1894 / 255 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 29 Oct 1894 18:00:01 GMT) scan diff

Handel und Gewerbe. 8

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 27. d. M. gestellt 11 314, nicht recht⸗ itig gestellt 1027 Wagen. In Oberschlesien sind am 26. d. M. gestellt 4048, nicht recht⸗ zeitig gestellt 1152 Wagen. 11“

8

Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 27. Oktober die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Schulstraße 73 u. 72, dem Bauunternehmer Ad. Simon gehörig, Fläche 6,08 a mit einem Nutzungswerth von 6430 ℳ, und 8,29 a mit 8620 Nutzungswerth; Mindestgebot 80 700 und 113 300 ℳ; mit diesen blieb der Bankdirektor Alfred Schunk zu Berlin Meistbietender. . 1

Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin standen die nachbenannten Grundstücke zur Versteigerung: das im Grundbuch von Pankow Band 19 Blatt Nr. 689 856 den Namen des Bäckermeisters ban st Becker zu Pankow eingetragene, zu Pankow, Marimilian⸗ straße, belegene Grundstück; Mläche 3,89 a; Mindestgebot 750 ℳ; für das Meistgebot von 60 100 wurde der Kaufmann Ernst Buwert zu Köpenick Ersteher. Das im Grundbuch von Pankow Band 21 Blatt 724 auf den Namen des Maurermeisters Robert Lehmann eingetragene, zu Pankow, Florastraße, belegene Grundstück; Fläche 5,16 a; Mindestgebot 901 ℳ; für das Meistgebot von 65 050 wurde der Kaufmann Carl Wilhelm Eger zu Berlin, Rauchstraße 14, Ersteher. Das im Grundbuch von Weißensee Band 34 Blatt Nr. 1000 auf den Namen des Kanzleidieners im Reichs⸗Patentamt Gustav Jacobi zu Berlin eingetragene, zu Neu⸗ Weißensee, Straßburgstraße 42, belegene Grundstück. Fläche 4,50 a; Nutzungswerth 1270 ℳ; Mindestgebot 5,25 ℳ; für das Meistgebot von 17 280 wurde der Maurermeister Wilhelm Heinrich zu Berlin, Prenzlauer Allee. 219, Er⸗ steher. Das im Grundduch von Groß⸗Lichterfelde Band 6 Blatt Nr. 158 auf den Namen des Bauunternehmers Edmund Ehrhardt zu Große⸗Lichterfelde eingetragene, zu Groß⸗ Lichterfelde belegene Grundstück; Fläche 12,77 a; Mindestgebot 55 200 ℳ; da ein Gebot nicht abgegeben, wurde das Verfahren vor⸗ läufig eingestellt. Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangs⸗ vollstreckung wegen des im Grundbuche von Deutsch⸗Wilmersdorf Band 2 Blatt Nr. 94 auf den Namen des Steinmetzmeisters Fritz Kübler eingetragenen, zu Deutsch⸗Wilmersdorf, Branden⸗ burgischestraße 113, belegenen Grundstücks.

Berlin, 27. Oktober. Wochenbericht für Stärke Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sa bersky. Ia. Kartoffelmehl 17 17 ½ ℳ, la. Kartoffelstärke 17 17 ½ ℳ, IIa. Kartoffelstärke und Mehl 13 16 ℳ, feuchte Kartoffel⸗ stärke Frachtparität Berlin 9,30 ℳ, Frankfurter Syrup Fabriken zahlen nach Werkmeisters Bericht fr. Fabrik 8,90 ℳ, gelber Syrup 19 19 ½ ℳ, Kap.⸗Syrup 20 21 ½ ℳ, Kap.⸗Erport 21— 21 ½ ℳ, Kartoffelzucker elber 19 19 ½ ℳ, do. Kap. 20 20 ½ ℳ, Rum⸗Kouleur 33 34 ℳ,

Zier⸗Kouleur 32 31 ℳ, Dextrin, gelb und weiß, lIa. 23 ½ 24 ℳ, do. sekunda 21 —22 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 25 27 ℳ, Weizenstärke (großst.) 33 35 ℳ, Hallesche und Schlesische 34 36 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 49 50 ℳ, do. (Stücken) 47 48 ℳ, Maisstärke 30 32 ℳ, Schabestärke 28 29 ℳ, Viktoria⸗Erbsen 16 21 ℳ, Kocherbsen 13 18 ℳ, grüne Erbsen 14—19 ℳ, Futtererbsen 12—13 ℳ, inländische weiße Bohnen 18 21 ℳ, weiße Flachbohnen 21 23 ℳ, ungarische Bohnen 17— 19 ℳ, galizische und russische Bohnen 16 —17 ℳ, roße neue Linsen 30 42 ℳ, mittel Linsen 20 30 ℳ, kleine Linsen 4 20 ℳ, Mohn, blauer 32 40 ℳ, do. weißer 42 60 ℳ, Hirse, weiße 18 20 ℳ, gelber Senf 22 28 ℳ, Hanfkörner 19 bis 20 ℳ, Buchweizen 13 ½ 14 ℳ, Wicken 13 13 ½ ℳ, Pferdebohnen 12 12 ½ ℳ, Leinsaat 20 21 ℳ, Mais loko 11 13 ℳ, Kümmel 54 60 ℳ, Leinkuchen 12 13 ℳ, Rapskuchen 11 ½ 12 ½ ℳ, Roggenkleie 6 ¾ —7 ℳ, Weizenkleie 7 7 ½ ℳ, pa. helle getr. Biertreber 28 30 % 10 10 ¼ ℳ, pa. Getreideschlempe 31 33 % 11 ½ bis 12 ½ ℳ, pa. Maisschlempe 40 42 % 12 ¾ 13 ½ ℳ, Malzkeime 8 9 ¼ (Alles per 100 kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg.)

Herr Mödlinger.

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlacht⸗ viehmarkt vom 27. Oktober 1894. Auftrieb und Marktpreise nach Schlachtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welche nach Lebendgewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 3194 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) I. Qualität 116 126 ℳ, II. Qualität 106 112 ℳ, III. Qualität 94 102 ℳ, IV. Qualität 84 90 Schweine. Auftrieb 5599 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 102 104 Landschweine: a. gute 98 100 ℳ, b. geringere 92 96 ℳ, Galizier ℳ, leichte Ungarn bei 20 % Tara, Bakonver 84 bei 27,5 kg Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 802 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qual. 1,24 1,36 ℳ, II. Qual. 1,12 1,22 ℳ, III. Qualität 0,90 1,10 Schafe. Auftrieb 10 445 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 0,84 1,16 ℳ, II. Qualität 0,64 0,80 ℳ, III. Qualität

Die Berlin⸗Wilmersdorfer Terraingesellschaft in Liq. wird am 5. November d. J. eine zweite Rückzahlung in Höhe von 20 % des Aktienkapitals mit 200 für jede Aktie zur Aus⸗ schüttung bringen. Die Zahlung erfolgt in Berlin bei der Bank für Handel und Industrie.

Verdingungen im Auslande.

Dänemark.

Staatsbahnverwaltung (Banechefens Contor, Colbjörnsensgade 11) in Kopenhagen und 6. Bane- sections-Contor in Aarhus: Lieferung von:

ca. 150 000 Stück Eisenbahnschwellen, ca. 100 000 laufenden Fuß Weichenhölzern. Bedingungen an Ort und Stelle und beim „Reichs dänischer Sprache.)

6. November 2 Uhr.

Laut Telegramm aus Herbesthal ist die zweite englische Post von London über Ostende vom 29. d. M. ausgeblieben; Grund: Zugverspätung in England.

Bremen, 28. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Pfalz“ hat am 26. Oktober Nachmittags Ouessant passiert. Der Dampfer „Sutherland“ ist am 26. Ok⸗ tober von Santos nach Bahia abgegangen. Der Reichs⸗Post⸗ dampfer „Karlsruhe“ ist am 27. Oktober Morgens in Colombo angekommen. Der Postdampfer „Habsburg“ hat am 27. Oktober Mittags die Reise von Antwerpen nach Southampton fortgesetzt.

Triest, 27. Oktober. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Thalia“ ist heute Nachmittag hier eingetroffen.

28. Oktober. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Elektra“ ist von Konstantinopel hier angekommen. 1

London, 27. Oktober. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „German“ ist Sonnabend auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Union⸗Dampfer „Arab“ ist Sonntag auf der Ausreise von den Canarischen Inseln abgegangen.

St. Petersburg, 27. Oktober. (W. T. B.) Die Schiff⸗ fahrt auf der Wolga ist infolge Eises geschlossen.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Verdi's „Falstaff“ unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung mit folgender Be⸗ setzung zur Aufführung: Falstaff: Herr Betz, Frau Quickly: Frau Goetze, Ford: Herr Fränkel, Alice: Fräulein Hiedler, Aennchen: Fräulein Dietrich, Frau Page: Fräulein Rothauser, Fenton: Herr Sommer, Dr. Cajus: Herr Philipp, Bardolph: Herr Lieban, g. tol:

Hierauf folgt das Ballet „Carneval“ von Graeb⸗

Steinmann (Damen dell Era, Urbanska, Stoßmeister, Herr Burwig). Im Kömiglichen Schauspielhause wird morgen Karl Niemann'’s Lüft piel „Wie die Alten sungen“ gegeben. Die Haupt⸗ rollen sind wie folgt besetzt: Fürst Leopold: Herr Molenar, Anna⸗ lise: Frau Kahle, Erbprinz Gustav: Herr Purschian, Herre: Herr Kahle, Sophia: Fräulein Sauer, Eleonore: Fräulein Plan, Herre’s Vater: Herr Vollmer, Melde: Herr Hartmann, Wache: Herr Ober⸗ länder, Hanne: Frau Schramm. Im Lessing⸗Theater gelangt am Mittwoch das neue fünf⸗ aktige Schauspiel „Die Kugel“ zur ersten Aufführung. Die Haupt⸗

rollen werden von den Damen Butze, von Pöllnitz, Elsinger und den Herren Wehrlin, Merten und Schönfeld dargestellt werden.

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater wird Carl Zeller's Operette „Der Vogelhändler“ am Freitag zum 200. Male gegeben. Die erste Auffübrung der neuen Strauß'schen Operette „Jabuka“ ist für den 7. November in Aussicht genommen.

Im Konzerthause bringt Kapellmeister Meyder morge „Sang an Aegir“, Dichtung und ö von Seine Majestät dem Kaiser und König, zur ersten Aufführung.

Der Klavierabend der Pianistin Frau Marie Jaöll aus Paris, welcher für gestern angesetzt war, ist auf Dienstag, den 6. No vember, verschoben worden. Das Programm des ersten Kammermusik⸗Abends der Herren Professor Carl Halir und Genossen im Saal Bechstein, am Mittwoch, bringt zwei No⸗ vitäten: Sgambati's Streichquartett in Des-dur, op. 17 und Dvokak' Klavierquartett in A-dur, op. 81, ferner Mozart's Klarinetten⸗ quintett in A-dur. Den Klavierpart übernimmt Herr Bernhard Stavenhagen. In dem Liederabend der dänischen Sängerin Fräu lein Margarethe Petersen, welcher an demselben Tage in der

Sing⸗Akademie stattfindet, wirkt Herr Wilhelm Berger mit.

Mannigfaltiges. 1

Vorgestern ist hierselbst der frühere Landrath des Kreises Nieder barnim, Geheime Regierungs⸗Rath Georg Scharnweber, nach langem Leiden im Alter von 78 Jahren gestorben. Die Beerdigun findet morgen, Vormittags 11 Uhr, von der Leichenhalle des Matthäi Kirchhofs aus statt.

Die Fahnenweihe des Vereins ehemaliger Eisen bahn⸗Pioniere hat, wie die „Neuest. Nachr.“ mittheilen, am Sonnabend in Gegenwart des Chefs des Ingenieur⸗ und Pionier⸗ Korps, Generals der Infanterie Golz, des Kommandeurs der Eisenbahn⸗ Brigade, General⸗Majors Knappe, der Regiments⸗Kommandeure Taubert und Kreuzinger und vieler anderen Offiziere der Eisenbahn⸗Brigade sowie der Deputationen von 32 Kriegervereinen mit 23 Fahnen und Standarten in Keller'’s Festsälen stattgefunden. Nachdem unter den Klängen des Hohenfriedberger Marsches die Deputationen in den Saal einmarschiert waren, eröffneten ein von Fräulein Heinrich gesprochener Prolog und eine Ansprache des Vorsitzenden Meißner das kameradschaft⸗ liche Fest. Die Einbringung der von sechzehn Ehrenjungfrauen ge⸗ leiteten neuen Fahne erfolgte durch drei Vereinsmitglieder und sechs Chargierte der Brigade. Die Weihe vollzog General Golz mit einer Rede, die in ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König ausklang. Hierauf brachte General⸗Major Knappe ein dreimaliges Hurrah auf die Bestrebungen des Vereins aus. Dann schloß die Feier nach Uebergabe der Fahne an den Fahnenträger mit einem Umzug.

Brunsbüttel, 27. Oktober. „W. T. B.“ meldet: Die Er⸗ öffnung der äußeren Schleusenthore zum Nord⸗Ostsee⸗ Kanal fand heute bei lebhaftem Westwind und hohem Wasserstand statt. Um 11 Uhr 10 Minuten passierten die Dampfer „Blankenese“ und „Expedient“ die äußeren Schleusenthore unter lebhaftem Jubel der zahlreichen Zuschauer. Die anwesende Musikkapelle spielte „Deutsch⸗ land, Deutschland über Alles“. Die Kanalkommission und die Fest⸗ theilnehmer gingen dann an Bord der Schiffe, worauf die Dampfer um 11 Uhr 45 Minuten wieder auswärts passierten. Die Durch⸗ schleusung ging glatt von statten. Bauinspektor Schultz brachte ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König, den Aller⸗ Hecha Bauherrn des Nord⸗Ostsee⸗Kanals, aus. Abends beschließt eine Festlichkeit im Dammthorpavillon in Hamburg die Feier.

Wien, 27. Oktober. „W. T. B.“ meldet: Die Polizei be⸗ schlagnahmte heute in den Wohnungen eines Drucksorten⸗Agenten Trebsche und eines Viktualienhändlers Peter Platten und Papier mit der Gravierung bezw. dem Abdruck von Fünfgulden⸗Staats noten. Beide wurden verhaftet. Falsifikate waren bisher weder hergestellt noch verausgabt worden.

St. Petersburg, 27. Oktober. Heute findet hier die Eröffnung des internationalen Pomologen⸗Kongresses statt.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 29. Oktober, Uhr Morgens.

Bar. auf 0 Gr. u. d Meeressp red. in Millim.

Stationen.

in ° Celsius 50C. = 40 R

Temperatur

bedeckt wolkig

2 hFeiter

2 heiter

2 wolkenlos

heiter

Nebel bedeckt

1 8. halb bed. Cherbourg.. 3 Regen

Steinmann.

8o —2

sungen.

1 8 8.

9020

Grube.

V V

Z“ Münster... Karlsruhe .. Wiesbaden. München Chemnitz Berlin.. Wien.. heiter Breslau. bedeckt Fle d'Aix WSW 4 wolkig 14

O 2 halb bed. 14 REt.. still bedeckt 16

—-ᷣ H0 to 0

NW V SSW 4 woltig SO 2 heiter SW A heiter SW wolkig walkig 3 wolkig Regen

w

—+ 2

raden.

900 00

s

0 90

¹) Früh Reif. Uebersicht der Witterung.

Ein tiefes barometrisches Minimum ist westlich von Schottland erschienen und scheint nordostwärts fortzuschreiten; am höchsten ist der Luftdruck über der Alpengegend. Dementsprechend sind über West⸗ Europa westliche bis südöstliche Winde vorherrschend eworden, welche am Kanal vielfach stark auftreten. Deutschland ist das Wetter vielfach heiter und durchschnittlich kälter; im Binnenlande ist fast überall Regen gefallen; von der ost⸗ deutschen Küste wird vielfach Nachtfrost ge⸗ meldet. Der Einfluß der Depression im Westen dürfte sich demnächst ostwärts ausbreiten und ins⸗ besondere für das nordwestliche Deutschland Regen⸗

wetter mit steigender Temperatur bringen. D Seewarte

Geue.

Dienstag:

zehntes Gastspi

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ haus. 226. Vorstellung. Falstaff. Lyrische Komödie in 3 Akten von Giuseppe Verdi. Boito, deutsch von Max Kalbeck. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor B meister Dr. Muck. Karneval. in 2 Aufzügen von Emil Graeb. Dirigent: Musikdirektor Steinmann. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 236. Vorstellung. Wie die Alten Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl Nie⸗ mann. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. kleine Haydn. Cipollint. Text von A. Cipollini, deutsch von Otto Eisenschütz. Hänsel und 3 Bildern von Engelbert Humperdinck. Text von Adelheid Wette.

Schauspielhaus. Wolfgang von Goethe. Die zur Handlung gehörende Musik von Anton Fürsten Radziwill und von Peter Joseph von Lind⸗ painter. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Dienstag: Di Anfang 7 ½ Uhr. ““

Mittwoch: Die Donnerstag: Hamlet.

Berliner Theater. Dienstag: Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: Stützen der Gesellschaft.

Donnerstag: Niobe. Unter vier Augen.

Lessing⸗Theater. Dienstag: Madame Sans⸗ Anfang 7 ½ Uhr. Mittwoch: Zum Schauspiel in 5 Akten von Max Nordau. Donnerstag: Madame Saus⸗Gene.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25/26. Der Vogelhändler. 3Aufzügen von Carl Zeller. Volksthümliche Preise. Anfang 7 ½ Uhr.

In Vorbereitung: Jabuka von Johann Strauß.

Residenz⸗Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. Dienstag: Sechs⸗

La Tante Léontine.

11“

par Léon Hennique.

Text von Arcigo

randt. Dirigent: Kapell⸗ Ballet⸗Burleske

Musik von Adolf Vielliebchen.

Neues Theater.

227. Vorstellung. Der stellung.

Oper in 1 Akt von Gastano eit.

retel. Märchenspiel in earbeitet von Ludwig Fulda.

Anfang 7 ½ Uhr. 237. Vorstellung. Faust von

Der Tragödie erster Theil. Direktion: Julius Fritzsche.

Aufführung 3 1— Operetten⸗Feerie in 12 Bildern. Anfang 7 ½ Uh

Kame⸗

Bentral-Theater.

Weber.

O, diese Berliuer! Große und Tanz in 6 Bildern (nach durch Berlin“) von Julius Julius Einödshofer. Anfang

Die Hexe.

Adolph Ernst⸗Theater. Dienstag:

ersten Male: Die Kugel.

Bajazzi. Jaclbfn und Benno Jacobson.

ganzen Gesellschaft (Phéaàtre Libre) aus Paris. Comédie en par Boniface et Bodin. Jacques Damour. Vv Pièçe en 1 acte, tirée du roman de Emile Zola Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: Soeur Philomene. en 2 actes par Concourt. La Nuit Berga- masque en 3 actes par E. Bergerat.

In Vorbereitung: Der Souspräfekt. Villa

Schiffbauerdamm 4a./5. Dienstag: Komödianten! (Cabotins!) Lustspiel in 4 Akten von Eduard Pailleron. an Mittwoch, Donnerstag, Freitag: Dieselbe Vor⸗

Sonnabend: Zum ersten Male: 88. Hoch⸗

Lustspiel in 5 Akten von Beaumarchais. Neu

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Dienstag: Letzte von Orpheus in der Unterwelt. 4 große Ballets.

r. Mittwoch: Der Obersteiger.

Alte Jakobstraße Nr. 30

Direktion: Richard Schultz. Emil Thomas a. G. Anna

Bäckers. Josefine Dora. Dienstag: Zum 60. Male.

efe mit Gesang lingré's „Reise reund. 2 4 Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Charley’s Tante. 3 Akten von Brandon Thomas. Vorher: Die Parodistische Posse in 1 Akt von Ed. Anfang 7 ½ Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. Sonntag: Zum ersten Male: Der kleine Herr. Schwank in 3 Akten von Arthur Lauw.

Linkstraße 42. Dienstag,

Marx⸗Goldschmidt⸗Zyklus. Balladen, Walzer, Nokturnes

Saal Bechstein.

Anfang 7 ½ Uhr: Programm: Rhapfodien.

3 actes

Comédie x 8 8

Birkus Renz (Karlstraße). Dienstag: Sen⸗ sationeller Erfolg! IT.jo Ni En. (Beim Jahres⸗ wechsel in Peking). Die Mandge in 2 Minuten zur Bühne verwandelt. Sensationelle Tänze, u. a. les relots vivants (Original), jeu des barbichons Original) ꝛc. Außerdem: d. Feuerpferd Elimar⸗ vorgef. v. Dir. Fr. Renz; Mikado u. d. Springpferd Blitz, ger. von Frau Renz⸗Stark. Z. ersten Male: Frl. Amalie Renz, travail sans selle en grande vitesse; die Clowns Gebr. Villaud ꝛc. Anfang 7 ½ Uhr. 1

Mittwoch: T.o Ni En.

EAMRRRHHüNETT RAgEIIEESHNnIEMEH EAIHNAKxHMMEStRrsse Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Martha Röstel mit Hrn. Predigt⸗ amts⸗Kandidaten Richard Hoffbauer (Posen Dierberg bei Lindow). Frl. Wally Liebich mit Hrn. Prem.⸗Lieut. Josef Doutrelepont (Schweidnitz —Straßburg i. E.). Frl. Martha Lawrenz mit

sHrn. Oberlehrer Dr. Max Hölzer (Ratibor). 8

Verehelicht: Hr. Oberlehrer Dr. Fritz Johannes⸗ son mit Frl. Gertrud Stüber (Berlin). Hr. F Benjamin Rafftesaeth mit Frl. Clara

ehmel (Breslau). Hr. Pastor Falkenhahn mit Frl Margarethe Rockau (Glogau)

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Forst⸗Assessor und Jagdjunker von Selee (Forsthaus Kalis)⸗ Hrn. Amtsrichter Reitzenstein (Breslau). Hrn. Frhrn. von Seckendorff⸗Meuselwitz (Brodel⸗ witz bei Raudten). 1 8

811. En e. F. Sch Cher

Le otte Andreae, geb. Sadebeck (Berlin). Fr.

Leß Woche! Kreisrichter Therese Hager, geb. Jaeckel (Berlin) Schwank in Frl. Therese von Bülow (Dresden). Hr.

General⸗Lieut. z. D. Heee Victor Rudolph von

Bessel (Dresden). Fr. Dorette von Pappenheim.

geb. von Eichel (Weimar). Hr. Ober⸗Amtmann

Eugen Stanick (Rogau).

Anfang 7 ½ Uhr.

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Musik von

(Novität.) Verantwortlicher Redakteur:

Operette in

Semseite, Elster“, Rossini Blumenstraße Nr. 9. Fale ebische Elster“, Rossini.

Mr. André Antoine mit seiner

Konzerte.

Konzert-Haus. Dienstag: Karl Meyder⸗

Erinnerungswalzer v. Waldteufel. f. Piston v. Fressel (Herr Werner).

J. V.: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

„An der Weser“ Fünf Beilagen

seinschließlich Börsen⸗Beilage). (185

(2 938 415 000 ℳ) und

1 Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ I. Ferthoven Huvert, Lassen. Duv. Aaftalt, Verlin 8c, Wilbelmstraße Ne. 2.

29. Oktober

Berlin, Montag, den

Außerordentliche Versammlung der III. General⸗Synode.

Im Herrenhause trat am Sonnabend, 27. d. M., Vormittags 10 Uhr, die von Seiner Majestät dem Kaiser und König berufene außerordentliche Versammlung der General⸗Synode zusammen. Der Eröffnungssitzung wohnten der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegen⸗

heiten D. Dr. Bo e mit mehreren Räthen seines Ministeriums sowie der Präsident und der Sese. et des Evangelischen Ober⸗Kirchen⸗ raths mit zahlreichen itgliedern bei. Rachdem der Super⸗ intendent Holtzheuer⸗Weferlingen die Synode für eröffnet erklärt hatte, nahm der Präsident des Evangelischen Ober⸗ Kirchenraths D. Dr. Barkhausen das Wort zu einer Ansprache, in welcher er als Grund der Berufung und Hauptaufgabe der Berathung die Herstellung der neuen Agende bezeichnete. Der Evangelische Ober⸗ Kirchenrath habe zur Ausarbeitung einer solchen eine Kommission ge⸗ bildet, an welcher die von der General⸗Synode dazu gewählten Mit⸗ lieder betheiligt wurden. Der eifrigen Arbeit dieser Kommission fe es zu danken, daß das Werk rechtzeitig fertig gestellt werden konnte. Gleichzeitig unterbreite der Evangelische Ober⸗Kirchenrath der General⸗Synode noch einige Gesetzentwürfe über Gegenstände, deren baldige gesetzgeberische Regelung nothwendig erscheine. Zwei behandeln Veränderungen in der kirchlichen Organi⸗ sation. Der eine bezweckt, die Provinzial⸗Synoden und die Kreis⸗ synoden durch Beilegung juristischer Persönlichkeit zu freierer und wirksamerer Entfaltung auf dem ihnen überwiesenen Gebiet zu be⸗ fähigen. Der andere soll die Möglichkeit schaffen, für rößere Orte einen Theil der Aufgaben, welche unter gewöhnlichen 1eö der Einzelgemeinde zufallen, auf größere kirchliche Verbände zu über⸗ tragen und die in dieser Beziehung für die Stadt Berlin schon bestehenden Einrichtungen den inzwischen hervorgetretenen Bedürfnissen entsprechend umzugestalten. Ferner werde der Synode der Vorschlag gemacht, den von den Geistlichen für die Versorgung ihrer Relikten zu zahlenden Pfarrbeitrag erheblich zu ermäßigen. Einem unmittelbar hervor⸗ etretenen Bedürfnisse abzuhelfen, sei der Zweck des Gesetzes über die Erhebung einer landeskirchlichen Umlage zur Beschaffung von Mitteln für Hilfsgeistliche. Einer Anregung des Ministers der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten verdanke der Gesetzentwurf, betr. die Verwaltung der Pfarr⸗, Wittwen⸗ und Waisen⸗Fonds, seine Entstehung.

Hierauf erfolgte die Uebergabe des Berichts des Vorstandes über die Thätigkeit der General⸗Synode in den Jahren 1891 94 und die Legitimation der Mitglieder.

Zum Präsidenten wurde gewählt: Graf Zieten⸗Schwerin, zum Vize⸗Präsidenten Superintendent Holtzheuer⸗Weferlingen; zu Schrift⸗ führern: Geheimer Regierungs⸗Rath Schumann⸗Frankfurt a. O., Superintendent Frofssber D. Förster⸗Halle, Geheimer Regierungs⸗ Rath Trosien⸗Magdeburg und Superintendent Altgelt⸗Wülfrath (Rheinprovinz). Sämmtliche Herren nahmen Wahl dankend an.

Vom Evangelischen Ober⸗Kirchenrath sind zu den Verhandlungen abgeordnet die Konsistorial⸗Räthe Möller, Hubert und Professor D. Kleinert; vom Ministerium der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten die hn Ministerial⸗Direktor Wirklicher Geheimer Ober⸗Regierungs⸗

ath Dr. von Bartsch, Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Hegel und

Regierungs⸗Rath Schwartzkopff.

Nachdem somit die Synode konstituiert war, eröffnete der Vor⸗ sitende die Verhandlungen mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und Köng.

Zunächst wurde über die geschäftliche Behandlung der Vorlagen berathen, und es wurden drei Kommissionen zu je 27 Mitgliedern ge⸗ bildet: für Geschäftsordnung und Verfassung, für Petitionen und für die Finanzen.

Um 12 Uhr wurde die Sitzung geschlossen und die nächste Sitzung auf heute Vormittag 10 Uhr anberaumt. Tagesordnung: Wahl der Kommissionen, Verhandlung über den Beri Synodal⸗Vorstandes, Rechnungslegungꝛc.

Statistik und Volkswirthschaft.

8 Auswärtiger Handel.

Das vom Kaiserlichen Statistischen Amt veröffentlichte September⸗ heft der „Monatlichen Nachweise über den auswärtigen Handel des deutschen Zollgebiets“ schließt mit folgenden Ziffern ab:

Eingeführt wurden in den ersten drei Viertheilen des Jahres 1894 zusammen 235 791 597 (100) kg gegen 219 382 278 (100) kg im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. s wurden also in 1894 16 409 319 (100) kg mehr eingeführt.

Die Ausfuhr betrug in den ersten drei Viertheilen des Jahres 1894 163 618 226 (100) kg gegen 152 617 939 (100) kg im gleichen Zeitraum des Vorjahrs.

Die Mehreinfuhr betrifft hauptsächlich Erden und Erze, Getreide und landwirthschaftliche Erzeugnisse, Steine und Steinwaaren, Vieh und Steinkohlen. An der Mehrausfuhr sind hauptsächlich betheiligt: Eisen und Eisenwaaren, Instrumente und Maschinen, Erden, Erze, Getreide und landwirthschaftliche Erzeugnisse, Mehl, Steinkohlen und Koks, Salz und Zucker, Zigarren.

Die Ausfuhr der Textilfabrikate stellt sich, wie folgt:

Baumwolle und Baumwollenwaaren 554 539 (100) kg gegen 580 649 (100) kg

107 540 136 788 8 547 662 584 819 8

des Vorjahrzeitraums, Leinenwaaren.. Wolle u. Wollenwaaren.

Seide und Seidenwaaren 41 121 53 689 Kleider und Leibwäsche 63 634 ü 66 6413 5„

Nach der vorläufigen Werthberechnung ergiebt sich für die Einfuhr der ersten drei Viertheile des Jahres 1894 ein Einfuhr⸗ werth von 3 312 057 000 gegen 3 033 430 000 des Vorjahr⸗ jeitraums, also um 278 627 000 mehr. Der Ausfuhrwerth be⸗ rechnet sich pro 1894 auf 2 328 061 000 gegen 2 467 793 000 des Vorjahrzeitraums, also um 139 732 000 weniger.

Die Einfuhr der Edelmetalle hat sich von 95 015 000 des Vorjahrzeitraums auf 179 194 000 vermehrt, die Ausfuhr davon hat sich von 137 578 000 auf 79 305 000 vermindert, sodaß für ie übrigen Artikel ein Einfuhrwerth von 3 132 863 000 9384 ein Ausfuhrwerth von 2 248 756 000 (2 330 215 000 ℳ) mit einer Unterbilanz von 884 107 000 (608 200 000 ℳ) verbleibt.

Handelsstatistik des Deutschen Reichs.

Von der Jahrespublikation des Kaiserlichen Statistischen Amts über den Auswärtigen Handel des Jahres 1893 ist jetzt auch der zweite Theil (Band 74, Neue Folge, der Statistik des Deutschen Reichs) ausgegeben worden, welcher die nach Waarengattungen ge⸗ ordnete Darstellung enthält, während der erste Theil (Band 73), welcher die Darstellung nach den einzelnen Herkunfts⸗ und Bestim⸗ mungsländern bringt, bereits Ende Juli ausgegeben wurde. der Ausweis nach Ländern, der früher den zweiten der beiden regel⸗ mäßigen Jahresbände füllte, ist jetzt in den ersten Theil gebracht worden, 8 den Wünschen der Verwaltung und des nach

unlichst schleuniger Veröffentlichung gerade dieser Zahlen entgegen zun kommen, während die Darstellung nach Waarengattungen deshalb eniger dringlich ist, weil ja schon in dem Dezemberheft der „Mo⸗

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natlichen Nachweise über den Auswärtigen Fne das Ende Januar erscheint, eine solche Nachweisung für alle Waaren, wenn auch nur mit den provisorischen Werthen und den hauptsächlichen Herkunfts⸗ und Bestimmungsländern, enthalten ist.

Die Eintheilung der Jahres⸗Nachweisungen ist also jetzt diese: der erste Band bringt einen General⸗Ueberblick über die Ein⸗ und Ausfuhr, und dann den Verkehr mit den einzelnen Ländern; der zweite Band hat zum Eintheilungsprinzip die Waarengattungen, stellt diese zunächst nach den einzelnen Ferruntgs und Bestimmungsländern dar und giebt dann Spezial⸗Nachweisungen über den Niederlage⸗ Verkehr, den Veredlungs⸗Verkehr und die Zollerträge. Den Schluß macht eine Darstellung der Ein⸗, Aus⸗ und Durchfuhr in einer systematischen Anordnung der Waaren, die den Forderungen der Wissenschaft besser gerecht wird, als dies bei dem für alle anderen Tabellen maßgebenden Waarenverzeichnisse der Fall sein kann, das sich an unseren Zolltarif anschließt. Die Eintheilung dieses letzteren ist vom Standpunkte einer guten Systematik bekanntlich sehr mangelhaft, muß aber in der Handelsstatistik aus Rücksicht auf die Bedürfnisse der Praxis bei allen zum amtlichen Gebrauch nöthigen Nachweisungen festgehalten werden.

Dem zweiten Band ist außerdem eine zusammenfassende Be⸗ sprechung der Hauptergebnisse des in beiden Bänden enthaltenen Tabellenwerks beigegeben.

Der Zentralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen

konnte am Donnerstag v. W. den Abschluß einer segensreichen füaßig. jährigen Thätigkeit feiern. Am 25. Oktober 1844 hatte König Friedrich Wilhelm IV. sein Einverständniß damit, daß bei Gelegen⸗ heit der ersten Industrie⸗Ausstellung des Deutschen Zollvereins unter Theilnahme höherer Beamten und namhafter Gewerbetreibenden dieser Verein ins Leben gerufen wurde, in folgender Kabinets⸗Ordre ausgesprochen: „Ich habe mit lebhafter Theilnahme erfahren, daß die Berliner Gewerbe⸗Ausstellung auch dazu geführt hat, daß ein Verein bei dieser Gelegenheit zusammengetreten ist, welcher sein Streben dahin richten will, der geistigen und leiblichen Noth der Hand⸗ und Fabrikarbeiter Abhilfe zu verschaffen. Ich trage Ihnen auf, dem hierzu zusammen⸗ Verein Mein großes und lebhaftes Interesse an diesem Vorhaben auszudrücken und denselben Meiner thätigen Unterstützung dabei zu versichern, und will Ich demselben eine Summe von 15 000 Thlrn. für seine Zwecke zur Disposition stellen. Ich werde Mich jeder Vergrößerung und Stärkung des Vereins auf das innigste erfreuen und lebe der Hoffnung, daß er bald durch den Hinzutritt aller wahrhaft edlen Männer unter dem Gewerbestande zu einem Baum erwachsen wird, der seine Zweige über das ganze Vaterland breitet. Nach dem Maß seiner eigenen Kräftigung wird auch Meine fortdauernde thätige Theilnahme demselben nie entgehen ꝛc. ꝛc. Sanssouci, den 25. Oktober 1844. Friedrich Wilhelm.“

Damit begann die Thätigkeit des Zentralvereins, die sich dahin richtete, in jeder Provinz Lokalvereine zu bilden, um unter Mitarbeit der Hand⸗ und Fabrikarbeiter deren sittlichen und wirthschaftlichen Zustand durch alle Mittel zu fördern. Das erste Verzeichniß der auf dieses Pro⸗ gramm vereinten Mitglieder enthält 344 Namen aller Stände. Bald trat jedoch eine fühlbare Abnahme ein. Obgleich in jedem Jahre

neue Mitglieder hinzutraten, so verminderte 8 doch fast stetig die Mitgliederzahl bis auf 152 im Jahre 1863. Erst ein Aufruf am 1. Juni 1864 führte dem Verein wieder etwa 100 Mitglieder zu. Von da ab hat nach jeder vom Vorstand ausgegangenen Aufforderung zum Beitritt eine Ver⸗ größerung der Mitgliederzahl stattgefunden. Sie stieg 1872 auf 461, 1874 auf 644, 1883 auf 700, 1892 auf 1208; darunter befanden sich noch einige Theilnehmer, die seit dem Jahre 1844 dem Verein an⸗ ehörten. Bis zum Jahre 1849 führte der spätere Regierungs⸗ beüsdend in Oppeln, Geheime Ober⸗Finanz⸗Rath Dr. Georg von

iebahn den Vorsitz. Seit diesem Jahre trat der Präsident des Revisions⸗Kollegiums für Landes⸗Kultursachen Dr. Adolf Lette an die Spitze der Geschäfte und blieb bis zu seinem Tode am 3. Dezember 1868 die Seele und Triebkraft des Vereins. Von da ab wurde der segig⸗ Wirkliche Geheime Ober⸗Justiz⸗Rath Dr. von Gneist alljähr⸗ lich zum Vorsitzenden gewählt.

Wie der zum 50 jährigen Jubiläum herausgegebene Rechenschafts⸗ bericht des Zentralvereins bemerkt, haben die geringfügigen Aende⸗ rungen der Statuten aus den Jahren 1849 und 1871 an dem Charakter des Vereins nichts geändert; eine wichtigere Aenderung trat im Jahre 1872 dadurch ein, daß sich der Wirkungskreis des Vereins über Preußen hinaus auf das ganze Reich ausdehnte. Die Thätigkeit des Vereins erstreckt sich auf die Förderung der Befreiung der Arbeitskraft, die Armenpflege und Wohlthätigkeit, die Fürsorge für Sittlichkeit und Gesundheit der Arbeitnehmer, die Beschaffung gesunder und bequemer Arbeiterwohnungen, die Anregung für Ersparniß⸗Anstalten, die Kreditbeschaffung für die arbeitenden Klassen, die Fürsorge für die Arbeitsunfähigkeit, sowie für Erziehung, Unterricht und gewerbliche Ausbildung. Der Zentralverein war und ist sonach ohne Selbst⸗ überschätzung seinerseits nach besten Kräften bemüht, das Wohl der arbeitenden Klassen zu fördern. Der Bericht stellt den besitzenden und gebildeten Klassen der Nation das Zeugniß aus, daß sie im ganzen und großen ernstlich bestrebt waren, ihre sittlichen und recht⸗ lichen Pflichten gegen die schwächeren Glieder der Gesellschaft zu erfüllen, und schließt mit der Hoffnung, daß sie diese Pflichten auch in Zukunft erfüllen werden.

Zur Arbeiterbewegung. 8

In Essen fand gestern Nachmittag der zweite christliche Bergarbeiter⸗Kongreß statt, zu dem etwa 500 Delegirte von evangelischen und katholischen Arbeiter⸗ und Knappen⸗ vereinen erschienen waren. Vertreten war außerdem die König⸗ liche Bergbehörde und der Knappschaftsvorstand. Die Verhand⸗ lungen wurden vom Vorsitzenden Bergarbeiter Bru⸗ st mit einem Hoch auf Seine stät den Kaiser eröffnet. Von den Ver⸗ tretern der Bergbehörde nahm der Berghauptmann Täglichs⸗ beck das Wort, dankte für die Einladung, erklärte, daß er sich an den Verhandlungen nicht betheiligen werde, daß aber aus seinem Schweigen keine Schlüsse auf die Stellung der Bergbehörde zu den Verhandlungen des Kongresses zulässig seien. Der vorgelegte Statutenentwurf gelangte mit un⸗ wesentlichen Veränderungen zur Annahme. Das Statut be⸗ stimmt nunmehr in den ersten EE“ Im niederrheinisch⸗ westfälischen Kohlenrevier hat sich ein Verein gebildet, der den Namen „Gewerkverein christlicher Bergarbeiter für den Ober⸗ Bergamtsbezirk Dortmund“ führt und seinen Sitz in Essen hat. Der Zweck des Gewerkvereins ist die Hebung der mora⸗ lischen und sozialen Lage der Bergarbeiter auf christlicher und gesetzlicher Grundlage. Insbesondere erstrebt der Verein die Anbahnung eines friedlichen Verhältnisses zwischen Arbeit⸗ gebern und Arbeitnehmern; die Herbeiführung eines ge⸗ rechten Lohnes, der dem Werthe der ; Arbeit

und der durch diese Arbeit bedingten Lebenshaltung

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entspricht; die Einschränkung der Schichtdauer, soweit solche zum Schutze von Gesundheit, Leben und Familie geboten ist; ein Mitbestimmungsrecht über die Verwendung der in die Zechen⸗Unterstützungskassen fließenden Beiträge; eine Ver⸗ mehrung der Kontrolorgane zur Ueberwachung der g8⸗ führung der bergpolizeilichen Vorschriften; eine zeitgemäße Reform des Knappschaftswesens. Alle Mitglieder stehen treu zu Kaiser und Reich; im übrigen schließt der Verein die Er⸗ ürterung tonfessioneller undpolitischer Partei⸗Ungelegenheiten aus Im weiteren Verlauf der Verhandlungen hob Kaplan Dr. Oberdörfer hervor, man möge die Sozialdemokratie nicht beschimpfen, da es nothwendig werden könne, mit ihr zusammen zu gehen. Pastor Weber⸗Gladbach erklärte, die Evangelischen könnten niemals mit den Sozialdemokraten zusammengehen. Ein anwesender Vertreter des Ge⸗ werkvereins erklärte, daß dieser Verein sich dem christlichen Gewerkverein anschließen wolle.

Aus Frankfurta. M. wird über die vorgestrige Schluß⸗ sitzung des sozialdemokratischen Parteitags berichtet: Eine Reihe von Anträgen, die sich auf die Religionsfragen be⸗ ziehen, wurden auf Antrag der Frau Clara Zetkin durch Ueber⸗ gang zur Tagesordnung erledigt; ferner wurde eine Reihe auf die Taktik und die Organisation bezüglicher Anträge in Kürze erledigt und der bishertge Vorstand wiedergewählt. Zum Ort des nächstjährigen Parteitags wurde Breslau, zum Vorort Berlin bestimmt.

„Die „Statistischen Uebersichten, betreffend den aus⸗ wärtigen, Handel des österreichisch⸗ungarischen Zoll⸗ gebiets im Jahre 1894“, die vom statistischen Departement im österreichischen Handels⸗Ministerium zusammengestellt werden (Verlag der K. K. Hof⸗ und Staatsdruckerei in Wien), enthalten im NX. Heft die Waaren⸗Ein⸗ und Ausfuhr im September 1894.

Literatur.

Rechts⸗ und Staatswissenschat. Das Deutsche Reich ein monarchischer Einheitsstaat. Von Dr. phil. Albert von Ruville. Berlin, J. Guttentag's Verlagshandlung. Der Verfasser, ein Historiker, untersucht die Frage nach dem staatsrechtlichen Charakter des Deutschen Reichs und verwirft sowohl die Theorie, daß das Reich ein sogenannter „Bundesstaat“, als auch die Theorie, daß es ein Staatenbund sei; vielmehr ist ihm das Reich“ ein dezentralisierter monar⸗ chischer Einheitsstaat. Diese Theorie ruht auf dem Gedanken, daß zwischen dem alten Reich und dem neuen Reich ein staatsrecht⸗ licher Zusammenhang bestehe, den der Verfasser nachzuweisen sucht. Der erste Theil der Abhandlung ist diesem Nachweis, der staatsrecht⸗ lichen Entwickelung des neuen Deutschen Reichs aus dem alten Reich, gewidmet, der zweite Theil sucht die Vereinbarkeit der Theorie des dezentralisierten Einheitsstaats mit der Reichsverfassung darzulegen. Der erste historische Theil gipfelt in der Darlegung, daß das Reich im Jahre 1806 durch die Abdankungsurkunde Kaiser Franz' II. nicht aufgelöst worden sei, eine Auflösung nach Reichsrecht nicht er⸗ folgt sei. Das Reich sei gewissermaßen nur außer Funktion gesetzt worden; an seine Stelle sei mit dem Wiener Frieden keine neue Staatsgewalt getreten, vielmehr sei Deutschland nur durch über⸗ mächtige Einwirkung des Auslandes künstlich in einem unfertigen und unklaren staatsrechtlichen Zustand erhalten werden. Das Reich habe trotzdem weiter zu Recht bestanden. Die Zeit bis 1870 bezeichnet der Verfasser da weder ein Kaiser gewählt worden noch ein gesetzmäßiger Reichstag zusammentreten konnte als ein Inter⸗ regnum, in welchem mangels einer legitimen Staatsgewalt die mit einander verbundenen, zeitweilig souveränen Territorien herrschten. Der Norddeutsche Bund sei nur ein Staatenbund gewesen, der seine Verfassung nicht als Bundesgesetz erlassen, sondern durch die Legis⸗ lative der Einzelstaaten zu stande gekommen war, und durch diese Neubildung sei das Deutsche Reich ebensowenig rechtlich gestört wor⸗ den, wie durch die Gründung des Deutschen Bundes; das Reich sei trotz jenes festgefügten Bundes in seinem Provisorium verblieben. Das neue Deutsche Reich sei aber nicht die einfache Fortsetzung und Erweiterung des Norddeutschen Bundes gewesen, keiner der Südstaaten sei in diesen Bund eingetreten, sondern es habe sich 1870 in den Verhandlungen und Protokollen um „die Gründung eines deutschen Bun⸗ des“, also um eine Neugründung (gegenüber dem Norddeutschen Bund) gehandelt. Aber die Verträge mit den Südstaaten seien nur Verträge gewesen, und im Norddeutschen Bund seien sie nur als solche veröffentlicht worden, nicht als Gesetz, d. h. die völkerrechtliche Ver⸗ knüpfung sei damit noch keine staatsrechtliche geworden. Thatsächlich sei aber das alte Reich wiederhergestellt worden durch die Wahl des Königs von Preußen zum Kaiser eine Wahl sei es gewesen, indem die Fürsten und freien Städte dem Vorschlag des Königs Ludwig von Bayern zustimmten und durch die Proklamation Kaiser Wilhelm's 1., durch die kein neues föderatives Gebilde geschaffen, sondern das ehemalige, widerrechtlich außer Wirk samkeit gesetzte Reich rechtlich wiederhergestellt“ wurde. Gerade diese Urkunde und der Akt der Kaiserproklamation seien als maßgebend die Auffassung von der Herstellung des alten Reichs zu betrachten, nicht aber der Erlaß der Reichsverfassung, der erst am 16. April 1871 erfolgte und ein bestehendes Reich zur Voraussetzung hatte; die Reichsverfassung, ursprünglich ein Vertrag wie der Westfälische Friede, trage den Charakter einer Wahlkapitulation. Der Auffassung, daß das alte Reich schon deshalb nichts mit unserem heutigen Reich zu thun haben könne, weil ersteres gar kein deut ches, sondern ein heiliges römisches Reich gewesen sei, wird in ap. 7 „Römisches oder Deutsches Reich? Römischer oder Deutscher Kaiser?“ entgegengetreten, indem der Verfasser darlegt, daß zu den Zeiten des alten Reichs eine theilweise Aufhebung der römischen Advokatie stattgefunden hatte, ohne daß dadurch die Rechtskontinuität des Reichs zerrissen worden sei, daß mithin auch die vollständige Beseitigung der Advokatie in unserem Jahrhundert keine solche Folge habe nach sich ziehen können; der nur scheinbar römische Charakter des ehemaligen sei also mit dem rein deutschen Charakter des heutigen Reichs durchaus vereinbar, Auffassung von dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem alten und dem neuen Reich hierdurch nicht alteriert werden koͤnne. Die Fragezeichen, die man an mehreren Punkten dieser staatsrechtlichen Deutung historischer Akte anzubringen sich versucht fühlt, verdoppeln und vervielfältigen sich aber im Folgenden bei dem Versuch, die Ueber einstimmung dieser Theorie mit den faktischen Zuständen festzustellen. In dieser Beziehung schrickt der Verfasser, nur um seine Theorie zu stützen, vor einzelnen gewaltsamen Deutungen no weniger zurück als im ersten Theil, so z. B. der Deutung, der Bundes⸗ rath bei seiner ersten Berufung den Charakter einer allgemeinen Reichsversammlung im Sinne des alten Rei rechts hatte und daß er mit der Genehmigung der Reichsverfassung seine nach altem Reichsrecht 5 Zustimmung zur reichsgrundgesetzlichen des Inhalts der Verträge ertheilte; und dasselbe äßt von den Hauptabschnitten, insbesondere Kap. 1 und 2 des zweiten Theils „Die Vereinbarkeit der Reichs⸗ verfassung mit den gefundenen Thatsachen“ sagen. Hier werden wied rholt d n ie i ziderspruch stehenden

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