— Die Zittau⸗Oybin⸗Jonsdorfer Eisen bahn vereinnahmte im Oktober 1894 4068 (— 1523) ℳ und bis Ende Oktober über⸗ haupt 79 259 (— 4984) ℳ
London, 23. Februar. (W. T. B.) Die Getreide⸗ zufuhren betrugen in der Woche vom 16. Februar bis 22. Februar: Engl. Weizen 2853, fremder 38 948, engl. Gerste 1193, fremde 13 676, engl. Malzgerste 22 721, fremde —, engl. Hafer 1779, fremder 15 396 Oris., engi. Mehl 22 665, fremdes 23 188 Sack
Verdingungen im Auslande.
Bulgarien. .
28. Februar, 10 Uhr. Kriegs⸗Ministerium in Sofia: Offert⸗ verhandlung wegen Lieferung von 100 000 m Baumwollgewebe für Oberhemden ꝛc., 200 000 m Leinwand für Unterwäsche, 100 000 m Futterleinwand. Superlizitation 4. März. Die Lieferung ist bis zum 13. Juli in folgender Weise zu bewirken:
in Sofia in Philippopel in Rustschuk Vielfach gewebtes Baumwoll⸗ m m m
gewebe für Oberhemden 24 000 43 000 Leinwand für Unterwäsche. 1 Futterleinen 8. . 43 000
Lastenheft und Bedingungen im Kriegs⸗Ministerium. 9. März, 10 Uhr. Ebenda: Offertverhandlung wegen Lieferung von 20 000 m Zeltleinwand und 5000 Stück Mannschaftsdecken. Superlizitation 13. März, 10 Uhr. Kaution bei Zeltleinen 1300 Fr., bei Mannschaftsdecken 3000 Fr. Die Lieferung ist bis 13. Auguft in folgender Weise zu bewirken: “ in Rustschuk 9000 m Zeltleinen, 2300 Decken, 8 „ Sofia 4000 m 1 1200 8
„ Philippopel 700 m. 8 1500 „
ft und Bedingungen wie oben.
Verkehrs⸗Anstalten. 11“
Bremen, 24. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Werra“ ist am 22. Februar Abends von Neapel nach New⸗York abgegangen. Der Reichs⸗Postdampfer „Gera“ ist am 23. Februar Vormittags auf der Weser ange⸗ kommen. Der Postdampfer „Köln“ hat am 23. Februar Morgens Dover passiert. Der Postdampfer „München“ ist am 23. Fe⸗ bruar Vormittags in Dünkirchen angekommen. Der Postdampfer „Pfalz“ ist am 21. Februar von Buenos Aires nach der Weser ab⸗ gegangen. Der Reichs⸗Postdampfer „Habsburg“ ist am 23. Fe⸗ ruar Mittags in Antwerpen angekommen.
Hamburg, 23. Februar. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ nische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Postdampfer „Patria“ ist heute Morgen in Cuxhaven eingetroffen.
Triest, 24. Februar. (W. T. B.) Der Llovddampfer „Euterpe“ ist heute Nacht hier eingetroffen. Der Lloyddampfer „Apollo“ ist, von Konstantinopel kommend, heute früh hier ein⸗ getroffen. 3
Glasgow, 24. Februar. (W. T. B.) Thomas Henderson, Miteigenthuͤmer der „Anchor⸗Line“ ist heute hier gestorben.
St. Petersburg, 23. Februar. (W. T. B.) Die Konferenz von Vertretern russischer und answärtiger Bahnen, welche jüngst in
“ 2 8* —
einen Tenor von angenehmer Klangfarbe, sondern auch recht bedeutende Stimmmittel und eine gewinnende Ausdrucksfähigkeit für das Gefühl⸗ volle und Innige. Die Liedervorträge waren daher jedenfalls der bessere Theil der Kunstleistung. Als Darsteller konnte der Debütant auch bescheidenen Anforderungen kaum genügen; es mangelt ihm vorläufig noch die ungekünstelte Bewegung und natürliches Wesen; aber der Gesammteindruck, den Herr Petter hinterließ, läßt von seiner weiteren künstlerischen Entwickelung das beste erwarten. — Als Leonore trat Frau Globig als Gast auf und löste ihre an sich sympathische Aufgabe in gesanglicher und schauspielerischer Hinsicht mit schönem Gelingen. Die beiden Banditen wurden von den Herren Krolop und Lieban humorvoll und erheiternd dargestellt; auch Herr Krasa (Bassi) sang und spielte sehr tüchtig. Die Gesammtvorstellung ver⸗ diente daher völlig den reichen Beifall, den sie bei den Hörern und Zuschauern fand. Theater Unter den Linden.
Die Novität des vorgestrigen Abends „Capitain Caxiceciolo“ von Edmond Audran fand, soweit die Musik dabei in Betracht kommt, bei den Hörern eine verdiente beifällige Aufnahme. Der Komponist hat schon früher seine feine Begabung für das Gefühlvoll⸗Launige be⸗ wiesen und jene Scenen der Operette, die unter diesen Gesichtspunkt fallen, auch diesmal musikalisch eindrucksvoll ausgestaltet. Es liegt in der Natur der Operette, daß eine ö des musikalischen Gehalts nur vereinzelt hervortreten kann; leichte, ins Ohr fallende und Cagenehene Melodien, die eine schnelle und unmittelbare Wirkung auf die Stimmung der Hörer üben, sind hier eine wesentliche Bedingung des Erfolges, und in der Erfindung solcher Weisen entwickelt Audran besonderes Ge⸗ Se n der neuen Operette „Capitain Caricciolo“ tommt das ibretto, das von Henri Chivot und Alfred Duru herrührt, den Absichten des Komponisten nur unvollkommen entgegen. Die Handlung, wenn von einer solchen überhaupt geredet werden kann, ermangelt der Einheitlichkeit und des echten Humors. Was an lied⸗ artigem Gehalt im Text dargeboten wird, hat der Komponist mit glücklichem Griff sowohl im gesanglichen wie im orchestralen Theil verwandt. Als kompositorisch interessanteste Gabe erschien das Finale des ersten Akts; auch der zweite Akt enthält noch einige musikalisch werthvolle Nummern und außerdem die recht gefällige Balletmusik des Kapellmeisters Ferron zu einem spanischen Tanz, in welchem nament⸗ lich Fräulein Elia und Herr Poggiolesi sich Beifall gewannen. Der dritte Akt war musikalisch wie textlich, wenn man von zwei komischen Liedern, die gleichsam nur Einlagen bilden, absieht, am wenigsten bedeutend. — Einen wesentlichen Antheil an dem Erfolge des Abends dürfen die darstellenden Künstler sich zurechnen. Die Damen, Fräulein Cornelli als Herzogin und Fräulein Kramm (Antoinette) sangen ihre Partie temperamentvoll und brachten im Spiel den Humor ihrer Rollen gut zur Geltung. 2 Wellhof in der Titelrolle des alten Seekapitäns, dem von einem Neffen Eugenio die hübsche Gouverneurstochter Antoinette durch einen listigen Streich abspenstig gemacht wird, spielte mit der gewohnten drastisch⸗komischen Wirkung, während der Lieutenant Eugenio des Herrn Pauli für einen jugendlichen Liebhaber mehr Frische und Lebhaftigkeit hätte entfalten können. Ein intriguierender junger Herzog von geringen Geistesgaben fand in Herrn Klein, der auch hier wieder seine klare Vortragsweise bewährte, einen humorvollen Vertreter.
Konzerte.
Regenbrüder“
„ während der te Längen eidet und zu lärmend instrumentiert ist. Entschieden berechtigt 2 Künstler zu den besten Hoffnungen, und das Flrache Puülti ließ es auch nicht an aufmunterndem Beifall für ihn feh
Im Königlichen Opernhause wird morgen „Hänsel und Gretel’ (Fräulein Rothauser, Fräulein Dietrich) unter Kapellmeister Weingartner's Leitung gegeben. Hierauf folgt das Ballet „Die Puppenfee“ (Damen dell’'Era, Urbanska Am Mittwoch, Abends 7 ½ Uhr, findet die Aufführung von Händel'z Oratorium „Josua“ unter Mitwirkung der Damen zog, Goeße der Herren Sylva, Krolop, des Königlichen Opernchors und der König. lichen Kapelle unter Leitung des Kapellmeisters Dr. Muck statt.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Gril⸗ parzer's „König Ottokar's Glück und Ende“ mit Herrn Matkowsky in der Titelrolle wiederholt.
Das Programm des ersten Konzerts, welches der Pianist und Kom⸗ ponist William H. Dayas (einer der letzten Schüler Liszt's) am 28. d. M. in der Sing⸗Akademie veranstaltet, bringt die Klavier⸗ konzerte in Es-dur von Beethoven, H-moll von d'Albert und Es-dur — 18 den orchestralen Part übernimmt das Philharmonische Orchester. b
Wie dem „W. T. B.“ unter dem heutigen Tage aus Hannover gemeldet wird, ist der Komponist IJgnaz Lachner im 78. Lebenz⸗ jahre gestorben. Er war seit 1831 nacheinander als Musikdirektor und Kapellmeister in Stuttgart, München, Hamburg und vom Jahre 1861 bis 1875 am Stadttheater in Frankfurt a. M. thätig, worauf er in den Ruhestand trat. Als Komponist veröffentlichte Lachner Lieder, Schauspielmusiken, die drei Opern „Der Geisterthurm“, Dee
sa und „Loreley“, sowie zahlreiche Werke für Kammer⸗ musik. 85
Mannigfaltiges.
Aus Anlaß der morgen in Wien stattfindenden feierlichen Bei⸗ setzung weiland Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Feld⸗ marschalls Erzherzogs Albrecht wird morgen Vormittags 11 Uhr in der St. Hedwigskirche hierselbst ein Trauergottesdienst abgehalten werden.
Ueber das Wesen der Stenographie wird der Zweite Vorsitzende des ältesten Stenographischen Vereins (Stolze), Herr L. Loepert, am Freitag, den 1. März, Abends 8 ½ Uhr, im Hörsaal der Königlichen Akademie der Künste, am Schinkelplatz 6 (Bau⸗Akademie) einen öffent. lichen Vortrag halten, zu welchem Herren, Damen und Schülern der Zutritt unentgeltlich freisteht. Zu dem sich hieran anschließenden ÜUnterrichtskursus in der Stolze'’'schen Stenogravphie welcher ebenda stattfindet, werden gleichzeitig Anmeldungen entgegen⸗ genommen.
Dresden, 24. Februar. Heute früh kurz nach 6 Uhr brach in der ersten Etage des Palais des Prinzen Friedrich Auguf am Taschenberg Feuer aus. Der Mobiliarschaden ist, wie „W. T. B.“ meldet, bedeutend; auch die Sammlung, welche der Prinz von seiner Orientreise mitgebracht hat, ist dem Feuer zum Opfer gefallen. Die Entstehungsursache wird in der Heizungsanlage vermuthet.
Warschau tagte, beschloß, daß die Kommission zur Klassi⸗ Waaren und zur Herstellung von Tarif⸗ internationalen Verkehr im
Heute Abend treffen die Delegirten der Schweiz zur Theilnahme an der wegen des Simplon⸗Tunnels stattfindenden internationalen Konferenz ein,
fizierung der
tabellen für den direkten
Frühjahr in Dresden zusammentreten solle. Mailand, 24. Februar. (W. T. B.)
welche morgen eröffnet werden wird.
Theater und Musik. Königliches Opernhaus.
Die vorgestrige Aufführung von Friedrich von 1b vermittelte den Besuchern der Vorstellung die Bekanntschaft mit einem jungen Sänger, der in der Titelrolle seinen ersten theatralischen Versuch machte: Herr Petter besitzt, wie der erste Eindruck bereits erkennen ließ, nicht nur
romantischer Oper „Alessandro Stradella“
Durchführung nicht klar rauschenden Orchestereffekte
Kompositionstalent erkennen.
“ vier anmuthigen Klavierstücken, Flotow s Schumann’'s hervor. Eine Cavatine für Violine Eindruck. Den Beschluß des
Ein junger Amerikaner, Herr Howard Brockway, der bei seinem hier lebenden Landsmann Boise seine Studien in der Musik gemacht hat, erschien am Sonnabend in der Sing⸗Akademie zum ersten Mal mit eigenen Kompositionen. entwickelten sich die zum theil recht interessanten Motive in ihrer genug, erschienen nicht begründet. ließ die Sonate für Klavier und Violine, die von den Professoren Barth und Wirth vortrefflich gespielt wurde, ein nicht unbedeutendes Die Motive der beiden Hauptsätze sind originell und die Durchführung ist klar und stilrichtig gehalten. In deren Vortrag Herr Barth nommen hatte, trat in etwas zu deutlicher Weise das Vorbild sehr melodiöse und Orchester Abends Sätzen bestehende Symphonie (D-dur), deren erste drei Sätze von
Dampfer
In einer Ballade (G-moll)
eintretenden
und die plöͤtzlich Dagegen
St.
über⸗
und stimmungsvolle machte einen günstigen bildete eine aus vier
Hamburg, 24. Februar. „Kingdom“, Charleston am 18. Des Kap Butt of Lewis (Hebriden) passierte, gilt für untergegangen, dem „W. T. B.“ zufolge seit dem 24. Dezember v. J. jede Nat richt über ihn fehlt.
etersburg, 24. Februar. wurde auf Kaiserlichen Befehl eine Kommission eingesetzt zur 8⸗ rathung des Projekts, betreffend die Gründung eines nach dem Kaiser Alexander III. zu benennenden Hauses zur Versorgung lten und kranker Schriftsteller, Künst ler und Schausvieler Das Haus soll auf einem Kaiserlichen Apanagengut errichtet nedg.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage)
Der Liverpooler 1400 Tons grefe welcher mit der Bestimmung nach ezember Cuxhaven verließ und am 24. Dezember
Wie hiesige Blätter mehe
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¹) Gestern Schnee. ²) Nachts Schnee. Reif. 4) Gestern Schnee. Uebersicht der Witterung. Das Minimum, welches gestern über dem Kattegat ist mit abnehmender Tiefe nach dem Fstlichen Deutschland fartgeschritten, eine andere flache De⸗ pression liegt über Frankreich. Das Hochdruckgebiet im Nordwesten hat an Höhe wieder zugenommen, sodaß der Eintritt von Thauwetter noch nicht zu erwarten ist. Bei schwachen, —n. ee. nördlichen Winden ist das Wetter in Deutschland trübe und meist kälter; nur am Nordfuße der Alpen und in den östlichen Grenzgebieten ist es wärmer geworden; vielfach ist etwas Schnee gefallen. Im nordwestlichen und südlichen Frankreich herrscht
Thauwetter. Deutsche Seewa
890566 8SSSS 58 998
2 —
³) Nachts
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schanspiele. Dienstag: Ovpern⸗ haus. 51. Vorstellung. Hänsel und Gretel Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humper⸗ dinck. Text von Adelheid Wette. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Dirigent: Kapell⸗ meister Weingartner. — Die Puppenfee. Pan⸗ tomimisches ö“ von Haßreiter und Gaul. Musik von Josef Bayer. In Scene gesetzt vom Balletmeister Emil Graeb. Dirigent: Musik⸗ Direktor Steinmann. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 56. Vorstehung. König Ottokars Glück und Ende. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Franz Grillparzer. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Max Grube. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Opernhaus. Konzert⸗Aufführung
Josua“. „Schauspielhaus. 57. Vorstellung. Wie die Alten Sn Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl
Niemann. Anfang 7 ½ Uhr. Deutsches Theater. Dienstag: Nora. fang 7 ½ Uhr. Mittwoch: Der Mann im Schatten. Donnerstag: Weh dem, der lügt!
Berliner Theater. Dienstag: Saus⸗Gene. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Madame Saus⸗Géene
Donnerstag: Der Pfarrer von Kirchfeld.
Lessing⸗Theater. Dienstag: Der Geizige. — Hierauf: Niobe. Anfang 7 ½ Uhr. “ kLittwoch: Aus Berlin W. 8 Donnerstag: Der Fall Clémenceau.
Madame
Friedrich -Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25/26. Dienstag: Der Obersteiger. Operette in 8 Lü. 8,83 k3 West und 8* 882 usik von arl Zeller. Regie: irr Fredy. Dirigent: Kapellmeister Feüte e Anfang 7 ½ Uhr. ver Mittwoch: Der Obersteiger. .
Residenz⸗Theater. Blumenstraße Nr. 9. Direktion: Sigmund Lautenburg. Dienstag: Fer⸗ nand’s Ehekontrakt. (Fil à la patte.) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutscher Be⸗ arbeitung von Benno Jacobson. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch und folgende Tage: Feruand’s Ehe⸗
8
Neues Theater. Schiffbauerdamm 4./5 Dienstag: Die Waise von Lowood. Schau⸗ spiel in 4 Akten von Charlotte Birch⸗Pfeiffer. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Gastspiel des K. u. K. Hofburgschau⸗ spielers Bernhard Baumeister. Erster Abend. König Heinrich der Vierte. Schauspiel in 5 Auf⸗ zügen von William Shakespeare. Nach dem 1. u. 2. Theil bearbeitet von Heinrich Laube.
Donnerstag: Wohlthätigkeits⸗Aufführung zum Besten der Hinterbliebenen des Elbe⸗Unglücks.
Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Direktion: Julius Fritzsche. — Dienstag: Mit neuer Ausstattung: Novität! Kapitän Cariecciolo. Operette mit Ballet in 3 Akten von Henry Chivot und Alfred Duru. Musik von Edmond Audran. Der spanische Tanz im 2. Akt und der Schiffsjungen⸗ Tanz im 3. Akt sowie die Nachinstrumentierung von Adolf Ferron. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Herr Kapellmeister Ferron. Die Ballets arrangiert vom Balletmeister Herrn Louis Gundlach. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Kapitän Caricciolo.
ZBentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direktion: Richard Schultz. — Emil Thomas a. G.
Dienstag: Zum 11. Male: Novität! Unsere Rentiers. Große Posse mit Gesang und Tanz in 4 Akten von Wilhelm Mannstädt und Fulius Freund. Musik von Julius Einödsbofer. In Scene gesetzt vom Direktor Richard Schultz. Anfang 7 ½ Uhr
Mittwoch: Zum 12. Male: Unsere Rentiers.
Adolph Ernst⸗Theater. Dienstag: Auf⸗ treten der ersten Pirouette⸗ und Courbette⸗Tänzerin Englands Miß Rose Batchelor vom Prince of Wales⸗ Theater in London. Ein sfideles Corps. Große Ge⸗ sangsposse mit Tanz. Nach dem 6 Original „A Gaiety Girl' von Jonas Sidney frei be⸗ arbeitet von Eduard Jacobson und Jean Kren. — Vorher: Gefindeball. Schwank in 1 Akt von Ed Jacobson und Jean Kren. Anfang 7 ½ 11““
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Konzerte.
Konzert-Haus. Dienstag (Fastnacht): Fast⸗ nachts⸗Feier. Billets à 3 ℳ im Bureau des
Hauses. Mittwoch, Abends 7 Uhr: Gesellschafts⸗Abend
(Chor⸗Aufführung). 2
Saal Bechstein. Linkstraße 42. Dienstag, Anfang 7 ½ Uhr: Konzert von Marie Löwe (lt und Walter Presting (Barit.).
Zirkus Renz (Karlstraße). Donnerstag, den 7. März: Unwiderruflich letzte Vorstellung (Schluf der Saison).
Dienstag, Abends 7 ½ Uhr: Große brillante Ver⸗ stellung. TIo Ni En. (Beim Jahreswechsel in Peking). Neue Musik⸗Einlagen. Außerdem Cdie⸗ burgh, ostpreuß. Rapphengst, vorgeführt von Herm R. Renz. Konkurrenz⸗Schule, geritten von der Damen Frl. Wallv Renz und Frau Renz⸗Stark Das SenS Liberator, ger. von Herrn Rob Renz. Mr. Wassilliams, Jockeyreiter. Die vorzss⸗ lichen excentrischen Clowns Gebr. Villaud ꝛc.
Mittwoch, Abends 7 ½ Uhr: Extra⸗Verstellung Tjo Ni En. 1
Sonnabend, 2. März: Parade⸗Gala⸗Vorstellums
zum Benefiz für den Schulreiter und Dresseur Ham
Rob. Renz und die Schulreiterin Frau Renz⸗Stan Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Charlotte Margot von Oel⸗ dorff mit Hrn. Lieut. Adolf von Marschall (Pe⸗ burg — Berlin). — Fer. Marie Waldschmidt? Hrn. Berg⸗Assessor Müe Frl. Kaethe Herrmann mit Hrn. Rittergutsdece
lexander Pick (Breslau — Haasenau). M.
Geboren: Ein Sohn: rn. Ober⸗Stallmengs Grafen Wedel (Berlin). — Hrn. Rittmeister 8 2 F. von Prittwitz und Gaffron (Sitzmannae⸗
eis Ohlau). — Eine Tochter: Hra. Rat richter Lauffer (Glatz). — Hrn. Konsistorial⸗Bers Balan (Posen). 8 Breslr
Gestorben: Hr. Heinrich Graf von Dreze⸗ (Davos). — Hr. Major z. D. Ludwig Frbr. de Ledebur (Dresden). — Hr. Prediger 2. „ Wilhelm Anders (Strehlen). — Or. Rittage⸗ besitzer Dr. jur. Louis Wünsche (Nieder⸗de mannsdorf).
——
Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Siemenroth in “ Verlag der Expedition (Scholz) in vgeSes Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und 888 Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32
3 Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),
und ein Flugblatt des Evangelischen Joh 1 stifts in Plötzensee.
udwig Raab (Wetzlar. —
Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten.
27. Sitzung vom Sonnabend, 23. Februar. 1 Die zweite Berathung des Etats des Ministeriums der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten wird fortgesetzt.
Ueber den Beginn der Sitzung ist gestern berichtet worden, wir tragen hier nur die Entgegnung des Ministers der geist⸗ lichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse auf die Rede des Abg. Schröder im Wortlaut nach.
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse:
Meine Herren! Ich werde mich auf ein paar Bemerkungen be⸗ schränken als Antwort auf die beiden eben gehörten Vorträge des Herrn Abg. Dasbach und des Herrn Abg. Schroeder, und ich werde diejenigen Dinge, über die ich mich bereits gestern oder früher aus⸗ giebig ausgelassen habe, nicht wieder in den Kreis meiner Betrach⸗ tungen ziehen. Ich wüßte nicht, wohin wir kommen sollten, wenn wir immer wieder ein und denselben Gegenstand ausführlich behandeln. (Sehr richtig! rechts.)
Beide Herren haben sich begegnet in der Behauptung, die Katholiken und, wie der Herr Abg. Schroeder hinzufügte, die Polen würden bei uns von den Regierungsbehörden als Preußen zweiter Klasse behandelt. Meine Herren, ich weise das auf das allerentschiedenste zurück. Die Staatsregierung kennt nicht Preußen erster und zweiter Klasse, sondern sie kennt nur Staatsbürger, die mit gleicher Gerechtig⸗ keit und gleichem Wohlwollen von ihr behandelt werden. (Bravo! rechts und bei den Nationalliberalen.)
Sodann hat Herr Abg. Schroeder zur Begründung seiner Be⸗ hauptung darauf aufmerksam gemacht, daß in Bezug auf die Schulen, namentlich auf die Volksschulen, nicht die rechte Parität in West⸗ preußen geübt werde. Ich kann in dieser Beziehung nur anführen, daß in den Jahren von 1892 bis 1895 mit Staatsbeihilfe in West⸗ preußen gegründet sind 48 evangelische und 54 katholische neue Schulen. Das ist doch keine Imparität, sondern das ist gewiß eine Behandlung, wie sie das lokale Bedürfniß erfordert ohne jede Rücksicht auf die eine oder andere Konfession.
Der Herr Abg. Dasbach hat dann die Beschwerden über die
Behandlung der polnischen Sprache hier behandelt. Ich kann da nur sagen, meine Herren: Polendebatte und kein Ende! Er sagt, er sehe in einer Polonisierung gar keine Gefahr für den preußischen Staat, es komme nicht darauf an, ob die Leute polnisch reden, sondern nur darauf, ob sie treu mit preußischer Gesinnung zu ihrem König und zu ihrem Vaterland ständen und da sich bewähren. Das ist ja an sich vollkommen richtig; aber die Gefahr ist unverkennbar vorhanden; wenn in den Schulen die Kinder polonisiert werden, so tritt auch die deutsche Gesinnung damit zurück, und wer die Aeußerungen der polnischen Gesinnung in der polnischen Presse verfolgt, der weiß, daß in der Verbreitung dieser Art nationalpolnischer Gesinnung mit sehr bestimmten gegen den preußischen Staat gerichteten Tendenzen in der That erhebliche Gefahren für unseren Staat liegen, und deshalb ist es die Pflicht der Staats⸗ regierung, dieser Gefahr entgegenzutreten und ihr vorzubeugen, wo sie irgend kann. (Sehr richtig! rechts.) Meine Herren, wir haben ganze und zwar katholische Gemeinden in der Provinz Posen, die vollkommen deutsch waren, gut katholisch, und die heute ganz und gar polonisiert sind; ich erinnere nur an die Bamberger. 1 Der Vergleich mit Elsaß⸗Lothringen paßt garnicht. Ja, meine Herren, gerade wie in Elsaß⸗Lothringen haben wir nicht das geringste dagegen, daß die Polen in der Provinz Posen polnisch sprechen; sie mögen unter sich und mit ihren Kindern soviel polnisch reden, wie sie wollen, — daran wird sie niemand hindern. Aber wir lehren das Polnische nicht an den deutschen Schulen; wir lehren es nur soweit, als es nöthig ist, um die Kinder fähig zu machen, ihren Religionsunterricht zu fruktifizieren.
Wenn der Herr Abg. Schroeder sich auf eine Aeußerung auf einer Missionskonferenz in Halle berufen hat, so ist doch die Be⸗ handlung, die wir einem Kulturvolke wie den Polen gegenüber zu beobachten haben, etwas Grundverschiedenes davon, wie etwa unsere Missionare in Afrika die Heidenvölker, die keine Kulturvölker sind, behandeln. Im übrigen kommt es auch dort dahin, daß diese Völker im Verkehr mit den Missionaren mehr oder weniger in die Kultursprache der Missionare selbst eingeweiht werden.
Wenn dann der Herr Abg. Dasbach sich darübes beklagte, daß in den Provinzialbehörden ein großes Residuum von Kulturkampf stecke, so möchte ich doch glauben, daß es nicht richtig ist — auch der Herr Abg. Schroeder hat in dies selbe Horn geblasen —, wenn hier zwar nicht immer, aber doch von vielen Seiten ausgesprochen wird, in den Provinzialbehörden sei nicht derselbe Geist und Sinn für Gerechtigkeit, Wohlwollen und Pflichttreue vertreten wie in der Zentral⸗ instanz. Ja, meine Herren, das müßten wir doch merken. Ich will
gar nicht in Abrede stellen, es kommen gewiß in den Provinzialbehörden
einzelne Mißgriffe vor, auch bureaukratische Mißgriffe; aber den Provinzialbehörden kleinliche Nörgelei, Unverstand, subalterne Auf⸗ fassung und Böswilligkeit vorzuwerfen, das ist ein unbegründeter Tadel, gegen den ich die Provinzialbehörden unbedingt und mit aller Entschiedenheit hier in Schutz nehmen muß. (Bravo! rechts.)
Mieine Herren, Integrität und Pflichttreue — das sind die beiden Tugenden des preußischen Beamtenstandes, auf denen heute mehr als je unsere ganze Existenz und die Hoffnung für die Zukunft wenigstens zum großen Theil ruht, und die sind Gott sei Dank noch nicht angefressen. Das sollte man doch anerkennen und nicht immer diese Kreise dadurch verbittern, daß man ihnen ungerechterweise Vor⸗ würfe macht, die gar nicht begründet sind.
Sodann habe ich noch das Bedürfniß, dem Herrn Abg. Dasbach zu versichern, daß wir in der Anerkennung der ungemein verdienst⸗ lichen Thätigkeit der katholischen Orden in der Krankenpflege hinter niemanden zurückstehen. Er hat gesagt, ich könnte von großen, auch protestantischen Autoritäten diese Anerkennung aussprechen hören. Ja, meine Herren, ich spreche sie selbst aus; in meiner Eigenschaft
als preußischer Kultus⸗Minister erkläre ich, daß ich mit der höchsten Bewunderung diese hingebenden und opferwilligen Dienste anerkenne, die von den katholischen Orden in der Krankenpflege geleistet werden. Soviel an uns ist, hindern wir sie auch nicht. Aber wir sind gesetzlich in der Lage, daß wir die Provinzialbehörden fragen müssen, wenn solche Anträge an uns herankommen, ob die Verhältnisse in Wirklich⸗ keit sich so verhalten, wie sie uns dargestellt werden. Finden wir das, so werden wir gewiß die ersten sein, die in jeder Beziehung die Thätigkeit der krankenpflegenden Orden fördern.
Meine Herren, ich warne davor, den Weg zu betreten, den Herr Abg. Dasbach angedeutet hat. Er hat hier gesprochen von der Be⸗ setzung einer bestimmten Ober⸗Regierungs⸗Rathstelle, für die er lieber einen Katholiken gesehen hätte. Es ist meines Erachtens ganz un⸗ möglich, hier in die Erörterung solcher einzelnen Stellenbesetzungen einutreten (sehr richtig! rechts), denn das führt nothwendigerweise schließlich dahin, daß man auf die Personalien der Beamten eingehen müßte, die dafür in Betracht gekommen sind (sehr richtig! rechtsz). Wohin und zu welchen verletzenden Erörterungen müßte das führen? Ich hüte mich auf das sorgfältigste, auch in solchen Fällen, wo man vielleicht Anlaß hätte, irgendwie derartige Andeu⸗ tungen auch nur andeutungsweise fallen zu lassen. Lassen Sie uns diesen Weg nicht beschreiten. Ich bin zu jeder privaten Auskunft bereit. Kommen Sie zu mir! Aber hier solche Personalien zu er⸗ örtern, das ist ein Weg, der nur zum Verderben fürhren kann. Davor müssen wir uns hüten.
Endlich ist man noch zurückgekommen darauf, daß es doch mög⸗ lich sei, die Revision der Reste der Kulturkampfgesetzgebung vorzu⸗ nehmen, auch ohne Störung des konfessionellen Friedens. Das mag ja bis zu einem gewissen Grade möglich und richtig sein, ich bestreite das gar nicht. Aber ich glaube, es ist kein unbilliges Verlangen von der Regierung, wenn sie den Herren, die dies wünschen, anheimgiebt, daß sie ihr bestimmte formulierte Anträge unterbreiten, damit sie in die Lage kommt, sich darüber schlüssig zu machen. Es ist ein starkes Ansinnen an uns, daß wir uns hinsetzen und die ganzen Reste der Kulturkampfgesetzgebung durchgehen sollen und uns fragen, dies oder jenes könnte möglicherweise der katholischen Kirche unbequem oder unerträglich sein. Kommen Sie mit solchen Anträgen, und ich versichere Sie, daß sie mit äußerstem Wohlwollen und voller Gerech⸗ tigkeit geprüft werden sollen, und wenn es das staatliche Interesse zu⸗ läßt, werden wir auch dafür eintreten. (Bravo!)
Im weiteren Verlauf der Berathung nimmt das Wort
Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum (kons.): Ich möchte den Minister bitten, dafür Sorge zu tragen, daß im Ver⸗ waltungswege die Entscheidung über die Niederlassung von Krankenschwestern beschleunigt wird. halte das Aufsichts⸗ recht des Staats über’ diese Niederlassungen für selbst⸗ verständlich; aber wenn es richtig ist, wie der Abg. Freiherr von Heereman Kekahiete, daß die Entscheidung über eine Nieder⸗ lassung von Krankenschwestern 8 monatelang aussteht, so halte ich das für unzweckmäßig. Die Sachen ließen sich rascher erledigen, wenn die Entscheidung den Provinzialbehörden überlassen würde. Wenn es dazu nothwendig ist, das Aufsichtsgesetz zu ändern, so sind
wir dazu bereit. Abg. Dr. Freiherr von Heereman (Zentr.): Dem Abg. Grafen ntgegen⸗
su Füanͤbüern. trantan spreche ich 1 - aus für das mmen gegenüber einer von uns seit lange Be⸗ schwerde. Die Erlfichterung der Niederlaffung . begcgeheaecs hescoe. wird in der katholischen Bevölkerung als eine Wohlthat und eine Beruhigung empfunden werden. Dem Abg. Gerlich möchte ich er⸗ widern, daß wir für die Polen nicht deswegen eingetreten sind, weil sie Katholiken sind, sondern aus Gerechtigkeits⸗ gefühl. Die Polen erkennen die preußische Regierung als die ihnen von Gott gesetzte Obrigkeit an, und deshalb haben sie auch das Recht, zu verlangen, daß sie in gleicher Weise wie die anderen preußischen Unterthanen behandelt werden, und daß es ihnen frei steht, ihre Nationalität zu pflegen. Ich gebe der Regierung Recht, wenn sie verlangt, daß die Polen deutsch sprechen; es liegt das schon im Interesse der Polen. Aber man soll den Polen nicht das Recht nehmen, auch die polnische Sprache zu pflegen. Wir unterstützen die berechtigten Forderungen der Polen ohne Hinter⸗ und Nebengedanken; unberechtigten Forderungen werden auch wir entgegentreten.
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse:
Meine Herren! Auf die Polenfrage will ich nicht nochmals ein⸗ gehen, da ich glaube, daß sie schon genügend diskutiert ist. Was aber die Anregung anlangt, die der Herr Graf zu Limburg⸗Stirum gegeben hat, so kann ich allein mich darüber hier nicht definitiv erklären, weil der Herr Minister des Innern ressort⸗ und gesetzmäßig betheiligt ist. Es versteht sich aber von selbst, daß ich diese Anregung an den Herrn Minister des Innern und auch an das Staats⸗Ministerium geben werde; es wäre das in mancher Beziehung für uns eine Entlastung. Ob das in der Sache wirklich helfen wird, ist mir nicht ganz zweifellos. In denjenigen Fällen, in denen die Provinzialbehörden sofort zustimmen, geht die Genehmigungsertheilung sehr schnell, aber in den Fällen, wo sie die Niederlassung für unzulässig oder bedenklich halten, kommt es sehr oft vor, daß wir uns auf kirchlicher Seite näher informieren, und das würde künftig wahrscheinlich in zweifelhaften Fällen auch nöthig werden, also auch Zeit kosten. Indeß will ich diesen Anregungen gern Folge geben, und es sollte mich freuen, wenn das ein Punkt wäre, worin wir den Wünschen der katholischen Kirche entgegenkommen könnten.
Ich möchte nur noch diese Gelegenheit benutzen, um Ihnen mitzutheilen, daß doch im großen und ganzen die katholische Kirche mit den Niederlassungen, die ihr gewährt worden sind, unzufrieden zu sein kaum Veranlassung hat. Die Niederlassungen haben sich in neuerer Zeit gegen früher ganz außerordentlich vermehrt, und es ist Ihnen vielleicht von Interesse, diese Zahlen zu hören.
Es waren im Jahre 1882 in Preußen vorhanden 890 Ordens⸗ niederlassungen mit 7248 Ordensmitgliedern, am Ende des Jahres 1893 — jetzt sind es noch mehr, ich habe aber die Zahlen bis zum heutigen Tage noch nicht zur Hand — hatten wir in Preußen gegen die 890 Ordensniederlassungen von 1882 1215 Niederlassungen (hört! hört!) und gegen die Zahl von 7248 Ordensmitgliedern im Jahre 1882 14 044. (Bewegung.) Ja, meine Herren, das ift
Xℳ Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich preufischen Stan
doch ein Zeichen, daß die Sachen wenigstens nicht mit Mißwollen bei uns behandelt werden, sondern daß wir mit großem Wohlwollen den Anträgen entgegenkommen, und das wird auch in Zukunft ge⸗
schehen.
Abg. Hauptmann 98 giebt der Ansicht Ausdruck, daß der Freimaurerorden großen Einfluß auf die Besetzung der höheren Be⸗ amtenstellen habe und ihn benutze, um die Kat vlifen thunlichst von diesen Stellen auszuschließen.
Abg. Dr. Freiherr von Heereman (Zentr.): Wir erkennen dankbar an, daß der jetzige Minister uns Wohlwollen entgegenbringt, können uns aber nicht vom Wohlwollen der jeweiligen Minister ab⸗ hängig machen, müssen vielmehr für unsere “ eine gesetzliche Unterlage haben. Die Zahlen, die der Minister von den Ordensnieder⸗ süisungen gegeben hat, ergeben kein richtiges Bild. Zunächst fällt die Seh Zahl von Ordensniederlassungen in die Zeit des Kultur⸗ kampfes, die höhere in die Zeit der Abbröckelung der Kulturkampf⸗ gesetze, dann aber ist auch eine Ordensniederlassung in Gemeinden als vorhanden angesehen worden, wo vielleicht nicht mehr als zwei Schwestern zur Ausübung der Krankenpflege weilen. Es ist an und für sich ein seltsames Bild, daß zwei Minister erst in Berathun darüber treten müssen, ob einer Gemeinde gestattet sein soll, zw Krankenpflegerinnen zu berufen. 1
Abg. Dr. Friedberg (nl.): Für eine Erleichterung der Be⸗ rufung von katholischen Schwestern zur Ausübung der Krankenpflege würden auch meine Freunde eintreten. Jedenfalls finde ich es seltsam, daß der Abg. Hauptmann in demselben Augenblick die Freimaurer⸗ logen angreift, in dem die freie Ausübung der Thätigkeit der katholi⸗ schen Hrden b.
3 g. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (fr. kons.): Den Aus⸗ führungen des Abg. Friedberg kann ich nur 17 Je. t rin ast. Es ist nicht meine Absicht, die tieferen Fge- der Nuteinandersetzung zwischen Staat und Kirche, welche die Abgg. Dauzenberg und Freiherr von Heereman gestern berührt haben, zu erörtern; ich halte dies im seefheeoetigen Zeitpunkt nicht für zweckmäßig und möchte nur
erwahrung dagegen einlegen, daß aus meinem Schweigen Kon⸗ sequenzen im Sinne der Zustimmung oder der Ablehnung der von jener Seite vorgetragenen Ansichten gezogen werden. Sollten positive Vorschläge an uns herantreten, so werden wir sie gewissenhaft prüfen, aber uns in Erörterungen allgemeiner Art einzulassen, scheint mir heute nicht am Platze. Ich bin mit dem Abg. Grafen zu Limburg⸗Stirum und dem Abg. Friedberg in dem Wunsch vollkommen einverstanden, daß in thunlichst coulanter Weise gegenüber den krankenpflegenden Orden seitens des Staats verfahren werde. Auch i erkenne den Segen, den Nutzen und den Werth der krankenpflegenden Orden in vollem Maße an und bin mit meinen Freunden bereit, die Hand zur Beseitigung der vorhandenen Mängel zu bieten. Ob der vom Abg. Grafen zu Limburg⸗Stirum angedeutete Weg zum Ziel führen wird, ist mir zweifelhaft. Eine Dezentralisation dieser Angelegenheiten würde einer⸗ seits die Möglichkeit abschneiden, einer zu straffen Handhabung der Staatsaufsicht seitens der Provinzial⸗Behörden in der oberen Instanz sofort abzuhelfen, andererseits könnte eine gewisse Ungleichmäßigkeit in der Handhabung der Staatsaufsicht eintreten. Jedenfalls wollen wir 5 18 helfende, vn “ 3
gg. Dittri entr.): In einer Zeit, wo man den Fürste
des Geises so viele Ehrungen zu theil werden läßt, muß 8. 15 fallen, daß dem Eroßen Mathematiker und Astronomen Nikolaus Ko⸗ pernikus an der Stätte seines Wirkens, in Frauenburg, kein würdiges Denkmal gesetzt wird. Mit dem Uebergang Ermlands an den preußi⸗ schen Staat im Jahre 1772 ist auf visen auch die moralische Pflicht übergegangen, dem Pößteg Ermländer ein Monument zu setzen. Friedrich II. hat auch 1773 gesagt, er werde über dem Grabe des großen Kopernikus ein Denkmal errichten; dieses Königliche Wort ist aber leider nicht in Erfüllung gegangen. Auch unter Kaiser Wilhelm I. wurde diese Frage angeregt, jedoch während des Kulturkampfs nicht weiter verfolgt. Jetzt leben wir in friedlichen Zeiten, jetzt müssen wir unserer Pflicht nachkommen. Ueber die Art des Monuments werden wir uns verständigen. Vielleicht könnte der Thurm, in dem Kopernikus seine Forschungen angestellt hat, würdig ausgebaut werden.
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse:
Meine Herren! Ich habe selten mit so großer Freude eine An⸗ regung aus den Reihen des Zentrums empfangen, wie die des ge⸗ ehrten Herrn Vorredners. Ich will nicht auf den Eingang seiner Rede eingehen, auf die Dotation der Domkapitel; Sie wissen, daß die Staatsregierung auf dem Standpunkt steht, daß durch die Bulle de salute animarum die Dotationen für sie geschlossen sind.
Aber die Anregung, dem großen Astronomen Kopernikus in Frauenburg ein Denkmal zu errichten, stößt bei uns auf das denkbar größte Entgegenkommen; und sobald die Mittel dazu — oder sobald die Aussichten dazu vorhanden sein werden, daß wir Mittel dazu be⸗ kommen werden, würde ich mir eine Freude daraus machen, die Sache in die Hand zu nehmen, die gewiß auch in weiten Kreisen Freude erregen und anerkennend aufgenommen werden wird. Ob es gerade in der Weise, wie der Herr Abg. Dittrich eben angedeutet hat, in dem Ausbau des Thurms geschehen wird, läßt sich jetzt noch nicht übersehen. Es wäre ja auch denkbar, daß man auf unsere Kunstfonds zurückkomme, die auch für solche Dinge bereit sein sollen und auch bereit sind. Vielleicht lassen sich auch beide Ideen vereinigen; in dem Thurme läßt sich vielleicht auch in irgend einer Weise eine künstlerische Verewigung für Kopernikus anbringen. Kurz, ich danke für die Anregung, und ich will ihr Folge geben, sobald ich in der Lage sein werde, irgend eine günstige Aussicht dafür zu sehen.
Abg. Dr. Graf (nl.) beklagt, daß in der Medizinal⸗ Abtheilung des Kultus⸗Ministeri eine frü Eb Fulta⸗ Mehniftefium ö“
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse:
Meine Herren! Ich kann mich ja nur darüber freuen, daß hier im Abgeordnetenhause für die reichliche Besetzung dieser Stellen in der Medizinal⸗Abtheilung ein so warmes Interesse zum Ausdruck kommt. Ich darf aber bemerken, daß zur Zeit, wie die Verhältnisse bei uns liegen, ich in der That sagen mußte: diese Stelle konnte ich entbehren; denn es ist diejenige Stelle, für welche früher Professor Geheimer Rath Dr. Frerichs berufen war, und sie war von vornherein bestimmt wesentlich für Universitätsangelegenheiten und für den Zusammenhang der Angelegen⸗ heiten der medizinischen Fakultät mit unserer Medizinal⸗Abtheilung. Ich kann versichern, daß jetzt innerhalb der Medizinal⸗Abtheiung kein Mangel an Arbeitskräften herrscht, daß wir ausgekommen sind. Ich glaube auch nicht, daß, wenn ich noch einen vortragenden Rath ge⸗ habt hätte, ich mit der Medizinalreform schneller vorwärts gekommen
wäre. Diese Dinge müssen überlegt und wiederholten Lesungen auch im