1894 / 167 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 18 Jul 1894 18:00:01 GMT) scan diff

um 10. Inf. Regt. Prinz Ludwig, Wernigh, Port Fähnr. vom 8 Sao Pnr. büh 8 Inf. Regt. König Wilhelm von Württem⸗ berg, versetzt. Rothamel, Hauptm. und Komp. Chef vom 1. Pionier⸗Bat., unter Versetzung zur Fortifikation vnhecfeade zum Lehrer an der Art. und Ingen. Schule mit der Wirksamkeit vom 1. August d. J., Dühmig, Hauptm. von der Fortifikation Ingol⸗ stadt, bisher kommandiert als Lehrer an der Art. und Ingen. Schule, im 1. Pion. Bat. mit der Wirksamkeit vom 1. August d. J., Schultze, Pr. Lt. im Inf. Leib⸗Regt., Kopp, Pr. Lt. im 3. Inf. Regt. Prinz Karl von Bayern, diese unter Beförderung zu Haupt⸗ leuten ohne Patent, zu Komp. Chefs, Kolb, Pr. Lt. des 6. Chev. Regts. vakant Großfürst Konstantin Nikolajewitsch, unter Stellung à la suite dieses Truppentheils, zum Adjutanten bei der Insp. der Kav., ernannt. Jamin, Seec. Lt. im 3. Inf. Regt. Prinz Karl von Bayern, zum Pr. Lt., Rohe, Port. Fähnr. im 2. Chev. Regt. Taxis, Spruner v. Mertz, Port. Fähnr. im 4. Chev. Regt. König, zu Sec. Lts., v. Ziegler, Unteroff. im 4. Chev. Regt. König, mit einem Patent vom 1. April d. J., Deuringer, Unteroff. im 3. Inf. Regt. Prinz Karl von Bayern, Ströll, Unteroff., im 6. Inf. Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preußen, zu Port.) ähnrs. befördert. Nachgenannte Zöglinge der 6. Klasse des hee ee. zu Portepee⸗Fähnrichs ernannt: Die Portepee⸗ Unteroffiziere: unk, im 1. Infanterie⸗Regiment König, v. Wenz zu Niederlahnstein im Infanterie⸗Leib⸗Regiment; die Fahnen⸗Kadetten: Raila im 2. Inf. Regt. Kronprinz. Welsch im 1. Chev. Regt. Kaiser Alexander von Rußland, Meier im 4. Feld⸗Art. Regt. König, Kriebel im 1. Inf. Regt. König, Stadelmayr im 9. Inf. Regt. Wrede, Mader im 12. Inf. Regt. Prinz Arnulf, Reuling im 2. Feld⸗Art. Regt. Horn, Langen⸗ mantel im 3. Inf. Regt. Prinz Karl von Bayern, Metz im 9. Inf. Regt. Wrede, Weinzierl im 14. Inf. Regt. Herzog Karl Theodor, Staubwasser im 11. Inf. Regt. von der Tann, Baldauf im 3. Inf. Regt. Prinz Karl von Bayern, Petzl im 7. Inf. Regt. Prinz Leopold, Müller II. im 5. Inf. Regt. Großherzog Ernst Ludwig von Hessen, Frhr. v. Leoprechting im 1. Schoeren Reiter⸗Regt. Prinz Karl von Bayern, Reuß im 1. Jäger⸗Bat., Weißmann im 3. Inf. Regt. Prinz Karl von Bayern, Sigl im 1. Jäger⸗ Bat., Giehrl im 2. Inf. Regt. Kronprinz, Wiedenmann im 1. Feld⸗Art. Regt, Luitpold, Bechtold im 12. Inf. Regt. Prinz Arnulf, Venzl. im 11. Inf. Regt, von der Tann, Reinhard im 2. Ulan. Regt. König, Stirner im 14. Inf. Regt. erzog Karl Theodor, Lorch im 5. Inf. Regt. Großherzog Ernst von Hessen, Bedall im 16. Inf. Regt. Großherzog Fer⸗ dinand von Toskana, Zaubzer im 3. Inf. Regt. Prinz Karl von Bayern, Müller I. im 2. Inf. Regt. Kronprinz, Dillmann im 5. Inf. Regt. Großherzog Ernst Ludwig von bHessen. 8 12. Juli. it der Wirksamkeit vom 1. August d. J. Frhr. Lochner v. Hüttenbach, Pr. Lt. des 14. Inf. Regts. Herzog Karl Theodor, Spatny, Pr. Lt. des 16. Inf. Regts. Großherzog Fer⸗ dinand von Toskana, von der Funktion als Insp. Offiziere an der Kriegsschule enthoben. Lacher, Sec. Lt. des 16. Inf. Regts. Groß⸗ herzog Ferdinand von Toskana, Peter, Sec. Lt. des 12. Inf. Regts. Prinz Arnulf, als Insp. Offiziere zur Kriegsschule kommandiert. Im Beurlaubtenstande. 12. Juli. Ruprecht, Sec. Lt. in der Res. des 1. Inf. Regts. König, Völker, Steiger, Fritz (Augsburg), Böhaimb (Landshut), Schidel (Aschaffenburg), Krauß (Hof), Sec. Lts. in der Landw. Inf. 1. Aufgebots, zu r. Lts.; die Vize⸗Feldwebel bezw. Vize⸗Wachtmeister der Reserve: Fr d (Straubing) im 11. Inf. Regt. von der Tann, Steger of) im 19. Inf. Regt., Lindner (Straubing) im 4. Feld⸗Art. Lboh König, zu Sec. Lts., befördert. ““ Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 8. Juli. v. Stetten, Rittm. à la suite des 3. Chev. Regts. vakant Herzog Maximilian, kommandiert zum Auswärtigen Amt, das erbetene Aus⸗ scheiden aus dem Heere behufs Uebertritts in die Kaiserliche Schutz⸗ truppe gestattet. v m Beurlaubtenstande. 12. Juli. Ludowici (Ludwigs⸗ hafeg Se Lt. von der Landw. Inf. 1. Aufgebots, der Abschied bewilligt. 3 m Sanitäts⸗Korps. 6. Juli. 1)r. Puille (II München), Dr. 8 erzog (1. München), Stabsärzte in der Res., Dr. Raab Nür derh Stabsarzt in der Landw. 2. Aufgebots, zu Ober⸗ tabsärzten 2. Kl.; die Assist. Aerzte 1. Kl.: Dr. Schmid (Dillin⸗ gen), Dr. Pickel (Ansbach) in der Res., Dr. Klein (Dillingen), dieser mit einem Patent vom 7. März 1894, Dr. Möhlmann (Kissingen), Dr. Reudelhuber (Ludwigshafen), Dr. Grahamer, Dr. Röll (I München) in der Landw. 1. Aufgebots, zu Stabs⸗ ärzten; die Assist. Aerzte 2. Kl.: Hentschel (Kissingen), Dr. Witte (Würzburg), Dr. Bissinger (Hof), Knorr (Aschaffenburg), Dr. Kre⸗ mer (I München), Dr. Noellner (Ludwigshafen), Dr. Steigelmann, Dr. Matthias (Landau), Dr. Mohr (Nürnberg), Popp (Mindelheim) in der Res., Dr. Sturm (Zweibrücken), Dr. Zinn (Erlangen), Dr. Lauer (Ansbach), Dr. Ziege (Nürnberg), Dr. Kreß (Kitzingen) in der Landw. 1. Aufgebots, zu Assist. Aerzten 1. Kl.; die Unter⸗ ärzte der Res: Bucholz, Dr. Ribbert, Dr. Rosenblatt, Dr. Kochmann, Dr. Aust, Dr. Deuchler (1 München), Dr. Heu⸗ bach (Erlangen), Jebens (Hof), Dr. Schlagermann (I München), Weigel (Nürnberg), Klein, Dr. Blum (1 München), Dr. Lech⸗ leuthner (Rosenheim), Freymadl, Kramer ( München), Horn (Erlangen), Dr. Kiefer (Zweibrücken), Adam (Würzburg), Dr. Strebel Schlothane (Würzburg), zu Assist. Aerzten 2. Kl., befördert. 1 119. Juli. Dr. Stumpf (Würzburg), Assist. Arzt 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots der Abschied bewilligt.

Beamte der Militär⸗Verwaltung. 5. Juli. Veterinär 2. Kl. vom 1. Chev. Regt. Kaiser Alexander von Rußland, zu den Veterinären der Res. versetzt. 6. Juli. Straub (Landshut), Unter⸗Apotheker der Res., zum Ober⸗Apotheker der Res. befoͤrdert.

Hessen. Darmstadt, 11. Juli. Best, Sec. Lt. der Res. in Osthofen, mit Pension und dem Charakter als Pr. Lt. der Abschied bewilligt.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 18. Juli.

Seine Majestät der Kaiser und König haben Drontheim am Mittwoch früh verlassen und Sich nach Merock im Geiranger Fjord begeben.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin sind von Drontheim nach Christiania abgereist und gestern Mittag dort eingetroffen

Den Meldungen des „W. T. B.“ über die Reise Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin entnehmen wir noch Folgendes: Nach der am Montag früh erfolgten An⸗ kunft der Kaiserlichen Hucht „Hohenzollern“ vor Drontheim begaben Sich Ihre Majestäten um 11 Uhr ans Land, um den Dom zu besichtigen und nachher bei dem Konsul Jenßen das Frühstück einzunehmen. Am Abend verabschiedete Sich Ihre Majestät die Kaiserin von Seiner Majestät, um mit der Eisenbahn zunächst nach Christiania und von dort

1893 gültige Dienstordnung für Betrieb, Verwaltun

ab rer Majestät das Gele ch dem Bahnhof un 80n, b erst 88. Abgang des Zuges den Se Während des gestrigen regnerischen Tages 7 ieh Seine Majestät an Bord der Yacht „Hohenzollern vor Drontheim. Ihre Majestät die Kaiserin traf gestern Mittag 12 Uhr 10 Minuten in Christiania ein und wurde am Bahnho sowie auf den Straßen der festlich geschmückten Stadt von einer zahlreichen Menschenmenge a f das lebhafteste heg. Heute Mittag gedachte Ihre Majestät an Bord S. M. S. „Stein“ von dort die Reise nach Kiel fortzusetzen.

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Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „R.⸗ u.

St⸗Tn b 8 Sörift bechsel zwischen Deutschland,

Großbritannien und dem Unabhängigen Congo⸗

staat, betreffend das zwischen der Großbritannischen Regierung

und der Regierung des Unabhängigen Congostaats am 12., Mai 94 getroffene Abkommen, verö entlicht

Unter dem 2. Juni d. J. ist eine neue, seit dem 1. Ses

bauten der Königlichen Militär⸗Eisenbahn ller⸗ Nenn genehmigt worden; dieselbe wird in der heute aus⸗ gegebenen Nummer 16 des „Armee⸗Verordnungs⸗Blatts“ ver⸗

öffentlicht.

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uverneur des Invalidenhauses, General der In⸗ E“ Grolman har sich mit längerem Urlaub nach Thüringen begeben.

Der Kaiserlich und Königlich Hsereicht,.. Bot⸗ schafter am hiesigen Allerhöchsten Hofe von Szögyény⸗ Marich hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der Legations⸗Rath von Velics als Geschäftsträger.

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Sachsen.

Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prin⸗ zess 1“ Cen, gedachten sich heute Vormittag nach Leipzig zu begeben. Daselbst wollen Höchstdieselben bis morgen früh und sich dann auf einen Tag zum Be⸗ such Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin von Sachsen⸗Weimar nach de eheenthar bei Eisenach begeben. Am 20. Juli Abends beabsichtigen Ihre Königlichen Hoheiten in Hummelshain bei Kahla zum Besuch am Herzoglich Facffe ggt Hofe einzutreffen. Die Rückkehr von dort nach Dresden soll am 22. d. Abends angetreten werden. 1

Das 2. Bataillon des 1. Badischen Leib⸗Grenadier⸗ Regiments Nr. 109 wird am 23. Oktober d. J. von Durlach nach Karlsruhe verlegt werden.

Reuß ä. L.

8 21 8 Seine Durchlaucht der ““ sowie Ihre Durch⸗ lauchten die Prinzessinnen Emma, arie, Caroline, und Ida sind am 16. d. M. von Greiz zu längerem Aufenthalt nach Schloß Burgk a. d. S. übergesiedelt 8

Großbritannien und Irland. Das Oberhaus trat gestern in die Erörterung über die zweite Lesung der von dem Marquis von Salisbury ein⸗

gebrachten Fremdenbill ein. Der Premier⸗Minister Lord Rof ebery wies in einer längeren Rede darauf hin, daß die Einwanderung armer Ausländer jetzt geringer sei als zur eit der Amtsführung Lord Salisbury's. Es könne Ver⸗ Heite gfe geben, die eine Einschränkung der Einwanderung er⸗ forderlich machten, gegenwärtig seien aber solche Verhältnisse nicht vorhanden. Was den zweiten Theil der Vorlage anlange, so gebe er zu, daß, wenn ein für eine Einmischung feeignee Fall vorliege, keine Tradition diese S dürfe; es sei aber kein Grund für die beantragten Beschränkungen vor⸗ anden. Er bedauere die Erklärung Lord Salisbury's bei Ein⸗ ringung seines Antrags; sie habe die vorausgesagte un⸗ heilvolle Wirkung im Auslande gehabt, wo sie feast einstimmigem Beifall begegnet sei. Die England feind⸗ liche Presse des Auslands würde in ihren wildesten Träumen nicht haben hoffen können, daß Lord Salisbury er⸗ klären werde, die Mordpläne der Anarchisten seien in Eng⸗ land ausgeheckt worden. „Ich widerlegte diese Aeußerung seinerzeit“, fuhr der Premier⸗Minister fort, „und bin heute vom Staatssekretär des Innern Asquith ermächtigt, aufs bestimmteste u erklären, daß keines der jüngsten Komplotte gegen fremde und Fürsten hier in England geplant worden ist.“ Es sei auch kein Beweis, nicht einmal der Schatten eines Be⸗ weises für Lord Salisbury's Behauptung erbracht, daß die Er⸗ mordung Carnot's in England ausgeheckt worden sei. Wohl schmiedeten viele der nach England kommenden Flüchtlinge Kom⸗ plotte gegen Personen im Inlande oder Auslande; aber sie be⸗ fänden sich unter strengster veGeeetg hage würde man sie aus⸗ weisen, so würde diesen Leuten auf ihnen sehr erwünschte Weise die Ausführung ihrer Verbrechen erleichtert werden. Der gegen⸗ wärtigen Regierung sei seit ihrem Amtsantritt nicht eine einzige Klage über die Unzulänglichkeit ihrer Maßregeln zugegangen. Weshalb sollte sie, ohne daß Beschwerden vorlägen, zur

eit der Ruhe ein erfolgreiches Verfahren aufgeben und Zenn⸗ erneuern, die, als sie in Kraft gewesen, nicht angewendet worden seien? Keine Regierung hege Sympathie für die Urheber anarchistischer Verbrechen, und das Kabinet sei bereit, mit den Regierungen anderer Staaten in den herzlichsten Meinungsaustausch über die beste Art und Weise einzutreten, wie gegen die Urheber solcher ver⸗ brecherischer Thaten vorzugehen sei. Der Marquis von Salisbury wies die 9 uldigung Lord Rosebery’'s, daß er die vom Auslande gegen England gerichteten Verleumdungen unterstütze, zurück und erklärte, er halte daran fest, daß Beweise vorlägen, wonach einige Verschwörungen, denen un⸗

zu Schiff nach Kiel zu fahren. Seine Majestät der Kaiser

uldige Personen zum Opfer gefallen, in England ünchee. worden seien; es sei die Pflicht Englands,

daß das Land die Hand zu solchen verbrecherischen Thaten biete. Der Herzog⸗ von Devon⸗ shire hob hervor, er könne nicht gegen die zweite Lesun stimmen, weil die Regierung größerer Gewalten hinsichtli der armen Einwanderer bedürfe; was aber den zweiten Theil des Entwurfs betreffe, so glaube er nicht, daß die Regierung da⸗ durch gestärkt werde. Er behalte sich seine Aktion für die Einzel⸗ berathung vor. Schließlich nahm das Haus die Bill in zweiter Lesung mit 89 gegen 37 Stimmen an.

Das Unterhaus hat gestern nach achtstündiger Debatte die Budgetbill in dritter Lesung mit 283 gegen 263 Stim⸗

angenommen,

nicht zu gestatten,

Frankreich. b .

Der im Senat vertheilte Bericht des Barons Courcel über das Abkommen betreffs der Abgrenzung in Kamerun hebt die beiden Staaten günstigen Punkte des Ueberein⸗ kommens hervor. Die Kommission sei nicht der Ansicht ge⸗ wesen, daß Frankreich auf den Gewinn Deutschlands, dessen Kamerun⸗Kolonie im Congobecken Fuß fasse, eifersüchtig sein Welche Divergenzen auch nothge⸗ drungen die beiden Nationen trennten, in Afrika wenigstens könnten sie sehr häufig einträchtig vorgehen, denn ihre Interessen seien fast immer identisch. Im Congobecken, am Benue und am Tschadsee sei Deutschland berufen, dieselbe Politik zu unter⸗ stützen wie Frankreich, und diese Politik solle allen Völkern nützlich sein.

Die Deputirtenkammer begann gestern die Berathung des Gesetzentwurfs über die Unterdrückung des An⸗ archismus. Der Saal und die Tribünen waren überfüllt. Der Deputirte Pourquéry (radikal) bekämpfte den Entwurf als unnütz, gefährlich und unwirksam und erklärte, die Kammer habe alles versprochen, aber nichts gethan; das Land sei im höchsten Grade aufgebracht. Der Deputirte Ramel von der Rechten bekämpfte gleichfalls den Gesetzentwurf und tadelte den Mangel an Vertrauen zu den Geschworenengerichten sowie das Verbot der Veröffentlichung von Gerichtsverhandlungen. Der Deputirte Brisson warf der Regierung vor, sie benütze den Anlaß der Ermordung Carnot’'s, um Waffen in die Hand zu bekommen gegen die Sozialisten, die sie mit den An⸗ archisten in Verbindung zu bringen suche. Der Gesetzentwurf sei ein politisches Manöver, das darauf abziele, die Republi⸗ kaner zu spalten. Es existierten keine anarchistischen Blätter, eine Reaktion des Staats sei daher nicht geboten. Der Berichterstatter Lasserre führte aus, die Unterdrückung von Verbrechen sei kein Angriff auf die Freiheit; das Gesetz sei nöthig, um die bedrohte öffentliche Sicherheit zu schützen und das Land von den Anarchisten zu befreien. Die Kammer werde nur ihre Pflicht erfüllen, wenn sie den Entwurf zum 1 erhebe; die Stunde sei ernst, denn das Land verlange, da die Regierung den schlimmsten Ausschreitungen nicht E zusehe. Hierauf wurde die Fortsetzung der Berathung au heute vertagt. .

Nach den amtlichen Ausweisen über die Aus⸗ und Einfuhr während der ersten sechs Monate des laufenden Jahres erreichte die Einfuhr in der angegebenen Zeit die Höhe von 2 235 620 000 Fr. und die Ausfuhr eine solche von 1 585 487 000 Fr. Diese Hahlen vertheilen sich wie folgt: Einfuhr: Lebensmittel 670 090 000 Fr., Roh⸗ material für die Industrie 1 280 800 000 Fr., fertige Fabrikate 284 724 000 Fr. Ausfuhr: Lebensmittel 340 025 000 ir. Rohstoffe für die Industrie 398 968 000 Fr., fertige Fabrikate 805 407 000 Fr., Postpackete 41 078 000 Fr. Verglichen mit den entsprechenden Zahlen der beiden Vorjahre ist die Aus⸗ fuhr um 77 395 000 Fr. gegen 1893 und um 97 031 000 Fr. gegen 1892 zurückgeblieben, während die Einfuhr die von 1893 um 335 520 Fr. übertraf. Die Einfuhr von Nahrungsmitteln stieg von nahezu 480 auf 670 Millionen, während die Ausfuhr von fertigen Fabrikaten um 70 Mil⸗ lionen abnahm. 3

Wie die „Agence Havas“ aus Lyon erfährt, belaufen sich die Ersatzansprüche der Italiener für die ihnen während der letzten Unruhen zugefügten Schäden auf zwei Millionen Francs. 3

Der Dampfer „Rhoöne“, dessen Abfahrt von Marseille wegen der an Bord befindlichen verdorbenen Lebensmittel ver⸗ schoben werden mußte (siehe die gestrige Nummer d. Bl.), ist

estern in See gegangen. Ein Theil der Lebensmittel wird em Dampfer nachgesandt werden.

Italien.

sekretär im Finanz⸗Ministerium ernannt worden.

Im Senat erklärte gestern der Justiz⸗Minister Caen da in Beantwortung einer Interpellation des Senators Piola über die Gründe, weshalb die Regierung vielen Bischöfen nicht das Exequatur ertheilt habe: Die Politik der Regierung in dieser Frage sei von den im Garantiegesetze festgestellten Prinzipien geleitet; diese Politik wolle bei aller Achtung vor der hohen geistlichen Autorität die Rechte des Staats unverletzt erhalten; die Regierung, beseelt von dem Geist der Versöhnung, habe im Januar und Mai mehreren Bischöfen das Exequatur ertheilt. Der Minister versicherte, daß die Regierung für die freie Besetzung der Bisthümer Sorge tragen wolle; sie baue auch fest darauf, daß man die Rechte des Königs mit den religiösen Gefühlen in Einklang bringen werde. Er hoffe, daß das von der Regierung gegebene Beispiel der Mäßigung den Antrieb geben werde, jede Schwierigkeit zu beseitigen. Der Minister⸗Präsident Crispi erklärte: Es habe, als das gegenwärtige Kabinet zur Regierung gekommen sei, 22 bischöf⸗ liche Sitze 8 Exequatur gegeben. Bei einigen davon sei das freie Besetzungsrecht statuiert, bei anderen das Patronats⸗ recht maßgebend gewesen. Das Recht des Staats sei in beiden Faͤllen ein verschiedenes; an Orten, wo das Patronats⸗ recht bestehe, ernenne nicht die Kurie die Bischöfe, sondern die Ernennung gebühre dem Patron. Allen unter der gegen⸗ wärtigen Regierung ernannten Bischöfen sei das Exequatur ertheilt worden. Der Minister⸗Präsident sprach die Hoff⸗ nung aus, daß die Kurie die Rechte des Königs anerkennen werde. In diesem Punkte dürfe keine Nachgiebigkeit Platz greifen, damit die Souveränetätsrechte keine Schwächung erführen. „Die Regierung“, so schloß der Minister⸗Präsident seine Ausführungen, „will weder Klagen noch Kämpfe, sie achtet die katholische Kirche, der die große Mehrheit des italienischen Volks angehört.’ Hiermit war der Zwischenfall erledigt und wurde die Generaldebatte über den Ge etzent⸗ wurf über die finanziellen Maßnahmen der Regierung aufgenommen. 160 Senatoren waren anwesend. Auf Antrag

über den Text des Regierungsentwurfs eröffnet.

Der Deputirte Bertolini ist zum Unter⸗Staats⸗

des Schatz⸗Ministers Sonnino wurde zunächst die Debatte

Spanien.

Der Herzog von Sevilla, der Sohn des am 12. März 1871 verstorbenen Infanten Enrique de Bourbon und dessen am 29. Dezember 1863 verstorbener morganatischer Gemahlin Helena de Castelloi y Shelly Fernandez de Cordoba, ist wäh⸗ rend der Ueberfahrt von den Philippinen⸗Inseln nach Barcelona auf der See gestorben.

Bulgarien.

Außer dem Polizeipräfekten Lukanow ist auch der ehe⸗ malige Polizeikommissar Totew unter derselben Anschuldigun wie verhaftet worden, und zwar in dem Augenblick, als er in das Ausland flüchten wollte. Ebenso wurde der frühere Gerichtsdiener Gerdjikow wegen Unterschlagung beträchtlicher Summen verhaftet. Hinsichtlich der Gewäh⸗ rung einer Amnestie wird aus guter Quelle versichert, die Regierung sei geneigt, diejenigen wegen politischer Vergehen Verurtheilten für eine Amnestie zu empfehlen, welche die Gnade des Prinzen Ferdinand von Sachsen⸗Coburg anrufen

Nach einem Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ aus Washington, hat das Repräsentantenhaus vorgestern mit 125 gegen 27 Stimmen eine Resolution angenommen, worin die Handlungsweise des Präsidenten Cleveland in dem Strike der Eisenbahnarbeiter gebilligt wird.

Asien.

Wie dem „Reuter’'schen Bureau“ heute aus Söul über Shanghai gemeldet wird, griffen japanische Soldaten den englischen Konsul und dessen Gattin an. Zum Schutz des Konsulats wurden 30 englische Matrosen gelandet.

Statistik und Volkswirthschaft.

Nach der amtlichen Statistik der im Kalenderjahr 1893 in das Kamerungebiet eingeführten bezw. von dort ausgeführten Waaren be⸗ werthete sich die Gesammtausfuhr auf 4 633 363 ℳ, die Gesammt⸗ einfuhr auf 4 161 627 Die Hauptausfuhrartikel bildeten Gummi elastikum (1 426 874 ℳ), Palmöl (1 353 797 ℳ) und Palmkerne (1235 027 ℳ). Dann folgen: Elfenbein (393 886 ℳ), Kakao 80 241 ℳ), Ebenholz (62 106 ℳ), Taback (43 200 ℳ), Gummi⸗ opal (6299 ℳ), Mahagoniholz (3458 ℳ), Kolanüsse (2853 ℳ), Rothholz (1211 ℳ), Kokosnüsse (1100 ℳ), Braunholz (480 ℳ), Kalabarbohnen (163 ℳ), Kaffee (58 ℳ), ferner Waaren verschiedener Gattung (1610 ℳ).

Die wichtigeren zur Einfuhr gebrachten Erzeugnisse waren nach den Werthziffern geordnet: Gewebe und Manufakturwaaren (944 793 ℳ), Rum, Genever und Spiritus (551 498 ℳ), Instrumente und Maschinen (315 786 ℳ), Verzehrungsgegenstände, Material⸗ waaren ꝛc. (277 700 ℳ), Taback (260 613 ℳ), Reis (250 207 ℳ), Bau⸗ und Nutzholz sowie Holzwaaren (191 162 ℳ), Eisen⸗ und Eisenwaaren (175 276 ℳ), Salz (163 459 ℳ), Pulver (151 903 ℳ), Zement und Kalk (146 160 ℳ), Feuerwaffen (90 657 ℳ), Steinkohlen

(62,652 ℳ), Glaswaaren und Porzellan (58 787 ℳ), Leinen⸗ und

Seilerwaaren (57 595 ℳ), Bier (52 764 ℳℳ), Seife und Parfümerien (43 852 ℳ), Hüte (40 785 ℳ), Möbel, Haushaltungs⸗ und Schiffs⸗ inventarien⸗Gegenstände (36 230 ℳ), Kupfer⸗ und Messingwaaren (34 944 ℳ), Liqueure (32 300 ℳ) ꝛc.

Das „Deutsche Kolonial⸗Blatt“ giebt zu diesen Nachweisungen über den Waarenverkehr in Kamerun Erläuterungen:

Die „Ausfuhrstatistik für das Jahr 1893 schließt mit einem Gesammtwerth von 4 633 363 gegenüber einem solchen von 4263 784 im Jahre 1892 ab, weist mithin eine Steigerung von 369 579 nach.

Während sich die Gewinnung von Palmöl und Palmkernen gegen⸗ über dem Vorjahr nahezu auf derselben Höhe gehalten hat, hat die Ausfuhr von Gummi elastikum eine ganz erhebliche Steigerung er⸗ fahren. Dieser Artikel, welcher gegen 1892 ein Mehr von 90 369 kg in Menge und 402 580 im Werth erfahren hat, nimmt jetzt mit 1826 874 die erste Stelle unter den ausgeführten Landeserzeug⸗ nissen ein.

Beim Elfenbein ist ein Rückgang des Geschäfts bemerkbar, welcher jedoch nicht so sehr der Verminderung der Ausfuhrmenge (32 422 k. gegenüber 40 275 im Vorjahr) als dem erheblichen hreisfal (Wert 1893 393 886 gegenüber 725 076 in 1892) zuzuschreiben ist, der bekanntlich diesen Handelsartikel betroffen hat. Dem Rückgang der Ebenholzausfuhr von 76 371 auf 62 106 dürfte bei der Gering⸗ fügigkeit der Holzausfuhr überhaupt eine wesentliche Bedeutung nicht beizumessen sein.

Als ein Zeichen der Entwickelung des Schutz⸗ e ist die erhebliche Zunahme derjenigen Landeserzeugnisse zu egrüßen, deren Hervorbringung der menschlichen Betriebsamkeit zu verdanken ist. Die Kakabausfuhr hat sich von 50 753 kg auf 77 982 kg bezw. im Werthe von 61 781 auf 101 241 ℳ, also um mehr als die Hälfte gesteigert.

„Bei dem Taback (7200 kg mit 43 200 in 1893 gegen 3472 kg mit

6944 in 1892) ist eine Verdoppelung des Ertrags und eine Ver echs⸗ fachung des Werths ersichtlich. Eine fernere Zunahme der Erzeug⸗ nisse der Plantagenwirthschaft ist für die Zukunft mit Sicherheit beiase ehes ie wird hoffentlich den Erfolg haben, daß sich bald in Deutschland für Unternehmungen in Kamerun das Kapital finden wird, welches erforderlich ist, um eine Entwickelung in großem Stil zu verbürgen.“ 1

Zu der Einfuhrstatistik wird bemerkt: „Wenn das Jahr 1893 mit einem Gesammtwerth der Einfuhr von 4 161 627 gegenüber 4 470 822 in 1892 einen Rückgang um 309 195 nachweist, so ist dies Ergebniß kein solches, aus welchem ein Rück⸗

auf eine mindere Lebendigkeit des Handels nicht gezogen werden darf.

In das Jahr 1892 fällt die Einbringung großer Mengen von Baumaterialien, Maschinen und Werkzeugen, welche für die regie⸗ rungsseitig hergestellte Hafenanlage und die damit zusammenhängende 2 as ines werittatke benöthigt waren. Das Minder der Einfuhr des Jahres 1893 beläuft sich bei den betreffenden Posten: a. Eisen und Eisen⸗ waaren auf rund 75 000 ℳ, b. Bau⸗ und Nutzholz auf rund 35 000 ℳ, c. Instrumente und Maschinen auf rund 217 000 ℳ, zusammen 327 000 ℳ, wiegt mithin den scheinbaren Rückschritt der Einfuhr reichlich aus. Außerdem findet sich ein Minderwerth in der Einfuhr von 1893 bei olgenden Posten: a. Verzehrungsgegenstände rund 36 000 ℳ, b. Munition 75 000 ℳ, zusammen 111 000 ℳ, welcher gleichfalls auf außergewöhnliche Verhältnisse, nämlich die Ausführung größerer Expeditionen und den dadur bedingten I ewöhnlichen Verbrauch in 1892 zurückzuführen, mithin nicht normal ist.

Schließlich ist noch als ein Beweis für die gewissenhafte und loyale Art, in welcher die Kaiserliche Regierung die Bestimmungen der Brüsseler Antisklavereiakte zur Ausführung bringt, die erhebliche

bnahme der Einfuhr von Feuerwaffen zu erwähnen: Das Jahr 1893 ieht hier mit 9752 Stück im Werthe von 90 657 ℳ, dem Jahre 1892 mit 15 764 Stück im Werthe von 160 354 gegenüber. Das bedeutet eine Verminderung von rund 6000 in der Stückzahl und 70 000 im Werth.

Betrachtet man die Einfuhrstatistik unter Berücksichtigung der vorftehend hervorgehobenen Gesichtspunkte, so wird man in Wirklich⸗ eit auch hier wie bei der Ausfuhr eine fortschreitende Bewegung

bemerken und mit dem Ergebniß sich zufrieden geben können.“

Ein⸗ und Ausfuhr des Kamerungebiets im Jahre 1893.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Sachsen schreibt man der „Köln. Ztg.“, daß die Eingabe der nichtsozialdemokratischen fächfifchen ergarbeiter an die sächsische Regierung bis jetzt bereits von 7000 Bergleuten unterzeichnet worden ist. Die Eingabe wendet sich u. a. gegen die Beschuldigungen, die von dem sozialdemokratischen Verband sächsischer Berg⸗ und Hüttenarbeiter gegen die Werkbeamten und Behörden erhoben werden. (Vgl. Nr. 139 d. Bl.)

„Aus Braunschweig wird demselben Blatt berichtet: Die von sozialdemokratischer Seite geführten Unterhandlungen wegen Beilegung des Brauerei⸗Boykotts sind ohne Erfolg geblieben. Die Brauerkommission besteht nicht nur auf den am 3. Mai gestellten Forderungen, Lohnerhöhung bis 40 % u. s. w., die den Ausgangs⸗ punkt des Boykotts bildeten, sondern verlangt auch Wiedereinstellung sämmtlicher entlassenen Arbeiter. Diese Forderungen sind von den vereinigten Brauereien abgelehnt worden.

Zum Berliner Bierboykott berichten die Zeitungen, daß hier gestern eine Sitzung der Kommission der L stattfand, in der mitgetheilt wurde, daß der Rückgang im Konsum des boykottierten Ringbiers kaum merklich sei. Sämmtliche Innungen beschlossen, die Kommission mit Geld zu unterstützen.

Aus Chicago meldet „W. T. B.“: Dem Arbeiterführer Debs und den übrigen wegen Beleidigung des Gerichts Angeklagten ist eine Bürgschaft von je 6000 Dollars auferlegt worden. Da keine Sicher⸗ heit gestellt wurde, sind alle ins Gefängniß gebracht worden. Wie der Londoner „A. K.“ aus Chicago Kmitgetheilt wird, hat die Pullman⸗Gesellschaft bekannt gemacht, daß sie den Ausständigen eine Woche Frist dazu geben wolle, wieder an die Arbeit zurück⸗ zukehren. Der Führer der Pullman'schen Ausständigen erklärte, er wisse nicht, was seine Leute thun würden, wenn sich die Fabrikthüren öffnen. Es habe schwere Mühe gekostet, die Leute bis jetzt zurückzuhalten. Angestellten habe den Leuten nicht mit einem Dollar ausgeholfen. Aus Sacramento wird vom Montag gemeldet: Der Ausstand ist jetzt vorüber. Mehrere hundert Eisenbahnarbeiter 8 an die Alrbeit zurückgekehrt und die Züge fahren wie gewöhnlich. In Oakland wehren sich die Ausständigen nach einer Mittheilung von demselben Tage noch immer verzweifelt. Das Militär hatte sie mit der Waffe anzugreifen. Die Eisenbahnzüge be⸗ finden sich unter militärischer Bedeckung. Güterzüge werden noch immer nicht abgelassen. 1

Aus Hazleton (Pennsylvanien) berichtet „W. T. B.“: Inmitten einer Gruppe von Bergarbeitern explodierte eine große Menge Minenpulver; 8 Arbeiter wurden getödtet und 150 Neger mehr oder weniger schwer verwundet.

Knunst und Wissenschaft.

Morgen, Donnerstag, wird der Theil der Gemälde⸗ der Königlichen Museen, welcher die Bilder er deutschen und niederländischen Schulen enthält, wieder eröffnet werden, nachdem die stattgehabte Neu⸗ ordnung beendet worden ist. Letztere war unumgänglich gewesen, um die in den letzten zehn Jahren, d. h. der S feit dem Umbau und der letzten Umstellung, gemachten Erwerbungen endgültig einreihen zu können. Bei dieser Gelegenheit ist die Folge der Schulen in der Aufstellung noch strenger als bis⸗ her durchgeführt worden und konnte eine Reihe der hervor⸗ ragendsten Werke besser zur Geltung gebracht werden.

Seine Majestät der König haben durch Allerhöchsten Erlaß

vom 11. Juni d. J. die Erhebung der Sektion für ’“ und Schiffsmaschinen⸗Bau zu einer Abtheilung der Tech⸗ nischen Hochschule zu Berlin genehmigt. an der Technischen Hochschule nunmehr folgende Abtheilungen: 1) für Architektur, 2) für Bauingenieurwesen, 3) für Maschineningenieur⸗ wesen, 4) für Schiff⸗ und Schiffsmaschinen⸗Bau, 5) für Chemie und Hüttenkunde, 6) für allgemeine Wissenschaften, insbesondere für Mathematik und Raturrvissenschaften. Der französische Dichter Charles Marie Leconte de Lisle ist gestern im Alter von 76 Jahren in Paris gestorben. Er stand an der Spitze der Dichterschule der „Parnassiens“ und galt neben Viktor Hugo für den formgewandtesten Lyriker seiner Nation. Auch als Uebersetzer der I und römischen Dichter hat er sich einen Namen gemacht eit 1886 gehörte Is N. lger Hugo's der Akademie an. 8 8 8

Geschichte.

fl. Neues Lausitzisches Magazin. Dr. Richard Jecht. 69. Band, 2. Heft. Görlitz, Tzschaschel, 1894. In diesen Heften schildert zunächst der Herausgeber eine Görlitzer Rechtsquelle, den liber actorum. Dieses Buch giebt über Rechtsgeschäfte zwischen Privatpersonen, wie Kauf, Verkauf, Klagen u. dgl., genaue Auskunft und ist daher ebenso für den Rechts⸗ wie für den Kulturhistoriker von hohem Werth. S publiziert Werlhof einen Aufsatz „Friedrich II. und Napoleon I. bei Zittau“. Der Verfasser erzählt, wie Friedrich nach der Niederlage bei Kollin auf dem Rückzuge aus Böhmen bei Zittau eine Schlacht schlagen wollte, aber bei der Ungunst des Terrains und der Ueberlegenheit der Feinde davon abstand. Napoleon hielt sich in Zittau auf im Bagest 1813, als er einen Angriff von Böhmen her erwartete, der aber nicht stattfand. Die Einzelheiten, die der Verfasser dabei über Friedrich und seine Brüder mittheilt, stammen aus notorisch ncgFesene Quellen und hätten ohne eingehendere Begründung nicht wiederholt werden dürfen. Zum Schluß sei verwiesen auf die Genealogie des Geschlechts von Gersdorff 299 Knothe und auf die Beiträge zur Görlitzer Münzgeschichte von

euner.

fl. Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück. („Historischer Verein*). 18. Band 1893. Osnabrück, Kisling. In diesem Heft ist zunächst von all⸗ gemeinerem Interesse der Aufsatz von Forst über die Beziehungen Heinrich's von Sachsen⸗Lauenburg, Erzbischofs von Bremen, zur Kurie. Wiewohl Heinrich bereits in früher Jugend zum Erzbischof von Bremen gewählt war, versagte ihm der Papst doch die Bestätigung, als er später noch zum Bischof von Osnabrück und Paderborn ge⸗ wählt werden sollte, und es begann nun eine langwierige Verhandlung, an der sich auch der Kaiser und andere deutsche Fürsten, die zum theil selbst jene Bischofssitze beanspruchten, betheiligkten. Der Papst verlangte von Hrübreich vor der Bestätigung das eidliche Versprechen, die Ketzer rücksichtslos verfolgen zu wollen, was Heinrich ablehnte, da es seinem in Eid, den Augsburger Religionsfrieden aufrecht zu erhalten, widerspreche. Schließ⸗ lich erhielt Heinrich trotz des päpstlichen Widerstandes die Bischofswürde, da viele deutsche Katholiken mit der schroffen Haltung der Kurie unzufrieden waren. In die Zeit des dreißig⸗ fährigen Krieges führt uns Philippi mit der Schilderung der Be⸗ agerung Osnabrücks durch die Schweden im Jahre 1633. Von einer schwachen Abtheilung Kaiserlicher besetzt, wurde das feste Osnabrück von den Schweden einige Wochen heftig berannt, bis die Kaiserlichen durch Hunger zum Abzug gezwungen wurden. Die Belagerung bietet die für das damalige Kriegswesen charakteristischen Züge: wenig Energie, Zwietracht der Führer und Unzuverlässigkeit der Soldaten auf beiden Seiten. Von den übrigen Arbeiten erwähnen wir noch die Untersuchung Stüve's über die Lehen des Klosters Iburg und die Geschichte des Stifts Börstel von A. von Düring. Von den olden⸗ burgischen Grafen im 13. Jahrhundert vornehmlich zur Versorgung der Töchter von adligen Dienstmannen angelegt, war das Stift im

Herausgegeben von 70. Band, 1. Heft.

Bremen geleisteten

Mittelalter nicht ohne Bedeutung; seine Geschichte bietet aber keine besonders bemerkenswerthen Momente. 1 8

Der Gewerkverein der Eisenbahn⸗

Demgemäß bestehen

Gesetze, Verordy ungen ⸗c.

Das Reichs⸗Stempelgesetz vom 27. April 1894, erläutert von Dr. Landgraf, Syndikus der Landkammer zu Mannheim. Berlin, Carl Heymann's Verlag. (Pr. 2,40 ℳ) Diese Ausgabe bildet Nr. 16 der Carl Heymann's een Taschen⸗Gesetzsammlung; die Er⸗ läuterungen bieten reiches Material zur Orientierung.

Militärisches.

Garnisonbeschreibungen, vom Standpunkt der Gesundheitspflege aus aufgestellt. S von der Medizinal⸗Abtheilung des Königlichen Kriegs⸗Ministeriums. Erster Band: Beschreibung der Garnison Cassel. Mit 2 Karten, 56 Tafeln und 1 Abbildung im Text. Pr. 8 ℳ% EC. S. Mittler u. Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, Berlin SW. 12, Kochstraße 68 70. Das Königliche Kriegs⸗Ministerium beginnt soeben die Herausgabe eines für das Gemeinwohl wichtigen Werkes welches daher lebhaften Dankes sicher sein darf: einer in der Medizinal⸗Abtheilung be⸗ arbeiteten „Beschreibung der wichtigsten Garnisonen vom Standpunkt der Gesundheitspflege aus“. Mit Unterstützung der Behörden haben Sanitäts⸗Offiziere alle für die Gesundheit der Ein⸗ wohner und Truppen maßgebenden Bedingungen in jeder Garnison untersucht und dargestellt. ür die Wahl der Wohnungen und Einrichtung des Haushalts, für die An⸗ lage neuer Stadttheile und für alle Wohlfahrtseinrichtungen in den Städten zur Abwehr von Seuchen kommen diese Mittheilungen wesentlich in Betracht. Sie behandeln geographische Lage und Um⸗ gebung der Stadt, ihre geologischen Verhältnisse, das Klima, be⸗ reiben die Stadt selbst, ihre Wasserversorgung, Kanalisation oder Abfuhr und alle ihre der Gesundheitspflege dienenden Anstalten. Der erste Band ist Cassel gewidmet und mit 59 Tafeln und Ab⸗

bildungen ausgestattet.

Leitfaden für den Unterricht in der russischen Sprache an den Königlichen Kriegsschulen. Auf Ver⸗ anlassung der Königlichen General⸗Inspektion des Militär⸗Erziehungs⸗ und Bildungswesens verfaßt. Dritte, neu durchgearbeitete und ver⸗ mehrte Berlin 1894. C. S. Mittler u. Sohn. Preis 1,60 ℳ, geb. 2 Der bereits seit mehreren Jahren auf den Königlichen Kriegsschulen mit gutem Erfolg benutzte Leitfaden hat in der üeßt vorliegenden Auflage mehrere Verbesserungen erfahren, die noch sicherer als bisher den Lernenden in den Stand setzen werden, jeden russischen Schriftsteller zu lesen, sich selbständig in der Kenntniß der russischen Sprache weiter fortzubilden namentlich sich zur Dolmetscherprüfung vorzubereiten.

Prachtwerke.

Wendelin Boeheim, der Kustos der Kaiserlichen Waffen⸗ sammlung zu Wien, hat das Leben und den Charakter Philippine Welser's zum Gegenstand eines interessanten Werks gemacht. Was sein Buch überdies auszeichnet, sind dessen Illustrationen; bei der weiten Verbreitung recht seltsamer Photographien der Augsburger E“ war es ein Verdienst, daß hier endlich einmal bessere

bbildungen ans Licht gezogen wurden. Vier Porträts Ferdinand's, sieben von Philippine und dreizehn weitere Abbildungen zieren das as die Porträts sind durchweg kleine Meisterwerke der Holzschneide⸗ kunst. Von den Originalen der Bildnisse befinden sich fünf in den Kunstsammlungen des Kaiserlichen Hauses zu Wien, fünf auf Matzen in Nordtirol im Ses des Freiherrn von Lipperheide, während eines auf der Feste Coburg bewahrt wird. Weitere Illustrationen stammen aus dem Ferdinandeum zu Innsbruck und dem Schlosse zu Ambras. Das kleine Prachtwerk erschien im Verlage des Ferdinandeum zu Innsbruck; es kostet in elegantem Pergament⸗Bande 3 Fl. ö5. W.

Unterhaltung.

Von der Halbmonatsschrift „Aus Zungen“, die von Joseph Kürschner (Deutsche Verlags⸗Anstalt in tuttgart) herausgegeben wird, und den deutschen Lesern die besten Erzeugnisse der fremden Literatur in guten Uebersetzungen vermittelt, liegt mit dem soeben erschienenen zwölften Heft wieder ein Band, der erste Band des Jahrgangs 1894, abgeschlossen war. Darin werden ver⸗ öffentlicht: zwei Romane aus dem Französischen, je einer aus dem Italienischen, Norwegischen, Polnischen, Schwedischen und Spanischen, je eine Novelle aus dem Finnischen, Schwedischen, Spanischen und Ungarischen, außerdem zahlreiche Erzählungen und Gedichte der ver⸗ schiedensten Sprachen, sowie eine große Fülle literarischer Mittheilungen in der Rubrik „Von Diesem und Jenem“. Die Verlagsanstalt hat auch für diesen Band Original⸗Einbanddecken in feiner englischer Leinwand mit reichem Gold⸗ und Schwarzdruck auf Vorderdeckel und Rücken lassen, die für den mäßigen Preis von 1 ℳͤ durch jede Buchhandlung des In⸗ und Auslandes bezogen werden können.

Mit den uns vorliegenden Lieferungen 26 bis 30 ist die von der Deutschen Verlags⸗Anstalt zu Stuttgart veranstaltete der gesammelten Werke von Georg Ebers bis zur Beendigung des Romans „Homo sum“ gekommen. In der zuletzt erschienenen Lieferung 30 wurde der im Jahre 1881 vom Verfasser vollendete Roman „Die Frau Bürgermeisterin“ begonnen. Jede Lieferung der trefflich ausgestatteten Ausgabe kostet 60 ₰.

Novellen⸗Bibliothek der Illustrierten Peitinf. Fünfzehnter Band. VI und 406 Seiten. Preis 2 ℳ; in Original⸗ einenband 3 Verlag von J. J. Weber in Leipzig. Mit der Zeit des Reisens hat auch die Saison für die Reiselektüre begonnen; als eine hübsche, frische und anregende möchten wir den obengenannten Band unserm Leserkreis empfehlen; die darin enthaltenen neunzehn Novellen eignen sich zur willkommenen Unterhaltung. Nicht, daß der ernste Ton in den Geschichten völlig fehlte; aber im ganzen ist doch das Kolorit ein helles, sonniges. Der Preis ist billig, das Buch gut ausgestattet und auch in broschiertem Zustande nicht einem raschen Zerfall ausgesetzt.

Verschiedenes.

Die Deutsche Literatur⸗Zeitung Nr. 26 vom 30. Juni d. J. (herausgegeben von Dr. Paul Hinneberg. Verlag von Hermann Walther in Berlin) enthält: Eduard König, Alttestament⸗ liche Kritik und Christenglaube, besprochen von W. Nowack. E Chr. Achelis, Praktische Theologie; C. Heydecke, Die rechte christlich Gottesverehrung, besprochen von Prof. Dr. H. Holtzmann. Das Doktrinale des Alexander de Villa Dei herausgegeben von Dietrich Reichling, besprochen von Prof. Dr. Fr. Paulsen. Penien, der 41. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner vom 20. bi 23. Mai 1891 in München dargeboten vom historisch⸗philologischen Verein München, besprochen vom Oberlehrer Dr. Th. Stangl. A. Döhring, Zu den griechischen und lateinischen Konjunktionen d Gleichzeitigkeit und der Zeitgrenze, besprochen von Prof. Dr. Paul Cauer. Herodotus, Books V and VI edited by E. Abbott, besprochen von Dr. H. Panzer. Diodori bibliothec 8 historica, editionem primam curavit Imm. Bekker, alteram Ludovicus Dindorf, recognovit Fridericus Vogel, Vol. III, be sprochen von Prof. Dr. B. Niese. Rudolf Genée, Hans Sach und seine Zeit, besprochen von Privatdozent Dr. Max Herrmann. Karl Lamprecht, Deutsche Geschichte, V. Band, 1. Hälfte, besprochen von Prof. Dr. Herman Grimm. Hugo Landwehr, Die Kirchenpoliti Friedrich Wilhelm's, des Großen Kurfürsten, besprochen von Prof Dr. F. Hirsch. E. Struve, Die Entwickelung des bayerischen Braugewerbes im 19. Jahrhundert, besprochen von Prof. Dr. C Neuburg. A. Karagiannides, Die Nichteuklidische Geometrie vom Alterthum bis zur Gegenwart, besprochen von Prof. Dr. E. Gerland

Von der fünften verbesserten Auflage des Universal Lexikons der Kochkunst (Wörterbuch aller in der v und feinen Küche und Backkunst vorkommenden Speisen und Ge tränke) liegen jetzt 5 weitere Lieferungen (7. bis 11) vor, welche die Artikel „Lab“ bis „Waffeln“ enthalten. Mit der demnächst zu er⸗ wartenden 12. I“ je 1 20 ₰; Verlag von J. J. Weber in Leipzig) wird das Werk abgeschlossen vorliegen. Ein besonderer Vorzug liegt, abgesehen von der Vielseitigkeit und Reichhaltigkeit es ist das vollständigste Werk seiner Art in der Berücksichtigung aller Ansprüche, die sich auch in den Monats⸗Küchenzetteln ausdrückt. 24 Für den feinen, den mittleren und kleinen Haushalt sind darin in drei⸗ facher Auswahl Menus zusammengestellt, welche den verschiedensten

Anforderungen zu genügen suchen. Eine interessante Beigabe des