1894 / 262 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 06 Nov 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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e fortgeschritten und verursacht an der deut⸗ 1 W

Hof⸗Theater in Dresden, wacker durchgeführt. Der Sänger besitzt

einen kräftigen und wohlklingenden Tenor; sein Organ hat eine an⸗ genehme, nicht zu helle Klangfarbe und scheint stoben Aufgaben ge⸗ wachsen. Sein Stolzing war künstlerisch einheit ich erfaßt und der Vortrag eindrucksvoll, wenn auch dynamisch noch nicht recht aus⸗ eglichen; schauspielerisch hätte man zuweilen größere Lebendigkeit und ärkere Betonung der feurigen jugendlichen Innigkeit erwarten dürfen. Fräulein Hiedler gab die Rolle der Eva eesanglich mit Auszeichnung wieder und entwickelte auch schauspielerisch vielen Liebreiz und An⸗ muth. Den David sang und spielte Herr Lieban mit gewohnter Frische; nicht weniger gut waren Frau Goetze als Magdalena, Herr chmidt als Beckmesser und Herr Mödlinger, Eva's Vater. Unter den mehrstimmigen Sätzen wurde das Quintett in Hans Sachsen’'s Hause im dritten Akt mit besonders schönem Gelingen zum Vortrag gebracht. Auch die Chöre verdienen Lob, und das Orchester, das unter Kapellmeister Weingartner's Leitung stand, brachte alle Fein⸗ heiten und die ganze Macht der Instrumentation meisterhaft zu Gehör. Die P1ö6 gestaltete sich so zu einem hohen und ungestörten nstgenuß.

Das Königliche Schauspielhaus feierte den Tag durch ein Festspiel, das Rudolph Gene verfaßt hat. Ein Ehrenhold wies auf die Bedeutung des berühmten deutschen Meistersingers in einem

rolog hin, dem dann ein des Hans Sachs „Wahr⸗ heit will niemand herbergen“ sich In dem Spiel steckt mehr Moral als dramatisches Leben; die Moral wurde aber so treuherzig und bieder vorgetragen und klang aus dem Munde des Fräulein Lindner so mild und Peel daß die Zuhörer ihre Freude daran hatten.

Von dem Fastnachtsspiel führten die sanften Klänge des nach einem

echten Meisterliede verfaßten Abendtons Konrad Na chtigall's

in das eigentliche Festspiel ein. Es stellte Hans Sachs zuerst bei seinem Handwerk in der Familie vor; in einem

wiegespräch mit seiner Gattin wird dem ehrbaren Schuster und Meistersinger Ge⸗ legenheit gegeben, einige eigene humoristische Verse anzuführen und im Schlummer, in den der Meister dann verfällt, werden ihm die ungen der Mit⸗ und Nachwelt dargebracht; dabei bekränzt Frau Zahrheit mit den Schlußworten des Goethe'schen Huldigungsgedichts das Haupt des Gefeierten mit dem Eichenkranz. Das Festspiel war mehr lehrreich als unterhaltend; es zeichnete mit Geschick die her⸗ gendsten Eigenschaften der Kunst des Meistersängers und das Wesen des Dichters, das in echt deutscher Wahrhaftigkeit und Rein⸗ heit des Gemüths wurzelt. Den kräftigsten Eindruck brachte das hierauf folgende Fastnachtspiel „Der Krämerskorb“, in dem Hans Sachs wieder selbst zu Worte kam, hervor. Wie der Korb, den die Krämerin nicht tragen will, nicht nur bei den Krämersleuten, ondern auch zwischen dem Bürger und des Bürgers Frau, zwischen Knecht und Köchin zu Handgreiflichkeiten Veranla ung giebt, das führt der Nürnberger Dichter mit frischem und schlichtem Humor bedächtigen Zuhörern zur Nachachtung vor. Herr Molenar sprach als stattlicher Ehrenhold seine Knittelverse kernig und an den geeigneten Stellen voll Laune; Fräulein Lindner als Frau Wahrheit wirkte urch die Reinheit und Milde ihres Wesens. Zum fröhlichen Ab⸗ chluß wurde der Abend durch Shakespeare's Komödie der Irrungen“ gebracht, die bei trefflicher Darstellung ihren heiteren Zauber auf die Zuhörer ausübte. ö

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Vorgestern Abend wurde ein dreiaktiger Schwank aus dem Eng⸗

ischen, „Der kleine Herr“ von Arthur Lauw, zum ersten Mal

egeben und von dem zahlreichen Publikum mit lebhaftestem Beifall

ufgenommen. Der Witz in diesem Stück beruht darauf, daß eine

die als Wittwe zum zweiten Mal sich verheirathet hat, sich

zur Erhaltung der Aussicht auf eine gute Erbschaft genöthigt

ihren zweiten Mann für den sechzehnjährigen Sohn

Ehe auszugeben. Die aus dieser Sachlage resul⸗

komischen Situationen wurden durch die drollige

arstellung des Herrn Tielscher, der den Archibald Rennick, „Den

*, gab, zur vollsten Geltung gebracht und riefen an vielen

ssche Heiterkeit hervor. 5 Herrn Tielscher wirkten

rau Seemann als seine Frau, Herr Hambrock als Dr. Kandy,

nhaber einer Knabenschule, und Fräulein Schlüter als früh ver⸗ dorbener Backfisch hervorragend an dem Erfolg des Werks mit.

Dem englischen Schwank ging ein deutscher Einakter „Die ewige Braut“, Liederspiel von W. Mannstädt und J. Kren voran, der mit gefälliger Musik und glänzender Ausstattung sich sehr günstig präsentierte und gleichfalls eine freundliche Aufnahme fand. Unter den Darstellern dieses Stücks gefielen namentlich die Damen Schlüter und Fischer, die Herren Klein und Weiß. Besondere An⸗ erkennung verdient, wie immer, die außerordentlich geschickte, von Herrn Direktor Adolph Ernst selbst besorgte Inscenierung beider Werke.

1ö6“ Konzerte. 8

as Wiener Künstlerpaar Füen Gisela Körner (Alt) und Herr August Körner (Bariton) erschien am Sonntag im Saal Bechstein zum ersten Mal vor dem hiesigen Publikum. Die Altistin gebietet über eine sehr klangvolle und umfangreiche Stimme, die in allen Lagen vom tiefen bis zum hohen A gleichmäßig leicht anspricht. Beethoven's „Bitten trug sie gleich dem „Ersten Lied“ von Grammann mit warmer Empfindung, das Cantabile aus der Oper „Samson und Delila“ von Saint⸗Saöns mit dramatischer Lebendigkeit, einige heitere Lieder von Moszkowski und Fabian mit Grazie vor. Die Reinheit der Intonation und die Deutlichkeit der Aussprache verdienen noch besondere Hervorhebung. Der Baritonist hat ein sehr angenehm klingendes Organ, das besonders im piano von schöner Wirkung ist. Sehr lobenswerth ist zugleich die Ausführung längerer Tongruppen, die er im schnellsten Tempo so klar hervorbringt, wie man es sonst nur bei Bühnensängern antrifft. Die Behandlung der Töne des Falsetts ist oft von wundervpollem Effekt, wie dies z. B. bei einem Triller in diesen höchsten Regionen der Fall war. Seine Vortragsweise ist eine interessante und feinschattierte. Diese Vorzüge kamen in Gesängen von Goldmark, Gounod, Rückauf, Schubert, Loewe und anderen *vortrefflich zur Geltung; auch erfreute der unermüdliche Sänger durch die Zugabe eines Liedes von Julius Sachs: „Wer weiß?“ „Daß beide Vortra⸗ gende, der Wiener Methode folgend, häufig das Tremolieren anwenden, ist nichts Auffallendes; nur müßte es bei Liedern heiteren und kindlich naiven Genres vermieden werden. Sämmtliche Gesangs⸗ leistungen wurden von dem zahlreich erschienenen Publikum mit leb⸗ haftem Beifall aufgenommen. Die Klavierbegleitung des Herrn O. Bake war eine sehr lobenswerthe.

Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Gounod's „Margarethe“ mit folgender Bese⸗ ung zur Faust: Herr Ernst Kraus, Mexbisto: Herr Mödlinger, Valentin: Herr Bulß, Siebel: Fräulein Rothauser, Marthe: Frau Lammert. Frau Lillian Nordica singt die Margarethe als. Gast. Kapellmeister Sucher dirigiert.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen das Lust⸗ spiel „Wie die Alten sungen“ gegeben. In der Donnerstag. Vor⸗ stellung von Schiller's „Kabale und Liebe“ wird Fräulein Sauer zum ersten Mal die Luise spielen. Die übrigen Rollen sind wie folgt besetzt: Präsident von Walter: Herr Klein, Ferdinand: Herr Matkowsky, Wurm: Herr Grube. Miller: Herr Oberländer, dessen Frau: Frau Schramm, Lady Milford: Fräulein Poppe, Hofmarschall Kalb: Herr Vollmer, Kammerdiener: Herr Kahle.

Die „Hamlet“⸗Aufführung im Deutschen Theater hat schon am zweiten Abend durch Verringerung der Verwandlungspausen und gedrängteres Zusammenspiel eine merkliche Verkürzung erfahren, sodaß

geht und nicht lange nach 11 Uhr ihr Ende erreicht. b

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater gelangt, wie bereits gemeldet, morgen die Strauß'sche Operette „Jabuka“ zur ersten Aufführung. Die bestellten Billets müssen bis spätestens morgen Mittag 12 Uhr abgeholt sein, weil sonst anderweitig darüber verfügt wird. 8 8

Das Theater Unter den Linden bereitet für nächsten Sonnabend die erste Aufführung der dreiaktigen Operette „Gaukler“ von M. Boucheron und Antony Mars, Musik von Louis Varney, vor. Das Werk hatte in Paris in der vorigen Saison großen Erfolg. Die Herren Herrmann und Freund haben für das Theater Unter den Linden die Operette übersetzt und bearbeitet. Die weibliche Haupt⸗ rolle spielt Fräulein Elise Kramm.

ihre Dauer nicht über die sonst bei großen Stücken übliche hinaus⸗

Im Konzerthause findet morgen der „erste Berliner Kompo⸗ nisten⸗Abend“ statt. Nach dem Programm desselben werden die Herren Max Wagner, König und Fink mehrere eigene Kompositionen zur Aufführung bringen; außerdem wird der 1“ v err Neubauer „All meine e;. und „Es ist so süß, zu hoffen“ von Fink unter persönlicher Klavierbegleitung des Komponisten vor⸗

tragen.

Mannigfaltiges.

8 8 Im Auftrage Seiner Majestät des Kaiser und König hat, der „N. Pr. Ztg.“ zufolge, das Königliche Polizei⸗Präsidium d

in der Hasenhaide 5/6 wohnenden Wittwe Johanna Simpel, di

am Sonntag ihr 100. Lebensjahr vollendete, 100 überwiesen Auch der Magistrat der Stadt Berlin hat der Jubilarin 100 übersandt. Frau S. wohnt bei ihrer ältesten Tochter, der 70 jährige Wittwe Scholz, und ist noch verhältnißmäßig recht frisch, nur etwa schwerhörig, dagegen kann sie noch ohne Brille lesen.

In der Monats⸗Versammlung des Zweigvereins Berlin Charlottenburg des Allgemeinen Deutschen Sprach vereins am Donnerstag, 8. November, Abends 8 Uhr, im „Wirths haus zum Großen Kurfürsten“, Potsdamerstraße 124 wird Herr Hof⸗ schauspieler Hartmann Dichtungen Ernst von Wildenbruch's vortragen Gäste sind willkommen.

Der am 22. September 1893 verstorbene Rentner Konstan Sala hat, wie die „N. Pr. Ztg.“ erfährt, der Berliner Stadt gemeinde 300 000 zur Begründung einer „Konstant Sala. Stiftung' vermacht, die den Zweck hat, bedürftigen und kränk⸗

lichen Gemeindeschülern, ohne Unterschied der Konfession, einen

mindestens vierwöchigen Aufenthalt in gesunder, frischer Luft auf dem Lande oder an der See zu gewähren.

Halle a. S., 1. November. Eine hochherzige Mitbürgerin ein Röser, schenkte der „Magdeb. Ztg.“ zufolge ihr gesammtes Vermögen, bestehend aus einem Hausgrundstück und 150 000 ℳ, der Stadt zur Errichtung eines städtischen Waisenhauses.

Bonn, 2. November. Heute Vormittag wurden der „Köln. Ztg.“ zufolge im Senatssaal der Univers itkät. Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Friedrich Heinrich und J oachim Albrecht von Preußen durch den Rektor Geheimen Regierungs⸗

Rath Nissen in Gegenwart des akademischen Senats unter die Zahl

der akademischen Bürger der rheinischen Hochschule aufgenommen.

Nürnberg, 5. November. ö Feier im Rathhaussaal waren, wie „W. T

reiches Publikum erschienen. Professor Goetze vom Kadettenkorps in Dresden hielt eine Rede, welche die Bedeutung Hans Sachs' auch für die Reformation hervorhob. Mit Gesang begann und schloß die Feier. Darauf setzte sich der Festzug in Bewegung. Man sa vier Prachtwagen, die ein ungemein lebhaftes, farbenprächtiges Bild darboten. Den Zug bildeten viele Hunderte von Reisigen, Meistersängern, Rathsherren und Schauspielern, alle in prachtvolle Kostüme gekleidet. Der Wagen des Hans Sachs rief überall Jubel hervor. Auch Ihre Durchlaucht die Fürstin⸗Mutter von Schaumburg⸗ Lippe wohnte der Feier vom Rathhause aus bei. Nach dem Festzuge führten Dilettanten Schwänke von Hans Sachs auf. Abends fanden fünf große Festversammlungen statt, in denen Ansprachen gehalten wurden. Der Fremdenzudrang ist außerordentlich groß; Extrazüge brachten Tausende von Besuchern, auch Norddeutschland ist stark ver⸗ treten.

Lübeck, 2. November. meldet, für die hiesige

Der Senat hat, wie „W. T. B.“ deutsch⸗nordische Ausstellun

100 000 ℳ, die Handelskammer zu demselben Zweck 25 000 be⸗

willigt. (Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 6. November, Morgens.

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lsius 4 0R

Wind. Wetter.

Temperatur in 0 Ce

50 C.

wolkig bedeckt bedeckt Dunst bedeckt wolkenlos Schnee bedeckt

Belmullet.. SW Aberdeen.. SW Christiansund NO Kopenhagen. WSW Stockholm. SW paranda. N t. Petersbg. O Moskau... SW Cork, Queens⸗ town . .. SW Cherbourg.. SSW W bbbe WNW mburg.. W 1— winemünde wolkig²) Neufahrwasser SSW 3 bedeckt Memel ... SW Regen

S bedeckt Münster.. WSW

Dunst Karlsruhe. SW bedeckt Wiesbaden halb bed. 3) München . W bedeckt Chemnitz. 765 bedeckt Berlin... 762 SW Regen Wien.. 768 ill Nebel Breslau.. 764 bedeckt

Ile d'Aix. 767 Nizza. 766 t. 765

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wolkenl. ¹) von Schiller.

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Donnerstag: Freitag (9. Kameraden.

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wolkenlos

¹) Nachts Regen. ²) Morgens Regen. ³) Nachts

Regen. Uebeirsicht der Witterung.

Das barometrische Minimum, welches gestern nörd⸗ lich von Schottland lag, ist ostwärts nach Süd⸗

inde. Ein neues Minimum scheint westlich von Schottland heranzunahen. Bei, gußer an der Küste schwacher, meist westlicher und südwestlicher Luft⸗

en frische südwestliche bis nordwestliche

vorwiegend trübe. Vielfach ist Regen gefallen,

Grad über dem Mittelwerth. In Nordschweden

herrscht strenge Kälte, Haparanda meldet Minus Vonnerstag:

20 Grad. Ostwärts fortschreitend vorübergehendes Anufklaren wahrscheinlich. (Das Apfelfest.)

Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen.

haus. 233. Vorstellung. Margarethe. 5 Akten von Charles Gounod. Text nach Goethe's Faust, von Jules Barbier und Michel Carré. Ballet von Emil Graeb. Ober⸗Regisseur Tetzlaff. vom Ober⸗Inspektor Brandt. meister Sucher. Anfang 7 ½ Uhr. Schauspielhaus. 243. Vorstellung. Wie die Alten sungen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl Nie⸗ mann. In Scene gesetzt vom Grube. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Opernhaus. 234. Vorstellung. Hänsel Gaudillot. Deutsch von Max Schönau. Vorher: und Gretel. Märchenspiel in 3 Bildern von Engel⸗ bert F eche von Adelheid Wette. Jacobson. Anfang 7 ½ Uhr. per in Text von Axel Delmar. Anfang 7 ½ Uhr. Schauspielhaus. 244. Vorstellung. Kabale und Liebe. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Friedrich

raden. Anfang 7 ½ Uhr.

Berliner Theater. Mittwoch: Ein Erfolg. Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag: Stützen der Gesellschaft.

Freitag (10. Abonnements⸗Vorstellung): Zum

Mittwoch Hüeussersthaße sstatt

; G - ittwoch: Mit durchaus neuer Ausstattung:

strömung ist das Wetter in Deutschland mild und gam aüte 3 g. Jabake (Ee 2 nre vhef.

meist jedoch in geringer Menge; an der Küste liegt usik e. Fohann 8129 bee ge. Cheen

die Temperatur 2 bis 27 im Binnenland 2 ½ bis 6 ½ gesett von Jukiug Frische. Dirigent. Heer Kapel⸗ meister Federmann. Anfang 7 ½ Uhr.

Freitag: Komödianten!

In Scene gesetzt vom

111“ Abends: Komödianten!

Residenz⸗Theater.

Unterpräfekt. Schwank in 3

kt von Ferdinand Hummel. liebchen.

nfang 7 ½ Uhr.

um 25. Male: Die Weber.

bonnements⸗Vorstellung): Die Sonnabend: Zum

Operette in 3 Akten.

Bentral-Theater.

durch Berlin“) von Julius Julius Einödshofer. Anfang

vierten Male: Braut.

V Nenes Theater. Schiffbauerdamm 4a./5. Mittwoch: Komödianten! Lustspiel in 4 Akten Lieder⸗Abend von Clara Polscher, unter gef.

Königliche Schanspiele. Mittwoch: Opern⸗ von Eduard Pailleron. In Scene gesetzt von Sig⸗ Mitw. des Pianisten Herrn Arthur Speed. ü Oper in mund Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr. 8 Donnerstag: Figaro’s Hochzeit.

Sonnabend: Figaro’'s Hochzeit. Sonntag, Nachmittags: Doppelselbstmord.

Blumenstraße Nr. 9. ber⸗Regisseur Max Direktion: Sigmund Lautenburg. Akten von Leon ginalh z.

Alte Jakobstraße Nr. 30.

Direktion: Richard Schultz. Emil Thomas a. G. Anna

Bane., e e Riittwoh G Sum u““ . e Berliner roße Posse mit Gesang G 1

: V 8 ise Gestorben: Verw. Fr. Konsistorial⸗Rath Smend,

Schauspiel in und Tanz in 6 Bildern (nach Balingrge, MFeise 8 Cauhe (Münster). Cr. Reserendar dr⸗

5 Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Lessing⸗Theater. Mittwoch: Madame Sans⸗

Gene. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Die Schmetterlingsschlacht. Freitag: Madame Saus⸗Gene. 1

reund. Uhr.

Adolph Ernst⸗Theater. Mittwoch: Zum

Der kleine Herr. 3 Akten von Arthur Law. Vorher: Die ewige .“ ö sbederspiel 848 85 19 1 Act. von S 8 8 . Mannstädt und J. Kren. In Scene gesetzt von Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Ad. Ernst. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Sing-Akuademie. Mittwoch, Anfang 8 Uhr:

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Mittwoch, Anfang 7 ½ Uhr: Konzert des Cellovirtuosen CornElis Liégeois, unt. güt. Mitw. der Konzert⸗ sängerin Fr. Elisabeth Feininger.

Birkus Renz (Karlstraße). Mittwoch: T. 0 Ni En. Sensationelle Tänze, u. a. les grelots Mittwoch: Der vivants (Original), jeu des barbichons (Ori⸗

Außerdem: 6 Rappen, vorgef. v. e enz; Konkurrenzschule, ger. v. Frau Renz⸗

Villa Vielliebchen. Lustspiel in 1 Akt von Benno Stark u. Frl. Wally Renz; der phänomenale Reiter

Mr. Clark; d. Clowns Gebr. Villaud. Sensationell,

Donnerstag: Der Unterpräfekt. Villa Viel⸗ ohne jede Konkurrenz: Mr. Jules Keller, gen. Americas

human enigma. ꝛc. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: ITo Ni En.

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. DSDirektion: Julius Fritzsche. Mittwoch: Der

““ Srenhsces. Mfferette g8 1cgen 1hhg.S

88. 8 1 8 und L. Held. usik von Carl Zeller. In Scene

Deutsches Theater. Mittwoch: Die Kame⸗ gesetzt vom Ober⸗Regisseur Eduard Binder. Diri⸗ Verlobt: Freiin Femy von Richthofen mit Hrn.

gent: Herr Kapellmeister Ferron. Donnerstag: Der Obersteiger.

ersten Male:

Familien⸗Nachrichten.

Anfang 7 ½ Uhr. Gaukler.

Lieut. Frhrn. Senfft von Pilsach (Dürrjentsch— Breslau). Frl. Frieda von Natzmer mit Hrn. Prem.⸗Lieut. Hans Baath (Hannover). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Rittmeister a. D., Gestüts⸗Direktor Werner (Landgestüt Rastenburg). Hrn. Stabsarzt Dr. Brettner (Stettin). Hrn. Regierungs⸗Assessor von Loeper (Saar⸗ äa.) Eine Tochter: Hrn. Hauptmann

rhrn. von Lüttwitz (Berlin). Hrn. Major rhrn. von Canitz (Potsdam).

arl Andreae (D.⸗Wilmersdorf bei Berlin). Fr. Rittmeister Freifrau Fanny Thumb von Neu⸗ burg, geb. Freiin von Linden (Stuttgart). Hr. Major a. D. Louis von Dewitz (Maldewin i. P.) Hrn. Fritz von Gersdorff Tochter Schwank in Elisabeth (Falkenstein im Taunus).

Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Konzerte.

Zum zweiten Male:

Neubauer.

Konzert-Haus. Mittwoch: Karl Meyder⸗ Konzert. I. Berliner Komponisten⸗Abend, 8 frenndl. Mitw. der Komponisten Herren: sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent Wagner, König, Fink u. d. Kgl. Domsängers Herrn lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften auf

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),

Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche vom 29. Oktober bis 3. November 1894.

Zu der heutigen Hans⸗Sachs⸗ . B.“ berichtet, die Spitzen der Behörden, Vertreter des Ministeriums, sowie ein zahl⸗

8

wird hierin die Auf

Kunst und Wissenschaft.

Im Anschluß an den Bericht über die gestrige Feier des 100 jährigen Geburtstags des General⸗Lieutenants Dr. J. J. Baeyer, Begründers des Königlichen Geodätischen Instituts und des Zentralbureaus der Internationalen Erdmessung in Potsdam (s. d. gestr. Nr. d. Bl.), theilen wir nachstehend den Wortlaut der dabei gehaltenen Festreden mit.

Zunächst hielt der Direktor des Cegbätischen Instituts und Zentralbureaus der Internationalen Erdmessung, Profess or Dr. Helmert, sich an den in Vertretung Seiner Majestät des Kaisers und Königs erschienenen Prinzen Friedrich Leopold, 1 Hoheit, und die Festversammlung wendend, folgende

ede:

Eure Königliche Hoheit! Hochansehnliche Versammlung! 86

Die Feier des heutigen Tages gilt dem Andenken des Begrün⸗ ders des Geodätischen Instituts, des Schöpfers der Organisation der Erdmessung sie gilt dem Andenken des Königlich preußischen Genera Lieutenants Dr. Johann Jakob Baeyer, der heute vor 100 Jahren das Licht der Welt erblickte.

Seine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht, die Ge⸗ nehmigung zur Begehung der Feier durch Aller öchste Kabinetsordre vom 29. Oktober d. J. zu ertheilen.

Dem Allerhöchsten Interesse für die Bedeutung des Tages ist es 8, verdanken, daß Eure Königliche Hoheit in Vertretung Seiner 3. 8 des Kaisers und Königs wir heute hier ehrfurchtsvoll begrüßen

ürfen.

Vereinigungen der Völker zu gemeinsamer wissenschaftlicher Ar⸗ beit sind gegenwärtig, in unserem Zeitalter des Weltverkehrs, keine Seltenheit mehr ie sind dessen Zierde ein mächtiges Hilfs⸗ mittel für den Fortschritt der Wissenschaften und unentbehrlich für die Erforschung des Erdkörpers.

„General Baeyer gebührt der Ruhm, vor mehr als drei Dezennien (in der Mitteleuropäischen Gradmessung) eine der ersten und bedeutungs⸗ vollsten jener Vereinigungen geschaffen zu haben.

Bereits hochbetagt sehen wir ihn an das Werk herantreten; do hlfngendlich ist die Begeisterung für die Wissenschaft, die ihn eseelt.

Gestützt auf seine reiche Vergangenheit, seine hohe Stellung und seine perfönlichen Beziehungen zu den Besten des Landes setzte er seine ganze Kraft ein, um die Forschungsarbeit einzuleiten, deren Früchte nach seiner Ueberzeugung von höchster Bedeutung sein mußten.

nd es gelang ihm, die maßgebenden Kreise zu überzeugen, die Uäberstaung der Staatsregierung, die Huld seines Königs für sein Unternehmen zu gewinnen. Er wußte es lebensfrisch zu ge⸗ stalten, ihm einen kräftigen Pulsschlag zu ertheilen.

So gelangte das Werk zu blühendem Wachsthum und warf einen hellen Glanz auf die letzten Lebensjahre seines Urhebers. Blaeyer's Vaterhaus stand in dem Dorfe Müggelsheim, einer Kolonie Pfälzer Einwanderer, unweit Köpenick, welche Friedrich d. Gr. im Jahre 1740 anlegte.

Eine besondere Stärke des Gedächtnisses war die Ursache, 8 der Knabe mit 16 Jahren in das Joachimsthal'sche Gymnasium na Berlin gebracht wurde. Hier fand ihn drei Jahre später der Aus⸗ bruch des Befreiungskrieges von 1813. Diese große Zeit gab dem Lebensweg des 19 lährigen Jünglings die entscheidende Richtung zu der militärischen Laufbahn.

Er nahm an den Feldzügen von 1813 und 1815 theil und blieb dann Soldat.

Bald wurde er zur Dienstleistung in den Großen Generalstab kommandiert, wo seine Befähigung zu geodätischen Arbeiten die Auf⸗ merksamkeit des Generals von Müffling erregte.

Dieser berühmte Geodät führte ihn auch in die Gradmessungs⸗ arbeiten ein und machte ihn mit den beiden Männern bekannt, die auf seine weitere Entwickelung den größten Einfluß gewinnen sollten mit Alexander von Humboldt und Friedrich Wilhelm Bessel.

Als Seine Majestät der König hsresec Wilhelm III. im Jahre 1830 die Ausführung der Gradmessung in Ostpreußen durch den Großen Generalstab und den Direktor der Königsberger Sternwarte befohlen hatte, wurde der Hauptmann Baeyer als Beauftragter des Generalstabs durch vier Jahre der Mitarbeiter von Bessel, wobei er dessen geodätische Methoden kennen lernte, deren praktische Ver⸗ I er sich später zum Ziel setzte.

Nach dieser Zeit beginnt die Reihe selbständiger geodätischer Arbeiten, welche Baeyer's Meisterschaft bekunden.

Besonderz beschäftigten ihn die Ergänzung des preußischen Dreiecksnetzes und dessen Anschlüsse an die Nachbarstaaten. Dabei standen ihm die Mittel und Hilfskräfte der Trigonometrischen Abthei⸗ lung des Großen Generalstabs zur Verfügung, deren Leitung ihm seit dem Jahre 1843 übertragen war.

So vergingen zwei Dezennien in erfolgreicher Thätigkeit. Die Ergebnisse wurden in zwei stattlichen Bänden veröffentlicht und diese trefflichen Werke sind es, welche lange Zeit als Vorbild gedient

aben!

Die Verwerthung des preußischen Dreiecksnetzes zu Gradmessungs⸗ zwecken hatte Baeyer auch in dieser Periode seines Lebens immer 188 Auge behalten, ohne ihr doch näher treten zu können.

Nunmehr boten sich ihm auch hierzu Gelegenheit und Muße dar! Denn es fügte sich günstig, daß um die Zeit, wo seine militärische Laufbahn endete, und er als General⸗Lieutenant zur Disposition hftalh wurde im Jahre 1858 die von dem Astronomen Wil⸗

elm Struve angeregte He ent aafistans in Gang kam. Baeyer Se mit der Ausführung des auf Preußen entfallenden Antheils etraut.

„In dieser Zeit rein wissenschaftlicher Thätigkeit reifte nun in ihm der Gedanke zu einer mitteleuropäischen Gradmessung. Von Italien bis Skandinavien reichend, sollte sie die hier Messungen kleineren Umfangs zu einem großen Ganzen vereinigen. Der ausführliche Fnn ist in der Schrift vom Jahre 1861: „Ueber die Größe und jgar der Erde“ niedergelegt. Als Hauptaufgabe

lärung der noch in Dunkel gehüllten Abweichungen der Figur der Erde von ihrer generellen Form hingestellt, womit

zugleich einiges Licht über die Entwickelungsgeschichte und den Aufbau der Erdkruste verbreitet werden würde.

8

Jahres 1862 alle in

„Diese Auffassung gab einen gewaltigen Anreiz und hat sich völlig bewährt! Wenn auch die mathematische Behandlung zum theil andere Wege betreten hat, so ist doch der Grundgedanke erhalten ge⸗ blieben und die Schrift über die Größe und Figur der Erde wird für immer ihre Bedeutung haben.

. Eine gedrängte Darstellung seines Plans hatte General Baeyer im April des Jahres 1861 dem Kriegs⸗Ministerium vorgelegt.

Seine Majestät der König Wilhelm I. befahl hierauf am

Juni, daß diesen Vorschlägen Folge gegeben werde. Der nun⸗ mehr durch das Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten er⸗ gehenden Aufforderung zur Betheiligung folgten bis zum Ende des

Hetracht kommenden Staaten, und somit war der Beginn des Unternehmens gesichert. Jetzt handelte es sich noch reimn. hasc eine geeignete Organisation dem Fortgang die Wege

ebnen

Zwei Einrichtungen wurden von Baeyer hierzu ausersehen: Erstens ein Zentralbureau als Knotenpunkt der Einzelbestrebungen und als Brennpunkt der wissenschaftlichen Verwerthung derselben; ferner regelmäßig wiederkehrende Kenferenzen der Erdmessungs⸗ Kommissare zur Erleichterung des Zusammenwirkens und der Ver⸗ bindung der Nachbarstaaten.

Die erste allgemeine Versammlung fand im Oktober 1864 in Berlin statt General Baeyer's Vorschläge wurden angenommen und die Leitung des in Berlin zu errichtenden Zentralbureaus ihm über⸗ tragen die Gewährung der erforderlichen Geldmittel hatte die preußische Regierung zugesagt. Und schon im Jahre 1866 begann das Bureau seine Thätigkeit.

Nun fehlte nur eines noch, um Baeyer's Plan ganz zu genügen: Der Staat, von welchem die Anregung zu dem internationalen Werk ergangen war, der Staat, welcher das Zentral⸗Bureau übernommen hatte, mußte auch die Messungen im eigenen Gebiete kräftig fördern und mustergültig ausführen, um dadurch ein nachahmenswerthes Bei⸗ spiel zu geben! .

Um auch dieses zu erreichen, brachte General Baeyer im Jahre 1867 bei dem vorgesetzten Ministerium die Gründung eines Geodätischen Instituts in Vorschlag und er hatte die Genugthuung, dasselbe bereits zwei Jahre später in Wirksamkeit zu sehen, welche auch auf den Geschäftskreis als Zentral⸗Bureau ausgedehnt wurde.

Die Mitteleuropäische Gradmessung breitete sich nach wenigen Jahren ihres Bestehens auf ganz Europa aus, und General Baeyer hatte das Glück, noch lange die Entwicklung seiner Schöpfungen selbst fördern zu können, da ihm geistige Regsamkeit und körperliche Rüstigkeit bis an sein Ende im beinahe vollendeten 91. Lebensjahre verliehen waren. 2

Sein Wirken fand in Gelehrtenkreisen und an Allerhöchster Stelle volle Würdigung.

Seine Majestät der Kaiser Wilhelm I. und der damalige Kron⸗ prinz Friedrich Wilhelm gaben ihm wiederholt Zeichen ihrer Huld, und zahlreiche in⸗ und ausländische Orden schmückten seine Brust. Die Verehrung von seiten der Gelehrtenwelt aber fand einen imposanten Ausdruck auf der allgemeinen Versammlung in Rom im Jahre 1883, wo die italienische Gradmessungskommission dem Manne, der die Nationen zur Messung der Erde verband, eine goldene Medaille mit seinem Bildniß darbrachte.

Seit dem Hinscheiden des Generals Baeyer sind nunmehr neun Jahre verflossen.

„In dieser Zeit hat sich die von ihm geschaffene Organisation nicht nur noch mehr ausgebreitet sie führt jetzt den Namen Inter⸗ nationale Erdmessung —, es konnten auch bereits aus den Beobachtungen der ersten Jahrzehnte ihres Bestehens werthvolle Ergebnisse für die Gestalt der Erdoberfläche in Mittel⸗Europa sowie für die Vertheilung der Massen in der Erdkruste in Deutschland, den Alpenländern, Italien und dem Kaukasus abgeleitet werden.

Diesen zum theil ans Wunderbare streifenden Aufschlüssen über den Aufbau der Erdkruste stellen sich die Entdeckung der Veränderung der geographischen Breiten und die Erforschung der Höhenlage der Meere als Errungenschaften an die Seite, deren Bedeutung weit über den Rahmen geodätischer Forschung hinausreicht.

Ohne Zweifel hat das Problem der Figur der Erde die Kraft, fardernn auf weitere vg der Wissenschaft zu wirken, noch in dem⸗ elben Maße wie vor Jahrtausenden im Alterthum und wie dann später in der Zeit von Newton bis Laplace, wenngleich durch den allgemeinen Aufschwung der Naturwissenschaften dies gegenwärtig weniger wie früher hervortritt. 1

Durch die Fürsorge der Königlichen Staatsregierung ist das Geodätische Institut und Zentralbureau seit 2 ½ Jahren auch in den Besitz vortrefflicher Diensträume gelangt, welche es in den Stand setzen, den immer mehr wachsenden Anforderungen zu genügen. Die früher entbehrte Möglichkeit zu Untersuchungen und Experimenten an geometrischen und physikalischen Instrumenten ist jetzt durch Säle von eigenartiger Einrichtung in diesem Hauptgebäude gegeben, und eine Anzahl kleinerer detachierter Bauten sowie ein Thurm sind zu .“ Versuchsreihen und Dauerbeobachtungen be⸗

immt.

Diese verbesserten Installationen gaben bereits mehrfache Aus⸗ beute und erwiesen sich auch für internationale Aufgaben förderlich.

So ist die Gesammtheit des Geodätischen Instituts ein beredter Zeuge mit vielen anderen für die werkthätige Antheilnahme der Königlichen Staatsregierung an der Entwickelung der Wissenschaften, für den mächtigen Schutz, den das Herrscherhaus der Hohenzollern andauernd der Erdmessung der Schöpfung des Generals Baeyer gewährt! 1

Möge ihr dieser Schutz erhalten bleiben:

Der Wissenschaft zum Gewinn, Dem Vaterlande zum Ruhme!

Die Rede des Königlich italienischen General⸗Lieutenants Vize⸗Präsidenten der Permanenten Kommission der nternationalen Erdmessung, lautete: .

Mit großer Genugthuung nehme ich heute an der ersten Feier in

dieser Gedenkhalle für hervorragende Geodäten theil, die auf meine Anregung von der allgemeinen Konferenz der Internationalen Erd⸗ messung im Jahre 1886 in Berlin vorgeschlagen worden ist. Nur wenige Jahre sind verflossen, seit General Baeyer von uns gegangen ist, und schon können wir die Feier seines 100. Geburtstags begehen; wir verdanken dies dem gnädigen Geschick, das den großen Geodäten u einem so hohen Alter geführt hat, wie so viele berühmte Genossen 8e Generation. Die große Zeit der deutschen Befreiungskriege, an denen Baeyer theilgenommen hatte, hat ein Geschlecht von Männern seltener Energie und hoher Einsicht gezeitigt, das einen großen Einfluß auf die Gestaltung der ersten drei Viertel dieses Jahrhunderts gewann, Männer, welche ein Alter erreichten, das ihnen noch den Sieg ihrer Ideale zu sehen gestattete, sowohl auf dem Felde der Politik wie auf dem Gebiet der Wissenschaft.

Wir feiern heute den 100. Geburtstag General Baeyer's in einer Zeit, wo sein theures und verehrtes Bild noch fest in unserem Herzen eingegraben ist und wo seine überzeugte und überzeugende Stimme noch in unserem Ohre klingt. Zwölf Jahre sind verflossen, seit auf der Höhe des Kapitols die Italienische Gradmessungskommission dem leider nun auch dahingegangenen Geisteshelden von Helmholtz die für General Baeyer bestimmte goldene Medaille übergab. Die Italienische Gradmessungskommission, welche sich schmeichelt, im Leben und im Tode treu zu dem verehrten Begründer der Internationalen Erd⸗ messung gestanden zu haben, konnte den heutigen Tag nicht ungefeiert vorübergehen lassen und hat daher mich, ihren Präsidenten, beauftragt, sowohl die Gefühle der Verehrung und Bewunderung für das Andenken General Baeyer's, als auch der Sympathie für die Gelehrten des Landes, aus dem 2 geyer hervorgegangen, heute zum Ausdruck zu bringen. Man kann dies aber nicht thun, ohne der Unterstützung dankbar zu gedenken, mit welcher die Königlich preußische Staatsregierung die Baeyer'schen Pläne gefördert hat. Zum Zeichen der Erinnerung an General Baeyer hat heute die Italienische Gradmessungskommission durch mich dem Geodätischen Institut den Stempel überreicht, mit welchem die Baeper⸗Medaillen geschlagen worden sind, sowie eine Anzahl dieser Medaillen selbst.

Noch in anderer Eigenschaft stehe ich hier. Ich habe das be⸗

sondere Glück gehabt, zugleich mit Baeyer zum Mitglied der Reale Accademia dei Lincei zu Rom ernannt worden zu sein, und diese Akademie hat daher mich beauftragt, den Gefühlen ihrer Genugthuung Ausdruck zu geben, daß sie den Mitarbeiter Bessel's und den Mann, der seine geodätischen Arbeiten weitergeführt hat, unter ihre Mit⸗ glieder hat aufnehmen können. Ich bin erfreut, daß mir diese Auf⸗ abe zu theil geworden ist, der ich in Baeyer einen Lehrer und einen S gehabt habe.

„Als Vize⸗Präsident der Permanenten Kommission der Inter⸗ nationalen Erdmessung ferner und als eines ihrer ältesten Mitglieder habe ich an den unvergänglichen Ruhm zu erinnern, den sich General Baeyer durch die Begründung der Internationalen Erdmessung erworben hat. Tiefes Wissen, Beharrlichkeit und Energie, welche die Vorbedin⸗

ungen des Gelingens aller menschlichen Unternehmungen sind, waren bei

General Baeyer begleitet von einer herzlichen Liebenswürdigkeit und einer über jeden einseitigen Chauvinismus erhabenen Gesinnung; diese Eigen⸗ schaften erwarben ihm die Liebe seiner Fachgenossen und sicherten ihm einen weiten, über die Grenzen seines Vaterlandes reichenden Einfluß. Das sind Verdienste, die für den hoch auf der Warte menschlicher Erkenntniß Stehenden zwar nicht überraschend sind, die sich indeß selbst bei großen Gelehrten nicht immer finden, und die daher die große Verehrung und Bewunderung erklären, deren sich Baeyer unter den Gelehrten aller Nationen erfreute. Die Brüderlichkeit der Völker auf wissen⸗ schaftlichem Gebiet, von der Baeyer so tief durchdrungen war, sie soll ein theures Vermächtniß bilden für alle diejenigen, die nach ihm an der Internationalen Erdmessung arbeiten.

In der heutigen Versammlung, in der so viele sich befinden, die der Familie General Baeyer's nahe stehen, kann ich nicht unterlassen, mit einigen Worten dieser verehrten Familie zu gedenken. Wir sehen einen Erben des väterlichen Ruhms in dem berühmten Chemiker. Wir wollen aber auch nicht vergessen, der edlen Tochter, Fräulein Jeannette Baeyer zu gedenken, die S Baeyer in den letzten Jahren seines Lebens so thatkräftig zur Seite gestanden hat. Viele der Mitglieder der Internationalen Erdmessung besitzen Briefe, oft ge. wissen⸗ schaftlichen Inhalts, und in den verschiedensten Sprachen abgefaßt, die von Fräulein Baeyer Sücheh. sind. Dieser edlen Dame bei der heutigen Feier ein Wort der Anerkennung zu sagen, ist Pflicht der Dankbarkeit. 1

„Ich schließe meine wenigen Worte, indem ich mich, die Inter⸗ nationale Erdmessung, das Geodätische Institut und seinen aus⸗

ezeichneten Direktor beglückwünsche, daß es uns vergönnt ist, die B General Baeyer's auszuführen und fruchtbringend weiter zu gestalten. Gleichzeitig darf ich der Königlich preußischen Staats⸗ regierung den tiefgefühlten Dank der Geodäten aller Nationen aus⸗ drücken dafür, 8 ie durch die Begründung des Geodätischen In⸗ stituts eine wissenschaftliche Zentralstelle geschaffen hat, die nicht bloß nationales Interesse hat, sondern die in eminentem Sinn von inter⸗ nationaler Wichtigkeit ist. Das Geodätische Institut und die Inter⸗ nationale Eedgre eran werden für alle Zeiten ein bleibendes Denkmal des Ruhms General Baeyer's sein.

Handel und Gewerbe.

Essen a. d. Ruhr, 5. Nopember. (W. T. B.) Der „Rhein. Westf. Ztg.“ zufolge brauchte in der heutigen Sitzung des West⸗ fälischen Kokssy ndikats eine Produktionseinschränkung für November nicht festgesetzt zu werden. Der Absatz September betrug 347 744 t oder 14 % mehr als i Le Monat des vorigen Jahres. Der Versand im dritt Viertel des Jahres 1894 stellte sich auf 1 195 186 t, der Versand in den drei ersten Vierteln auf 3 471 180 t, d. i. um 12 % mehr als im vorigen Jahre. Die Zunahme des Versands zur See ist wesentlich. Die Beiträge für November wurden auf 25 % festgesetzt.

Die heutige Versammlun der Zechenbesitzer des Rheinisch⸗Westfälischen Kohlensyndikats war von 3459 berechtigten Stimmen besucht. Nach dem in der Versammlung er⸗ statteten Bericht hat der Absatz im Monat September 2 944 587 t betragen, was eine Einschränkung von 5,3 % gegen 8,61 % im Monat August bedeutet. Auf Syndikats⸗Rechnung gingen im Sep⸗ tember 82,96 %. Der Syndikatsabsatz betrug im dritten Quartal 8 908 734 t gegen 8 271 487 t im zweiten Quartal. In diesem Jahre wurden 27 601 456 t verkauft, von denen 3 962 990 t zur Ausfuhr be⸗ stimmt waren. Die Händler und Konsumenten beginnen mit der Erneue⸗ rung der am 1. April nächsten Jahres ablaufenden Verträge. Die Förderungseinschränkung für den laufenden Monat wurde einstimmig auf 10 % festgesezt. Der Vertrag mit dem westfälischen Kokssyndikat wurde nach warmer Befürwortung durch General⸗Direktor Kirdorf und Berg⸗Assessor Pieper ein

timmig angenommen. Die Abgabe für Mehrförderung, die Ent⸗ chädigung sür Minderförderung und die Strafe für Nichtlieferung wurde für das Jahr 1895 gleichmäßig auf 2 pro Tonne festgesetzt. Dieser Beschluß wird zweifellos zur erbeiführung einer gleichmäßigen Beschäftigung der einzelnen Zechen wesentlich beitragen.

Magdeburg, 5. November. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn⸗ zucker ertl, von 92 % —, neue 10,40 10,55. Kornzucker exkl., 88 Rendement 9,95 10,05, neue 9,95 10,10, Nachprodukte exkl., 75 % 1 Rendement 7,00 8,20. Schwach. Brotraffinade 1 23,25. Brotraffinade II 23,00. Gem. Raffinade mit Faß 22,25 23,50. Gem. Melis 1 mit Faß 21,50. Ruhig. Rohzucker I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. November 9,82 ½ Gd., 9,85 Br., pr. Dezember 9,92 ¾ bez. und Br., pr. Januar⸗März 10,10 Gd., 10,15 Br., pr. April⸗Mai 10,32 ½ bez. und Br. Schwach.

Wien, 5. November. (W. T. B.) Die Brutto⸗Einnahmen der Orientbahnen betrugen in der 41. Woche (vom 8. Ok⸗ tober bis 14. Oktober 1894) 259 356,29 Fr., Abnahme gegen das Vorjahr 21 045,39 Fr. Seit Beginn des Betriebsjahres (vom 1. Ja⸗ nuar bis 14. Oktober 1894) betrugen die Brutto⸗Einnahmen 8 425 810,63 Fr., Abnahme gegen das Vorjahr 1 302 097,78 Fr.

Wien, 5. November. (W. T. B.) Die Direktion der Oester⸗ reichischen Alpine⸗Montangesellschaft wird dem Ver⸗ waltungsrath in seiner nächsten Sitzung einen Antrag zur Beschluß⸗ fassung vorlegen, die Mittel für die Rückzahlung der vom Jahre 1895 ab in kürzeren Fristen fälligen Hypothekardarlehen durch Emission von Aktien zu beschaffen. Durch diese Maßnahmen wird das Geschäfts⸗ erträgniß nahezu ungeschmälert durch das steigende Erforderniß für Schuldentilgung zur Verfügung bleiben. 3 18

London, 5. November. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗ ladungen angeboten.

96 % Javazucker loko 12 ruhig. Rüben⸗Rohzucker loko 9 matt. Chile⸗Kupfer 40 8%, pr. 3 Monat 40 ¾.

Glasgow, 5. November. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 4420 Tons gegen 4132 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 5. November. (W. T. Wolle ruhig, englische gefragter, Merino gedrückt, Mohairwolle fest, Garne stetig, für Stoffe besserer Begehr.

Amsterdam, 5. November. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 50. Bancazinn 40 ¼.

New⸗York, 5. November. 88 T. B.) Die Börse eröffnete meeemügag im späteren Verlauf trat r. ein; der Schluß war fest. Der Umsatz der Aktien betrug 113 000 Stück.

Weizen eröffnete fest und stieg während des ganzen Börsen⸗ verlaufs mit wenigen Reaktionen auf des A des