Adolph Ernst⸗Theater.
Der Novität, welche Direktor Adolf Ernst seinem Publikum als ] am ersten Weihnachtsfeiertage vorführte, liegt eine von Jones Sidney verfaßte englische
Grunde, die jedoch
Eduard Jacobson und Jean Kren, worden ist, daß sie an keiner Stelle ihren englischen Ursprung erkennen läßt. Unter dem Titel „Ein fideles Korp Bühne Personen der verschiedensten Gesellscha Zweck zu sein scheint, sich und anderen währten Regiekunst des Herrn Adolf Wirrwarr geschmackvoll zu ordnen und eine mit zau ufführung herzustellen. Besonders gut geglückt war die Berlins spielende witzige Tänze so der Zuschauer gar keine Zeit behält, über und gezwungen wird, in die allge⸗ 1 en Beifall einzustimmen, der nach dieser Abtheilung unzählige Mal mit den Darstellern ichter und Komponisten auf die Bühne nöthigte. In der zweiten Abtheilung werden die Zuschauer in ein Seebad an der Riviera versetzt, wo die blendende Pracht der Kostüme, die Kunst der Tänzerinnen und namentlich zwei hübsche Gesangsvorträge verdienten Beifall “ Wirkung, wie in der ersten Abtheilung,
Die gesanglichen Darbietungen an weit dasjenige, was man sonst
ausgestattete
in einem Waldrestaurant in — bunter Kuplets und
wo in
auf einander folgen, daß den Mangel an
Beendigun Direktor
fandem die durch
edoch nicht wieder erreicht wurde. ieser Bühne überragen bekanntlich n einem Possen⸗Theater zu hören gewöhnt ist. Auch bei dieser Vor⸗ ie Erwartungen durch die Leistungen der Damen Fischer, sowie des Herrn Klein noch über⸗ immer,
Weiß Tielscher
dend Kupletvortrag, Fräulein Seemann durch den trocknen und doch gemüthvollen
zündenden
Humor.
nehmenden Tänze war neben zwei hiesigen Tänzerinnen eine Künstlerin von außergewöhnlicher Geschicklichkeit vom Prince of Wales⸗Theater in London, Fräulein Rosa Batcheler mit heran ihre Leistungen nicht unwesentlich zum Erfolg der
ndlung nachzudenken, meine Heiterkeit und den widerspruchslos
der Nähe Abwechselung gut ausgeführte
gefiel, wie Herr
und auch reichlich mit Beifall bedacht wurde.
Im Königlichen
Wagner’'s „Tannhäuser“ ·s- r Hauptrollen in Scene: Elisabeth: Fräulein “ Venus: Frau Sucher, Wolfram: Herr
Kapellmeister Weingartner
Besetzung der
Bulß, dirigiert.
Landgraf:
Im Königlichen Schaus
spiel „Halali“ (Damen: Klein, Purschian, Richard Skowronn mann:
Tochter: Fräulein von
err Mödlinger.
Hertzer, Keßler, 8&
Opernhause geht (Pariser Einrichtun
Mayburg, Lieutenant
Keßler, Baranski: Herr Hartmann).
Der fünfte Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle findet unter
Posse „A Gaiety Girl“ zu von den deutschen Bearbeitern, so geschickt umgestaltet
8“ tummeln sich auf der ftsklassen, deren einziger Vergnügen zu bereiten. Ernst ist es
gezogen, die durch Aufführung beitrug
ung) mit folgender Tannhäuser:
pielhause wird morgen das Lust⸗ Poppe, Schramm, von Mayburg; Herren: Grube) gegeben. wank „Die stille Wache“, (Gefreiter Berg⸗ Herr Hertzer, Konsul Farnsteiner: Herr Oberländer, dessen Heckenstedt:
und
einen durchschlagenden Erfolg. den Herren
8
Beka
Der be⸗ diesen
haft t erhafter Prach des 17. Januar 1895 geschlossen.
Gespräche, schnell
bewilligt.
Sizilien und Ka reichs Italien verwüstet.
durch seinen ebenso wie
Richard
morgen H Sp 8 Herr Sylva, bereit, Gelder entgegenzunehmen.
Berlin, im Dezember 1894.
Hierauf folgt Wilhelm Herz,
stellvertretende Vorsitzende;
Herr
Kapellmeister Weingartner's Leitung am 7. Januar 1895 im König⸗ 8
lichen Opernhause statt. zu „Dimitri Donskoi“ von Rubinstein, Borodin (neu), Ouvertüre
C-dur von Schumann.
Das Programm für den morgen im Konzerthause stattfinden⸗ den vierten „Wagner⸗Abend“ enthält u. a. das Vorspiel zum III. Akt und den Tanz der Lehrbuben aus dem Musikdrama „Die Meister⸗ Vorspiel zu „Lohengrin“, den „Char⸗ aus „Siegfried“,
es von Nürnberg“, das und die Ballet⸗Musik aus
„Parsival⸗, Trauermarsch aus der „Götterdämmerung“
eitagszauber“ aus
„Rienzi“.
Fräulein Margarete Oehme w abend (Saal Bechstein) am Sonnabend Lieder von Schubert, Schumann, A. Rubinstein, Wagner, Brahms, H. Riedel, W. Berger und Ehlert zum Vortrag bringen; die instrumentale Mitwirkung übernimmt der Violinvirtuose Herr Joseph Hösl aus München.
„Waldweben“
Auf dem Programm stehen: Ouvertüre Symphonie Es-dur von zu „Egmont“ von Beethoven, Symphonie
ird in ihrem hiesigen Lieder⸗
gesichert. gegenwärtig
die Pläne bereits hergestellt hat.
Die vorgestrige erste Aufführung von Humperdinck's „Hänsel Gretel“ in englischer Sprache durch die Carl Rosa⸗Gesellschaft im Daly⸗Theater zu London erzielte, i B.⸗
betreffend ven Schluß der kleinen Jagd.
Für den Regierungsbezirk Potsdam wird die Jagd auf Hasen, Auer⸗, Birk⸗, Fasanenhennen, Haselwild und Wachteln mit Ablauf
Potsdam, den 19. Dezember 1894. Der Bezirksausschuß. von Meusel.
Mannigfaltiges.
Seine Majestät der Kaiser und König haben, wie „W. T. B.“ erfährt, für die durch das Erdbeben in Sizilien und Kalabrien Verunglückten und Beschädigten die Summe von 10 000 ℳ
Das bbA““ für die Nothleidenden in abrien veröffentlicht folgenden Auf ruf: Ein furchtbares Schicksal hat einen blühenden Distrikt des König⸗ Wiederholte gewaltige Erderschütterungen haben zahlreiche Städte und Dörfer in Trümmer gelegt. Menschen⸗ leben sind vernichtet, unermeßliche Werthe zu Grunde gegangen. Gegen 60 000 Menschen sind ohne Obdach, ohne Habe und ohne 5 GG vühe nig, b5 II“ 5 85 Be. Zur Ausführung der einen größeren Raum als sonst ein⸗ völkerung zur Unterstützung der Nothleidenden die größten Opfer gebracht. 3 fütrung bS. w- Das Mitleid der zivilisierten Welt ist dieser Katastrophe zuge⸗ wendet. Deutschland wird mit der thätigen Kundgebung seines Mitgefühls nicht zurückhalten wollen einem Lande gegenüber, mit dem es in ununter⸗ brochener engster Freundschaft lebt und für dessen Herrscherhaus und Volk es die wärmsten Sympathien hegt. Die Unterzeichneten sind zu einem Unterstützungs⸗Comité zusammengetreten und richten an ihre deutschen Mitbürger die Bitte, mit rascher werkthätiger Hilfe den Tausenden von nothleidenden in Sizilien und Kalabrien beizustehen. Es wird ersucht, Beiträge an das Bankhaus Robert Warschauer u. Co., Behrenstr. 48, einzusenden.
Das Unterstützungs⸗Comité: von Levetzow, Wirklicher Geheimer Rath, Präsident des Reichstags (Potsdamerstraße 118), Vorsitzender; Zelle, Ober⸗Bürgermeister der Stadt Berlin (Michaelkirchstraße 16), Geheimer Kommerzien⸗Rath, Aeltesten⸗Kollegiums der Shex (Dorotheenstraße 1), Rober (Behrenstraße 48); Dr. Magnus, Regierungs⸗Rath a. D., der Nationalbank für Deutschland ( Voßstraße 34 a); Dr. jur. Esser (Schiffbauerdamm 6/7), Schriftführer.
Für die bevorstehende Sylvesternacht erläßt das Polizei⸗ Präsidium die übliche Warnung vor Verübung von Unfug jeder Art und fügt hinzu, daß Ruhestörer nicht in Polizeistrafe genommen, sondern der Staatsanwaltschaft überwiesen werden sollen. Sylvesternacht 1893/94 sind 103 Personen zu Geldstrafen, im Einzel⸗ falle bis zu 30 ℳ oder 15 Tagen Haft, und 23 Personen zu Haft⸗ strafen, im Einzelfalle bis zu 16 Tagen verurtheilt worden.
Der Bau der Urania⸗Filiale in der Taubenstraße ist nun⸗ mehr durch Vertragsabschluß mit dem Baumeister Walter Hentschel Auf dem nach Abbruch der alten Gebäude Nr. 48 und 49 freiliegenden Terrain gegenüber dem Pfarrhause, nahe der Kanonierstraßen⸗Ecke, soll ein neues Gebäude erstehen, für welches der genannte Architekt, der zugleich Besitzer des Grundstücks ist,
einmal etwa 800
„Physikfäle.
T „ . T.
wie berichtet “ berichter 8
werden. verbleiben und
in der
Bremen
gestoßen.
Vieh ertrunken. Au ist jeder der Unterzeichneten 8 “ “
eersonen fassen. werden gleichfalls alten erhalten und sollen auch in ihrem Inhalt bedeutend erweitert In dem alten Institut so d die Bühne speziell zu Experimental⸗Vorträgen, für welche im allgemeinen der alte Zuschauerraum sich als ausreichend erwiesen hat, besonders umgestaltet werden. Das alte Institut würde also die von den wifenic haltenen, auf einer etwas Vorträge in noch pollkommenerer Weise als bisͤher entwickeln, während Taubenstraße der dekorativ ausgestattete Vortrag herrschen und noch wesentlich reizvoller und belebter hofft bereits im Herbst oder Winter des nächsten Jahres das neue Institut eröffnen zu können. 8
ist dem „W. T. Insel Schiermonnik⸗Oog in der Nordsee gestrandet. Wie „Bösmann’s Telegraphisches Bureau“ erfährt, ist der gescmten Flotte des Nord⸗ deutschen Lloyd während des letzten Sturmes keinerlei Schaden zu⸗
Bremerhaven, 24. Dezember. Sturm hat an den hiesigen fachen Schaden angerichtet. Besonders haben der Fangdamm, der vollkommen durchbrochen wurde, sowie die Rammarbeiten, die zum größten Theil zerstört wurden, gelitten. ist nicht zu beklagen. Beschädigungen erlitten. Leute der Bemannung, von zwei Dampfern je ein Mann.
Amst erdam, 24. Dezember. Der in Rotterdam angerichtete Schaden wird laut Meldung der „W. T. B.“ auf eine halbe Million Gulden geschätzt. verloren und 50 schwer beschädigt; 200 000 Gulden. Die nach England gehenden Telegraphenkabel in Zand⸗ voort, welche gewöhnlich 2 m tief unter dem Sande liegen, sind gänzlich bloßgelegt. In der Gegend von Brielle ist eine große Men
Baukunst zu errichtende wissenschaftliche Theater 9* nahezu noch so groß werden wie der Raum in dem Moa
aäbiter Institut und Die sich zu beiden Seiten anschließenden etwa den doppelten Umfang der
die Sternwarte nach wie vor
aftlichen Mitarbeitern bisher selbst ge⸗ öheren Stufe der Belehrung stehenden
gestaltet werden soll. Man
” “ “ Ueber durch Sturm und Unwetter (vergl. Nr. 302 d. Bl.)
herbeigeführte Unglücksfälle und Schäden sind folgende weiteren
Meldungen eingegangen:
24. Dezember.
Der deutsche Dampfer „Lahneck⸗ B.“ zufolge während des letzten Sturmes auf der
b Der vorgestrige und gestrige afenerweiterungsbauten mehr⸗
Verlust an Menschenleben Verschiedene kleinere Fahrzeuge haben starke Von einem Lootsenschooner ertranken vier
Von 135 Schiffen in Scheveningen sind 25 der entstandene Schaden beträgt
e Die Insel Marken in der Zuider⸗See ist vos⸗
ständig überschwemmt. Infolge eines Dammbruchs an der YVssel bei Haastrecht stürzte die Lokomotive einer Dampf⸗Tramway mit dem Maschinisten und dem Heizer in den
Fluß; beide wurden mit
8 schweren Brandwunden nach dem Krankenhause gebracht. Von der
Vize⸗Präsident des zu beklagen.
Schatzmeister
Warschauer, irektor
Morgen
Aus der
gesellschaft
Das nach allen Regeln modernster
Hanstholm scheiterte bei „Stanley“. Zwölf Personen ertranken, nachdem sie sich 24 Stunden bei dem stürmischen Wetter in einem Boot aufgehalten hatten. Eine Person rettete sich durch Schwimmen.
Kopenhagen, 27. Dezember. in Kopenhagen ihr Dampfer Nordsee gänzlich verunglückt ist. M. gerettet. Das Schicksal der übrigen 16 oder 17 Personen, die sich an Bord befanden, ist unbekannt.
Bemannung der deutschen Bark „Caroline“, welche bei Egmond scheiterte, sind 10 Personen ertrunken. Im ganzen Lande sind die Wasser⸗ schäden sehr beträchtlich, jedoch sind wenig Verluste an Menschenleben
Sonnabend⸗
auf Jütland, 24. Dezember. Am 1 Dampfer
Bovbjerg der norwegische
Milazzo, 24. Dezember. „W. T. B.“ meldet: In der ver⸗ angenen Nacht wurden hier mehrere Erdstöße verspürt; der letzte rdstoß erfolgte um 7 Uhr Morgens.
Die Vereinigte Dampfschiff⸗ erhielt heute ein Telegramm, wonach „Alexander III.“ Sonntag Vormittag in der Der Kapitän und fünf Mann sind
Wetterberi
S
t vom 27. Dezember, hr Morgens.
00 p. [—
illim.
.
Stationen.
Bar. auf 0 Gr.
u. d. Meeres red. in M
Wetter.
Belmullet. Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. W
t. Petersbg. W Moska
NW 2 balb bed. NW 5 wolkig WNW 9 Schnee WNW 4 wolkenlos
WSW ARegen¹)
wolkenlos stil heiter 3 wolkenlos
Cork, Queens⸗ “ Cherbourg.. E“ E111““ Hamburg.. 769 W Swinemünde 765 e 760 q7167656
NNW 3 beiter NNO NW NW
WNW 4 WSW 6 wolkig NW
7 wolkig
5 wolkenlos
3 wolkig
2 heiter alb bed.
Eo2n
6 wolkig
Hesis CTT11 Münster... 771
Wiesbaden 771
München. 772 NW
Chemnitz. 770 W Berlin... 766 W Wien.. 770 W Breslau. 767
NW — WNW I halb bed. Karlsruhe. 773 SW
bedeckt
4 Regen stil bedeckt 4 bedeckt 2 Schnee 2 bedeckt 3 bedeckt 4 bedeckt
SnSqNSPSeSeDoEDS⸗
d d'Air.
b 768
ee1““ 7699 O 1¹) Gestern Schnee.
3 bedeckt lwolkig ig
00be
2
Uebersicht der Witterung.
Das barometrische Minimum, welches gestern bei den Lofoten lag, ist ostwärts nach Lappland fort⸗ geschritten und verursacht über Skandinavien und der
Lscht vielfach stürmische Winde. G
nördliche bis westliche
Ein außerordentlich hohes barometrisches
Maximum über 785 mm liegt auf dem Ozean
westlich von Irland. im. Binnenlande nordwestlichen Winden
Bei an der Küste starken, schwachen
südwestlichen bis
ist das Wetter in
Deutschland vorwiegend trübe und außer in den
südlichen Gebietsthbeilen, wo leichter Frost herrscht,
mild, meist ist etwas Ricgerschlg, gefeallan Das 1
barometrische Maximum scheint zubreiten und daher dürfte
ostwärts aus⸗ demnächst windiges
kälteres Wetter für Deutschland zu erwarten sein. Deutsche W“
8
Theater⸗Anzeigen.
Könialiche Schanspiele. Freitag: Ovpern⸗ haus. 278. Vorstellung. Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Ballet von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 291. Vorstellung. Halali. Lust⸗ spiel in 4 Aufzügen von Richard Skowronnek. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. — Die stille Wache. Schwank in 1 Aufzug von Richard Skowronnek. In Scene gesetzt vom Re⸗ gisseur Plaschke. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Opernhaus. 279. Vorstellung. Häusel und Gretel. Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humperdinck. Text von Adelheid Wette. — Die Puppenfee. Pantomimisches Ballet⸗ Divertissement von Haßreiter und Gaul. Musik von Josef Bayer. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 292. Vorstellung. Wie die Alten sungen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl Niemann. Anfang 7 ½ Uhr.
Deutsches Theater. Freitag (16. Abonnements⸗ Vorstellung): Die Katakomben. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Die Weber.
Sonntag, 2 ½ Uhr: Die Weber. — 7 ½ Uhr: Die Katakomben.
Berliner Theater. Freitag (17. Abonnements⸗ Vorstellung): Der Kompagnon. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Madame Sans⸗Géene.
Sonntag, 2 ½ Uhr: Madame Sanus⸗Gene. — 7 ½ Uhr: Der Kompagnon.
Lessing; Theater. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Ein Erfolg.
Sonntag: Ghismonda.
—
Residenz-Theater. Blumenstraße Nr. 9. Direktion: Sigmund Lautenburg. Freitag: Zum 53. Male: Der Unterpräfekt. chwank in 3 Akten von Leon Gaudillot. Deutsch von Max Schönau. — Vorher: Villa Vielliebchen. Lustspiel in 1 Akt von Benno Jacobson. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend und folgende Tage: Der Unterpräfekt. — Villa Vielliebchen.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Kassen⸗ 2 Demimonde. Schauspiel in 5 Akten von Dumas.
Freitag: Ghismonda.
Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a./5.
reitag: Der kleine Mann. Schwank in 4 Akten von C. Karlweis. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend und folgende Tage: Der kleine Mann.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Volksthümliche Aufführung zu gänzlich ermäßigten Preisen: Dorf und Stadt.
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25/26.
Freitag: Mit vollständig neuer Ausstattung an Dekorationen, Kostümen und Requisiten: Orpheus. Große Ausstattungsoperette in 12 Bildern von Jacgues Offenbach. Anfang 7 ½ Uhr. .
Sonnabend und folgende Tage: Orpheus.
Theater Unter den Linden. Bebrenstr. 55/57. Direktion: Julius Fritzsche. — Freitag: Neu einstudiert: Boccaccio. Komische Operette in 3 Akten von F. Zell und Rich. Genée. usik von
ranz von Suppé. Regie: Ober⸗Regisseur Epstein. Züeisenn: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang
8 r.
Sonnabend und folgende Tage: Boccaccio
Zentral⸗-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30 Direktion: Richard Schultz. — “ Emil Thomas a. G. Anna Bäckers. Josefine Dora. 0
1
m 119. Male: O, diese Berliner! Große und Tanz in 6 Bildern (nach
u 8 e mit Gesan
alingré's „Reise durch Berlin“) von Julius Ferhnd. Musik von Julius Einödshofer. Anfang Sonnabend: O, diese Berliner
Adolph Ernst⸗Theater. Freitag: Zum 4. Male: Ein fideles Corps. Große Gesangs⸗ posse mit Tanz. Nach dem englischen „A Gaiety Girl“ von Jonas Sidney frei bearbeitet von Eduard Jacobson und Jean Kren. Anfang 7 ½ Uhr
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
1 1“
Konzert Haus. Freitag: Karl Meyder⸗ Konzert. IV. Wagner⸗Abend.
Sing-Akademie. Freitag, Anfang 7 ½ Uhr: I. Quartett⸗Abend. Joachim, Kruse, Wirth,
Hansmaun.
Birkus Renz (Karlstraße). Freitag: Große außerordentliche Vorstellung. Besonders hervor⸗ zuheben: Ein hippolog. Potpourri von 32 Freiheits⸗ pferden großes equestrisches Arrangement, vorgef. b. Herr Rob. Renz. Das Schulpferd Beautiful, ger. v. Frau Renz⸗Stark. Liberator, ostpr. Rapphengst, in der hohen Schule ger. von Herrn Rob. Renz. Mr. Keller, unerreichbarer Handequilibrist. Major Burk, amerikanische Original⸗Militär⸗Exerzitien. Mr. Clark, Jockey, und Mr. Lavater Lee, Gebr. Villaud ꝛc. Zum Schluß: ITIo Ni En. (Beim Jahreswechsel in Peking.) Neue Poa ma, (gr. Ponyspringen). Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend und folg. Tage: I10 Ni En.
Sonntag: 2 Vorstellungen, Nachmittags 4 Uhr (ermäßigte Preise siehe Plakate): Die lustigen Heidelberger. Abends 7 ½ Uhr: TIo Ni En.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Marie Wegener mit Hrn. Predigt⸗ amts⸗Kandidaten Paul Thilo F i. Pom. — Werder bei Treptow a. Toll.). — Frl. Hedwig. Guse mit Hrn. Rittergutsbesitzer Karl Guse (Workallen bei Liebstadt, Ostpr. —Streckentin). — Frl. Mariechen Schmidt⸗Hederich mit Hrn. August von Ahlefeld⸗Olpenitz (Büstorff bei Riesebv-—— Olpenitz). — Frl. Graebsch mit Hrn. Militär⸗ Intendantur⸗Assessor Alfred Steinberg (Breslau — Straßburg i. E.) — Frl. Marie Schmidt mit Hrn. Regierungs⸗Assessor Dr. Georg Werner (Neu⸗ markt i. Schl.). — Frl. Helene Hanisch mit Hrn. Gewerbe⸗Inspektor Bernhard Tschorn (Münster⸗ berg- Berlin). 8 1 8
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Eric von Witz⸗ leben (Medrow). — Hrn. Intendantur⸗Rath Clausen (Breslau). — Eine Tochter: Hrn. Prem.⸗Lieut. Alexander von der Decken (Hörne b. Zae a. d. Elbe). — Hrn. Regierungs⸗Rath von
e s
eend (Berlin). 8 Gestorben: Hr. Ober⸗Staatsanwalt Carl Koch (Braunschweig). — Frl. Valerie von Enckevort (Berlin). — Fr. Regierungs⸗Präsident Berthe Stüve, geb. Pagenstecher (Osnabrück). — Hr. Louis von Versen aus dem Hause (Köslin).
Verantwortlicher Redakteur:
J. V.: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anftalt, Födentscen Wilhelmstraße Nr. 32., Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage)
welcher aus
Musikeinlagen.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Ein nach Vereinbarung mit dem Absender auf einem offenen Eisenbahnwagen transportierter Möbeltransportwagen ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Zivilsenats, vom 10. November 1894, als ein Eisenbahn⸗Frachtgut, welches nach Vereinbarung mit dem Ahsender in un bedeckten Wagen transportiert wird, im Sinne des Art. 424 des Handelsgesetzbuchs und des § 77 der Ver⸗
ehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands vom 15. November
892 zu erachten. Die Eisenbahn haftet daher nicht für den Schaden, der mit dieser Transportart verbundenen Gefahr entstanden ist, bezw. nach den Umständen des Falls, bis zum Nachweis des Gegentheils, aus dieser Gefahr ent⸗ standen sein kann; daran ändert auch nichts der Umstand, daß der Möbeltransportwagen speziell für die Beförderung mit der Eisenbahn gebaut und ebenso feuersicher fonstrufert ist wie jeder ge⸗ deckte Eisenbahnwagen. — Der Möbelfuhrherr S. in O. (Schlesien) übergab im Mai 1893 der preußischen Staatsbahnverwaltung zu O. einen verschlossenen Möbeltransportwagen, außer Umzugsgut eine ihm sebörig⸗ wasserdichte Decke enthaltend, zum Transport auf einem un⸗ edeckten 11“ nach Cassel. Während des Transports gerieth der auf dem Eisenbahnwagen stehende Möbeltransvortwagen auf dem Bahnhof in Halle a. S. — vermuthlich durch Funkenflug aus der Lokomotive, ohne daß sich jedoch dem Eisenbahnpersonal eine Vernachlässigung der gebotenen Sorgfalt nachweisen ließ — in Brand und wurde, ebenso wie die darin befindliche Decke, durch das Feuer großentheils zerstört. S. forderte klagend vom Eisenbahnfiskus Ersatz des Werths des Wagens und der Decke auf Grund der unbeschränkten Haftung der Eisenbahn als Frachtführers, indem er behauptete, daß der verbrannte Wagen speziell für die Beförderung mit der Eisenbahn ebaut und ebenso feuersicher konstruiert gewesen sei, wie jeder gedeckte
isenbahnwagen, und daß er deshalb gleich einem bedeckten Eisenbahn⸗ wagen anzusehen und hiernach auch die Haftpflicht der Eisenbahn zu beurtheilen sei. Die Klage wurde in beiden Instanzen abgewiesen und die Revision des Klägers wurde vom Reichsgericht zurückgewiesen, in⸗ dem es begründend ausführte: „Allerdings ist der Möbel⸗ transportwagen des Klägers an sich ein Transportmittel, nämlich ein Mittel zur Ausführung der vom Kläger Dritten gegenüber übernommenen Transporte, aber für die Eisenbahn dient er nicht als solches, denn die Eisenbahn bedient sich seiner nicht, um mit seiner Hilfe den Transport der darin befindlichen Güter zu bewirken, sondern sie übernimmt den Möbelwagen mit seinem Inhalt als Frachtgut, in gleicher Weise, wie jedes andere zur Aufnahme von Gütern dienende Behältniß (Kiste, Faß oder dergl.). Käme der Möbelwagen des Klägers für die Eisenbahn als Transport⸗ mittel in Betracht, etwa in der Art, daß der auf einem offenen Eisen⸗ bahnwagen stehende Möbelwagen gleich einem bedeckten Eisenbahn⸗ wagen anzusehen und hiernach auch die Haftpflicht der Eisenbahn zu beurtheilen wäre, so müßte nothwendig der Eisenbahn die Befugniß eingeräumt werden, den Möbelwagen vor seiner Uebernahme zur Beförderung auf die Sicherheit seiner Bauart und seine Beschaffenheit zu untersuchen. Da die Verkehrs⸗ ordnung weder nach dieser noch nach anderer Richtung Vorschriften über den Transport von Möbelwagen enthält, so muß angenommen werden, daß dieselbe Möbelwagen lediglich als Frachtgüter behandelt. Wie das Rechtsverhältniß der Parteien in dem durch die Verkehrs⸗ ordnung ebenfalls nicht geregelten Falle zu beurtheilen sein würde, wenn der Möbelwagen mit seinen eigenen Rädern auf die Schienen
estellt und gleich den Wagen der Eisenbahn unmittelbar durch die
ugkraft der Lokomotive fortbewegt worden wäre, kann dahingestellt bleiben, da dieser Fall nicht vorliegt. — Es ist auch unrichtig, aus der angeblich den bedeckten Eisenbahnwagen hinsichtlich der Feuersicherheit gleich⸗ kommenden Bauart des Mobelwagens herleiten zu wollen, daß der Transport desselben auf offenem Wagen eine Erhöhung der Feuers⸗ gefahr nicht zur Folge gehabt habe, weil die ebenso gebauten bedeckten Eisenbahnwagen dieser Gefahr in gleichem Grade ausgesetzt seien. Dabei wird übersehen, daß, wenn auch möglicherweise die Feuersgefahr für einen hbedeckten Eisenbahnwagen dieselbe sein mag, wie für den auf offenem Eisenbahnwagen beförderten Möbelwagen, sich hieraus nicht ergiebt, daß die Gefahr für einen in bedecktem Eisen⸗ bahnwagen beförderten Möbelwagen dieselbe sein müßte. In letzterem Falle würde der Schutz durch den umschließenden Eisenbahnwagen hinzutreten, dessen Inbrandsetzung vorausgehen muß, bevor der in seinem Innern befindliche Möbelwagen in Feuersgefahr gerathen kann. Daß Möbelwagen wegen ihres Umfangs und ihrer Gestalt von dem Transport in bedeckten Eisenbahnwagen ausgeschlossen sind und nur auf offenen Eisenbahnwagen befördert werden können, führt nur dahin, daß die Absender von Möbelwagen die mit letzterer Transportart verbundene Gefahr auf sich nehmen müssen und deshalb veranlaßt sind, dieser Gefahr ihrerseits soweit als möglich zu be⸗ gegnen.“ (236/94.)
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
Hinsichtlich der aus dem Einkommen aus Grundbesitz zu zahlenden Steuer dürfen, nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungs⸗ gerichts, II. Senats, vom 27. Februar 1894, wenn der Grundbesitz mit einer Amortisations⸗Hypothek belastet ist, außer den
ypothekenzinsen auch die an das Hypotheken⸗Institut zu entrichtenden
erwaltungskosten von dem steuerpflichtigen Einkommen in Abzug gebracht werden. „Kläger hat für das Pfandbrief⸗Darlehn von 90 600 ℳ jährlich 5 % Zinsen mit 4530 ℳ an die Landschaft zu entrichten, wovon ½ % auf Pfandbriefzinsen = 3624 ℳ, 4 % auf Tilgungsbeitrag = 679,50 ℳ, 46 % auf Ver⸗ waltungskosten = 226,50 ℳ entfielen. Wenn Beklagter be⸗ bauptet, daß die als abzugsfähig erachteten 226,50 ℳ um deshalb, weil sie lediglich im Zusammenhang mit der Amortisation stünden, nicht abzugsfähig seien, sondern von ihnen dasselbe gelte, wie von dem eigentlichen Amortisationsbeitrag, so fehlt es an jeder näheren Begründung für diese Auffassung, und es hätte deren umsomehr be⸗ durft, als die Behauptung, daß die Verwaltungskosten lediglich der Amortisation wegen entstünden, in dieser Allgemeinheit jedenfalls un⸗ zutreffend ist. Es mag sein, daß etwaige Ersparnisse bei den Ver⸗ waltungskosten dem Pfandbriefdarlehnsschuldner unter Umständen zu gute kommen, indem sie wie außerordentliche Zuschüsse für die Amortisation Verwendung finden. Daraus aber würde nur die Nicht⸗ abzugsfähigkeit dieser Theilbeträge folgen, für deren etwaige Höhe es jedoch an allem Anhalt fehlt.“ (II. 322.)
Statistik und Volkswirthschaft.
8 Zur Arbeiterbewegung.
In Essen a. d. Ruhr wurde gestern der Deutsche Berg⸗ arbeiter⸗Kongreß eröffnet, zu dem, wie das „D. B. H.“ meldet, 150 Delegirte erschienen waren. In der Vormittags⸗Sitzung wurde die Tagesordnung festgesetzt und die Wahl des Bureaus vor⸗ genommen. Bergmann Schröder sprach über die bisherige Bewe⸗ gung. In der Nachmittags⸗Sitzung waren 87 Delegirte anwesend; Meyer⸗Bochum berichtete über den ersten Punkt der Tagesordnung,
der die achtstündige Schicht. Verbot der Frauen⸗ und Kinderarbeit und Abschaffung der Accordarbeit umfaßte. (Vergl. Nr. 300 d. Bl.) Der erste Verhandlungstag endete ohne nennenswerthes Cregebauß⸗
In Velbert (Regierungsbezirk Düsseldorf) haben die Arbeiter der Firma Wellenstein u. Heitmann, wie der „Vorwärts be⸗ richtet, wegen Lohnabzugs die Arbeit gekündigt.
In Leipzig hat der „Lpz. Ztg.“ zufolge eine Versammlung der Dachdeckergehilfen beschlossen, den Ende dieses Jahres in Würz⸗ bach abzuhaltenden Gautag der sächsisch⸗thüringischen Dachdecker⸗ gehilfen zu beschicken. 1
Hier in Berlin hat am Montag wieder eine Konferenz wegen der Aufhebung des von den Sozialdemokraten über den Verein der Brauereien Berlins und der Umgegend verhängten Boykotts statt⸗ gefunden. Es kam, wie die Zeitungen berichten, auf der Grundlage eines von dem Verein der Brauereien ins Leben zu rufenden Arbeits⸗ nachweises ein Abkommen zu stande, das am 1. Januar 1895 in Kraft tritt, wenn es bis dahin von den sozialdemokratischen Versammlungen genehmigt sein wird. — In einer Versammlung der Schneider und Schneiderinnen, die am 16. Dezember tagte, wurde, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, beschlossen, die Lohnkommission zu be⸗ auftragen, die geeigneten Vorbereitungen zu treffen, um für einen Lohnkampf in der Konfektion gerüstet zu sein. Der ausgearbeitete Lohntarif soll der nächsten Versammlung unterbreitet werden.
Aus Roanne (Dep. Loire) wird der „Voss. Ztg.“ zum Weber⸗ ausstand (vgl. Nr. 301 d. Bl.) geschrieben: Die sozialistischen Ab⸗ geordneten Guesde und Chauvin kommen hierher, um die Leitung des Ausstands zu übernehmen. Die Ausständigen fordern, daß die Fabrikanten einen vom Syndikat der Arbeitsbörse für die Weber auf⸗ gestellten allgemeinen Lohntarif anerkennen.
Im Haag wurde am Dienstag, wie „W. T. B.“ meldet, der achte Kongreß der „revolutionären“ öö abgehalten. Der Kongreß erklärte die Sozialistenliga für aufgelöst, nachdem sie durch Urtheil des Kassationshofs als durch das nieder⸗ ländische Gesetz verboten bezeichnet worden sei. Dem Beschluß, eine neue Liga zu gründen, stimmten 52 Sektionen zu. Ferner wurde be⸗ schlossen, in Zukunft die Kongresse öffentlich abzuhalten.
In Grammont kam es gestern, wie dem H. T. B.“ mit⸗ getheilt wird, zwischen ausständigen Zündholzarbeitern und solchen Arbeitern, die sich dem Ausstande (vgl. Nr. 301 d. Bl.) nicht angeschlossen haben, zu blutige enstößen. Die Polizei sah sich genöthigt, einzuschreiten.
Von der neuen, fünften Auflage von Meyer's Konversations⸗ Lexikon (Leipzig, Bibliographisches Institut) erschien soeben der VII. Band („Gain“ bis „Großkophta“). Er enthält u. a. die werthvollen geographisch⸗geschichtlichen Artikel „Griechenland“ (Alt⸗ und Neu⸗), „Großbritannien“ (mit den neuesten statistischen Angaben) und „Grönland“ (der bis auf die neuesten Forschungsergebnisse aus⸗ gedehnt worden ist). Aus der Literaturgeschichte verdient der Artikel „Goethe“ hervorgehoben zu werden, der eine reichhaltige Uebersicht der Goethe⸗Literatur enthält. Nach den neuesten Quellen bearbeitet ist auch der Aufsatz über „Griechische Literatur'. Eine Reihe rechts⸗ und staatswissenschaftlicher Abhandlungen von aktuellem Interesse wie „Geld“, „Genossenschaften“ (mit vielen statistischen An⸗ gaben), „Gewerbegesetzgebung“, „Gewerkvereine“, „Gefängnißwesen“ kennzeichnen hauptsächlich den gegenwärtigen Band. Die neue Hand⸗ habung der öffentlichen Gesundheitspflege und der Gewerbehygiene hat darin im Rahmen einer gemeinverständlichen Darstellung Platz ge⸗ funden. Auf durchaus modernem Standpunkt stehen die physiologischen Arbeiten über das Gehirn (mit neuen Abbildungen), das Gehör, den Geruch und das Gesicht. Das Gebiet der Naturwissenschaften ist her⸗ vorragend vertreten durch die Abhandlung über die Gletscher, mit Abbildungen der interessantesten Gletscherphänomene und den Karten einiger berühmter Gletscher in verschiedenen Ländern. Größeren geologischen Auffätzen von allgemeinem Interesse (sämmtlich sehr gut illustriert) begegnen wir ferner unter den Stichwörtern: „Gang“ (mit einer Farbendrucktafel der Erzlagerstätten), „Gebirgsbildung“ (mit Tafel), „Gesteine“ (mit farbiger Wiedergabe mikroskopischer Dünn⸗ schliffe)h. Erwähnt seien schließlich noch die der Bedeutung der techno⸗ logischen und verwandten Wissenschaften für die Gegenwart ent⸗ sprechend angepaßten Artikel über Gase, Gewebe (mit Abbildungen), Gold, Getreide (Bau, Produktion, Preise), sowie ein orientierender Ueberblick über die graphischen Künste. Die Illustrations⸗ beilagen, unter denen auch diesmal die technologischen durch Reichhaltigkeit und zweckmäßige Ausführung hervortagen, weisen größtentheils neue Abbildungen auf und sind, neben ca. 300 Text⸗ illustrationen, durch eine ansehnliche Reihe neuer Tafeln vermehrt, die den vorliegenden Band deshalb besonders interessant machen. Außer den bereits genannten Abbildungen verdienen ihrer prachtvollen Ausführung wegen Erwähnung die Tafeln in Farbendruck „Sinter⸗ terrasse des Mammuthgeisers im Yellowstone⸗Park“*, „Giftpflanzen“ 1/1II, „Glaskunstindustrie“ sowie die Schwarzdrucktafeln „Gartenkunst“ 1/I1II (Fhtrichelung der Gertenstile), Geschirr“ und die Tafel mit kunst⸗ istorisch interessanten Grabmälern.
Soziales.
„Von den im Verlage von Duncker u. Humblot in Leipzig er⸗ scheinenden „Schriften des Deutschen Vereins für Armenpflege und Wohlthätigkeit“ enthält das achtzehnte Heft ein Referat des Bürger⸗ meisters Brinkmann (Königsberg i. Pr.) und ein Korreferat des Beigeordneten Zimmermann (Köln a. Rh.) über die „Ehren⸗ amtliche und berufsamtliche Thätigkeit in derstädtischen Armenpflege“. Der Referent behandelt seinen Gegenstand an der Hand der praktischen Erfahrung, sodaß der ganze Umfang der Armenfürsorge und die im einzelnen hervortretenden Schwierigkeiten zur Erörterung gelangen, und kommt zu dem Schluß, daß die Ziele der städtischen Armenpflege am fördersamsten und gründlichsten durch die alleinige ehrenamtliche Thätigkeit erreicht werden; berufs⸗ amtliche Thätigkeit neben oder in Verbindung mit der ehrenamtlichen hält er für schädlich und störend, weil sie leicht Anlaß zu Reibungen und Unfrieden geben würde. Wo Berufsbeamte sich in besonderen Fällen nicht entbehren lassen, sollen sie den ehrenamtlich Thätigen untergeordnet sein. Der Verfasser stützt seine Ausführungen darauf, daß nur derjenige, der im Ehrenamt sich freiwillig der Armenpflege widmet, wirklichen fürsorgenden Sinn mit Fleiß und Sorg⸗ falt in der Erforschung der Umstände verbinden werde, die das Eingreifen der Armenverwaltung nöthig machen; dabei verlangt er aber auch eine richtige Auswahl der mit der ehrenamtlichen Armenpflege zu betrauenden Personen. — Im wesentlichen gelangt der Korreferent in seinen Untersuchungen, die von den Anforderungen ausgehen, welche an die Armenverwaltungen gestellt werden, zu gleichen Ergebnissen. Eine tabellarische Uebersicht, die über die Stellung einer Reihe größerer deutscher Städte zu der behan⸗ delten Frage Auskunft giebt, ist dem Korreferat erläuternd eingefügt. — Das neunzehnte Heft dieser Schriften enthält an erster Stelle ein Referat des Magistrats⸗Assessors Cuno (Berlin) und ein Korreferat des Landesraths von Dehn⸗Rotfelser in Cassel über „Grund⸗ sätze über Art und Höhe der Unterstützungen“. Der hücherent führt aus einer großen Zahl deutscher Städte die Bestimmungen und Grundsätze an, nach denen dort die Unterstützungen
nach Maßgabe der bestehenden landesgesetzlichen Vorschriften festgestellt werden, und knüpft daran sowie an die in der ökonomischen Literatur vorhandenen Untersuchungen über das Existenzminimum seine Schluß⸗ folgerungen. Das Korreferat behandect die — von besonderen mit Rücksicht auf die ländlichen Verhältnisse. — Ferner enthält das neun⸗ zehnte Heft ein Referat des Stadtältesten Eberty in Berlin und ein Korreferat des Bürgermeisters Künzer in Posen über „die Bestrebungen der Privatwohlthätigkeit und ihre Zu⸗ sammenfassung“.
Land⸗Iund Forstwirthschaft.
Der Jahresbericht über die Beobachtungs⸗Ergeb⸗ nisse der von den forstlichen Versuchsanstalten des König⸗ reichs Preußen, des Herzogthums Braunschweig, der Reichslande und dem Landes⸗Direktorium der Provinz Hannover eingerichteten forst⸗ lich⸗meteorologischen Stationen, von Dr. A. Müttrich, Professor an der Königlichen Forst⸗Akademie zu Ebers⸗ walde und Dirigenten der meteorologischen Abtheilung des forstlichen Versuchswesens in Preußen, für das Jahr 1893 (Verlag von Julius Springer⸗Berlin) enthält auf elf Tafeln die Resultate der während des Jahres 1893 angestellten Beobachtungen über Luftdruck, Lufttemperatur, Temperatur des Erdbodens, Feuchtigkeitsgehalt der Luft, Verdunstung und Niederschlag, Zahl der Tage mit mehr als 0,2 mm Nieverschlag, mit Schnee, Graupeln, Hagel, Gewitter, Nebel, Sturm, sowie Zahl der Eistage, Frosttage und Sommertage, Bewölkung, Winde, Frost⸗ und Schneegrenzen, vieljährige Mittel, Höhe der Schneedecke. Auf zwei weiteren Tafeln sind die Beobachtungen verzeichnet, welche zu Eberswalde über zweistündliche Werthe der Lufttemperatur auf der Feld⸗ und Waldstation an zwei Registrierthermometern von Richard Froͤres gemacht worden sind, und die Beobachtungen über die Sonnen⸗ scheindauer zu Eberswalde. Im Anhang wird eine Uebersicht über die Witterungsverhältnisse in den einzelnen Monaten des Jahres 189
gegeben. Gesundheitswesen.
Des Kindes Sprache und Sprachfehler, Gesundheits⸗ lehre der Sprache für Eltern, Erzieher und Aerzte von Dr. H. Gutz⸗ mann, Spezialarzt für Sprachstörungen. Verlag von J. J. Weber in Leipzig. Preis 3 ℳ, in Original⸗Leinenband 4 ℳ — Das im allgemeinen für Eltern, Erzieher und Aerzte geschriebene Buch, welches sich im besonderen namentlich an die Mütter wendet, handelt im ersten Abschnitt von der stufenweise erfolgenden Entwickelung der Sprache, die, zuerst als Sprachvorübung in dem Hervorbringen von Tönen und Lauten bestehend, später mit der bei der Sprache eine wichtige Rolle veücendes Nachahmung sich vereinigt, bis die Sprache schließlich zum
edankenaustausch des Kindes wird. In anschaulicher Weise setzt der Verfasser die Physiologie der Sprache, sowie die Eintheilung und Art der Sprachfehler auseinander. Im zweiten, von der Ueber⸗ wachung und Leitung der Sprachentwickelung sowie von der allge meinen Gesundheitspflege der Sprache handelnden Abschnitt wird nachgewiesen, wie außerordentlich wichtig für die sprachliche Erziehun des Kindes das gute sprachliche Vorbild der Mutter ist. Klar un dem mütterlichen Verständniß angepaßt wird hier die Pflege der Muskelgeschicklichkeit und der Sprechlust erörtert. Die Sprach⸗ fehler, welche ihre Ursache in der Sprachentwickelung haben, wie die auf einer Hemmung des Bewegungszentrums der Sprache beruhende Hörstummheit, das Stammeln und das Stottern, ihre plötzliche Entstehung durch unwillkürliche Muskelkrämpfe und ihre Beseitigung durch Stärkung der die Muskel in Thätigkei setzenden Nerven, werden in dem dritten Abschnitt erläutert Im vierten Abschnitt werden die Sprachfehler erklärt, die ihre Ursach in organischen Veränderungen der Sprachwerkzeuge durch Gehirn krankheiten haben, und weiterhin die Fehler in den Organen der Artikulation, der Stimme und Athmung. Ueber die zweckmäßi sprachliche Erziehung geistig zurückgebliebener Kinder werden nreffliche Rathschläge im letzten Abschnitt ertheilt. Das Buch ist bis auf einige nur dem wissenschaftlich gebildeten Arzt verständliche Kapitel populär ehalten, bildet mit seinen zahlreichen Beispielen aus dem praktischen Leben eine anregende und unterhaltende Lektüre und wird sicherlich ein nützlicher Rathgeber der sorgsamen Mütter zur Beseitigung be⸗ ginnender Sprachstörungen bei ihren Kindern sein.
Unterhaltung. In einem besonderen Heft der im Verlage von Philipp Reclam jun. in Leipzig erscheinenden „Universal⸗Bibliothek“ hat Alfred Friedmann zwei kleine Novellen veröffentlicht: „Russische Rache“ und „Der neue Aktäon“. Der Verfasser ist als interessanter Erzähler von dichterischer Begabung aus einer Reihe früherer Arbeiten bekannt und bewährt in den beiden Novellen sein Vermögen verschiedenartiger Charakteristik.é Die Novelle „Russische Rache“ spielt natürlich in Rußland und trifft geschickt das Lokal⸗ kolorit. Die Stimmung der Novelle ist etwas schwermüthig, wie ihr Ende tragisch. — „Der neue Aktäon“ spielt in England, und das englische Wesen erscheint dem Verfasser fast noch vertrauter als das russische, wie ihm auch die Schilderung englischer Landschaften besonders glückt. Aller⸗ dings hat das Schicksal des neuen Aktäon mit dem des mythischen nur wenige Berührungspunkte, denn der neue Aktäon heirathet seine „Diana“. — In beiden Novellen erscheint die Sprache glatt und fast zu glänzend und die Betonung des sinnlichen Elements häufig zu beabsichtigt; trotzdem schreitet die Erzählung schnell vorwärts und die Handlung gewinnt das Interesse des Lesers.
Verschiedenes. Von dem illustrierten Werk „Das Leben des Meeres“, herausgegeben von Dr. Conrad Keller, Professor der Zoologie am Schweizerischen Polytechnikum zu Zürich, mit botanischen Beiträgen von den Professoren Carl Cramer und Hans Schinz (Verlag von J. G. Weigel⸗Leipzig) sind soeben die Lieferungen acht bis zehn erschienen. Darin wird der erste Theil des Werks abbeschlossen, der zweite vollständig gegeben und der dritte be⸗ gonnen. Im zweiten, den Wirbelthieren des Meeres gewid⸗ meten Theil behandelt der Verfasser die Meersäugethiere, die marine Vogelwelt, die Reptilien und die Fischfauma des Meereg. Der dritte Theil bringt eine Schilderung der Lebensweise der Wirbel⸗ losen des Meeres. Von diesen kommen in den vorliegenden Liefe⸗ rungen die Krebse, Tintenfische und übrigen Weichthiere zur Dar⸗ stellung. Ganz besonders interessant ist das Kapitel über die Tinten⸗ fische, die auch in drei eigenthümlichen Arten in vortrefflichem Farben⸗ druck veranschaulicht worden sind. Das an unterhaltende wie be⸗ lehrende Werk wird mit 15 Lieferungen vollständig sein.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Der Gesundheitsstand in Berlin war in der Woche vom 9. bis 15. Dezember ein günstiger und die Sterblichkeit eine niedrige. Ing⸗ besondere kamen akute Entzündungen der Athmungsorgane wohl noch häufig zum Vorschein, doch war der Verlauf vielfach ein milderer und die Zahl der durch sie bedingten Sterbefälle eine erheblich kleinere. Erkrankungen an Grippe wurden gleichfalls noch häufig beobachtet, doch war auch bei dieser Krankheitsform der Verlauf im allgemeinen ein milder; immerhin elangten 3 Todesfälle infolge von Grippe zur Anzeige. In beschränkten Zahl kamen akute Darm krankheiten zum Vorschein, auch blieh
die Zahl der Sterbefälle daran eine kleine. 8a11“ des