1“
Zunã ist die Etatsstärke des preußischen Herres, von; welgee chn sa lediglich handelt, um run „8s Mann zu hoch angenommen worden, also um 13 ⅛ Protz.
1 Berichtigt man hiernach die Summe der berechneten Er⸗ sparnisse, so ermäßigt sich selbige schon um rund 138,000 ℳ erner berechnet der „Vorwärts“ an Tuch für Waffenröcke und Hosen eine Ersparniß von 375 000 ℳ, hat aber über⸗ sehen, daß für Tuch überhaupt nur die Lieferungspreise im Etat zum Ansatz gebracht werden, sodaß auch dieser Posten enfag zu streichen ist. “ — ann werden Fosgenaeh 3 2— Fruen † Ansatz gebracht, während nur die Fußtruppen hiermit aus⸗ enn. * ein Irrthum, der die Ersparnisse um 50 000 ℳ u hoch darstellt. 1“ 1 Bei den Drillich⸗ und Leinenhosen wird die Tragezeit zwar auf 1 ½ Jahre richtig ang aber der Jahresbedarf nur nach einjähriger Tragezeit berechnet; dieser Rechenfehler macht Be eas von 55 000 ℳ an jenen 1 ½ Millionen erforderlich. 1 1 Aehnlich verhält es sich mit der Zuverlässigkeit der an die Berechnung geknüpften Folgerung betreffs der übrigen 1¹10 der Bekleidungs⸗Ordnung I. — 8 wa die Hälfte von diesen bringtüberhaupt keine An⸗ gaben über Etatspreise, bei den übrigen sind brsse nicht selten niedriger als die Lieferungspreise (6z. B. bei den Aluminium⸗Kochgeschirren), oder aber die festgesetzten Tragezeiten, welche gleichfalls für die Höhe der Jahresahfindung maßgebend sind, entsprechen nicht dem thatsächlichen Verbrauch, der sich namentlich in den letzten Jahren ebenso gesteigert hat, wie der Dienstbetrieb der
ruppe. k 3 ür eine ganze Reihe von Gegenständen (Feldflaschen, Labeflaschen, Trinkbecher, Mantel⸗ und Lanzen⸗Flaggenriemen Fett⸗ und Kaffeebüchsen, Reis⸗ und Salzbeutel eꝛc.) wird na der Bekleidungsordnung eine Verbrauchsentschädigung über⸗ haupt nicht gewährt, sondern die Unterhaltung der⸗ selben erfolgt aus den sogenannten Nebenkosten (0,90 bis 1,20 ℳ pro Kopf), aus denen zugleich die Proben zu be⸗ zahlen, Wachtmäntel, Küchenanzüge, Wirthschafts⸗ und Kammerbücher zu beschaffen sind. Endlich gewährt die Be⸗ klei bezw. der Etat zur Unterhaltung von
Stücken lediglich Pauschsummen, deren sparsame Bemessung sich an folgendem Beispiel er⸗ kennen läßt. Für Zelte werden 155 Bataillon jährlich 50 ℳ gewährt, im ganzen Heere 24 000 ℳ; giebt man einem Zelt selbst eine Ziährige Dauerzeit, so würden, bei dem Be⸗
chaffungspreis von 8 ℳ, für 356 000 Mann jährlich eben⸗
oviel Mark, also 332 000 ℳ mehr als jetzt in den Etat ein⸗ zustellen sein. Alle diese Ausfälle und Mehrkosten deckt und bestreitet die Truppe aus den an einzelnen Stücken erzielten Erspar⸗ nissen; sie kleidet ferner die alljährlich über den Etat einzu⸗ ziehenden Prozentmannschaften ein, für welche irgendwelche Peürodchecnischäͤdigune nicht gewährt wird, bestreitet hieraus die Kosten für bessere Bekleidung der Unteroffiziere, für Ab⸗ zeichen aller Art u. s. w. I
Aber auch die Heeresverwaltung pflegt mit diesen Erspar⸗
issen zu rechnen und sobald es sich um Einkleidung von Neu⸗
ormationen handelt oder um Niederlegung von Beständen für Kriegsformationen, werden die Ersparnisse der Truppen zunächst herangezogen. Es wäre daher gänzlich verkehrt, wollte man den Truppen das System der Selbsibewirthschaftung auf diesem Gebiet und die Möglichkeit, Ersparnisse zu machen, entziehen. 1 Der Etat würde durch eine solche Maßnahme zweifellos nicht entlastet, sondern erheblich mehr belastet werden.
I1“
Der am ziefigen Allerhöchsten Pefe beglaubigte Königlich
portugiesische Gesandte Vicomte de Pindella wird sich am 24. d. M. zur Theilnahme an der feierlichen Beisetzung Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Erzherzogs Albrecht
von Oesterreich auf einige Tage nach Wien begeben.
“ 8 8 “
Nach telegraphischen Meldungen an das Ober⸗Kom⸗ mando der Marine ist S. M. S. „Marie“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Credner, am 19. Februar in Chefoo eingetroffen und am 22. d. M. nach Nagasaki weiter gegangen. S. M. S. „Irene“, Flaggschiff des Chefs der Kreuzer⸗ Divifion, Kontre⸗Admirals Hoffmann, wird am 24. Februar die Reise von Chefoo nach Nagasaki antreten.
1 Sigmaringen, 23. Februar. Seine Königliche Hoh der Fürst von Hohenzollern ist aus San Remo hierher zurückgekehrt. 1
Württemberg. 11 n der gestrigen Sihzung der Kammer der Ab⸗ geordneten wurde der Abg. Dr. Kiene (Zentr.) zum Vize⸗
8 Braunschweig. 8 8 Seine Königliche Hoheit der Frinz Albrecht vo reußen, Regent des Herzogihums raunschweig, ist gestern d von Berlin wieder in Braunschweig eingetroffen. Sechwarzburg⸗Sondershausen. “
Ihre Durchlaucht die Fürstin ist 8
von den Masern gestern von au nach Sonders⸗
88 Lippe.
15
Der Landtag hat in seiner vorgestrigen Sitzung, dem
in Anbetracht der
inanzverhältmisse und der drückenden Lage, in der ch fast alle Stände befänden, die Vorlage der Regierung, be⸗
treffend die Gehaltserhoöhung der Beamten, abgelehnt.
Auntrage des Ausschusses entsprechend,
chlechten
8 6
Dae Großfürst Wladimir wird am Mo krg De Großfuürst Wla n8ag, se 82
vollständiger Ge⸗
mittag in Wien eintreffen und in der russsschen ch absteigen. Das österreichische Abgeordnetenhaus setzte gestern die Berathung der Strafgesetznovelle fort. Es gelangten unter anderem die Hauptstücke „Majestätsbeleidigung“ und Strafbare Handlungen gegen befreundete Staaten“ in der Fassung des Ausschusses zur Annahme. Gegenüber einem von dem Abg Pacak gestellten Antrag, wonach der Staats⸗ verrath als politisches Delikt nur mit Staatsgefängniß bestraft werden soll, bemerkte der Justiz⸗Minister Graf Schönborn, die Staaten müßten wegen der immer schwieriger werdenden andhabung des Organismus für kräftige Mittel der Ver⸗ eidigung gegen äußere und innere Feinde sorgen. Bei dem Kapitel ag afestätsbeleidi ung“ sagte der Just iz⸗Mini 12 ein Staat wie Oesterreich sehe und falle mit dem Monarchen und der Dynastie, Angriffe auf dieselben müßten daher auch aus allgemeinen Rücksichten streng bestraft werden. Die des Kaiserlichen Hauses follten einen besonderen Schutz haben, nicht nur die Person des Herrschers, sondern die ganze Dynastie; jedes männliche Mitglied sei eventuell zum Thron berufen, ein gesetzlicher Schutz sei daher vollkommen am Platz. Die „Narodni Listy“ veröffentlichen eine Verfügung des Prager Landgerichts, wodurch die Konfiskation einer Nummer dieses Blattes bestätigt wird; in dieser Ver⸗ fügung heißt es: Die Reden Eduard Gregr's, Cerno⸗ horsky’'s und des Grafen Kaunitz suchten zur Verachtung und zum Haß gegen den einheitlichen Reichsverband, die Staatsverwaltung und die Staatsbehörden aufzureizen, sowie zu Feindseligkeiten gegen einzelne Gesellschaftsklassen, insbesondere den Adel, und enthielten daher den Thatbestand des Verbrechens und Vergehens. Der diese Landtagsreden gut⸗ heish h Artikel der „Narodni Listy“ bilde daher den That⸗ estand des Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung. Die Gemeinde Spalato hat dem Statthalter an⸗ läßlich des Vorfalls auf dem Gymnasium in Spalato eine künstlerisch ausgestattete Loyalitäts⸗ und Ergebenheits⸗ adresse für den Kaiser überreicht. Bei dem ungarischen Minister⸗Präsidenten Baron Banffy fand gestern eine Konferenz statt, woran mehrere Mitglieder des Oberhauses theilnahmen. Wie verlautet, handelte es sich um die Vorbereitungen für die zweite Verhandlung der rück⸗ ständigen zwei kürcgen politifchen Vorlagen im Ober⸗ hause; insbesondere wurden die betreffs der Konfessions⸗ losigkeit zu stellenden Vermittelungsvorschläge erwogen. Die Aussichten zu einer Verständigung sollen die günstigsten sein. Die Regierung hat die der Komitate, in denen gegenwärtig Nothstand herrscht, nach Budapest berufen, um im Beisein des Minister⸗Präsidenten Barons Banffy und des Ministers des Innern Percel über Maß⸗ nahmen zur Abhilfe zu berathen. Im ungarischen Unterhause behauptete gestern bei der Berathung des Finanzgesetzes von 1895 der Abg. Graf Apponyi, die Lage des Landes sei nicht geklärt; hier⸗ gegen seien Neuwahlen kein Remedium, eine Fusion, als ein⸗ ache Vereinigung eepi ds Elemente, werde die Aktions⸗ fachetan des Parlaments eher vermindern. Die Regierung sei un⸗ fähig, das Prestige des ungarischen Staats nach außen voll⸗ ständig zu wahren; er 1* daher die Vorlage ab. Im Fauff der Sitzung kam es zu stürmischen Szenen zwischen dem Präsidenten von Szilagyi und den Abgeordneten der Linken. Die Unabhängigkeitspartei nahm gestern mit 42 gegen 35 Stimmen einen von dem Präsidenten der Partei Justh bekämpften Antrag, betreffend die Organisation der Partei, somff einen Antrag, betreffend die Durchführung der kirchenpolitischen Gesetze, an. Justh legte infolge des ersteren Beschlusses den Vorsitz nieder und verließ mit seinen Anhängern die Sitzung. Es verlautet, heute werde über den Austritt Justh's aus der Partei verhandelt werden.
Großbritannien und Irland.
Der Premier⸗Minister Lord Rosebery ist erkrank genöthigt, das Bett zu hüten.
Frankreich.
Der Senat hat gestern die Vorlage wegen Bewilligung
der provisorischen Zwölftel des Budgets angenommen. Ferner nahm der Senat in erster Lesung einen von der Re⸗ gierung unterstützten Antrag Fabre an, wonach die Mit⸗ glieder des Parlaments, wenn sie ihre aktive Dienstzeit befnbet haben, von jedem Militärdienst befreit sein ollen.
Die Deputirtenkammer nahm in ihrer gestrigen Vor⸗ mittagssitzung den Gesetzentwurf über die Bewilligung eines weiteren provisorischen Zwölftels mit 414 gegen 34 Stimmen an. der Nachmittagssitzung befragte der Deputirte Le⸗ Ferist den Minister der Kolonien Chautem ps über die Mission Monteil. Der Minister Chautemps erwiderte, die Erzählung des Journals „Quotidien illustré“ von einer Niederlage der Expedition des Oberst⸗ Lieutenants Monteil sei in allen Stücken erfunden, denn sie wimmle von Ungenauigkeiten. Monteil sei nicht am Meere eingeschlossen worden und der Gouverneur Binger habe niemals die Küste verlassen; derselbe habe erst neuer⸗ dings aus Grandbassam telegraphiert, um eine Verminderung der Kolonne Monteil zu verlangen.
Bei einem Bankett der englischen Handelskammer in Paris hielt der britische Botschafter Lord Dufferin eine Rede, worin er konstatierte, die Beziehungen Frank⸗ reichs und Englands seien niemals freundschaftlichere und versöhnlichere gewesen als gegenwärtig. Des weiteren erinnerte der Redner an den Abschluß des Uebereinkommens, betreffend Sierra Leone, welches die Lösung der übrigen schwebenden Fragen voraussehen lasse. Auf Afrika übergehend, hob Lord Dufferin hervor, er bezweifle, Afrika werde als Schauplatz der Handelsspekulation ein Eldora werden. Lange Zeit werde vergehen, bis England, Frankreich und Deutschland ihre Industrieerzeugnisse dort absetzen könnten. Die Gebietsansprü in Afrika könnten daher in gemäßigter und leidenschaftsloser Weise erörtert werden⸗ lücklicher Weise habe keine Nation je genügend Uebergewicht besessen, noch werde sie es in Zukunft haben, um den Versuch einer achtungswidrigen Haltanf segen eine benachbarte Nation zu machen. Lord Dufferin schloß, indem er der liebenswürdigen Eigenschaften der Franzosen rühmend gedachte. 18
Die Polizeipräfektur hat, wie verlautet, die Benach⸗
deutende Mange Dynamit entwe ꝛbet worden sei und in der
Nähe von Paris verborgen gehalten werde.
Italien.
Die Vorladung Giolitti's vor den Untersuchnngs⸗ richter ist auf sein Ansuchen auf den 28. d. M. verschoben
worden. Spanien.
Die Rückkehr der marokkanischen Gesandtschoaft von Madrid nach Tanger ist dem „W. T. B.“ zufolge oben
8 8 8 2 F 1u“ I Belgien. In der
““ er Repräfentantenkammer beantragte gestern der Finanz⸗Minister de Smet de Nayer, daß entgegen dem Beschluß der Kammer der Gesetzentwurf über die Congo⸗ Eisenbahn einer Spezialkommission überwiesen werde, die aus der Zentralsektion und zwei Mitgliedern der Minorität bestehen solle,, De Lantsheere meinte, ein derartiger Gesetzentwurf könne nicht der Kontrole der Sektionen entzogen werden, er werde den Antrag bekämpfen. Der Minister beantragte, daß die Zentralsektion Dienstag einberufen werde.
Rumänien.
Im Senat wurde gestern die Berathung des Berg⸗ gesetzes fortgesetzt. Die Minister Lahovary und Carp widerlegten mit Erfolg die Einwände der Opposition.
Die Deputirtenkammer 24 Stimmen das Gesetz über den Bau und den Betrieb von Privatbahnen an. Der Kultus⸗Minister Jonescu beantwortete eine Interpellation des Abg. Gradestianu wegen des am 14. September 1894 stattgehabten Zusammen⸗ stoes zwischen Polizei und Studenten; der Minister tadelte ie Haltung der Studenten und meinte, sie sollten politischen Vorfällen fern bleiben. 16 “
Asien. b Wie der „Times“ aus Hongkong gemeldet wird, find der Schiffahrt auf dem Flusse neue Beschränkungen auferlegt worden. „ n Aus Canton wird berichtet, der britische Kreuzer „Mercury“ sei von Formosa zurückgekehrt. Die gbinesen hätten den Piratenaufstand in Takao schon vor der An⸗
linge seien enthauptet worden. 8
8 Afrika. 8
Nach einer Meldung der „Agence Havas“ aus Kairo herrsche in Egypten vollkommene Ruhe.
Unter dem Vorsitz des Khedive hat, wie das „Reuter'che Bureau“ berichtet, der Ministerrath ein Dekret an⸗ genommen, wodurch ein besonderer Gerichtshof zur Ab⸗ urtheilung von Verbrechen und Vergehen eingesetzt wird, deren sich Eingeborene gegen englische Offi⸗ ziere, Soldaten oder Seeleute zu schulden kommen lassen. Der Gerichtshof soll aus dem englischen Militär⸗ kommissar, einem englischen Richter des Appellhofes, einem eingeborenen Richter und einem englischen Richter bestehen. Der englische Beirath im Justiz⸗Departement Sir J. Scott soll den Vorsitz führen. Die Verurtheilungen sollen endguültig und ohne das Recht der Appellatien stattfinden. Das Gesetz, betreffend die Einführung dieses Gerichtshofes, soll erst nach Genehmigung durch den englischen diplomatischen Vertreter Lord Cromer und nach Mittheilung an die Gesandten der auswärtigen Mächte in Kairo geschehen. Man glaubt, durch das Gesetz etwaige An⸗ griffe Eingeborener auf englische Soldaten und Matrosen in Alexandrien oder anderswo zu verhindern. Ein Ministerwechsel ist hier nicht wahrscheinlich.
Der „Agenzia Stefani“ wird aus Massowah gemeldet:
Tafari von Agams, der für Itglien kämpfe, habe die Tigriner bei Adigrat geschlagen und ihnen bedeutende Verluste beigebracht. Ras Mangascha sei es gelungen, 2000 Mann zu sammeln. Menelik sei nach der Plünderung von Vollamo, wo er viele Sklaven erbeutet habe, am 24. Ja⸗ nuar wieder nach Schoa zurückgekehrt. Ein Franzose glochece sei zu Menelik mit Geschenken gekommen. Kassala ei ruhig. W“ der Kapkolonie Sir Henry B. Loch ist abberufen worden. Der Grund liegt, wie „W. T. B.“ vernimmt, in Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Gouverneur und dem Premier⸗Minister Cecil Rhodes.
Parlamentarische Nachrichten. — W11“
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen 88S des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Minister der geistlichen ꝛc. An⸗ elegenheiten Dr. Bosse beiwohnte, wurde die zweite Hesamns des Etats des Ministeriums der geistlichen ec. Angelegenheiten bei dem Titel „Unter⸗Staats⸗ sekretär“ fortgesetzt.
Abg. Dasbach (Zentr.) wünschte die Beseitigung der Ueber⸗ bleibsel aus dem Kulturkampf, so die Aufhebung des Ordensgesetzes. Durch die ungerechte Behandlung der katholischen Ordensgesellschaften werde viel Unruhe und Erbitterung in die katholische Bevölkerung ge⸗ tragen. Man dürfe auch nicht versuchen, die Muttersprache der Polen zu unterdrücken. Nur dadurch, daß Frankreich die Muttersprache der Elsaß⸗Lothringer geschont habe, hingen diese noch jetzt an Frankreich.
Abg. Schröder (Pole): Unter den Polen befänden sich aller⸗ dings einige hitzige Temperamente, dafür dürfe man aber nicht das ganze Volk verantwortlich machen. Wenn die Polen so oft in ihren Gefühlen gekränkt und gereizt würden, so könne man nicht beence⸗ daß sie zu jeder Zeit den Deutschen liebevoll en!gegenkämen. Es sei nicht gut, die Muttersprache zu unterdrücken. Die Polen hätten nie behahs. die deutsche Sprache nicht lernen zu wollen. Nicht nur die deutsch⸗katholig Presse, sondern auch ein großer Theil der deutsch. prote stantis Presse stehe auf Seiten der Polen. Die imparitätische Beband 88 der Polen besonders auf dem Gebiete der Polksschule gb . nur in Posen, sondern ebenso schlimm in Westpreußen. Der Sta müsse auf einer sittlich⸗religiösen Basis ruhen; die Bebandlunze dn Polen sei nicht chriftlich. Alle preußischen Unterthanen, die hre Pfch thäten und die Gesetze befolgten, müßten gleich behandelt wer Die Polen würden als Preußen zweiter 8 e behandelt.
einister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten 85 Bossez; auf Einzelheiten nicht eingehen, weil ich es nicht für rich immer einen und denselben Gegenstand zu behandeln. Den
balte,
an⸗
eine be⸗
richtigung erhalten, daß in der Provinz kürzlich
aber, daß die Polen von uns als F.h. zweiter Klaßse geseben werden, muß ich mit aller Entschiedenheit
nahm mit 71 gegen
kunft des „Mercury“ unterdrückt gehabt, 25 Piratenhäupt⸗
die eine shes⸗ von 2551 ha um
die Imparität in Bezu am besten dadurch beleuchtet, daß in den Jahren 1892 bis 1895 mit Staatsbeihilfe in Westpreußen 48 evangelische und 54 katholische Volksschulen gegründet wurden. Der Abg. Das⸗ hach hat sich über die Unterdrückung der polnischen Sprache beschwert. olendebatten und kein Ende! In dem polnischen Sprachunterricht liegt die Gefahr, daß die Kinder polonisiert werden und die deutsche Gesinnung ganz zurücktritt. Wir haben in Posen katholische. Gemeinden, die früher deutsch waren und jetzt polonisiert sind; ich erinnere nur an die Bamberger. Die Opferwilligkeit der katholischen Krankenschwestern erkenne ich an, wir müssen aber stets bei der Provinzialbehörde erst anfragen, ob die Verhältnisse sich wirklich so verhalten, wie sie uns dargestellt werden, ehe wir sie aufnehmen können. Die Froningiece örden muß ich gegen die vielfachen ungerechten Angriffe in 8. nehmen. Pflichttreue und Integrität sind stets die Haupteigenschaften der preußischen Beamten gewesen. Wenn hier immer verlangt wird, die Ueberbleibsel aus dem Kulturkampf zu beseitigen, so muß ich doch bitten, uns bestimmt formulierte Anträge zu unterbreiten. Wir werden sie dann gerecht und wohlwollend
prüfen.
Abg. Dr. Gerlich (fr. kons.): Ich verstehe nicht, weshalb die polnischen Abgeordneten hier stets von neuem eine Polendebatte provozieren. Ich liebe und schätze die Polen; aber gerade deswegen, und weil ich die Interessen der Polen fördern möchte, möchte ich die Herren bitten, endlich aufzuhören mit ihren ewigen Tiraden über ungerechte Behandlung. Die ältesten Sechn sind hier aufgewärmt worden, u. a. auch die Klage, daß die Be⸗ hörden bei der Gründung von Schulen nicht unparteiisch vor⸗ gingen. Der Minister hat diesen Vorwurf schon zurückgewiesen; aber ich moͤchte noch weiter gehen. Woher stammt denn die Thatsache, daß die katholischen Schulen in den polnischen Landes⸗ theilen zurückgeblieben sind? Es sind früher mehr deutsche und evan⸗ elische Schulen gegründet worden, weil man das Bedürfniß nach Schulen in den deutschen Kreisen lebhafter als in den polnischen empfunden hat und weil man in jenen Kreisen opferwilliger war. Es ist auch wegen des deutschen Unterrichts in den Schulen Klage geführt worden. So lange es noch Kinder giebt, welche beim Verlassen der Schule die deutsche Sprache nicht ordentlich verstehen, muß dem deut⸗ schen Unterricht eine noch stärkere Bedeutung als jetzt beigelegt werden. Die Polen suchen einen Staat im Staate zu bilden, und dadurch untergraben sie die Autorität. Ihre Agitationsweise kann nur dahin führen, daß sie der Sozialdemokratie Vorschub leisten. Die Herren vom Zentrum haben sich der Posen warm ange⸗ nommen. Ich finde das natürlich, da auch die Polen Katholiken sind. Aber wenn die Herren sich die Mühe geben wollten, die Verhältnisse bei uns kennen zu lernen, so würden sie in ihren Auslassungen ewiß vorsichtiger sein wie der Abg. Dasbach. Die Herren Pee nur die polnische Presse verfolgen, so würden sie finden, daß die deutsch⸗katholische Presse von der polnisch⸗katholischen auf das schärfste angegriffen wird. Es klingt ja ganz schön, wenn man hier sagt, wir müssen die Polen vertheidigen, denn sie sind unsere Brüder. Aber in Wirklichkeit stellt sich die Sache doch anders dar. In Graudenz hieß es: Schlagt die deutschen todt! Und das waren doch auch Katholiken! Ich möchte den Herrenim gentrum zu bedenken geben, daß sie nicht bloß Katholiken, sondern auch Deutsche sind! Die Polen sollten endlich das ewige Nörgeln lassen. Dadurch machen sie die Sache nicht besser, sondern schlechter. Wenn der Abg. Schroeder erklärt, die Polen würden den Kampf fort⸗ führen, so erwidere ich darauf: Wir werden ebenso zäh sein in der Vertheidigung. Viele von den Polen stammen ja aus gutdeutschen Familien, mit denen es ebenso gegangen ist, wie mit den Franzosen, die vom Jahre 1813 her in meiner Heimat ansässig sind. Da hatte beispielsweise der Großvater den Namen Petit, der Sohn nannte sich Petitt, und der Enkel heißt heute schon Petitzky. Oder der Großvater 8 leury; der Enkel nennt sich Fleuritzky. Ich möchte Sie wirklich bitten, die Agitation einzustellen und namentlich hier im Hause uns mit Ihren Tiraden zu verschonen. Wollen Sie den
Kampf, so sind wir da; aber besser ist, wir vertragen uns. 8
(Schluß des Blattes.)
— Die XI. Kommission des Hauses der Abgeordneten zur Vorberathung des Entwurfs eines Stempelsteuergesetzes hat sich konstituiert und zum Vorsitzenden den Abg. von Kröcher, zu dessen Stellvertreter den Abg. Kirsch und zu Schriftführern die Abgg. von Dallwitz, Winckler, Krause (Waldenburg), Noelle, Reichardt und Graw gewählt.
“ 8
Beiden Häusern des Preußischen Landtags ist eine Denk⸗ schrift über die Ausführung des Gesetzes vom 26. April 1886, betreffend die Beförderung deutscher Ansiedelungen in den Provinzen Westpreußen und Posen, für das Jahr 1894, zugegangen. Danach sind im verflossenen Jahre der König⸗ lichen Ansiedelungskommission für die Provinzen Westpreußen und osen zum freihändigen Ankauf angeboten worden 167 Güter und 31 bäuerliche Grundstücke, davon aus polnischer Hand 60 Güter und 24 bäuerliche Grundstücke. Die Kommission hat aber für Ansiedelungszwecke nur 8 größere Güter, und zwar 7 freihändig und eins gelegentlich einer Zwangs⸗ vollstreckung, dagegen keine Bauernwirthschaften erworben. Von den angekauften Vütern entfallen 6 auf den Regierungsbezirk osen, je eins auf die Regierungsbezirke Bromberg und Marien⸗ werder. Die gesammte Bodenfläche der erworbenen Güter beträgt 6264,1759 ha zum Kaufpreise von 3 590 850 ℳ Unter Hinzurechnun der Erwerbungen aus den acht Vorjahren umfaßt der Gesammterwer der Ansiedelungskommission am Schluß des Jahres 1894 an Gutsareal 80 286,6103 ha zum Preise von 48 645 936,62 ℳ und an bäuerlichem Areal 1351,4157 ha zum Preise von 910 510,25 ℳ, zusammen 81 638,0260 ha zum Kaufpreise von 49 556 446,87 ℳ Der Flächeninhalt der Erwerbungen des Jahres 1894 bedeutet gegen das Vorjahr ein Weniger von 2160,4336 ha. Der durchschnittlich für den Grund⸗ erwerb im Jahre 1894 gezahlte Erwerbspreis stellt sich auf rund 573 ℳ für 1 ha, während er sich im Jahre 1893 auf 626 ℳ für 1 ha belaufen hat. Die angelegten Preise schwanken zwischen dem 50 fachen und dem 72 fachen Grundsteuerreinertrage und stellen im Durchschnikt den 59 fachen Grundsteuerreinertrag dar. Der Gesammt⸗ durchschnittspreis für sämmtliche bisher von der Ansiedelungs⸗
kommission erworbenen Liegenschaften beträgt 607 ℳ für 1 ha.
An Besiedelungsplänen sind im sathe⸗ 1894 4 ausgearbeitet worden, fassen. Die geringere Thätigkeit gegen
das Vorsahr erklärt sich aus der starken Inanspruchnahme des Ver⸗ dacshae zureaus durch Ergänzungsarbeiten. Im ganzen sind bisher seit dem Jahre 1886/87 53033 ha planmäßig aufgetheilt worden. Rechnet man dazu die ohne besonderen “ begebenen Güter, wie die Bauerngüter, ferner fünf neue Besiedelungspläne, die im Frühjahr werden ausgelegt werden, so wird das zur Parzellierung ausgelegte Areal am 1. April 1895 58 437 ha umfassen, was 71,6 v. H. der esammterwerbungen ausmacht. Der Gesammtumfang der ein⸗ geleiteten und ausgeführten Drainanlagen beträgt auf 105 Besitzungen mit 51 254 ha. Gesammtfläche 24.089,26 ha Anla en zum voraus⸗ sichtlichen Kostenbetrage von 4 119 615,84 ℳ Das Arbeitspensum des Jahres 1894 betrug 3281, ha gegen 1751 im Vorjahre. Die guten irkungen dieser Entwässerungsanlagen sind nicht zu verkennen, hr gut haben ferner die Versuche gelohnt, dem Graswuchs auf fen Mooren durch Senkung des Grundwassers, Besandung, füische Gras⸗Einsagt und mineralische Düngung zu Hilfe zu Götnen. Die guten Erfolge haben auf die Leiter der Putsverwaltun en solchen Eindruck gemacht, daß im laufenden 8 inter für diesen Zweck 9000 m Feldbahnen mit 87 Lowrys in Fthätigkeit sind. Groͤßere Projekte sind in zwei Orten in der Aus⸗ füörung begriffen und werden 400 bis 700 ℳ für den Hektar kosten. einere derartige Meliorationen sind auf 20 weiteren Gütern im nge. Der finanzielle Erfolg solcher Kulturen stellt sich derart, daß
auf die Volksschulen ausfieht,
werden, nach der Kultur einen Werth von 1200 bis 1600 ℳ erhalten. An Wegebauten sind einzelne kleine Strecken den Gutsverwaltungen zum Ausbau übertragen. Diese Methode der Erweckung eines selbst⸗ thätigen Interesses an dem Wegeausbau innerhalb der jungen An⸗ siedlergemeinden hat sich bis jetzt sehr gut bewährt.
Auf den 36 fiskalischerseits betriebenen Ziegeleien sind im Jahre 1894 12 738 400 Stück Mauersteine, Dachsteine, Firststeine und Drainröhren hergestellt worden. An Hochbauten sind bisher auf dem Gebiet des Schul⸗ und Kirchenbaus im ganzen 62 Schulen, 4 Kirchen, 7. Bethäuser und 5 Pfarreien errichtet worden. Für die Schulbauten sind in runden Summen 850 000 ℳ, für die kirchlichen Bauten 300 000 ℳ aufgewendet worden. Die Schulen sind meist einklassig und umfassen 50 bis .80 Schulkinder. Die Kirchen haben 400 bis 450, die Bethäuser 80 bis 130 Sitz⸗ plätze. Im Jahre 1894 wurden 7 Schulen, 1 Kirche und 1 Bethaus fertiggestellt, 11 Schulen, 1 Kirche, 1 Bethaus, 5 Pfarreien, 4 Armen⸗ häuser, 8 Kruggehöfte und eine Anzahl anderer Neubauten in Angriff genommen. Das Kapitalvermögen, welches die Ansiedler in den An⸗ meldungsfragebogen angeben, ist von Jahr zu Jahr gestiegen und betrug im Jahre 1894 durchschnittlich 6800 ℳ Nach Erfüllung der Ansiedelungsbedingungen haben den u⸗ schlag erhalten 222 Ansiedler gegen 241 im Vorjahre. Der Rückgang erklärt sich aus der ungünstigen Lage der Land⸗ wirthschaft. Begeben sind im Jahre 1894 zur Rente 3793,57 ha zum Werthe von 2 556 315,23 ℳ, zur Pacht 330,66 ha zum Werthe von 212 107 ℳ, zusammen im ganzen bisher 28 168,42 ha zum Werthe von 17 738 476,81 ℳ an 1606 Ansiedler. Von den Ansiedlern stammen aus den Ansiedelungsprovinzen 601 oder 37,42 v. H., aus dem übrigen Deutschland 949 oder 59,10 v. H., von außerhalb Deutsch⸗ lands 56 oder 3,49 v. H. Der Konfession nach stehen 1467 Evan⸗ gelischen 149 Katholiken gegenüber. Zur Hebung der Rindvieh⸗ zucht sind aus drei bestehenden Depots bisher an Ansiedler auf Grund von Kaufverträgen 167 Stück Färsen und Jungkühe im Werthe von 33 217,30 ℳ abgegeben worden. Die auf die Kaufpreise geleisteten Abschlagszahlungen belaufen sich auf 21 969,38 ℳ Zur Hebung des Obstbaues wurden im Jahre 1894 6839 Obstbäume zum Selbstkosten⸗ preis von 6069,30 ℳ geliefert. 25 Ansiedlerstellen sind im Jahre 1894 in die zweite Hand übergegangen.
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
Die Abschreibung uneinbringlicher Forderungen von dem Einkommen aus Handel und Gewerbe bei der staatlichen Einkommensteuer⸗Veranlagung ist, nach einer Entscheidung des Ober⸗ Verwaltungsgerichts, VI. Senats, 1. Kammer, vom 28. Juni 1894, zulässig, auch wenn die Verluste, die den Grund für die Abschreibung abgegeben haben aus früheren als den für die Duvrchschnitts⸗ berechnung des Einkommens aus Handel und Gewerbe maßgebenden Jahren herrühren. Durch dieselbe Entscheidung hat das Ober⸗ Verwaltungsgericht ferner ausgesprochen: Ist eine Abschreibung im Verhältniß zu dem Gesammtbetrag der Forderungen auffallend hoch, so wird hierdurch schon allein die Vermuthung begründet, daß die Abschreibung eine unzuläss i hohe sei und der Steuer⸗ pflichtige hat die Grundlosigkeit dieser Vermuthung nachzu⸗ weisen. „Die von dem Steuerpflichtigen (für seine Veranlagung pro 1892/93) vorgelegte Bilanz für 1890 führt in der Aktiv⸗ seite unter Debitoren vor der Linie den Betrag von 82 252 ℳ auf, schreibt hiervon 73 426 ℳ, und zwar 3974 ℳ auf Verluste aus dem Jahre 1890 und 69 451 ℳ auf Verluste aus der Zeit von 1879 bis inkl. 1889, ab und stellt für Debitoren dann nur den Betrag von 8826 ℳ ein. Die Zulässigkeit der Abschreibung von 3974 ℳ ist nicht bezweifelt worden, und mag es hierbei verbleiben. Hinsichtlich der 69 451 ℳ dagegen wird nicht ohne weiteres eine Unzulässigkeit ihrer Ab⸗ schreibung daraus gefolgert werden dürfen, daß die Verluste aus den Jahren 1879 bis 1889 herrühren. Es wird vielmehr in erster Linie festzustellen sein, ob der Betrag der nach Art. 31 H.⸗G.⸗B. zu be⸗ werthenden Forderungen ein höherer war, als der vom Steuerpflichtigen in die Bilanz eingestellte, und zwar ist der Zeitpunkt der Aufstellun der Inventur und Bilanz Die Feststellung wird 1n Grund der Bücher der Jahre 1879 bis 1889 zu erfolgen haben, und es wird hauptsächlich zu prüfen sein, ob die jetzt als uneinbringlich angesehenen - in diesen früheren Jahren immer in den Bilanzen und
nyenturen aufgeführt, wie hoch sie bewerthet und aus welchen Gründen sie bei Aufstellung der Inventur für uneinbringlich erachtet worden sind. Fallen diese Erörterungen im Sinn des Steuer⸗
vpflichtigen aus, so wird eine Nichtzulassung dieser Abschreibung nicht 1“
erfolgen dürfen. Zu betonen ist hierbei aber, daß die Abschreibung im Verhältniß zu dem Gesammtbetrag, von dem sie erfolgt, auffallend hoch erscheint, und daß hierdurch schon allein die Vermuthung be⸗ gründet wird, daß es sich um eine außerordentliche, nicht zum Abzug bei der Feststellung des steuerpflichtigen Einkommens zuzu⸗ lassende Abschreibung handelt. Es wird demnach Sache des Steuer⸗ pflichtigen sein, diese Vermuthung zu entkräften.“ (V. C. 2582 /93.)
— Der Abzug der Verluste aus Spekulations⸗ geschäften vom Gesammteinkommen hinsichtlich der Veranlagung zur staatlichen Einkommensteuer ist, nach einer Entscheidung des Ober⸗ Verwaltungsgerichts, V. Senats, vom 6. Juni 1894, grundsätzlich nicht unzulässig. „Bezüglich der Frage, ob und in wie weit Ver⸗ luste aus zu Spekulationszwecken abgeschlossenen Geschäften bei Fest⸗ stellung des steuerpflichtigen Gesammteinkommens zu berücksichtigen shed mag verwiesen werden auf die Anmerkung 14 zu § 12 in
uisting's Kommentar zum Einkommensteuergesetz, III. Aufl. S. 98, 99; der dortigen Auffassung wird diesseits beigetreten. Grunds ätzlich steht dem Abzug einer bei den Spekulationsgeschäften zu das ge⸗ kommenen Minusdifferenz vom Gesammteinkommen nichts im Wege. Ein Geschäft, das bei günstigem Verlauf mit seinen Ergebnissen das Gesammteinkommen (nicht das Vermögen) steigert, muß bei un⸗ günstigem Ausfall auch das Einkommen beeinflussen und darf nicht etwa als Vermögensminderung ausgeschieden werden.“ (V. 12/94.)
Statistik und Volkswirthschafrt.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Pilsen wird dem „Vorwärts“ mitgetheilt, daß die dortige Tischlergenossenschaft die zehnstündige Arbeitszeit, die von den Gehilfen gefordert wurde, einstimmig gewährt habe. In Saaz haben nach demselben Blatt die Drahtzieher der “ von Leppold Telatko wegen Lohnkürzung die Arbeit ein⸗ gestellt.
In Brüssel ist der Ausstand der Glacéleder⸗Arbeiter im Sinne der Arbeiter beendet worden.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 10. Februar bis inkl. 16. Februgt cr. zur Anmeldung gekommen: 964 Lebendgeborene, 256 Eheschließungen, 41 Todtgeborene, 521 Sterbefälle.
Kunst und Wissenschaft.
Deer organisierende Ausschuß des VI. Internationalen Geo⸗
raphen⸗Kongresses ladet alle Mitglieder geographischer Gesell⸗ schoften und alle diejenigen, denen die Förderung geographischer Wissenschaft am Herzen liegt, ein, sich an diesem Kongreß, welcher vom 26. Juli bis zum 3. August 1895 in London tagen wird, zu betheiligen. Das Zentralbureau des Kongresses, welcher unter dem hohen Protektorat Ihrer Majestät der Königin Victoria und Seiner
Königlichen Hoheit des Prinzen von Wales stattfindet, befindet sich
Wiesen und Weiden, die mit 300 bis 400 ‧ℳ für den Hektar bewerthet
im Gebäude der Royal Geographical Society, 1 Savile Row, Burlington Gardens, London W. Genannte Gesellschaft als Vertreterin der Geographen des Vereinigten Königreichs gestattet allen Mitgliedern des Kongresses für die Dauer ihres Aufenthalts in London gleiche Rechte mit ihren eigenen Mitgliedern. Die Räumlichkeiten der Gesellschaft, auch Bibliothek und Karten⸗ sammlung, bleiben während des Kongresses geöffnet, und Mitglieder erhalten auf alle Anfragen Bescheid. Das Einladungsschreiben drückt zugleich die Hoffnung aus, daß es möglich sein werde, die Sitzungen des Kongresses wie auch die damit zu verbindende Ausstellung im Imperial Institute abzuhalten. In diesem Fall würden den Mitgliedern des Kongresses alle Privilegien der Ehrenmitgliedschaft des Imperial Institute für die Dauer des Kongresses zuerkannt werden und ihnen die Benutzung der Lesezimmer, Restaurationsräume und Garten⸗ anlagen gestattet sein. Ein allgemeines Kongreßprogramm mit Angaben über die endgültigen Vorkehrungen für Ab⸗ haltung des Kongresses wird spätestens einen Monat vor Eröffnung des Kongresses allen Mitgliedern zugeschickt werden. Der von den Mitgliedern zu zahlende Betrag ist auf 1 Pfd. Sterl. festgesetzt. Mitglieder des Kongresses können ferner übertragbare Eintrittskarten für Damen zum Preise von 10 Sh. erhalten. Diese Karten berechtigen zur Theilnahme an den Sitzungen und zum Eintritt in die Ausstellung u. s. w., jedoch weder zur Abstimmung noch zum Bezug der an Mitglieder verabfolgten Kongreßliteratur. Beitritts⸗ erklärungen werden recht bald erbeten. Alle weiteren Mit⸗ theilungen werden den Mitgliedern dann direkt zugeschickt. Von den kontinentalen und den englischen Bahnverwaltungen hofft man eine Fahrpreisermäßigung für die Kongreßmitglieder zu erlangen. Gesellige Zusammenkünfte und Exkursionen nach geographisch interes⸗ santen Lokalitäten sind in Aussicht genommen, und die Einzelheiten werden bei Zeiten allen Mitgliedern bekannt gegeben.
Was die wissenschaftlichen Arbeiten des Kongresses betrifft, so sollen folgende geographischen Einzelwissenschaften in den Bereich seiner Berathungen gezogen werden: Mathematische Geographie, physikalische Geographie, Kartographie, Forschungsreisen, Beschreibende Geographie, Geschichte der Geographie, angewandte Geographie (zugleich Anthropo⸗ geographie) und der geographische Unterricht. Der organisierende Ausschuß Pärstengen: Major Leonard Darwin, Sekretäre: J. Scott Keltie, Dr. H. R. Mill) hat nach Berathung mit mehreren hervor⸗ ragenden Geographen ein Programm von gewissen bestimmten Fragen. welche von besonderem Interesse und gegenwärtiger Wichtigkeit er⸗ scheinen, zusammengestellt. Man beab ichtfgt, daß in jedem Fall eine hervorragende Autorität das einleitende Referat übernehmen soll. Theil⸗ nahme an der darauffolgenden Diskussion ist allen Mitgliedern gestattet. Alle eingesandten Beiträge zu diesen Fragen werden der Begutachtung unterzogen und, wenn für den Kongreß passend gefunden, soweit es die Zeit erlaubt, in das Programm aufgenommen. Da der Kongreß ein internationaler ist, muß es als unerläßlich erscheinen, daß die zu behandelnden Themata von allgemeinem und dauerndem Interesse seien. Sobald der Ausschuß unter den eingesandten Beiträgen eine Auswahl getroffen hat, wird darüber entschieden werden, in wie weit es nothwendig sein wird, daß der Kongreß in Sektionen tage. Soweit irgend thunlich, soll den Mitgliedern die Möglichkeit geboten werden, sämmtlichen Verhandlungen des Kongresses beizuwohnen. Wenn nöthig, sollen Comités zur Behandlung einzelner Spezialfragen ernannt werden. Das Manuskript jedes für den Kongreß bestimmten Vortrags, sammt einem Auszug von nicht mehr denn 1500 Worten, muß bis Ende April 1895 in den Händen des Ausschusses sein. Mittheilungen an den Kongreß dürfen in deutscher, englischer, fran⸗ zösischer oder italienischer Sprache abgefaßt sein. Dem Ausschuß steht das Recht zu, den von jedem Redner zu beanspruchenden Zeit⸗ raum zu bestimmen. Auf früheren Kongressen sind häufig wichtige Angelegenheiten ohne genügende vorherige Bekanntgebung zur Be⸗ rathung und Abstimmung gelangt, woraus öfter Unannehmlichkeiten erwachsen sind. Um dies zu vermeiden, müssen alle für den Kongreß bestimmten Vorlagen spätestens bis zum 1. Juli 1895 schriftlich den Sekretären bekanntgegeben werden; die vom Ausschuß angenommenen werden gedruckt und den Mitgliedern zugestellt. Die Zeit der Bera⸗ thung wird auch vorher bekannt gemacht.
In Verbindung mit dem Kongreß soll ferner eine Ausstellun veranstaltet werden. Diese Ausstellung soll umfassen: 1) Meßwerk⸗ zeuge, 2) Land⸗ und Seekarten, 3) Globen, Reliefkarten, Modelle und andere besondere Hilfsmittel, die beim geographischen Unterricht zur Verwendung kommen, 4) Photographien und Bilder, 5) Aus⸗ rüstung für Reisende, 6) Historische Gegenstände, als Bildnisse von Reisenden, Reliquien von Entdeckungsreisen und Miscellanea, die für die Geschichte der seographischen Entdeckungen von Interesse sind. 7) Veröffentlichungen. 8) Sammelaus⸗ stellungen, welche alle oben angegebenen Gegenstände umfassen können, und die von Regierungen, Staatsbehörden, wissesschefmisen Gesellschaften oder anderen öffentlichen Körperschaften zusammengestellt und geliehen werden. Der Ausschuß wünscht, daß diese Ausstellung, soweit nur immer möglich, dazu dienen möge, den jetzigen Stand und den Fortschritt der kosphghf hen Wissenschaft zu erläutern, und bittet Aussteller, ihm s ald als thunlich Nachricht über den Charakter der auszuftellenden Gegenstände und den gewünschten Raum zukommen zu lassen.
„Alle Mittheilungen und Anfragen sind zu richten: an die Sekre⸗ Internationalen Geographen⸗Kongresses, I Savile Row, London W.
Theater und Musik.
Königliches Schauspielhaus.
Gestern Abend ging Franz Grillparzer'’'s Trauerspiel „König Ottokar's Glückund Ende“, das vor mehr als sechzig Jahren einige Male aufgeführt wurde, auf der Königlichen Bühne neu einstudiert mit glänzendem Erfolg in Scene. Grillparzer’s bedeutende dramatische Kraft, seine Meisterschaft in der Charaktergestaltung, seine
länzende Beredsamkeit feiern in diesem Trauerspiel große, bis⸗ 8 kaum geahnte Triumphe. Unter des Dichters Händen wird jeder Stoff gewaltig, wo er ihn auch hernehmen mag: ob aus der antiken Welt, aus seiner engern vaterländischen oder aus der allgemeinen Geschichte. Einen sagenhaften oder historischen Hintergrund hat er allen seinen Dramen gegeben, von denen dann jedes einzelne als der Träger eines großen sittlichen Gedankens erscheint. „König Ottokar's Glück und Ende“ knüpft an die Ereignisse bei der Gründung des Habsburgischen Kaiserhauses an. Der trotzige über⸗ müthige Böhmenkönig Ottokar, die Verkörperung grenzenlosen Eigen⸗ willens und Perrscherstones⸗ wird in den Staub gebeugt von der Gerechtigkeit, von der milden und friedfertigen Mannhaftigkeit Kaiser Rudolf's von Habsburg. In seinem WMel- und in seinem unseligen Ende erkennt der Schwergeprüfte die Wiedervergeltung seiner Sünden, des Unheils und des Hasses, die er gesät. Die rücksichtslose Trennung von seiner ersten, alternden Gattin, Margarethe von Gesterreich, wird gerächt durch die Härte und Untreue seiner zweiten Füün⸗ der wilden Kunigunde von Masovien; ihr Verehrer Zawisch von Rosenberg will durch das Verhältniß zu Kunigunde Rache nehmen für die Schmach, die der Böhmenkönig einst der Nichte Zawisch's an⸗ gethan hat. Die Rauhheit und Ungerechtigkeit Ottokaris gegen Margarethe lenkt die Kaiserwahl von ihm, dem mächtigen Böhmen⸗ fürsten, ab auf den schlichten, aber gerechten Rudolf von Habsburg, der dann, mit Kaiserlicher Würde und Gewalt bekleidet, den Trotzigen zu seinen Füßen zwingt; den Tod findet der allen Glanzes und aller Macht entkleidete und von den Furien des Gewissens gepeinigte Ottokar durch die Hand Seyfried Merenberg's, dessen Vater er in schmählicher Gefangenschaft sterben ließ. —, Mit Meisterschaft hat der Dichter die geschichtlichen Momente mit den rein menschlichen Triebfedern des Handelns verknüpft und in dramatisch und theatralisch gleich wirksamen Scenen ein erschütterndes Bild mächtiger F ung und ihres tiefen, Mitleid heischenden Falles hin⸗ gestellt. .
t Den Hedean des Stücka seanin Oti er,pielte serr Mattowaty 8 mit großer Kraft und Wirkung. Der Darsteller zeichnete in den