nach Wien begeben. Die Reise stehe im Zusammenhang mit den Verhandlungen über die Verstaatlichung der Südbahn.
Der Fürst⸗Primas, Kardinal Vaszary hat die Bischofs⸗
konferenz auf den 18. Dezember einberufen. Man glaubt, die Konferenz werde sich mit dem gegenwärtigen Stand der Kirchenpolitik beschäftigen. 3
Das ungarische Unterhaus seßte gestern die Be⸗ rathung des Ackerbaubudgets fort. Der Abg Graf Apponyi erklärte, das Budget ablehnen zu müssen, weil er der land⸗ wirthschaftlichen Politik sowie der allgemeinen Politik der Regierung kein Vertrauen entgegenbringe. Der Staats⸗ sekretär Miklos widerlegte die Angriffe des Grafen Apponyi und erklärte die Behauptung, daß die Lage der Landwirth⸗ schaft in Ungarn viel ärger 2 als in allen übrigen Staaten, für nicht stichhaltig. Der Redner verwies in dieser Beziehung auf Amerika und Rußland und wies an der Hand statistischer Daten das Sinken der Getreidepreise auch in den anderen europäischen Staaten nach, was durch die Ueberschwemmung des Weltmarkts mit russischem Getreide verursacht werde. Dies belaste in erster Reihe Ungarn. Die Regierung habe Repressivmaßregeln ergriffen; die Mahsfähigteit der Mühlen sei gestiegen, die Exportfähigkeit aber sei gesunken, weshalb die Regierung zu Mahlbegünstigungen gegriffen habe, wie solche ähnlich in Deutschland und der Schweiz beständen. Das Alföld müsse mit einem vielverzweigten Kanalnetze versehen werden. Die Lösung der sozialen Frage müsse zwischen der Regierung und der Gesellschaft getheilt werden; der Fach⸗ unterricht sei berufen, aufklärend zu wirken. Die Aus⸗ führungen des Staatssekretärs wurden sehr beifällig auf⸗
Am Schluß der Sitzung beantwortete der räsident Dr. Wekerle eine Interpella⸗ Abg. Babo wegen Degradierung eines Reserve⸗ Offiziers, der mit einem Trauerband an der Leichenfeier ür Kossuth theilgenommen habe. Der Minister⸗Präsident rklärte, er beabsichtige keineswegs, gegen die militärischen Ehrengerichte, die überall beständen, ö“ Verfügungen zu reffen. (Lebhafter Beifall rechts.) Die Maßregelung sei nicht wegen der Theilnahme an der Leichenfeier erfolgt, sondern wegen der gravierenden, durch die Untersuchung erwiesenen Nehenumstälbe Die Armeeleitung habe nur die Theilnahme an dem Begräbniß in Uniform verboten; sie habe hierzu Ver⸗ anlassung und ein unzweifelhaftes Recht gehabt. Thatsächlich hätten zahlreiche Abgeordnete, die Reserve⸗Offiziere seien, un⸗ behelligt an der Leichenfeier theilgenommen. Der Minister⸗ fügte unter dem lebhaften Beifall der Rechten des Hauses hinzu, er werde auf die Angelegenheit nochmals zurück⸗ kommen. 1
In einer gestern in Budapest abgehaltenen Versammlung von Universitätshörern und Delegirten verschiedener Kasinos wurde das Programm für den heute zu veranstaltenden Fackelzug festgestellt. Die Redner betonten, die Kundgebung bezwecke lediglich einen Dankesausdruckan den Monarchen. Die Bürgerschaft werde sich deshalb nach dem liberalen Klub begeben, um den Minister⸗Präsidenten Dr. Wekerle zu bitten, die Gefühle des Dankes an den Stufen des Thrones niederzulegen.
Großbritannien und Irland.
In London hat, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Vor⸗
nittag die Vermählung des Prinzen Adolphus von Deck
mit Lady Grosvenor, Tochter des Herzogs von Westminster, stattgefunden. Der Feierlichkeit wohnten der Herzog und die Herzogin von York, der Herzog von Cambridge und andere hohe Persönlichkeiten bei.
Der Premier⸗Minister von Kanada Thompson, der gestern der Sitzung des Geheimen Raths in Windsor bei⸗ wohnte und dabei als Mitglied des Raths vereidigt wurde, verstarb plötzlich im Schloß. Die Leiche wurde nach einem Zimmer im Clarence⸗Tower überführt.
In einer Rede, die der Minister des Auswärtigen, Lord Rosebery, gestern in Plymouth hielt, sprach er über die Oberhausfrage und sagte, die Regierung denke daran, die gegenwärtigen Beziehungen des Unterhauses zu dem Oberhause wieder in das richtige Verhältniß zu GW damit der aus⸗ gesprochene Wille des Unterhauses nicht durch das Oberhaus hinfällig gemacht werde. Die Regierung beabsichtige, das Land um das Mandat anzugehen, die Frage der Aufhebung des absoluten Vetorechts des Oberhauses gegenüber den Wünschen oder der Gesetzgebung des Unterhauses dadurch zu regeln, daß die Regierung im Unterhause eine Resolution zur Annahme bringe, die ihre Politik darlegen und geltend machen solle. Erst wenn die Regierung dieses Mandat erlangt habe, werde sie das eingeschlagene Verfahren im Unterhause bekannt geben. Er könne jedoch schon jetzt mittheilen, daß die Regierung ent⸗ schlossen sei, die Verstüͤmmelungsbefugnisse des Oberhauses zu begrenzen, daß man wenig oder nichts in Zukunft von diesen Befugnissen zu befürchten haben werde.
Aus Saint⸗John (Neufundland) meldet das „Reuter'sche Bureau“: das dortige Kabinet habe dem Gouverneur seine Demission überreicht, die von diesem angenommen worden sei. Infolge der Zahlungseinstellung der Unionbank, welche die am 1. Januar fälligen Zinsen der neufundländischen Schuld habe bezahlen sollen, sei es nothwendig geworden, die Zinsen auf andere Weise zu beschaffen.
Frankreich.
Infolge des Ablebens des Präsidenten der Deputirten⸗ kammer Burdeau bestellten sämmtliche Kommissionen und parlamentarischen Gruppen der Kammer die für gestern an⸗ beraumten Sitzungen gb. Die Kammer selbst wird heute zum Zeichen der Trauer die Sitzungen schließen und sie wahr⸗ scheinlich erst Nontag wieder aufnehmen. Eine Jagd des Präsidenten Casimir⸗Perier, die heute stattfinden sollte, ist aufgeschoben worden; die Diners der Minister wurden abbestellt. Die republikanischen Blätter widmen Burdeau sehr sympathische Artikel; er, der Sohn bescheidener Arbeiter, habe durch sein eigenes Verdienst eine so hohe Stufe erklommen.
Der Direktor des Journals „Paris“ Canivet ist gestern Nachmittag in der Erpressungsangelegenheit verhaftet worden.
Italien. Wie die gestern in Rom erschienenen Abendblätter melden,
“ konferierte der Minister⸗Präsident Crispi längere Zeit mit
dem König. j
In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer varen das Haus und die Tribünen stark besetzt. Sämmtliche Minister waren anwesend. Den Vorsitz führte Biancheri. Auf die, Frage des Deputirten Imbriani, welche Maßregeln der Justiz⸗Minister nach dem Verdikt der Untersuchungskommission über das wer löe der an der Untersuchung in dem Banca Romana⸗Prozesse be⸗
theiligten Richter und Beamten zu treffen gedenke, antwortete . ten gFichter und 8 die Regierung habe mit Hilfe der Untersuchungskommission, die völliges Licht geschaffen habe, ihre Pflicht gethan und gegen die betheiligten Richter Maß⸗ regeln getroffen. Einige von ihnen seien entlassen, andere vor die von dem Justiz⸗Minister am 4. August eingesetzte Kommission verwiesen worden. Ein anderer habe frrei⸗ willig seine Versetzung in den Ruhestand nachgesucht, gegen noch andere seien die nothwendigen Maßre eln ge⸗ troffen worden. Was den General⸗Staatsanwalt beim Kassationshofe betreffe, so habe der Minister geplant, ihn durch die Veröffentlichung der Untersuchung zu bestrafen. Er be⸗ halte sich vor, andere Maßnahmen gesetzgeberischen Charakters zu treffen, um eine wirksame Thätigkeit der Justiz zu sichern. Der Deputirte Imbriani erklärte, er sei durch die Erklärungen des Justiz⸗Ministers S befriedigt. Der Deputirte Giolitti ver⸗ theidigte unter großer Unruhe des Hauses Santamaria, der einer der Justiz⸗Minister in seinem Kabinet gewesen war. Der Depu⸗ tirte Bonacci, der gleichfalls früher Justiz⸗Minister im Kabinet Giolitti gewesen war, sowie der Deputirte Gianturco, der seinerzeitige Unter⸗Staatssekretär Santamaria’'s, kritisierten den Bericht der besonderen Untersuchungskommission und das Vorgehen der Regierung. Am Schluß seiner Rede vertheidigte sich Bonacci gegen die persönlich gegen ihn gerichteten Vor⸗ würfe und stellte sich in dieser Beziehung zur Verfügung des Hauses. Der Minister⸗Präsident Crispi forderte die Kammer auf, einen Tag festzusetzen, um die sehr ernste Frage zu be⸗ rathen. Der Justiz⸗Minister Calenda wies die Angriffe Bonacci’s zurück und vertheidigte das Verhalten der Regierung. Damit war der Zwischenfall geschlossen. Es begann nun die Berathung der Adresse zur Beantwortung der Thronrede. Der Deputirte Imbriani beklagte, daß die Thronrede nicht der Brüder in Istrien Erwähnung gethan und auch keine Verminderung der Zivilliste angekündigt habe. Der Präsident Biancheri bedeutete dem Redner, man könne nicht eine Berathung über die Zivilliste verlangen, wenn man jeden
Tag sehe, daß sie zur Linderung der Heimsuchungen des verwendet werde. (Beifall.) Der Minister⸗
Präsident Crispi nannte die Anspielung auf Istrien unangebracht, da die Verträge der Regierung ihr Ver⸗ halten vorzeichneten. Es sei nicht nur inopportun, sondern auch schädlich, müßige Fragen anzuregen. Der Minister⸗ Präsident fuͤgte hinzu, die jüngsten Unglücksfälle hätten wieder einmal einen Beweis von dem Herzen des Königs gegeben. (Beifall.) Nach einer kurzen Rede des Deputirten Barzilai, der ebenfalls auf Istrien anspielte, wurde die Adresse ange⸗ nommen. Der Deputirte Damiani erklärte im Namen der Kommission zur Prüfung der Schriftstücke Giolitti's, daß diese ihre Arbeiten, die sie energisch fortsetze, noch nicht habe beendigen können, daß sie jedoch baldigst der Kammer Bericht erstatt de. Die Sitzung wurde sodann auf⸗
gehoben. Schweiz.
Die Bundesversammlung hat zum Bundes⸗ Präsidenten für 1895 Zemp⸗Luzern (ultramontan), zum Vize⸗Präsidenten Lachenal⸗Genf (radikal) gewählt. Zemp ist der erste ultramontane Bundes⸗Präsident.
Belgien. 1b
Die Repräsentantenkammer berieth gestern über das Heereskontingent, Der Kriegs⸗Minister, General Br assine verlangte dem „W. T. B.“ zufolge dieselbe Ziffer wie im vergangenen Jahre und erklaͤrte, die Regierung werde dem⸗ nächst einen Gesetzentwurf über die Reorganisation der Armee vorlegen. Der Finanz⸗Minister de Smet de Nayer er⸗ widerte auf eine Anfrage, die Regierung werde binnen kurzem einen Gesetzentwurf über die Konversion der 3 ½ pro⸗ zentigen Schuld in eine dreiprozentige einbringen.
Rumänien.
Deer neuernannte 1 Gesandte Sir G. H. Wynd⸗ ham, der am Sonntag bereits vom König in Privataudienz empfangen worden war, überreichte gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, in Anwesenheit des Ministers des Auswärtigen Lahovary sein Beglaubigungsschreiben.
Die Deputirtenkammer setzte gestern die Ad reß⸗ debatte fort. Der Deputirte Delavrancea beendete seine am Dienstag begonnene Rede, worin er gegen die konservative Regierung auf den verschiedensten Gebieten Anklagen erhob. Der Deputirte Arion (kons.) widerlegte unter vielem Beifall wirksam die Behauptungen des Vorredners. In Betreff der Nationalitätenfrage bemerkte der Redner, in allen Ländern hildeten die Konservativen die Nationalpartei. Konser⸗ vative wie Cavour und Fürst Bismarck hätten die Einheit Italiens und des Deutschen Reichs geschaffen. Die gegen⸗ wärtige europäische Lage gebiete Rumänien, in gutem Einver⸗ nehmen mit Ungarn zu leben. Es würde Thorheit sein, den Bestand des rumänischen Staats preiszugeben und ihn in Aben⸗ teuer zu drängen. Die Politik Rumäniens müsse von dem Grundsat der absoluten Nichteinmischung geleitet sein. Dies sei die einzig weise Politik. Bezüglich der Studierenden, die in der letzten Zeit Kundgebungen ver⸗ anstaltet hatten, sagte der Redner, er achte die Studenten, die wirklich studierten, er verabscheue aber die professionsmäßigen Lärmmacher. Kundgebungen gegen ein befreundetes Land habe die Regierung nicht dulden können.
Serbien.
In dem Prozesse Cebinac wurde gestern dem „W. T. B.“ zufolge die Vernehmung des Angeklagten Cebinac fortgesetzt. Sodann wurden die bei ihm beschlag⸗ nahmten Schriftstücke verlesen, durch welche die Ausführungen der Anklageschrift betreffs aller Angeklagten in den Haupt⸗ punkten unterstützt werden. Cebinac bekannte sich offen als Gegner der Dynastie Obrenowic und als Anhänger der Dynastie Karadjiordjewic, gestand ein, daß er mit den Mit⸗ angeklagten, hauptsächlich mit Tauschanowic, einverstanden ge⸗ wesen sei, einen Thronwechsel herbeizuführen und räumte den chiffrierten Briefwechsel mit dem Prinzen Peter Karadjiordjewic sowie wiederholte Zusammenkünfte mit diesem ein; ebenso hätten wiederholt Zusammenkünfte unter den Mitangeklagten betreffs der geplanten Unternehmung stattgefunden, u. a. auch eine Zusammenkunft am 16. Januar 1894 bei Atza Stangowic, dem Leiter der „Odjek“⸗Druckerei. Aus den Notizbüchern Cebinac‚s geht hervor, daß er eine eifrige Thätigkeit zu Gunsten des Prinzen Karadjiordjewic ent⸗ faltet und mit zahlreichen Personen in ganz Serbien Ver⸗ bindungen unterhalten habe. Trotz des lebhaften Widerspruchs der Mitangeklagten und deren Vertheidiger hielt Cebinac alle im Laufe der Untersuchung gemachten belastenden Aussagen aufrecht. Im weiteren Verlaufe der Verhandlung wurde das
Verhör beendet. Djacovic stellte jede Theilnahme an den
Umtrieben Cebinac's in Abrede. Die Vernehmung Djacovic'g wird heute fortgesetzt werden.
Die in der Botschaft des Präsidenten Cleveland und in dem Bericht des Schatzsekretärs Carlisle angekündigte Vorlage über die Reform des Geldumlaufs ist gestern von letzterem im Repräsentantenhause eingebracht worden.
Der Senat beschloß gestern mit 27 gegen 23 Stimmen, die vom Finanzcomité angenommene Zuckervorlage nicht zu berathen. Die betreffende Vorlage, die von dem Comité als Ersatz für die in der letzten Session des Repräsentanten⸗ hauses eingeführte Freizucker⸗Vorlage empfohlen wurde, legt allen Zuckersorten einen 40 prozentigen ad valorem-- oll auf und hebt die differentiellen Zölle zu Gunsten des raffinierten Zuckers auf.
Bei den Munizipalwahlen in Boston haben die Republikaner einen vollständigen Sieg davongetra en. Sie entrissen den Demokraten den Mayorposten und erhie lten auch die Majorität im Aldermensrath. Der republikanische
Kandidat für den Mayorposten wurde mit 2000 Stimmen
Mehrheit gewählt. Asien.
In London eingetroffenen Meldungen aus Korea zufolge habe der japanische Spezialgesandte in Söul Graf Inouye eine wichtige mit dem König gehabt. Die De⸗ mission des nach den Vorfällen im Juli von dem König ernannten Regenten gelte für wahrscheinlich. Eine starke Abtheilung der aufständischen Tonghaks sei von den Japanern bei Koshiu geschlagen worden; die Tonghaks hätten große Verluste erlitten, zwei ihrer Führer seien getödtet worden. . Aus Yokohama von gestern erfährt das „Reuter'’sche Bureau“, daß eine Abtheilung der zweiten japanischen Armee widerstandslos Fijchan im Norden von Port Arthur besetzt habe. Die Chinesen hätten sich in der Rich⸗ tung auf Niutschwang zurückgezogen.
Aus Shanghai wird demselben Bureau von gestern berichtet, es liege daselbst die Meldung vor, daß zwei japa⸗ nische Divisionen in einer Gesammtstärke von 25 000 Mann in Shan⸗hai⸗kwan bei Taku gelandet seien, mit der Absicht, auf Peking vorzurücken.
Nach einer Meldung der „Times“ aus Kobe von heute würden in den nächsten Tagen neue große Verstärkungen aus W abgehen. — Aus Shanghai wird der „Times“ gemeldet, daß man vom Vize⸗König von Nanking unterzeichnete Schriftstücke gefunden habe, worin Belohnungen auf von Japanern ausgesetzt würden.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Schlußbericht über die gesteige Sitzung des Reichs⸗ tags befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen 5. Sitzung des Reichstags, welcher die Staatssekretäre, Staats⸗ inister Dr. von Boetticher und Freiherr von Marschall, die Staatssekretäre Holl⸗ mann, Nieberding und Dr. Graf von Posadowsky sowie die preußischen Staats⸗Minister Bronsart von Schellendorff und Schönstedt beiwohnen, wird die erste Berathung des Reichshaushalts⸗Etats für 1895/96 fort⸗ gesetzt. 8
Abg. Dr. Böttcher (nl.) erklärt, daß seine Frrande beim Etat stets haben “ walten lassen, aber sie hätten die Bewilli⸗ gung derjenigen Ausgaben für richtig gehalten, die unbedingt nöthig seien. Der Löwenantheil der Mehrausgaben fällt auf den Militär⸗ Etat; es wird zu prüfen sein, ob die Ausgaben alle gerechtfertigt sind, so z. B. bezüglich des kostspieligen Uebungsplatzes in Württemberg. Die Budgetkommission muß ferner prüfen, ob von dem riesig an⸗ wachsenden Pensionsfonds nicht Ersparnisse gemacht werden können, vielleicht durch Uebertragung auf den Reichs⸗Invalidenfonds. So schwer die Ausgaben für die Marine auch ins Gewicht fallen, so haben wir doch die Pflicht, den Deutschen im Ausland ausreichenden Schutz zu ge⸗ währen. Es wird sich fragen, auf welche Weise diese Aufgabe am zweckmäßigsten erfüllt werden kann. Der warme Ton, mit welchem der Reichskanzler die Kolonialpolitik behandelt hat, hat uns erfreut. Wir sind von jeher für die Kolonialpolitik eingetreten, weil Deutsch⸗ land sich dieser Thätigkeit nicht entziehen konnte. Wenn alle großen Mächte Europas sich der Erschließung des dunklen Erd⸗ theils unterziehen, dann kann Deutschland nicht zurückbleiben. Schon aus ideellen Gesichtspunkten ist Deutschland dazu verpflichtet, aber auch aus materiellen. Denn trotz allen Widerspruchs des Abg. Richter, trotz aller seiner Argumente gegen die Kolonialpolitik bleiben wir der Ueberzeugung, daß dasjenige, was wir besitzen, in bedeutendem Maße entwickelungsfähig ist (Zuruf links: Aktiengesellschaften!), nicht bloß für die Aktiengesellschaften, sondern auch für die deutsche Aus⸗ wanderung. Deshalb werden wir mit Vergnügen bereit sein, die Regierungen zu unterstützen. Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe ist nicht der Mann, von dem man extravagante Ideen erwarten kann, aber er ist auch nicht der Mann der lau ablehnenden Haltung, wie sein Vorgänger. Ueber die Mehrausgabe bei der Postverwaltung, welche eine Folge der Einführung der Dienstaltersstufen ist, können wir nur unsere Freude bekennen. Bezüglich der Postbauten kann ich das abfällige Urtheil anderer Redner nicht billigen; der Staatssekretär Dr. von Stephan erfüllt mit seinen Postbauten gradezu eine Kultur⸗ mission. Bezüglich der einmaligen Ausgaben muß der Anleihe⸗ wirthschaft möglichst ein Ziel gesetzt werden; es wird nicht angängig sein, einmalige Ausgaben von dem ordentlichen auf den duß rordenn⸗ lichen Etat zu übernehmen. Wie zu helfen ist, lasse ich dahingestellt sein. Einmal muß der Anfang gemacht werden, sei es durch Ver⸗ meidung von neuen Anleihen, oder durch Amortisation. Die Ueber⸗ weisungen an die Einzelstaaten haben sich erheblich vermindert durch den Ausfall an Zolleinnahmen infolge der Handelsverträge; die schädlichen Folgen dieses Eingriffs in die Finanzen der Einzelstaaten müssen wir zu beseitigen suchen. Nicht jeder kleine Einzelstaat ist in der glücklichen Lage, einen solchen Helfer wie Preußen an der Seite zu haben; es wäre auch nicht gut, wenn noch mehr kleinere Einzel⸗ staaten von den größeren abhängig würden. Es muß dahin gewirkt werden, daß die finanziellen Schwankungen beseitigt werden. Man sagt, das wäre nur möglich, wenn man im Reich einen variablen Einnahmefattor hat. Dann müßte das Reich aber erst sein Steuersystem ändern. Man sagt, die direkten Steuern der Einzel⸗ staaten treffen die Besitzenden, die indirekten des Reichs die Besitz⸗ losen. Das ist nur insofern richtig, als die direkten Steuern allerdings die Besitzenden treffen, aber diese werden von den indirekten Steuern auch nicht verschont. Von einem Steuerfanatismus sind die Nationalliberalen nicht beseelt. Die Belastungen der Einzel⸗ staaten würden durch die Anspannung der Einkommensteuer haupt⸗ sächlich den Mittelstand treffen, den alle Parteien b wollen, mit Ausnahme der Sozialdemokraten, welche in ihm das größte Hinderniß ihrer Bestrebungen sehen. Wir freuen uns, aus der Rede des „Reichskanzlers entnehmen zu können, daß zum 8 des Mittelstandes noch in dieser Session Varlaßes gemacht werden bezüglich der Konsumvereine und bezüglich des unlauteren Wettbewerbs. Zum Mittelstand gehört auch
Köpfe
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namentlich der Bauernstand. Die Nothlage der Landwirthschaft
wird geradezu durch diesen Etat, durch die 5 Ersparnisse bei der
Naturalverpflegung bewiesen; die niedrigen Preise rühren nicht lediglich von der guten Ernte her; die Ernte war garnicht überall so sehr ut. Vorschläge sind sehr schwer zu machen; man übernimmt dadurch eine große Aber es wird zu prüfen sein, ob auf dem Gebiete des etreidehandels und der Börsen⸗ organifation nicht etwas zu erreichen ist. Man wird es versuchen müssen. Jedenfalls ist die strengste Kontrole der Vieheinfuhr zur Abwehr der Seuchengefahr nothwendig. Der Abg. Richter meinte, daß durch die wirthschaftliche Politik des Fürsten Bismarck der Glaube an die Allmacht des Staats bestärkt worden ist. Wer sich nicht selbst helfen will, dem kann schließlich der Staat auch nicht helfen; aber daß der Staat helfen kann, wird niemand bestreiten. Würde z. B. der Abg. Bebel auf die Arbeiter⸗Versicherungsgesetzgebung Verzicht leisten wollen? Diese Versicherungsgesetze belasten unsere Industrie und erschweren ihr den Wettbewerb; deshalb ist es erfreulich, daß die Thronrede eine Erleichterung bezüglich der lästigen Handhabung des Invaliden⸗Versicherungsgesetzes ankündigt. Wir haben der Sozialpolitik nicht zugestimmt, um uns die Sozialdemokratie vom Halse zu halten; wir haben sie um unseres Gewissens willen ange⸗ nommen und werden uns nicht beirren lassen, auch wenn die Sozial⸗ demokratie die Wohlthaten dieser Gesetzgebung nicht anerkennt, son⸗ dern fortwährend durch die Schürung der Unzufriedenheit die be⸗ ginnende Gesundung zu stören versucht. Hat man nicht über den Prrte enossen hergezogen, der sich durch Arbeit und Sparsamkeit zum pieß ürger emporgearbeitet hat und zufrieden war mit seiner Lage, und seinen Genossen den Rath gab, es ebenso zu machen?
(Schluß des Blattes.) 8
Die Geschäftsordnungs⸗Kommission des Reichs⸗ tags war heute Vormittag zusammengetreten, um den ihr vom lenum überwiesenen Antrag des Staatsanwalts am Landgericht Berlin I auf Genehmigung zur strafrechtlichen Verfolgung des Abg. Liebknecht wegen Majestätsbeleidigung der Berathung zu unterziehen. Nach anderthalbstündiger Debatte, an der sich vornehmlich die Abgg. Dr. Pieschel, Roeren, von Holleuffer, Graf Mirbach, Gamp, Träger und Singer betheiligten, wurde mit neun gegen Stimmen beschlossen, dem Plenum zu empfehlen, den Antrag abzulehnen.
— Die Abgg. Dr Rintelen, Gröber (Württemberg), Spahn, Dr. Bachem und Dr. Hitze (Zentr.) haben im Reichstag in Form eines Gesetzentwurfs einen Antrag auf Abänderung der Konkursordn 8 vom 10. Februar 1877 eingebracht. Der Ent⸗ wurf giebt im wesentlichen die Beschlüsse der X. Kommission des Reichstags der verflossenen Session wieder. — Die Abgg. Gamp, Kardorff, Merbach und Graf von Arnim stellten den Antrag: ‚den Reichskanzler zu ersuchen, mit möglichster Beschleunigung einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen 1) dem gesammten Handwerk eine organisierte Vertretung in Handwerkerkammern ge⸗ eben wird, denen die Beaufsichtigung des Lehrlingswesens, des Hebergenmctens u. s. w., sowie die Aufgabe zu übertragen wäre, die nteressen des Handwerks in technischer und wirthschaftlicher Be⸗ ziehung zu vertreten; 2) diejenigen von der Ausübung des handwerk⸗ mäßigen Betriebes ausgeschlossen werden, welche ihre Befähigung zu diesem Betriebe nicht durch eine längere Ausbildung als Lehrling und Geselle dargethan haben (Befähigungsnachweis) — ferner bei den Bundesregierungen dahin zu wirken, daß die die Handwerker schidigende Beschäftigung der Strafgefangenen nach Möglich⸗ keit eingeschränkt werde.“
„—. Nach dem soeben erschienenen „Alphabetischen Ver⸗ zeichniß der Mitglieder des Reichstags“ zählen die Kon⸗ servativen 55 Mitglieder und 6 Hospitanten, die Reichspartei 23 Mit⸗ glieder und 5 Hospitanten, die Deutsche soziale Reformpartei 15 Mit⸗ glieder, das Zentrum 96 Mitglieder und 4 Hospitanten, die Polen 19 Mitglieder, die Nationalliberalen 46 Mitglieder und 6 Hospitanten, die Freisinnige Vereinigung 13 Mitglieder und 1 Hospitanten, die Freisinnige Volkspartei 22 Mitglieder und 1 Hospitanten, die Süd⸗ deutsche Volkspartei 11 Mitglieder, die Sozialdemokraten 46 Mit⸗ glieder, und 27 Mitglieder gehören keiner Fraktion an. Erledigt ist das Mandat des konservativen Abg. Gescher (9. Düsseldorf).
— Bei der Ersatzwahl im 5. Stettiner Landtagswahl⸗ bezirk (Naugard⸗Regenwalde) ist an Stelle des verstorbenen Rittergutsbesitzers von Bismarck auf Kniephof von Dewitz⸗ Schönhagen (kons.) mit 205 Stimmen zum Mitgliede des
auses der Abgeordneten gewählt worden. von Fluegge⸗ Speck (kons.) erhielt 18 Stimmen.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Die gelegentlich der Verstaatlichung von Eisenbahn⸗ Gesellschaften in Preußen erfolgte Uebernahme der Be⸗ amten der Eisenbahn⸗Gesellschaften in den Staatsdienst geschah mnaͤßi in der Weise, daß von den zur etatsmäßigen Anstellung G Beamten, welche Mitglieder der Pensions⸗ und Unter⸗ tützungskasse der Beamten der betreffenden Gesellschaft waren, der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion gegenüber ein Revers unterschrieben werden mußte. Durch den Revers erklärten sich diese Beamten damit einverstanden, daß sie nach Zurücklegung einer nach dem Gesetz vom 27. März 1872 zur Pension berechtigenden Staatsdienstzeit nur eine Pension verlangen können, die, je nachdem das eine oder das andere ein den Beamten günstigeres Resultat ergiebt, nach den Be⸗ stimmungen des Pensionskafsenstatuts oder nach den Vorschriften des Gesetzes vom 27. März 1872 zu berechnen ist. Diese Vereinbarung ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Zivilsenats vom 27. September 1894, rechtswirksam. — D. war am 1. Oktober 875 von der vormaligen Magdeburg⸗Halberstädter Eisenbahngesell⸗ ghart durch Vertrag als Bahnmeister angenommen und als solcher
itglied der Pensions⸗ und Unterstützungskasse der Beamten der be. nannten Gesellschaft geworden. Nach der Verstaatlichung des be⸗ treffenden Eisenbahnunternehmens im Jahre 1879 war er in gleicher Eigenschaft in den Staatsdienst übernommen worden, nachdem er der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion gegenüber einen Revers des oben bezeichneten Inhalts unterschrieben hatte, und demnächst als Staatsbeamter am 1. Oktober 1891 in den Ruhestand versetzt worden. Die Staatsbehörde bewilligte ihm an Pension neben der Staats⸗ vension von 771 ℳ noch den Betrag von 182 ℳ jährlich, um welchen Betrag die nach dem Statut der Pensions⸗ und Unterstützungskasse berechnete Pension die Staatspension übersteigt. D. beanspruchte da⸗ gegen außer der Staatspension die volle statutenmäßige Pension, indem er gegen die durch die Königliche Eisenbahn⸗Direktion zu Magdeburg vertretene Pensionskasse klagend geltend machte, daß der Revers nicht rechtsverbindlich sei, weil das an ihn ge. ellte Verlangen, den Verzicht zu erklären, widerrechtlich gewesen sei, indem der Staat bei seinem Vorgehen einen rechtswidrigen Vermögensvortheil erstrebt habe, weil ferner der Ver⸗ zicht durch eine unberechtige Drohung erzwungen sei und weil die Eisenbahn⸗Direktion zur rechtswirksamen Entgegennahme der Er⸗ llärung für die beklagte Kasse nicht legitimiert gewesen sei. — In eiden Instanzen wurde die Klage abgewiesen, indem sämmtliche
agegründe verworfen wurden, und die Revision des Klägers wurde vom Reichsgericht zurückgewiesen, indem es begründend ausführte: Entscheidend ist, daß eine Verpflichtung des Staats, die Gesellschafts⸗ neamten in den Staatsdienst zu übernehmen, nicht bestand. Der Staat And daher wohl befugt, die Uebernahme an Bedingungen zu knüpfen. Undererseits stellt sich das nach dem Statut geordnete Verhältniß 8 Betheiligten zur Pensionskasse als ein rein privatrechtliches J sodaß es im Wege des Vertrags anderweit geregelt werden g Wenn unter diesen Umständen der Staat sich zur Ueber⸗
me des Klägers in den Staatsdienst unter Einräumung der damit
bereit erklärte und als Gegen⸗ theilweise Aufgabe seines statuten⸗ anspruchs gegen die Pensionskasse verlangte und der so ist ein erlaubtes Rechtsge das. vorausgesetzt, daß nicht andere Gründe Theile rechtsverbindlich ist.
chtlich gehandelt und einen re und daß der Kläger rechtswidrig an seinem haltlos. — — Nach
für den Kläger verbundenen Vortheile bedingung von dem Kläger die theil mäßigen Pensions Kläger dieses Ane zu stande gekommen, gegenstehen, für beide daß der Staat widerr mögensvortheil erstrebt Vermögen geschädigt sei, ist los. ann die Drohung, sich seines 9. gesetzlichen Grenze,
rbieten annahm,
Die Aufstellung, schtswidrigen Ver⸗
§ 38 1 4 des Pr. Rechts gesetzmäßig, d. h. zrenze, bedienen zu wollen, — und dem cht streitig ist, das Recht der Kündigung zu — angesehen werden, und nach § 40 macht die an⸗ eines Vortheils, welche der Drohende dem Anderen gedacht, aber noch nicht eingeräumt hatte, Bedrohten niemals unkräftig. Drohung mit der „Kündigun daß nach der nicht auch eine solche Drohun enthalten ist. .. .“
Allg. L.⸗R. k. innerhalb der Staate stand, wie ni niemals als Zwang gedrohte Entziehung die Willenserklärung Was speziell die g“ anlangt, so kommt noch in Betracht, Feststellung des Berufungsrichters
anzufechtenden 25. Mai 1881 nicht
g in dem Schreiben vom
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts. 8
seinen Haushalt nach einem anderen tung der früheren Wohnung als Absteige⸗
ihm beibehaltenen Geschäftsräumen in dem so hat er nach einem Urtheil des Ober⸗Ver⸗ September 1894, trotz der er⸗ heren Wohnung rechtlich seinen verlegt. — Der Fabrikbe
Verlegt jemand Wohnort, unter Beibehal quartier neben den von früheren Wohnort, waltungsgerichts, I. wähnten weiteren Benutzung seiner frü Wohnsitz nach dem anderen Ort Hverlegte am 1. April 1891 sein Domizil von D. na ch der Ortsbehörde zu D. ausdrücklich mit mit seiner Familie in M. nach dem nahe daselbst verbliebenes Fabrikgeschäft in D. das früher bewohnte, ihm ließ sich daselbst auch Mahlzeiten durch nde Magd bereiten, aber er übernachtete jährlich nahm er für kurze Zeit mit seiner Familie
in dem D. schen Hause.
Senats, vom 28.
er dies au Von dieser Ze
legenen D. zu besorgen. noch gehörige Wohnhaus,
eine in seinem Dienst stehe nicht daselbst. Sommeraufenthalt israelitische
er werktäglich Auch benutzte er
B. ist Israelit und die og ihn pro 1892/93 mit einem altung der jüdischen öffentlichen indem sie annahm, daß B. noch in D. ge des B. wider den Vorstand irksausschuß die Heranziehung
Schulgemeinde zu D. z Beitrag von 576 ℳ für die Unterh Volks schule zu D. heran,
seinen Wohnsitz habe. Au Schulgemeinde
1 f. die Kla setzte der Bez
Ober⸗Verwaltungsgericht mees begründend ausführte: zumal bei dessen vorauszusetzender Ver⸗ kommenden lokalen Verhältnissen, darin in erster Linie ausschlaggebenden rein r Beziehungen in M. hat, und daß sie Beklagter sich ausdrückt, de Garten, in welchem es „in WMirklichkeit nur, weil etz einmal vor⸗ cht zu verwerthen ist, die in ähnlichen Bedarfs⸗ neben dem Komtor eingerichteten Wohn⸗ und mithin lediglich als Absteigequartier die
Schulgemeinde rtheil, inde bedenklich, dem Vorderrichter, trautheit mit den in Betracht beizutreten, daß Kläger den menschlichen Mittelpunkt seine ihm das Haus in D prächtig sein und der an die Fabrik anstoßen liegt, wohlgepflegt werden handen und anders ni fällen sonst üblichen, Schlafzimmer ersetzt,
, mag es auch, wie
Statistik und Volkswirthschafr.
Invaliditäts⸗ und Altersversicherung.
Versicheru ngsanstalt für das
Dem Geschäftsbericht der Jahr 1893 sind folgende Angaben
Königreich Sachsen für da Im Berichtsjahre ansprüche erhoben, davon 25 zum erfolgter endgültiger Entscheidung. nommenen 108 unerledigten Anträge zur Entschließung 1 Zunahme von 728 Sachen oder fast 60 % anerkannt 1493 (641) = 75 % 12 % (29 %), in anderer also überhaupt erledigt 18. (108) = 8 % (9 %) als unerledi nd die Zahlen für 1892 in Kl eit Bestehen der Invaliditäts⸗ träge auf Gewährung von Inval 33 erneut, nach bereits erfolgte wurden anerkannt 2134 = 68 %, Weise erledigt 234 = 8 %, währ — Im Jahre 1893 wurden 1722 Altersrenten träge nach früher erfolgter endgültiger Entsche 1753 neue Anträge mit 140 aus dem Jahre 1892 u im Berichtsjahre also 1893 Anträge der Gesammtzahl der Anträge des Abnahme der Anträge aus den 1893 Ansprüchen elehnt 194 (387) 1 = 2 % (4 %), 6 %) als unerledigt in das neue Jahr zu 1893 überhaupt
entnommen: wurden 1877 Invalidenrenten⸗ zweiten Mal nach früher bereits „Miitt aus dem Jahre 1892 über⸗ Anträgen lagen sonach im ganzen 1985 vor, gegen 1257 Anträge in 1892, d. i. Hiervon wurden abgelehnt 236 (369) = Weise erledigt 95 (139) = 5 % (11 %), 24 (1149) = 92 % gtzu übertragen waren. Zur Vergleichung ammern beigefügt. Bis Ende 1893 wurden Altersversicherung im ganzen 3134 An⸗ idenrente geltend gemacht, darunter r endgültiger Ents⸗ ¹ abgelehnt 605 = 19 %, in anderer 5 % unerledigt blieben. anträge gestellt, 31 An⸗ idung wiederholt, sodaß nerledigt übernommenen, zur Entschließun Jahre 1893
end 161 =
Der Rückgang in gegenüber dem Vorjahre ist auf die älteren Jahresklassen zurückzuführen wurden anerkannt 1519 (1857) = 81 % (74 %), ab ), in mberer Weise erledigt 44 (11 ) = 7 %
= 10 % (16 % sodaß 136 (140 1 den bis Ende gegangenen 11 133 Anträgen wurden bis dahin 8641 = anerkannt, 1889
Am Schlusse des Jahres 1893 waren, nach Verfahren wieder aberkannter Renten, im Jahresbetrag von 1 114 974 trug eine Rente also 129 ℳ Altersrenten stellte sich der 912 9949 ℳ
17 % abgelehnt,
Abzug von 22 im weitern im ganzen 8641 Altersrenten ℳ angewiesen; im Durchschnitt be⸗ Bei den Ende 1892 laufenden 7122 Jahres⸗ und Dur sbetrag auf
9 Es kommen
im Durchschnitt. angewiesenen Invalidenrenten ch Abzug einer im weiteren Verfahren wieder aberkannten 2134 im Gesammtbetrage von 248 300 ℳ 40 schnitt kommen auf eine Rente demnach 116 ℳ 3 Ende 1892 641 Renten mit 73 533 ℳ 80 ₰, 114 ℳ 72 schnittlich, angewiesen waren, so berechnet sich der im Jahre Renten mit 174 766 ℳ 60 ₰, durch⸗ Von den 2134 Rentenempfän = 26,1 % weiblichen G im Berichtsjahre be⸗ und 389 = 26,0 %. 8
sammtzahl der
getretene Zuwachs auf 1493 schnittlich also 117 ℳ 6 ₰. 1576 = 73,9 % männlichen, der Antheil der beiden Geschlechter willigten 1493 Renten beträgt 1104 = 74,0 %
Zur Arbeiterbewegung. pzig fand am Dienstag eine von etwa 400 Arbeitern Konfektionsbranche besuchte ältnisse in einigen Lei Eine Berline
Versammlung Konfektionsgeschäften dednerin, die uͤber das fektion und wie sind sie zu zufolge ihre hauptsächlich wissen wollte. g sprach die Versammlung tion die Gesundheit der Ar⸗ ß zur Abschaffung der Haus⸗ werkstätten durch die Kon⸗ er Werkstätten
statt, in der die Verh besprochen werden sollten. Thema sprach: „Die Mißstände in der Kon beseitigen?“ beschränkte der „Lpz. Ztg.“
lediglich auf Berliner Verhältnisse, wo sie meistersystem und die Hausarbeit beseitigt „gefaßten Entschließun aus, daß die Verhältnisse in der Konfek beiter und Arbeiterinnen bedrohen und da industrie die Errichtung eigener Betriebs fektionsgeschäfte und Unterstellung dies sanitäre Kontrole gefordert werden müss
Darstellung
dem Vortra
Aus Sö wird der „Voss. Ztg.“ geschrieben, daß eine sozialdemokratische Versammlung die Foridauer des dortigen Brauerei⸗Boykotts beschlossen habe (vgl. Nr. 292 d. Bl.).
Aus Mainz berichtet die daselbst erscheinende sozialdemokratische „Volksstimme“ zum Ausstand der dortigen Schuhmacher Ggl Nr. 290 d. Bl.): Es haben zwar Verhandlungen zwischen dem Arbeitgeber und den Ausständigen stattgefunden, aber die Arbeiter lehnten das Angebot des Fabrikanten ab. Nach Abbruch der Verhandlungen legten auch die Stanzer die Arbeit nieder, wodurch die Zahl der ö. auf 41 gestiegen ist, darunter 23 Verheirathete.
In Karls ruhe haben, wie im „Vorwärts“ berichtet wird, sämmtliche Arbeiter der Hofmöbelfabrik von Reutlinger u. Komp. die Arbeit “
„Aus Wien meldet „W. T. B.“”: Die Arbeiter nahmen gestern in 10 Massenversammlungen gegen die Bestimmungen des Strafgesetzentwurfs über das Koalitionsrecht Stellung. Die Redner griffen die Regierung und die Koalition an und traten für das allgemeine Wahlrecht ein. Ein bemerkenswerther Zwischenfall ereignete sich nicht.
Bauten.
Als Preisaufgabe zum Schinkelfest 1896 auf dem Gebiet des Hochbaues ist, wie das „Zentr.⸗Bl. der Bauv.“ berichtet, vom Berliner Architekten⸗Verein der Entwurf zu einer Nationalhalle für Kunst und Wissenschaft gewählt worden. Als Bauplatz ist die dem Reichstagsgebäude gegenüberliegende Seite des Königsplatzes angenommen, das jetzt von dem Kroll'schen Etablissement eingenommene Gebiet. Den Hauptraum des Hauses soll ein großer Festsaal für Gedächtnißfeierlichkeiten bilden von etwa 1200 qm Grund⸗ fläche im Erdgeschoß, 300 qm auf den Galerien und 250 qm auf einer Sängerbühne. Außerdem werden Sitzungs⸗ und Geschäftsräume für die Akademie der Künste und solche für die Akademie der Wissenschaften mit getrennten Zugängen verlangt. An der Seite nach dem Königspla soll eine möglichst breite, offene Hhal angelegt und zur Aufstellung von Standbildern und Büsten
ervorragender Künstler und Gelehrten eingerichtet werden. —
Auf dem Gebiet des Bau⸗Ingenieurwesens handelt es sich um den Entwurf zum Umbau der hiesigen Potsdamerbrücke über den Landwehrkanal. Es soll dabei als Gesichtspunkt gelten, daß den Bedürfnissen des Straßen⸗ und des Schiffahrtverkehrs in gleicher Weise Rechnung getragen wird. Eine Umänderung der Theilung der Potsdamerstraße zu beiden Seiten der Brücke ist erlaubt, das Material für die Brücke freigestellt. Im Zuge des Landwehr⸗ kanals und über der Mitte desselben soll auf eisernem Unterbau eine elektrische Hochbahn geführt werden, die die Brücke in einer Ueber⸗ führung kreuzt. An der Kreuzungsstelle ist eine überdeckte Haltestelle der Bahn anzulegen. Am linken Kanalufer auf der Straßeninsel soll eine Wartehalle für den Omnibusverkehr errichtet werden. Auf eine gefälige Erscheinung aller Bauten ist im Hinblick auf ihre bevorzugte kage besonders Rücksicht zu nehmen. —
— Der Bau des Zentral⸗ Gefängnisses zu Wronke im Regierungsbezirk Posen ist nunmehr bis auf das Predigerhaus und einige Nacharbeiten vollendet.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten un Absperrungs⸗ Maßregeln.
Cbolera. Deutsches Reich. Vom 3. bis 10. Dezember Mittags wurde,
wie in den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“
mitgetheilt wird, aus Tolkemit (Landkreis Elbing) 1 tödtlich ver⸗ e Erkrankung und aus Siemianowitz (Kreis Kattowitz) 1 aus Russisch⸗Polen eingeschleppter Fall gemeldet.
Oesterreich⸗Ungarn. In Galizien wurden dem „Oest. San.⸗W“ zufolge vom 26. November bis 2. Dezember 279 Er⸗ krankungen und 172 Todesfälle angezeigt.
Rußland. Dem Medizinal⸗Departement wurden vom 10. bis 17. November die nachstehend aufgeführten Erkrankungen und Todes⸗ fälle angeheigt; Kalisch vom 28./10. bis 10./11. 5 bezw. 4; Petrikau vom 4./11. bis 10./11. 5 bezw. 2; Kowno vom 4,/11. bis 10./11. 21 bezw. 5; Kurland vom 28./10. bis 3./11 7 bezw. 3; Wilna vom 4/11. bis 10./11. 32 bezw. 11; Lublin vom 21./10. bis 27./10. 14 bezw. 10; Wolhynien vom 28./10. bis 3./11. 3 bezw. 5: Podolien vom 4/11. bis 10./11. 590 bezw. 243; Bessarabien vom 28./10. bis 10./11. 70 bezw. 35; Taurien vom 28./10. bis 3./11. 13 bezw. 8; Cherson vom 4./11. bis 17./11. 8 bezw. 3; Poltawa vom 28./10. bis 3./11. 5 bezw. 2; Kiew vom 4./11. bis 10./11. 24 bezw. 15; Tschernigow vom 28./10. bis 8./11 29 bezw. 10; Minsk vom 4./11. bis 10./11. 5 bezw. 3; Witebsk vom 4./11. bis 10./11. 16 bezw. 9; Jaroslaw vom 4./11. bis 10. 11. 5 bezw. 1; Jekaterinoslaw vom 28./10. bis 10./11. 8 bezw. 4; Tiflis vom 28./10. bis 3./11. 11 bezw. 8; Baku vom 28 //10. bis 3. 11. 1 bezw. 1; Saratow vom 4./11. bis 10./11. 8 bezw. 5; Simbirsk vom 28./10. bis 3./11. 16 bezw. 8; Perm vom 28./10. bis 3./11. 13 bezw. 7. — Neueren amtlichen Mittheilungen zufolge wurden in den Gouverne⸗ ments Lublin vom 18. November bis 2. Dezember 15 Erkrankunger (8 Todesfälle) festgestellt, Petrikau vom 19. November bis 3. Le zember 83 (40), Lomza, welches seit dem 11. September anscheinen cholerafrei war, vom 22. November bis 4. Dezember 11 (8), Grodn vom 6. November bis 1. Dezember 31 (18), Wilna vom 18. No vember bis 1. Dezember 11 (6), Kowno in der gleichen Zeit 27 (16 Im Gouvernement Petrikau war namentlich der Grenzkrei Bendzin wieder stärker betroffen, im Gouvernement Lomza erfolgt der neue Ausbruch in der Stadt Szezuczyn im Grenzkreis gleche Namens. — Das Gouvernement Kalisch ist seit dem 16. November amtlich als cholerafrei erklärt worden.
Türkei. In Tuzla erkrankten vom 18. bis 22. November 3 am 9. November angekommene kurdische Arbeiter, davon 2 tödtlich. Dieselben hatten vorher am Bau der Cholerabaracke bei der Selimis 8 kaserne in Skutari gearbeitet. Ein vierter von diesen Arbeitern erkrankte in Konstantinopel, wo laut einer Nachricht vom 27. No⸗ vember neuerdings Cholerafälle nicht festgestellt waren, bald nach seiner am 26. November erfolgten Ankunft aus Tuzla. Ferner er⸗ krankten (und starben): im Vilajet udavendkjar am 18. und 20. November 3 (3), im Sandschah Ismid vom 19. bis 24. No⸗ vember 1 (4), im Vilajet (Stadt) Diarbekir vom 19. bis 26. No⸗ vember 23 (13), im Vilajet Bitlis vom 16. bis 21. November 8 (6), im Vilajet Ardin vom 27. Oktober bis 8. November 9 (8), im Vilajet Adana vom 29. Oktober bis 25. November 28 (26). 1
Brasilien. In den Staaten San Paulo und Rio sind ver⸗ einzelte Cholerafälle festgestellt worden.
Gelbfieber.
In Santiago (Cuba) starben, wie in dem „Abstract of sanit. rep.“ berichtet wird, vom 28. Oktober bis 3. November 1, vom 4. bis 10. November 4, in Rio de Janeiro vom 31. Oktober bis 6. No⸗ vember 1, in Matanzas und San Juan (Puerto Rico) vom 1. bis 7. November 2 bezw. 1 und in Vera Cruz vom 2. bis 8. November 2 Personen.
Der Gesundheitsstand in Berlin blieb auch in der Woche vom
25. November bis 1. Dezember ein ziemlich günstiger und die Sterb⸗ lichkeit eine niedrige, von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr be⸗ rechnet, 16,1 pro Mille. — Unter den Krankheiten kamen akute Entzündungen der Athmungsorgane in erheblich gesteigerter Zahl zum Vorschein und endeten auch häufiger mit dem Tode. Er⸗ krankungen an Grippe wurden seltener beobachtet, auch wurde nur 1 Todesfall als Folge von Grippe mitgetheilt. — Seltener traten akute Darmkrankheiten zu Tage und führten in beschränkter ahl zum Tode. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der terblichkeit war eine etwas größere als in der Vorwoche; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 49 Säug⸗ linge. — Das Vorkommen der Infektionskrankheiten blieb meist ein ähnliches wie in der Vorwoche, nur wurden Erkrankungen an Diphtherie etwas weniger als in der Vorwoche