1894 / 39 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 14 Feb 1894 18:00:01 GMT) scan diff

Abg. Auer (Soz.): Der Antrag Bassermann ist eine Ver⸗ schlechterung des bisherigen Zustandes und daher unannehmbar. Will man den Vorschlag nicht, so muß die Sache überhaupt anders angefaßt werden.

(Schluß des Blattes.)

Das Herrenhaus trat heute um 2 Uhr zu seiner 4. Plenarsitzung zusammen, welcher der Minister der geist⸗ lichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse beiwohnte.

Der Präsident Fürst zu Stolberg⸗Wernigerode theilte zunächst mit, daß Seine Majestät der Kaiser Sund König bei der Gratulationscour zu Allerhöchstseinem Geburtstage die Glückwünsche des Präsidiums des Herren⸗ hauses huldvollst entgegengenommen und den Präsidenten be⸗ auftragt habe, dem Herrenhause Allerhöchstseinen Dank dafür auszusprechen.

Sodann machte der Präsident geschftliche Mittheilungen.

Zu Ehren des verstorbenen Mitglieds, des Generals der Kavallerie z. D. Grafen von der Gröben⸗Neudörfchen erhob sich das Haus von den Sitzen.

In die statistische Zentralkommission wurden die Herren Dr. Hinschius, von Alvensleben und Ittenbach ewählt. g (Schluß des Blattes.)

v1““ * 8 1“ 8 Auf der Tagesordnung der heutigen 15. Sitzung des

Hauses der Abgeordneten, welcher der Justiz⸗Minister Dr. von Schelling und der Finanz⸗Minister Dr. Miquel beiwohnten, stand die Fortsetzung der zweiten Berathung des Staatshaushalts⸗Etats für 1894/95.

Bei dem Etat des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, und zwar bei den Ausgaben für nicht aversionierte Postporto⸗ und Gebührenbeträge ec. be⸗ spricht

Abg. Mohr⸗Altona (nl.) das preußische Konsulatswesen und meint, die Konsulatsberichte seien zu eingehend und verriethen durch die Bekanntmachung von Einzelheiten sogar Geschäftsgeheimnisse vor aller Welt. Besser wäre es, die Berichte nicht im Handelsarchiv zu veröffentlichen, sondern sie an einer Zentralstelle zu sammeln, wo sie eingesehen werden könnten. Die Berichte sollten ferner alle nach einem einheitlichen System aufgestellt werden.

Wirklicher Geheimer Legations⸗Rath Reichardt: Der Vor⸗ redner hat nicht Dinge besprochen, die zum Geschäftsbereich des Aus⸗ wärtigen Ministeriums gehören, sondern solche, die zum Auswärtigen Amt des Reichs gehören. Die Konsuln erstatten Jahresberichte mit allem möglichen statistischen Material. Nebenher gehen besondere Berichte über wirthschaftliche Verhältnisse. Diese wurden im Handels⸗ archiv veröffentlicht. Die Berichte boten zu viel oder, wenn sie zu⸗ sammengestrichen wurden, zu wenig. Jetzt werden nur thatsächliche Mittheilungen veröffentlicht: Berichte, wie die deutschen Interessenten bessere Geschäfte machen und neue Beziehungen anknüpfen können, werden den Interessenten zugänglich gemacht, den Handelskammern u. s. w. Bei diesem Verfahren liegt die Gefahr, daß das Ausland aus den Berichten Vortheil zieht, sehr fern; namentlich ist die Gefahr bezüglich der Jahresberichte sehr gering. Jedenfalls haben wir mehr Vortheile von den englischen oder französischen Berichten. Von dem Handelsarchiv hat man im Ausland wohl kaum Kenntniß.

Der Titel wird bewilligt.

(Schluß des Blattes.)

In der Reichstagskommission zur Berathung der vom Zentrum beantragten Novelle zur Konkursordnung wurde gestern Abend auf Antrag der Abgg. Dr. Rintelen und Schwarze (Zentr.) in § 54 der Konkursordnung (bevorrechtigte Forde⸗ rungen) folgender neue Absatz eingeschaltet: „Die Forderungen der Werkmeister, Handwerker und Arbeiter für die von ihnen zur Herstellung oder Wiederherstellung eines Gebäudes gelieferten Arbeiten und gemachten Lieferungen; das Vorrecht gilt nur für die Forderungen

aus den letzten sechs Monaten vor der Eröffnung des Konkurs⸗ verfahrens, sowie für solche Forderungen aus der Zeit vor Eröffnung des Konkursverfahrens, welche innerhalb sechs Monaten nach der en rechtshängig geworden und bis zur Eröffnung des Ver⸗ ahrens gerichtlich verfolgt sind, und beschränkt sich auf den zur Konkursmasse fließenden Erlös aus den betreffenden unbeweglichen Sachen.“

Der Abg. Hirschel (d. Refp.) hat im Reichstage in Form eines Gesetzentwurfs folgenden Antrag zur Abänderung des Zolltarifs eingebracht: Der durch Bekanntmachung vom 24. Mai 1885 (Reichs⸗ Gesetzbl. S. 111) veröffentlichte Zolltarif wird in nachstehender Weise abgeändert: In Nr. 13 (Holz und andere vegetabilische und animalische Schnitzstoffe, sowie Waaren daraus) wird hinter Position b (Holz⸗ borke und Gerberlohe) eingeschaltet: bb. Quebrachoholz für 100 kg 10

Kunst und Wissenschaft.

Der französische Schriftsteller Maxime Du Camp ist, wie die M. „Allg. Ztg.“ meldet, am 8. d. M., an seinem 72. Geburts⸗ tage, in Baden⸗Baden verstorben. Er war Mitglied der fran⸗ zösischen Akademie, Dichter, Historiker, Politiker und Reiseschriftsteller. Von seinen zahlreichen Werken seien angeführt: „Le Nil ou lettres sur l'Egypte et la Nubie“, „Paris, ses organes, ses fonctions et sa vie“. „Les convulsions de Paris“ (Geschichte des Kommune⸗ Aufstandes), „La charité privée à Paris“, „La croix rouge en France“.

Mannigfaltiges.

Ueber die WVerheerungen durch den orkanartigen Sturm, dessen Heftigkeit seit dem gestrigen Tage in ganz Europa endlich nach⸗ gelassen zu haben scheint, liegen heute folgende Nachrichten vor:

Luckenwalde, 12. Februar. Heute Nachmittag wurden durch den Sturm mehrere Fabrikschornsteine umgestürzt. Der Schornstein der Hutfabrik von D. Cohn u. Amendt fiel auf das Fabrikgebäude und durchschlug Dach und Mauern. Von den in der Fabrik beschäftigten Arbeitern, Männern, Frauen und Mädchen, wurden der „Voss. Ztg.“ zufolge zehn getödtet und drei schwer verletzt. Beim Zusammensturz des Schornsteins der Karl Steinber'’schen Fa⸗ brik wurden drei Personen verwundet. Auch in der Neumann'’schen Fabrik wurde der Schornstein umgeworfen.

Königsberg i. Pr., 13. Februar. „W. T. B.“ meldet: Durch den gestrigen orkanartigen Südweststurm, welcher, wie bereits ge⸗ meldet, den Pregel anstaute, wurden Haffeis und Hölzer von Kosse aus in den Pregel getrieben, welcher gestern den höchsten Wasserstand seit dem Jahre 1801 erreichte. Außer der Grünen Brücke sind auch die übrigen Brücken theilweise selbst für Fußgänger gesperrt. Bei dem Versuch, ihre Keller zu verstopfen, verloren drei Hausbesitzer das Leben; dreizehn Hinterhäuser mußten vollständig geräumt werden. Der an Bäumen angerichtete Schaden ist sehr groß. Heute Mittag trat heftiger Schneefall ein, Nachmittags war langsames Fallen des Wassers bemerkbar.

Neustrelitz, 13. Februar. Der gestern tobende Weststurm hat überall im Lande an Gebäuden, in Gärten ꝛc. großen Schaden ange⸗ richtet. Auf dem hiesigen Marktplatz wurde eine Frau vom Sturme zu Boden geschleudert und im Gesicht erheblich verletzt.

Neubrandenburg, 13. Februar. Der neue Thurm der Johanniskirche wurde laut Meldung des „W. T. B.“ gestern vom Sturm bis auf die Höhe des Kirchdaches hinabgestürzt. Derselbe schlug im Fallen auf die neuerbaute Ostgiebelwand der Kirche und zerbrach in zwei Theile, die auf verschiedenen Seiten der Kirche nieder⸗ gingen. Das Kirchdach ist erheblich beschädigt; Menschen wurden nicht verletzt.

Schwerin, 12. Februar. Den „Meckl. Nachr.“ wird geschrie⸗ ben: Am Sonnabend Abend entlud sich zwischen 6 und 8 Uhr ein so starkes Gewitter über unsere Stadt, wie es bei jetziger Jahreszeit zu den Seltenheiten gehört. Grell leuchtende Blitze fuhren hernieder, gewaltige Donnerschläge ertönten und dabei tobte der Sturm und jagte Hagel⸗ und Schneeschauer vor sich her. Passanten der Straße

„Nacht noch an Stärke zugenommen.

Blitzen auf Augenblicke ganz geblendet und dieselben in ihrer unmittelbaren Nähe nieder⸗ gegangen sein müßten. In Schwerin hat der Blitz nicht ezündet, aber es sind durch die Leitung des Domthurms Blige herabgeführt. Man sah, wie zwei in kurzen Zwischenräumen erscheinende Blitze in die Spitze des Domthurms fuhren. Beide Male fiel von der Spitze des Thurms ein Funkenregen, sich langsam bis zur Mitte des Thurms in südöstlicher Richtung herabsenkend, wo alsdann die Funken erloschen. Unweit Lankow wurde ein Landbriefträger vom Blitz derart geblendet und betäubt, daß er eine Zeit lang ohne Be⸗ sinnung blies und sich auf seinem Rückgang etwa 1 ½ Stunde verspätete. Der Sturm, welcher sich gestern Vormittag ein wenig gelegt hatte, setzte am Nachmittag von Neuem ein und hat namentlich in letzter Der holländischen Windmühle zu Tannenhof wurde am Sonnabend Nachmittag ein Flügel ab⸗ gedrückt. Im Schloßgarten wurden mehrere Bäume entwurzelt; am Kreuzkanal ist eine mächtige Linde niedergebrochen, der Baum ist in unmittelbarer Nähe einer Statue. Das Dach des Doms ist auf verschiedenen Stellen abgedeckt, auch sind Fenster niedergefallen. Heute Mittag wüthete der Sturm mit besonderer Heftigkeit. Die Leute vermochten sich kaum auf der Straße zu halten. In der Fritz Reuterstraße hob der Sturm das Pappdach von einem Hause und warf es krachend auf die Straße. Bei dem gewaltigen Sturze zer⸗ trümmerte dasselbe an den gegenüberliegenden Häusern viele Fenster und riß stellenweise den Putz von der Wand. Die Straße wurde gesperrt. An dem Gebäude des Realgymnasiums sind von den aus Mauersteinen unterhalb des Daches als Verzierungen aufgemauerten Figürchen einige heruntergerissen worden. Von dem Bootshause des Ruderklubs „Obotrit“ ist der eine Thurm, welcher beim Erweite⸗ rungsbau in diesen Tagen nach dem Ende des Anbaues versetzt war, umgeweht und zerbrochen. Am Nachmittag flaute der Wind etwas ab und es trat ein wenig besseres Wetter ein.

Cuxhaven, 13. Februar. Die Mannschaft des gestrandeten dänischen Schooners „Ellida wurde heute früh durch ein Rettungsboot hier gelandet; ein Schiffsjunge ist gestorben. Die Mannschaft der gestrandeten englischen Bark „Lake Simcoe“ wurde wohlbehalten durch den Schlepper „Goliath“ gelandet. Es wird versucht, die Ladung der beiden Schiffe zu bergen.

Kopenhagen, 13. Februar. Die Barke abeth Rickmers“, Kapitän Lubes, aus Bremerhaven, ist wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag bei Haverviig (Westzjütland) gescheitert. Die aus neunzehn Mann bestehende Besatzung wurde durch den Raketen⸗ agparat gerettet.

Stockholm, 14. Februar. Der seit Sonntag Abend herrschende Sturm verursachte in mehreren Ortschaften bedeutenden Schaden und sogar Ueberschwemmungen. Eine Ortschaft Walduzh⸗ Waldemarsvik ist zum theil unter Wasser, bisher wurde jedoch kein Unfall von Personen gemeldet.

waren von den meinten, daß

Nach Schluß der Redaktion eingegangene 8 Depeschen. Paris, 14. Februar. (W. T. B.) Wie in parlamen⸗ tarischen Kreisen verlautet, beabsichtige eine Anzahl Deputirter einen Antrag auf Geheimhaltung der Verhandlungen in Anarchistenprozessen einzubringen, da die Oeffentlich⸗

keit eine gefährliche Reklame bilde.

Madrid, 14. Februar. (W. T. B.) Nach hier ein⸗ etroffenen Meldungen aus Tanger habe bei der am zwischen

8

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8. d. M. veranstalteten dritten Konferenz dem Marschamll Martinez Campos und dem Groß⸗ vezir der letztere sich geweigert, die Zahlung der Ent⸗ schädigungssumme durch die Zolleinnahmen, die unter spanische Kontrole gestellt werden sollten, zu garantieren. Der Großvezir werde uüͤber diese Frage zunächst dem Sultan Be⸗ richt erstatten.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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icht vom 14. Februar, hr Morgens.

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¹) Gestern und Nachts Schneeschauer. ²) Nach⸗ mittags und Abends Graupeln. ²) Gestern Gewitter und Schneesturm. ⁴) Gestern Regen und Schnee. ³) Nachts Schnee. ⁸) Nebel. ⁷) Reif, gestern Schnee und Hagelschauer.

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Graeb. Grube. 7 Uhr.

Freitag Freitag:

Oper in 1

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Das barometrische Minimum, welches gestern am Finischen Busen lag, ist ostwärts nach dem Innern Rußlands verschwunden, während über West⸗Europa ein Hochdruckgebiet lagert, welches ostwärts fort⸗ zuschreiten scheint. Die Winde sind fast überall schwach geworden und wehen in Zentral Europa aus vorwiegend westlicher und nordwestlicher Richtung. In Deutschland, wo fast überall Regen oder Schnee gefallen ist, hat bei an der Küste vielfach heiterer, im Binnenland meist trüber Witterung, weitere Abkühlung stattgefunden, sodaß die Temperatur viel⸗ fach etwas unter den Mittelwerth gesunken ist, in Süd⸗ und Ostdeutschland berrscht fast allenthalben leichter Frost. Friedrichshafen und Karlsruhe hatten Nachmittags Gewitter. Deutsche Seewarte.

88

Sans⸗Gene.

blümchen.

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opern⸗ haus. 40. Vorstellung. Die Hochzeit des Figaro. Komische Oper in 4 Akten von Wolfgang Amadeus Mozart. Text nach Beaumarchais, von Lorenzo da

Uebersetzung von Knigge⸗Vulpius. In Scene gesetzt vom Ob gent: Kavellmeister Dr. Muck. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 46. Vorstellung. nachtstraum von William S von August Wilhelm von Schlegel. Felix Mendelssohn⸗Bartholdy. 2 In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Mar Dirigent: Musikdirektor Wegener. Anfang

Opernhaus. Akt von F von Axel Delmar. Slavische Brautwerbung. Tanzbild von Emil Graeb. arrangiert von P. Hertel.

Johannes Brahms.) cana (Baueru⸗Ehre). von Pietro Mascagni. namigen Volksstück von G. Verga. Schauspielhaus. Drama in 5 Aufzügen von Emil Pohl, mit freier Benutzung der Dichtung des altindischen Königs Anfang 7 Uhr. 8

Mittagessen. In Zivil. Das Fest der Handwerker. Berlin 1893. Anfang 7 Uhr.

Freitag: Der Herr Senator.

Sonnabend: Der Herr Senator.

Die nächste Aufführuug von findet am Montag, 19. Februar, statt.

Berliner Theater. Donnerstag: Zum 1. Male. Timon von Athen.

Freitag: 25. Abonnements⸗Vorstellung. . (Ludwig Barnay.

Uebersicht der Witterung. Sonnabend: Ans eignem Recht.

Lessing⸗Theater.

reitag: Ohne Geläut. Sonnabend, Sonntag: Madame Sanus⸗Gene.

Wallner-Theater.

Freitag: Heimath. Sonnabend, Sonntag: Der unglänbige Thomas. Unter vier Ang

E. Schlack und L. Herrmann. Roth. In Scene ber⸗Regisseur Tetzlaff. Diri⸗ 7 Uhr.

1. Male: Brautjagd.

Ein Sommer⸗ al⸗ H. Hirschel.

kespeare, übersetzt Musik von Tanz von Emil burg. gatte.

41. Verstellung. Mara.

Ferdinand Hummel. Text Vorher: Lolotte.

Meilhac und Ludw. Halévy.

Freitag: Der Mustergatte. ersten Male. Um 5 Uhr. von N. N.

Musik komponiert und

(Mit Einlagen von Carvalleria rusti-

Oper in 1 Aufzug Tert nach dem gleich⸗ Anfang 7 Uhr. 47. Vorstellung. Vasantasena.

ball).

burg. Donnerstag: Porto.

Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr. Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Viktoria-Theagter.

Donnerstag: Der Talisman 7 ½ Uhr.

Der Obersteiger. West und L.

7 ½ Uhr.

Anfang 7 Uhr. Uriel

Zum 150. Male.

2 882 8 Brandon ie Baja

1 Akt von 38.

Freitag: Dieselbe Vorstellung. Donnerstag: Mauer⸗

Donnerstag:

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Freitag; Zum 18. Male.

zusseestraße 25.

Donnerstag: Der Lieutenaut zur See. rette in 3 Akten (nach einer älteren Idee) von 1 Musik von Louis esetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Herr Kapellmeister Krones.

Freitag: Mit vollständig neuer Ausstattung. Zum 1 Operette in 3 Akten von Musik von Franz von Suppé.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ Donnerstag: Zum 53. Male. Der Muster⸗

(ELe premier mari de France.) Schwank in 3 Akten von Albin Valabrègue.

Schwank in 1 Akt

In Vorbereitung: Veglione (Der Masken⸗ Schwank in 3 Akten von Bisson.

Neues Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ ne Zum 2. Male. 1 Scenen aus dem neapolitanischen Volks⸗ leben in 3 Akten von Goffredo Cognetti. von Emil Dürer. In Scene gesetz

Belle⸗Alliancestraße 7/8. Nur noch wenige Aufführungen von Die Kinder des Kapitän Graut. Ausstattungs⸗ stück mit großem Ballet in 12 Bildern.

Theater Unter den Linden. Donnerstag: Operette in 3 Akten Id. Musik von C. Zeller.

Adolph Ernst⸗Theater. Donnerstag, 7 ½ Uhr:

Charley’'s Tante. S a. D

Thomas.

Parodistische Posse mit Gesang in

f Jacobson und Benno Jacobson.

e von Franz Roth. In Scene gesetzt von Ad rn

Jeder Bes ucher der heute stattfindenden Aufführung erhält ein Souvenir⸗Exemplar gratis.

Bentral⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Wegen Wiederholung der Meißner⸗ Vorstellung im Deutschen Theater geschlossen. 1

Herr Coulisset. Berlin 1893. Revue

Hierauf: Zum 55. Male. lin 2 Leipziger. Anfang

in 2 Abtheilungen von L. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Konzerte.

Konzert-Haus. Donnerstag: Karl Meyder Konzert. Gesellschafts⸗Abend. Hotel Kölnischer Hof Krausenstraße 48. Hotel⸗Gäste haben freien Eintritt.

Sing-Akademie. Donnerstag, Abends 8 Uhr⸗ Wohlthätigkeits⸗Konzert mit eigenen Kompositionen von Alessandro Costa mit dem Berliner Philharm. Orchester, sowie unter gütiger Mitwirkung der Konzertsängerin Frau Helene Lieban⸗Globig und des

Ope⸗

Anfang

Schwank in 1 Akt von H. Königl Hof⸗Opernsängers Herrn Julius Lieban. Anfang 7 ½ Uhr. g1. L

Saal Bechstein. Donnerstag, Abends 7 ½ Ubr: Klavier⸗Abend von Heinrich Lutter.

Vorher: Zum

Birkus Renz (Karlstraße). Donnerstag, Abend⸗ 7† Uhr: Zum vorletzten Male: Ein Künstlerfest. Außerdem: Musterung der Neuerwerbungen für den Marstall; 4 arab. Schimmelhengste als Fahnen⸗ pferde, vorgef. vom Direktor Fr. Renz; das Schul⸗ pferd Prinz, geritten von Herrn R. Renz; Frl Agnes, Jongleurin zu Pferde; die Reckkünstlerinnen Geschw. Hoffmann; die Akrobaten auf dem Draht⸗ sseil Zalva, Espana u. Alvar; Mr. Lavater Lee ꝛc. 8 Freitag: Zum letzten Male: Ein Künstlerfeft.

18121

Familien⸗Nachrichten.

Verehelicht: Hr. Henning von Bülow⸗Roden⸗ walde mit Madeleine Gräfin Bassewitz (Men⸗ tone). Hr. Hans K. von Tasch mit Frl. Gertrut Wermann (Altenburg S.⸗A.). b

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem.⸗Lieut. Frhr. von Schoenaich (Neuhaus bei Paderborn). Hrrn. Pich von Schweinichen [A 7 Eine

1 ich. Dweisichei Iußgusteisen.

Tochter: Hrn. Franz von Gladiß (Kl.⸗Oßnig). Gestorben: Frl. Margarethe von Bose (Hasser

bei Wernigerode a. H.). Hr. Landgerichts⸗Ra Hugo Wegner (Stolp). Hr. Major a. D. Philipp von Bernoth (Hannover). Frl. Ida von Bernuth (Berlin).

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Deutsch t von Sigmund

Anfang

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Vorher:

Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor.

8 Berlin: . Verlag der Expedition (Scholh).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlast. Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Berlin, Mittwoch, den 14. Fehrua

Personal⸗Veränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 8. Februar. Jerschke, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Herzog von Holstein (Holstein.) Nr. 85, vom 1. März d. J. ab auf sechs Monate zur Dienstleistung bei der Schloßgarde⸗Kompagnie kom⸗ mandiert. Frhr. v. Eckhardtstein I., Sec. Lt. à la suite des Kür. Regts. Kaiser Nikolaus I. von Rußland (Brandenburg.) Nr. 6, dessen Kommando zur Dienstleistung bei dem Auswärtigen Amt bis zum 1. Oktober d. J. verlängert.

Potsdam, 9. Februar. Frhrn. v. Hornstein⸗Biethingen, Hauptm. à la suite des 1. Garde⸗Regts. z. F. und Direktions⸗ mitglied der Kriegs⸗Akademie, der Charakter als Major verliehen. Frhr. Treusch v. Buttlar⸗Brandenfels, Hauptm. und Komp. Chef vom 1. Garde⸗Regt. z F., unter Ueberweifung zum Großen Generalstab, in den Generalstab der Armee versetzt. v. L'Estocg, Hauptm. von demselben Regt., v. Kleist, Hauptm. von demselben Regt. dieser unter vorläufiger Belassung in dem Kommando zur Dienstleistung bei dem Großen Generalstab, zu Komp. Chefs, ernannt. Prinz Joachim Albrecht von Preußen Königliche Frhr. v. Wöllwarth⸗Lauterburg, von Unruh, Sec. ts. von demselben Regt., zu Pr. Lts. befördert.

Nachgenannte Ober⸗Primaner der Haupt⸗Kadettenanstalt als Portepeefähnriche in der Armee angestellt, und zwar die Portepee⸗ Unteroffiziere: von Bonin II. beim Garde⸗Füs. Rgt., v. Platen II. beim 3. Garde⸗Regt. zu Fuß, v. Luck II. beim 4. Garde⸗Regt. zu Fuß, v. Oppen beim Königin Augusta Garde⸗Gren. Regt. Nr. 4, v. d. Osten beim Garde⸗Schützen⸗Bat., Weber 1I. beim Gren. Regt. König Friedrich Wilhelm I. (2. Ostpreuß.) Nr. 3, von Brandenstein III. beim Gren. Regt. König Wilhelm 1. (2. West⸗ preuß.) Nr. 7, Kasten I. beim Gren. Regt. Prinz Carl von Preußen (2. Brandenburg.) Nr. 12, Weniger beim Inf. Regt. Freiherr von Sparr (3. Westfäl.) Nr. 16, Fahrenkamp beim Inf. Regt. Fürst Leopold von Anhalt⸗Dessau (1. Magdeburg.) Nr. 26, Korn beim Füs. Regt. Prinz Heinrich von Preußen (Brandenburg.) Nr. 35, Coster beim 7. Rhein. Inf. Regt. Nr. 69, Otto beim 3. Thür. Inf. Regt. Nr. 71, Wyneken beim Inf. Regt. von Voigts⸗Rhetz (3. Hannov.) Nr. 79, LangeI. beim Inf. Regt. von Manstein (Schleswig.) Nr. 84, v. Westhoven beim Braunschweig. Inf. Regt. Nr. 92, Frhr. v. Rotberg beim 1. Bad. Leib⸗Gren. Regt. Nr. 109, Ritter u. Edler v. Oetinger beim 1. Leib⸗Hus. Regt. Nr. 1, Baron von Kottwitz I. beim Ulan. Regt. Prinz August von Württemberg 82v Nr. 10, Woelki I., Riesen beim Westpreuß. Feld⸗Art.

egt. Nr. 16, Rosenbaum beim Feld⸗Art. Regt. von Clausewitz (Oberschles.) Nr. 21, Krahmer⸗Möllenberg I. beim 2. Hannov. Feld⸗Art. Regt. Nr. 26, v. Besser I. beim Feld⸗Art. Regt. Nr. 36, Kayser II. beim Westfäl. Fuß⸗Art. Regt. Nr. 7.

Berlin, 10. Februar. v. Krell. Gen. Major und Kom⸗ mandeur der 27. Kav. Brig. (2. Königl. Württemberg.), unter Ent⸗ hebung von dem Kommando nach Württemberg, zu den Offizieren von der Armee versetzt.

In der Gendarmerie. Berlin, 8. Februar. v. Arnim, Rittm. a. D., zuletzt Eskadr. Chef im 1. Brandenburg. Drag. Regt. Nr. 2, als Hauptm. in der 2. Gend. Brig. angestellt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 10. Februar. v. Heister, Gen. Lt. und Kommandeur der 36. Div., Frhr. v. Gayl, Gen. Major und Abtheil. Chef vom Neben⸗Etat des Großen Generalstabs, in Genehmigung ihrer Abschiedsgesuche mit Pension zur Disp. gestellt.

n der Gendarmerie. Berlin, 8. Februar. Rückheim, Oberst⸗Lt. von der 2. Gend. Brig., mit Pension und der Uniform des Feld⸗Art. Regts. von Scharnhorst (1. Hannov.) Nr. 10, der Abschied bewilligt.

Königlich Bayerische Armee.

Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 6. Februgr. Schulze, Port. Fähnr. des 6. Inf. Regts. Kaiser Wilhelm, König von Preußen, zum Sec. Lt. in diesem Regt. befördert. ,8. Februar. Röck, Pr. Lt. des 2. Feld⸗Art. Regts. Horn, unter Stellung à la suite dieses Truppentheils vom 1. April d. J. ab auf die Dauer eines Jahres beurlaubt. Bergmann, Major und Komp. Chef vom 6. Inf. Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preußen, zum Bats. Kommandeur im 14. Inf. Regt. Herzog Karl Theodor, Jochum, Hauptm. des 6. Inf. Regts. Kaiser Wilhelm, König von Preußen, zum Komp. Chef in diesem Regt., ernannt. Kurz, Sec. Lt. des 6. Inf. Regts. Kaiser Wilhelm, König von Preußen, zum Pr. Lt. in diesem Regt.; die Sec. Lts.: Berr, kommandiert zum Topographifchen Bureau des Generalstabs, im 2. Inf. Regt. Kron⸗ prinz, Karl Strelin, Adjutant beim Bezirs⸗Kommando Augs⸗ burg, Gustav Strelin, beide im 3. Inf. Regt. Prinz Karl von Bayern, Feistle, kommandiert zum Topographischen Bureau des Generalstabs, im 5. Inf. Regt. Großherzog Ernst Ludwig von Hessen, Tünnermann im 6. Inf. Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preußen, Schmidt im 7. Inf. Regt. Prinz Leopold, Boehe, Beutel im 8. Inf. Regt. vakant Pranckh, Prosinger im 11. Inf. Regt. von der Tann, v. Grundherr zu Alten⸗ than u. W““ im 14. Inf. Regt. Herzog Karl Theodor, Lanz, Adjutant beim Bezirks⸗Kommando Vilshofen, im 16. Inf. Regt. Großherzog Ferdinand von Toskana, Hauser, Brugger im 19. Inf. Regt., Schöttl im 2. Jäger⸗Bat., Gramich im 1. Feld⸗ Art. Regt. Prinz⸗Regent Luitpold, Gradinger, Durfy im 5. Feld⸗Art. Regt., zu überzähl. Pr. Lts., befördert. Döring, Pr. Lt. im 7. Inf. Regt. Prinz Leopold, ein Patent seiner Charge vom 15. Februar 1889; den Pr. Lts.: Oberniedermayer im 5. Inf. Regt. Großherzog Ernst Ludwig von Hessen, Mahler, Leitl, Büttner im 6. Jnf. Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preußen, Frhr. v. Boutteville im 7. Inf. Regt. Prinz Leopold, Sämmer, Lettenmayer, Braun im 9. Inf. Regt. Wrede, Edenhofer, Adjutant beim Bezirks⸗ kommando Regensburg, im 11. Inf. Regt. von der Tann, Steinle, Erzieher am Kadettenkorps, à la suite des 13. Inf. Regts. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, Jung, Beyerlein, Exter im 15. Inf. Regt. König Albert von Sachsen, Deboi, Britzel⸗ mayr im 16. Inf. Regt. Großherzog Ferdinand von Toskana, d'Alleux im 17. Inf. Regt. Orff. Wittenbauer, Erzieher am Kadettenkorps, à la suite des 19. Inf. Regts., Auer im 2. Jäger⸗Bat., Patente ihrer Charge, verliehen. 8

9. Februar. v. Tannstein, gen. Fleischmann, Sec. 8t. des 3. Chev. Regts. vakant Herzog Maximilian, unter Stellung

a suite dieses Regts., auf die Dauer eines Jahres beurlaubt.

bschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 8. Fe⸗

Stümmler, Major und Bats. Kommandeur im 14. Inf.

„Herzog Karl Theodor, mit Pension zur Disp. gestellt. (Ström Sanitäts⸗Korps. 7. Februar. Dr. Pfeilschifter Straubing), Assist. Arzt 2. Kl. der Res., in den Friedensstand des

heas Regts. Kaiser Wilhelm, König von Preußen, mit einem b⸗ vom 18. Februar 1892 versetzt. Dr. Hartmann (I München), (Zweibrücken), Fleischmann (1. München), Moser (Wärau V 8 Palm (I. München), Dr. Blaß, Dr. Schloß arzburg), Bayer (Kempten), ÜUnterärzte der Res., zu Assist. Aerzten Kl. der Res. befördert.

prüfen.

Beamte der Militär⸗Verwaltung. 7. Februar. Görtz (Bamberg), Fellerer (Landshut), Egger (Passau), Unter⸗Apotheker der Res., zu Ober⸗Apothekern der Ref., befördert.

XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Korps.

DOffiztere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 10. Februar. p. Krell, Königl. preuß. Gen. Major, behufs Rück⸗ kehr nach Preußen von dem Kommando der 27. Kav. Brig. (2. Königl. Württemberg.) enthoben.

Im Sanitäts⸗Korps. Durch Verfügung des Korps⸗ Generalarztes. 3. Februar. Dr. Klett, Studierender der militärärztlichen Bildungsanstalten zu Berlin, vom 15. Februar d. J. ab zum Unterarzt des aktiven Dienststandes ernannt und beim Gren. Regt. Königin Olga Nr. 119 angestellt.

Deeutscher Reichstag.

48. Sitzung vom Dienstag, 13. Februar, 1 Uhr. Die zweite Berathung des Reichshaushalts⸗Etats wird fortgesetzt, und zwar beim Etat der Post⸗ und Telegraphenverwaltung, Tit. 22: 4619 Ober⸗Post⸗ assistenten, 5334 Postassistenten und Telegraphen⸗Assistenten.

Ueber den Beginn der Berathung ist bereits in der Nummer vom Dienstag berichtet worden. Dem Abg. Gröber

(Zentr.), der zunächst das Wort hatte, um seinen Antrag auf Verbesserung der dienstlichen Stellung der Postassistenten insbesondere auf Gleichstellung mit den Militäranwärtern in der Zulassung zum Sekretariatsexamen und auf Beschleunigung in der definitiven Anstellung zu begründen, antwortet der Regierungskommissar Direktor im Reichs⸗Postamt, Wirkliche Geheime Rath Dr. Fischer: Der Postassistent Funk ist in der That wegen Ungehorsams entlassen worden. Obwohl ihm durch Tele⸗ gramm die Absendung eines Flugblattes als unzulässig verboten worden war, hatte er dennoch erklärt, daß er zur Ausführung dieser Absendung schreiten werde. Daß der Postassistent Funk seine Hand⸗ lungsweise selbst als offenen Ungehorsam angesehen, hat er persönlich anerkannt, als es sich ein Jahr später darum handelte, über seine Ein⸗ gabe zu befinden, wieder in den Postdienst zugelassen zu werden. Gefragt, ob er zu der Einsicht seiner damaligen Handlung gekommen sei, hat er erklärt, daß er sich allerdings zu offenem Ungehorsam gegen die Behörde habe verleiten lassen. Das sollte, denke ich, gus⸗ reichen, um nachzuweisen, was ich am Montag dargethan habe. Den Beweis, daß die Postbeamten ad nutum amovibiles seien, ist uns der Vorredner schuldig geblieben. Die nach Ablegung des Post⸗ assistentenexamens diätarisch beschäftigten Beamten können gegen sechs⸗

wöchentliche Kündigung entlassen werden. Es sind dies junge Leute von 21 22 Jahren mit einem Einkommen von 3,25 3,50 pro Tag. In keiner anderen Reichs⸗ oder Staatsverwaltung werden so junge Leute so reichlich besoldet. In dieser Stellung als nicht angestellte Assistenten verbleiben die Beamten in der Regel 4 ½ oder 4 ¼¾ Jahre, also viel kürzere Zeit als andere Diätare, worauf sie angestellt werden. Dann können sie nur entlassen werden nach dreimonatlicher Kündigung. Sie rücken dann in die Stellung als Ober⸗Assistenten ein und als solche haben sie lebenslängliche Anstellung. Diese Kategorie ist erst 1870 dank der Sozialpolitik, mit welcher der Staatssekretär Dr. von Stephan seine Geschäfte leitet, für die Assistenten eingeführt worden. Wie nun diese Beamten „ad nutum amovibiles“ sein sollen, ist mir unerfindlich. Die Entlassung der nicht angestellten Beamten erfolgt nur aus denselben schwerwiegenden Gründen, aus denen auch angestellte Beamte im Disziplinarverfahren ent⸗ lassen werden dürfen. Jeder einzelne Fall wird vom Justitiarius geprüft und außerdem steht dem betreffenden Beamten der Rekurs an das Reichs⸗Postamt zu, wo mit absoluter Unbefangenheit ent⸗ schieden wird. Das Reglement von 1871 zu ändern, ist ohne eine Verschiebung in den Verhältnissen der anderen Beamtenklassen nicht möglich. Die Zeit von 23 Jahren, vor welchen das Reglement erlassen wurde, ist doch keine so lange, daß man deswegen eine Ab⸗ änderung eintreten lassen müßte. Auch haben wir im Laufe der Jahre wirklich nicht stillgestanden. Wir haben die pekuniäre Stellung der Beamten zu einer solchen gemacht, daß der Abg. Gröber selbst nichts daran auszusetzen hat. Die allgemeine Gehaltsaufbesse⸗ rung von 1890 brach gerade bei der Postverwaltung in der Mitte ab, weil der Reichstag nicht weiter gehen wollte. Dadurch sind sehr verdiente Klassen unserer Beamten in eine üble Lage gebracht. Die Ober⸗Postsekretäre z. B., die früher um 600 besser standen als die Sekretäre, beziehen gegenwärtig im Maximalgehalt nur 100 mehr. Die Aufgabe der Gehaltsaufbesserung liegt uns dringend am Herzen. Jetzt sind wir mit der Einführung der Dienstaltersstufen befaßt, die recht schwierig ist, wenn man die Beamten in ihrem Ein⸗ kommen nicht schädigen will. Weshalb sollen wir gerade jetzt das Reglement ändern, das sich bisher durchaus bewährt und zu berechtigten Klagen keinen Anlaß gegeben hat? Die Militär⸗ anwärter treten auf Grund einer langjährigen Dienstzeit in den Post⸗ dienst, und schon unter der preußischen Verwaltung stand ihnen dieses Recht des Aufrückens zu. Wir können es ihnen nicht entziehen, ohne uns in Widerspruch zu setzen mit dem berechtigten Bestreben, den Militäranwärtern annehmbare Zivilstellen zu verschaffen, die sie veranlassen, so lange im Heeresdienste zu bleiben. Von der Befugniß zur Ablegung des Examens wird übrigens nur in sehr geringem Umfange Gebrauch gemacht. Wenn wir die Postassistenten zum Examen zuließen, würden wir sie auch nicht zufriedenstellen. Es würde dann ein Drängen der ganzen Beamtenschaft in die oberen Stellen entstehen, wie wir es schon früher erlebt haben, sodaß wir 1871 mit dem Reichstag dieses Reglement zu vereinbaren veranlaßt waren. Ich kann nach alledem nicht anerkennen, daß es zur Beruhigung und Befriedigung der Beamtenschaft beitragen würde, wenn das Reglement geändert würde, muß vielmehr besoͤrgen, daß dann ein Element der Aufregung und Agitation unter die Beamten geworfen würde, das man besser vermeidet, und möchte aus diesem Grunde das Haus bitten, der Resolution Gröber nicht zuzustimmen. 1

Abg. Gröber Fentr.): Daß der Funk beim Gesuch um Wiederanstellung alles Mögliche erklärt hat, ist begreiflich; eine solche Erklärung kann man aber nicht als freie Willensmeinung auffassen. Ob vier⸗ oder sechswöchentliche Kündigung, ist vollständig gleichgültig. Das kommt nur bei den Terminen der Gehaltszahlung zum Ausdruck. Daß das Reglement so lange besteht, ist gar kein Grund. Auf militärischem Gebiet hat man alle möglichen, sehr kostspieligen Organisationen durchgeführt. Daß ein Unterschied zwischen den Zivil⸗ und Militäranwärtern nicht besteht, kann auch die glänzendste VBered⸗ samkeit nicht beweisen. Es ist die allgemein übliche Bevorzugung des Militärs. Machen Sie das Examen, so schwer Sie wollen, aber gleich für alle. Machen Sie doch keine solche angeblichen Schwierigkeiten. Je schneller die Verschiedenartigkeit beseitigt wird, desto besser ist es.

Abg. v. Leipziger (dkons.) erklärt, daß die Konservativen jetzt nicht für die Resolution stimmen könnten; sie würden sie aber, wenn die Abstimmung bis zur dritten Lesung ausgesetzt würde, wohlwollend

Die Postassistenten werden ziemlich früh fest angestellt und

sie wissen, wie weit ihre Karrière geht. Die Bedingungen für die Anstellung der Beamten festzustellen, ist Sache der Behörden.

Regierungskommissar Direktor im Reichs⸗Postamt, Wirklicher Geheimer Rath Dr. Fischer verweist darauf, daß die Stellung der Militäranwärter auf der alten preußischen Wehrverfassung bnht, welche anzutasten kein Anlaß vorhanden ist. 1“““

Der Titel wird genehmigt; die Abstimmung über die Re⸗ solution wird bis zur dritten Lesung zurückgestellt. 2—

Beim Titel 23: 3001 Vorsteher von Postämtern III. Klasse (Postverwalter) bemängelt der 2

Abg. Schwarze (Zentr.) das niedrige Anfangsgehalt dieser Beamten, welches nur 1000 beträgt, während alle anderen Beamten ein höheres Anfangsgehalt haben; sogar die Telegraphen gehilfinnen beziehen 1100 als Anfangsgehalt. 2

Abg. Graf Oriola (nl.) führt aus, daß die Klagen der Post⸗ verwalter dieselben, ja vielleicht noch eine größere Berechtigung haben als die der Postassistenten; die Postverwalter wünschten nur den Ober⸗Postassistenten gleichgestellt zu werden. Sie sind selbständige Beamte und tragen die volle Verantwortung für den Postbetrieb in ihrem Bezirk; sie stehen aber schlechter als die Ober⸗Postassistenten. Die Postverwaltung erklärt, daß sie in den letzten zehn Jahren sehr viel für die Postverwalter gethan habe, indem ihr Durchschnittsgehalt von 1200 auf 1850 erhöht wurde. Früher waren die Post⸗ verwalter nicht gelernte Postbeamten, jetzt haben sie aber dieselbe Vorbildung wie andere Postbeamte. Redner hofft, daß die Einführung der Dienstaltersstufen auch die Beschwerden der Postverwalter be⸗ seitigen werde.

Regierungskommissar, Direktor im Reichs⸗Postamt, Wirklicher heimer Rath Dr. Fischer: Die Postverwaltung macht i r mit der Finanzverwaltung die Gehaltsverhält⸗ nisse der ehrenwerthen Beamtenklasse der Postverwalter Gegenstand ihrer unausgesetzten Fürsorge. Es ist vielleicht für das Haus interessant zu hören, daß das Meisteinkommen der Postverwalter 1870 sich auf 1200 belief und sich jetzt auf 2700 beläuft. Ihr Durchschnittseinkommen betrug damals 775 ℳ, jetzt 1850 ℳ, das ist in 22 Jahren eine Aufbesserung von nicht weniger als 138 ½¼ %. Das genügt wohl, um darzuthun, daß die Reichsverwaltung wohl darauf bedacht gewesen ist, diese Beamten zu berücksichtigen. Keine Beamtenklasse ist bei der Gehaltsaufbesserung im Jahre 1890 so nachdrücklich bedacht worden als diese. Das Maxi⸗ malgehalt erhöhte sich damals von 2200 auf 2700 Im Bezirk Posen hat ein Postverwalter, der plötzlich von 2000 auf 2700 verbessert wurde, diese Verfügung an die Ober⸗Postdirektion zu⸗ rückgeschickt mit dem Bemerken, das müsse ein Schreibfehler sein, es würde wohl nur 70 heißen. (Heiterkeit.) Wenn die Miethe der Postverwalter über ihren Wohnungsgeldzuschuß hinausgeht, so entspricht das durchaus der Bestimmung des Wohnungs⸗ geldzuschusses, denn er soll ja nur ein Zuschuß zum Wohnungsgelde sein und nicht das ganze Wohnungsgeld. In Berlin kommt kein Be⸗ amter mit dem Wohnungsgeldzuschifß für die ganze Miethe aus. Sie können sich darauf verlassen, daß diese Verhältnisse von uns mit vollstem Wohlwollen behandelt werden und wir darauf bedacht sind, den Beamten alle Vortheile, die mit ihrer Stellung vereinbar sind, zuzuwenden.

Abg. Schwarze (Zentr. hebt nochmals hervor, daß die Klagen ber X sich hauptsächlich auf das zu niedrige Mindestgehalt eziehen. 8 b

Abg. Graf Oriola (nl.) fragt,⸗ wie viel Postverwalter mit 1000 angestellt sind.

Regierungskommissar, Direktor im Reichs⸗Postamt, Wirklicher Geheimer Rath Dr. Fischer: Vollbeschäftigte Postverwalter zu 1000 sind nicht vorhanden; es handelt sich dabei meist um Post⸗ ämter, die nicht während des ganzen Jahres im Betriebe sind.

Der Titel wird bewilligt.

Beim Titel 24 (167 Telegraphengehilfinnen) weist der

Abg. Bebel (Soz.) darauf hin, daß dieser Titel die einzige Ausgabe für weibliche Beamte enthält. Der Dienst derselben ist 1 anstrengend, zumal beim Telephondienst, wo der Dienst erschwert wird durch die Unkenntniß der Privatpersonen, welche die Apparate nicht zu verwenden verstehen. Der Dienst wirkt sehr nervenzerrüttend. Die Gehilfinnen bekommen nicht dasselbe Gehalt wie ihre männlichen Kollegen, und sie erhalten auch nicht den gewöhnlichen Urlaub. Wodurch ist dieser Unterschied begründet?

Regierungskommissar, Direktor im Reichs⸗Postamt, Wirklicher Geheimer Rath Dr. Fischer: Die Telegraphengehilfinnen, von denen in diesem Titel die Rede ist, sind angestellte und pensionsberechtigte Beamte. Ihr Gehalt ist innerhalb weniger Jahre von 900 auf 1500 gesteigert worden. Telephonistinnen werden erst seit etwa drei Jahren beschäftigte und zwar mit sehr gutem Erfolge, einmal weil wegen der höheren Stimmlage des weiblichen Organs die Schallwellen leichter verständlich sind und weil selbst die mürrischsten und ungeduldigsten Korrespondenten immerhin schon etwas freund⸗ licher werden, wenn ihnen aus dem Telephon eine weibliche Stimme entgegenschallt. (Große Heiterkeit.) Die jungen Mädchen haben gewiß keinen leichten Dienst; ich kann aber versichern, daß wir uns für diese Beamtenkategorie lebhaft interessieren. Es ist nicht richtig, daß sie anders behandelt werden wie die männlichen Be⸗ amten. Sie stehen in derselben Kategorie wie die Anfänger im Postdienst, die Eleven. Damit ist aber nicht gesagt, daß das alle Zeit so bleiben wird, für den Fall, daß sie sich bewähren.

Bei Tit. 25 (Briefträger u. s. w.) bemängelt der

Abg. Dr. Schoenlank (Soz.), daß für den Nachtdienst und für die Ueberstunden der Post⸗Unterbeamten keine besondere Ent⸗ schädigung gewährt wird, trotzdem diese Ueberstunden und Nachtarbeit sehr gefundheitsschädigend für die Beamten sind. Diese Unterbeamten haben auch keinen freien Sonntag, meist geht dem Sonntag eine Nachtarbeit von 8 Uhr Abends bis 8 Uhr Morgens voraus, so⸗ daß die Leute nicht in die Kirche gehen können.

Abg. Singer (Soz.) weist darauf hin, daß die Unterbeamten bei den Postämtern erster und dritter Klasse verschieden bezahlt werden; die einen müssen in die Kleiderkasse abgeben, die andern nicht. Der Dienst ist derselbe. Weshalb sind die Beamten bei den

Postämtern dritter Klasse schlechter gestellt? Redner wünscht ferner, daß der Unterschied, der in Bezug auf die Anstellung zwischen den Zivil⸗ und Militäranwärtern besteht, beseitigt wird. Durch die

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„Militäranwärter werden die Zivilanwarter um so länger in der diätarischen Stellung festgehalten. Regierungskommissar, Direktor im Reichs⸗Postamt, Wirklicher Geheimer Rath Dr. Fischer: Der Abg. Dr. Schoenlank über⸗ sieht, daß der Nachtdienst den Unterbeamten mit dem Anderthalbfachen in die Dienststunden eingerechnet wird. Dadurch wird sowohl den festangestellten wie den nichtangestellten Beamten eine Entschädigung pegeiter. die sich viel höher beziffert als eine Extravergütung. So ereit wir auch sind, von anderen Postverwaltungen zu lernen, so können wir uns doch in Bezug auf das Diensteinkommen der Beamten z. B. die österreichische Postverwaltung nicht zum Vorbild nehmen. Keine Postverwaltung verwendet einen so hohen Prozentsatz ihrer Ausgaben für die Personalausgaben wie die Reichs⸗Postverwaltung. Bei Krankheiten der Unterbeamten von längerer Dauer als zwei, drei Tagen wird sofort ein Stellvertreter auf Kosten der Kasse eingestellt. Unsere Post⸗Inspektoren kennen genau die Ziele der Zentralverwaltung Ober⸗Postdirektionen in Bezug auf