65 ℳ — Käse: Schweizer, Emmenthaler 85 — 90 ℳ, Bayerischer 60 — 68 ℳ, Ost⸗ und Westpreußischer 1a. 70 — 75 ℳ do. II a. 58— 62 ℳ, Holländer 83 — 88 ℳ, Limburger 35 — 38 ℳ, käse I a. 20 — 25 ℳ, do. II a. 13 —16 ℳ — Schmalz: Prima Western 17 % Tara 45,50 ℳ, reines in Deutschland raffiniert 48,00 ℳ, do. Berliner Bratenschmalz 48,50 ℳ — Fett, in Amerika raffiniert 39,00 ℳ, do. in Deutschland raffiniert 35 — 36 ℳ Tendenz: Butter: behauptet. Schmalz: steigend.
Berlin, 17. ” Wochenbericht für Stärke, Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte von Max Saberskv. 1a. Kartoffelmehl 15¼ -16 ¼ ℳ, la. Kartoffelstärke 15 ¾ - 16 ½¼ ℳ IIa. Kartoffelstärke und⸗Mehl “ ℳ, gelber Syrup 17 — 17 ½ ℳ, ö 18 — 18 ½ ℳ, Kap.⸗ 19.-19 ½ ℳ, Kartoffelzucker P.I r 17 — 17 ½ ℳ, do. Kap. 18 — 18 ½ ℳ, Rum⸗Kouleur 33 — 34 ℳ,
ier⸗Kouleur 32 — 34 ℳ, Devxtrin, gelb und weiß, Ia. 23 — 24 ℳ, do. sekunda 20 — 22 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 28 — 29 ℳ, Weizenstärke graßft 34 — 36 ℳ, Hallesche und Schlesische 35 — 37 ℳ, eisstärke (Strahlen) 48 — 49 ℳ, do. (Stücken) 46 — 47 ℳ, Maisstärke 30 — 32 ℳ, Schabestärke 28 — 30 ℳ, Viktoria⸗Erbsen 18 —21 ℳ, Kocherbsen 18 — 21 ℳ, grüne Erbsen 18 — 21 ℳ, Futtererbsen 13 ½ —914 ℳ, inländische meiße Bohnen 13 ½ — 14 ℳ, weiße Flachbohnen 14 — 16 ℳ, ungarische Bohnen 13 — 13 ½ ℳ, galizische und russische Bohnen 12 — 13 ℳ, große neue Linsen 30 — 44 ℳ, mittel Linsen 24 — 30 ℳ, kleine Linsen
8 — 24 ℳ, Mohn, blauer 44 — 50 ℳ nom., do weißer 90 — 100 ℳ nom., Firse, ;. 18 — 20 ℳ, gelber Senf 24 — 30 ℳ, Hanfkörner 18 bis 0 ℳ. uchweizen 16 — 20 ℳ, Wicken 17 — 20 ℳ, Pferdebohnen 13 — 13 ½ ℳ, Leinsaat 22 — 23 ℳ, Mais loko 11 — 13 ℳ, Kümmel 54 — 60 ℳ, Leinkuchen 12 — 13 ℳ, Rapskuchen 12 — 13 ℳ, Roggenkleie 8 — 8 ¼ ℳ, Weizenkleie 8 — 8 ½ ℳ, pa. helle getr. Biertreber 28 — 30 % 10 ½ — 11 ½ ℳ, pa. Getreideschlempe 31 — 33 % 12 ½ —- 13 ½ ℳ, pa. Maisschlempe 40 — 42 % 12 ½ — 13 ½ ℳ, Malzkeime 8 1 ℳ (Alles per 100 kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg.)
— Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Zinkmarkt berichtet die „Schles. Ztg.”: In der verflossenen Woche hat sich die Lage des Fherschlesischen Eisenmarkts im allgemeinen nicht verändert. In Roheisen hat sich der Absatz auf der bisherigen Höhe gehalten bis auf Gießerei⸗Roheisen, für welches er nicht in der erwünschten Weise vorhanden ist; indeß ist die Hoffnung berechtigt, daß sich die Nachfrage im Herbst heben wird. Puddelroheisen kommt ziemlich schlank zur Abfuhr, und wenn in der letzteren Zeit auch ein Theil der frischen Pro⸗ duktion in Bestand gebracht wurde, so ist dies nicht von Belang, da die Werke stets auf einen Vorrath ihres Rohmaterials bedacht sein müssen. Das T““ verblieb ebenfalls auf dem Standpunkt der Vorwoche. Wenn auch die Händler mit ihren Schlüssen vorläufig sehr zurückhaltend sind und neue Käufe nicht ab⸗ schließen, so sind die Werke theils auf Grund der noch vorliegenden älteren Schlüsse, theils infolge der neu e noch in leidlich befriedigender Weise mit . Nur einigen von den kleineren Werken wäre ein e Eingang von Aufträgen zu wünschen, da es ihnen an Auslandsaufträgen bereits fehlt. Am besten beschäftigt sind die Grobstrecken, und bei einigen Werken ist der Betrieb dieser Strecken in gleicher Stärke noch auf Wochen gesichert. Von den Feinstrecken kann man ein
leiches nicht berichten; ihnen fehlt es größtentheils an lohnenden Austrägen, sodaß sie auf umgehende Lieferung arbeiten. In Fein⸗ blechen hat sich die günstige Situation auch weiter erhalten, da immer noch starke Nachfrage, besonders aus Rußland, vorhanden ist. Grobbleche sind weniger begehrt, obwohl die Kesselfabriken wieder etwas besser beschäftigt zu sein scheinen. Die Preise für Bleche konnten der westfälischen Konkurrenz wegen noch immer nicht aufgebessert werden. — Von den Gießereien ist neues nicht zu berichten, der Beschäftigungsgrad bei ihnen ist ungleich geblieben; ebenso ist es bei Maschinenfabriken und Eisenkonstruktions⸗Werkstätten. Die Röhren⸗ walzwerke, Draht⸗ und Nägelwerke sind noch gut beschäftigt, ob⸗ wohl bei den letzteren, wie alljährlich um diese hest die Aufträge etwas schwächer eingehen. — Im Zinkgeschäft ist in der Berichts⸗ woche eine Aenderung nicht vorgekommen. 8 8
eingehenden Aufträge Arbeit versehen.
Verdingungen im Anslande.
Egypten. 8 9. September. Verwaltung der Eisenbahnen, Telegraphen und des Hafens von Alexandrien zu Kairo: Lieferung von Petroleum⸗ Signallampen für Eisenbahnzüge, sowie für sonstige Signalzeichen bei den egpptischen Eisenbahnen. Lastenheft und nähere Bedingungen beim „Reichs⸗Anzeiger“ in französischer und englischer Sprache.
Verkehrs⸗Anstalten.
Der Postdampfer „Werkendam“ der Niederländisch⸗Amerikani⸗ schen Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft ist am 16. August in New⸗York angekommen.
Bremen, 18. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Darmstadt“ ist am 16. August Nachmittags in Antwerpen angekommen. Der Postdampfer „Straßburg“ hat am 16. August Morgens Dover passiert. Der Postdampfer „Köln“ ist am 16. Augußt früh in Oporto angekommen.
Hamburg, 17. August. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft. Der Schnelldampfer „Fürst Bismarck' ist heute Morgen in Cuxhaven eingetroffen. Der Schnelldampfer „Augusta Viktoria“ und der Postdampfer
„Prussia“ sind, ersterer heute Morgen, letzterer heute Mittag in New⸗York eingetroffen. 1 London, 17. August. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Greek' ist heute auf der Ausreise von den Canarischen Inseln abgegangen.
onnement im Berliner Theater ist nunmehr endgültig geschlossen worden, da alle dafür verfügbaren Plätze ver⸗ eben sind. Die erste Abonnements⸗Vorstellung wird Freitag, den September, stattfinden und den „Pfarrer von Kirchfeld“ mit Otto Sommerstorff als Pfarrer, Teresina Geßner als Anna Birkmeier und Suske als Wurzelsepp bringen. Die Ausgabe der neuen Abonnementshefte erfolgt vom Montag, 20. d. M., ab in den Bureau⸗ räumen des Lessing⸗Theaters von 10—2 Uhr Nachmittags.
Im Lessing⸗Theater übt Victorien Sardou'’s Lustspiel „Madame Sans⸗Gône“ auch in der neuen Besetzung der Titelrolle mit Marie Reisenhofer eine so starke Anziehungskraft aus, daß die Direktion sich veranlaßt gesehen hat, dem Werke sämmtliche Spielabende der neuen Woche einzuräumen.
Das Friedrich⸗Wilhelmstädtische Theater wird am 1. September wieder eröffnet. Zur erstmaligen Aufführung gelangt die dreiaktige Operette „Der Volkssänger“ von Dubreuil, Burani und Humbert, bearbeitet von L. Herrmann, Musik von Bernicat und Messager. Die Vorstellungen werden zu folgenden ermäßigten Preisen stattfinden: Fauteuil 3 ℳ, erstes Parquet 2 ℳ, erster Rang Balkon 2 ℳ, zweites Parquet 1,50 ℳ, erster Rang 1,50 ℳ, zweiter Rang Sperrsitz 1,25 ℳ, zweiter Rang 1 ℳ Bei dem Vorverkauf von Billets wird ein Aufgeld nicht berechnet.
Die Hauptsaison des Residenz⸗Theaters, die achte unter der Direktion Sigmund Lautenburg's, beginnt am 25. August mit Alexander Dumas' Sittenbild „Demi⸗Monde“.
Mit der „London Military Band“, welche am Dienstag zu einem Konzert⸗Gastspiel im Kroll'schen Etablissement hier eintrifft, kommen zum ersten Mal die berühmten
Scotch Pipers“, die schottischen Dudelsackpfeifer nach Berlin. Die Londoner Militärkapelle besitzt sechs der vorzüglichsten „pipers“, welche nicht allein häufig bei den Festen der vornehmen Londoner Gesellschaft spielen, sondern auch bereits wieder⸗ holt im Schlosse Windsor vor Ihrer Majestät der Königin Viktoria sich hören lassen durften. Die sechs „pipers“ erscheinen jeder in einem
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besonderen tartan (wie ihre Tracht genannt wird), entsprechend dem Klan, welchem sie angehören. Sie haben als Anführer zwei „pipe majors“, der eine, Mace Kay, ist piper des Duke of Fife gewesen und bläst ein sehr eigenartiges Instrument mit silbernem Mundstück und kost⸗ baren Verzierungen; der andere, Major Hendersen, gehört dem Re⸗ giment „Kings Own Scottish Borderers“ (Königlich Schottische Grenzländer) an. Sämmtliche sechs pipers sind kräftige männlich schöne Gestalten. Interessant ist, dag die Schotten bei ihren Vor⸗ trägen niemals stillstehen, sondern beständig hin und her marschieren. Als Kapellmeister (conductor) steht an der 8 der „London Military Band“, Mr. Warwick Williams. Er ist nicht nur der Komponist zahlreicher in England populärer Weisen und Musikstücke, welche in den Londoner Parks und von den englischen Militärkapellen gespielt werden, sondern er hat auch als „Inspector of the London County Council Bands“ die Kontrole über alle “ Kapellen und „bands“, welche in den Parks bei Meetings ꝛc. pielen.
Im Theater Unter den Linden wird für Anfang Sep⸗ tember die erste große Novität vorbereitet.
Das Neue Theater, welches, wie schon gemeldet, unter der Direktion des Herrn Sigmund Lautenburg am Sonnabend, 1. Sep⸗ tember, mit Ernst von Wildenbruch's Drama „Das neue Gebot“ eröffnet wird, bringt schon in der ersten Woche seiner Spielzeit eine Novität: das Schauspiel „Heimkehr“ von E. Meyer.
In das Ensemble des Adolph Ernst⸗Theaters, welches mit dem heutigen Tage die Herbst⸗Saison eröffnet, sind neu ein⸗ getreten Fräulein Gisela Fischer vom Stadttheater in Frankfurt a. M. sowie die Herren Alexander Klein vom Friedrich Wilhelm⸗ städtischen, Franz Costa vom Lessing⸗Theater und Ferdinand Schuy vom Stadttheater in Mainz; die neu engagierten Mitglieder werden in der demnächst in Scene gehenden Novität „Lolotte's 28 Tage“ in hervorragenden Rollen beschäftigt sein.
Aus Paris wird der M. „Allg. Ztg.“ geschrieben: Die Feste in Orange, der alten Römerstadt Arausio, nahmen am 11. August Abends ihren Anfang mit der Aufführung des „König Oedipus“ von Sophokles durch die Schauspieler der Comédie sednganfe Das römische Theater in Orange ist eines der besterhaltenen. Nicht nur die sechzig halbrunden Sitzreihen sind noch vorhanden, sondern auch die Mauern des Bühnenhauses, welches den Hintergrund der Scene bildete. Für die Vorstellungen der Comédie Frangçaise, die nach dem „König Oedipus“, der am Sonnabend v. W. gegeben wurde, am Sonntag die „Antigone“ spielte, war das römische Bühnen⸗ haus mit seinen leeren Nischen, verwitterten Säulen und
Architraven nicht verändert worden. Selbst die aus den Fugen hervor⸗ firessen wilden
eigenbäume waren nicht ausgerissen worden. ür die tragische Geschichte des Labdakidenhauses bot diese trümmer⸗ afte Palastfagade einen stimmungsvollen Hintergrund. Obschon der Oedipus des Tragöden Mounet⸗Sully in Paris wohlbekannt ist, machte es doch auf die Gäste aus der Landeshauptstadt einen neuen Eindruck, als der geblendete Oedipus sich über die große antike Bühne zwischen den Säulentrümmern und Feigengebüschen hindurchtastete. Der Erfolg war, 15 der durch den Mistralwind hervorgerufenen Störung, sehr groß für Mounet⸗Sully, für seinen Bruder Paul Mounet, der den Teiresias spielte, und für die übrigen Künstler der Comédie Frangaise, die von den Dilettanten von Orange, die unter der Leitung des Souffleurs der Comédie Frangaise die Chöre einstudiert hatten, wacker unterstützt wurden. In der Organisation war leider manches verfehlt worden; man hatte es versäumt, für den kolossalen Zudrang ordnende Vorkehrungen zu treffen. Auch erwies es sich als ungünftig, daß man, dem antiken Gebrauch zuwider, die beiden Theatervorstellungen Abends bei künstlicher Beleuchtung stattfinden ließ. Die elektrischen Lampen waren so angebracht, daß auf der Bühne allzu scharfe, häß⸗ liche Schattenwirkungen entstanden. Dem „Oedipus“ gingen der von Saint⸗Saëns komponierte altgriechische Apollohymnus, welchen Fräulein Bréval von der Großen Oper vortrug, und eine anti⸗ kisierende Komödie „L'Ilote“ von Paul Arône voraus, deren Wirkung jedoch fast ganz verloren ging, denn das Publikum empfand diese Vor⸗ svpiele nur als lästige Verzögerungen.
Mannigfaltiges.
Das Unternehmen der zum Zwecke ärztlicher Hilfeleistung nach Unfällen und event. weiterer klinischer Behandlung errichteten Unfallstationen in Berlin ist inzwischen in seiner Organisation weiter vorgeschritten. Es bestehen jetzt 4 solcher Anstalten hier, und zwar Unfallstation Nr. I Wilhelmstr. 10, Unfallstation Nr. II Prenzlauer⸗Allee 36 b., Unfallstation Nr. III Mariannen⸗Ufer 2, Unfallstation Nr. IV Flensburgerstr. 18. Diese stehen z. Zt. schon den Angehörigen von 11 Berufsgenossenschaften zur Verfügung. Das Kuratorium der Unfallstationen hat beschlossen, die Ein⸗ richtung auch in den Dienst des öffentlichen Interesses zu stellen, um damit die Lösung der Frage des öffentlichen Rettungswesens, welches in Berlin mehr als in jeder anderen Groß⸗ stadt einer zweckmäßigen Organisation entbehrt, nach Möglichkeit zu fördern. In Wien und Paris bestehen seit Jahren private Unter⸗ nehmungen, welche, gestützt auf reiche Mittel und zweckmäßige Aus⸗ rüstung, in Tausenden von Fällen wirksame Hilfe gewähren konnten. Aber auch eei ö1 leiden an dem Mangel, daß trotz der großen Ausdehnung dieser Orte der Hilfsapparat nur an einem ein⸗ zigen Platz konzentriert ist, während eine Anzahl von Nebenstationen nur von samaritermäßig ausgebildeten Laien bedient wird. Der Umstand, daß in Berlin eine größere Zahl von Unfallstationen über die Stadt gleichmäßig vertheilt liegt und daß daselbst Tag und Nacht ärztliche chirurgische Versorgung gefunden und von da auch requiriert werden kann, ist zweifellos eine heilsame Neuerung auf diesem Gebiet. Die weitere Ausgestaltung der Einrichtung ist in Angriff genommen, und es soll demnächst auch mit der Ausrüstung eines noch umfangreicheren Apparats an Verbandkästen und Instrumentarien und der Beschaffung “ und Transportwagen neuester Konstruktion vorgegangen werden.
Die Gewitter der letzten Tage haben in der Mark vielfach Schaden durch Blitzschlag verursacht. In Klausdorf ist eine Scheune, in Balkow ein neues, von vier Familien bewohntes Wohnhaus, in Balz bei Vietz ein Wohnhaus, in Quartschen ein zur Domäne ge⸗ höriger großer Viehstall, auf dem Rittergut Birnholz bei Altenfließ eine Ziegelscheune abgebrannt. Auch auf den Feldern ist der Schaden
wieder recht bedeutend gewesen.
Wien, 17. August. Wie Abendblätter aus Semlin melden,
ist ein nach Bulgarien gehendes Frachtschiff bei dem Eisernen
Thor zerschellt und mit Mannschaft und Waaren versunken.
Fiume, 18. August. Der am Montag Abend in den Maga⸗ zinen ausgebrochene Brand (vergl. Nr. 190 und 191 d. Bl.) dauert dem „W. T. B.“ Eb trotz der ununterbrochen arbeitenden acht Dampf⸗ pumpen noch fort. er Verkehr am Freihafen ist erschwert. Der Einsturz aller noch stehengebliebenen Mauern wird befürchtet. Der - den angrenzenden Magazinen ist infolge der großen Hitze verdorben.
Brüssel, 17. August. Einer Meldung der „Etoile belge“ zu⸗ folge haben die Sachverständigen der Chemie die Ueberzeugung ge⸗ wonnen, daß die neulich erfolgte Explosion in der Rue Royale auf Böswilligkeit zurückzuführen und durch Dynamit enthaltende Explosivstoffe hervorgerufen worden ist. Man fand in den Mauern des Bureaus der Besjicherungsgsselschaft im ersten Stock des Hauses, in welchem die Explosion stattfand, eine beträchtliche Menge von Blech⸗ und Zinkstücken. Die Staatsanwalt⸗ schaft, die von den Sachverständigen benachrichtigt wurde, wird morgen an Ort und Stelle eine Untersuchung vornehmen.
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(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Wetterbericht vom 18. August, 8 Uhr Morgenz.
0 Gr. Meeressp. im
red. in Mi
Wetter.
Bar. auf
9 2 u. d.
. 768 762 760 759 754 759 756 769 766 762 760 762 760
bedeckt halb bed. Nebel halb bed. bedeckt heiter wolkenlos
bedeckt bedeckt bedeckt halb bed. wolkig heiter bedeckt bedeckt
bedeckt Nebel wolkig!) halb bed. ²) Regen) Regen¹) wolkigs) bedeckt
Belmullet Aberdeen . Christiansund Kopenhagen Stockholm aparanda . . t. Petersburg.
Cork, Queenstown Cherbourg. . “ ö amburg. winemünde Neufahrwasser 757 Memel.. 753
ö ““ 766 ünster.. 8 762 Karlsruhe. 765 Wiesbaden 764 München 765 Chemnitz . “ 763 Berlin. 1 116161 Breslau... DZ11 Ile d'Air . I111 heiter 11“ 7681 still wolkig
¹) Nachmittags Gewitter. 2) Gestern mehrmals Regen. ³) Nachts Regen. ⁴) Nachmittags Gewitter. 5) Abends Regen. 8
Uebersicht der Witterung. 8
Die vom Norwegischen Meere nach Südrußland sich erstreckende Furche niedrigen Luftdrucks besteht fort und enthält ein Minimum unter 749 mm über dem Rigaischen Meerbusen und ein zweites unter 755 mm westlich von Jütland. Vorm Kanal übersteigt das Barometer noch 769 mm, während über Westdeutschland eine schwache südwestliche Luftströmung vorherrscht, wehen über Ostdeutsch⸗ land meist mäßige, an der Küste frische nordwestliche Winde. Das Wetter ist über ganz Deutschland veränderlich und kühl, vielfach fiel Fegen. Eine wesentliche Aenderung des Wetters ist zunächst nicht zu erwarten.
SleSebehEeereeelerpeeeetbeoreceecoeaeenbore Sdde
8 9 Deutsche Seewarte.
88 Theater⸗Anzeigen.
Lessing⸗Theater. Sonntag: Madame Sans⸗Gene.
Montag: Madame Sans⸗Gene. Dienstag: Madame Sans⸗Gene.
6 Residenz-Theater. Sonntag: Zu volksthümlichen Preisen. Zum 212. Male: Ingend. Ein Liebesdrama in 3 Akten von Max 25 In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Parquet 2 ℳ ufaas 7 ½ Uhr. Montag und folgende Tage: Jugend. Theater Unter den Linden. Behrenstr. 57. Direktion Julius Fritzsche. — Sonntag: Neu in Scene gesetzt: Der Zigennerbaron. Operette in 3 Akten nach einer Erzählung M. Jokai's von J. Schnitzer. Musik von Johann Strauß. In Scene gesetzt von Julius Fribsche⸗ Die Tänze arrangiert vom Balletmeister Pfeß Louis Gundlach. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 ½ Uhr. hX“ Montag: Der Zigeunerbaron.
Neues Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. Wieder⸗
Eröffnung: Sonnabend, 1. September. Das neue Gebot. Schau⸗ spiel in 4 Akten von Ernst von Wildenbruch.
Adolph Ernst-Theater. Sonntag: Charley’s Tante. Schwank in 3 Akten von Brandon Thomas. — Vorher: Die Bajazzi. Parodistische Posse in 1 Akt von Ed. Jacobson und Benno Facnbfon. Musik von Franz Roth. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.
Montag: Dieselbe Vorstellung.
Konzerte.
7 2 u“ 8 Kroll’'s Etablissement. Sonntag: Doppel⸗Konzert. Neues Orchester: P. Prill. Vor dem Manöver letztes Konzert der Kapelle des Garde⸗Füsilier⸗Regiments: C. Frese. Frffks 4 Uhr. Montag: Doppel⸗Konzert. Neues Onchester: Prill. Kapelle des XII. Grenadier⸗Regiments „Prinz Karl“. Dirigent: Schmidt EFräncfurt a. O.). Entrée 50 ₰. Dutzend⸗Billets 4 ℳ Anfang r
Dienstag: Prill — Baumann.
Voranzeige: Donnerstag, 23. August: Zum ersten Mal in Deutschland: Konzert The London Military Band 8 dent: Sir Arthur Sullivan), with scotech Horn-Pipers (Conductor: Mr. Warwick Williams).
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Idi en mit Hrn. Regierungs⸗Assessor Arthur Simon (Frankfurt a. O. — Gumbinnen).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Staatsanwalt Schmidt (Glatz). — Hrn. Reimar von Plessen⸗Trechow (Kurzen⸗Trechow bei Büten) — Eine Tochter: Hrn. Albrecht von Gadenstedt (Volkersheim).
Gestorben: Verw. Fr. Geh. Regierungs⸗Rath Johanna Duncker, e. Liebert (Berlin). — Hr. Rittergutsbesitzer Aleris von Borg⸗
ttede (Rörchen). 8
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. H. Klee in Berlin⸗ 8 Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße 32.
Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
MNollendorf (1. Westpreuß.) Nr. 6,
beim 5.
Ferdinand von Toskana,
s⸗Anzeiger. 8 1894.
Deutsches Reich.
Rüben⸗Verarbeitung sowie Einfuhr und Ausfuhr von
im Monat
Juli 1894 Zucker im deutschen Zollgebiet⸗ uli 1
verarbeitet haben.
Verarbeitete
Einfuhr von ausländischem Zucker in den freien Verkehr.
Raffi⸗ nierter Zucker.
Ausfuhr
Rüben⸗
mengen.
Rohzucker. des Gesetzes vom 31. Mai 1891.
Ostpreußen.
Westpreußen..
Brandenburg ..
ommern. 5
ö“
Schlesien..
Sachsen .. .. Schleswig⸗Holstein
Henmover 111“ 2 essen⸗Nassau “ Cheinland. h14X“
100 kg netto.
14 946 32 074
1120 1 522 198
2 431
Summe Preußen
Bayern Sachsen.. Württemberg Baden.
Hessen Mecklenburg Thüringen. Oldenburg. Braunschweig Anhalt.
Lübeck. 1 Bremen. „ 8 “ “ “ 16 e““
v“
. . . * 8 *
3 747 1 256 207 139 127 219 15 2 939
—
D1ee6*“ Hierzu in den Monaten August 1893 bis Juni 1894 .
1
187 655 2 363 220
299 363
106 433 878 4 067 382
— August 1898 bis Juli 1894 ¹), . ... — n demselben Zeitraum des Vorjahres 1). . . . . . —
1) Für 1893/94 vorläufige, für 1892/93 definitive Ergebnisse. Berlin, im August 1894
von Scheel.
2 550 875 2 646 924
106 433 878 98 119 397
4 366 745 4 247 447
E“
sches Amt
Königlich Preußische Armee.
Offiziere, Portepeet ⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Cowes, an Bord S. M. Yacht „Hohenzollern“, 11. August. Grams, Sec. Lt. von der Res. des Inf. Regts. Graf Kirchbach (1. Niederschles.) Nr. 46, vom 1. September d. J. ab auf ein Jahr zur Dienstleistung bei dem Niederschles. Train⸗Bat. Nr. 5 kommandiert. —
Nachweisung der beim Sanitäts⸗Korps im Monat Juli 1894 eingetretenen Veränderungen. Durch Ver⸗ fügung des General⸗Stabsarztes der Armee. 1. Juli. Dr. Ottow, einjährig⸗freiwilliger Arzt bei der 2. Matrosen⸗Div., zum aktiven Unterarzt bei der Kaiserlichen Marine ernannt.
7. Juli. Dr. Voß, Unterarzt beim Inf. Regt. Prinz Moritz von vibaat, Hafsähn (5. Pomm.) Nr. 42, Dr. Pröhl, Unterarzt beim Braunschweig. Inf. Regt. Nr. 92, Dr. Richter, Dr. Fe Unter⸗ ärzte bei der Kaiserlichen Marine, Gelsam, einjä rig⸗freiwilliger Arzt bei der 1. Matrosen⸗Div., zum aktiven Unterarzt bei der Kaiser⸗ lichen Marine, — ernannt.
23. Juli. Dr. Seige, Unterarzt beim Thüring. Hus. Regt. Nr. 12, Bethe, Unterarzt beim Gren. Regt. Graf Kleist von Dr. Cramer, Unterarzt beim
ion. Bat. Nr. 16, Häring, Unterarzt beim Inf. Regt. General⸗ 1 JE Prinz Friedrich Karl von Preußen (8. Brandenburg.) r.
„28. Juli. Dr. Remmert, Unterarzt beim Inf. Regt. von Stülpnagel (5. Brandenburg.) Nr. 48, Dr. Reinhard, Unterarzt estfäl. Inf. Regt. Nr. 53, Dr. Stude, Unterarzt bei der Kaiserlichen Marine, — sämmtlich mit Wahrnehmung je einer bei ihren Truppen⸗ oder Marinetheilen offenen Assist. Arztstelle be⸗
auftragt. Beamte der Militär⸗Verwaltung. Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 3. August. Funke, Hilfstopograph, als etatsmäß. Topograph bei der Landes⸗ aufnahme angestellt.
Königlich Bayerische Armee.
Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 7. August. Klemens, Unteroff. des 16. Inf. Regts. Großherzog Glasl, Unteroff. des 13. Inf. Regts.
Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, — zu Port. Fähnrs. in ihren Truppentheilen befördert. .
August. Byschl, Hauptm. à la suite des 1. Feld⸗Art. Regts. Prinz⸗Regent Luitpold, unter Belassung im Verhältniß à la suite dieses Truppentheils, vom 1. September d. J. ab auf die
auer eines weiteren Jahres beurlaubt.
12. August. Wurm, Pr. Lt. des 5. Feld⸗Art. Regts., bisher kommandiert zur Equitationsanstalt, unter Stellung à la suite des Enannten Regts., auf die Dauer eines Jahres beurlaubt. übner,
ec. Lt. vom 19. Inf. Regt., kommandiert zur Kriegs⸗Akademie, im 15. Inf. Regt. König Albert von Sachsen, Mohr, Sec. Lt. im 4. Feld⸗Art. Regt. König, — beide ohne Patent, zu Pr. Lts. befördert. Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. Nagel, * Lt. des 17. Inf. Regts. Orff, zunächst auf die Dauer eines ahres seß Intend. II. Armee⸗Korps zur Dienstleistung kommandiert. A Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 3. August. ngermann, Port. Fähnr. des 2. Feld⸗Art. Regts. Horn, zur Res.
7. August. Brey, Pr. Lt. à la suite des 1. Schweren Reiter⸗ 8.S. Prinz Karl von Bayern, zu den Res. Offizieren dieses Regts. versetzt.
12. August. Röhrig, Pr. Lt. des 15. Inf. Regts. König Albert von Sachsen, unter S des Charakters als Hauptm., v. Spi es, Pr. Lt. des 4. Feld⸗Art. Regts. König, — mit Pension 88 der Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Abschied be⸗ willigt. —
Im Sanitätskorps. 1. August. Dr., Schuster, Ober⸗ Stabsarzt 1. Kl. und Regts. Arzt vom 1. Feld⸗Art. Regt. Prinz⸗ Regent Luitpold, als Dozent zum Operationskurs für Militär⸗Aerzte, Dr. Rotter, Ober⸗Stabsarzt 2. Kl. von der Leibgarde der Hart⸗ schiere, als Regts. Arzt zum 1. Feld⸗Art. Regt. Prinz⸗Regent Luit⸗ pold, Dr. Schrauth, Stabs⸗ und Bats. Arzt vom Eisenbahn⸗Bat., zur Leibgarde der Hartschiere, Dr. Matt, Assist. Arzt 1. Kl. vom 1. Feld⸗Art. Regt. Prinz⸗Regent Luitpold, zum Sanitätsamt I. Armee⸗ Korps, Dr. Henke, Assist. Arzt 1. Kl. vom 1. Fuß⸗Art. Regt. vakant Bothmer, zum 1. Feld⸗Art. Regt. Prinz⸗Regent Luitpold, Dr. Lahm, Assist. Arzt 2. Kl. vom 17. Inf. Regt. Orff, zum 18. Inf. Regt. Prinz Ludwig Ferdinand, — versetzt. Dr. Fischer, Stabs⸗ und Bats. Arzt im 5. Inf. Regt. Großherzog Ernst Ludwig von Hessen, Dr. Lacher, Stabsarzt bei der Kom⸗ mandantur Augsburg, — zu überzähl. Ober⸗Stabsärzten 2. Kl., Dr. Seel, Assist. Arzt 1. Kl. vom Sanitätsamt I. Armee⸗ Korps, zum Stabs⸗ und Bats. Arzt im Eisenbahn⸗Bat., Dr. Deich⸗ stetter, Assist. Arzt 2. Kl. im 1. Feld⸗Art. Regt. Prinz⸗Regent Luitpold, zum Assist. Arzt 1. Kl., — befördert. Dr. Fink, Ober⸗ Stabsarzt 2. Kl. und “ Arzt im Inf. Leib⸗Regt., als Ober⸗ Stabsarzt 1. Kl. charakterisiert.
. August. Dr. Ohlendorf (Aschaffenburg), Dr. Raab (Gunzenhausen), Dr. Eisenberger (I. München), Assist.⸗Aerzte 1. Kl. in der Res., Dr. Marzolph. Dr. Fischer (Landau), Dr. (Weilheim), Dr. Nöller (Aschaffenburg), Assist. Aerzte
Kl. in der Landw. 1. Aufgebots, — zu Stabsärzten, Dr. Brüning (Hof), Dr. May (Mindelheim), Assist. Aerzte 2 Kl. in der Res., Dr. Häufl (1. München), Dr. Hölscher (Hofp), Dr. Gudden (Kaiserslautern), Dr. Ascheke, Dr. Knüppel (Aschaffenburg), Assist. Aerzte 2. Kl. in der Landw. 1. Aufgebots, — zu Assist. Aerzten 1. Kl, Dr. Guth (Ludwigshafen), Dr. Sorger (Erlangen), Unterärzte in der Landw. 1. Aufgebots, zu Assist. Aerzten 2. Kl., — befördert.
Beamte der Militär⸗Verwaltung.
12. August. Kalb (Ingolstadt), Lang (I München), Unter⸗ Apotheker der Res., zu Ober⸗Apothekern der Res. befördert.
Durch Verfügung des General⸗Kommandos II. Armee⸗ Korps. Die Zahlmeister: Lang vom 19. Inf. Regt., zum 15. Inf. Regt. König Albert von Sachsen, Keerl vom 11. Inf. Regt. von der Tann, zum 19. Inf. Regt., Eisenhardt vom 17. Inf. Regt. Orff, zum 11. Inf. Regt. von der Tann, — versetzt. Wein⸗ Feet “ beim 15. Inf. Regt. König Albert von Sachsen, eingetheilt.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die preußische Agrarkonferenz. Unter dieser Ueberschrift bespricht Professor Dr.⸗Sering in den Schmoller’schen Jahrbüchern die Verhandlungen und Ergebrüfse der Konferenz, welche auf Einladung des Ministers für Landwirthschaft,
beurlaubt.
Domänen und Forsten vom 28. Mai bis 2. Juni in Berlin getagt
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hat. Der Aufsatz ist auch als Sonderabzug erschienen (26 Seiten; Verlag von Duncker und Humblot in Leipzig). Man erhält daraus ein vortreffliches Bild von dem Verlauf der Verhandlungen und einen tieferen Einblick in das, was man als ihr Resultat bezeichnen kann, soweit überhaupt von Resultaten bei einer Verhandlung, in der Be clüsf nicht gefaßt wurden, die Rede sein kann. Der Aufsatz ist so instruktiv geschrieben, daß jeder, der sich genauer orientieren will, ihn mit Nutzen lesen wird. Sering stellt fest, daß die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit einer Aenderung der geltenden Grundeigenthumsordnung allgemein getheilt werde. „Die Ideen des extremen Individualismus — so heißt es wörtlich — fanden nicht einen einzigen Vertreter, auch b unter den anwesenden Mitgliedern der nationalliberalen Partei. enn die Agrarkonferenz kein anderes Re⸗ sultat gehabt hätte, als solche Uebereinstimmung in den Grund⸗ anschauungen festzustellen, würde sie schon um deswillen einen wichtigen Abschnitt in unserer Agrargeschichte bilden. Sie hat vor aller Augen klargestellt, er die Zeiten des Manchesterthums auch auf dem Gebiete der Agrarpolitik in Deutschland vorüber sind, daß. nach der als herrschend anzusehenden Meinung das individualistisch a E einer Umbildung und Fortbildung durch soziale Ideen ebenso sehr bedarf, wie sie im Gewerberecht längst eingetreten ist.“ Vollständige Uebereinstimmung ergab sich auf dem Gebiet der Erbrechtsreform: Einführung des Anerbenrechts als Intestat⸗ erbrecht im größten Theil der preußischen Monarchie; Bewerthung des Gutes zum Zweck der Erbtheilung nicht nach dem Verkaufs⸗, sondern nach dem Ertragswerth, wobei die Stellung des Anerben so zu regeln ist, daß er bei den übernommenen Lasten bestehen kann; ferner waren die meisten Redner der Ansicht, daß sich für die Antheile der Miterben die Form der innerhalb eines Menschen⸗ alters zu tilgenden Rentenschuld empfehle, jedoch müsse deren Um⸗ wandlung in Kapital durch öffentliche Banken ermöglicht werden. Was die Reform des Schuldrechts anbetrifft, so traten die meisten Redner für die Nothwendigkeit gesetzlicher Maßnahmen zur Beschränkung der Verschuldbarkeit des Bodens ein. Unter 25 Rednern waren nur 2 prinzipielle Gegner jeder Schuldbeschränkung, 19 er⸗ klärten unbedingt, 3 in bedingter Weise ihre Zustimmung. Indeß wurde auf der einen Seite die obligatorische Schuldbe⸗ grenzung, auf der anderen (namentlich von Sering) die fakultative empfohlen, letztere in der Weise, daß Schuldentlastung und günstigere Kredite nur unter der Bedingung der Uebernahme der Schuld⸗ beschränkung gewährt werden sollen. Sering begründet hier des näheren seine Vorschläge, prüft aber auch die Einwände, die dagegen erhoben werden. Immerhin wurde hinsichtlich der Nothwendigkeit, der Mittel und Ziele einer Reform des Schuldrechts bei der Schwierigkeit der Frage eine — wie Sering sagt — als sehr groß zu bezeichnende Uebereinstimmung erreicht. Dagegen gingen die Ansichten über die zur Diskussion gestellte Schuldentlastung weit auseinander; die einen befürworteten zur Durchführung der Schuldentlastung eine Zusammenfassung des selbständigen Grundbesitzes, die anderen die Schuldablösung mit Staatshilfe oder im Wege der Ausgabe sogenannter Grundnoten. Nach Sering's Ansicht hat die Konferenz für die Frage der Entschuldung klar ergeben, daß eine angemessene Lösung dieser Frage zur Zeit nicht zu finden ist. „Alle zur Erwägung gestellten Wege sind
o bemerkt Sering — entweder überhaupt oder doch unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht gangbar.“ Heute sei ein Ein⸗ treten der Gesammtheit für die unmittelbar gefährdete 85 der Besitzer, soweit es sich um die Rettung der einzelnen Besitzer handle, als “ anzusehen; vielmehr sei alle Anstrengung darauf zu richten, die no nicht vor dem äußersten stehenden Landwirthe, welche der Zahl nach immerhin beträchtlich überwiegen, vor einer weiteren Verschlechterung ihrer wirthschaftlichen Lage zu schützen. Dies wird durch eine Verbesserung und den Ausbau der ländlichen Kreditz⸗ organisation, über deren Nothwendigkeit Einstimmigkeit herrschte, bewirkt werden können. — Es genügt, die Ergebnisse der Konferenz, wie sie sich nach der Auffassung Sering's ergeben haben, in dieser Weise anzudeuten. Zur näheren sachlichen Erörterung und Begrün⸗ dung mag auf den Aufsatz selbst verwiesen werden.
Handel mit Rußland.
„Wie aus dem Regierungsbezirk Breslau S wird, gehen Feinbleche stark nach Rußland; sie 889 im Hinblick auf den gewöhn⸗ ichen Herbstbedarf stark begehrt. ies ist dagegen nicht mit Grob⸗ blechen der Fall. Die Zink⸗ und Bleiweißfabrikation hat nach Ab⸗ schluß der Handelsverträge je tt eine erhöhte Thätigkeit. Auch die Regulator⸗Uhren⸗ und ÜUhrgehäusefabrikation hat einige größere Ge⸗ schäftsabschlüsse nach Rußland zu verzeichnen.
b Zur Lage der Handweber
wird aus dem Regierungsbezirk Breslau geschrieben: Der zur Ver⸗ besserung alter und Beschaffung neuer Webstühle und Geräthe zur Verfügung gestellte Betrag ist in zweckentsprechender Weise zum größten Theil verwendet worden. Die Stühle sind sämmtlich besetzt; die Weber haben volle Arbeit. In dem Bestreben, die heranwachsenden Handweberkinder anderen Berufsklassen durch Gewährung von Prämien zuzuführen, wird fortgefahren.
Zur Lage der Arbeiter.
Die Lage der Arbeiter ist, wie aus dem Regierungsbezirk Breslau geschrieben wird, dort infolge der Billigkeit der Lebensbedürfnisse im allgemeinen die Ströcihste unter allen Arten des Erwerbslebens. Die Lohnsätze haben sich auf der bisherigen Höhe gehalten. Bei den Bergarbeitern hat sich aber der Gesammtverdienst infolge der Feier⸗ schichten verringert. Vielfach sind auch Fabrikarbeiter beschäftigungs⸗ los; sie finden auch anderweitig wenig Beschäftigung, zumal auch wenig gebaut wird. Denn die Privatbauthätigkeit ist außerordentlich gering; selbst im Waldenburger Industrie⸗Revier, wo 88 viel ge⸗ aut wurde. In der Stadt Breslau wurden etwa 200 Genehmigungen zu Bauten von Häusern, Schuppen und gewerblichen Anlagen, etwa 40 zu Dampfkesselanlagen ertheilt. Die öffentliche Bauthätigkeit war dagegen in diesem Vierteljahr rege.
3 Zur Arbeiterbewegung. In Charlottenburg haben, wie im „Vorwäͤrts⸗ mitgetheilt wird, 53 Weberinnen wegen Lohnkürzung die Arbeit niedergelegt.
In Warnsdorf ist nach demselben Blatt ein Ausstand der Bauarbeiter ausgebrochen.
Aus Güstrow wird dem „Vorwärts“ geschrieben: Bei dem Ausstand der Metall⸗ und Holzarbeiter sind 116 Mann be⸗ theiligt. Ueber die Ursachen wird mitgetheilt, es seien vor 14 Tagen in der Güstrower Waggonfabrik drei Holzarbeiter ohne Ursache plötzlich entlassen worden, und dann sei den Berufsgenossen, die dem deutschen Holzarbeiter⸗Verbande angehören, die Alternative gestellt worden, entweder aus dem Verband auszutreten oder entlassen zu werden. Die Metallarbeiter der Fabrik erklärten sich sofort mit den Holz⸗ arbeitern solidarisch; sie wandten sich gemeinsam erst brieflich, und weil sie keine Antwort erhielten, durch eine Deputation an den Direktor, verlangten Anerkennung beider Organisationen durch die Fabrikleitung und Entlassung zweier Arbeiter. Die Deputation wurde angeblich von dem Direktor schroff behandelt und sofort ent⸗ lassen. (Vgl. Nr. 193 d. Bl.) 8 In Wien sind die Gerbereiarbeiter am 7. d. M. in den
Ausstand eingetreten, weil ihnen eine geforderte Lohnerhöhung nicht
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