sowohl was Preis als Nachfrage anbelangt, die früheren Verhältnisse bestehen. Auf dem Bandeisenmarkt ist die Geschäftslage unverändert wie in der Vorwoche, d. h. die Nachfrage ist verhältnißmäßig lebhaft
gehlieben. In Grobblechen blieb der Begehr gleichfalls unver⸗ andert schwach, und die erhoffte Besserung läßt immer noch auf sich warten; die erzielten Preise stehen außerordentlich niedrig. In Feinblechen laufen die Aufträge in letzter Zeit etwas besser ein, infolge dessen hat die weichende Tendenz der Preise einigermaßen nachgelassen; sie bleiben aber trotz hoher Notierungen für Rohmaterial auf dem bisherigen Standpunkt. In Walz⸗ draht, gezogenem Draht und Drahtstiften ist das Ge⸗ schäft etwas besser als in den Vorwochen. Die Beschäftigung der Eisengießereien ist eine mäßige und auch die Maschinen⸗ fabriken und Konstruktionswerkstätten haben nur in einzelnen Fällen genügend Beschäftigung. Die Preise sind andauernd unlohnend. Be⸗ 8 szelmnsen für Lokomotiven sind in der letzten Zeit nicht nur vom preußischen Staate, sondern auch von Rußland in ziemlich bedeutendem Umfang erfolgt. Ueber die Lage der Bahnwagenanstalten ist nichts Neues zu berichten. — Aus Brüssel wird der „Frkf. Ztg.“ gemeldet: In der gestrigen Sitzung des Verwaltungsraths der Banque des chemins de fer wurde eine Kapitalserhöhung von 15 Millionen Franks in oll Aktien beschlossen, die bereits übernommen sind nd nicht emittiert werden. Ferner wurde die Schaffung von 5 Millionen Franks 3½ % Obligationen beschlossen, deren :mission im Februar in Belgien und in der Schweiz beabsichtigt ist. Die Bank hat dagegen eine Reihe von Transporten im wesentlichen österreichisch⸗ungarischer Bahngefellschaften käuflich erworben. Magdeburg, 14. Januar. (W. T. B.) Zuckerbericht. ornzucker exkl., von 92 % —, neue 9,15 — 9,35. Kornzucker exkl., % Rendement 8,75 — 8,90, neue 8,75 — 8,95. Nachprodukte exkl., 5 % Rendement 5,90 — 6,60. Ruhig. Brotraffinade I —. Brot⸗ affinade II-.—,—. Gem. Rafftnade mit Faß 20,37 ½ — 21,50, Gem. Melis I -mit Faß —,—. Ruhig. Rohzucker I. Produkt Transito a. B. Hamburg pr. Januar 8,77 ½ Gd., 8,82 ½ Br., pr. Februar 80 Gd., 8,82 ½ Br., pr. März 8,82 ½⅜ Gd., 8,85 Br., pr. April⸗Mai 92 ½ Gd., 8,95 Br. Schwach. Leipzig, 14. Januar. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ andel. La Plata. Grundmuster B. pr. Januar 2,72 ½ ℳ, pr. Februar 2,72 ½ ℳ, pr. März 2,75 ℳ, pr. April 2,75 ℳ, pr. Mai 77 ½ ℳ, pr. Juni 2,80 ℳ, pr. Juli 2,82 ½ ℳ, pr. August 2,82 ½ ℳ, pr. September 2,85 ℳ, pr. Oktober 2,87 ½ ℳ, pr. November 2,90 ℳ, pr. Dezember 2,90 ℳ Umsatz 15 000 kg.
Bremen, 14. Januar. (W. T. B.) (Börsen⸗Schlußbericht.) Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗Börse.) Fest. Loko 5,5. — Baumwolle. Still. Upland middl. loko 28 ½ 4. — Schmglz. Fest. Wilcox 37 ¾ ₰, Armour shield 37 ₰, Cudahy 38 ₰, Fairbanks 30 . — Speck. Fest. Short clear middling loko 35 ½, Januar⸗Abladung 34. — Taback. Umsatz: 174 Packen Paraguap.
Amsterdam, 14. Januar. (W. T. B.) good ordinary 52 ½¼. — Bancazinn 36 ¼.
M“ “ Verkehrs⸗Anstalten.
London, Januar. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Goth“ ist auf der Ausreise Sonnabend von Southampton . Der Castle⸗Dampfer „Norham Castle“ ist gestern auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Castle⸗ Dampfer „Pembroke Castle“ hat am Sonnabend auf der Heim⸗ reise die Kanarischen Injeln passiert. Der Castle⸗Dampfer „Lismore Castle“ ist am Sonnabend auf der Ausreise in Kap⸗ stadt angekommen. Der Castle⸗Dampfer „Methven Castle“ ist gestern auf der Heimreise in Durban (Natal) angekommen. „Helsingfors, 14. Januar. (W. T. B.) Die Schiffahrt ist hier geschlossen worden. In Hanggö soll die Passage durch Eisbrecher freigehalten werden.
Theater und Mufik.
Konzerte. ““ Das VI. Philharmonische Konzert, welches gestern unter Leitung des Hofkapellmeisters Richard Strauß stattzand, wurde mit einer neuen Ouvertüre „Carneval“ von Dvokäak eröffnet.
Java⸗Kaffee
Das Werk beginnt mit der Schilderung des geräuschvollen Carnevals⸗ Treibens und charakterisiert dann auch, musikalisch malend, die Grazie des Tanzes und die Liebeshändel. Lauter Beifall folgte dieser interessanten Komposition. Der Violinvirtuos Emile Sauret trug hierauf das Konzert in D-dur (op. 42) von e Gerns⸗ heim vor, das, dem Vorbilde Mendelssohn’s folgend, klar und melodiös gehalten ist und den Solisten, dem diskret gehaltenen Orchester gegenüber, stets vortheilhaft zur Geltung kommen läßt. Der Vortragende wurde mit mehrmaligem Hervorruf ausgezeichnet. Von Jean Philippe Rame au (1683) brachte die Kapelle einen reizenden, fein instrumentierten Balletsatz aus „Féêtes d'Hébé“ und einen Rigaudon aus der Tragödie „Dardanus“, in dem gleichfalls die 1 frische Erfindung des geistvollen Franzosen die Hörer bezauberte. Herr Sauret trat noch mit einer eigenen Komposition „Elegie und Rondo“ bhervor, die dem Instrument trefflich angepaßt war, jedoch zu wenig Neues enthielt. Zwischen den beiden Stücken von Rameau wurde ein „Grave“ aus Heslhr K. des Großen Flötenkonzert in C-dur ausgeführt.
ieses schöne Konzert ist wahrscheinlich zur Zeit des Aufenthalts des Monarchen in Rheinsherg komponiert worden und giebt durchweg einer sanften klagenden Stimmung Ausdruck. Den Beschluß des Abends bildete die Symphonie Eroica von Beethoven, deren vortreff⸗ liche Ausführung von seiten der Kapelle und ihres Dirigenten gleich den vorausgegangenen Musikstücken mit allgemeinem Beifall aufge⸗ nommen wurde.
Im Königlichen Opernhause wird morgen Richard Wagner's „Walküre“ (Der Ring des Nibelungen, I. Abend) unter Kapellmeister Weingartner's Leitung mit folgender gegeben: Siegmund: Herr Gudehus, Hunding: Herr öd⸗ linger, Wotan: Herr Stammer, Sieglinde: Frau Pierson, Brünnhilde: Frau Sucher, Fricka: Frau Goetze, Walküren: Damen: Rothauser, Hiedler, Deppe, Dietrich, Krainz, Varena, Lammert, Kopka. — Der 6. Symphonie⸗Abend der König⸗ lichen Kapelle unter Kapellmeister Weingartner's Leitung findet am Mittwoch, 23. d. M., statt. Auf dem Programm stehen: Ouvertüre „Ghismonda“ von Eugen d'Albert (neu), Sin- fonie fantastique von Hector Berlioz, Symphonie Es-dur von Joseph Haydn (Nr. 12 der Ausgabe von Breitkopf u. Härtel). — Das Königliche Balletkorps veranstaltet am nächsten Sonntag eine Matinée, in welcher „Hänsel und Gretel“, sowie ein neues Ballet⸗ Divertissement von Emil Gräb und ein von Moritz Moszkowski in Musik gesetzter Fackeltanz zur Aufführung gelangen. Für diese Matinée treten, Konzertpreise ein: I. Rang und Parquet 5 ℳ, II. Rang 3 ℳ, III. Rang 2 ℳ, Amphitheater 1 ℳ u. s. w.
Im Königlichen Schauspielhause findet morgen mit Allerhöchster Genehmigung zum Besten des unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehenden „Vaterländischen Frauen⸗Vereins“ (Zweigverein Berlin) eine festliche Veranstaltung mit folgendem Programm statt: Prolog von B. von Strantz, gesprochen von I“ Rosa Poppe; „Sang an Aegir“, vorgetragen vom Sängerbund des Berliner Lehrer⸗Vereins (180 Mitglieder); Orchester: Die Kapelle des 4. Garde⸗Regiments z. F.; „Die alte Schachtel“, Lustspiel von Putlitz (Lotte: Frau Marie Seebach); „Die stille Wache“, Schwank von Skowronnek; „Die Dienstboten“, Genrebild von Benedix (Frau Schramm, Herr Vollmer). Nach der Vorstellung findet in den Nebensälen Prome⸗ nadenkonzert von der Kapelle des 4. Garde⸗Regiments z. F. statt.
Die Direktion des Lessing⸗Theaters hat einen Vertrag voll⸗ zogen, nach welchem Ludwig Stahl mit dem Beginn der nächsten Spielzeit in den Verband des Lessing⸗ und des Berliner Theaters ein⸗ treten bezw. wieder eintreten wird.
„Im Theater Unter den Linden gelangt morgen die drei⸗ aktige Operette „Der Probekuß“ von Julius Bauer und Hugo Witt⸗ mann, Musik von Carl Millöcker, zur erstmaligen Aufführung. Herr Direktor Fritzsche hat die Neuheit selbst in Scene gesetzt und mit einer durchaus neuen Ausstattung versehen; den musikalischen Theil leitet Herr Kapellmeister Federmann. Herr Alexander Klein wird an diesem Abend debutieren. Die übrigen Hauptrollen sind mit den Damen Collin, Cornelli und den Herren Wellhof und Steiner esetzt.
Die Klaviervirtuosen Gebrüder Thern aus Wien, bekannt wegen ihres unvergleichlichen Zusammenspiels auf zwei Flügeln, werden
morgen in dem populären Symphonie⸗Konzert des Phil⸗
harmonischen Orchesters mitwirken Saal Bechstein unter Mitwirkung von Fräulein Adelina Herms einen Klavier⸗Abend veranstalten. Die Künstler werden bei dieser Gelegenheit Originalwerke für zwei Klaviere von Mozart, St. Saöns, Ihern u. a. m. zu Gehör bringen. — Frau Urafefsor Selma Nicklaß⸗Kempner hat dem Programm ihres hiesigen Liederabends (Saal Bechstein) am Donnerst⸗ u. a. Schubert's Liedercyelus „Die schöne Müllerin“ und desselben Meiser selten zum Vortrag gelangende „Scene aus Goethus Faust“ eingefügt. -
Im Konzerthaus wird der Komponist Herr Adolf König morgen zwei eigene Kompositionen, und zwar eine Symphonie (C-dur) in vier Sätzen und eine Violin⸗Romanze, gespielt vom Konzertmeister Herrn Carnier, unter persönlicher Leitung zur Auf⸗ führung bringen.
16“
Mannigfaltiges.
„Am Sonntag ist, wie die „N. Pr. Ztg.“ mittheilt, in der hiesigen Dreifaltigkeitskirche Graf Paul von Hoensbroech zur evangelischen Kirche übergetreten. General⸗Superintendent D. Dryander hat den⸗ selben vorbereitet und ihm das heilige Abendmahl gereicht.
Dresden, 14. Januar. Der Minister des Innern von Metzsch hat das Ehrenpräsidium der im Jahre 1896 hier stattfindenden Aus⸗ stellung des sächsischen Handwerks und Kunstgewerbes übernommen.
Dresden, 15. Januar. Im Hotel du Nord fand, wie „W. T. B.“ berichtet, heute Vormittag die Hauptversammlung der Deutschen Kolonialgesellschaft unter dem Vorsitz des Ge⸗ heimen Raths Simon statt. 60 Personen waren anwesend. Fürst z u 1“ wurde zum Ehrenpräsidenten, der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg⸗Schwerin zum Präsidenten, der Ober⸗Präsident von Bennigsen und der Rede tübe ⸗Abgeordnete Dr. Hammacher zu Ehrenmitgliedern ernannt.
London, 14. Januar. In dem Kohlenbergwerk Diglake in der Nähe von Audley (Staffordshire) erfolgte, wie „W. T. B.“ meldet, ein Wassereinbruch, während 250 Mann in dem Berg⸗ werk beschäftigt waren. Es wurde alles gethan, um die Bergleute zu retten; um 5 Uhr Nachmittags waren 150 gerettet. Man fürchtet jedoch, daß 20 Bergleute, welche in den untersten Gruben arbeiteten, ertrunken sind.
Paris, 14. Januar. „W. T. B.“ meldet: Die im städtischen Laboratorium vorgenommene Untersuchung hat ergeben, daß die in der Rue Monceau explodierte Bombe eine mit Chloratpulver zefüllte Sturzbombe war. Die Wirkung der Explosion zeigte sich hauptsächlich in der Höhe; auf den Dächern wurden Bruchtheile der Bombe gefunden. Wäre die Explosion auf dem Fenster erfolgt, so hätte sie großen Schaden angerichtet. Die Polizei hat noch kein Anzeichen, das auf die Spur des Urhebers der Explosion führen könnte. In der Polizeipräfektur glaubt man, daß es sich eher um einen gefährlichen Scherz, als um ein anarchistisches Attentat handele und 8 der Explosionskörper nicht dazu bestimmt gewesen sei, irgend shenhe erstörung zu verursachen, sondern nur eine Detonation hervor⸗ zurufen
„Genua, 14. Januar. Infolge starker Schneefälle mußten, wie „W. T. B.“ berichtet, alle aus Ober⸗Italien kommenden Eisen⸗ bahnzüge auf der Station Ronco halten, da die Weiterfahrt un⸗ möglich war. An der Freimachung der Linie wird gearbeitet. Der Schneefall dauert fort.
Bern, 15. Januar. Die Strecke Gotthardbahn ist nach Meldung des Lawinensturzes gesperrt.
EE’1 W. T. B.“ infolge eines
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
burg 23, Memel 22 cm. Nachts Föhnsturm.
Friedrichshafen hatte
Deutsche Seewarte.
Donnerstag: Ghismonda. Herz.
meexnecwswaasasexxxnaʒxieemrE'svertgeü. Nerre rvee.
= 40R.
Wind. Wetter.
Temperatur in ° Celsius
0C.
Bar. auf 0 Gr.
u. d. Meeressp. red. in Millim.
4 halb bed. 4 bedeckt 2 beiter 5 Dunst
5
22 O2
Belmullet.. 73 Aberdeen .. 741 Christiansund 752. Kopenhagen. 750 Stockholm . 754 2 Schnee Haparanda . 766 8 1 bedeckt St. Petersbg. 764 2 wolkenlos Moskau .. 765 1 Schnee Cork, Queens⸗ oh .. 1733 Cherbourg . 736 . (143 ylt 7745 mburg 744 Swinemünde 749 Neufahrwasser 753 Memel 754
ene 11I1X“ ünster.. 743 O Karlsruhe .. 746 sti Wiesbaden. 746 O München 747 SSO Chemnitz. 748 S Berlin. 747 SSO ig71äGb6 Breslau 750 SO Ile d'Aix . 743 SSW Iriest 2754 S
Weingartner.
Regen bedeckt Nebel bedeckt bedeckt wolkig ¹) Duns bedeckt ²)
bedeckt bedeckt bedeckt”)
und des
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Dienstboten. Benedix. Max Grube. sälen:
Kapelle 7 ½ Uhr.
1
und Gretel.
4 Bildern von
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O 2SESeSSo
—
¹) Morgens Schnee. ²) Nachts Schnee. ³) Abends Regen. ⁴) Nachts etwas Regen. ⁵) Föhnwetter. 6) Reif. Uebersicht der Witterung. 1seg. Die Abnahme des Luftdrucks hat über Nord⸗Europa fortgedauert und hat sich auch südwärts ausgebreitet, während über Irland das Barometer stark gestiegen ist. Die Wetterlage hat sich im allgemeinen wenig verändert, und daher dauert über Europa die vor⸗ wiegend südliche bis östliche Luftströmung fort. In Deutschland, wo vielfach Niederschlag 1 e ist, ist das Wetter trübe und fast überall wärmer, erheblich in den füdlichen Gebietstheilen, die Temperatur liegt et meist über dem Mittelwerthe, zu Chemnitz und Nünchen um 4, zu Bamberg um 6 Grad. Fran⸗ reich und ein großer Theil von Westdeutschland sind frostfrei. Schneehöhe zu Wilhelmshaven 9, Ham⸗
Eyolf.
Gesicht. Freitag zweite Gesicht.
Manöver. — 7 ½ Uhr.
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern⸗ haus. 15. Vorstellung. Der Ring des Nibelungen. Bühnenfestspiel von Richard Wagner. Erster Abend: Die Walküre in 3 Akten. eingart Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. unter Aufhebung des Abonnements und unter Fort⸗ fall der permanent reservierten Pläte Zum Besten des unter dem Protektorate Kaiserin und Königin stehenden „Vaterländischen Frauen⸗Vereins“ (Zweig⸗Verein Berlin). von V. von Strantz, gesprochen von Fräulein Rosa Poppe. Sang an Aegir, vorgetragen vom Sänger⸗ erliner Schachtel. Lustspiel in 1 Aufzug von Gustav zu S Regie: Herr Plaschke. Schwank in 1 Aufzug von Richard Skowronnek. In Scene gesetzt vom Regisseur Plaschke. Die Genrebild in In Scene gesetzt vom 8A“
Nach der Vorstellung in den Neben⸗ Promenaden⸗Konzert, des 4. Garde⸗Regiments z. F.
Donnerstag: Opernhaus. 16. Vorstellung. Hänsel Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humperdinck. Text von Adelheid Wette. — Die Jahreszeiten. Tanz⸗Poëm in 2 Akten und Emil Graeb und Emil Taubert. Musik von P. Hertel. Schauspielhaus. Vließ. Dramatisches Gedicht in 3 Abtheilungen von Franz Grillparzer. Dritte Abtheilung: Medea. Trauerspiel in 4 Aufzügen. Anfang 7 ½ Uhr.
Deutsches Theater. Mittwoch: Der Talis⸗ Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Nora. Freitag (18. Abonnements⸗Vorstellung): Klein
Berliner Theater. Mittwoch: Das zweite Anfang 7 ½ Uhr.
Donnerstag: Der Kompagnon.
(19. Abonnements⸗Vorstellung) „ Das
Lessing⸗Theater. Mittwoch: Nach dem Ein goldenes Herz. Anfang
Mittwoch: In durchaus neuer
Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Orpheus.
Dirigent: Kapellmeister Mit Allerhöchster Genehmigung,
hrer Majestät der Direktion:
Prolog
Scene gesetzt von Julius Fritzsche.
Kapellmeister Federmann.
Lehrer⸗Vereins. Die alte
Die stille Wache. Bentral⸗Theater.
Thomas a. G. Zum 135. Male:
von Roderich Anna Bäckers.
ausgeführt von der Salingré's „Reise
Uhr.
Freitag: Nach dem Manöver. — Ein goldenes
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25/26.
stattung: Orpheus. Große Ausstattungsoperette in 4 Akten und 12 Bildern von Jacques Offenbach. Jeu
Theater Unter den Linden. Bebhrenstr. 5557. Julius Fritzsche. — Mittwoch: Mit neuer Ausstattung. Zum ersten Male: Der Probe⸗ kuß. Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In Dirigent: Herr Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Zum 2. Male: Der Probekuß.
Alte Jakobstraße Nr. 30. Direktion: Richard Schultz. — Mittwoch: Emil — Josefine Dora. 9 O, diese Berliner! Große Posse mit Gegenf und Tanz in 6 Bildern (nach
durch Berlin“) Anfang 58 Musik von Julius Einödshofer. Anfang
Donnerstag: O, diese Berliner!
Saal Bechstein. Linkstraße 42. Mittwoch, Anfang 8 Uhr: III. Konzert von Lillian San⸗ derson.
Birkus Renz (Karlstraße). Mittwoch: Gala⸗ Vorstellung. Besonders hervorzuheben: 6 trakehner Rapphengste, vorgef. von Herrn Rob. Renz. Das Schulpferd Beautifal, ger. von Frau Renz⸗Stark. de barre, kom. Reitpièce. Auftreten des OHerrn Gustav Hüttemann (als Gast) mit seinem Schulpferde „Cincinatus“. Miß Agnes, Jongleuse zu Pferd. Mr. Frankoni, Saltomortale⸗Reiter. Mr. Clark, Jockey. Auftreten des beliebten August Mr. Lavoter Lee sowie der excentrischen Clowns Gebr. Villaud ꝛc. Zum Schluß: ITIo Ni En. (Beim Jahreswechsel in Peking.) Neue Musik⸗ einlagen. Anfang 7 ½ Uhr.
Seeee Gala⸗Sport⸗Vorstellung. Auf viel⸗ seitiges Verlangen Auf, aunf zur fröhlichen Jagd! Original⸗Sport⸗Schaustück in 3 Abthei⸗ lungen vom Direktor Fr. Renz. Herr Gustav Hütte⸗ mann (als Gast). -
Familien⸗Nachrichten.
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem.⸗Lieut. Wil⸗ helm von Marcard (Berlin). — Hrn. Hauptmann Wilhelm von Stockhausen (Königsberg i. Pr.) — Hrn. Hauptmann von Rège (Hamburg). — Hrn. Militär⸗Intendantur⸗Assessor Schmidt (Münster i. W.). — Eine Tochter: Hrn. Lieut. Georg
länzender Aus⸗
von Julius
Anfang 7 ½ Uhr.
16. Vorstellung. Das goldene posse mit Tanz. Nach
Jacobson und Jean Kren.
Adolph Ernst⸗Theater. Mittwoch: treten der Grotesktänzerin Miß Rose Batchelor vom Prince of Wales⸗Theater in London. Zum 23. Male: Ein fideles Corps. Große Gesangs⸗ tach dem englischen „A Gaiety Girl“ von Jonas Sidney frei bearbeitet von Eduard — Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
von Arnim⸗Suckow (Berlin). — Hrn. Rechts⸗ anwalt Arthur Mavyver (Geestemünde). 1 Gestorben: Verw. Fr. Major Wally von Gries⸗ heim, geb. Freiin von Bissing (Halle). — Hr. General⸗Lieut. z. D. Karl von Holleuffer (Berlin). — Hr. General⸗Lieut. z. D. Frhr. Theodor von Locquenghien (Bonn). — Hr. Justiz⸗Rath und Notar Julius Kempe (Stargard). — Hrn. Haupt⸗ mann Adolf von Waldow Tochter Marie Elifabeth
Auf⸗
Konzerte. Konzert.
des Komponisten.
“ Grünfeld, . Matja v. Nießen, d.
(Bratsche).
Konzert-Haus. Mittwoch: Karl Meyder⸗ ) Komponisten⸗Abend, — Mitw. des Komponisten Herrn Adolf König. Symphonie C-dur von König, unt. persönl. Leitung
Sing-Akademie. Mittwoch, Anfang 7 ½ Uhr: II. Abonnement⸗Konzert. Fl. Zajic — Heinr. unt. güt. Mitw. d. Konzertsängerin — K. K. Ses ammervirt. Herrn Alfred Grünfeld (Kl.), sowie d. Herren Th. Kilian (II. Viol.) u. Th. Krelle
(Neustrelitz). — Hr. Landesgerichts⸗Rath Hermann Bischoff (Kolonie Grunewald).
Verantwortlicher Redakteur: .: Siemenroth in Berlin Verlag der Expedition (Scholz) in Berltu.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagk⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sieben Beilagen 8 leinschließlich Börsen⸗Beilage),
terr. sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent⸗
lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften auf
Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche vom 7. bis 12. Jannar 1895.
unt. freundl. J
und am 21. d. M.
Deutscher Reichstag.
14. Sitzung vom Montag, 14. Januar, 1 Uhr. Heber den Beginn der Sitzung ist bereits in der gestrigen Nummer berichtet worden. b
Nach Erledigung einiger vecgca etggfn geht das Haus zur Berathung der gestern im Wortlaut mitgetheilten Inter⸗ pellation der Abgg. Dr. Hasse und Genossen (nl.), be⸗ treffend den Schutz der Deutschen im Auslande, über, zu 182 Begründung das Wort erhält der Abg. Dr. Hasse (nl.): Unvergessen ist wohl uns allen noch, wie vor 1866 und 1870 die Deutschen im Auslande dafür büßen mußten, daß Deutschland so zerrissen war. Mit der Aufrichtung des Deutschen Reichs wurde das anders, und selbst diejenigen, welche auf ethische Werthe nichts geben, werden eingestehen müssen, daß die Existenz des Deutschen Reichs und der Einfluß der Persönlichkeit des Fürsten Bismarck ein Kapital wurden, von dem auch die Deutschen im Aus⸗ lande zehren konnten. Und nicht nur diese, sondern auch andere Kultur⸗ völker haben davon gezehrt. Die im Auslande lebenden Deutschen konnten das feste Vertrauen hegen, daß Fürst Bismarck im Nothfall sie und ihre Interessen bis zum äußersten schützen werde. Wenn Fürst Bismarck auch sehr selten in dieser Richtung einschritt, so that er es doch, wenn er einmal dazu genöthigt wurde, mit Macht und Wucht. Das zeigen die Vorgänge in Ricaragua in den Jahren 1876 bis 1878. Damalb hatte die Entsendung eines deutschen Geschwaders den Erfolg, daß die Ansprüche Deutschlands baldigst erfüllt wurden. Jenes Auftreten ist eine Zeit lang in den mittelamerikanischen Staaten von nachhaltiger Wirkung gewesen. Fürst Bismarck hatte den Vertretern im Aus⸗ land ausführliche Instruktionen für ihr Verhalten ertheilt. Es heißt, daß diese Instruktionen noch heute zu Recht bestehen. Das ist möglich; aber was vielleicht Schwaches in diesen Instruktionen ist, das wurde früher durch den Rückhalt ersetzt, den die Vertreter Deutschlands an dem Fürsten Bismarck hatten. Als dieser 1890 abtrat, änderte sich das selbstverständlich; der Umschwung ist aber ein gar zu drastischer gewesen. Heute haben die Deutschen im Ausland das Gefühl, daß sie in jedem Fall zurückweichen müssen. Die Militärvorlage haben wir gewissermaßen als einen Ersatz für die persönliche Macht des Reichskanzlers Fürsten Bismarck anzusehen, und ähnliche Gründe werden auch für die zu erwartende Marinevorlage in Betracht kommen. Graf Caprivi hat im Jahre 1891 eigenthümliche Theorien uüͤber die Entsendung von deutschen Kriegsschiffen nach dem Ausland entwickelt; es handelte sich damals um die Entsendung von Kriegsschiffen nach Chile, und da meinte der damalige Reichskanzler, daß es auch vorkommen könne, daß man durch die Entsendung der Kriegsschiffe zu Feindseligkeiten reize und dadurch den deutschen Interessen schade. Auch der Staatssekretär Freiherr von Marschall hat am 11. Dezember 1893, als es sich um den Handelsvertrag mit Kolumbien handelte, gesagt, daß in Bezug auf den Schutz der dortigen Deutschen das Völkerrecht gegen⸗ über den mittel⸗amerikanischen Staaten genau so gelte, wie gegenüber den europäischen, daß also ein Entschädigungs⸗ anspruch nur dann bestehe, wenn eine culpa der fremd⸗ ländischen Regierung bestehe. Diese Aeußerung hat den allerungünstig⸗ sten Eindruck bei unseren Landsleuten im Auslande hervorgerufen, die danach geradezu auf Selbsthilfe angewiesen sind. In diesem Sinne hat denn auch die Gesandtschaft in Rio de Janeiro die Vertretung der Ansprüche der Deutschen in Brasilien, die durch den Aufstand
eschädigt waren, abgelehnt. Die Stellung der Deutschen im Aus⸗ and ist durch solches Verhalten der Regierung seit 1890 wesentlich geschwächt worden. Die auswärtige Politik des Grafen Caprivi war eine Verneigung nach allen Seiten. Wir haben England, Rußland und andern Staaten gegenüber Konzessionen gemacht, um mit ihnen in Frieden zu leben. Den deutschen Konsuln im Auslande wurde An⸗ weisung gegeben, sich in der Hauptsache der Interessen des heimischen Handels nach dem Ausland und nicht ebensowohl der Interessen der dort ansässigen Deutschen anzunehmen. Das Deutsche Reich, hat man uns ja gesagt, könne kein besonderes Interesse haben für Leute, die dem Vaterlande den Rücken gekehrt haben und sich in die Politik der neuen Heimath einmischen. Und doch sind unsere Landsleute dort zum größten Theil Förderer deutscher Kultur, und wir müssen ihnen dafür Dank wissen. Seitdem Deutschland Industrie⸗ staat geworden ist, hat es das lebhafteste Interesse, sich Absatzgebiete im Auslande zu schaffen; und unsere Landsleute sind unsere berufenen Vertreter dort. Deshalb ist es unbillig, wenn man von Rechtswegen alles Risiko von sich abwälzt und jene Deutschen das Risiko allein tragen läßt. Man sagt, so lange es den Leuten gut geht, bekümmern sie sich nicht um das Vaterland, und ꝛerst wenn sie schlechte Geschäfte machen oder bedroht sind, rufen sie nach Hilfe. Man übersieht aber, daß es meist nicht dieselben Personen sind. Man thut alles Mögliche, um die deutschen Landsleute so schnell wie möglich los zu werden. Sowohl unsere Gesetzgebung, wie unsere Verwaltung wirken in diesem Sinne. Eine Reihe von Klagen sind deshalb an uns er⸗ gangen, von denen ich diejenigen hier nicht erwähnen will, die sich darauf beziehen, daß das Deutsche Reich den bankerotten Staaten Portugal, Griechenland und Argentinien gegenüber nicht energisch genug vorgegangen sei, und diese Staaten nicht, wie man es bei privaten Bankerotteurs thut, unter Vormundschaft gestellt habe. Bei diesen Klagen handelt es sich keineswegs bo um das Großkapital, nein, auch der deutsche Mittelstand ist lebhaft dabei betheiligt. Es würde viel böses Blut vermieden werden, wenn die Beschwerden eine vorläufige Entscheidung fänden. Ich hatte eigentlich die Absicht, die Beschwerden der deutschen Templer in Palästina und Jaffa zur Sprache zu bringen, will aber nur konstatieren, daß diese seit dem 12. Juni v. J. von der deutschen Botschaft in Konstantinopel unbeantwortet geblieben sind. Auch aus Südbrasilien liegen Be⸗ .fen von Landsleuten vor, die dahin gehen, daß diese nicht die⸗ elben Rechte wie die Italiener haben und in ihrem Besitz. geschädigt werden. Aus Zentral⸗Amerika habe ich mehrere Fälle anzu⸗ führen. Vor allem muß ich betonen, daß über den Konsul Peyer in San Salvador aus allen Gebieten, aus Venezuela, Guatemala, abfällige ÜUrtheile vorliegen. Er soll dem Trunf ergeben sein; ferner soll er bei seinen Besuchen E. Städten große Zechen gemacht haben und abgereist sein, ohne die Rechnungen zu bezahlen. Ein Deutscher, Prowe, hatte als Arzt einen Feldzug mitgemacht, wurde vom General insultiert und ins Gefängniß eworfen. Die Regierung von San Salvador war schon darauf ge⸗ faßt, 50 000 ℳ zu zahlen. Aehnlich 682 der Fall Matthies. Dieser wurde festgenommen und seines Geldes beraubt. Nur dem energischen Einschreiten des Wahlkonsuls Augspurg war es zu verdanken, daß keine weiteren Excesse begangen wurden. Von seiten des Herrn Peyer wurde ihm kein Schutz zu theil. Matthies hat sich nachher aus Rache am Aufstande be⸗ theiligt. Der Fall Ruhnke ist bekannt. Ruhnke wurde der Spionage verdächtigt, im Lager gefangen gesetzt, an den Daumen aufgehängt und dann in das e S Venezuelaer Gefängniß geworfen. Es stellte sich heraus, daß er geisteskrank war. Trotzdem ließ man es nicht zu, daß ihm Landsleute Lebensmittel ins Gefängniß brachten. Er wurde zum Tode verurtheilt, aber nicht erschossen. Nicht etwa, weil der deutsche Vertreter für ihn eintrat, sondern weil ein Schiffskapitän eines Handels⸗ schiffs zur Selbsthilfe griff. Es wurde gesagt, Ruhnke habe seine Reichs⸗ angehörigkeit verloren, weil er in fremde Dienste eingetreten sei. Das entspricht nicht dem § 13 des Gesetzes über die Staats⸗
8 I11“ 1
Erste Beilage
schen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußi
Berlin, Dienstag, den 15. Januar
ats⸗Anzeiger.
1895.
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angehörigkeit. Aber abgesehen davon, war ihm vom Konsul ausdrück⸗ lich bescheinigt worden, daß er noch deutscher Reichsangehöriger sei. Ich erinnere ferner an den Plantagenbesitzer Juhl, der auf seinem Anwesen die deutsche Flagge gehißt hatte. Als er eines Tags nach Hause kam, fand er Haus und Hof geplündert, und es wurde ihm triumphierend gesagt, der General habe die deutsche Flagge herunter⸗ reißen lassen. Auch die Handelsinteressen Deutschlands in Guate⸗ mala wurden geschädigt, ohne daß Herr Pever einschritt. Welche Wirkungen alle diese Vorgänge auf die Stellung der Deutschen haben müssen und gehabt haben, läßt sich unschwer denken. Die deutsche Presse im Ausland erklärt offen: Die Deutschen in Zentral⸗Amerika sind schutzlos. Dieses Sinken des deutschen An⸗ sehens im Auslande setzt sich aber auch wieder in Geld um; denn die Deutschen unterlassen es, Handelsbeziehungen mit den zentralamerika⸗ nischen Staaten anzuknüpfen. Was kann nun geschehen, um die Dinge zu bessern? Ein Mittel dazu ist der Vorschlag, den meine politischen Fees in Form einer Novelle zu dem Gesetz über den Erwerb und Verlust der Reichsangehörigkeit hier eingebracht haben. Ferner muß der häufige Personen⸗ wechsel in der Vertretung Deutschlands im Ausland aufhören. Ein solcher Vertreter wird erst von eigentlichem Werth, wenn er Jahre lang an Ort und Stelle bleibt und die Verhältnisse von Grund auf kennen gelernt habe. Schon vom finanziellen Gesichtspunkt aus ist der häufige Wechsel der deutschen Vertreter im Auslande wichtig. Im vorigen Jahre beliefen sich die Umzugskosten für solche auf 360 000 ℳ Dieses Geld wäre besser angewandt, wenn man es benutzte, unzulängliche Vertreter zu pensionieren. So hoffe ich auch, vom Staatssekretär des Auswärtigen die Zusage zu erhalten, daß der Herr Peyer nicht mehr auf seinem Platze bleiben wird. Ob unsere Vertreter im Auslande mit größeren Vollmachten ausgestattet werden sollten, diese Frage wage ich nicht zu entscheiden. Jedenfalls sollten unsere Vertreter sich bewußt sein, daß sie nicht Richter, sondern Anwalte der Deutschen sein sollen. Ein sehr wirksames Mittel zur Hebung des deutschen Ansehens im Auslande würde die häufigere Aussendung von Kriegs⸗ schiffen sein. Die Klagen der Deutschen im Auslande richten sich auch besonders dagegen, daß die deutsche Flagge sich so selten zeige. Auf den Einwand, daß zur Abstellung dieser Klage die Be⸗ willigung größerer Forderungen für die Matine nothwendig sei, will ich jetzt nicht eingehen. Vielleicht genügte es auch, die vorhandenen Schiffe mehr als bisher in Dienst zu stellen. Das Auftreten unserer Kriegsschiffe in Chile und in der Delagoa⸗ Bai, und die Entsendung von Kriegsschiffen nach Marokko zeigen, welchen Werth, derartige Aktionen haben können. Die Thronrede spricht von der Nothwendigkeit, der deutschen Handelsflagge zu folgen. Ich hoffe, daß von den Worten zur That übergegangen wird; denn in keiner Zeit war es so nothwendig wie gegenwärtig, das nationale Selbstbewußtsein zu stärken. Dieses Selbstbewußtfein ist der Jung⸗ brunnen, aus dem wir immer schöpfen müssen für ernste Zeiten.
Staatssekretär des Auswärtigen, Staats⸗Minister Frei⸗ herr von Marschall:
Meine Herren! Dem Herrn Vorredner bin ich dankbar dafür, daß er meinem Wunsche, die Frage des Schutzes der Deutschen im Auslande möglichst bald hier im Reichstag zur Sprache zu bringen, in so bereitwilliger Weise gefolgt ist und mir durch die eben begrün⸗ dete Interpellation Gelegenheit gegeben hat, eine Reihe von Vorgängen zu beleuchten, die seit längerer Zeit zur öffentlichen Diskussion stehen und auch nach meiner Wahrnehmung in weiten Kreisen Bewegung und Erregung verursacht haben.
Wenn der Herr Vorredner dabei auf eine Kritik der auswärtigen Politik der letzten fünf Jahre eingegangen ist, so will ich ihm im einzelnen nicht folgen; wenn er aber dem Herrn Grafen von Caprivi hier vor versammeltem Reichstag den Vorwurf gemacht hat, seine aus⸗ wärtige Politik sei nichts gewesen, als „ein fortwährendes Verneigen vor dem Auslande“ (Hört! hört!), so hat er dafür keinen Beweis erbracht, und ich muß diesen Vorwurf mit Ent⸗ schiedenheit zurückweisen. (Sehr richtig! Bravo!) Niemand kann mehr als ich die unsterblichen Verdienste des Fürsten von Bismarck anerkennen (Bravo! rechts); niemand kann mehr als ich anerkennen, welche Bedeutung seine Persönlichkeit hatte im Aus⸗ lande und im Inlande, aber ich meine, man kann das an⸗ erkennen, ohne darum ungerecht zu werden gegen seinen Nachfolger (Sehr richtig! Bravo!), der in schwerer Zeit die Geschäfte des Reiches übernommen und — das müssen alle Gegner desselben anerkennen — sich seiner Aufgabe während mehr als vier Jahre mit voller Hingebung, mit voller Aufopferung gewidmet hat. (Bravo!) Die Kunde aus fernen Landen, daß dort Deutsche mißhandelt, getödtet, ihres Eigenthums, ihrer Freiheit be⸗ raubt worden seien, ohne daß der deutsche Vertreter einen Finger für dieselben gerührt, ja, daß er auf dringenden Hilferuf diese Hilfe ver⸗ weigert habe mit nichtigen Vorwänden, ist in der That geeignet, unser Nationalgefühl zu verletzen, und darin hat der Herr Vor⸗ redner Recht: es ist mehr als je Zeit, daß wir dahin streben, unser Nationalgefühl zu stärken (Bravo! rechts), und es kann kein Vor⸗ wurf für die auswärtige Politik empfindlicher sein, als der, daß sie sich in Widerspruch gesetzt habe mit dem nationalen Empfinden.
Nun hat der Herr Vorredner eine ganze Reihe von Fällen dar⸗ gelegt, aus denen nach seiner Ansicht die Schutzlosigkeit der Deutschen hervorgehen soll. Seine Vermuthung, daß in den letzten fünf Jahren neue Instruktionen an unsere Vertreter im Auslande nicht ergangen seien, trifft vollkommen zu. Es ist nichts modifiziert worden an den generellen und speziellen Instruktionen, die in den 70 er und 80 er Jahren an die Vertreter in Mittel⸗ und Süd⸗Amerika erlassen sind. Ich will diese Instruktionen nicht verlesen. Ich kann es nicht für nützlich finden, daß wir uns im einzelnen dem Auslande gegenüber hier festlegen; nur das kann ich sagen: von dem Gedanken, der viel⸗ fach in der Polemik außerhalb des Hauses und auch in der Rede des Herrn Vorredners zu finden war, daß wir jene mittel⸗ und füd⸗ amerikanischen Staaten von oben herunter betrachten sollen, als nicht ebenbürtige Staaten, daß wir ihnen schroff gegenübertreten sollen, von diesem Geiste findet sich in jenen Instruktionen keine Spur; wohl aber ist es den Vertretern gerade in jenen Ländern zur Pflicht gemacht, daß sie auch da, wo festes Auftreten nothwendig ist, stets danach trachten, das empfindliche Nationalgefühl jener Völker nicht zu verletzen — und, meine Herren, wenn ich die heutige politische Kon⸗ stellation in der Neuen Welt ins Auge fasse, wenn ich sehe, welche Strömungen dort sich zur Geltung bringen, dann muß ich sagen, man könnte keinen unglücklicheren Moment wählen, in dieser Be.
ziehung einen Systemwechsel eintreten zu lassen und jetzt diese Länder nach dem Grundsatz: „ich bin groß und du bist klein“ zu behandeln, was auch zur Zeit des Fürsten Bismarck niemals geschehen ist. Mit dem Herrn Vorredner erkläre ich es für eine der wichtigsten Pflichten unserer Vertreter im Auslande, stets bedacht zu sein auf einen wirksamen Schutz der Deutschen, ihres Eigenthums, ihrer Person und ihrer Interessen, und ich bin der Ansicht, daß inmitten der streitenden Privatansprüche sie stets im Auge behalten müssen, daß auch diese ihre Thätigkeit dem Endziele, dem allgemeinen Wohle, dem allgemeinen Interesse dient. Der oberste Grundsatz muß doch immer der sein, daß der Deutsche im Auslande, wo er auch den Fuß hinsetze, Anspruch hat, behandelt zu werden nach Maßgabevertragsmäßiger Abmachungen, und, wo die nicht bestehen, nach Maßgabe der Sitten und Normen des Völkerrechts und daß er unter keinen Umständen anders behandelt werden darf, als irgend der Ein⸗ heimische oder ein Angehöriger einer anderen Nation. Aber, meine Herren, die Worte „Schutz des Deutschen im Auslande“ bilden doch keine Formel, die man einfach auf alle Verhältnisse anwenden kann. Man muß doch im einzelnen Falle prüfen, was ist das für ein Mann, der Schutz sucht; was war seine Thätigkeit? Was hat seine Schutzbedürftigkeit veranlaßt? Denn nicht jedes Interesse, was ein Deutscher im Auslande sich schafft, ist darum ein deutsches Interesse (sehr richtig!), und es ist merkwürdig, in welcher Weise dies in der öffentlichen Polemik übersehen wird. Ja, es giebt auch Interessen, die die Deutschen sich im Auslande schaffen, die mit unseren nicht identisch, die geradezu den unseren feindlich sind. Sollen wir die auch schützen? (Sehr richtig! links.) Und kann es unsere Absicht sein, daß wir dem Deutschen im Ausland das ge⸗ währen, was wir ihm im Inlande versagen, nämlich das er die Verantwortlichkeit für seine eigenen Handlungen, wenn Folgen eintreten, die ihm nicht gefallen, von sich ablehnt und auf die Gesammtheit überbürdet? (Sehr richtig! links.) Ich bin an sich kein Gegner der Auswanderung, aber in der Weise sollten wir doch die Auswanderung nicht befördern, daß wir den Begriff „Schutz der Deutschen im Auslande“, dahin interpretieren: ihr Deutschen, die ihr hinausgeht, ihr könnt treiben und lassen, was ihr wollt; was daraus auch geschieht, für euch tritt das Deutsche Reich, der deutsche Vertreter, eventuell das deutsche Kriegsschiff ein. Nein, meine Herren, es ist nothwendig, gegenüber Uebertreibungen die heute sich vielfach breit machen, auf diese allgemeinen Grundsätze wieder zurückzukommen; denn, meine Herren, es sind doch gar ver⸗ schiedenartige Elemente, die von Deutschland aus hinübergehen über das Weltmeer (sehr richtig!), um sich eine neue Heimath zu gründen. Es sind gute, friedliche Leute darunter, aber auch unruhige Köpfe und auch die Spezialität fehlt nicht von Leuten, die sich dort sehr rasch amalgamieren — assimilieren, deren Ideenkreis sehr bald beherrscht wird von den dortigen Ver⸗ hältnissen, deren Nationalgefühl sich abstreift, die in sich den Beruf des Weltverbesserers fühlen, sich in allerlei Dinge mischen, die uns garnichts angehen, und die dann, nachdem sie längst alle Fühlung mit dem Heimathsstaat verloren haben, sobald die Sache schief geht, sich an das „civis Romanus“ erinnern und dann darüber klagen, daß noch nicht einmal ein deutsches Kriegsschiff da sei, um sie heraus⸗ zuhauen. (Sehr gut!) Die Erfahrung lehrt, daß, während gerade diese Elemente am meisten geeignet sind, Ansprüche an die Vertretung zu stellen, zu reklamieren und zu räsonnieren, umgekehrt die Elemente am bescheidensten sind, die in erster Reihe Anspruch auf wirksamen Schutz haben. Das sind die wirklichen Pioniere deutschen Erwerbs⸗ fleißes, deutschen Handels und deutscher Wissenschaft, die hinausgehen, um dort in ernster Arbeit, in friedlichem Dasein in steter Fühlung mit der Heimath zu arbeiten, indem sie in ihren Interessen zugleich den heimathlichen Interessen dienstbar sind, und diese Elemente, meine Herren, haben gar keine Freude daran, wenn der deutsche Vertreter bei der dortigen Regierung fort⸗ während queruliert und reklamiert. Im Gegentheil, sie betrachten es nicht als eine Förderung, sondern als eine Schädigung ihrer Interessen, wenn unbedeutende Vorgänge, Vorgänge, die mit deutschen Interessen gar nichts zu thun haben, zu internationalen Fragen aufgebauscht werden und sie dann an ihrem eigenen Leibe die Folgen davon zu spüren haben. Diese Auffassung wird vielfach getheilt von denjenigen Leuten im Inlande, die dort Interessen haben, und ich meine, wir dürfen doch über dem Schutz der Deutschen im Auslande die Interessen der Deutschen im Inlande auch nicht vergessen. (Sehr wahr!) Die Mannigfaltigkeit der Fragen, die Möglichkeit der Kollision von Interessen — ich meine, das Alles enthält doch eine recht ernste Mahnung, die Klagen, die aus dem Auslande zu uns herüberschallen über den angeblich mangelnden Schutz, mit einiger Zurückhaltung zu beob⸗ achten, zunächst der „audiatur et altera pars“ Raum zu geben und sich zu erinnern, daß, wie im Inlande derjenige, der einen Prozeß verloren hat, geneigt ist, zu klagen, daß überhaupt kein Recht im Lande mehr sei, auch derjenige, der mit einer Reklamation abgewiesen
ist, geneigt ist, einen Artikel barüber zu schreiben, daß die Deutschen
im Auslande vollständig schutzlos seien (sehr wahr!), und wenn der Herr Vorredner auf die vielen Klagen hinweist, die jetzt vom Aus⸗ lande zu uns herüberkommen, und daraus argumentiert, daß es früher dort anders gewesen sei, so vergißt er anzuführen, daß in neuester Zeit im Inlande sich gewisse Sammelstellen etabliert haben, in denen alle derartigen Klagen ohne irgend welchen Widerwillen auf⸗ genommen werden. (Heiterkeit.)
Der Herr Vorredner wird es mir nicht übel nehmen, wenn ich ihm anheimstelle, die einzelnen Klagen doch sorgfältig zu prüfen; denn jeder Vertreter, der einmal im Auslande war, bestätigt, daß an die Ver⸗ treter mitunter die allerunglaublichsten Ansprüche gestellt werden. Also Unzufriedene in der Beziehung hat es von jeher gegeben, und nachdem wir außer stande sind, im Inlande allgemeine Zufriedenheit zu schaffen, so glaube ich, können wir nicht dem Ideal nachstreben, alle Deutschen, die im Ausland sich aufhalten, zufrieden zu machen.
Der Herr Vorredner hat einen Theil der in seinen Augen ungünstigen