1894 / 46 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 22 Feb 1894 18:00:01 GMT) scan diff

trotzdem sie die verschiedenen Wandlungen von Nora's Charakter treffend wiedergab. Man merkte nur selten einen leichten Zwang in dem tollen, übermüthigen, kindischen Treiben der Nora des ersten Akts; das jähe Erschrecken, die wachsende Unruhe und Angst traten später ebenso natürlich und einfach in die Erscheinung, wie das plötzliche Erkalten der Liebe und die traurige Hartnäckigkeit in dem Entschluß, Mann und Kinder zu verlassen. Man konnte mit der Leistung der Künstlerin wohl zufrieden sein und die Zuhörer bestätigten dieses Urtheil durch ihren Beifall. Die Rolle des Ad⸗ vokaten Helmers spielte Herr Kraußneck recht tüchtig. Das Elend der tödtlichen Krankheit und die düstere Schwermuth des Sterbenden brachte Herr Stahl als Doktor Rank gut zur Geltung. Fräulein Wilke war als Christine Linden zurückhaltend und einfach und Herr Suske rief in der Rolle des bösen, schwer geprüften Günther mensch⸗ liche Theilnahme hervor. Zentral⸗Theater. Die gestrige erste Aufführung der Karl Costa’schen Posse Ein Blitzmädel“ gestaltete sich für das Zentral⸗Theater zu einem schönen Erfolg. Das Zusammenspiel war durchaus lobenswerth und aus der Mitte der tüchtigen Darsteller hob sich die Vertreterin der Titelrolle Frau Josefine Dora durch ihr temperamentvolles Spiel, ihr anmuthiges Wesen und ihr schauspielerisches Geschick besonders hervor. Der Inhalt der nicht besonders gedankentiefen Handlung ist ziemlich bekannt. Das „Blitzmädel“, eine junge Telegraphistin, will ihrem Ge⸗ liebten, einem jungen Juristen, die Stelle eines Sekretärs in Prag verschaffen und greift, um einen Dummkopf von Mitbewerber, der sich guter Protektion erfreut, aus dem n zu schlagen, zu der List, die Beschützer jenes Mitbewerbers in Verkleidungen für sich und für ihren Geliebten zu gewinnen. Auf diese Weise sieht man die Titelheldin nach einander als einfache Telegraphistin, als französische Marquise, als spanische Tänzerin und als flotten Studenten ihre Künste entfalten, und Dora hat in allen diesen Erscheinungen die Lacher auf ihrer Seite gehabt; aber aus der beliebten Soubrette ist, wie man in mehreren Momenten bemerken konnte, eine echte überlegte und ihrer Wirkung sichere Schauspielerin geworden; ihr gebührt denn auch der Hauptantheil an dem Erfolge des Abends. Herr Fritz Helmer⸗ ding, der bei den Verkleidungen der Theilnehmer des Blitz⸗ mädels ist, spielte gleichfalls sehr geschickt, aber seine Art zu wirken, trägt mehr einen derbkomischen Charakter; am besten gelan ihm die parodistische Wiedergabe eines Abbé im zweiten Ar. Neben diesen im Vordergrunde stehenden Personen machte sich Herr Worlitzsch als ungarischer Gutsbesitzer durch seinen lauten, aber doch gefälligen Humor vortheilhaft bemerkbar. r Bollmann, der den jungen Dümmling Casimir von Wasser⸗ kopf gab, streifte in seiner Darstellung stark die Grenze des Glaub⸗ lichen. Herr Valentin führte seine bescheidene Rolle als junger Jurist ansprechend durch. or Müller endlich spielte einen alten Professor und Frau Walther⸗Trost seine Gattin mit vielem Ge⸗

müth und Humor.

Kponzerte bD Fräulein Emma Plüddemann aus Breslau, eine hier nicht mehr unbekannte Konzert⸗ und Oratoriensängerin, gab gestern im Saal der Sing⸗Akademie einen Lieder⸗Abend, den sie mit Beethoven's Arie „Ah perfido“ eröffnete. Noch mehr als in dieser Arie kam ihre angenehme und gut geschulte Stimme in dem beliebten Liede „Junger Knabe“ aus den „Toskanischen Melodien“ von E. E. Taubert zur Geltung. Dieses Lied, sowie die sich anreihenden Gesänge von H. Schmidt, J. Schäffer, das „Ave Maria“ von M. Bruch die Lieder von M. Plüddemann (ihrem Bruder), sowie Rubinstein's. Es blinkt der Thau“ trug die Künstlerin mit großer Wärme der Empfindung und mit sehr zarter Ausführung des piano vor. Unterstützt wurde das Konzert durch den sächsischen Hofpianisten Herrn Georg Liebling, der mehrere Soli von Chopin, Schumann und anderen auf einem sehr klangreichen Duysen'’schen Flügel vortrug und in diesen Stücken schönen Anschlag und geschmackvolle Ausdrucksweise erkennen ließ. Sämmtlichen Vor⸗ trägen des Abends folgte reicher Beifall. Die Klavierbegleitung be⸗ fand sich in den kunstgeübten Händen des Herrn Dr. Reimann. Im Saal Bechstein fand an demselben Abend das zweite Konzert des norwegischen Sängerpaares Rudolf Gmür und Amelie Gmür⸗Harloff statt. Die bereits an dieser Stelle

hervorgehobenen Vorzüge ihres Gesangs, die vortrefflich geschulten, wohlklingenden Stimmen und die fein schattierende Ausdrucksweise traten in zahlreichen Liedern und Duetten wiederum aufs glänzendste hervor. it besonderem Beifall wurden zwei im Originaltert vor⸗ getragene norwegische Lieder von Grieg und Bengzon aufgenommen. In der Schüleraufführung des Fräulein Helene Jahncke, welche gestern im „Römischen Hof“ veranstaltet wurde, kam eine große Anzahl von einzelnen Gesängen und Gesammtvorträgen zur Ausführung. Die Namen Schubert, Mendelssohn, Haydn, Gluck, Schumann, Weber ließen eine gute Basis des Unterrichts erkennen; nur war für eine öffentliche Vorführung die technische Sicherheit der meisten Elevinnen noch nicht weit genug vorzeschritten, während eine gewisse Belebtheit im Vortrag bei fast allen zu erkennen war.

Im Königlichen Opernhause geht morgen Weber's „Freischütz“ mit den Damen Hiedler, Dietrich, den Herren Möd⸗ linger, Bulß, Betz, Krolop, Krasa, Schmidt unter Kapellmeister Weingartner's Leitung in Scene. Herr Emil Götze singt den Max als Gast. Die Brautjungfern werden von den Damen Weitz, Krainz und Deppe gesungen. 8 G

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Schiller's „Wilbelm Tell“ mit den Damen von Hochenburger, Kahle, Lindner, Stollberg, den Herren Nesper, Kahle, Matkowsky, Klein, Hertzer, Molenar, Ludwig, Eichholz gegeben. b 3

Für das im Viktoria⸗Theater nächstens zur ersten Auf⸗ führung gelangende Ausstattungsstück „Der Südstern“ ist es Herrn Direktor Litaschy infolge Entgegenkommens des General⸗Direktors der Königlich bayerischen Hoftheater, Herrn Ernst Possart möglich ge⸗ worden, die von ihrer früheren Wirksamkeit am Viktoria⸗Theater noch in guter Erinnerung stehende Königlich bayerische Solotänzerin Marietta Balbo zu einem auf vierzehn Tage ausgedehnten Gastspiel zu gewinnen. 8

Im Neuen Theater findet am Sonntag in einer Nachmittags⸗ Vorstellung zu ermäßigten Preisen eine Aufführung von Halbe’s Drama „Jugend“ statt. Abends bleibt fortdauernd „A Basso Porto“ auf dem Spielplan.

Das Programm des Konzerts, welches der Sängerbund des Berliner Lehrervereins (Leiter: Professor Felix Schmidt) unter Mitwirkung der Damen Fräulein Margarethe Boye (Gesang) und Lucy Campbell (Cello) morgen Abend 7 ½ Uhr in der Philhar⸗ monie veranstaltet, bringt von Chorwerken Hegar's Hymne an den Gesang, Gade's „Warnung vor dem Rhein“, bekanntere Kompo⸗ sitionen von Weber und selten oder noch gar nicht gehörte Stücke von Jüngst, Max Stange, Philipp Scharwenka, Müller, Reuter ꝛc. Das Konservatorium Klindworth⸗Scharwenka veranstaltet am Sonnabend, Abends 7 Uhr, mit seinen auserlesensten Schülern unter Mitwirkung des Philharmonischen Orchesters in der Sing⸗ Akademie ein Konzert zum Besten der Archer⸗Stiftung (Unterstützungsfonds für kranke und bedürftige Lehrerinnen). Zur Auf⸗ führung gelangen u. a. ein Konzert für drei Klaviere und Orchester von Bach, Sätze aus Klavierkonzerten von Schumann, Littolf, Rubinstein, St. Saëns, Arensky, Chorwerke von Rubinstein und Sucher, sowie einige Sologesangsnummern aus Bruch's „Odysseus“. Die zehn⸗ jährige Pianistin Stephanie Steyfi aus Lemberg wird in ihrer hiesigen Matinse am Sonntag, Mittags 12 Uhr, u. a. Beethoven's Sonate pathétique, Liszt's XIII. Rhapsodie, eine Gruppe Chopin'scher Werke sowie Stücke von Mozart, Schumann, Marekund Godard spielen. Im nächsten IX. Philharmonischen Konzert unter Leitung des General⸗Musikdirektors Ernst Schuch und Anton Rubinstein's, am 5. März, treten als Solisten der Violin⸗Virtuose Herr Professor Carl Halir aus Weimar und die Königliche Hofopernsängerin Frau Hedwig Camil von der Dresdener Bühne auf. K f ist bei Bote und Bock eröffnet.

Mannigfaltiges.

Im Januar d. J. haben in Berlin 16 907 Wohnungs⸗ umzüge, sowie 266 Miethserhöhungen und 729 Miethsermäßigungen stattgefunden. Die Zahl der unvermietheten Wohnungen und Gelasse hat sich auf 28 364 belaufen, während davon im Oktober 1893 noch 31 339 vorhanden waren.

Gestern Nachmittag 4 Uhr fand im Zirkus Renz eine Gala⸗ vorstellung statt, die von Ihrer Majestät der Kaiserin mit den vier ältesten. Prinzen, sowie von Ihrer Hoheit der Prinzessin Albert von Sachsen⸗Altenburg mit den Prinzessinnen Töchtern besucht war und einen äußerst glanzvollen Verlauf nahm. Aus dem aus⸗ erlesenen Programm sind in erster Linie die bekannten Meister⸗ leistungen des Direktors Franz Renz auf dem Gebiete der Pferdedressur zu erwähnen, die von ihm selbst vorgeführt wurden: zuerst die Produktionen des prachtvollen und wunderbar abgerichteten Hengstes Blondel und dann das immer wieder imponierende Monstretableau von sechzig in Freiheit dressierten Pferden. Mit be⸗ sonderem Vergnügen und lebhaftem Beifall verfolgten die Prinzen die drolligen Späße des urkomischen Clowns Lavater Lee, die hervor⸗ ragenden Reiterkunststücke des jugendlichen Fräulein Ella, den vom Clown Merkel gezeigten Esel Pipifax und die 1 Tremplinsprünge über zehn Pferde und durch ein sprühendes Brillantfeuerwerk. Unter den übrigen Nummern des Programms erregten das allgemeine Interesse die von Herrn Robert Renz gerittene hohe Schule, sowie die Vorführung der beiden Vollblutspringpferde, welche von den Damen Oceana Renz und Renz⸗Stark mit anmuthiger Sicherheit geritten wurden.

Im wissenschaftlichen Theater der Urania wiederholte gestern Abend vor einem großen Zuhörerkreis der bekannte Chemiker Professor Raoul Pictet aus Genf seinen bereits am 15. November 1893 an derselben Stelle innerhalb des Vortrags⸗Cyelus hervorragender Ge⸗ lehrten gehaltenen Vortrag über seine wichtigen, den „Einfluß der tiefen Temperaturen im gesammten Gebiet der Chemie“ be⸗ treffenden Entdeckungen. Wenngleich der Vortragende sich dieses Mal der französischen Sprache, seiner Muttersprache, bediente, war es doch selbst für diejenigen Zuhörer, die sich mit dieser Wissenschaft nicht ein⸗

ehender beschäftigt haben, nicht schwer, den interessanten und lehrreichen

usführungen zu folgen, weil der Redner alle unnöthigen rein wissen⸗ schaftlichen oder technischen Ausdrücke geschickt zu vermeiden wußte und in liebenswürdiger Weise durch langsame und deutliche Aussprache verständlicher zu werden sich bemühte. Als besonders vortheilhaft muß es auch bezeichnet werden, daß der Professor Pictet sich dieses Mal das im November v. J. in einer Stunde behandelte Thema in zwei Vorträge in der Dauer von je anderthalb Stunden zerlegt und sich somit in den Stand gesetzt hat, in der dreifachen Zeit viel ausführ⸗ licher und dadurch verständnißvoller über seine Theorie und seine Er⸗ fahrungen sowie die von ihm angestellten Versuche und die dabei ge⸗ machten Entdeckungen zu sprechen. Während er sich gestern Abend darauf beschränkte, nach einer in das zu behandelnde Gebiet einführenden Einleitung den Einfluß der tiefen Temperaturen auf chemische Er⸗ scheinungen zu behandeln lund mit wenigen aber gut geglückten, schon in unserm früheren Bericht über die November⸗Sitzung erwähnten Versuchen seine Erklärungen zu veranschaulichen, beabsichtigt er am Freitag sich genauer mit dem Einfluß der tiefen Temperaturen auf die physikalischen und biologischen Erscheinungen zu beschäftigen und diesen zweiten Theil seines Vortrages mit einer großen Anzahl hier von ihm noch nicht vorgeführter Experimente zu begleiten. Auch dieser zweite Theil des Vortrages wird in französischer Sprache gehalten werden.

Görlitz, 21. Februar. Der Vorstand und der Gesammtausschuß des Deutschen Vereins für Knaben⸗Handarbeit haben dem „W. T. B.“ zufolge beschlossen, den viesjährigen XII. deutschen Kongreß für erziehliche Knaben⸗Handarbeit vom 15. bis 17. Juni in Danzig abzuhalten. Mit dem Kongreß wird eine größere Aus⸗ stellung von Erzeugnissen deutscher Handfertigkeitsschulen verbunden sein.

Schleswig, 21. Februar. Oberst von Fuersen, welcher im Jahre 1850 bei Idstedt die schleswig⸗holsteinsche Kavallerie kom⸗ mandierte, starb, 96 Jahren.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

22*

890 2

Februar, ns.

t vo r P

8

8

Wetterberi 8

82 82 08

Weber.

in 0 Celsius

Bar. auf 0 Gr. Temperatur

u. d. Meeressp red. in Millim

5

Belmullet 1b Aberdeen

7 ½

Tell. Schiller.

5G

bosen —S00S0 Sstsh

222ö22ö2ö-2ö2 IcoSE IAIAXIA -cSto- bo

Axel Delmar.

22 82

Brahms.) einem Prolog.

7 ½ Uhr.

—9 ScnbGsScgn

Male:

wolki

halb e. wolkenlos Dunst

E1

£822ö—2=ö=

2—2ö—ℳ 22

wolkenl./³)

2 U 1 Ush 1 1 1 4 1 1 1

wolkenl. 4) wolkenl. ⁵) Senator. wolkenlos heiters)

2 3 1 2 77 2 Nebel 1 4 1 1

77 Dunst halb bed. bedeckt wolkenlos

DOe S SooSSEIEU”

766 O 769 O

770 ONO 7 ½ Uhr.

¹) Früh Reif. ²) Nachts Reif, Morgens dunstig. Reif. ⁴) Nachts Reif. ³) Sehr neblig. ⁶) Reif.

1 ½ Uebersicht der Witterung.] E Die Witterung von ganz Mittel⸗Europa steht Gene. nter dem Einflusse eines umfangreichen Hochdruck⸗ ebietes, dessen Kern über Südost⸗Europa liegt, ährend ein tiefes Minimum über Nordskandinavien

Wind und Wetter des Nord⸗ und Ostseegebietes be⸗

herrscht. In Sgen Frankreich und Oesterreich⸗

Ungarn ist das Wetter ruhig, kalt, heiter oder

neblig, sonst trocken; die Temperatur liegt an der

deutschen Küste bis zu 19. im Binnenlande 5 bis

12 ½ Grad unter Null. u Kiel, Wilhelmshaven,

rnösand und Ullaborg wurde Nordlicht, zu Wil⸗ elmshaven auch magnetische Störung beobachtet.

blümchen.

ts ermann Hirschel. Fee ee⸗ He Scene gesetzt von Julius Fritzsche.

Herr Kapellmeister Federmann. Sonnabend: Brantjagd.

Theater⸗Anzeigen. Königliche Schanspiele.

haus. 47. Vorstellung. mantische Oper in 3 Akten von Carl Maria von Dichtung von Friedrich Kind (nach der gleichnamigen Erzählung August Avpelv's). Herr Emil Götze, Gast.) In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetz⸗ S88 G“ Kapellmeister Weingartner. Anfang r

Schauspielhaus. Schauspiel in 5 Aufzügen von Friedrich von Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 48. Verstellung. Mara. Oper in 1 Akt von Ferdinand Hummel. Slavische Brautwerbung. Tanzbild von Emil Graeb. arrangiert von P. Hertel. Bajazzi. Musik und Dichtung von R. Leon⸗ cavallo, deutsch von Ludwig Hartmann.

Schauspielhaus. Der Jourfix. von Hugo Lubliner. Regisseur Max Grube. Anfang 7 ½ Uhr.

Deutsches Theater. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Der Herr Senator. Sonntag: Der Herr Senator. Montag: Der Pfarrer von Kirchfeld.

Berliner Theater. ments⸗Vorstellung. Sonnabend: Neu einstudiert: Narziß.

Sonntag, Nachm. 2 ½ Uhr: Aus eignem Recht. Abends 7 ½ Uhr: Narziß.

Lessing-Theater. Freitag: Madame Saus⸗

Sonnabend: Madame Sans⸗Gene. Sonntag: Madame Saus⸗Gene.

Wallner-Theater.

Sonntag: Manuerblümchen.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25. Freitag: Brantjagd.

burg. Freitag: Zum 4. Male.

Freitag: Opern⸗ ball (Veglione).

Der. Fershh. Rs. von Benno Jacobson. Vorher: Um 5 Uhr.

(Max: Mea Reichardt. Anfang 7 ½ Uhr.

Königlicher Kammersänger, als

54. Vorstellung. Wilhelm burg.

Goffredo Cognetti. Text von Fm Neglige. nuder

rfels. fang 7 ½ 3 Musik komponiert und e eagh (Mit Einlagen von J. Oper in 2 Akten und

Anfang Freitag:

55. Vorstellung. Zum ersten des Kapitän Granut. Schwank in 3 Aufzügen

In Scene gesetzt vom Ober⸗ Lumpaci vagabundus.

Freitag: Der Herr Obersteiger. Anfang 7 ½ Uhr.

Charley’s Tante. Brandon Thomas. Freitag:

Timon von Athen acobson und Benno Jacobson.

Freitag: Zum 3. Male.

Sonnabend: Dieselbe

V Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗

Schwank von Alexandre Bisson und Albert Caré. Regie: Hermann Haack.

Schwank in 1 Akt von

Sonnabend und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Neues Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ Freitag: Zum 9. Male. A Basso Porto. Scenen aus dem neapolitan. Volksleben in 3 Akten von Deutsch von Emil Dürer. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Plauderei in 1 Akt von Hans von Karneval und sein Gefolge, vorgef. vom Dir.

Sonnabend und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Viktoria-Thegter. Belle⸗Alliancestraße 7/8. Noch 3 Aufführungen von Die Kinder Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr, ermäßigte Preise:

Theater Unter den Linden. Freitag: Der

Adolph Ernst⸗Theater. Freitag, 7 ½ Uhr: Schwank in 3 Akten von denacbg 6 bö- 8 26. Parodistische Posse mit Gesang in t von Ed. 5 28 8 Musik von Franz nfang Roth. In Scene gesetzz von Ad. Ernst. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Bentral⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Ein Blitzmädel. mit Gesang in 4 Akten von Carl vvpon C. Millöcker. g. 7 ½ Uhr. orstellung.

Philharmonie. Freitag, Anfang 7 ½ Uhr: Konzert vom Sängerbund des Berliner Lehrer⸗ vereins (Dir.: Prof. Fel. Schmidt), unter gef. Mitw. der Konzertsängerin Fräulein Margarethe Boye, sowie der Cellovirtuosin Fräulein Lucy Campbell.

Saal Bechstein. Freitag, Abends 7 ½ Uhr: II. Klavier⸗Abend. Clotilde Kleeberg.

Birkus Renz (Karlstraße). Freitag, Abends 7 ¼ Uhr: Auf auf zur fröhlichen Jagd. Großes Original⸗Sport⸗Schaustück mit Parforce⸗ und Kaskadenritt vom Direktor Fr. Renz. Glänzender Wagenkorso; Ballet von 100 Damen; Mente von 40 Hunden; dressierter Fuchs. Außerdem: Prinz

Der Masken⸗ in drei Akten Deutsch

Vorher:

Renz; das Schulpferd Colmar und der Steiger Alep, geritten von Frl. Oceana Renz; das Schul⸗ pferd Cyd, geritten von Herrn R. Renz; der hervor⸗ ragende Jockeyreiter Mr. Wassiliams; der urkom. Imitator⸗Clown Mr. Abbs ꝛc.

Sonnabend: Auf auf zur fröhlichen Jagd.

Sonntag: Zwei Vorstellungen, Nachm. 4 Uhr und Ahends 7 ½ Uhr: Auf auf zur fröhlichen Jagd.

Familien⸗Nachrichten.

6.

Verlobt: Frl. Emma Caspers mit Hrn. Haupt⸗ mann Friedrich Carl. Frhrn. von Schlotheim (Hannover Darmstadt). Frl. Sophie von Schütz mit Hrn. Hauptmann Gustav von Bran⸗ coni (Jena Weimar). Frl. Margarete Hesse mit Hrn. Lieut. Frhrn. Ernst von Wilczeck (Ober⸗ Linda Berlin). Frl. Leonore Leopold mit Hrn. Prem.⸗Lieut. Adalbert von Massow (Dresden Berlin). Frl. Maria von la Valette St. George mit Hrn. Franz Frhrn. von Ohlen⸗Adlers⸗ kron⸗Reichen (Bonn).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem.⸗Lieut. Kurt Rogalla von Bieberstein (Schweidnitz). Eine Tochter: Hrn. Kammerjunker Heinrich von Heyde⸗ brand u. d. Lasa (Schloß Storchnest). . Prem.⸗Lieutenant Beer (Altona).

Gestorben: Hr. Lieut. Willy Stoeckenius (Pots⸗ dam). Fr. Agnes von Otterstedt, geb. von Kotze

Die Bajazzi.

Posse osta. Musik

Konzerte. Konzert-Haus.

Konzert. „Athalia“ von Mendelssohn. Tanz von Weber.

Sonnabend: Mauer⸗

von Kistler. „Die Regimentstochter“ (Herr Smit). Hoch (Herr Werner).

Operette in 3 Akten von Musik von Franz von Suppé. Dirigent: Anfang 7 ½ Uhr.

Freitag: Ouverture „Leonore II.“ von Beethoven. . Aufforderung zum „Unser Liebling“, Walzer von Loepke. Ungar. Rhapsodie Nr. 1 von Liszt. „Gebet“ „Largo“ von Händel. für Cello von Servais „Der Liebestraum“ für Piston von

aus dem Hause Lodersleben (Dessau). Verw. Fr. Clementine von Barfus⸗Falkenburg, geb. Gräfin Breßler (Jena).

Karl Meyder⸗

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW. Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Phantasie aus

8 8

8

wie „W. T. B.“ meldet, hier im Alter von

8 fäcf stellt sich die Beschlußunfähig

sind nur 194 Mitglieder anwesend, von welchen für den Antrag

Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preufise

Berlin, Donnerstag, den 22. Februakb

1“

v „, b *

Beilage

2

r st e

1894.

Deutscher Reichstag. Sitzung vom Mittwoch, 21. Februar, 1 Uhr.

UMeber den Beginn der Sitzung ist bereits in der Nummer vom Mittwoch berichtet worden. Bei der Fortsetzung der zweiten Berathung des Antrags

Schröder auf Abänderung des Handelsgesetzbuchs in Betreff der Kündigungsfristen für Handlungs⸗

gehilfen erhält nach dem Abg. Singer das Wort der

Abg. Dr. von Buchka (dkons.): Es ist festgestellt, daß die

ökonomische Uebermacht der Prinzipale vielfach in einer Weise den Angestellten gegenüber gemißbraucht wird, daß Abhilfe durch ein Spezialgesetz zu schaffen nothwendig erscheint. Die Vorschrift, daß die Kündigungsfristen für beide Theile gleich sein sollen, würde dazu sehr geeignet und außerdem derjenigen ähnlich sein, welche für die Gewerbegehilfen durch die Gewerbeordnung bereits statuiert ist. Bis zum Erlaß eines Bürgerlichen Gesetzbuchs können wir damit nicht warten, wenn ich auch nicht glaube, daß es damit so lange dauern wird, wie der Abg. Schmidt⸗Frankfurt in der Konkurskommission prophezeite, wo er den Ausspruch that, es werde, wenn das Bürgerliche Gesetzbuch fertig sei, mit der bürgerlichen Gesellschaft vorbei sein. Die Vertragsfreiheit darf aber nicht unnütz zu weit ein⸗ geschränkt werden. Auf Verträge, die für eine bestimmte Dauer ge⸗ schlossen sind, kann ohnehin diese Vorschrift keine Anwendung finden. Für eine Minimalkündigungsfrist sind wir aus praktischen Gründen ebenfalls, halten aber die Beschränkung der Kündigung ausschließlich auf den Ersten jedes Monats nicht für praktisch und können dem entsprechenden Vorschlage im Antrage Singer nicht zustimmen.

Abg. Lenzmann (fr. Volksp.): Wie alle übrigen Parteien treten auch wir für die Tendenz der Anträge ein; es handelt sich hier um hilflose, ohnmächtige Mitglieder des Handelsstandes, für welche die Gesetzgebung mit ihrem Schutze eintreten muß. Die Be⸗ stim mung, die Kündigung nur auf den Ersten jedes Monats zu stellen, geht uns aber zu weit; wir sind in dieser Hinsicht der Meinung des Abg. Dr. v. Buchka. Für meinen Unterantrag brauchen Gründe wohl nicht besonders angeführt zu werden.

Abg. Bassermann (nl.) spricht sich für den Antrag und für den Antrag Buchka aus, soweit dieser die Verträge, welche auf eine bestimmte Dauer abgeschlossen sind, ausnehmen will. Redner erkennt auch die Nothwendigkeit gesetzgeberischen Einschreitens gegen die Vertragsklauseln, welche Konventionalstrafen vorschreiben, durchweg an. Ueber den Einwand, daß die Festsetzung einer Minimalkündi⸗ gungsfrist die Angestellten verhindern könnte, von günstigen Kon⸗ junkturen auf dem Markte Gebrauch zu machen, komme man wohl sehr leicht hinweg. Der Antrag Buchka sei abzuweisen, weil er kein bestimmtes Prinzip festsetze, sondern bloß allgemein eine vierwöchige Frist zulasse.

Abg. Schröder (fr. Volksp.): In der Sache herrscht eine sehr erfreuliche Uebereinstimmung. Um so weniger hatte der Abg. Singer nöthig, Mißbräuche der Vertragsfreiheit hier vorzuführen, welche von unserem Antrage garnicht getroffen werden. Die Uebertreibungen der Sozialdemokraten können den Handlungsgehilfen nur schaden; diese Uebertreibungen sind überhaupt nur dann verständlich, wenn man, wie es die Herren ja allerdings thun, das ganze Arbeiter⸗ verhältniß als ein Sklavenverhältniß betrachtet. Für die Erweiterung, welche mein Antrag erfahren soll, ist in der Debatte überzeugendes Material nach meiner Meinung nicht beigebracht worden; so be⸗ sonders nicht für die gesetzliche Minimalkündigungsfrist, für welche auch die Freunde Ausnahmen für Probe⸗ und Aushilfeengagements v haben.

Abg. Fuchs (Zentr.) empfiehlt als kaufmännischer Sachver⸗ ständiger den Antrag Singer zur Annahme. Einer dringenden und sehr berechtigten Forderung der Handlungsgehilfen werde damit endlich Genüge gethan.

Abg. Freiherr von Stumm (Rp.) tritt dem Antrag entschieden entgegen. Die Einräumung der gleichen Kündigungsfrist werde den Prinzipalen zu schwerem Nachtheil gereichen, gegen welchen er sich entweder durch die Abschließung ganz kurzer Verträge oder aber durch die Vereinbarung hoher Kautionen und Konventionalstrafen schützen müsse. Man müsse doch gegen den Kontraktbruch der Angestellten irgendwelche Schutzwehr besitzen. Der Reichstag möge doch sich er⸗ innern, daß seinerzeit bei der Berathung der Gewerbenobvelle die Sozialdemokraten beantragten, die Kündigung überhaupt abzuschaffen. Nehme der Reichstag die Anträge an, so werde hoffentlich die Reichs⸗ regierung durch Ablehnung derselben diese Schädigung der Prinzipale

verhindern.

Abg. Kröber (südd. Volksp.) empfiehlt die Anträge Singer⸗

Lenzmann.

Abg. Singer (Soz.): Die durch die Gewerbeordnung geregelten

Verhältnisse der gewerblichen Arbeiter sind hier garnicht in Parallele

zu stellen, weil es sich um ganz verschiedene Gebiete handelt. Der

Vorschlag des Abg. Dr. von Buchka, die Verträge, welche auf be⸗

stimmte Zeit verabredet sind und zu einem bestimmten Zeitpunkt zu

Ende gehen, von der Minimalkündigungsfrist auszuschließen, würde die

aanze Absicht unseres Antrags wieder aufheben; wir bitten, diesen

Antrag abzulehnen, dagegen den Antrag Lenzmann zu unserem Antrag

anzunehmen. Abg. Lenzmann (fr. Volksp.): Mir scheint doch die Hauptsache, vermieden wird, daß zur Umgehung der Minimalkündigungsfrist . Verträge auf ganz kurze Dauer abgeschlossen werden. Zu diesem Zweck muß au hinsichtlich der Beschränkung der Vertragsdauer

eine Bestimmung getroffen werden, welche ich mir für die dritte

Lesung vorbehalte. Die Kündigung auf den Ersten zu stellen, halte ich für verfehlt, weil dadurch am Ersten des Monats alle Gehilfen auf einmal auf denselben Markt geworfen werden. Wer Stabilität in der Vertragsdauer will, muß gerade den Antrag Buchka annehmen. Buche56. Schmidt⸗Warburg (Zentr.) erklärt sich für den Antrag 8 a.

Abg. Werner (d. Refp.) erklärt sich für den Antrag Singer; der konservative Antrag sei nicht annehmbar, weil die Kündigung nicht auf den Ersten des Kalendermonats gestellt sei. Letzteres erscheine seiner Partei ebenso wesentlich, wie die Minimalkündigungsfrist von

einem Monat selbst. Auch der Antrag Lenzmann sei acceptabel.

1 Damit schließt die Diskussion. In der Abstimmung wird der Antrag Lenzmann zum Antrage Singer mit großer Mehrheit angenommen; bei der bstimgeüin über den Antrag Singer

eeit des Hauses heraus. Es

Singer K, gegen denselben 107 stimmen. Die Sitzung muß

bgebrochen werden. Schluß 3 ¾ Uhr.

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten.

. 2. Sitzung vom 21. Februar 18941. Im weiteren Verlauf der Sitzung (s. den Anfangsbericht

in der Mittwochsnummer d. Bl.) erledigt das Haus eine Reihe

on Petitionen von meist persönlichem Interesse. Hervor⸗

hebung verdient nur eine Petition der Handelskammern zu Oppeln, Breslau, Nordhausen, Hirschberg in Schlesien, Mühl⸗ hausen in Thüringen, Göttingen, Barmen, Landeshut in Schlesien, Lüneburg, Hanau, Kottbus, Halle (Saale) und Insterburg um Aufhebung der Anordnung, betreffend die Sonder⸗ besteuerung und den Vertrieb von denaturiertem Spiritus, welche durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt wird.

Es folgt die der zweiten Berathung des Staatshaushalts⸗Etats für 1894/95 und zwar des Etats der Berg⸗, Hütten⸗ und Salinenverwaltung.

Bei den Einnahmen „Für Produkte 86 292 430 ℳ“ weist

Abg. Dr. Schultz⸗Bochum (nl.) darauf hin, daß der Bergbau durch die sozialpolitischen Ausgaben erheblich belastet sei, sodaß der Ueberschuß der Bergwerke erheblich herabgedrückt werde. Für Saar⸗ brücken z. B. sei der Ueberschuß in den letzten Jahren von 10 auf 5 Millionen herabgegangen; ebenso stehe es beim Harzer Silberbergbau. Demgegenüber, fährt Redner fort, hat der Bergbau sich selbst geholfen durch Zusammenfassen seiner Kräfte; aber auch der Staat muß an seine Pflicht gemahnt werden. Wenn auch die Bauten von Kanälen und Eisenbahnen zunächst nur der Eisenindustrie helfen, so helfen sie doch auch mittelbar der Kohlen⸗ industrie. Aber auch dem Silberbergbau muß geholfen werden in seiner schweren Bedrängniß. Von 1883 bis 1893 hat sich die Gold⸗ produktion um 30 %, die Silberproduktion um reichlich 100 % ver⸗ mehrt; das Werthverhältniß sank von 1:15 ½ auf 1:23 herab. Redner empfiehlt die Oberharzer dem Wohlwollen der Regierung, weil in der Budgetkommission von der Einstellung des Silberberg⸗ baus gesprochen worden sei.

Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch: .

Meine Herren! Die letzten Worte des Herrn Vorredners bestimmen mich doch zu einigen Erwiderungen. Ich habe aus denselben den Eindruck gewonnen, als glaube er, daß die Staatsregierung mit der Absicht umginge, demnächst deg Bergwerks⸗ und Hüttenbetrieb im Oberharz einzustellen; er hat mik so eindringlicher Wärme die Inter⸗ essen der bergbautreibenden Bevölkerung des Harzes wahrgenommen, daß man daraus schließen könnte, daß er sie für gefährdet hielte; davon kann, wenigstens soweit die Absichten der Staatsregierung in Frage sind, gar keine Rede sein. Ich habe, wenn ich nicht irre, hier im Plenum des Hauses gelegentlich der Erörterungen über die einzusetzende Enquste in der Währungsfrage darauf hingewiesen, daß ein Moment, welches die Staatsregierung bestimmt, auf das eingehendste nach Mitteln zu suchen, um dem Schwanken des Silberpreises entgegen⸗ zutreten, in der Schwierigkeit liege, die wir hätten, den Bergwerks⸗ betrieb im Harz gegenüber dem ständig fallenden Silberpreis aufrecht zu halten. Bei früheren Gelegenheiten, meine Herren, ist es meines Erachtens so oft und so eindringlich zum Ausdruck gekommen, daß die Königliche Staatsregierung sich ich kann beinahe sagen unter keinen Umständen dazu entschließen würde, wenn nicht dauernd die Lage hoffnungslos wird, den Bergwerkbetrieb des Harzes einzustellen. Wir sind genau so wie der Herr Vorredner von den guten Eigen⸗ schaften der Harzer bergbautreibenden Bevölkerung überzeugt; wir sind genau so wie der Herr Vorredner davon überzeugt, daß, wenn der Bergwerk⸗ und Hüttenbetrieb im Harze zum Erlöschen kommt, damit der Wohlstand einer zahlreichen, braven Bevölkerung untergraben und vernichtet wird, und aus diesen Erwägungen ergiebt sich für uns der Standpunkt, daß der Bergbau im Harz, so lange es irgendwie denk⸗ bar ist, aufrechterhalten werden wird. (Bravo!)

Abg. Dr. Hartmann⸗Lübben (kons.) bittet die Regierung um Frmhäßigung der Preise von Düngekalk aus dem Rüdersdorfer Kalkbruch.

Geheimer Bergrath Fickler: Der Düngekalk ist allerdings im

Laufe der Jahre von 3 auf 6 im Preise gestiegen; aber das liegt daran, daß die Gewinnungskosten des Kalks auf 11 gestiegen sind, während der Nutzkalk nur mit 15 verwerthet werden kann. Schlesischer Düngekalk wird allerdings mit 3 verkauft, er ist aber nicht so werthvoll wie der aus Rüdersdorf. Abg. Dasbach (Zentr.) richtet an den Minister die Anfrage, ob ein Gesetzentwurf, betreffend die Revision des Knappschaftskassen⸗ wesens demnächst werde vorgelegt werden. Wenn auch eine allgemeine Revision wünschenswerth wäre, so könnten doch drei Punkte sehr leicht vorweggenommen werden, welche ganz besonders dringlich seien. Als solche bezeichnet Redner: daß die Knappschaftsältesten und die Vorstands⸗ mitglieder aus der Klasse der Arbeitnehmer in geheimer Wahl gewählt werden sollten; sodann, daß bezüglich der Invalidisierung der Arbeiter ein Rekurs an ein Schiedsgericht möglich sei; und drittens, daß den Mitgliedern der Knappschaftskassen die bereits erworbenen Ansprüche im Falle des Ausscheidens durch Zahlung einer Rekognitionsgebühr erhalten bleiben möchten.

Minister für Handel und Berlepsch:

Ich kann dem Herrn Abg. Dasbach erwidern, daß die Frage der Revision des Knappschaftswesens bereits seit längerer Zeit eingehend erörtert wird. Wenn er wünscht, daß jetzt schon einige Punkte vorweg⸗ genommen werden, die er als besonders dringlich bezeichnet, so muß ich doch darauf aufmerksam machen, daß über einzelne dieser Punkt⸗- die Meinungsverschiedenheiten ziemlich weit auseinandergehen. Ich will z. B. darauf aufmerksam machen, daß entgegen der in diesem Hause gefaßten Resolution das Herrenhaus seinerseits eine Resolution dahin gehend gefaßt hat, daß man nicht im gesetzlichen Wege die geheime Abstimmung bei den Knappschaftswahlen einführen möge.

Meine Herren, ich lasse nun die Richtigkeit der einen oder der anderen Ueberzeugung vorläufig dahingestellt. Ich bin jedenfalls der An⸗ sicht, daß ein so dringendes Bedürfniß in dieser Frage nicht vorliegt, weil in dem weitgrößten Theil der Bergbaubezirke die Wahl zur Knappschaft bereits geheim stattfindet meiner Erinnerung nach nur in Oberschlesien nicht —, also ein so dringendes Bedürfniß, diese Frage vorweg zu nehmen, kann ich nicht anerkennen, um so weniger als Mißstände auch in Oberschlesien sich nur vereinzelt gezeigt haben. Dann sind wir aber in der Lage gewesen, durch geeignete Einwirkung auf den Knappschaftsvorstand den gerügten Uebelständen, die nicht ganz unbegründet waren, abzuhelfen und für die Zukunft vorzubeugen.

Also ich will die Anregung des Herrn Abgeordneten nicht als solche bezeichnen, der überhaupt nicht durch gesetzliche Regelung zu folgen wäre; aber so liegt die Sache meines Erachtens nicht, daß man genöthigt wäre, sie vorweg?zu nehmen; und da da

Gewerbe Freiherr von

Knappschaftswesen auch nach anderen Richtungen hin über kurz oder lang einer Aenderung bedürfen wird, „so kann ich ihm nicht wohl in Aussicht stellen, daß ich seinem Wunsch auf eieme vorwegnehmende Regelung von ihm bezeichneter Punkte schon in der nächsten Zeit werde Rechnung tragen können.

Die Einnahmen werden bewilligt.

Bei den „Ausgaben“ bezeichnet

Abg. Gothein (fr. Vg.) es als nothwendig, die Bergrevier⸗ beamten im Gehalt besser zu stellen, damit sie den ihnen im Rang gleichstehenden Werksdirektoren und Fabrikinspektoren auch im Gehalt nicht nachständen. Dabei könnte man auch eine andere Eintheilung der

Reviere eintreten lassen; denn jetzt gebe es Reviere, die einen geringen Umfang hätten, andere aber, die so ausgedehnt seien oder so zahlreiche Betriebe hätten, daß der Revierbeamte fast nur bei Unfällen die einzelnen Betriebe besuchen könne.

Die Ausgaben werden bewilligt.

Bei dem Titel „Zu Bauprämien für Berg⸗ und Hütten leute, welche sich in der Nähe von Staatswerken Wohnhäuse für eigene Rechnung bauen“ bemerkt

Abg. Gothein (fr. Vg.): Die Art des Bauens von Wohn häusern für Berg⸗ und Hüttenleute ist eine kolossale Verschleuderung von Nationalvermögen, indem an der Stelle, wo die Häuser stehen unter der Oberfläche der Erde Sicherheitspfeiler errichtet werden müssen und diese Strecken für den Abbau von Kohlen verloren sind. Es wäre nothwendig, daß man einen festen Bebauungs plan schafft. Gerade in Oberschlesien bieten sich besondere Schwierig⸗ keiten durch das System der Gutsbezirke, weil da die Gemeinden garnicht in der Lage sind, Baupläne zu schaffen. Ich frage, ob in dieser Beziehung irgend etwas geschehen kann. Die Einrichtung der Bauprämien hat sich in Oberschlesien wenig bewährt. Die Absicht, dadurch die Häuser in die Hände der Arbeiter übergehen zu lassen, wird in den meisten Fällen nicht erreicht, sondern im Gegentheil werden die Häufer so belastet, daß sie schließlich in dritte Hände übergehen. Es werden Miethskasernen gebaut, bei denen das Schlimme ist, daß, da der Fiskus sich jedes Einflusses in Bezug auf die Verwendung der

Wohnräume begeben hat, dort ein Schlafstellenunwesen herrscht, welches das Familienleben vielfach vollständig untergräabt. Es wäre besser, wenn an Stelle der Belegschaft die „Gewerkschaft bezw. der Fiskus selber die Häuser bauen würde.

Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch: 8 „Weas die letzte Bemerkung des Herrn Vorredners betrifft, so erwidere ich ihm, daß ich es nicht für richtig halte, ein System unbedingt für das allein richtige zu erklären. Die Verhältnisse der einzelnen Bergleute auf den einzelnen Gruben sind außer⸗ ordentlich verschieden. Wir haben zum theil eine seßhafte Arbeiter⸗ schaft, zum theil eine solche, die hin und her geht. Für die feßhafte Arbeiterschaft nach und nach eigene Wohnhäuser zu schaffen, halte ich nach wie vor für ein richtiges Prinzip; hingegen ob Fiskus für die Uebrigen Häuser bauen soll, die vermiethet werden, oder ob er für die Unverheiratheten zum System der Kasernen übergehen soll, läßt sich nur nach den örtlichen Verhältnissen beurtheilen.

In Oberschlesien hat bisher das System des Bauens eigener Häuser seitens der Belegschaft wenig Erfolg gehabt, weil der Ober⸗ schlester sich sehr ungern an irgend welche Bedingungen bindet, die ihm bezüglich des Hausbaues gestellt werden. Wir haben zum theil die erschwerenden Bestimmungen, die an die Hingabe von Prämien und an die Darleihung von Mitteln zum Bau geknüpft waren, zu erleichtern versucht, und ich habe die Hoffnung, daß davon vielleicht in Zukunft in etwas erheblicherem Maße Gebrauch ge⸗ macht werden wird, als das bisher geschehen ist. Außerdem besitzt, wie der Herr Vorredner das wissen wird, der Fiskus sehr be⸗ deutende Kolonien; er hat eine große Zahl von Häusern selbst gebaut, die er vermiethet, und in der Beziehung wird ja seinen Wünschen be⸗ reits Rechnung getragen fein. Also ich wiederhole, ich würde es nicht für richtig halten, sich ein Prinzip aus dieser Frage zu machen; man muß sich nach den Verhältnissen richten, und wird in einem Fall zu diesem, in dem anderen Fall zweckmäßiger zu jenem System greifen.

Er hat nun auch bei diesem Titel die Frage der besseren Aus⸗ nützung der anstehenden Kohlenschätze zur Erörterung gebracht und die Frage an mich gerichtet, ob die Bergverwaltung schon in Erwägung genommen hätte, wie man darin eine Besserung eintreten lassen könne. Der Gedanke liegt allerdings ziemlich nahe, daß es wünschens⸗ werth wäre, den großen Kohlenreichthum, den man jetzt als Sicher⸗ heitspfeiler stehen lassen muß, gewinnen zu dürfen. Aber so leicht ist das doch nicht, das zu ändern, und der Gedanke, einen General⸗ bebauungsplan für Oberschlesien herzustellen, ist nach Lage der ört⸗ lichen Verhältnisse auch nicht so einfach. Die Frage der Bebauung der Oberfläche ist nicht Sache der Bergleute und der Bergbehörde, sondern Sache der Gemeinden resp. Polizeibehörden. Wir haben ja zweifellos auch in Oberschlesien eine ganze Reihe von Gemeinden, die Bebauungspläne haben; mir sind folche sehr wohl be⸗ kannt; auch das System der Gutsbezirke, wie der Herr Vorredner sich ausdrückt, hat meines Erachtens nicht dazu geführt, daß die Bebauung eine unregelmäßigere geworden ist. Ja, wenn er in Oberschlesien bekannt ist, so will ich z. B. an die Ort⸗ schaft Laurahütte erinnern. Die Ortschaft Laurahütte ist ein selb⸗ ständiger Gutsbezirk. Ich habe selten einen so systematisch und ver⸗ ständig gebauten Wohnplatz gesehen, wie Laurahütte mit mindestens 5000 bis 6000 Einwohnern. Aehnliche Verhältnisse finden sich in sehr großer Zahl. Wenn er die Bezirke zwischen Beuthen, Königs⸗ hütte, Kattowitz, Laurahütte und Myvslowitz bereisen wird, wird er finden, daß im großen und ganzen das Zusammen⸗ bauen nach einem gewissen Plan überwiegt gegenüber den Einzelbauten. Daß die Einzelbauten zum großen Theil Rechte aus alter Zeit und viel weniger erst in neuester Zeit eutstanden sind, das liegt auch in der Natur der Dinge. Wenn eine Gegend sich fehr stark industriell entwickelt, so erfolgt eine Zusammenlegung der Wohn⸗ plätze und die Einzelbebauung hier und da auf dem einzeln gelegenen Grundstück nimmt ab; so ist es auch in Oberschlesien. Ich glaube, mit dem Gedanken, daß man durch die Aenderung der Bebauungs⸗ weise in Oberschlesien mehr Vortheile für die Gewinnung der Kohlen erzielen könnte, ist nicht sehr weit vorwärts zu kommen.

Im übrigen aber hat bisher der Abbau der Kohlen doch mit⸗ unter das Uebergewicht über die Schonung der Oberfläche zu Gunsten