meister den Befehl zur Einführung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Joachim Albrecht von Preußen und Seiner Köni 1* Hoheit des Erbprinzen von Sachsen⸗ Coburg un otha.
Hierauf begeben Sich Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen und Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Heinrich von Preußen, nachdem Höchst⸗ dieselben Sich vor Seiner Majestät dem Kaiser und König verbeugt haben, unter Vortritt der Herolde, und geführt von dem Ordens⸗Zeremonienmeister, in die Brandenburgische (Rothe Adler⸗) Kammer, empfangen dort Seine Königliche Hoheit den Prinzen Joachim Albrecht von Preußen und Seine König⸗ liche Hoheit den Erbprinzen von Sachsen⸗Coburg und Gotha, Höchstwelchen die beiden Durchlauchtigsten Ritter bis zur 11“ der Zeremonie als Parrains zur Seite bleiben, und geleiten Höchstdieselben bis an die Stufen des Throns. Daselbst angelangt, verbeugen sich Alle vor Seiner Majestät dem Kaiser und König.
Der 1ö8“ tritt unterdessen zu den die Insignien tragenden Hofpagen.
Der Ordens⸗Zeremonienmeister nimmt seine Stellung dem Ordens⸗Kanzler gegenüber an den Stufen zur Rechten des Throns ein.
Bei dem Erscheinen der neu zu investierenden Ritter im Ritterjaal ertönt von den daselbst auf⸗ gestellten Trompetern eine kurze Fanfare, welche von dem silbernen Chor aus nachgeblasen wird und ver⸗ klungen ist, sobald die neuen Ritter vor dem Thron
-aangelangt sind. 89
Seine Majestät der Kaiser und König lassen jetzt durch den Ordens⸗Kanzler dem Ordens⸗Sekretär einen Wink ertheilen, um die das Aufnahme⸗Gelöbniß betreffenden Ar⸗ tikel 10 und 11 der Ordens⸗Statuten vom 18. Januar 1701 zu verlesen.
Nachdem dies geschehen, reicht der Ordens⸗Sekretär, welcher sich zur Linken des Ordens⸗Kanzlers aufgestellt hat, dem letzteren das Statutenbuch offen, welches dieser ebenfalls geöffnet in die Hände Seiner Majestät des Kaisers und Königs niederlegt. Allerhöchstdieselben richten sodann an die neu aufzunehmenden Ritter nach einander, und zwar zunächst an den dem Patent nach ältesten die Frage: „ob derselbe geloben wolle, die ihm soeben bekannt gemachten Ritterpflichten zu erfüllen“, worauf der jedesmal Befragte an den Thron hinantretend, indem er seine Rechte (die bloße Hand) auf das Statutenbuch legt, an Eides Statt erwidert:
„Ja, ich gelobe es!“
Der Ordens⸗Kanzler empfängt aus den Händen Seiner Majestät des Kaisers und Königs das Statutenbuch zurück, um dasselbe dem Ordens⸗Sekretär wieder zu übergeben.
Die neu aufzunehmenden Ritter begeben Sich in Ihre früheren Stellungen 18 und werden nunmehr, nachdem Höchstdieselben das Band des Ordens abgelegt haben, von den beiden assistierenden Parrains mit dem Ordensmantel
bekleidet. Während dieser Einkleidung ertönt von dem silbernen Chor herab eine altdeutsche längere Fanfare.
Der Ordens⸗Kanzler überreicht sodann auf einem roth⸗ sammetnen Kissen, das er vom Schatzmeister empfangen, Seiner Majestät dem Kaiser und König die Ordens⸗ für den dem Patent nach ältesten der neu aufzunehmenden
itter.
Hierauf tritt dieser zum zweiten Mal an die Stufen des Throns, läßt Sich vor Seiner Majestät dem Kaiser und König auf das durch einen Pagen herbeigebrachte Kissen mit dem rechten Knie nieder, und der Allerdurchlauch⸗ tigste Großmeister geruht Höchstdemselben die Ordenskette umzuhängen und die Accolade zu ertheilen.
.“ Die Trompeter im Saale lassen einen neuen Ruf ertönen, welcher vom silbernen Chor aus mit einer dreimaligen Fanfare erwidert wird.
er neu aufgenommene Ritter tritt auf Seinen Platz
rück.
Dieselbe Zeremonie wiederholt sich bei dem zweiten der neu aufzunehmenden Ritter.
Die somit investierten beiden Ordensritter werden nun gleichzeitig von den assistierenden Parrains, unter Geleitung des Ordens⸗Zeremonienmeisters, zur Handreichung und dann zu dem Platze geführt, welchen Höchstdieselben unter den Kapitelfähigen Ordensrittern einnehmen.
Während der Handreichung ertönt ein Ordens⸗Marsch.
.“ Keranf kehren die Durchlauchtigsten Parrains auf Höchst⸗
ihre Plätze zurück. 1n b
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Seine Majestät der Kaiser und König ertheilen nunmehr dem Ordens⸗Zeremonienmeister den Befehl zur Ein⸗ führung des Botschafters, Generals der Infanterie und General⸗ Adjutanten von Werder und des Staats⸗ und Kriegs⸗ Generals der Infanterie Bronsart von Schellen⸗
orff. 1
Hierauf begeben sich die als Parrains assistierenden Kapitelsmitglieder, der General⸗Oberst der Kavallerie, General⸗ Adjutant Freiherr von Loë und der Staats⸗Minister Graf zu Eulenburg, nachdem sie sich vor Seiner Majestät dem Kaiser und König verbeugt haben, unter Vortritt der Herolde, und geführt von dem Ordens⸗Zeremonienmeister,
in die Brandenburgische (Rothe Adler⸗) Kammer, empfangen dort die vorgenannten beiden Neuaufzunehmenden, welchen sie bis zur Beendigung der Zeremonie als Parrains zur Seite bleiben, und geleiten dieselben bis an die Stufen des Throns. Daselbst angelangt, verbeugen sich Alle vor Seiner Majestät dem Kaiser und Sen g.
Bei dem Erscheinen der neu zu investierenden Ritter im Rittersaal ertönt von den daselbst aufge⸗ stellten Trompetern wiederum eine kurze Fanfare, welche von dem silbernen Chor aus nachgeblasen wird und verklungen ist, sobald die neuen Ritter vor
dem Thron angelangt sind.
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Seine Majestät der Kaiser und König lassen jetzt wiederum die das Aufnahme⸗Gelöbniß betreffenden Artikel 10 und 11 der Ordens⸗Statuten durch den Ordens⸗Sekretär ver⸗ lesen und richten sodann an die neu aufzunehmenden Ritter nach einander, und zwar zunächst an den dem Patent nach ältesten die Frage: „ob derselbe geloben wolle, die ihm soeben bekannt gemachten Ritterpflichten zu erfüllen“, worauf der jedesmal Befragte, an den Thron hinantretend, indem er seine Rechte (die bloße Hand) auf das Statutenbuch legt, an Eides Statt erwidert: “ “
„Ja, ich gelobe es!“
Der Ordens⸗Kanzler empfängt aus den Händen Seiner Majestät des Kalsers und Königs das Statutenbuch zurück, um dasselbe dem Ordens⸗Sekretär wieder einzuhändigen.
Die neu aufzunehmenden Ritter begeben sich in ihre früheren Arne. zurück und werden nachdem sie das Band des Ordens abgelegt haben, von den beiden assistierenden Parrains mit dem Ordensmantel bekleidet.
Während dieser Einkleidung ertönt von dem silbernen Chor herab eine altdeutsche längere Fanfare.
Der Ordens⸗Kanzler überreicht nunmehr auf einem roth⸗ sammetnen Kissen, das er vom Schatzmeister empfangen, Seiner Majestät dem Kaiser und König die Ordens⸗ kette für den dem Patent nach ältesten der neu aufzunehmen⸗ den Ritter.
Hierauf tritt dieser zum zweiten Mal an die Stufen des Throns, läßt sich vor Seiner Maäjestät dem Kaiser und König auf das durch einen Pagen herbeigebrachte Kissen mit dem rechten Knie nieder, und der Allerdurchlauchtigste Großmeister geruht demselben die Ordenskette umzuhängen und die Accolade zu ertheilen.
Die Trompeter im Saale lassen einen neuen Ruf ertönen, welcher vom silbernen Chor aus mit einer dreimaligen Fanfare erwidert wird. 88 neu aufgenommene Ritter tritt auf seinen Platz zurück.
Dieselbe Zeremonie wiederholt sich bei dem zweiten der neu aufzunehmenden Ritter.
Die somit investierten beiden Ordensritter werden nun leichzeitig von den assistierenden Parrains, unter Geleitung es Ordens⸗Zeremonienmeisters, zur Handreichung und
dann zu dem Platze geführt, welchen sie unter den Kapitel⸗ fähigen Ordensrittern einnehmen. Während der Handreichung ertönt ein Ordens⸗Marsch.
Hierauf kehren die “ auf ihre Plätze zurück.
Seine Maäjestät der Kaiser und König ertheilen demnächst dem Ordens⸗Zeremonienmeister den Befehl zur Ein⸗ führung des Generals der Artillerie z. D., General⸗Adjutanten Anton Radziwill, des Generals der Kavallerie z. D.
rafen von Wartensleben und des Generals der Kavallerie und General⸗Adjutanten, kommandierenden Generals des IX. Armee⸗Korps Grafen von Waldersee.
Hierauf erfolgt mit dem in den §§ 10 und 11 beschriebenen
Zeremoniel die Investitur öe Mittee.
Seine Majestät der Kaiser und König erheben Sich, um das Ordenskapitel abzuhalten. Dies geschieht im Kapitelsaale, wohin sich vom Rittersaale aus in der unter § 6 beschriebenen Weise der Zug, in welchen an den entsprechenden Stellen die investierten neuen Ritter eingetreten sind, in Be⸗ wegung setzt.
Die im Rittersaal aufgestellten Trompeter betonen
die Beendigung der Investitur⸗Feier durch einen Ruf, welcher auf dem silbernen Chor aufgenommen wird. Eine kräftige Fanfare begleitet den Zug der Ritter aus dem Saale.
DDie Herolde, welche dem Zuge wieder vorgetreten sind,
bleiben in der Rothen Sammetkammer am Eingange zum
Kapitelsaale stehen. Nach Eintritt der Ritter, und nachdem die Pagen den Kapitelsaal verlassen haben, wird die Thür desselben geschlossen. 1
be Hiermit endigt der Akt der Investitur, und das Kapitel eginnt.
Von den im Rittersaale zurückgebliebenen Zuschauern der Investitur⸗Feier erwarten nur die dienstthuenden die Rückkunft Seiner Majestät des Kaisers und Königs und Ihrer König⸗ lichen Hoheiten der Prinzen.
14.
Sobald der Allerdurchlauchtigste Großmeister das Kapitel geschlossen hat, formiert der vorbeschriebene Zug, sich in um⸗ gekehrter Ordnung. Hierauf erheben Seine Majestät der Kaiser und König Allerhöchstsich an der Spitze sämmt⸗ licher Ritter nach der Schwarzen Adler⸗Kammer, woselbst die Mäntel abgelegt werden.
Berlin, den 15. Januar 1895. Auf Seiner Kaiserlichen und Königlichen Majestät Allergnädigsten Spezial⸗Befehl. Graf A. Eulenburg,
Zeremonienmeister des hohen Ordens vom Schwarzen Abdler. 1“
Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Dem Wasser⸗Bauinspektor Lierau in Dirschau ist die
infolge der des Bauraths Steinbick nach Berlin erledigte Wasser⸗Bautnspektorstelle dortselbst verliehen worden.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Dem Dirigenten des „Gesangs⸗Vereins“ Karl Stein⸗ hauer zu Düsseldorf ist das Prädikat „Königlicher Musik⸗ Direktor“ beigelegt worden. v“ önigliche Technische Hochschule zu Berlin (Charlottenburg, Berlinerstraße Nr. 151.
Bekanntmachung. “
Die Technische Hochschule wird das Geburtsfest Seiner Majestät des Kaisers und Königs am 26. Januar d. J., Abends 6 Uhr, in ihrer Aula feiern.
Der Zutritt ins Hauptgebäude findet nur durch den Haupteingang statt; es wird ergebenst ersucht, die Einlaß⸗ karten am Eingang zur Aula vorzuzeigen. 8
Charlottenburg, den 15. Januar 1895
Rektor und Senat. 6 Slaby.
Preußen. Berlin, 16. Januar.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute Morgen den Vortrag des Chefs des Zivilkabinets und arbeiteten ssdann mit dem Präsidenten des Evangelischen
Ober⸗Kirchenraths, Wirklichen Geheimen Rath D. Dr. Bark⸗ hausen. Mittags empfingen Seine Majestät den bisherigen Kaiserlich russischen Botschafter an Allerhöchstihrem Hofe
Grafen Schuwalow behufs Ueberreichung seines Abberufungs⸗
schreibens in Abschieds⸗Audienz.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin empfingen gestern den neuernannten mexikanischen Gesandten, Herrn Manuel Iturbe und ertheilten heute dem Kaiserlich
russischen Botschafter Grafen Schuwalow nebst Gemahlin und
Tochter die erbetene Abschieds⸗Audienz.
Gemäß der bezüglichen Bekanntmachung des O er⸗Präsi⸗ denten der Provinz Brandenburg, Staats⸗Ministers Dr. von Achenbach trat gestern der 67. Kommunal⸗Landtag der Kurmark unter Vorsitz des Geheimen Regierungs⸗ und Land⸗ raths von Winterfeldt⸗Menkin im Landeshause zusammen.
Der Vorsitzende eröffnete den Landtag mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König, in welches der Landtag dreimal lebhaft einstimmte. Durch Krankheit werden dem Landtag für die Dauer der Session ferngehalten: der Fürst zu Solms⸗Baruth, der Wirkliche Ge⸗ heime Rath von Klützow und der Stadtrath Ehrenberg⸗
rankfurt a. O.; für letzteren ist dessen Stellvertreter, der
tadtrath Schmidt eingetreten. Die Niederlausitz wird in Angelegenheiten der Landfeuersozietät durch den Land⸗ rath Füegeri von Manteuffel⸗Krossen und den Landsyndikus Sack⸗Kremmen vertreten. Nach Mittheilung dieser Personalien konstituierte der Vorsitzende den Landtag, indem er den Ab⸗ ö für Brandenburg, Bürgermeister Hammer, zum
chriftführer berief und zwei Ausschüsse bildete: den I. Aus⸗ schuß für die Angelegenheiten der Landfeuersozietät der Kur⸗ mark und der Niederlausitz, und den II. für diejenigen der Kurmärkischen Hilfskasse des Kriegsschuldenwesens und der inne⸗ ren Verwaltung. Jum Vorsitzenden des I. Ausschusses wurde der Major von Bredow⸗Buchow⸗Karpzow und zu dessen Stell⸗ vertreter der Hauptmann von Thümen auf Stangenhagen, zum Vorsitzenden des II. Ausschusses der Regierungs⸗ und Landrath von Gersdorff zu Beeskow und zu dessen Stell⸗ vertreter der Rittergutsbesitzer Graf von der Schulenburg auf Trampe ernannt.
Dem I. Ausschuß wurden sofort 27, dem II. 49 Sachen und dem Ritterschaftlichen Konvent eine Sache überwiesen. 11 eingegangene Dankschreiben für Bewilligungen des 66. Kommunal⸗Landtags an milde Stiftungen wurden durch Kenntnißnahme des Landtags erledigt.
verhandelnden Sachen wurde auf den 21. d. M. einschließlich und die nächste Sitzung des Landtags mit Rücksicht auf di Arbeiten der Ausschüsse auf Freitag, den 18. d. M. festgesetzt: In dieser Sitzung soll auch die Kahl des Kurators für die ständischen Kassen erfolgen.
8 8 1“
Der Kaiserliche Statthalter in Elsaß⸗Lothringen Fürft
zu Hohenlohe⸗Langenburg wird, wie „W. T. B.“ meldet, heute Nachmittag in der Villa Strehlen von Ihren Majestäten dem König und der Königin empfangen werden und mit Ihrer Hoheit der Herzogin zu Schleswig⸗Holstein an der Königlichen Tafel theilnehmen.
Hessen.
Die Zweite Kammer hat gestern den Antrag ver⸗ schiedener Abgeordneten auf Einführung einer eigenen Staats⸗ lotterie mit 30 Stimmen angenommten.
Mecklenburg⸗Streliitztz.
Seine Königliche G.. der Großherzog empfing am 12. d. M., wie die „Neustrel. Ztg.“ meldet, den russischen Botschafter in Berlin Grafen Schuwalow in feierlicher Audienz und nahm aus dessen Händen ein Schreiben des aisers Nikolaus II. entgegen, durch welches Graf Schuwalow aus seiner bisherigen Stellung als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister am Großherzoglichen Hofe abberufen wird. Nachdem der Graf auch von Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin empfangen worden war, fand Galatafel von etwa 40 Gedecken statt.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Seine Königliche Hoheit der Herzog, Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Herzogin, sowie Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen Alexandra und Beatrice haben sich gestern Nachmittag von Coburg zu längerem Auf⸗ enthalt nach Gotha begeben.
Schwarzburg⸗Sondershausen.
Ihre Durchlaucht die Fürstin, Höchstwelche zur Zeit mit Seiner Durchlaucht dem Fürsten 8 Besuch am Herzog⸗ liches Hofe in Dessau verweilt, ist daselbst an den Masern erkrankt.
Oesterreich⸗Ungarn.
Ein Handschreiben des Kaisers an Dr. Wekerle hebt dessen besondere Verdienste um die Befestigung des Gleichgewichts in dem Staatshaushalt hervor und ver⸗ sichert ihn der unveränderten Gnade des Kaeaisers. Die Minister von Szilagyi, von Lukacs und von Hieronymi werden in Anerkennung ihrer mit uner⸗ maͤblichem Eifer geleisteten ausgezeichneten Dienste ihrer Stellungen in Gnaden enthoben, ebenso Graf Andrassy und Eoetvoes in Anerkennung ihrer treuen und eifrigen Dienste.
Die Budapester Blätter sprechen die Ueberzeugung aus, daß das neue ungarische Ministerium innerhalb der liberalen Partei eine durchaus befestigte Stellung besitze und auch seitens der auf staatsrechtlicher Grundlage stehenden Oppo⸗ sitionellen voraussichtlich keine heftige Befehdung zu gewärtigen habe. — Die Meldung, daß die siebenbürgisch⸗sächsischen Abgeordneten beabsichtigten, dem neuen Kabinet gegenüber eine oppositionelle Haltung einzunehmen, sei unrichtig. Es werde versichert, daß die sächsischen Abgeordneten auch weiterhin in der Regierungspartei verblieben.
Der Landtag für Oesterreich u. d. Enns hat gestern nahezu einstimmig den Antrag des Landeskultur⸗Ausschusses angenommen, die Regierung zu ersuchen, auf keinen Fa auf eine Herabsetzung des Einfuhrzolls auf französische Weine ein⸗ zugehen. Ebenso wurde ein Zusatzantrag des Abg. Schei cher,
— — Der Ausschlußtermin für den Eingang der in der gegenwärtigen Session noch zu
ch durch die Androhung des Zollkriegs nicht schrecken zu lassen, angenommen.
Im tiroler Landtag richtete der Landeshauptmann an die nicht erschienenen Abgeordneten der italienischen Landes⸗ theile die geschäftsordnungsmäßige Aufford erung zur Theil⸗ nahme an den Sitzungen. 8
Sroßbritannien und Irland. Während einer gestern Nacht in Glasgow abgehaltenen öffentlichen Versammlung wurde der Herzog von Argyll
plötzlich von einer Ohnmacht befallen. Das Bewußtsein kehrte war bald zurück, der Fen wurde jedoch später kritisch, dem Hause Lord Colville's gebracht
odaß der Herzog n werden mußte. Frrankreich. “
Der Präsident der Republik Casimir⸗Perier, der estern Nachmittag eine zweistündige Berathung mit dem räsidenten des Senats Challemel⸗Lacour hatte, hat, wie die „Agence Havas“ meldet, seine Demission gegeben. Die Note, worin die „Agence Havas“ den Entschluß des Präsidenten ankündigt, faßt die hauptsächlichsten Ideen zusammen, die der Präsident in einer an den Senat und die Kammer zu richtenden Botschaft entwickeln wird. Der Präsident der Republik habe den Entschluß gefaßt, auf sein Amt zu ver⸗ zichten: die vorgestrige Kammersitzung und die Abstimmung in derselben seien in seinen Augen nur ein in zweiter Linie in Betracht kommender Zwischenfall; ein Kampf sei ausgebrochen gegen das parlamentarische Regime und gegen die staats⸗ bürgerlichen Freiheiten; er habe gehofft, daß die Präsident⸗ schaft der Republik, die der Aktionsmittel entblößt sei, unerreichbar für die Parteien sein werde, daß das politische Vertrauen aller Republikaner ihm Kraft und An⸗ sehen geben würde; er habe gehofft, daß diejenigen, die ihn wider seinen Willen auf einen Posten gestellt hätten, wo er sich nicht selbst vertheidigen könne, die Vertheidigung des ersten Staatsamts übernehmen würden. Er habe die Minister gebeten, provisorisch ihre Demission zurückzunehmen, um die
Uebertragung der Gewalten zu sichern. Der Minister⸗Präsident
Dupuy habe die Präsidenten des Senats und der Kammer seine Entschließung wissen lassen, die das Parlament sofort einberufen würden.
Die „Agence Havas“ meldet weiter: Große Bestürzung herrschte gestern bei den Persönlichkeiten, die den Nachmittag in den Wandelgängen der Kammer zubrachten. Man be⸗ merkte nicht ohne Ueberraschung, daß die Ministerkrisis nicht ihren gewöhnlichen Verlauf nehme und eine unerklärliche Physiognomie zeige. Man verbrachte die Zeit damit, alle möglichen Eventualitäten zu besprechen; man hatte die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß das neue Kabinet sich zum größten Theil aus den Elementen zusammen⸗ setzen werde, die das alte Kabinet gebildet hatten; man hatte ferner an die Bildung eines radikalen Kabinets gedacht, man hatte sogar die Frage der Auflösung der Kammer und den Appell an das Land, unter Voraufgang einer Bot⸗ schaft des Präsidenten, erörtert — an einen einzigen Ausgang hatte man nicht gedacht: an die Demission des Präsidenten. Die Bestürzung war allgemein. Der Charakter Casimir⸗ Perier's, seine ““ seine FFestigkeit, seine Unbescholten⸗ heit flößten in der That allen, selbst den radikalen Republikanern Vertrauen ein. Man hat jetzt eine Er⸗ klärung für die lange Dauer der Unterredung Challemel⸗ Lacour's mit Casimir⸗Perier, dessen Entschluß bereits gefaßt war. Alle Bemühungen Challemel⸗Lacour's blieben erfolglos. Alle Mitglieder des Kabinets, Dupuy, Leygues, Poincarré, Mercier, Felix Faure und Guörin wiederholten nacheinander den Versuch des Senats⸗Präsidenten; es gelang ihnen aber nicht, Casimir⸗Perier in seinem Entschlusse wankend 7. machen. Dupuy begab sich im Laufe des Abends ein letztes Mal zu Casimir⸗Perier und blieb über dreiviertel Stunden bei ihm. Er kleidete die Gründe, die er Casimir⸗Perier schon vorgelegt hatte, in eine noch dringendere Form und brachte auch andere, mehr persönliche Gründe vor, von denen er glaubte, daß sie Füeheen Eindruck auf Casimir⸗Perier machen würden, konnte aber den Widerstand Casimir⸗Perier’'s nicht überwinden. Nach Dupuy kam Spuller; alles, was Dupuy und Spuller erreichen konnten, war, daß Casimir⸗ Perier seine Entscheidung bis 6 ½ Uhr Abends verschob. Als Dupuy und Spuller den Präsidenten verließen, begegneten sie in den Vorzimmern seiner Mutter, die ihnen versprach, allen ihren Einfluß auf ihren Sohn aufzubieten, um ihn um Verbleiben auf seinem Posten zu bewegen. Die
egegnung zwischen Mutter und Sohn ist, wie es scheint, äußerst bewegt gewesen. Trotzdem richtete Casimir⸗Perier schon vor der verabredeten Zeit einen kurzen Brief an Dupuy, worin er ihm seinen unabänderlichen Entschluß mittheilte und ihn bat, von diesem Entschluß den Präsidenten des Senats und der Kammer Kenntniß zu geben und denselben durch das „Journal Officiel“ und die „Agence Havas“ veröffentltchen zu lassen. Dupuy traf nun sofort alle durch die Lage be⸗ dingten Maßnahmen; der Seine⸗Präfekt und der Polizei⸗ Präfekt Aüicen von ihm die nöthigen Instruktionen.
Auf den Boulevards wurde die Demission Casimir⸗ Perier's gestern Abend gegen 11 Uhr bekannt; das Publikum wollte die Nachricht zuerst nicht glauben und eilte zu den Depeschensälen der Zeitungen, um dort die Bestätigung zu er⸗ halten. Die Nachricht machte großen Eindruck und überall wurden der Entschluß Casimir⸗Perier's und die Aussichten der “ für die Präsidentschaft der Republik lebhaft erortert.
Der Präsident Casimir⸗Perier wird durch eine Bot⸗ schaft seine Demission mittheilen; die Botschaft wird in der Kammer von dem böö Dupuy, im Senat von dem Justiz⸗Minister Gu6rin verlesen werden.
HNeber die Kandidaturen für die Präsidentschaft ist natürlich noch nichts Bestimmtes bekannt, die verbreitetste An⸗ nahme ist, daß Casimir⸗Perier mit großer Mehrheit wieder⸗ gewählt werden wird. Wahrscheinlich werden die Majoritäten des Parlaments Schritte in dieser Richtung unternehmen. Für den Fall, daß Casimir⸗Perier ablehnt, werden Dupuy, auch Waldeck⸗Rousseau, Challemel⸗Lacour und Spuller als Kandi⸗ daten genannt.
Der Kongreß wird wahrscheinlich Donnerstag zu⸗ sammentreten.
Die sozialistische Gruppe der Kammer hat ein Manifest veröffentlicht, worin es heißt:
Wir werden dem Präsidenten die Ehre anthun, seine Demission ernst zu nehmen, wir werden nicht glauben, daß er es neuerdings auf ein Votum des Kongresses ankommen lassen werde; das wäre das lächerlichste Manöver und die Uemsste Berechnung, denn nichts kann ihm die verlorene Autorität wiedergeben. Solches Spiel wäre kindisch
und verbreche für immer; er geht, getödtet durch die Korruption der Regierung, deren Chef er war; er geht auch, besiegt durch die niedrigen Intriguen seines Minister⸗Präsidenten. Der Zusammenbruch Perier's kündigt den vorbereiteten Zusammenbruch des Kapitalismus und der Reaktion an. Bleiben wir einig, Bürger, thatkräftig und aufrecht! Die letzte, höchste Entscheidung ist vielleicht nahe.
Die heutigen Morgenblätter besprechen die De⸗ mission des Präsidenten Casimir⸗Perier. Das „Journal des Débats“ sagt, die Geschichte werde die Gründe der Demission aufklären; ungewiß sei aber, ob die Geschichte diese Demission in Anbetracht der schweren Gefahren, die dem Lande von der wachsenden Kühnheit der Revolutionäre und der Unthätigkeit der Gemäßigten drohten, billigen werde, und ob nicht andere Entschlüsse, als die Ab⸗ dankung, hätten gefaßt werden können. Der „Gaulois“ nennt die Demission Casimir⸗Perier’s eine Desertion und meint, die Erklärung für dieselbe sei in dem Vorleben und dem Charakter Casimir⸗Perier'szu suchen. Der „Figaro“ erklärt, wenn Casimir⸗ Perier auf seinem Entschluß beharre, werde Europa eben so strenge über ihn urtheilen wie Frankreich. Das „Journal“ nennt die Demission ebenfalls eine Desertion und stellt dabei fest, daß sie das Ergebniß des anarchistischen Zustandes sei, in welchem die Parteien sich befänden. Nach der „Autorité “ist die Demission nicht allein die Verdammung des Mannes, sondern hauptsächlich die des Regimes. Die „Lanterne“ be⸗ hauptet, diese Demission sei nicht das Ende, sondern der An⸗ fang eines Staatsstreichs gegen die Unabhängigkeit der Kammer und die Rechte des allgemeinen Stimmrechts, denn Casimir⸗Perier wolle lediglich seine Wiederwahl. Das „Evéne⸗ ment“ tadelt Casimir⸗Perier, glaubt aber nicht, daß er von seiner Entscheidung aügehen werde. Das „Petit Journal“ sagt, die Thatsache der Demission sei äußerst ernst und werde die gefährliche Lage nur noch verwickelter machen. Der „Radical“ sieht mit Bedauern den Fall eines Mannes, dessen v und Energie man gerühmt habe. Der „Intransigeant“ sagt, die Demission sei das Eingeständniß der Ohnmacht. Die„Petite République“ erkennt in der Demission Casimir⸗Perier’'s hauptsächlich einen Sieg der sozialistischen Partei. Der „Soleil“ sagt, Casimir⸗Perier habe sein Ansehen in den Kämpfen, deren Ausgang nicht zweifel⸗ haft sei, nicht kompromittieren wollen und dem Parla⸗ ment seine Demission mit souveräner Verachtung ent⸗ gegengeschleudert; er habe sich als anständiger Spieler gezeigt. Diese Demission werfe die Frage der Revision der Konstitution auf. Der „Voltaire“ meint, die Re⸗ publik habe einen Stoß erhalten. Die „Estafette“ erklärt, Thiers, Gambetta und Ferry hätten andere Angriffe aushalten müssen, trotzdem habe keiner von ihnen sich seiner Pflch entzogen. Die Republik werde ihre Lebenskraft beweisen; Donnerstag werde der Kongreß zusammentreten und es werde in Frankreich nichts geändert sein. Der „Eclair“ nennt die Demission einen unüberlegten Entschluß. Der „Matin“ meint, Casimir⸗ Perier hätte vor seiner Entschließung eine Botschaft an die Kammern richten und eher zu einer Kammerauflösung als zur Demission schreiten müssen.
Wie die Blätter melden, fand heute Nacht 1 Uhr ein Ministerrath zur Besprechung über die Lage statt.
Italien. Invfolge einer leichten Erkältung hat der Papst vorgestern und gestern das Zimmer gehütet und die Ertheilung von Audienzen verschoben. Zu einer Besorgniß ist dem „W. T. B.“
zufolge nicht der geringste Anlaß vorhanden.
Spanien. 1 Der Marschall Martinez de Campos dung des „W. T. B.“ zufolge erkrankt.
8 Belgien. Die Königin ist, wie „W. T. B.“ berichtet, infolge einer starken Erkältung genöthigt, das Bett zu hüten.
n der Repräsentanten kammer gab gestern der Minister des Auswärtigen Graf von Merode⸗Westerloo die Erklärung ab, er habe geglaubt, dem Hause Mit⸗ theilungen uͤber die Congo⸗Angelegenheit machen 2 können, indessen seien die Voraussetzungen der Regierung noch nicht erfüllt und die internationalen Verhandlungen noch nicht abgeschlossen. Der Minister ersuchte daher das Haus, die Congo⸗Debatte bis zu dem Zeit⸗ punkt zu vertagen, wo die Regierung ohne Unzuträglichkeiten antworten könne. Der Deputirte Lorand verlangte nunmehr, daß das Haus über die Vertagung seiner Interpellation ent⸗ scheide; die Vertagung wurde hierauf durch Aufstehen bezw. Sitzenbleiben beschlossen. Der Minister des Auswärtigen äußerte im Verlaufe der Berathung, daß die Regierung auf einen baldigen Abschluß der Verhandlungen in der Congo⸗ Angelegenheit hoffe
Im Anschluß an das am Montag von dem Brüsseler Schwurgericht gefällte, Urtheil gegen fünf Re⸗ dakteure bezw. Mitarbeiter des Sozialistenblatts „La Caserne“, welche der Aufreizung gegen die Militärgesetze beschuldigt waren, meldet eine Brüsseler Zeitung, die Regierung werde in kurzem ein Gesetz gegen die sozialistische ee in der Armee, auch wenn diese nicht von Erfolg begleitet sei, einbringen.)
ist einer Mel⸗
Amerika.
Im Senat brachte, wie „W. T. B.“ aus Washington berichtet, Sherman eine 8bgg- ein, wonach der Präsident in Gemäßheit der Resolution des Kongresses vom 3. April 1890 ermächtigt werden soll, durch die diplomatischen Agenten der Vereinigten Staaten Verhandlungen su führen oder eine Kommission zu ernennen, die an die fremden Regierungen ent⸗ sandt werden solle, um Maßnahmen einzuleiten zur Errichtung eines internationalen Schiedsgerichts oder zur Ergreifung anderer Maßnahmen, durch welche Streitigkeiten zwischen den Völkern gütlich beigelegt und Krieg abgewendet werden solle.
Der Geschäftsausschuß des Repräsentanten⸗
auses beschloß, die Wilson⸗Vorlage für die Aufhebung des ifferentialzolls auf Zucker dem Hause zu empfehlen.
Afrika. 1e“
Die marokkanische Gesandtschaft, die einen Theil der Kriegsentschädigung an Spanien überbringt, ist auf dem Wege nach Madrid in Tanger eingetroffen.
Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Massowah von gestern, der 881 Baratieri sei am 12. Januar Abends, ohne vom Feinde bemerkt zu werden, in Coatit eingetroffen und habe am 13. d. M. in frühester Morgenstunde den Feind, der 10 000 mit Flinten und viele mit
Seitengewehren ausgerüstete Soldaten zählte, unver⸗
ch zugleich. Nein, wenn 3 geht, so ist es
muthet angegriffen. Ras Mangascha habe das Schlacht⸗
feld verlassen müssen und sei zurückgegangen, indem er die Berge von Gonde als Stützpunkt genommen habe, sodann habe er einen Frontangriff versucht, den General Baratieri jedoch vvv abe. Ras Mangascha habe beträchtliche Ver⸗ uste gehabt. Die Abessinier hätten nunmehr eine Umgehung der Italiener versucht. Letztere seien ihnen jedoch zuvor⸗ gekommen. Einen Gesammtangriff habe Ras Mangascha nicht wiederholt, das Gewehrfeuer sei aber auf beiden Seiten den ganzen Tag hindurch fortgesetzt worden. Die Nacht sei voll⸗ kommen ruhig vergangen. General Baratieri habe mit seinen ge⸗ sammten Truppen bei Coatit ein . aufgeschlagen. b Haltung der italienischen Truppen in dem Kampfe sei bewun⸗ dernswerth gewesen. Die gefan en genommenen Feinde hätten bestätigt, daß die Verluste Ras Mangascha's beträchtlich seien; die Verluste auf italienischer Seite seien nicht bedeutend.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstags befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (16.) Sitzung des Reichstags, an welcher die Staatssekretäre, Staats⸗Minister von Boetticher und Freiherr von Marschall theilnahmen, gelangte der von den Abgg. Graf von Hompesch und Genossen beantragte Gesetzentwurf zur Verhandlung, welcher die Aufhebung des Gesetzes, betreffend den Orden der Gesell⸗ schaft Jesu, vom 4. Juli 1872, ausspricht.
„Der Abg. Graf von Hompesch (Zentr.) begründete die Wieder⸗ holung des Antrags in der gegenwärtigen Session damit, daß der Bundesrath dem früheren Beschlusse der Reichstagsmehrheit nicht nachgekommen sei. Die Zentrumspartei werde, so lange dies nicht geschehe, den Antrag immer wieder einbringen. Es sei anzuerkennen, daß der Bundesrath Erleichterungen habe eintreten lassen, aber diese genügten nicht, sie zeigten vielmehr deutlich die Unhaltbarkeit des Jesuitengesetzes. Wenn man die Diener der Religion, welche der Sozialdemokratie am erfolgreichsten entgegenwirken könnten, unter ein Ausnahmegesetz stellte, so sei das unvereinbar mit dem Be⸗ streben, Religion, Sitte und Ordnung zu stärken.
Abg. Freiherr von Manteuffel (dkons.) erklärte, seine Partei stehe nach wie vor auf dem Standpunkte der von ihr am 1. Dezember 1893 abgegebenen Erklärung, weil sich inzwischen nichts ereignet habe, was ein Aufgeben dieses Standpunkts bedingen könnte.
Abg. Schröder (fr. Vg,) sprach sich gegen den Antrag des Abg. Grafen Hompesch aus. Wenn man allen Forderungen der Kirche nachgäbe, so würde dies in den römisch⸗katholischen Staat hineinführen.
Abg. Graf Kwilecki (Pole) gab eine kurze Erklärung dahin ab, daß die Fraktion der Polen für den Antrag stimmen werde. 3
Abg. Liebknecht (Soz.) erklärte, seine Partei werde, weil sie Freiheit für alle wolle und die geistigen Waffen der Jesuiten nicht fürchte, ebenfalls für den Antrag stimmen.
Die Abgg. Dr. von Marquardsen (nl.) und Freiherr von Stumm⸗Halberg (Rp.) bezogen sich auf die von ihren Parteien in der vorigen Session gegen den Antrag des Zentrums ab⸗ gegebenen Erklärungen, an denen sie nach wie vor festhielten.
Abg. Rickert (fr. Vg.) stellte den Antrag, nur den § 2 des Jesuitengesetzes fallen zu lassen.
Abg. Dr. Förster (Refp.) trat diesem Vorschlag bei.
In einem Schlußworte legte der Abg. Dr Lieber (Zentr.) unter anderem gegen die in der Diskussion geäußerte Ansicht Verwahrung ein, daß die Zentrumspartei ihre Zustimmung zu der Umsturzvorlage mit der Annahme des vorliegenden Antrages in Verbindung bringe.
Mit Rücksicht auf den Antrag des Abg. Rickert wurde davon abgesehen, sofort in die zweite Berathung einzutreten; dieselbe wird auf die Tagesordnung der morgigen Sitzung gestellt werden. vi““ Fses
(Schluß des Blattes.)
— Der heutigen (2.) Sitzung des Herrenhauses wohnte der Präsident des Staats⸗Ministeriums, Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe bei.
Seit der letzten Session sind die Herren Graf zu Dohna⸗ Schlobitten, Geheimer Rath Wilh. von Brandenstein und Freiherr Ferd. von Schlichting gestorben, die Herren ne1 Schweineberg, von Kemnitz und Theune aus⸗ geschieden.
Das Präsidium wurde, wie in früheren Jahren, er⸗ mächtigt, Seiner Majestät dem Kaiser zu Allerhöchstseinem Geburtstage die Glückwünsche des Hauses darzubringen.
Das neueingetretene Mitglied Herzog Friedrich Fer⸗ dinand zu Schleswig⸗Holstein⸗Glücksburg wurde vereidigt. 3 ö111 (Schluß des Blattes.)
— Der heutigen (2.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ eordneten wohnten der Präsident des Staats⸗Ministeriums, eichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Vize⸗Präsident des
Staats⸗Ministeriums, Staatssekretär Dr. von Boetticher, der Finanz⸗Minister Dr. Miquel und der Minister der öffent⸗ lichen Arbeiten Thielen bei.
Der Präsident der früheren Session von Köller eröffnete die Sitzung um 11 ¼ Uhr und das Haus trat in die Wahl des Präsidiums ein, während zunächst der bisherige Vize⸗ Präsident Freiherr von Heereman den Vorsitz übernahm. orschlag des Abg. Stengel (fk.) wurde durch Zuru er Abg. von Köller wiederum zum . gewählt. Er nahm die Wahl mit den folgenden Worten an:
Ich danke Ihnen für das Vertrauen, das Sie mir auch fernerhin erhalten wollen, und nehme die Wahl an. Daß mit den Jahren die Kräfte zunehmen, werden Sie nicht erwarten, allein ich hoffe, daß es mir möglich sein wird, auch in dieser Session dem Hause zu Diensten zu sein, wenn Sie mir das Wohlwollen erhalten wollen, dessen ich mich schon seit fünfzehn Jahren von seiten dieses Hauses zu erfreuen habe.
In gleicher Weise wählte das Haus auf Antrag des Abg. Stengel den bisherigen Ersten Vize⸗Präsidenten Freiherrn von und den bisherigen Zweiten Vize⸗Präsidenten
r. Graf für diese Aemter wieder. Auch sie erklärten sich mit Dank zur Annahme der Wahl bereit.
Zu Schriftführern wurden gewählt die Abgg. Bode, artmann (Lübben), Jerusalem, Im Walle, Olzem, opelius, Weyerbusch und Worzewski.
u Sr been berief der Präsident die Abgg. Dr. Sattler usch. Nachdem hiermit die Konstituierung des Hauses erfolgt war, nahm das Wort der Präsident des Staats⸗Ministeriums, Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe:
Seit Ihrer letzten Vereinigung in diesem Hause sind wesentliche Veränderungen in der Zusammensetzung des Staats⸗Ministeriums erfolgt. Es ist das Ministerium des Innern, das Ministerium der Justit und das Ministerium der Landwirthschaft neu besetzt worden, und Seine Majestät haben geruht, mir das Präsidium des Staats⸗Ministerimns zu übertragen. Ich komme deshalb heute, mich Ihnen vorzustellen und die Beziehungen anzuknüpfen, die uns von nun
und