legant ausgestatteten Lexikons bilden ferner die „Historischen Menus“; zus den in den neuesten Lieferungen veröffentlichten sei besonders
hervorgehoben das in französischer und türkischer Sprache gedruckte Menu des Abschieds⸗Frühstücks in Dolma⸗Bagdsche, gegeben von dem Sultan Abdul Hamid zu Ehren der Deutschen Kaiserlichen Majestäten vor deren Abreise aus E am 6. November 1889.
— Handbuch der Seeschiffahrts kunde von Kapitän zur See z. D. Dittmer. Mit 155 in den Text gedruckten Abbildungen. Verlag von J. J. Weber in Leipzig. Preis 5 ℳ 50 82 in Leinwand gebunden 7 ℳ* — Dieses Handbuch giebt dem Leser in knapper, präziser Form Auskunft über alles, was das Seewesen betrifft. Auch der Laie kann mit Hilfe der zahlreichen guten Illustrationen und
der klaren Darstellung aus diesem Werk einen orientierenden Einblick
in die Seeschiffahrtskunde erhalten.
Land⸗ und Forstwirthschaft. Uebersicht
11114“
der Studierenden an den landwirthschaftlichen Akademien
während des Sommer⸗Semesters 1894.
V
der Akademien
Semestern Nen getretene Hospitanten V
zusammen
aus früheren ein Studierende
Studierende
S
235 213 538*)
180 165 — 345
zusammen 415 378 90 883
Von den 883 Studierenden sind aus der Provinz Ostpreußen 51 Studierende, Westpreußen 22, 1“ 99, Pommern 47, Posen 55, Schlesien 83, Sachsen 60, Schleswig⸗Holstein 10, Hannover 59, Westfalen 77, Hessen⸗Nassau 84, R einland 117, Hohen⸗ zollern 0, mithin aus Preußen zusammen 764 Studierende, aus den übrigen deutschen Staaten zusammen 71, also aus Deutschland zu⸗ sammen 835 Studierende; hierzu 48 Studierende aus dem Auslande gerechnet, ergiebt sich wie oben die Zahl von 883 Studierenden.
*) Außerdem nahmen an den Vorlesungen und Uebungen der Landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin theil: 34 Studierende der Universität und 111 Studierende der Thierärztlichen Ho schule inkl. der Militär⸗Roßarztschule zu Berlin, zusammen 145 Studierende. Die Frequenz von Berlin beträgt mithin überhaupt (538 + 145) 683 Studierende, und von beiden Instituten (883 + 145) = 1028 Studierende.
8
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 17. Juli gestellt 11 091, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 16. d. M. gestellt 4230, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
— Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schles. Ztg.“ Die Lage des oberschlesischen Kohlenmarkts hat sich in der letzten Berichtsperiode besser gestaltet, als man anzunehmen geneigt war. Es hat einestheils die Unsicherheit betreffend einen Wö“ Bergarbeiterstrike zu Gunsten des Geschäfts mitgewirkt, anderentheils ist infolge der wieder aufgenommenen Kahn⸗ verladung und der verstärkten Ziegelbrände der Absatz für Kohlen wesentlich gestiegen. Auch der Stillstand der Karwiner Gruben hat zu den verstärkten Sendungen oberschlesischer Kohlen beigetragen, sodaß die östlich gelegenen Gruben mit Aufträgen aus Oesterreich mehr bedacht wurden. Der Absatz war für sämmtliche Kohlensorten befriedigend, und wenn auch an manchen Tagen der Absatz für Stück⸗ und Würfelkohlen etwas nachgelassen hat, so war man dennoch micht genöthigt, Kohlen in den Bestand zu stürzen. Die Absatzverhältnisse der einzelnen Kohlensorten stellten sich, wie folgt: Stückkohle fand verhältnißmäßig glatten Absatz, Würfelkohle war jedoch besser gefragt; Nußkohle erfreute sich einer weniger lebhaften Nach⸗ frage, doch kam die gesammte Produktion zur Verladung; Erbs⸗, Gries⸗, Klein⸗ und Staubkohlen konnten in den geforderten Quantitäten kaum beschafft werden. Die Bestände sind stark in Angriff genommen worden und dürften, wenn sich, was man allgemein annimmt, das Kohlengeschäft in diesem und nächstem Monat noch weiter hebt, zum größten Theil geräumt werden. Im Koksgeschäft hat ich nichts geändert. Der Absatz für Stück⸗, Würfel⸗ und
leinkoks ist infolge des regen Hüttenbetriebs ein befrie⸗ digender, und wenn auch die oberschlesischen wie die polnisch⸗ nnfihe Werke ziemlich viel Koks aus dem Witkowitzer Revier be⸗ ziehen, so kommt dennoch die ganze Produktion der Kokswerke schlank zur Abfuhr. Theer und Theerprodukte sind gut gefragt und Bestände auf den Werken nicht vorhanden.
Eöö 17. Juli. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn⸗ zucker exkl., von 92 % —, neue —, Kornzucker e kl., 88 % Ren⸗ dement —, neue 11,80, Nachprodukte exkl, 75 % Rendement 7,80 — 9,30. Ruhig. Brodraffinade I. —. Brodraffinade II. —. . finade mit Faß 24,25 — 25,50. Gem. Melis I., Ruhig. Rohzucker I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Juli 11,47 ⅞ bez., 11,52 ½ Br., pr. August 11,57 ½ bez., 11,60 Br., pr. September 11,20 Gd., 11,32 ½ Br., pr. Oktober⸗Dezember 10,87 ½ Gd., 10,92 ½ Br.
eipzig, 17. Juli. (W. T. B.) handel. La Plata. 3,37 ½ ℳ, pr. September 3,37 ½ ℳ, pr. Oktober 3,40 ℳ, pr. No⸗ vember 3,40 ℳ, pr. Dezember 3,42 ½ ℳ, pr. Januar 3,45 ℳ, pr. Februar 3,45 ℳ, pr. März 3,45 ℳ, pr. April 3,45 ℳ, pr. Mai —,
pr. Juni —. Umsatz 10 000 kg.
Bremen, 17. Juli. K. T. B.) (Börsen⸗Schluß⸗Bericht.) Raffiniertes Petroleum. (Offtzielle Notierung der Bremer E11“ Ruhig. Loko 4,60 Br. Baumwolle. Ruhig. Upland middl. loko 37 ½ 3. Schmalz. Fest. Wilcox 37 ₰, Armour shield 36 ½ ₰ Cudahy 37 ₰, Fairbanks 31 ½ ₰. Speck. Fest. Short clear middling loko 35. Wolle. Umsatz 136 Ballen. Taback. Umsatz 19 Faß Kentuckyv, 42 Faß Maryland, 12 Faß Virginy, 231 Kisten Seedleaf, 52 Packen Ambalema.
London, 17. Juli. (W. T. B.) Wollauktion. Preise unverändert.
An der Küste 9 Weizenladungen angeboten.
96 % Javazucker loko 13 ½ ruhig, R ben⸗Rohzucker loko ruhig. — Chile⸗Kupfer 3811/16, pr. 3 Monat 39 ½.
Manchester, 17. Juli. (W. T. B.) 121r Water Taylor 5, 30r Water Taylor 6 ½, 20r Water Leigh 5 ¾, 30r Water Clayton 6 ½, 42r Mock Brooke 6 ⅛, 40 r Mayoll 6 ¾, 40 r Medio Wilkinson 7½⅜, 32r Warpcops Lees 6 v½⅛, 36r Warpcops Rowland 6 ¾, 36r Warpcops Wellington 7 ½, 40 r Double Weston 7 ¼, 60r Double courante Qua⸗ lität 10 ⅞, 32*9 116 vards 16 %✕ 16 grey Printers aus 32 1/46 r 148.
Ruhig.
Et. Petersburg, 17. Juli. (W. T. B.) Heute sind fol⸗ gende Gesetze promulgiert worden: das Gesetz wegen Abänderung des Reglements für Bankinstitute, das Gesetz wegen Fest⸗ setzung der Frist, in welcher Bankhäuser, Bankkomtore und der⸗ gleichen Anstalten, die keine obrigkeitlich bestätigten Statuten besitzen, den Behörden anzuzeigen haben, welche perationen sie aus⸗ führen. Die neuen setzen als Strafen fest: für den ersten Fall 100 bis 1000 Rbl., für den zweiten 200 bis 2000 Rbl. und für den dritten 300 bis 3000 Rbl., 2 bis 8 Monate Gefängniß und Schließung des Geschäfts.
Der Moskau⸗Jaroslaw⸗Eisenbahn wurde die Genehmi⸗ gung ertheilt, auf Rechnung der Emission von Ergänzungs⸗Obliga⸗ ionen 1 354 580 Kredit⸗Rubel zu verausgaben, von denen 943 500
Landwirthschaftliche Hochschule zu Landwirthschaftliche Akademie zu Poppelsdorf. GGG 1.““
Kammzug⸗Termin⸗
schwächung.
Grundmuster B. pr. Juli 3,37 ½ ℳ, pr. August
8
Rubel zur Legung eines zweiten Gleises von Moskau nach Sergi⸗ jewo, 8v Res 8 Beschaffung von 200 Waarenwaggons ver⸗ wandt werden soll. — Die Wladikawkas⸗Bahn erhielt die Genehmigung zur Emission von Obligationen, durch welche die Mittel zu Bahnverbesserungen und zum Bau einer Naphtaleitung von dem Naphtaquelleu⸗Rapon von Grosnojev bis zur Station Grosnaja ge⸗ wonnen werden. Die Kosten für diese Arbeiten werden auf 12 090 790
Kredit⸗Rubel veranschlagt. 8 E“ 17. Juli. (W. T. B.) Produkten⸗ Weizen loko 9,75.
markt. Talg loko 56,00, pr. August —. 1 Roggen loko Gcoc. Hafer loko 3,80. Hanf loko 44,00. Leinsaat
13,50. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good
Eö“ 17. Juli. 8
ordinar — Baäncazinn 42.
“ 18. Juli. (W. T. B.) Die Einnahmen der Türkischen Tabackregie⸗Gesellschaft betrugen im Monat Juni 1894 21 600 000 Piaster gegen 21 400 000 Piaster in der gleichen Periode des Vorjahres. “ 1“
Belgrad, 18. Juli. (W. T. B.) Berichtigung. Die Ein⸗ nahmen der Serbischen Salzregie betrugen, wie gestern gemeldet wurde, vom 1. Januar bis 30. Juni 1894 1 437 540 Fr., d. i. 127 563 Fr. weniger als im Vorjahr. 1 8 1
New⸗York, 17. Juli. (W. T. B.) Die Börse eröffnete in steigender Tendenz, später trat Lustlosigkeit ein. Der Schluß war schwach. Der Umsatz der Aktien betrug 234 000 Stück.
Weizen anfangs stetig, dann steigend auf Meldungen über trockenes Wetter im Nordwesten und auf ausländische Käufe, später Reaktion auf günstiges Wetter für die Ernte. Schluß träge. — Mais nach Cröffnung steigend infolge großer Käufe und trockenen Wetters, worauf Abschwächung und fallend auf Berichte, daß der sehr nothwendige Regen jetzt eingetreten ist.
Weizen⸗Verschiffungen der letzten Woche von den atlanti⸗ schon Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannien 119 000, do. nach Frankreich —, do. nach anderen Häfen des Konti⸗ nents 43 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien —, do. nach anderen Häfen des Kontinents — Qrts.
Chicago, 17. Juli. (W. T. B.) Weizen durchweg fallend auf günstiges Wetter, große Ankünfte im Nordwesten und schwächere Kabelberichte. — Mais anfangs steigend und lebhaft bewegt auf Meldung über heißes trockenes Wetter, später Reaktion und Ab⸗
8
8 Verkehrs⸗Anstalten. “ 8
Bremen, 18. Juli. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Ems“ ist am 16. Juli Nachm. in New⸗ York angekommen. Der Schnelldampfer „Fulda“ ist am 16. Juli Vorm. in New⸗York angekommen. Der tasee. „Stutt⸗
art“ ist am 17. Juli Vorm. auf der Weser angekommen. Der ampfer „Federation“, nach Brasilien bestimmt, ist am 16. Juli Nachm. in Oporto angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Oldenburg“ hat am 16. Juli Nachm. die Reise von Genua nach Neapel fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Werra“ ist am 17. Juli Morgens in Genua angekommen.
Hamburg, 18. Juli. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Post⸗ dampfer „Moravia“ hat, von New⸗York kommend, heute Morgen Lizard passiert.
London, 17. Juli. (W. T. B.) Der Castle⸗Dam fer „Hawarden Castle“ ist am Sonntag, der Castle⸗Dampfer „Lis⸗ more Castle“ gestern auf der eimreise in London an⸗
kommen. Der Castle⸗Dampfer „Pembroke Castle“ und der Castle⸗Bampfer „Dunottar Castle“ sind heute auf der Ausreise in Capstadt angekommen.
— 18. Juli. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Gaul“ hat am Dienstag anf der Ausreise Lissabon passiert.
St. E116“ 17. Juli. (W. T. B.) Für „nachfolgende Städte ist eine Hafenpolizei gegründet worden: für Kronstadt, St. Petersburg, Nicolajew, Sebastopol und Wladiwostock. Das ge⸗ sammte Jahresbudget für diese Einrichtung beläuft sich auf 189 720 Rubel, davon entfallen auf Kronstadt 95 280 Rubel und auf St. 1u““ 31 620 Rubel.
Theater und Musik.
Das Neue Theater beabsichtigt, vom Beginn der nächsten Spielzeit an TE“ einzuführen. Die dieche dieser Aufführungen soll Lessing's „Minna von Barnhelm“ eröffnen.
Direktor Richard Schultz vom Zentral⸗Theater hat die Damen Berry und Rainer vom Deutschen Theater, Gerhardt vom Residenz⸗Theater und Fräulein Bergéère, eine in Amerika geschätzte Künstlerin, für sein Unternehmen verpflichtet. Für das weibliche komische Fach wird ferner noch Fräulein Wegeler⸗Krause dem Theater
angehören. .
Im Kroll'schen Etablissement wird sich am Freitag der 80 Mann starke Kosleck'sche Bläserbund hören lassen. Am Sonnabend vereinigen sich das Neue Orchester sowie die Kapellen des Garde⸗Füsilier⸗ Regiments und des 2. Garde⸗Dragoner⸗Regiments zu einem dreifachen Konzert; diese drei Musikkorps führen zusammen Beethoven's Tondichtung „Die Schlacht bei Vittoria oder Wellington’'s Sieg“ Nign 8l langen Jahren in Berlin nicht mehr zu Gehör gebracht worden ist.
1113““
annigfaltiges.
In dem Befinden des Wirklichen Geheimen Raths, Professors von Helmholtz hat, hiesigen Blättern zufolge, die Besserung weitere Fortschritte gemacht, sodaß die Aerzte eine Abnahme der Lähmung der linken Seite feststellen konnten. Das Allgemeinbefinden ist jedoch immer noch nicht ohne Anlaß zur Sorge.
München. Ueber das Un wetter, welches (wie in Nr. 165 d. Bl. bereits kurz gemeldet) einen Theil von Oberbayern verheert hat, meldet die M. „Allg. Ztg.“: Das starke Gewitter, welches unter heftigem Hagel am letzten Sonnabend zwischen 2 ½ und 3 Uhr über München niederging, artete in der Gegend südöstlich von Schwaben 8. der München⸗Simbacher Fülerbah mi
rkan aus. Die Ortschaften Forstinning, Aitersteinering, Kipfing, Hub, Amplötz, Pullach, Sickenberg, Sraßham, Bocköd, Hartbrunn, Forstern, Tading, Ober⸗ und Mitter⸗ buch wurden von diesem furchtbaren Unwetter schwer heimgesucht. Zahlreiche Gebäude sun vollständig zerstört; der Schaden an Arbeitsstätten und Vieh ist sehr bedeutend. Die Felder sind ver⸗ heert. Die Ernte ist vollständig vernichtet, die Noth und das Elend der betroffenen Bewohner sehr groß. Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent wurde sofort von der furchtbaren Katastrophe benach⸗ richtigt und wies 1ö; 3000 ℳ zur Vertheilung an die Noth⸗ leidenden an. Der Minister des Innern Freiherr von Feilitzsch, der Erzbischof von Thoma, der Rigi insc. Präsident Freiherr von Pfeufer, der Ministerial⸗Rath von Kopplstätter, Ober⸗Baudirektor von Siebert, Regierungs⸗Rath von Kobell, Bauamtmann Sepp und Kreisbau⸗Assessor Widmann begaben sich in das Verheerungsgebiet, wohin auch eine Kompagnie des Eisenbahn⸗Bataillons und eine Ab⸗ theilung der freiwilligen Sanitätskolonne abgegangen ist. Oeffentliche Plakate fordern zur Hilfeleistung und zu Spenden für die Beschädigten auf, die zum theil alles verloren haben. Das Hagelwetter zog von der Isar durch Ober⸗ und Niederbayern zur Donau und über Osterhofen und Metten in den Bayerischen Wald, überall arge Verwüstungen anrichtend. — Einem weiteren Bericht zufolge wurde die Ortschaft Forst⸗ inning durch eine Windhose in kaum zehn Minuten total zerstört; von hundertfünfzig Wohnhäusern sind achtzig dem Erdboden gleich gemacht worden. Selbst ältere Waldbestände wurden förmlich nieder⸗ gemäht. In ben Ortschaften Moos und Schwabenwegen 8g. viele Häuser demoliert. Ueberall ist die Ernte vernichtet. — Wie man der „Frkf. Ztg.“ schreibt, durchzog das Unwetter die Bezirks⸗
DHeinhalbstündige Strecke Mooshäusel — Forstinning-— Forstern.
zu einem verderblichen
ämter Ebersberg, Dorfen und Haag etwa auf 4 ½ Stu Länge und ½ Stunde Breite. Auf Rheser Strecke sind fast b Häuser, alle Baume und mehrere hundert Tagwerk Waldun zerstört. Man schätzt die Zahl der zerstörten Gebäulichkeiten au 400 Hausnummern und 600 Firste, den direkten Gesammtschaden au mehrere Millionen. Der indirekte Schaden ist ebenfalls groß, da meist die pame Existenz der Betroffenen vernichtet ist. Die Wind⸗ hose entstand im Zusammentreffen zweier Hecgeneses die bei lichten Wolken Schloßen von 100 bis 500 warfen. Plötzlich senkten sich die Wolken im Wirbel zurErde; unter vollftändigerfinsternißand mit dumpfem Getöse der Luft bewegte sich der Wirbel rasch vorwärts. Innerhalb des Weges, den der Wirbel nahm, fielen wenig Schloßen. Die Häuser sind theils zu Boden gedrückt, theils zerrissen, theils umgestülpt und abgedeckt. Die Dachbalken und Mauerreste sind mit Streu und Heuvorräthen umwunden, Bedachungstheile weit ins Feld verstreut. Alle Bäume sind ausgerissen, zerknickt, zerrissen und umhergeschleudert. An allem Zerstörten sieht man, wie es vom Sturm zusammengedreht wurde. Schwer mit Blöcken beladene Wagen wurden umgeworfen. Am stärksten heimgesucht ist 5 zwei⸗ ier i alles, bis auf einige weniger beschädigte Häuser, vollkommen verwüsttt An der Kirche in Forstern wurde die halbe Seite der Thurmkuppel mit den Glocken auf das Kirchendach geschleudert, das Gewölbe durch⸗ brochen und der Altar verschüttet. Auffällig ist, daß kein Brand entstand. Nur ein Knabe wurde getödtet und einige Stück Bieh sind ums Leben gekommen. Trotz der fürchterlichen allgemeinen Zerstörung stellen sich auch die Verletzungen als verhältnißmäßig gering heraus. Außer einigen Arm⸗ und Beinbrüchen sind nur leichte Verletzungen vorge⸗ kommen. Ein Knabe wurde eine Viertelstunde weit durch die Luft eführt, ohne Schaden zu nehmen. Eine Frau wurde verschüttet, lieb aber unverletzt; eine andere Frau wurde schwer verletzt, weil sie in die Spitzen einer Egge geworfen wurde. Ein Kind wurde durch die Luft entführt und wird noch vermißt.
Lübeck, 18. Juli. Der frühere Präsident des Ober⸗Appellations⸗ gerichts der Freien und Hansastädte Dr. Kierulff ist, wie „W. T. B.“ meldet, im Alter von 88 Jahren gestorben.
Wetterbericht vom 18. Juli, 8 Uhr Morgens.
—
Wetter.
0 Celsius
5 ‧C. = 40R.
Temperatur
2
Bar. auf 0 Gr.
u. d. Meeressp.
red. in Millim in
755 749 746 752 750 747 756 760
758 758 753 751 754
Belmullet Aberdeen. Christiansund Kopenhagen Stockholm. Faeranha. .. t. Petersburg. 1eh
Cork, Queenstown Cherbourg. er. “ amburg winemünde Neufahrwasser. Memel
See “ Münster. Karlsruhe Wiesbaden München Chemnitz Berlin Wien.. Breslau. Ile d⸗Aix 8 4““ Hei 25 ¹) Dunst. ²) Nachm. Regen, Abd. See 5. ³) Gestern Nachm. Regen. ⁴) Nachts Regen. ⁵) Nachts Regen. Uebersicht der Witterung.
Die Depression unter 750 mm besteht über Schottland, der Nordsee und Skandinavien fort. Ueber dem kontinentalen Europa hat der Luftdruck abgenommen, sodaß er nur noch über dem südlichen und westlichen Frankreich sowie den Alpen hoch ist. Dagegen steigt im Nordwesten der Britischen Inseln das Barometer. Demnach ist die Bildung einer von Nord nach Süd über Zentral⸗Europa hin sich erstreckenden Furche niedrigen Luftdrucks und damit für das deutsche Binnenland zwar wärmeres aber zu Gewitterregen geneigtes Wetter zu erwarten. Am heutigen Morgen herrscht über Deutschland bei vorwiegend mäßigen südwestlichen Winden kühleres wolkiges Werter,
ast allenthalben fiel Regen. faf g Deutsche Seewarte.
wolkig wolkig 1 Regen Regen ¹) wolkig wolkig bedeckt wolkig
wolkig bedeckt halb bed. bedeckt wolkig wolkig bedeckt bedeckt²)
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760
Konzerte.
Kroll’s Etablissement. Donnerstag: Doppel⸗Konzert. Neues Orchester: Paul Prill. Kapelle des Garde⸗Füsilier⸗ Regiments: C. Frese. Anfang 6 ½ Uhr. Entrée 50 ₰. Dutzend⸗ Billets 4 ℳ
Freitag: Doppel⸗Konzert. Berliner Bläserbund (80 Mann). Professor Kosleck. Neues Orchester: Paul Prill. Entrée 1 ℳ uf der bedeckten Terrasse am Königsplatz: Restaurant, Café, Wein⸗ und Bier⸗Ausschank bei freiem Entrée.
Familien⸗Nachrichten.
6
Verlobt: Frl. Gertrud Stüber mit Hrn. Oberlehrer Dr. F. Johannesson Berlin). — Frl. Lotte Heinlof mit Hrn. Rechtsanwalt Hugo Lange Salzwedel). — Frl. Marie von Pape mit Hrn. Landrichter Adolf
eonhardt (Zwickau). — Frl. Helene Struve mit Hrn. Forstassessor Schneider (Blasewitz —Tharandt). “
Verehelicht: Hr. Regierungs⸗Baumeister Franz Lindig mit Frl. Else Eschke (Leipzig).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Regierungs⸗Rath Holtze (Guben). — Eine Tochter: Hrn. Oberförster M. Meyer (Borken). — Hrn. Amtsrichter Konietzko (Soldau),
Gestorben: Frau Majorin Auguste von Zülow, geb. Düßler (Dresden).
—
Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (J. V.: Koye) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße 32
Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preu
Erste Beilag
Berlin, Mittwoch, den 18. Jult
S1
v11“
, g.
1894.
No. 167.
Schriftwechsel
zwischen Deutschland, Großbritannien und dem Unabhängigen Congostaat,
betreffend das zwischen der Großbritannischen
Regierung und der Regierung des Unabhängigen
Congostaats am 12. Mai 1894 getroffene Abkommen.
Nr. 1. — Bruxelles, le 29 Mai 1894. Monsieur le Comte, Comme suite à notre entretien de hier, j'ai l'honneur de donner à Votre Excellence l'assurance que lorsque le moment sera venn de procéder à la détermination de la bande de 25 Kiloméèetres donnée à bail par l'Etat Indépendant du Congo à la Grande Bretagne, entré le ort le plus septentrional du Tanganika et le lac Albert HHouard la limite orientale de cette bande sera fixée de telle facon qu'elle s'écartera au moins de 20 Kilo- métres de la frontière des possessions Allemandes. Je saisis etc. etc. 1“ Le Secrétaire d'Etat: “ (signé) Comte de Grelle Rogier. Son Excellence Monsieur le Comte d'Alvensleben Envoyé Extraordinaire et Ministre Plénipo tentiare de Sa Majesté l'Empereur d'Alle
9
magne, etc. etc. “ 8
(Uebersetzung.) .““ Brüssel, den 29. Mai 1894. Herr Graf,
Im Anschluß an unsere gestrige Unterredung beehre ich mich, Eurer Excellenz die Zusicherung zu geben, daß, sobald der Zeitpunkt gekommen sein wird, mit der Abgrenzung des seitens des Unabhängigen Congostaats an Großbritannien pachtweise überlassenen km breiten Gebietsstreifens zwischen dem nördlichsten Hafen des Tanganika⸗ und dem Albert⸗ Edward⸗See vorzugehen, die füliche Grenze dieses Streifens derartig festgesett werden soll, daß sie mindestens 20 km von der en. er deutschen Besitzungen entfernt bleibt.
Ich benutze ꝛc. ꝛc. 1
Der Staatssekretär: (gez.) Graf von Grelle Rogier
Seiner Excellenz Herrn Grafen von Alvensleben ꝛc. ꝛc.
Nr. 2. “ Berlin, den 1. Juni 1894. err Graf
Graf Alvensleben hat das Schreiben, welches Eure Excellenz unterm 29. v. M. an ihn gerichtet haben, zu meiner Kenntni gebracht, und ich habe namens der Kaiserlichen Re⸗ gierung davon Akt genommen, daß nach der von der Re⸗ Le des Unabhängigen Congostaats gegebenen Zusicherung ei einer etwaigen pachtweisen Ueberlassung eines 25 km. breiten Streifens zwischen dem Albert Edward⸗See und dem Tanganika⸗See an Großbritannien, die östliche Grenze dieses Streifens sich mindestens 20 km von den deutschen Bestzungen entfernt halten soll.
Im Hinblick darauf, daß nach dem Vertrage vom 8. No⸗ vember 1884 für die
Congostaats insolange haftet, bis diese
Landstreifens an Großbritannien von der 5 des Un⸗ abhängigen Congostaats so rechtzeitig in enntniß Fesett werden wird, daß sie ihre vertragsmäßig gesicherten echte und sonstigen Interessen zu wahren in der Lage ist.
Die Kaiserliche Regierung wird ihre hierauf bezüglichen Ansprüche geltend nachen, so bald ihr die amtliche Mit⸗ theilung von der bevorstehenden Ausführung der beabsichtigten Gebietsabtretung zugegangen sein wird.
Bis dahin behch sich die Kaiserliche Regierung die voll⸗ ständige Freiheit ihrer Aktion vor. “
enehmigen c. 8 1“ ggez. Marschall. E ee Herrn Grafen von Grelle⸗Rogier ꝛc. ꝛc. ꝛc
Nr. 898
Berlin, den 1. Juni 1894.
Im Anschluß an den Erlaß vom 31. v. M. beehre ich mich Eurer Excellenz beifolgend in Abschrift den Bericht des Kaiserlichen Gesandten in Brüssel vom 29. Mai d. J. *) nebst Schreiben des Grafen de Grelle von demselben Tage **) zur gefälligen Kenntnißnahme zu übersenden. Die darauf von hier aus ergangene Antwort ist ebenfalls in Abschrift *nr) ganz ergebenst heige t.
Eure Excellenz ersuche ich ergebenst, eine dem beifolgenden Entwurf †) entsprechende Note an Lord Kimberley gefälligst
richten zu wollen. gez. Marschall.
Seiner Excellenz dem Kaiserlichen Botschafter Heern Grafen von Hatzfeldt, London.
Nr. 4. London, den 3. Juni 1894. Milord,
vlit achdem meine hohe Regierung aus den öffentlichen
tern Kenntniß davon erhalten hat, daß in einem zwischen der Königlich Großbritannischen Regierung und der Regierung des Unabhängigen Congostaats Feschlossenen Vertrage eine estimmung vereinbart worden sei, wonach ein zwischen dem Albert Eduard⸗ See und dem Tanganika⸗See belegener Land⸗ treifen der Königlich Großbritannischen Regierung pachtweise ö““ 4
„) Nicht abgedruckt. „*.) Vgl. Nr. 1. — *) Vgl. Nr. 2. 8 †) Vgl. Nr.
auf dem erwähnten Gebietsstreifen ruhenden Verpflichtungen die des Unabhängigen
ben mit Zustimmung Deutschlands auf den neuen Erwerber übergegangen sind, er⸗ wartet die Kaiserliche Regierung, daß sie vor Ueberlassung des
ahgetreten werden soll, hat die Kaiserliche Regierung 22* Wahrung der ihr durch den Vertrag mit dem Congostaat vom 8. November 1884 zugesicherten Rechte bei der Re ierung dieses Staats Einspruch eingelegt und hierbei Winabessonder, hervorgehohen daß die durch jenen Vertrag zwischen den eutschen Besitzungen und dem Congostaat festgesetzten Grenzen ohne Zustimmung der Kaiserlichen Regierung einseitig nicht abgeändert werden können.
Die Regierung des Unabhängigen Congostaats hat die Berechtigung dieses Anspruchs anerkannt und dies in dem abschriftlich beigefügten, an den Kaiserlichen Gesandten in Brüssel gerichteten Schreiben des Grafen de Grelle vom 29. v. M. amtlich zum Ausdruck gebracht. Graf Alvensleben hat hierauf den Auftrag erhalten, mit der in bschrift*) an⸗ liegenden Note das Schreiben zu beantworten,
Indem der Unterzeichnete einer Empfangsbestätigung seiner Note entgegensieht, henützt er ꝛc. gez. Hatzfeldt.
Seiner Excellenz Lord Kimberley ꝛc. ꝛc. ꝛc.
Mit B ücgi hnae auf den hohen Crlaß vom 31. v. M. beehre ich mich Euerer Excellenz beifolgend eine Note des Grafen de Grelle**) gehorsamst zu überreichen, welche mich derselbe gebeten hat, in vorläufiger Erwiderung auf die an ihn gerschet Note des Herrn Staatssekretärs vom 1. d. M., betreffend den Vertrag zwischen dem ongostaat und England, an ihre Bestimmung gelangen zu lassen. 1
gez. Alvensleben.
Seiner Excellenz dem Reichskanzler, General der
Infanterie, Herrn Grafen von Caprivi.
“ Bruxelles, le 7 Juin 1894. Monsieur le Baron, —
Jai l'honneur d'accuser réception à Votre Excellence, de Sa lettre du ler de ce mois.
Je me ferai un devoir de communiquéer à Votre Ex- cellence, au moment opportun, les observations que m'aura suggérées l'examen de cette lettre. Je tiens à Lui faire connastre dès aujourd'hui le vif et sincère désir du Gouvernement de l'Etat Indépendant du Congo de donner au Gouvernement allemand toutes les satisfactions com-
atibles avec ses engagements internationaux et son intention de veiller à la stricte observation de la Con- vention du 8 Novembre 1884. Je saisis cette occasion etc. etc. signé Cte. de Grelle Rogier. Son Excellence Monsieur le Baron de Marschall de Bieberstein, Secrétaire d'Etat des Affaires Etrangères de l'Empire d'Allemagne.
(Uebersetzung.) 8 . 8 Brüssel, den 7. Juni 1894.
Eurer Sh de beehre ich mich den Empfang des Schreibens vom 1. d. M. zu bestätigen. “ 81 Ich werde nicht muEeg zu dem geeigneten Zeitpunkt diejenigen Bemerkungen zur Kenntniß Eurer Excellenz zu bringen, zu denen mir die Prüfung des erwähnten Schreibens Anlaß geben sollte. Es drängt mi jedoch, schon jetzt dem lebhaften und aufrichtigen Wunsch der 5 des Un⸗ abhängigen Congostaats usdruck zu geben, daß der Kaiser⸗ lichen Regierung jede mit den internationalen Verpflichtungen vereinbare Genugthuung gewährt werden soll, und das Be⸗ streben kundzugeben, daß auf die genaue Beobachtung des Ver⸗ trags vom 8. November 1884 Bedacht genommen werden wird. Ich benutze diesen Anlaß ac. ꝛc. . gez. Graf von Grelle Rogier. “ Excellenz Herrn Freiherrn Marschall von Bieber⸗ tein ꝛc. ꝛc
8
““ v“ “ Berlin, den 9. Juni 1894. Auf den gefälligen Bericht vom 7. d. M. beehre ich mich Eure Excellenz zu ersuchen, die beifolgende, an den Grafen de Grelle⸗Rogier unter dem heutigen Tage gerichtete Note *ꝓ) an ihre Adresse gelangen lassen zu wollen. (gez.) Marschall. Seiner Excellenz dem Kaiserlichen Gesandten Herrn Grafen von Alvensleben, Brüssell.
5 Graf! Berlin, den 9. Juni 1894. err Graf!
Die durch Vermittelung des Herrn Grafen von Alvens⸗ leben an mich gerichtete Note Eurer Excellenz vom 7. d. Mts. habe ich zu erhalten die Ehre gehabt. Die eee Regierung ist ni isar der Beantwortung ihrer, wichtige und ernste Fragen erührenden Note vom 1. Juni d. Js. lediglich dem Ermessen der Regierung des Unabhängigen Congostaats zu über⸗ lassen. Vielmehr muß die Kaiserliche Regierung entscheidenden Werth darauf legen, daß sie von der Stellung unverzüglich unterrichtet werde, welche der Congostaat gegenüber den in der letzterwähnten Note auseinandergesetzten Beschwerden des Deutschen Reichs einzunehmen gedenkt.
Wenn Eure Excellenz erklären, daß die Regierun des Unabhängigen Congostaats den lebhaften und kaufrichtigen Wunsch habe, der Kaiserlichen Regierung jede mit den inter⸗ nationalen Verpflichtungen vereinbare Genugthuung zu e⸗
e
111.“
—
t in der Lage, den Zeit⸗
währen, so gestatte ich mir Meerauf zu bemerken, da
Kaiserliche Regierung sich die Prüfung vorbehält, ob das Ab⸗ *) Vgl. Nr. 2. **) Vgl. Nr. 6.
***) Vgl. Nr. 8.
Brüssel, den 7. Juni 1894.
kommen vom 12. Mai d. J. mit den Pflichten der Neutralität und den sonstigen dem Deutschen Reich gegenüber eingegangenen
Verbindlichkeiten des Congostaats sich in Uebereinstimmung
befindet. .
Gleichzeitig beehre ich mich Eurer Excellenz Abschrift einer Note*) zu übersenden, welche der Kaiserliche Bot⸗ schafter in London an Lord Kimberley zu richten beauf⸗ tragt ist. 8 Genehmigen ꝛc. 11 26
CT11““ (gez) Marschall Seiner Excellenz dem Herrn Grafen von Grelle⸗ Reohler . X. E., 2
Nr. 9. E111“ London, den 6. Juni 1894. Eurer Excellenz beehre ich mich, in der Angelegenheit, betreffend den Vertrag zwischen England und dem Congo⸗ staat, eine Note Lord Kimberley's vom gestrigen Tage in Abschrift**) beifolgend gehorsamst zu überreichen. Der Minister bestätigt in derselben den Empfang der von mir in Gemäßheit des hohen Erlasses vom 1, d. M. an ihn ge⸗ richteten Note und spricht sodann den Dank der en gc Großbritannischen Regierung für die in der gedachten Note enthaltene Mittheilung aus. Bei den dem Vertrage mit dem Congostaat ghrttchihewen Verhandlungen habe die Hage
rung Ihrer Majestät sich bemüht, in keiner Weise die Rechte Deutschlands, mit welchem sie so lange freundschaftliche Be⸗ ziehungen in. Of ifpes unterhalten habe, zu beeinträchtigen, Die Königlich Großbritannische Regierung stimme völli mit der in meiner Note vertretenen Ausfassung überein, da die Grenze zwischen dem Deutschen Schutzgebiet und dem Congostaat nicht ohne Deutschlands Zustimmung geändert werden könne. Was den von dem Congostaat an Groß⸗ britannien verpachteten Landstrich betreffe, so erkenne die Re⸗ gierung Ihrer Maäjestät vollkommen an, daß die Bestimmungen des Vertrags zwischen Deutschland und dem Congostaat in Kraft blieben und für diesen Landstrich auch nach dessen Uebergabe an Großbritannien ihre Gultigkeit behielten.
(gez.) Hatzfeldt. Seiner Excellenz dem Reichskanzler, General der Infanterie, Herrn Grafen von Caprivi.
8 Foreign Office June 5. 1894 NNvour Excbllonegk .
I have the honour to acknowledge receipt of Your Excellency's Note of the 3d instant in which you are so good as to communicate copies of the Notes which have been exchanged between the Imperial German Government and the Government of the Independent Congo State on the subject of the Agreement of the 12th ultimo befween that State and Her Majesty's Government, under which a strip of territory extending from the most noftherly port on Lake Tan anyika to the most southerly point of Lake Albert Edward is leased to Great Britain.
I have to convey to Your Excellency the thanks of Her Majesty’s Government for this communication which astords them an opportunity of explaining that in the negotiations which preceded the signature of the Agreement, the position of the Congo State towards Germany did not escape their attention. They were careful not to interfere in any way with the rights of Germany, with whom they have so ong had cordial re- lations in East Africa.
Her Majesty’s Government fully 8— in the view expressed in the correspondence forwarded by Your Ex- cellency that the boundary between Germany and the Congo State cannot be astered without the assent of Germany.
As regards the obligations attaching to the strip of territory leased by the Congo State to Great Britain, Her Majesty'’s Government entirely recognise that the stipnlations of the Convention between Germany and the Congo State will remain in force, and apply to that s rip after it has been handed over to Great Brtafn. 1 8
I have the honour to be etc. etc. s
signed Kimberley. His Excellency Count Hatzfeldt etc. etc. etc.
(Uebersetzung.) 3 Auswärtiges Amt, den 5. Juni 1894.
Eurer beehre ich mich, den Empfang der Note vom 3. d. M. zu be⸗ stätigen, mittels welcher Eure Excellenz Abschriften der Noten mitzutheilen die Güte hatten, die von der Kaiserlich Deutschen Regierung mit der Regierung des Unabhängigen Congostaats es zwischen dem letzteren und der egierung Ihrer ajestät getroffenen Abkommens vom 12. v. M., pachtweise Ueberlassung eines Gebietsstreifens wischen em nördlichsten Hafen des Tanganika⸗ und dem füdiich ten Punkt des Albert⸗Edward⸗Sees an Großbritannien, gewechselt worden ind. Eurer Excellenz habe ich für diese Mittheilung den Dank Ihrer Majestät Regierung ncsüprechen, welche diese Ge⸗ legenheit ergreift, um zu er ären, daß sie bei den der Unterzeichnung des Abkommens vorausgehenden Ver⸗ handlungen die Stellung des Con ostaats gegenüber dem Deutschen Reich nicht außer A tgelaszen hat. Die Regierung — hat edacht genommen, in keiner seeisse die Rechte des Deut chen Reichs, mit welchem sie so lange freundschaftliche Beziehungen in Ost⸗Afrika unterhalten hat, 2 beeinträchtigen. Die Regierung Ihrer Majestät stimmt völli dem übersandten Febtmecse zum Ausdruck 8s fassung überein, daß die Grenze zwischen de
mit der in rachten Auf⸗ Deutschen
*) Vgl. Nr. 4. “ **) Vgl. Nr. 10.