Außerdem sind üoch an Zinsen aus belegten Reichs⸗ eldern, Ueberschüssen aus früheren Jahren und e Einnahmen zusammen 355 500 ℳ mehr ein⸗ gegangen, wogegen an Matrikularbeiträgen die durch den 8 Nachtrags⸗Etat bewilligten 550 000 ℳ nicht erhoben wurden. ganzen sind an ordentlichen Einnahmen, soweit sie dem Reich verbleiben, im Vergleich zum Etat 20 803 222,79 ℳ mehr zur Reichskasse geflossen, und es ergiebt sich nach Gegen⸗ rechnung der Mehrausgaben von 6 603 242,61 ℳ für den Reichshaushalt des Etatsjahres 1893/94 ein Ueberschuß von 14 199 980,18 ℳ
1
Der Kaiserliche Gesandte in Kopenhagen, Wirkliche Ge⸗ heime Rath Freiherr von den Brincken ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der Chefpräsident des Königlichen Kammergerichts, Wirkliche Geheime Ober⸗Justiz⸗Rath Drenkmann ist nach der Schweiz abgereist.
Der Königlich rumänische Gesandte am hiesigen Aller⸗
höchsten Hofe Gregor J. Ghika hat einen Urlaub an⸗
getreten. Für die Dauer seiner Abwesenheit fungiert der Legations⸗Rath Cuciurano als Geschäftsträger.
Der bisherige Amtsrichter Merleker, zur Zeit in Pots⸗ dam, ist zum Regierungs⸗Assessor ernannt und der Königlichen Regierung daselbst zur ferneren dienstlichen Verwendung über⸗ micsen worden. Der bisher bei dem Königlichen Ober⸗Präsidium zu Koblenz beschäftigte Regierungs⸗Assessor von Loeper ist der König lichen Regierung zu Königsherg, der Regierungs⸗Assessor Dr. Conze zu Insterburg dem Königlichen Ober⸗Präsidium zu Danzig und der zur Zeit dem Landrath des Kreises Bersen⸗ brück, Heenierungbbezer Osnabrück, zur Hilfeleistung vö Regierungs⸗Assessor Dr. von Steseld der Königlichen Re⸗ gierung zu Oppeln zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden. 1 ““ 1 Der Regierungs⸗Assessor Dr. Rohde zu Marburg ist bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Bersenbrück, Regierungs⸗ bezirk Osnabrück, zur Hilfeleistung an den landräthlichen Ge⸗ schäften zugetheilt worden. 1 8 Der neuernannte Regierungs⸗Assessor von Pirch ist der Königlichen Regierung zu Danzig zur dienstlichen Verwendung überwiesen und der neuernannte Regierungs⸗ Assessor von Starck bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Memel zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zu⸗ etheilt worden. 8
1“
Die Königin und die Königin⸗Regentin der Niederlande werden München morgen Nachmittag verlassen und über Aschaffenburg und Köln nach Baarn in den Nieder⸗ landen reisen. ö 1
Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prin⸗
essin Ludwig haben sich am Sonntag zum Sommer⸗
aufenthalt nach der Villa Amsee bei Lindau begeben.
Sachsen.
Ihre Majestät die Königin ist gestern Nachmittag von Dresden nach Eichwald bei Teplitz abgereist.
Mecklenburg⸗Schwerin.
Seeine Königliche Hoheit der Großherzog hat sich gestern Abend nach Lübeck und von dort nach Kopenhagen begeben. Morgen gedenkt der Großherzog von dort nach Schwerin zurückzukehren. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin Marie und Ihre Hoheit die Herzogin Elisabeth werden sich heute nach Bayreuth begeben, um den Bühnen⸗Festspielen beizuwohnen.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
8s Der Landtag des Herzogthums Coburg ist am Sponnabend im Auftrag Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs durch den Staatsrath von Wittken geschlossen
worden. 8 Lübeck.
Die Königin von Dänemark traf am Sonnabend Abend von Gmunden in Lübeck ein, und begab sich sofort an Bord des dänischen Krondampfers „Danebrog“, der um 7 ½ Uhr nach Kopenhagen in See ging.
Elsaß⸗Lothringen.
9 88 F. Der Kaiserliche Statthalter Fürst Hohenlohe ist gestern ür den Sommer Aufenthalt
8
von Bad Gastein abgereist, um für ! in Alt⸗Aussee zu nehmen.
Deutsche olonien.
Der neuesten Nummer (16) des „Deutschen Kolonial⸗
blatts“ entnehmen wir folgende Mittheilungen:
Auf Einladung des Staats⸗Ministers von Hofmann trat am Montag, 9. Juli, der in der letzten Sitzung (am 9. Juni d. J.) ge⸗ wählte Ausschuß des Kolonialraths zur Berathung der Ein⸗ richtung einer regelmäßigen direkten Schiffs⸗ und Tele⸗ E zwischen Deutschland ir FüpKreste hfeke owie der Verbesserung des Hafens an der Tsoakhaub⸗ mündung zusammen. Anwesend waren von den Mitgliedern: Staats⸗Minister von Fefegann, Geheimer Ober⸗Postrath Kraetke, Direktor der Deutsch⸗Ostafrikanischen Gesellschaft Lucas, Konsul a. D. Vohsen, Kaufmann Adolf Woermann. Entschuldigt waren: Ge⸗ heimer Kommerzien⸗Rath Dr. von Oechelhäuser und Rechtsanwalt Dr. Scharlach. Nach eingehender Erörterung der bisher be⸗ stehenden Schiffsverbindungen mit Südwest⸗Afrika stellte sich all⸗ seitiges Einverständniß darüber heraus, daß eine raschere Schiffs⸗ linie als die englische über Kapstadt nach dem Schutz⸗ gebiet auch auf direktem Wege nicht herstellbar sein würde, daß aber andererfeits eine direkte, wenn auch langsamere Verbindung im allgemeinen kolonialpolitischen Interesse erwünscht wäre. Es wurde beschlossen, die gesammte Angelegenheit dem Plenum des Kolonialraths in einer Denkschrift zu unterbreiten und Vor⸗ schläge zu einer Ausdehnung der Fahrten der Woermann⸗Linie bis nach Südwest⸗Afrika aufzustellen. Hinsichtlich der dringend wünschenswerthen telegraphischen Verbindung des Schutzgebiets mit Deutschland wurde Herstellung einer Landtelegraphenlinie vom Norden der Kapkolonie nach den 2v Stationen Südwest⸗Afrikas und der Tsoakhaubmündung als dem Bedürfnisse genügend bezeichnet. Ein Anschluß an die submarinen Kabel würde sich zu theuer stellen. Der Aus⸗ bau der Tsoakhaubmündung wurde allseitig als dringend wünschenswerth
man die Strecke Tanga — P
erklärt. Es ist in Aussicht genommen, zum Zweck dieser Unter⸗ nehmung eine vehnnscusf ins Leben zu rufen, welche mit Unter⸗ stützung der Verwaltung des Schutzgebiets die Vorarbeiten thunlichst bnh in Angriff nehmen soll. Die dem Ausschuß ebenfalls zur Be⸗ rathung überwiesene Frage des⸗ 2 in einer weiteren Sitzung im Herbst erörtert, werden.
Die 8I“ aus den deutschen Schutzgebieten werden durch folgende Mittheilung aus Deutsch⸗Ostafrika über e des Kaiserlichen Gouvernements zur Bekämpfung des Sklavenhandels eingeleitet:
Mit welchem Nachdruck seitens der Kaiserlichen Behörden in Ost⸗Afrika an der Beseitigung der noch vorhandenen Haussklaverei gearbeitet und wie unnachsichtlich jeder Versuch des Menschenraubes und ⸗Handels unterdrückt wird, dafür legen neuerliche Berichte des Kaiserlichen Gouvernements Zeugniß ab. Es sind danach im Laufe des Jahres 1893 an den Hauptorten des deutschen Schutzgebiets nicht weniger als 452 Freibriefe an Sklaven ertheilt worden. 186 der betreffenden Leute sind freigekauft worden, meist durch deutsche Be⸗ amte und Ansiedler, oder wurden durch Urtheil der Gerichte in Freiheit gesetzt. 427 Sklaven sind durch den Tod ihrer Herren oder freiwillige Losgabe zu n geworden. Aus eigenen Mitteln haben sich 5 Sklaven freigekauft. Die größte Zahl von Freibriefen ist in Tanga ertheilt worden, nämlich 96. Ihm zunächst steht Lindi, wo 95 ausgegeben worden sind. In Bagamoyo betrug die Zahl der 1893 ertheilten Freibriefe 72, in Dar⸗es⸗Salam 70, in Kilwa 64, in Saadani und Pangani je 24, in Mikindani 21, in Kisaki 5, in Kilossa 2. In Moscht am Kilimandjaro hat sich Veranlassung zu Freikäufen oder sonstigem Einschreiten gegen Menschenhandel gar⸗ nicht gefunden. Es se Lort das Verkaufen von Menschen überhaupt abgekommen. Die früheren, zu Unfreien erklärten Kriegsgefangenen sind jetzt sämmtlich im Kilimandjaro⸗Bezirk als Bauern seßhaft, und die wegen Schulden zu Sklaven gewordenen Leute haben ihre Freiheit nach Bezahlung ihrer Schuld wieder⸗ erhalten. Fälle von Menschenraub werden immer seltener. Am häufigsten ereignen sie sich noch in den Küstenplätzen, wo das arabische Element, das sich noch nicht ganz in den neuen Gang der Dinge ein⸗ gelebt hat, vorherrscht. In Pangani sind 12 Fälle von Sklavenraub, in Bagamoyo 11, in Dar⸗es⸗Salam 8, in Lindi 7, in Kilwa 6, in Saadani 5, in Tanga 3 und in Mikindani 2 zur Kenntniß der Behörden und zur Aburtheilunggelangt; im ganzen bei 54 Personen. Oefters ist dabei festgestellt worden, daß der Verkauf mit Zustimmung der betreffenden Personen stattgefunden hat. Nur in sehr wenigen Fällen war wirklich gewaltsamer Raub von Personen nachweisbar. Die Kaiser⸗ lichen Behörden haben aber in dem einen wie anderen Falle mit aller Entschiedenheit durchgegriffen. Zwei Menschenräuber, Tumbo bin Musa und Selimani, sind zum Tode durch den Strang verurtheilt und hingerichtet worden. Ein gleichfalls schwer belasteter Araber Hamiß ist mit lebenslänglicher Kettenhaft bestraft worden. Zwangsarbeit und je nach der Schwere des Falles auch körperliche Züchtigung sind ebenso gegen die Leute zur Anwendung gelangt, welche sich des Menschenhandels in leichterer Form schuldig gemacht haben. Es steht zu hoffen, daß binnen wenigen Jahren der Sklavenhandel im deutschen Ost⸗Afrika nur noch als Sage aus früheren Zeiten bekannt sein wird.
Die Expedition des Grafen von Götzen, welche sich die Erforschung von Ruanda zum Ziel gesetzt hat, ist im März 1894 auf der Missionsstation Ushirombo an⸗ gekommen. Graf von Götzen, welcher sich mit beson⸗ derem Eifer topographischen Aufnahmen und astronomischen Ortsbestimmungen widmet, hat die ganze Route von Pangani über Mgera und Irangi aufgenommen. Die vorläufige Routen⸗ skizze der Expedition, welche bereits eine Ergafzun der soeben erst erschienenen Baumann'’schen Karte enthält, oll in den b .“ Beiheften zum „D. Kol.⸗Bl.“ veröffentlicht werden.
Die Arbeiten an der Usambara⸗Eisenbahn⸗Linie nehmen, wie der „Sansibar⸗Gazette“ aus Tanga berichtet wird, einen erfreulichen Fortgang. In zwei bis drei Monaten hoffe ongwe für den Güterverkehr zu eröffnen. Die Bahnhofsanlagen in Tanga seien nahezu vollendet und gäben diesem Ort zusammen mit seinen Neu⸗ bauten, Sägemuͤhlen, Tischlerei⸗ und Maschinenwerkstätten den Anstrich einer blühenden, im Werden begriffenen Stadt. Das Geleise bis Pongwe sei fertiggestellt und man warte nur auf das Eintreffen der nöthigen Maschinen, um die Strecke dem Verkehr zu übergeben. Am 9. Mai d. J. habe die erste Probefahrt ohne Unfall stattgefunden. 8
Aus Südwest⸗Afrika wird gemeldet, daß der Führer der dortigen Kaiserlichen Schutztruppe, Major von Frangois in leidendem Zustande in Kapstadt eingetroffen ist und zur Wiederherstellung seiner Gesundheit einen mehrmonatigen Urlaub erhalten hat. Unter dem 9. Mai hatte Major von Fe ese noch aus Keetmanshoop folgenden Bericht ab⸗ gesandt:
Euer Excellenz erlaube ich mir ganz gehorsamst zu melden, daß ich am 9. Mai in Keetmanshoop angelangt bin und mit einigen Reitern am 11. Mat die Weiterreise über Gibeon nach der etwa 8 Tagereisen entfernten Onabschlucht, woselbst ich die Feldabtheilung vermuthe, antreten werde.
Die von mir von Steinkopf in Marsch gefetzten Wagen mit Verpflegung werden in den nächsten Tagen hier erwartet, und habe ich den Distrikts⸗Chef von Keetmanshoop, Lieutenant Bethe ersucht, dafür Sorge tragen zu wollen, daß möglichst bald und viel Ver⸗ pflegung nach Gibeon zur Versendung gelangt, damit die Feld⸗ abtheilung in der Lage ist, schnell ihre Vorräthe zu ergänzen.
Nach Meldung des in Bethanien stationierten Unteroffiziers König sind von letzterem in Abwesenheit des Distrikts⸗Chefs, Lieutenants von Ziethen, fünf Witboois und zwei zu diesen gehörige Buschleute, die über Nacht ihre auf dem Platze wohnenden Verwandten be⸗ suchten, mit Hilfe der Ortsbewohner verhaftet und denselben drei Ge⸗ wehre und 47 Patronen abgenommen worden. Nach Aussage der Inhaftierten soll Witbooi sich in der Onabschlucht aufhalten und Samuel Isac entsandt haben mit 14 Reitern, um mit mir wegen des Friedens zu verhandeln. Ich werde, falls ich diesem Kom mando begegne, dasselbe dem Major Leutwein zuführen.
Aus Deutsch⸗Neu⸗Guinea wird berichtet, daß der hauptsächlich den Zwecken der Arbeiteranwerbung dienende Segelschuner „Senta“ der Neu⸗Guinea⸗Kompagnie an der Ostküste von Neu⸗Mecklenburg das Opfer eines heim⸗ tückischen Ueberfalls seitens dortiger Eingeborener ge⸗ worden ist. Ueber den Vorfall liegt folgender Bericht des Stationsvorstehers von Herbertshöhe vor:
Die „Senta“, Kapitän Böhmermann, hatte am 30. März 1894 Herbertshöhe verlassen, um den Kaiserlichen Richter in Amtsgeschäften nach Nusa überzuführen und dann an der Nord⸗ und Nordostküste Neu⸗Mecklenburgs Arbeiter anzuwerben. Sie segelte längs der Ost⸗ küste entlang bis in die Nähe der Gerrit Denys⸗Inseln, wo der Kapitän zwei Boote zum Rekrutieren ans Land sandte, das eine mit
dem Steuermann Senf zum Anwerben, das andere zur Aufnahme der An⸗ geworbenen und zum Schutz des Rekrutierungsboots. Das letztere war bei
dem Dorfe Ouranepa an Land gefahren, während sich das Bedeckungsboot in der Nähe auf See befand. Der Steuermann Senf brachte erst vier große starke Arbeiter nach dem zweiten Boot und dann noch weitere fünf; sodann begab er sich wieder an Land. Jetzt hieben plötzlich die ihn umstehenden Kanaken mit Aexten auf ihn und die Bootsmann⸗ schaft ein, während gleichzeitig sich die neun Angeworbenen auf die Be⸗ satzung des Bedeckungsboots warfen und mit ihr aus dem Boot ins Wasser fielen. Mehrere Kanus, die sich in der Nähe befunden hatten, eilten dem Schauplatz des Kampfes zu, und ihre Insassen hieben ebenfalls
Bahnbaues in Ost⸗Afrika soll
mit Beilen auf die im Wasser ringenden Sentaleute ein, die
nach Kräften vertheidigten und mit einigen aus dem Boot er riffenen Gewehren trotz eigener schwerer Verletzungen mehrere ihrer Angreifer tödteten. Als der mit dem Manövrieren des Schiffs in dem rif. reichen Fahrwasser beschäftigte Kapitän mit dem diese Wendung der Dinge erblickte, bemannte er sofort das letzte kleine, an Bord befindliche Boot und sandte es mi einem weißen Matrosen und drei entbehrlichen Leuten ans Land. Dasselbe näherte sich der Unglücksstelle unter fort. währendem Schießen, während gleichzeitig Kapitän Böhmermann mit einem Bukajungen von der „Senta“ aus ein Schnellfeuer mit Mauser⸗ gewehren auf die am Ufer in großer Menge versammelten Ein⸗ eborenen abgab, unter dessen Einwirkung alle die Flucht ergriffen, odaß es gelang, den schwerverwundeten Steuermann Senf und vier gleichfalls mehr oder weniger stark verletzte Senta⸗ leute in die Boote und dann diese an das Schiff zu bringen. Daß der Ueberfall vollständig geplant war, dafür spricht, daß die angeworbenen neun Leute alle besonders groß und stark und bereits sämmtlich in Samoa oder auf Queensland gewesen waren und daß sich im Busch eine große Schaar Bewaffneter ver⸗ borgen gehalten hatte, sowie daß kein Kanu an das Schiff selbst herankam, sondern daß alle nach den Booten ruderten. Am 25. April traf die „Senta“ mit den Verwundeten, welche daselbst sofort ärzt⸗ licher Pflege übergeben wurden, wieder in Herbertshöhe ein; der durch Arthiebe in den Oberkörper schwer verwundete Steuermann Senf erlag hier leider nach zwei Tagen seinen Leiden. Zwei der verletzten Jungen schwebten bei Abgang des Berichts noch in Lebensgefahr, ein Negermatrose und ein Setng. waren bei dem Ueberfall selbst sofort erschlagen worden. — S. M. Kreuzer „Bussard“, dessen Ankunft in den dortigen Gewässern demnächst zu
erwarten steht, wird von dem Landeshauptmann um Untersuchung des
Falls und thunliche Bestrafung der Mörder gebeten werden.
roßbritannien und Irland.
Gestern Nachmittag fand im des Herzogs von Teck in Richmond die Taufe des Sohnes des “ von York im Beisein der Königin, des Prinzen und der Prinzessin von Wales, der Prinzessin Alix von Hessen, des Großfürsten⸗Thronfolgerz von Rußland, des Prinzen und der Prinzessin von Battenberg, der Prinzessin Christian zu Schleswig⸗Holstein, des Herzogs von Cambridge, des Premier⸗Ministers Lord Rosebery und des Marquis von Salisbury statt. Die Taufe wurde von dem Erzbischof von Canterbury vollzogen. Der Prinz erhielt die Namen Edward Albert Christian George Andrew Patrick David.
as Unterhaus hat in seiner gestrigen Sitzung den Bericht über die Budgetbill nach sechstägiger Debatte an⸗ genommen. Nur die von der Regierung beantragten oder ge⸗ nehmigten Abänderungen wurden angenommen und sodann die dritte Lesung auf heute anberaumt.
Frankreich.
Der Präsident Casimir⸗Pörier hat ein Dekret unter⸗ e. wonach die französischen Territorien am bangi von Französisch⸗Congo bis auf weiteres ab⸗ getrennt und unter das Kommando des Majors Monteil 1 werden. In dem hierauf bezüglichen Motiven⸗ ericht legt der Minister für die Kolonien Delcassé dar, daß die am Ubangi eingetretenen Schwierigkeiten die Regierung gezwungen hätten, die zur Wahrung der Rechte Frankreichs espebeclichen Maßnahmen zu treffen. Major Monteil sollte bereits gestern von Marseille nach Loango abreisen, doch wurde nach einer Meldung des „Figaro“ die Abfahrt des Dampfers verschoben, weil Major Monteil konstatierte, daß die verladenen Lebensmittel verdorben seien.
Die Deputirtenkammer hat in ihrer gestrigen Sitzung mit 450 gegen 43 Stimmen den Gesetzentwurf über die direkten Steuern angenommen. Heute wird die Berathung des Gesetzentwurss über die Unterdrückung des Anarchismus beginnen. Die Kommission für den letzt⸗ 1“ Entwurf hat auf Verlangen des Justiz⸗Ministers
uérin die Abänderungsanträge verworfen, wonach die Dauer des Gesetzes beschränkt werden sollte. 1
Der bei der französischen Republik accreditierte belgische
Gesandte Baron Beyens ist heute in Paris gestorben.
8 Rußland.
366“
Gegenüber den betreffs der Gesundheit des Ministe von Giers umlaufenden ungünstigen Gerüchten konstatiert, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet, das „Journal de St. Pétersbourg“, daß der Zustand des Ministers von Giers anhaltend ein guter sei, besonders seitdem er Aufenthalt in Sarskoje Selo genommen habe. vhfedhas sei es ihm möglich geworden, sich nach Peterhof zur Abstattung des Wochen⸗ berichts zu begeben, und sich den Geschäften ohne die geringste Unterbrechung zu widmen.
Der Finanz⸗Minister Witte hat die Einsetzung einer Spezialkommission angeordnet, um über den jüngst ge⸗ meldeten Zusammenstoß des russischen Passagierdampfers „Wladimir“ mit dem italienischen Dampfer „Columbia“ eine Untersuchung anzustellen.
Italien.
Der Senat hat gestern die drei chehee n über die Explosivstoffe, die Aufreizung zu Verbrechen und deren Vertheidigung durch die Presse sowie die Zwangsdomizile angenommen. Anläßlich des Vorschlags über die Zwangsdomizile empfahl der Senator Canonico, dafür Sorge zu tragen, daß die Zwangsdomizile nicht selbst Herde für die Weiterverbreitung bE3“ Bestre⸗ bungen würden. Der Minister⸗Präsident Crispi erwiderte, er beschäftige sich mit dem Gedanken, die zu Zwangsdomizilen verurtheilten gefährlicheren Personen in weitentlegene, aber Italien gehörende Gegenden zu verschicken. Ein Inspektor des Ministeriums des Innern habe sich nach einigen kleineren afrikanischen Inseln begeben, um festzustellen, ob sich diese zu dem erwähnten Zweck eigneten. Die Erklärung des Minister⸗ Präsidenten fand lebhafte Zustimmung auf allen Bänken des
Hauses. 1 Wie die „Kölnische Fetne aus Mailand meldet,
gelang es der dortigen Polizei, am Sonnabend in später Abendstunde in einer Weinschänke vor der Porta Ro⸗ mana eine aus 30 Personen bestehende anarchistisch Versammlung aufzuheben und die Theilnehmer zu ver haften. Unter diesen — vö ungen Leuten im Alter von 17 bis 22 Jahren — befanden sich mehrere ge
fährliche, längst gesuchte Individuen. Die Verschwörer leisteten
keinen Widerstand und wurden unter starker Bedeckung der Polizei in das Gewahrsam abgeführt.
Bernstorff einen Besuch abzustatten.
Lage der Strikes bei Fürstenheim und
8 Bulgarien.
Vor dem Gefängniß in Sofia fand gestern eine Zu⸗ ammenrottung von etwa 2000 Personen statt. Ein Theil versuchte, in das Gefängniß einzudringen, wurde Jdoch von der 62 zurückgewiesen. Es wurde darauf eine Deputation an die Regierung gesandt, um die Freilassung Karawelow's, welcher die Haft wegen seiner Mitschuld an der Ermordung Beltschew’s verbüßt, zu shehenen Weitere Zusammenrottungen vor den Häusern Stambulow's und Petkow's wurden von der Gendarmerie zerstreut.
Bei den Gemeindewahlen in Haskioei, Varna, Slivno, amboli und Tatar⸗Bazardschik wurden die Kandidaten der Nationalpartei mit großer Mehrheit gewählt. Die Wahl⸗ betheiligung war sehr rege. Es kam zu wiederholten Kund⸗ ebungen für den Prinzen Ferdinand von Sachsen⸗Coburg und hie Regierung. Die Ordnung wurde nirgends gestört.
Wie die in Sofia erscheinenden Blätter melden, ist der frühere Polizei⸗Präfekt Lukanow des Mißbrauchs der Amts⸗ gewalt beschuldigt und vor den Untersuchungsrichter zitiert worden.
Schweden und Norwegen.
Die norwegische Regierung verweigert die Sanktion des vom Storthing gefaßten Beschlusses über besondere beebben für Personen, die laut § 75 H des Grund⸗ gesetzes aufgefordert werden, vor dem Storthing zu erscheinen und die betreffenden Vorschriften des Gesetzes nicht erfüllen.
Dänemark.
Der Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin ist heute Vormittag um 10 ½ Uhr in Kopenhagen eingetroffen, um dem König und der Königin von Dänemark auf Schloß
1 Der Großherzog wurde am Bahnhof von dem König, dem Kronprinzen, den Geenen Christian und Johann sowie dem deutschen Gesandten Freiherrn von den Brincken empfangen.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die deutsche überseeische Auswanderung
über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam stellte sich nach den Ermittelungen des Kaiserlichen Statistischen Amts im Juni 1894 und im gleichen Zeitraum des Vorjahres folgendermaßen: Es wurden befördert im Juni über 1894 1893 11“ 1978 4167 “ 1 504 3 348 deutsche Häfen zusammen. I7685 ööq1P1ö11188 “ 162 ö1X“ 2 — Ueberhaupt. 3 339 8 753 Aus deutschen Häfen wurden im Juni d. J. neben den vorgenannten 2782 deutschen Auswanderern noch 4171 Angehörige fremder Staat efördert. Davon gingen über Bremen 2113, Hamburg 2058.
Zur Arbeiterbewegung. Der Ausstand in der Lederfabrik von H. Weste in
Berlin (vgl. Nr. 16 d. Bl.) beschäftigte, wie der „Vorwärts“ mit⸗
theilt, am Sonntag eine Versammlung der Lohgerber, Leder⸗ zurichter und Berufsgenossen Berlins. Die Arbeitseinstellung ist, wie mitgetheilt wurde, erfolgt, weil der Arbeitgeber die bisherige Lohn⸗
arbeit, wobei ein Wochenlohn von 18 bis 23 ℳ gezahlt wurde, in
Stückarbeit umwandeln will und Stücklöhne geboten hat, wonach ein Arbeiter wöchentlich nur 12 bis 15 ℳ verdienen könnte. Die Versamm⸗ lung erkannte den Ausstand als berechtigt an. Ausständig sind 20 Mann. Sie sind theils Mitglieder des Verbandes der Leder⸗ arbeiter, theils der Vereinigung der Lohgerber und Lederzurichter, theils garnicht organisiert. Die Ausständigen sollen unterstützt werden und dürfen nur zu den alten Bedingungen die Arbeit wieder aufnehmen, d. h. in Lohn zu den alten Lohnsätzen. — Der Stand des Au 8⸗ standes in den Schuhfabriken von Fürstenheim u. Co. und Morösse wurde in einer Schuhmacherversammlung am 14. d. M. erörtert. Bei Fürstenheim u. Co. haben sich, wie berichtet wurde, nur 20 Arbeiter, die keinen ausreichenden Ersaß böten, an Stelle der Ausständigen an⸗ werben lassen. — Ueber den Ausstand bei Morösse wurde mitgetheilt, daß die mit diesem Unternehmer gepflogenen Verhandlungen ge⸗ sind. Die Versammlung bezeichnete in einer Entschließung die
Morösse eine gute und versprach den Ausständigen Unterstützung. Zu unterstützen sind vierzig Ausständige von Fürstenheim und 15 von Morösse.
In Aussig a. d. Elbe haben, einer Mistgetcng desselben Blattes zufolge, die Kesselarbeiter der Aktienfabrik Breitfeld u. Danek Ffergcdec⸗ weil ihre Forderung um Aufbesserung des Lohnes abgelehnt worden ist.
Aus Chicago meldet „W. T. B.“: Die günstige Situation dauert an. Der Arbeiterführer der Pullman⸗Werke giebt zu, daß die Ausständigen unterlegen sind. — Sonntag Abend entgleiste ein Zug der Grandtrunk⸗Eisenbahn bei Battlecreek (Michigan). Der Heizer wurde getödtet, mehrere Personen verwundet. Die Entgleisung soll durch Böswilligkeit herbeigeführt sein. — Einer Meldung des „R. B.“ zufolge hat der Börstgenge des Vereins der Eisenbahn⸗Direktoren die Vorschläge der Arbeiterführer, die der Bürgerm eister von Chicago überreichte, zurückgewiesen. Die Eisenbahn⸗Direktoren wollen von einem Schiedsgericht nichts wissen und sich nicht verpflichten, die Ausständigen wieder unterschiedslos an⸗ zunehmen. Die Arbeiterführer Debs und Sovereign bemühen sich, den Ausstand aufs neue zu entfachen, weil sich der Verein der Eisen⸗ bahn⸗Direktoren weigert, ihre Vorschläge anzunehmen. — Der Fabrikant Pullman hat eine Erklärung in den Zeitungen ver⸗ öffentlicht, worin er sein Verfahren bei dem Ausstand re tfertigt. Er will sich nicht endgültig weigern, die Angelegenheit einem Schieds⸗ seticht zu unterbreiten, aber das Gericht dürfe nicht dahin seine Ent⸗ abgeben, daß seine Fabriken mit Verlust betrieben werden sollten.
Kunst und Wissenschaft. 8
„Seine Königliche Hoheit der ö Luitpold hat, wie „W. T. B.“ unter dem gestrigen Tage aus München berichtet, dem Geheimen Rath Dr. von Pettenkofer anläßlich der auf sein Ansuchen erfolgten Enthebung von seinem Lehramt an der Universität und der Leitung des hygienischen Instituts das Großkreuz des Michaels⸗Ordens verliehen. .— Während der diesjährigen Kampagne der Ausgrabungen in Troja, die wie die vorfährche (s. Nr. 164 d. Bl.) unter Wilhelm Dörpfeld's Leitung steht, ist, wie die M. „Allg. Ztg.“ mittheilt, nach jehnwöchiger Arbeit der Plan einer umfassenden Untersuchung und Freilegung der sechsten, sogenannten mykenischen Stadt mit Erfolg urchgeführt worden. Die Burgmauern der sechsten Stadt sind im Osten und Süden der Burg auf je 80 bis 100 m ausgegraben; sie sind in 4 bis 5 m öhe wohlerhalten. Es sind zwei Thore in der Mauer gefunden worden; das im Osten gelegene, dessen stattliche Pfeiler noch aufrecht stehen, während der Sturz und das vermuthlich einst darüber be⸗
ndliche Löwenrelief verschwunden sind, führt in einer der auer parallelen Richtung ins Innere, ähnlich wie das Nordthor in Mykenae. Im inneren Burgraum führt der Weg zwischen Magazinen hindurch, die an die Innenseite der Burgmauer angebaut sind und sich ganz mit Pithoi (thönernen Vorraths⸗ gefäßen) angefüllt fanden. Außer diesen Magazinen sind zwei Ge⸗ bäude mit großen Terrassenmauern fretelggt. Des weiteren ist oben auf der Burg ein mit „mykenischem“ auerwerk Poniagfnch aus⸗ gemauerter Brunnenschacht von über 11 m Tiefe aufgedeckt worden, der in späterer Zeit zugeschüttet worden ist. Unter den Gegenständen, die bei dieser Verschüttung hinabgeworfen waren, haben sich außer Architektur⸗ und Basenfragmenten ein marmorner Zeus⸗ kopf von doppelter Lebensgröße und verschiedene Inschriften aus römischer Zeit gefunden, darunter ein Ehrendekret für einen L. Julius L. F. Cäsar, der dem Tempel die vom Staat okkupierten Ländereien zurückgegeben hatte, und ein unter desselben zu stande gekommener Beschluß der zahlungsunfähigen itglieder des Ilischen Städtebundes über die Regelung ihrer finanziellen Be⸗ ziehungen zu dem Heiligthum. Die Arbeiten der Grabung, die in der heißen Jahreszeit nur mit großen Schwierigkeiten durchzuführen sind, sollten Mitte dieses Monats zum Abschluß gebracht werden.
ndheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ WMaßregeln.
Polizeiverordnung des Regierungs⸗Präsidenten zu Marien⸗ werder, betreffend die gesundheitliche Ueberwachung russisch⸗polnischer Arbeiter, vom 20. März 1893 (Nr. 26 des Amtsblatts vom 27. Juni 1894):
„§ 1. Jeder Arbeitgeber, welcher russisch⸗polnische Arbeiter be⸗ schäftigt, ist verpflichtet, dieselben unter Angabe ihres vollen Namens, des Alters, des Geburts⸗ und Zuzugorts, sowie des Datums des Zuzugs innerhalb 24 Stunden nach ihrem Eintreffen bei der Orts⸗ Polizeibehörde anzumelden. 1
„Von dem Abzug jedes russisch⸗polnischen Arbeiters hat der Ar⸗ beitgeber unter Mittheilung derselben Personalien, sowie des Datums 5 döeechge der Orts⸗Polizeibehörde binnen 48 Stunden Anzeige zu erstatten.
§ 2. Jeder Arbeitgeber, in dessen Diensten russisch⸗polnische Arbeiter stehen, ist verpflichtet, jeden irgendwie choleraverdächtigen Erkrankungsfall (Durchfall, Brechdutkchfall) und jeden auch scheinbar unverdächtigen Todesfall unter dem gesammten von ihm beschäftigten Personal mit Einschluß der einheimischen Arbeiter binnen längstens zwölf Stunden bei der Orts⸗Polizeibehörde anzuzeigen.
§ 3. Bei Todesfällen unter einer Arbeiterschaft, welche ganz oder zum theil aus russisch⸗polnischem Personal besteht, darf die Be⸗ erdigung vor der amtsärztlichen Feststellung der Todesursache nicht stattfinden. 8 86 § 4. Zuwiderhandlungen unterliegen einer Geldstrafe bis zu
ℳ
Der Regierungs⸗Präsident zu Gumbinnen hat die Anordnung, nach welcher Grenzlegitimationsscheine von den Behörden der Kreise Johannisburg, Lyck und Oletzko nicht ausgestellt werden dürfen (vergl. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 159 vom 9. Juli 1894), bis auf weiteres außer Kraft geset. ö“ “
Gesu
8 8
Cholera.
Danzig, 16. Juli. Nach einer Bekanntmachung des Staats⸗ kommissars füür das Weichselgebiet, sowie der hiesigen Polizei⸗ direktion wurde, wie „W. T. B.“ meldet, bei zwei verstorbenen Kindern und einer Frau in Schidlitz und bei einem heute früh in Neufahrwasser gestorbenen Schiffer der Brigg „Elisabeth“ Cholera festgestellt. Es sind ferner ein Fischer in Christ⸗ felde, je ein Flößer in Fordon, Thorn und Kurzebrack, sowie ein Flößer und ein Schiffer in Pieckel gestorben; ein Arbeiter aus Einlage und ein Flößer aus Schulitz sind erkrankt.
Stockholm, 16. Juli. Bei drei Mann der Besatzung des noörwegischen Dampfers „Hypatia“, sowie bei einem verstorbenen
Steward desselben Dampfers ist dem „W. T. B.“ zufolge Cholera
asiatica festgestellt worden.
HKaäandel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks
an der Ruhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 14. d. M. gestellt 10 893, nicht rechtzei tig gestellt keine Wagen; am 16. d. M. sind gestellt 10 486, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
In Oberschlesien sind am 14. d. M. gestellt 3457, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 14. und 16. Juli die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung:
Brunnenstr. 99, dem Dr. phil. Leopold Schendel gehörig; Nutzungswerth 17 700 ℳ; für das Meistgebot von 224 000 ℳ wurde der Maurermeister Wilhelm Gericke, Mosbacherstr. 13, Ersteher. — Cuprystr. 45, dem Maurermeister Matthes Sabbelat ehörig; Fläche 10,50 a, Nutzungswerth 13 730 ℳ; für das Meistogcbot von 185000 ℳ wurden die Maurer⸗ und Zimmermeister Hermann Wolff und Franz Wolff zu Berlin Ersteher. — Glogauerstr. —.29, dem Klempner⸗ meister Wilhelm Scharnow gehörig; Fläche 6,95 a; Nutzungs⸗ werth 10 640 ℳ; für das Meistgebot von 163 500 ℳ wurde die Frau Klempnermeister Wilhelm Scharnow zu Berlin Ersteherin. — Schulstr. 58/60, dem Fräulein Fanny Koblenzer zu Augsburg gehörig; Fläche 24,98 a; Mindestgebot 400 ℳ für das Meistgebot von 410 ℳ wurde der Kaufmann Friedrich Lehmann, Exerzier⸗ straße 14, Ersteher. — Wollinerstr. 34, dem Tischlermeister Gustav Kussin gehörig; Fläche 9,69 a; mit dem Gebot von 187 000 ℳ blieb der Kaufmann Max Priester, Kanonierstr. 37, Meistbietender.
— Der Kurs für die hier zahlbaren österreichischen Silber⸗ kupons ist auf 163 ℳ erhöht worden.
— Die Einnahme der Paulinenaue⸗Neu⸗Ruppiner Eisenbahn im Juni d. J. betrug 22 880 ℳ oder 1944 ℳ mehr wie im Juni 1893 und vom Beginn des Rechnungsjahres an 69 769 ℳ oder 1319 ℳ weniger als im Vorjahre.
—, Die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ berichtet vom rheinisch⸗west⸗ fälischen Eisen⸗ und Stahlmarkt: Obgleich im allgemeinen das Aussehen des nhsni Cestcischen Eisenmarktes sich nur unbe⸗ deutend verändert hat, so ist dies wenige doch nach der günstigen Seite zu nehmen. Wenn auch in einigen Geschäftszweigen die Prei noch in keinem Verhältnisse zu den Gestehungskosten stehen, so ist doch die Nachfrage dafür in der letzten Zeit reger geworden, 8 man auf eine Aufbesserung der Preise in nicht allzu ferner Zeit ebenfalls hoffen darf. Eisenerze sind im wesentlichen unverändert geblieben; die Siegerländer Gruben finden für ihre öͤrderung stetigen Absatz und die Preise behaupten sich fest. Der Absatz von Luxemburg⸗Lothringer Minette ist ein befriedigender und die Preise haben in der letzten Zeit wieder etwas angezogen. — Der Roheisenmarkt verharrt in seiner festen Haltung; die Nachfrage ist in der letzten Zeit vielfach wieder etwas reger geworden; man sieht deshalb auch der zukünftigen Entwickelung des Geschäfts mit Ruhe entgegen. Im Siegerlande ist die Nachfrage nach Roheisen recht lebhaft; die Inland⸗ nachfrage ist stetig und die Preise werden durchaus fest be⸗ hauptet. Auch vom Auslande her sind einige bedeutende Posten ge⸗ fragt. — Auf dem Walzeisenmarkt zeigen sich bereits ver⸗ einzelte Symptome einer Besserung. Das Stabeisengeschäft
stellte sich im allgemeinen etwas besser als in der Vorwoche. Die Inlandnachfrage war entschieden reger, und die Preise haben sich dem⸗ gemäß fest behauptet; allerdings 1. 2 sie, um bei den heutigen Kohlen⸗ und Roheisenpreisen Nutzen abzuwerfen, noch weitere Fortschritte machen. Man nimmt jedoch allenthalben an, daß dieser Zeitpunkt nicht allzu lange mehr auf sich warten läßt. Der Betrieb ist bei den Werken infolge früherer Aufträge überall ein regelmäßiger. Auch auf dem Bandeisen⸗ markt haben die Abschlüsse in letzter Zeit zugenommen; die Käufer sind bereits mit ihrem Bedarf für das letzte Vierteljahr an den Markt hägpeter. In Formeisen, speziell für Bauzwecke, herrscht noch leidlicher Bedarf, doch sind die Preise vorläufig noch gedrückt. In Grobblechen hat sich die Geschäftslage gegen die Vorwoche nicht geändert. Die Aufträge und Nachfragen laufen in befriedigendem Maße ein, doch sind die Preise nach wie vor unlohnend. Dasselbe ilt auch vom Feinblechgeschäft; trotz des flotten Eingangs von
ufträgen verharren die Preise hartnäckig auf dem niedrigen Stand⸗ punkt. In Walzdraht, gezogenem Draht, sowie Draht⸗ stiften ist wenig Aenderung zu verzeichnen, doch scheint das Geschäft in Walzdraht sich etwas besser anzulassen. Die Röhrengießereien haben in der letzten Zeit wieder umfangreiche Aufträge buchen können, wodurch die Beschäftigung sehr rege geworden und bei den größten Werken für eine längere Dauer gesichert ist. Infolge dessen haben auch die weiter engfsggen und da die meisten Gießereien für mehrere Monate genügende Beschäftigung haben, so ist ein weiteres Steigen der immer noch sehr nahe an den Selbstkosten stehenden Verkaufsprei e als ziemlich sicher anzunehmen. Die Nachfrage sowohl für inländischen wie für ausländischen Bedarf ist noch anhaltend stark. In den Maschinenfabriken verspürt man immer noch Mangel an Aufträgen, um den Betrieb annähernd stetig zu erhalten; nur wenige Werke sind annähernd auskömmlich beschäftigt; alle klagen über die unlohnenden Preise. Die Geschäftslage der Bahnwagen⸗ anstalten ist unverändert.
— Zu der am 14. d. M. anberaumten qherordfrlcsen General⸗ versammlung der Aktionäre des Bergischen Gruben⸗ und HS n waren acht Aktionäre erschienen, die 123 600 ℳ
orzugsaktien und 58 800 ℳ Stammaktien, zusammen also 182 400 ℳ Aktienkapital vertraten. Da mindestens 412 800 ℳ nach dem Statut vertreten sein mußten, so war die Generalversammlung nicht beschluß⸗ fähig. Es handelte sich hauptsächlich um die weitere Herabsetzung des Aktienkapitals durch Umwandlung eines Theils des Stammaktien⸗ kapitals in zusammen elegte Vorzugsaktien.
Pie Heffische Ludwigsbahn hatte im Juni d. J. auf den nicht garantierten Linien eine Gesammteinnahme von 1 621 774 (+ 111 258) ℳ und vom 1. Januar bis Ende Juni d. J. von 8 711 373 (+ 167 480) ℳ; auf den garantierten Linien betrug die Einnahme im Juni 200 420 (+ 15 508 ℳ) und seit 1. Januar d. J. überhaupt 1 107 357 (+ 9911) ℳ
— Ueber den englischen Eisenmarkt wird der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ unter dem 15. d. M. aus Middlesbwough geschrieben: Die Lage des englischen Eisengeschäfts ist gegenwärtig eine höchst unbe⸗ friedigende. Die Betriebseinstellung an den Hochöfen und Walzwerken sowie auf den Schiffbauwerften in Schottland hat eine beträchtliche Abnahme des Verbrauchs an Roheisen durch die einheimischen Käufer zur Folge gehabt. Die Verschiffungen sind dagegen anhaltend günstige, da die Fütengnng in Schottland eine geringe ist, und die Prasse haben sich im allgemeinen behauptet. In Nond⸗England hat sich auf dem Roheisenmarkt keine wesentliche Besserung geltend gemacht. Einige Sorten sind allerdings im Preise in die Höhe gegangen, hesonders Nr. 3, sind im allgemeinen die Aus⸗ sichten ungünstig. Clevelandroheisen Nr. 3 G. M. B. ist knapp und geben die Produzenten diese Sorte daher nicht unter 35 Sh. 6 d. per Tonne f. o. b. prompte Lieferung ab. Für die geringeren Sorten Clevelandroheisen hat die Nachfrage infolge der Verminderung des schottischen Bedarfs abgenommen. Nr. 4 Gießereiroheisen wird zu 34 Sh. 6 d. verkauft, Puddel⸗ roheisen zu 34 Sh.; doch wird durchschnittlich wenigstens 3 d. mehr als diese Notierungen gefragt. Im Lancashire⸗Distrikt wurden wenig Geschäfte abgeschlossen, doch behaupteten sich die Preise. In South⸗ und Nord⸗Staffordshire war das Geschäft lebhafter, die Preise blieben unverändert. In South⸗ und West⸗Yorkshire sind die Aussichten un⸗ günstiger und die Preise haben weichende Tendenz. In South⸗Wales ist das Geschäft ebenfalls stiller. Im Nordwesten Englands hat sich das Hämatiteisengeschäft bis jetzt noch nicht gebessert; der Verbrauch an Eisen ist allerdings lebhaft, doch übersteigt die Erzeu⸗ gung die Abnahme und haben in der vergangenen Woche die Lager⸗ vorräthe wieder um weitere 650 t zugenommen. Das Geschäft in Eisenerzen ist unverändert geblieben und die Nachfrage ist still. In Spiegeleisen ist das Geschäft gleich Null. Im Norden Englands ist der Fertigeisenmarkt sehr still, da infolge der Arbeiterausstände der Betrieb auf den meisten Schiffbauwerften eingestellt ist. Die Werke arbeiten unregelmäßig und werden wohl bald gezwungen sein, die Arbeit ganz einzustellen. Im Lancashire⸗Distrikt macht sich eine leichte Besserung
emerkbar und die Notierungen bleiben unverändert. In Er veg—n behaupten sich die Preise, da die Werke noch Beschäftigung haben. In South⸗ und West⸗Yorkshire ist Stabeisen gut gefragt, doch sind für die anderen Erzeugnisse die Aussichten weniger günstig. South⸗Wales hat sich die Lage noch nicht gebessert. Im Norden Englands ist die Haltung des Stahlmarktes im allgemeinen genommen eine sehr unbefriedigende, doch sind einige Aufträge, hauptsächlich für schottische Abnehmer eingegan een. Im Nordwesten Englands sind die Werke, welche Stahlschienen, Weißblechknüppel und Stahlschiffsplatten erzeugen, ziemlich gut beschäftigt, doch sind die eingehenden Aufträg
unbedeutend.
Magdeburg, 16. Juli. (W. T. B.) Zuckerbericht Kornzucker exkl., von 92 % —,—, neue —,—, Kornzucker exkl. 88 5, Rendement 11,90, neue 11,65 — 11,80, Nachprodukte exkl., 75 % Rend 7,80 — 9,25. Ruhig. Brotraffinade I. 25,25, Brotraffinade II. —,—, Gem. Raffinade mit Faß 24,25 — 25,50, Gem. Melis I., mit Faß —. Ruhig. Rohzucker: I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Juli 11,.40 Gd., 11,42 ½ Br., pr. August 11,50 Gd., 11,25 ½ Br., vr. September 11,20 Gd., 11,30 Br., pr. Oktober⸗Dezember 10,87 ½ Gd., 10,90 Br. Alte Ernte ruhig, neue schwächer.
Leipzig, 16. Juli. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per Juli 3,37 ½ ℳ, per August 3,37 ½ ℳ, per September 3,37 ½ ℳ, per Oktober 3,40 ℳ, per No⸗ vember 3,40 ℳ, per Dezember 3,42 ½ ℳ, per Januar 3,45 ℳ, per Februar 3,15 ℳ, per März 3,45 ℳ, per April 3,45 ℳ, per Mai — ℳ, per Juni — ℳ. — Umsatz — kg.
Bremen, 16. Juli. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Vetroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗ Börse.) Ruhig. Loko 4,60 Br. — Baumwolle. Ruhig. Upland middling, loko 37 ½ 4. — Schmalz. Ruhig. Wilcor 37 ₰. Armour shield 86 ₰, Cudahy 37 ₰, Fairbanks 31 ½ ₰. — Speck. Fest. Short clear middling loko 35. — Wolle. Umsatz 91 Ballen. Taback. Umsatz: 27 Faß Maryland, 27 Faß Virginy, 59 Faß Kentucky. 8 —
Wien, 16. Juli. (W. T. B.) Im Handels⸗Ministerium wurde heute der Entwurf eines Uebereinkommens unterzeichnet, nach wel die Böhmische Westbahn — mit rückwirkender Kraft vom 1. Ja⸗ nuar 1894 — in das Staatseigenthum übergeht. Die Aktionäre erhalten eine Jahresrente von 16 Fl. für das Stück in 4 % Obliga⸗ tionen der neuen 15 Jahre unkündbaren Prioritäts⸗Anleihe. Die Genußscheine erhalten einen e von 6 Fl. Die Reserven verbleiben Eigenthum der Gesellschaft. Die Generalversammlung der Aktionäre wird bis spätestens den 20. Oktober d. J. einberufen.
Wien, 16. Juli. (W. T. B.) Der Inhaber eines Börsen⸗ komtors, Adolf Bettelheim, ist seit dem 11. d. M. verschwunden unter dem dringenden Verdacht, die Depots zahlreicher Kunden eseehlagen zu haben. Der Schaden wird auf über 200 000 Fl. ge⸗
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London, 16. Juli. (W. T. B.) Wollauktion. Preise behauptet. Besuch weniger zahlreich. An der Küste 7 Wetzenladungen angeboten. 196 % loko 13 ½ ruhi .“ loko