bekannt. Am häufigsten gelangten Masern aus dem Stralauer Viertel und aus Moabit, an Scharlach aus der Schöne⸗ berger Vorstadt, an Diphtherie aus . Louisenstadt, dem Stralauer Viertel, aus Moabit, dem Wedding und der Rosenthaler Vorstadt zur Anzeige; Erkrankungen an Unterleibstyphus blieben selten. An Kindbettfieber wurden 4 Erkrankungen mitgetheilt. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut wurden etwas weniger,
rkrankungen an Keuchhusten, die überwiegend mild verliefen, etwas mehr zur Behandlung gebracht. Ansehnlich gesteigert waren Erkran⸗ kungen an akutem Gelenkrheumatismus, während rheumatische Be⸗ schwerden der Muskeln keine wesentliche Verär ihrem Vor⸗ kommen aufwiesen. “ 1u“
b Niederlande. 1
19. Dezember. Landbouw-Vereeniging zu Ooltgensplaat. Lieferung von ungefähr 70 000 kg Superphosphat. Auskunft erhält⸗ lich bei dem Sekretär Am. Wagner in Ooltgensplaat.
19. Dezember, 10 Uhr. De majoor. eerstaanwezend ingenieur in Haarlem auf dem Bureau der Genietruppe an der Kinder⸗ huisvest: Bau von Schuppen u. s. w. auf der nordwestlichen und westlichen Seite von Amsterdam. Schätzung 47 000 Fl. Bedingungen und Auskunft auf dem genannten Bureau erhältlich. b
20. Dezember, 3 Uhr. Landbouw-Vereeniging in Zaa mslag (Zeeland): Lieferung von 203 900 kg Superphosphat und 21 700 kg Chilisalpeter. Bedingungen bei dem Sekretär der Vereeniging, E. J. de Klerk, erhältlich. 8 “
20. Dezember, 2 Uhr. Bürgermeister und Magistrat im Haag im Rathhause daselbst: Lieferung der erforderlichen Magazingüter für das Jahr 1895 für die Gemeinde⸗Gasfabrik im Haag in 19 Abthei⸗ lungen; insbesondere von Stein, Kalk, Maschinenkammerbedürfnissen, Farbwaaren, Schmiedeeisen, verschiedenen Eisenwaaren, gußeisernen Gegenständen, Metall⸗ und Holzwaaren, gezogenen und gegossenen eisernen Röhren u. s. w. Bedingungen für 0,50 Fl. auf dem Rathhause Sekretarie III. Abtheilung erhältlich.
Serbien. 8
14. Dezember. Kriegs⸗Ministerium in Belgrad, Bekleidungs⸗ abtheilung: Zweite Lizitation für 100 000 m amerikanische Leinwand.
15. Dezember. Ebendaselbst: Bekleidungsabtheilung. Lieferun von 30 000 m Zwillich⸗Leinwand und von 8215 Stück Brotbeutel. Bedingungen und Muster liegen in den betreffenden Abtheilungen aus. Kaution für Einheimische 10 %, für Fremde 20 %.
Verkehrs⸗Anstalten.
Laut Telegramm aus Herbesthal ist die zweite englische Post über Ostende vom 12. d. M. ausgeblieben. Grund: Nebel auf See.
London, 12. Dezember. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Drummond Castle“ ist auf der Heimreise gestern von Kapst adt abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Pembroke Castle“ ist auf der 1 heute in Durban (Natal) angekommen.
Theater und Musik.
8 Berliner Theater.
Ludwig Anzengruber’s Volksstück „Heim 1 vor einigen Jahren im Lessing⸗Theater seine erste “ in Berlin inmitten einer frohen Weihnachtsstimmung erlebte, brachte auch gestern Abend im Berliner Theater einen Vorgeschmack der herannahenden Festesfreude. Das Stück trägt einen zwiespältigen
Wetterbericht vom 13. Dezember, 8 Uhr Morgens. Beethoven,
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zu haben.
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5 C. = 40R.
Temperatur
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bedeckt wolkig bedeckt Nebel Nebel Regen wolkenlos bedeckt ¹)
Belmullet .. Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. bee 2 t. Petersbg. Moskau.. Cork, Queens⸗ IeIwWI Cherbourg.. Helder. 168 mburg.. 1¹“ 768 Neufahrwasser 766 Memel 766 722 Münster. 769 Karlsruhe.. 774 Wiesbaden 772 München 773 Cbemnitz 773 Berlin.. 770 Wien.. 772 Breslau. 770 Ile d'Aix 769 Fets 1 770 Triest.. 770
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Borodine.
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761 752 770 774
von Emil
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Regen bedeckt Nebel bedeckt Nebel wolkig bedeckl ²) Nebel
bedeckt Nebel Nebels) bedecki ⁴) 2 Nebel heiter
2 bedeckt still wolkenlos bedeckt
Dunst heiter wolkenlos
Emil Graeb. 7 ½ Uhr.
bnWSgSE2U;
—”0b”
Alten sungen Niemann.
D ONO
¹) Gestern Schnee. ²) Dunst. ³) Rauhfrost. 4) Reif. Uebersicht der Witterung.
Die Depression im Nordwesten hat an Tiefe und Ausdehnung zugenommen, auf den Britischen Inseln vielfach stürmische südwestliche Winde verursachend, deren Ausbreitung über das Nordseegebiet demnächst wahrscheinlich ist. Ein barometrisches Maximum liegt über dem südwestlichen Deutschland, ein zweites über dem Innern Rußlands. In Deutschland ist das Wetter ruhig, stark neblig und fast überall wärmer, ohne meßbare Niederschläge. Nordwest⸗ deutschland hat Thauwetter, im übrigen Deutschland herrscht noch Frost. Da weitere Ausbreitung der Depression im Westen wahrscheinlich ist, so dürfte Schönau. weitere Erwärmung für ganz Deutschland demnächst spiel in zu erwarten sein. 7 ½ Uhr.
Deutsche Seewarte.
Theater⸗Anzeigen.
Uünigliche Schauspiele. Freitag: Opern⸗ haus. 4. Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle. Dirigent: Herr Felix Weingartner, Königlicher Konzertmeister. Solist: Herr Professor Halir, Königlicher Kapellmeister. Programm: 1) Ou⸗
Anfang 7 Sonnabend
Direktion: 40. Male: 3 Akten von
verture „Coriolan“, Beethoven, 3) Ouverture „Leonore“ Nr. 3, Beet⸗ Symphonie
Sämmtliche “ vergriffen.
r. Eintrittskarten zu d G. Bock und an der Kasse des Königl. Opernhauses
5. Symphonie⸗Abend am 7. Januar 1895. “ Don Quixrote, Liszt. Symphonie Es-dur, Ouverture Symphonie C-dur, Schumann. Schauspielhaus. wirthschaftlichen Balle. Pohl. 8 Regisseur Max Grube. — Halali. Lustspiel in 4 Auf⸗ zügen von Richard Skowronnek. Ober⸗Regisseur Max Grube. Sonnabend: Opernhaus. 266 Vorstellung. Maskenball. Oper in 4 Akten Verdi. Deutscher Text von Grünbaum. ( (Richard, Graf von Warwich: Herr Ravelli, René: Herr dAndrade, als Gäste.) Anfang Extrapreise. Schauspielhaus.
t.
Anfang 7 ½ Uhr.
Dentsches Theater. Freitag (14. Abonnements⸗ Ferstelung)⸗ Blan. — Cyprienne. Anfang Uhr.
Sonnabend: Hamlet. Sonntag, 2 ½ Uhr: Der Talisman. Blau. — Cyprienne.
Berliner Theater. Freitag (15. Abonnements⸗ Vorstellung): Heimgefunden. Sonnabend: Madame Saus⸗Gene. Sonntag, 2 ½ Preise.) 7 ½ Uhr: Heimgefunden⸗
Lessing-Theater. Freitag: Zwei Wappen.
Erster Duse⸗Abend. — Die Camelien⸗Dame.
Sonntag: Zwei Wappen.
Montag: Zweiter und vorletzter Duse⸗Abend. La Locandiera. — Cavalleria rusticana.
Residenz⸗Theater. Sigmund Lautenburg. Der Unterpräfekt. Leon Gaudillot. Deutsch von Max
Uhr.
— Vorher: Villa 1 Akt von Benno Jacobson.
Sonnabend und folgende Tage: Der Unterpräfekt. — Villa Vielliebchen.
Neues Theater. Freitag: Komödianten! Lustspiel in 4 Akten von Eduard Pallleron. mund Lautenburg. Sonnabend, Nachmittag Preisen: Minna von Barnhelm. 5 Akten von Gotthold Ephraim 2.
Charakter, wie ihn Anzengruber’s Schauspiele öfter zeigen; auch hier sind die Bilder aus dem Volksleben: der Weihnachtsmarkt, das Heim der alten Frau Hammer, der Weihnachtsabend, an dem der helehrte ältere Sohn in der Stunde seines Unglücks mit Weib und Kind zu seiner alten, einfachen Mutter heimgefunden“ hat, voll rührender Poesie und urwüchsigen Humors. Diese Scenen versagten ihre Behagen verbreitende Wrtung auch gestern nicht; man gewann die Menschen, die dort wirkten und schafften, wieder lieb, während die Schicksale der vor⸗ nehmen Familie, die in ihrer Zeichnung weit hinter den volks⸗ thümlichen Personen zurückstehen, trotz ihrer Tragik nicht recht das Herz der Zuschauer zu erwärmen vermochten. — Die Darstellung konnte zufriedenstellen. Im Vordergrund stand 8 Schönfeld als Thomas Hammer; er hat ldiese Rolle auch im Lessing⸗Theater gespielt und schon dort durch die Treuherzigkeit, die rührende Herzens⸗ einfalt und den gutmüthigen Humor seines Wesens verdiente An⸗ erkennung gefunden. Die Wiedergabe dieser Rolle zählt zu den besten Leistungen des Darstellers. Herr Somm erstorff gab ein zutreffendes Bild von der Nieedexgeschlagenheit und Gedrücktheit des verarmten Rechtsanwalts Dr. Hammer, wie er auch das Wiedersehen mit der Mutter und später mit der Frau und Tochter ergreifend und überzeugend gestaltete. Herr Retty (Bureauvorsteher Fähnlein) ließ in der ersten Scene die Angst des alten, darbenden Mannes, der um seine langjährigen Ersparnisse zittert, nicht packend genug zum Ausdruck kommen. Voll prächtiger Komik war Herr Merten in der kleinen Rolle des Austrägers Florian. Die alte Frau Hammer spielte Fräulein Meyer, wie es der Frau aus dem Volk geziemt, einfach im Wesen; dabei ließ sie aber den gesunden Menschenverstand und das warme Herz wirksam hervortreten. Die heirathslustige Wittwe, Frau Xandl, wurde durch Fräulein Reichenbach kräftig charakterisiert.
Konzerte.
Der sehr jugendliche Pianist St. Severin Eisenberger, Schüler [des Herrn Professors Ehrlich, gab am Dienstag im Saal Bechstein seinen ersten Klavier⸗Abend. Mit einer für sein zartes Alter ungewöhnlich weit vorgeschrittenen technischen Fertigkeit, die selbst die Schwierigkeiten der Beethoven'schen Sonate op. 57 (F-moll) überwindet, trug er mit tadelloser Klarheit noch mehrere Piècen von Chopin, Brahms, Mendelssohn und Liszt vor und bewies zugleich in zwei eigenen Stücken ein erfreuliches Talent für Kom⸗ position. Den oben erwähnten Tonstücken wäre noch eine tiefer empfindende Ausdrucksweise zu wünschen gewesen, die der sehr begabte Knabe sich mit der Zeit gewiß aneignen wird. Lebhafter Beifall folgte allen seinen Vorträgen.
In der Mezzosopranistin Fräulein Anna Bro mberg, welche gestern in demselben Saale konzertierte, lernten wir eine unter Pro⸗ fessor Engel vortrefflich ausgebildete Sängerin kennen. Die klang⸗ volle, in allen Lagen gleichmäßig leicht ansprechende Stimme, die Reinheit der Intonation sowie die Deutlichkeit der Aussprache sind stets vereinigt mit lebendiger Ausdrucksweise, die in Liedern von Schumann, Franz, Schubert, J. von Seldeneck E. Bäker, C. Gold⸗ schmidt, Rubinstein und anderen gut zur Geltung kam. Der bereits vortheilhaft bekannte Pianist Felir Dreyschock, der das Konzert unterstützte, erfreute durch den wohlgelungenen Vortrag der „Kreis⸗ leriana“ von Schumann und dreier anmuthiger Salonstücke eigener Komposition, denen er noch ein kleines Tonbild von Goddard hinzu⸗ fügte. Sämmtlichen Vorträgen des Abends wurde reicher Beifall zu theil. 8
Im Königlichen Opernhause findet morgen der vierte
Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle unter Kapellmeister Wein⸗ gartner's Leitung statt. Zur Aufführung gelangen ausschließlich Werke
v von Ludwig van Beethoven. Professor Halir spielt das Violin⸗Konzert.
Sämmtliche Plätze sind vergriffen.
Im Königlichen Schauspielhause geht morgen das Luft⸗ spiel „Halali“ in Scene. Vorher wird Emil Pohl’s Lustspiel .Vom landwirthschaftlichen Balle“ gegeben. Die Damen Kahle, Lindner Plan, Golmick und die Herren Hertzer, Arndt, Heine, Plaschke treten X“ 1
Der starke Heiterkeitserfolg, den im Deutschen Theater „Cyprienne“ im Verein mit dem Einakter „Blau“ erzielt hat, ver⸗ anlaßt folgende Aenderung des Spielplans: die genannten beiden Stücke gehen am Freitag, Sonntag Abend und Montag in Scene: morgen werden „Die Weber“, amm Sonnabend „Hamlet“ und Sonn⸗ tag Nachmittag „Der Talisman“ gegeben. 8
„Ein fideles Korps“ betitelt sich die nächste Novität des Adolph Ernst⸗Theaters. Es ist eine freie Bearbeitung des Londoner Repertoirestücks „A Gaiety Girl“ von Jonas Sidney. Die deutschen Bearbeiter Eduard Jacobson und Jean Kren haben die Handlung im ersten Akt nach Berlin verlegt. Der zweite spielt in einem Seebade an der Riviera während des Karnevals.
Der auf den 19. d. M, angesetzte Musik⸗Abend des Berliner Tonkünstler⸗Vereins fällt aus Anlaß des am 8. d. M. erfolgten Ablebens seines Vorsitzenden, des Professors Dr. Julius Alsleben, aug.
Mannigfaltiges.
Im Zirkus Renz feiert das erfolgreiche „Neujahrsfest zu Peking“ morgen das Jubiläum seiner 50. Aufführung. Ein neues gymnastisches Potpourri und neue Vorträge des Schellenballets sind die Festgaben für diesen Abend.
Sassari (Sardinien), 12. Dezember. Der Brigadier Paravello und der Gendarm Pisano überraschten, wie „W. T. B.“ berichtet, bei einem Patrouillengang drei bewaffnete Individuen in schuß⸗ bereiter Stellung, welche die Aufforderung, sich zu ergeben, mit dem Abfeuern ihrer Gewehre erwiderten. Paravello wurde getödtet, Pisano schwer verletzt. “
Chicago, 12. Dezember. Gestern Abend stießen nach einer Meldung des „R. B.“ zwei Kabel⸗Straßenbahnzüge im Washingtonstreet⸗Tunnel unter dem Chicagofluß zusammen. Beide Züge wurden zertrümmert. Drei Passagiere blieben todt, zwölf wurden verletzt. Die Trümmer geriethen infolge des Umsturzes der Oefen in Brand.
Nach Schluß der Redaktion eingegangen 8
Depeschen. 6
Wien, 13. Dezember. (W. T. B.) Der Erzherzog
Otto tritt, wie die hiesigen Blätter melden, heute eine drei wöchige Reise nach Egypten an.
St. Petersburg, 13. Dezember. (W. T. B.) Die Re
ierung hat die Einfuhr des Diphtherie⸗Heilserums von
Vehrah und Roux sowie den Gebrauch des Mittels unter Kontrole der Regierung gestattet.
Die Regierung ist wieder zum Einkauf von Getreide
für die Militär⸗Intendantur durch die Vermittelung der pro⸗
vinzialen Semstwos geschritten.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Komödie in 5 Anfang 7 ½ Uhr.
2) Violin⸗Konzert, Andrea. Sardou. pastorale, Beethoven. Anfang 7 ½ Uhr. Oeffentliche Hauptprobe. 2 und 1 ℳ sind bei Ed. Bote &
Andrea.
Freitag: Neu einstudiert:
Beethoven, des Meilhac und Halévy
„Egmont“ 278. Vorstellung. Vom land⸗ Lustspiel in 1 Aufzug In Scene veseht vom Ober⸗
Kapellmeister Ferron. Anfang 7 ½ Uhr.
In Seene gesetzt Anfang 7 ½ Uhr. g. Ein Giuseppe Tanz von
& 8 von Jaques Offenbach.
Direktion: lustige Krieg. und Rich. GencCe.
Regie: Herr Unger. Federmann. — Hierauf:
Julius Fritzsche.
279. Vorstellung. Wie die Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl
Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag, den 23. Dezember: im Theater Unter den Linden: in 3 Akten.
— 7 ½ Uhr: — Direktion: Richard Schultz. Thomas a. G. Anna Bäckers. Zum 105. Male: Posse mit Gesan
Salingré's „Reise Freund. Musik von 7 ½ Uhr
Anfang 7 ½ Uhr. (Ermäßigte
und Tanz in
Uhr: Die Hexe.
von Brandon Thomas. Braut. Liederspiel mit Tanz W. Mannstädt und J. Kren. Ad. Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.
Blumenstraße Nr. 9.
Freitag: Zum Schwank in
Gesangsposse „A Gaiety und Jean Kren.
mit Tanz.
Akten von Sonntag, Nachmittag: Das neue Stück. Abends:
Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. — Freitag: Operette in 3 Akten von F. Zell Musik von Johann Strauß.
Dirigent: Herr Kapellmeister Tanz⸗Divertissement. Arrangiert vom Balletmeister Herrn Louis Gundlach.
Zum ersten Male Boccaccio. Operette Musik von Franz von Suppé.
Bentral⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. — Freitag:
O, diese Berliner!
durch Berlin“) Julius Einödshofer. Anfang
Sonnabend: O, diese Berliner!
Adolph Ernst⸗Theater. Freitag: Drittletzte Aufführung. Charley’s 5. in 3 Akten — orher:
In Scene gesetzt von
Sonnabend : Dieselbe Vorstellung.
In Vorbereitung: Ein fideles Corps. Große Nach dem irl’ frei bearbeitet von Eduard Jacobson
Victorien eh haegen. Neue überraschende Lichteffekte
ußerdem: d. Apportierpferd Mohr u. Hipp. Pot⸗ pourri von 40 Pferden, vorgef. v. Herrn R. Renz: Konkurrenzschule, ger. v. Frau Renz⸗Stark u. Frl. Wally Renz; d. kaukas. Jockey Mr. Wassiliams;
jehrich. PNaj 8 d. phänom. Hand⸗Equilibrist Mr. Jules Keller;
Friedrich Milhelmstüdtisches Theater. Mhc bo ngn., Hg Chausseestraße 25/26.
1 Pariser Leben. Komische Operette in 4 Akten nach dem Französischen von Carl 1 Musik von Jaqgues Offenbach. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Herrn Binder. Ermäßigte Preise der Plätze.
Sonnabend, den 22. Dezember: Zum ersten Male im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater: Mit durch⸗ aus neuer glänzender Ausstattung: Orpheus in der Unterwelt. Große Ausstattungsoperette. Musik
seinen militär. Original⸗Ercer⸗ zitien ꝛc. Sonnabend: Tjo Ni En. 8 Sonntag, Nachmittags 4 Uhr (ermäßigte Preise): Die lustigen Heidelberger. Abends 7 ¼ Uhr: 1I190o Ni En.
HI W Familien⸗Nachrichten.
[54426] 1 Binnen kurzer Zeit hat der unterzeichnete Gerichts⸗ hof den zweiten schweren Verlust zu beklagen. Am 12. d. Mts. ist der Senats⸗Präsident des Königlichen Kammer⸗ gerichts, Herr Geheimer Ober⸗Justiz⸗Rath Dr. Wilhelm Henschke nach längerem Leiden entschlafen. 3 Seit dem Jahre 1880 hat der Verewigte unserem Gerichtshofe als Mitglied angehört. Auch in diesem seinem Nebenamte hat er durch ausgezeichnete Be⸗ gabung und unermüdliche Pflichttreue sich hervor⸗ gethan und durch freundliches Entgegenkommen und liebenswürdiges Wesen die Liebe seiner Mitarbeiter sich erworben. Sein Andenken wird bei uns in Ehren bleiben! Berlin, den 13. Dezember 1894. Der Gerichtshof zur Entscheidung der Kompetenz⸗Konflikte.
Treumann.
Dirigent: Herr
Der
Emil Josefine Dora. Große 6 Bildern (nach von Julius
Verlobt: Frl. Marie von Arnim mit Hrn. Prem⸗ Lieut. von Unruh (Potsdam). — Frl. Katharina Gutzeit mit Hrn. Oberförster Jacobi (Oberförsterei Padrojen bei Insterburg). 1b
Verehelicht: Hr. Prediger A. Dobberstein mit Frl. Eveline Troitzsch (Berlin —Charlottenburg).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Kammerherrn Joseph Frhrn. von Maltzahn (Mirow i. M.⸗Str.). — Eine Tochter: Hrn. Ober⸗Amtmann Donath (Kessin bei Züssow). — Hrn. Major z. D. Mar von Koschitzky (Lübeck). — Hrn. Dietrich von Bredow (Ihlow).
Gestorben: Hr. Major a. D. William von Harlessem (Hannover). — Fr. Kreisgerichts⸗ Direktor Rosalie Pedell, geb. Kienitz (Bromberg); — Fr. Gräfin Sophie von Baudissin, geb. Kaskel (Dresden). — Verw. Fr. Gräfin Julia von
Die ewige in 1 Akt von
englischen
Vielliebchen. Lust⸗
Anfang K onzerte.
Konzert-Haus. Freitag: Konzert. Beethoven⸗Quvert. v. Lassen. v. Weber. Kongreß“, Potpourri v. Conradi.
i ./5. Schiffjbauerdamm 4a./5 1Flöt .
In Scene gesetzt von Sig⸗
Eine Schauspiel⸗Ouvert. Aufforderun Siegfried⸗Idyll v. Wagner. „Carneval russe“ v. Ciardi (Herr Rößler). „Edelweiß v. Semmering“ f. Piston v. Hoch (Herr Werner).
Bapshan, verw. gew. Gräfin von Reventlow, ge⸗ Gräfin zu Rantzau (Kiel). — Hrn. Oberlehrer Dr. Carl Cotta Sohn Erich (Breslau). — Hr. Pastor em. Moritz Wilking (Breslau).
Karl Meyder⸗ v. Hofmann. z. Tanz „Melodien⸗
Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.⸗ Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagk⸗
Uhr. . u gänzlich ermäßigten Birkus Renz (Karlstraße).
Lustspiel in läums⸗Vorstellung. ssing. Abends: En.
nsns. 3
hraim 2
Freitag: Zum 50. Male: TIo Ni Neu: 4 neue Musikeinlagen, Poa ma, gr.
nnaver FA
Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
9
der Einnahme an Wech
Anzeiger und Königlich Preußischen
q 111A“*“
Nachweisung . ich für die Zeit vom 1. April 1894 bis zum Schluß des Monats November 1894.
3.
Einnahme im Monat November
Hierzu Einnahme
in den
r ste
Beilage
Berlin, Donnerstag, den 1
3. Dezember
Zusammen
8
ℳ
Einnahme in dem⸗ selben Zeitraum
des (Spalte 4)
ℳ
Vorjahres
₰
+ mehr
— weniger
ℳ
I. Im Reichs⸗Postgebiet.
ů144*“ b
2) Gumbinnen “
3) Danzig.
4) Berlin.
5) Potsdam 15
6) Frankfurt a. O.
7) Stettin 1
8) Köslin.
9) Posen
10) Bromberg. 9 Breslau
12) Liegnitz. 13) Oppeln. 14) Magdebur 15) Halle a. 16) Erfurt. 1) Kiel
18) Hannover. 19) Münster 20) Minden. 2 Arnsberg 22) Cassel.. 23) Frankfurt a. “ 25) Aachen..
) Koblenz.
) Düsseldorf.
) Trier 8 “
) Leipzig. Karlsruhe. Konstanz. Darmstadt 8 Schwerin i. M. Hübenturg 1b
) Braunschweig Bremen Hamburg . . .
9) Straßburg i. E.
84 556 16 226 3 198
129 451 583 568 111 568
25 341 59 792 636 466 28 896 48 011 57 111 13 145 33 921
65 492 83 370 58 855 70 799 22 781 48 286 111 203 46 998 205 884 113 225 43 519 30 428 303 261 13 608 126 673 317 727 139 936 47 951 89 839 24 093 26 757 43 740
21 016
83 940 28 807 67 363 728 943 32 126 54 461 64 723 14 768 38 109 34 397 120 978 73 317 64 011 111 753 73 833 94 429 67 639 81 024 25 771 54 994 26 889 53 981 235 826 129 368 49 720 35 293 345 182 15 454 144 244 361 564 159 919 54 660 102 972 27 038 30 719 50 386 146 500 668 124 127 794 24 215
80 980 28 750 68 957 721 951 34 218 54 570 67 902 13˙331 41 695 30 192
123 699 49 359 33 474 348 535 14 706 134 210 355 584 177 605
167 379 687 837 124 217
24 687
60 30 70 90 40
40 40
20
2 959 57
1 594 6 992 2 092 108
3 178 1 436 3 585 4 204 1 130
I†I*
2 163 996
2 554 5 551 3 979 6 656 769
3 540 202
3 548 29 971 5 668 361
1 819 3 352 748
10 034 5 980 17 685 5 892 3 837 298 749
2 358 20 879 19 712 3 576 472
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1 492
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593 153 60 312
22 924
Summe 1 II. Bayern EEEI8 3
4 212 099 423 747 155 258
4 805 252 484 059 178 182
4 829 006 470 801 166 375
40
23 753 13 257 11 807
Ueberhaupt ... 676 389 80
Berlin, im Dezember 1894.
4 791 1049
5 467 494
Haupt⸗Buchhalterei des Reichs⸗Schatzamts. Biester.
5466 182
1ö1““
50
SDeeutscher Reichstag. 4. Sitzung vom Mittwoch, 12. Dezember, 12 Uhr.
Ueber den Beginn der Sitzung ist bereits in der Nummer vom Mittwoch berichtet worden. Bei Fortsetzung der ersten Berathung des Reichs haushalts⸗Etats für 1895/96 erhält nach dem Abg. von Kardorff das Wort der 1 Abg. Rickert (fr. Ver.): Die bisherigen Reden haben bewiesen, daß die Mehrheit des Reichstags nicht gewillt ist, angesichts dieses Etats neue Steuern zu bewilligen. Von der drückenden Last der Matrikularbeiträge hat man schon vor 25 Jahren gesprochen. Damals sprach man von den armen Lippeschen Ziegelarbeitern, die man in Vergleich setzte mit den reichen Bremensern und Hamburgern. Heute spricht man von Waldeck. Aber auf die wenigen wohlhabenden Leute kommt es schließlich nicht an, ondern auf den Durchschnitt. Solche Bilder schrecken uns nicht. Wenn man bloß erreichen will, daß Matrikularbeiträge und Ueberweisungen sich ausgleichen, so ist das durch den Etat eigentlich schon erreicht; ja, wenn der Reichs⸗Schatzsekretär sich wie beim laufenden Etat um einige Millionen geirrt hat, dann haben wir schon eine erhebliche Ueberweifungssumme. Das Versprechen, welches ich bei der Militärvorlage gegeben habe, werde ich halten; ich werde keine Steuer bewilligen, welche nach unten hin drückt, und ich habe dabei Bundesgenossen in den Abgg. Dr. Osann und Bassermann, welche sich gegen die Tavbvacksteuer ausgesprochen haben. Bei den Zöllen und Verbrauchssteuern können leicht einige Millionen mehr aufkommen, als veranschlagt ist. Gewiß muß man bei der Veran⸗ schlagung der Zölle vorsichtig sein, namentlich wenn man sich nicht in normglen Verhältnissen befindet. Aber solche normalen Ver⸗ ältnisse sind nicht vorhanden, und deshalb wollen wir eine dauernde, ein ganzes Gewerbe schwer belastende Steuer, wie die Tabacksteuer, nicht bewilligen, wenn der Ausgleich auf andere Weise gefunden werden kann. Auf die Zuckersteuer will ich nicht eingehen; es wird ich dazu Gelegenheit finden bei der Interpellation der Abgg. Dr. hHaasche und Friedberg. Für mich ist es aber undenkbar, daß die Reichsregierung von dem vor einigen Jahren mühsam berbei⸗ geführten Kompromiß abgehen wird. Die Mittheilungen des Staats⸗ sekretärs über den forcierten Raubbau waren erschreckend. Die Zucker⸗ fabriken haben in den letzten Jahren 10 % ividende gegeben; da ann von einer Nothlage kaum die Rede sein. (Zuruf des Abg. Freiherrn von Manteuffel: Das ist doch keine Landwirthschaft!) Die andwirthe sind an den Fabriken betheiligt. Es ist auffällig, daß ie Reichsschatzverwaltung es gerade in diesem Jahre für angebracht hält, die Anleihen zu beschränken und die einmaligen Ausgaben auf ie ordentlichen Einnahmen anzuweisen, während das Extra⸗ ordinarium erheblich herabgesetzt worden ist. Unsere Finanzverhältnisse nicht normal, so lange wir nicht einen beweglichen Faktor 1 Föhhes quotisierten direkten Steuer haben. Der bedenklichste Faktor die Marine, deren Ausgaben enorm anwachsen. Früher haben die Veaten von Rechts in Bezug auf die Marine Sparsamkeit empfohlen d es mir vorgeworfen, daß ich kostspielige Schiffe bewilligt habe. schon hat sich denn seitdem geändert? Deutschland war damals auch 88 ücen mächtiger Staat, der eine Flotte brauchte. Der Staats⸗ retär Dr. von Boetticher hat formell das Recht, jede Beantwortung
forschen.
wird.
mit dem
guter Lage.
Vorgehen
kämpfen;
thümliche
nicht ihm allein.
daß sie dur hindert habe
sollte Achtung vor de
der Frage über den Ministerw vertretung kann sich damit nich Graf Caprivi ist de Aus der Rede des R geht hervor, daß der neue Reichskanzle und die Marine ein ganz neues Zwecke werden große reform motiviert. Graf Caprivi h
ausgiebt? Der
wie er sich
sehr verschieden, und namentlich die Wir sind gespannt auf die der Bund der Landwirthe angekündigt hat.
der Landwirthe erreicht und was wird er e Reichskanzler sprach von unlösbaren Pro unlösbaren Probleme? Silberwährung? täuschung würde in die Reihen d Goldwährung vernichtet würde! wir alles Nothwendige bewilligen. gegen den Abg. Liebkne soll, ist für mich ein Beweis, d Seit dem Ministerium Lippe Die Regierung haben; ich muß annehmen, der preußis das nicht der Fall sein Beamten handeln, genug. Mit Strafmandaten sind di ämpf das zeigt das große Strafregister, s einziges Mittel Sozialdemokratie ihre An⸗ Die Kritik der Verwal⸗ nicht den monarchischen mehrmals ausgesprochen. Jahre treiben, und wir
so wäre das Vor
kratische Partei führt. Es giebt al Politik, durch welche allein der hänger abspenstig gemacht werden können. tung seitens des Parlaments widerspricht Prinzipien; das hat Fürst Bismarck selbst
Diese Politik werden wir auch in diesem
echsel abzulehnen. sie muß nach Gründen lgrarier erlegen, aber eichskanzlers Fürsten zu Hohenlohe r in Bezug auf die Kolonialpolitik
t beruhigen, sie m Ansturm der 2
zu überzeugen, sie hehaupten immer dasselbe. Handelsverträge nichtplötzlich ein Eldorados Nothlage der Landwirthschaft kann keine
Bauern
Programm hat. Mittel gebraucht, un Deshalb müssen wir
at allerdings gesagt, es könn passieren, als wenn man uns ganz Afrika Herren vom Bund der Landwirthe, daß der geholfen wird, daß man Millionen und für die Marine daß die Ausgaben für die Marine nicht m ich bin gespannt darauf, Mit dem Reich ziehung einverstanden, der Landwirthschaft w Reichskanzler die Han Regierung kann nicht zu denen gehören, Schwert in der Hand aufheben Caprivi und seinen Mitarbeitern rechnet man es s ch die Handelsverträge den verhee n, der sonst ausgebrochen wäre. verträge bestreiten die Agrarier allerdings; sie sind di
schenkte.
möchten.
Den Nu⸗
Aber die Volks⸗
Für diese b
eiden
d damit wird die Finanz⸗ besonders vorsichtig sein. e uns nichts Schlimmeres Glauben die Landwirthschaft dadurch über Millionen für die Kolonien Abg. von Plötz hat erklärt, ehr getragen werden könnten; beim Marine⸗Etat verhalten skanzler Fürsten zu Hohenlohe bin ich in der Be⸗ daß die Schutzzollpolitik des Fürsten Bismarck eniger genützt hat als der Industrie. Daß der delsverträge respektiert, ist selbstverständlich; die welche die Handelsverträge Dem Grafen im Lande hoch an, renden Zollkrieg ver⸗ tzen der Handels⸗ urch Zahlen nicht
Natürlich können die
chaffen. Von einer allgemeinen Rede sein; die Verhältnisse sind befinden sich vielfach in Ergebnisse der Enquôte, die
Was hat der Bund
2? Der Antrag Kanitz und die Wie steht der Reichskanzler d er Landwirthe kommen,
rreichen können? blemen, aber welche sind die Kardorff'sche azu? Welche Ent⸗
wenn
Der
die
Dieser wie jeder Regierung werden
sind solche Dinge
chen und der Reichsregierung handelt. „sollte es sich nur um das Vorgehen eines gehen auch immer noch auffällig e Sozialdemokraten
nicht zu
Die eine Thatsache, daß Anklage cht wegen Majestätsbeleidigung erhoben werden aß der neue Kurs sehr bedenklich ist. nicht vorgekommen. i Rechten der Volkevertretung daß es sich um ein vollständig bewußtes Sollte
be⸗
welches die sozialdemo⸗
nur eine volks⸗
zeiger. 1894.
glauben dadurch dem Vaterlande mehr zu dienen als d . gesetze und äͤhnliche Magregeln vehr; n als durch Ausnahme
Staatssekretär Dr. Graf von Posadowsky:
Der Herr Vorredner ist auf die verschiedenen Aeußerungen in der programmatischen Rede des Herrn Reichskanzlers eingegangen, und ich will an die bedeutendste Frage anknüpfen, die gegenwärtig die Re⸗ gierung beschäftigt und die auch der Herr Vorredner zum Gegenstand der Erörterung gemacht hat. Das ist die Frage der landwirthschaft⸗ lichen Krisis.
Meine Herren, der Herr Reichskanzler hat dem Gedanken Aus⸗ druck gegeben, daß die moderne gesetzliche Entwickelung der letzten zwanzig Jahre der Industrie mehr zu gute gekommen sei als der Land⸗ wirthschaft, und ich begreife nicht, wie der Herr Abg. Rickert gegenüber den klaren Thatsachen einen Zweifel hieran hegen kann. (Sehr gut! rechts.)
Ich gestatte mir, darauf hinzuweisen, daß die Herren von der sozialdemokratischen Partei zu einer volkswirthschaftlich, meines Er⸗ achtens, geläuterten Anschauung sich bereits durchgerungen haben. In Frankfurt a. M. haben die Sozialdemokraten erklärt, es wäre unvor⸗ sichtig und unrichtig, ja sogar thöricht, wenn man die schwierige Lage des deutschen Bauernstands leugnen wollte. (Hört! hört! rechts.) Die Herren Sozialdemokraten haben das nicht erklärt aus Liebe für den deutschen Bauernstand, sondern aus politisch⸗sozialen Rücksichten. (Sehr richtig! rechts.) Der deutsche Bauer mit seinen nägelbeschlagenen Schuhen ist es, den die Herren Sozialdemokraten nicht verdauen können (sehr richtig! rechts), er ist ihnen noch zu zäh. (Sehr gut! rechts.) Deshalb hat die Reichsregierung das dringende Interesse, einen zufriedenen Bauernstand zu haben. (Lebhafter Beifall rechts.)
Gestatten Sie mir nun, daß ich auf Thatsachen komme. Sehen Sie doch hin: in den Städten eine sich massierende Bevölkerung, in⸗ folge dessen Arbeitslosigkeit; auf dem Lande Verödung, Rückgang der Bevölkerung, Mangel an Arbeitskräften. (Sehr richtig! rechts.) Der gesammte Bevölkerungszuwachs der letzten zwanzig Jahre ist nicht zu gute gekommen dem platten Lande, sondern allein den Städten, und darin liegt ein relativer Rückgang der wirthschaftlichen Kraft des platten Landes. (Sehr wahr! rechts.)
Sie sehen auf der anderen Seite Ueberproduktion in den Städten. Auf dem Lande sind wir bisher nicht im stande gewesen, das Brot⸗ korn zu bauen, das das deutsche Volk zu seiner Ernährung braucht. Warum? Weil der vaterländische Boden infolge Mangels an Ar⸗ beitskräften in weiten Theilen Deutschlands nicht so intensiv bear⸗ beitet werden kann, wie er sollte. (Sehr gut! rechts.)
Nun weiter, meine Herren! Gehen Sie nur herein in die Ein⸗ kommensteuerlisten, so sehen Sie das ungeheure Anwachsen der Ver⸗ mögen in den Städten, Sie sehen den Steuerrückgang auf dem Lande. Demgegenüber frage ich: kann man leugnen, daß in der That die moderne Entwickelung der letzten zwanzig Jahre den Städten mehr zu gute gekommen ist wie dem platten Lande? Beweist das nicht schon die äußere Entwickelung der Städte, wie sie sich dem Auge darbietet? Meine Herren, es giebt eben gewisse Personen und Parteien, natürlich außerhalb des Hauses (Heiterkeit), die jeden Versuch der Hilfe für die mit den ernstesten Gefahren ringend Landwirthschaft mit einem verblichenen Schlagwort abzuthun berei sind. (Sehr gut! rechts.) Meine Herren, das ist nur ein Bewei dafür, daß es volkswirthschaftlich sterilisierte Personen und sterilisierte Parteien giebt, die aus ihren großstädtischen Verhältnissen herau nicht mehr die Empfänglichkeit besitzen, um das zu erkennen, wa eigentlich draußen im Lande vor sich geht. (Lebhafter Beifall rechts.)
Also, wenn bei dieser Sachlage sich die verbündeten Regierungen nicht ernstlich die Frage vorlegten: wie können wir der mit solchen Gefahren ringenden deutschen Landwirthschaft helfen, natürlich inner⸗ halb der vertragsmäßigen und innerhalb der volkswirthschaftlich ver⸗ nünftigen Grenzen, — so würden sie sich einer argen Pflichtverletzung schuldig machen. (Sehr wahr! rechts.) Meine Herren, wir haben die Verpflichtung, jedes Rettungsboot, das uns zur Verfügung steht, flott zu machen, um der mit der Fluth ausländischer Konkurrenz ringenden Landwirthschaft zu helfen. (Lebhafter Beifall rechts.) Wir hoffen darum, daß alle, die die hohe Bedeutung einer gesunden Landwirth⸗ schaft für die soziale und politische Entwickelung des Vaterlandes erkennen, uns dabei hilfreiche Hand leisten werden. (Bravo! rechts.) Meine Herren, der Herr Abg. Rickert hat ferner geglaubt, aus den gestrigen Ausführungen des Herrn Reichskanzlers deduzieren zu können, wir hätten große neue Ausgaben im Schilde, und in⸗ folge dessen müßten wir neue Steuern haben. Wenn ich den Herrn Reichskanzler richtig verstanden habe, hat er nur ausgeführt, daß uns auch die Kolonialpolitik nöthigt, gewisse Ausgaben zu machen, wenn wir unsere Kolonieen ehrenvoll erhalten wollen, die wir unter der patriotischen Zustimmung des ganzen deutschen Volks seiner Zeit erworben haben. Er hat ferner dem Gedanken Aus⸗ druck geben wollen, daß es eine Naturbedingung jeder sich nicht selbst aufgebenden lebensfähigen Nation sei, daß auch von Jahr zu Jahr periodisch ihre Ausgaben für Kultur und andere Zwecke steigen. Das beweist ein einfacher Blick in die Statistik. Aber ich meine, gerade darin, daß wir eine Finanzreform durchführen wollen, liegt doch, daß wir uns selbst, möchte ich sagen, eine Grenze setzen wollen für das Maß neuer Ausgaben. Was heißt denn die Finanzreform? Das Reich — ist ja schon so oft ausgeführt worden — hat nie ein Defizit. Der Reichs⸗Schatzsekretär in Ver⸗ tretung des Herrn Reichskanzlers und unter Zustimmung der ver⸗ bündeten Regierungen, soweit sie im Bundesrathe den Etat feststellen, hat ja immer die Hand an der Matrikularpumpe, und diese Matri⸗ kularpumpe wird erst einmal aufhören zu funktionieren, wenn namentlich die kleinen Staatsgebilde, die nicht die Möglichkeit haben, wie die großen Staaten, die Anforderungen des Reichs ausgleichend zu ver⸗ theilen, einmal erklären: sie haben keinen Stoff mehr.
Meine Herren, in der Finanzreform liegt doch der liberale Ge⸗
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danke: wir wollen aus dem Absolutismus der Matrikularbeiträge
übergehen z
einer finanziellen Konstitution, und ich