1894 / 302 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 24 Dec 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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Landwirthschaft, Domänen und Forsten hiermit Fernc § 3

noch eingeführt werden.

liegen den Strafbestimmungen im § 66 Abs. 1 des Reichs⸗

Versicherungsanstalt, so ist ungesäumt für die Berichtigung der Nach⸗

weisung Sorge zu tragen. 12) Die Nachweis.

derselben trägt die Versi

sprechende Anwendung. Die Nachweisungen sind von

cherungsanstalt (Ziffern 8 und 10) zu versehen. .

Dem Seemann ist auf Antrag von der Versicherungsanstalt ert Gegen den Inhalt

bemann die im § 106 des Gesetzes be⸗ „Die Einspruchsfrist beginnt mit der Aus⸗ über den Rekurs 1“ endgültig die eber andere das Verfahren der Versicherungsanstalten befeftgd⸗. Beschwerden ent⸗ 1 risten zur Einlegun der Rechtsmittel werden für Seeleute im Auslande auf drei Mona⸗

beglaubigte Abschrift der Nachweisung zu ertheilen. der letzteren stehen dem * neten Rechtsmittel zu. ändigung der Abschrift; höhere Verwaltungsbehörde des Heimathhafens.

scheidet das Reichs⸗Versicherungsamt. Die

Hinterlegung von Quittungskarten.

13) Seeleute, welche Quittungskarten besitzen, können dieselben en rechtzeitigen Umtausch der ungskarten 104 a. a. O.) von Amtswegen Sorge zu tragen und die über den Inhalt der umgetauschten Quittungs⸗ karten ausgestellten Bescheinigungen 103 Absatz 2 a. a. O.) in

bei einer Anmusterung im Inlande bei dem legen. Das Seemannsamt hat für

hinterlegten Quittung

hrung zu nehmen.

Die Hinterlegung sowie die Rückgabe von Quittungskarten und der über deren Inhalt ausgestellten Bescheinigungen ist bet Seemanns⸗

amt im Seefahrtsbuch auf Seite 4 zu vermerken. Schlußbestimmungen.

14) Soweit und solange Versicherungsanstalten auf Grund des § 65 des Gesetzes eine gemeinsame Gescheftsstele für die Invalidi⸗ 3 und Altersversicherung der Seeleute eingerichtet haben, tritt diese an die Stelle der Versicherungsanstalt des Heimathhafens und

täts⸗ der Versicherungsanstalt für den Bezirk des Seemannsamts.

15) Die Muster für die nach den vorstehenden Bestimmunge auszustellenden Nachweäsungen werden vom Reichs⸗Versicherungsamt

festgestellt. 8 Einführungsbestimmung.

in Kraft. Die Versicherungsanstalten haben die

pflichtigen Beschäftigungen von Seeleuten auszustellen,

Seemannsämtern im Inlande zu übertragen.

betreffende Seemann zuerst an⸗ oder abgemustert wird.

8

Postpacketverkehr mit Japan.

Daxermäßigungen für Postfrachtstücke im Verkehr mit Frankreich. Vom 1. Januar 1895 ab können Postpackete ohne Werthangabe im Gewicht bis 5 kg 1 Ja⸗ an auf 88 Wege über Bremen mit den Reichs⸗Postdampfern der ost⸗ Ffalischen Linie nach Maßgabe der Bestimmungen der Vereins⸗ Postpacket⸗Uebereinkunft versandt werden. Die müssen frankiert sein. Die Taxe beträgt einheitlich 4 40 füͤr jedes Packet. Von dem gleichen Zeitpunkt ab treten für die schwereren Packetsendungen (8 ostfrachtstücke) im Verkehr mit e. neue Tarife in Kraft, durch welche in An⸗ ehung der französischen Beförderungsstrecke die Gebührensätze fast durchweg Ermäßigungen erfahren. Ueber das Nähere in Betreff der vorstehenden Aenderungen ertheilen die Postanstalten auf Verlangen Auskunft. Berlin W., den 14. Dezember 1894.

Der Staatssekretär des Reichs⸗Postamts. von Stephan.

Bekanntmachung.

Nachdem die Maul⸗ und Klauenseuche in England aus⸗ gebrochen ist, verbiete ich hierdurch 8. Ermächtigung des irn Ministers für Landwirthschaft, Domänen und Forsten auf Grund des § 7 des Reichsgesetzes, betreffend die Abwehr und Unterdrückung der Viehseuchen, vom 23. Juni 1880 und des § 3 des Preußischen Ausführungsgesetzes vom 12. März 1881 die Einfuhr von Wiederkaͤuern und Schweinen aus Großbritannien und Irland.

Jedoch werden Viehtransporte, welche bis einschließlich den 24. d. M. abgegangen sind, unter der Bedingung sofortiger Abschlachtung zugelassen. 3uwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnung unter⸗ liegen den Strafbestimmungen im § 66 Nr. 1 des Reichs⸗ g Ih 23. Juni 1880 bezw. im § 328 des Reichs⸗Straf⸗

uchs.

Dieses Verbot tritt sofort in Kraft. 66

Stade, den 22. Dezember 1894.

Der Regierungs⸗Präsident.

Bekanntmach

Niachdem in England die Maul⸗ und Klauenseuche auf⸗ etreten ist, ordne ich im Auftrage des Herrn vünseuche hir

des Ausführungsgesetzes vom 12. März 1881 zum Reichs⸗ Seuchengesetz vom 23. Juni 1880/1. Wai 1884 an, ds Wiederkäuer und Schweine aus Großbritannien und Irland bis auf weiteres nicht mehr eingeführt werden.

Viehsendungen, welche bis einschließlich den 24. De⸗ eember d. J. von Großbritannien oder Irland abgegangen ind, dürfen unter der Bedingung der sofortigen Abschlachtung

Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnung unter⸗

4 ungen (Ziffer 11) werden auf Karten von d

für die Quittungskarten ez Hasheftlte die Kosten m verungsanstalt des Heimathhafens. Di

Vorschriften des § 108 Abs. 1 und § 151 des Gesetzes ns p

ungen s der Versicherungsanstalt des e an die für die Versicherten in Betracht erste

ersi 1 ffer. d zur Aufbewahrung zu über⸗ senden und von dieser für jeden Seemann mit fortlaufender Nummer

8 8 vorstehenden Bestimmungen treten mit dem 1. Januar 1895

1z Nachweisungen au hinsichtlich der vor dem 1. Januar 1895 beendigten oweit solche Nachweisungen nicht bereits auf Grund der Vorschriften von den Seemannsämtern im Inlande ausgestellt worden sind. Die Versicherungsanstalten sind jedoch befugt, die Ausstellung der Nachweisungen für die vor dem 1. April 1895 beendigten versicherungs⸗ pflichtigen Beschäftigungen derjenigen Seeleute, hinsichtlich deren ihnen die erforderlichen Unterlagen (Ziff. 10 flg.) nicht volhnan Vee gen den 1 eschieht dieses, so sind solche Nachweisungen auf Grund der bisherigen ehte dieses 88 demjenigen Seemannsamt im Inlande auszustellen, bei welchem der

gesetzes vom 23. Juni 1880/1. Reichs⸗Strafgesetzbuchs. Dieses Verbot tritt sofart in Kraft. Lüneburg, den 22. Dezember 1894. Der Regierungs⸗Präsident. In Vertretung: von Natzmer.

Bekanntmachung,

Nachdem in England die Maul⸗ größerem Umfang ausgebrochen ist, anlassung des Reichskanzlers die von Wiederkäuern und Schweinen

gabe verboten, daß Thiere, von dort abgegangen sind,

hineingelassen werden dürfen. Verbotswidrig eingeführtes Vieh

zu beantragen. Schwerin, am 21. Dezember 1849. ““ Großherzoglich mecklenburgisches Ministerium, Abtheilung für Medizinal⸗Angelegenheiten. von Amsberg.

1“ 116“ 8 veordnung,

betreffend die Einfuhr von Wiederkäuern und Schweinen aus Großbritannien.

Vom 22. Dezember 1894.

Rindvieh aus Großbritannien u tober 1891:

8

8

41 Die Einfuhr von 1“ und Schwein britannien und Irland chweinen aus Groß verboten

§ 2

der Landung zugelassen werden.

2

Strafgesetzbuchs angedrohte höhere St 8 Geld hg bis zu se hte höhere Strafe verwirkt Tagen bestraft.

Beschlossen Bremen, in der Versammlung des Senats, am 21. und bekannt gemacht am 22. Dezember 1894.

betref end Verbot der Einfuhr von Wiederkäuern und Schweinen aus Großbritannien und Irland.

und Klauenseuche in wird hierdurch auf Ver⸗ Einfuhr (auch ö G n aus Großbritannien un Irland in das Großherzogthum bis auf weiteres mit der Maß⸗ welche noch vor dem 25. d. M. von unter der Bedingung bezirksthier⸗ ärztlicher Untersuchung und sofortiger Abschlachtung ins Land

tes ist zu konfiszieren und die Bestimmung wegen endgültiger Verfügung über die kon⸗ fiszierten Thiere beim unterzeichneten Ministeriam telegraphisch

Auf Veranlassung des Reichskanzlers verordnet der Senat, unter Aufhebung der Verordnung, betreffend die Einfuhr von dd Amerika, vom 18. Ok⸗

in das bremische Staatsgebiet wird

Wiederkäuer und Schweine, welche bis zum 24. Dezember d. J. einschließlich von Großbritannien oder Irland abgegangen sind, werden unter der Bedingung sofortiger Abschlachtung nach

Zuwiderhandlungen werden, sofern nicht die in § 328 des . trafe ist mit zig Mark oder mit Haft bis zu p erzehn

2 2

Königreich Preußen.

ajestät der König haben Allergnädigst geruht: den Geheimen Bergrath und vortragenden Rath im Ministerium für Handel und Gewerbe Rudolph Nasse zum zu ernennen; en Staats⸗Archivaren Dr. phil. Friedrich Philippi in Osnabrück und Dr. phil. Paul W Charakter als Archiv⸗Räth, 8 dem Professor bei der Haupt⸗Kadettenanstalt Dr. Rehr⸗ mann den Rang der Räthe vierter Klasse, sowie dem Oberlehrer bei derselben Anstalt Dr. Siegler⸗ schmidt den Charakter als Professor, ferner dem Sekretär Franz Richter beim Provinzial⸗Schul⸗ belegtun in Rrelm dem Sekretär Martin Wetlich eim Provinzial⸗Schulkollegium in Cassel den C Rechnungs⸗Rath zu verleihen. 8 88 Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Kommerzien⸗Rath Louis Gumpert zu Branden⸗ burg a. H. den Charakter als Geheimer Kommerzien⸗Rath, dem Fabrikbesitzer Fran aniel in Düsseldorf d Charakter als Kommerzien⸗Rath 8 verleihen. e

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Der bisherige Königliche Regierungs⸗ Baumeister de Bruyn, zur Zeit Hilfsarbeiter bei der Königlichen Ministerial⸗Baukommission in Berlin, und „Ddder Königliche Regierungs⸗Baumeister ESugen Lehmann in Danzig, zur Zeit bei der dortigen Königlichen Polizei⸗ beschäftigt, sind zu Land⸗Bauinspektoren ernannt Der bisherige Königliche Regierungs⸗Baumeister Ernst Ehrhardt in Schleswig ist 188. Lande Hauinspebühe G und der dortigen Königlichen Regierung zur dienstlichen Ver⸗ 1 nsebiesen 888” er Königliche Regierungs⸗Baumeister Achenbach in Gumbinnen und der Königliche Bcachistin Johannes Voigt in Meseritz sind als Kreis⸗Bauinspektoren bezw. in Gumbinnen und Meseritz angestellt worden. 8 e- bö1“ Heinrich Wilkens ist als Kreis⸗Bauinspektor dase ü 86 f Bernkastel) angestellt 8,1,9.8 C“

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Ministerium der Heisttichen. n gsrt 8 und Medihztnat⸗Kngelrgenhetten.“

Der bisherige Oberlehrer am Realgymnasium zu Neisse I Ruske ist zum Kreis⸗ chulinspektor Dem Oberlehrer am Luisenstädtischen Gymnasium hier⸗ selbst Otto Kabisch ist der Charakter als Ponmase

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in

wohnken, wie schüigten Nachmittags den Weißen i

betheiligt gewesenen Künstler waren zu dieser Be fohlen worden.

Palais erfolgte mittels Sonderzugs um 4 ½ Uhr.

des Kuratoriums des Innern unter von Beoetticher an welcher, Koch als Berichterstatter der Finanz⸗Min der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Graf Posadowsky, der Königlich sächsische Königlich bayeris theilnahmen.

der Marine ist S. M. S. „M. Kapitäͤ

die „Allg. Ztg.“ meldet, sichtigten Besuch bei Ihren Königlichen Hoheiten dem und der Prinzessin Leopold verschoben.

Großherzogin haben si begeben, um die Weihnachtstage bei den EEö“

herzogs und der F

* Kriegs⸗Ministerium.

Der Militär⸗Intendantur⸗Referendar Trautwein vom VI. Armee⸗Korps ist unter Ueberweisung zu der Korps⸗ Intendantur des IX. Armee⸗Korps zum etatsmäßigen Militär⸗ Intendantur⸗Assessor ernannt worden.

Ober⸗Rechnung skammer.

Die bisherigen Geheimen revidierenden Kalkulatoren Becker, Langenfeld, Spieth, Peters und Werwach sind zu Geheimen Rechnungs⸗Revisoren bei der Königlichen Ober⸗Rechnungskammer ernannt.

8 Königliche Seehandlung. Bei dem Königlichen Leihamt sind: der Buchhalter Leopold zum Kassierer,

der Sekretär Kluth zum Buchhalter und

dder Bureau⸗Diätar Ducholzky zum Sekretär ernannt worden.

Bekanntmachung.

Im Verfolg meiner Bekanntmachung vom 29. No⸗ vember d. J. bringe ich hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß mit dem Erlöschen der Cholera in Tolkemit die daselbst eingerichtete ö Ueberwachung mit dem heutigen Tage eingestellt worden ist.

Danrzig, den 21. Dezember 1894. Der Staats⸗Kommissar für die Gesundheitspflege im Stromgebiet der Weichsel. Ober⸗Präsident, Staats⸗Minister von Goßler.

Abgereist:

Seine Durchlaucht der kommandierende General 81 III. Armee⸗Korps Prinz Friedrich von Hohenzollern.

ARichtamtliches.

Deutsches Reich.

8 Preußen. Berlin, 24. Dezember.

Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin 1b 2„W. T. B.“ meldet, gestern Vormittag dem Gottesdienst in der Friedenskirche zu Potsdam bei und be⸗ tta aal im hiesigen König⸗ Sämmtliche bei der Restaurierung des letzteren

enen be erlin nach dem Neuern

en Schlosse. Die Rückkehr von

Am 22. d. M., Mittags 1 Uhr, fand eine Sitzung der Reichsbank im Reichsam

Vorsitz des Staats⸗Ministers Dr.

als Vertreters des Reichskanzlers statt, außer dem Reichsbank⸗ Dr. ister Dr. Miquel

Gesandte Graf Hohenthal und der e Ministerial⸗Direktor Freiherr von Stengel

Der Kaiserliche Gesandte im Haag, Geheime Legation

Rath Graf zu Rantzau hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. h 1 erhöchst bewilligten

Legations⸗Rath von Reichenau als Geschä

ährend seiner 128 fungiert der träger.

Der Königliche Gesandte in Weimar, Geheime Legations⸗

Rath Raschdau hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten.

Der Eisenbahn⸗Direktions⸗Präsident

Kranold hat sie mit kurzem Urlaub nach Schlesien begeben. 1

8 .

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando arie“, Kommandant Korvetten⸗ n Credne r, am 20. d. M. in Chefoo eingetroffen.

““ Bavyern. XX“ Seine Majestät der Kaiser von Oesterreich hat, wie den für die Weihnachstage beab⸗

ein sen

Ihre Königlichen Heheiten der Großherzog und die gestern Nachmittag nach Freiburg

errschaften zuzubringen. Höchstdieselben gedenken am n reitag nach Karlsruhe zurückzukehren.

Braunschweig. 1 Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Friedrich einrich und Joachim Albrecht von Preußen sind Begleitung des Majors von Arnstedt und des Lieutenants

chsten

Freiherrn v. d. Goltz vorgestern aus Bonn in Braunschweig B“ 8

Oesterreich⸗Ungarn.

vgn alvator nach e

Der Kaiser

worden.

abgereist und geden zurückzu

morgen Abend nach Wien

ehren.

Der ungarische Minister⸗Präsident Dr. Wekerle ver⸗ ständigte 18 1“ Oberhauses und des Unterhauses, daß der Kaiser sie zwischen dem 27. und 31. Dezember zur Aeußerung über die gegenwärtige Lage empfangen werde. Die Berufenen gehören zu der liberalen Partei, den liberalen Dissidenten, der Nationalpartei und zu den Klerikalen. Es befinden sich darunter Baron Banffy, Koloman Tisza, Szell, Max Falk, Graf Apponyi, Graf Julius Szapary, Szlävy von Okany und Graf Ferdinand Zichy). 3

Der französische Gesandte in Belgien Bourée ist zum Gesandten in Athen, der bisherige dortige Gesandte Graf de Montholon zum Gesandten in Brüssel, der Botschafts⸗ Sekretär erster Klasse Denant zum Minister⸗Residenten in Luxemburg und der Botschafts⸗Rath Desprey zum Minister⸗ Residenten in Montenegro ernannt worden.

In der vorgestrigen Sitzung der Deputirtenkammer verlas der Präsident Brisson ein Schreiben des russischen Botschafters Barons von Mohrenheim, worin der Kammer für die Sympathiekundgebung anläßlich des Todes des Kaisers Alexander der Dank ausgesprochen wird. Der Republikaner Denoix brachte darauf einen Antrag ein, der dahin zielt, die Stellung einer Kautionssumme für die Zeitungen wieder einzuführen. (Lärm.) Denoix verlangte für diesen Antrag die Dringlichkeit, doch wurde diese mit 362 gegen 87 Stimmen abgelehnt. Die Kammer genehmigte sodann einstimmig einen Kredit von 200 000 Fr. für die Anwendung von Diphtherie⸗Heilserum. Im weiteren Verlauf der Sitzung interpellierte der Sozialist Millerand die Regierung betreffs der Strafe, die über den Depu⸗ tirten Mirman als Soldaten verhängt worden sei, weil dessen Unterschrift unter einem von sozialistischen Deputirten unterzeichneten politischen Manifest gestanden habe. Millerand behauptet, Mirman's Name sei ohne Wissen unter das Manifest gesetzt. Der Kriegs⸗Minister General Mercier erwiderte, er habe das Recht, zu wissen, was ein Soldat thue; Mirman habe sich geweigert, zu erklären, daß sein Name irrthümlich unter dem Manifest stehe. Mit 359 gegen 49 Stimmen wurde darauf eine Tagesordnung angenommen, worin die Erklärung der Regierung gebilligt und die Absicht betont wird, die Disziplin in der Armece zu wahren. Schließlich genehmigte die Kammer mit 299 gegen 171 Stimmen das Abkommen zwischen dem Staat und der Eisenbahngesellschaft von Südfrankreich.

Das kriegsgerichtliche Urtheil gegen den wegen Hochverraths angeklagten Hauptmann Dreyfus lautet auf lebenslängliche Deportation nach einem befestigten Platz.

Italien.

Der König empfing am Sonnabend di Rudini und Bonghi, die eine Audienz nachgesucht hatten, um ihre Glück⸗ wünsche anläßlich des bevorstehenden Jahreswechsels darzu⸗ bringen. Politische Fragen wurden in keiner Weise berührt.

Die aus fünf Senatoren bestehende Kommission, die mit der Prüfung der Dokumente Giolitti's, soweit diese sich auf Senatoren beziehen, betraut war, hat vorgestern ihren Bericht veröffentlicht. Der Bericht besagt:

„.1¹) Weder die Listen, welche lediglich summarische Notizen sind, die in Eile von einem Polizeidelegirten aus den beschlagnahmten Papieren herausgezogen sind, um vertraulich den Polizeichef oder einen Minister zu informieren, noch viel weniger 2) ein Brief, der im Gefängniß von einem Angeklagten mit der ö Absicht eschrieben ist, die Gunst desjenigen, der die Macht in Händen harte, zu gewinnen, sind nach unserer einstimmigen Ueberzeugung eeignet, als Dokumente im wahren Sinne des Worts setraehiet zu werden, da es Papiere von nicht öffentlichem Ursprung und Briefe sind, die aus dem Gedächtniß ohne jede Benutzung von Quellen durch einen Gefangenen geschrieben wurden, den die Nothwendigkeit drängte, sich mit jeder Art von Mitteln zu vertheidigen. Infolge dessen sind wir zu der Ueberzeugung gekommen, daß die genannten Papiere nicht verdienen, daß sich der Senat mit ihnen beschäfti e. Da sich jedoch die Gelegenheit bot, daß eine kleine Anzahl unserer Kollegen, die in diesen Papieren genannt waren, Erklärungen liefern konnte, haben wir dieselben aufgefordert, sich zu ertlären. Nachdem wir diese Kollegen gehört haben, sind wir zu dem Schluß gelangt, daß für alle jedwede Verantwortlichkeit in politischer oder moralischer Beziehung ausgeschlossen ist.“

Die vorgestrigen Abendblätter bemerken zu dem Bericht, der Senat habe der Deputirtenkammer eine Lchre der Klugheit und Weisheit ertheilt.

Der Papst empfing heute im Thronsaal die Kardinäle und Prälaten, um deren Glückwünsche aus Anlaß des Weih⸗ nachtsfestes entgegenzunehmen. Der Papst hielt bei diesem Anlaß eine Rede, worin er die Rolle der katholischen Kirche in der Zivilisation darlegte. 1

Niederlande.

Ihre Majestäten die Königin und die Königin⸗ Regentin empfingen, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend Abend den Flügel⸗Adjutanten Major Grafen Moltke, welcher von Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm beauftragt war, der Königin ein Weihnachtsgeschenk zu überreichen. Gestern legte Graf Moltke, gleichfalls im Auftrage Seiner Majestät des Kaisers, zwei Kränze auf die Gräber der Königlichen Familie im Mausoleum zu Delft nieder.

Belgien. 1

Bei der gestern in Lüttich vorgenommenen Wahl zur Deputirtenkammer, die dadurch nöthig geworden war, daß Defuisseaux die Wahl in Mons angenommen hat, erhielten Francotte (Katholik) 35 284, Smeets (Sozialist) 55 563 und Hansens (Liberal!) 27 258 Stimmen. Somit ist eine Stichwahl zwischen Francotte und Smeets erforderlich.

Rumänien. Der russische General⸗Adjutant Graf Golenitschew⸗ Kutusow notifizierte am Sonnabend dem König in feier⸗ licher Audienz die Thronbesteigung des Kaisers Nikolaus von Rußland; Abends fand zu Ehren des Generals ein Hof⸗ Galadiner statt. 1 Die Deputirtenkammer nahm mit 70 gegen 32 Stim⸗ men die Adresse an den König an und bestimmte eine Kom⸗ mission, die sie 1ö. soll. Der Finanz⸗Minister Germani legte das Budget für Bulgarien. Als am Freitag Nachmittag die Rekonstruktion des Kabinets unter Stoilow in Sofia bekannt wurde, brachten dem „W. T. B.“ zufolge etwa 300 Personen dem Minister⸗ Präsidenten Stoilow eine Sympathie⸗Kundgebung dar,

die bis zum Abend dauerte.

Amerika.

In dem Repräsentantenhause brachte, wie „W. T. B.“ aus Washington berichtet, der Abg. Wilson vorgestern einen Antrag ein auf Abschaffung des für Zucker, welcher aus Zuckerprämien zahlenden Ländern komme. Der Abg. Springer brachte nach Besprechungen mit den demokratischen Mitgliedern des Finanzausschusses des Repräsentantenhauses im Einverständniß mit dem Schatzsekretär Carlisle einen Gesetz⸗ entwurf ein, welcher den von Carlisle vorgelegten Münz⸗Gesetz⸗ entwurf ersetzen soll. Der Präsident der Kammerkommission für Mittel und Wege erklärte, die Kommission habe keine Schritte gethan, welche die Aufhebung des Differentialtarifs für solche Länder beträfen, die bewilligten. Jede Maßregel zu diesem Zweck müsse vom Senat ausgehen, der die von der Kammer angenommene Vorlage, über die zoll⸗ freie Einfuhr von Zucker, zu berathen habe.

Asien.

Der chinesische Kommissar für die Friedensverhandlungen Changyinhuan ist, nach einer in Washington eingetroffenen Nachricht, Mitglied des Tsunglivamen und war früher Ge⸗ in Washington. Thao ist Gouverneur der Provinz

uan.

Das „Reuter'sche Burcau“ berichtet aus Nokohama von gestern, eine japanische Division sei am 19. d. M. sieben Meilen westlich von Haitcheng auf eine 10 000 Mann starke chinesische Truppenmacht des Generals Sung gestoßen. Nach fünfstündigem Kampf und vier Sturmangriffen auf die chinesische Stellung seien die Streitkräfte des Generals Sung auseinandergesprengt worden. Die Verluste seien unbekannt.

Die „Times“ meldet aus Kobe von gestern: Etwa 1000 Tonghaks hätten am 17. d. M. die aus 300 Mann bestehende koreanische Garnison von Tschollado ge⸗ schlagen. Die Häuser in der Umgegend seien geplündert und niedergebrannt worden. Die Bevölkerung sei geflohen.

Aus Tokio wird der „Times“ von gestern gemeldet, wahrscheinlich würden in dieser Woche 25 000 Mann in Hiroshima eingeschifft.

Die Londoner Morgenblätter von heute veröffentlichen über Tokio eingegangene offizielle Depeschen aus Söul vom Sonnabend, wonach die koreanische Regierung eingewilligt hat, dem fremdländischen Handel zwei neue Häfen zu er⸗ öffnen, nämlich Mokpo in der Provinz Tschollado und Tschiunampo am Ufer des Tatung.

Nach einer Meldung der Londoner Morgenblätter aus Tientsin von gestern verlaute dort, daß die Mohamedaner der nördlichen Mandschurei sich im Aufstand befänden.

Dem „Handelsblad“ wird aus Batavia telegraphiert: Der Sultan von Atjeh, der durch den Radjah von Gighen und dessen Anhänger, die der holländischen Regierung treu seien, bedroht worden sei, habe bei Nacht mit seinen Frauen und Anhängern seine Residenz Kemala verlassen, nachdem er sein Haus in Brand gesteckt habe. Er befin e sich jetzt in der Nähe von Segli.

Afrika.

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Kairo, die Ant⸗ wort der Regierung auf den Bericht des gesetzgeben⸗ den Raths besage, die Vorschläge desselben seien unausführbar, aus den schon im vergangenen Jahre angegebenen Gründen, die verlangten Sparsamkeitsmaßnahmen unthunlich, sämmtliche Posten des Budgets vollständig gerechtfertigt. Da die Mächte die Verwendung der Ersparnisse aus der Konversion zur Erleichte⸗ rung der Grundsteuer nicht genehmigt hätten, werde die Re⸗ gierung prüfen, ob die für Verbesserung der Gesundheits⸗ verhältnisse Kairos und für Deicharbeiten angesetzten Kredite einer anderen Bestimmung überwiesen werden könnten.

Das in Brüssel erscheinende „Mouvement géographique“ dementiert kategorisch die Nachrichten von Schwierig⸗ keiten mit den Eingeborenen und den Arabern am oberen Congo, desgleichen die Nachricht von Schwierigkeiten zwischen dem 116“ und England. Ungenau sei ferner die Meldung, daß der Congostaat den Bau der Congo⸗Eisenbahn auf seine Rechnung übernehmen werde. Ein Gesetzentwurf, durch den 10 Millionen Francs zu diesem Zweck zur Verfügung ge⸗ stellt würden, sei von dem König unterzeichnet und werde dem⸗ nächst der Kammer vorgelegt werden.

Die von Madagaskar in Marseille eingetroffene Post meldet, der englische Oberst Shervinton und britische Offiziere seien auf Madagaskar gelandet; sie hätten wahrscheinlich die Absicht, in der Hovas⸗Armee zu dienen. Letztere habe zahlreiche Gewehre und Munition erhalten. Die Truppen in Tamatave patroulllierten beständig, um die Hovas nicht näher kommen zu lassen. Im Norden und Westen, wo Sakalaven und Antankaren mehrere Trupps Hovas vernichtet hätten, herrsche lebhafte Erregung. Die Vertheidigung von Tananarivo werde organisiert, sei aber wegen des Mangels an Truppen schwierig.

Das „Reuter'sche Bureau“ berichtet aus Tamatave vom 13. d. M.: In Isoanirana an dem Nordrand der Antongil⸗Bai habe ein Hovavorposten auf den französischen Kreuzer „Dupetit⸗Thouars“ gefeuert. er Kreuzer habe das Feuer erwidert. Drei Hovas seien getödtet worden, die anderen seien geflüchtet. Auf Seiten der Franzosen sei ein Mann verwundet worden. Das französische Kriegsschiff „Bien Aimé“ habe ein Fort der Hovas in der Nähe von Tamatave genommen. Die Hovas hätten den Ort Ivondrona, 8 englische Meilen südlich von Tamatave, nieder⸗ gebrannt.

Theater und Musik.

Berliner Theater.

Das im Jahre 1881 entstandene und von zahlreichen Aufführungen am früheren Wallner⸗Theater her wohlbekannte und beliebte Lustspiel „Der Kompagnon“ von Adolph L'Arronge ist für die Weih⸗ nachtsfeiertage an dieser Bühne neu einstudiert und ging unter allge⸗ meiner Heiterkeit zahlreicher Besucher gestern Abend zum ersten Mal in Scene. Einen großen Theil seines Erfolgs ver⸗ dankte das lustige und immer noch wirksame, wenn auch etwas unmodern gewordene Stück dem trefflichen Zu⸗ sammenspiel. Namentlich waren es Herr Guthery als der in sein einziges Kind Adele vernarrte 155 ant Voß mit seinem gemüth⸗ vollen Humor und Fräulein Rosa Retty als derbkomische ost⸗ preußische Köchin, die eine behagliche Stimmung im Publikum erregten und bis zum Schluß erhielten. In der Rolle der Frau Schumann länzte Fräulein Groß durch vornehmes Auftreten, wußte aber auch, Füraden im Verkehr mit ihrem verarmten Onkel tiefe Empfindung zu zeigen. Herr Schönfeld wirkte durch sein drastisches Spiel als Spiritus⸗ händler und Dichter gleichfalls erheiternd, so oft er sich auf der Bühne

sehen 42 Unter den übrigen Darstellern sind hervorzuheben: die Damen Wolff (Mathilde Voß), von b (Wittwe Lerche), Riska (Luise Lerche), Walther⸗Trost (Tante Röper) und die Herren Merten (Bernhard Voß), Retty (Hausdiener Friedrich) und Prechtler (Dscar Schumann). Der im Hause anwesende Verfasser mußte nach dem 3 dritten und vierten Akt unter stürmischem Beifall wiederholt auf der Bühne erscheinen.

Lessing⸗Theater.

Die vorgestrige erste Aufführung von Victorien Sardous Schauspiel „Ghismonda“ fand in ihrem Verlaufe den sehr lebhaften Beifall der Zuschauer und Zuhörer. Ein Stück alter italienischer Romantik wird in dem Schauspiel lebendig, dessen sinnlicher Reiz noch erhöht wird durch den Ort, an dem sie erblüht Athen, im Glanz seiner antiken Säulen⸗ und Tempelpracht, wie sie im fünfzehnten Jahrhundert erschien, nachdem sie durch das florentinische Herrscherhaus ausgebaut war, bildet den Schauplatz des Liebesdramas zwischen der schönen Ghismonda, der verwittweten Herzogin von Athen, und dem armen, niedrig geborenen Jüngling Almerio. Der Dichter erweist sich hier wieder faßs unerschöpflich in der Erfindung romantischer, stark theatralischer, aber stets eindrucksvoller Effekte zur Verknüpfung und Lösung eines tragischen Konflikts. Die stolze Herzogin verspricht mit einem heiligen Eide öffentlich Hand und Krone dem Lebensretter ihres Kindes; aber dem Mann aus dem Volke, Almerio, weigert sie f6 den Schwur zu halten. Als sie später seinen hohen Sinn und starken Muth erkennt, senct sie ihm ihre Liebe gegen das Versprechen, ihren Stolz zu schonen und sie ihres Eides vor allem Volke zu entbinden; Almerio geht in seine heißen Liebe und seinem grenzenlosen Edelmuth nicht nur auf die Bedingung ein, sondern will auch für eine blutige Rachethat der schönen Herzogin still dulden. So viel Opfermuth rührt endlich das stolze Herz Ghismonda’'s und nach einer öffentlichen Beichte aller ihrer Suünden bietet sie demüthig Almerio zu dem Herzen, das er schon besitzt, auch noch die Krone. Die Charaktere sind maßlos in allen ihren Tugenden und Leidenschaften. Besonders ist die schöne Herzogin in jedem Akt der Spielball einer anderen heftigen Empfindung, die jedesmal in einer großen, geschickt angelegten Scene Ausdruck gewinnt. Bald weckt der Dichter Furcht und Grauen, bald läßt er die Flammen wilder Liebesraserei auflodern un wirkt dadurch stark auf die Sinne, ohne daß Seele and Gemüth eigentlich tief ergriffen werden. Auf das Publikum hat diese Reihe wechsel⸗ voller Geschehnisse, die gehoben werden durch die dekorative Pracht, ent⸗ schieden Eindruck gemacht, da auch der Geist durch schöne scenische Bilder, durch Gesang und Orgelton beschäftigt wird.

Die Titelrolle, die schauspielerisch hauptsächlich in Betracht kommt, wurde von Fräulein Reisenhofer mit jenem heiße Temperament gespielt, das der Stimmung der Handlung entspricht. Die Darstellerin vermag bacchantische Liebesgluth mit seltenem Raffinement wiederzugeben; ihr galt denn auch zumeist der rauschende Beifall der Zuschauer. Den Almerio gab Herr Sommerstorff üen 88 mit glaubhaftem Heldenthum, aber zuweilen wohl allzu zurück⸗

altend.

Der Festwochen⸗Spielplan des Neuen Theaters lautet wi folgt: Dienstag, Nachmittags: „Das neue Gebot“, Abends: „Der kleine Mann“, Mittwoch, Nachmittags: Doppelselbstmord“, Abends: „Andrea“, Donnerstag, Nachmittags: „Komödianten“, Abends: „Der kleine Mann“, Freitag: „Andrea“, Sonnabend: „Der kleine Mann“.

Offizieller Strecken⸗Rapport der Königlichen Hofjagd bei Königs⸗Wusterhausen 8 am 21. Dezember 1894. In zwei abgestellten Jagen auf Dam⸗ und Schwarzwild, deren ersteres in den Katzenbergen der Oberförsterei Hammer, das andere am Ufer des Hölzernen Sees im Forstbelauf Duberow der Oberförsterei Königs⸗Wusterhausen errichtet war, erlegten: Seine Majestät der Kaiser und König 7 Schaufler, 1 Stück Damwild und 38 Sauen, Seine Majestät der König von Sachsen 5 Schaufler, 9 Stück Damwild und 19 Sauen, . Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg von Sachsen 6 Schaufler, 9 Stück Damwild und 4 Sauen, 1 Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen 17 Stück Damwild und 20 Sauen, 3 8 Seine Hoheit der Herzog von Sachsen⸗Altenburg 6 Schaufler und 4 Sauen, 8 8 Seine Durchlaucht der Prinz Ernst von Sachsen⸗Altenburg 4 Schaufler, 12 Stück Damwild und 11 Sauen. Die übrige, aus 26 Schützen bestehende Jagdgesellschaft 48 Schaufler, 113 Stück Damwild und 54 Sauen. 88 Die Gesammtstrecke betrug sonach 76 Schaufler, 166 Stück Dam⸗ wild und 150 Sauen bez. 392 Stück Hochwild. Das Wetter war der Jagd trotz des herrschenden Nebels noch leidlich günstig.

Mannigfaltiges.

v Am 22. Dezember, Nachmittags 2 Uhr, fsand in der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtnißkirche das Richtfest statt, nachdem der 480 Zentner schwere Schlußstein, die Kaiserkrone darstellend, als Spitze des nunmehr über 100 m emporragenden Hauptthurms versetzt worden war. Es hatten sich dazu zahlreich die Herren des Vorstands des Evangelischen Kirchenbauvereins und des Berliner Comités für die Kaiser Wilhelm⸗Gedächtnißkirche eingefunden, und die sämmtlichen am Bau beschäftigten Baumeister, an ihrer Spitze der bauleitende Architekt, Baurath Schwechten, sowie die Bildhauer, Werk⸗ meister, Maurer⸗ und Zimmerpoliere, Gesellen und Arbeiter versammelt. In Abwesenheit des Vorsitzenden des Evangelischen Kirchen⸗ bauvereins, Ministers des Königlichen Hauses von Wedel hielt der Vorsitzende des Berliner Comités, Wirkliche Geheime Rath Dr. Fischer die folgende Ansprache: „Ich freue mich, daß ich die Ehre babe, Sie an dieser Stätte am heutigen Tage zu begrüßen. ist am 22. März 1891, in Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers, der Grundstein zum Bau der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtnißkirche gelegt worden. Heute begehen wir den Tag, an welchem dieser Bau nach außen hin vollendet worden ist. Durch die Versetzung des Schluß⸗ dessen Abbild ich hier in der Hand halte, durch Ver⸗ etzung der 480 Zentner schweren Steinmasse, welche in Gestalt der deutschen Kaiserkrone den hundert Meter hoch aufstrebenden Hauptthurm dieses hehren Kirchenbaues krönt, hat der Rohbau der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtnißkirche seine Abschluß erreicht. Der Evangelische Kirchenbauverein hat geglaubt, diesem Abschluß eine festliche Weihe geben zu dürfen, indem er den heutigen Tag dazu benutzt, seiner Freude über das bisher Erreichte Ausdruck zu geben. Meine Herren, der Bau dieses Gotteshauses ist, nachdem die Schwierigkeiten der Platzbeschaffung erledigt waren, im rühjahr 1892 begonnen worden. Dank der Freigebigkeit, mit welcher hre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, das Königliche und unsere Mitbürger aus allen Klassen der Bevölkerung die Bau⸗ mittel gespendet haben, und dank der rastlosen Energie, welche der bauleitende Architekt, Herr Baurath Schwechten und seine Mitarbeiter diesem Werk gewidmet haben, ist es gelungen, den gewaltigen Bau in noch nicht drei Jahren äußerlich zu vollenden. Aber, meine Herren, dies Ziel wäre nicht erreicht worden, wenn die Bauleitung nich durch die fleißigen Hände und die willige Mitwirkung aller der Männer unterstützt worden wäre, welche als Werkmeister und Unter⸗ nehmer, als Poliere, Gesellen und Arbeiter an diesem Bau thätig sind. Von dem Evangelischen Kirchenbauverein bin ich beauftragt, diesen fleißigen Männern den Dank und die Anerkennung des Bau⸗ herrn auszusprechen. Ich thue das um so lieber, als e- oft Gelegen⸗ heit gehabt habe, mich über den Fleiß, die Hing; ung und die Ordnung zu freuen, welche unter Allen, die an diesem Bau zu thun haben, heimisch geworden sind. Diesem

guten Geist des Fleißes, der Zucht und der Ordnung haben wir es

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