1895 / 29 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 Feb 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Direktor Schultz, der Autor Herr Julius Freund und der Kom⸗ ponist Herr Einödshofer wurden oft und stürmisch gerufen.

Konzerte. Herr Karl Major (Klavier) und die Königlichen Kammer⸗ musiker Heren Willy Herbort (Flöte), Reinhold Ohlev (Oboe), Johann Sobeck (Klarinette), Hermann Richter (Horn) und August Fedisch (Fagott) aus Hannover gaben gestern im Saal Bechstein ihren ersten Kammermusik⸗Abend für Blasinstru⸗ mente und Klavier. Nach dem Muster einer in Paris bestehenden ähnlichen Vereinigung hat der in Hannover lebende Klaviervirtuos Major mit den genannten Bläsern der dortigen Hoftheater⸗Kapelle drei Abende zu veranstalten unternommen, deren gestriger erster einen sehr erfreulichen Beweis lieferte von der technischen Sicherheit jedes ein⸗ zelnen und von der musterhaften Präzision im Zusammenspiel. Ein etwas inhaltloses Quintett von Th. Verhey für Klavier, Oboe, Kla⸗ inette, Horn und Fagott, dessen Finalesatz ganz weggelassen wurde, röffnete den Abend. Gedankenvoller und freier konstruiert war das darauf folgende Quintett für Blasinstrumente ohne Klavier von Joh. Sobeck. Das dritte Werk, Variationen von Schubert über sein Müllerlied „Ihr Blümlein alle“, das für Flöte und Klavier ge⸗ chrieben ist, sowie das bekannte hexrliche Es-dur-⸗Quintett von Beethoyen⸗für Klavier mit Blasinstrumenten reihten sich den vorigen ürdig an und bildeten den Beschluß der in dieser Form selten ewordenen Kunstgenüsse. Reicher Beifall für die Künstler folgte nach jedem der von ihnen ausg führten Werke. 11““ Die Pianistin Margarete Liebig, deren künstlerische Leistungen bereits wohlbekannt sind gab am Mittwoch im Saale des Klub⸗ hauses (Potsdamerstraße ) ein Konzert, welches f in Gemeinschaft mit den Königlichen Kammermusikern Adalbert Gülzow (Violine) und Eugen Sandow (Cello) durch G-moll⸗Trio von Chopin (oöp. 8) eröffnete. Dieses leider nur zu selten gespielte, stilvolle und originelle Werk wurde vorzüglich ausgeführtt. Die Schwierigkeiten der Klavierpartie überwand die Konzertgeberin mit großer technischer Sicherheit und schwungvollem Vortrag; das gleiche ist zu melden von der Ausführung der Solostücke Schumann’'s, Moszkowski's und anderer, die das Programm darbot. Fräulein Adelina Herms unterstützte das Konzert durch einige Gesänge von Schubert, Radecke und Tappert, die sie trotz einer momentanen Indisposition mit der ihr eigenen innigen und interessanten Art des Vortrags anziehend wiederzugeben wußte. Beiden Künstlerinnen fehlte es nicht an der verdienten Anerkennung. Im Königlichen Opernhause wird morgen Mozart'’s „Don Juan“ unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung gegeben. Richard Wagner’s „Ring des Nibelungen“ geht in der nächsten Woche an folgenden Tagen in Scene: Montag, 4., „Rheingold“, Dienstag, 5., „Die Walküre“, Donnerstag, 7., „Siegfried“, Sonnabend, 9., „Götterdämmerung“. Frau 8 wird nochmals in dem ganzen Cyeclus mitwirken; am 11. d. M. tritt die Künstlerin ihre Reise nach Amerika an. 1 Im Königlichen Schauspielhause findet morgen die erste Aufführung von Schönthan⸗Kadelburg’'s Schwank „Zum wohlthötigen weck“ statt. Die Besetzung lautet: Ober⸗Amtmann Hinsdorf: Herr berländer, Johanna, seine Frau: Frau Seebach, Paul Hinsdorf:

Jeder Befehl wurde mit der gr nd Schnelligkeit aus⸗ geführt. Die See ging hoch bei starkem Wind aus 080 und bitter⸗ licher Kälte. Die Taue der Boote waren gefroren und wurden, um Zeit zu sparen, gekappt. Die „Elbe“ ging etwa zwei Minuten, nach⸗ dem sie Greenham mit den andern Geretteten verlassen hatte, unter. Das Verhältniß der geretteten Mannschaften zur Zahl der ge⸗ retteten Passagiere wird durch den Lootsen ⸗dadurch erklärt, daß, nachdem Befehl gegeben war, die Frauen und Kinder erst zu retten, die „Elbe“ sich nach der Steuerbordseite senkte und das Wasser nach dem Promenadendeck hinaufkam, wodurch die Steuer⸗ bordboote unbrauchbar wurden. Das Boot, welches die Geretteten fortbrachte, befand sich an der Backbordseite und war das letzte, welches das Schiff verließ. Den Befehlen des Kapitäns gemäß nahmen der dritte Offizier und der Zahlmeister in dem Voote Platz. Als das Wasser sich über das Deck ergoß, stürzte alles nach den Rettungs⸗ booten. Ferner wurde gestern in Lowestoft im Namen der Admiralitätsbehörde eine vorläufige Untersuchung abgehalten. Die Offiziere der „Elbe“, die von der Ober⸗Zollbehörde verhört wurden, sagten aus: Das Unglück fand am Mittwoch Morgen 5 Uhr 40 Minuten statt, als die „Elbe“ im südwestlichen Kurs den Kanal gegen Hurst hinunterfuhr. Die Geschwindigkeit betrug etwa 15 Knoten. Als man ungefähr 40 Meilen vom Terschelling⸗ Leuchtschiff entfernt war, sah man ein unlgkanntes Schiff etwa 2 ½ Punkte vone Backbordbuß der „Elbe“ herantahen. Der Kurs des unbekannten Schiffs war anscheinend West. Nors⸗West. Nach dem Seefahrerreglement hätte das unbekannte Schiff links steuern und den hinteren Theil der „Elbe“ passieren sollen. Es heißt jedoch, daß beide Schiffe ihren Kurs beibehielten. Die „Elbe“ wurde un⸗ mittelbar hinter dem Maschinenraum getroffen. Der Bug

Professor Fr. Gernsheim, der Dirigent des Stern schen Gesangvereins, hat Herrn Professor Max Bruch eingeladen, sein Chorwerk „Od vsseus“ gelegentlich der demnächstigen Auffübeung im II. Konzert des Stern'schen Vereins [Philharmonie, am 4. Februar) persönlich zu leiten, und der Komponist hat seine Zusage gegeben. Am Sonntag Mittag 12 Uhr findet in der Philharmonie die öffent⸗ liche Hauptprobe statt (Billets zu 2 bei Bote u. Beock). Solistisch sind die Damen Meta Geyer (Sopran), Anna Stephan (Alt) und Hedwig Ziemssen (Alt) sowie die Herren Heinrich Grahl (Tenor), Paul Haase (Bariton) und Heymann [Baß) darin beschäftigt. Morgen, Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr, findet im Saal Bechstein der erste der vier Liederabende statt, welche die Kammersängerin Frau J E Fue dieses und 8 Verian des * sten

onats hier veranstaltet. Abonnement zu herabgesetzten Preisen und Einzelverkauf bei Bote u. Bock. u

Mannigfaltiges.

Bei Eröffnung er gestrigen Sitzung der Stadtverordneten verlas der Vorsitzende den Erlaß Seiner Majestät des Kaisers und Königs vom 27. Januar d. J, betreffend die von Allerhöchst⸗ demselben beschlossene künstleristhe Ausschmückung der Sieges⸗Allee. Die Verlesung wurde mit lauten Kundgebungen des Beisalls be⸗ gleitet. Bei der Wahl eines besoldeten Stadtraths an Stelle des verstorbenen Stadtraths Hagen erhielt unter den aufgestellten Kan⸗ didaten die meisten Stimmen der Stadtrath und Beigeordnete Wilde in Bromberg. Der Magistrat hatte der Versammlung eine Uebersicht über die Zu⸗ und Abnahme der Gemeindeschulkinder 1.nese 1890, bis 1. November 1894 übersandt. ie Versammlung genehmigte hierzu⸗ einen Antrag des he 1..“ 1 e. Stadtverordneten Matterne: 88 Vorlage einem Ausschuß von Ig Per⸗ 5 Künfekannten, Dasfer anng. ö 1 18 mit der Maßgabe zu überweisen, zu prüͤfen, ob angesichts der Der „Koln. Ztg.“ wird aus Rotterdam E“ itän b“ 8 sen des britischen Dampfers „Crathie“ erfuhr erst gestern, mit 8e 8 ge Vertheilung der Schiffe sein Dampfer zusammengestoßen ist und welches Unheil der

Im e Zusammenstoß zur Folge hatte. Der Kavpitän meldet: „Morgens zwischen 5 und 6 Uhr waren wir etwa 30 Meilen vom neuen Wasser⸗ weg entfernt. Es war sehr dunkel; plötzlich wurden an Steuerbord drei Lichter eines großen Dampfers sichtbar. Sofort wurde Backbord gesteuert, jedoch vergebens. Auch nachdem rückwärts gedampft wurde, blieb der Zusammenstoß unvermeidlich. Unser Schiff lief mit dem Vordertheil in den Dampfer. Obgleich schwer beschädigt, konnten wir dennoch blaues Licht zeigen zum Beweise, daß wir nicht in Noth gerathen waren. Binnen einer halben Stunde zeigte auch der Dampfer 88 und, da sofort nach dem Zusammenstoß das Schiff weiter 58 88 E „Pfeil’, „Phönix“, „T zerlin⸗ und „Eile Spandau am Leck hatten, das aber glücklich beseitigt wurde, noch zwei Stunden an benegc n n grenantennlen 88 Fbhle shes Hi veie tagt, eder Stelle des Zusammenstoßes, ohne von dem Dampfer ahn 20, Alexa⸗ tz, e, ist eine der größten Ge⸗ 8 jrgkti

2 1 r Art sind in den beiden rei e⸗ 8 dönkall ei z 8 8 schmückten unteren Stockwerken ausgestellt. Großartig beschickt ft er Graß 8 ZI“ namentlich die Abtheilung „Hühner“, die allein 449 Stämme zählt. des Schnelldampfers „Elbe“ und die viel w von fctergen Die Abtheilung der Zuchttauben umfaßt gegen 800 Paare. Brief⸗ die dadurch veranlaßt worden spreche ich tauben sind 218 ausgestellt. Bereits am heutigen Eröffnungstage nahme aus. Aus Berlin liefen ““ g⸗

Die mit modernen chirurgischen bezw. medizinischen Einrichtungen versehene VIII. Unfallstation wurde am 30. Januar in Ver⸗ bindung mit der unter Leitung des Vorsitzenden der gesammten Sanitätswachen⸗Vereinigung Herrn Goerlitz stehenden Sanitätswache Nr. 6, am grünen Weg 17, mit ununterbrochenem ärztlichem Tag⸗ und Nachtdienst eröffnet. Die Unfallstationen IX und X sollen in einigen Tagen ihre Wirksamkeit beginnen.

Die große Jubiläums⸗ Geflügel⸗Ausstellung, welche

bermann: Herr Vollmer, Dr. Ahlfeld: Herr Klein, Köckeritz: Herr lencke, Woldeck, Theater⸗Direktor: Herr Hartmann, Lindner, Rechts⸗ anwalt: Herr 8. er, Frau Claudius: Frau Schramm.

„Der Fa lémenceau“, welcher seit längerer Zeit aus dem Spielplan des Lessing⸗Theaters ausgeschieden war, nachdem das Werk nahezu zweihundert Aufführungen erlebt hatte, wird am Montag neu eingeübt in das Repertoire dieser Bühne wieder aufgenommen werden, und zwar wird bei dieser Gelegenheit Jenny Groß zum ersten Mal die Rolle der Iza spielen. Die Künstlerin ist nunmehr von ihrem vierwöchigen Gastspielurlaub wieder zurück und nimmt heute ihre Thätigkeit im Lessing⸗Theater als „Niobe“ wieder auf, während sie im Berliner e morgen, Sonnabend, als „Madame Sans⸗Goͤne“ zum ersten Mal wieder auftritt.

Im v““ Theater geht morgen Zeller's beliebte Operette „Der Obersteiger“ (zum ersten Mal an dieser Bühne) in Scene. Die Preise sind bis auf die Hälfte ermäßigt. In nächster Zeit soll die Lindau⸗Kren'sche Posse „Ein armes Mädel“ folgen, welche am Wiedener Theater in Wien eine große Reihe von Aufführungen erlebt hat.

Im Neuen Theater haben in diesen Tagen Proben zu einer Novität von Robert Misch, betitelt „Liebe von heut“ begonnen. Inzwischen übt das Schabelski'sche Schauspiel „Das liebe Geld“ un⸗ verminderte Anziehungskraft aus.

Im Theater Unter den Linden werden die Aufführungen der Millöcker'schen Operette „Der Probekuß“ morgen durch den da⸗ selbst stattfindenden Maskenball auf einen Tag unterbrochen, am Sonntag aber wieder aufgenommen.

8 Keßler, Clara, seine Frau: Fräulein von Mayburg, Claudius a

wurde die Ausstellung von der Protektorin, Ihrer Königlichen Hoheit D - ß Pe. die Uung 3 Ih 1 urch die Unglücksnachricht von dem Untergang des große ö der Prinzessin Friedrich Karl besucht. 8 8. E“ ih schmenänc 18 2 8 mit der Katastrophe verbundenen Verlust so vi s 8 Zum Untergang des Schnelldampfers „Elbe⸗ liegen Der Reichskanzler gez. Fürst e“ folgende weitere Meldungen des „W. T. B.“ vor: Die Direktion des von dem erschütternden Unglücksfall spreche ich dem Nord Norddeutschen Lloyd hat einen Bugsierdampfer zur Durchkreuzung der deutschen Lloyd meine herzlichste Theilnahme aus. gez. Stephan Nordsee in der Umgebung von Hoek's Leuchtschiff ausgesandt. Der An der Hamburger Börse hat sich unter Führung der „Hamburg⸗ englische Agent des Norddeutschen Lloyd, Keller⸗Wallis, ist aus Amerika⸗Linke“ ein Comité zur Sammlung von Untérstützungs Southampton in Lowestoft eingetroffen und hält die Untersuchung über geldern für die Hinterbliebenen der beim Untergang der „Elbe“ ver die Angelegenheit. ab. Der gerettete Offizier Stollberg erklärte, der unglückten Personen gebildet, dem die ersten Hamburger Firmen andere Dampfer habe sich außerhalb des Kurses befunden; er habe das beigetreten sind. Nach einer in London eingegangenen Depesche . LEE SWiff e Das 8 vom heutigen Tage mußte der ausgesandte Bugsier⸗ R sboot . . s gelang, vom iffe wegzukommen, dampfer wegen heftige ü sei zwanzig Fuß lang gewesen, doch glaube er nicht, daß es sich in h 1 .““ 8

mMaͤtg C. auf Rettung weite 2 1 der stürmischen See habe halten können. Der 85 Lootse Mannschaften ist aufgegeben.

Greenham sagte aus, daß er sofort nach dem Zusammenstoß auf Deck Breslau, 31. Januar. Das Da e 8 gewesen und heim Abfeuern der Raketen geholfen habe. Der andere 6. Train⸗Bataill 8 in welchem die Deaegfenn S 18 8 bengegen. 85 18 Fasicti 2,89 ist n Hälfte abgebrannt. Das Feuer ist, wie die vinklig S ug der „Elbe“ vorbeizufahren versu „Bresl. Ztg.“ meldet, ve ich d i S babe. Der erste Befehl des Kapitäns nach dem Zusammenstoß sei beranlaßk e““ süereena . Boote 8s 8 EE1 ann 8 ommandierte er: „Alles an Bord und ie annschaft auf ihre Yarmouth, 31. Januar. (W. T. B. ier in Posten!“ Hierauf erfolgte der Befehl, die Frauen und Kinder in den Rettungsboot ans Ufer 94 chwe her derin b beute zin Steuerbordbooten zuerst zu retten. Diese Befehle wurden vom Ruder trugen den Namen „Azonia“. Kapitän gegeben und von dem ersten Offizier wiederholt. b Der Kapitän befand sich auf der Brücke; er glaube, daß er mit 8 8 888 8 dem Schiff untergegangen sei. Der naͤchste Befehl war, die Boote (Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten niederzulassen. Es herrschte durchaus keine Verwirrung oder Panik. Beilage.)

t vom 1. Februar, r Morgens.

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Wind. Wetter.

Stationen.

Temperatur stellenweise bis zum Gefrierpunkte ge⸗ Dagegen in Süddeutschland dauert die = * strenge Kälte noch fort, ebenso im Innern Frank⸗

Fichcebus dnae gbenan W“ 8, Hamburg, im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater: Der

Friedrich- Wilhelmstädtisches Theater. Theater in London. Ein fideles Corps. Anfang

Chaufseestraße 25/26. 7 ½ Uhr. Sonnabend: Neu fcngen Zum ersten Male Senntag: Dieselbe Vorstellung.

Konzerte.

Obersteiger. Operette in 3 Akten von M. West

Deutsche Seewarte. und L. Held. Musik von Carl Zeller. Regie: Herr

Fredy. Dirigent: Herr Kapellmeister Aolph Ferron. Saal Bechstein. Linkstraße 42. Sonnabend,

Bar. auf 0 Gr.

u. d. Meeressp

red. in Millim. Temperatur

Ses in ° Cel

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2 wolkig

5 bedecki still bedeckt 3 bedeckt bedeckt Nebel Dunst bedeckt

Text von Lorenzo

wolkig bedeckt bedeckt bedeckt Nebel bedeckt Dunst bedeckt bedeckt bedeckt Schnee bedeckt bedeckt halb bed. Schnee bedeckt Dunst —4 bedeckt

und Gretel.

765 S 768

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Uebersicht der Witterung.

thätigen Franz von fang 7 ½ Uhr.

Anfang 7 ½ Uhr.

b 1 nbceeeüüeccecereeeweeeneeeSeeee

wärts nach dem Innern Rußlands verlegt, während das Minimum jenseits der Alpen an Tiefe weiter abgenommen hat. Ueber der Nordhälfte Europas dauert die östliche und nordöstliche Luftströmung fort; im Südwesten des Erdtheils dagegen wehen Anfang 7 ¼ Uhr. meist südliche und südwestliche Winde. Das Wetter Sonntag:

etwas Schnee gefallen; an der Küste ist die

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 30. Vorstellung. Don Juan. 2 Akten mit Tanz von Wolfgang

Dr. Muck. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. Male: Zum wohlthätigen Zweck. 4 Aufzügen von Franz von Schönthan und Gustav kontrakt. Kadelburg. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Opernhaus. 31. Vorstellung. Hänsel e 1ö“ in 3 Bildern von ngelbert Hu inck. 1 g fe Seees It von Aderheid Wette. . Atten von Elsa von Schabeloki Ansang 71 Uhr Divertissement von Haßreiter und Gaul. Musik von Josef Bayer. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 33. Vorstellung. weck. Lustspiel in 4 Aufzügen von chönthan und Gustav Kadelburg. An⸗

Deutsches Theater. Sonnabend: Die Weber. das Theater des Balles wegen geschlossen.

Sonntag, 2 ½ Uhr: Die Weber. 7 ½ Uhr: Weh dem, der lügt! Montag: Weh dem, der lügt!

Berliner Theater. Sonnabend: Madame Thomas a. G. Saus⸗Géene. Anfang 7 ½ Uhr.

Das barometrische Maximum hat sich weiter ost⸗ 2 Trntag. k 8 Sans⸗Gene. Salingré's „Reise dur

Montag: Marienburg. Lessing-⸗Theater. Sonnabend: Zwei Wappen. Zum ersten Male:

ist in Deutschland wärmer und trübe; vielfach ist dußoer in 9 85 a8. Hans Olden. ontag: Neu einstudier

Anfang 7 ½ Uhr: Lieder⸗Abend, veranstaltet von Ferghe Finkenstein, Großherz. Hess. Kammer⸗ ängerin.

Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Der Obersteiger.

w Hper 1 Gb“ asbg. 8 daa. weses Nr. 9. Birkus Renz (Karlstraße). Sonnabend: Dritte ng Amadeu ozart. rektion: Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Fer⸗ Wiederholung der Parade⸗Vor

irigent: Kapellmeister nand’s Ehekontrakt. (Fil à la patte.) E. Fer. den 27. Jangar Perade. Herstegmn 5 8 e 1 in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutscher Be⸗ Ehren des Allerhöchsten Geburtsfestes Seiner Majestät Zum ersten arbeitung von Benno Jacobson. Anfang 7 ½ Uhr. des Kaisers und Königs stattfand, arrangiert und Lustspiel in Sonntag und folgende Tage: Fernand’s Ehe⸗ insceniert vom Direktor Fr. Renz, Außerdem: Auf⸗ treten der hervorragendsten Künstlerspezialitäten, Damen und Herren, Vorführen und Reiten der best⸗ Schiffbauerdamm 4a./5· dressierten d-der Spring⸗ und Schulpferde.

Daponte. 32. Vorstellung.

Nenes Theater.

b Zum Schluß der Vorstellung: Auf, au Fonnabend: Das lieb⸗ Geld. Schauppiel in Fublichen Nante Kofae ug üeu uuf zur

1 vegnttag;) Zwer FaeelI geen an ermäßigte Preise): Die Iustigen elb . Abends 7 ½ Uhr: TIo Ni En. 8

Pantomimisches Ballet Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Minna von

Barn Sae. 16 88 Uhr: 8— liebe 8 1 In Vorbereitung: Liebe von Heute. 2 Zum wohl⸗ spsel in 4 Akten von Robert Misch 85

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Familien Nachrichten. Direktion: Julius Fritzsche. Sonnabend bleibt 1 Ein Sohn: Hrn. G. von Stein Giestorben: Verw. Fr. Landrath Teßmat, geb.

Karsten (Groß⸗Lichterfelde). Verw. Fr. Major

Elise von der Osten, geb. v. Podewils (Stargard

i. Pom.). Hr. Oberst z. D. Adalbert von Dob⸗

schütz (Wiesbaden). Hr. Hauptmann a.

Otto Wernecke (Köslin). b

Sonntag: Der Probekuß.

Bentral⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direktion: Richard Schultz. Sonnabend: Emil Anna Bäckers. Josefine Dora.

um 1s Male: O, diese Berliner! Große

SNg⸗ Gegan 88 —— Verantwortlicher Redakteur: Musik von ius Einödshofer. Anfag J. V.: Siemenroth in Berlin.

r. wIVTerlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Sonntag: O, di onntag: O, diese Berliner! Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗

Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Adolph Ernst-⸗Theuter. Sonnabend: Auf⸗ 1l treten der ersten Pirouette⸗ u. Courbette⸗Tänzerin Eng⸗ Acht Bei agen der Fall Cléemenceau. lands Miß Rose Batchelor vom Prince of Wales⸗ (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Thielemanns.

Der Sitzung wohnen der Staatssekretär, Staats⸗Minister Freiherr von Marschall, der Staats⸗Minister von Köller und der Staatssekretär im Ministerium für Elsaß⸗Lothringen von Puttkamer bei.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die Fortsetzung der ersten Berathung des von den Abgg. Auer u. Gen. (Soz) ein⸗ ebrachten Gesetentwurfs ven Aufhebung der dem tatthalter in 82 aß⸗Lothringen übertragenen außerordentlichen Gewalten und des von den Abgg.

Colbus-u. Gen. (Els.⸗Lothr. u⸗ Zentr.) eingebrachten Gesetz⸗ entwurfs wegen Abänderung des Gesetzes, betreffend die Verfassung und die Verwaltung Elsaß⸗ Lothringens, vom 4. Juli 1879. 8

Das Wort nimmt 4 Abg. Preiß (b. k. F.): Der Staatssekretär von Puttkamer hätte sich gestern die Lobpreisung der Verhältnisse in Elsaß⸗Lothringen sparen können. Die Thatsachen, welche dagegen vorgebracht sind, die Unterdrückung der Zeitungen sprechen laut genug. Für die Bei⸗ behaltung des Diktaturparagraphen ist nicht ein einziger stichhaltiger Grund beigebracht worden. Der Staatssekretär meinte, man solle den Reichstag mit dem Krimskrams verschonen, der vor den elsaß⸗ lothringischen Landesausschuß gehöre. Das ist die richtige Diktatur⸗ manier. Im Landesausschuß verweist der Herr Staatssekretär uns auf den Reichstag, und hier spielt man den Landesausschuß gegen uns aus. Es 1ee sich doch um ein Gesetz, das mit Hilfe des Reichstags zu stande gekommen ist, und das auch nur mit Hilfe des Reichstags sich wieder abschaffen läßt. Wende man uns doch nicht ein, daß der Diktaturparagraph selten angewendet werde. Er ist da, und er kann häufiger angewendet werden. Der Geist des Diktatur⸗ paragraphen durchdringt alle Beamten, vom Statthalter bis zum letzten Gendarmen. Dieser Geist ist es, der uns terrorisiert. Von diesem Geist des Diktaturparagraphen sind unsere Staatsanwalte durch⸗ drungen; aus diesem Geist heraus sind die Verurtheilungen von Ar⸗ beitern, die in trunkenem Zustand die Marseillaise sangen oder pfiffen, zu 1 Jahre und zu 18 Monaten erfolgt. Nach den gestrigen Er⸗ klärungen des Reichskanzlers und des Staatssekretärs von Puttkamer ist das Schicksal unsers Antrags, ssweit die Regierung in Betracht kommt, wohl entschieden. Die Zustände sollen so bleiben, wie sie sind. Die Regierung möge sich die Konsequenzen dieser ltung klar machen. Die Aufgabe Deutschlands in Elsaß⸗ othringen ist von Anfang an falsch aufgefaßt worden. Das elsaß⸗lothringische Volksbewußtsein war in dem fran⸗ zösischen Nationalbewußtsein aufgegangen. Man glaubte des⸗ halb, außerordentlicher Befugnisse für die Regierung zu bedürfen. Nun hat man anerkannt, daß nie eine Spur von revolutionären Agitationen gefunden worden sei. Und doch will man die Diktatur beibehalten. Wenn der Diktaturparagraph wirklich nur gegen Fremde angewandt werden soll, so möchte ich an die Regierung die Frage richten, ob sie einverstanden ist, wenn wir in der zweiten Lesung ein Amendement einbringen, welches bestimmt: der Diktaturparagraph darf nicht gegen Inländer, sondern nur gegen Aus⸗ länder angewandt werden. Ich erbitte mir darüber eine ausdrückliche Erklärung. Wir verlangen übrigens nicht nur die Beseitigung des Diktaturparagraphen, senden auch der zahlreichen sonstigen Ausnahmebestimmungen. Auch bis heute, behaupte ich, hat die Germanisierung Elsaß⸗Lothringens noch keine nennenswerthen dstgesz n gemacht; nur eine politische Gleichgültigkeit, eine politische irchhofsruhe ist eingetreten. Den inneren Widerstand der Bevölkerung zu brechen, hat Deutschland den falschen Weg der Gewalt ein⸗ geschlagen. Wenn man die Situation ändern will, muß man zuerst den Diktaturparagraphen abschafen. Das große Ge⸗ heimniß, wie Frankreich Elsaß⸗Lothringen sich so tief und sicher assimilieren konnte, liegt in der Toleranz. Man sagt in Elsaß⸗ Lothringen: die Altdeutschen verstehen sich nicht beliebt zu machen. Was verlangt man von uns? Sollen wir erklären: Jetzt sind wir gute Deutsche!? Läge die Sache umgekehrt, hätte Frankreich deutsches Gebiet annektiert, würden Sie die Bewohner, wenn sie nach 24 Jahren erklärten, gute Franzosen zu sein, nicht für erbärmliche, gesinnungslose Wichte erklären? Nach meiner Ansicht kann die Ger⸗ manisierung nur der bschlaßh einer ruhigen, stetigen Entwicklung durch Generationen sein. gehöre zur jungen Generation und versichere, daß diese Deutschland immer mehr ent⸗ fremdet wird, wenn das gegenwärtige System fortbestehen bleibt. Der Minister von Köller meinte hier neulich, der Diktatur⸗ paragraph reize die as.Iotbenfisch⸗ Bevölkerung nicht; mit Aus⸗ nahme einiger Krakehler seien alle Elsaß⸗Lothringer zufrieden. Wer i. denn die Krakehler? Wahrscheinlich wir. Sind wir denn kleine rreise? Wir repräsentieren doch unsere Wählerschaft. Und nicht bloß wir Abgeordnete, die sich als b zusammengethan haben, sondern auch alle anderen Abgeordneten elsaß⸗lothringischer erkunft, das ganze elsaß⸗lothringische Volk verlangt die bschaffung des Ausnahmeregimes; das kann doch nur dazu beitragen, vorsichtig zu sein bei der Auswahl der Beamten, die nach Elsaß⸗Lothringen geschickt werden; sonst kommt es dahin, daß diese Beamten fünf oder sechs Jahre im Reichslande sind, ohne daß sie die Verhältnisse kennen. Woher kennt der Minister von Köller denn die öffentliche Meinung in Elsaß⸗Lothringen? Aus den Kreisblättern, den Organen der Regierung? Es giebt bei uns keine öffentliche Meinung; es giebt nur eine Privatmeinung, und die hat man dem Minister von Köller nicht gesagt, nicht zu sagen gewagt. Er hat wohl das Gesicht, aber nicht das Herz der Elsaß⸗Lothringer esehen. Elsaß⸗Lothringen gleicht einem Hunde, den man an der Fette hält. Wenn Sie die Liebe der Elsaß⸗Lothringer gewinnen wollen, so schaffen Sie die Diktatur ab!

Staats⸗Minister von Köller:

Meine Herren! Sie werden es erklärlich finden, daß ich die Veranlassung nehme nach der eben gehörten Rede, zu der der Herr Abg. Lenzmann sogar eben zu gratulieren scheint, daß ich das Wort nehme. Ich bin ja lange genug in den Reichslanden gewesen, um, wenn mir auch der Herr Redner, der soeben sprach, jedes Verständniß dafür abgesprochen hat, doch, wenn ich so sagen soll, ein gewisses Urtheil über die dortigen Verhältnisse zu gewinnen. Wenn nun die Verhältnisse wirklich so wären, wie sie der verehrte Herr, der soeben die Tribüne verlassen hat, geschildert hat, und es handelte sich um

meine Heimath, und ich sollte nun von der Tribüne so herunter

sprechen, so würde ich das aus einem gewissen Rücksichtsgefühl für meine Heimath nicht thun. (Widerspruch links.) Meine Herren, ich würde meine Heimath nicht mit einem Hunde vergleichen, dem man den Strick,um den Hals bindet, wie es der Herr Abg. Preiß von Elsaß⸗Lothringen gethan hat. Ich würde nicht davon sprechen, daß dort kein Mensch eine politische Auffassung hat, kein Mensch sich um Politik kümmert. Ich würde so nicht von meiner Heimath sprechen. (Zwischenrufe.) Meine Herren, ich warte so lange, bis

Nun sind aber, meine Herren, Gott sei Dank die Verhältniffe vollkommen anders, als sie der Herr Abg. Preiß geschildert hat⸗ (Zwischenrufe.) Ach, ich warte so lange, bitte, bitte! (Heiterkeit.) Meine Herren, der Herr Abg. Preiß, ich glaube, so ist sein Name, aus Colmar fing damit an, daß er den stolzen Satz aussprach: der Geist der Diktatur schwebt über jedem Beamten des Reichs⸗ landes; der⸗ Diktaturparagraph giebt das Salz und die Kraft der Verwaltung von Elsaß⸗Lothringen. Meine Herren, das sind ja doch alles Bemerkungen und Aeußerungen, die doch hier nur Hem einen oder anderen gefallen können, der von den ganzen Verhältnissen dort keine blasse Ahnung hat. Meine Herren, Elsaß⸗ Lothringen ist ein Land, welches sehr gut und sehr sparsäm ver⸗ waltet wird. Es würden sich alle anderen Bundesstaaten freuen können, wenn wenigstens die Finanzangelegenheiten bei ihnen so wären wie in Elsaß⸗Lothringen. (Zwischenruf.) Ja, meine Herren, ist das nicht wahr? Die elsaß⸗lothringischen Finanzen sind die besten im ganzen Deutschen Reich. Nun sagen Sie, bei allen Beamten der Verwaltung es ist sogar auf die Richter in den Ausführungen des Herrn Preiß Bezug genommen ist der Geist voll von dem Gedanken der Diktatur. Meine Herren, es ist wiederholt hier vom Regierungstisch ausgeführt worden, daß der Diktaturparagraph überhaupt seit seinem Be⸗ stehen in den 24 Jahren drei⸗oder viermal angewendet worden ist. In der ganzen Zeit meiner amtlichen Thätigkeit habe ich erst, nachdem ich vier Jahre dort war, Gelegenheit gehabt, mir ihn einmal anzu⸗ sehen. (Große Heiterkeit.) Ich habe erst, als es sich darum handelte, das skandalöse Blatt, „die elsaß⸗lothringische Volks⸗Zeitung“, zu unterdrücken, Veranlassung genommen, den Diktaturparagraphen an⸗ zusehen und mich zu überzeugen, daß man dies ganz schlechte, demorali⸗ sierend und schädlich wirkende Blatt in Elsaß⸗Lothringen auf diese Weise beseitigen konnte.

Also, meine Herren, die Behauptung, die ganze Verwaltung stände unter dem Stigma des Diktaturparagraphen, ist eine Ueber⸗ treibung, die durch nichts bewiesen ist. Verurtheilungen zu 18 Monaten seien erfolgt, wenn einer ganz harmlos einmal in der Bezechtheit sich zu irgend welchen unnützen Ausrufen habe hinreißen lassen. Auch das seien die Folgen der Diktatur. Meine Herren, es ist nicht so unbedenklich, wenn an der Grenze die Rufe: Vive la république! und Vive la France! ungestraft gelassen werden. Wir anderen Deutschen sollten den elsaß⸗lothringischen Richtern dankbar sein, daß sie in solchen Fällen mit energischen Strafen vorgehen, und es befremdet mich, daß ein elsaß⸗lothringischer Landesangehöriger sich darüber be⸗ schwert. (Heiterkeit links.)

Ich muß sagen, es ist unerhört, und ich frage Sie, meine Herren, aus allen Einzelstaaten Deutschlands, ob ein Abgeordneter seiner Heimath sich auf die Tribüne hier hinstellen würde, um in den Ausdrücken wie der Herr Abg. Preiß aus Elsaß⸗Lothringen über das elsaß⸗lothringische Volk zu sprechen. Meine Herren, man kann ja darüber streiten, ob dieses oder jenes Wahlrecht das bessere ist; wir haben in allen Einzelstaaten nicht das gleiche Wahlrecht, wir haben in Elsaß⸗Lothringen ein anderes als in Preußen, und dort ein anderes als in Sachsen; das elsaß⸗lothringische ist ein kombiniertes aus beiden. Ich habe nichts dagegen, wenn Sie dies Wahlrecht als solches hier im Reichstag angreifen; dafür hätte ich ein Verständniß. Aber daß man sich hier auf die Tribüne hinstellt und von seinem Heimathland sagt, es hätte ein Parlament von Rentnern, das sich hinsetze, 20 Diäten verzehre, sich zu Diners von Ministern einladen lasse und nur gehorsame Diener mache, wenn die Regierungsvorlagen kommen, das würde ich von meinem Heimathland von dieser Tribüne aus nicht sagen, selbst wenn es wahr wäre. (Heiterkeit.) Aber, meine Herren, es ist nicht wahr. Ich kenne die verschiedensten Parlamente in Deutschland; ich will nicht anstehen, zu erklären, daß ich kein anderes Parlament in Deutschland gefunden habe, welches sach⸗ gemäßer, ruhiger und ohne Parteileidenschaft die Dinge in der besten Weise führt, Opposition macht gegen Sachen, die ihm nicht gefallen, und Gesetzen ohne Parteileidenschaft zustimmt, die es für richtig hält. Ich halte mich als ehemaliger fünfjähriger Unter⸗Staatssekretär in Elsaß⸗Lothringen (Heiterkeit), als fünf Jahre dort gewesener ehemaliger Unter⸗Staatssekretär in Elsaß⸗Lothringen für verpflichtet, das hier von der Tribüne zu erklären, daß mir kein Parlament in Deutsch⸗ land bekannt ist, was so gut und so sachlich arbeitet wie der Landes⸗ ausschuß für Elsaß⸗Lothringen; und ich finde es geradezu unver⸗ ständlich, daß der Abg. Preiß von dem Parlament seiner Heimath so hier im Reichstag sprechen kann.

Der Herr Abg. Preiß hat es für gut befunden, folgende Deduktion zu machen. Der Diktaturparagraph soll nur angewendet werden gegen Fremde, gegen Fremde sei aber eine Polizeiverordnung erlassen, welche meinen Namen trüge und welche vollauf genügende Garantien gäbe, daß von auswärts ins Land hinein irgendwelche unliebsamen Agitationen garnicht kommen können. Der Herr Abgeordnete hat zunächst Unrichtiges zitiert. Vom Regierungstisch ist nicht gesagt worden, daß der Diktaturparagraph gegen Ausländer allein an⸗ gewendet werden solle; sondern es ist gesagt worden, der Diktatur⸗ paragraph muß da sein, um Agitationen, die vom Ausland in das Inland hineinkommen, energisch entgegentreten zu können. Wer das verstehen will, wird einsehen, daß das ganz etwas Anderes ist.

Was der Herr Abg. Preiß von der Meldeordnung gesprochen hat, welche nur gemacht sei, um den Fremden jede mögliche Chicane aufzuerlegen, ihnen den Besuch von Elsaß⸗Lothringen zu erschweren, so hat der Herr Abg. Preiß die Meldeordnung entweder nicht ge⸗ lesen, obgleich sie in jedem Gasthaus in Elsaß⸗Lothringen angeschlagen ist, oder er verzeihe mir er hat sie nicht verstanden. (Heiterkeit.) Das letztere wird vielleicht der Fall sein. (Sehr gut! rechts.) Die Meldeordnung sagt ausdrücklich, daß jeder Franzose, jeder Ausländer ins Land hineinkommen könne ohne vorherige Erlaubniß und daß er nur die Verpflichtung habe, innerhalb 24 Stunden sich bei der Polizei des Ortes, wo er sich aufhält, anzumelden. Das nennt der

“X“ 8 1895.

für die bestehen allerdings schwierigere Bestimmungen. Denn wenn jemand sein Heimathland verläßt ich kann es offen sagen —, um sich vom Militärdienst zu drücken, so kann er sich nicht wundern, wenn man ihn hinterher nicht gern ins Heimathland hineinläßt, weil 8 er das meistens nur dazu benutzt, um andere junge Leute zu dem gleichen Schritt zu bewegen.

Von der politischen Gleichgültigkeit und der Kirchhofsruhe sprach der Herr Abg. Preiß. Meins Herren, ich habe davon nichts gefuenden, daß das Volk in Elsaß⸗Lothringen politisch gleichgültig ist. Das Volk dort ich spreche insonverkeit von den Elsässern ist ein sehr kluges und bedächtiges Volk, welches sich sehr eingehend mit

öffentlichen Angelegenheiten beschäftigt, aber einen Vorzug vor anderen

Deutschen hat: Skandalmacher, Hetzer, Krakehler sind es nicht. (Zuruf.) Meine Herren, ich habe von niemand hier gesprochen;

das überlasse ich Ihrem eigenen Urtheil.

Der Herr Abg. Preiß hat sodann gesprochen von großen Miß⸗ erfolgen, die die Regierung in Elsaß⸗Lothringen erzielt hätte. Ich bin ja auf eine andere Stelle berufen und ich kann erklären, daß es mir außerordentlich schwer gewesen ist, von der Stelle wegzugehen, auf der ich bisher gestanden habe; und wenn ich der Ueberzeugung wäre, daß die Regierung dort nur mit Mißerfolgen gearbeitet hätte, wie der Herr Abg. Preiß behauptet, so werden Sie mir zugeben, daß ich das Land je eher je lieber verlassen hätte. Nun können wir ja meinungsverschieden darüber sein. Herr Preiß hält manches für Mißerfolg, was ich nicht dafür halte. Ich will aber zunächst hier aussprechen, daß ich der Ansicht bin, daß dort nicht nur nicht mit Mißerfolg, sondern mit außerordentlich gutem Erfolg gearbeitet ist; denn ich sehe darin den Erfolg, daß Frieden und einträchtiges Leben zwischen der Regierung und dem Volke besteht. Wenn aber das ein Mißerfolg sein soll, daß Friede und Eintracht in das Land ein⸗ kehrt, dann hat der Herr Abg. Preiß Recht. Wenn der Miß⸗ erfolg so groß wäre, wenn die Verhältnisse so unglaublich in Elsaß⸗ Lothringen wären, wie sie Herr Preiß geschildert hatte, würden Sie es dann verständlich finden, daß ich selbst Grundbesitzer in Elsaß⸗ Lothringen geworden bin? Ich bin heute noch Grundbesitzer dort, und werde jedes Jahr mit großer Freude hingehen; wenn ich nicht Preuße wäre, würde ich mit Freuden Elsaß⸗Lothringer sein. (Lebhaftes Bravo!) Der Herr Abg. Preiß empfiehlt der Regierung ich kann leider seine wohlmeinenden Rathschläge nicht mehr aus⸗ führen anstatt des Weges der Gewalt den Weg der Geduld. Nun, ich kann das doch nicht anders verstehen, als daß er meint: die elsaß⸗lothringische Regierung geht roh, bureaukratisch, rücksichtslos mit der dortigen Bevölkerung um. (Zuruf.) Der Herr Abg. Preiß ruft: Ja wohl! Da frage ich Sie hier kann's mir ja keiner be⸗ zeugen, aber ich frage nach Elsaß⸗Lothringen hinein, und mancher wird es vielleicht da beantworten ich frage Sie, ob es nicht gerade in meiner Verwaltung, in der Verwaltung des Innern, mein ernstestes Bemühen gewesen ist, jede auch nur vorkommende Bureau⸗ kratie sofort todt zu schlagen (große Heiterkeit), jede vorkommende Aeußerung von Bureaukratie zu unterdrücken und dafür zu sorgen, daß das Beamtenthum mit den Bürgern in Frieden, Einverständniß und höflichem Umgang verkehrt. Ich kann auch nicht anders sagen, als daß mir von vielen Kreisen der Bevölkerung ausgesprochen ist, daß man den Verkehr zwischen den Beamten im Lande und der Regierung als einen durchaus guten und normalen erachten müsse. Ich glaube, ich bin mehr im Lande und besonders in den Ortschaften der bäuerlichen Bevölkerung herumgekommen als der Herr Abg. Preiß; er wolle es mir nicht übelnehmen: ich glaube, ich kenne das Land besser wie er. (Lachen links.) Damit richtet sich auch, meine ich, die Bemerkung, die der Herr Abg. Preiß machte: die zu uns ge⸗ kommenen Altdeutschen verständen es nicht, sich beliebt zu machen. Ja, es giebt leider einzelne Leute in der Bevölkerung von Elsaß⸗ Lothringen, die stellen häufig Ansinnen an die Beamten, denen man nicht nachgeben kann, ohne seine Verpflichtungen als Beamter zu ver⸗ letzen. Und da muß ich sagen: selbst auf die Gefahr, unbeliebt zu sein, halte ich es doch für richtiger, daß ein Beamter seines Amtes waltet, als daß er etwas thut, was er vor seinem Gewissen nicht verantworten kann. (Sehr richtig!) Wenn Herr Preiß sich also zum Vertreter derjenigen Leute macht, die den Zustand in seinem früheren Vaterlande, in Frankreich, welchem er 11 Jahre an⸗ zugehören die Ehre hatte, vorziehen, wo man manches durch Hinterthüren erreicht, wenn er das wünscht, da, glaube ich, wird er allerdings jeder Zeit auf den äußersten Widerstand der elsaß⸗ lothringischen Beamtenschaft stoßen. (Bravo!) Der Herr Abg. Preiß sagte ferner: Ehrlichkeit ist das erste Gebot. Nun, daß ich ehrlich das ausspreche, was meine Ueberzeugung ist, das werden Sie mir glauben und anhören. Sie können mir sagen: Ich täusche mich das will ich mir gefallen lassen; aber ich versichere Sie, daß es meine offene ehrliche Ueberzeugung ist, die ich in sechsjähriger Ver⸗ waltung gewonnen habe, dahin gehend, daß Elsaß⸗Lothringen, insonder⸗ heit Elsaß, sich allerdings wesentlich den deutschen Verhältnissen assimiliert hat; daß die Leute sich glücklich fühlen, zum theil sehr glücklich (Lachen links), gerade heute einem Reich anzugehören, wo es doch Gott sei Dank ruhiger zugeht, als es in ihrem früheren Heimathlande zugegangen ist. Mir haben sehr viele einflußreiche Leute wiederholt erklärt: Gott sei Dank, daß wir in diesen Ver⸗ hältnissen nicht mehr Franzosen, sondern Deutsche sind (hört! hört!). Ich würde das nicht sagen, wenn es nicht wahꝛ wäre; Sie kennen mich zum großen Theil genug, um zu wissen, daß ich Ihnen nichts Unrichtiges sage.

Der Herr Abg. Preiß führte sodann aus: daß die Auffassung unrichtig sei, folge doch aus der Wahlstatistik. Zunächst glaube ich an diejenigen Beweise, die man aus Wahlstatistiken herauszieht, überhaupt nicht recht; man kann bekanntlich aus Statistiken, wenn man nur will, alles beweisen. (Heiterkeit.) So kann man auch aus einer Wahlstatistik alles beweisen. Am allerwenigsten glaube ich, daß in einem Lande, wie es Elsaß⸗Lothringen ist, dem nichts unangenehmer, nichts lästiger ist, als diese infame Hetzerei bei den Wahlen, die Wahl⸗

Sie fertig sind. (Glocke des Präͤsidenten.)

Herr Abg. Preiß „Chicaniererei“ des Publikums! Es besteht nur die eine Res ische Offiziere Emigranten;

statistik etwas beweist. Endlich meine Herren, wollen Sie doch nicht