1895 / 53 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 Mar 1895 18:00:01 GMT) scan diff

viele Gemeinden in Verwirrung gerathen, und überall herrscht Streit, wie man die Mädchenschulen am besten umgestalten könne. Die akade⸗ miisch gebildeten Lehrer an den höheren Mädchenschulen vermissen die ihnen versprochene Gleichstellung mit denen an Gymnasien und Realschulen. Es wäre doch wünschenswerth, wenn der Minister dafür forgte. daß die Gemeinden diese Lehrer nach dem Normalbesoldungs⸗Etat mit Wohnungsgeldzuschuß anstellten. Was die wiffenschaftliche Vor⸗ bildung der Mädchen anlangt, so wünsche ich diese nicht zu weit getrieben. Vor allem muß Herz und Gemüth geweckt werden. Durch einen zu langen Besuch der Schule und eine zu wissen⸗ schaftliche Fnsbiceah kommen die Mädchen oft zu Lebensgewohn⸗ f die mit ihrer späteren Lebensstellung nicht im Ein⸗ klang stehen. Sie bekommen eine ideale Richtung, die, wenn ohne Vermögen sind, im Leben schwer durchzuführen ist. Wenn e Organisation der Mädchenschulen eingeführt werden soll, so müßte man die Wünsche der Eltern berückfichtigen, überhaupt den praktischen Verhältnissen mehr Rechnung tragen. „Bei Schluß des Blattes nimmt der Minister der geist⸗ lichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse das Wort.

Dem Reichstag ist der Entwurf eines Gesetzes für Elsaß⸗Lothringen, betreffend die Aufhebung des Gesetzes über die Ernennung und die Besoldung der Bürger⸗ meister und Beigeordneten vom 4. Juli 1887, zugegangen.

Statistik und Volkswirthschaft. 1 8

1G Zur Arbeiterbewegung. G

Aus Essen wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben: Der Zentral⸗ vorstand des Gewerkvereins der christlichen Bergleute im Ober⸗Bergamtsbezirk Dortmund giebt den Zweigvereinen den Rath, in ihren Versammlungen Sozialdemokraten das Wort nicht mehr zu ertheilen und diese überhaupt auszuschließen,sweil sie die gewährte Rede⸗ freiheit nurbenutzten, um ihre Ideen zu verbreiten. Ebenso wird an⸗ gerathen, bei Versammlungen kein Eintrittsgeld zu erheben.

Aus Weißenfels wird dem „Vorwärts“ gemeldet, daß in der dortigen Kürschner⸗Werkstatt der Firma Wölfert wegen Lohn⸗ herabsetzung ein Ausstand ausgebrochen ist.

Aus Paris meldet „W. T. B.“: Das Syndikat der Eisen⸗ bahn⸗Bediensteten beschloß in Agitation zu treten, um die Deputirtenkammer zu bestimmen, das Gesetz abzulehnen, wonach den Angestellten der Eisenbahn jede Vereinigung zum Zwecke der Arbeits⸗ einstellung verboten wird. Kunst und Wissenschaft.

In der Gesellschaft für Erdkunde wird morgen Pro⸗ fessor Dr. Volkens über die Ergebnisse seiner Exkursionen am Kilima⸗Ndjaro berichten. An Stelle des erkrankten Landeshauptmanns Dr. Schmidt, der über seine Reise von den Marschall⸗Inseln nach den Philippinen sprechen wollte, wird Freiherr von Uechtritz über seine Reisen in Südwest⸗Afrika vortragen. 1

Neues Theater.

DSDie gestrige, durch das Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Friedrich ehrend ausgezeichnete Wohl⸗ thätigkeits⸗Vorstellung zum Besten der Hinterbliebenen der auf dem Bremer Dampfer „Elbe“ Verunglückten wurde durch einen von Paul Block verfaßten Prolog eingeleitet, den Fräulein Sandow mit warmer Empfindung vortrug. Alsdann gelangte Lessing's Lustspiel „Minna von Barnhelm“ zur Aufführung, zu der sich eine erlesene Künstlerschaar zusammengefunden hatte. Frau Clara Mevyer, das Ehrenmitglied des Königlichen Schauspielhauses, entfaltete in der Titelrolle

ie zarte Anmuth und die vornehme, mädchenhafte Gefühlstiefe, durch die sie stets die Zuschauer und Hörer als „Minna“ entzückt hat. Wie

1

Brandt. Anfang 7 ½ Uhr.

Temperatur in 0 Celsius =409F

50C.

von Friedrich

Bar. auf 0 Gr „[u. d. Meeressp. red. in Millim

4₰ 2 .

2

Trauerspiel in 5 Sonntag:

; (767 690

00¶ 7

1ö,AbeSn⸗ O02

olm

. 8 I666“ CTork Queens⸗ 1 .. Therbourg.

2₰ —₰

8 9

3GGIGI;

Ss i g. 1

88

288

122222222— &̊G

v T

Anfang 7 ½ Uhr.

7

86

9 ¶06

8888

4 22

lEHeb . , g H 4- 05

8†

1

üm 5 bo b., SeceSSEtüteote bbeneoere aeobSeegee

8

eAu8,,n

6G⁶

HehGth

M 89 83

bs

Anfang 7 ½ Uhr.

82882128'88

Fh

; bo b

2222ö2ö2ö2ö2ö282ö22— th

7 Uhr: D

8

0 9— ges 1

G 9*

g9GA 9

18

A

7⁷

*

2 *

2227—2 828 9 5 wesoleenen o ehb G ot

HHðH 6 2 4

8

t

nebersicht 1 3—2n erichtemen, an der

ꝙ&ꝙ 1 9 9 .—

. 9 * 11 81*

27

Dichtung nach Karl Ludwig Giesecke, von Emanuel

Schikaneder. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur kontrakt.

Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Dirigent:

Schauspielhaus. 60. Vorstellung.

Hebbel. ic ver Pterl Ober⸗Regisseur Max Grube. Dekorative Einrich⸗ zügen von William Shakespeare. tung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Zweiter Abend. Dritte 11 Rache. Ein u Opernhaus. 55. Vorstellung. Tann⸗ häuser und der Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Ballet von Emil Graeb. Anfang 7 Uhr. Schauspielbaus. 61. Vorstelung. König Ottokars Glück und Ende. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Franz Grillparzer. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag, 2 ½ Uhr: Die Weber. 7 ⅛½ Uhr: meister Ferron. Die Der G'wissenswurm. Montag: Die Weber.

Berliner Theater.

Sonntag, 2 ½ Uhr: Madame Sanus⸗Géene. er Pfarrer von Kirchfeld. Montag: Madame Saus⸗Gene.

Lessing⸗Theater. Sonnabend: Der Geizige. Hierauf: Niobe. Anfang 7 ¼ Uhr. Sonntag: Der Fall Clémencean. Montag: Aus Berlin W. Dienstag: Zum ersten Male: Lustspiel in 5 Akten von H. Lee.

ein Quell von Lebensfrische und Natürlichkeit wirkte die Darstellung der Franziska durch Frau Niemann⸗Rabe; alles egelang ihr vor⸗ trefflich: die schnippische Keckheit und die ernste Gemüthsbewegung, weil sie jede Empfindung aus der Tiefe ihrer echten Künstlernatur . die Darstellerin verbreitete Frohsinn und heiteres Lachen ebenso sehr durch ihr stummes wie ihr beredtes Spiel. Herr Baumeister stand ihr als Wachtmeister Werner mit kräftigem Humor zur Seite, dem aber immer eine äußere Eleganz der Form eigen blieb, welche die Rolle des Wachtmeisters wohl entbehren könnte; jedenfalls erzielte der Darsteller mit seiner Gesammtleistung wieder einen schönen Erfolg. Den Riecaut spielte Herr Lautenburg mit einer beinahe etwas zu dreisten Ritterlichkeit; Herr Pagay gab den brummigen Just derb und komisch, wie es die Gestalt erfordert. Die Rollen des Majors von Tellheim und des Wirths wurden von den Mitgliedern des Königlichen Schauspielhauses, den Herren Arndt und Oberländer, mit gutem Gelingen durchgeführt.

Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Mozart's „Zauberflöte“ unter Kapellmeister Weingartner’s Leitung und mit folgender Besetzung zur Aufführung: Sarastro: Herr Mödlinger, Ta⸗ mino: Herr Sommer, Königin der Nacht: Frau Herzog, Pamina: Fräu⸗ lein Hiedler, Papageno: Herr Krolop, Monostatos: Herr Lieban, Papa⸗ gena: Fräulein Dietrich, Sprecher: Herr Betz, Priester: Herren Fräntel, Philipp, Drei Damen: Fräulein Kopka, Fräulein Rorhauser, Frau Lammert, Drei Genien: Fräulein Weitz, Fräulein Deppe, Frau Goetze, Gebarnischte: Herren Krasa, Krüger.

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen von Friedrich Hebbel’s Trauerspiel „Die Nibelungen“ als zweiter Abend die dritte Abtheilung „Kriemhild's Rache“ in Scene. Die Hauptrollen sind wie folat besetzt: Kriemhild: Fräulein Poppe, Hagen: Herr Molenar, König Etzel: Herr Ludwig, Dietrich von Bern: Herr Nesper, Mark⸗ graf Rüdiger: Herr Grube, Hildebrant: Herr Kahle, Gudrun: Fräulein Sauer, Gunther: Herr Arndt, Volker: Herr Keßler.

Der im Monat Januar d. J. von den Herren Professoren Gernsheim, Joachim und Hausmann im Saal Bechstein veranstaltete „Beethoven⸗Abend“ zum Besten eines Haydn⸗Mozart⸗ Beethoven⸗Denkmals hierselbst ergab einen Reinertrag von etwa 1400 ℳ, welcher dem Denkmalsfonds überwiesen worden ist.

8

Mannigfaltiges.

Angesichts der gewaltigen Schneemengen, welche in diesem Winter niedergegangen sind und die Gefahr späterer Ueberschwemmungen be⸗ fürchten lassen, hat, wie die „Schles. Ztg.“ meldet, Ihre Majestät die Kaiserin und Königin als Protektorin der Vaterlän⸗ ländischen Frauen vereine die Anregung gegeben, daß die Frauen⸗ vereine schon jetzt sich rüsten möchten, um bei etwaigen Nothständen durch Einrichtung von Nothküchen, Vertheilung warmer Kost und schützender Kleidungsstücke u. s. w. in der so oft bewährten Weise hilfreich eingreifen zu können. Auch erwartet Ihre Majestät, daß in solchen Fen die Frauenvereine Hand in Hand mit den lokalen und staatlichen Behörden gehen werden, um durch das Zusammen⸗ wirken mit diesen des Erfolges ihrer Liebesthätigkeit um so sicherer zu sein. Seitens des Zentralvorstandes sind in diesem Sinne An⸗ weisungen an die Zweigverbände und durch diese wieder an die Zweig⸗ vereine ergangen, sodaß bei eintretendem Bedürfniß die vorbereiteten Maßnahmen unverzüglich in Wirksamkeit treten können.

Vor Beginn der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten haben, wie wir dem Bericht der „Nat.⸗Ztg.“ entnehmen, die Ab⸗ theilungen die Wahl des Fünfzehner⸗Ausschusses zur Vorberathung der Vorlage, betreffend die Eingemeindung von Vororten, vollzogen. Zum Vorsitzenden wurde der Vorsteher Dr. Langerhans, zu dessen Stellvertreter der Stadtverordnete Michelet gewählt. Nachdem sodann der Etats⸗Ausschuß über die Spezial⸗Etats des Stadthaushalts⸗Etats für 1895/96 Bericht erstattet hatte, folgte die Berathung der Porlage, betreffend die Umgestaltung der Straße Unter den Linden, die nach kurzer Berathung einstimmig ab⸗ Helebhert hehebzthzt.

Kapellmeister Weingartner.

Die Nibe⸗

ügen. Anfang 7 ½ Uhr.

Sängerkrieg auf rtburg. Otto Ludwig.

für Volksunterhaltungen.

Sonnabend: Heimath. Bentral-Theater.

2 4 Akten von Wilhelm

8

Das

* 9

Girl“ von Jonas

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Sonntag und folgende Tage: Fernand’s Ehe⸗

8 8 Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a./5 1 Sehegene Sgüetphe des K. u. K. Hortburgschan⸗ lungen. Ein deutsches Trauerspiel in 3 Abtheilungen spielers Bernhar aumeister. Dritter end. b 8

8 18. 81 gesetzt Ier. König Heinrich der Vierte. Schauspiel in 5 Auf⸗ 7. März: Unwiderruflich letzte Vorstellung (Schluß 1— 1 Nach dem 1. u. der Saison). 2. Theil bearbeitet von Heinrich Laube. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Gastspiel des K. u. K. Hofburaschau⸗ spielers Beruhard Baumeister. Der Erbförster. Trauerspiel in 5 Akten von

n Scene

Adolph Ernst⸗Theater. Sonnabend: Auf⸗ Fems. treten der ersten Pirouette⸗ und Courbette⸗Tänzerin Englands Miß Rose Batchelor vom Prince of Wales⸗ Theater in London. Ein sideles Corps. Große Ge⸗ sangsposse mit Tanz. Nach dem englischen Driginal „A W Sidney frei be⸗ arbeitet von Eduard Jacobson und Jean Kren. Vorher: Gesindeball. Schwank in 1 Akt von Ed Jacobson und Jean Kren. Anfang 7 ½ Uhr.

Der am 13. November v. J. hierselbst verstorbene Stadtverordnet Kaufmann Georg Schönfließ hat in einem Codizill vom 24. Oktober v. J. zu dem in Gemeinschaft mit seiner Gattin Hedwig geb. Hirschfeld, errichteten Testament der Stadtgemeinde Berlin zur Begründung einer wohlthätigen Stiftung 30000 ausgesetzt. Die Zinsen sollen zu laufenden Unterstützungen im Mindest⸗ betrage von monatlich 20 an Wittwen gezahlt werden, welche durch Krankheit oder mehrere erwerbsunfähige Kinder an das Haus gefesselt und hierdurch an Erwerb und Lebensunterhalt gehindert sind.

Am heutigen Tage ist eine neue Linie der Seeßen Berliner Pferde⸗Eisenbahn eröffnet worden, die von Moabit, Werftstraße, durch die Straße Alt⸗Moabit, über die Molttebrücke, Königsplatz, Karlstraße, Weidendammer Brücke, Opernplatz, Französischestraße, Werderscher Markt nach dem Schloßplatz führt. Die Linic Schlesisches Thor Moabit, Rathenowerstraße wird dagegen nicht mehr nach letzterem Endpunkt, sondern vom Spittel⸗ markt durch die Leipziger⸗ und Charlottenstraße bis zur Friedriche, Ecke Behrenstraße, geführt. Vom heutigen Tage ab wird ferner die Linie Küstriner Platz —- Moabit Werftstraße von der Rathenower⸗ und Perlebergerstraßen⸗Ecke durch die Rathenower⸗ fbaße Invalidenstraße, Chausseestraße, Friedrichstraße, Oranienburger⸗ straße betrieben. Die Signalfarben dieser neuen Linien sind folgende: Schlesisches Thor Behren⸗ und Friedrichstraßen⸗Ecke: halb weiß, halb grün; Küstriner Platz Moabit Rathenowerstraße: weiß; Moabit Werftstraße Schloßplatz: weiß mit grünem Strich.

„Die Gravier⸗ und Prägeanstalt der Metallwaarenfabrik Wilhelm Mayer in Stuttgart (Inhaber Wilhelm Mayer und fie Wilhelm) hat zum bevorstehenden 80. Geburtstage des

Fürsten von Bismarck eine Gedenkmünze hergestellt. Die⸗ elbe zeigt auf der Vorderseite das wohlgetroffene Profil⸗Brustbild und auf der Rückseite das Wappen des Fürsten mit den Jahreszahlen 1815 1895 darüber und der Unterschrift: Zum 80. Geburtstage. Die Gedenkmünze ist künstlerisch und technisch gleich vorkrefflich ausgeführt und empfiehlt sich als bleibendes Erinnerungszeichen an den bevor⸗ stehenden Festtag.

Im Zirkus Renz, welcher am 7. d. M. seine Saison beschließt,

findet morgen, Sonnabend, eine große Elite⸗Vorstellung zum Benefiz des Schulreiterpaares Herrn Robert Renz und Frau Renz⸗Stark statt.

Catanzaro, 28. Februar. „W. T. B.“ berichtet: Der Seminarist Luigi Nisi feuerte gestern Abend, als er erfuhr, daß er nicht zur Priesterweihe zugelassen würde, im bischöflichen Palais in Gegenwart des Bischofs auf den Rektor des Seminars einen Revolverschuß ab und verwundete denselben schwer an der linken Wange. Sodann feuerte Nisi noch zwei Schüsse gegen einen Diener ab, welcher ihn festzunehmen versuchte; der Diener blieb unverletzt Der Verbrecher entfloh, stellte sich aber später selbst der Polizei.

New.York, 28. Februar. Ueber die (in Nr. 52 d. Bl.) bereits gemeldete Explosion in der der Atchison⸗Topeka⸗ und Santa⸗Fé⸗ Fisenbahn gehörigen Kohlengrube in Cerillos (Neu⸗Mexico) wird dem „W. T. B.“ weiter berichtet: Bisher sind 25 Leichen hervor⸗ sezogen worden; man befürchtet, daß die noch in der Grube befind⸗ iche größere Anzahl Bergleute hoffnungslos verloren ist.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Key West (Florida), 1. März. (Meldung des „Reuter⸗ schen Bureaus“.) Ein spanisches Kanonenboot ist hier angekommen, vermuthlich um den Aufbruch des Freibeuterzugs nach Cuba zu verhindern. Hier ist die Nachricht eingegangen, daß die Aufständischen auf Cuba 2000 Mann panischer Truppen unter General Lachambre geschlagen hätten.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Sonnabend, Anfang 7 ½ Uhr: Beethoven⸗Abend von Ednard 8 Reuß a. Karlsruhe.

Zirkus Renz (Karlstraße). Donnerstag, den

Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr: Parade⸗Gala⸗Vor⸗ 8 8 stellung zum Benefiz für den Dresseur und Schul⸗ Vierter Abend. reiter Herrn R. Renz und die Schulreiterin Frau Renz⸗Stark. Donner u. Darius in kurzer Zeit auf eine originelle Art dress. und zum ersten Male in

Sonntag, Nachmittag: Vorstellung des Vereins Freiheit vorgeführt v. Benefiziaten Herrn R. Renz.

Zum 1. Male: Die doppelte hohe Schule mit den Schulpferden Liberator und Mikado, geritten von

eritten von der ie Post mit

Auftreten der weltberühmten TLjo Ni En. (Beim Jahres⸗

Neue Musik⸗Einlagen.

Sonntag: 2 Vorstellungen. (Letzte Sonntags⸗ Vorstellungen.) Um 4 Uhr Nachmittag: Letzte Kinder⸗ Vorstellung (ermäßigte Preise). Die Iustigen Heidelberger. Abends 7 Uhr: Extra⸗Vorstellung.

In Scene der Benefiziaten).

Alte Jakobstraße Nr. 30⸗¾ T10 Ni En. Direktion: Richard Schultz. Emil Thomas a. G.

Sonnabend: Zum 15. Male: Novität! Reutiers. Große Posse mit Gesang und Tanz in annstädt und

vom Dcke. Richacs Lchülte nahane 7 ½ uhtsest Verlobt: Frl. Gertrud Rauthe mit Hrn. Amts⸗

Sonntag: Zum 16. Male: Unsere Rentiers. serichte Rath Fritz Rauthe (Görlitz— Bernstadt 1“ S

Unsere

Familien⸗Nachrichten.

Julius Freund.

Gestorben: Hr. Ober⸗Tribunals⸗Vize⸗Präsident a. D., Wirklicher Geheimer Rath Dr. Franz Ferdi⸗ nand Grimm (Wiesbaden). Hr. Regierungs⸗Rath Köhler (Waldenburg). Fr. Emilie von Mitzlaff, eb. Monod de Froideville (Gollnow, Pomm.)]. 8 Albertine von Flotow, geb. von Haas (Alten⸗ of). Hr. Stadtrichter a. D. Paul George Humbert (Berlin). Hr. Justiz⸗Rath und Rechtsanwalt Heinrich Stiebler (Breslau). Hr. Amtsrath C. M. Brandt (Domäne St. Ludgeri bei Helmstedt).

Konzerte.

Konzert. Strauß⸗Abend.

*

Konzert-Haus. Sonnabend: Karl Meyder⸗

Sing-Akademie. Sonnabend, Anfang 8 Uhr: II. Klavier⸗Abend von Josef Hofmann.

8

Verantwortlicher Redakteur:

J. V.: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen

8⸗ 8 iaten He .Renz u Renz⸗ Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Enadheüatn errn h. Meng 1h.Se e. Direktion: Julius Fritzsche. Sonnabend: Mit neuer allen Gangarten der hohen Schule Deuts⸗ .* b Ausstattung: Kapitän Caricciolo. Operette mit Benefiziatin Frau Renz⸗Stark. eutsches Theater. Sonnabend: Neu ein⸗ Ballet in 3 Akten von Henry Chivot und Alfred 12 Pferden, geritten von Herrn Gustav Renz (Sohn Der G'wissenswurm von Anzengruber. Duru. Musik von Edmond Audran. gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Herr Kapell⸗ Bonhair⸗Truppe. ets arrangiert vom Ballet⸗ wechsel in Peking). meister Herrn Louis Gundlach. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Kapitän Caricciolo

zum Deutsch No. 53.

48. Sitzung vom Mittwoch, 28. Februar.

Eingegangen ü ein Gesetzentwurf, betreffend Auf⸗ hebung des Gesetzes über die Ernennung und Be⸗ soldung der Bürgermeister und Beigeordneten in Elsatz⸗Zothringen

Das Haus Etats ein.

Ueber den Beginn der Verhandlung ist bereits gestern be⸗ richtet worden.

Femn Titel „Seewarte und Observatorien“ wird auf Antrag der Budgetkommission eine Resolution ange⸗ nommen dahin, die verhündeten zu ersuchen:

8 Die den in Berlin stationierten Mitgliedern der Mittelbehörden

der Reichsverwaltung gewährte Ortszulage von 600 8 die

gleichgestellten Beamten in Hamburg für das nächste Etatsjahr in ussicht zu nehmen.

Ferner nimmt zum Titel „Seelsorge⸗ und Garnison⸗ schulwesen“ das Haus eine von der Budgetkommission vor⸗ eschlagene Resolution an, welche dahin geht, die verbündeten egierungen zu ersuchen: die Aufbesserung des Gehalts der Volksschullehrer an den Marineschulen in Erwägung zu nehmen.

bg. Dr. Lingens (Zentr.): Ich kann die Bemerkung nicht unterdrüͤcken, daß bei der Marine betreffs der Seelsorge noch immer nicht das durch die Verfassung gewährleistete Prinzip der Parität durchgeführt ist. Auch die Sonntagsruhe und Sonntagsheiligung bei der Marine läßt noch viel zu wünschen übrig. Wir könnten auf dem Gebiet der Seelsorge sehr viel von England lernen.

Im Kapitel „Betrieb der Flotte“ hat die Kommission die einzelnen Fonds um insgesammt gegen 800 000 gekürzt. Scstaatssekretär des Reichs⸗Marineamts Hollmann:

Meine Herren! Ich halte es für meine Pflicht, darauf hinzu⸗ weisen, daß ein solcher Abstrich von 800 000 bei den Kap. 52 und 60 doch zweifellos von Einfluß werden müßte für den Umfang der Indiensthaltung, und es muß die Frage entstehen, an welcher Stelle würden wir ihn zu kürzen haben, und da sind in der That alle diejenigen Aufgaben der Marine, die hier in erster Reihe an⸗ geführt sind, nämlich auswärtiger Dienst, Schul⸗ und Uebungszwecke und verschiedene Zwecke, Probefahrten u. s. w., an und für sich in den einzelnen Theilen kaum zu beschneiden. Es ist erwähnt worden von dem Herrn Referenten, daß vor allen Dingen der auswärtige Dienst unter diesen Abstrichen nicht leiden dürfe. Andererseits hat natürlich die Marineverwaltung auch ein sehr hohes Interesse daran, daß die Indiensthaltung für Manöverzwecke nicht gekürzt werde; denn sie geht in der Hauptsache darauf aus, den Besatzungen eine kriegs⸗ mäßige Ausbildung zu geben. Desgleichen sind auch die Indienst⸗ haltungen für die Schulzwecke nothwendig, um der Ausbildung unseres heranwachsenden Personals für den Erfatz der Offiziere und der Mannschaften gerecht zu werden. Kurz und gut: an einer Stelle wird ja natürlich diese Streichung ihren Einfluß ausüben, und die Marineverwaltung wird nach Maßgabe des Werths der ver⸗ schiedenen Forderungen diese Streichung vertheilen. Immerhin muß ich noch einmal darauf aufmerksam machen, daß an irgend einer Stelle die Indiensthaltung und die Ausbildung der Marine, die durch die Indiensthaltung bewirkt wird, leiden wird, und ich möchte Sie bitten, den vollen zhier eingesetzten Betrag bewilligen zu wollen, entgegen den Beschlüssen Ihrer Kommission.

Abg. Rickert (fr. Vg.): Selbst wenn das Haus die Summe absetzt, so bleibt doch noch eine erhebliche Mehrbewilligung gegenüber dem Vorjahre übrig. Es wäre doch sehr wünschenswerth, daß die Marineverwaltung uns eine Nachweisung gäbe, ob sie mit den ihr

zur Verfügung gestellten Mitteln ausgekommen ist.

Staatssekretär Hollmann:

Spoweit ich den Herrn Referenten verstanden habe, hat er in seinem Vortrage darauf hingewiesen, daß dieselbe Frage in der Budget⸗ kommission gestellt und beantwortet worden ist durch eine Nachweisung, die ich in die Hände der Herren gelegt habe. Es wird sich aus dieser Nachweisung ergeben, daß die Marineverwaltung mit dem ihr für dieses Etatsjahr zur Verfügung gestellten Betrage für die Indienst⸗ haltung hausgehalten hat. Es werden keine Ueberschreitungen statt⸗ finden; es wird aber wahrscheinlich der Verbrauch der ganzen Summe sich ergeben. Natürlich, meine Herren, hat die Marineverwaltung nicht dies ermöglichen können ohne Streichungen an der im vorigen Jahre zum Antrag gebrachten Indiensthaltung. Die Zahl der Indienst⸗ haltung⸗Monate ist geringer als die, die wir beantragt hatten für das Etatsjahr 1894/95, und nur dadurch ist es möglich geworden, sich mit einem Etat zu begnügen, wie er nach den Abstrichen des vorigen Jahres uns zur Verfügung gestellt war. Dasselbe würde ja auch in dem Maße, wie die Abstriche jetzt erfolgen, für das Etatsjahr 1895/96 Geltung haben. Es wird nicht vorausgesetzt werden dürfen, daß alle diejenigen Schiffe in Dienst gestellt werden können, welche hier in Ansatz gebracht sind; euütweder müßten einzelne Schiffe ganz ausfallen, oder es muß an der Zeit der Indiensthaltung der Schiffe gekürzt werden, sodaß z. B. an Stelle einer Indiensthaltung von 12 Mo⸗ naten bei einzelnen Schiffen eine geringere, ich will sagen, eine solche von 10 oder 6 Monaten eintritt.

Abg. Rickert: Das Plus von 2 Millionen, das wir gegen⸗ über dem Vorjahr bewilligen, reicht meines Erachtens aus, um die

Bedürfnisse der Marine zu decken. 8 1ele gen beschließt gemäß dem Antrage der Kommission.

„Faturalhergflegunß. veranschlagte Summe hat die Kommission um 73 050 er z 2 Der Referent Abg. Dr. Lieber (Zentr.) begründet dies damit, daß die von der Verwaltung veranschlagte Summe auf Augenblicks⸗ preisen basire, die höchst unzuverlässig seien und die die Marinever⸗ waltung leicht zwingen könnte, Etatsüberschreitungen vornehmen zu müssen. 8 Das Haus stimmt dem Vorschlage der Kommission zu.

Beim Kapitel „Bekleidung“ bringt der

Abg. Dr. Ham macher (nl.) die Tuchlieferungen zur V die nur an zwei Fabrikanten seien. Dem Reichstage se eine Petition der Handelskammer in Bonn zugegangen, in der eine weitere Vergebung der Lieferungen beantragt werde.

tritt in die Berathung des Marine⸗

Erste Beilage zeiger und Königlich Pre

Berlin, Freitag, den 1. Mär

Beypollmächtigter zum Bundesrath, Direktor im Reichs⸗Marine⸗ amt, Wirklicher Geheimer Admiralitäts⸗Rath Perxels: Die Marineverwaltung hatte seiner Zeit ihren Bedarf an Ae durch oͤffentliche Ausschreibungen zu decken gesucht. Da sich dieser Wes jedoch als nicht geeignet erwies, wurden die Lieferungen vom Jahre 1891/92 bis 1894/95 auf zwei Fabrikanten beschränkt. Obwohl diese sehr zuverlässig waren und ihre Waaren den gestellten Anforderungen genügten, haben wir aus Anlaß von Anregungen, die uns seitens der Handelskammern zu⸗ gingen, den Vertrag gekündigt, sodaß gegenwärtig nicht mehr zwei, sondern neun Firmen an der Lieferung betheiligt sind.

Beim Kapitel „Instandhaltung der Flotte und der Werftanlagen“ spricht der

Abg. Rickert (fr. Vg.) sein Bedauern darüber aus, daß die Arbeiterzahl auf den Kaiserlichen Wecsren starken Schwankungen aus⸗ gesetzt sei. Die plötzlichen Arbeiterentlassungen seien von schädlichstem ee für die Arbeiter nicht nur, sondern auch für die Werftverwa tung. Es wäre dringend nothwendig, derartige plötzliche . Arbeiterentlassungen für die Zukunft zu verhindern. Redner bittet ferner, die Werftverwaltungs⸗Sekretäre im Rang und Gehalt den Intendantur⸗Sekretären gleichzustellen eine Forderung, die schon im Jahre 1881 gestellt worden sei. Endlich wünscht der Redner eine Aufbesserung des Gehalts der Werftführer, die, seitdem si mäßig angestellt seien, sich schlechter ständen als früher.

Staatssekretär Hollmann: 16“

Ich muß mit dem Herrn Abg. Rickert vollkommen darin überein⸗ stimmen, daß es ein höchst unerquicklicher und unerwünschter Zustand ist, wenn die Summen, welche der Marineverwaltung für Schiffs⸗ bauten zur Verfügung gestellt werden, in ihren Beträgen so un⸗ gemein schwankend sind. Ich habe auch Anlaß genommen, in einer kleinen Schrift, welche der Budgetkommission überreicht wurde, durch eine graphische Darstellung dies zum Ausdruck zu bringen. Es zeigt sich in dieser graphischen Darstellung ein Auf und Nieder, welches in der That einer geregelten Verwaltung sehr im Wege stehen muß. Aber im allgemeinen muß ich doch die Reichs⸗Marineverwaltung frei von Schuld und Fehl sprechen. Es liegt nicht allein an uns; auch der hohe Reichstag hat darauf einen großen Einfluß. Die Bewilligungen des hohen Reichstags gingen zu gewissen Perioden so weit herunter, daß diese Kurve eben von einem hohen zu einem sehr niedrigen Standpunkt kam. Ich möchte auch darauf hinweisen, daß im Laufe der 80er Jahre verhältnißmäßig wenig für Schiffsbau verwendet wurde und infolge dessen mit Beginn der 90er Jahre ein Aufschwung nach oben eintrat. Ich glaube aber, wir werden

über diesen Punkt noch des weiteren verhandeln bei Gelegenheit der

Forderungen für Schiffsneubauten.

Was nun die Frage des Personals anlangt, so wird der Theil, der sich auf die Werftverwaltungs⸗Sekretäre bezieht, von der Reichs⸗Schatz⸗ verwaltung beantwortet werden. Was die Werkführer anlangt, so liegt die Frage in der That so, daß diese Leute, seitdem sie etats⸗ mäßige Anstellung erhielten, also aus dem remuneratorischen in das etatsmäßige Verhältniß übergingen, sich schlechter stehen wie früher, d. h. der Gesammtbetrag ihres Einkommens ist geringer als zu der Zeit, da sie Remuneration bezogen. Dafür ist aber nun gewissermaßen zum Ausgleich dieses Einkommen auch pensionsfähig, was bis dahin nicht der Fall war. Immerhin muß auch in dieser Beziehung die Reichs⸗Marineverwaltung Schritt halten mit anderen Verwaltungen des Reichs und Preußens, und es wird mir nicht zugestanden, einen höheren Gehalt für diese Beamtenkategorie wie der ist, welchen die gleiche Kategorie in der anderen Verwaltung empfängt, einzustellen. Aus diesem Grunde ist die Marineverwaltung beim besten Willen nicht in der Lage, für ihre Leute in der Weise einzutreten, daß sie in den Genuß eines höheren Gehalts kommen. Wie ich dem Herrn Abg. Rickert schon wiederholentlich gesagt habe, werde ich selbst⸗ verständlich das Interesse dieser Leute wahrnehmen, soweit es überhaupt denkbar ist. Ich bin aber nicht in der Lage, einseitig zu fordern, sondern kann nur in Gemeinschaft mit anderen Verwaltungen vorgehen, und daß da eine Gemeinsamkeit bestehen muß, wird auch der Herr Abg. Rickert einsehen.

Der Herr Abg. Rickert hat sich endlich nach der Zahl der ein⸗ gestellten Arbeiter erkundigt, die augenblicklich für die Werften in Ver⸗ wendung kommen. Am Schluß des vorigen Jahres, im Dezember 1894, beschäftigten wir in Danzig 1326 Arbeiter, auf der Werft zu Kiel 4402 Arbeiter und auf der Werft in Wilhelmshaven 5059, sodaß aͤlso auf den drei Werften insgesammt beschäftigt wurden 10 787 Arbeiter.

Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath im Reichs⸗Schatzamt Plath: Das Gehalt der Intendantur⸗Sekretäre ist nur scheinbar höher als das der Werftverwaltungs⸗Sekretäre, da diese reichliche Neben⸗ einnahmen haben. Am besten geht das daraus hervor, daß die Intendantur⸗Sekretäre unter Hinweis auf die Werftverwaltungs⸗ Sekretäre um Aufbesserung ihrer Gehälter petitioniert haben.

Abg. Legien (Soz.): Auf den Kaiserlichen Werften sind im vergangenen Jahre massenhafte Arbeiterentlassungen erfolgt, obwohl der Vertreter des Reichs⸗Marineamts hier erklärt hatte, man werde versuchen, durch eine Verkürzung der Arbeitszeit der Entlassung einer größeren Zahl von Arbeitern vorzubeugen. Es liegt doch im Interesse der Kaiserlichen Werft selbst, daß solche Massenentlassungen unterbleiben. Zum mindesten sollte man dafür sorgen, daß die Entlassungen nicht plötzlich erfolgen und zur Winterszeit. Die entlassenen Arbeiter müssen nothwendig in Noth gerathen, denn die Löhne auf den Kaiserlichen Werften sind nicht derart, daß die Arbeiter etwas davon zurücklegen können. Bei Neuanstellungen von Arbeitern sollten die Kaiserlichen

ten Sorge tragen, daß frühere Werftarbeiter zuerst wieder ein⸗ gestellt werden. In einem mir speziell bekannt gewordenen Falle I. das bei einem Arbeiter, der auf der Kaiserlichen Werft verunglü

war, geschehen. Wahrscheinlich, weil der Betreffende energisch

für die Kürzung der Arbeitszeit eingetreten war. 8

Staatssekretär Hollmann:

Meine Herren! Das Bestreben der Reichs⸗Marineverwaltung ist

ganz zweifellos dahin gerichtet, die Zahl der Arbeiter, möglichst ständig zu erhalten, und nicht heute eine große Anzahl von Arbeitern zu beschäftigen und morgen weniger. Aber die Werften befinden sich in einem gewissen Nothstand: während der Winterszeit häufen sich die Arbeiten auf den Werften über das Maß dadurch, daß sämmtliche Schiffe der Manöverflotte ihre Reparaturen dort vornehmen, um

18895.

Monate Januar, Februar, März in der Hauptsache. Während dieser Zeit liegen die Schiffe auf den Werften und erfahren diejenigen Reparaturen, die sich im Laufe der Zeit als nothwendig heraus⸗ gestellt haben. Also, meine Herren, im Winter ist die Werft in voller Thätigkeit. Das ändert sich von dem Augenblick an, wo die Werften die Wiederherstellungsarbeiten vollendet haben und nur die Bau⸗ arbeiten zu erledigen bleiben.

Nun muß die Werft, um mit ihren Mitteln hauszuhalten, sich natürlich vor die Frage stellen: entweder entläßt du die Arbeiter, die überschüssig sind, oder wenn du alle Arbeiter, die zur Zeit bei dir Arbeit finden, weiter beschäftigen willst, dann mußt du die Ar⸗ beitszeit entsprechend kürzen. Diese Frage hat auch der Herr Abg. Legien berührt, warum das letztere nicht der Fall gewesen sei, und hat gesagt, eine wohlwollende Verwaltung müsse darauf Bedacht nehmen, im Interesse ihrer Arbeiter dafür zu sorgen, daß sie eine dauernde Beschäftigung finden. Meine Herren, wenn ich mich recht er⸗ innere, wurde über diese Frage im vorigen Jahre sehr lebhaft verhandelt. Es waren sogar, wenn ich nicht irre, die Anregungen dazu hier von Berlin ausgegangen. Die Werften wurden aufge⸗ fordert, sich zu äußern, wie weit sie auf diesem Wege den Arbeitern entgegenkommen könnten. Da ist nun, soweit ich mich erinnere, wie das stets der Fall ist, wenn solche Fragen auftauchen, welche die Arbeiter⸗ interessen berühren, der sogenannte Arbeiterausschuß auch auf der Werft Kiel zusammengetreten. Ich müßte mich sehr irren, wenn ihm nicht die Frage vorgelegt worden wäre, wie sich die Arbeiter im all⸗ gemeinen zu dem Vorschlag stellen, die Arbeitszeit zu kürzen, um alle Arbeiter die ganze Zeit bei der Werft beschäftigen zu können. Da waren nach meiner Erinnerung die Ansichten der Arbeiter sehr getheilt; es stimmten die älteren Arbeiter, also diejenigen, die für eine Familie zu sorgen haben, dafür, die ganze Arbeitszeit, wie sie in der Werft⸗ ordnung vorgeschrieben ist, auch für die Sommerszeit inne zuhalten, während die jüngeren Arbeiter sich dahin aussprachen, daß es ihnen lieber wäre, wenn die Arbeitszeit entsprechend gekürzt würde, um weitere Beschäftigung bei den Werften finden zu können. Ausschlag⸗ gebend waren auf den verschiedenen Werften die Wünsche der älteren Arbeiter. Ich weiß sehr wohl, daß zwischen den Arbeitern nach dieser Richtung hin Meinungsverschiedenheiten vorhanden waren, die sich auch in Versammlungen kundgegeben haben, die berufen waren, um Stimmung für die Arbeitskürzung zu machen. Dabei sind, soweit ich mich erinnere, sehr heftige Kontroversen gewesen, die Arbeitszeit nicht zu verkürzen, sondern die überschüssigen Arbeiter zu entlassen.

Was nun den von Herrn Abg. Legien vorgebrachten Einzelfall anlangt, so muß ich annehmen, daß die Werftverwaltung, welche den Mann nicht wieder angenommen hat, zu diesem Entschluß nicht gekommen ist, weil er für die Verkürzung der Arbeitszeit eingetreten ist. Die Werft war ja selbst im Zweifel, ob sie das Eine oder Andere thun sollte, und würde in so harter Weise gegen einen Arbeiter, der für die Verkürzung der Arbeitszeit eingetreten ist, nicht vorgehen. Es müssen wahrscheinlich andere Gründe vorgelegen haben, die es der Verwaltung wünschenswerth machten, den Arbeiter im Sommer nicht wieder einzustellen, wenn der Mann sich sonst als tüchtig erwiesen hat, was ich nicht bezweifle. Ich weiß nicht, ob er nicht nach irgend einer Richtung hin gegen die Werftverwaltung vorgegangen ist und irgend etwas begangen hat, vielleicht auf dem Wege unerlaubter Einwirkung. Das Eine kann ich nur sagen, er ist sicher nicht deswegen zurückgewiesen worden, weil er eingetreten ist für seine Kameraden.

Abg. von Kardorff (Rp.): Die Herren von der Sozial⸗ demokratie, die sich jetzt über Arbeiterentlassungen auf der Kaiserlichen Werft beschweren, möchte ich darauf hinweisen, daß wir im vorigen Jahre diese Arbeiterentlassungen als die nothwendige Folge der Ab⸗ lehnung der geforderten Schiffsneubauten vorhergesagt haben. Unsere Marine kann nur durch stete Ersatzbauten auf ihrer Höhe erhalten werden! Die Erfahrung hat gezeigt, daß mindestens 5 % jährlich als Abnutzung ab⸗ zuschreiben ist. Für diesen Betrag müssen zum mindesten Ersatzbauten ausgeführt werden. Im vorigen Jahre haben wir diesen Ersaß nicht geleistet, hoffentlich geschieht es in diesem Jahre. Aber die Sozial⸗

demokraten werden dazu nicht beitragen; denn soviel ich weiß, sind die Herren entschlossen, gegen alle Schiffsneubauten zu stimmen. Wenn es nach Ihnen ginge, so wären gar keine Arbeiter mehr auf der Kaiser lichen Werft. Nachdem Sie alles gethan haben, um Arbeiter⸗ entlassungen zu provozieren, haben Sie kein Recht, Klage zu führen, wenn solche Arbeiterentlassungen eintreten.

Abg. Dr. Hammacher (nl.): Auch ich bin der Ansicht, daß es den Herren von der sozialdemokratischen Partei schlecht ansteht, sich über Arbeiterentlassungen auf den Kaiserlichen en zu beschweren. Sie haben es ja in der Hand, diese Arbeiterentlassungen zu ver⸗ schieben; bewilligen Sie die Füederüngen für die neuen Schiffe! Bieten Sie den Arbeitern nicht einen Stein statt Brot! Was die Ausführungen des Abg. Rickert betrifft, so hegegnen wir ja im Reiche wie in Preußen überall dem Bestreben, die in den technischen Betrieben beschäftigten Beamten schlechter zu stellen als die Beamten der Verwaltung. Thatsache ist, daß gewisse Kategorien der technischen Marinebeamten durch die Einführung des Dienstalterszulagen⸗Spstems in ihren Gehaltsbezügen eine Einbuße erlitten haben. Nach einer der Kommission vorgelegten Zusammenstellung beläuft sich die Dise⸗ renz auf 54 200 Ich konstatiere aber mit Gen uung, daß in der Kommission bereits in Aussicht estellt wurde. die Gehaltsbezüge der betreffenden Beamten aufzubessern. Wir sind meiner Ansicht nach dazu um so mehr verpflichtet, als es sich um Beamte handelt, an deren Qualifikation ganz außergewöhnlich bobe Anforderungen gestellt werden und als ohne die Erhaltung dieser Beamten in ihrer erprobten Tüchtigkeit unsere Marine nicht auf idrer 1 jetzigen Höhe gehalten werden könnte.

Referent Abg⸗ Dr. Lieber (Zentr.) theilt die hetreffenden Ver⸗ handlungen in der Budgetkommission mit, wonach seitens der Ver. treter des Reichs⸗Marineamts die Stellung einzelner Kategorien der Marinebeamten zugegeben, aber erklärt wurde, man werde in den schlimmsten Fällen versuchen, durch Einzelmaßregeln Abhilfe zu schaffen.

Abg. Legien (Soz.): Die Arbeiterentlassungen auf den

sind keineswegs eine Folge der Ablehnung von Schi

entlassenen Arbeiter sind mit unserer ablehnenden Ha

über den Neuforderungen einverstanden; denn sie wissen.

Kosten für die Bewilligun jen in Form von indirekten St müßten. Die Werftverwaltung hätte sich aber im 2 der

8 8