1894 / 80 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Apr 1894 18:00:01 GMT) scan diff

G

11“

8

.

Ein Ewerführer, welcher von seinem Arbeitgeber den Auftrag erhalten hatte, den mit Kohlen beladenen Ewer an einen Dampfer zu legen, hatte sich von seinem Schiff wieder⸗

holt auf den Dampfer begeben und war auch, obwohl er in⸗ zwischen aufgefordert worden war, sich auf den Ewer zurück⸗ zubegeben, während der Mittagspause dorthin zurückgekehrt, hatte sich dort zum Schlafen niedergelegt und war im Schlafe durch eine offene Luke in den Schiffsraum heruntergestürzt, wo er dann todt aufgefunden wurde. Der von seinen Hinterbliebenen erhobene Entschädi⸗ gungsanspruch ist anerkannt worden, indem darauf Gewicht gelegt worden ist, daß die Betriebsstätte, auf welcher der Verstorbene thätig zu sein hatte, nicht nur der von ihm geführte Ewer, sondern auch der Dampfer war, auch die Betriebsthätigkeit, bei welcher er beschäftigt war, das Verladen von Kohlen, eine einheitliche war und von dem einen Schiffe auf das andere hin stattfand, derart, daß beide Schiffe einheitlich für diese Betriebsthätigkeit die örtliche Grundlage bildeten.

Wenn zwei zu verschiedenen Berufsgenossenschaften ge⸗ hörende Betriebe auf derselben Arbeitsstätte eine Thätigkeit gemeinsam ausführen, so ist es sachentsprechend, daß, sofern die Arbeiten des einen Betriebs vorübergehend eine verhältnißmäßig unbedeutende durch Arbeiter des anderen Betriebs erfordern, diese durch den Nachbarbetrieb als solchen geleistet wird, nicht aber, daß die Arbeiter, welche zu derartigen Hilsoleistungen schreiten, sich damit zeitweise von dem Betriebe ihres ständigen Arbeitgebers loslösen und in den Betrieb des fremden Unter⸗ nehmers eintreten.

Die in Grundsätze sind in einem Falle zur Anwendung gebracht worden, in welchem der FetkschcgiRenge hebruch des Arbeiters einer der örtlich sümmöigen Textil⸗Berufsgenossenschaft an⸗ gehörigen Waaren⸗Bleich⸗ und Appreturanstalt in Frage stand. Derselbe war verunglückt, als er Sprengpatronen herrichtete, welche bei den auf dem Bleichplan der Firma von einem gewerbsmäßigen Brunnenbauer ausgeführten Brunnenbau⸗ arbeiten verwendet werden sollten. Es ist hier nach Lage der Sache angenommen worden, daß die Arbeit des Patronen⸗ machens nur eine gelegentliche Nebenbeschäftigung gebildet habe, während welcher der Arbeiter nicht in den fremden Baubetrieb übergetreten sei.

Insbesondere für das Gebiet der landwirthschaftlichen Un⸗ fallversicherung ist daran festzuhalten, daß gelegentliche Gefälligkeitsverrichtungen, welche Arbeiter im Auf trage ihrer Arbeitgeber oder in einer deren Absichten ent⸗ sprechenden Weise im Interesse eines fremden Betriebs vor⸗ nehmen, noch demjenigen Betriebe zuzurechnen sind, welchem die Arbeiter selbst zugehören, zumal dann, wenn sie durch ihre vorübergehende Arbeitsleistung nicht in einen ihrer regelmäßigen Thaͤtigkeit völlig fremden Gefahren⸗ kreis treten. 1

Ein Eisenhüttenwerk hatte die Lieferung einer Pumpe 8. einen landwirthschaftlichen Betrieb und die Aufstellung der Pumpe auf dem Gutshofe übernommen. Als Beauftragte des Werks mit letzterer Arbeit beschäftigt waren, leistete ihnen der Sohn des Bestellers, welcher Arbeiter in dem landwirthschaft⸗ lichen Betriebe seines Vaters war, dabei Hilfe und erlitt infolgedessen einen Unfall. Der gegen die zuständige landwirthschaftliche Berufsgenossenschaft erhobene Entschädigungsanspruch ist zurückgewiesen worden, in⸗ dem ein vorübergehender Uebertritt des land⸗ wirthschaftlichen Arbeiters in den industriellen Be⸗ trieb angenommen wurde, weil, wenn auch die Pumpe später landwirthschaftlichen Zwecken dienen sollte, sich die Aufstellung derselben, auf die es allein ankommt, immerhin zweifellos als eine gewerbetechnische Arbeit darstellte, welche des landwirth⸗ schaftlichen Gepräges entbehrt.

Der Anspruch eines Hausdieners auf Entschädigung wegen der Folgen eines Unfalls ist zurückgewiesen worden, den dieser beim Pflücken von Obst in einem seinem Arbeitgeber, dem Inhaber eines nach dem Unfallversicherungsgesetz versicherten Betriebs, gehörenden, landwirthschaftlich nicht ver⸗ sicherten Hausgarten erlitten hatte.

Die Arbeiter der Kunst⸗ und Handelsgärtner sind, ohne Rücksicht darauf, auf welchem Grundstück sie im einzelnen Fall ihre Thätigkeit ausführen, stets als in dem landwirthschaftlichen Betriebe ihres Arbeit⸗ gebers beschäftigt anzusehen und sonach bei Ausübung ihrer Betriebsthätigkeit stets bei derjenigen Berufsgenossen⸗ schaft gegen Unfälle versichert, welcher der Betrieb ihres Ar⸗ beitgebers zugehört.

Steinfischereibetriebe, in welchen mit Hilfe ein⸗ facher Zangen Steine aus dem Flußbett gehoben werden, sind nach der sezigen Lage der Gesetzgebung nicht versiche⸗

rungspflichtig.

Bayern.

Die Kammer der Abgeordneten nahm gestern nach mehrtägiger Debatte den Forst⸗Etat, der mit einer Rein⸗

einnahme von 13 756 158 abschließt, an und ging über den

8 8

Antrag des Bauernbundes auf staatliche Annuitäten⸗ tilgung der Bodenzinsen gemäß dem Antrage des Ausschusses

nach lebhafter Debatte und nach einer Gegenerklärung des

Finanz⸗Ministers Dr. Freiherrn von Riedel zur Tages⸗ ordnung über. Sachsen. Aus Anlaß der heute in Stuttgart stattfindenden Ver⸗

mählung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Johann

Georg mit Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin Maria Isabella von Württemberg fand in der katholischen

Hofkirche um 11 Uhr ein Tedeum statt, dem Seine Majestät der König beiwohnte. Während des Tedeums wurden Salut⸗

der

5

5 8.

schüss und Infanteriesalven abgefeuert. Nachmittags fand im Königlichen Schlosse Galadiner statt. Bei der Ausbringung esundheit des Hohen neuvermählten Paares durch Seine Majestät den König wurden 24 Salutschüsse abgefeuert

Württemberg. Gestern Mittag fand in Stuttgart bei Ihrer Kaiserlichen

und Königlichen Hoheit der Herzogin Wera in einem

1

der anwesenden Fürstlichkeiten theilnahmen.

Nebengebäude des Residenzschlosses ein Familienfrühstück zu

21 Gedecken statt, an dem das Hohe Brautpaar und die meisten Abends 5 ½ Uhr war im Residenzschloß Galatafel zu 123 Gedecken, woran alle Fürstlichkeiten, außer Ihrer Majestät der Königin, ferner die Minister, das diplomatische Korps, die Generalität, das Gefolge

der vorstehenden Entscheidung niedergelegten

der fremden Eeflich uen und die obersten Hofchargen theilnahmen. eine Majestät der König hielt eine Rede auf das Hohe Brautpaar, das die Liebe zusammengeführt habe, flehte Gottes Segen auf Höchstdasselbe herab, dankte den Gästen für ihr Erscheinen bei dem frohen Fest und sprach die Hoffnung aus, daß alle eine angenehme Erinnerung hieran dauernd be⸗ wahren möchten. Die Rede schloß mit einem Hoch auf das Brautpaar. Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg von Sachsen dankte dem König für die Gast⸗ freundschaft, betonte, daß dieser Ehebund seit 100 Jahren zum ersten Male wieder die Häuser Württemberg und Wettin innig verbinde, und brachte ein Hoch auf den König und die Königin aus. Die Kapelle des Infanterie⸗Regiments „Kaiser Friedrich“ spielte die Tafelmusik. Um 7 ½ Uhr fand eine Festvorstellung im Hoftheater statt, die einen glänzenden Verlauf nahm. Zur Aufführung gelangte die Oper „Falstaff“ von Verdi. In der Königlichen Loge b das Hohe Braut⸗ paar die mittleren Plätze eingenommen, rechts saßen der König und die PFüchesit Friedrich August von Sachsen, links die Prinzessin Mathilde von Sachsen und der Erzherzog Ludwig Victor; in den Fremdenlogen zu beiden der Koͤniglichen Loge hatten die übrigen Hoͤchsten Pesae Platz genommen. Um 9 ³¾ Uhr begab sich der König mit den übrigen Fürstlichkeiten zum Bahnhof um Ihre Majestät die Königin von Sachsen zu empfangen. Allerhöchstdieselbe traf um 10 ½ Uhr ein und wurde vom König nach dem Residenzschloß geleitet, wo darauf in den Gemächern der Königin von Sachsen das Souper eingenommen wurde. Heute Vormittag 11 Uhr fand im Saale des Kron⸗ prinzenpalais die Trauung des Hohen Brautpaares durch den Bischof Reiser von Rottenburg statt 8 8 8

Baden.

und Norwegen ist, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, vor⸗

Karlsruhe eingetroffen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser stattete, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag dem deutschen Botschafter und der Prin⸗ zessin Reuß einen Abschiedsbesuch in dem Botschaftspalais ab, woselbst Seine Majestät dreiviertel Stunden verweilte. Nach heflcher Verabschiedung kehrte der Kaiser nach der Hofburg zurück.

Am Dienstag Abend fand nach einem Konzert zu Gunsten des deutschen Hilfsvereins bei dem sächsischen Gesandten Grafen von Wallwitz eine Soirée statt, welcher der deutsche Bot⸗ schafter Prinz Reuß, das Personal der deutschen Botschaft, der Finanz⸗Minister Dr. von Plener, der bayerische Ge⸗ schäftsträger Graf von Montgelas und der General⸗ Intendant Freiherr von Bezeeny beiwohnten.

Großbritannien und Irland.

Bei der gestern in Wisbeach vorgenommenen Nachwahl zum Unterhause wurde dem „W. T. B.“ zufolge der ministerielle Kandidat Brand mit einer Majorität von 136 Stimmen gegen den Kandidaten der Konservativen gewählt.

In Dublin hielten die Parnelliten am Dienstag unter dem Vorsitz des Abgeordneten John Redmond eine Massen⸗ versammlung ab. In seiner Rede erklärte Redmond, der „Allg. Korresp.“ zufolge, Irland stehe in Gefahr, alle Früchte der fünfzehnjabrigen Arbeiten, Opfer und Leiden zu verlieren. Jetzt drohe etwas Schlimmeres, nämlich daß das irische Volk aus Verdruß die verfassungsmäßige Agitation aufgebe. Die Anti⸗Parnelliten hätten den Namen Irlands in den Augen aller Nationen geschändet. Niemand hgge von Lord Roseber das Heil Irlands erwarten. Seine Politik werde sein, si den Unionisten zu nähern, um englische Reformgesetze durch⸗ zubringen. Homerule sei ad calendas Graecas vertagt und die heimathlosen vertriebenen Pächter könnten noch lange warten, bis unter dem jetzigen Ministerium eine Bill für sie vom Parlament genehmigt werden werde. Morley sei keinen Deut besser als Balfour. Wenn Balfour heute wieder an das Ruder käme, so könne er alles beim Alten be⸗ wenden lassen. Von der jetzigen Regierung und vom jetzigen Parlament sei für Irland nichts zu erhoffen. Nur Auflösung des Parlaments vermöge Homerule einen Schritt vorwärts zu bringen.

Der französische Anarchist Meunier, der Urheber der Explosion im Café Very zu Paris im April 1892 is gestern Abend auf dem Victoria⸗Bahnhof in London in dem Augen⸗ blicke verhaftet worden, als er nach Antwerpen abreisen wollte. Meunier leistete verzweifelten Widerstand; man fand bei ihm einen geladenen Revolver und mehrere Patronen. Auch ein Begleiter Meunier's, gleFtfalls Anarchist, wurde verhaftet.

Frankreich.

In Paris ist gestern Abend, wie „W. T. B.“ meldet, abermals ein Bomben⸗Attentat verübt worden. In dem Restaurant Foyot in der Rue Vaugtrard, gegenüber dem Senatspalast, explodierte gegen 9 ½ Uhr Abends eine Bombe, die daselbst bei einem Fenster niedergelegt war. Die Detonation war eine furchtbare. Alle Fensterscheiben zer⸗ sprangen. Zahlreiche Personen wurden verwundet. Schwer verletzt wurden der sozialistische Schriftsteller Taillade und ein sechsundzwanzigjähriges Fräulein, die mit ihm diniert hatte, sowie ein Kellner des Restaurants Foyot Namens Thomazo. Unter ungeheurer Aufregung sam⸗ melte sich alsbald vor dem Restaurant eine große Menschenmenge, darunter mehrere Senatoren. Man glaubte, das Palais Luxembourg sei in die Luft gesprengt worden. Der Polizeipräfekt Lepine begab sich nach dem Thatort. Um 10 Uhr Abends wurden die drei genannten Personen, denen der erste Verband in einer Apotheke in der Rue Condé angelegt worden war, mittels Krankenwagens nach dem Charité⸗Kranken⸗ haus gebracht. Taillade ist am rechten Auge verwundet, das Augenlid ist weggerissen und die ganze Haut über dem Auge verbrannt. Am ganzen Leibe ist er durch Glassplitter ver⸗ wundet, die Verwundungen sind jedoch nicht lebensgefährlich. Während Taillade verbunden wurde, protestierte er unaufhör⸗ lich gegen die anarchistischen Theorien, die man ihm vor⸗ warf. Als ein Assistenz⸗Arzt ihn an seine Zeitungs⸗ artikel und daran erinnerte, daß er am Tage nach dem Bomben ⸗Attentat in der Deputirtenkammer erklärt habe: „Was

liegt an den Opfern, wenn nur die That schön ist!“ schwieg

Seiten

Seine Königliche Hoheit der Kronprinz von Schweden

gestern früh, von Rom kommend, zu kurzem Aufenthalt in

Taillade und verlangte dann stöhnend Chloral zur Linderung seiner Schmerzen. Der Zustand des verletzten Kellners, der durch viele Glassplitter, besonders im Nacken, verwundet wurde, ist besorgnißerregend. Außerdem wurden noch mehrere Personen leicht verletzt, besonders trugen die Kassiererin und der Inhaber des Restaurants Foyot Hautabschürfungen davon. Man glaubt, daß auch die schwerer Verwundeten wieder genesen werden. Der Urheber des Attentats soll ein etwa dreißigjähriger Mann in Arbeiterkleidung sein, der die Bombe in dem Blumenbehälter an einem Fenster des Restaurants Foyot niedergelegt haben soll und dann entfloh. Wie verlautet, ist ein Individuum verhaftet worden, dessen Signalement den Angaben über den angeblichen Urheber des Attentats entspricht. Die Zusammensetzung der Spreng⸗ maschine ist noch nicht aufgeklärt. Der im Innern des Restaurants angerichtete Schaden ist sehr beträchtlich; alle Fenster sind zer⸗ trümmert, die Tische zerbrochen und die Decke geborsten; die auf der anderen Seite der Straße liegenden Häuser haben ebenfalls gelitten.

Im Generalrath des Juradepartements hat, wie die „Nat.⸗Ztg.“ berichtet, der Vorsitzende eine an das Ministerium zu richtenden Adresse beantragt, die mit Einstimmigkeit zur Annahme gelangte, indem die konservative Minderheit der Departementalvertretung mit der Majorität fümmte In dieser Adresse giebt der Generalrath seinen Sympathien ür die Regierung Ausdruck und spricht seine Glückwünsche wegen der Energie und des Patriotismus aus, die an den Tag gelegt worden seien, um Frankreich und die republikanischen Einrichtungen gegen die anarchistischen Verbrechen zu vertheidigen, „für welche die größte Nachsicht weder Erklärungen noch Entschuldigungen finden kann.“ Es wird ferner darauf hingewiesen, daß eine Sekte, die keinen anderen Zweck verfolge wie Mord und Plünderung, indem sie für sich die Achtung vor dem freien Ausdruck jeder Meinung anrufe, in Wirklichkeit eine aktive Propaganda insceniert habe, um die nichtswürdigsten Schandthaten vorzu⸗ bereiten. „Es war hohe Zeit“, heißt es am Schlusse der Adresse, „daß das Parlament energische Schutzmaßregeln traf, und es wird das Verdienst der Regierung sein, die Initiative zu diesen Maßregeln ergriffen und den Muth zu ihrer Aus⸗ führung besessen zu haben.“

Rußland.

Der „Regierungsbote“ veröffentlicht, wie „W. aus St. Petersburg meldet, eine Verfügung, wonach das Domänen⸗Ministerium infolge seiner Reorganisation in ein Ministerium des Ackerbaues und der Reichs⸗ Domänen umgewandelt wird.

Italien.

Der König wird sich der „Agenzia Stefani“ zufolge morgen nach Venedig begeben. Ein Minister wird den König nicht begleiten. 1

Nach einer Meldung der gestrigen Abendblätter hat die Finanzkommission das Dekret der Regierung vom 21. Februar über den Umlauf des Papiergeldes ab⸗ Felehnt..

Spanien.

Die Kortes sind gestern eröffnet worden; der Minister⸗

Präsident Sagasta erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, das gegenwärtige Kabinet werde das Programm des früheren Kabinets Der Justiz⸗Minister brachte einen Gesetzentwurf ein behufs Unterdruͤckung des Anarchismus.

Serbien.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Belgrad

ist der Waäarentarif für die Obrtsteuer gänzlich außer

Kraft gesetzt worden. Amerika.

Im Repräsentantenhause erlangten gestern, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, bei der Abstimmung über die Vorlage wegen der Silberprägung die Anhänger der Vorlage nicht die Zweidrittel⸗Majorität, die erforder⸗ lich ist, um das Veto der Präsidenten unwirksam zu machen.

Asien.

Das schwedisch⸗norwegische Generalkonsulat in Shanghai meldet, daß die norwegische Missionsstation in Iling von den Chinesen vertö g. worden sei. Die Missionar hätten sich retten können. Nähere Nachrichten fehlten.

Afrika.

Der russische Admiral Avellane ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Kairo gestern vom Khedive in feier⸗ licher Audienz empfangen worden.

Von dem General⸗Gouverneur des Sudan ist in Paris die telegraphische Meldung eingegangen, daß eine fran⸗ zösische Rekognoscierungstruppe von Bewohnern des Dorfes Nsapa an der Grenze von Liberia infolge eines Miß⸗ verständnisses angegriffen worden sei, wobei ein Lieutenant und drei Tirailleurs getödtet worden seien.

Parlamentarische Nachrichten.

„In der heutigen 74. Plenarsitzung des Reichstags, der ersten Sitzung nach den Osterferien, stand zunächst die Inter⸗ pellation der Abgg. Dr. Osann, Dr. Paasche und Möller⸗Dortmund (nl.), betreffend den Fortbildungs⸗ Unterricht an Sonntagen, auf der Tagesordnung. Zur der Interpellation, welche der Staatssekretär Dr. von Boetticher sofort zu beantworten sich bereit e klärte, nahm das Wort der Abg. Osann. 1

(Schluß des Blattes).

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Haus es der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

Auf der Tagesordnung der heutigen 41. Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen beiwohnte, standen zunächst Wahlprüfungen. . b

Die Wahl des Abg. Szmula (Zentr.) wird ohne Debatte für ungültig erklärt.

Die Wahlen der Abgg. Broekmann, Wallenborn, Dr. Stephan und Graf von Ballestrem (Zentr.) werden für gültig erklärt.

Die Wahl des Abg. Lucius⸗Erfurt (fr. kons.) beantragt

die Kommission zu beanstanden und über verschiedene Unregel⸗

mäßigkeiten bei der Wahl Beweis zu erheben. Das Haus beschließt nach kurzer Debatte demgemäß.

1“ g. V75789

b

wirth mit 2

2 bebende Feier ihr Ende erreicht. Infolge des großen

Die Wahlen der Abgg. Dietz⸗Neuwied (nl.) und Dr. Dünkel⸗

berg (nl.) beantragt die Kommission für gültig zu erklären.

Abg. Mies (Zentr.) beantragt, vüs ahlen zu beanstanden,

eine Reihe von Wahlmännerwahlen für bngütig zu erklären

und über verschiedene behauptete Wahlbeeinflussungen und un⸗ gesetzliche Bildung von Urwahlbezirken Beweis zu erheben.

Das Haus beschließt nach längerer Debatte nach dem Kommissionsantrag. 1

Die Wahlen der Abgg. Freiherr von Lyncker (kons.) und Tamoschus (kons.) werden für gültig erklärt.

Die Wahlen der Abgg. Hilgendorff (kons.) und Be⸗ leites (nl.) beantragt die Kommission zu beanstanden und verschiedene Beweiserhebungen vorzunehmen.

Das Haus beschließt danach. .

Hierauf folgt die erste Berathung des Nachtrags⸗Etats für 1894/95 zur Reorganisation der Eisenbahn⸗ behörden. 1

Abg. Schmieding (nl.) begrüßt die Vorlage mit Freuden, weil damit endlich ein langgehegter Wunsch erfüllt werde. Für eine Betriebsverwaltung, führt Redner aus, paßt das kollegiale System nicht, da paßt nur das 1 deshalb ist der Beseitigung der Abtheilungen innerhalb der Direktionen und der Beseitigung einer Instanz zuzustimmen. Ob aber die Betriebsämter oder die Direktionen zu beseitigen sind, kann zweifelhaft sein. Die Regie⸗ rung hat sich für die Beseitigung der ersteren ausgesprochen, obgleich gerade die Betriebsämter einen engen Verkehr mit dem Publikum hatten. Man will zwanzig Direktionen einrichten. Das scheint mir zu niedrig gegriffen und das fühlte auch die Regierung, denn die Denkschrift sieht zur Entlastung der Präsidenten bei zu großen Direktionsbezirken die Bildung von Abtheilungen vor, die sich eigentlich nicht bewährt haben. Die Denkschrift sieht auch besondere Inspektionen für den Betrieb, das Telegraphenwesen ꝛc. vor, welche

emeinsame Bureaueinrichtungen haben und mit der Direktion thun⸗ ichst mündlich verkehren sollen. Der Nachdruck wird wohl auf dem „thunlichst“ liegen; denn bei zu großen Direktionsbezirken wird der Präsident doch auf schriftliche Berichte angewiesen sein. Im übrigen ist anzuerkennen, daß die Reform einen wesentlichen Fortschritt be⸗ deutet und daß der Minister sich durch die Durchführung derselben verdient machen wird.

Bei Schluß des Blattes sprach der Minister der öffent⸗ lichen Arbeiten Thielen.

Kunst und Wissenschaft.

In der nächsten Sitzung der hiesigen Gesellschaft für Erdkunde, am Sonnabend, Abends 7 Uhr, im Saal des Architekten⸗ hauses, wird Herr Dr. Cahnheim aus Dresden einen Vortrag über „zwei Sommerreisen in Island“ mit Projektion von Original⸗ 89 hien halten.

In den gestrigen Sektionssitzungen des internationalen medizinischen Kongresses in Rom wurden dem „W. T. B.“ zufolge 579 Berichte erstattet, darunter 50 aus dem Gebiet der Physiologie, 124 aus dem der inneren Medizin, 93 aus dem der Ge⸗ burtshilfe und Gynäkologie, 55 aus dem der Psychiatrie und Kriminal⸗ Faeeeg. In der hygienischen Sektion erörterte der italienische Konsul in Havre, Corte, die Nothwendigkeit von Reformen in der Quarantänegesetzgebung vermittelst eines internationalen Sanitäts⸗ rechts. In der am Nachmittag abgehaltenen allgemeinen Sitzung hielt Dr. Jacobi (New⸗York) einen Vortrag über das Thema: „Nicht schaden.“ Stokvis (Amsterdam) sprach über „Chemie in ihrer Be⸗ ziehung zur Pharmakotherapie“. Heute Vormittag ist der Kongreß unter großer Begeisterung geschlossen worden. Für den nächsten Kongreß wurde Rußland proklamiert und der russischen Regierung die Wahl der Stadt, in welcher der Kongreß stattfinden soll, überlassen.

Schulwesen.

Die Kaufmännischen Fortbildungsschulen (Köllnisches Gymnasium, Inselstraße 2—5, Friedrichs⸗Werdersches Gymnasium, Dorotheenstraße 13/14, und Königstädtisches Gymnasium, Elisabeth⸗ straße 57 /58) eröffneten am Montag ihr Sommersemester in der Aula des Friedrichs⸗Werderschen Gymnasiums mit einem feierlichen Akt, zu welchem sich außer dem vollzählig erschienenen Kuratorium eine große Anzahl angesehener Kaufleute und sonstiger Gönner der Anstalt ein⸗ gefunden hatten. Eröffnet wurde die Feier mit einer Ansprache an die zu prämiierenden Schüler, an welche sich die Ver⸗ theilung der Prämien und Belobigungsurkunden anschloß. Nachdem hierauf ein Schüler der Anstalt dem Kuratorium den Dank für dessen uneigennützige Bestrebungen ausgesprochen und der Leiter der Anstalten Dr. Engelmann die nöthigen Mit⸗ theilungen über den Schulbetrieb gemacht hatte, nahm der Vorsitzende des Kuratoriums, Rechtsanwalt Dr. Haase das Wort zu einer längeren Rede, in welcher er sich über Zweck und Ziele des gemeinnü igen Unternehmens verbreitete, dessen Erhaltung durch das wohlwollende Entgegenkommen der Behörden und des Aeltesten⸗Kollegiums der Kaufmannschaft, sowie durch die freigebige hrgecftächen der kauf⸗ männischen Kreise ermöglicht werde. Der edner schloß seine eindrucksvolle Rede mit einem in zündenden Worten aus⸗ gebrachten Hoch auf Seine Majestät den Kaiser, in welches die Anwesenden begeistert einstimmten. Hiermit hatte die er⸗ Andrangs zu

allen Kursen war bereits am Eröffnungsabend die Schülerzahl eine so große, wie noch nie seit dem fast zehnjährigen Bestehen der Anstalt. Es ist deshalb für sämmtliche Fächer die Einrichtung von Parallel⸗ kursen beschlossen worden. Anmeldungen hierzu können beim Vor⸗ sitzenden des Kuratoriums, Rechtsanwalt Dr. Haase, Alexanderstr. 16, 85 beim Leiter der Schulen Dr. Engelmann, Weinbergsweg 11 d, erfolgen.

Gesundheitswesen Thierkrankheite d Abspe ugs⸗

Maßregeln.

““ Cholera. 1 Rußland. Nach amtlichen Angaben (jedoch nicht des „Regie⸗

rungs⸗Anzeigers“) wurden, wie in den „Veröffentlichungen des Kaiser⸗ lichen Gesunvheiksamts⸗ berichtet wird, im Gouvernement Plock vom 19. bis 25. Februar 6 Erkrankungen (4 Sterbefälle) festgestellt, vom 26. Februar bis 10. März 2 (2), in der Stadt Wa rschau vom 15. bis 21. März 5 (4), im Gouvernement Kowno während der 4 Wochen vom 25. Februar bis 24. März 18 (13), 2 (4), —) und 15 (5).

Türkei. In Konstantinopel wurden demselben Blatt zu⸗ folge vom 22. bis 28. Februar 42 Erkrankungen (18 Sterbefälle) amtlich gemeldet, vom I. bis 7. März 11 (13); unter den Stadt⸗ heilen war am meisten Pera betroffen. Ueber die Heftigkeit, mit welcher im Herbst v. J. die Seuche im Vilajet Bagdad herrschte, liegt eine amtliche Mittheilung vor, zufolge welcher vom 24. August bis 17. Oktober 952, vom 18. bis 24. Oktober 1272 Personen starben.

Flecktyphus.

Reg.⸗Bez. Marienwerder. Im ersten Drittel des Januar erkrankte in Bischdorf (Kreis Rosenberg) eine heimathlose Person and wurde dadurch, daß man sie bis zu ihrer ohne Zuziehung eines

Arztes erfolgten Genesung in der Gastwirthschaft des Ortes unter⸗ brachte, der Ac1a zu einer Epidemie, während welcher der Gast⸗

Söhnen und 1 Tochter, 9 in der Wirthschaft öfters verkehrende Männer und die Ehefrau eines der letzteren, mithin 14 Personen erkrankten; von denselben sind zufolge Mittheilung vom 2. März 2 gestorben. In Freystadt, wohin die zuerst erkrankte

Person sich begeben hatte, erfolgten Mitte Februar zwei Krankheitsfälle. Im Städtischen Krankenhause zu Graudenz wurde bei einem Landstreicher am 6. Februar Flecktyphus fest estellt, desgleichen am 9. und 10. Februar bei zwei obdachlosen Arbeitern. Der eine der letzteren hatte mit seiner Familie kurz vorher Unterkunft in der Erd⸗ hütte eines Arbeiters in Gruppe (Kreis Schwetz) gefunden und die Seuche auf insgesammt drei Personen übertragen.

Paris, 4. April. Die Mitglieder der internationalen Sanitätskonferenz unterzeichneten, laut Meldung des „W. T. B.“, gestern die Konvention. Die Vertreter der Vereinigten Staaten von Amerika machten gewisse Vorbehalte; diejenigen der Türkei, Schwedens und Norwegens nahmen die Konpention nur ad referendum an. Nach der Unterzeichnung hielt der Minister⸗Präsident Casimir Pörier eine Rede, in welcher er des nunmehr voilendeten Werkes rühmend gedachte. Der Gesandte Dänemarks sprach hierauf den Dank für die in Paris genossene Gastfreundschaft aus.

3 Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 4. d. M. gestellt 10 257, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 2. d. M. gestellt 3993, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen; am 3. d. M. sind gestellt 3938, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

8 Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 4. April die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Butt⸗ mannstr. 4, dem Kaufmann Albert Arnim gehörig; Fläche 8,75 a; Mindestgebot 1200 ℳ; für das Meistgebot von 163 000 wurde der Kaufmann Gustav George zu Charlottenburg Ersteher. Waldstr. 43, dem Fabrikanten Johannes Spiel gehörig; Fläche 13,48 a; Nutzungswerth 4500 ℳ; für das Meistgebot von 104 000 wurde der Profe or an der Königlichen Technischen Hochschule Her⸗ mann Rietschel, Corneliusstr. 10, Ersteher.

Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis 24. März 1894 18 318 300. 3 ½ %, 21 473 400 4 %, 45 648 600 4 ½ % und 9 702 900 5 %, zusammen 95 143 200 Pfandbriefe ausgegeben worden, wovon no 13 142 100 4 %, 13 749 900 4 ½ % und 2 367 000 5 % zu⸗ sammen 45 541 200 fandbriefe von den Grundbesitzern zu verzinsen sind. Zugesichert, aber noch nicht abgehoben sind 294 600 Angemeldet ist 1 Grundstück mit einem Fererbersrchen rungswerth von 148 600

Die Betriebseinnahmen der Ostpreußischen Südbahn im März 1894 betrugen nach vorläufiger Feststellung im Personen⸗ verkehr 77 460 ℳ, im Güterverkehr 249 565 ℳ, an außerordentlichen Einnahmen 16 400 ℳ, zusammen 343 425 ℳ, darunter auf der Strecke

ischhausen —Palmnicken 4646 ℳ, im März 1893 nach vorläufiger

eststellung 348 634 ℳ, mithin gegen den entsprechenden Monat des

orjahres weniger 5209 ℳ, im ganzen vom 1. Januar bis 31. März 1893 1 104 367 (vorläufige Einnahme aus russischem Verkehr nach russischem Stil), gegen die vorläufige Einnahme von 851 456 im Vorjahre mehr 252 910 ℳ, gegen die endgültige von 898 962 im Vorjahre mehr 205 405

Die nächste Börsen versammlung zu Essen findet am 9. April im „Berliner Hof“ statt.

Magdeburg, 4. April. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 92 % —,—, neue 13,55, Kornzucker exkl. 88 % Rendement 12,55, neue 12,80, Nachprodukte exkl., 75 % Rendement 10,00. Matt. Brotraffinade I. —,—, Brotraffinade II. 8 Gem. Raffinade mit Faß 26,25, Gem. Melis I., mit Faß —,—, Still. Rohzucker. I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. April 12,52 ½ bez. u. Br., pr. Mai 12,60 bez. u. Br., pr. Juni 12,62 ½ Gd., 16,65 Br., pr. Juli 12,70 bez., 12,72 Br. Ruhig.

Frankfurt a. M., 4. April. (W. T. B.) Wie der „Frkf. Ztg.“ aus Paris gemeldet wird, weigerten sich die deutschen Comités, die Konvention bezüglich der portugiesischen Eisenbahnen zu zeichnen, ehe die Vorrechte der Beira⸗Baixa⸗Obligationen von den französischen Delegirten anerkannt sind.

Laut hier eingetroffener Kabelmeldung wird der am 1. Februar hier fällig gewesene Kupon der 6 % St. Louis und St. Fran⸗ cisco Trust Bonds nunmehr eingelöst. .

Köln, 4. April. (W. T. B.) Wie die „Köln. Ztg.“ meldet, wird der Anfang Mai in Sölde stattfindenden Hauptversammlung des Apler⸗ becker Aktienvereins eine Dividende von 3 % für das Jahr 1893 gegen 7 % im Vorjahre vorgeschlagen werden.

Leipzig, 4. April. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per April 3,40 ℳ, per Mai 3,40 ℳ, per Juni 3,45 ℳ, per Juli 3,47 ½ ℳ, per August 3,50 ℳ, per September 3,52 ½ ℳ, per Oktober 3,55 ℳ, per No⸗ vember 3,57 ½ ℳ, per Dezember 3,60 ℳ, per Januar

Bremen, 4. April. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗ Börse.) Stetig. Loko 4,80 Br. Baumwolle. Anziehend. Upland middling, loko 39 ¾ ₰. Schmalz. Fest. Wilcox 38 ₰, Armour shield 37 ½ ₰, Cudahy 38 ₰, Fairbanks 33 d Speck. Fest. Short clear middling loko 33 ½. Taback. Umsatz: 297 Packen St. Felix.

Wien, 4. April. (W. T., W.) Ausweis der österreichisch⸗ ungarischen Staatsbahn Eéösterreichisches Netz) für den Monat März 2 042 313 Fl., Mindereinnahme gegen den entsprechenden Zeitraum des vorigen Jahres 1002 Fl. * 1

Ausweis der Südbahn in der Woche vom 26. März bis 1. April 822 709 Fl., Mindereinnahme 72 226 Fl.

Die Brutto⸗Einnahmen der Orientbahnen betrugen in der 10. Woche (vom 5. März bis 11. März 1894) 195 171,55 Fr. Abnahme gegen das Vorjahr 114 668,57 Fr. Seit Beginn des Betriebsjahres (vom 1. Januar bis 11. März 1894) betrugen die Bruttoeinnahmen 1 937 421,16 Fr., Abnahme gegen das Vorjahr

124 137,83 Fr.

Pest, 4. April. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen ruhig, per Frühjahr 7,33 Gd., 7,34 Br., pr. Herbst 7,53 Gd., 7,54 Br. Hafer pr. Frühjahr 7,24 Gd., 7,25 Br. Mais pr. Mai⸗Juni 5,04 Gd., 5,05 Br., pr. Juli⸗August 5,33 Gd., 5,25 Br. Kohlraps pr. August⸗September 11,50 11,55. 8

London, 4. April. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten.

96 % Javazucker loko 15 ½ ruhig, Rüben⸗Rohzucker loko 12 ruhig. Chile⸗Kupfer 41 ¼, pr. 3 Monat 4111⁄16.

Paris, 4. April. Eine im Tivoli⸗Vauxhall abgehaltene Ver⸗ sammlung von etwa 18 000 Inhabern von P anama⸗Obligationen

eschloß im Prinzip die Gründung eines gesetzlichen Syndikats von Obligationären und die Bildung einer Gesellschaft zur Vollendung des Panama⸗Kanals mit einem Kapital von 60 Millionen Francs. Die Versammlung nahm eine Resolution an, der zufolge dem Syndikat der Auftrag ertheilt wird, sich mit der Panama⸗Liquidationsverwaltung wegen der Vollendung des Kanals zu verständigen. 20 Millionen Franecs wurden von der Versammlung für die erste Subskription gezeichnet. 1

St. Petersburg, 4. April. (W. T. B.) Der auswärtige Handel Rußlands im Jahre 1893 bezifferte sich für die Ausfuhr auf 594 685 000 Rubel gegen 471 177 000 Rubel im Vorjahre, für die Einfuhr auf 421 956 gegen 367 268 000 Rubel im Vorjahre.

Amsterdam, 4. April. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 52 ½. Bankazinn 44;.

New⸗York, 4. April. (W. T. B.) Die Börse eröffnete

weichend, besserte sich im weiteren Verlauf und schloß fest. Der

16 282 200 3 ½ %,

Umsatz der Aktien betrug 163 000 Stück. Der Silbervor⸗ rath wird auf 185 000 Unzen geschätzt. 8 Weizen anfangs fest und während des ganzen Börsenverlaufs steigend mit wenigen Reaktionen auf schlechte Ernteberichte aus Kansas, auf Deckungen der Baissiers und kaltes Wetter im Nordwesten. Schluß sehr fest. Mais durchweg fest auf Deckungen der Baisse⸗ partei und entsprechend der Festigkeit des Weizens.

Chicago, 4. April. (W. T. B.) Weizen fest während des ganzen Börsenverlaufs auf Deckungen der Baissepartei und Berichte von Ernteschäden. Mais allgemein fest während des ganzen Börsenverlaufs. Pork fest auf große Käufe und Kaufordres.

Verkehrs⸗Anstalten.

Das von der Kaiserlich russischen Regierung s. Zt. erlassene Verbot der Einfuhr mit der Post von Lumpen, alten Kleidungsstücken und Bettzeug (einschl. Daunen, Federn, Roßhaar u. s. w.) ist nunmehr aufgehoben.

Laut Telegramm aus Wesel ist die zweite englische Post über Vlissingen vom 3. d. M. ausgeblieben. Grund: Nebel auf See.

Der Postdampfer „Amsterdam“ der Niederländisch⸗ Amerikanischen Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft ist am 3. d. M. in New⸗York angekommen.

Bremen, 4. April. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Dresden“ hat am 2. April Nachmittags St. Catherines Point passiert. Der Postdampfer „Köln“ hat am 2. April Abends von Vigo die Reise nach Antwerpen fortgesetzt. Der Postdampfer „Weser“ hat am 3. April Vormittags von Gibraltar die Reise nach New⸗York fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Saale“ ist am 3. April Morgens in New⸗York angekommen. Der Schnelldampfer „Werra“ ist am 3. April Vormittags in Algier angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Bayern“⸗ hat 18 . April Nachmittags die Reise von Neapel nach Genua fort⸗ gesetzt.

Hamvurg, 4. April. (W. T. n) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Postdampfer „Scandia“ hat heute Morgen Scilly passiert.

Helsingfors, 4. April. (W. T. B.) Wie aus Abo gemeld wird, ist die Schiffahrt dort eröffnet worden.

Theater und Musik.

8 Königliches Opernhaus.

Gestern Abend sang Fräulein Hiedler die Partie Fiore

in R. Leoncavallo's Oper „Die Medici“ zum ersten Male. Fr Sucher, die diese Rolle bisher innehatte, konnte die Gestalt, di esanglich nicht besonders hervortritt, durch ihre große schauspielerische Kraft dramatisch mehr in den Vordergrund rücken; auch Fräulei Hiedler zeichnete im Spiel die düstere Leidenschaft Fioretta's in kraft vollen Zügen, aber den Grundton des Bildes machte hier eine sinnig Schwermuth, dort hinreißende, beinahe wilde Sinnengluth aus. Wa die gesangliche Leistung anbetrifft, so klang die Stimme rein und vo als Ausdruck starker Empfindungen und hob sich zu besonderer Klarhei und Fülle in der Antrittsscene und im Septett des dritten Aktes. Im war die Besetzung der Rollen unverändert; die künst lerische Ausführung des Werks in seiner Gesammtheit schein sich aber mit jeder Wiederholung vollkommener und 1 licher zu gestalten und war gestern auch in jeder Einzelhei tadellos; hierauf gründet sich zum theil der lebhafte Erfolg und de impulsive Beifall, den die Oper auch gestern wieder bei den Hörern fand. Der Wechselgesang der beiden Medici im ersten Akt, die köst lich vorgetragene Serenade Lorenzo's im zweiten Akt fanden be offener Scene stürmische Anerkennung; freilich kann besonders di letztere Leistung des Herrn Bulß (Lorenzo) kaum nach übertroffen werden; der warme, kraftvolle Ton, die überraschend deutliche Aus sprache verbinden sich mit edler Auffassung und warmblütiger Empfindung zu einer harmonischen Gesammtleistung, die dem Hörer einen völlig ungestörten Genuß bereitet. Herrn Sylva's helles, mächtiges Organ verschmolz in dem Duett des ersten Akts mit dem satten, 2 seines Partners zu schönem Zusammenklang. enr Herzog (Simonetta) sang ihr Lied im ersten Akt und den Tanzreigen des zweiten Aufzugs wieder zart und weich und mit duftiger Klarheit be⸗ sonders in den hohen Tönen.

B“ 1“ 1 zweite Konzert der Königlich preußischen Kammersängerin Frau Albani, welches gestern in der Sing⸗Akademie stattfand, war, gleich dem ersten, sehr zahlreich besucht und wurde mit Beet⸗ hoven's Sonate in G⸗dur für Klavier und Geige eröffnet, die von der Pianistin Fräulein Ethel Sharpe und dem Vicoliniften Herrn Franz Schörg korrekt und mit eingehendem Ver⸗ ständniß vorgetragen wurde. Frau Albani, aufs wärmste empfangen, sang hierauf Bellini's Arie aus den „Puritanern“ („Qui la voce**, mit welcher sie die Hörer zu fast endlosem Beifall hinriß. Die Leichtigkeit, mit der lich ihre Stimme in die dreigestrichene Oktave hinaufschwingt, die perlende Klarheit der Koloratur⸗Passagen und besonders ihr Diese Vorzüge traten auch in der Fenberschen Arie „Sweet bird“ mit obligater Flöte, die 8 in den bewährten Händen des Herrn Kammermusikers Kurth befand, in einem Duett mit Herrn Betz aus Wagner's „Fliegendem Holländer“ und in einem neuen brillanten Walzer von Arditi sehr wirksam hervor. Der König⸗ liche Kammersän er 15 Betz erfreute außerdem noch durch den Vortrag zweier beliebten Lieder von E. E. Taubert „Frühlingsboten“ und „Reiterlied“; auch die Pianistin und der Violinist spielten einige Solostücke auf ihren Instrumenten. Die Konzertgeberin fügte ihren Vorträgen noch das „Ave Maria“ von Bach⸗Gounod unter rauschendem Beifall hinzu, der auch sämmtlichen Mitwirkenden zu theil wurde. Die Klavierbegleitung wurde durch die Herren Vianesi und O. Bake vortrefflich ausgeführt.

Ueber die Gesangvorträge des Fräulein Elfriede Radova aus St. Petersburg, welche sich am Dienstag zum ersten Mal im Saal Bechstein hören ließ, ist nicht viel Erfreuliches zu berichten. Die Sängerin besitzt eine ziemlich kräftige und umfangreiche Altstimme, deren Ausbildung jedoch gänzlich versehlt ist. Die tiefen Töne klingen viel zu dunkel und gedrückt, während die höchsten Töne sehr grell erklingen. Ein unsicherer Tonansatz beeinträchtigt zugleich die Reinheit der Intonation und den Vortrag der Lieder, die die Ramen: Niedermeyer, Saint⸗Saëns, Rubinstein, Schubert, Franz, Eulenburg und anderer trugen. Die hier bereits vortheilhaft bekannte Pianistin Esperanza Kisch⸗Schorr unter stützte das Konzert durch einige Stücke von Rubinstein, Chopin, Scarlatti, Raff und Brahms, in welchen ihr schöner Anschlag und ihre feinsinnige Ausdrucksweise zur Geltung kamen. Wohlverdiente Beifall folgte allen ihren Vorträgen.

seelenvoller Vortrag wirkten bezaubernd.

Im Königlichen Opernhause wird morgen Mascagni's Cavalleria rusticana“ mit folgender Besetzung gegeben: Santuzza henu Pierson, Turiddu Herr Sylva, Alfio Herr Bulß, Lola

räulein Dietrich, Lueia Frau Lammert. Kapellmeister Dr. Muck dirigiert. Hierauf geht zum ersten Mal die Ballet⸗Burleske in 2 Auf⸗ zügen „Karneval“ von Emil Graeb, Musik von Adolf Steinmann, in Scene. Dr. Balonzone Herr Winter, Antoinette Fräulein dell'Era, Marguerite Fräulein Urbanska, Fleurette Fräulein Greiner, Ninette Fräulein Kirschner, Susette Fräulein Burkey, Emile Herr Burwig, Carlos Herr Quaritsch, Fabrice Herr Müller, Schneider Herr Stiller II., Prinz Karneval Feällein K. Graf. Tänze und Aufzüge: (1) Einzug und Huldigung des Prinzen Karneval. 2) Sport: Ruderer und Jockeys. 3) opfspiel

der Chinesen, 4) Pierrot's, Pas de deux, 5) Bébé⸗Polka, Amor