schreinermeister mit 404 Stimmen zum Mit⸗

der Abgeordneten gewählt worden.

burg⸗Merzi Landesgerichts⸗Raths Leh Euler zu Bensber glied des Hauses

g (Zentrum)

Kunst und Wissenschaft.

vom 8. Februar, wird das Ableben des hannes michen (geboren 1833 in Weiß⸗ meldet. Die Ergebnisse seiner wissen⸗ hat der Verstorbene in zahlreichen die größeren Werke über die Denkmäler und über die 8 Wilhelm I. im Jahre ische Expedition

Aus Stra Egyptologen Pro holz bei Groß⸗Glogau in Schlesien) ge eisen und Forschungen aus denen istorischen altegyptischen N. dauh⸗ echaula Föni

gypten gesandte archäologisch⸗p hervorgehoben seien. ““ 1

schaftlichen Schriften niedergelegt, geographischen und hist⸗ auf Befehl des hochseligen Kais

nd Gewer

engestellung für Kohlen und Koks Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 8. d. M. gestellt 11 073, nicht rechtzeitig sien sind am 7. d. M. gestellt 2972, nicht recht⸗

Handel n

Tägliche Wag

gestellt keine Wagen.

In Oberschle zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs⸗Versteigerungen. Amtsgericht I. Ber Grundstücke

lin standen am zur Versteigerung: ster G. Blume gehörig; Fläche th 14 560 ℳ; Mindestgebot 155 600 217 000 wurde die Gartenstr. 3, Ersteherin. Albert Kloth gehörig; werth 10 5330 ℳ; Mindestgebot 1400 ℳ; 141 000 wurde die bach zu Berlin, Ersteherin. Börse zu Düsseldorf. 8. Februar 1894.) 8 8 uf dem Kohlenmar eisenmarkt ist fest; geblieben sind, ist die Abnahme (Berechnung

Beim Königlichen ebruar die nachbezeichneten r 13, dem Maurermei 14 a; Nutzungswer das Meistgebot Fritz Stoltz 1 Bäckermeister Fläche 5,91 a; Nutzungs⸗ für das Meistgebot von

reifrau Charlotte von

reisbericht vom afenhändler sind Roh⸗

im Preise zurück⸗ die Nachfrage mäßig. nicht anders 8 und Koks. 1) Gas⸗ und für Leuchtgasbereitung 10 11,00, Generator⸗

der Zurück

fabrikate, die angsam und

fr. g kg und, Flammkohlen: Gask Süten

kohlen: Förderkohls 7,50 8,50, melierte beste Kohle 8,50 - 9,50, Kokskohle 6 7,00; 3) Magere Kohlen: 7—8, melierte Kohle 8 —- 10, Nußkohle Korn II (

4) Koks: Gießereikoks 13,40 14,50, Hochofenkoks 11, Nußkoks, hehzpchen 11 15; 5) Briquetts 8,50 11,00. Erze: 1) Roh⸗

nthracit) 18,00 20,00;

path 7,50 7,80, 2) Gerösteter Spatheisenstein 10,50 11,00, 3) So⸗

morrostro f. o. b. Rotterdam —, 4) Nassauischer Rotheisenstein mit ca. 50 % Eisen 8,50 9,00, 5) Rasenerze franco —,—. Roheisen: 1) Spiegeleisen Ia 10 12 % Mangan 51, 2) Weißstrah⸗ liges Qualitäts⸗Puddelroheisen: rheinisch⸗westf. Marken 45,00 46,00,

gerländer 43, 3) Stahleisen 46, 4) Engl. Bessemereisen ab Eickungshafen —,—, 5) Spanisches Bessemereisen Marke Mudela

ämatit 62, 15) Spanisches Hämatit Marke Mudela ab Ruhrort 9 70. Stabeisen: Gewöhnl. Stabeisen 100 105. Bleche:

1) Gewöhnliche Bleche 120 135, 2) Kesselbleche 150 165, 3) Fein⸗ bleche 125 195. Draht: 1) Eisenwalzdraht —,—, 2) Stahl⸗

walzdraht —,—.

Der Aufsichtsrath der Aachener Diskonto⸗Gesell⸗ schaft hat beschlossen, der auf den 3. März einzuberufenden General⸗ versammlung eine Dividende von 6 ½ % vorzuschlagen. Wegen Aus⸗

dehnung des Kundengeschäfts soll das Aktienkapital um 2 ½ Millionen Mark erhöht werden; den Aktionären sollen auf je 6000 Aktien⸗

kapital 1000 neue Aktien angeboten werden.

Wie die „Köln. Volksz.“ meldet, ist die in der vergangenen Woche verschobene Versammlung zur Gründung des rheinisch⸗ westfälischen Walzwerkverbands nunmehr auf Montag, den 12. d. M., nach Düsseldorf einberufen worden.

Die Leipziger Bank wird, wie „W. T., B.“ meldet, bei erhöhten Abschreibungen 6 % Dividende wie im Vorjahre ver⸗ theilen. Die Leipziger Feuerversicherungsanstalt wird E“ wie im Vorjahre, eine Dividende von 720 vorschlagen.

Der Aufsichtsrath des Chemnitzer Bankvereins hat be⸗ schlossen, der für den 6. März d. J. zu berufenden Generalversamm⸗ lung eine Dividende von 6 % für 1893 vorzuschlagen. .

Der Aufsichtsrath der Norddeutschen Jute⸗Spinnerei und Weberei schlägt der Generalversammlung, wie aus Hamburg gemeldet wird, die Vertheilung einer Dividende von 6 % vor.

Magdeburg, 8. Februar. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 92 % —,—, neue 14,00, Kornzucker exkl. 88 % Rendement 13,00, neue 13,45, Nachprodukte exkl., 75 % Rende⸗ ment 10,65. Fest. Brotraffinade I. 26,00, Brotraffinade II. 25,75, Gem. Raffinade mit Faß 26,25. Gem. Melis I. mit Faß 24,75. Fest. Rohzucker. I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Februar 13,10 bez., 13,12 ½ Br., pr. März 13,12 ½ bez. und Br., pr. April 13,17 ½ bez., 13,20 Br., per Mai 13,27 ½ bez. u. Br. Fest.

Leipzig, 8. Februar. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per Februar 3,40 ℳ, per März 3,42 ½ ℳ, per April 3,45 ℳ, per Mai 3,47 ½ ℳ, per Juni 3,50 ℳ, per Juli 3,52 ½ ℳ, per August 3,55 ℳ, ver September 3,57 ½ ℳ, per Oktober 3,60 ℳ, per November 3,62 ½ ℳ, per Dezember 3,62 ½ Umsatz 15 000 kg. 8

Bremen, 8. Februar. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offtzielle Notierung der Bremer Petroleum⸗ Börse.) Still. Loko 4,85 Br. Baumwolle. Ruhig. Upland middling, loko 40 ₰. Schmalz. Fester. Wilcox 40 ½ ₰, Armour shield 40 ₰, Cudahy 41 ½ ₰, Fairbanks 35 ₰4. Speck. Fester. Short clear middl. loko 36 ½, Februar⸗Abladung 36 ¼. 8 olle. Umsatz 125 Ballen. Taback. Umsatz 170 Seronen

armen.

Wien, 8. Februar. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 1. Februar bis 7. Februar 681 769 Fl., Mehr⸗ einnahme 8787 Fl.

Pest, 8. Februar. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen ruhig, per Frühjahr 7,26 Gd., 7,27 Br., pr. Herbst 7,56 Gd., 7,57 Br. Hafer pr. Frühjahr 6,65 Gd., 6,67 Br. Mais pr. Mai⸗Juni 71894) 4,75 Gd., 4,77 Br. Kohlraps pr. August⸗Sep⸗ tember 12,05 12,10. 1

London, 8. Februar. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen⸗ ladungen angeboten.

96 % Jabvazucker loko 15 ¼ stetig, Rüben⸗Rohzucker loko 13 ruhig. Chile⸗Kupfer 41 ⅛, pr. 3 Monat 41 ⁄16. 8

Bradford, 8. Februar. (W. T. B.) Wolle fester, ruhig; englische stetig; Kolonfalwolle eher schwächer. Garne thätiger, Preise unverändert; in Stoffen mehr Geschäft.

Amsterdam, 8. ö“ (W. T good ordinary 52 ¾¼. Bankazinn 44.

Verkehrs⸗Anstalten. Laut Telegramm aus Herbesthal englische Post über Ostende vom 8. d. M. ausgeblieben; Grund: Dampfer infolge Beschädigung der Maschine mit Ver⸗ spätung von Dover abgefahren.

Königsberg i. Pr., 8. Februar. (W. T. B.) Die Eröff⸗ nung der Dampfschiffabrt steht unmittelbar bevor, da es dem Eisbrecher heute gelungen ist, eine Fahrrinne zwischen Pillau und Königsberg durchzubrechen.

Sewbn8. 8. Februar. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Pr etfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Post⸗ dampfer „Helvetia ist beute in St. Thomas, der Postdampfer „Rhaetja“ gestern Nachmittag in New⸗York eingetroffen.

8 Theater und Musik.

8 Königliches Schauspielhaus.

In dem Lustspiel „Donna Diana“, nach dem Spanischen des Don Augustin Moreto von Karl August West, gab gestern Abend Herr Adolf Müller vom Thalia⸗Theater in Hambur säine zweite Gastspielrolle als Sekretär“ Perin. Mit entschiedenem Geschick entledigte er sich der Aufgabe, als Vertrauter der Prinzessin Donna Diana auf diese zu Gunsten des Prinzen Don Diego einzuwirken, ebenso wie er voller Humor Don Cesar in seiner Kälte gegen die stolze Prinzessin zu erhalten wußte. Die fein durchdachte Leistung verdiente und fand allseitige Anerkennung und konnte um⸗ somehr befriedigen, als der Künstler in verständigem Gebrauch seines trefflichen Organs auch die kleinsten Pointen seiner komischen Rolle gut zur Geltung zu bringen ig Die große Ruhe im Auf⸗ treten berührte sehr wohlthuend. Auch im übrigen kann über die Vorstellung, welche zu den besten Darbietungen des Königlichen Schauspielhauses gehört, nur Rühmliches gesagt werden. Besonders ist es Fräulein Poppe, der als Prinzessin Donna Diana unein⸗ geschränktes Lob gespendet werden muß. Ihre uesprüngliche stolze Abneigung gegen die Ehe, welche nach und nach durch die er euchelte Gleichgültigkeit ihres Bewerbers besiegt wird, die sie schließlich ver⸗ anlaßt, sich bis zur tiefsten Demüthigung vor diesem Mann zu erniedrigen, der Kampf Feisehen Stolz und Liebe, sowie zwischen Eifersucht und Liebe, kamen in der bezaubernden Erscheinung zu mustergültiger Eu“ Nicht minder

ut war der Don Cesar des Herrn Matkowsky. Der natürliche zumor, die männliche Kraft und die Innigkeit seines Spiels schufen eine ebenso anziehende wie glaubhafte Gestalt aus dem mit List und Energie um seine Liebe ringenden Prinzen. Als Laura, Fenisa und loretta machten sich die Damen von Hochenburger, Lindner und onrad, als Don Diego, Don Cesar und Don Luis die Herren Nesper, Arndt und Hertzer um den Erfolg der Aufführung verdient. re Majestät die Kaiserin und Königin wohnte der

8,50 9,50, Gasflammförderkohle 8,50 9,50; 2) Fett⸗

Vorstellung von Anfang bis zum Schluß in der großen Hofloge bei.

11 Lessing⸗Theater. Fedor von Zobeltitz errang gestern Abend mit seinem Schau⸗

Die Handlung des neuen Stücks hat seine Wurzeln in dem sozialen Leben der Gegenwart, und zwar hat der Dichter einen natür⸗ lichen, kräftigen Boden für sie gefunden und damit den Forderungen der neuzeitlichen Literatur gewisse Zugeständnisse gemacht. Was dem Werk jedoch einen großen Vorzug vor den meisten modernen naturalistischen Dramen verleiht, ist der 8 natürlicher Sittlichkeit, der auch die derben Scenen, die unbeholfenen und ungeschminkten Reden der handelnden Personen durchzieht. Die SH spielt auf einem Dorfe: im Zimmer des Gutsbesitzers und Pfarrers, in der Stube des Lehnschulzen und im Dorfkruge. Die Charaktere sind alle den breiten Schicht des arbeitenden Volkes, den Bürger⸗ und Bauerklassen entnommen und zumeist mit glücklichem Griff getroffen. “] 1b 8 Die erste Scene des Stücks: ein Zwiegespräch zwischen einer sauberen Wirthschafterin und ihrer Nichte, die beide im Dienst des ledigen Gutsbesitzers Möller stehen, enthüllt die schwüle, ungesunde Atmosphäre des gutsherrlichen Hauses in derb naturalistischer Weise. Die schwankende Natur des Mannes, der zu schwach zum Guten und zu feige für einen ausgesprochenen Bösewicht ist, wird in den verschiedenen sich niederwärts bewegenden b. mit unerbittlicher Schärfe und dichterischer Klarheit gezeigt. Diesem eschmeidigen Worthelden gegenüber steht schroff und unverrückbar der He mit seinen patriarchalischen, manchmal tyrannischen Gewohn⸗ heiten und Anschauungen, aber mit sicherem Blick für das praktische Leben und mit nie fehlbarem Gefühl für gute alte Zucht und Sitte. Die verletzte Mädchenehre der Lehn⸗ schulzentochter, die in dem hochzeitlichen Kirchgang „ohne Ge⸗ läut“ nach alter Dorfsitte gebüßt und gestraft werden soll, wird vom Stiefvater und von der Mutter rauh und derb an der Tochter, und mit bäurisch stolzer aber auf sittlichem Grunde fest ruhender Verachtung an dem Verführer, dem Gutsbesitzer Möller, ge⸗ ahndet. Das ganze Dorf glaubt sich von seinem Standpunkt aus, an dem die Schadenfreude an dem Unglück des reichen, hochmüthigen Lehnschulzen großen Antheil hat, berechtigt, in einer rohen Scene im Kruge sein Verdammungsurtheil auszusprechen. Was dem Unglück der Lehnschulzentochter eine besondere 1“ ist, daß sie aus Liebe hat, während der Urheber ihres Fehltritts aus Berechnung handelte. em jungen Mädchen hat der Verfasser auch noch zahlreiche andere Milderungsgründe an die Seite gestellt; sie ist nach ihres verstorbenen Vaters Absicht wie ein Fräulein in einer Pension erzogen und muß nun bei der eigensinnigen Mutter und dem starrköpfigen Stief⸗ vater im Gedanken⸗ und Lebenskreise der Bauern sich bewegen. Die Sehnsucht des jungen Mädchens, aus dieser Enge hinauszutreten, aus dieser rauhen Gesellschaft in andere zartfühlendere Kreise mit milderen Sitten zu gelangen, wird als eine mächtige Förderin ihrer Liebe zu dem glattzüngigen Unwürdigen hingestellt. Die starke Natur des Mädchens bricht sich aber wieder Bahn in dem Abscheu und dem Entsetzen, die sie bei der demüthigenden Erkenntniß der Beweggründe ihres Mitschuldigen ergreifen. Sich für immer mit vollem Bewußtsein ihres Unglücks an den jetzt Gehaßten und Verachteten zu ketten, hindert im letzten Augenblick der von echter, christlicher Liebe erfüllte Pfarrer, der dem Mädchen schon lange ein warmes Herz entgegengetragen hat. Aber der Weg, den er ein⸗ schlägt, um das Unheil zu verhindern, weist auf die schwächste Stelle des Stücks hin; das plötzliche Liebesgeständniß und Eheversprecfn des Pfarrers erinnert stark an die früher üblichen Lustspiel chlüsse, in denen man die unschuldigen Unglücklichen um jeden Preis glücklich werden ließ. Trotz aller Begründung bleibt im Gemüth des Zu⸗ schauers doch ein starker Zweifel an der Lebenswahrheit der Lösung zurück. Auch die Verkündigung der plötzlichen Millionen⸗ erbschaft des bedürftigen Möller wirkte mehr theatralisch, als klärend für die Charakterzeichnung des Mannes. Aber von diesen kleinen Mängeln des fünften, abschließenden Akts abgesehen, war das Drama mit starker, fester Hand, mit sicherem Blick für das Bühnenwirksame und für eine psychologisch richtige Entwicklung der Handlung aufgebaut. Die Charaktere sind scharf, man möchte sagen, in ihrer Natürlich⸗ keit oft kantig und schroff, wie Felsen hingestellt. Wie vortrefflich der Dichter in der Personenzeichnung und Handlung den Konflikt ent⸗ wickelt hat und wie klug er echte, warme Stimmung zu erzeugen versteht, davon giebt besonders der vierte Akt Zeugniß, als der Pfarrer nach einer stürmischen Scene, die zwischen Möller und der Lehnschulzen⸗ tochter in seinem Hause stattfindet, in einem ergreifenden Monolog das Bibelkapitel von der Ehebrecherin vorliest. 3 Was die Darstellung anbetrifft, so stand Fräulein Elsinger, als Lehnschulzentochter Anna im Vordergrunde; reine, warme Em⸗ pfindung prägte sich mit überraschender raft und Innigkeit in Ton und Geberden der jungen Darstellerin aus; in ihr besitzt das Theater eine Künstlerin, die nicht mit dem Verstande und den Nerven die Rollen erfaßt, sondern mit ihrem Herzen die lebendige Mädchenseele nachbildet und klar und sachlich hinstellt. Herr Sauer pflegt schwankende Naturen, die Feigheit zur Unsittlichkeit führt, besonders wirksam zu gestalten; er stellt sie in ihrer Niedrigkeit und in ihrer bestechenden äußeren Liebenswürdigkeit gleichmäßig gut dar. Herr Guthery bewährte sich in der Rolle des Lehnschulzen als eine vortreffliche Bühnenkraft für Volksstücke; sein Bauer war von er⸗ freulicher natürlicher Grobheit, voll Selbstbewußtsein und Starrheit. In einer Episodenrolle, als Hausierer Moses, entwickelte Herr Höcker sein feines komisches Talent; serner ist noch Herr Waldow als guter Darsteller des mephistophelisch angehauchten Kreis⸗Physikus zu epne und Frau von Pöllnitz als treffliche Lehnschulzen⸗ nerin.

Konzerte.

Das mit Spannung erwartete Konzert des Herrn Eugen d'Alber und seiner Gattin Theresa d'Albert⸗Carreno fand sefteeh unter zahlreicher Betheiligung des Publikums im Saal der Philharmonie statt. Eine wenig bekannte Sonate für zwei Klaviere (F-dur) von Wilhelm Friedemann Bach, dem ältesten Sohn Sebastian's, b1F- Stil er oft mit einer freieren Gestaltung verbindet, eröffnete das Konzert. Nach der vortrefflichen Ausführung dieses Werkes durch das Künstlerpaar spielte Herr d'Albert die F-moll-Sonate (a passionata) von Beethoven, die er mit großer Tiefe der Auffassung vortrug. Wenn er dabei mitunter von anderen Virtuosen abwich wer wollte dies nicht billigen? Hieran schlossen sich Variationen für zwei Kla⸗ viere von Christian Sinding, einem der begabtesten Vertreter der neuen nordischen Schule. Die schöne Melodie des darin ent⸗ haltenen Andantesatzes war den zarteren Damenhänden anvertraut. Dann folgten das F-dur-Nocturne, die Barcarole und die große As- dur-Polonaise von Chopin: beliebte Stücke, die von Frau d'Albert mit so bezaubernder Grazie und Bravour vorgetragen wurden, daß sie mehrmals hervorgerufen wurde und sich bewogen fühlte, noch die „Berceuse“ desselben Komponisten zuzugeben. Den Be⸗ schluß des Abends machte das Concert pathétique von Liszt hür zwei Klaviere, das, sehr stilvoll gehalten, den Spielern zugleich Gelegenheit bietet, ihre Virtuosität in das glänzendste Licht zu setzen. ach stürmischem Applaus erschien Hers d'Albert noch einmal am Klavier und erfreute die Hörer dur den Vortrag des H-dur-Nocturne’'s von Chopin.

„An demselben Abend trat im Saal Bechstein die Altistin Frguleig Emily Martinsen aus Wien zum ersten Mal por das iesige Publikum. Ihre kräftige Stimme ist in der Höhe recht wohl⸗ klingend, während die tieferen Töne etwas gedrückt erscheinen. An⸗ fänglich beherrschte sie nicht die Reinheit der Intonation, doch Hefler⸗ sich dies im Verlauf ihrer Vorträge, für welche sie Gesänge von Schubert, Schumann, Gounod, Franz und anderen gewählt hatte. Der Königliche Kammermusiker Herr Dechert unterstützte das Konzert auf das wirksamste den Vortrag einiger Soli pon (1653), Sitt und Popper. Reicher Beifall folgke allen Vor⸗

spiel „Ohne Geläut“ einen großen und wohlverdienten Erfolg. 8