Neues Theater.
Von einem b sher als Theaterschriftsteller unbekannten Eduard Krämer wurde 11 “ „Studie“ ein Einakter, „Das Recht der Frau“, zum ersten
kleine Werk enthält in guter,
danken zu bringen. eine Unterhaltung geistert worden dem Erwerbe so wie
mit dem Schhriftsteller Karl
Nach einer kurzen Unterredung mit ihrem Gatten, der ihr auseinander⸗ setzt, daß das Leben der Frau unter normalen Verhältnissen sich im Hause abspielen, daß sie durch ihre liebevolle Sorgfalt dem Mann seine im Lebensberuf außer dem Hause entstandene Sorge erleichtern müsse, sinkt sie ihm in die Arme und erklärt sich damit besiegt durch die über⸗ zeugenden Gründe ihres Ehemanns. Das anspruchslose Stück wurde treff⸗ lich dargestellt. Die junge, nach Selbständigkeit ringende Frau paßt so recht für die eigenartige Begabung des Fräuleins Wagen und wurde darum ebenso tadellos gegeben, wie der seine männliche Ueberlegenheit in freundlichster Unterredung, aber mit darum nicht geringerer Sicherheit zur Geltung bringende Gatte durch Herrn Rittner. Außerdem waren an der Plauderei noch mit gutem Erfolg betheiligt die Damen Pagay und Lou Brion, die Herren Refim und Aderer. Der im Pees anwesende Verfasser wurde durch den lebhaften Beifall mehrere
2
Male veranlaßt, sich zum Dank auf der Bühne zu zeigen.
Konzerte.
Im Königlichen Opernhause fand gestern der unte Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle unter Leitung des Königlichen Kapellmeisters Herrn Felix Weingartner statt. Die Ouvertüre „Die Weihe des Hauses“ von Beethoven eröffnete den Abend; ihr folgten Schumann’'s B-dur-Symphonie, die beliebteste des Meisters, und die Ouvertüre zu der Oper „Die verkaufte Braut“ von Smetana, welche auf Wunsch wiederholt wurde. Den Beschluß des Abends machte die selten gehörte Symphonie von Goldmark „Die ländliche
Hochzeit“, die von der Kapelle früher nur einmal, und zwar unter Leitung Wilhelm Taubert's ausgeführt wurde. Sie enthält eine Reihe von fünf wechselnden, stets interessant belebten Tonbildern, die in origineller und sinnreicher Weise durchgeführt sind. Alle Kompositionen wurden von der Königlichen Kapelle unter ihrer an⸗
erkannt ausgezeichneten Leitung vortrefflich zur Ausführung gebracht.
6 Gestern Mittag wurde im Saale der Philharmonie eine Trauerfeier zum Gedächtniß Dr. Hans von Bülow's begangen.
Veranstaltet hatten diese würdige Feier der von Herrn Ochs geleitete
Philharmonische Chor, das Philharmonische Orchester,
die Direktion der Philharmonie und die Konzert⸗
Direktion Hermann Wolff. Nach einem Choralvorspiel für
Orgel von Seb. Bach stimmte der Chor den „Elegischen Gesang“
von Beethoven an: So, wie du lebtest, hast du vollendet“. Hierauf olgte eine von Dr. Welti verfaßte Gedächtnißrede, welche Herr Josef
Kainz vortrug, und die des Dahingeschiedenen Verdienste um die
Tonkunst, die Verbreitung und geistvolle Interpretation der Meister⸗
werke eines Bach und Beethoven sowie der neueren Kompositionen von Wagner, Liszt, Brahms und anderen hervorhob, und betonte, daß er sich durch seine Thätigkeit als 1.“* Dirigent ein nationales Andenken erworben habe. Mit Vorliebe habe er die in der hiesigen Philharmonie veranstalteten Musikaufführungen geleitet und hnen einen Weltruf verschafft. Den Schluß der Feier bildete das
Wetterbericht vom 10. März, 8 Uhr Morgens. 8
Sucher.
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Früchte.
Wind. Wetter.
Temperatur SAI Cœ) in 0 Celsius
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Bar. auf 0 Gr u. d. Meeress red. in Mill
50 C. = 4 0R.
748 SW wolkig 742 SSW 2 beiter
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Aberdeen S 2 740 SO 8 bedeckt
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Christiansund Kopenhagen. Stockholm . 8 hendas 86 .Petersbg. Moskau ...
Cork, Queens⸗ 1, Cherbourg. 5 .1.“ Eb1“ amburg winemünde Neufahrwasser 757 Memel 757
Heris “ 758 76752 Karlsruhe .. 759 Wiesbaden . 757 München .. 760 Chemnitz .. 757 Berlin 755 eö157555 Breslau 758 Ile d'Aix . 761 Nizza.. 763 717763 sti
¹) Dunst. ²) Nachts Regen, ³) Gestern und Nachts Regen.
Uebersicht der Witterung.
Die Wetterlage hat sich im allgemeinen wenig verändert. Die Witterung von West⸗Europa steht unter dem Einfluß einer umfangreichen Depression, deren Kern nördlich von Schottland liegt; am böcften ist der Luftdruck über Nordost⸗Europa. Bei meist schwacher, südlicher bis westlicher Luftströmung ist das Wetter in Deutschland mild, trüber und regnerisch; allenthalben ist Regen gefallen, am meisten, 13 mm, auf Sylt und Helgoland; die “ liegt 2 bis 5 Grad über dem Mittel⸗ werth; die Frostgrenze verläuft von Stockholm süd⸗ ostwärts nach Kiew, während an der Westküste von Frankreich die Temperatur 10 Grad über Null liegt.
Deutsche Seewarte.
ekavxGesaksʒhakhsʒaaxhxmeskeʒmaexrsessaexhxxeasraxvsxaxchssxaxxed Meevete -evans.. Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern⸗ haus. 62. Vorstellung. Die Medici. Historische
ndlung in 4 Akten, Dichtung und Musik von R. Leoncavallo. Uebersetzung von Emil Taubert.
Anfang 7 ½ Uhr. 750 SW Regen ¹) Montag: 757 OSO bedeckt
768 still wolkenlos 763 NO 1 Schnee
761 still Schnee
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7 ½ Uh
mannsschlacht. 752 756 751 748 750 752
halb bed. bedeckt wolkig Regen Regen wolkig²) bedeckt Nebel
bedeckt Regen Regen bedeckt) wolkig Regen bedeckt Nebel bedeckt
bedeckt 10 halb bed. 10 wolkig 10
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Hartmann.
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Lohengrin.
Medici. Stuttgart, Sonntag:
bach:
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68 920,99 8
Horizont Dunst. einstudiert:
Die
Senator.
Verfasser Abend unter der . hälh ale
gegeben und von den Zuschauern mit Interesse aufgenommen. Das Ver 1 fließender eine anziehende Plauderei über die Frauenfrage, ohne dabei im wesentlichen neue Ge⸗ Eine junge Frau, Anna Bohrmann, ist durch ng . Wilde be⸗ ‚für die Idee, daß es das Recht der Frau sei, an ebbe ihres Ehemanns thätigen Antheil zu nehmen und seine Freuden und Vergnügungen im geselligen Leben auch seine Sorge und Befriedigung im Erwerbsleben zu theilen.
„Schicksalslied“ von Brahms für Chor und Orchester „Ihr wandelt droben im Licht“ (nach Hölderlin's Dichtung). Alle Ausführenden schienen von begeisterter Hingebung für den verehrten Meister erfüllt. Chor und Orchester waren hinter einem Wald von blühenden Topf⸗ gewächsen aufgestellt und für die Zuhörer nicht sichtbar. Vor dem mit schwarzem Flor umkleideten Podium erhob sich die Büste Hans von Bülow’'s. Der Eindruck der Feier war ein nachhaltiger und tief ergreifender. 8 Im Saal Bechstein gab’ gestern Abend der Cellovirtuose Herr Demeter Dinico, Professor am Konservatorium in Bukarest, ein Konzert, welches er in Gemeinschaft mit der Pianistin Frau Agathe Fischer⸗Sobell durch den Vortrag der hier bereits öfter gehörten Sonate für Klavier und Cello von Rubinstein, op. 18, eröffnete. Sein breiter, markiger Ton, seine unfehlbare technische Sicherheit, sowie seine sehr lebendige Vortragsweise kamen darin trefflich zur Geltung. wenn man auch mit den Tempo⸗ bewegungen nicht immer einverstanden sein konnte. Auch mit mehreren kleineren Stücken von Pergolese, Valensin, Popper, Händel u. a. erwarb sich der Konzertgeber wohlverdienten Beifall; dem „Spinnlied“ von Popper fehlte jedoch das erforderliche duftige piano im Vortrag. Die Pianistin, welche ihren Klavierpart in der Sonate klar und sicher ausführte, erfreute noch durch die graziöse und interessante Ausfü rung mehrerer Picen von Chopin, Mendelssohn und Weber. Auch die bereits vor⸗ theilhaft bekannte Altistin Fräulein Harriet M. Behnne erntete durch den wohlgelungenen Vortrag einiger Lieder von Bungert und R. L. Herman ermunternden Beifall; jedoch wird sie für die Ausgleichung
derselben Künstlerin in der Titelrolle, zu ermäßigten Preisen Flagty'⸗ „Käthchen von Heilbronn.“* gten Preisen Kleiste Im Lessing⸗Theater wird sich in der neuen Woche der Spielplan ausschließlich aus Wiederholungen von Victorien Sardou's Lustspiel „Madame Sans⸗Goͤne“ zusammensetzen. Im Wallner⸗Theater findet morgen die letzte Gastvor⸗ stellung des Lessing⸗Theaters statt, und zwar wie schon gemeldet in vollständig neuer Rollenbesetzung Oscar Blumenthal'’s Lustspiel „Das zweite Gesicht“ zur Darstellung. — Am 18. d. M. beginnt das Gastspiel des Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters. Zur Aufführung gelangt die Offenbach'sche Operette „Die schöne Helena“ Der Vorverkanf der Billets zu dieser Vorstellung findet bereits am Donnerstag, Sonnabend und Sonntag von 10 bis 2 Uhr an der Kasse des Wallner⸗Theaters zu den bisherigen Preisen statt. b I1Iu Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater wird bis einschließlich nächsten Freitag die Strauß'sche Operette „Der lustige Krieg“ gegeben. 8 „Im Theater Unter den Linden bringt der morgige Nach⸗ mittag zu halben Kassenpreisen eine Wiederholung von Ferron’8 „Sataniel“ mit Jenny Broch und Eduard Steinberger in den Haupt⸗ rollen. Am Abend geht zum 43. Male „Der Obersteiger“ in Scene. Im Viktoria⸗Theater geht morgen Abend wie alltäglich das Ausstattungsstück „Der Südstern“ und Nachmittags 3 Uhr bei bedeutend ermäßigten Preisen (Parquet 1 ℳ) die Nestroy'sche Posse „Einen Jux will er sich machen“ zum ersten Mal in Scene. Das Programm des zweiten Klavierabends, welchen Madame Marie Roger⸗Mielos aus Paris am Dienstag im Saal Bech⸗
Im Königlichen Opernh „Medici“ gegeben. — Montag, am
Herr Betz, Donar: Herr Krolop, Gudehus, Alberich: Herr Schmidt
Hiedler, gunde: Fräulein meister Sucher dirigiert. — Die Becker, Dichtung von
aktige Lustspiel Frü
„Verbotene „Komödie der Irrungen“ (Damen
Oberländer, Link, Eichholz, Winter Heinrich von Kleist's „Hermannssch
„Der Herr Senator“
1 morgen, am und Sonnabend.
Das Berliner Theaterbrin rung und theilweise neuer Besetzun
Ludwig Barnay die Titelrolle, Marie
Donnerstag und am Sonnabend zu das Schauspiel „Dorf und Stadt“
Tanz von Emil Graeb. Ober⸗Regisseur Tetzlaff.
Anfang 7 ½ Uhr. Schauspielhaus. 69. Vorstellung. Frü⸗ Lustspiel in 3 Aufzügen, nach einem Zwischenspiel des Cervantes, von Emil Gött. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. omödie der Irrungen. 3 Aufzügen von William Shakespeare. deutsche Bühne eingerichtet von Karl von Holtey. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube.
Opernhaus.
Allerhöchsten Befehl.
as Rheingold von Richard Wagner. Anfang r.
Schauspielhaus.
Heinrich von Kleist. Dienstag: Opernhaus. Oper in 1 Akt von Ferdinand Hummel. Axel Delmar. — Die Puppenfee. Pantomimisches Ballet⸗Divertissement von Haßreiter und Gaul. Musik von J. Bayer. — Bajazzi (Pagliacci). Oper in 2 Akten und einem Prolog. Dichtung von R. Leoncavallo, deutsch von (Tonio: in Stuttgart, als Gast.) Schauspielhaus. wollt. Lustspiel in 4 Aufzügen von Shakespeare, nach Schlegel’s Uebersetzung. Anfang 7 ½ Uhr. Opernhaus: Mittwoch: Falstaff. Donnerstag: (Telramund: Herr Pröll, theater in Stuttgart, als Gast.) (Lorenzo: Herr Pröll, vom Hoftheater in als Gast.) Tannhäuser. eerr Pröll, als Gast.) Montag: Orpheus und Eurnydice. Schauspielhaus. (Marinelli: Herr Friedrich Haase, als Gast). Don⸗ nerstag: Hannele. Ein Sommernachtstraum. Michel Perrin. Der Narr des Glücks. (Michel Perrin und Theo⸗ bald: Herr Friedrich Haase, als Gast.) Hermannsschlacht. (Narziß: Herr Friedrich Haase, als Gast.)
Deutsches Thrater.
Anfang 7 ½ Uhr. Montag: König Lear. 8 Dienstag: Der Herr Senator.
Berliner Theater. Sonntag, Nachm. 2 ½ Uhr: Aus eignem Recht.
Abends 7 ½ Uhr: Kean.
Montag: Narziß.
Dienstag: Dorf und Stadt.
Lessing-Theater. Sonntag u. folgende Tage: Madame Saus⸗Gene.
In Scene gesetzt vom Dirigent: Kapellmeister
Verbotene
Lustspiel in Für die
63. Vorstellung. Auf 5. Gesellschafts⸗Abend.
70. Vorstellung. Die Her⸗
Ein Drama in 5 Aufzügen von Anfang 7 ½ Uhr.
64. Vorstellung. Mara.
Text von
Musik und udwig Herr Pröll, vom Hof⸗Theater Anfang 7 ½ Uhr.
71. Vorstellung. Was ihr
vom Hof⸗
Freitag: Die
Sonnabend: Falstaff. (Wolfram von Eschin⸗ vom Hoftheater in Stuttgart, Mittwoch: Emilia Galbotti.
Meister Andrea. Freitag:
Sonnabend : Neu Neu einstudiert:
Sonntag:
Montag: Narziß.
Sonntag: Der Herr
Anfang 7 ½ Uhr
der Klangfarbe noch Sorge tragen müssen.
Wagner’'s „Rheingold“ in nachstehender Besetzung in Scene: Wotan:
Stammer, Fafner: Herr Mödlinger, Fricka: Frau Sucher, Freia: Fräulein „N. rda: Frau Götze, Woglinde: Rothauser, Floßhilde: Frau Lammert.
Becker, Franz Koppel⸗Ellfeld, ist 1— Königliche Opernhaus zur Aufführung angenommen worden. 16“ einer Im Königlichen Schauspielh
Schramm, Plan, Herren Vollmer,
Richter, Herren Matkowsky, Purschian, Vollmer, Hartmann, Keßler,
Das Deutsche Theater bringt Wiederholungen des Lustspiels
Am Montag geht neuer Besetzung „König Lear“ in Jüdin von Toledo“ zur Aufführung.
Ludwig Barnay in der Titelrolle und den Damen Pospischil und Sauer, den Herren Kraußneck und Stahl in den übrigen Hauptrollen. Das Wert wird am Freitag (gelegentlich der 29. Abonnements⸗Vorstellung) wieder⸗ holt. Der morgige Abend bringt eine Wiederholung von „Kean“, der Montag eine solche des Brachvogel'schen Schauspiels „Narziß“, in welchem
Wichert's Schauspiel „Aus eigenem Recht“ gelangt morgen Nachmittag, am
als Lorle in Scene, und der nächste Sonntag Nachmittag bringt, mit
ause werden morgen Leoncavallo's 5. (letzten) Gesellschaftsabend, geht
roh: Herr Philipp, Loge: Herr Mime: Herr Lieban, Fasoldt: Herr
Kapell⸗ Oper „Frauenlob“ von Reinhold soeben für das ause werden morgen] das drei⸗ ewahrung hte“ (Damen Conrad, Lindner, eßler, Hertzer), und Shakespeare’s von Hochenburger, Lindner, Kahle,
Jahren
) gegeben. — Am Montag gelangt lacht“ zur Aufführung.
Dienstag, Mittwoch, Donnerstag
neu einstudiert mit theilweise Scene. Freitag kommt „Die
gt am Mittwoch in neuer Einstudie⸗ g Shakespeare’s „König Lear“ mit
Pospischil die Pompadour darstellt.
r Aufführung. Am Dienstag beht mit Auguste Prasch⸗Grevenberg
Wallner-Theater. Gesicht.
Kriedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25.
Sonntag: Neu einstudiert: Der lustige Krieg. Operette in 3 Akten von F. Zell und R. Genée. Musik von J. Strauß. Regie: Herr Epstein. “ Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 ½⅔ r.
Montag: Der lustige Krieg.
Sonntag: Das zweite
Residenz⸗-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗
burg. Sonntag: Zum 20. Male. Der Masken⸗ ball (Veglione). Schwank in drei Akten von Alexandre Bisson und Albert Caré. Deutsch von Benno Jacobson. Regie: Hermann Haack. — Vorher: Vermischte Anzeigen. Schwank in 1 Akt, nach dem Französischen des R. Dreyfuß, von Maximilian Bern. Anfang 7 ½ Uhr. Montag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
Neues Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonntag: Nachmittags⸗Vorstellung zu er⸗ mäßigten Preisen. A Basso Porto. Scenen aus dem neapolitanischen Volksleben in 3 Akten von Goffredo Cognetti. Deutsch von Emil Dürer. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. — Vorher: Im Negligée. Anfang 3 Uhr.
Abend⸗Vorstellung. Zum 1. Male wiederholt. Marguerite Bernard (La Femme). Schau⸗ spiel in 4 Akten von Frederic Carmon. Deutsch von Paul Block. Anfang 7 ½ Uhr.
Montag: Dieselbe Vorstellung.
Dienstag; A Basso Porto. Recht der Frau.
Vorher: Das
Viktoria-Thegter. Belle⸗Alliancestraße 7/8. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr, ermäßigte Preise: Einen Jux will er sich machen. Posse mit Ge⸗ sang in 8 Bildern.
Abends 7 ½ Uhr: Der Südstern. stück mit Gesang und großem Ballet.
Montag: Der Südstern.
Ausstattungs⸗
Theater Unter den Linden. Sonntag, Nachm. 3 Uhr: Sataniel. (Halbe Kassenpreise.) Abends 7 ½ Uhr: Der Obersteiger.
Adolph Ernst⸗Theater. Sonntag, 7 ½ Uhr: Charley's Tante. Schwank in 3 Akten von Brandon Thomas. Vorher: Die Bajazzi. BL Posse mit Gesang in 1 Akt von Ed. Jacobson und Benno Jacobson. Musik von Franz Roth. In Scene gesemn von Abd. Ernst. 3
Montag: Dieselbe Vorstellung.
Bentral⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Sonntag: Zum 6. Male. Novität! Ein ge⸗ sunder Junge. Posse mit Gesang in 3 Akten von Jean Kren. Musik von Julius Einödshofe Anfang 7 ½ Uhr. “
Montag: Ein gesunder
stein giebt, bringt von größeren Werken den mann und eine Phantasie von Godard noch nicht gespielt worden.
Auf Wunsch Seiner Majestät des Kaisers hat,
. erfährt, der Magistrat von Mittenw Fräulein Leisinger, Well. Schuldurkunde aus dem s. Z. erwähnten historischen von dem Kurfürsten Joachim II. aus kabinet Seiner Majestät gesandt. Rathhauses wurde kürzlich noch ein
alter r 1818 bis 1820 entdeckt, aus welchem ersichtlich der Mittenwalder I schon damals an den Einlösung der alten
Im Zirkus Renz finden morgen statt, und zwar Nachmittags die zur stimmte Komikervorstellung und Abends eine große equestrische Extra⸗ Soirée mit der Jagdpantomime „Aufet auf! zur fröhlichen Jagd!“
Mannigfaltiges. —
neuer Fund gemacht. Ge Repositorien, welche zur Auf⸗ wurde ein Aktenstück aus den ist, daß Berliner wegen
Erweiterung der Akten dienen,
Ferner wurde noch ein
Vor dem Deutschen Sprachverein Berlin wird am Dienstag, 13. März, Abends 8 ½ Uhr, im Wirthshause zum Schultheiß, Potsdamerstraße 13, Dr. Streit einen Vortrag über „Zween, zwei und Verwandtes“ halten.
1 . zwo, Gäste sind willkommen.
wieder zwei Vorstellungen rheiterung der Kinderwelt be⸗
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten
Beilage.)
Konzerte.
Konzert-Haus. Karl Meyder⸗Kouzert. Sonntag Anfang 6 Uhr, Montag Anfang 7 Uhr. Symphonie⸗Konzert unter fgälliher Mitwirkung der Opernsängerin Fräulein Wilh. Meyer. Symphonie Nr. 2 D-dur von Beethoven. Arie der Elisabeth aus „Tannhäuser“ von Wagner, gesungen von Frl. Meyer. Serenade D-moll von Volkmann, a. 8e tu m'amassé von Denza. b. „Vöglein, wohin so schnell“ von Holzel, gesungen von Frl. Meyer.
Saal Bechstein. Sonntag, Abends 7 ½ Uhr: III. Lieder⸗Abend von Selma Nicklaß⸗Kempner,
unter gef. Mitw. des Violinvirtuosen Herrn Ludwig
Bleuer.
Birkus Renz (Karlstraße)h. Sonntag: Zwei Vorstellungen. Nachm. 4 Uhr (1 Kind unter 10 Jahren frei): Große Komiker⸗Vorftellung. Auftreten “ Clowns. Ferner: 6 Rappen und Karoussel von. 30 Pferden, vorgeführt von Herrn R. Renz; Jeu de la rose ꝛc.
Abends 7 ½ Uhr: Auf auf zur fröhlichen Jagd. Außerdem: der ostpr. Hengst Blondel und Monstre⸗ Tableau von 60 Pferden, vorgeführt vom Dir. Fr. Renz; Konkurrenzschule, geritten von Frau Renz⸗ Stark und Frl. Oceana Renz; der urkomische Imi⸗ tator⸗Clown Mr. Ybbs; die Handakrobaten Gebr. Detroit ꝛc. .
Montag: Auf auf zur fröhlichen Jagd.
Familien⸗Nachrichten.
erlobt: Frl. Valeria von Dillon mit Hrn. Prem.⸗Lieut. Konrad von Horn (Berlin — Groß⸗ Lichterfelde).
Verehelicht: Hr. Regierungs⸗Rath Wilhelm Heegpfer mit Frl. Elsa Schmidt (Limburg a. d.
ahn).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landrichter R. Weisser (Lissa). — Eine Tochter: Hrn. Pfarrer F. Hosemann (Fredersdorf). — Hru. Kgl. Amts⸗ pächter Körner (Kostellitz O.⸗S.). 8
Gestorben: Hr. Pastor emer. Eduard Weise (Wittenberg). — Frl. Anna von Wartenberg (Charlottenburg). — Hr. Major a. D. Constant von Ruville (Stendal). — Hr. Pfarrer Augustin Berczik (Schönwald).
Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin: — e Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. 8 Acht Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
„Karneval“ von Schu⸗ letztgenanntes Werk ist hier e“ b
wie die alde diejenige n Funde, welche gestellt worden ist, an das Zivil⸗ Auf dem Boden des Mittenwalder
chuldverschreibungen herangetreten ist, darauf aber einen ablehnenden Bescheid erhalten hat. Aktenstück aus dem Jahre 1823 gefunden, welches ebenfalls die Ab⸗ schrift von Anträgen auf Einlösung derselben Schuldtitel, jedoch keine Antwort des Berliner Magistrats enthält.
Erste Beilage
nzeiger und Königlich Preußi
8
Berlin, Sonnabend, den 10. März
s⸗Anzeiger.
Deutscher Reichstag. 8 67. Sitzung vom Freitag, 9. März, 1 Uhr. 1 en Beginn der Sitzung ist bereits in der Numme
8a; berichet worden. bugg gestern erwähnte Rede des nc 8 lich preußischen Ministers der öffentlichen Arbeiten Fhtelen bei der Berathung des Etats der Reichs⸗ Eisenbahnen zur Bekämpfung des Antrags der Budget⸗ kommission, die Einnahmen aus dem Personen⸗ und Gepäck⸗ verkehr um 500 000 ℳ, aus dem Güterverkehr um 2500 000 ℳ zu erhöhen, hat nachstehenden Wortlaut:
Königlich preußischer Bevollmächtigter zum Bundesrath, Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen:
Meine Herren! Die Veranschlagung der Einnahmen und Aus⸗ gaben für das Betriebsjahr 1894/95 ist genau nach denselben Grund⸗ sätzen erfolgt wie die der Vorjahre, insbesondere ist die Schätzung dieser Verkehrseinnahmen erfolgt auf Grundlage der für das Jahr 1892/93 rechnungsmäßig festgestellten Zahlen. Die Kommission des hohen Hauses hat geglaubt, diese Grundsätze verlassen zu müssen, und sch für die höhere Veranschlagung der Verkehrseinnahmen aus dem Personen⸗ und Güterverkehr auf die inzwischen bekannt gewordenen Einnahmen der ersten zehn Monate des laufenden Betriebs⸗ jahres gestützt. Meine Herren, diese Zahlen beruhen zum über⸗ wiegenden Theile auf Schätzungen und sind nur zum geringen Theil auf feste rechnungsmäßige Grundlage aufgestellt. Es ist sehr natürlich, daß ein großer Theil der Verkehrseinnahmen infolge Abrechnung mit fremden Bahnen erst monatelang, nachdem die Einnahme erfolgt ist, festgestelt werden kann. Ist dies im allgemeinen schon erklärlich, so wird dies umsomehr hei einem Eisenbahnnetz wie das der Reichs⸗ eisenbahnen, bei denen der direkte Verkehr eine so außerordentlich große Rolle spielt. 8 *
Meine Herren, nun ist richtig, daß die ersten zehn Monate des laufenden Jahres eine nicht unbeträchtliche Mehreinnahme gebracht haben, die zu der Zeit, als der Etat auf⸗ gestelt werden mußte, naturgemäß noch nicht in Aus⸗ sicht genommen werden konnte. Vielmehr ließen die Ergebnisse der ersten vier Monate nicht voraussehen, daß eine erhebliche Mehrung der Einnahmen eintreten würde.
Meine Herren, im allgemeinen glaube ich, ist der Grundsatz, der bisher seitens der Verwaltung der Reichseisenbahnen aufgestellt worden ist, bei der Veranschlagung der Verkehrseinnahmen, dem⸗ jenigen vorzuziehen, den die Budgetkommission eingeschlagen hat, und zwar um deswillen vorzuziehen, weil die einzige sichere Grundlage diejenige ist, welche sich aus den vollständig festen Zahlen des abge⸗ schlossenen Etats ergeben. Denn, wenn wir die Einnahme des laufenden Jahres zu Grunde legen für die Veranschlagung der Ver⸗ kehreinnahmen des nächsten Jahres, begeben wir uns auf ein Gebiet der Spekulation, welches erfahrungsmäßig zu bitteren Täuschungen führen kann. Ich erlaube mir, in dieser Beziehung nur auf die Er⸗ fahrungen hinzuweisen, welche in ähnlicher Lage bei dem Etat der preußischen Staatseisenbahnen für das Verkehrsjahr 1892/93 gemacht worden sind. Aber auch wenn wir über die sehr gewichtigen Bedenken hinwegsehen, welche dem entgegenstehen, die Einnahmen des laufenden Jahres zu Grunde zu legen, müssen wir uns doch zunächst fragen, ob bei der Einnahme des laufenden Jahres auch die Momente mit berücksichtigt werden dürfen, welche für das nächste Jahr als wegfallend zu betrachten sind. Im Personenverkehr wird nach dem Januarabschluß in der Annahme, daß die Einnahmen der noch ausstehenden beiden Monate Februar und März denen des Vorjahres ungefähr gleichkommen werden, die Ge⸗ sammteinnahme des Jahres 1893/94 sich voraussichtlich auf 13 674 000 ℳ stellen. Das ist gegen das Jahr 1892/93 mehr 544 000 ℳ und gegen den Etatsansatz für 1894/95 mehr 200 000 ℳ Allein der Personenverkehr des laufenden Jahres ist durch verschiedene günstige Momente beeinflußt, deren Wiederkehr man nicht voraussehen kann. Das Jahr 1893/94 war ein ganz ausnahmsweise vom Wetter begünstigtes, frühes Frühjahr, warmer Sommer, milder Winter, drei Mo⸗ mente, die für den Personenverkehr von außerordentlicher Bedeutung sind. Als viertes Moment kam hinzu, daß im vorigen Herbst die Kaisermanöver in den Reichslanden abgehalten wurden. Ich habe feststellen lassen, wie hoch ungefähr die Mehreinnahmen, die sich aus den Kaiser⸗ manövern für die Reichs⸗Eisenbahnen ergeben, zu veranschlagen sind, und es ist dieser Voranschlag auf die Summe von 120 000 ℳ be⸗ ziffert worden. Aehnliche außerordentliche Anlässe zur Vermehrung der Verkehrseinnahmen sind naturgemäß für das Jahr 1894/95 nicht zu erwarten. Für den Güterverkehr liegen die Verhältnisse ganz ähnlich. Der Güterverkehr wird nach dem Januarabschluß unter Einbeziehung der vorjährigen Einnahmen aus Februar und März im Jahre 1894/95 voraussichtlich eine Einnahme von 44 056 000 be⸗ tragen. Das ist gegen 1893/94 mehr 1 784 000 ℳ, und gegen den Etatsansatz für 1894/95 mehr 1 728 000 ℳ
Aber auch hier muß ich auf eine Reihe von Momenten auf⸗ merksam machen, welche dazu beigetragen haben, die Vermehrung der Verkehrseinnahmen herbeizuführen. Zunächst der außerordentliche Mehr⸗ transport von Futtermaterial, welcher infolge der Futternoth im ganzen Lande, besonders auch im Reichslande, eingetreten ist. Die hieraus für die Reichseisenbahnen sich ergebenden Mehreinnahmen sind berechnet worden bis zum September allein auf 335 000 ℳ Sie werden bis Ende des Rechnungsjahres auf etwa 600 000 ℳ zu veranschlagen sein. Ferner wird, ebenfalls infolge der Futternoth, eine sehr bedeutende Mehreinnahme sich ergeben aus dem Viehverkehr. Bekanntlich haben leider die Landwirthe einen großen Theil ihres Viehstandes ab⸗ stoßen müssen, weil sie es nicht ernähren konnten. Die Mehrein⸗ nahmen, die aus dieser bedauerlichen Thatsache den Reichs⸗Eisenbahnen erflossen sind, werden auf 160 000 ℳ veranschlagt. Dann kommt noch ein Posten hinzu, der eine ziemlich hohe Ziffer darstellt, das sind nämlich die Mehreinnahmen der Reichs⸗Eisenbahnen aus dem Vordringen der belgischen Kohle nach Süddeutschland. Es ist allerdings anzunehmen, daß dieses Vordringen der belgischen Kohle, welche die Saarkohle auf den Konkurrenz⸗
1
märkten zum theil weggedrängt hat, nur ein vorüber⸗ gehendes sei. Allein im laufenden Jahre sind daraus doch Mehr⸗ einnahmen, wie gesagt, von über 400 000 ℳ für die Reichseisenbahn erwachsen. Bringt man die Einnahme aus diesen außergewöhnlichen Transporten in Abzug, wie dies doch nothwendig erscheint, so redu⸗ ziren sich die heranzuziehenden Einnahmen für das Jahr 1893/94 auf 42 940 000 ℳ Es würde meines Erachtens nicht gerechtfertigt sein, unter Zugrundelegung dieser Ziffer nunmehr noch einen nicht unerheb⸗ lichen Zuschlag für die Verkehrseinnahmen aus dem Güterverkehr in den Etat mit Rücksicht auf eine etwaige mögliche Steigerung des Verkehrs im Jahre 1894 einzusetzen. Daß eine solche Steigerung des Verkehrs an und für sich aus den wirthschaftlichen Ver⸗ hältnissen des Landes nicht zu rechtfertigen ist, bedarf wohl keiner weiteren Ausführung. Ich möchte daher meinerseits befürworten, daß das hohe Haus auf den Weg, den seine Budgetkommission vorge⸗ schlagen hat, nicht eingeht und an den Einnahmen, wie sie ursprüng⸗ lich veranschlagt sind, festhält. Es ist ja wohl die begründete Hoffnung vorhanden, daß diese Einnahme nicht nur wird erreicht werden, sondern daß sie vielleicht auch noch einen Ueberschuß ergeben wird. Wir hoffen das, es wird aber im wesentlichen von der gesammten Entwicke⸗ lung der wirthschaftlichen Verhältnisse unseres Landes abhängen. Aber ich meine, es wäre doch der natürliche Zustand bei der Veran⸗ schlagung der Verkehrseinnahmen, nicht die möglicherweise erreichbare Höhe dieser Einnahmen in den Etat hineinzusetzen, sondern solche Summen in den Etat zu setzen, von denen die Verwaltung wie das hohe Haus mit Sicherheit annehmen kann, daß, wenn nicht ganz besonders ungünstige Verhältnisse eintreten, diese Summe auch wirkich werden erreicht werden. Sollte das hohe Haus indeß anderer Ansicht sein, so würde jedenfalls die Konsequenz der Erhöhung der Einnahmen auch eine Vermehrung der Ausgaben nach sich ziehen; werden wirklich die Einnahmen um die veranschlagten drei Millionen höher sein, als wie sie ursprünglich im Etat vorgesehen sind, so werden diese Verkehrseinnahmen nur unter Aufwendung ent⸗ sprechender Ausgaben zu erzielen sein. Es ist nicht richtig, wie in der Budgetkommission angenommen worden ist, daß innerhalb gewisser Grenzen ein Mehr an Einnahmen kein Mehr an Ausgaben herbei⸗ führen wird. Es ist ja zuzugeben, daß bei manchen Positionen des Etats der Ausgaben diese Mehrausgaben nicht sofort erkennbar sein werden; allein bei einer großen Reihe anderer Positionen werden ganz genau im Verhältniß der Mehreinnahmen unbedingt auch Mehrausgaben entstehen. Es würde daher, wenn dem Antrag der Budgetkommission entsprochen werden sollte, meines Erachtens auch eine entsprechende Vermehrung der Ausgaben einzutreten haben, und zwar, da bisher in den letzten Jahren der Betriebskoeffizient 62 % betragen hat, d. h. die Ausgaben 62 % der Brutto⸗Einnahmen be⸗ tragen hatten, auch ungefähr in diesem Maße die Ausgaben in dem Etat zu erhöhen sein. Ich befürworte aber nochmals dringend, daß das hohe Haus es bei der ursprünglichen Veranschlagung möge be⸗ wenden lassen.
Abg. Dr. Hammacher (nl): An dem Beschluß der Kom⸗ mission trägt die Regierung selbst Schuld; denn es werden in dem Eisenbahn⸗Etat nur kümmerliche Mittheilungen über vie Entwickelung des Eisenbahnverkehrs gemacht, so daß sich die Mitglieder des Reichstags kein richtiges Bild über die Finnahmeverhältnisse bilden können; denn den Jahresbericht der Reichseisenbahnen werden die Mitglieder kaum in die Hände bekommen. Der Vermehrung der Einnahmen im Post⸗Etat habe ich lebhaft widersprochen; aber hier liegen die Dinge anders; ich habe mich durch das genaue Studium des Jahresberichts überzeugt, daß erhebliche Mehreinnahmen zu erwarten sind. Die vorläufigen Ermittelungen der Einnahmen haben sich in den letzten Jahren bei den Reichseisenbahnen immer als erheblich niedriger als die Isteinnahmen erwiesen. Wenn es jetzt anders sein sollte dann müßte man ja einen Rückgang des Verkehrs annehmen. Wenn der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten den starken Transport von Futtermitteln als einen besonderen Umstand anführte, der eine Einnahmesteigerung mit sich brachte, so muß er ausgleichend in Rechnung stellen, daß bei der durch die Futternoth beschränkten Kaufkraft der Landwirthschaft andere Transporte unterblieben sind. Wir haben doch allgemein das Gefühl, daß mit der Annahme des russischen Handelsvertrags eine Besserung der wirthschaftlichen Ver⸗ hältnisse eintreten wird. Daß guch die Ausgaben erhöht werden, ist nicht nothwendig, denn wenn sich Ausgaben nothwendig zeigen; so können dieselben über den Etat gemacht werden.
Abg. Dr. Lingens (Zentr.) erklärt, daß seine Freunde sich den Ausführungen des Vorredners anschließen. 8
Darauf wird der Beschluß der Kommission angenommen.
Bei den Ausgaben tritt der Abg. Dr. Lingens (Zentr.) für die ausgedehntere Sonntagsruhe der Eisenbahnbeamten ein; er habe aus den Erklärungen in der Kommission entnommen, daß seinen Wünschen sehr weit entgegengekommen sei, wofür er der Verwaltung eine Anregung des Abg. Dr. Hammacher (nl.) erklärt der
Königlich preußische Bevollmächtigte zum Bundesrath, Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen:
Die Bestimmungen der vom Herrn Vorredner verlesenen Instruk⸗ tionen sind auf ein Uebergangsstadium zurückzuführen, welches die elsaß⸗lothringische Eisenbahn durchmachen mußte. Als sie den Betrieb übernahm, mußte sie in der Auswahl, namentlich der Maschinen⸗ ingenieure, weiter greifen, als es wohl der Fall gewesen wäre bei einer Verwaltung, die bereits seit langen Jahren besteht und sich ihre Ingenieure selbst ausbildet oder in regelmäßiger Weise ergänzt. Diese Uebergangsperiode ist aber bereits überwunden, und die Anforderungen, die an die Techniker der elsaß⸗lothringischen Eisenbahnverwaltung gestellt werden, einschließlich der Maschinen⸗ techniker, sind jetzt gleichartig mit den Anforderungen, die im preußischen Staatsdienste gestellt werden. Es werden zu den höheren Stellen der Maschinentechniker nur solche Beamte zugelassen, welche die be⸗ treffende Staatsprüfung in ihrem Heimathslande absolviert haben. Also wenn ein bayerischer Maschineningenieur in den Dienst der Reichs⸗Eisenbahnverwaltung eintritt, so muß er den Anforderungen für den bayerischen Staatsdienst genügt haben, und ebenso verhält es sich beim Eintritt preußischer Beamten in den Reichsdienst. Infolge dessen ist es auch möglich und ecforderlich gewesen, die Techniker, ins⸗ besondere also auch die Maschinentechniker, im Rang und Gehalt höher
zu stellen, als es früher der Fall gewesen ist. Aus diesem Grunde
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sind die Maschineningenieure allmählich in Bauinspektoren verwandelt worden, weil sie mit den Bauinspektoren der Ingenieurverwaltung auf gleichem Fuße akademischer und allgemeiner Bildung stehen.
Bei den Ausgaben zur Erneuerung des Oberbaues
und der Betriebsmittel bemängelt der
Abg. Dr. Hammacher (nl.), daß der erstere Titel zwar er⸗ heblich erhöht sei, daß aber aus dem letzteren eigentlich nur größere Reparaturen bestritten, keine neuen Wagen und Lokomotiven ange⸗ schafft werden sollen, trotzdem doch solche abgängig werden. Redner empfiehlt die Einrichtung eines besonderen Erneuerungsfonds.
Königlich preußischer Bevollmächtigter zum Bundesrath, Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen:
Meine Herren! Die im Etat vorgesehenen Ausgaben für die Erneuerung und Ergänzung der Betriebsmittel beruhen auf Die General⸗Direktion der Reichs⸗ Eisenbahnen glaubte auch ohne Vermehrung der Lokomotiven mit dem vorhandenen Bestande des Vorjahres den Verkehr voll⸗ ständig bewältigen zu können, eine Vermehrung der Personen⸗ und Güterwagen ist im Etat vorgesehen. Meine Herren, es ist ganz richtig, was der Herr Abg. Hammacher angeführt hat: wir treten in eine Periode ein, in der sich die Erneuerung sowohl des Oberbaues wie der Betriebsmittel in weit höherem Maße als wie bisher als nothwendig erweisen wird. Allein, meine Herren, ich glaube: eine ökonomische Verwaltung wird doch dahin streben müssen, soweit dies mit der Sicherheit des Betriebes vereinbar ist, die Er⸗ neuerung des Oberbaues und die Erneuerung der Betriebsmittel nicht in eine Periode zusammenzufassen, sondern sie — immer unter derselben Voraussetzung — thunlichst auseinanderzuziehen, und aus dieser Rücksicht sind wir zunächst genöthigt, mit der Erneuerung des Oberbaues in stärkerem Maße vorzugehen, und beabsichtigen demnächst, wenn wir damit einigermaßen über den Berg weg sind, dann auch in stärkerem Maße mit der Erneuerung der Betriebsmittel vorzugehen. Ich nehme an, daß wir in ungefähr vier, höchstens fünf Jahren so weit sein werden, daß wir mit der stärkeren Erneuerung der Betriebs⸗ mittel vorgehen können. Meine Herren, diese rein wirthschaftlichen Erwägungen schienen bei der allgemeinen Lage der Finanzen des Reichs erst recht am Platze zu sein.
Was nun die wiederholt vom Herrn Abg. Dr. Hammacher an⸗ geregte Frage der Gründung eines Erneuerungsfonds anbetrifft, so kann ich mich, wie auch im vorigen Jahre, mit dem Grundgedanken durchaus einverstanden erklären. Auch mir würde es nur erwünscht sein, wenn man von dem Zeitpunkt an, wo man die Reichsbahnen übernahm, gleich einen Erneuerungsfonds gebildet hätte. Wir wären dann heutzutage offenbar in einer besseren Finanzlage. Meine Herren, Sie werden mir aber zugeben, daß der heutige Moment nicht gerade sehr dazu geeignet ist, außer den eigentlichen Betriebsausgaben noch besondere Rücklagen für den Erneuerungsfonds zu machen, zumal in einer Zeit, wo die Erneuerung von Oberbau und Betriebsmittel ohnedies schon sehr stark den Betriebsfonds in Anspruch nimmt. Indessen werde ich sehr gern mit dem Reichs⸗ Schatzamt mich bezüglich dieser Frage in Verbindung halten und zu geeigneter Zeit erwägen, ob der Bildung eines Erneuerungsfonds näher getreten werden kann.
Auf eine Anfrage des Abg. Dr. Fat macher (nl.) giebt der
Regierungskommissar, Geheime Regierungs⸗Rath im Reichsamt für die Verwaltung der Reichseisenbahnen Wackerzapp Auskunft
über die Neuordnung des Pa tverhältnisses des Reichs zur Wilhelm⸗ Luxemburgbahn, das eine Mehrausgabe von 300 000 ℳ veranlaßt.
Die laufenden Ausgaben werden darauf genehmigt.
Bei den einmaligen Ausgaben für die LvW einer vollspurigen Eisenbahn von Wingen über Meisenthal nach Münzthal bittet der
Abg. Adt (nl.) um eine Fortführung der Linie nach der Pfalz.
Königlich preußischer Bevollmächtigter zum Bundesrath, Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen:
Meine Herren! Ich bin heute nicht in der Lage, eine Zusage ertheilen zu können über die Fortsetzung der Linie von Wingen⸗ Meisenthal nach der Pfalz. Ich kann nur sagen, daß bei Ausführung dieser Linie darauf Rücksicht genommen werden wird, daß keine technischen Schwierigkeiten dieser Abzweigung demnächst erwachsen. Es ist bei der Berathung dieser Linie im vorigen Jahre vom Bundes⸗ rathstisch aufmerksam gemacht worden, daß diese Linie eine erhöhte Bedeutung dadurch gewönne, daß mit der Zeit eine Verbindung nach der Pfalz sich an dieselbe anschließen werde.
Daß die Herren diese Verbindung bald ausgeführt zu sehen wünschen, begreife ich wohl. Andererseits ist aber doch mit einer Reihe von Faktoren zu rechnen, dic zur Zeit es noch nicht ausführbar erscheinen lassen, mit der Fortsetzung in der gewünschten Richtung vorzugehen, abgesehen davon, daß dabei nicht bloß die Reichseisenbahn, sondern in ebenso hohem Maße die Pfälzische Eisenbahn in T kommt.
Der Titel wird bewilligt.
Zur Vermehrung der Betriebsmittel sind ausgeworfen.
Abg. Dr. Hammacher (nl.) bemängelt, daß der Bedarf na der Reineinnahme der Strecken berechnet sei.
Königlich preußischer Bevollmächtigter zum Bundesrath Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen:
Meine Herren! Um den richtigen Bedarf an Betriebsmittel für eine neue Linie zu veranschlagen, kann man drei Wege einschlagen. Der erste und einfachste Weg ist der, daß man sich an die Kilomete hält. Wird eine neue Bahn von 60 km gebaut, so sagt man, ma braucht so und so viel Lokomotiven, Personen⸗ und Güterwagen durch schnittlich auf den vorhandenen Linien, folglich macht das auf die 60 kn so und so viel. Das aber ist ein sehr roher Maßstab, der in der meisten Fällen gewiß nicht zu einem richtigen Resultat führe wird. Dieser Maßstab ist daher auch meist verlassen worden. De⸗ zweite Maßstab ist der der Bruttoeinnahmen, den der Herr Abg Hammacher befürwortet. Dieser Maßstab ist offenbar ein viel zu treffenderer, allein er hat doch gewisse Mängel, und die bestehen darin
einer speziellen Veranschlagung.
“
1 000 000 ℳ
daß, wenn man die Bruttoeinnahmen allein zu Grunde legt, es seh