1894 / 250 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 23 Oct 1894 18:00:01 GMT) scan diff

Egypten. 8

5. November. Präsident des Eisenbahn⸗Verwaltungsraths in Kairo: Lieferung von 1000 Metertons Koks erster Qualität für den Gebrauch in den Gießereiwerkstätten.

5. November. Kriegs⸗Ministerium in Kairo: Lieferung von 3000 Okka Kerzen. Bewerber müssen einen Vertreter in Kairo haben. 12. Novembers Kriegs⸗Ministerium in Kairo: Lieferung von 3000 Tornistern, 1500 Schwämmen, 1000 Besen, 500 Bürsten und 400 Polierketten. Bewerber müssen einen Vertreter in Kairo haben.

Theater und Musik.

1

8 Konzerte.

Der zweite Symphonie⸗Abend der Königlichen Ka⸗ pelle, der gestern im Opernhause stattfand, wurde mit Mendels⸗ sohn’s Ouvertüre „Ruy Blas“ eröffnet. Ihr folgte die symphonische Dichtung „VItava“ (Die Moldau) von Smetana. Die Ver⸗ einigung der Berggewässer, das fröhliche Treiben der Jagd, die fern erklingende Musik einer ländlichen Hochzeit und endlich das ruhige majestätische Dahinströmen des Flusses bei Prag bildet den Inhalt, der aufs trefflichste musikalisch wiedergegeben ist und zu vielen tonmalerischen Orchesterwirkungen Anlaß giebt. Nach stürmischem Applaus wurde eine Wiederholung des ganzen Werkes gewährt. Die hierauf fol⸗ gende Ouvertüre zur Oper „Benvenuto Cellini“ von Berlioz erfreute sich gleichen Beifalls. Den Schluß des Abends bildete Schubert's C-dur-Symphonie. Die feinsinnige, oft durch überraschende Züge der Auffassung fesselnde Ausführung von seiten der Kapelle und ihres geistvollen Dirigenten, des Königlichen Kapellmeisters Herrn

Weingartner machten, wie immer, einen bezaubernden Eindruck auf das sehr zahlreich erschienene Publikum.

Zu gleicher Zeit fand im Saal der Philharmonie ein Konzert der bereits hier gehörten Londoner Konzertgeber Ben Davies (Tenor), Tivadar Nach z (Violine) und Algernon Afhton (Klavier) statt. Der Sänger, der bedeutendste unter ihnen, erfreute durch den wohlgelungenen Vortrag einer Arie von Händel und einiger Lieder von Schumann, Jonson und anderen, die gleich den künstlerischen Leistungen des Geigers und des Pianisten von den leider nicht sehr zahlreichen Besuchern mit wohlverdientem Beifall aufgenommen wurden.

Der hier bereits vortheilhaft bekannte Komponist Eduard Behm gab am Montag ein Konzert im Saal Bechstein und zwar in Gemeinschaft mit dem stets gern gehörten Pianisten Geora Buddéus. Eine große Anzahl neuer Lieder des Konzert⸗ gebers, der auch Quartette und Symphonien geschrieben, wurden durch die allgemein geschätzte Altistin Fräulein Clara Nittschalk vorgetragen, die bei der klangvollen wohl⸗

geschulten Stimme und der seelenvollen Ausdrucksweise vortrefflich zur Geltung kamen. Diese Gesänge, wie die Klaviervorträge des Herrn Buddéus, mit dem sich die Herren Krelle (Violine) und Hutschenreuter (Cello) in einem Trio und Duo aufs wirksamste vereinigten, fande beifällige Anerkennung. gelangt morgen Richard Kapellmeister Dr. Muck'’s Isolde: Frau Herr Betz, Frau Goetze, Herr Paul

Im Königlichen Opernhause Wagner's „Tristan und Isolde“ unter K. Leitung mit folgender Besetzung zur Aufführung: S f Herr Gudehus, Kurneval: Herr Mödlinger, Brangäne: Melot: Herr Fränkel, Hirt: Herr Lieban. 8 Bulß wird in der Matinze am Sonnabend Carl Löwe’s Ballade „Die Waffenweihe Kaiser Heinrich's IV.“, für Orchester eingerichtet von A. Becker, und Plüddemann'’s „Ode an die preußische

Armee“ singen. Frau Lilian Nordica tritt am nächsten Montag als Elsa in „Lohengrin“ auf. Für diese Vorstellung werden die Preise der Plätze erhöht. .“

8 Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Karl Niemann’s Lustspiel „Wie die Alten sungen“ gegeben. Die Haupt⸗ rollen sind wie folgt besetzt: Hanne: Frau Schramm, Herre's Vater:

Herr Vollmer, Fürst Leopold: Herr Molenar, Annalise: Frau Kahle,

Erbprinz Gustav: Herr Matkowsky, Sophia: Fräulein Sauer, Herre: Herr Kahle, Melde: Herr Hartmann, Eleonore: Fräulein Plan.

König Marke:

Das Adolph Ernst⸗Theater begeht am Donnerstag das Jubiläum der 300. Aufführung von „Charley's Tante“ und „Die Bajazzi“. Die Vorstellung wird in der üblichen Weise durch eine Fest⸗Ouvertüre und Vertheilung von Souvenirs gefeiert werden.

Das Programm des nächsten Philharmonischen Kon⸗ zerts am 29. d. M. (Dirigent: Hofkapellmeister Rich. Strauß) läßt in seinem rein orchestralen Theil eine. Anzahl berühmter Vertreter der Wiener Schule zu Worte konzmen, und zwar Haydn mit der lieblichen Es-dur-Symphonie, Schubert mit der F-moll-⸗ Phantasie und Johann Strauß mit den im Rahmen dieser Konzerte noch nicht gehörten „Orchester⸗Variationen“, vom Autor „Musikalischer Scherz“ bezeichnet. Solistin des Konzerts ist Frau Bloomfield⸗Zeisler. Das Programm des vierten Klavier⸗Abends der Frau Berthe Marx⸗Goldschmidt, welches am Donnerstag im Saal Bech⸗ stein zur Ausführung gelangt, bringt sieben Phantasien, darunter die „chromatische“ von Joh. Seb. Bach und Liszt’s „Don Juan⸗ Phantasie.“ An demselben Abend veranstaltet der „Sänger⸗ bund des Berliner Lehrervereins“ sein erstes dies⸗ winterliches Konzert. Mitwirkende sind Frau Professor Schmidt⸗ Köhne und der Baritonist van Eweyk. Unter den Chorliedern be⸗ finden sich sieben Nummern, die in Berlin zum ersten Mal gesungen werden. Besonders hervorzuheben ist ein größeres Chorwerk von Gustav Schreck „Der Herr ist mein getreuer Hirt“ für Männerchor, Bariton⸗Solo und Orgel. 1 .“

Im Konzerthause wird die wohlbekannte Konzertsängerin Frau Betty Waibel bei der morgen 1 „Lortzing⸗Feier“ Arien aus „Undine“ und „Der Waffenschmied“ singen. Das Orchester bringt die Ouvertüren zur Oper „Zar und Zimmermann“, „Hans Sachs“ und die „Fest⸗Ouvertüre“, ferner eine Phantasie aus „Undine“, die Balletmusik aus „Casanova“ u. s. w. zur Aufführung.

Wie wir erfahren, werden der Tenor der Royal Oper in London Ben Davies, der Königliche Kammervirtuos Tivadar Nachèdz und der Komponist Algernon Afhton aus London am nächsten Montag, 29. Oktober, hier nochmals konzertieren. Dieses Abschieds⸗Konzert findet in der Sing⸗Akademie statt, und zwar mit neuem Programm.

Im Kroll'schen Etablissement findet vor dem projektierten Umbau noch ein Konzert (Sonntag, den 28. Oktober, Abends 7 Uhr) statt und zwar zu einem hervorragenden Wohlthätigkeitszweck: der Reinertrag ist zum Ankauf des neuen „Diphtheritis⸗ Heilserums“ für Unbemittelte bestimmt. Das Programm ist sehr reichhaltig. Folgende, in Berlin bereits bekannte Künstler wirken mit: Frau Alwine von Hagen⸗Thorn (Sopran), Herr Fritz Masbach (Klaviervirtuos), Herr Eugen Sandow, Königlicher Kammer⸗ musiker (Cello). Karten zu 3, 2 und 1 sind bei Bote u. Bock zu haben.

In der Marien⸗Kirche findet am Donnerstag, Abends 7 ½ Uhr, ein Konzert zum Besten des Sonntagsheims (Lützowstr. 2) statt. Der Königliche Kammersänger Herr Emil Götze wird Arien von Händel und Mendelssohn, Frau Müller⸗Ronneburger ein Weih⸗ nachtslied von Adam mit Cello⸗Begleitung, ferner das bekannte Lied von Albert Becker „Mache mich selig o Jesu“ mit Frauenchor, Harfe und Orgel, und im Verein mit Fräulein Elsbeth Maneke ein Duett aus „Judas Makkabäus“ von Händel singen; außer⸗ dem trägt Fräulein Maneke noch das Largo von Händel mit Cello, Harfe und Orgel vor. Die Herren Königlicher Kammer⸗Virtuose Felix Meyer, Königlicher Kammermusiker Maneke, Königlicher Kammermusiker Fr. Pönitz und Königlicher Otto Dienel spielen Kompositionen für Violine, Cello, Harfe und Orgel. Am Schluß des Konzerts wird Herr Dienel in freier Improvisation die Solo⸗Stimmen der neuen Schlag'schen Orgel, z. B. die Puba mirabilis, Vox humana, Voix céleste, die Gamben, Flöten ꝛc., sowie verschiedene Stimmenmischungen bis zum vollen Werke hören lassen. Einlaßkarten zu 3, 2 und 1 sind in der Hof⸗Musikalienhandlung von Bote u. Bock, Leipzigerstr. 37, und in der Sakristei der Kirche zu haben.

Die Trauerfeier für die hochbetagt verstorbene Gräfin von Wylich und Lottum hat heute im Sterbehause, dem Palais des Fürsten Blücher stattgefunden. Seine Majestät der Kaiser und König ließ durch den Flügel⸗Adjutanten Grafen von Hülsen⸗Häseler einen kostbaren Kranz aus Rosen und Veilchen niederlegen. Vom Hofstaat

Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin erschienen die Ober⸗ Hofmeisterin Gräfin Brockdorff und der Ober⸗Hofmeister Freiherr von Mirbach. Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Georg, Alexander und Albrecht, Prinz⸗Regent von Braunschweig, sowie Seine Hoheit der Herzog Ernst Günther zu Schleswig⸗Holstein sandten Blumenspenden Unter den Anwesenden befanden sich ferner der italienische Botschafter Graf Lanza, Graf und Gräfin Perponcher, der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch, Graf Pourtalos, der Zweite Botschafts⸗Sekretär von Knorring von der russischen Botschaft General von Lucadou,. Frau Geheime Rath Leyden, Frau Professor Richter u. a. Ein Dovppelquartett des Domchors eröffnete die seie mit dem Choral „Wenn ich einmal soll scheiden“. Die Gedenkrede hielt der frühere Schloßpfarrer von Putbus, Pastor Elert, über 1. Kor. 13, 8: „Die Liebe höret nimmer auf“. Nach dem Gesang „Selig sind die Todten“ wurde der Sarg auf den Leichenwagen Sv und nach dem Stettiner Bahnhof gebracht, von wo die Ueberführung nach Putbus erfolgen wird.

Am 12. d. M. fand die zahlreich besuchte erste Winter⸗Versamm⸗ 89 des Zweigvereins Berlin⸗Charlottenburg des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins statt. Nach Be⸗ grüßung der Anwesenden durch den Pessee Geheimen Ober⸗ Regierungs⸗Rath Bormann, hielt Oberlehrer Dr. Saalfeld aut Blankenburg einen Vortrag über „Naturnachahmung im deutschen Dichterwalde“, in dem er nach kurzer Besprechung der verschiedenen Arten dieser Nachahmung an einer großen Anzahl von Gedichten und Sprüchen die Kunst deutlich machte, mit der unsere Dichter die Laute der Natur ihrem Klange oder ihrem Eindruck nach, theils in scherz⸗ hafter, theils in tief ernster Weise wiedergeben. Nach den mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Ausführungen des Redners machte Oberlehrer Wappenhaus Vorschläge zur Anbahnung einer Thätigkeit des Vereins nach außen hin, deren Ergebniß die Bildung eines Aus⸗ schusses war, der sich mit dem Fremdwörterunwesen auf Schildern und Anschlägen, in Preislisten, Anzeigen, Satzungen u. dergl. beschäftigen und demselben möglichst zu steuern versuchen wird.

Camenz, 21. Oktober. Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen übergab, wie der „Köln. Ztg.“ mitgetheilt wird, dem Mariannenhause zu Grunau einen größeren Geld⸗ betrag zur Anschaffung des Heilserums. Gesunde Kinder von Familien seiner Herrschaft, in denen Diphtherie vorgekommen ist, wurden auf Kosten des Prinzen geimpft.

Madrid, 22. Oktober. In dem Dorfe Somoza bei Corusia explodierte, wie „W. T. B.“ meldet, in einem Hause eine Dynamit⸗ bombe und richtete großen Schaden an. Man vermuthet, daß es sich um einen Akt persönlicher Rache handelt.

Athen, 22. Oktober. „W. T. B.“ meldet: Die Pulver⸗ fabrik zwischen hier und Daphni ist explodiert. Sechs Arbeiter wurden dabei getödtet.

Antwerpen, 22. Oktober. Heute Vormittag geriethen dem „W. T. B.“ zufolge auf der Schelde der nach London abgehende englische Dampfer „Georgian Prince“ und der norwegische mit Getreide befrachtete Dampfer „Ikarfso“, Kapitän Tollessen, in Kollision. Beide Dampfer wurden stark beschädigt. Verlust an Menschenleben ist nicht zu beklagen.

Nach Schluß der Redaktion einges ar Depeschen.

Wien, 23. Oktober. (W. T. B.) Der König von Griechenland ist mit dem Prinzen Georg heute früh 7 Uhr 20 Minuten nach Fiume abgereist. Der Erbprin;z und die Erbprinzessin von Sahes eenger werden heute Abend nach München abreisen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

icht vom 23. Oktober,

r Morgens.

N

Wetterbe

830 2

Temperatur 40R.

Wind. Wetter.

Stationen.

Bar. auf 0 Gr. 00 u. d Meeres p. in ° Celsius

red. in Millim.

Alten sungen. Niemann. Mar Grube.

5⁰

bedeckt heiter Schnee wolkig ¹) bedeckt wolkig bedeckt

Belmullet. 754 Aberdeen 764 760 760 756

748 752

von Gaëtano

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753 Cherbourg.. 759 Helder 765 762 764 762 759 757 763 0 763 762 762 764 763 763

Regen wolkig wolkenlos halb bed. Nebel wolkig ²) wolkig beiter vedeckt Nebel) Regen Regen⁴) bedeckt 1 252 1

heiter .

762 2halb bed. 9 uest. Anfang 760 NO ZRegen 4— RFemner ee 763 SW 2 wolkig I 766 O 2 halb bed. 11 6765 S8 1 heiter 15

¹) Dunst. ²) Reif, Eisbildung. ³) Reif. ⁴) Gestern

tachts, früh Regen. ³) Nachts Regen. Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Minimum, welches gestern über em südöstlichen Schweden lag, ist nordostwärts ver⸗ chwunden, ein neues ziemlich tiefes Minimum liegt orm Kanal, über Irland starke östliche und süd⸗

östliche Winde verursachend. Am höchsten ist der Luft⸗ ruck über der Alpengegend. Bei schwacher, vorwiegend ördlicher bis westlicher Luftströmung ist das Wetter in Deutschland meist trübe, im Norden, o vielfach Reifbildung stattfand, kalt, im Süden mild, fast überall ist Regen gefallen, am meisten 40 mm zu Wiesbaden. Das Frostwetter beschränkt ich auf Schweden, Finland und die russischen Ostseeprovinzen. Ruhiges, ziemlich heiteres, vielfach ebliges Wetter mit Nachtfrösten demnächst wahr⸗

ein Traum.

West.

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raden.

—, en RcrSe- SaoweoeShne

lingsschlacht.

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern haus. 220. Vorstellung. Tristan und Isolde. In 3 Akten von Richard Wagner. meister Dr. Muck.

Schauspielhaus. 8 Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag: Opernhaus. ersten Male: Der kleine Haydn. Cipollint. deutsch von Otto Eisenschütz. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Hänsel und Gretel. Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humper⸗ dinck. Text von Adelheid Wette.

Schauspielhaus. K Dramatisches Gedicht in 5 Aufzügen. Nach dem Spanischen des Calderon de la Barca, für die deutsche Bühne bearbeitet von Carl August son Anfang 7 ½ Uhr. 1“

Dentsches Theater. Mittwoch: Die Kame⸗

Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Die Weber. b Freitag (außer Abonnement): Die Kameraden.

Berliner Theater. Mittwoch: Das Heiraths⸗ Anfang 7 ½ Uhr.

Niobe. Unter vier Angen. onnements⸗Vorstellung): Die Hexe.

Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Madame Saus⸗Geéne. Freitag: Die Schmetterlingsschlacht.

Friedrich - Chausseestraße 25 /26. Mittwoch: Der Bogelhändler. 3 Aufzügen nach einer Idee des Bieville von L. Held und M. West. 6 Herr Epstein. Dirigent: Herr Kapellmeister Baldreich. Anfang 7 ½ Uhr. 8 Donnerstag: Der Vogelhändler

Residenz⸗Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. Mittwoch: Zehntes Gastspiel des Monsieur Andr Deutsche Seewarte. ganzen Gesellschaft (Théàtre Libre)

[La Tante Léontine.

Comédie en 1 acte

7 ½ Uhr. Dirigent: Kapell⸗

Anfang 7 Uhr. 230. Vorstellung. Wie die

Neues Theater.

221. Vorstellung. Zum Oper in 1 Akt

Tert von A. Cipollin⸗ setzt von Sigmund Lautenburg.

Anfang 7 ½ Uhr.

231. Vorstellung. Das Leben

glänzender Ausstattung. welt. von Hector Cremieux.

Zentral⸗Theater.

O, diese Berliuer!

ley’s Tante.

Lacobson. Musik von setzt von Adolpb Ernst.

gratis.

lhelmstädtisches Theater.

Comédie par Boniface et Bodin. Jacques Damour. par Emile Zola.

Donnerstag: L'école de Veufs en 5 actes par Georges Ancey. Les Fenéètres en 3 Scènes par Couturier et Perrin.

Schiffbauerdamm 4a. /5. Mittwoch: Komödianten! (Cabotins!]) Lustspiel in 4 Akten von Eduard Pailleron. 1 te. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag, Freitag, Sonnabend: Komödianten!

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Direktion: Julius Fritzsche. Mittwoch: In neuer Orpheus in der Unter⸗ Operetten⸗Feerie in 4 Akten (12 Bildern) Deutsch von Eduard Jacob⸗ Musik von Jaques Ofsenbach. Donnerstag: Orphens in der Unterwelt.

Alte Jakobstraße Nr. 30 Direktion: Richard Schultz. Emil Thomas a. G. Anna Bäckers. Josefine Dora. Mittwoch: Zum 54. Male. Große Posse mit Gesang und Tanz in 6 Bildern (nach Salingré's „Reise durch Berlin“) von Julius Freund. Julius Einödshofer. Anfang 7 ½ Uhr.

Adolph Ernst⸗Theater. Mittwoch: Char⸗ 1 5 8 . von Brandon 3 ö omas. Vorher: e Bajazzi. Lessing⸗Theater. Mitwoch: Die Schmetter⸗ Poss in 1 Akt von Ed. Jacobson und Benno ranz Roth. In Scene ge⸗ nfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung. Zeder Besucher der morgen stattfindenden Jubi⸗ äums⸗Vorstellung erhält ein Souvenier⸗Exemplar

en 3 actes

Birkus Renz (Karlstraße). Mittwoch: Zum letzten Male: Auf auf zur fröhlichen Jag 84 Außerdem: d. ostpr. Hengst Blondel, vorgef. v. Dir. Fr. Renz. Das Schulpferd Cromwell u. d. Steiger Alep, ger. v. Frl. Wally Renz. Colmar, ger. v. Herrn Ernst Renz. Die Reckkünstlerinnen Geschw. Hoffmann; der renomm. Akrobaten Gebr. Eugsne, der Clowns Gebr. Villaud ꝛc. Croissance électrique (d. geheimnißvolle Wachsthum) pant. Schwank v. Dir. Fr. Renz. 1

Donnerstag: Zum 1. Male: Tjo ni en (Beim Jahreswechsel in Peking), gr. Manoͤge⸗Schaustück v. Dir. Renz.

Sonntag, Nachm. 4 Uhr: Komiker⸗Vorstellung. (1 Kind unter 10 Jahren frei.)

Anfang

In Scene ge⸗

Familien⸗Nachrichten.

Verehelicht: Hr. Regierungs⸗Assessor Otto Kessel⸗ kaul mit Frl. Elisabeth Tillmann (Frankfurt a. M. Köln a. Rh.).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Anmtsrichter E. Trautwein (Goldberg). Hrn. Landrath Kögel (Landsberg, Warthe). Eine Tochter⸗ Hrn. Oberlehrer Paul Sanio (Königsberg). 38 Fürstl. waldeckschen Hofjägermeister und Ober⸗

orstmeister von Estorff (Arolsen). Hrn. Ritt⸗ meister Heidborn (Saarburg). Hrn. Prem⸗ Lieut Kurd Frhr. von Uslar⸗Gleichen (Marienberg in Sachsen). 2

Gestorben: Hr. Rittergutsbesitzer Eugen Quass owsfi (Molditten). Hr. Regierungs⸗ und Medizinal⸗ Rath Dr. Adolf Bohde (Stade). Hrn. Oberst⸗ Lieut. z. D. von Wrochem Sohn Kadett Paul Ernst (Bensberg). Hr. Hofrath Hans Kühn (Berlin). Fr. Pastor Adolfine Dressel, geb. Michaelsen (Steglitz). Fr. General⸗Lieut. z. D. Frhr. von Freyberg (München).

Anfang 7 ½ Ul r.

Musik von

Parodistische

Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Siemenroth in Berlin.

Operette in Konzerte.

Musik von Carl Zeller. Regie:

Blumenstraße Nr. 9.

Autoine mit seiner aus Paris.

Hermann Andrew.

Konzert-Hans. Mittwoch: Karl Meyder⸗ 8 Konzert. Lortzing⸗Feier, unter freundl. Mitw. der 8 Konzertsängerin Frau Betty Waibel.

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Anfang 7 ½ Uhr: I. Lieder⸗ und Balladen⸗Abend von

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagk⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 322.

Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),

sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des bffen⸗

lichen v⸗; (Kommanditgesellschaften

Aktien und Aktiengesellschaften) für die W vom 15. bié 20. Oktober 1894.

Mittw och,

Berlin, Dienstag, den 23. Oktober

zeiger.

Straffälle in Bezug auf Zölle und Steuern im Deutschen Reich im Etatsjahre 1893/94.

Nach den Bestimmungen eines Bundesrathsbeschlusses vom 26. Juni 1880 482 der Protokolle) werden alljährlich vom Kaiser⸗ lichen statistischen Amt Nachweisungen über die im Reich bezw. im deutschen Zollgebiet angefallenen und erledigten Prozesse wegen Ueber⸗ tretung der Zoll⸗ und Steuergesetze, sowie der Ein⸗, Aus⸗ und Durch⸗ fuhrverbote zusammengestellt.

Aus der unlängst erfolgten neuesten derartigen Veröffentlichung geht hervor, daß im Etatsjahr 1893/94 insgesammt 25 217 Prozesse der gedachten Art anhängig geworden und 24 893 erledigt sind. In den Verurtheilungen, zu denen die erledigten Prozesse führten, wurden

8

Anhängig

e Erledigte gewordene

Prozesse

Zölle. 1456464 116 Ein⸗, Aus⸗ und Durchfuhrverbote.... 421 05 ee ö 111“ 181 192 bgabe von inländischem Salz .... 587 5 F 1X144“ 1 993 1 991 eeee“; 2 744 2 518 Spielkartenstempelsteuer ... . 63 I Reichsstempelabgaben 230 240 Branntweinsteuer. 2 525 2 525 L1114“* 1 088 1 110

Prozesse in Beziehung auf

25 347 Personen zu Geld⸗ und 299 unmittelbar zu Freiheitsstrafen verurtheilt. Erstere umfassen auch diejenigen Fälle, die demnächst (z. B. wegen Zahlungsunfähigkeit der Verurtheilten u. s. w.) in Freiheitestrafe verwandelt wurden oder werden, sowie die, in denen noch zusätzlich auf Freiheitsstrafen erkannt wurde.

Zu Geldstrafen wurden verurtheilt 13 693 Personen wegen Defraudation, darunter 393 im ersten und 74 im zweiten Rückfall, 165 neben den Geldstrafen zusätzlich zu Freiheitsstrafen. Der Betrag der hinterzogenen einfachen Gefälle belief sich auf 210 194 ℳ, der⸗ jenige der erkannten Geldstrafen auf 541 958 Wegen Ordnungs⸗ widrigkeit wurden Geldstrafen in Höhe von 54 218 gegen 11 355 Personen, wovon 6 zusätzlich mit einer Freiheitsstrafe bedacht wurden, ausgesprochen.

„Wie sich die betr. Zahlen auf die verschiedenen Gattungen der gefährdeten Abgaben vertheilen, erhellt aus folgender Uebersicht:

egesthe unges zu Geldstrafe wmegen Defraudation wegen Ordnungswidrigkeit

hinterzogene Verurtheilte Ver⸗ erkannte

ein ache erkannte . Gefälle Geldstrafe urtheilte EGeldstrafe 6 300

72 123 249 319 68 3 833 16 989 19 5 996 64 ““ 1 710 596 523 4 679 1122 4 938 51 842 ““ 8 21 51 18 959 186 359 180 766 1 510 75 79 15 893 1 034 33 230 503

Uebergangsabgaben .... 8 838 810 zusammen 1893/94 25 2177 24893 1892/93 25 097

Gegen das Vorjahr hat die Zahl der anhängig gewordenen Pro⸗ zesse um 120 zugenommen, dagegen sind 660 weniger erledigt worden. Die Zahl der wegen Defraudation verurtheilten Personen ist um 2168 oder 13,7 % geringer, die der wegen Ordnungswidrigkeit be⸗ straften um 571 größer als im Vorjahre. Dagegen hat der aller⸗ üeß von Zufälligkeiten abhängige Betrag der hinterzogenen einfachen Gefälle E11““ Vermehrung von 98 144 (= 87,6 %) er- fahren, während die erkannten Geldstrafen hei Defraudation um 42 019 (= 7,2 %) geringer ausfielen und bei Ordnungswidrigkeiten nur die unbedeutende Zunahme von 1010 aufwiesen.

Zugenommen hat insbesondere bei Defraudationen die Zahl der Verurtheilten, welche sich Strafthaten in Beziehung auf die Abgabe von inländischem Salz, auf die Branntweinstener und die Uebergangs⸗ abgaben, bei Ordnungswidrigkeit die Zahl der Verurtheilten, welche sich solche in Beziehung auf die Zölle, die Tabacksteuer, die Brannt⸗ wein⸗ und die Brausteuer haben zu Schulden kommen lassen. Hierbei mag übrigens nicht unerwähnt bleiven, daß die betreffs der Brau⸗ steuer gemachten Angaben sich nur auf das Brausteuergebiet erstrecken, also die in Bayern, Württemberg, Baden und Elsaß⸗Lothringen vor⸗ gekommenen Fälle nicht mit enthalten.

Unter den Zollkontraventionen des Jahres 1893/94 sind 43 Fälle verzeichnet, in denen über 89 Personen wegen Bandenschmuggels d. i; eine Vereinigung von drei oder mehr Personen zur gemein⸗ schaftlichen Ausübung einer Kontrebande oder Defraude bezw. des⸗ wegen, weil dieselben bei Verübung einer Kontrebande oder Defrau⸗ dation behufs Widerstandes gegen die Zollbeamten Waffen mit sich führten, verschärfte Defraudationsstrafen verhängt wurden. Diese Personen wurden zusätzlich mit Freiheitsstrafen belegt.

Von den 299 unmittelbar zu Freiheitsstrafen Verurtheilten hatten sich 64 gegen die Zollgesetze, 221 gegen die Ein⸗, Aus⸗ und Durchfuhrverbote, 13 gegen das Branntweinsteuergesetz und 1 gegen das Brausteuergesetz vergangen. Gegen das Vorjahr, wo 456 Per⸗ sonen unmittelbar zu Freiheitsstrafen verurtheilt wurden, ist eine Ver⸗ minderung um 157 Köpfe oder mehr als ein Drittel eingetreten.

Konfiskationen von Waaren wegen Fochheeaccdariea kamen im Berichtsjahre bei einer Menge von 22 301 kg (gegen 45 841 kg im Jahre 1892/93) vor; davon wurden 21 558 kg bei unmittelbarer Einschwärzung über die Grenze und 743 kg nach er⸗ folgter Zollabfertigung konfisziert. Unter den konfiszierten Waaren nahmen das Salz mit 13 217 kg, der Taback (Blätter, Stengel und Fabrikate) mit 1871, der Branntwein mit 1545, der Kaffee (roh und gebrannt) mit 1370 und der Zucker mit 1105 kg die ersten Stellen ein. Außerdem wurden 121 Stück Rindvieh und 537 Schweine und Spanferkel konfisziert. Die meisten Konfiskationen von Waaren kamen an der russischen und belgischen Grenze, beim Vieh an der russischen, österreichischen und niederländischen Grenze vor. Gelegentlich der unmittelbaren Einschwärzungen zollpflichtiger Waaren über die Folaren sind zwei Schmuggler verletzt worden, von denen einer den

olgen seiner Verletzung erlegen ist.

dagegen

Invaliditäts⸗ und Altersversicherung.

Beei der Invaliditäts⸗ und Altersversicherungs⸗Anstalt Berlin

sind im Laufe des Vierteljahres Juli/September 1894 167 Anträge auf Gewährung von Altersrente eingegangen; aus der Zeit vor dem 1. Juli 1894 lagen noch 47 Anträge vor, hinsichtlich deren die Ent⸗ scheidung noch ausstand. Von diesen 214 Anträgen sind bewilligt 138, abgelehnt 35, anderweit erledigt 4 und unerledigt auf das folgende Vierteljahr übernommen 37. Bis zum 30. September 1894 waren insgesammt bewilligt an Altersrenten 2524. Von diesen sind aus⸗

eschieden durch Tod 361, aus anderen Gründen 41, zusammen 402, sodaß am 1. Oktober 1894 2122 Altersrentenempfänger vorhanden waren.

„Innerhalb des gleichen Vierteljahrs sind 334 Anträge auf Ge⸗ währung von Invalidenrente eingegangen und 145 unerledigt aus dem Voroierteljahr übernommen. Von diesen 479 Invalidenrenten⸗ anträgen sind 206 bewilligt, 107 abgelehnt, 13 anderweitig erledigt, 153 unerledigt auf das folgende Quartal übernommen worden. ÄAn Invalidenrenten sind bis zum 30. September 1894 überhaupt 1180 bewilligt worden. Ausgeschieden sind inzwischen durch Tod 197, aus anderen Gründen 15, zusammen 212. Mithin war am 1. Oktober 1894 ein Bestand von 968 Invalidenrenten⸗Empfängern aufzuweisen.

Zur Arbeiterbewegung. 8

In der gestrigen ersten Sitzung des sozialdemokra⸗ tischen Parteitags zu Frankfurt a. M. bildete der Geschäftsbericht des Parteivorstandes den ersten Verhandlungs⸗ gegenstand, zu dem der Parteikassierer Gerisch bemerkte:

In Köln könne das dort erscheinende Parteiblatt nicht rentieren. Man möge bei Begründung neuer Parteiblätter nie außer Acht lassen, zaß, wo nicht ein genügender Boden dafür vorhanden sei, von der

egründung eines Parteiblatts Abstand genommen werden müsse.

r ersuche die Genossen allerorts, sich mehr als bisher des Partei⸗ kassierers zu erinnern. Der Kassenbericht enthalte Summen, die be⸗ reits früher als Kasseneingänge figurierten. Mit Ausnahme von Berlin und Hamburg seien d übrigen Deutschland im ganzen

13 693 210 194 541 9bö8 11 355 534 218 15 851 112 050 583 977 10 784 53 208.

31 450 an die Parteikasse eingegangen. Aus diesem Grunde seien die Anträge auf Herabsetzung des Abonnementspreises des „Vorwärts“ und der übrigen Parteiblätter zu bekämpfen. Wenn man die Ueberschüsse aus den Parteiblättern noch schmälern wolle, dann werde die Parteikasse fernerhin nicht mehr in der Lage sein, den an sie gestellten An⸗ forderungen zu genügen. Der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Meister (Hannover) erstattete Bericht im Namen der Kontrol⸗ Kommission und bemerkte: Bedauerlich sei, daß in vielen Orten Parteiblätter begründet würden, ohne daß vorher die Bedürfn ißfrage geprüft werde. In Rheinland⸗Westfalen machen sich die Partei⸗ blätter zum theil gegenseitig Konkurrenz. Er bezeichnete die Begründung des „Sozialdemokrat“ als klägliches Experiment. Der Redner beantragte schließlich, dem Parteivorstande Decharge zu ertheilen. Zu diesem Verhandlungsgegenstand lagen verschiedene Anträge aus der Mitte der Partei vor, unter denen sich mehrere mit den Gehaltsverhältnissen der Parteibeamten und Redakteure beschäftigen. Der sozialdemokratische Reichstags⸗Abgeordnete Bebel trat für die bestehenden Gehaltsverhältnisse ein. Der Delegirte Kobelt (Kottbus) beantragte, das Maximalgehalt der Parteibeamten und Redakteure auf 4000 zu bemessen. Es müsse doch berücksichtigt werden, daß die Ge⸗ hälter aus Arbeitergroschen aufgebracht werden. Er könne nicht einsehen, daß die Thätigkeit der geistigen Arbeiter höher bewerthet werden müsse, als die der körperlichen. Ein Kohlengräber strenge sich be⸗ deutend mehr an als jemand, der in der Stube sitze und schreibe. Die hohen Gehälter erschweren die Landagitation. In dem gleichen Sinne spricht sich u. a. auch Legien (Hamburg) aus, dem wsederum Bebel entgegentritt. Der Delegirte Ewald (Brandenburg a. H.) erklärte, er könne sich nicht ohne weiteres für die Herabsetzung der Gehälter erklären. Allein es handle sich wohl weniger um diese Frage, es gehe aber ein allgemeiner Zug der Unzufriedenheit durch die Partei wegen des Eindringens zu viel akademisch gebildeter Leute. Diese wollen nicht als Rekruten in die Partei eintreten, sondern sofort Offiziere spielen. Weiter müsse er bemerken, daß sowohl die Räume des Parteibureaus als auch die der Redaktion des „Vorwärts“ viel zu luxuriös eingerichtet seien; das Parteibureau könnte sehr gut in einem Hinterhause untergebracht sein und auch die Redaktion des „Vor⸗ wärts“ könnte sich mit einem Zimmer begnügen. Man dürfe mit den Geldern einer Arbeiterpartei nicht so verschwenderisch umgehen. Nach dem Schluß der Erörterung wurde dem Vorstand die Ent⸗ lastung ertheilt. Alle zu diesem Punkte der Tagesordnung vorliegenden Anträge mit Ausnahme eines, der verlangt, daß die Neugründung von sogenannten Parteigeschäften vorläufig unterbleiben solle, wurden ab⸗ gelehnt. Frau Klara Zetkin (Stuttgart) berichtete hiernach im Auftrage der Mandats⸗Prüfungskommission, daß 222 Delegirte an⸗ wesend seien, die 268 Wahlkreise vertreten. Unter den Delegirten befinden sich 9 weibliche.

Aus Bochum wird der „Köln. Ztg.“ u. d. 21. d. geschrieben: Die den evangelischen Arbeitervereinen des Kreisverbandes Bochum angehörenden Bergarbeiter haben in einer heute von dem Vorstand anberaumten Zusammenkunft erklärt, daß sie dem christ⸗ lichen Gewerkverein beitreten wollen. Zugleich haben sie zwei Abgeordnete für die Hauptversammlung gewählt. Der Vorstand und die Vertreter des Bochumer Kreisverbands evangelischer Arbeiter⸗ vereine beriethen darauf über die Stellungnahme zu dem christlichen Gewerkverein und kamen nach lebhaftem Meinungsaustausche mit schwacher Mehrheit zu dem Beschluß, „den dem Verbande ange⸗ hörenden Vereinen den Beitritt und die Wahl von Vertretern zu empfehlen“.

Aus München wird der „Voss. Ztg.“ gemeldet: Die Polizei⸗ Direktion München erklärte die örtliche Verwaltungsstelle des deutschen Metallarbeiter⸗Verbandes München für einen politischen Verein, weil die in letzter Zeit im Verein gehaltenen Vorträge einen stark politisch gefärbten Charkter getragen hätten.

In Heidelberg haben einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge die Eisendreher der Maschinenfabrik von Molitor u. Co. wegen Lohnkürzung die Arbeit niedergelegt. Wiederholte Einigungsversuche blieben erfolglos.

Zum Ausstande der schottischen Kohlengrubenarbeiter berichtet die Londoner „A. K.: Endlich ist der Ausstand der schottischen Kohlengrubenarbeiter in Fifeshire nach fünfzehnwöchiger Dauer zu Ende. Ihr Exekutivausschuß selbst rieth am letzten Sonnabend, die Arbeit wieder aufzunehmen und sich zu dem Zweck gütlich mit den Meistern abzufinden. Die Bergwerksbesitzer sind insofern versöhnlich, als sie, soweit möglich, ihre alten Leute wieder anstellen wollen. Der Ausstand hat den Ausständigen 80 000 Pfd. Sterl. gekostet.

Aus Madrid meldet „W. T. B.“: Der Ausstand der Ar⸗ beiter in Ri Catalonien), d s Monate hindurch dauerte, ist beendet. b

Literatur.

Gesetze ꝛc. 8 f 1

Das Reichs⸗Stempelgesetz vom 27. April 1894. Er⸗ läutert von Dr. Landgraf, Syndikus der Handelskammer in Frank⸗ furt a. M. Berlin 1894, Carl Heymann’'s Verlag. Nr. 16 der im vorgenannten Verlage erscheinenden „Tasch *bringt

das Reichs⸗Stempelgesetz. Der Verfasser, welcher in seiner amtlichen Stellung den Verkehr und boslen Bedürfnisse kennt, hat diese seine Kenntniß in Verbindung mit Rechtskenntaiß verwerthet, um einen für den Juristen und Geschäftsmann gleich brauchbaren Kommentar zu bearbeiten. Erfreulicherweise sind die Gewohnheiten der Kaufleute bntpr⸗cgend berücksichtigt, was namentlich für den Juristen werth⸗

voll

Die Wuchergesetze für das Deutsche Reich. Erläutert von Ernst Barre, Landgerichts⸗Rath, Berlin, Carl 8 Ver⸗ lag. Nachdem in der Le. über die Entstehung der Novelle vom 16. Juni 1893 berichtet ist, folgt das Gesammtgesetz mit erwünschten, kurzen, gut gefaßten Erläuterungen. Ein sorgfältiges Sachregister macht den Abschluß.

Dichtkunst. „Von deec bereit; angezeigten neuen Lieferungsausgabe der sämmtlichen Werke Grillparzer's, welche August Sauer, ein gründlicher Kenner des Dichters, besorgt, liegen jetzt vier weitere Lieferungen, 3 bis 6 vor. Sie bringen die Fortsetzunc der bei uns in Norddeutschland wenig bekannten Gedichte, die namentlich in den Abschnitten „Politisches“, „Polemisches“, „Inschriften⸗, Denk⸗ und Sendeblätter“, „Sprüche und Epigramme“ eine große Zahl geistvoller und scharfgeschliffener dichterischer Gedanken enthalten. Zwar sind letztere meist nur noch im Rahmen der zeitgenössischen Ver⸗ hältnisse recht zu verstehen, sie haben zum theil aber auch für heute noch ihre volle Geltung. Wer Grillparzer nur aus seinen romantischen Dramendichtungen kennt, wird erstaunt sein über die sprühenden, ja sengenden Geistesblitze, die daraus hervor⸗ schlagen; besonders die Epigramme aus seinem Nachlaß enthalten viele beißend satirische Vierzeiler, die für die Kultur⸗ und Zeitgeschichte von hohem Interesse sind. Die neue, mit erläuternden Einleitungen versehene billige Ausgabe der Werke Grillparzer's erscheint (im Ver⸗ lage der J. G. Cotta'schen v Nachfolger, in Stuttgart) in 40 vierzehntäglichen Lieferungen (20 Bänden) zum Preise von je 40 (80) ₰. Kunst.

Meisterwerke der Holzschneidekunst. XVI. Band. Verlag von J. J. Weber in Leipzig. (Pr. 12 ℳ) Was sie einst zu werden versprachen, zein Museum im kleinen“, das die hervorragendsten Werke alter und moderner Kunst in trefflich ausgeführten Holzschnitten wiedergiebt, um so die Freude an ihnen und das Verständniß auch in weitere Kreise zu tragen, das haben die „Meisterwerke der Holz⸗ schneidekunst“ gehalten, ja von Jahr zu Jahr hat sich die künstlerische Bedeutung ihres Inhalts gesteigert. In der Hauptsache bringen sie, den Anforderungen der Gegenwart entsprechend, Werke namhafter neuerer Meister, die besonders auf den Kunstausstellungen die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben, oder ältere Werke, die von bleibendem Werth sein werden; ferner Werke von älteren Klassikern der Malerei, endlich Bilder aus der Hochgebirgswelt, Skulpturen ꝛc. Der Inhalt ist möglichst mannigfalrig und vielseitig und bietet so auch dem, der auf das Gegenständliche der Darstellung einen Hauptwerth legt, eine Fülle interessanten Anschauungsstoffs. Die Ausführung hält gleichen Schritt mit der hochentwickelten Technik des Holzschnitts, der in seinem Streben, malerischen Effekten gerecht zu werden, kaum noch einer 16sn Vervollkommnung fähig ist. Auch der diesjährige Band mit einen trefflich gelungenen, größtentheils zeitgenössische Kunstschöpfungen vorführenden Holzschnitten reiht sich den früheren in würdigster Weise an. Daß die „Meisterwerke“, vermöge ihrer reich mit Gold⸗ und Schwarzdruck auf Deckel und Rücken ausgestatteten Prachteinbände 88 4 ℳ) eine geschmackvolle Zierde für den Salon bilden, dient ohne Zweifel auch zur Vermehrung ihrer Beliebtheit.

Reisebücher.

Die „Durch Schwaben " betitelte Serie der „Europäischen Wanderbilder“ (Verlag des Artistischen Instituts von Orell Füßli in Zürich) ist um ein neues (6.) Bändchen (Nr. 232, Preis 50 ₰) vermehrt worden, worin „Der Hohenstaufen und sein Gebiet“ geschil⸗ dert wird. Der anziehend geschriebene Text führt den Leser in das Herz Schwabens, eine landschaftlich anmuthige und auch an geschicht⸗ lichen Erinnerungen reiche Gegend mit romantischen alten Burgen und kunstgeschichtlich interessanten Kirchen. Das mit 12 guten Holz⸗ schnitt. Abbildungen gezierte kleine Heft wird, wie die früher erschienenen, dem Wanderer als belehrender Führer dienen und dem Heimgeke eine angenehme Erinnerung an das Gesehene wachrufen.

Verschiedenes.

Vielfach und mit Recht wird es lagt, daß in unserer rasch lebenden, nivellierenden Zeit a der Familien⸗ sinn, das frohe Gedenken der Väter, ihrer Thaten und Ver⸗ dienste, zu schwinden beginnt. Wir haben wiederholt in den besseren bürgerlichen Kreisen angehörenden Familien zu beob⸗ achten Gelegenheit gehabt, daß über die Großeltern hinaus die nähere Kenntniß der Vorfahren verloren gegangen ist. Es ist dies in der That bedauerlich. Wie könnte in vielen Fällen ein pietätvoll gepflegter Familiensinn der lebenden Generation ein Sporn sein zu eifriger Arbeit und pflichtvoller Nachahmung verdienter Voreltern! Wir haben deshalb mit Interesse Kenntniß genommen von einer jüngst erschienenen Arbeit des Rechtsanwalts bei dem Königlichen Landgericht Berlin August Victor Schoeller: Geschichte der insbesondere auf industriellem Gebiete hoch⸗ geachteten rheinischen Familie Schoeller, (als Manuskript gedruckt, Verlag von R. Eisenschmidt in Berlin). Diese Veröffentlichung, zunächst für den Kreis der Familie bestimmt, hat ein über diesen Rahmen hinausgehendes allgemeines Interesse. Die Vorfahren des Verfassers waren ursprünglich als Mitglieder des bergischen und fülichschen Adels Grundbesitzer, auf ihren alten Lehngütern zu Schoeler, Weiler und Belmen ansässig, später auch höhere Ver⸗ waltungsbeamte ihrer Landesherren, der Herzöge von Jülich und Berg. Seit über drei Jahrhunderten gehört alsdann die Familie Schoeller fast ausschließlich der Industrie an und hat sich auf diesem Gebiete sowohl in Deutschland wie in Oesterreich eine der ersten Stellungen errungen. Zahlreiche Mitglieder der Familie werden jetzt u den hervorragendsten Industriellen auf dem Gebiete der Tuch⸗, eppich⸗, Zucker⸗ und Papierfabrikation, sowie der Spinnerei⸗, Färberei⸗ und Mühlen⸗Industrie gezählt. Die umfassenden Vorarbeiten des Verfassers und seines verstorbenen Vaters, des bekannten früheren dirigierenden Arztes des Königlichen Charité⸗Krankenhauses zu Berlin, Professors Dr. Julius Vietor Schoeller, haben es ermöglicht, die Genealogie der Familie in fortlaufender Reihe bis zum Jahre 1382 Bühnbegen. Von besonderem Interesse, insbesondere für die rheinische Geschichte sind die Darlegungen des Verfassers über die Be⸗ ziehungen der Familie Schoeller zur Reformationsbewegung am Rhein. Ein Nicolaug Schoeler ist evangelischer Hof⸗ prediger des 1546 abgesetzten Erzbischofs von Köln, Grafen Hermann von Wied gewesen. Bemerkenswerth sind auch die Beziehungen der FeG der Jülicher Lande zum Großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm III. und zu Friedrich dem Großen. Sie fanden bei den fremden Monarchen das Mitgefühl, welches der eigene Landesherr ihnen versagte, und dankten der Unterstützung jener vielfache Erleichte⸗ rung in ihrer hüufig bedrängten Lage. Eingehend werden auch die Verdienste der Schoeller'schen Familie um die Entwickelung des Eisen⸗ hüttenbe riebs in dem in der Eifel belegenen Schleidener Thal