1894 / 256 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 30 Oct 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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westlich von Schottland lag, ist ostwärts nach der Nordsee fortgeschritten, während neue Minima bei den Hebriden und vorm Kanal erschienen sind. Am höchsten ist der Luftdruck über Südfrankreich und

mild und vorwiegend trübe, ergiebige Niederschläge haben hauptsächlich im nordwestlichen Deutschland

Berliener Theater. 2

Henrik Ibsen’s Schauspiel „Stützen der Gesellschaft“ gelangte gestern Abend unter großem Beifall zur Aufführung. Das Schauspiel gehört ietzt zu den alten, oft gespielten Stücken, aber ob⸗ wohl der Reiz der Neuheit fehlt, staunt man noch immer über die Kunst, mit der Ibsen die packenden Momente der Handinng heraus⸗ s nen und von Akt zu Akt zu steigern versteht. Freilich tritt auch tärker die Wahrnehmung hervor, daß die Kunst des Gedankens in seinen Dramen die Kunst des Herzens bei weitem überragt. Was die Darstellung anbetrifft, so sollte dem Stück, das in einer kleinen Stadt Norwegens spielt, augenscheinlich das Gepräge kleinstädtischer breiter Bürgerlichkeit schon äußerlich verliehen werden. Es wurde manchmal mit so behaglicher Langsamkeit und selbstbewußter Würde espielt, die jeder Einzelne hervorhob, daß wiederholt der Ge⸗ ammteindruck darunter litt. Herr Suske machte als Konsul Bernick eine Ausnahme; er stellte die kraftvollste und geistig regsamste Figur der Kleinstadt in den bestimmten, kurzen Gesten und mit der

ntschlossenheit der Sprache dar, die ihr gebühren. Ebenso riff Fräulein Reisenhofer ein als Lona Hessel; sie ga scch derb und burschikos, aber so recht von innen heraus lebendig vermochte sie die Figur nicht zu gestalten. Die übrigen Mitwirkenden traten hinter diesen beiden Darstellern zurück, obgleich Herr Sommerstorff (Johann) als wilder Kanadier sich gut be⸗ währte und Herr Sauer dem ewig nörgelnden kranken Hilmar eine humoristische Seite abgewann. Fräulein Riska als das freiheits⸗ durstige, fast noch in den Kinderschuhen steckende Ibsen’'sche Weib Dina Torp, kam über eine oberflächliche Empfindsamkeit nicht hinaus.

Konzerte.

Das zweite Philharmonische Konzert, 1 unter Leitung des Münchener Hof⸗Kapellmeisters Richard Strauß stattfand, war eines der interessantesten seit dem Dahinscheiden Hans von Bülow’s. Die Ouvertüre zu „König Lear“ von Hektor Berlioz (aus dem Jahre 1831) eröffnete den Abend; ihr folgte das D-moll⸗ Konzert für Klavier und Orchester von Rubinstein, das zu seinen besten Werken dieser Gattung gehört und schon mehrfach hier gespielt wurde. Die sich leider hier nur selten zeigende Pianistin Frau Bloomfield⸗Zeisler trug dasselbe mit so schönem gesangreichen Anschlag, so großer Beherrschung aller technischen Schwierig⸗ keiten und geistvoller Auffassung vor, daß rauschender Bei⸗ fall und Hervorruf folgten. Hieran Phantasie in F-moll, die, ursprünglich als vierhändiges Klavierstück ge⸗ schetben. allgemein bekannt und beliebt ist und in der ge⸗ schickten Uebertragung für Orchester von F. Mottl leb⸗ hafte Theilnahme im Publikum erweckte. Sodann wurde ein „Perpetuum mobile“ von dem beliebten Walzer⸗ komponisten Johann Strauß ausgeführt: eine sinnreiche, fein instrumentierte Humoreske für Orchester, die merkwürdigerweise hier noch unbekannt war, während sie, lange vor der „blauen Donau“ komponiert, in Wien bereits ein Liebling des Publikums geworden ist. Nach anhaltendem Beifall des zahlreich erschienenen Püalihame wurde diese Pidce wiederholt. Der Umstand, daß der Komponist kürzlich sein fünfzig⸗ jähriges Jubiläum gefeiert hat, war wohl der Grund der Aufnahme in das Programm dieses Konzerts. Den Beschluß bildete die Es-dur- Symphonie von Haydn, welche von dem Philharmonischen Orchester unter der energischen und umsichtigen Leitung des Herrn Richard Strauß gleich den anderen Werken aufs glänzendste ausgeführt wurde.

Im Königssaal des Kroll'schen Etablissements gab am Sonntag die hier bereits vortheilhaft bekannte russische Sängerin Frau Alwine von Hagen ein Konzert, das wegen des ungünstigen Wetters leider nur spärlich besucht war. Die klangvolle Sopranstimme ist wohlgeschult und umfangreich. Im Vortrag wußte die Sängerin den Inhalt verschiedener Lieder treffend wiederzugeben, sodaß ihr das ernste „Per la Gloria“ von Bononcini so gut gelang wie die idyllischen Gesänge von Jensen, Grieg, Meyer⸗Hellmund und anderen. Der Pianist Herr Georg Buddéus, der für den verhin⸗ derten Herrn Masbach eintrat, erfreute durch einige wohlgelungen vorgetragene Klavierstücke von Liszt und Godard.

Fräulein Katharina Lange (Sopran), welche auf ihren Kon⸗ zertreisen zuweilen auch Berlin besucht und jetzt aus Breslau kommt, ließ sich am Sonnabend im „Römischen Hof“ hören. Ihre Stimme ist sehr kräftig, reicht bis zum dreigestrichenen C hinauf und erinnert

welches gestern

schloß sich Schubert’s

an die der Frau Moran⸗Olden. Die Vortragsweise ist eine sehr temperamentvolle, oft leidenschaftlich bewegte; in der Steige⸗ rung des Gefühlsausdrucks ist jedoch mitunter die Reinheit der Intonation gefährdet. Die oben erwähnten Vorzüge kamen in Liedern von Schubert, E. E. Taubert, Beigel, A. Becker, Brahms und Blumner vortrefflich zur Geltung. Der Hofkonzertmeister Herr Max Grünberg, dessen künstlerische Leistungen bereits vortheilhaft bekannt sind, erfreute durch den gelungenen Vortrag einiger Violin⸗ soli. Beiden wurde lebhafter Beifall des zahlreich erschienenen Publi⸗ kums zu theil. 1 ““

An demselben Abend fand im Saal Bechstein ein Konzert der Sopranistin Mary Forrest statt. Sie sang dreizehn Lieder von Schubert, Schumann, Seuffert, Brahms, Grünfeld, Reinecke und anderen. Ihre wohlklingende und gutgeschulte Stimme ist vereinigt mit tadelloser Reinheit der Intonation und eingehender, warm empfindender Ausdrucksweise. Eröffnet wurde das Konzert mit einem Trio von Gade, welches von den drei Gebrüdern Gustav (Klavier), Fritz (Violine) und Franz Borisch (Cello) unter großem Beifall ausgeführt wurde. Der noch sehr jugendliche Violinist trat auch mit zwei Solostücken von Brahms⸗Joachim und Wieniawski hervor, deren Vortrag jedoch durch große Aengstlichkeit und Unsicherheit beeinflußt war und außerdem von dem Klavierspieler zu laut begleitet wurde. 11.“

6

Im Königlichen Opernhause wird esen Humperdinck's „Hänsel und Gretel“ gegeben. (Hänsel: Fräulein Rothauser, Gretel: Fräulein Dietrich, Knusperhexe: Frau Götze). Vorhergeht „Der kleine Haydn“.

Im Königlichen Schauspielhause gelangt morgen Goethe'’s „Faust“ zur Aufführung. Die Hauptrollen sind wie folgt besetzt: Faust:

err Ludwig, Mephistopheles: Herr Klein, Margarethe: Fräulein Lindner, Martha: Frau Schramm, Valentin: Herr Purschian, Schüler: Herr Hertzer, Wagner: Herr Heine, Erdgeist: Herr Nesper, Böser Geist: Frau Stollber „Frosch: Herr Winter, Altmeyer: Herr Keßler, Siebel: Herr Siegrist, Brander: Herr Arndt. Die Musik ist vom Fürsten Radziwill und Joseph von Lindpaintner. In der Neuaufführung des „Hamlet“, welche im Deutschen Theater am Donnerstag stattfindet, wird die Titelrolle zum ersten Male von Josef Kainz dargestellt. Die übrigen Hauptrollen sind folgendermaßen besetzt: König Claudius: Emanuel Reicher; Königin Gertrud: Ferdinande Schmittlein; Polonius: Hermann Müller; Ophelia:t Agnes Sorma; Laertes: Rudolf Rittner; Horatio: Hermann Nissen; Geist: Arthur Kraußneck; Fortinbras: Ernst Pittschau; Rosenkranz und Güldenstern: Hans Fischer und Max Eis⸗ feld; ein Schauspieler: Max Reinhardt; die beiden Todtengräber: Paul Pauli und Max Marx.

Gustav Kadelburg wird von Mitte November ab als Gast in den Verband des Lessing⸗Theaters und des Berliner Theaters eintreten. 1

Im LEeEE““ Theater sind die Bühnenproben zu der Strauß'schen Operette „Jabuka“ unter Direktor Fritzsche's Leitung in vollem Gange. Der Billetverkauf für die am 7. November stattfindende erste Aufführung beginnt morgen an den Kassen des Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters, des Theaters Unter den Linden sowie im Invalidendank.

Im Residenz⸗Theater bringt das Théàtre Libre morgen das zweiaktige Schauspiel „Soeur Philomène“ von Goncourt und „La nuit Bergamasque“ von E. Bergerat zur Aufführung. Am Donnerstag wird als vorletzte Vorstellung „Les Fossilles“ von François de Curel, am Freitag Björnson’s „Fallissement“ gegeben.

Im Theater Unter den Linden geht morgen die Zeller'sche Operette „Der Obersteiger“ neu einstudiert in Scene. Die Haupt⸗ rollen sind mit den Damen Andrée, Grimm⸗Einödshofer, Kramm und den Herren Steinberger, Schütz, Meyer, Broda, Markwordt und Tachauer besetzt. 8 8

Die erste Aufführung des neuen englischen Schwanks „Der kleine Herr“ im Adolph Ernst⸗Theater ist auf den nächsten Sonntag festgesetzt; bis dahin bleibt „Charley's Tante“ auf dem Spielplan. .

Herr Anton Sistermans (Bariton) singt an seinem Lieder⸗ abend am Donnerstag, im Saal Bechstein, fast ausschließlich neue Lieder, darunter eine Reihe solcher von Hans Pfitzner aus Frankfurt a. M., den Cyclus „Eliland“ von Wilhelm Berger (Berlin), Gesänge

von A. Rückauf, A. Naubert, F. W. Franken, Jan Brandto⸗Buyz

(einem holländischen Komponisten), Fr. Gernsheim, von Koß ꝛc. Das Programm des ersten Konzerts, welches der Violinvirtuose Willy Burmester unter Mitwirkung des Philharmonischen Orchesters an demselben Tage in der Sing⸗Akademie giebt, gestaltet sich zu einem Paganini⸗Abeud, denn das Programm enthält das Violinkonzert in D-dur, Thema („Nel cor piu“) mit Variationen, die Hexentänze und drei Capricen des großen Geigers.

Das Stern'sche Konservatorium ist durch Kauf an Herrn Professor Gustav Hollaender übergegangen. Gleichzeitig mit dem Kaufakt wurde eine Vereinbarung getroffen, wonach das gesammte Lehrerpersonal dem Stern’schen Konservatorium unverändert erhalten bleibt. Gustav Hollaender, der wohlbekannte Geigenvirtuose, Pro⸗ fessor am Kölner Konservatorium, Dirigent der Volkskonzerte im Gürzenich und Führer des hier wiederholt mit Erfolg aufgetretenen Streichquartetts, ist Berliner von Geburt.

Der einst in Berlin durch seine Thätigkeit am Friedrich⸗ Wilhelmstädtischen Theater wohlbekannte und beliebte Komiker Wilhelm Knaack ist dieser Tage in Wien nach längerer Krankheit

im Alter von 65 Jahren gestorben.

Morgen, Mittwoch, findet Königliche Parforce⸗Jagd

Stelldichein: Mittags 1 Uhr an den Jägerschießständen Michendorfer Chaussee.

Mannigfaltiges.

Zum Besten des Gustav⸗Adolf⸗Frauen⸗Vereins ist hHeute in den Räumen des Anhalter Bahnhofs ein reich ausgestatteter Bazar eröffnet worden. Seine Majestät der Kaiser und König hat der wohlthätigen Veranstaltung einen Tisch mit gemalter Platte überwiesen; Ihre Majestät die Kaiserin und Königin schenkte eine reiche Kollektion Porzellan aus der Königlichen Porzellan⸗ manufaktur, Figuren, Tassen, Zierteller, sowie das Bild einer Kirche. Der Bazar bleibt zwei Tage geöffnet.

Die Vorbereitungen zu der Feier des fünfundzwanzig⸗ jährigen Bestehens des Vereins „Herold“ sind nahezu vollendet. Am Freitag, 2. November, findet Abends im Festsaal des Architektenhauses ein zwangloser Begrüßungsabend statt, für welchen verschiedenartige Ueberraschungen geplant sind. Die Festsitzung wird am folgenden Tage im Saale des Königlichen Museums für Völkerkunde abgehalten; dann erfolgt die Eröffnung und Besichtigung der heraldischen Ausstellung im Lichthofe des Königlichen Kunst⸗ gewerbe⸗Museums. An demselben Tage, Nachmittags 6 Uhr, findet im Höôtel de Rome ein Festmahl statt. Zahlreiche Vertreter aus⸗ wärtiger historischer Vereine haben bereits ihre Theilnahme an der Feier angemeldet.

Budapest, 29. Oktober. Wie „Magyar Ujsag“ meldet, ist die Pulvermühle in der Ortschaft Bisztra in die Luft geflogen. Drei Arbeiter wurden getödtet und vierzehn tödtlich verwundet. Die Pulvermühle enthielt angeblich 1000 Meterzentner Schießpulbver.

Oberhausen, 29. Oktober. Gestern Abend wurde der Versuch gemacht, das Kasino der „Gutehoffnungshütte“ mit Dynamit in die Luft zu sprengen. Der Schaden ist gering; er beschränkt sich auf das Gebäude und Inventar.

Gothenburg, 29. Oktober. Der englische Dampfer „Vivian“ hat laut Meldung des „W. T. B.“ heute den Danziger Dampfer „Brunette“, welcher bei der jütländischen Küste mit zerbrochener Schraubenachse angetroffen worden war, hier einbugsiert.

New⸗York, 29. Oktober. Dem „New⸗York Perald“ wird au Buenos Aires telegraphiert, in La Rioja seien über tausend Mensche durch ein Erdbeben umgekommen; viele Tausende seien obdachlo

haus.

Wetter.

Temperatur in ° Celsius 50 C. = 40 R

Gretel.

halb bed. heiter wolkenlos Regen bedeckt wolkenlos bedeckt

richtung vom

Stockholm.

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painter. Grube. Brandt.

Regen Regen halb bed. wolkig¹) 8 halb bed. 2)) 8. bedeckt 8 bedeckt 3 bedeckt 2

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wolkig 13 765 heiter 13 wolkenlos 14

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Jüuan.

sungen. mann.

München ..

Wien

Gesellschaft.

¹) Nachts schweres Gewitter. ²) Früh Gewitter. Uebersicht der Witterung. Das barometrische Minimum, welches gestern

Max Nordau.

der Alpengegend. Bei ziemlich frischen südlichen bis westlichen Winden ist das Wetter in Deutschland

stattgefunden, vielfach von Gewittererscheinungen be⸗ gleitet. Milde, trübe Witterung mit Regenfällen demnächst noch wahrscheinlich.

8 Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern⸗ 227. Vorstellung. Oper in 1 Akt von Gastano Cipollint. A. Cipollini, dert 8 von Otto Eisenschütz. In Scene gesetzt vom Ober⸗ gent: Kapellmeister Steinmnann. Hänsel und Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humperdinck. Text von Adelheid Wette. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dekorative Ein⸗ Ober⸗Inpektor Brandt. Kapellmeister Weingartner. chauspielhaus. Wolfgang von Goethe. Die zur Handlung gehörende Musik von Anton Fürsten Radziwill und von Peter Joseph von Lind⸗ In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Opernhaus. Oper in 2 Akten mit Tanz von Amadeus Mozart. Anfang 7 ½ Uhr. chauspielhaus. 238. Vorstellung. Wie die Alten Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl Nie⸗ Anfang 7 ½ Uhr.

Dentsches Theater. Mittwoch: Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag: Hamlet.

Freitag (8. Abonnements⸗Vorstellung): Hamlet.

Berliner Theater. Mittwoch: Stützen der Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Niobe. Unter vier Angen. Freitag (9. Abonnements⸗Vorstellu der Gesellschaft.

LessingTheater. Male: Die Kugel. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Madame Saus⸗Gone. . Freitag: Die Schmetterlingsschlacht 8

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25 /26. Mittwoch: Der Vogelhändler. 3 Aufzügen von Carl Zeller. Donnerstag: Der Vogelhändler. Mittwoch, den 7. November 1894: Novität. Zum ersten Male: ) gievene von Johann Strauß.

Residenz⸗Theater.

Der kleine Haydn. Text von

Regisseur Tetzlaff. Diri⸗

Neues Theater. Anfang 7 ½ Uhr. Dirigent: zeit. Anfang 7 ½ Uhr.

237. Vorstellung. Faust von Der Tragödie erster Theil.

Direktion: Julius Fritzsche. Obersteiger.

228. Vorstellung. Dou olfgang

Text von Lorenzo Daponte.

Bentral⸗Theater.

S;O, diese Berliner! Große ühpluund Tanz in 6 Bildern (nach Die Weber. durch Berlin“) von Julius Julius Einödshofer. Anfang

Adolph Ernst⸗Theater.

tützen Jacobson und Benno Jacobson.

Mittwoch: Zum ersten Schauspiel in 5 Akten von

Blumenstraße Nr. 9.

Direktion: Sigmund Lautenburg. Mittwoch: Soeur

Philomène. La nuit Bergamasque. Donnerstag: Les Fossiles.

Schiffbauerdamm 4a./5. Mittwoch, Donnerstag, Freitag: Komödianten!

Sonnabend: Zum ersten Male: Figaro’'s Hoch⸗

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Mittwoch: Der Operette in 3 Akten von M. West und L. Held. Musik von Carl Zeller. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Eduard Binder. Diri⸗ gent: Herr Kapellmeister Ferron.

Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Der Obersteiger. ““

vb1““

Alte Jakobstraße Nr. 30.

Direktion: Richard Schultz. Emil Thomas a. G. Anna Bäckers. Josefine Dora. Mittwoch: Zum 61. Male. osse mit Gesang

reund. r. Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Mittwoch: Charley’s Taute. 3 Akten von Brandon Thomas. Vorher: Die Bajazzi. Parodistische Posse in 1 Akt von Ed. Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Sonntag: Zum ersten Male: Der kleine Herr. Schwank in 3 Akten von Arthur Lauw. Vorher: Zum ersten Male: Die ewige Brant. in 1 Akt von W. Mannstädt und J. Kren.

Birkus Renz (Karlstraße). Mittwoch: Tjo Ni En. (Beim Jahreswechsel in Peking). Voll⸗ ständig neues Genre! Die Manoge in 2 Minute zur Bühne verwandelt. Sensationelle Tänze, u. a. les grelots vivants (Original), jeu des barbichons s gin ꝛc. Außerdem: d. ostpr. Hengst Edin⸗ urgh u. Karoussel von 30 Pferden, vorgef. v. Herrn R. Renz; Konkurrenz⸗Schule, ger. von Frau Renz⸗ Stark u. Frl. Wally Renz; d. Reitkünstlerinne Frl. Mathilde u. Amalie; die Clowns Gebr Villaud ꝛc. Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag: IJo Ni En. 1. Auftreten de phänomenalen Reiters Mr. Clark.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Marie Guse mit Hrn. Lieutenant Weinlig (Workallen bei Liebstadt, Ostpr. —Dt Eylau). Frl. Anna von Schwarzkopf mit Hrn Hauptmann Hans von Wick C

Verehelicht: Hr. Rechtsanwalt M. Raspe mi Frl. Lemcke (Neubrandenburg). Hr. Prem. Lieut. Fritz von Graevenitz mit Freiin Freda von Tauchnitz. (Berlin). Hr. Oberförster Wilhelm Knecht mit Frl. Tony Dittrich (Büren i. W.— Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Major Ewald von Lochow (Berlin). Hrn. Hauptmann Werner von Alvensleben (Berlin), Hrn. Landrath Her mann Frhrn. von Richthofen (Grottkau).

Gestorben: Hr. Hartwig von Behr⸗Negendanck (Torgelow). Hr. Professor Emil Paul Böhme (Charlottenburg). 8

lingré'’s „Reise Musik von

1““

Letzte Woche! Schwank in

Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗

Liederspiel

Konzert. Ouv. „Der „König Lear“, Litolff. v. Weber. „Nord u. Süd“, „Fürs Herz u. Gemüth“, Komzäaͤk. Souvenir Leonard (Herr Carnier).

Operette in Anfang 7 ½ Uhr.

Konzerte.

8 88 8 Konzert-UHaus. Mittwoch: Karl Meyder⸗ Flüchtling“, Phantasie a. „Der Freischütz“ Walzer v. Warnke. Potpourri de Bad f. d. Violine v. ¹ „Deine blauen Augen“ f. Piston v. Bohm (Herr Werner).

Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. G“ Fünf Beilagen 8 (einschließlich Börsen⸗Beilage),

sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des effen

lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften

Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche vom 22. bis 27. Oktober 1894,

und die Bekaunntmachung, betreffend die S2

legung der im Etatsjahre 1893/94 durch

Tilgungsfonds eingelösten Schuldendokumente des Deutschen Reichs.

Kretschmar.

(neu) v.

zum D

Statistik und Volkswirthschaft.

ndsart der Forsten im' Deutschen R Vorläufige Mittheilung.

Zusammengestellt im Kaiserlichen Statistischen Amt.

Von der gesammten Forstfläche sind Hektar

Gesammte

Nadelholz:

Forstfläche Eichen⸗

ndestheile. schälwald

ha

p

Birken, Erlen,

Aspen (Espen)

Sonstiger 8 Stacfe Stock

ausschla ausschlag vhusschlag. mit Ober⸗ bäume bäumen

Buchen und sonstiges Laubholz

Weiden⸗ heger

Fichten (Rothtannen), Tannen

Kiefern

(Föhren)

überhaupt Lärchen

Provinz Ostpreußen.. 8 Westpreußen Stadt Berlin.. Provinz Brandenburg ommern osen..

647 662,9 543 279,6

1 317 916,8 606 704,1 573 402,5

1 161 366,3 525 800,0 124 531,0 634 145,8 564 588,8 623 611,5 831 092,6

38 403,2

132 859,6 70 180,0

103 123,0 158 044,8

66 936,1 149 090,0 153 845,1

83 721,8 248 153,6 402 702,5 436 728,4 642 018,3

16 753,2

118,2 358,1

575,1

2 242,6 3 252,4 16 034,0 4 669,4 1 159,4 3 481,0 56 183,5 33 759,3 201 179,8 110 7

2

1“ Schleswig⸗Holstein Hastiober . . .. asg.ö1“ Hessen⸗Nassau... Rheinland Hohenzollern

82 620,3

3 384,7 9423,8

2 370,2 4 309,2 12 283,6 5 605,2 49 179,5 31 751,2 6 891,5 27 310,6 40 879,1 22 423,2 59 446,7 1 361,0

8 452,2 9 095,9

17 330,0 23 943,4 16 072,5 151155,5 22 228,8 7 162,1 42 065,4 57 747,0 45 862,6 63 895,1 101,5

—2 œ☛̈ =

E 2O0OE00—2 00DSSDSNS

150 554,2 295 425,0 204 405,0

14 423,3

14 272,3 70 562,0 625,6

’L Weißtannen)

182 262,3 11 185,2

15 607,1 27 388,3 9 448,5 185 204,6 66 611,6 17 750,0 106 266,4 85 105,8 81 355,9 91 877,8 18 237,4

514 803,3 473 099,6

1 214 793,8 448 659,3 506 466,4

1 012 276,3 371 954,9

40 809,2 385 992,2 161 886,3 186 883,1 189 074,3

21 650,0

292 227,8 449 359,1

1 185 939,4 407 955,1 491 831,0 674 409,0 297 270,4

15 914,9 269 926,5 71 631,1 94 933,1 91 413,1 3 278,1

11 782,6 11 265,2

8192 505,1 2 275 297,9 232 790,4

2 664 156,4 452 011,6 126 976,1

323 123,5 30 776,1 23 712,3

Königreich Preußen

Bayern rechts des Rheins. Bayern links des Rheins

1065 177,7 174 546,5 69 809,5

2571957 111 401,4 12 877,7

305 801,6 28 710,0 55 905,6 12 850,0 m1 923,3

232 273,4 42 277,0 4 829,2

26 568,6 329 112,0 8 395,0

974,1

20 680,9 13 735,9 362,0

5 528 3287 1 823 286,3 105 814,3

152088,5

655 031,9 100 421,9

898 300,9 267 1 1 154 518,5 5 030,4

2 508 088,3

387 728,5 599 853,2 111161616 1.“ 240 706,0 **) 233 680,5 *) 92 567,2 *) 61 010,0 67 851,5 108 647,7 103 497,1 36 106,3

578 987,7

45 132,0 242 726,0 295 403,3 144 894,0 86 232,6

35 853,1

21 169,4

36 711,2

66 762,5

23 608,4

5 558,8

16 012,8

17 238,1

11 476,0

6 990,7

32 576,8

246,1

1 318,1

5 605,6 26 877,0 2 915,9 337,8 769,6

297 650,3¹1 6 187,2

52 288,7

982,5

2 922,0 23 941,0 22 821,0 197,1

Königreich Bayern..

Königreich Sachsen Württemberg Haßen essen Mecklenburg⸗Schwerin... Sachsen⸗Weimar **) Mecklenburg⸗Strelitz.... Oldenburg .. Braunschweig ... Sachsen⸗Meiningen Sachsen⸗Altenburg . Sachsen⸗Coburg⸗Gotha . Anhalt „Sondershausen Schwarzburg⸗Rudolstadt. Reuß älterer Linie Reuß jüngerer Linie.. Schaumburg⸗Lippe ... Lippe 8 1ö16“] Bremen

Fmnbupg lsaß⸗Lothringen

77105,2

6 409,8 2 241,0 27 033,9 2 062,0 145,3 11 763,8 62,7 1 950,4 6,9 2 122,5

3 937,8 380,2

9 369,1

346,0

172,0 2 260,9 2 017,0

222751

19 531,7 93 541,0 72 387,3 1 717,0 8 604,1

244 356,0

6 629,3 136 308,0 143 555,8

99 652,0 40 454,3 18 024,2 12 045,0 11 564,0 50 533,2 12 151,8

912,9

7 899,3

5 074,2

9 707,4

3 818,4

27 668,2 120,5 464,9

2 391,3

20 578,0

1 137,2

71560,0 57 828,

3 093,1 8139,6 5 378,0 2 164,0 18 969,6 7 254,8 15 726,0 899,0 8 858,2 16 209,8 620,9 630,0 1433,5 2 402,5 12 289,3 1 485,2 5 977,4 1 860,6 578,7 71,4 631,9 245,8 1 689,2 622,4 5 344,7 1631,8 347,7 19,7 562,3 142,3

1 424,7 585,4 39,2 54,6 39,5 175,5

2 965,7 1292 3 990,0% 523,0 844,9 60,6 88,7 39, 48,6 69,1 268,4 114,4 852böö V

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0 bo d,- 8. 0.S,— S.008. 00—— O— & dd ”⸗

82E =

A

3,6 196, V 122 277,7 397

125979

566,3 244,0 2 258,3 794,0 1 509,2 224,3 29,0 515,5

1 159 548,9

217 985,8 302 149,2 195 527,4 13 532,0 15 606,1 23 392,0 693,2

2 698,6 33 197,9 50 075,6 9 006,3 32 863,6

1 929 100,6

342 596,5 357 ,127,2 270 755,7 95 812,0

*) 140 330,0 *) 57 334,6 39 840,6

31 140,3

41 885,2

79 888,7

30 547,5

42 725,8

39 777,0

14 878,2

34 635,7

10 415,5

11 167,8

29 814,1

1 1919

755 253/,8

124 044,4 54 734,0 72 970,0 81 486,0

123 214,7 33 718,3 39 118,4 27 926,2

8 399,1 29 661,6 21 269,2

9 744,8 33 806,9

2 817,6 12 261,1

3 826,8

4 493,1

4 497,4

289,7

E b. 90e SSSAosEns

6 19091,0 1 944,0

1 091,8 973,9

14,0 5,0 946,5 746,7

145 348,1 48 002,3 95,3

**) 13956827,3¹⁄ y4 667 210,2] 445 156,3

Peutsches Reich

*) In den Großherzogthümern Mecklenburg⸗Schwerin und Sachsen⸗Weimar sind die eingehenderen forststatistischen Erhebungen für das Jahr 1893 unterblieben.

42 444,0 357 045,0

209,3 762 293,1 501 415,0 413 332,9

sicht für die einzelnen Holzarten die im Jahre 1883 ermittelten Zahlen eingesetzt worden. **) Aus dem vorangeführten Grunde ergiebt, wie für Mecklenburg⸗Schwerin und Sachsen⸗Weimar, die Addition der Theilsummen der einzelnen Holzarten auch für das Deutsche Reich nicht die für 1893

ermittelte Gesammtfläche der Forsten.

2 032 619,5 112 904,4

9 283 119,7 ꝑ5 841 493,6 42 726,2 3 135 621,6 263 278,3

Es sind deßhalb in vorstehender Ueber⸗

Herkunftsländer der im Seeschiffahrtsverkehr in den preußischen Häfen angekommenen Schiffe 1893. In welcher Weise sich die vorjährige Schiffsbewegung in Preußen nach den hauptsächlichsten Ländern bezw. Welttheilen der Herkunft ergiebt folgende, der „Stat. Korr.“ entnommene Auf⸗ tellung: . Es gingen 1893 zu Handelszwecken in preußische Häfen ein: a. im ganzen e He VETe. u 1’“ Tons satzung zahl Tons satzung

netto netto 20 679 554 278 47 468 15 584 dem übrigen

2 060 949 125 640 Europa 6 851 501 573 25 073 6 131 2 733 756 87 755 außereur. Ländern 172 133 752 2 399 250 461 752 7 971 See vom Herings⸗

ö1116161 9247 1 797

überhaupt 27 3881 1 198 950 76 677

b. v. Hundert aus dem Deutschen

171 dem übrigen

Europa 24,57 außereur. Ländern 0,62 1116 515 See vom Herings⸗

fang 6 16168 11“ Nimmt man alle Schiffe zusammen, so ergiebt sich, daß annähernd drei Viertel (72,75 v. H.) derselben aus Häfen des Deutschen Reichs selbst und etwas über ein Viertel (26,04 v. H.) aus denen des übrigen Europas kamen, während sich darunter solche aus außer⸗ europäischen Ländern nur 0,85 und aus See vom Heringsfange 0,36 v. H. befanden. Schon wesentlich anders gestaltet sich das Bild, wenn man zur Tragfähigkeit übergeht, indem hier das übrige Europa mit der Hälfte (50,12 Hunderttheilen) voransteht, wogegen auf das Deutsche Reich 40,51, auf die außereuropäischen Länder 9,23 und auf den Heringsfang nur 0,14 Hunderttheile entfallen; für die Mann⸗ schaft stellten sich die Sätze auf bezw. 37,86, 58,08, 3,48 und 0,58 Faunvertstet. Die Ziffern für die Dampfer und die für die Segel⸗ chiffe weisen, wie eine nähere Betrachtung obiger Uebersicht zeigt, zumal bei dem Nettoraumgehalt große Unterschiede auf. Eine derartige Vergleichung liefert gemeinsam mit der Wahrnehmung, daß sowohl bei den einen wie auch bei den anderen die höchste Zahl der Fahrzeuge keineswegs der höchsten Tonnenzahl entspricht, den Beweis dafür, daß die Schiffe, mit je entlegeneren Häfen sie verkehren, desto größer zu sein pflegen. Es kamen nämlich auf ein überhaupt ein⸗ gelaufenes Fahrzeug aus dem Deutschen Reich 72,12, aus dem übrigen Europa 249,22, aus außereuropäischen Ländern 1411,15 und aus See vom Peöingsfang 51,66 Registertons netto; der Durchschnitt für ein Schiff ohne Rücksicht auf feinen Abgangsort betrug 129,51 Register⸗ tons. Die Thatsache, daß der Betrieb der Seefahrt auf weitere Ent⸗

An⸗ aus zahl

dem Deutschen Reich..

21 965 5 256 457 221 366

39,21

52,01 8,78

56,76

39,64 3,60

46,23 41,84 32,70

61,91 70,95

27,91 1,14

fernungen sich lediglich für große Fahrzeuge lohnt, bedarf schwerlich einer weiteren Erörterung.

Was die einzelnen Länder der Herkunft betrifft, so kamen auf Preußen 31,17, Mecklenburg 0,54, Oldenburg 0,52, Lübeck 1,52, Bremen 1,43, Hamburg 5,33, das europäische Rußland 2,32, Schweden 7,30, Norwegen 1,42, Dänemark 8,18, Großbritannien und Irland 25,53, die Niederlande 1,68, Belgien 1,17, Frank⸗ reich 0,90, Spanien und Portugal 0,81, die sonstigen europäischen Länder 0,81, die Vereinigten Staaten von Amerika 6,95, die westindischen Inseln 0,11, das sonstige Nord⸗Amerika 0,02, Brasilien 0,01, das sonstige Süd⸗Amerika 0,53, Afrika 0,11, Ostindien 1,45, das sonstige Asien 0,04 und auf Australien 0,01 v. H. des gesammten Raumgehalts. Sieht man von der fast ein Drittel der ganzen Schiffsbewegung ausmachenden Fahrt an den Küsten des eigenen Staatsgebiets ab, so nahm also das die Weltmeere beherrschende Großbritannien, von dem aus mehr als ein Viertel der Schiffe in unsere Häfen kam, weitaus die erste Stelle ein. Nach einem großen Abstande folgten, jenem jedoch selbst vereint kaum an Bedeutung gleichkommend, Dänemark, Schweden und die Vereinigten Staaten von Amerika, während alle übrigen Länder an unserem heimischen Seeverkehr einen sehr geringen Antheil haben.

Sn

.“ Zur Arbeiterbewegung. 9

Der erste deutsche Bergarbeiter⸗Kongreß soll, wie die Berliner „Volksztg.“ meldet, am 26. Dezember d. J. in Essen er⸗ öffnet werden. Die Tagesordnung des Kongresses ü1 wie folgt fest⸗ gesetzt worden: Achtstündige Schicht für alle Arbeiter unter und über Tage (einschließlich Ein⸗ und Ausfahrt). Verbot der Frauen⸗ und Kinderarbeit. Abschaffung der Accordarbeit. Einführung eines ein⸗ heitlichen Berggesetzes für alle Bergreviere Deutschlands. Einheitliche Fnappschaftskasse. Einheitliche Arbeitsordnung. Unglücks⸗ verhütungen und Bewetterung in den Gruben. Inspektionen und Kontroleure, von Arbeitern frei gewählt und vom Staat besoldet. Vereinizungsfrage.

Hier in Berlin haben die Metalldrücker der Firma Luckart, wie der „Vorwärts“ berichtet, infolge von Streitigkeiten mit dem Arbeitgeber die Arbeit niedergelegt.

Aus Gent meldet „W. T. B.“: Gestern Abend entstand vor dem katholischen Vereinshaus ein heftiger Zusammenstoß zwischen einem Zuge antisozialistischer Arbeiter und einem Zuge Sozialisten. Die Polizei war machtlos, sodaß Gendarmerie ein⸗ schreiten mußte, die genöthigt war, von der Waffe Gebrauch zu machen. Mehrere Personen wurden verwundet. Die Ordnung ist vollständig wiederhergestellt.

Aus New⸗Orleans berichtet die Londoner „A. K.“: Die Baumwollpresser haben einen Ausstand begonnen, weil Neger neben ihnen angestellt worden sind. Am Sonnabend kam es zu Ruhestörungen. Die Ausständigen trieben die Polizei aus den Docks, begaben sich an Bord mehrerer britischer Dampfer und warfen die Neger ins Wasser. Der Pöbel schoß auf die Farbigen.

Literatur.

8 0 s M s scher Haus⸗ und Familien⸗Kalender für 1895 ist soeben erschienen. Carmen Sylva, Ernst Pasqus, Robert Misch, Adolph Kohut u. a. haben Gedichte, Novellen, Er⸗ zählungen, biographische und literarische Plaudereien ꝛc. beigesteuert; der musikalische Theil enthält Lieder und flotte Klavierstücke von Vincenz Lachner, Felix Weingartner, Carl Lorenz, Robert Kuttner. Die Illustrationen zeichnen sich durch Feinheit, Sauberkeit und flotte Ausführung aus. Der Kalender bringt auch die beiden mit dem ersten und zweiten Preis gekrönten Humoresken „Illegitime Musik“ von Robert Misch mehr Plauderei als Erzählung und „Madame Blaubart“ von Für das nächste Jahr hat der R. Boll'sche Verlag zwei Preise für zwei ansprechende Walzer⸗Kom⸗ positionen im Betrage von 75 und 50 ausgesetzt.

AUntersi Chrysothemis erzählt: Griechische Geschichten von Oskar Linke. Leipziag 1894, A. G. Liebeskind. 16. S. 207. Man wird selten eine lebhaftere, frischere Schilderung einer griechi⸗ schen, an der Meeresfluth gelegenen Landschaft finden, als der Dichter sie in der Einleitung giebt, womit Chrysothemis, eine neue Scheherazade, eingeführt wird. Die einzelnen Märchenbilder, welche mit einem edlen Hauch antiker Dichtungsform erzählt werden, ziehen durch ihre Mannigfaltigkeit und Reinheit an. Wer Aufregung oder leidenschaftliche Schilderungen sucht, der nehme das zierliche 888 dings mit recht kleinen Lettern gedruckte) Büchlein nicht zur Hand; wer aber sich und namentlich auch seine Töchter mit sinnigen, sitten⸗ reinen Erzählungen erfreuen will, dem hat der Dichterverfasser eine schöne Gabe geboten.

Kalender.

Großer Volks⸗Kalender des Lahrer Hinkenden Boten für das Jahr 1895. Lahr. Verlag von J. H. Geiger (Moritz Schauenberg). Dieser durchaus voftsthümlche Kalender bringt in seinem neuen soeben erschienenen Jahrgang wieder eine große Anzahl von Beiträgen, die geeignet sind, in den weitesten Kreisen Interesse zu erregen. Unter den Verfassern der verschiedenen Erzählungen seien hervorgehoben Hermine Villinger, E. Menzel, Hermann Heiberg und August Silberstein. Aber auch mehrere ungenannte Verfasser erweisen sich als gut unte haltende Schriftsteller. Von den anonym gegebenen Beiträgen wird namentlich eine Erzählung aus dem Orient „Was ein guter Rath werth sein kann“ den Leser fesseln und ihm gefallen; von den anderen ist die Erzählung „Der Waldhannes“ von E. Menzel erwähnenswerth. In der Darstellung der Weltbegebenheiten wird vatriotischer Sinn, klarer Blick und liebenswürdiger Humor gezeigt. Außer zahlreichen anderen, meist guten Abbildungen enthält der Kalender als Beilage das lebensvolle Genrebild „Bekanntmachung nach der Originalzeichnung von A. Brunner und einen geschmackvoll in Farbendruck ausgeführten Wandkalender.