1894 / 259 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 02 Nov 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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Preusßzen. Berlin, 2. November. Seine Majestät der Kaiser und König trafen gestern

Abend 11 Uhr 54 Minuten wohlbehalten aus Stettin im Neuen Palais wieder ein.

eute Vormittag 10 Uhr 10 Minuten fuhren Seine Majestät mit dem ane wannesz gen Zuge nach Berlin und begaben Sich sofort nach der russischen Botschaft zur Condolenz. Um 12 Uhr empfingen Seine Majestät im hiesigen Schlosse den Reichskanzler Fürsten zu zohenlohe Schillingsfürst und sodann den Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗ Minister Freiherrn von Marschall sowie die Chefs des Militär⸗ und des Marinekabinets zum Vortrag.

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9 3 Im Allerhöchsten Auftrage Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin die ““ Gräfin Brockdorff und der Ober⸗Hofmeister Freiherr von Mirbach heute in der russischen Botschaft, um die Theilnahme Ihrer Majestät zum Ausdruck zu bringen.

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Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben an die Stadtverordneten von Berlin auf deren Glückwünsche um Geburtstag Allerhöchstderselben das nachfolgende Dank⸗ schreiben gerichtet:

Ich danke den Stadtverordneten Berlins für die Mir zum Ge⸗ burtstag dargebrachten Wünsche. Die Anerkennung und der Dank, welchen Mir die Stadtverordneten für das segensreiche Wirken so vieler Arbeiten in Berlin zur Hebung der religiösen und leiblichen Wohlfahrt unseres Volks aussprechen, gebührt vor allem den zahl⸗ reichen Bürgern und Frauen unserer Hauptstadt, welche sich mit Mir zu den Werken christlicher Nächstenliebe vereinigt haben. Niemals wird der Segen da fehlen, wo gewirkt und gebaut wird auf dem Grunde der versöhnenden Liebe unseres Herrn und Heilandes. Je ernster unsere Zeit, desto ernster tritt die Forderung heran, in diesem Sinne zu arbeiten. Die Wohlfahrt und das Gedeihen unserer Hauptstadt hängen davon ab, und Ich hoffe und bitte, daß in diesem Sinne auch die Stadtverordneten in ihrer bedeutsamen und verant⸗ wortungsvollen Stellung alles zu unterstützen bestrebt sein werden, was die heiligen Güter des Christenthums schützt und erhält, und daß sie abwehren, was diese Güter gefährdet und Wohl unseres Volks untergräbt.

Neues Palais, den 31. Oktober 1894. Auguste Victoria, I. R.

Seine Majestät aiser Alexander III. von nne 8— ist Nachmittag in Livadia aus dem Leben geschieden.

Wie schon die Nachrichten über die schwere Krankheit, an der Seine Majestät litt, überall das aufrichtigste Mitgefühl er⸗ weckt hatten, so wird auch jetzt weit über die Grenzen des russischen Reichs hinaus in der ganzen gesitteten Welt der Heimgang dieses im rüstigsten Mannesalter stehenden Herrschers, dessen ganzes Streben 8 das Glück seines Volks gerichtet war und der fic in so hohem Maße als Schirmer des Friedens gezeigt hatte, aufs schmerzlichste beklagt. Ins⸗ besondere ist dadurch unser Kaiserliches Haus in teeße Trauer versetzt worden.

leber die letzten Lebensstunden und das Dahinscheiden des Monarchen liegen aus Livadia folgende Meldungen des „W. T. B.“ vor: Seine Majestät der Kaiser Alexander

nahm noch gestern Vormittag 10 Uhr bei vollem Bewußtsein

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Der Kaiser war bis zum letzten Auger⸗ blick bei voller Ihre Majestät die Feiserin befand sich stets bei ihrem Gemahl. Der Kaiser verschied sanft, umgeben von der ganzen Familie. Die Kinder und die anderen Verwandten sowie die ofchargen, die des Gefolges und die Diener nahmen ierauf von der Leiche Abschied; die Flagge auf dem Kaiser⸗ ichen Palais wurde auf Halbmast gesetzt, und dumpfer Kanonen⸗ donner verbreitete die Kunde von dem Tode des Herrschers. Kunrz nach 4 Uhr Nachmittags wurde Seiner Majestät dem Kaiser Nikolaus II. auf dem Platze vor der Palast⸗ kirche der Eid der Treue geleistet. Als erste leisteten den Eid die in Livadia versammelten Großfürsten, dann folgten die Hofchargen, die Hofbediensteten, das Militär und die Beamten. eine Majestät der Kaiser und König haben aus Anlaß des Ablebens des Kaisers Alexander die morgige Hubertus⸗ ban abzusagen befohlen. 8 den Königlichen Theatern finden

das Abendmahl.

eute keine Vorstellungen statt. Auf dem Neuen Palais weht ie Kaiser⸗Standarte auf Halbmast; auch die hiesigen König⸗ lichen und Prinzlichen Palais, die Gebäude der Ministerien, Reichsämter, der auswärtigen Botschaften und Gesandtschaften, die Kasernen ꝛc. haben Trauerflaggen gehißt.

Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe und der Staats⸗ sekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister Freiherr von Marschall begaben sich noch gestern Abend nach Ein⸗ gang der Trauerkunde in die russische Botschaft, um ihre

heilnahme zu bekunden.

Von heute ab wird in der russischen Botschaft täglich um 2 Uhr ein bee weiland Seine Majestät den Kaiser Alexander III. abgehalten. Dem heutigen Gottesdienst faoßäteh zahlreiche hohe Würdenträger, Botschafter und Ge⸗ sandte bei.

schreiben, ist der „Neuen Zürcher Zeitung“ von ihrem Berliner Korrespon⸗ denten die Mittheilung gemacht, daß Seine Majestät der Kaiser die Uebernahme des Reichskanzlerpostens anfänglich einer jüngeren politischen Persönlichkeit angeboten habe, die zur Annahme der gedachten Stelle jedoch nicht zu bewegen gewesen sei.

Wie die „Berliner Neuesten Pachrichen⸗

Indem die „Berliner Neuesten Nachrichten“ an die der „Neuen Zürcher Zeitung“ gemachte und von ihr weiter aus⸗ gesponnene Mittheilung die Vermuthung knüpfen, daß die Frageiche jüngere Persönlichkeit nur der Kriegs⸗Minister General von Bronsart gewesen sein könne, sind wir zu der Erklärung ermächtigt, daß diese Verznuthung der thaisächlichen Begründung entbehrt. 1

Dagegen erscheint die Annahme durchaus begründet, daß die „Neue Zürcher Zeitung“ das Opfer einer Mystifikation geworden ist.

.“ 8 8. 1“ 8 EEöBö“ Man begegnet in der Tagespresse häufiger theilungen militärischen Inhalts, aus denen zwar zu ersehen ist, wie lebhaft im Lande der allgemeinen Wehrpflicht das Interesse selbst für militärische Einzelheiten ist, die aber andererseits auch bekunden, welch' seltenes Maß von Leicht⸗ gläubigkeit dem lesenden Publikum zugemuthet wird. Hierzu einige Beispiele aus den letzten Wochen⸗

Mehrere Berliner Zeitungen berichteten Ende September von einem Manne jüdischen Glaubens, der früher beim Garde⸗ Schützen⸗Bataillon Offizier gewesen sei, dann aber den Abschied genommen und als Bäckermeister in Berlin sich durch die Erzeugung vortrefflicher Pfannkuchen einen Namen gemacht habe. Jetzt sei der Mann gestorben, und eine Ehrenkompagnie der Garde⸗Schützen mit der Bataillonsmusik habe ihn feierlich zu Grabe geleitet. An dieser Geschichte ist auch nicht ein wahres Woͤrt.

Die „Volks⸗Zeitung“ erzählt ihren Lesern in der Nummer 445 vom 9. Oktober, daß beim 4 Feld⸗Artillerie⸗Regiment in Magdeburg ein „sehr intelligenter Negerjüngling“ als Einjährig⸗ Freiwilliger eingetreten sei. Diese Nachricht ist völlig erfunden.

Verschiedene se ungen hatten in Erfahrung gebracht, daß aus Anlaß der fünfundzwanzigsten Wiederkehr des Sedan⸗ tages sämmtliche noch lebenden Theilnehmer am Feldzug 1870/71 Erinnerungsmedaillen erhalten sollten. Die Zeitungen wissen hier mehr als die mit der Bearbeitung dieser Angelegenheiten betrauten Stellen.

Die „Volks⸗Zeitung“ vom 6. Oktober (Nr. 441) druckt eine Mittheilung des „Wiesbadener Tageblatts“ ab, wonach bei dem vierten Bataillon 80. Regiments am letzten Manöver⸗ tage mehrere Reservisten eine Meuterei begangen und gegen ihren Kompagnieführer das Seitengewehr gezogen hätten. Diese Nachricht, welche inzwischen auch ausländische Blätter entsprechend ausgenutzt haben, ist ganz und gar erlogen.

Die „Oldenburger Nachrichten für Stadt und Land“ er⸗ zählen in ihrer Nr. 219 dem „Norddeutschen Volksblatt“ nach, daß Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Olden⸗ burg einen Wachtmeister des 19. Dragoner⸗Regiments zum Gemeinen degradiert habe, weil er im Manöver einen Soldaten zwei Stunden lang in einem mit Wasser gefüllten Graben hätte stehen lassen. Auch diese Mittheilung beruht auf Erfindung.

Die „Kölnische Zeitung“ vom 19. Oktober Nr. 848 ent⸗ nimmt dem „Hamburgischen Korrespondenten“ eine Meldung aus Elbing, wonach in der dortigen Garnison Cholera fest⸗ gestellt sei. Die Militärverwaltung habe sofort die um⸗ fassendsten Vorsichtsmaßregeln getroffen, telegraphisch Baracken zur Unterbringung der erkrankten und krankheitsverdächtigen Soldaten herangezogen und die erforderlichen Absperrungs⸗ maßregeln getroffen. Elbing hat gar keine Garnison. Vorstehende Auswahl, die sich unschwer noch erweitern ließe, dürfte zur Genüge darthun, mit welcher Vorsicht Mit⸗ theilungen dieser Art aufzunehmen sind.

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1u“.

Der Kaiserlich und Königlich österreichisch⸗ungarische Bot⸗ schafter am hiesigen Allerhöchsten Hofe von zögyény⸗ Marich ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Dem Regierungs⸗Assessor Dr. Schulte⸗Heuthaus zu Frankfurt a. O. ist die kommissarische Verwaltung des Land⸗ rathsamts im Kreise Deutsch⸗Krone, Regierungsbezirk Marien⸗ werder, übertragen worden. fr Regierungs⸗Assessor Schlange zu Königsberg i. Pr. ist an die Königliche Regierung zu Frankfurt a. O. und der Regierungs⸗Assessor Dr. Conring zu Stade an die König⸗ liche Regierung zu Königsberg i. 8— versetzt worden.

Laut telegraphischer Mittheilung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Stosch“, Kommandant Kapitän zur See von Schuckmann, am 1. d. M. in Funchal (Madeira) eingetroffen und wird am 4. d. M. die Reise nach St. Thomas (Westindien) fortsetzen.

Beaden.

Wie die „Karlsruher Zeitung“ meldet, hat die badische Regierung den Posten eines Gesandten am bayerischen Hofe, der gleichzeitig in Sgef beglaubigt werden soll, geschaffen und für diesen Posten den Kammerherrn Freiherrn von Bodman designiert.

Elsaß⸗Lothringen.

Wiie die „Straßb. Post“ erfährt, hat der Staatssekretär von Puttkamer die Leitung der durch das Ausscheiben des Unter⸗Staatssekretärs von Köller erledigten Ministerial⸗ Abtheilung des Innern übernommen. 1“

Deutsche Kolonien.

Das „Deutsche Kolonialblatt“ veröffentlicht in seiner hestern ausgegebenen Nummer einen

vom 25. August d. J. atierten Runderlaß des Kaiserlichen Gouverneurs von Deutsch⸗Ostafrika von Schele an alle Bezirksämter, Bezirksnebenämter und Stationen, in welchem die Grenzen der ein elnen Bezirke: Kilimandjaro⸗Bezirk, Masinde, Tanga, Pangani, agamoyo, Kilossa, Mpwapwa, 888 Ulanga, Dar⸗-es⸗Salaàm, Kilwa und Lindi, festgesetzt werden. Eine Begrenzung der Bezirke der Stationen am Victoria⸗

Nyansa, Tabora und Langenburg erscheint, wie es in dem Runderlaß heißt, zur Zeit noch üverftüfsig. da eine Kollision

Bezirke bei ihrer weiten Entfernung nicht zu erwarten ist.

In Abänderung des § 30 der Zollordnung für das ostafrikanische Schutzgebiet vom 1. April 1893, wonach mit Ausnahme einer Anzahl besonders bezeichneter Waaren und der mit der Post eingehenden zollfreien Gegen⸗ stände für alle zollfreien Waaren, sowohl bei Ausfuhr wie bei Einfuhr, sowie für Waaren, welche von einem Zollplatze nach einem anderen auf dem Seewege überführt werden, eine statistische Gebühr zu entrichten ist, hat der Kaiserliche Gou⸗ verneur von Deutsch⸗Ostafrika auf Antrag der betheiligten Handelsfirmen diese Gebühr für baares Geld aufgehoben und zwar sowohl bei der Ein⸗ und Ausfuhr von baarem Gelde als auch bei der Ueberschiffung von einem Küstenplatze nach dem anderen.

Der Kaiserliche Landeshauptmann in Togo von Putt⸗ kamer ist mit der Wahrnehmung der konsularischen Geschäfte in Lagos, dem Gebiete der Niger Company und im Niger Coast Protectorate betraut worden. Aus Südwest⸗Afrika meldet das „D. Kol.⸗Bl.“: Nach einem über Kapstadt eingegangenen Telegramm des Majors Leutwein sind Lieutenant von Enckert, zuletzt

ments, sowie die Reiter Pohland und Börtz von der süd⸗ westafrikanischen Schutztruppe infolge eines Unglücksfalls ums Leben gekommen. Nähere Nachrichten über den betrübenden Vorfall stehen noch aus. Die Verunglückten sollen privaten Meldungen zufolge bei einem Flußübergang ihren Tod ge⸗ funden haben

1 Oesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser und die Kaiserin werden morgen Abend aus Gödöllö in Wien erwartet.

Der Prinz und die Prinzessin von Wales trafen, begleitet von dem Herzog und der Herzogin von Cumber land, die sich in Attnang angeschlossen hatten, gestern Nach mittag 5 Uhr in Wien ein und wurden am Bahnhofe von dem großbritannischen Botschafter und dessen Gemah in empfangen. Höchstdieselben begaben sich nach der groß⸗ britannischen Botschaft, nahmen daselbst das Diner ein und setzten Abends um 10 Uhr 15 Minuten mittels Sonderzuges die Reise nach Livadia fort. Die Nachricht von dem Tode des Kaisers Alexander hatten der Prinz und die Prinzessin 88* I auf der Fahrt zwischen St. Pölten und Wien erhalten.

In Wien wie in Budapest rief die Kunde von dem Ableben des Kaisers Alexander einen tiefen Eindruck hervor. Die meisten Blätter in beiden Hauptstädten ver⸗ anstalteten Sonderausgaben. Die heutigen Wiener Morgen⸗ blätter widmen dem verstorbenen Kaiser von Rußland sym⸗ pathische Nekrologe und betonen übereinstimmend seine auf⸗ richtige Friedensliebe. Das „Fremdenblatt“ schreibt:

„Der Kaiser war eine Säule des europäischen Friedens. Ihm ge⸗ bührt gleich den Souveränen des Dreibundes der Dank der Nationen für die ungestörte Fortdauer der Ruhe, welche eine allgemeine Besse⸗ rung der wirthschaftlichen Zustände ermöglichte. Der Abschluß der Handelsverträge bot vollends eine sichere Grundlage für die Stei⸗ gerung und Entwickeluvng des Verkehrs und bewies zugleich, wie erfreulich sich das Verhältniß zwischen den betheiligten Reichen ge⸗ staltet hatte und wie freundschaftlich unsere Beziehungen zu Rußland allmählich geworden. Gerade die offene loyale Natur des Kaifers bildete ein Element der Zuverlässigkeit in der europäischen Politik.“

Die übrigen Fittae heben in ihren Besprechungen die starke Energie des Verstorbenen hervor und betonen gleichfalls, daß der Kaiser ein überzeugter Friedensfürst der Dank Europas gebühre.

Die Bürgermeister verschiedener Städte Istriens treten heute in Triest zu einer Konferenz zusammen. Die Meldung eines Wiener Blattes, daß ein Infanterie⸗Regiment von Laibach nach Triest dirigiert sei, entbehrt jeder Begründung.

gewesen sei, dem

Frankreich.

Nachricht von dem Tode des Kaisers von Ruß⸗ land wurde in Paris gestern Abend gegen 8 Uhr durch Extrablätter verbreitet und rief im Publikum tiefe Theilnahme und Bewegung hervor. Der Präsident bE11“ sandte nach Empfang der Nachricht sofort ein Beileids⸗ telegramm an die Kaiserin⸗Wittwe und den Kaiser Nikolaus. Die Gemahlin des Präsidenten sandte im Namen der Frauenvereine ein Beileids⸗ telegramm an die Kaiserin von ußland. Der Minister⸗ Präsident Dupuy gab in Telegrammen nach Livadia und St. Petersburg der allgemeinen Theilnahme Ausdruck und wies alle Präfekten in Frankreich und Algier an, auf allen Staatsgebäuden die Flaggen auf Halbmast zu setzen und mit Trauerschleifen zu versehen. Der Präsident der Republik Casimir⸗Perier und sämmtliche Minister begaben sich alsbald nach der russischen Botschaft. Um 11 Uhr wurde in der Kapelle der Botschaft ein Trauergottesdienst abgehalten. Heute zeichneten sich in das im Botschaftspalais aufliegende Buch auch die Botschafter Deutschlands und Oesterreich⸗Ungarns ein. Saͤmmtliche Pariser Blätter, von denen viele mit Trauerrand erschienen sind, geben ihrem Bedauern über den Tod des Kaisers Alexander Ausdruck. Der „Figaro“ sagt: Die schmerzliche Bewegung in Frankreich ist tief und aufrichtig. an betrauert nicht bloß den gerechten und guten Menschen, sondern auch den Kaiser, der der große Schiedsrichter des Friedens gewesen sei. Das „Journal des Débats“ erinnert an die großen Eigen⸗ schaften des Kaisers, der sich nicht gefürchtet habe, das Kaiser⸗ reich mit der demokratischen Republik zu alltieren. Die ge⸗ wonnene Erfahrung sei beweiskräftig gewesen; niemals sei der Füiete besser gewährleistet Der „Rap iebt enselben Empfindungen Ausdruck.

In dem gestern abgehaltenen Ministerrath Kriegs⸗Minister General Mercier mit, daß Gouverneur von Paris beauftragt h den Hauptmann Alfred Dreyfus kommandiert zum Generalstab der Armee, zu fühhren, schuldigt sei, dem Auslande Mittheilungen über geheime Do⸗ kumente des Kriegs⸗Ministeriums verschafft zu haßen.

2* Rußland. etr

Die Nachricht von dem Ableben des Kai sers wurd gestern Abend gegen 7 Uhr in den Straßen von SSt. Peters urg angeschlagen. Obgleich die Nachricht nach den letzte

Bulletins nicht unerwartet kam, rief sie unter her Bevölke⸗

derselben untereinander oder mit einem der oben genannten

Second⸗Lieutenant der Reserve des 1. Garde⸗Dragoner⸗Regi⸗

rung tiefe Bestürzung und Trauer hervor. Auf den Straßen sah 1n das Volk, als es die Trauerbotschaft erfuhr, sich andächtig bekreuzigen. Um 7 ¼ Uhr Abends gaben die Kanonen der Peter⸗Paulsfestung der Hauptstadt den Tod des Kaisers kund. Abends 10 Uhr fand im Reichsrath in Gegenwart sämmtlicher in St. Petersburg anwesender Mit⸗ glieder desselben eine feierliche Seelenmesse statt, worauf die Anwesenden dem Kaiser Nikolaus II und dem Thron⸗ folger Georg Alexandrowitsch den Treueid leisteten.

Der heutige „Regierungsbote“ veröffentlicht ein Manif est des Kaisers Nikolaus II., worin es nach der Mittheilung des Ablebens seines Kaiserlichen Vaters heißt: „Möge uns das Be⸗ wußtsein trösten, daß unser Leid das Leid unseres ganzen geliebten Volkes ist, und möge das Volk nicht vergessen, daß die Kraft und Festigkeit des heiligen Rußlands in seiner Einigkeit mit uns und in seiner unbegrenzten Ergebenheit für uns liegt. Wir aber erinnern uns zu dieser traurigen aber feierlichen Stunde, in der wir den urväterlichen Thron des russischen Reichs und des mit ihm unzertrennlich verbundenen Zarthums Polen und des Großfürstenthums Finland besteigen, des Vermächtnisses unseres entschlafenen Vaters, und von ihm erfüllt thun wir vor dem Angesicht des Allerhöchsten das heilige Gelübde, stets als einziges Ziel die friedliche Entwickelung, die Macht und den Ruhm des theueren Rußlands und die Beglückung aller unserer treuen Unterthanen zu haben.“ Das Manifest schließt mit dem Befehl, den Treueid zu leisten ihm (dem Kaiser Nikolaus) und seinem Thronfolger, dem Großfürsten Georg Alexandrowitsch, der auch solange Thronfolger zu titulieren sei, bis Gott die mit der Prinzessin Alix von Hessen einzugehende Ehe des Kaisers mit einem Sohne segnen werde.

Morgen um 10 Uhr wird der Senat in vollem Be⸗ stande den Treueid leisten, gleichzeitig werden die Truppen vereidigt werden und Nachmittags wird die Vereidigung der Beamten der Ministerien erfolgen. Vormittags 9 Uhr werden auf Straßen und Plätzen St. Petersburgs Herolde in Trauerkleidung, von einer Abtheilung Trompeter und Chevalier⸗Garde begleitet, der Bevölkerung von dem Tode des Kaisers Alexander. III. Mittheilung machen, worauf Herolde in goldgestickten Kleidern, ebenfalls in Be⸗ gleitung von Trompetern, die Thronbesteigung des Kaisers Nikolaus II. mittheilen. Anläßlich der Thron⸗ besteigung wird für morgen die Trauer abgelegt, auch werden die Zeitungen morgen ohne Trauerrand erscheinen. Heute sind sämmtliche Theater geschlossen. 8

Der „Grashdanin“ fordert das russische Volk auf, durch inbrünstiges Gebet und Pflichterfüllung zu beweisen, daß der verewigte Kaäiser, der bis zum letzten Augenblick die Arbeit für das Staatswohl nicht aufgegeben habe, nicht umsonst sich Rußland zum Opfer gebracht habe, nicht umsonst vor der Zeit gestorben sei und seine Kräfte, seine Gesundheit, selbst sein Leben dem Heile des Vaterlandes geopfert habe; der durch den Tod des Kaisers verursachte Schmerz sei zu groß, um über etwas Anderes als über das furchtbare Leid sprechen zu können.

Die Herzogin von Sachsen⸗Coburg und Gotha traf gestern Vormittag in YNalta ein. 1

Italien. 4

Der Tod des Kaisers von Rußland hat in Rom überall, besonders in den diplomatischen und Regierungskreisen tiefe Trauer hervorgerufen. Wegen des waren die meisten Blätter nicht erschienen. Die „Riforma“, „Tri⸗ buna“ und „Popolo Romano“ rühmen die Tugenden des Kaisers Alexander und drücken Vertrauen zu seinem Nach⸗ folger aus.

Spanien.

In einer gestern zwischen Sagasta und Gamazo abge⸗ haltenen Konferenz wurde dem „W. T. B.“ zufolge eine völlige Verständigung über das Programm hinsichtlich der Zolltarife, Marokkos, der Kolonialreformen und des Budgets erzielt. Infolgedessen werde die Bildung eines liberalen Konzentrations⸗Ministeriums als vollendet angesehen. Das neue Kabinet werde wahrscheinlich 2 Rechtsliberale, 2 Demo⸗ kraten, 2 Anhänger Sagasta's und 2 Militärs umfassen.

Griechenland. Der König erhielt gestern Nachmittag folgende Depesche on der Königin: Livadia, 1. November, 3 Uhr 55 Minuten Nachmittags. Alles ist zu Ende, der Kaiser ist ganz sanft verschieden; wir sind alle tief erschüttert. Serbien.

An Stelle des Minister⸗Präsidenten Christic ist Stojan Novakovic zum Präsidenten des Staatsraths, der bisherige Vize⸗Präsident Velikovic unter Verleilung des Sava⸗Ordens endgültig zum Direktor der Monopole und der Finanz⸗Minister Petrovic zum Staatsrath ernannt worden.

Bulgarien. Der Prinz Ferdinand von Sachsen⸗Coburg ist auf dem Schlosse Euxinograd zu kurzem Aufenthalt an⸗ gekommen. 8 8

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1A1X“ „Die Königliche Familie wird, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, heute Vormittag 11 Uhr einer Seelenmesse bei⸗ wohnen, die in der russischen Kirche in Kopenhagen ab⸗ gehalten wird. 1 8

Wie dem „Reuter'schen Bureau“ aus Shanghai ge⸗ meldet wird, hätten kleine Banden chinesischer Deserteure mehrere Posten an der russischen Grenze angegriffen und sich einer Anzahl Waffen und Munitionsvorräthe bemächtigt. Ein Angriff sei zurückgeschlagen worden, wobei die Chinesen 60 Mann verloren hätten.

Anßerordentliche Versammlung der III. Geueral⸗Synode.

In der gestrigen vierten S Fugg. die von dem Präsidenten Grafen Zieten⸗Schwerin um 1 ¾ Uhr Nachmittags eröffnet wurde, fand die zweite über den Entwurf eines Kirchengesetzes, betreffend die Vertretung der Kreis⸗ und Provinzialsynodal⸗Verbände in ver⸗ mögensrechtlichen Angelegenheiten, statt. Das Gesetz wurde nach län⸗ gerer Debatte in den einzelnen Paragraphen wie im ganzen unverändert angenommen. Der nächste Gegenstand der Tagesordnung war die Verhandlung über den Antrag der Posenschen Provinzial⸗ Synode, betreffend An⸗ wendung der gesetzlichen Bestimmungen für die Sonntagsruhe in der rovinz Posen auf den Charfreitag. Der Antrag ist bereits auf der eneral⸗Synode 1891 berathen worden. Referent Superinten⸗ dent Lic. Sarau⸗Bromberg schlug folgende Beschlußfassung vor:

1) den Evangelischen Ober⸗Kirchenrath um Auskunft zu bitten, wie weit die Verhandlungen mit dem Staats⸗Ministerium über diese Fange gediehen seien; 2) eventuell den Beschluß vom Jahre 1891 wiederholend, den Evangelischen Ober⸗Kirchenrath zu ersuchen, mit allen Mitteln dahin zu wirken, daß in der Provinz Posen, im Rhein⸗ land und in Westfalen dem Charfreitag der gesetzliche Schutz der Sonntagsruhe werde. Konsistorial⸗Rath Dr. Borgius⸗Posen beantragte: Die General⸗Synode wolle beschließen, den Evangelischen Ober⸗ Kirchenrath zu ersuchen, dahin zu wirken, daß in allen Provinzen dem Charfreitag der Schutz als hoher Festtag zu theil werde. Das Er⸗ gebniß der Berathungen war zunächst die Zurückziehung des Antrags Sarau zu Gunsten des Antrags Borgius, der alsdann fast einstimmig angenommen wurde. 1 Sodann wurde über den Antrag der Westfälischen Provinzial⸗ Synode, betreffend die Form der Eidesleistung, verhandelt. Der Antrag besagt: dahin wirken zu wollen: a. daß die Eidesabnahme nicht vor, sondern nach der Vernehmung erfolge; b. daß der Eides⸗ leistung vor Gericht eine der Heiligkeit der Sache entsprechende Form gegeben werde; c. daß bei Vernehmung von Zeugen in einer höheren Instanz die Berufung auf einen in einer früheren Instanz geleisteten Eid für zulässig erklärt werde; d. daß in Uebertretungssachen und in geringfügigen bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten der Eid durch eine eides⸗ stattliche Versicherung ersetzt werde; e. daß nur ein christlicher Richter einem Christen den Eid abnehmen darf. Superintendent Künstler⸗Tilsit beantragte dazu: „Im Anschluß an die Eisenacher Be⸗ schlüsse als eine unbedingte Forderung aufzustellen, daß der kon⸗ fessionelle Eid wieder obligatorisch gemacht werde.“ Nach längerer Diskussion wurde die ganze Materie nebst dem Antrag Künstler auf Vorschlag des Vorsitzenden der Petitionskommission überwiesen. Hierauf wurde die Sitzung vertagt und die nächste auf heute, Nachmittags 1 ½ Uhr, anberaumt.

Statistik und Volkswirthschaft.

Deutscher Handelstag.

Das Präsidium des Deutschen Handelstags beruft die Mitglieder des Ausschusses zum Donnerstag, den 22. November, nach dem Sitzungssaal des Deutschen Handelstags, Neue Friedrichstraße 53/54, zu einer Versammlung. Auf der Tagesordnung stehen u. a. der Ent⸗ wurf eines Gesetzes über die Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs; die Errichtung einer Zentralstelle zur Vorbereitung künftiger Handels⸗ verträge ꝛc; ein Antrag der Handelskammer zu Cassel über die Förderung des Ausfuhrhandels; der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Er⸗ weiterung der Unfallversicherung; ein Antrag der Chemnitzer

andelskammer wegen Aenderung des § 15 Alinea 1 des Wechsel⸗ E“ vom 10. Juni 1869; ein Antrag der Handelskammer zu Wiesbaden, betreffend die Doppelbesteuerung von nichtpreußischen Einkommen durch Gemeinden 33 des Kommunalabgaben⸗

gesetzes).

Zur Arbeiterbewegung.

In Lüneburg hielt am 28. v. M. der Verband der Bauarbeiter und Berufsgenossen Deutschlands seinen Verbandstag ab. Dem Geschäftsbericht des Vorstands entnimmt der „Vorwärts“, daß die Mitgliederzahl im 4. Quartal 1892 1752, im Jahre 1893 nur 1629, am Ende des diesjährigen 2. Quartals aber 1793 betrug. Die Ausgabe für Agitation betrug im Jahre 1893 488 ℳ, 1894 388 Ausstände fanden im Jahre 1893 nicht statt, jedoch traten in diesem Jahre zwei, in Flensburg und Lüneburg, ein. Der erstere wurde in aller Kürze zu Gunsten der Flensburger Arbeiter entschieden und hatte keinerlei nachtheilige Folgen. In Lüneburg da⸗ gegen ging der Ausstand verloren. Zur Organisationsfrage wurde beic den Verband in seiner gegenwärtigen Form aufrecht zu erhalten.

In Bremen sollen, wie im „Vorwärts“ berichtet wird, die Hafenarbeiter am Dienstag wegen Lohnstreits die Arbeit einge⸗ enn haben.

Aus Dresden wird der „B. B.⸗Ztg.“ zur Aufhebung des von den Sozialdemokraten über die dortige Waldschloß⸗Brauerei verhängten Fep kait gemeldet: Die Brauerei verpflichtet sich, ihren Park am 1. Mai n. J. und an zwei oder drei Sonntagen des Sommers zur Verfügung zu stellen und keinen Arbeiter wegen seiner Negehörigeer zu einer Organisation zu maßregeln oder zu entlassen.

och wahrte die Brauerei sich die volle Freiheit, ihre Arbeiter ohne Rücksicht auf die Parteistellung anzunehmen oder zu entlasse

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Maisernte in Italien.

Das Ergebniß der diesjährigen Maisernte in Italien wird nach den im Königlich italienischen Ackerbau⸗Ministerium eingegangenen Nachrichten auf 19 299 737 hl d 8 276 000 hl weniger als im Vorjahr geschätzt. 88 8

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Preußen.

Regierungsbezirk Oppeln. Der Regierungs⸗Präsident hat unter dem 24. Oktober 1894 verordnet, daß die unterm 25. Juli und 29. September d. J. eingeführte Meldepflicht der aus den als Choleraherde erklärten galizischen Bezirken zugereisten Personen, sowie das Verbot der Einfuhr von Leibwäsche ꝛc. (vergl. „Reichs⸗Anzeiger’“ Nr. 185 und 237 vom 8. August Wund 8. Oktober 1894) auf die aden K K. österreichischen Ministerium des Innern als Choleraherde erklärten galizischen Bezirke Rohatyn, Kamionka, Strumilowa, Zloczow, Buczacz, Czortkow, Husiatyn, Tlumacz, Kotz⸗

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habe.

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Danzig, 1. November. In Tolkemit sind zwei weiter Cholerafälle festgestellt worden. 1

Breslau, 1. November. Bei der zu Oppeln ist am 31. v. M. je ein Cholerafall aus Myslowitz und aus Brzezinka, Kreis Kattowitz, gemeldet worden.

Wien, 1. November. Nach den gestern hier eingegangenen Nach⸗ richten über den Stand der Cholera kamen in Galizien 120 Er⸗ krankungen und 58 Todesfälle, in der Bukowina weder eine Er⸗ krankung, noch ein Todesfall vor. v“

Handel und Gewerbe. 8

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 1. d. M. (kathol. Feiertage) gestellt 3095, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Sbersee sind am 31. v. M. gestellt 4867, nicht recht⸗ zeitig gestellt 432 Wagen.

In der Aufsichtsrathssitzung des Georgs⸗Marien⸗Berg⸗ werks⸗ und Hüttenvereins, die am 31. Oktober in Osnabrück stattfand, wurde über die Bilanz des Geschäftsjahres 1893/94 berathen. Da der Abschluß im allgemeinen die gleichen Ergebnisse aufweist wie der des Vorjahres, beschloß der Aufsichtsrath, der Generalversammlung neben den Abschreibungen und Zurückstellungen wieder die Vertheilung einer Dividende von 4 % an die Vorzugsaktien vorzuschlagen.

Der amerikanische Botschafter hat, wie „W. T. B.⸗ meldet, dem Auswärtigen Amt die amtliche Mittheilung gemacht, daß der Präsident der Vereinigten Staaten von Nord⸗ Amerika dem Kongreß bei seinem Zusammentritt am 1. Dezember

die Aufthebunng der Zuschlagstaxe auf Zucker aus Ländern, die Ausfuhrprämien zahlen, empfehlen werde.

mann sowie den Gerichtsbezirk Horodenka Anwendung zu finden

Magdeburg, 1. November. (W. T. B.) Zuckerbericht. Koen⸗ zucker exkl., von 92 % —, neue 10,45 10,60. Kornzucker exkl., 88 Rendement 9,95 10,05, neue 9,95 10,15, Nachprodukte exkl., 75 % Rendement 7,00 8,20. Ruhig. Brotraffinade 1 23,25. Brotraffinade lI 23,00,. Gem. Raffinade mit Faß 22,25 23,50. Gem. Melis 1 mit Faß 21,50. Ruhig. Rohzucker I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. November 9,85 Gd., 9,87 ½ Br., pr. Dezember 9,95 Gd. 9,97 ½ Br., pr. Januar⸗März 10,15 bez. u. Br., pr. April⸗Mai 10,32 ½ Gd., 10,3/ ½ Br. Schwächer. Frankfurt a. M., 1. November. Getreidemarktbericht von Joseph Strauß. Der hiesige Markt nahm einen etwas regeren Verlauf als während der Vorwoche. Man konnte zwar von einem geschäftlichen Aufschwung nicht sprechen, doch hielten sich die nicht so theilnahmlos wie früher. Weizen hatte sehr chwachen Verkehr; sowohl Angebot wie Frage hielten sich in engen Grenzen; es machte sich keinerlei Preisänderung bemerkbar. Kurse bleiben: Weizen ab Umgegend 12 ½ 12 ½ ℳ, frei hier etwa 13 nominell. Fremde Sorten: Redwinter 13¾ 14 ℳ, La Plata 13 ¼ ℳ, Kansas und russischer 13 14 Roggen zeigt noch immer wenig befriedigende Absatzverhältnisse, doch sind Preisveränderungen zu verzeichnen. Der letzte Kurs war 11 ¼ ℳ, russische Sorten 11 ½ Gerste begegnete nur mäßigerer Exvortfrage; trotzdem wird von allen und namentlich von dem Wetterauer behauptete Preishaltung gemeldet. Wir lassen: Wetterauer 15 ½ 14 ℳ, prima bayerische ab Ochsenfurth 14 ½ —- ¾ ℳ, Thuͤringer und Saale 15 ½ 17 gefordert, Pfälzer 14 ½ 15 ½ ℳ, ungarische 17 ½ 19 ½ ℳ, Futterwaare 9 ½ Hafer hat von der herrschenden Festigkeit nur wenig gewonnen; doch blieb sein Preisstand behauptet. Wir notieren: russische Sorten 12 ½ 13 ½ ℳ, exquisite darüber, hiesige, gute Sorten bringen 12 13 ℳ, hochfein über Notiz. Futterstoffe schwach gefragt bei matter Tendenz und fast unveränderten Preisen. Wir lassen: Mais (Donau) ca. 12 ℳ6, Roggenkleie 6 ½ 7 ℳ, Weizenkleie 5 ½ —6 ℳ, Malzkeime 6 ¼ 7 ℳ. getrocknete Biertreber 9 ℳ, Spelzenspreu per Ztr. 1 Am Mehlmarkt bleibt der Absatz wie bisher recht unbefriedigend, Preise wie zuletzt. 1 Leipzig, 1. November. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ bandel. La Plata. Grundmuster B pr. November 3,00 ℳ, pr. pr. Dezember 3,00 ℳ, pr. Januar 3,02 ½ ℳ, pr. Februar 3,02 ½ ℳ, pr. März 3,05 ℳ, pr. April 3,05 ℳ, pr. Mai 3,07 ½ ℳ, pr. Juni 3,12 ½ ℳ, pr. Juli 3,15 ℳ, pr. August —, per September —. Umsatz 10 000 kg. 1 Braunschweig, 1. November. (W. T. B.) Serienziehung der Braunschweiger 20 Thaler⸗Loose: 592 646 1302 1325 1331 1446 1597 1614 1676 1934 2048 2290 2461 2595 2609 2826 3139 3142 3336 3505 3552 3571 3831 3917 4133 4774 4852 5015 5109 5178 5191 5266 5618 5710 5764 5768 5793 6019 6107 6149 6245 6491 6647 6730 6777 6787 7393 7431 7740 7742 8177 8706 8900 8914 8998 9532 9595 9725 9729 9800 9820 9984. Bremen, 1. November. (W. T. B.) Börsen⸗Schluß⸗Bericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗Börse.) Ruhig. Loko 4,95 Br. Baumwolle. Flau. Upland middl. loko 30 ₰. Schmalz. Fest. Wilcox 38 ₰, Armour shield 37 ₰, Cudahy 38 ₰, Fairbanks 32 ₰. Speck. Fest. clear middl. loko 37. Taback. Umsatz: 37 Faß Stengel. 1— Wien, 1.November. (W.T B.) Die wegen Begebung der Verstaat⸗ lichungs⸗Anleihe der Oesterreichischen Lokal⸗Eisenbahn⸗ Gesellschaft in letzter Zeit gepflogenen Verhandlungen haben zu einem Abschluß geführt, demzufolge ein aus der Unionbank in Wien, dem Bankhause Mendelssohn u. Co., der Berliner Handelsgesellschaft und dem Bankhause Born u. Busse in Berlin bestehendes Kon⸗ sortium diese 3 %, von der K. K. österreichischen Staatsverwaltung zur Selbstzahlung übernommene Prioritäten⸗Anleihe der Oester⸗ reichischen Lokal⸗Eisenbahn⸗Gesellschaft im Nominalbetrage von 70 000 000 Kronen finanziren wird. 1 Wien, 2. November. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 22. Oktober bis 28. Oktober 931 144 Fl., Minder⸗ einnahme 12 628 Fl. London, 1. November. (W. T. B.) An der Küste 6 Weizen⸗ ladungen angeboten. 1 96 % Javazucker loko 13 ruhig. Rüben⸗Rohzucker loko 9 ruhig. Chile⸗Kupfer 4011⁄16, pr. 3 Monat 41116. Liverpool, 1. November. (W. T. B.) Offizielle Notie⸗ rungen. American good ordin. 2 ⅞, do. low middling 3, do. middling 3 ½, do. good middling 3 ¼, do. middling fair 31 316, Pernam fair 3 ½, do. good fair 3 ⁄6, Ceara fair 3 ½, do. good fair 3018, Egyptian brown sair 31916, do. do. good fair 4 8⁄16, do. do. good 4 ¾, Peru rough good fair 5 ½, do. do. good 58, do. do. fine 6 ½, do. moder. rough fair 4 ⁄186, do. do. good fair 49⁄16, do. do. good 5, do. smooth 88 3 ⁄16, do. do. good fair 399⁄6, M. G. Broach good 2 ⅞, do. fine 3 ¼, Dhollerah good 2 ⅝, do. fully good 2 ¾, do. fine 2 ⁄6 Domra good 2 ⅜⅝, do. fully good 2¼, do. fine 21516, Scinde good fair 2, do. good 2 ⁄16, Bengal fully good 2 ⅞, do. fine 2 8½. Bradford, 1. November. (W. T. B.) Wolle stetig, aber ruhig, Mohairwolle fester, Garne fester, in Stoffen mehr Geschäft. Amsterdam, 1. November. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 50. Bancazinn 41 ¼. 1 New⸗York, 1. November. (W. T. B.) Die Börse eröffnete mit besseren Kursen; Nachmittags gaben sie etwas nach. Der Schluß war ruhig. Der Umsatz der Aktien betrug 162 000 Stück. Weizen eröffnete fest, stieg dann infolge fesker Kabelberichte und Deckungen der Baissiers, sowie infolge unbedeutender Ankünfte im Nordwesten; dann trat vorübergehend Reaktion ein, der wieder eine Steigerung folgte, welche durch Gerüchte von dem Tode des veranlaßt wurde. Der Schluß war recht fest. Mais stieg während des ganzen Börsenverlaufs infolge reichlicher Deckungen der Baissiers auf nahe Lieferungen, dann trat auf Grund von Berichten über Regen in den Maisdistrikten Reaktion ein. Chicgago, 1. November. (W. T. B.) Weizen stieg infolge fester ausländischer Märkte und unbedeutender Ankünfte, sank später auf Realisierungen, slieg dann aber wieder infolge reger Kauflust und auf die Nachricht von dem Tode des Zaren. Mais während des ganzen Börsenverlaufs steigend entsprechend der Festigkeit des Weizens.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 2. November. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „H. H. Meier“ ist am 31. Oktober Nachmittags von Baltimore nach der Weser abgegangen. Der eI „Weimar“ ist am 31. Oktober Nachmittags in Baltimore angekommen. Der Schnelldampfer „Aller“ ist am 1. November Nachmittags auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer „Lahn“ ist am 1. November Morgens in New⸗York angekommen.

Theater und Mufik.

Deutsches Theater. gs 8. Die Aufführung von Shakespeare's „Hamlet“ vereinigte gestern Abend eine große Anzahl bewährter Darsteller, die früher auf den verschiedensten Gebieten ihrer Kunst Tüchtiges geleistet haben; doch bot das Gesammtbemühen so vieler Talente kein vollkommen harmonisches Bild. Während die Einen in Bewegung und Sprache der Tragödie des hohen Stils zustrebten, gelang es den Andern nicht immer, die Klippen der modernen naturalistischen Darstellungs⸗ weise zu umschiffen. Mit sichtbarer Sorgfalt war jede Einzelheit vorbereitet und einstudiert; jeder Gedanke, der im Hamtllet lebt, sollte in voller Beleuchtung klar und rein erscheinen. Bei dieser Betonung jeder Einzelheit gewann die Tragödie zeitlich eine zu große Aus dehnung, die dem Empfindungs⸗ und Begeisterungsvermögen der Zu schauer auf die Dauer Abbruch that. Josef Kainz war in er Rolle des Hamlet fast unvergleichlich im Vortrag und im erklärenden Mienenspiel. Die dästere Melancholie, das thatenlose Grübeln und Sehnen fesselte seine starke Leidenschaft, die nur in seltenen