1895 / 8 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 10 Jan 1895 18:00:01 GMT) scan diff

trug mit klangvo fältiger Schulung

2

Saëöns, sowie me

Soli

stücke mit temperamentvollem Vortrag aus; g den Doppelgriffen blieb noch zu wünschen. Die Vorträge der drei

ller und umfangreicher Stimme, die jedoch noch sorg⸗ bedarf, eine Arie aus „Simson und Delila“ von Saint⸗ hrere Lieder von Brahms, Schumann und Becker vor. Der Pianist Herr Walther Bachmann zeigte sich als gewandter

und Begleiter, und Herr A. Elsmann führte einige Violin⸗ größere Reinheit in

Künstler fanden vielen Beifall.

Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Humperdinck's . 3 8 ierauf folgt das Ballet ibylla“ von Alfred Sor⸗ General⸗Intendantur der Königlichen Schauspiele enommen worden. 1 ster Genehmigung findet unter Aufhebung des

und

mann ist von

zur Aufführung an

Mit Allerhö det unter 5 Abonnements am Mittwoch, den 16. d. M., im Königlichen Sch Besten des Zweig⸗Vereins Berlin des unter

spielhause zum des unt Steti he und Königin

retel“ ie Puppenfee“.

der

zur Aufführung. Eine neue Oper

dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin

stehenden „Vaterländischen

Veranstaltung von 9 bis Montag an Die loge 10. ℳ, Tribüne 5 ℳ,

Morgen beginnt die erste Wiederholung von dreitheiligem deutschen Trauerspiel Erster Abend, Abtheilung:

führung Siegfried“,

Hauptrollen (Brunhild),

(Hagen) beschäftigt. Wittwe hat aus Wi

Preise der

gelangt: zweite sind die die Herren

statt. sind

Plätze I. Rang Balkon

10 Uhr und von 12 bis 1 Uhr W“

yr folgt festgesetzt: und Loge 8 ℳ, Parquet 6 ℳ, II. Rang Balkon und Loge 4 ℳ, III. Rang 1,50 Friedrich Hebbel's

Billets 10 ½ bis 1

sind

von 1 wie

erste Abtheilung:

Damen Poppe Matkowsky

Grafen von Hochberg gerichtet, worin sie u. a. sagt:

haben mir durch die Wiederaufnahme der „Nibelungen“ eine die Worte fehlen, um Ihnen mein Dank⸗ Meine Enkelin und mein Schwieger⸗ Darstellung sowie

Freude bereitet, daß mir genügend auszudrücken. 1 sohn konnten mir nicht genug über die vortreffliche Darf . Inscenierung berichten. Hätte ich doch dabei

gefühl

auch über die würdevolle

sein können! Nun, ich hoffe, wenn der liebe Gott jahr nur leidliche Gesundheit schenkt, nach Berlin zu

dem innigen Wunsch, daß diese für erfüllen möge, verbleibe ꝛc. ꝛc.“

In der ersten Aufführung von Jaunet's Schauspiel „Die ge⸗ (Mariage d'hier), die am Sonnabend im Neuen ird Fräulein Nina Sandow die Titelrolle

cker'schen Operette „Der Probe⸗ auf nächsten Mittwoch

G schiedene Frau“ Theater stattfindet, w

spielen.

kuß“ angesetzt.

Die erste Aufführung der Millö im Theater Unter den Linden ist a Der Vorverkauf von Billets für diese Vorstellung beginnt heute an den Kassen des Theaters Unter den Linden, des Friedrich⸗ Wilhelmstädtischen Theaters und im „Invalidendank“,

straße 51 a.

Die Direktion des Konzerthaus zweiten „Historischen Wagner⸗Abend“. enthält die „Faust⸗Ouvertüre“, Vorspiel zu „Lohengrin“,

Das

Frauen⸗Vereins“ Der Billetverkauf beginnt bereits am Sonntag

„Die Nibelungen“.

„Siegfried's Tod’.

(Kriemhild), (Siegfried), G Frau Christine Hebbel Friedrich Hebbel's en ein Schreiben an den General⸗Intendanten „Euer Excellenz

mich so schöne Hoffnung sich

es veranstaltet morgen den rogramm dieses Abends Chor und Marsch aus „Tannhäuser“, „Album⸗Sonate“, Vorspiel und Schluß⸗

singern von

Rich. Strauß und solisti

de Dardanus“ von Rameau;

konzert in

„Eroica“

Symphonie . und Einzelverkauf

II. Cyelus

(Saal Bechstein) wieder hören au⸗ gespielte Kompositionen: Paderewski's Polonaise in H-dur,

eine festliche

der Legende von Wieniawsky

Vom Adelina Patti

zu haben.

Fremden⸗ von Sevilla“, die Schmuck⸗Arie

Zur Auf⸗ „Der gehörnte In den Lindner Molenar

Der Verein feiert sein 74. Stiftungsfest Nachmittags 5 Mohrenstraße 49, bei Huster.

so große

zwar durch den

mir im Früh⸗

kommen. Mit

der Karolina⸗Sittich, überschreiten

nach Süden.

kennzeichnete Gebiet weist gewisse charakteristische Bewohner auf.

nur im austromalayischen Gebiet, land. und Stumpfschwanzpapageien Markgrafen⸗

schöner und kostbarer Arten auf.

schauer. Die

scene aus „Tristan und Isolde“, Walther's Preislied aus den „Meister⸗ Nürnberg“, Gesang der Rheintöchter, erste Scene des dritten Akts, aus „Götterdämmerung“ u. a. Das Programm des VI. Philharmonischen Konzerts, welches am nächsten Montag unter Leitung des Hof⸗Kapellmeisters scher Mitwirkung des Violin⸗Virtuosen Emile Sauret stattfindet, ist folgendermaßen festgesetzt: Ouvertüre für großes Orchester von Dvorak; Violinkonzert von Gernsheim; Orchesterwerke: „Musette und Tambourin“, „Rigaudon ferner Grave aus dem Flöten⸗ C-dur von Friedrich dem Großen; Elégie et Rondo für Violine mit Begleitung des Orchesters von E. Sauret; von Beethoven.

Der Pianist Karl Textor aus dem Haag wird sich morgen hier

u. a. Beethoven's Sonate in D-moll o Brahms'

wirkung übernimmt der Königliche Kammermusiker Salzwedel (Violine) mit Brahms' und Stücken wird in ihrem hiesigen Konzert am 18. d. M. (Philharmonie) u. a. die Arie der Rosine aus dem „Barbier

Gebet der Elisabeth aus dem „Tannhäuser“ singe

Mannigfaltiggese. zur Beförderung des Gewerbfleißes

Uhr, durch ein Festmahl im „Englischen Hause“,

Das diesjährige Ballfest des Vereins Berliner Presse findet am Sonnabend, den 26. Januar, in der Philharmonie st

Die Papageien⸗Sammlung des Zoologischen Gartens hat

vor einigen Tagen eine sehr werthvolle Bereicherung erfahren, und Ankauf eines Transvports von vorwiegend amerikanischen

Arten, unter denen sich einige Seltenheiten ersten Ranges befinden.

Die Papageien sind Bewohner der

Norden oder, wie der Felsen⸗Sittich, den Wendekreis des Steinbocks Jede zoogeographische Region, d. h. jedes durch besondere Flora, durch besondere Temperatur⸗ und Witterungsverhältnisse ge⸗ , eigenthümliche Papageigruppen als So sind die Kakadus und Platt⸗ schweifsittiche für Australien und die polpnesischen stimmend, Graupapageien leben nur in West⸗Afrika,

Für das tropische Amerika bezeichnend. Familien weist die jetzt ausgestellte Kollektion eine Anzahl sehr

von Venezuela fesseln der Guatemala⸗Sittich und der St. Thomas⸗ Sittich durch ihre Farbenpracht das Auge, von Peru und der Tovi⸗Sittich von Panama entzücken den Be⸗ Männer der Wissenschaft aber haben durch die

bekannt waren.

8 ordnung der „Karneval“,

eingegangen:

(Abonnement für den bei Bote und Bock.) lassen und bei dieser Gelegenheit . 31, II, sowie zwei selten cherzo in Es-moll und zum Vortrag bringen; die Mit⸗ Herr Max Violinkonzert in G -moll, von Chopin.

dem Karstgebiet,

aus Gounod's „Faust“ und das Schneefall.

am Montag, den 21. Januar,

att.

:

Tropen; nur wenige Arten, wie den Wendekreis des Krebses nach tri zu beklagen.

Wien, 9.

Inseln be⸗ Edelpapageien Eulenpapageien nur auf Neusee⸗ sind die Keilschwanz⸗Sittiche Aus diesen beiden

Bethei

Neben dem Braunwangen⸗Sittich

auch der Goldflügel⸗Sittich

Erwerbung zweier c 1 1 1 erfahren, weil sie Arten angehören, die bisher nur sehr unvollständig

sammlung des Berliner

Wien, 10. Januar. Tages andauerndes Schneewehen, welches sich in der vergangenen Nacht derart verstärkte, daß die Straßen Wiens und namentlich Vororte vom Schnee geradezu blockiert und der Verkehr fast völli unterbrochen war. In den südlichen Provinzen Oesterreichs, hemne eils

vielfach eingestellt. London, 9. Januar. 1 8 es zweifellos, daß während des jüngsten Sturmes fünf Fischer⸗ boote aus YVarmouth, auf denen sich insgesammt 30 Menschen befanden, untergegangen sind. Algier, 9. Januar. 8 In Nemours wurde ein Theil des Deiches und der Schutzwälle vom Meer fortgespült.

Hamburg, 9. Januar. Hammerbrook lösten sich nach einer Meldung des „W. T. B.“ von einem aus 31 Wagen mit Lokomotive bestehenden Güterzug 29 Wagen; dieselben liefen auf ein zweites Geleise, stießen dort mit großer Gewalt auf vier mit vollen Oelfässern beladene Wagen und zertrümmerten diese vollständig. Von den 29 Wagen wurden vier be⸗ Der Materialschaden ist bedeutend. Menschenleben sind

Kunstgewerbe⸗Vereins lehnte dem „W. T.

an der von dem österreichisch⸗ungarischen Exportverein für das Jahr 1896 in London geplanten österreichisch⸗ungari⸗ schen Ausstellung einstimmig ab.

Stumpfschwanzpapageien eine Ueberraschung

Da sind eine Scharlachstirn⸗Amazone, über deren

systematische Bestimmung die Akten noch nicht geschlossen sind, und ein Veilchenpapagei, der das größte Interesse erregt. neu angekommenen

Nach Ein⸗ Schätze dürfte die Papageien⸗ Zoologischen Gartens ihresgleichen suchen.

Ueber Schneefall. Sturm sowie dadurch herbeigeführte Verkehrsstörungen und Unfälle sind heute die nachstehenden Meldungen

Gestern herrschte hier während des ganzen

der

ist der Verkehr infolge von Schneeverwehungen

Nach Meldung des „W. T. B.“ scheint

Der Sturm ist noch stärker geworden.

In der Provinz Oran herrscht starker

Ajaccio, 9. Januar. Hier herrscht andauernd heftiger Sturm.

Posen, 9. Januar. „W. T. B.“ meldet: Anläßlich der Ein⸗ weihung des neuen Stadthauses fand heute ein Festmahl statt, bei welchem der kommandierende General von Seeckt ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser ausbrachte. Freiherr von Wilamowitz⸗Möllendorff toastete auf die Stadt Posen, worauf der Ober⸗Bürgermeister mit einem Abends findet im Theater eine Festvorstellung statt. der städtischen Behörden waren aus Anlaß der Feier beflaggt.

Der Ober⸗Präsident och auf die Gäste dankte. Die Gebäude

Vor dem Berliner Bahnhof im

nicht

Die heutige Plenarversammlung des

Januar. B.“ zufolge die

Buenos Aires, 9. Januar. In dem Staate Mendoza ist, wie „W. T. B.“ welcher etwa 20 Personen umkamen. trägt 2 Millionen Pesos.

meldet, eine Ue berschwemmung eingetreten, bei Der angerichtete den b.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

8

2

Wetter

-

e

8

00

18

t vom 10. Januar, r Morgens.

.““ ——

Stationen.

S:8 8 * 4— SS 88.S S 23S

8 „*₰ d

8

Temperatur in 0 Celsiu

50 C. = 409

Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm

rS 8 St. Petersbg. Moskau . ..

22 SS 22

2—2 S —2 ,

773

598

6 99

Cork, Queens⸗ vvnn Cherbourg Ser Sylt. Hamburg .. winemünde Neufahrwasser Memel

758 759 760 758 759 758 757 759

6 G⁶ 99

9

3 Nebel 2 bedeckt 1 Dunst ²) 1 bedechl ³)

SSSSO

11n

ünster...

Karlsruhe.. Wiesbaden

760 757 758 759 755 757 756 753 753

1 bedeckt

1 bedeckt

3 Schnee ⁴)

1 bedeckt*)

5 Schnee

2 Schnee

3 Schnee 6) W 6 Schnee WNW 2 Nebel

760 750 750

¹) Gestern Schnee. ) Gestern Schnee.

Uebersicht der Witterung.

Die Luftdruckvertheilung ist über Zentral⸗Europa sehr gleichmäßig und daher die Luftbewegung allent⸗ halben schwach und aus veränderlicher Richtung. Depressionen liegen jenseits en und; Oesterreich, letztere in Begleitung von Niederschlägen, dem Ostseegebiet zuschreitend. In Deutschland dauert die kalte und trübe Witterung mit Schneefällen fort, indessen hat in Süd⸗ und Ostdeutschland die Kälte abgenommen. Schneehöhe zu Memel 18,

burg 10, lautern 24,

Lesina 28 mm Niederschlag. und Ungarn herrscht größtentheils Thauwetter.

Wilhelmshaven 2, Berlin 14, Kaisers⸗ Karlsruhe 23 cm, Biarritz meldet 21,

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. 10. Vorstellung. Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humper⸗ dinck. Text von Adelheid Wette. In Scene vom Ober⸗Regisseur Feslaf. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor 1— m

meister Weingartner. Die Puppenfee. Pan“ tomimisches Ballet⸗Divertissement von Haßreiter und Musik von Josef Bayer. In Scene gesetzt

haus.

Gaul.

vom Balletmeister Emil Graeb. Dirigent: Direktor Steinmann.

z wolkenloe S 1 halb bed. O 1 bedeckt

²) Nachts Schnee. ³) Neblig. ³) Schnee. ⁶⁵) Nachts Schnee.

eits der Alpen und über

Ham⸗

In Polen, Galizien

Deutsche Seewarte.

Freitag: Opern⸗ Hänsel und Gretel.

In Scene gesetzt

randt. Dirigent: Kapell⸗

Schauspielhaus. 11. Vorstellung. Die Nibe⸗ lungen. Ein deutsches Trauerspiel in 3 Abthei⸗ lungen von Friedrich Hebbel. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Dekorative Einrich⸗ tung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Erster Abend. Erste Abtheilung: Der gehörnte Siegfried. Vorspiel in 1 Aufzug. Zweite Abetheilung: Siegfrieds Tod. Ein Trauerspiel in 5 Aufzügen. Anfang 7 ½ Uhr. 1 Sonnabend: Opernhaus. 11. Vorstellung. Ca⸗- valleria rusticana. (Bauern⸗Ehre.) Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nach dem gleichnamigen Volksstück von G. Verga. Bajazzi. (Pagliacci.) Oper in 2 Akten und einem Prolog. Musik und Dichtung von R. Leoncavallo, deutsch von L. Hartmann. Anfang 7 ½ Uhr. Schauspielhaus. 12. Vorstellung. Die Nibe⸗ lungen. Ein deutsches Trauerspiel in 3 Abtheiluhgen von Friedrich Hebbel. Zweiter Abend. Dritte Abtheilung: Kriemhilds Rache. Anfang 7 ½ Uhr. Mit Allerhöchster Genehmigung unter Aufhebung des Abonnements und unter Fortfall der permanent reservierten Dienst⸗ und Freiplätze, Mittwoch, den 16. Januar, Abends 7 ½ Uhr, im Königlichen Schau⸗ spielhause festliche Veranstaltung zum Besten des Zweig⸗Vereins in Berlin von dem unter dem Pro⸗ tektorate Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehenden „Vaterländischen Frauen⸗Verein“. Pro⸗ ramm: Sang an Aegir, vorgetragen vom Ber⸗ iner Lehrer⸗ Gesangverein. Lustspiele: Ein⸗ geschlossen. Die stille Wache. Die Dienst⸗ boten. Nach der Vorstellung: Promenaden⸗Konzert in den Theater⸗Nebensälen. Die Kapelle des 4. Garde⸗ Regiments z. F. spielt. Besonderes Buffet im Saal errichtet. Der Billetverkauf erfolgt am Schalter der Abendkasse des Königlichen Schauspielhauses: Sonntag Vormittag von 9 —10 Uhr und von 12— Uhr Mittags, Montag, Dienstag und Mittwoch von 10 ½ -1 Uhr Mittags und Mittwoch Abend von 6 ½ 7 ½ Uhr. Die Billets tragen die Aufschrift „Reserve⸗Satz“. Vormeldungen werden zu dieser Veranstaltung nicht entgegengenommen. Preise der Plätze: Fremden⸗Loge 10 I. Rang Balkon und Loge 8 Parquet 6 Tribüne 5 II. Rang Balkon und Loge 4 III. Rang 1,50 Den Inhabern von permanent reservierten Plätzen sowie den Abonnenten bleiben ihre Billets reserviert, sobald sie dies durch Einwerfen einer Meldekarte in den Briefkasten des Königlichen Opernhauses erklärt haben, und müssen diese Billets auf Grund dieser Meldekarte dann auch am Freitag an der oben⸗ enannten Stelle gegen Vorzeigung des lbonneme ts⸗ Vertrages abgeholt werden. 3

Deutsches Theater. Freitag (außer Abonne⸗

ment): Die Weber. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Zum ersten Male: Klein Eyol Sonntag, 2 ½ Uhr: Die Weber. 7 ½ Klein Eyolf.

f. Uhr:

Herliner Theater. Freitag (18. Abonnements⸗ Vorstellung): Der Raub der Sabinerinnen.

Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Der Kompagnon. Sonntag, 2 ½ Uhr: Der Kompagnon. Uhr: Der Ranub der Sabinerinnen.

Lessing-Theater. Freitag: Zum ersten Male: Nach dem Manöver. Schauspiel in 3 Akten von

Herz. Lustspiel in 3 Akten von E. Labiche. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Ghismonda. Sonntag: Nach dem goldenes Herz.

Manöver. Ein

Residenz⸗Theater. Blumenstraße Nr. 9. Direktion: Sigmund Lautenburg. Freitag: Zum 67. Male: Der Unterpräfekt. Schwank in 3 Akten von Leon Gaudillot. Deutsch von Max Schönau. Vorher: Villa Vielliebchen. Lust⸗ spiel 9* 1 Akt von Benno Jacobson. Anfang 7 ½ Uhr. Der Unterpräfekt. Villa Viel⸗ liebchen. 8 Sonntag, Nachmirtags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Demi⸗Monde. Schauspiel in 5 Akten von Alexrandre Dumas. Abends 7 ½ Uhr: Zum ersten Male: Fernand’'s Ehekontrakt. Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau.

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a./5.

Freitag: Andrea. Komödie in 5 Akten von Victorien Sardou. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Zum ersten Male: Die geschiedene Frau. (Mariage d'hier.) Schauspiel in 4 Akten von Victor Jaunet, deutsch von Paul Block. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. 8

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr, zu halben Preisen: Komödianten. Abends 7 ½ Uhr: Die ge⸗ schiedene Frau.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25/26.

Freitag: In durchaus neuer glänzender Aus⸗ stattung. Neue Bearbeitung: Orphens. Große Ausstattungsoperette in 4 Akten (12 Bildern) von Jacques Offenbach. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Orpheus.

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 5557. Direktion: Julius Fritzsche. Freitag: Neu einstudiert: Der Vogelhändler. Operette in 3 Akten nach einer Idee des Bieville von L. Held und M. West. Musik von Carl Zeller. Regie: Herr Ober⸗Regisseur Julius Epstein. Dirigent: Herr Kapellmeister Baldreich. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Keine Vorstellung.

Sonntag: Der Vogelhändler.

In Vorbereitung: Der Probekuß von Millöcker.

Carl

Bentral⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direktion: Richard Schultz. Feftzg: Emil Thomas a. G. Anna Bäckers. osefine Dora. Zum 131. Male: O, diese Berliner! Große ffe mit Gesang und Tanz in 6 Bildern (noch Lofle,ea⸗ „Reise durch Berlin“) von Julius Freund. Musik von Julius Einödshofer.

§ Uhr. Sonnabend: O, diese Berliner!

Adolph Ernst⸗Theater. treten 82 Grotesktänzerin Miß Rose Batchelor

Freitag: Auf⸗

Anfang

posse mit Tanz. Nach dem englischen „A Gaiety Girl“ von Jonas Sidney frei bearbeitet von Eduard Jacobson und Jean Kren. Anfang 7 ½ Uhr.] Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Konzerte.

F“ . Konzert-Haus. Freitag: Karl Meyder Konzert. II. historischer Wagner⸗Ab end.

111“““

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Frreitag, Anfang 7 ½ Uhr: Konzert des Pianisten Karl Textor a. Haag, unt. Er Mitw. d. Königl. Kammermus. Herrn Max Salzwedel (Viol.).

Zirkus Renz (Karlstraße). Freitag: Große Komiker⸗Vorstellung. Humor! Witz! Laune! Auftreten sämmtlicher Klowns und des „August Mr. Lavater Lee in ihren wirkungsvollsten Entrées. Außerdem: Der ostpreuß. braune Hengst Edinburgh.

ierauf: Prinz Karneval u. sein Gefolge, vorgef. v. „Renz. Great Hurdle⸗Race, ger. v. Damen u. Herren mit 20 Vollblut⸗Springpferden. Drittes Auftreten des Herrn Gustav Hüttemann (als Gast) mit seinem von ihm selbst dressierten Schulpferde „Cincinatus“. Auftreten der Herren Vasilesku und Banola am dreifachen Reck ꝛc. Zum Schluß: Tjo Ni En. Neue Musikeinlagen, sensationelle Tänze. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: ITjo Ni En.

Sonntag: Zwei Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr: Komiker⸗Vorstellung (ermäßigte Preise): Die lustigen Heidelberger. Abends 7 Uhr: 10° Ni En.

Familien⸗Nachrichten.

5 Verlobt: Frl. Frieda von Kalben mit Hrn. Lieut.

Wachs (Vienau⸗Neumünster). Verehelicht: Hr. Prem.⸗Lieut. Curt von Mengerßen mit Frl. Käthe Röhll Berlin). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Major a. D. Rudolf von Katte (Pevng. Hrn. Referendar Dr. Oertel (Kiel). Hrn. Oberlehrer Dr. R. von Hanstein (Berlin). Hrn. Hauptmann von Schlutterbach (Breslau). Eine Tochter: rn. Wilhelm von Hochstetter (Halle a. S.). rn. Max von Vahl (Stralsund). . Gestorben: Hr. Pastor Martin Schmidt (Mar⸗ witz). Fr. Valesca von Bredow, geb. Gräfin Schmettow (Landin). Hr. Amtsrath Julius Schütz⸗Grünthal (Berlin). Fr. Pastor Char⸗ lotte Bojanowski, geb. Veit (Camenz, Schles.). r. Rittergutsbesitzer Otto Eduard Bellstedt Altwasser).

Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

DPruck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗

Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen 8

vom Prince of Wales⸗Theater in London. Zum

Musik⸗ Anfang 7 ½ Uhr.

Georg von Ompteda. Hierauf: Ein goldenes

18. Male: Ein fideles Corps. Große Gesangs⸗

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

um Deutschen Reichs⸗A

Deutscher Reichstag. 0. Sitzung vom Mittwoch, 9. Januar, 12 Uhr.

Ueber den Beginn der Sitzung ist in der Nummer vom Mittwoch berichtet worden.

Pan zweiten Gegenstand der Tagesordnung: dem Ent⸗ wurf eines Gesetzes, betreffend Aenderung und Ergänzungen des Strafgesetzbuchs, des Militär⸗ Strafgesetzbuchs und des Gesetzes über die Presse, spricht zunächst der Abg. Freiherr von Stumm⸗Halberg (Rp.). Den ersten Theil der Rede haben wir bereits mit⸗ getheilt. Der Redner fährt fort:

Der Abg. Auer hat den „Sozialist“ vorsichtiger Weise als nicht zu seiner Partei gehörig bezeichnet. Das widerspricht aber den wirk⸗ lichen Verhältnissen. In einem Tableau, in welchem die „Neue Zeit“ sämmtliche sozialdemokratischen Blätter aufführt, steht der „Sozialist“ neben dem „Vorwärts“; auch er wird also zu den sozial⸗ demokratischen Organen gezählt. Einen weiteren Beweis für den Zusammenhang zwischen Sozialdemokraten und Anarchisten liefert der Kalender des „Vorwärts“ für das Jahr 1895. Derselbe ver⸗ zeichnet, neben allerlei wichtigen und halbwichtigen Daten aus der Geschichte, sämmtliche Attentate, welche jemals gegen Staats⸗ oberhäupter verübt wurden, von den Zeiten der Römer an. Ich habe in dem Kalender nicht weniger als 28 anarchistische Verbrechen ver⸗ zeichnet gefunden, die demnach als historische Thaten angesehen werden. Es ist nach alledem ganz unmöglich, den Zusammenhang zwischen den Sozialdemokraten und den Anarchisten zu leugnen. Sie sind ein Herz und eine Seele. Sie unterscheiden sich lediglich durch die Taktik oder die Herrschsucht ihrer Führer, die in dem Streite zwischen den Abgg. Bebel und von Vollmar so offen zu Tage getretenist. Was diesen Streit anlangt, so bin ich überzeugt, daß die Redensarten, welche die Herren sich gegenseitig an den Kopf geworfen haben, ehrlich gemeint waren. Die ganze Angelegenheit wäre aber nicht so aufgebauscht worden, wie es thatsächlich geschehen ist, wenn man auf sozialdemo⸗ kratischer Seite dabei nicht einen bestimmten Zweck verfolgt hätte. Man wollte nämlich den Gedanken erwecken, eine Partei, deren so in den Haaren lägen, könne unmöglich so gefährlich ein, wie es vielfach dargestellt werde. Es ist nämlich Thatsache, daß die Sozialdemokraten eine heillose Angst vor den drohenden schärferen Gesetzesbestimmungen haben. Aus diesem Grunde ist noch nachträglich der Versuch gemacht worden, den Vorgang vom 6. Dezember in diesem Hause als harmlos hinzustellen. Den gleichen Eindruck ewinnt man durch eine Vergleichung der gestrigen Rede des Abg.

uer mit der Rede, welche kürzlich der Abg. Bebel hier gehalten hat. Sie (zu den Sozialdemokraten) fürchten eben, daß Sie mit eiserner Hand niedergehalten werden. Das ist thatsächlich das einzige Mittel gegen die Sozialdemokratie; hier heißt es: Gewalt gegen Gewalt! Mit geistigen Waffen allein ist da nicht auszukommen. Jedem Angriff mit geistigen Waffen weichen Sie durch „Mauserungen“ aus! Ich bin der Ansicht, daß ein möglichst scharfes Gesetz gegen die Sozialdemo⸗ kratie allein helfen kann. Wie ein solches Gesetz ausfallen würde, wenn ich es zu machen hätte, kann ich dem Abg. Auer mit wenigen Worten sagen. Der § 1 des Gesetzes würde lauten (Abg. Singer: „Jeder Sozialdemokrat wird todtgeschlagen.“ Präsident von Levetzow verweist dem Abg. Singer derartige Zwischenrufe als unparlamentarisch): „Den Sozialdemo⸗ kraten einschließlich der Anarchisten wird das aktive und passive Wahl⸗ recht entzogen.“ In § 2 würde ich bestimmen: „Die sozialdemokra⸗ tischen Agitatoren werden entweder ausgewiesen oder interniert.“ (Zuruf aus der sozialdemokratischen Partei: Gerädert!) Das Rädern überlasse ich den Abgg. Bebel und Genossen; ich bin im Gegen⸗ theil der Meinung, daß in einer gewissen Beziehung die weitestgehende Milde anzuwenden wäre. Ich bin nämlich überzeugt, daß der allergrößte Theil derjenigen, welche der Sozialdemokratie Gefolgschaft leisten und ihr ihre Stimmen bei den Wahlen geben, nicht weiß, was er eigentlich thut. Die Milde dürfte aber nicht so weit gehen, daß der Zweck des Gesetzes nicht erreicht würde. Die Sozialdemokratie muß und kann unterdrückt werden. Das Verhalten der Sozialdemokratie war früher ein schüch⸗ ternes. Das entsprach dem Umstande, daß man versuchen mußte, schon den Kinderseelen das Gift einzuflößen. Bei den Kinderfesten, in den Jugendschriften, überall ging man darauf aus, jedes Pietäts⸗ gefühl in der Kinderseele zu ersticken, auch die Pietät gegen die eigenen Eltern. Jetzt, nachdem man schon eine größere An⸗ zahl von Anhängern in der herangewachsenen Generation besitzt, nach⸗ dem die Zahl der Vergifteten sich vermehrt hat, tritt man offener auf. Das ist auch ein Programm der Sozialdemokratie. Im Jahre 1889 wurde im „Berliner Volksblatt“ die Zufriedenheit als das größte Laster bezeichnet und erklärt, kein Laster könne ein Volk so zurück⸗ bringen wie Zufriedenheit. Zufriedenheit sei geistiger Tod, rdet häggt schließe jeden Fortschritt aus. Sie sei Wahn⸗ inn, eine Gehirnkrankheit. Wenn so etwas in das Be⸗ wußtsein der urtheilslosen Masse gebracht wird, so muß die Folge davon eine Störung jeder wirthschaftlichen und politischen Ordnung sein. Die Sozialdemokraten beuten die gewonnene Macht in der rücksichtslosesten Weise aus. Sie bilden schon jetzt einen Staat im Staate, halten ein wohlbezahltes Beamtenheer und treiben Steuern ein, regelmäßiger als irgend ein deutscher Finanz⸗Minister. Ja sie schicken Geheimpolizisten in die Wohnungen, sogar bis in die Keller, und boykottieren alles, was sich ihnen irgendwie widersetzt. Früher wurden die kleinen Handwerker und Gewerbtreibenden durch die Kontrolmarken der Sozialdemokrgtie dienstbar gemacht. Jetzt werden sie schon zu Beiträgen herangezbgen, und sie werden boykottiert, wenn sie sie nicht leisten. Die Arbeiter, die nicht Ge⸗ nossen sind, werden von den Arbeitsstellen, wo die Sozialdemokratie die Herrschaft hat, ausgeschlossen. Ich bedaure, daß jüngst von einem großen Gewerbe ein Arbeitsnachweis anerkannt worden ist, welcher die Arbeitgeber zwingt, sogar die entlassenen sozialdemokratischen Rädelsführer wieder in ihre Dienste einzustellen. Man boy⸗ kottiert sogar die Kirche. Es paßt das sehr gut zu dem angeb⸗ lichen Grundsatz: Religion ist Privatsache. So ist neulich eine Wittwe gezwungen worden, ihren verstorbenen Mann ohne kirch⸗ liches Geleit begraben zu lassen. (Ruf links: Wo ?) Das ist in arburg geschehen. Am schlimmften aber sind die Arbeiter dran, die ich nicht an einem sozialdemokratischen Strike betheiligen wollen. „Strikebrecher“ ist das größte Schimpfwort bei den Sozialdemokraten. Wir sind vielleicht noch nicht so weit wie in Amerika, wo auf den Werken von Carnegie die „Blacklegs“ vergiftet wurden; aber auch 8 euns geht die Tyrannei, der Sozialdemokraten in den Strikes schon weit genug. Vielleicht wird demnächst auch eine internationale Organisation der Sozialdemokratie bewerkstelligt, wie sie jüngst ein Kongreß in aris beschlossen hat. Wer Fügesicht solcher Verhältnisse die Hände in den Schoß legt, macht sich mitverantwortlich für die Ströme von Blut, welche fließen werden. Vor 20 Jahren, als wir Arbeitgeber an der Saar, vielleicht peitsichtiger als die Arbeitgeber im übrigen Deutschland, beschlossen, . sozialdemokratischen Arbeiter aufzunehmen, erhob man ein großes Geschrei Damals glaubte man noch, die Koalitionsfreiheit der Arbeiter begünstigen zu müssen. Seither haben sich die Ansichten er die Koalitionsfreiheit wesentlich geändert.

F Auch dem blödesten Auge ist klar geworden, daß die gesetzliche Koalitionsfreiheit

Berlin, Donnerstag, den 10. Januar

nzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1895.

nicht mehr zur Wahrung der wirthschaftlichen Interessen der Arbeiter dient, sondern dazu benutzt wird, die Arbeiter im Inter⸗ esse der sozialdemokratischen Arbeiterführer zu knebeln. Pflicht und Ehre gebieten den Arbeitgebern heute, das Beispiel zu befolgen, das wir vor 20 Jahren an der Saar gegeben haben. Es ist das eine Pflicht gegen den Staat und gegen die Monarchie, vor allem aber eine Pflicht gegen die Arbeiter, die keine Sozialdemokraten sind und noch heute patriotisch denken. Ich erhalte zahlreiche Schreiben, anonyme und nichtanonyme, aus Arbeiterkreisen, namentlich aus Sachsen, in welchen die Tyrannei der Sozialdemokraten und um Schutz für die nichtsozialdemokratischen

rbeiter gebeten wird. Zugeben will ich, daß es eine Ent⸗ schuldigung für das Verhalten der Sozialdemokratie giebt; das ist das Kokettieren gewisser gebildeter Kreise mit dem Sozialismus und der Revolution, ähnlich, wie es kurz vor dem Ausbruch der großen fran⸗ zösischen Revolution der Fall war. Auf unseren hat sich eine derartige Begünstigung des Sozialismus festge etzt, daß jeder Ge⸗ lehrte, der nicht in dieses Horn stößt, förmlich boykottiert wird. Ein derartiger Zustand ist geeignet, der Sozialdemokratie eine Art Ent⸗ schuldigungsgrund zu schaffen. Aus diesen Kreisen stammt auch die Redensart von dem berechtigten Kerne der Sozialdemokratie. Niemals haben die Sozialdemokraten eine Forderung zum Wohle der Arbeiter auf⸗ gestellt, die nicht schon vorher von anderen aufgestellt war. Im Gegentheil, stets sind solche Forderungen an dem Widerstand der Sozialdemokraten gescheitert. Ich habe zuerst ein Alters⸗ und Inva⸗ lidenversorgungsgesetz angeregt, allerdings nicht in der Form des jetzigen Klebegesetzes. Das Zentrum hat die Unfallversicherung beantragt, und wir und das Zentrum haben gemeinsam den Antrag auf größeren Sonntagsschutz gestellt. Sie haben gegen alle diese Forderungen gestimmt. Und was haben Sie denn sonst erzielt? Ich behaupte, daß gerade da die besten Löhne gezahlt werden, wo die Arbeitgeber die ent⸗ schiedensten Gegner der Sozialdemokratie sind. Sehen Sie sich die Werke von Krupp, von der Heydt, Leuschner und Villeroy u. Bock in Mettlach an, die alle in den Arbeiterfragen auf meinem Stand⸗ punkt stehen, und vergleichen Sie die Lage der Arbeiter dort mit sozialdemokratischen Unternehmungen, wie der Bäckergenossenschaft, wo die Arbeiter striken, weil sie keinen ordentlichen Lohn bekommen und zu viel Ueberarbeit haben; dazu kommt noch, daß dabei ein großer Theil der Einnahmen durch das Durchgehen von Kassierern verloren geht. Der Abg. Auer hat hier das Ladenmädchen erwähnt, das 10 wöchentlich Lohn in einem jüdischen Geschäft erhalten hat, und rief uns dabei zu, daß wir die großen Juden begünstigen, die kleinen schinden. Meine Herren! Ich bin kein Antisemit, ich kenne reiche und arme Juden, die ich sehr achte; aber unmöglich kann man doch der konservativen Partei nachsagen, daß sie die großen Juden begünstige. Giebt es doch auch in keiner Partei hier im Hause Juden als bei den Sozialdemokraten. Dann muß ich auch der Agitation gewisser Kreise der evangelischen Geistlichkeit erwähnen, die mit der Sozialdemokratie nicht nur kokettieren, sondern sogar kooperieren. Die evangelischen Gewerkvereine werden direkt in das Lager der Sozialdemokratie marschieren. Auch eine große Anzahl von Staatsbeamten, Arbeitern im Staatsbetriebe giebt es, die mit der Sozialdemokratie liebäugeln. In Berlin wird, entgegen dem Verbot der Polizei, durch die Entscheidung des Ober⸗Verwaltungsgerichts ein Stück wie „Die Weber“ aufgeführt, das in New⸗York verboten ist, das wirksamer als alle anarchistischen Schriften ist. Die Sozialdemokratie wird hier mit Glacéhandschuhen angefaßt, obwohl sie durch ihre Majestätsbeleidigung und ihre Obstruktionspolitik uns geradezu verhöhnt. Wenn der Abg. Bebel es wagen kann, unserer deutschen Nation „Bedientennatur“ vorzuwerfen, unser ruhmvolles Deutsches Reich mit den Zuständen unter Tiberius und Caligula zu vergleichen, dann hätte man ihm ein einstimmiges „Quousque tandem, Catilina!“ zurufen müssen und nicht wie der Vogel Strauß den Kopf in den Sand stecken. Wenn der Staat die Sozial⸗ demokratie als außerhalb des Gesetzes stehend behandeln würde, dann würde sich auch das deutsche Bürgerthum gewaltsam aufraffen, und das würde mehr als alle Gesetze nüͤtzen. Die Umsturzvorlage ist der erste Schritt, die Illüsion zu zerstören, als ob die Regierung mit der Sozialdemokratie paktiere. Ferner ist zu loben, daß sie denjenigen, der direkt oder indirekt zu einem Verbrechen anreizt, auf die gleiche Stufe mit dem Verbrecher stellt. Die Führer der Sozialdemokratie sind so all⸗ mählich wohlgenährte Bourgeois geworden, die in eleganten Häusern wohnen. Meiner Auffassung nach wäre es das beste gewesen, man hätte statt dieser Vorlage ein Ausnahmegeset eingebracht. Sie sagen: Ausnahmegesetze dürfe man nicht machen. Aber ist denn die Gewerbe⸗ ordnung etwas Anderes als ein Ausnahmegesetz gegen die Arbeitgeber? Jedenfalls ist das, was die Regierung uns hier empfiehlt, das Minimum dessen, was überhaupt nothwendig ist, um einigen Erfolg zu erhoffen. Wenn Sie diese Vorlage ablehnen, beschwörenSie nur schärfere Maßregeln herauf, die mit elementarer Gewalt kommen müssen. Den Gegnern von strengen Maßnahmen und Ausnahmegesetzen gebe ich darum in ihrem Interesse den Rath: Nehmen Sie die Vorlage an und schwächen Sie sie nicht so ab, daß sie für die Regierung unannehmbar ist. Es könnte die Reaktion, die Sie so gern an die Wand malen, schließlich Fleisch und Blut werden. Ich wünsche sie durchaus nicht; aber wenn sie kommt, dann sind diejenigen dafür verantwortlich, welche diese überaus milde und maßvolle Vorlage ablehnen. Stellen Sie den Grundsatz voran: Salus publica suprema lex!

Abg. Gröber (Zentr.): Der Abg. Auer hat gestern seine Partei so hingestellt, als wenn sie einen Theil der staatserhaltenden Faktoren ausmache, gerade als wäre seine Partei nichts Anderes als eine etwas radikale Volkspartei. Er sprach davon, daß sie alles auf ganz gesetz⸗ lichem Wege erreichen wolle, und verglich sich und seine Partei mit einem armen wehrlosen Huhn, das geschlachtet werden solle, während es doch die goldenen Eier für den Staat lege. Es handelt sich hier offenbar um keinen Prinzipienwechsel, sondern nur um einen Wechsel in der Taktik. Der Abg. von Vollmar scheint bei seinen Genossen Schule gemacht zu haben. Der Abg. Auer sagt, die Anarchisten seien die größten Gegner der Sozialdemokraten, die Anarchisten seien zum theil Narren, die nicht ernst zu nehmen seien. So billig können Sie doch den Beweis nicht führen, daß Sie nicht für die Anarchisten mit verantwortlich sind. Woher kommt dann, wenn die Sozialdemokraten so harmlos sind, die Furcht, daß das Gesetz gerade auf sie angewendet werden wird? Wo bleibt denn da die Solidarität der Arbeiterinter⸗ essen, wenn Sie sich die Jungen so leicht abschütteln? Das geschieht doch wohl auch nur nach außen hin, um so alle Unzufriedenheit auf die Bourgeoisie hinzulenken. Es ist, wie schon der Vor⸗ redner ausgeführt hat, eine Unwahrheit, daß die Bourgeoisie nichts für die Arbeiter gethan hat. Diese Unwahrheit wird nicht zur Wahrheit dadurch, daß man sie immer wiederholt. Gerade dem Arbeitgeber werden die Beiträge zu den Wohlfahrtseinrichtungen in der jetzigen Zeit nicht leicht. Dazu kommt, was viele Arbeitgeber noch über ihre gesetzlichen Ver⸗ pflichtungen hinaus und was die christliche Charitas aller Konfessionen für die Arbeiter thun. Was ist dagegen von Ihrer Seite geschehen? Alles, was Sie für die Arbeiter gethan haben, reicht nicht so weit, wie das, was eine barmherzige She ster in einer Woche thut. Sie dagegen wenden alles Geld, das Ihnen zur Disposition steht, zu politisch⸗agitatorischen Zwecken auf. Dazu kommt noch, daß, wenn Ihre Agitation nicht wäre, die Arbeitgeber noch viel mehr thun würden; denn jetzt ernten sie ja nur Undank für Wohlthaten. Gewaltmittel aber gegen die sozialdemokratische

Bewegung anzuwenden, halte nicht für rathsam; eine

geistige Bewegung muß mit innerlichen Mitteln überwunden werden. enn der Vorredner glaubt, es müßte Ehrensache jedes Arbeitgebers sein, keinen sozialdemokratischen Arbeiter anzustellen, b können wir über diese Frage nicht debattieren, solange kein entsprechender Antrag dazu vorliegt. Im allgemeinen wünschen wir, daß sich jeder Arbeiter als gleichberechtigter Staatsbürger und sich nicht zurückgesetzt fühlen soll. Was unsere zu dem vorliegenden b betrifft, so ist sie dieselbe, wie gegenüber dem Sozialistengesetz. ir stehen noch auf dem Boden der Erklärung, die Herr Freiherr von Francken⸗ stein am 9. Oktober 1878 namens unserer Partei ab⸗ gegeben hat, und welche dahin ging, daß wir die sozial⸗ demokratische Agitation verurtheilen, weil sie Monarchte und Religion, Gesellschaft und Eigenthum bedroht, und daß bestimmte Rechts⸗ schranken gegen diese Agitation geschaffen werden müßten, daß wir aber die feste Ueberzeugung haben, durch Polizei⸗ und Strafgesetze allein nicht heilend wirken zu können, wenn nicht positive wirthschaft⸗ liche Maßregeln getroffen werden, damit Zufriedenheit und Gottes⸗ furcht wieder zur vollen Herrschaft gelangen. An dieser Erklärung haben wir bei allen Berathungen des Sozialistengesetzes festgehalten und werden auch bei diesem Entwurf untersuchen, ob seine Be⸗ stimmungen auf dem Boden des gemeinen Rechts aufgebaut sind, ob sie zur Bekämpfung revolutionärer Bestrebungen wirksam sind und ob sie nicht andere berechtigte Interessen benachtheiligen. Des⸗ halb beantragen wir die Ueberweisung des Entwurfs an eine Kom⸗ mission von 28 Mitgliedern. Wir werden an die Berathung mit der Vorsicht herantreten, die den 1 und dehnbaren Be⸗ stimmungen des Gesetzes gegenüber geboten ist, um eine willkürliche Handhabung zu verhüten. Dazu führen uns auch die Erfahrungen, die wir aus der früheren Zeit haben und die wir nicht vergessen können angesichts der paritätswidrigen Behandlung, welche die rho⸗ liken nach wie vor im Reich und im Lande erfahren. Wir werden nicht als voellberechtigee Reichs⸗ und Staats⸗ bürger behandelt; das können wir nicht vergessen, darüber fühlt sich das katholische Volk erbittert und verletzt. Man hebt mit einem gewissen Stolz hervor, daß die Vorlage auf dem Boden des gemeinen Rechts aufgebaut ist. Aber zu derselben Zeit, wo die Motive zu diesem Gesetze geschrieben wurden, hielt der Bundesrath entgegen den Beschlüssen des Reichstags das Jesuitengesetz aufrecht. Wie stimmt das zusammen? Die Männer des Umsturzes will man mit dem gemeinen Recht bekämpfen, dem Orden gegenüber gebraucht man Ausnahmebestimmungen. Sind die Jesuiten schlimmer als die Männer des Umsturzes? Braucht man gegen sie schärfere Waffen? Oder sind die Orden nicht werth, daß man sie mit demselben Recht behandelt wie die Revolutionäre? So lange diese Bestimmungen er⸗ halten bleiben, werden auch die freundlichsten Erklärungen vom Re⸗ gierungstische kein volles Vertrauen in der katholischen Bevölkerung finden. Wenn wir unter solchen Umständen der Reyierung neue starke Waffen in die Hand geben sollen, so müssen bei uns eigenthümliche Gefühle entstehen. Wir müssen fürchten, daß die vagen Bestim⸗ mungen des Gesetzes Anwendung finden auf alle Parteien, die zur Regierung in Opposition treten. Die Katholiken Deutschlands haben früher trübe Erfahrungen mit dehnbaren gesetzlichen Be⸗ stimmungen gemacht. Uebereifrige Staatsanwalte haben sie auf Fälle angewandt, an die beim Erlaß des Gesetzes niemand gedacht hatte. Wir werden in der Kommission Nachdruck darauf legen, daß bei der Aburtheilung zweifelhafter Fälle das Laienelement, sei es im Schwur⸗ gericht, oder in der Strafkammer, mehr zur Geltung kommt. Was die Verschärfung des Preßgesetzes betrifft, so halten wir es für be⸗ denklich, der Polizeibehörde noch mehr Befugnisse zu geben als sie ohnehin schon hat, namentlich so lange wir keine Entschädigung für unbegründete Freiheitsentziehung haben und die Begriffe der Delikte so unbestimmt und dehnbar bezeichnet sind. Schon jetzt kommt es oft vor, daß eine Zeitung wegen eines Artikels bestraft wird, der von einer anderen ganz ungestraft aufgenommen ist. Ich komme nunmehr zu den eigent⸗ lichen Umsturzbestimmungen. Drei Paragraphen der Vorlage wenden sich gegen Handlungen, die auf den gewaltsamen Umsturz der Staats⸗ ordnung gerichtet sind. Unter den Begriff „Staatsordnung“ fallen hierbei nicht nur die Verfassungseinrichtungen, sondern alle gesellschaft⸗ lichen Grundlagen des Staats überhaupt, sodaß „Staatsordnung“ hier fast dasselbe besagt wie „Rechtsordnung“. Die Motive lassen uns freilich hinsichtlich der Klarheit und Bestimmtheit mehrfach im Stich. Der Hochverrath zweiter Klasse, der hier konstruiert wird, unterscheidet sich von dem alten Hochverrathsverbrechen sehr un⸗ vortheilhaft. Während bei diesem das Objekt des Verbrechens sehr genau umgrenzt und bestimmt ist, ist in den Motiven der Begriff „Umsturz“ vollständig unklar gelassen. Es sollen in Zukunft nicht nur die Handlungen unter Strafe gestellt werden, die unmittelbar dier Anwendung von Gewalt im Gefolge haben, sondern auch die, welche indirekt zu éinem Umsturz führen können. An welchen Kriterien aber soll der Richter entscheiden, ob es dabei schließlich zur Anwendung von Gewalt kommen werde, oder nicht? Er wird dann z. B. so schließen können: Wer den Kommunismus einführen will, muß schließlich auf einen Punkt kommen, wo es ohne gewaltsames Eingreifen nicht mehr geht. Es liegt also Umsturz vor, der bestraft werden muß. Und wohin wird der Richter erst gelangen, wenn er über den subjektiven Thatbestand entscheiden soll? Wie soll er einem Angeklagten den Beweis einer Schuld erbringen, wenn dieser sich auf Reden seiner Parteiführer beruft, in denen die Anwendung von Gewalt geleugnet wird? Wir können doch dem Richter unmöglich solche Fragen zu lösen aufgeben, über die die Gesetzgeber selbst nicht einig sind. Hinsichtlich der sozialdemokratischen Propaganda in Heer und Marine muß allerdings gesagt werden, daß ein energischer Schutz geschaffen werden muß. Aber die Vorlage geht auch in diesem Peeft viel zu weit. Wenn man auf der einen Seite die allgemeine Wehrpflicht betont, sollte man doch auf der anderen Seite sich nicht vorreden, daß die sozialdemokratischen Ideen dem Heere fern bleiben könnten. Das Eindringen derselben ist vielmehr eben die Konsequenz der allgemeinen Wehrpflicht. Wie steht es um jene zahlreichen Professoren und sonstigen Gelehrten, welche die Willensfreiheit des Menschen leugnen und so den Schuldbegriff aus dem Strafgesetz hinausbringen wollen? Wenn das Volk gegen die Verwirrung der Rechtsbegriffe geschützt werden soll, die durch die Entschuldigung von Verbrechen ge⸗ zeitigt wird, ist es da nicht auch Pflicht, die akademische Jugend zu schützen, welche durch die Professoren in die Gefahr ge⸗ bracht wird, daß alle ihre Rechtsbegriffe Schiffbruch erleiden? Die Motive lassen keinen Zweifel darüber, daß jede Anpreisung der zahlreichen Verbrechen, welche jemals irgendwo in der ganzen Welt begangen wurden und noch begangen werden, bestraft werden soll. Dann würde es frelich den Katholiken erspart bleiben, sich über die An⸗ preisungen der Mordthaten eines schwedischen Generals zu beschweren. Man hat es in Deutschland erleben müssen, daß man gegen katholische Fenee im Wege der Zwangshaft eingeschritten ist. Wenn nun die eute ihrem Pfarrer oder Bischof beigestanden hätten und die Zeitungen das gerühmt hätten, so würden sie sich strafbar gemacht haben. Der Kriegs⸗Minister hat im alten Reichs⸗ tag für einen Kameraden Partei friher. der sich des ver⸗ suchten Todtschlags oder der versuchten Nöthigung gegen eine Person, die eine Beleidigung nicht zurücknehmen wollte, schuldig gemacht hatte. Wenn die betreffenden Aeußerungen des Kriegs⸗Ministers von seinem Standpunkt aus auch verständlich sind, so kann uns das doch nicht darüber hinwegtäuschen, daß er eine schwere strafbare Handlung bis zu einem gewissen Grade entschuldigen wollte. Wäre die Vor⸗ lage schon Gesetz gewesen, so hätte man gegen ihn einschreiten müssen.