1895 / 64 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 14 Mar 1895 18:00:01 GMT) scan diff

C herbourg

1 Karlsrube 8 Wiesbaden

Kiel, 13. März. (W. T. B.) Der Postdampfer „Stephan“ ist Abends von Korsör wieder hier eingetroffen; der Dampfer hat im Fehmarn⸗Sund viel Treibeis angetroffen. Die regelmäßige Tages⸗ verbindung mit Korsör ist nunmehr wieder hergestellt. 1 Warnemünde, 13. März. (W. T. B.) Der Dampfer

nach Gjedser verkehrt wieder regelmäßig täglich 1 Uhr 16 Minuten Miittags von hier.

Bremen, 14. März. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Neckar“ hat am 12. März Nachmittags die Reise von Gibraltar nach Neapel fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Ems“ hat am 13. März Morgens Lizard passiert. Der Reichs⸗ Postdampfer „Preußen“ ist am 13. März Morgens in Neapel angekommen.

nsg. 13. März. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ nische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Der Postdampfer 8 hat, von New⸗York kommend, heute Morgen Lizard passiert.

London, 13. März. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Trojan“ ist auf seiner Ausreise gestern von Lissabon ab⸗ gegangen. 1

14. März. (W. T. B.) Die Union⸗Dampfer „Athe⸗ nian“ und „Spartan“ sind auf der Heimreise gestern von Kap⸗ stadt abgegangen. 1

Rom, 13. März. (W. T. B.) Im Ministerium der öffent⸗ lichen Arbeiten wird die Einführung kombinierbarer Rund⸗ reisebillets nach deutschem Muster vorbereitet. 3

Theater und Mufik. 8 Konzerte. ö“ 8 Der zweite und letzte Kammermusik⸗Abend von Gustav und Ingeborg Exner und Fritz Espen hahn, welcher am Dienstag im Saal Bechstein unter zahlreicher Betheiligung des Publikums stattfand, wurde mit einem Trio für Klavier, Violine und Cello von Christian Sinding, einem bedeutenderen Vertreter der neuen nordischen Schule, eröffnet. In allen drei Sätzen finden sich originelle Motive, deren stilgewandte Durchführung eine sichere Formgestaltung erkennen läßt. Auch ist die modulatorische und rhythmische Lebendigkeit durchweg fesselnd. Diesem vortrefflich ausgeführten Werk folgten Beethoven'’s Serenade (op. 8) für Violine, Viola und Cello, an deren Aus⸗ fübrung sich außer den genannten Herren noch der Königliche Kammer⸗ musikus Adolf Müller erfolgreich betheiligte. Den Beschluß des Abends bildete Schumann's beliebtes Klavierquartett q;. 47 dessen schwungvoller und präziser Vortrag die Hörer zu lautem Beifall hinriß.

Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Lortzing's „Zar und Zimmermann“ mit folgender Besetzung zur Aufführung: eeter der Große: Herr Betz, Peter JZwanow: Herr Lieban, van Bett: err Krolop, Marie: Frau Herzog, Marquis von Chateauneuf: Herr Philipp, Lord Syndham: Herr Mödlinger, Admiral Lefort: Herr Krasa, Wittwe Brown: Frau Lammert.

Im Königlichen Schauspielhausefindet morgendie Gesammt⸗ aufführung von Friedrich Hebbel's „Nibelungen“ mit „Kriemhild's Rache“ ihren Abschluß. Die Besetzung ist die nachstehende: König Etzel: Herr Ludwig, Dietrich von Bern: Herr Nesper, Hildebrant: Herr Kahle, Markgraf Rüdiger: Herr Grube, Hrgen: Herr Molenar, Gunther: Herr Arndt, Volker: Herr Keßler, Dankwart: Herr Heine, Giselher: Herr er, Gerenot: Herr Purschian, Rumolt: Herr Siegrist, Kriemhild: Fräulein Poppe, Götelinde: Frau Stollberg, Gudrun: Fräulein Sauer, Ute: Frau Kahle.

Das Lustspiel „Der Hypochonder“ von Gustab von Meser geht am Sonntag im Berliner Theater zum ersten Mal in Scene. Franz Guthery, der auch die Inscenesetzung des Stücks leitet, spielt die Titelrolle. 2 8

Das Konzert des Kölner Männergesang⸗Vereins, dessen Ertrag für den Bau der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtniß⸗Kirche bestimmt ist, findet am 22. d. M. in der Philharmonie statt;, der Kartenverkauf ist bei Bote u. Bock bereits eröffnet.

Aus Bremen wird geschrieben: Noch bei Lebzeiten Anton Rubinstein'’s hatte Bremen es übernommen, des Künstlers Lieblings⸗ wunsch gemäß, die erste scenische Aufführung seiner geistlichen Oper „Christus“ ins Werk zu setzen. Zwar hat der Tod die Hoffnung, den Meister selbst am Dirigentenpult zu sehen, zu nichte gemacht, aber es sind genügend Faktoren vorhanden, die für eine Aufführung in seinem Sinne Bürgschaft leisten. Der Textdichter des „Christus“, Professor Heinrich Bulthaupt, hat die Regie übernommen, und gerade er kennt durch jahrelangen mündlichen und brieflichen Verkehr die künstleri⸗ schen Absichten Rubinstein’s so bis ins kleinste, daß dieser Theil des Unternehmens in keine besseren Hände gelegt werden konnte. Da ferner opferwillige Künstler und Laien schon seit dem Herbst v. J. mit der Einübung beschäftigt sind, so ist nach Bewältigung mancher Schwierigkeit die Aufführung nunmehr sichergestellt und auf den 25. Mai anzesetzt worden. Anfang Juni soll eine zweite folgen. Die Aufführungen finden statt im Bremer Stadt⸗Theater, dessen Raum eine dem religiöfen Charakter des Werks entsprechende Umwandlung erfahren wird. Die geschäftliche Leitung des Unternehmens ist dem Direktor des Breslauer Stadt⸗Theaters, Dr. Loewe, übertragen; als Dirigenten sind gewonnen die Herren Dr. Carl Muck vom Königlichen Opernhaus zu Berlin, Julius Ruthardt vom Stadt⸗Theater zu Bremen, Leopold Weintraub vom Stadt⸗Theater zu Breslau. Als Solisten wirken mit die Herren: Raimund von Zur Mühlen, AS Leon Gritzinger, Kammersänger Anton Hromada, Hof⸗Opernfänger Carl Sommer, Hof⸗Opernsänger Hans Keller und die Ferers Opernsänger Dr. Otto Briesemeister, Johannes Elmblad, Gustav Friedrich, M. A. Jacob, Adolf Mühlmann, Hans Roleff, Ludwig Piechler, Alfred Schauer, Rudolf Schmalfeld, Hermann Schramm; weiter die Damen: Fräulein Katharine Rosen, Fräulein Sophie Sedlmair,

rau Iduna Walter⸗Choinanus, Fräulein Sophie Wiesner, Fräulein

lora Holmy, Fräulein Susanne Lavalle, Fräulein Adele van Jung.

ie Chöre, bestehend aus 350 Bremer Damen und Herren, sind von den Herren Kapellmeister Julius Ruthardt und Martin Hobbing (Bremen) einstudiert. Die Kostüme sind nach Figurinen des Malers Gottfried Hofer (Hamburg) in Bremer Ateliers angefertigt. Die Dekorationen hat der Dekorationsmaler des Breslauer Stadt⸗Theaters Georg Handrich ausgeführt.

Mannigfaltiges.

Der Ausschuß der Stadtverordneten⸗Versammlung zur Vorberathung der Frage über die Frequenz der hiesigen Gemeindeschulen und die sich aus derselben für den Bau neuer Schulen ergebenden Resultate hat unter Vorsitz des Stadtverordneten Dr. Schwalbe beschlossen: die Versammlung möge den Magistrat ersuchen, in Erwägung zu nehmen, ob nicht eine oder mehrere Gemeinde⸗ schulen im Innern der Stadt nach und nach 81 werden könnten, und der Versammlung eine darauf bezügliche Vorlage zu machen.

Der geschäftsführende Ausschuß des Comités zur Errichtung eines

Denkmals für Schulze⸗Delitzsch hat sich mit der Aufstellung

des Denkmals auf dem vom Magistrat in Aussicht senommenen 8 am Ausgange der Köpenickerstraße, zwischen der Neuen Jakohstdat und der Inselstraße, einverstanden erklärt. in.

Der Großen Berliner Pferdeeisenbahn⸗Gesellscha⸗ ist seitens des Magistrats unter Zustimmung der Orts⸗Straßenka

olizei die Genehmigung zur es⸗ einer Pferdebahn von Thurmstraße in Moabit nach Plötzensee, nach Maßgabe revidierten Entwurfs, ertheilt worden. 1“

Geheizte Speise⸗Transportwagen zur Befoörderung de Mittagessens von den Wohnungen zu den Dienst⸗ und Arbeit⸗ stätten sind von einem hiesigen Unternehmer für die Angestellten.. Feuerwehr und die Arbeiter großer Fabriken ꝛc. in Betrie gesetzt worden. Das Unternehmen will die Uebelstände te seitigen, die daraus entstehen, daß die Frauen der Arheitg zum Zweck des Mittagtragens Haus und Kinder längere Zeit verlaß. müssen und daß die Speisen meist nur noch lau in die Hände dn Arbeiters oder Angestellten kommen. Die neuen Wagen sind ou geheizt (60 Grad) und die zur Beförderung dienenden „Essenträger bestehen aus zwei emaillierten Gefäßen, welche leihweise ohne Pfan⸗ und ohne besondere Vergütung geliefert werden; sie schließen so dicht daß das Essen vollkommen frisch, wohlschmeckend und heiß bleibt. Mar kann abonnieren, entweder nur für den Transport des gefüllten Essenträgen zur Arbeitsstätte (7 pro Tag) oder gleichzeitig auf den Riz⸗ transport des leeren Essenträgers zur Wohnung (10 pro Tag In letzterem Fall werden somit jedem Abonnenten drei verschieden, Essenträger zur Verfügung gestellt, von denen je einer in dae Wohnung, an der Arbeitsstelle und unterwegs bezw. in der Hand z Unternehmers sich befindet. Die einzelnen Wagen durchfahren nad einem ganz bestimmten Plan eine Reihe von Straßen zur Entge nahme der Essenträger.

New⸗York, 13. März. Aus Walsenburg im Staa Colorado wird dem „W. T. B.“ berichtet: Fünf Italiener unter der Anklage stehen, den Gastwirth Hirson ermordet zu hab wurden von Polizeibeamten zu Wagen nach dem Gefängniß gebracht” Bon sechs maskierten Leuten zu Pferde wurde der Wagen angegriß und auf die Gefangenen geschossen. Der Kutscher wurde getödtet Italiener wurde an der Brust verwundet. Dieser sowie Danirs⸗ der Hauptbetbeiligte bei dem Morde des Gastwirths Hixson, wur in das Gefängniß gebracht. Am folgenden Morgen er der Pöbel im Gefängniß den Danino und den verwundeten fangenen. Die Leichen der drei anderen Italiener wurden später der Stadt gefunden. Der italienische Botschafter in Washingten t um Aufklärungen über die Angelegenheit ersucht.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Madrid, 14. März. (W. T. B.) Den letzten Na richten zufolge soll ein französischer Dampfer das spanz Kriegsschiff „Königin⸗Regentin“” gesehen haben; das sei bei Aceitunas bajas gescheitert. Der französtz Dampfer habe der „Königin⸗Regentin“ wegen der schleche See keine Hilfe bringen können.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 14. März

Sonnabend:

Wind. Wetter.

in 0 Celsius 50 C. = 40 R

Bar. auf 0Gr. Temperatur

u. d. Meeressp red. in Millim.

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7 ½ Uhr.

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Uebersicht der Witterung. Ueber Zentral⸗ und Südwest⸗Europa ist das Ba⸗

während das Hochdruckgebiet über Rußland wenig ordwest⸗Europa, welche auf den Britischen Inseln

tung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Zweiter Abend. 8 Uhr Morgens. Dritte Abtheilung: b —— * Trauerspiel in 5 Aufzügen. Anfang 7 ½ Uhr. Opernhaus. 67. Vorstellung. Ca- valleria rusticana (Bauern⸗Ehre.) Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nach dem gleichnamigen Volksstück von G. goldene Kreuz.

Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl

Sonnabend: Madame Saus⸗Géne.

Sonntag, 2 ½ Uhr: Madame Sans⸗Géene. 7 ½ Uhr: Zum ersten Male: Der Hypochonder. Lustspiel in 4 Akten von G. von Moser.

228 Lessing⸗Theater. Freitag: Das Examen. Anfang 7 ½ Uhr. 8 Sonnabend:

* 8 ersten Male: Am Spieltisch des Lebens.

Spieltisch des Lebens.

bauffeestraße 25/26.

erse . Beee veat 8 reitag: Der Obersteiger. Operette in Aenderung zeigt. Eine flache Depeession liegt äber Fitliteg, de gel n e est. Mesik pen

erbebliche Erwärmung verursacht hat, aber die Carl Zeller. Regie: Herr Fredy. Dirigent: Herr

73. Borstellung. Wie die Company. Morocco Bounnd.

„A Gaiety Girl“ onas

Sonnabend: Gastspiel der englischen Burlesque⸗

Zentral⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30 Direktion: Richard Schulz. Emil Thomas a. G.

Deutsches Theater. Freitag (25. Abonne⸗ Freitag: Zum 28. Male: ments⸗Vorstellung): Die Weber. Anfang 7 ½ Uhr. Rentiers. Große Posse mit Gesang und Tanz in

Sonnabend: Zum ersten Male: Er, sie und er. 9 Lustspiel in 1 Akt von Otto Eisenschütz. Dann: Zum ersten Male: Drohnen. Schauspiel in 4 Akten von Rudolph Stratz.

Sonntag, 2 ½ Uhr: Die Weber.

Novität! Unsere

4 Akten von Wilhelm Mannstädt und 1

Musik von Julius Einödshofer. In Scene gesetzt

vom Direktor Richard Schultz. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Zum 29. Male: Unsere Reutiers.

28 Adolph Ernst⸗Theater. Freitag: Auf⸗ 5 8 treten der ersten Pirouette⸗ und Courbette⸗Tänzerin Berliner Theater. Freitag (27. Abonne⸗ Vvveeg. g. 28 ö12 85 „5 : „Anf eater in London. eles Corps. Große Ge⸗ ments⸗Vorstellung): Die große Glocke. Anfang EEEE ac den vaeichen rlainc⸗ von J Sidney frei be⸗ Vüchen 1— vecsded- Schvank ie Fen Kren. Cd. segensreichsten Verbesserungen und Einrich Jacobson und Jean Kren. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

w Behrenstr. 55/57. Gestorben: Hr. Geheimer Ober⸗Medizinalrah Kriemhilds Rache. Ein Fster Seen. 8 12 1“ Dr. Gustav Adolph Schönfeld (Berlin). Freitag: Gastspiel der englischen Burlesque⸗Com⸗ pany vom Shaftesbury⸗Theater in London. (50 Mit⸗ glieder.) Morocco Bound (Nach Marocco). Verga. Das Gesangs⸗Burlesaue in 2 Akten von F. Wilde. ¶l,————y smSF„ 88. Musik von Warson, Carr, Tito Mattei und J. van Brüll. Text nach dem Französischen von Salomon 52⸗ üigent: Herr Kapellmeister Harold Vicars. Hermann von Mosenthal. Tanz von Paul Taglioni. g Anfang 7 ½ Uhr. Schauspielhaus. Alten sungen. Niemann. Anfang 7 ½ Uhr.

Rittergutsbesitzer Benno von Kahlden. Rechnungsrath Julie Schumann, geb. Schummk (Breslau).

Nachruf.

Fern von der 2 entschlief in Kair⸗ wohin er sich Heilung suchend für sein lang jähriges Leiden begeben hatte,

Seine Excellenz der General⸗Landschafts⸗

Direktor, Wirkliche Geheime Rath

Verr Adolf v. Koerber,

Koerberrode,

Mitglied des Herrenhauses, Ritter des Rothen Adler⸗Ordens II. Klasse und des Kronen⸗Ordens II. Klasse, beide mit dem Stern,

im 78. Lebensjahre. Am 20. d. M. vor 50 Jahren zuerst für ein landschaftliches Amt verpflichtet, hat der Dahingeschiedene seitdem die verschiedensten landschaftlichen Aemter, zuletzt seit fast einen Vierteljahrhundert das Amt des General⸗ Direktors mit rastlosem Eifer, aufopfernder Hingebung und hervorragender Einsicht zum Wohle der Landschaft verwaltet und die

Julius Freund.

In dem Heimgegangenen verlieren und

tungen herbeigeführt. betrauern die Landschaft einen überaus that⸗

Auber.

Witterung unserer Gegend nicht beeinflußt. Bei Kavellmeister Baldreich. Ermäßigte Preise der Plätze e e Gl n eh.;

een, i iegend nördlichen, im Anfang 7 ½ Uhr. 3 chwachen, im Westen vorwiegend nördlichen, im vEIESEET“

sten meist südöstlichen Winden ist das Wetter in Deutschland trübe; die Temperatur liegt nabe dem Gefrierpunkt und durchschnittlich etwas unter dem Mittelwerth; in Süddeutschland ist

scheinlich ist. ac Deutsche Seewarte. Sonnabend:

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Freitag: Ovpern⸗ baus. 66. Vorstellung. Zar und Zimmermann.

lungen. Ein deutsches Trauerspiel t von Friedrich Hebbel. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Dekorative Einrich⸗] kontrakt.

Neues Theater. Schiffbaue

stellenweise Niederschlag gefallen; fast überall haben reitag: Liebe von Heut. Volksschaufpiel in

3 fröste f f iederb 14 Akten von Robert Misch. Vorher: Unsere 1 1 8 4 Nachtfröste stattgefunden, deren Wiederholung wahr Backfische. Schwank in 1 Akt. Anfang Uhr⸗ Cor. Vöttcher, Herr v. Eweyk

Zum ersten Male: Hans der FLTLränmer. Lustspiel in 3 Akten ven Hermann —— Faber. Regie: Siegfried Jelenko.

Sonntag Nachmittags 3 Uhr: Liebe von Hent. Abends 7 ½ Uhr: Hans der Träumer.

Residenz⸗Theater. Blumenstraße Nr. 9. Komische Oper in 3 Akten von Albert Lortzing. Direktion: Sigmund Lautenburg. Freitag: Fer⸗ Dirigent: Musildirektor Wegener. Anfang 7 ½ Uhr. nand’s Ehekontrakt. (Fil à la patte.) Schwank Schauspielhaus. 72. —. Die Nibe⸗ in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutscher Be⸗

i 3 Abtheilungen arbeitung von Benno Jacobson. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend und folgende

m 42./5. Philharmonie.

Konzerte.

1. Gastspiel von Fr. Haase. Zum Konzert-Hjaus. Freitag: 8 8 Konzert. Ouvert. „Der Flüchtling“, Kretschmar. Sonntag: 2. Gastspiel von Fr. Haase. Am Der fliegende Holländer“, Wagner. „Fra Diavolo“,

8 f. Flöte u. Horn v. Tit'l. Danse 8 macabre“ v. Saint⸗Saëns. „Siegfried⸗Idyll“ v.

Karl Meyder⸗

„An Alexis“ f. Piston v. Hartmann (Herr Werner)

Sing-Akademie. Freitag, Anfang 8 Uhr: Konzert von Josesine Gruson (Ges.) u. Her⸗ Neue Lieder und

Klavierstücke von Hermann Genß.

Konzert der Berliner Liedertafel. Mitw.: Fr.

kräftigen, mit reichem Wissen begabten und einflußreichen Vertreter und Vorstand, die Mitglieder der General⸗Direktion einen wahr⸗ haft edlen, mit hervorragenden Gaben des Geistes und Herzens ausgestatteten, stets bewährten und hochverehrten Mitarbeiter und beeng. und die sämmtlichen Beamten der aandschaft einen wohlwollenden, zu jeder Zeit hilfsbereiten Vorgesetzten.

42 veö 1 8 3 Wagner. „Berliner Leben“, Walzer v. Uschmann. das ae d hat der Föeeser sace gesticen, Nobei sch sn bargnsesccs Friedrich⸗wilhelmstädtisches Thrater. Phantase z. Oavagora Füsticanas v. Mascagmt. bZetuß dinesö bahre Zantllen uün

Verlust eines wahren Patrioten und echt königstreuen Mannes zu beklagen.

Das Andenken an den Verstorbenen, welcher uns alle Zeit ein leuchtendes Vorbild in treuer hingebender Pflichterfüllung und in wahrlaft vornehmer Gesinnung sein soll, wird von und stets in hoben Ehren gehalten werden.

Marienwerder, den 13. März 1895.

Königl. Westpreußische 8 Uhr: General ⸗-Landschasts ·Direktion.

[75342]

Wandsbke). Fernaud's Che⸗

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Elsa Augustin mit Hrn. Gym⸗ nasial⸗Oberlehrer Dr. Gröhler Frl. Ilse Vorberg mit Hrn. Major Paul Bon Feetesbeie, e Gon gc perrl giedeenim Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlas Hans Blecken von Schmeling (Hamburg

Geboren: Ein Sohn: Hrn. von Rennenkampff auf Painküll in Estland. Eine Tochter: Hrn. Joseph von Janczewski.

Verantwortlicher Redakteur: Siemenrotz in Berlin.

(Ratibor). Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin

Anstalt, Berlin SW., Wilbelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen

Georg Edler h“ G (einschließlich Börsen⸗Beilage). *

ne jenes Land exportiert, kommen nur 285 000 zu uns. Dur

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Erste Beilage

Berlin, Donnerstag, den 14. März

1 Goldmünzen

Silbermünzen

1893.

Nickelmünzen Lupfermünzen

) Im Monat Februar

1895 sind geprägt Doppel⸗ Kronen Halbe *Privat⸗ worden in: Kronen rechnung

Hiervon auf

Fünf⸗ Zwei⸗ Ein⸗ Fünfzig⸗ Zwanzig⸗

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Berlin, den 13. März 1895.

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39 20 1 811 580 70 41 04 3785

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477 151 460,40

Hauptbuchhalterei des Reichs⸗Schatzamts. Biester.

Vergleiche den „Reichs⸗Anzeiger“ vom 9. Februar 1895, Nr. 36.

52 537 528,65 12 751 290,95

Deenutscher Reichstag. 81 59. Sitzung vom Mittwoch, 13. März.

Vor Eintritt in die Tagesordnung nimmt der Abg. Gamp (Rp.) Vort, um einen Irrthum im Protokoll der Sitzung vom 6. März zaichtigen. Er habe sich, weil er als Regierungskommissar der an zen Tage im Abgeordnetenhause abgehaltenen Sitzun habe bei⸗ aonen müssen, beim Präsidenten entschuldigt. Der Eingang des ürtcokolls verzeichne auch dieses entschuldigte Fehlen, während bei der bamentlichen Abstimmung über den Antrag von Hammerstein und Ge⸗ possen (betreffend das Verbot der Einwanderung fremder Juden) hinter Namen bemerkt sei, daß er ohne Entschuldigung gefehlt habe. Er würde, wenn er anwesend gewesen wäre, sowohl gegen den Antrag Zimmermann und Genossen, wie gegen den Antrag Hammerstein und Henossen gestimmt haben.

Zur Berathung gelangt der von den Abgg. Freiherr Heyl zu Herrnsheim, Graf von Oriola und Fried⸗ berg (nl.) eingebrachte Antrag:

die verbündeten Regierungen zu ersuchen, den Freundschafts⸗, Han⸗ dels⸗ und Schiffahrtsvertrag mit der Argentinischen Republik vom 19. September 1857 auf Grund des Art. 14 dieses Vertrages zu kündigen.

Abg. Freiherr Heyl zu Herrnsheim (nl.): Im Jahre 1891, bei der Berathung der Handelsverträge hegte der damalige Reichs⸗ kanzler die Erwartung, daß durch diese Verträge eine Stetigkeit des Absatzes und der Preise für unsere Industrie wie für unsere Land⸗ wirthschaft sich ergeben würde. Diese Erwartung hat sich bezüglich der Landwirthschaft keineswegs erfüllt; es hat sich vielmehr heraus⸗ gestellt, daß die Preise für die Produkte der deutschen Landwirthschaft nach Abschluß der Verträge in einer Weise weiter gesunken find, daß die schlimmsten Befürchtungen betreffs der Zu⸗ kunft unserer Landwirthschaft berechtigt sind Von den

sen Ausführungen des Grafen Caprivi hat sich als richtig allein ilderung der Krisis erwiesen, in welcher sich unsere Landwirth⸗

ast befindet. Unsere Handelsbilanz hat sich in den letzten Jahren beutend verschlechtert, und diese Verschlechterung ist im wesentlichen uf die Schultern der deutschen Landwirthe gefallen. Bedenkt man, e das Fortbestehen der schlechten Valuta in einer Reihe von Export⸗ ündern den ausländischen Exporteuren großen Vortheil bringt, so ist azunehmen, daß der Rückgang der Preise noch andauern wird. Es ist un⸗ veingt geboten, hiergegen Abwehrmaßregeln zu ergreifen und zu diesen ge⸗ bört unser Antrag, welcher Deutschland vor der Ueberschwemmung nit argentinischem Weizen bewahren soll. Ein Theil der Unterzeichner

Antrags ist der Ansicht, daß die Kündigung unseres Handels⸗ vertrages mit Argentinien dazu genügt, und findet diese Kündigung in

unerhörten Zollerhöhungen begründet, welche Argentinien in den leßten Jahren eingeführt hat. Ein anderer Theil der Unterzeichner will gleich einen Schritt weiter gehen und durch Differenzierung des argentinischen Weizens diesen vom deutschen Getreidemarkt verdrängen. Wenn dagegen eingewendet wird, Argentinien werde mit Repressalien gegen unsere Exportindustrie ant⸗ worten, so bemerke ich, daß wir dagegen ein gutes Abwehrmittel in

Hand haben in der Differenzierung der argentinischen Wolle. Frankreich ist auf diesem Wege mit der Erhebung einer surtaxe auf argentinische Wolle schon vorgegangen. Der Ausschluß des argen⸗ tinischen Weizens vom deutschen Markt würde die anderen Weizen⸗ erportländer, so namentlich Ungarn, veranlassen, die Produktions⸗ kosten mehr als bisher in dem Weizenpreise zu berücksichtigen, während diese Länder jetzt sich in der gleichen kritischen Lage befinden wie Deutschland. Auf diese Weise würde zweifellos eine Preissteigerung für Weizen eintreten, wo⸗ Fegen Argentinien jetzt auf dem Weltmarkt alle anderen Kon⸗

rrenten unterbietet. Selbst die Mehlpreise werden durch die zu⸗ nehmende der Mühlen⸗Industrie in Argentinien gedrückt. nsere Industrie ist bei einem Gesammtexport im Betrage von über iliarden Mark wohl in der Lage, schlimmsten Falls eine kleine duktion ihres 43 Millionen Mark betragenden Exports nach Facentinien ertragen zu können, zumal es sich um die Erhaltung des wfialen Gleichgewichts zwischen Industrie und Landwirthschaft handelt. 1 Abg. Frese (fr. Vgg.): Der Antrag hat große Beunruhigung ervorgerufen. Es ist darum wichtig, daß die verbündeten Regierungen ihre Meinung zu diesem Gegenstand kund thun. Argentinien

die Zollerhöhungen vorgenommen, um seine Schulden bezahlen zu

; es handelt sich hier also um keine Schutzzölle, sondern um Bn zölle. Der deutsche Export nach Argentinien beträgt nicht r ill. sondern nach den angestellten Untersuchungen der Handelskammern die bamburg und Bremen ca. 80 Mill. Mark. Hierzu kommen noch eseigen deutschen Industrie⸗Erzeugnisse, welche von Frankreich ange⸗ 6 ft und von dort nach Argentinien exportiert werden. Während der weg- Englands nach Argentinien in den Jahren 1884 bis 1893 nur erfah o gestiegen ist, hat unser Export eine Steigerung von 24 % üveweaink Der Antrag will den Weizen und das Quebrachoholz sentiniens zurückdrängen. Von den 1 ½ Millionen Tonnen Weizen

emne Differenzierun ini 5 1 g des argentinischen Weizens würde nur mne Verschiebung auf dem Weltmarkt stattfinden. Das Quebracho⸗ se nur von Argentinien bezogen. Wird ein hoher Zoll darauf rber so werden 64 große Betriebe in Deutschland, welche 3000 rk beschäftigen,

geschädigt werden. Diese Betriebe verarbeiten durchschnittlich 2 900 000 Häute, und zwar hauptsächlich minderwerthige Häute, für die sie, falls si nicht auf diese billige Weise gegerbt werden könnten, schwerlich Absatz finden würden. Auch unsere Handelsmarine würde durch die Kündigung des Vertrags geschädigt werden. Ich brauche nur auf den „Norddeutschen Lloyd“ und die „Hansa“ hinzuweisen, die gezwungen waren, besonders große Schiffe für die La Plata⸗Fahrten zu bauen, weil diese Fahrten nur bei einer .“ Größe der Schiffe einigermaßen rentabel werden. Diese großen Schiffe würden an Werth erheblich verlieren. Auch die Eisen⸗ und Kohlenindustrie würde darunter leiden. Wenn Deutschland den Ver⸗ trag kündigt, könnte Argentinien vielleicht zu einem Flaggenzoll kom⸗ men, wodurch die deutschen Handelsinteressen erheblich geschädigt würden. Außerdem wäre uns dann die Möglichkeit, später einen einigermaßen zünstigen neuen Vertrag mit Argentinien zu erlangen, fast ganz üoe nblten Argentinien würde uns mit gleicher Münze heimzahlen und würde dazu von anderen, dabei interessierten Nationen angefeuert werden. Ich bitte Sie, den Antrag abzulehnen, weil sonst die Industrie und mit ihr viele, um ihr tägliches Brot ringende Arbeiter schwer geschädigt werden würden.

Abg. Graf Arnim (Rp.): Der Vorredner hat Argentinien damit entschuldigt, daß dies Land keine eigentlichen Schutzzölle, sondern nur Finanzzölle habe. Dieser Grund ist charakteristisch für seine Anschauungen. Wir haben unser Geld in großen Mengen Argentinien geliehen, haben dadurch dazu beigetragen, daß es seine Getreide⸗ produktion stärken konnte, und nun sollten wir etwa noch besonderen Schaden durch dies Land erleiden? Es handelt sich hier überhaupt nicht um die Interessen der Rhederei und der haute finance, sondern um die der Landwirthschaft, mit der das Vater⸗ land steht und fällt, und darum begrüße ich diesen Antrag, der uns einen sehr ernsten Blick thun läßt auf die gefährliche Getreideproduktion der Sommerländer, nicht nur gefährlich für Deutschland, sondern für ganz Europa, mit Freuden. Es kann doch nicht in Abrede gestellt werden, daß der argentinische Weizenimport, der sich in ganz kurzer Zeit ins Ungemessene erhöht hat, mit großen Gefahren für unsere Landwirthschaft verknüpft ist. Das kommt von der Billigkeit der Produktion in Argentinien, die ja wohl auch den Baron Hirsch veranlaßt hat, dort seine Kolonien anzulegen. Die Prodnktion ist dort so billig, daß der Verdienst an den landwirthschaftlichen Produkten weit über 20 % Poß ist, daß der Argentinier sein Getreide überhaupt weit unter dem Weltmarktpreis verkaufen kann. Als der Meist⸗ begünstigungsvertrag mit Argentinien seiner Zeit geschlossen wurde, da lagen ganz andere Verhältnisse vor, als heute; dieselben sind also gar nicht heranzuziehen. Auch danken es uns unsere anderen Getreide importierenden Vertragsstaaten, Oesterreich und Ruß⸗ land, sehr wenig, daß wir Argentinien noch immer die Meistbegünstigung gewähren. Was die Folgen der Kündigung der Meistbegünstigung anlangt, so ist es ja möglich, daß der argentinische Weizen an einer anderen Seite doch zu uns hineinkommt. Aber dagegen läßt sich eher etwas machen. Vor allem ist aber jedenfalls eine Revision der Meistbegünstigsverträge erforderlich, da die Sommerländer, wie gesagt, nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa ruinieren. Ich glaube, daß Argentinien auch sehr gern Konzessionen machen würde, wenn wir nur seine Wolle zollfrei ließen. Daher glaube ich auch, daß unser Handel keine sehr große Schädigung von der Kündigung des Vertrages haben dürfte. Sollte auch unser Export nach Argentinien, der ja nur 1 ½ % des Gesammtexports beträgt, etwas zurückgehen, so würde das doch reichlich dadurch wett gemacht werden, wenn durch ein Steigen der Getreidepreise die Kaufkraft der Landwirthschaft sich heben würde. So, wie es jetzt ist, geht es nicht weiter. Ganz Europa sollte sich gegen Amerika durch eine Zollunion zu schützen suchen, denn sonst geht die ganze europäische Landwirthschaft bei der starken Konkurrenz der Sommerländer zu Grunde.

Abg. Münch⸗Ferberenl.): Ich fürchte, wenn dem argentinischen Weizen ein Kanal verstopft wird, so wird er durch die anderen laufen; er wird nach London gehen und von dort auf den kontinentalen Markt drücken. Wo dabei der Nutzen für unsere Landwirthschaft herkommen soll, ist mir unerfindlich. Auf der anderen Seite aber würde die Kündigung des Vertrags der Industrie und dem Handel schwere Wunden schlagen. Ich halte eine Zeit allgemeiner wirthschaftlicher Misoère für sehr unglücklich gewählt, um Ver⸗ träge umzustoßen mit einem Lande, das von unseren Produkten für 70 bis 80 Millionen Mark konsumiert. Argentinien erhebt keine

ölle, welche unserem Export ein Hinderniß in den Weg legen. Die

inanzzölle, die es erhebt, betragen gegenmärtig 15 bis 40 % für gewöhnliche Erzeugnisse und 5 bis 10 % für Erzeugnisse der Fein⸗ industrie. Weder der Handel noch die Exportindustrie fühlen sich dadurch beschwert. Der Exportrückgang im Jahre 1894 hat nicht nur uns, sondern alle Industriestaaten betroffen. Wenn der Vertrag gekündigt wird, so sind Revpressalien zu befürchten, welche unsern Handel und unsere Schiffahrt nach dem La Plata vollständig lahm legen. Einen größeren Ge⸗ fallen könnten wir den konkurrierenden Ländern gar nicht thun; sie würden sofort in unsere Position einrücken, und wir würden den Markt von La Plata nur mit großen Opfern wiedergewinnen. Die Sympathie und Achtung für uns würde nicht gewinnen. Die Unter⸗ brechung der Handelsbeziehungen zu Argentinien würde vor allem die Textil⸗Industrie treffen; für die Weberei in meinem Wahlkreise wäre sie verhängnißvoll. In Oberfranken, wo die

Handweberei nach der Konkurrenz der mechanischen Stand hält, wie im

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sächsischen Erzgebirge, würden Tausende von Familien brotlos werden, wenn Argentinien als Besteller fortfällt. Das kann nicht im Willen der Antragsteller liegen. Ich gebe zu, daß einiges Unerwünschte in unseren argentinischen Handelsbeziehungen zu beseitigen wäre, aber dies könnte wohl auf diplomatischem Wege herbeigeführt werden. Die für die Industrie ohnehin schweren Zeitverhältnisse noch schwerer zu machen, dnzu können wir nicht beitragen; der größte Theil meiner Partei wird deshalb gegen den Antrag e. . Abg. Graf von Schwerin (bkons.) giebt die Erklärung ab, daß seine für den Antrag stimmen werde, obwohl sie sich erheb⸗ liche Vortheile für die Landwirthschaft nicht davon verspreche und die roßen Schwierigkeiten nicht verkenne, welche die Aufhebung des

ertrags im Gefolge haben werde. Die differentielle Be⸗ handlung des argentinischen Weizens werde Unbequemlichten mit 8 bringen. Die konservative Partei stimme für den Antrag im

nteresse der Industrie und aus prinzipiellen Gründen. Ein Meist⸗ begünstigungsvertrag habe keinen Sinn gegenüber einem Lande, das seine Zölle unbeschränkt erhöhe. Es liege im Interesse der Industrie, daß Argentinien genöthigt werde, seine Zölle festzulegen. Die konser⸗ vative Partei werde also hoffentlich, wenn sie für den Antrag stimme, dem Vorwurf entgehen, immer nur einseitig die Interessen der Land⸗ wirthschaft zu vertreten. 8

Abg. Szmula (Zentr.): Ich spreche nicht im Namen meiner Fraktion, sondern nur für meine Person. Meine Meinung geht dahin, daß die Nachtheile, welche möglicherweise die Industrie aus der Kündigung des Handelsvertrags mit Argentinien haben würde, die Vortheile nicht aufwiegen, welche die Landwirthschaft daraus ziehen würde. Der argentinische Weizen bildet für die letztere eine Gefahr, welche mit jeder Ausdehnung der Anbaufläche für Weizen in Argentinien wachsen muß. Wenn man bedenkt, daß Argentinien 4 Millionen Quadrat⸗Kilometer umfaßt, so wird man sich von der Größe der Gefahr eine Vorstellung machen können. Einen weiteren Grund für die Kündigung des argentinischen Handelsvertrags bilden die schlechten Valutaverhältnisse dieses Landes. Auch der Umstand, daß die Kündigung des Vertrags die Aufhebung der Zollfreiheit für Quebrachoholz ermöglichen würde und damit einen Schutz unserer Schälwaldungen, spricht für den Antrag. Ich schlage vor, ihn einer Kommission von 21 Mitgliedern zu überweisen.

Abg. Herbert (Soz.): Es ist unrichtig, von einer Lösung des Vertragsverhältnisses mit Argentinien eine Steigerung des Getreide⸗ preises zu erwarten. Dieser Preis richtet sich nach dem Weltmarkt⸗ preise. Der Beweis dafür ist längst bei Gelegenheit der Einführung des Kampfzolls gegen Rußland geliefert worden. Den Schaden von der Kündigung des argentinischen Vertrags würde die Industrie zu tragen haben und infolge dessen auch die Lohnarbeiter, namentlich in der Textilindustrie. Die Agrarier fordern immer nur Vortheile für sich, an die Industriearbeiter denken sie nicht. Wir werden gegen den Antrag stimmen.

Abg. Beckh (fr. Volksp.): Daß kein Vertreter der Regierung anwesend ist, hat seinen guten Grund. Denn wenn wiederholt von einer Seite, die sehr respektiert wird, gesagt wurde, daß kein Stand das Recht habe, auf Kosten der anderen bevorzugt zu werden, daß die landwirthschaftlichen Interessen nur so weit begünstigt werden können, als dadurch keine EE Interessen stattfinde, so ist es erklärlich, daß man auf Seiten der Regierungsvertreter einem solchen Antrag gegenüber schweigend und in absentia ver⸗ harrt. Die Kreuzer mußten neulich bewilligt werden, um die überseeischen Handelsbeziehungen zu vn das scheint man jetzt ganz vergessen zu haben. Der deutsche Export hat sich seit 1872 um 35 % vermehrt, während die französische Ausfuhr eine Minderung von 14 % und die englische eine solche von 15 % erfahren hat. Durch diesen Antrag soll nicht bloß der argentinische Weizen, sondern auch das Quebrachoholz getroffen werden. Gegen einen Zoll auf dieses sind bereits 21 Petitionen von großen Handelskammern und großen industriellen Vereinigungen dem Reichstage zugegangen. Argen⸗ tinien braucht uns weder für seine Ausfuhr noch für seine Einfuhr, wir aber sind auf Argentinien angewiesen. Ein Zollkrieg zwischen Deutschland und Argentinien würde nur uns schädigen, er könnte sogar schließlich den völligen Ruin des deutschen Exports nach Argentinien, der sich in jährlich aufsteigender Linie auf 80 Millionen Mark gehoben hat, herbeiführen. Daß wir viel Hopfen nach Argentinien ausführen, ist hier nicht erwähnt worden, weil es nicht zur Unterstützung des Antrags beitragen würde. Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch darauf hinweisen, daß der Export von Hopfen nach Rußland infolge des Handels⸗ vertrags in vier Monaten von 5000 auf 11000 Doppelzentner gestiegen ist. An Spielwaaren wird aus Nürnberg allein für ca. eine Million Mark nach Argentinien ausgeführt. Daß durch den Antrag das egentia sch. Getreide von Deutschland ferngehalten werden wird, kann ich nicht einsehen. Wird diesem Getreide ein Thor verschlossen, so kommt es doch durch die anderen Thore herein. Gegen die Kon⸗ kurrenz des Quebrachoholzes sollte man sich durch eine rationellere Kultur der Eichenschälwaldungrn helfen, aber nicht zu einem Zoll reifen. Die Aufhebung des Handelsvertrags würde unsere Industrie 2e schädigen. Die eigene Firma des Abg. Heyl zu Herrnsheim hat sich für die Fortdauer des Vertrags ausgesprochen. Ich bitte Sie dringend, den Antrag abzulehnen. 3

Abg. Dr. Hahn (b. k. F.): Wenn der Ahg. Freiherr Heyl zu Herrns⸗ heim durch die Kündigung des argentinischen Handelsvertrages ge⸗ schäftlich geschädigt wird und sich doch für den vorliegenden Antra

entschieden hat, so finde ich das sehr ehrenvoll, weil es beweist, da

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