ayern.
Der veienange. hecffcent der Oberpfalz Dr. von Ziegler ist zum Regierungs⸗Präsidenten von Oberbayern und der Direktor bei der 18n von Oberbayern Graf Fugger zum Regierungs⸗Präsidenten der Oberpfalz ernannt worden.
Das neue Viehversicherungsgesetz, das in der nächsten Landtagssession zur Vorlage kommen wird, ist, der M. „Allg. Ztg.“ zufolge, bereits in allen wichtigen Bestim⸗ mungen so weit ausgearbeitet, daß der Entwurf dem General⸗ comité des „Landwirthschaftlichen Vereins“ zur Begutachtung übergeben werden konnte.
Sachsen.
Ihre Majestät die Königin begab sich am Sonnabend Vormittag nach Plauen im Voigtlande, um der Feier des fünfundzwanzigjährigen Bestehens des dortigen Albert⸗Zweig⸗ vereins beizuwohnen, und reiste am Nachmittag von dort über Leipzig und Karlsruhe weiter nach Umkirch bei Freiburg zum Besuch Ihrer Königlichen Hoheit der verwittweten Fürstin von Hohenzollern. Die Rückkehr Ihrer Majestät steht in etwa 14 Tagen zu erwarten. Seine Majestät der König hat sich gestern Nachmittag zu mehrtägigem Jagdaufenthalt nach Rehefeld begeben.
8 8 Baden. 8 Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen hat sich am Sonnabend mit den Prinzen Gustav Adolf und Wilhelm zum Besuch Ihrer öniglichen Hoheiten des Erbgroßherzogs und der Erb⸗ roßherzogin von Baden von Mainau nach Schloß e begeben, wo am Mittwoch auch Seine Königliche Hoheit der Kronprinz von Schweden und Norwegen ein⸗ trifft. Am 12. d. M. werden dann beide Kronprinzlichen Herr⸗ chaften mit Kindern nach Schloß Baden kommen.
Die Uebersiedelung Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin von Mainau nach Schloß Baden findet am heutigen Tage statt. Höchstdieselben beabsichtigen, der „Karlsr. Ztg.“ zufolge, dort bis zum 13. zu verweilen, an welchem Tage Ihre Königlichen Hoheiten nach Mannheim reisen werden, um daselbst der Feier anzuwohnen, welche die Stadt zu Ehren der Enthüllung des für Seine Majestät den hochseligen Kaiser Wilhelm I. errichteten Denk⸗ mals veranstaltet.
Mecklenburg⸗Schwerin Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat am d. M. Nachmittags Jasnitz verlassen und sich nach Ludwigs⸗ lust begeben, wo auch Ihre Kaiserliche Hoheit die Groß⸗ herzogin sowie Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst und hie Großfürstin Wladimir eintrafen. Die Aller⸗ höchsten Herrschaften gedenken bis Mittwoch in Ludwigslust zu verweilen und dann nach Schwerin zurückzukehren. Ihre Durchlauchten der Prinz und die Prinzessin Karl Anton von Hohenzollern sind von Schwerin abgereist Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Herzogin ist am 6. d. M. Morgens von Coburg abgereist, um sich uͤber Wiesbaden nach Darmstadt zu begeben. Seine Königliche Hoheit der Erbprinz hat 1 über Wien nach Sinaia zum Besuch Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Ferdinand von Rumänien begeben.
Der Ausschuß des gemeinschaftlichen Landtags der Herzogthümer Coburg und Gotha hat in der am Sonn⸗ abend HH“ abgehaltenen Sitzung seine Arbeiten beendet.
Schwarzburg⸗Rudolstadt.
Seine Durchlaucht der Fürst hat sich am Sonnabend nach Schwerin begeben, um an der Feier des 75 jährigen Stiftungs⸗ festes des 1. ö Mecklenburgischen Dragoner⸗ Regiments Nr. 17 theilzunehmen, in dessen Reihen Seine Durchlaucht den französischen Feldzug mitgemacht hat.
Oesterreich⸗Ungarn.
Dem „Fremdenblatt“ zufolge ist die Pester Meldung von er Entsendung eines Schiffes der 111“ Lriegsmarine in ostasiatische Gewässer mindestens erfrüht. Die wenigen in China ansässigen Staatsangehörigen esterreich⸗Ungarns dürfirn sich schon durch die Ankunft des eutschen Geschwaders geschützt fühlen, sodaß unter den augen⸗
blicklichen Verhältnissen eine dringende Nöthigung zur Ent⸗
sendung eines österreichischen Kriegsschiffs kaum vorhanden sei. Dem ersten Diner bei dem Kaiser, welches am Sonn⸗ bend zu Ehren der Mitglieder der Delegationen in Buda⸗ pest stattfand, wohnten bei: der Minister des Auswärtigen
Graf Kälnoky, der Reichs⸗Kriegs⸗Minister von Krieghammer,
der Reichs⸗Finanz⸗Minister Baron Kallay, der Marine⸗Minister
Freiherr von Sterneck, die Minister⸗Präsidenten Fürst Windisch⸗
grätz und Dr. Wekerle, der Minister des Königlichen Hauses
Fref Andrassy, die Präsidenten und Vize⸗Präsidenten, owie zahlafüche Delegirte beider Delegationen. Der
Kaiser hielt nach dem Diner Cercle, esprach zahlreiche
Delegirte an und äußerte sich sehr befriedigt über den
glatten und raschen Verlauf der Delegationsverhandlungen. em Delegirten Promber sprach der Kaiser seinen Dank aus ür die patriotische Rede bei der Berathung des Heeresbudgets
und dem Delegirten Czedik für die rasche Berichterstattung über die Schlußrechnungen. Badeni nahm Anlaß, die Ge⸗ üchte über das Stillschweigen der Polen bei der Debatte über as Auswärtige Amt für unbegründet zu erklären, und be⸗ onte, die Polen hätten keinen Anlaß gehabt, das Wort zu ergreifen, da seit dem Schluß der letzten Delegation sich die
politische Lage nicht geändert habe. 1
b Das ungarische Oberhaus hat am Sonnabend mit
122 gegen 96 Stimmen den dritten Abschnitt des Gesetz⸗
entwurfs über die freie Religionsübung, welcher die
Fregebung der Konfessionslosigkeitbetrifft, abgelehnt
Und alsdann den Gesetzentwurf selbst in dritter Lesung ver⸗
worfen. Ueber den Verlauf der Berathung liegt folgender Bericht
vor: Bei der Berathung des zweiten Abschnitts über die gesetzlich nerkannten Konfessionen erklärte der Minister⸗Präsibent r. Wekerle sich gegen den Antrag des Grafen Ferdinand ichy, den zweiten Abschnitt über die gesetzlich an⸗ rkannten Konfessionen zu streichen und die Regierung u verpflichten, für die Anerkennung jeder neuen Konfession ie Zustimmung der Gesetzgebung einzu 1 Die Regierung alte an der vorgelegten Fassung des Gesetzes fest und werde
-
1
sich im Falle der Ablehnung derselben gezwungen sehen, diese Fassung seiner Zeit nochmals dem Oberhause zu unterbreiten. — Nach Ablehnung des Antrags Zichy folgte die Berathung des dritten dbschnitt. über die Konfessionslosigkeit. Der Kultus⸗Minister Baron Eoetvoes führte aus, wo von einer Gewissenssache die Rede ist, könne ein Zwang der Einreihung in eine gewisse Klasse nicht acceptiert werden; die Kinder konfessionsloser Eltern müßten übrigens dem Gesetz zufolge eine religiöse Erziehung erhalten. Stefan Keglevich beantragte, den Abschnitt an den Ausschuß zurückzuverweisen. Dieser Antrag wurde abgelehnt, dagegen wurde der Antrag Aladar Andrassy's, den dritten Abschnitt, betreffend Kon⸗ fessionslosigkeit, fallen nn lassen, angenommen. Bei der Be⸗ rathung des vierten Abschnitts über die Schlußbestimmun⸗ gen erklärte der Minister⸗Präsident, über das Fallen⸗ lassen des dritten werde sich die Regierung bei der Verhandlung im Abgeordnetenhause äußern, er müsse jedoch jetzt schon erklären, daß das ganze Kabinet mit dem von dem Kultus⸗Minister entwickelten Standpunkt soli⸗ darisch sei. — Das Haus lehnte die Anträge auf Abänderung einzelner Paragraphen dieses Abschnitts ab, worauf der Prä⸗ sident die Spezialdebatte für beendet erklärte und die dritte Lesung vornahm. Auf die Aufforderung des Präsidenten, die⸗ jenigen, welche die Vorlage in dritter Lesung votieren, möchten sich erheben, entstand großer Lärm. Für die Vorlage erhob sich kaum ein Drittel des Hauses, worauf der Präsident die Vorlage für abgelehnt erklärte. 3 1 der heutigen Sitzung des Oberhauses wurde über die Vorlage, betreffend die Rezeption der Juden, verhandelt. Szontagh (liberal) sprach für die Vor⸗ lage, Graf Ferdinand Zichy dagegen; er liebe und achte die israelitischen Mitbürger, die zwar Patrioten seien, doch könne er als Christ nicht zugeben, daß ein Christ Jude werden könne. Der Kultus⸗Minister Baron Eötvös und der Präsident des Obersten Gerichtshofes Darnväry vertheidigten die Vorlage und bekämpften den einseitigen dogmatischen Standpunkt. Oberst⸗Hofmarschall Graf Széesen verurtheilte den Antisemitismus aufs schärfste, erklärte jedoch die Bestimmung für unannehmbar, daß un⸗ mündige Kinder mit den Eltern zum Judenthum übergehen. Der frühere Kultus⸗Minister Graf Czaky trat für die Vor⸗ lage ein mit der Begründung, daß man niemandem eine Religion anbefehlen oder verbieten könne. Der Entwurf wurde schließlich mit 109 gegen 103 Stimmen abgelehnt.
Heute haben in Budapest Zollkonferenzen unter Theilnahme von Vertretern der österreichischen und ungarischen Ministerien des Handels, für Ackerbau und der Finanzen be⸗ gonnen. Die Konferenz beschäftigt sich dem Vernehmen nach unter anderem mit der Frage der Weinzollklausel.
Großbritannien und Irland.
Der Herzog von Sachsen⸗Coburg⸗Gotha wird am 25. d. M. in England eintreffen. Nach einem kurzen Besuch 8 wird sich der Herzog zur Jagd nach Schottland egeben.
8 Die City von London hat einen neuen Lord Mayor in Sir Joseph Renals erhalten. Er ist in Nottingham ge⸗ boren und erst 1885 in die City⸗Korporation als Vertreter von Aldersgate eingetreten. 1886, als Sir Stuart Knill Lord Mayor war, diente er als Sheriff. Die Verheirathung des Herzogs von Yeork brachte ihm den Rittertitll.
Frankreich. 1
Der Präsident Casimir⸗Perier empfing Sonnabend Nachmittag den österreichisch⸗ungarischen Botschafter Grafen Hoyos. Gestern fuhr er mit seiner Gemahlin in einem vierspännigen Landauer ohne Eskorte nach den Long⸗ champs, um den Rennen beizuwohnen. Infolge des schönen Wetters und wegen des vom Gemeinderath gestifteten neuen Preises hatte sich eine außerordentlich große Menschenmenge eingefunden. Auf der ganzen Fahrt, namentlich auf den Longchamps, wurde der räsdent lebhaft begrüßt.
Der frühere Minister des Innern Raynal hielt gestern in Bordeaux eine Rede, in welcher er hervorhob, die Republik von ihren politischen Geffnenn nichts mehr zu fürchten.
Euch der äußere Friede sei gesichert, nicht nur dank den militärischen Streitkräften Frankreichs, sondern auch dank der friedlichen Gesinnung der europäischen Souveräne.
Der ehemalige Minister Waldeck⸗Rousseau ist im Departement Loire mit 829 von 946 abgegebenen Stimmen zum Senator gewählt worden.
Außer dem Kreuzer „Isly“ haben noch zwei andere Kreuzer und das Kanonenboot „Lutin“ den Befehl. zur Verstärkung des französischen Geschwaders nach den chinesischen Gewässern in See zu gehen.
88 Rußland.
Weie aus St. Petersburg verlautet, ist der Cö ustand des Kaisers befriedigend und giebt zu Besorgnissen 1e Anlaß; das Befinden sei jedenfalls besser, als in den letzten Tagen in Spala, der Schlaf sei gut. Nach einer Meldung aus Athen werden der Kaiser, die Kaiserliche Familie und die Königin von Griechenland demnächst in Korfu eintreffen. Der König von Griechenland werde sich schon vorher nach Korfu begeben, um den Kaiser daselbst zu empfangen, welcher in der Königlichen Villa wohnen wird 1
Italien.
Der König hatte vorgestern die Ehren⸗Präsidenten des in Mailand tagenden internationalen Kongresses für Arbeiter⸗ Unfallversicherung, den Präsidenten des deutschen Reichs⸗Ver⸗ sicherungsamts, Wirklichen Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Bödiker, ferner Léon Say und Luigi Luzzatti, sowie den B des permanenten Pariser Comités Linder zum
ejeuner nach Monza eingeladen. 8
Die römischen Abendblätter brachten gestern aus Mai⸗ land folgendes Telegramm: „Auf der Holzverkleidung eines Fensters der Polizei⸗Direktion wurde ein Explosiokörper mit brennender Lunte gefunden. Mehrere Personen wurden ver⸗ haftet.“ 8 Der „Agenzia Stefani“ wird aus Tanger gemeldet: Nachrichten aus Fez zufolge hatte der Sekretär und Dolmetsch bei der italienischen Gesandtschaft Gentile, nachdem er von dem Großvezier empfangen worden, eine Audienz bei dem Sultan. Der Sultan sprach seine Befriedigung über die Glückwünsche aus, welche der König von Italien ihm anläßlich seiner Thronbesteigung übersandt hatte.
1 Spanien. Der Minister⸗Präsident Sagasta ist gestern Abend bei
8 8
voller Gesundheit nach Madrid zurückgekehrt. g8 8. 8
Portugal.
Mehrere Marine⸗Offiziere, die sich durch einen Passus der Thronrede verletzt fühlten, haben, wie aus Badajoz ge⸗ meldet wird, an das Land ein anonymes 11“ Füe Der Drucker des Manifestes wurde verhaftet.
ndere disziplinarische Maßregeln sind in Vorbereitung. Man spricht von einer Demission des Marine⸗Ministers. „Correspondencia de Espasia“ zufolge bezieht sich der betreffende Passus der Thronrede auf das Verhalten des Kommandanten des Panzerschiffs „Mindello“ während des brasilianischen Bürger⸗ kriegs. Da Portugal die Vermittelung Englands zur Wiederher⸗ stellung der Beziehungen zwischen Portugal und Brasilien nachgesucht hatte, habe sich die Nothwendigkeit ergeben, daß der König in seiner Thronrede dieses Verhalten des Kom⸗ mandanten des „Mindello“ erwähnte, damit es nicht schiene, als ob er es billigte.
Der spanische Parteiführer Salmeron ist von der portugiesischen Polizei festgenommen und nach zweistündiger Haft aus Portugal ausgewiesen worden wegen eines Banketts, welches voste esche Republikaner ihm zu Ehren an Bord eines auf der Rhede von Lissabon liegenden Schiffes veranstaltet hatten.
Griechenland.
Vor dem Militärgericht in Athen begann am Freitag der Prozeß gegen 86 Offiziere wegen der in dem Geschäftshaus der Zeitung „Akropolis’ verübten Ausschreitungen. Der staat⸗ liche Kommissar tadelte das Benehmen der Ofügiere, ebenso aber auch die unpatriotische Haltung der „Akropolis“. Bei der Urtheilsfällung am Sonnabend wurden sämmtliche Offiziere einstimmig freigesprochen.
Amerika.
Aus Washington meldet „W. T. B.“: In hiesigen pol tischen Kreisen glaubt man, daß Präsident Cleveland demnächst in einer Botschaft den Kongreß auffordern werde, seine Aufmerksamkeit auf die Proteste Deutschlands und anderer Mächte betreffs des Zuckertarifs und auf die Nützlichkeit einer Abänderung des Tarifs zu richten. Vor Zu⸗ sammentritt des Kongresses kann kein Schritt in dieser Rich⸗ tung erfolgen.
Asien.
Wie der „Times“ aus Tientsin gemeldet wird, seser die Japaner den Marsch auf Mukden fort, ohne sich in gewagte Unternehmungen einzulassen. Japanische Kreuzer sollen die chinesische Flotte im Golf von Petschili überwachen. Die Londoner Blätter veröffentlichen eine Depesche aus Niutschuan, nach welcher die chinesischen Truppen in vollem Rückzuge von Mukden begriffen sind. Nach anderen Gerüchten wären sie abberufen worden, um die Landung der japanischen Truppen im Golf von Petschili zu verhindern. Infolge der Besorgniß vor einer Landung werden die Wachen auf den Kriegsschiffen und die Posten in allen Häfen verstärkt. In Shanghai war am Sonnabend das Gerücht verbreitet, daß eine Flotte pon ungefähr 70 japanischen Kriegs⸗ und Transportschiffen am Dienstag Abend in den Golf von Petschili einfahren gesehen wurde, nachdem sie das Vor⸗ gebirge westlich von Chefoo passiert hatte. Die Flotte segelte angeblich nach Nordosten. Gerüchtweise verlautete ferner, die
chinesischen Behörden beschäftigten sich mit der Frage, ob die
Passage durch den Wusung (an welchem Shanghai liegt) zu shethef sei; hiermit würde die Schiffahrt nach Shanghai aufhören.
Eine der siamesischen Gesandtschaft in Paris aus Bangko⸗ zugegangene Depesche widerlegt die Meldungen von einer Verschlimmerung im Zustande des Königs von Siam; die Genesung des Königs sei vielmehr zweifellos.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Ist zwischen dem Unternehmer und seinem Mitarbeiter eine Be⸗ theiligung des letzteren am Reingewinn des Unternehmens vereinbart, so hat, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Zivil⸗ senats, vom 4. Mai 1894, der Betheiligte mit dem Vorliegen eines Reinüberschusses, gleichviel, in Geld oder in irgend einer anderen Ge⸗ stalt einen Anspruch auf den vorliegenden Gewinnantheil. Besteht der Gewinn nicht in Geld, sondern in einem anderen Werthobjekt, so kann sich der Unternehmer durch Zahlung des Werths von der Be⸗ theiligung des Mitarbeiters an dem Werthobjekt befreien. — Der Kreismaurermeister D. in W. (Braunschweig) hatte mit dem Maurermeister Sch. in W. einen Vertrag abgeschlossen, in welchem dem D. als Ver⸗ gütun für seine Dienste als Bauleiter der Sch'schen Bauten zwei Fünftheile des bei jedem Bau erzielten Nettogewinns zugesichert wurden. Nach dem Tode des Sch. blieb dieses Geschäftsverhältniß zwischen den Erben des Sch. und dem D. bestehen, und dieser führte für deren Rechnung den Bau einer Zuckerfabrik aus. Der bei dem gedachten Bau erzielte Reingewinn lag in Gestalt einer für die Sch'schen Erben auf das Fabrikgrundstück eingetragenen Hypothek vor. D. beanspruchte Uebertragung eines Theils dieser Hypothek in der Höhe seiner Fetheenehet egs g⸗ er wurde aber mit der deshalb gegen die Sch'schen Erben erhobenen Klage in der Berufungsinstanz abgewiesen, indem diese annahm, daß dem Kläger ein Recht auf Gewährung eines Antheils an der den Ueberschuß bildenden Lpother nig zu⸗ stehe, vielmehr erst, wenn die Hypothek in Gemäßheit der Hypotheken⸗ bedingungen eingegangen sei, ein Reingewinn im Sinne der gedachten Verträge sich ergebe, an welchem dem Kläger ein Antheil gebühre. Auf die Revision des Klägers hob das Reichsgericht das Berufungs⸗ urtheil auf, indem es begründend ausführte: „Der vorige Richter hat verkannt, daß auf die Art der Vermögenswerthe, welche den Rein⸗ gewinn bilden, nichts ankommt. Mit dem Vorliegen eines Rein⸗ überschusses in irgendwelcher Gestalt steht fest, daß etwas und was gewonnen ist. Damit ist der Anspruch auf den Gewinnantheil zur Ent⸗ stehung gelangt. Wollte man die Entstehung desselben hinausschieben, bis die den Ueberschuß bildenden Vermögensrechte ihrem Inhalt nach in Geld sich umsetzen lassen oder umgesetzt haben, so würde man je nach Art der betr. Rechte eine völlige Vereitelung der Ansprüche des Gewinnantheilsberechtigten ermöglichen, und seine Rechte von der Willkür des Verpflichteten abhängig machen.. Der Umstand, daß bei einer Werkverdingung der Reingewinn gewöhnlich und vor⸗ aussichtlich in einem Theil des Preises bestehen wird, läßt nicht auf eine beschränkte Auffassung des Ausdrucks „Reingewinn“ durch die Betheiligten schließen. ie Analogie des gewinntheilberechtigten Handlungsgehilfen paßt nicht, denn diesem ist ein Antheil an dem rechnungsmäßigen Gewinn eines gewissen Zeitabschnitts des Handels⸗ betriebs zugesagt, nicht ein Antheil an dem nach vollständiger Liqui⸗ dation übrig bleibenden Vermögen. — Richtig mag sein, daß der Verpflichtete in einem Fall, wie der vorliegende, nicht verbunden ist, eine Quote zu übertragen, sondern sich durch Zahlung des Werths be⸗ freien kann, da ein Gefenehessereng9 nicht und zwar auch nicht wegen des Nettogewinns besteht. Aber fordern kann der Gewinn⸗ antheilsberechtigte nur einen Antheil an der Hypothekenforderung; denn sonst würde er zuviel fordern, da möglicherweise der wirkliche Werth den Nominalwerth nicht erreicht.“ (66/94)
Der
Botanik
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts. . Nach § 1 des Gesetzes, betreffend die Hrranziebung der Fabriken u. s. w. mit Präzipualleistungen für den Wegebau in der Provinz Schlesien, vom 16. April 1889 können die Unternehmer der dort näher bezeichneten Anlagen nur dann zur Zahlung eines Präzipual⸗ beitrags zu der Unterhaltung der von ihnen benutzten v Wege Ferastgelsgen werden, wenn diese Wege einerseits durch den Be⸗ trieb B erheblichem Maße ab⸗ genutzt werden, und andererseits, wenn hierdurch gleich⸗ zeitig die Unterhaltungslast des Wegebaupflichtigen ver⸗ mehrt wird. In Bezug auf diese zweite Voraussetzung für die Präzipualbeitragspflicht, die vermehrte Unterhaltungslast des Wegebaupflichtigen, hat das Ober⸗Verwaltungsgericht, IV. Senat, durch Urtheil vom 13. Juni 1894 ausgesprochen: „Wenn der gegen⸗ wärtige Betrieb an die Stelle eines anderen, in gleicher Weise be⸗ lastenden Betriebs, welcher aber nicht zu Präzipualleistungen heran⸗ gezogen werden konnte, getreten ist, so ist eine Mehrbelastung des Wegebaupflichtigen im Sinne des Gesetzes nicht eingetreten und der Unternehmer kann nicht zur Zahlung eines Präzipualbeitrags heran⸗ gezogen werden.“ (IV. 759.)
der Unternehmung dauernd in
Kunst und Wissenschaft.
Internationale Erdmessung.
Die diesjährige Versammlung der Permanenten Kom⸗ mission der Internationalen Erdmessung fand in der Zeit vom 5. bis 12. September in der Aula der Universität zu Inns⸗ bruck unter dem Vorsitz ihres Präsidenten Hervé Faye aus Paris statt. Die Kommission hatte sich nahezu vollzählig ein⸗
efunden; außerdem erschienen mehrere andere Delegirte, odaß Staaten durch 23 Delegirte vertreten waren. Die erste Sitzung wurde durch sehr freundliche
Worte der Begrüßung von seiten des K. K. Statthalters, des Bürgermeisters und des Rektors der Universität eingeleitet. Außer den gewöhnlichen Gegenständen der Verhandlungen: den Thätigkeitsberichten des beständigen Sekretärs und des Direktors des Zentralbureaus, sowie den Mittheilungen der Delegirten über die Fortschritte der Arbeiten in den verschiedenen Ländern, standen diesmal drei wichtige Fragen auf der Tagesordnung: die Organisation der Beobachtungen über die Veränderlichkeit der geographischen Breite in⸗ folge Schwankungen der Erdachse im Erdkörper, die Organisation der Messungen der Intensität der Schwerkraft an möglichst vielen Orten der Erdoberfläche und die Erneuerung des inter⸗ nationalen Erdmessungs⸗Uebereinkommens vom Oktober 1886, dessen Dotierung zunächst nur für zehn Jahre vorgesehen ist.
Ueber den gegenwärtigen Stand der Forschung in Bezug auf die Breitenschwankungen gaben der Direktor und der Erste Sektions⸗Chef des Zentralbureaus, Geheime Rath Helmert und Professor Albrecht aus Potsdam eingehende Mittheilung, denen Direktor van de Sande Bakhuyzen aus Leyden einen Bericht über seine Untersuchungen anschloß. Geheimer Rath Foerster aus Berlin besprach sodann die weitere Organisation der Forschung, worauf die Versammlung eine Spezialkommission beauftragte, für die nächste allgemeine Konferenz einen Plan mit Kostenanschlag zu diesem Zwecke auszuarbeiten.
Die Erfolge, welche der österreichische Oberst⸗Lieutenant von Sterneck vom militär⸗geographischen Institut in Wien in den letzten sechs Jahren durch Messung der Intensität der Schwerkraft mit besonders kompendiösen Pendelapparaten erzielte, haben nicht nur im Kreise der Erdmessung Aufsehen erregt und einen mächtigen Impuls zur Belebung dieses Forschungs⸗ gegeben, sondern es haben auch die Geologen die
ützlichkeit der Scwerktastene für ihre Zwecke er⸗
kannt, weshalb die vereinigten Akademien und Gesellschaften der Wissenschaften von Wien, Göttingen, München und Leipzig Abgesandte nach Innsbruck geschickt hatten, die mit den Ver⸗ tretern der Erdmessung über das weitere Vorgehen in Be⸗ rathung traten und ein vorläufiges Abkommen erzielten. Bei der im nächsten Jahre stattfindenden Allgemeinen Konferenz der Internationalen Erdmessung wird auf diese Angelegenheit zurückgekommen werden. Es ist die Bildung einer besondern Sektion für die Untersuchung der Störungen der Schwerkraft nach Größe und Richtung ins Auge gefaßt. Die zur Erneuerung der Konvention von 1886 erforder⸗ lichen Vorarbeiten wurden einer Kommission übertragen, welche mit Hilfe des Zentralbureaus nach Anhörung der der Delegirten einen Entwurf aufstellen soll, der bei der All⸗ gemeinen Konferenz, die im September 1895 in Berlin tagen wird, zur Berathung gelangt.
Aus den verfügbaren Mitteln des Dotationsfonds der Permanenten Kommission wurden fünf Kredite für wissen⸗ chaftliche Zwecke, zusammen im Betrage von 18 000 ℳ, be⸗ willigt. Es handelt sich dabei um die Einrichtung einer Station für Pendelmessungen im Internationalen Maß⸗ und Gewichtsbureau in Breteuil, um Förderung der freiwilligen Beobachtungsreihen der Sternwarten zur fortgesetzten Prüfung der Schwankungen der geographischen Breiten, um Untersuchungen über die Aenderung der Holzlatten durch Wärme und Feuchtig⸗ keit und den besten Schutz gegen den Einfluß der letzteren, um Konstruktionsverbesserungen an Basisapparaten und um Versuche zur Herstellung eines Apparats zur Messung der Intensität der Schwerkraft auf
Die Landesberichte boten dem Fachmann wie immer eine
hea⸗ interessanter Thatsachen; sie und die persönliche Aus⸗
prache im privaten Verkehr dienen in hervorragender Weise azu, das Erdmessungswerk zu fördern. Am Sonnabend, „September, hatte die Versammlung die Ehre, einer Einladung Seiner Excellenz des K. K. Statthalters Grafen Merveldt zur Soirée Folge zu leisten, bei Perer auch Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erz⸗ herzog Ferdinand zugegen war und die Delegirten ins Ge⸗ spräch zog. Der folgende Sonntag vereinigte die Delegirten auf Einladung der Regierung zu einem Ausflug nach dem Achensee.
In der Sitzung des Vereins für deutsches Kunstgewerbe am nächsten Mittwoch wird der Direktor des Königlichen Kunst⸗ gewerbe⸗Museums, Geheime Regierungs⸗Rath Julius Lessing Fhe Essgrträg über die nächsten 8 Kunstgewerbes halten. lindet im großen Sa Abe 85½ Uhr sant groß ale des Architektenhauses Abends — Der ausgezeichnete Botaniker und Pflanzenphysiologe Geheime Regierungs⸗Rath Professor Nathan Pringsheim ist, wie die 51 at. Ztg. meldet, am Sonnabend nach kurzen schweren Leiden im lüdi e bensjahre hier gestorben. Zu Wziesko in Oberschlesien geboren, Bhe e er in Breslau, Leipzig, Berlin und Paris Medizin, dann urwissenschaft und habilitierte sich 1851 als Privatdozent der 88 an der Universität Berlin. Bereits 1856 wurde er auf nd seiner beiden Schriften „Grundlinien einer Theorie der
2
Algen und das Wesen des Zeugungsakts“ zum Mitglied der Ber⸗ liner Akademie der Wissenschaften ernannt. 1864 folgte er einem Rufe als ordentlicher Professor der Botanik nach Jena und gründete dort das erste Institut für Pflanzenphysiologie, welches den Ansto zu vielen ähnlichen Einrichtungen gab. 1868 legte FSee deftoß
diese Professur nieder und kehrte nach Berlin zurück. ier tete er si aus eigenen Mitteln ein Privatlaboratorium. Prin vFrich ist der Entdecker der Sexualität bei den niedrigsten Gewachsen und stellte eine neue Theorie von der Rolle des Chlorophylls in den Pflanzen auf. Er veröffentlichte „Untersuchungen über das Chlorophyll“, „Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera“, „Bei⸗ träge zur „Morphologie und Systematik der Algen“, „Ueber die Dauerschwärmer des Wassernetzes“, „Ueber Paarung von Schwärm⸗ sporen“ ꝛc. Außerdem bezogen sich seine mikroskopischen Forschungen auf die Vorgänge der Zellbildung in den „Untersuchungen über den Bau und die Bildung der Pflanzenzelle“ und besonders auf die Ent⸗ wickelungsgeschichte und die Wachsthumsgesetze der Stämme und Blätter. Seit 1857 gab Pringsheim auch die „Jahrbücher für wissen⸗
schaftliche Botanik“ heraus. Wie aus New⸗York gemeldet wird, ist der Dichter und Holmes gestorben.
Schriftsteller Oliver Wendel
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
3 Preußen.
Regierungsbezirk Oppeln. Der Regierungs⸗Präsident hat unter dem 28. September 1894 nachstehende Feeena. 2
Die im Extrablatt zum Amtsblatt, Stück 29, enthaltene Ver⸗ ordnung vom 25. Juli cr., *) betreffend die Meldepflicht der aus den palhif en “ Zaleszeyki und Borczcezow zugereisten “ sowie das erbot der Einfuhr von Leibwäsche, gebrauchtem Bettzeug, alten und getragenen Kleidungsstücken, sowie von Hadern und Lumpen (mit den im § 4 der Verodnung vor⸗ gesehenen Ausnahmen) aus den genannten Bezirken, wird hiermit auf die von dem österreichischen Ministerium des Innern als Cholera⸗ herde erklärten galizischen Bezirke Bohordezany, Kalusz, Kolomea, Kosow, Nadworna, Podjace, Sniatyn, Stanislau, Chrzan jeliczka, Stadt und den polnischen Bezirk Krakau ausgedehnt.
Indien (Großbritannien).
Durch Verfügung der Lokalregierung zu Bombay vom 6. Sep⸗ tember 1894 ist vom 23. Juli d. J. ab bis auf in 8 Häfen von Aden, Perim und der Somali⸗Küste über Herkünfte aus den Häfen der arabischen Küste des Rothen Meeres von Leith bis Lohaya Quarantäne gegen Pest verhängt worden.
Cholera 8
Breslau, 6. Oktober. Am gestrigen Tage sind, wie die „Schles. Ztg.“ mittheilt, bei der Königlichen Regierung zu Oppeln zwei bakteriologisch festgestellte Erkrankungen an Cholera aus Siemianowit; und ein choleraverdächtiger Fall aus Königshütte gemeldet worden.
St. Petersburg, 6. Oktober. An Cholera erkrankten bezw. starben nach dem Bericht des „W. T. B.“ vom 30. September bis 5. Oktober in St. Petersburg 25 bezw. 16 Personen, vom 23. bis 30. September in dem Gouvernement Warschau 6 bezw. 6, vom 16. bis 22. September in den Gouvernements Kalisch 18 bezw. 11, Kielce 56 bezw. 25, Livland 18 bezw. 11, Wol⸗ hynien 8 bezw. 4, Grodno 8 bezw. 4, in Bessarabien 143 bezw. 67; vom 16. bis 29. September in Saratow 162 bezw. 96, Kiew 44 bezw. 21; vom 23. bis 29. September kam in Lomscha weder eine Erkrankung noch ein Todesfall vor, in Petrikau 62 bezw. 38, Radom 3 bezw. 2, Sjedlez 22 bezw. 14, Minsk 32 bezw. 19, Podolien 290 bezw. 142, Bessarabien 157 bezw. 63, vom 10. bis 15, September in Kurland 28 bezw. 21, vom 13. bis 26. September in Taurien 9 bezw. 4.
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1“
Verkehrs⸗Anstalten.
Morgen kehrt der Tag wieder, an dem vor nunmehr zwanzig Jahren — durch den in Bern am 9. Oktober 1874 erfolgten Abschluß des allgemeinen Postvertrags — der Grund zu dem Welt⸗Postverein gelegt wurde. Alle Staaten Europas, ferner die Vereinigten Staaten von Amerika und Egypten, im ganzen 22 Länder mit einem Flächenraum von rund 37 Millionen Quadratkilometer und 350 Millionen Bewohnern, traten damals zusammen, um für den internatio⸗ nalen Briefverkehr fortan ein gemeinsames Postgebiet mit ein⸗ heitlichen Brieftaren zu bilden. Die natürliche Anziehungs⸗ kraft des in dem Verein verkörperten Gedankens führte dem Verein in rascher, unaufhaltsamer Folge zahlreiche neue Mitglieder aus der Zahl der überseeischen Länder zu. Schon bei dem ersten, im Jahre 1878 in Paris abgehaltenen Vereinskongreß sah der Verein seine Beziehungen auf Gebiete aller Welttheile ausgedehnt; um diesem Verhältniß auch äußer⸗ 8 Rechnung zu tragen, nahm er hinfort die Bezeichnung „Weltpostverein“ an. Gegenwärtig umfaßt der Verein ein Gesammt⸗Postgebiet von 98 484 348 qkm mit über einer Milliarde Bewohnern.
Angesichts des morgigen Gedenktags ist es erfreulich, feststellen zu können, daß der Verein in Bezug auf die räum⸗ liche Ausdehnung an seinem Endziel, sämmtliche Kulturvölker der Welt mit eigenem Postwesen in aufzunehmen, nun⸗ mehr angelangt ist. Zwar fehlen in seinem Verbande zur Stunde noch die Kap⸗Kolonie nebst Britisch⸗Betschuana⸗ land und der Oranje⸗Freistaat. Allein es sind anläßlich des Gedenktags, dem Vernehmen nach, bereits Nachrichten von Kapstadt hier eingelaufen, welche an dem Entschlusse der Kap⸗Kolonie, vom 1. Januar 1895 ab dem Verein beizutreten, sowie auch an der Wahrscheinlichkeit, daß Britisch⸗Betschuana⸗ land und der Oranje⸗Freistaat diesem Schritte alsbald folgen werden, keinen Zweifel mehr lassen.
Gleich günstig wie dieses äußere Wachsthum ist auch die innere Entwickelung des Vereins in der verhältnißmäßig kurzen Frist von 20 Jahren gewesen. Im Anfang auf den Brief⸗ postdienst beschränkt, hat der Verein nach und nach den Werth⸗ brief⸗, den Postanweisungs⸗ und Postauftrags⸗, wie den Post⸗ packet⸗Verkehr, endlich den Zeitungsvermittlungs⸗Dienst in seinen Wirkungskreis einbezogen.
Um eine Vorstellung von dem Verkehrsaufschwung, bei welchem der Einfluß der Weltposteinrichtungen wesentlich mit betheiligt ist, zu geben, mögen folgende Zahlen erwähnt werden. Der gesammte Postverkehr, welcher für das Jahr 1873 in den heute zum Wellpostverein gehörigen Ländern auf rund 3300 Millionen Sendungen geschätzt wurde, ist bis 1892 auf 18 000 Millionen Sendungen jährlich, also auf 50 Millionen täglich gestiegen. Unter jenen 18 Milliarden be⸗ finden sich rund 8000 Millionen Briefe, 2000 Millionen Postkarten, 7300 Millionen Drucksachen und Waarenproben, 260 Millionen Postanweisungen über 12 Milliarden Mark, 330 Millionen Packete, Millionen “ und 45 Millionen Postauftrags⸗ und Nachnahmesendungen. Die
flanzenzelle und „Ueber die Befruchtung und Keimung der
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Zahl der Postanstalten ist von 85 443 auf 197 914 gestiegen, und an Werthen, soweit solche auf den Sendungen angege en ar
8
sind, vermittelt die Post jährlich mehr als 70 Milliarden EEI1111““
Bremen, 7. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Pfalz' ist am 6. Oktober Na⸗ 1 auf 8 Weser angekommen. Der Postdampfer „Graf Bismarck“ hat am 5. Oktober Nachmittags Ouessant passiert.
Hamburg, 6. Oktober. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Aktiengesell chaft. Der Schnelldampfer „Columbia“ ist gestern Mittag in New⸗York angekommen. Der Schnelldampfer „Normannia“ und der Postdampfer „Russia“* sind heute 8Se angn
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riest, 6. ober. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Thalia' ist heute Nachmittag hier 8 g
u“ Berliner Theater. “ “ 8 as ebenso kraftvolle wie poesiereiche dramatische Märchen „Der Traum ein Leben“ von Grillparzer ging 1 vor dicht besetztem Hause in der vom Lessing⸗Theater her bekannten Aus⸗ stattung in Scene. Die edle Sprache der glänzenden Dichtung fand auch an dieser Stätte eine theilnahmevolle Aufmerksamkeit, obwohl die Aufführung nicht frei war von manchen kleineren und größeren Mängeln. Neben dem Rustan des Herm Sommerstorff, der mit jugendlichem Feuer den nach den höchsten Ehren strebenden, durch Mangel an Widerstandskraft gegen die Versuchung aber zum Verbrecher herabsinkenden Jüngling — und neben der Mirza der Frau Geßner, die mit ihrer lieblichen Erscheinung und ihrer klangvollen Sprache treffend die vom Dichter so schön gezeichnete märchenhafte Gestalt darzustellen wußte, konnte die Prinzessin von Samarkand des Fräulein Krauß nicht bestehen. Wenn⸗ 28 altung und Deklamation eine eingehende und verständnißvolle Beschäftigung mit der ihr gestellten Aufgabe verriethen, so verhinderte doch der Mangel an Kraft und Büesns des Organs die Ausführung der besten Absichten. „Mit komischer Lebendigkeit gab Herr Kober den — voller Würde Herr Waldow den alten Massud, majestätisch Herr Nollet den König von Samarkand und ganz W nur ein wenig zu schwerfällig Herr Viebeg den „Mann vom Felsen“*. Fräulein Fanto spielte die Rolle des „alten Weibes“ nicht ohne Erfolg, obgleich sie den Charakter zu sehr von der burlesken Seite auffaßte. Lessing⸗Theater.
Die erste Aufführung der Komödie „Die Schmetterlings⸗ schlacht“ von Hermann Sudermann veranlaßte am Sonnabend einen heftigen Meinungsstreit im Publikum, der nach dem ersten Aufzug leise einsetzte und dann stetig anwuchs. Der Widerspruch blieb aber schließt der gewinnende Theil. Der seltsame poetische Titel erregte die keugier, aber eine Erklärung für ihn geht aus dem Stück nicht hervor; es wird nur erwähnt, daß Rost, die jüngste von drei hübschen Töchtern der Steuer⸗Inspektorswittwe Hergentheim, Schmetterlinge und Schmetterlingsschlachten auf ihre für den Verkauf bestimmten Fächer malt. Im übrigen behandelt die Komödie den dramatisch oft ver⸗ wertheten Stoff von der armen Wittwe, die ihre Töchter nur für den äußern Schein erzogen hat, damit sie mit Erfolg auf reiche Freier Jagd machen können. Die älteste Tochter ist gutmüthig und leicht⸗ sinnig, die zweite schön aber einfältig und die jüngste eine schwärmerische kleine Idealistin, obgleich auch sie in der Lüge und Heuchelei nicht unerfahren ist. Dem gesunden Kern ihrer Naturanlage hat sie es zu verdanken, daß sie schließlich den für die älteste Schwester bestimmten Millionärssohn heirathet.
„Die Schmetterlingsschlacht“ ist ein konventionelles, über⸗ mäßig mit naturalistischer Kleinmalerei ausgestattetes Stück. Die Schilderung des Milieus, der Dialog und die Entwickelung der willkürlich verknüpften Handlung sind 5b nüchtern und empfindungs⸗ arm durchgeführt, daß sie kaum mehr als ein Abbild des Alltags⸗ lebens und öder Wirklichkeit darbieten. Zum Schluß wird dann unvermuthet auf die soziale Frage hingedeutet, indem sich die vielgeprüfte Mutter und Wittwe e um wie eine Märtyrerin ihr soziales Elend zu schildern und da⸗ durch ihre leichtfertige Erziehungsmanier zu entschuldigen. Die Kriegslist und die scheinheilige Verlogenheit werden zwar sehr natürlich geschildert und geschickt entschuldigt, aber sie können eben vor der Wahrhaftigkeit nicht bestehen. Die Zuhörer fanden denn auch die tragische Vertheidigungsrede beinahe belustigend.
Die Schuld an dem aufgeregten Meinungsstreit trug die Beifalls⸗ freudigkeit eines Theils der Babbrer die eine wohlberechtigte Aufleh⸗ nung hervorrufen mußte. Schon nach dem ersten inhaltslosen Akt, den man unter dem Gesichtswinkel einer einfachen, nüchternen Expo⸗ sition gelten lassen könnte, wenn sich eine kräftig entwickelte Handlung daraus ergäbe, folgte stürmischer Applaus. Der Opposition lag offenbar keine vorsätzliche Feindschaft zu Grunde; denn Niemand wird Suder. mann'’s frühere bedeutendere Leistungen unterschätzen; aber das Theaterpublikum richtet vor allen Dingen nach dem Gegenwärtigen, ohne reflektierende Betrachtung des Vergangenen.
Im Vordergrunde der Darsteller stand Fräulein Retty; ihre jugendfrische Anmuth, ihr sinniges Empfinden rettete von der kind⸗ li zen Mädchengestalt der jüngsten Tochter Rosi, was zu retten war. eSr Grof 88 die leichtfertige älteste Tochter, die mit ihrer Wittwenschaft Rührung erzwingen will, und Fräulein Waldegg die phlegmatische Laura in gutem Stil. Die sorgenvolle Mutter, die in Aengsten auf einen reichen Schwiegersohn zur Fen der Toiletten⸗ schulden hofft, spielte Frau von Pöllnitz; das materielle Elend, das verkümmerte Hoffen guckten ihr aus dem versorgten Gesicht und tönten aus ihrer resignierten Rede. Die Herren Guthery und Wehrlin (Max) bewährten ihre tüchtige Ge⸗ taltungskraft in den Rollen eines ewig nörgelnden reichen Vaters und seines verschüchterten Sohnes. Ein 8
in Herrn Schönfeld einen gewandten 2
liche Dreistigkeit durch Humor milderte.
lotter Geschäftsreisender fand ertreter, der die vordring
8 Konzerte.
„Der Pianist Herr Konrad Ansorge, der vor etwa zehn Jahre sich hier zuweilen hören ließ, gab am Sonnabend in der Sing⸗ Akademie ein erstes eigenes Konzert und bewies sich — er war ein Schüler Liszt’s — als ein Virtuos auf seinem Instrument, der sichere Technik mit geschmackvoller Vortragsweise ve⸗
einigt. Die perlende Geläufigkeit in rapiden Passagen, da unfehlbare Treffen schwieriger Intervallsprünge und die voell⸗ kommene Ruhe seiner äußeren Haltung am Klavier nehme
sosort für ihn ein. Sein Anschlag ist im piano besonder schön, im forte dagegen von einer gewissen Härte nicht frei; 2ns möchte man dem sehr begabten Künstler zu einem mäßigeren Gebrauch des Pedals rathen, da namentlich die Passagen im Baß mitunter nicht klar genug erschienen. Die erwähnten Vorzüge seines Spiel
kamen in der selten gespielten B-dur-Sonate von Schubert, in dem Trauermarsch desselben Komponisten, in einem Pastorale von Scar⸗ latti und in mehreren für Klavier in sehr virtuoser Bearbeitung über⸗ tragenen Orgelkompositionen von Bach trefflich zur Geltung. Drei he⸗. kannte Klavierstücke von Liszt machten den Beschluß. Das zahlreich erschienene Publikum nahm alle Vorträge mit lebhaftem Beifall auf. 8 Die neue Konzertdirektion des Herrn E. Stern führte sich mit diesem Klavierabend vortheilhaft ein. 8 „In der Philharmonie fand gestern unter außerordentlich zahl. reicher A“ des die Eröffnung der populären Konzerte statt. Der Abend begann mit Richard Wagner’s „Kaiser⸗ marsch“, auf den Beethoven's Ouvertüre zu „Egmont folgte. Mehrere
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*) „R.⸗A.“ Nr. 185 vom 8. August 1894.
oft und gern gehörte Kompositionen von Saint⸗Sasns, Liszt, Wagner,