wald mit Geschick im Falstaffton spielte,
Komik stürmische Heiterkeit. 8 8 Neues Theater.
Gestern Abend wurde das Schauspiel „Das liebe Geld“ von Elsa von Schabelsky zum ersten Mal gegeben und fand eine freundliche Aufnahme, gegen die nur zum Schluß sich ein schwacher
Die zweifellos begabte Ver⸗
Widerstand unter den Zuschauern regte.
fasserin hat sich die Aufgabe gestellt zu zeigen, wie die Menschen dem Publikum
der * Sie führt erwachsenen
glänzenden
Geld 8 nach dem Charakter meist aber demoralisierend wirkt. und vier
eine aus dem Vater und die einst in
stehende Familie vor,
gelebt hat, aber durch die Spielwuth des Vaters verarmt und zum Broterwerb durch Zimmervermiecthen und Möbelverkauf gezwungen ist. Die älteste der vier Töchter vertritt im Hause die Mutterstelle und hält in der Familie strenge Zucht; Vater und Schwestern zittern vor Die zweite hat nur Sinn für Putz und Vergnügungen, die dritte macht sich durch wirthschaftliche Thätigkeit im Hause nützlich
5 ein noch nicht ganz dem Backfischalter entwachsenes
ihr.
und die jüng
Mädchen, ist als Telegraphistin beschäftigt. Der
mütterliche Vermögen, in dessen Besitz diese
zum theil gelangt, da sie sich nach schweren Kämpfen entschließen muß, damit die wieder durch Börsenspiel verursachten Veruntreuungen des Vaters zu decken, um ihn vor Zuchthaus wegen Wechselfälschung Um den Verlust möglichst schnell wieder einzubringen, läßt sie sich nun selbst auf Börsenspekulationen ein, von denen sie nicht mehr lassen kann, sodaß sie dieser Leidenschaft wegen auf die Verbindung mit ihrem jahrelangen und von ihr begünstigten Werber Gunstbezeugungen entschließt sich des Geldes wegen, fünf Die vierte endlich heirathet nach Neigung Die Charakterisierung der vier 8
zu bewahren.
verzichtet. Die zweite Tochter verkauft ihre für Geld und die dritte ohne Neigung einen älteren zum Gatten zu nehmen.
einen gering bezahlten Beamten.
Wittwer mit
Schwestern kann im allgemeinen als gelungen bezeichnet werden, auch die Situationen sind natürlich und geschickt dargestellt, doch ist der Dialog an vielen Stellen viel zu breit und nicht frei von häufigen Wieder⸗ Dadurch erlahmt das Interesse an dem Werk, das sonst In der Charakterschilderung der zweiten, moralisch gänzlich herabgesunkenen Schwester hat die Verfasserin sich nicht mit Andeutungen ihrer moralischen Defekte begnügt, sondern sie gegen die hiesigen Gewohnheiten mit einer ungeschminkten Deut⸗ lichkeit gezeichnet, die berechtigten Widerwillen hervorrief. war tadellos und half wesentlich zu dem Erfolge des immerhin Namentlich wurden die vier Schwestern von den Damen Sandow, Wagen, Gabri und Brock trefflich In der Rolle eines faden Lebemanns von höherem Stande bewährte Herr Reusch sein bekanntes schauspielerisches Ge⸗ schick. Darsteller und Verfasserin wurden durch lebhaften Beifall und
holungen. lebhafte Theilnahme erweckt.
stellun interessanten Werks mit.
wiedergegeben.
zahlreiche Hervorrufe ausgezeichnet.
Im Königlichen Opernhause wird morgen Otto Nicolai's Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ unter Kapellmeister Wein⸗ artner's Leitung mit folgender Besetzung gegeben: Falstaff: Herr Stammer, Fluth: Herr Betz, Reich: Herr Mödlinger, Fenton: Herr Herr Schmidt, Frau Fluth: Frau Herzog, Frau Reich: Frau Goetze, Anna: Fräulein
Sommer, Spärlich: Herr Lieban, Doktor Cajus:
Weitz.
Im Königlichen Schauspielhause
wieder hergestellt und wird als Ellinor von
ist
ehee spielt Frau Seebach zum ersten Mal die Rolle der Frau Schettler. Zum Schluß folgt der Schwank „Die stille Wache“. — Frau Anna Schramm befindet sich auf dem Wege der Besserung, und es soll daher der Schönthan⸗Kadelburg'sche Schwank „Zum wohlthätigen Zweck“ Ende nächster Woche in!Scene gehen. — Der Schau⸗
als Gret . lichen Hoheit dem Herzog das goldene Verdienstkreuz
Wissenschaft verliehen.
spielerin Fant Amanda Lindner, welche am 23. d.
Im Berliner Theater sind die Proben zu Ernst Wichert's
erweckte durch seine drastische
Vater verliert den gegen die eigene älteste Tochter angestrengten Prozeß um das
gelangt räulein Poppe treit auftreten.
—
Skowronnek’s Lustspiel „Halali“ zur Aufführung. 8
een mit großem Erfolge gastierte, wurde von Seiner König⸗
seinem Schauspiel „Aus eignem Re starken Erfolg hatte, behandelt auch
artigen Vorgeschichte aufbaut. sind alle ersten Kräfte des Berliner
Sucht nach denen sich noch Anna Haverland als
verschieden, Töchtern be⸗ Verhältnissen
Gymnasium ein Konzert vor gela sängerinnen Fräulein
Kammermusiker Herren B. Gehwald
wirken.
jedoch nur
lichen Kammermusiker Schmidt mitwirken werden. Kindern
Die Bauten für die Berliner
gereicht, demnächst erfolgen.
Die Dar⸗
in Tirol zeigen wird. E steige man aufwärts bis zu der 2
österreichischen Alpenvereins.
in das liebliche Thal darbieten.
morgen Treptow, namentlich
bereits fünf Kommissarien bestellt auftragten nunmehr in der gestrigen Linie
in Gotha
für Kunst und
Stoff aus der vaterländischen Vergangenheit, jedoch sind die geschicht⸗ lichen Vorgänge, die den Kampf um „Marienburg“ zum Mittelpunkt haben, nur der Hintergrund für einen bewegten menschlichen Konflikt,
der sich zwischen Vater und Sohn abspielt und sich auf einer eigen⸗ Zur Veranschaulichung des Werkes
Der Berliner Tonkünstler⸗Verein, hat, die durch den Tod des Professors Alsleben freigewordene Stelle des Esten Vorsitzenden vor Abl auf des Vereinsjahrs nicht zu besetzen, sondern sie durch den Zweiten Vorsitzenden Herrn Wilhelm vanper verwalten zu lassen, veranstaltet morgen, Sonnabend, im Askanis
Martha Ramme Schramke, die Fräulein Else Veit und die Königlichen
Zur Aufführung gelangen lediglich Kompositionen von Ver⸗ einsmitgliedern. — Am 22. Februar findet in der Sing⸗Akademie ein großes Konzert des Vereins mit Chor und Orchester statt.
Am Dienstag, den 29. Januar, Abends 7 ½ Uhr, findet in der Parochial⸗Kirche (Klosterstraße) zum Besten eines seit mehreren Jahren erblindeten Familienvaters ein Konzert statt, in Lelchem Frau Professor Schultzen von Asten (Sopran), die König⸗ . Fer Herren Julius Nieselt (Violine) und Fritz Maneke (Cello), der Orzanist Herr Adolf Friedrich und der Berliner Männer⸗Gesangverein unter Leitung seines Dirigenten Herrn Otto Billets (Altarraum 2 ℳ, Schiff 1 ℳ) sind zu haben in der Hof⸗Musikalienhandlung von Bote u. Bock, Leipzigerstraße 37, und am Konzertabend am er K
Mannigfaltige
sollen, wie der Arbeitsausschuß mittheilt, nunmehr im Laufe des nächsten Monats in Angriff genommen werden. und technischen Baupläne sind der Behörde zur Genehmigung ein⸗ und für die verschiedenen Bau⸗Loose soll die Ausschreibung Das Hauptrestaurant der Ausstellung ist den Herren Adlon und Dressel übertragen worden, die auf ihre Kosten ein großes, zur Aufnahme von 10 000 Personen bestimmtes Restaura⸗ tionsgebäude erbauen und einrichten werden. Preise wird in sämmtlichen Restaurants der Ausstellung von der Zu⸗ stimmung des Arbeitsausschusses abhängig gemacht. — sonderen Reiz soll die Ausstellung durch ein Höhenpanorama von gewaltigen Dimensionen erhalten, das dem Besucher das Zillerthal Es soll die reizvolle Illusion erwecken, als
Hütte“, dem Unterkunftshaus der Sektion Berlin des deutschen und Unter Zuhilfenahme aller Mittel der Kunst und Technik wird das Panorama ein getreues Bild jenes herr⸗ lichen Aussichtspunktes mit seiner Gletscherpracht und dem Ausblick
Betreffs Einsetzung einer gemischten Deputation zur einer Straßenbahn⸗Linie vom mit Rücksicht auf das System Langen (Schwebebahn), und Herstellung eines darauf bezüglichen Vertrags⸗ entwurfs, hat der „Nat.⸗Ztg.“ zufolge der Magistrat den Stadt⸗ verordneten mitgetheilt, daß er zu dieser gemischten Deputation
für diese Deputation zehn Stadtverordnete zu ernennen. sollen hierzu die Mitglieder der Kommission, Schwebebahn in Deutz besichtigt haben, in Aussicht genommen werden.
An das hiesige Unterstützungs⸗Comité für die Noth⸗ leidenden in Calabrien und Sizilien Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten das nachfolgende, von der „Nat. Ztg.“ mitgetheilte Schreiben gelangt:
cht“ auf dieser Bühne einen so in diesem neuen Werk einen
wurde.
Theaters herangezogen worden, Gast beigesellt. welcher beschlossen
en denem Publikum. Die Konzert⸗ und Fräulein Elfrida
und H. Hasse werden darin mit⸗ r zum Bahnhof
Kirch
Sterling geschätzt. Gewerbe⸗Ausstellung 1896
Die Bauzeichnungen 4 8 unter Begleitung
Die Bemessung der
Einen be⸗ X eingetreten.
Michigan⸗See
050 0 elegenen „Berliner 11 29 Personen sind
Feststellung
Innern der Stadt nach
Rom, 17. Januar. Ihnen den Empfang der welche in Ihrer Stadt zum Besten der durch das Erdbeben in Calabrien und Sizilien so schwer betroffenen Familien Diese menschenfreundliche That Ihres verehrten Cotnités und der edelmüthigen Spender findet ein lebhaftes Echo in unseren Kerzen und ist es uns eine Genugthuung, Ihnen den Ausdruck des Dankes und der Erkenntlichkeit der vom Unglück so schwer geprüften zahl⸗ reichen Opfer zu übermitteln. — Die Königliche Regierung würdigt das lobenswerthe Wirken Ihres Komités, und ich bin Ihnen den Ausdruck ihres Dankes zu übermitteln. Hochachtung Ihr ganz ergebener Baron Blanc.
Thorn, 25. Januar. hier Hochwasser eingetreten; die Weichsel ist um 1 ½ die Eisdecke gebrochen; es ist starker Eisgang.
Nürnberg, 25. Januar. fahrender 130 000 ℳ daraus gestohlen.
Braunschweig, 24. Januar. verordnetenwahlen siegten laut Meldung des „W. T. B.“ die bürgerlichen Parteien. Sozialdemokrat gewählt worden.
Paris, 23. Januar. Nachmittag fegte ein Schneesturm während anderthalb Stunden
Bern, 24. Januar. sehr große Zahl von Postverbindungen unterbrochen, darunter neben unbedeutenderen namentlich die Simplon⸗Route, die Route über den Splügen und die Route über den St. Bernhardin. Der Transport der Postsachen muß theilweise zu Fuß, 4 auf Pferden bewerkstelligt werden; auch im Bahnbetrieb sin
New⸗York,
San Francisco, 22. Januar. einem Telegramm des „R. B.“ der Schnee 22 Fuß, wo er zu⸗ sammengeweht ist sogar 40 Fuß hoch. Die Dorfbewohner machen theilweise Tunnels durch den Schnee. EE“ können nur mühsam vorwärts kommen. ört es im Gebirge noch nicht auf zu schneien. vielfach bis an die Telegraphendrähte hinauf.
Sehr geehrte Herren! Ich beeile mich Summe von 40 000 Lire zu bestätigen,
gesammelt
beauftragt Mit vorzüglichee
Heute Nacht ist, wie „W. T. B.“ meldet,
m gestiegen,
Wie „W. T. B.“ meldet, wurde ein
Stadtpostwagen erbrochen und
Bei den heutigen Stadt⸗ Zum ersten Mal seit Jahren ist kein einziger
London, 24. Januar. Ein mit Kanonenpulver und Kugeln beladenes Regierungs⸗Leichterschiff ist, „W. T. B.“, heute Nacht 1 Uhr in der Themsemündung durch eine Explosion in die Luft gesprengt worden. gekommenen Besatzung, welche aus vier Männern und einem Knaben bestand, ist bisher keine Spur aufgefunden worden. Der durch die Explosion angerichtete Schaden wird auf mehrere Taus
laut Meldung des
Von der dabei um⸗ ausend Pfund
Der „Köln. Ztg.“ wird gemeldet: Heute von Blitz und Donner über Paris hin.
Infolge starken Schneefalls ist eine
Störungen
r,24. Januar. Bei einem Sturm auf dem ist der Dampfer „Chicora“ untergegangen. dabei ertrunken.
In den Sierras liegt nach
Die Züge auf der Central⸗ Dabei Der Schnee reicht
habe. Die Stadtverordneten be⸗ Sitzung ihrerseits den Vorstand,
In erster welche die
ist vom italienischen (Fortsetzung
Der Präsident der nach dem Elysée berufen, bildung zu betrauen. Auftrags zunächst mit sein⸗⸗ Freunden berathen.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene
Depeschen.
Republik Faure hat heute Ribot um ihn mit der Kabinets⸗ Ribot wird sich vor Annahme des
des Nichue . hen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)
Schauspiel „Marienburg“ in vollem Gange. Der Autor, der mit “ Cͤ1121141212141212
25. Januar, rgens.
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Wind.
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B⸗ 82 S8S —28 8
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u. d. Meeressp. red. in Millim.
Stationen. Wetter. 8
in ° Celsius
50C. = 40R.
Bar. auf 0 Gr
Temperatur
111 2nsSo
wolkig bedeckt halb bed. Schnee wolkenlos heiter Schnee wolkenlos
761 749 747 740 745 740 742 749
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St. Petersbg Moskau.. Cork, Queens⸗ town...
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heiter bedeckt wolkig bedeckt Schnee ¹) Dunst ²) Nebel bedeck ³) W bedeckt WSW z3bbedeckt SW Fö5 bedeckt SW 4 Regen SW 8 bedeckh ⁴) SW A bedeckt ⁵) w.7737 SSO I1 Schnee ““ stil bedeckt 6) 740 S 3 Schnee 757 NW 5 wolkig 751 (WNW öbeiter 740 OSO lL bedeckt
760 750 742 740 737 738 742 743 748 737 743³ 741 743 739
Ce- orbo Pecahtorenenn
—₰‿
1) Gestern und Nachts Schnee. 2²) Abends und Nachts Schnee. ³) Nachts Schnee. ⁴) Abends 5) Nachts Schnee. 6) Nachts Schnee.
Uebersicht der Witterung.
Auf den Britischen Inseln ist das Barometer sehr stark gestiegen, dagegen im westlichen Zentral⸗Europa stark gefallen. Das barometrische Minimum, welches gestern bei den Shetlands lag, ist südostwärts nach
Nordwestdeutschland fortgeschritten und verursacht in weitem Umkreise trübe Witterung mit häufigen Schnee⸗ fällen. In Deutschland ist das Wetter mild und trübe, allenthalben ist Schnee gefallen; Schneehöhe
zu Berlin 8, Hamburg und Wilhelmshaven 11 cm; am Nordfuße der Alpen wehen stürmische südwest⸗
liche und westliche Winde. Uleabeorg meldet 28, Helsingfors 20 Grad unter Null. Kälteres Wetter mit Schneefällen dürfte nach der gegenwärtigen
Wetterlage zu erwarten sein.
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 24. Vorstellung. Die lustigen Weiber von Windsor. Komisch⸗phantastische Oper in 3 Akten von O. Nikolai. Text von H. S. von nach Shakespeares gleichnamigem Lust⸗ spiele. Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom I1 Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 ½ Uhr. 1 Schauspielhaus. 25. Vorstellung. Halali. Lust⸗ spiel in 4 Aufzügen von Richard Skowronnek. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. — Die stille Wache. Schwank in 1 Aufzug von Richard Skowronnek. In Scene gesetzt vom Re⸗ gisseur Plaschke. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag: Opernhaus. Auf Allerhöchsten Befehl: vE Ein Billetverkauf findet hierzu ni att.
Schauspielhaus. 26. Vorstellung. Wie die Alten sungen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl Niemann. (Hanne, Höckerin: Frau Antonie von Jagemann⸗Baumeister, vom Königlichen Theater in Hannover, als Gast.) Anfang 7 ½ Uhr.
Deutsches Theater. Sonnabend: Die Weber. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag, 2 ½ Uhr: Die Weber 7 ½ Uhr: Weh dem, der lügt!
Montag: Die Weber.
Berliner Theater. Somnabend: Der Kom⸗
pagnon. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag, 2 ½ Uhr: Der Kompagnon. — 7 ½ Uhr: Böse Zungen.
Lessing⸗Theater. Sonnabend: Ghiom Anfang 7 ½ Uhr. 6
Sonntag: Die wilde Jagd.
Montag: Die wilde Jagdg.
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25/26.
Sonnabend: Die Fledermaus. Operette in 3 Akten nach Meilhac und Halévy bearbeitet von C. Haffner und Richard Genée. Musik von Johann Strauß. Regie: Herr Ober⸗Regisseur Epstein. Dirigent: zbert Kapellmeister Adolph Ferron. An⸗
fang 7 ½ Uhr.
Sonntag: Zur Feier des Allerhöchsten Geburts⸗ tages Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wil⸗ helm II. Bei festlicher Beleuchtung des Zuschauer⸗ raums: Jubelfest⸗Ouverture. — Hierauf: Der
Residenz-Theater. Blumenstraße Nr. 9. Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Fer⸗ nand’s Ehekontrakt. (Fil à la patte.) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutscher Be⸗ arbeitung von Benno Jacobson. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Zur Feier des Allerhöchsten Geburts⸗ tages Seiner Majestät. Bei festlich erleuchtetem Hause: Prolog. Hierauf: Fernand’'s Ehe⸗ kontrakt.
Montag und folgende Tage: Fernand’s Ehe⸗ kontrakt.
Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a./5. Sonnabend: Demi⸗Monde. Sittenbild in 5 Akten von Alexandre Dumas. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Vorstellung des Vereins für Volksunterhaltung. — Abends 7 ½ Uhr: Festvorstellung zur Feier des Allerhöchsten Geburts⸗ tages Seiner Majestät des Kaisers. Zum ersten Male: Deutscher Frauensinn. Nationales Drama in 1 Akt von H. von Wentzel. — Hierauf: Das liebe Geld. Schauspiel in 4 Akten von Elsa von
Schabelski. Montag und folgende Tage: Das liebe Geld.
Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Direktion: Julius Fritzsche. — Sonnabend: Mit neuer Ausstattung. Der Probekuß. Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Herr Kapellmeister
edermann. Heörauf⸗ Tauz⸗Divertissement.
nfang 7 ½ Uhr. 1
Sonntag: Zur Feier des Allerhöchsten Geburts⸗ e Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wil⸗ he
m II. Bei festlich beleuchtetem Hause: Jubelfest⸗ Ouverture von Carl Maria von Weber. — Hierauf: Der Probekuß. — Tanz⸗Divertissement.
2. Februar: Zweiter großer Masken⸗
Bentral⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direktion: Richard Schultz. — Sonnabend: Emil Thomas a. G. Anna Bäckers. Josefine Dora. Zum 145. Male: O, diese Berliner! Große
osse mit Gesang und Tanz in 6 Bildern (nach
ingré's Reise durch Berlin“) von Julius Freund. Musik voa Julius Einödshofe 8 Uhr. Sonntag: O, diese Berliner!
Adolph Ernst-⸗Theater. Sonnabend: Auf⸗ treten der Grotesktänzerin Miß Rose Batchelor vom Prince of Wales⸗Theater in London. Zum 33. Male: Ein sideles Corps. Große Gesangs⸗ posse mit Tanz. Nach dem englischen „A Gaiety Girl“ von Jonas Sidney frei bearbeitet von Eduard Jacobson und Jean Kren. Anfang 7 ½ Uh
Anfang
Konzerte. Konzert-Haus. Sonnabend bleibt das Haus
geschlossen. Sonntag, Abends 6 Uhr: Fest⸗Konzert.
Sing-Akademie. Sonnabend, Anfang 8 Uhr: Lieder⸗Abend von Lillian Heuschel, unt. güt. Mitwirk. der Violinvirtuosin Frl. Irene von Brennerberg.
Saal Bechstein. Linkstraße 42. Sonnabend, Anfang 7 ½ Uhr: II. Lieder⸗Abend von Ida Goeringer a. Wiesbaden, unt. gef. Mitw. des Pianisten Herrn Harald von Mickwitz aus Helsingfors.
Birkus Renz (Karlstraße). Sonnabend: Parade⸗ Gala⸗Vorstellung. Ijo Ni En. (Beim Jahres⸗ wechsel in Peking.) Neue Musik⸗Einlagen. Außer⸗ dem: Blondel, ostpr. Hengst, hierauf Monstre⸗ Tableau von 60 Freiheitspferden, vorgef. v. Di⸗ rektor Fr. Renz. Auftreten des Herrn Gustav Hütte⸗ mann l(als Gast), Schulpferd „Cincinatus.“ Kon⸗ kurrenz⸗Schule, geritten von den Damen Frl. Wally Renz und Frau Renz⸗Stark. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Zwei Vorstellungen, Nachmittags 4 Uhr Sras⸗ Komiker⸗Vorstellung (ermäßigte Preise siehe Plakate und Austragezettel.) Croisance électrique- Abends 7 ½ Uhr: Parade⸗Vorstellung bei festlich dekoriertem und erleuchtetem Zirkus. Gala⸗Fest⸗ Akt zu Ehren des Allerhöchsten Geburtsfestes Seiner Majestät des Kaisers und Königs, arrangiert und insceniert vom Direktor Fr. Renz. Zum Schluß der Vorstellung: Auf, auf zur fröhlichen Jasd!
Familien⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Hedwig von Kupsch mit Drn. Rittergutsbesitzer Carl Flügge (Groß⸗Spiegel⸗
berg — Blumenhagen). b Geboren: Ein Sohn: Hrn. Frhrn. A. von Sole⸗ macher⸗Antweiler (Schloß Wachendorf bei Saß⸗ wey). — Hrn. Prem. Lieut. von Versen (Bremen) — Hrn. Amtsrichter Henry (Leobschütz). — Eine Tochter: Hrn. Landrath Alexander Steinmeister (Nauen). — Hrn. Prem.⸗Lieut. Kurt von Teichmann und Logisch (Ohlau). 8 Gestorben: Hr. Hauptmann a. D. Hermann ber Kameke (Halle a. S.)
Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in vzs s
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und 88 Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32
Sieben Beilagen
——
Deutsche Seewarte.
Bettelstudent.
Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
(einschließlich Börsen⸗Beilage).
Anzeiger und Königlich Preußi
8e
1 Deutscher Reichstag.
22. Sitzung vom Donnerstag, 24. Januar, 1 Uhr.
Ueber den Beginn der Si its i ri nunher ehces gi Sitzung ist bereits in der gestrigen
In der Fortsetzung der ersten Berathung des die “ des 1gan 96g eseamursc, dem Abg. Grafen von Kanitz das Mar- der
Abg. Dresler (nl.): Wir haben es mit zwei Gerbemethoden zu thun, die beide als gleichberechtigt anzusehen sind; um die kleineren Gerbereien zu stärken, ist der vorgeschlagene Zoll zu empfehlen, aber 6 8” hoch sein, daß schließlich die großen Gerbereien ge⸗
Bevollmächtigter zum Bundesrath, imer Ober⸗Regi in Reichsschatzamt Henle: Durch “ das Fett für die arme Bevölkerung nicht so vertheuert werden, wie man befürchtet. Der Preis der Margarine würde sich nicht um 6 ℳ sondern nur um 1,20 ℳ erhöhen. Denn der Zusatz des Oels zu Kunst⸗ schmalz und Margarine ist nicht so groß, wie man annimmt. Die Ansicht, daß der Zoll nicht hoch genug sei, um die deutsche Kunstbutter gegen die Konkurrenz des Auslandes ge⸗ nügend zu schützen, kann ich nicht theilen. Die Zollerhöhung ist auf eine Resolution zurückzuführen, die der MReichstag im Jahre 1887 gefaßt hat. Auf Grund dieser Resolution haben umfangreiche Erhebungen stattgefunden, die jetzt zu der Zollerhöhung Eefeher haben. Andere Länder, z. B. Frankreich und Oesterreich, erheben einen viel höheren Zoll. Was die Einfuhr von Bau⸗ und E““ es “ daß diese in den Grenz⸗
z inden . ũ äusli hanswerrch Zwecke b“ ö1u¹“
Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Freiherr von Marschall:
Meine Herren! Da der Herr Abg. Graf von Kanitz seine Be⸗ merkungen wesentlich gegen Mitglieder des hohen Hauses gerichtet hatte, so habe ich zunächst geglaubt, den Herren, gegen welche er polemisierte, den Vortritt bezüglich der Erwiderung lassen zu sollen. Nachdem ich mich inzwischen aber aus der Rednerliste überzeugt habe, daß zunächst eine Entgegnung von dieser Seite nicht erfolgen wird, so möchte ich mir erlauben, mit einigen Worten auf das, was der Herr Abg. Graf von Kanitz gesagt hat, einzugehen — nicht um eine be⸗ grabene Streitaxt wieder auszugraben, und nicht, um den ganzen prin⸗ zipiellen Streit über die Handelsverträge wieder zu beginnen, sondern nur um mit wenigen Worten darzulegen, daß die Methode, welche der Herr Abg. Graf von Kanitz bei der Kritik eines abgeschlossenen Handelsvertrags anwendet, doch sehr anfechtbar ist.
Er hat uns aus der deutschen Statistik eine Reihe von Positionen verlesen, die nachweisen, daß unser Export nach Rußland trotz des Handelsvertrags ein minimaler ist; das ist unbestreitbar. Diese Liste kann der Herr Abg. Graf von Kanitz nach Belieben verlängern; es giebt eine ganze Reihe von Positionen, in denen trotz des Handels⸗ vertrags unsere Ausfuhr nach Rußland ganz minimal war und minimal geblieben ist. Und wenn er ferner davon gesprochen hat, daß viele Erwartungen, die an den Handelsvertrag geknüpft worden seien, ge⸗ täuscht worden seien, so ist das auch kein schlagendes Argument; denn erfahrungsgemäß werden an handelspolitische Aktionen vielfach Erwar⸗ tungen geknüpft, die mit den realen Verhältnissen nicht in Einklang stehen. Speziell bezüglich der Baumwollwaaren, auf die sich die Ausführungen des Herrn Grafen Kanitz bezogen, haben bei Kennern der russischen Verhältnisse sehr hohe Erwartungen überhaupt nicht bestanden. Wer weiß, in wie hohem Maße die russische Baumwollen⸗ industrie entwickelt ist, wie nahe sie bereits dem Punkte gekommen ist, wo sie mit Vortheil ihre Produkte ausführen könnte, wenn nicht die starke Belastung durch Zölle auf Rohbaumwolle sie daran hinderte, der konnte unmöglich an die mäßige Herabsetzung einzelner Positionen, die wir von Rußland erwirkt haben, große Hoffnungen knüpfen.
Auf der andern Seite mußte der Herr Vorredner zugeben, daß die Erwartungen bezüglich unserer Eisenbranche allerdings sich erfüllt haben; ich kann sagen, daß sie in manchen Beziehungen sogar über⸗ troffen worden sind. Wenn auch in dieser Beziehnng eine gewisse Stagnation eingetreten ist, so liegt das in einem Moment, das der Herr Vorredner auch hätte berühren sollen, nämlich, daß Rußland bisher aus dem Handelsvertrag in keiner Weise diejenigen Vortheile gezogen hat, die man dort davon erwartete und die man hier seitens der Gegner als sicher voraussagte. Und wenn der Herr Vorredner davon sprach, daß zunsere Erwartungen an diesen Handelsvertrag vielfach getäuscht worden seien, warum hat er nicht die Gegenfrage aufgeworfen und beantwortet: sind denn die Hoff⸗ nungen, die man russischerseits an diesen Vertrag knüpfte, erfüllt worden? Es hat sich auf russischer Seite doch wesentlich um die Er⸗ leichterung der Ausfuhr von landwirthschaftlichen Produkten gehandelt. Die Erwartung, die man daran knüpfte, war, daß man die landwirthschaftlichen Produkte nach Herabsetzung des deutschen Zolls zu einem höheren Preise und in größerem Umfang nach Deutschland ausführen könne. Und wenn nun heute ein Vertreter der russischen Landwirthe ähnlich, wie heute der Herr Graf Kanitz es bezüglich Deutschlands gethan hat, die Bilanz bezüglich der russischen Er⸗ wartungen ziehen wollte, zu welchen Resultaten wird er dann kommen? Er würde ausführen, daß, während zur Zeit des Abschlusses des Handelsvertrags das wichtigste russische Exportobjekt, nämlich der Roggen, in Rußland einen Preis von etwa 45 Kop. pro Pud hatte, jetzt der russische Roggen im Inland nur noch 25 bis 30 Kop. per Pud gilt (hört, hört! links und aus der Mitte), daß die Ver⸗ lb sich allmählich so gelagert haben, daß die Ausfuhr von 1 Roggen, ganz abgesehen von gewissen Qualitäten, nach “ sich eigentlich nicht mehr lohnt; und unsere Börsen⸗
e zeigen alltäglich, daß zwar russische Offerten von vorlagen, aber abgewiesen wurden, weil sie kein 5 188 ergaben. Der russische Landwirth würde ferner nß G ansehen Wund dann den Nachweis liefern, ährend in früheren normalen Jahren, nämlich im Jahre 1889, 6 und 1891 Rußland in den ersten elf Monaten nach Deutschland Fichn nehme runde Zahlen — 8 ½ Millionen, 7 Millionen und 85 Doppelzentner exportierte, in den ersten elf Monaten
ahres 1894 nicht ganz 5 Millionen Doppelzentner Roggen,
Staats⸗Minister
Berlin, Freitag, den 25. Januar
also noch nicht zwei Drittel derjenigen Quantitäten nach Deutschland ausgeführt worden sind (hört, hört! links), die früher durchschnittlich in normalen Jahren ausgeführt wurden. Ich spreche von normalen Jahren, denn die Jahre 1892 und 1893 sind mit Rücksicht auf die vorhergegangenen russischen Mißernten als Ausnahmejahre zu be⸗ trachten. Und was endlich den Hopfen betrifft, der hier im Hause eine große Rolle gespielt hat, so würde der russische Landwirth aus der deutschen Statistik den Nachweis liefern können, daß seit Inkraft⸗ treten des russischen Handelsvertrags von Rußland nach Deutschland gegangen sind 317 Doppelzentner und von Deutschland nach Rußland 4961 Doppelzentner (hört! hört! links), und zwar nimmt die Einfuhr von russischem Hopfen nach Deutschland fortwährend ab. Sie betrug im April 120 Doppelzentner, im Juni 62 Doppelzentner, im Sep⸗ tember 6 Doppelzentner, im Oktober 1 Doppelzentner und im No⸗ vember wiederum 6 Dovppelzentner — also mit der Ueber⸗ schwemmung von russischem Hopfen, von der früher die Rede war, ist es nichts geworden.
Der Herr Abg. Graf von Kanitz kam dann auf die allgemeine Devpression unserer wirthschaftlichen Verhältnisse zu sprechen; er hat uns darüber Mittheilungen aus einem Bericht der Hamburger Handels⸗ kammern gemacht. Er ist — das will ich anerkennen — nicht so weit gegangen, diese Depression einzig und allein unseren Handels⸗ verträgen zur Last zu legen; aber immerhin lag es in der Logik seiner Ausführungen, daß, wenn wir die Handelsverträge nicht abgeschlossen hätten, dann unsere wirthschaftlichen Verhältnisse wesentlich bessere wären. Dem gegenüber weise ich darauf hin, daß die wirthschaftliche Depression, die alle produktiven Stände trifft, ein allgemeines Uebel ist, das in ganz Europa und namentlich auch in den Vereinigten Staaten beklagt wird (sehr richtig! linke) — daß insbesondere, was die Lage der Landwirthschaft betrifft, heute kein Zweifel mehr darüber bestehen kann, daß die Landwirth⸗ schaft in den Ländern, mit denen wir Tarifverträge abgeschlossen haben, sich noch in einer weit traurigeren und schlechteren Lage befindet als in Deutschland. (Sehr richtig! links.) Mir liegen Berichte vor aus Rußland, aus Rumänien und aus Ungarn, die über die dortigen landwirthschaftlichen Zustände ein Bild geben, von dem gottlob unsere Landwirthschaft, so schlecht ihr es auch gehen mag, noch weit entfernt ist. Und dann ist es doch eine recht eigenthümliche Erscheinung, daß, während bei uns die Gegner des Handelsvertragssystems geneigt sind, den Handelsverträgen einen erheb⸗ lichen Theil der gegenwärtigen ungünstigen wirthschaftlichen Lage aufzu⸗ bürden, umgekehrt in Frankreich, wo das autonome handelspolitische System seit drei Jahren in Kraft ist, die Zahl der Gegner desselben sich täglich mehrt und mehr und mehr die Behauptung hervor⸗ tritt, daß die Depression, die auch dort in der Landwirthschaft schwer empfunden wird, eine Folge jenes handelspolitischen Systems sei, das das gegentheilige von dem ist, das wir eingeführt haben. Ich meine, meine Herren, das sind doch Gründe, die zeigen, daß hier Momente vorliegen, die mit der Handelsvertragspolitik, bezw. mit dem handelspolitischen System nichts zu thun haben. Ich beschränke mich auf diese wenigen Worte, zumal der Herr Abg. Graf von Kanitz uns in Aussicht gestellt hat, daß er demnächst ex professo diese Frage im hohen Hause zur Erörterung gelangen lassen wird. Ich will dieser Diskussion in keiner Weise vorgreifen. Ich kann nur sagen, daß bezüglich der Bedeutung der Landwirthschaft, bezüglich der Noth⸗ wendigkeit, insbesondere einen landwirthschaftlichen gesunden Mittel⸗ stand zu erhalten, die Anschauung der verbündeten Regierungen mit der⸗ jenigen des Herrn Grafen Kanitz in keiner Weise auseinandergeht. (Bravo!)
Abg. Dr. Barth (fr. Ver.): Die Gegner der Handelsverträge sprechen immer von Enttäuschungen, ee die Bchande gebracht haben. Wir haben nicht eine starke Hebung des Exports von den Handelsverträgen erwartet, wohl aber Stabilität in unseren Handels⸗ beziehungen auf eine Reihe von Jahren. Was man darüber hinaus erwartete, haben wir niemals hoch angeschlagen; aber diese Stabilität, die das Hauptverdienst der Verträge ist, ist eingetreten. Kein Handels⸗ vertrag kann eine Volkswirthschaft so ändern, um sie aus einer un⸗ günstigen Lage in eine günstige umzuwandeln. Was den Quebracho⸗ zoll anlangt, so macht die 8 darüber fast den Ein⸗ druck, als ob eder Fortschritt der Technik in der heimischen Produktion durch erhöhten Zoll bestraft werden müßte. Das ist ein geradezu kulturfeindlicher Protektionismus. Das ist der Unterschied zwischen Ihrer und unserer Wirthschaftspolitik: Sie wollen den wirth⸗ schaftlich Stärkeren zum Schwächeren herabziehen — wir streben um⸗ gekehrt danach, den Schwächeren auch dahin zu bringen, wo sich der Stärkere befindet. Durch die Behandlung mit Quebrachoholz wird der Gerbeprozeß um 30 bis 40 % billiger. Dieses Vortheils wollen Sie das ganze Gerbergewerbe berauben, nur um einzelnen Besitzern von Schälwaldungen Zollschutz zu gewähren! Da wäre es ja besser, Sie gäben diesen Leuten eine Entschädigung aus allgemeinen Staatsmitteln, dann wüßte man doch auch, was die ganze Geschichte kostet. Auch der Erhöhung des Baumwoll⸗ samenölzolles kann ich nicht zustimmen. Von diesem Produkt werden 200 000 Doppelzentner jährlich zu Speisefett verarbeitet, das doch sonst nur von den ärmsten Klassen konsumiert wird; man legt also durch die Zollerhöhung diesen Klassen eine Steuer von 1 200 000 ℳ auf, denn so hoch beläuft sich der Zuschlag durch die Erhöhung von 4 auf 10 ℳ Das thun Sie zu Gunsten des Vereins deutscher Oel⸗ fabrikanten, der der einzige Interessent ist und so prosperiert, daß er 6 ½ % Dividende eben kann. Das ist gerade jetzt ein sozialpolitischer Fehler, der der Agitation reichen Stoff geben wird. Moͤge die Regie⸗ rung sich gegenüber den Vorschlägen auf irgend welche Zo erhöhungen möglichst skeptisch verhalten. Gerade in einer kritischen wirthschaft⸗ lichen Lage muß man möglichst stabile Verhältnisse schaffen.
Abg. Fusangel (Zentr.): Die Handelsfreiheit hat uns unge⸗ heuren Schaden gebracht, darum hat meine Partei das große Werk der Schutzzollgesetzgebung nach Kräften gefördert. Im großen und Sanben aber bewegt sich diese Vorlage im richtigen Geleise, und sie ält sich in den richtigen Grenzen. Im Einzelnen möchte ich be⸗ merken, daß meine politischen Freunde die Erschwerung der Holz⸗ einfuhr an der Grenze für bedenklich erachten. Vielleicht läßt sich hier der Ausweg einschlagen, daß man für die bestehenden Säge⸗ werke die Holzeinfuhr kontingentiert und nur für die neu entstehenden Werke die vorgeschlagene Erschwerung in Gel⸗ tung setzt. Den höheren Zoll auf Honig billigen wir im Interesse der einheimischen Bienenzucht; auch sind wir der Ansicht, daß der Zoll auf Kunsthonig in der gleichen Höhe gehalten werden muß wie der Zoll auf natürlichen Honig; denn eine Unterscheidung
zwischen Kunsthonig und natürlichem Honig ist bis jetzt noch nicht
möglich. Die Zollerhöhung für Baumwollensamenöl halten wir für gerechtfertigt. 85b Besorgniß, daß daraus eine Vertheuerung 2— Margarine entstehen könnte, halten wir für ungerechtfertigt; denn die Vertheuerung wird eine so minimale sein — ein Bruchtheil eines fennigs für das Pfund Margarine —, daß sie noch auf die Kon⸗ umenten asgemwälst werden kann. Das Interesse unserer Schäl⸗ waldungen läßt den Zoll auf Quebrachoholz geboten erscheinen.
Abg. Freiherr von Stumm⸗Halberg (Rp.): Der Staats⸗ sekretär Dr. Graf von Posadewsky hat am Schluß seiner Ausfüh⸗ rungen gesagt, daß, wie auch die Frage des Zolls auf Quebrachoholz erledigt werden möge, jedenfalls der deutsche Schälwald keinen Vor⸗ theil haben würde, weil der Ausfall an⸗Quebrachvholz nun durch Einfuhr von Eichenlohen aus Oesterreich⸗Ungarn und Frankreich ersetzt würde. Ist das Faktum richtig, so ist es doch noch immer nicht die Schlußfolgerung. Denn wenn das Ausland seinen Import an Eichenlohe steigert, so geschieht es doch, weil der Preis in Deutschland sich gehoben hat, und die Preis⸗ steigerung kommt doch der Schälwaldkultur in Deutschland zu statten. Der Abg. Möller stellte die wirthschaftliche Wirkung des Quebracho⸗ verfahrens in der Lederindustrie in eine Parallele zu der wirthschaft⸗ lichen Wirkung des Thomasbetriebs in der Eisenindustrie. Darin ist er im Irrthum. Das Puddelverfahren ist nicht durch das Thomas⸗ verfahren, sondern durch das Bessemerverfahren verdrängt worden. Diesem ist das Thomasverfahren entgegengetreten und hat die Eisenindustrie bei uns wieder auf den natürlichen Boden zurückgeführt. Die Sache liegt also genau umgekehrt: der Thomasprozeß hat dasselbe Resultat für die Eisenindustrie hervorgerufen, das der Quebrachozoll für die deutsche Gerberei⸗Induftrie haben soll. Der Kreis Siegen ist allerdings durch den Thomasbetrieb benachtheiligt worden, weil er phosphorhaltige Erze hat, aber gerade das wäre doch nur ein Grund mehr, ihn durch die Einführung des Zolls auf Quebrachoholz zu entschädigen. Auf die Ausführungen des Abg. Grafen Kanitz in Betreff des russischen Handelsvertrags möchte ich nicht näher eingehen: Ich erkenne an, daß bei Freunden wie Gegnern des Handelsvertrags Illusionen zerstört worden sind. Ich habe, als ich für den Vertrag eintrat, die Vortheile desselben für die Eisenindustrie hervor⸗ gehoben, und ich muß konstantiere, daß die Erwartungen, die ich daran geknüpft habe, vollauf eingetroffen sind. Der Absatz ist be⸗ deutend verstärkt worden, und daß die oberschlesische Eisenindustrie heute noch auf ihren Absatz nach Rußland großen Werth legt, kann der Abg. Graf Kanitz nicht leugnen. Auch im rheinisch⸗westfälischen Gebiet hat die Eisenindustrie erheblichen Nutzen von dem Vertrage; sie hat die sämmtlichen Schienenlieferungen und würde auch ohnedies chon einen Vortheil darin finden, daß sie durch den ge⸗ steigerten Absatz der oberschlesischen Eisenindustrie entlastet wird. Daß die Eisenindustrie klagt wie andere Industriezweige mit mehr oder minder Recht, ist richtig; aber wer ist daran schuld? Weder ein verminderter Absatz nach innen noch ein solcher nach außen, sondern die ungesunde Produktionssteigerung. Wenn Sie die Statistik nachsehen, werden Sie finden, daß die Produktion seit 1891 um 10 % gestiegen ist, während die Konsumtion nicht in der⸗ selben Weise zugenommen hat. Hätte der russische Handelsvertrag nicht ein erhebliches “ geschaffen, so würde es noch schlimmer Hen mit der Nee 85 Nörac⸗ an eine Kommission von
iedern, wie sie der . Möller vorschlä in ich ein⸗ vecfnbar 1 g schlägt, bin ich ein g. Dr. Hammacher (nl.): Der wichtigste Punkt in den vor⸗ liegenden Zollvorschlägen ist die Erhöhung des 0 auf Baumwoll⸗ samenöl. Der Abg. Dr. Barth hat es so hingestellt, als ob es ich hier lediglich um Einzel⸗Interessen, um die Interessen der deutschen Oelfabrikanten handle. Das ist irrig, denn auch die Interessen der Landwirthschaft kommen hierbei in Frage. Die deutsche Landwirth⸗ schaft hat 1891 nicht weniger als für 20 Millionen Mark Oel⸗ kuchen vom Ausland bezogen, in ihrem Interesse würde also die Entwicklung der einheimischen Oelfabrikation wesentlich liegen. Nun hat aber der deutsche Oelfabrikant, um 100 k Oel herzustellen, Rohprodukte nöthig, die mit 6 ℳ Zoll belastet sind; wenn Sie demgegenüber das amerikanische Baumwoll⸗ samenöl nur mit 4 ℳ verzollen, so ist die deutsche Fabrikation höher belastet; das ist eine Ungerechtigkeit, die aus der Welt geschafft werden muß. Auch mir wäre es angenehm, wenn wir auf derartige Zoll⸗ erhöhungen, die die Speisefette vertheuern, verzichten könnten, und wenn wir die geschädigten Oelfabrikanten durch Verbilli ung des Zolls auf ihre Rohprodukte entschädigen könnten. Aber S finanzielle Lage erlaubt das nicht. Unter den heutigen Umständen bin ich also
für dis Beglag.
»Abg. Möller (nl.); Gegenüber dem Abg. Graf Kanitz stell
ich hier fest, daß die deutsche Industrie einen nbg ra.
den Handelsverträgen gehabt hat. Ich habe für meine Behauptung das Material gesammelt; unter
n bei 1 — Festen e anderem habe i ier Angaben des Präsidenten der Handelskammer in Frankfurt a. M. Nach allen diesen mir Faefst aha Berichten hat die Eisenindustrie seit dem Abschluß des Handelsvertrages ihren Export wesentlich erhöht, sowohl in Winkel⸗Stabeisen und Eisenblechen, als auch in Maschinen, namentlich auch Nähmaschinen, iese Stei rung ist nicht stoßweise, sondern stetig erfolgt, s Steigerung gerechnet werden kann. „Auch bei anderen Artikeln, wie Leder⸗, Strumpf⸗ und Zeugwaaren ist der Export gewachsen, ebens in der chemischen Industrie, der Möbel⸗ und Papierfabrikation. 8 habe in dieser Beziehung Auskünfte von ersten Welifirmen. Wi haben alle Ursache, zu wünschen, daß wir im Lande Ruhe haben; ma sollte endlich die ewigen Klagen über die Handelsverträge einstellen Auch die Behauptung, daß der russische Import die Landwirthschaft ruiniere, ist nicht richtig; die Nothlage der Landwirthschaft beruht au ganz anderen Ursachen als den Handelsverträgen. Abg. Graf von Kanitz (dkons.): Ich muß mich gegen den Vor⸗ wurf verwahren, daß ich den russischen Handelsvertrag in die Debatte gezogen hätte. Ich habe die Handelsverträge überhaupt nur gestreift. Nun hat aber der Staatssekretär Freiherr von Marschall die Frage an mich gerichtet, wie es komme, wenn der russische Handelsvertrag für uns ungünstig gewesen sei, daß in Rußland noch eine größere Un⸗ zufriedenheit über den Vertrag herrscht als bei uns. Richtig ist, daß in Rußland Unzufriedenheit herrscht; denn es geht auch dort der Landwirthschaft schlechter als je. Das Gleiche ist in Oesterreich⸗ Ungarn der Fall. Das liegt aber einzig und allein an der Ausdehnung der Meistbegünstigung auf Amerika. Ich habe vor dieser Ausdehnung oft genug gewarnt. Jetzt überschwemmt uns Amerika mit Getreide. Daß die Gesammtlage unserer Industrie sich nicht gebessert hat, wird von den verschiedensten Seiten zugestanden. Den von dem Abg. Möller angeführten Autoritäten kann ich leichwerthige andere gegenüberstellen. Ich habe für diese Verhältnisse aber, wie ich nochmals wiederhole, nicht den russischen Handelsvertrag verant⸗ wortlich gemacht; aber man wird zugeben, daß die großen Erwar⸗ tungen, welche an die Handelsverträge geknüpft wurden, nicht in Er⸗ e. gegangen sig. 9 Se
g. Wurm oz.): ie Ausführungen, welche zu Gunsten des Quebrachoholzes gemacht worden sind, haben uns 8. nüten fassung nur bestärkt. Wir werden gegen jeden Versuch einen solchen Zoll einzuführen, stimmen, wie wir gegen alle Vorschläge des vor⸗ liegenden Gesetzentwurfs stimmen werden.
Die Vorlage wird hierauf an eine Kommission von
21 Mitgliedern überwiesen und demnächst um 51 8 tagung beschlossen chst 14 Uhr Ver⸗
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