Technische Chemie; Entwerfen von chemischen Fabrikanl’ seng echnisches ktikum. — Dozent:
und Feldmessen; Markscheiderische Zeichen⸗Uebungen; Uebungen im Markscheiden und Feldmessen.
Abtheilung 18 allgemeine Wissenschaften, ins⸗ besondere für Mathematik und AIune Professoren: van der Boraht: National⸗Oekonomie 1; Encyklo⸗ pädie der Rechtswissenschaften nebst Grundzügen des Zivil⸗ und Staats⸗ rechts; Gewerberecht; Ueber die deutsche Arbeiterversicherung. — Füm; Höhere Mathematik II mit Uebungen; Elementar⸗
athematik und sphärische Trigonometrie mit Uebungen; Mathema⸗ tisches Seminar. — v. Mangoldt: Höhere Mathematik I mit Uebungen; Ausgewählte Kapitel aus der höheren Mathematik. — Ritter: Mechanik I. und II. Kurs. — Schur; Darstellende Geometrie; Graphische Statik. — Wüllner;Experimental⸗Physik pöpbt in 288 matischer und erperimenteller Behandlungsweise. Ausgewaͤhlte Theile; Uebungen im 8 kalischen Laboratorium: a. für Elektrotechniker und Chemiker, b. für Phy II1I Mechanische Wärmetheorie; Physikalische Technik; Experimental⸗Physik enc. Kurs. — Storp: 1.-4—12r 8 19 — Schmidt: Praktische Telegraphie und Fernsprechwesen. — Außerdem: Hasenclever: Kaufmännische Buchführung für Techniker. — Müller: Die erste Hilfeleistung bei plötzlichen Unglücksfällen, mit Uebungen. Programme übersendet auf Ersuchen das Sekretariat.
Dozenten: Wiener:
Richtamtliches.
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 4. August.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen, wie aus Wilhelmshöhe gemeldet wird, heute den Vortrag des stellvertretenden Chefs des Zivilkabinets sowie militärische Meldungen entgegen. Um 3 Uhr Nachmittags gedachten Seine Majestät nach Wilhelmshaven abzureisen.
8
Verschiedene Zeitungen bringen die Nachricht, daß eine Umbewaffnung der deutschen Armee mit einem neuen Ge⸗ wehr bevorstehe. Diese Nachricht scheint auf die Thatsache zurückzuführen zu sein, daß seitens der Heeresverwaltung fort⸗ gesetzt alle aus dem Gebiet des Waffenwesens zur Kenntniß gelangenden Neuerungen eingehend geprüft werden. — Aus diesen Versuchen aber auf die Absicht zu schließen, die Armee demnächst umbewaffnen zu wollen, entbehrt der Begründung und ist nicht gerechtfertigt
Die Sonderausgabe der Nr. 8 der „Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗Versicherungsamts“, be⸗ treffend die Invaliditäts⸗ und Altersversicherung, enthält folgende Revisions⸗ und sonstige Füearenaen.
Bezüglich der Versicherungspflicht der Heuerlinge (Heuerleute), d. h. solcher — meist in den Provinzen West⸗ len und wohnhafter — Landwirthe, welche von einem Bauern ein Wohnhaus und Ackerland gepachtet und in dem darüber abgeschlossenen Pacht⸗ (Heuer⸗) Vertrage lich nicht nur zur Erlegung einer baaren Pacht⸗ zwumme, sondern auch zur Leistung persönlicher Arbeits⸗ dienste auf dem Gute des Verpächters verpflichtet haben, ist grundsätzlich angenommen worden, daß zwar die Thätigkeit, die der Heuerling auf das von 18. gepachtete Grundstück ver⸗ wendet, nicht als versicherungspflichtig zu gelten hat, daß die Versicherungspflicht aber gegeben ist, soweit der Heuer⸗ ling dem Vorpächter oder auch, wie dies außerdem meist der Fall ist, dritten Personen gegen Entgelt Dienste leistet, vhentsgsag⸗ daß diese Dienstleistungen nicht so geringfügig sind, daß sie unter die Vorschriften des Bundes⸗ rathsbeschlusses vom 22. Dezember 1891 fallen.
Die unter IA 1 b dieses Bundesrathsbeschlusses getroffene Bestimmung findet auch bei Beurtheilung der Versicherungs⸗ pflicht der Aufwärterinnen (Ausgeherinnen, Zugehe⸗ rinnen) Anwendung. Es ist deshalb stets die Vorfrage zu beantworten, ob die als „Aufwartedienste“ bezeichneten Ar⸗ beiten bloß gelegentliche oder zwar regelmäßig wiederkehrende, aber nach ihrer zeitlichen Dauer und ihrem wirthschaft⸗ 8 Werth nur nebenher verrichtete Beschäftigungen dar⸗ stellen. Erst dann, wenn diese Frage verneint wird, die Auf⸗ wartethätigkeit sich also als Haupt-⸗ oder Nebenberuf darstellt, kann die betreffende Person zu den Aufwärterinnen im Sinne der Fbie 4 des Bundesrathsbeschlusses gerechnet werden, deren Versicherungspflicht alsdann noch nach den daselbst weiter ge⸗ troffenen Sonderbestimmungen zu prüfen bleibt.
Die Frage, bis wann die nachträgliche Verwendung von (Doppel⸗ oder einfachen Beitrags⸗) Marken für Zeiten der Unterbrechung eines ständigen Arbeitsverhältnisses in wirksamer Weise afelgen könne, ist dahin entschieden, daß dies dann nicht mehr zulässig ist, wenn durch Aufnahme einer anderweiten versicherungspflichtigen Beschäftigung und durch Entrichtung des dafür geschuldeten Beitrages nach Ablauf der arbeitslosen Zeit ein un⸗ mittelbarer Anschluß dieser Arbeitspause an das vor⸗ hergegangene Versicherungsverhältniß und ebenso eine un⸗ mittelbare Aufeinanderfolge der für die arbeitslose Zeit zu entrichtenden auf die für jene frühere, versicherungspflichtige 88 verwendeten Marken nicht mehr möglich ist. Freiwillige
eiträge aber, die nach Eintritt der Invalidität, sei es auch auf Grund des § 119 des Invaliditäts⸗ und Altersver⸗ sicherungsgesetzes, entrichtet sind, sind völlig werthlos. er von einem Stagtskommissar gegen die Rentenvertheilung erhobene ist als vezulassig vworben worden, weil nach der Absicht des Gesetzes die Mitwirkung des Staatskommissars auf die ein⸗ zelnen Akte der Rentenfestsetzung beschränkt bleiben soll, wo⸗ gegen die Entscheidungen bezüglich der Rentenvertheilung, die in einem anderen Instanzenzuge ( Rechange hegegn. eichs⸗ Versicherungsamt) getroffen werden, seiner Anfechtung ent⸗
ist die Wiederholung des Vorbehalts gemäß § 160 Abfatz 2 des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungs⸗ esetzes durch eine und dieselbe Versicherungsanstalt für un⸗ tatthaft erklärt worden. 8 “
—
4 e111““ 11““ Die Bibliothek und die Lesehalle des König⸗ lichen Statistischen Bureaus sind für die Dauer de Monats August geschlossen.
enner: Martschesden
Der General⸗Lieutenant 1 der 2. Garde⸗Infanterie⸗Division, und der Inspekteur der Jäger und Schützen, General⸗Lieutenant von Schweinichen sind hier wieder eingetroffen.
Der portugiesische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe Vicomte de Pindella hat sich im Auftrage seiner Re⸗ ierung zu der feierlichen Beisetzung Seiner Kaiserlichen und Fnlallchn Hoheit des Erzherzoge Wilhelm von Oesterreich nach Wien begeben. Bis zur Rückkehr des Gesandten fungiert der Erste Sekretär Baron von Sendal als Geschäftsträger.
8 Cass el, 3. August. Der Präsident des hiesigen Kon⸗
sistoriums von Trott zu Solz ist heute gestorben.
Württemberg.
Seine Durchlaucht der Fürst zu Waldeck und FerKant ist vorgestern von Friedrichshafen nach Ragatz zu⸗ “
HSHessen Die Leiche des im Jahre 1888 verstorbenen Prinzen Alexander ist heute Vormittag von Darmstadt nach Schloß Heiligenberg bei Jugenheim an der Bergstraße übergeführt und dort in Gegenwart der Großherzoglichen Familie in dem neu⸗ erbauten Mausoleum beigesetzt worden.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Ihre Kaiserliche Hoheit die Herzogin ist mit Ihren Königlichen Pha dem . und den Prin⸗ zessinnen Töchtern von Coburg nach Rheinhardsbrunn abgereist. Heute Nachmittag 4 Uhr findet der feierliche Einzug der Herzogin in die Stadt Waltershausen statt.
Deutsche Kolonien,
Dem Bericht des Kompagnieführers Fromm über einen auf Requisition des Bezirksamts Kilwa mit Genehmigung des Kaiserlichen Kommandos der Schutztruppe unternommenen Zug gegen die am Mavudje⸗Fluß in Deutsch⸗
stafrika wohnenden Sklavenhändler entnimmt das „Deutsche Kolonialhlatt“ Folgendes:
Nach zwei kurzen Tagemärschen und einem Nachtmarsch bei Neumond kam ich mit der aus drei weißen Offizieren, drei weißen Unteroffizieren und 116 Askaris bestehenden 6. Kompagnie bei Tages⸗ anbruch am 4. Juni in Mavpudje an. Die Häuser waren sämmtlich verlassen; einzelne auf den Schamben aufgegriffene Schwarze berichteten, daß afhan bin Omar bereits am Tage unseres Abmarsches von — die Nachricht von dem Herannahen der Kompagnie bekommen hätte, mit seinem Anhang in die Berge geflohen und entschlossen sei, sich dort zu vertheidigen. Auf diese Nachricht hin marschierte ichan demselben Tage durch das blühende Mavudjeéethal, welches aus einer zusammenhängenden Reihe von Schamben mit Mtama, Reis, Erdnüssen, Bohnen u. s. w. besteht, weiter und kam nach angestrengten Märschen am 6. Juni in Kiswere an, woselbst die erwartete 5. Kompagnie aus Lindi in der Stärke von 2 Offizieren, 1 Unteroffizier und 87 Mann, außerdem noch der Bezirksamtmann Freiherr von Eberstein angetroffen wurden. Zur Auffüllung der Verpflegung wurde am 7. ein Ruhetag in Kiswere gemacht; am 8. wurde der Rückmarsch nach Mavudje ange⸗ treten, woselbst wir am 10. Mittags um 1 Uhr ankamen. Lieute⸗ nant Nötel, der sich mit perniziösem Fieber gelegt hatte, traf am Nachmittag, in einer Hängematte getragen, in unserm Lager ein.
sschen während unseres Anmarsches hatten vereinzelte 8. auf die Abtheilung Zeugniß von der feindfeligen Haltung der Bevölkerung abgelegt; auch während des Aussuchens eines geeigneten Lagerplatzes wurden wir durch Schüsse aus den dichtstehenden Mtamafeldern be⸗ lästigt, sodaß ich um 2 Uhr beschloß, eine Rekognoszirung in das um⸗ liegende Gelände zu unternehmen. Ein Zug der 5. Kompagnie blieb zur Bewachung der Träger und Lasten und zum Aufschlagen des Lagers zurück. Gleich zu Anfang der Rekognoszierung fiel der Ombascha Fadlallah Ibrahim des 1. Zugs der 6. Kompagnie, aus äefedichten Mtama aus ganz kurzer Entfernung durch die Lunge ge⸗
ossen.
In breiter Front wurde vorsichtig, Richtung auf die Berge, wo nach Aussage eines gefangenen Mädchens die Stellung des Hassan bin Omar sein sollte, vorgegangen, von Zeit zu Zeit in das absolut un⸗ übersichtliche Gelände Salven feuernd. Vor einem steilen hügen an⸗ ekommen, wurden wir von der 5 desselben durch einzelne feind⸗ lcche Schützen beschossen, die durch eine vorausgesandte Patrouille und die nachfolgende Hauptabtheilung vertrieben wurden.
Von oben hatte man die Aussicht auf einen gegenüberliegenden sehr V5es Berg, der in einzelnen Terrassen zu einer tiefen Schlucht abfiel, welche mit hohem Grase und Gestrupp bestanden war und sich zwischen dem besagten Hügel und dem Berge hinzog. Der Ber war mit dichtem Busch bewachsen und mit großem Steingerö edeckt.
Von den Terrassen her wurden wir mehrfach beschossen, durch die aufsteigenden Rauchwölkchen wurde der ungefähre Aufenthaltsort der eindls sen Schützen gegeben, ohne daß man dieselben selbst sehen onnte.
Es wurden einige Salven auf die gegenüberliegende Felswand abgegeben, worauf die Abtheilung wegen der mittlerweile vorgerückten 5 und der Ermüdung der Truppen nach dem Lager n 7 es hatte Mehrere von den Feinden uns nachgesandte Schüsse waren erfolglos.
In der Nähe des Lagers wurde noch an demselben Abend der Ombascha Fadlallah Ibrahim begraben.
Die Nacht auf den 11. Juni verlief wider Erwarten ohne Störung. Frühmorgens wurde Lieutenant Nötel durch den Lazareth⸗
gehilfen Thelips unter Bedeckung nach Kilwa transportiert, während
um 6 Uhr 30 Minuten die Abtheilung zum Angriff gegen die Stellung der Mavudjeleute abrückte.
Meine Absicht war, durch Salvenfeuer die Stellung des Feindes zu erschüttern und dann zu stürmen.
Schon von dem mehrerwähnten steilen Hügel herab wurden wir mit Gemeehrschässen empfangen; durch eine starke Patrouille wurden die feindlichen ützen vertrieben, während die Hauptabtheilung um den Hügel herumging. Als dieselbe ungefähr der steil abfallenden Bergwand gegenüͤber war, wurde von dort aus ein lebhaftes Feuer auf uns eröffnet, was durch Salven, nach dem aufsteigenden Pulver⸗ “ erwidert wurde. Von den Feinden war wiederum nichts scht r, obgleich wir kaum 100 Schritt (Luftlinie) von einander ent⸗ eernt waren. Den 1. Zug der 5. Kompagnie schickte ich auf eine Kuppe des Hügels, in der Hoffnung, daß von dieser höher gelegenen Fühlle die Feinde gesehen werden könnten, was aber auch nicht der
all war.
Da außerdem unser Salvenfeuer wegen der vorzüglichen Deckungen, in denen die feindlichen Schützen lagen, ohne jeglichen merkbaren Er⸗ folg blieb, beschloß ich, unverzüglich zum Sturm überzugehen, umso⸗ 85 als ich die Meldung von Lieutenant von Kleist erhielt, daß
bereits vier Askaris der 5. Kompagnie verwundet seien. Dieselben
wurden unter Bedeckung nach dem Lager zurückgebracht und dort von dem Bezirksamtmann Freiherrn von Eberstein verbunden.
Der 1. und 2. Zug der 6. Kompagnie gingen gegen die linke Flanke, der 3. Zug der 6. Kompagnie und die 5. Kompagnie gegen die Front der feindlichen Stellung unter stetem Feuer der Gegner vor und kletterten die steilen Bergwände mit großer Bravour hinauf. Der Feind wich nicht eher aus seiner Stellung, als bis dieselbe that⸗ sächlich genommen war.
In der Stellung selbst lagen vier todte Mavudjeleute; gefundene Blutspuren lassen auf mehr Verwundete schließen. Nach in Kilwa
on Bomsdorff, Kommandeur
eingetroffenen Nachrichten sollen 15 Mavudje viele verwundet sein.
Unmittelbar hinter der genom menen Stellung war dichtes Busch⸗ werk, was eine Verfolgung sehr erschwerte; während derselben wurde noch ein Mavudjemann erschossen und einer verwundet.
Auf dem Rücken des Berges standen vereinzelte Häuser, die ver⸗ brannt wurden.
Um 10 ½⅛ Uhr wurde der Rückmarsch nach dem Lager angetreten, da eine weitere Verfolgung wegen des absolut unübersichtlichen Terrains aussichtslos war.
Nachdem wir Mavudje zerstört hatten, wurde an demselben Rückmarsch nach Kilwa angetreten, wo wir am 12. Juni eintrafen.
“ u.* EE111u.“
Oesterreich⸗Ungarn.
Gestern Vormittag fand in Wien in der Pfarrkirche der Fofbng ein Seelenamt für den Erzherzog Wilhelm att, dem der Kaiser, die Erzherzoge, die Erzherzo⸗ innen, der Prinz Leopold von Bayern, “ Friebrig von Hohenzollern, die Hers Ken aria heresia von Württemberg, die Prinzessinnen Cle⸗ mentine und Louise von Sachsen⸗Coburg, die Herzoge Albrecht, Robert, Ulrich und Wilhelm von Württem⸗ berg sowie die übrigen in Wien anwesenden Fürstlichkeiten, die Minister, die Generalität und die hohen Würdenträger beiwohnten. Am Nachmittag empfing der Kaiser den portugiesischen Gesandten in Berlin Vicomte Pindella, der in Vertretung des Königs von Portugal den Leichenfeierlichkeiten für den Erzherzog Wilhelm beigewohnt hatte, in besonderer Audienz. Vicomte Pindella hatte vorgestern dem Minister des Auswärtigen Grafen Kälnokgy einen längeren Besuch abgestattet.
Der Kaiser reiste gestern Abend, der Prinz Leopold von Bayern gestern Nachmittag nach Ischl ab. Der Prin ““ von Hohenzollern kehrte gestern Abend na
erlin zurück.
Der bische Minister⸗Präsident Nikolajewic ist vor⸗ gestern in Budapest eingetroffen und wird sich am Sonntag zu zweitägigem Aufenthalt nach Wien begeben.
Frankreich. h In dem Prozeß Caserio wurde gestern die Verhandlung um 9 Uhr Vormittags wieder aufgenommen. Zur Aufrecht⸗ erhaltung der Ordnung waren dieselben Maßregeln getroffen wie am Tage zuvor. Der Soldat Leblanc, der in Cette im Hospital mit Caserio zusammen gewesen war, erklärte in eugenaussage, Caserlo habe ihm mitgetheilt, daß er den Präsidenden Carnot zu tödten versuchen werde, da er durch das Loos dazu bestimmt worden sei. Caserio leugnete dies entschieden. Das Zeugenverhör wurde darauf beendet und der General⸗Prokurator hielt sein Plaidoyer. Er er⸗ innerte darin an die Reise Caserio's nach Lyon und sagte, der Mörder gehöre keiner Nation an, er sei Anarchist. Dann tadelte der Staatsanwalt diejenigen, welche in der Aufregung des ersten Augenblicks E“ gegen die in Lyon wohnenden taliener verübt hätten, und fuhr fort: „Caserio gehört jener ekte, jener Bande von Uebelthätern an, die inmitten der wwilisierten Gesellschaft wie wilde Thiere die Zerstörung der inge, den Tod der Individuen erstreben; sie bedrohen den Niedrigsten wie den Se gegen wilde Thiere muß man sich vertheidigen. an wird sagen, Carnot würde, wenn er am Leben geblieben wäre, Gnade geübt haben; Carnot ist aber gestorben und daher ist es unsere Pflicht, Gerechtigkeit walten zu lassen. Caserio hat ein emeines Verbrechen begangen; der Abscheu vor diesem Ver⸗ rechen ist um so srößer, weil es einem ganzen Volke Schmerz verursacht hat. Die Anarchisten bilden keine politische Partei, sondern eine Vereinigung, welche die Zerstörung und den Tod bezweckt. Im Namen der Freiheit, der Zivilisation und der Menschlichkeit muß ein strenges Beispiel statuiert werden.“ (Ehahaft⸗ Bewegung). Der Vertheidiger Dubreuil plaidierte haupt⸗ ächlich dafür, daß die Geisteskräfte Caserio’'s durch Vererbung beeinträchtigt seien. Caserio unterbrach wiederholt seinen Ver⸗ theidiger, sodaß der Präsident drohen mußte, er werde ihn aus dem Saale führen lassen. Nach der Rede des Ver⸗ theidigers verlangte Coserio, ein Schriftstück verlesen zu dürfen. Der Gerichtshof ertheilte die Erlaubniß und die Ver⸗ lesung geschah durch den Dolmetscher. Auf Antrag des Staats⸗ anwalts verbot der Gerichtshof jede Weiterverbreitung dieses Schriftstücks. Hierauf zogen die Geschworenen sich zur Berathung zurück. Das Verdikt der Jury lautete auf „schuldig ohne mildernde Umstände“, worauf der Gerichtshof, wie bereits gestern unter den nach Schluß der Redaktion eingetroffenen Telegrammen gemeldet wurde, Caserio zum Tode verurtheilte. Bei der Verkündigung des Urtheils rief Caserio: „Es lebe die soziale Revolution!“ Auch bei der 2 bfafrung stieß er anarchistische Rufe aus. Die Sitzung wurde sodann ohne Zwischenfall aufgehoben. Spanien. Der spanische Kreuzer „Don Juan“ ist nach Korea entsandt worden, um den Operationen der chinesischen und japanischen Flotten zu folgen.
Der Bundesrath hat dem Wunsch Italiens auf gegen⸗ eitige Uebermittelung nothwendiger oder nützlicher iktheilungen über Anarchisten zugestimmt. Der von anep. ausgegangene Wunsch auf gegen eitge Zuschiebung der narchisten ist von Italien selbst zurückgezogen worden.
Montenegro. Wie der sPolitf een Korrespondenz“ aus Cetinje ge⸗ meldet wird, besindet ich der Erbprinz Danilo, der an den Blattern leicht erkrankt war, auf dem Wege der Besserung.
Amerika.
Nach einer Meldung aus Lima von heute hat Caceres die Präsidentschaft von Peru übernommen.
Aus Montepideo meldet „W. T. B.“, daß der Minister des Auswärtigen seine Entlassung ge⸗ nommen habe
Wie dem „Daily Chronicle“ aus Tokio vom gestrigen Tage gemeldet wird, verlautete daselbst gerüchtweise, daß zwischen den japanischen und chinesischen Truppen ein neuer
usammenstoß stattgefunden habe. Die Japaner hätten ihre ganze Streitmacht in Korea gesammelt und die
hinesen ges Weitere Nachrichten würden erst heute erwartet
lagen.
ein Erlaß
über Korea wiederholt beer ht e und sämmtliche Militär⸗
behörden behufs Wöeäcyn der Re e.
8 zu zerstören.
Apia vom 18. v. M.
vom 4. neue Schießstätte der Königlich privilegierten Haupt⸗Schützengesell⸗
8 ausstellung. —
rente sind bis Ende Jult d.
folgendermaßen:
renten, 207 Invalidenrenten. währten Renten macht insgesammt 351 429,80 ℳ aus, von welchem
Wezel u.
Die „Times“ erfaͤhrt aus Tientsin vom 2. d. M., daß des Kaisers die Herrscherrechte Chinas te Chinas dem Vize⸗Köni
Li⸗Hung⸗Tschang unterste Letzterer werde durch den Erla angewiefen, alle japanischen Schiffe gefangen zu nehmen und
Australien. Nach einer in New⸗York eingetroffenen Nachricht aus fanden noch zeitweise zwischen den Kriegern des Königs und den Aufständischen Gefechte statt, in denen auf beiden Seiten mehrere getödtet wurden. Beide
Theile fuhren fort, die Gefangenen zu enthaupten.
Nr. 31 des „Zentralblatts der herausgegeben im Kinisterium der öffentli August hat folgenden Inhalt: Andreas Schlüter. — Die
Bauverwaltung“, en Arbeiten,
schaft in — Die Architektur auf der Münchener Jahres⸗
er Wettbewerb für die Donaubrücken in Budapest. IV. Fortsetzung.) — Vermischtes: Wettbewerb für Pläne zu einem Rath⸗ aus in Poppelsdorf. — Wettbewerb für Entwürfe zu einer Wahl⸗ pruchtafel. — Königliche Technische Hochschule in Berlin. — Galvano⸗ ronzen. — Neue Patente. — Bücherschau.
Statiftik und Volkswirthschaft.
Invaliditäts⸗ und Altersversicherung.
An Anträgen auf Gewährung von Renten sind bei der Hanseatischen Versicherungsanstalt eingegangen: a. an Alters⸗ renten im Laufe des Jahres 1891 1105, im Laufe des Jahres 1892 404, im Laufe des Jahres 1893 381 und in der Zeit vom 1. Januar bis Ende Juli 1894 205, zusammen 2095; b. an Invalidenrenten im Laufe des Jahres 1892 181, im Laufe des Jahres 1893 301 und in der Zeit vom 1. Januar bis Ende Juli 1894 259, zusammen 741, mithin seit Beginn des Jahres 1891 an Rentenanträgen überhaupt 2836. Von den Anträgen auf Altersrente entfallen auf das Gebiet der freien und Hansestadt Lübeck 362, Bremen 453, Hamburg 1280, und von den Anträgen auf Invalidenrente auf das Gebiet von Lübeck 107, Bremen 269, Hamburg 365. Von den Anträgen auf Alters⸗ .erledigt 2083, und zwar 1833 durch Rentengewährung, 216 durch Ablehnung und 34 auf sonstige Weise. Von den Altersrentenempfängern sind inzwischen ausgeschieden 284, von diesen sind verstorben 272. Von den Anträgen auf Invaliden⸗ rente sind bis Ende Juli d. J. erledigt 700, und zwar 510 durch v 160 durch Ablehnung und 30 auf sonstige 8b Von den Invalidenrentenempfängern sind inzwischen ausgeschieden 77,
8
voon diesen sind verstorben 73. Auf die Gebiete der drei Hansestädte
vertheilen sich die noch im FHenag. der Rente befindlichen Personen
Lübeck 270 Altersrenten, 60 Invalidenrenten, Bremen 347 Altersrenten, 166 Invalidenrenten, Hamburg 932 Alters⸗ Die Jahressumme der bis jetzt ge⸗
Betrage 51, 440,20 ℳ für die inzwischen ausgeschiedenen Renten⸗ ä setzen sind. Nach den Berufszweigen vertheilen sich die entenempfänger auf folgende Gruppen: Landwirthschaft und
Gärtnerei 164 Rentenempfänger, Industrie und Bauwesen 972 Renten⸗
andel und Verkehr 388 Rentenempfänger, sonstige Berufs⸗
empfänger, ’1 eentenempfänger, Dienstboten ꝛc. 642 Rentenempfänger.
arten 177
Ergebnisse der Fss kblung in Elsaß⸗Lothringen. Die vom Steatistischen Bureau des Ministeriums für Elsaß⸗ Lothringen herausgegebenen „Ergebnisse der Volkszählung in Elsaß⸗ Lothringen vom 1. Dezember 1890“ sind als Heft XXIV der „Statistischen Mittheilungen“ im Verlage von M. Du Mont⸗ Schauberg zu Straßburg (in Kommission bei F. Bull'’s Verlag) erschienen. Diese Veröffentlichung schließt 8 in der Ausführung den über die Zählungen von 1880 und 1885 (siehe die Hefte XXI und XXII der „Statistischen Mittheilungen“) ergangenen an und zerfällt in den beschreibenden Text A und das Tabellenwerk B. Der be⸗ schreibende Text behandelt: unter I den Stand, die Zu⸗ oder Abnahme, die örtliche Vertheilung und die Dichtigkeit der Be⸗ völkerung, unter II die Wohnhäuser, Familien⸗ und Einzelhaus⸗ haltungen und die Anstalten, unter III die Vertheilung der Geschlechter, unter IV die Staatsangehörigkeit, unter V. die Gebürtigkeit, unter VI die Altersverhältnisse, unter VII den Zivilstand und unter VIII die Bekenntnisse. Neunzig dem beschreibenden Text beigegebene kleinere Tabellen enthalten kurze Uebersichten in gedrängter Form, welche die Feßlen nach verschiedenen Gesichtspunkten ordnen, aleichiitig zur rläuterung des Textes wie zur Vervollständigung des Tabellen⸗ werks dienend. Unter IX werden die Kosten der Volkszählung er⸗ läutert. Der Abschnitt B umfaßt das LTabellenwerk und zerfällt in zwei Theile. Der . (A) enthält die Ergebnisse der Volkszählung, zusammengestellt für die Gemeinden, Kantone, Kreise, Bezirke und für das Land; es ist daraus zu entnehmen die Zahl der Wohnhäuser und Haushaltungen, die ortsanwesende Bevölkerung nach Konfessionen, Staatsangehörigkeit und Gebürtigkeit. Im zweiten Theil (B) werden die Alters⸗ und Feaserdeeere. der Be⸗ völkerung dargestellt. Zum Schluß sind noch 1 vergleichende Ueber⸗ sichten über die Zivilbevölkerung nach dem Alter für die Zählungen von 1871, 1875, 1880, 1885 und 1890 gegeben; die eine umfaßt die Zivilbevölkerung nach einzelnen Altersjahren, die andere nach fünf⸗ und zehnjährigen Altersgruppen.
2„
Zur Arbeiterbewegung. 1 Der geplante deutsche Bergarbeiter⸗Kongreß, den das Verbandsorgan vorgeschlagen hat (vergl. Nr. 172 d. Bl.), wird, wie die „Rh.⸗Westf. Arb.⸗Ztg.“ meldet, wahrscheinli
im Oktober in Hannover stattfinden. Der Kongreß wird au die Frage erörtern, ob an Stelle des einen deutschen Verbandes
icht mehrere Verbände, einer für je ein Revier, treten sollen. „In Frankfurt a. M. hat, wie der „Vorwärts“ mittheilt, das sozialdemokratische Gewerkschaftskartell, weil die Behörde einen “ in dem Statut des von der Gemeinde Frankfurt geplanten Arbeitsnachweises gestrichen habe, folgenden Beschluß gefaßt: Das Gewerkschaftskartell Frankfurt a. M. enthält sich jeder vecficbtiging eines nunmehr etwa unter städtischer Regie ein⸗ erichteten Arbeitsnachweises; es betrachtet ihn als nicht bestebend und erwahrt sich von vornherein gegen die Behauptung, ein auf dieser
Basis gegründeter Arbeitsnachweis sei noch im Interesse der Arbeiter
u. s. w.
In Köln haben, wie aus einer Mittheilung des „Vorwärts“ ervorgeht, die Versilberer der Goldleistenfabrik von
Schievenbusch wegen Lohnkürzung die Arbeit eingestellt.
In Leipzig hielten die Arbeiter der graphischen Ge⸗ erbe am Donnerstag eine von 800 Personen besuchte Versammlung ab, die sich mit dem Ausstande der Drucker bei der Firma ezel aumann beschäftigte. Es befinden sich nach diesen Mittheilungen noch 91 Arbeiter im Ausstande, während 18 Gehilfen die Arbeit fortsetzten. Von 34 neuengagierten Arbeitern haben nur
8 die Arbeit wirklich aufgenommen, während 27 den Eintritt in die
Druckerei abgelehnt aben, nachdem sie von der Sachlage Kenntniß er⸗ langt hatten. 18 Ausständige wurden in anderen Geschäften unter⸗ gebracht und einer kehrte zu Wezel u. Naumann zurück.
1 In Glasgow ging, wie die Londoner „A. K.“ berichtet, in den etzten Tagen das Gerücht, daf der Bund der schottischen Berg⸗ leute bereit sei, einen Vergleich zur Beendigung des Ausstandes an⸗ zunehmen. Die Nachricht bestätigt sich aber nicht.
Am Donnerstag legten wieder 2000 Grubenarbeiter der Pickerfhaw⸗Zeche bei Leigh die Arbeit nieder, weil angehlich die nöthige Ankündigungsfrist wegen der 10 % Lohnherabsetzung nicht ein⸗ ehälhn Herde 8—n 54 be bob
n Hartlepool und Teeside haben die Schiffstischler nach webigen Fähgoch. den Nihclch der Meister angenommen, aß ihre Löhne auf die am Tyne gezahlten erhöht werden sollen. Die Modellmacher und Former aber steen noch aus.
Aus Chicago theilt dieselbe Korrespondenz nach einer Meldung des „R. B.“ mit: In aller Stille wurden die Pullman’'schen Fabriken am Donnerstag wieder eröffnet. Die Erwartung der Getancaht daß mindestens 800 Mann die Arbeit wieder aufnehmen würden, ward jedoch nicht erfüllt. Die Ausständigen, 1000 Mann stark, verhöhnten ihre Seürasegenosen die sich zur Arbeit in die Fabrik begaben. Zu Thätlichkeiten kam es aber nicht, da eine starke Abthelung Polizei anwesend war. — Alle Räuchereien in Omaha mußten geschlossen werden, weil die Fleischer ausstehen.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin
. bei den biefigen, Standesämtern in der Woche vom
. Juli bis inkl. 28. Juli cr. zur Anmeldung gekommen:
945 Lebendgeborene, 194 Eheschließungen, 33 Todtgeborene, 807 Sterbefälle. 11“
Kunst und Wissenschaft.
Mit Beziehung auf die gestrige, der Neat. Züg. entnommene Mittheilung über die letzte 8 .b des Wirklichen Geheimen Raths Prosessor eller wird das genannte Blatt darauf aufmerksam gemacht, daß derselbe am Schluß dieser Vorlesung nicht gesagt hat, er sei während seiner akabemischen Lehrthätigkeit niemals, sondern er sei nur selten genöthigt gewesen, seine Vorlesungen aus Gesund⸗ heitsrücksichten für Tage oder Wochen zu unterbrechen.
— Anläßlich des Jubiläums der Universität Halle haben, wie „W. T. B.“ meldet, vnqr. Ehren⸗Promotionen stattgefunden. Von der theologischen Fakultät wurden zu Ehrendoktoren ernannt: der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegen⸗ heiten Dr. Bosse, Pastor Gebhard⸗Gotha, Konsistorial⸗Rath Göbel⸗ Feles Konsistorial⸗Rath Renner⸗Wernigerode, Kirchen⸗Rath Resch⸗Zeulenroda, Bibliothekar Theodor Schott⸗Stuttgart, Missions⸗Inspektor Zahn⸗Bremen, Professor Robinson⸗Cam⸗ bridge, Senior Bärwinkel⸗Erfurt, Superintendent S irlitz⸗ Querfurt; von der juristischen Fakultät: Geheimer Ober⸗Justiz⸗ Rath Küntzel⸗Berlin, Ober⸗Landesgerichts⸗Präsident Werner⸗Naum⸗ burg, Regierungs⸗Präsident Walther⸗Anhalt, Wirklicher Geheimer Rath Dr. von Helmholtz⸗Berlin, Senator, Professor Pasquale Villari in Florenz und der Bibliothekar der juristischen Fakultät der Universität Paris Paul Viollet; von der medizinischen Fakultät: Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Naumann⸗Berlin, der Kurator der Universität Halle, Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Schrader, der Zoologe, Geheime Rath Dohrn⸗Neapel, der Chemiker, Professor Ostwald⸗Leipzig, der Botaniter, Professor Pfeffer⸗Leipzig, der Chemiker Sorxleth⸗München und der Professor Victor Horsley in London; von der philosophischen Fakultät: der von West⸗ preußen, Staats⸗Minister Dr. von Goßler, der Major von Sech. mann, der Maler, Professor Franz von Lenbach⸗München, der Buch⸗ händler Max Niemeyer⸗Halle, der Professor der Mathematik Meier⸗Halle, der Rittergutsbesitzer Rimpau, die Kustoden der IEE des Britischen Museums in London F. G.
enyvon und Harry Ward, der Archäologe Baron Barraco in Rom, der Sekretär der Asiatischen Gesellschaft für Bengalen Georg Grierson, der Direktor der Nationalbibliothek in Paris Leopold Delisle, der ve. dent des ethnologischen Instituts von Massachusetts Amasa
alker, die Gräfin Lovatelli⸗Caetani in Rom, der Eeen. der Mathematik Eugenio Beltrami in Rom und Professor Walter Skeat in Cambridge. Sämmtliche Diplome der Ehrenpromotionen sind in deutscher Sprache ausgefertigt.
„— Der frühere Direktor des Polytechnikums zu München, Ge⸗ heime Rath, Professor Karl Maximilian von Bauernfeind ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ gestern im 76. Lebensjahre gestorben. Bauernfeind war geboren am 18. November 1818 zu Arz⸗
5
berg in Oberfranken und widmete sich von 1836 bis 1841 zu Nürn⸗
berg und München technischen Studien. Nachdem er bis 1844 an der Bauleitung für die Fichtelgebirgsbahn beschäftigt gewesen, wurde er als Hilfslehrer an die Ingenieurschule zu München berufen. Hier wurde er 1846 außerordentlicher, 1851 ordentlicher Professor der Geodäsie und Ingenieurwissenschaften. Von 1858 bis 1868 war Bauernfeind außerdem als Baurath und Referent im Königlich baye⸗ e des Innern thätig, 1868 wurde er zum Direktor der nach seinem Plan aus der Münchener Polytechnischen Schule umgeschaffenen Technischen 8, 8. ernannt, welches Amt er bis 1874 und wieder 1880 bis 1883 bekleidete. Seit 1865 Mitglied der Königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften und der europäischen Gradmessung, wurde er 1873 vom König von Bayern in den persönlichen Adelsstand erhoben und 1885 zum Geheimen Rath ernannt. Er trat 1890 in den Ruhestand. Zu Bauernfeind's geodätischen Schriften gehört: Theorie und Gebrauch des Prismenkreuzes (München 1851). Die Erfindung dieses allgemein angewendeten Instruments beruht auf der Entdeckung des Verstorbenen, daß durch totale Reflexion dreiseitiger Glasprismen von bestimmter Gestalt einfallende Lichtstrahlen und konstante Winkel von bestimmter Größe abgelenkt werden. Mit dieser Entdeckung war auch das zum Messen von Entfernungen dienende Bauernfeind'sche Distanzprisma erfunden. Hierauf folgte sein Hauptwerk: „Elemente der Vermessungskunde“ (Stuttgart 1856 bis 1858). Durch seine „Beobachtungen und Untersuchungen über die Genauigkeit barometrischer Höhenmessungen“ (München 1852) wirkte er bahnbrechend in der Frage über den Werth der Barometermessungen. 1
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Saatenstand in Schweden. Der Stand der Saaten, besonders des Sommerkorns, i läßt eine baldige und reiche Ernte erwarten.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Abse 8 Maßregeln. b
1X“ wNeisunn über den Stand von Thierseuchen im Deutschen Reich am 31. Juli 1894. (Nach den Berichten der beamteten Thierärzte zusammengestellt im Kaiserlichen Gesundheitsamt.)
Füchersend sind die Namen derjenigen Kreise (Amts⸗ ꝛc. Bezirke) verzeichnet, in welchen Rotz, Maul⸗ und Klauenseuche oder Lungen⸗ seuche am 31. Juli herrschten. Die Zahlen der betroffenen Gemeinden und Gehöfte sind — letztere in Klammern — bei jedem Kreise
vermerkt. A. Rotz (Wurm).
Preuszen. Reg.⸗Bez. Königsberg: Braunsberg 1 (I). Reg.⸗Bez. Gumbinnen: Ragnit 1 (1). Reg.⸗Bez. Danzig: Pr.⸗Stargard 2 (3). Reg.⸗Bez. Marienwerder: Rosenberg i. Westpr. 1 9. Stadtkreis Berlin 1 (3). Reg.⸗Bez. Potsdam: Teltow 1 (1), Osthavelland 1 (1), Westhavelland 1 9% Reg.⸗Bez. Stettin: Anklam 3 (3), Ueckermünde 6 (12). Reg.⸗Bez. Köslin: Belgard 1 (1). Reg.⸗Bez. Posen: Jarotschin 3 (3), Samter 1 (1). Reg.⸗Bez. Breslau: Neumarkt i. Schl. 1 (1), Stadtkreis Breslau 1 (2), Landkreis Breslau 1 (1), N 89¼ Waldenburg 1 (1). 2 9 Liegnitz: Schönau 1 (1), Bolkenhain 1 (1). Reg.⸗⸗Bez. Hildesbeim. Einbeck 1 (1). Reg.⸗Bez. Düsseldorf: Stadt⸗ kreis Barmen 1 (1). Reg.⸗ Bez. Trier: Saarbrücken 1 (1), Ott⸗ weiler 1 (1). Bayern. Reg.⸗Bez. Schwaben: Neuburg a. D. 1 (1). Sachsen. Kreishauptm. Ee Borna 2 (2), Grimma 1 (1), Rochlitz 1 (1). Württemberg. Jagstkreis: Hall 1 (1). Donaukreis: Biberach 1 (1). sen. Provinz Starken⸗
hu 8 g: Darmstadt 2 (4). Sachsen⸗Weimar. Dermbach 1 (1 Oldenburg. Fihchtbimn Oldenburg: Elsfleth 1 9 Elsaßz⸗ Lothringen. Ober, Elsaß: Colmar 1 (1), Mülhausen 1 (1 Lothringen: Stadtkreis Metz 1 (1), Bolchen 1 (1), Saargemünd 2 (2). zusammen 51 Gemeinden ꝛc. und 63 Gehöfte.
B. Manl⸗ und Klanenseuche.
Preußen. Reg.⸗Bez. Königsberg: Friedland 1 (1). Neiden⸗ burg 1 (48). Fenden Oppeln: Kreuzburg 2 9 Rosenberg i. O.⸗S. 1 (1), Lublinitz 1 (1), Tarnowitz 1 (1), Landkreis Beuthen 1, (0), Zabrze 1 0) attowitz 1 09 egnit,⸗ (1). Reg⸗Be Magdeburg: Kalbe 2 0. Reg.⸗Bez. Merseburg: Berfech 3 (3), Eckartsberga 1 (1). Reg.⸗Bez. Sylerwig. Eckernförde 2 (2), Stadtkreis Kiel 1 (3), Landkreis Kiel 1 (3), Rendsburg 1 (1) Reg.⸗Bez. Wiesbaden: Oberwesterwaldkreis 1 (10). R. „Bez. Koblenz: Kreuznach 3 (8), Simmern 1 (3), Meisenheim 8 (12) 27 Bez. Düsseldorf: Landkreis Krefeld 1 (1), Landkreis Düssel dorf 1 (1). Reg.⸗Bez. Trier: Bitburg 1 (1), Bernkaftel 1 (6), Saarlouis 1 (1). Reg.⸗Bez. Sigmaringen: Gammertingen 2 (4), seznsen 1 (1). Bahern. Reg.⸗Bez. Niederbayern: Pfarr⸗ irchen 1 (1). Reg.⸗Bez. Pfals. Kusel 1 (6). Reg. Béz. Oberpfalz: Eschenbach 2 (3), Neumarkt i. Bay. 1, 0) Pars⸗ berg 1 (1), Sulzbach 1 (4). Reg.⸗Bez. Mittelfranken 7 vrr. 1 (11), Schwabach 1 (2), Uffenheim 1 (2). Reg.⸗Bez.
nterfranken: Brückenau 2 (5), Haßfurt 1 (7), Miltenberg 2 (2), Württemberg. Neckarkreis: Backnang 1 (1), Böblingen 2 (3), Eßlingen 2 c9. Sru . 1 (1), Weinsberg 1 (2). nee. waldkreis: Balingen 1 (21), alw 3 (4), Freu enstadt 10 (28 iew . 11 2 1 5 119 Nagold 4 (8), Nürtingen 2 (2
berndorf2 (7), Sulz 4 (16), Tübingen 1 (4), Urach 3 6) Jagst kreis: Gerabronn 10 819, Mergentheim 3 (5), Gehringen 1 (2) Schorndorf 1 (4), Welzheim 1 (1). Donaukreis: Chingen 2 (4), Kirchheim 1 (1), Ravensburg 1 (1). Baden. Landeskomm. Fre burg: Emmendingen 1 (1), Müllheim 2 (3), Schönau 2 (65). Landeskomm. Karlsruhe: Achern 1 (1). Hessen. Provinz Rhein hessen: Mainz 2 (5), Alzey 1 (1), Oppenheim 1 (1), Worms 1 (1) Sachsen⸗Weimar. Weimar 1.(3), Apolda 5 (16). Oldenburg. Fürstenthum Birkenfeld 4 (9) Sachsen⸗Altenburg, Roda (West⸗ reis) 1 (9). Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Hesz gtham Coburg Landkreis Coburg 1 —. Anhalt. Cöthen 2 (2), Bernburg 1 (1). Elsaß⸗Lothringen. Unter⸗Elsaß: Stadtkreis Straßburg 1 12 Behern 2 (9), Schlettstadt 1 9 Weißenburg 2 (22), Zabern 4 (23).
er⸗Elsaß: Altkirch 1 (4), Colmar 1 (4), Gebweiler 4 (30), Mülhausen 5 (100), Thann 4 (48). Lothringen: Bolchen 1 (6) Saargemünd 2 (8). Zufammen 180 Kreise ꝛc. und 738 Gehöfte.
C. Lungenseuche. Preußen. Reg⸗Bez. Magdeburg: Kalbe 1 (1), Wanzleben 1 (5), Wolmirstedt 5 (5), Neuhaldensleben 1 (1). Reg.⸗Bez. Worbis 1 (1). Reg.⸗Bez. Düsseldorf: Kempen 2 (2). Sachsen Kreishauptm. Leipzig: Grimma 2 (2). Baden. Landeskommi Konsta 7 Ueberlingen 1 (1). Sachsen⸗Weimar. Neustadt a. O. Anuhalt: Cöthen 1 (1). Zusammen 16 Gemeinden ꝛc. und
2
8 1“ 88 1u1““
Fefolge Königlicher Verordnung vom 30. v. M. unterliegen Schiffe, welche nach dem 30. v. M. von Marseille in einem spanis Hafen eintreffen, einer Quarantäne. Gleichzeitig gelten a äfen, welche weniger als 165 km von Marseille entfernt sind, als offen⸗ kundig choleraverdächtig.
Bulgarien.
Der bulgaris Gesundheitsrath hat folgende Quarantäne bestimmungen getroffen:
„ 1) Reisende aus der Türkei unterliegen einer fünftägigen Quaran täne nebst Desinfektion ihres Gepäcks und ihrer Effekten.
2) Reisende aus der Türkei, welche mit dem Orientexpreßzug eintreffen und durch Bulgarien durchfahren, haben sich nur einer ein⸗ fachen ärztlichen Untersuchung zu unterziehen. Sie dürfen aber auf keiner Station mit irgend Jemandem in Verkehr treten. Diejenigen Reisenden, deren Ziel Bulgarien selbst ist, müssen sich in dem Lazareth an der Grenze einer fünftägigen Quarantäne unterwerfen. (Bgl. „R.⸗Anz.“ Nr. 177 vom 30. v. M.)
Dänemark. Durch eine sofort in Kraft getretene Verfügung des Uer des
1
dänischen Justiz⸗Ministeriums vom 1. d. M. sind die gegenüber Her⸗ künften aus dem Gouvernement St. Petersburg angeordneten Maß⸗ nahmen zur e-h. der Einschleppung der 8 auf die Häfen von Estland und Livland ausgedehnt worden. (Vergl
R.⸗Anz.“* Nr. 158 vom 7. und Nr. 173 vom 25. v. M.)
Cholera.
Danzig, 3. August. Der Staatskommissar für das Weichsel⸗ ebiet giebt bekannt: Bei zwei am 31. Juli erkrankten Flößern in Kurzebrack, bei einem Arbeiter vom Gute Holm und einer Frau in Sagorsch ist asiatische Cholera bakteriologisch festgeftelt worden; hingegen wurde dieselbe bei dem in Kurzebrack erkrankten Arbeiter Czarra nicht nachgewiesen. 8
Maastricht, 3. August. ier wurden, laut Meldung des „W. T. B“, heute 5 Cholera⸗Erkrankungen und ein Cholera⸗Todes⸗ fall festgestellt.
Handel und Gewerbe. “
Gersten⸗ und Hopfen⸗Ausstellung in Berlin. 8 Der Verein „Versuchs⸗ und Lehranstalt für Brauerei in Berlin⸗ hatte die Veranstaltung eines Gersten⸗ und Hopfen⸗ marktes in Berlin in Aussicht genommen und sich dieserhalb mit den betheiligten Kreisen der Landwirthschaft und des Handels in Ver⸗ bindung glert. Als Ergebniß der darüber gepflogenen Berathungen ist nunmehr das Fähan. Unternehmen dahin in die Wege geleitet worden, daß unter kohnncenhs Deutschen Landwirthschafis⸗ Gesellschaft und des eutschen Hopfenbau⸗Vereins eine Gersten⸗ und Fopfen ⸗Ausstellung nebst Preisbewerb und Markt am 17. und 18. Oktober d. J. im großen Saale der Aktien⸗Brauerei esdne feiatn in Berlin N. (Am Friedrichshain Nr. 22 bis 29) stattfinden soll. Die Anmeldungen müssen bis zum 5. Oktober bei der Geschäftsstelle des Vereins „Ver⸗ uchs. und Lehranstalt für Brauerei“, Berlin N. Invalidenstraße Nr. 42, Vereinshaus, bewirkt sein. — Von welcher Bedeutung die geplante Ausstellung sein wird, erhellt daraus, daß von den daran mitwirkenden Körperschaften der Verein Versuchs⸗ und Lehranstalt für Brauerei 1500 Mitglieder aufweist, die Deutsche Landwirthschafts⸗ Gesellschaft 10 000 Mitglieder und der Deutsche Hopfenbau⸗Verein 1000 Mitglieder. Diese drei Vereine sind überhaupt die größten ihrer Art in Deutschland. — Von der Besitesen⸗ des Vereins Versuchs⸗und Lehr⸗ anstalt für Brauerei sind in 8 Tagen die „Satzungen“ für die Ausstellung heraus Jheen worden, denen wir nachstehende kte entnehmen: Die Geschäftsführung liegt in den Händen des Vereins Versuchs⸗ und Lehranstalt für Brauerei, als Geschäftsführer fungieren Herr Professor Dr. Delbrück und Dv. Struve. Die genannten drei Körperschaften sind mit je drei Mitgliedern am Vorstande der Aus⸗ stellung betheiligt. Zur usstellung zugelassen sind Gerste, Hopfen, “ rsten⸗ und Weizenmalz, Kultur⸗ und Lehrmittel für den Gersten⸗ und Hopfenbau, Geräthschaften und Maschinen zur Kultur von Gerste und Hopfen und deren Verwendung im Brauereibetriehe. 8₰ 28 und — — 1
erkunft, für den Verbrau gerichtet oder im ursprüngli
stande sein; an der Ausstellung können sich In⸗ und Auafänder,
roduzenten und Händler betheiligen. Besondere, hiervon abweichende Bestimmungen sind dagegen erlassen. — Zu dem Preisbewerb, der am 16. Oktober vor einem besonderen Prrich⸗ gericht stattfindet, werden nur im Inlande gewachsene, von den Be⸗ werbern nachweislich selbst gezogene Gersten und Hopfen zugelassen,