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haben insbesondere die Errichtung städtischer Arbeitsnachweise im Auge gehabt, wobei die Meinung dominierte, daß eine solche Organi⸗ sation besser in der Hand der Gemeinden als in der von Privaten und Vereinen liege. Im Anhange werden die Anträge und Statuten der in Stuttgart, Mainz und Frankfurt a. M. geplanten Arbeits⸗ ämter mit ausführlicher Begründung abgedruckt. Arbeitgeber, Arbeit⸗ nehmer, Gemeindeverwaltungen und Verwaltungsbehörden werden das ganze hier gebotene. Material willkommen heißen. 1
— Die Annalen des Deutschen Reichs für Gesetzgebung, Verwaltung und Statistik, herausgebeben von Dr. Georg Hirth und Dr. Max von Seydel, (Preis vierteljährlich 4 ℳ; G. Hirth's Verlag in München) haben mit dem Jahrgang 1894 die Publikation der auf die Steuerreform in Preußen bezüglichen Gesetze nebst der darauf bezüglichen, dem Landtag seiner Zeit vorgelegten Denkschrift begonnen und mit Heft 3 beendigt. Heft 2 bringt ferner eine Ab⸗ handlung des Finanz⸗Raths Zimmermann in Braunschweig über die braunschweigische Gesetzgebung, über das Schlafgänger⸗ wesen und die Unterbringung von Arbeitern in Arbeiter⸗ kasernen, sowie einen Aufsatz von Professor Rehm in Erlangen über die verwaltungsrechtliche Bedeutung der Faebrikordnung. Heft 3 bringt den ersten Theil einer Abhandlung des Landraths Dr. Strutz in Steinau a. O. über die preußische Steuerreform, worin die Fortschritte dargelegt werden, die Preußen hierin mit seiner Steuergesetzgebung gemacht hat. Nach einem Rückblick auf die früher in Geltung gewesenen Steuergesetze und deren Mängel und den früheren Versuchen einer Reform werden die Hauptgrundzüge und Porzüge der nunmehr vollendeten Reform eingehend gewürdigt.
Länderkunde. 1
Von der schon öfter gewürdigten, umfassenden Länderbeschreibung österreichisch⸗ungarische Monarchie in Wort und (Verlag der K. K. Hof⸗ und Staatsdruckerei in Wien) be⸗ ann am 1. Oktober v. J. ein neuer Band zu erscheinen, der die Schilderung des Königreichs Böhmen zum Gegenstand hat. Den
Intentionen des verewigten durchlauchtigsten Schöpfers des Werks, des Kronprinzen Rudolph gemäß geht auch der Inhalt dieses Bandes aus dem Zusammenwirken der hervorragendsten literarischen Kräfte des Landes selbst hervor. Ebenso sind für den illustrativen Theil nach Möglichkeit heimische, immer aber Künstler berücksichtigt, die der Monarchie angehören. Was Böhmen an Schätzen der Natur und der Kunst aufzuweisen hat, seine ruhmvolle
kulturelle Entwickelung seit dem Eintritt in die Geschichte, sein ab⸗
wechslungs⸗ und farbenreiches Volksleben, die Fortschritte auf
geistigem und wirthschaftlichem Gebiete in Vergangenheit und Gegen⸗
wart, werden darin in allgemein verständlicher Weise zur Darstellung
gebracht, während die den Schilderungen beigegebenen Illustrationen
das Bedeutendste bildlich zu ergänzen streben. Der Band beginnt mit
der landschaftlich⸗topographischen Schilderung des Kronlandes Uni⸗
versitäts⸗Professor Gustav C. Laube eröffnet sie mit einer Einleitun
und der Schilderung Nordwestböhmens. Er führt den Leser
das Gebiet von Prag, durch das Moldau⸗ und Elbethal an die Landes⸗
grenze, dann durch das Erzgebirge, das Egerland und Aschergebiet,
durch das Thal der Eger und hinein in das Land zwischen der
Elbe und der Eger. Dann folgen Nordost⸗ und Südwest⸗
böhmen, beschrieben von Professor A. Paudler und Professor
M. Willkomm, beide vorzügliche Kenner dieser Landestheile. Im
4. und 5. Heft übernimmt Professor August Sedlasek die Füh⸗
rung durch Südostböhmen. Der Leser wandert mit ihm an
einer Reihe schöner Punkte des Landes vorüber, von denen viele im
Bilde festgehalten sind. Als die malerisch⸗interessantesten zeien ge⸗
nannt: der Urwald beim Moldau⸗Ursprung am Schwarzberg, die
Teufelsmauer in der Moldauenge bei Hohenfurth, die Ansichten von
Prachatiz, Stadt und Burg Rosenberg, Krumau, Gratzen, Schloß Frauenberg bei Budweis, Ruine Klingenberg (eines der anziehendsten
Blätter), ferner die Ansichten der alten Hussitenstadt Tabor, von Melnik, Kuttenberg, der Burg Kunetitz und des anmuthig gelegenen Schlosses Konopischt, einer Besitzung des Erzherzogs Franz Ferdinand. In der jüngsten Lieferung 197 des Gesammtwerks, welche das 6. Heft des Bandes bildet, beginnt die Beschreibung der ehrwürdigen prächtigen
E DOie
Bild“
Königsstadt Prag, verfaßt von dem Freiherrn J. A. von Helfert. Dieser Abschnitt ist nicht minder reich illustriert als die vorher⸗ gehenden. Da finden wir einen herrlichen Blick über die Moldau und die monumentale alte Karlsbrücke hinweg auf den Hradschin, ein Panorama von diesem herab genommen, eine Außenansicht der Burg und des prachtvollen spanischen Saales im Innern ꝛc. Nach alledem scheint der Band „Böhmen sich ganz besonders stattlich und anziehend zu gestalten. — Mit der Lieferung 190 hat der 4. Band von „Ungarn’ seinen Anfang genommen. Der nunmehr abgeschlossene 3. Band behandelt Budapest und Fiume; sechzehn ungarische Schriftsteller und achtzehn ungarische Künstler haben sich an der Herstellung betheiligt. An die Spitze dieser Künstlerschaar stellte sich mit drei anmuthigen Zeich⸗ nungen Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Erzherzogin Clokilde. Der Band bringt 21 Abhandlungen, enthält 221 Illustra⸗ tionen im Text und als Beilage ein farbiges Bild, welches einen ungarischen Magnaten im Galakleide in Begleitung von Knappen darstellt. Von dem neuen 4. Bande liegen drei Lieferungen vor. Sie schildern den ungarischen Theil des Laufs der Donau und sind ebenfalls mit vielen Abbildungen ausgestattet, aus denen der Kasanpaß, Orsova und das Eiserne Thor hervorgehoben seien. Daran reiht sich sodann eine Beschreibung der Denkmäler des Landes aus der Urzeit, sowie aus der Zeit der Römer und der Völkerwande⸗ rung; merkwürdig ist namentlich ein mitabgebildeter keltischer Grab⸗ stein, der im Weißenburger Komitat gefunden wurde. — Auch für den Band „Galizien“ sind, wie die Redaktion mittheilt, die Vor⸗ arbeiten bereits weit vorgeschritten, sodaß der größte Theil der Ein⸗ ladungen zur Mitwirkung versendet werden konnte. Die hohe Pro⸗ tektorin des Werks, Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kron⸗ prinzessin⸗Wittwe Erzherzogin Stephanie, hat an eine lange Reihe gelehrter Mitarbeiter Einladungen ergehen lassen. Somit wird das große Werk, von dem jetzt 13 Bände [Wien (1), Uebersichtsband (2), Niederösterreich (1), Ungarn (3), Oberösterreich und Salzburg (1), Steiermark (1), Kärnten und Krain (1), Küstenland (1), Dalmatien (1), Tirol und Vorarlberg (1)] fertig vorliegen, immer weiter seinem erfolgreichen Abschluß entgegengeführt.
Unterhaltung.
Der Frauen Natur und Recht von Hedwig Dohm. Zweite Auflage. Berlin, Verlag von Friedrich Stahn. — Die Ver⸗ fasserin ist eine Führerin auf dem Gebiete der Frauenbewegung und kämpft für die Hebung und Förderung der gesellschaftlichen Stellung ihres Geschlechts. Das vorliegende Buch erschien schon vor zwanzig Jahren, und da die darin behandelten Fragen heute wieder mehr wie je auf der Tagesordnung stehen, so hat sie sich zur abermaligen Her⸗ ansgabe des seit langen Jahren im Buchhandel vergriffenen Werks entschlossen. Sie versteht mit Wärme ihre Ideen zu ver⸗ theidigen, und wird auch dort Interesse finden, wo man ihr nicht zu folgen vermag. Im übrigen giebt sie den Frauen meist wohl zu beherzigende Rathschläge, und plaudert dabei in einem Tone, der wenigstens den weiblichen Lesern — und für solche ist das Buch ja hauptsächlich bestimmt — zusagen wird. Ein tieferes Eingehen auf den Gegenstand in wissenschaftlichem Sinne (obwohl ja manche Zitate von Belesenheit in wissenschaftlichen Werken zeugen) wird man freilich nicht darin finden, auch nicht die Berück⸗ sichtigung des Gefühlslebens und der religiösen Bildung, welche doch schließlich die Hauptsache ist für die wahre Herzensbildung des Weibes. Die Verfasserin fordert nichts mehr und nichts weniger als völlige Gleichberechtigung der Geschlechter auf dem Gebiete der Wissenschaft sowie das „Stimmrecht“ für die Frauen und sie sucht zu beweisen, daß diese es fordern müssen. Wer zuviel zu beweisen sucht, beweist gar nichts.
— Eine sinnige Jubiläumsgabe widmen die Herausgeber von Meyer’'s oIrobAchern den Freunden dieser Sammlung, indem sie auf die Nummer 1001 den Beginn einer Auswahl aus der schönsten morgenländischen Märchensammlung: Tausendundeine Nacht, verlegten. inschließlich dieser Nummer bilden die folgenden bis Nr. 1004 den ersten Band und die Nummern 1005 — 1008 den zweiten
Band dieser Märchenauswahl, durch deren Aufnahme in die Meyer'sche Volksbibliothek dem großen Publikum gute Gelegenheit geboten ist, ein Lieblingsbuch von Jung und Alt zu einem erstaunlich geringen Preis zu erwerben. Im Gegensatz zu diesen durch orien⸗ talisch üppige Phantasie ausgezeichneten Märchen stehen die schlichten, echt deutschen, gemüthstiefen Kinder⸗ und Haus⸗ märchen Brüder Grimm (Nr. 1009 — 1011). Wie sie dürfte jetzt auch die gewaltige, erschütternde Trilogie Friedrich Hebbel's, Die Nibelungen. Ein Trauerspiel in drei Abtheilungen (Nr. 1012 bis 1014), in der billigen Ausgabe ein Gemeingut des deutschen Volks werden. Nr. 1017 bis 1018 der neuen Folge von Mever'’s Volks⸗ büchern bieten mit Spitta's Psalter und Harfe. Geistliche Lieder, dem nach religiöser Erbauung verlangenden Gemüth ein ebenso sinniges wie dichterisch schönes Geschenk. Den vielen Anhängern Brehm's und seiner unvergleichlichen, anziehenden und fesselnden Schilderungen aus dem Thierleben wird der Inhalt der in sich abgeschlossenen Bändchen 1015: Die Säugethiere und 1016: Die Vögel, welche je einen „Blick auf das Leben der Gesammtheit“ der beiden großen Thiergruppen darbieten, außerordentlich willkommen sein. Die Nr. 1019: M. Mendheim, Hauff's Leben und Werke, und 1020: A. Schullerus, Gellert's Leben und Werke, eröffnen eine Reihe von Biographien unserer Klassiker, die in den weiteren Serien der Sammlung von Meyer's Volksbüchern planmäßig fortgesetzt werden soll. — Meyer's Volksbücher verdienen in Wahrheit die Beachtung weitester Kreise, denn sie bieten auch dem weniger Bemittelten durch den überraschend billigen Preis (jede Nummer kostet in handlichem Taschenformat, geheftet und beschnitten, nur 10 ₰) die Möglichkeit, sich an den un⸗ vergänglichen Geistesschätzen aller Kulturnationen zu erfreuen. Inter⸗ essenten können ein Verzeichniß über den Inhalt der vorher erschienenen 1000 Nummern kostenlos durch jede Buchhandlung oder auch direkt von der Verlagshandlung, dem Bibliographischen Institut in Le ipzig und Wien, beziehen.
— Die von Joseph Kürschner herausgegebene, in der Deutschen Verlagsanstalt erscheinende Halbmonatsschrift „Ausfremden Zungen“ hat ihren vierten Jahrgang begonnen. Die uns vor⸗ liegenden ersten beiden Lieferungen zeigen von neuem, daß dieses eine eigenartige Stellung einnehmende Blatt ein Sammelpunkt der schön⸗ wissenschaftlichen Schriftsteller aller Nationen ist und auch für die Zukunft bleiben soll. Für den mäßigen Preis von 50 ₰ für das Heft bietet es seinen Lesern aus der unendlichen Fülle dessen, was die gesammte außerdeutsche Literatur hervorbringt, die hervor⸗ ragendsten Erzeugnisse an Romanen, Novellen, Skizzen und kleine Notizen in guter deutscher Uebersetzung. Die ersten beiden Hefte des neuen Jahrgangs enthalten: den Roman „Addio“, aus dem Italienischen von Neera, den Anfang der Romane „Stark wie der Tod“, aus dem Französischen von Guy de Maupassant und „Dewajtis⸗ aus dem Polnischen von Marie Rodziewicz; die Erzählungen „At Davan“, aus dem sibirischen Leben von W. Korolenko und „Engelhans“, aus dem Neugriechischen von Georg Drossinis; eine Ballade aus dem Italieni⸗ schen von Enrico Panzacchi, und das Gedicht „Der sterbende Ritter“, aus dem Ungarischen von Emil Abranvi.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. In Oberschlesien sind am 22. d. M. gestellt 3627, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
Berlin, 23. Februar. Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz. Butter. (Preise im Berliner Großhandel zum Wochendurchschnitt per komptant.) per 50 kg. Hof⸗ und Genossenschafts⸗Butter Ia. 112 ℳ, IIa. 105 ℳ, III a —,—, do. abfallende 100 ℳ, Land⸗, Preußische 88 — 93 ℳ, Netzbrücher 88 — 93 ℳ, Pommersche 90 — 93 ℳ, Polnische —, — ℳ, Bayerische Sennbutter 98 — 100 ℳ, do. Landbutter 85 — 90 ℳ, Schlesische 90 — 92 ℳ, Galizische 80 — 85 ℳ, Margarine 36— 68 ℳ — Käse: Schweizer, Emmenthaler 87 — 90 ℳ, Bagyerischer 60 — 68 ℳ, Ost⸗ und Westpreußischer Ia. 68 — 75 ℳ, do. II a. 58 — 62 ℳ, Holländer 83 — 88 ℳ, Limburger 39 — 42 ℳ, Quadrat⸗Mager⸗ käse Ia. 23 — 28 ℳ, do. II a. 12 — 15 ℳ — Schmalz: Prima Western 17 % Tara 47 — 48 ℳ, reines, in Deutschland raffiniert 49 — 50 ℳ, do. Berliner Bratenschmalz 51 — 52 ℳ — Fett, in Amerika raffiniert 40 — 41 ℳ, do. in Deutschland raffiniert 37 ℳ Tendenz: Butter: fest. Schmalz: fester.
Wien, 23. Februar. Wie das „Fremdenblatt“ berichtet, fand heute Mittag im Handels⸗Ministerium eine Konferenz von Vertretern der Regierung und der Lemberg⸗Czernowitzer Bahn⸗ gesellschaft statt, in welcher der Entwurf eines Uebereinkommens mit der Bestimmung vorgelegt wurde, daß, rückwirkend vom ((uueee“ berg⸗Czernowitzer Eisenbahn für Rechnung des Staats geführt wird gegen Bezahlung eines garantierten Pauschalbetrags in Höhe von 22/10 Millionen Gulden; es soll eine Investitutionsanleihe von 10 Millionen Gulden in 4 % Obligationen aufgenommen werden, deren Verzinsung und Tilgung vom Staat zur Selbstzahlung übernommen wird. Dieses Anlehen ist bestimmt zur Refundierung der bisher aus dem Betrieb bestrittenen Auslagen für neue Herstellungen und An⸗ schaffungen zur Ausführung von Zweigbahnen. — Das vorliegende erste Heft der im statistischen Departement des Handels⸗Ministeriums zusammengestellten „Statistischen Uebersichten über den auswärtigen Handel des österreichisch⸗ungarischen Zollgebiets im Jahre 1894“ ent⸗ hält, wie der „W. Z.“ zu entnehmen ist, die Waaren⸗Einfuhr und Ausfuhr im Monat Januar 1894. Die gesammte Ein⸗ fuhrmenge im bezeichneten Monat betrug 6 201 125 Meter⸗ Zentner und 63 896 Stück gegen 5 396 389 M.⸗Ztr. und 32 348 Stück im gleichen Monat des Vorjahres. Der provisorisch bestimmte Handelswerth der Einfuhrmenge belief sich im Monat Ja⸗ nuar d. J. auf 57 647 408 Fl. gegen 49 748 177 Fl. im gleichen Monat des Jahres 1893; einschließlich der edlen Metalle und Münzen bezifferte sich der Werth der Einfuhrmenge mit 59 461 298 Fl. gegen 59 178 587 Fl. — Ausgeführt wurden im ersten Monat des laufenden Jahres 8 783 220 M.⸗Ztr. und 97 304 Stück gegen 8 775 270 M.⸗Ztr. und 62 541 Stück im Monat Januar des Vorjahres. Der provisorisch angenommene Handelswerth der in diesem Jahre ausgeführten Menge betrug 51 739 190 Fl. (einschließlich der edlen Metalle und Münzen 52 948 924 Fl.), gegen 49 477 809 Fl. (einschließlich der edlen Metalle und Münzen 51 758 196 Fl.) im Monat Januar 1893.
— Der Aufsichtsrath der Halleschen Maschinenfabrik und Eisengießerei hat beschlossen, auf das erhöhte Aktienkapital von 1 500 000 ℳ 27 % Dividende vorzuschlagen gegen 35 % bei 900 000 ℳ Kapital im Vorjahre. Die Abschreibungen sind in der vorjährigen Höhe bemessen.
— Der Aufsichtsrath der Rheinischen Hypothekenbank in Mannheim hat beschlossen, der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 8 % für das Geschäftsjahr 1893 vorzuschlagen. Die Generalversammlung ist auf den 17. März d. J. einberufen.
— In der gestrigen Sitzung des Aufsichtsraths der Pfälzischen Hypotheken⸗Bank erstattete die Direktion unter Vorlegung der Bilanz mit Gewinn⸗ und Verlust⸗Konto Bericht über das Geschäfts⸗ jahr 1893. Auf Grund des Berichts wurde beschlossen, der General⸗ versammlung die Vertheilung einer Dividende von 6 ½ % (wie im Vorjabre) vorzuschlagen. Da der bei einem volleingezahlten Grund⸗ kapital von 7 Millionen Mark zulässige Maximalbetrag der Pfand⸗ briefausgabe mit 105 Millionen Mark demnächst erreicht sein wird, so wird bei der Generalversammlung die Erhöhung des Grundkapitals um 1 000 000 ℳ durch Begebung von 1000 Stück Aktien à 1000 ℳ beantragt werden. Die Einräumung eines Bezugsrechts für die Aktionäre der Bank zum Kurse von 130 % + 3 % Vergütung für Stempel und Gebühren ist in Aussicht genommen; die Einzahlung soll auf den 31. März d. J. erfolgen, die Generalversammlung am 17. März d. J. stattfinden.
— In der hestrigen Aufsichtsrathssitzung der Gothaer Grund⸗ kreditbank wurde der Geschäftsabschluß für 1893 vorgelegt. Der “ beträgt 792 483 ℳ Die Dividende wurde auf 3 ½ % estgesetzt. 8 Magdeburg, 23. Februar. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 92 % —,—, neue 13,80, Kornzucker 3 88 % Rendement 13,10, neue 13,20, Nachprodukte exkl., 75 % Rende⸗ ment 10,60. Ruhig. Brotraffinade I. 26,00, Brotraffinade II. 25,75, Gem. Raffinade mit Faß 26,25, Gem. Melis I., mit Faß 24,75. Ruhig. Rohzucker. I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Februar 13,10 Gd., 13,25 Br., pr. März 12,97 ½ Gd., 13,00 Br., pr. April 12,92 ½ Gd., 12,95 Br., per Mai 12,95 Gd., 12,97 ½ Br. Still. — Wochenumsatz im Rohzuckergeschäft 189 000 Ztr.
Leipzig, 23. Februar. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per Februar — ℳ, per März 3,40 ℳ, per April 3,42 ½ ℳ, per Mai 3,45 ℳ, per Juni 3,50 ℳ, per Juli 3,52 ½ ℳ, per August 3,55 ℳ, per September 3,57 ½ ℳ, per Oktober 3,60 ℳ, per November 3,62 ½ ℳ, per Dezember 3,62 ½ ℳ Umsatz 110 000 kg.
Bremen, 23. Februar. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗ Börse.) Stetig. Loko 4,835 Br. — Baumwolle. Ruhig. Upland middling, loko 39 ½ 4. — Schmalz. Fest. Wilcox 40 ½ ₰, Armour shield 40 ₰4, Cudahy 41 ½ ₰, Fairbanks 35 4A. — Speck. Fest. Short clear middl. loko 36 ½, Februar⸗Abladung 36 ½. — Wolle. Umsatz: 106 Ballen.
Berlin, 24. Februar. (Wochenbericht für Stärke, Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sa bersky.) Ia. Kartoffelmehl 15 ¼ — 15 ½ ℳ, Ia. Kartoffelstärke 15 ¼ — 15 ½ ℳ, IIa. Kartoffelstärke und ⸗Mehl 11 ½ — 13 ½ ℳ, feuchte Kartoffelstärke Frachtpartät Berlin 7,60 ℳ, Frankfurter Syrupfabriken zahlen nach Werkmeister's Bericht fr. Fabrik 7,25 ℳ, 18 Syrup 17 ¼ — 17 ¾ ℳ, Kap.⸗Syrup 18 ½ — 19 ℳ, Kap.⸗Export 19 ¼ — 20 ℳ, Kartoffelzucker gelber 17 ¼ — 17 ¾ ℳ, do. Kap. 18¾ — 19 ¼ ℳ, Rum⸗Couleur 33 — 34 ℳ, Bier⸗Couleur 32 — 34 ℳ, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 22 ½8 — 23 ½ ℳ, do. sekunda 20 — 21 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 27 — 28 ℳ, Weizenstärke (großst.) 36 — 37 ℳ, Hallesche und Schlesische 37 — 38 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 48 — 49 ℳ, do. (Stücken) 46 — 47 ℳ, Maisstärke 31 —32 ℳ, Schabestärke 29 — 30 ℳ, Viktoria⸗Erbsen 18 — 22 ℳ, Kocherbsen 17 — 20 ℳ grüne Erbsen 17 — 20 ℳ, Futtererbsen 15 — 15 ½ ℳ, inländische weiße Bohnen 15 — 17 ℳ, weiße Flachbohnen 18 — 20 ℳ, ungarische Bohnen 14 — 15 ℳ, galizische und russische Bohnen 13 — 14 ℳ, große Linsen 32 — 40 ℳ, mittel Linsen 22 — 32 ℳ, kleine Linsen 18 — 22 ℳ, Mohn, blauer 44 — 50 ℳ nom., do weißer 90 — 100 ℳ nom., Hirse, weiße 20 — 22 ℳ, gelber Senf 36 — 44 ℳ, Hanfkörner 18 bis 20 ℳ, Buchweizen 14 ½ — 15 ½ ℳ, Wicken 19 — 21 ℳ, Pferdebohnen 15 — 16 ℳ, Leinsaat 23 — 25 ℳ, Mais loko 11 ½ — 12 ℳ per 100 kg, Kümmel 30 — 36 ℳ, Leinkuchen 7¼ —8 ℳ, Rapskuchen 7 — 7 ¾ ℳ, Roggenkleie 4 ½ —85 ℳ, Weizenkleie 4¼½ — 5 ℳ, pa. helle Biertreber 28 — 30 % 5 ½ —6 ℳ, pa. Getreideschlempe 31 — 33 % 6 ½ — 7 ℳ, pa. Maisschlempe 40 — 42 % 6 ¾ —7 ¼ ℳ, Malzkeime 5 — 5 ¼½ ℳ per Zentner. (Alles ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg.)
London, 23. Februar. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten.
96 % Japazucker loko 15 ¾ ruhig, Rüben⸗Rohzucker loko 13 ½ ruhig. — Chile⸗Kupfer 40ã ⅞, pr. 3 Monat 41 ⅜.
— 24. Februar. (W. T. B.) Der neue Sturz des Silber⸗ preises bis auf 27 beruht auf der Weigerung der Banken, Silber zu kaufen infolge der Befürchtung, daß mit dem am 22. März zu publizierenden indischen Budget die sofortige Einführung eines Eingangs⸗ zolls auf Silber dekretiert werden könnte.
Liverpool, 23. Februar. (W. T. B.)
lation 2000 (2000), do. für Export 2000 (2000), do. für wirklichen Konsum 38 000 (39 000), do. unmittelb. ex. Schiff 63 000 (66 000), wirklicher Export 7000 (8000), Import der Woche 64 000 (119 000), davon amerikanische 56 000 (97 000), Vorrath 1 712 000 (1 718 000), davon amerikanische 1 447 000 (1 443 000), schwimmend nach Großbritannien 212 000 (191 000), davon amerikanische 200 000 (185 000).
Manchester, 23. Februar. (W. T. B.) 12r Water Taylor 5 ½, 30r Water Taylor 7 ½, 20r Water Leigh 6 ¼, 30r Water Clayton 7 ⅛%, 32r Mock Brooke 6 ¾ 40r Mayoll 7 ⅛, 40r Medio Wilkinson 8, 32r Warpcops Lees 6 ⅝, 36r Warpcops Rowland 7 ½, 36r Warpcops Wellington 7 ¼, 40r Double Weston 8 ¼, 60r Double courant Qualität 32“ 116 Yards 16 % 16 grey Printers aus 32r/461 159. Still.
Glasgow, 23. Februar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 317 629 Tons gegen 350 078 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betrieb befind⸗ lichen Hochöfen beträgt 60 gegen 65 im vorigen Jahre.
St. Petersburg, 23. Februar. (W. T. B.) Produkten⸗ markt. lg loko 58,00, pr. August —. Weizen loko 10,00. Roggen loko 6,35. Hafer loko 4,10. Hanf loko 43,00. Leinsaat loko 14.50. 1
Rom, 23. Februar. (W. T. B.) Die Konversion, von der infolge des Finanzexposés Sonnino's gesprochen wird, ist nicht eine Konversion der Schuld im technischen Sinne, sondern ein ein⸗ facher, in das Belieben eines jeden Rentenbesitzers gestellter Umtausch der gegenwärtigen, 5 % Brutto tragenden Titres egen neue Titres, die Netto 4 % in Gold zahlbare und 85 jetzt und alle Zeiten von jeder Steuer und jedem Ab⸗ zuge freie Zinsen tragen sollen. Vom nächsten Kupon an sollen die gegenwärtigen zu 5 % Brutto verzinslichen Titres mit der Taxe von 20 % belegt werden. Vom 1. Januar 1895 ab können die Rentenbesitzer, wenn es ihnen gut dünkt, ihre gegenwärtigen Titres gegen neue vierprozentige umtauschen. Der Unterschied zwischen den jetzigen und den am 1. Januar 1895 neu zu schaffenden Titres ist einfach der, daß die Kupons der letzteren mit der Zahlungsanweisung „netto 4 % frei für immer von jeder Steuer und jedem Abzuge“ ver⸗ sehen sein werden.
Amster dam, 23. Februar. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 52. — Bankazinn 43.
New⸗York, 23. Februar. (W. T. B.) Die Börse eröffnete träge, verblieb im weiteren Verlaufe in träger Haltung und schloß lustlos. Der Umsatz der Aktien betrug 128 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 185 000 Unzen geschätzt. 1
Weizen eröffnete stetig, dann etwas steigend infolge von Käufen der Baissiers und besseren Kabelberichten, später Reaktion, dann wieder steigend auf umfangreiche Käufe für Rechnung des Westens. Schluß sest. — Mais fallend während des ganzen Börsen⸗ verlaufs mit wenigen Reaktionen auf bedeutende Ankünfte in den westlichen Plätzen. 1
Baumwollen⸗Wochenbericht. Frfuhren in allen Unions⸗ häfen 83 000 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 87 000 vrö. e nach dem Kontinent 39 000 Ballen. Vorrath 921
allen. 1“
Chicago, 23. Februar. (W. T. B.) Weizen allgemein fest während des ganzen Börsenverlaufs auf gute Kauflust und 695 Kabelberichte, sowie auf gute Nachfrage für den Export und unerheb⸗ liche Ankünfte und Berichte über Frostwetter. — Mais allgemein fest während des ganzen Tages. 8 3
St. Louis (Missouri), 23. Februar. (W. T. B.) Die United States Trust Company ersuchte heute den hesh9n. Gerichtshof im Namen der deutschen Inhaber der St. Louis und San S.. General Mortgage Bonds um die Ernennung be⸗ onderer Masseverwalter. Der Antrag wurde von den Masseverwaltern
der Atchison⸗Gesellschaft beanstandet.
9.2 (Baumwollen- Wochenbericht.) Wochenumsatz gegenwärtige Woche 46 000 (vorige Woche 50 000), do. von amerikanischen 42 000 (43 000), do. für Speku⸗
chen Reichs⸗An
Berlin, Sonnabend, den 24. Februar
zeiger und Königlich Preuß
Haus der Abgeordneten. 21. Sitzung vom 23. Februar 1894.
In der fortgesetzten zweiten Berathung des Staats⸗ haushalts⸗Etats für 1894/95, und zwar des Etats der Handels⸗ und Gewerbe⸗Verwaltung, nahm bei den Einnahmen der Porzellan⸗Manufaktur der Minister für
andel und Gewerbe wiederholt das Wort. Die in dem An⸗ angsbericht der Freitags⸗-Nummer d. Bl. im Auszuge mit⸗ getheilten Reden folgen nachstehend im Wortlaut. 1
Dem Abg. Krawinkel (nl.), welcher eine bessere Buchfüh⸗ rung bei der Porzellan⸗Manufaktur wünschte und die Ausgabe für Remunerationen als zu hoch bezeichnete, erwiderte der
Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch:
Meine Herren! Wenn die Stimmung in diesem hohen Hause überhand nähme, daß die Zuschüsse, die bisher für die Porzellan⸗ manufaktur bewilligt worden sind, erheblich beschnitten werden müssen, dann müssen wir das Institut aufgeben; denn es ist unmöglich, ein Institut, welches den ausgesprochenen Zweck hat, dem Kunstgewerbe als Führer zu dienen, so zu bewirthschaften wie ein kaufmännisches oder fabrikatorisches Unternehmen, wie es beispielsweise die Königlich sächsische Porzellanmanufaktur in Meißen neben ihren kunstgewerblichen Zwecken zum theil ist. Dort findet die Herstellung von Handelswaare in einem sehr großen Umfange statt; und wenn wir das wollen bei der Porzellanmanufaktur — meine Herren, es ist nicht der mindeste Zweifel, daß wir in der Lage sind, das⸗ selbe zu erzielen, wenn wir abgehen von dem Beruf, den sich die Porzellanmanufaktur in Uebereinstimmung zwischen der Regierung und dem Landtag bisher gestellt hat —, so garantiere ich Ihnen, daß wir mit den geschulten Kräften, mit den alten Bezugsquellen auch dazu gelangen können, einen Ueberschuß zu erreichen. Das würde aber allerdings eine völlige Umkehr von dem bisher eingeschlagenen Wege bedeuten, und ich möchte doch sehr bitten, daß Sie sich sehr wohl überlegen, ob wir ein Kunstinstitut, was die Porzellanmanufaktur ist, was eine Höhe erlangt hat, wie kaum ein Institut in der Welt, was sich die Anerkennung des In⸗ und Auslandes bei jeder Gelegenheit einholt —, ob wir ein solches Kunstinstitut von seiner Höhe herabsetzen wollen. Dazu würde ich allerdings auch keinen Grund einsehen, wozu der preußische Staat, um Geld zu verdienen, eine Porzellanmanufaktur als fabrikatorisches Unter⸗ nehmen betreiben soll. Dann würde ich glauben, wir thäten gewiß besser, die ganze Sache der Privatindustrie zu überlassen und das Institut aufzugeben. Aber, wie gesagt, wenn man den Weg, den man bisher mit der Porzellanmanufaktur eingeschlagen hat, weiter verfolgen will, so ist es nicht möglich, sie ohne Zuschüsse zu erhalten. Nun, meine Herren, haben die Herren verschiedene Wege vorgeschlagen, wie man Ersparnisse erzielen könne, z. B. dadurch, daß man die theueren und großen Stücke nicht mehr herstellt. Meine Herren, diese großen Stücke in der Porzellanmanufaktur sind doch nur im be⸗ scheidenen Umfange hergestellt worden; sie sind hergestellt worden in der Aussicht, sie verkaufen zu können — der eine Theil, und zweitens sind sie namentlich für Ausstellungszwecke hergestellt worden — etwas, was auch seitens der Privatindustrie ständig geschehen ist. Ich will Sie nur daran erinnern, daß bei der letzten Chicagoer Weltausstellung unsere große Eisenindustrie Gegenstände geliefert hat, die zu verwerthen für sie ganz ausgeschlossen war, daß sie dazu Ausgaben gemacht hat, die in gar keinem Verhältniß stehen zu dem, wovon hier die Rede ist. Immerhin bleibt es eine im Interesse des Geschäfts zu machende Ausgabe, wenn Ausstellungsgegenstände gearbeitet werden, die nur die Leistungsfähigkeit des Werks erweisen.
Was die Höhe der Remunerationen anlangt, so möchte ich dringend bitten, an diesem Titel jetzt wenigstens keine Streichung vorzunehmen. Wir werden ja gern bereit sein, Ihrem Wunsche zu folgen und möglichste Sparsamkeit walten zu lassen. Es sind in dieser Beziehung die nöthigen Anweisungen ergangen. Die neueingerichtete Rechnungsart wird ein vollständig klares Bild über das geben, was die Fabrik als Zuschuß braucht, was sie leistet, was sie einnimmt, sodaß Sie im nächsten Jahr wahrscheinlich Gelegenheit haben werden, in die Frage auf das eingehendste einzutreten, und ich würde sehr gern bereit sein, mit Ihnen in Verbindung zu treten, wie hier bei dem Betriebe der Porzellanmanufaktur Einschränkungen stattfinden können. Aber, meine Herren, dem Gedanken zu folgen, das Unternehmen, was den aus⸗ gesprochenen Zweck hat, dem deutschen Kunstgewerbe ein Führer zu sein, zu einer Porzellanfabrik herunterzusetzen, dazu würde ich meine Hand nicht bieten können.
Auf den wiederholten Wunsch des Abg. Krawinkel (nl.) nach einer Klarstellung der Rechnungsführung der Porzellan⸗ Manufaktur entgegneie der
Minister für Handel Berlepsch:
Meine Herren! Ich möchte mir nur zu einer ganz kurzen Kon⸗ statierung einige Worte gestatten. Die Worte, die wir von den letzten Rednern gehört haben, erwecken in mir die Ueberzeugung, daß die Majorität des Hauses entschlossen ist, den Charakter der König⸗ lichen Porzellan⸗Manufaktur vorwiegend als eines Kunstinstituts zu erhalten.
Hierin sind wir also mit ihnen einig, ebenso in der Nothwendigkeit völliger Klarstellung in unserer Rechnungsführung.
Es fragt sich nun, inwieweit die erforderliche Sparsamkeit, die betont worden ist, bisher eingehalten worden ist, oder inwieweit man in dieser Richtung wird gehen müssen. Darüber werden auch mög⸗ licherweise bei der nächsten Etatsberathung sich noch Differenzen ergeben. Daß wir in dem Bestreben, die Anstalt möglichst hoch zu halten, mehr Mittel wünschen, als sie ein sparsames Abgeordneten⸗ haus, welches an die Lage der Finanzen vorwiegend denkt, zu genehmigen geneigt ist, das ist ja eine natürliche Sache. Aber ich kann Ihnen die Zusicherung geben, daß ich anerkenne, daß Ausgaben, von denen sich erweisen sollte, daß sie überflüssig zu Er⸗
und Gewerbe Freiherr von
reichung des vorhin genannten Zweckes sind, auch von uns nicht werden aufrecht erhalten werden, und daß ich es nicht für schwierig halte, über diese Frage in der nächsten Etatsberathung eine Verständigung zu erzielen.
Bei der dann folgenden Berathung der Einnahmen des Instituts für Glasmalerei und der dazu eingegangenen Petition der Herren Dr. Oidtmann u. Genossen in Linnich und Düsseldorf, die Ausgaben nicht mehr zu bewilligen, nahm nach dem Abg. Dr. Freihatk von Heereman (Zentr.), welcher bat, dem Hause Gelegenheit zu geben, sich von den Leistungen des Instituts zu überzeugen, der Minister noch einmal das Wort.
Minister für Handel Berlepsch:
Meine Herren! Den Weg, den der Herr Abg. Freiherr von Heereman vorschlägt, daß diesem Hause oder einzelnen Mitgliedern desselben eine Gelegenheit gegeben werden möge, um sich selbst über die Leistungen des Glasmalerei⸗Instituts zu unterrichten über seine Fehler und über seine Fortschritte, zu betreten, bin ich um so mehr geneigt, als es mir wünschenswerth erscheint, nachdem nun einmal die Aeußerung eines bedeutenden Architekten über die Qualität des Glasmalerei⸗Instituts weitere Verbreiterung gefunden hat, daß das Haus auch dieser Aeußerung gegen⸗ über sich überzeugt, ob die erhobenen Vorwürfe zutreffen oder nicht. Mir scheint die Sache so zu liegen, daß der Herr Baurath Wallot dem Herrn Referenten seine Meinung dahin ausgedrückt hat, daß das Königliche Institut für Glasmalerei nicht auf der Höhe steht, daß man ihm Aufträge größerer Art, wie z. B. den für die Fenster am Reichstagsgebäude, anvertrauen könnte. Ich glaube, darüber kann nach dem, was der Herr Referent die Güte hatte, uns auch in der Kommissionssitzung mitzutheilen, kaum ein Zweifel sein. Wenn der betreffende Herr hinterher bei einer Besprechung mit meinem Herrn Kommissarius diese Aussage erheblich modifiziert und zurückgezogen hat, so ist das sehr begreiflich. Man ist bei solchen Unternehmungen leicht geneigt, etwas, das man im Augenblicke zu viel gesagt hat, wieder etwas zurückzuziehen. An der Thatsache, daß ein solches Urtheil ge⸗ sprochen worden ist, werden wir meines Erachtens nichts ändern. Aus diesem Grunde schon scheint es mir nothwendig zu sein, daß das Haus der Abgeordneten sich selbst Uerbezeugung davon verschaffe, wie es mit unserem Institut steht. Ich hoffe, daß trotz des geäußerten entgegenstehenden Urtheils dieses Herrn Architekten, an dessen Ruf als Architekt zu rütteln mir garnicht einfällt, die Probe bestanden wird. Außer dem genannten Herrn giebt es ja doch auch andere Sach⸗ verständige, die zu anderen Urtheilen gekommen sind. Es fällt mir nicht ein, an der Persönlichkeit und seiner Sachkunde Zweifel zu erheben; es scheint mir aber deshalb gerade unbedingt noth⸗ wendig, daß nunmehr das Haus sich selbst davon über⸗ zeugt: in wieweit hat er Recht und in wieweit nicht? und danach seine weitere Stellungnahme zu der Etatsberathung nimmt. Es wird allerdings ja nicht ganz leicht sein, einen Weg zu finden, um die künstlerische Fähigkeit des Instituts ganz klar zusammenzustellen, weil die größeren Arbeiten gemacht und fortgeschickt werden; sie sind also nicht in Vorräthen vorhanden. Man wird die Arbeiten, welche das Institut das Jahr über geliefert hat, zum theil in Zeichnungen dem Hause vorführen; einzelne Arbeiten werden ja auch immer in der Arbeit sein, und schließlich wird man ja die Fabrikationsmethode jedenfalls einem Urtheil unterziehen können, sodaß ich nicht zweifle, es wird einen Weg geben, denjenigen Herren, welche sich für die Sache interessieren, ein klares Bild über die Leistungsfähigkeit des Instituts zu gewähren. Wie gesagt, ich halte es, nachdem die Aeußerungen
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des Herrn Bauraths Wallot bekannt geworden sind, nunmehr sogar
für unerläßlich nothwendig, daß das geschieht.
Bei den Ausgaben für das Ministerium, und zwar beim Ministergehalt, erklärt
Abg, von Schenckendorff (nl.): Weite Kreise des Volks seien darüber beunruhigt, daß die Fortbildungsschulen leiden sollten durch eine vollständige Beseitigung des Sonntagsunterrichts oder doch eine Einschränkung desselben. Es habe sich schon als nothwendig erwiesen, einige Abendstunden in der Woche zu Hilfe zu nehmen. Aber die eigentliche Zeit des Fortbildungsunterrichts sei doch der Sonntagvormittag, zumal für diese Zeit allein die nöthigen Lehrkräfte zur Verfügung ständen, die in den Tagesstunden der Wochentage nicht zu haben seien. Es werde schon so viel darüber geklagt, daß die jungen Leute sich dem Kneipenleben immer mehr und mehr ergäben. Das werde noch mehr der Fall sein, wenn der Fortbildungsunterricht gestört werde, der doch für die Hebung des Mittelstandes ein allgemein bekanntes Hilfsmittel sei. Man habe vorgeschlagen, einen besonderen Gottesdienst für die Fortbildungsschüler einzurichten oder für den Fortbildungsunterricht die Arbeitszeit eines Wochentags, vielleicht des Sonnabends, zu verkürzen. Redner spricht die Hoffnung aus, daß die betheiligten Instanzen die Interessen des Unterrichts wahrnehmen würden. Daß auch für das religiöse Bedürfniß gesorgt werde, wolle auch er. Es müßten bei dieser Frage alle Faktoren des öffentlichen Lebens zusammenwirken.
Abg. Dr. Beumer (nl.): Der Minister hat eine Untersuchung darüber angeordnet, weshalb die Zahl der jugendlichen Arbeiter in so erschreckender Weise abgenommen hat. Das liegt daran, daß die Bestimmungen über die Beschäftigung der jugendlichen Arbeiter so kompliziert sind, daß man zur Erleichterung des Betriebs jugendliche Arbeiter überhaupt nicht mehr annimmt. An der Beschäftigung solcher Arbeiter haben die Industriellen nur ein minimales Interesse Die Eltern haben aber ein Interesse daran, daß die Kinder gleich nach der Entlassung aus der Schule Arbeit finden und nicht auf der Straße verlottern. Der Lohn der jugendlichen Arbeiter kommt meist der Familie zu gute, die jetzt diesen erfreulichen Zuschu entbehren muß. Die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter ist au nothwendig, um einen tüchtigen, eistanlgfäbigen Arbeiterstamm heran⸗ zuziehen. Zu diesem Zweck sollten auch für den gewerblichen Unter⸗ richt größere Summen bewilligt werden; eine Sparsamkeit auf diesem Gebiet gereicht zum Verderben und führt nachher zur Verschwendung, weil später große Summen ausgegeben werden müssen, um das Ver⸗ säumte nachzuholen. Namentlich sollte für die Baugewerksschulen etwas mehr geschehen. Die Städte haben zwar einen Vortheil von
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und Gewerbe Freiherr
solchen Schulen, sie zahlen auch Zuschüsse; aber ebenso wenig, wie en Joschuß für die Universität
man von einer Universitätsstadt ein verlangt, sollte man für solche Schulen einen städtischen Zuschuß ver⸗ langen, zumal unser Etat ja noch 10 Millionen für einen Dom übrig hatte. B““ 1 8 “ ““
dem Minister durch Runderlaß von 1874 und aus den achtziger Jahren
getroffen worden. in Montjoie vorschriften entsprochen, geändert; sie ist feuergefährlicher geworden. wird eine Mischung von 75 % Wolle und 25 % Baumwolle ver⸗ arbeitet, und da wird der Wolf⸗ und Mischraum besonders feuer⸗ gefährlich, sodaß die Bestimmungen, die für sonst ausreichen, verlangen deshalb die Anlage der Wolfräume im Erdgeschoß, und zwar so, daß sie nicht mehr mit Arbeitsräumen und mit Treppen in Verbindung stehen. den Arbeitsräumen bleiben, aber durch feuersest gedeckte Galerien mit ihnen verbunden sein. Fenster, die zur Rettung geöffnet werden können, müssen
Abg. Freiherr von Eynatten (Zentr.) weist darauf hin, daß
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eine große Spinnerei und Weberei in Aachen im vorigen Jahre während des Betriebs niedergebrannt sei, nachdem sie 1886 bereits einmal niedergebrannt war, wobei 17 Menschen das Leben verloren, während j w 1
Schutzvorrichtungen vorhanden gewesen, die doch beim Neubau hätten vorgesehen werden können. außerhalb des Hauses anlegen können.
t vier umgekommen seien. Es seien Wine genügenden
Man hätte doch Galerien mit Treppen
Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Neuhaus: Anordnungen sind von
Es hat neben dem Aachener Brand ein solcher stattgefunden. Beide Fabriken haben den Bau⸗ aber die Verarbeitungsmethode hat sich In der Aachener Fabrik
Baumwollenfabriken
nicht mehr genügen. Neuere Bestimmungen
Auch die Treppenhäuser sollen getrennt von
s kenntlich bezeichnet sein, die Decken sollen feuerfest sein u. s. w. Diefe Grundsätze sind an sämmtliche Regierungs⸗Präsidenten mitgetheilt worden zur Nachachtung und zur Kritik. Bei der schnell
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fortschreitenden Entwickelung der Industrie ist es nicht möglich, Vor⸗ schriften zu treffen, die auch nur für absehbare Zeiten immer zu⸗ treffend sind.
Abg. Horn (nl.) bittet den Minister, die Auswüchse der Konsum⸗ vereine zu beseitigen, die sogar bei staatlichen Ausschreibungen be⸗ günstigt würden.
Minister für Berlepsch:
Die Diskussion nimmt soviel verschiedene Gebiete in Anspruch, daß ich doch schon im gegenwärtigen Augenblick es für angemessen halte, auf einige Bemerkungen zu antworten, die die Herren Vorredner gethan haben. Zunächst war es Herr von Schenckendorff, der auf die Gefahr hinwies, die in der Ausführung des § 120 der Gewerbe⸗ ordnung für den Bestand der Fach⸗ und Fortbildungsschulen für Preußen liegt. Meine Herren, ich muß ⸗anerkennen, daß diese Gefahr allerdings vorliegt; es ist uns nicht gelungen, wie, wir ge⸗ hofft haben, durch die Ausnahmebefugniß, die der § 120 giebt, durch Errichtung eines besonderen Gottesdienstes für die Schüler der Fortbildungsschulen, überall das Bestehen der⸗ selben zu sichern. So stehen wir allerdings vor der Frage, ob am 1. Oktober 1894 ein Theil unseres Sonntagsunterrichts an den Fort⸗ bildungsschulen fortfallen muß, und zwar derjenige Theil, von dem wir allerdings die Ueberzeugung haben, daß er der wichtigste ist und auch an anderen Tagen als den Sonntagen nicht wird ertheilt werden können. (Hört, hört!) Es handelt sich nach meiner Auf⸗ faffung um den Zeichenunterricht. Ich glaube, man wird mit mir einverstanden⸗ sein, daß man wohl thut, weiter⸗ gehende Ansprüche an den Sonntagsunterricht nach Möglichkeit oder nicht nur nach Möglichkeit, sondern radikal abzu⸗ weisen; wenn es nicht gleich geht, so soll man jedenfalls in der Zukunft dazu kommen. In der Beschränkung auf den Zeichenunterricht aber, meine Herren, halte ich allerdings die Aufhebung des Sonntags⸗ unterrichts für sehr bedenklich. Es liegt auf der Hand, daß das Zeichnen, insbesondere das gewerbliche Fachzeichnen, Tageslicht braucht, nicht nur Tageslicht, sondern vor allen Dingen — und das ist das wichtigste, meine Herren, — es braucht eine ausgeruhte Hand. (Sehr richtig!)
Man kann unmöglich einen Gesellen oder Lehrling nach zehn⸗ und mehrstündiger schwerer Tagesarbeit in den Abendstunden an den Zeichentisch setzen, und dann von ihm verlangen, daß er noch irgend etwas Gedeihliches leistet. (Sehr richtig!) Das liegt so auf der Hand, daß ich glaube, ich „habe nicht nöthig, auch die verschiedenen Sachverständigenurtheile, die in dieser Beziehung ergangen sind, noch des näheren zu erwähnen.
Also, meine Herren, ich glaube, daß es unerläßlich nothwendig sein wird, einen Weg zu finden, auf dem wir die Möglichkeit haben, am Sonntag einige Stunden hintereinander den gewexblichen Zeichen⸗ unterricht uns zu erhalten. Es wäre ja unzweifelhaft erstrebenswerth und viel besser, wenn es möglich wäre, diesen Unterricht an einem Wochen⸗ tag zu geben. Abends geht es nicht, das habe ich mir eben auseinander zu setzen gestattet; in den Morgen⸗ und Mittagstunden geht es zur Zeit aber auch nicht, weil wir dann die betreffenden Betriebe lahm legen und den Verdienst der Arbeiter in einem Maße schmälern würden, daß an dieses Mittel nicht gedacht werden kann. (Sehr richtig!) Gerade diejenigen Stunden, die bei der Arbeit in der Woche mit die noth⸗ wendigsten und diejenigen sind, in denen am meisten gefördert wird, die Frühstunden, die frühen Mittagsstunden, sind diejenigen, die bei dem Zeichenunterricht in Anspruch genommen werden müssen. Es ginge ja allenfalls noch eher, wenn es sich bei dieser Frage nur um Lehrlinge handelte. Gott sei Dank liegt es aber anders. Heute nehmen an dem ge⸗ werblichen und Fortbildungsschulunterricht, namentlich dem Zeichenunter⸗ richt, die Gesellen und Meister in einem Umfang theil, daß es im höchsten Grade bedauerlich wäre, wenn wir genöthigt würden, Ein⸗ schränkungen eintreten zu lassen. (Sehr richtig! links.)
Ich erkenne die Nothwendigkeit, wie jetzt die Verhältnisse einmal liegen, an, einen Weg zu suchen, um den gewerblichen Unterricht, den Zeichenunterricht, an Sonntagen zu erhalten. Ich gebe noch immer die Hoffnung nicht auf, daß doch eine Vereinbarung mit den kirch⸗ lichen Behörden an einzelnen Orten zu erzielen ist. Wir haben ja eine Reihe von Ortschaften, wo das gelungen ist, und zwar nicht bloß katholische Ortschaften, wo die Frage dessen, was Hauptgottesdienst ist, in diesem Falle sehr viel leichter liegt, weil auch in den Frühstunden Hauptgottesdienst stattfindet; das ist wenigstens der Gottesdienst, der von der katholischen Geistlichkeit als Hauptgottesdienst bezeichnet wird, während in evangelischen Kreisen der Hauptgottesdienst Vormittags stattfindet in den Stunden mit dem Beginn um 9, 10 und 11 Uhr. Darin liegt die große Schwie⸗ rigkeit. Trotzdem ist es auch in Ortschaften, wo die evangelische
Handel und Gewerbe Freiherr von
Konfession die überwiegende oder alleinige ist, gelungen, ein Arran⸗