Breslau.. 748
Handel und Gewerbe.
Von einem Konsortium, an dessen Spitze die Königliche Seehandlung steht, ist die neue 3 % Lübecker Staats⸗Anleihe von 1895 im Betrage von 10 500 000 ℳ übernommen worden. Von dieser Anleihe gelangt laut einer Bekanntmachung am Freita
heilbetrag von 4 ½ Millionen Mark zum Kur
von 97,50 % zur öffentlichen Subskription. Die Anleihe soll in ihrem vollen Betrage mit dazu verwandt werden, um die auf Lübeck fallenden
Kosten der Erbauung des Elbe⸗Trave⸗Kanals zu bestreiten. Fernere
6 000 000 ℳ sollen aus dem vorhandenen Kapitalfonds des Staats ent⸗
nommen werden. Endlich wird zu den Baukosten der preußische Staat
500 00 Staat hat einen aus
Ländereien, Forsten und ee ꝛc. bestehenden Domanialbesitz,
dessen Jal . 0 000 ℳ beträgt. Er verfügt außerdem
über ein in 4 % preußischen Konsols angelegtes Baarvermögen, das gegenwärtig sich auf rund 10 400 000 ℳ beziffert; von ihm sollen oben erwähnte 6 000 000 ℳ für den Bau des Elbe⸗Trave⸗Kanals verwandt werden. Die Staatsschulden Lübecks bestanden zu Anfang des Jahres
1895 aus einer alten, mit 3 % zu verzinsenden Schuld im Betrage von
2 960000 ℳ und einer 3 ½ % Prämienanleihe, deren ursprünglicher Betrag
h Rückzahlungen bis auf 6 138 000 ℳ ab⸗
getragen ist, und welche im Jahre 1913 vollständig getilgt sein wird.
Das vorhandene Aktivvermögen des Staats von rund 10 400 000 ℳ
überschreitet somit geaeaxegi dessen Gesammtschuld im Betrage
ie Stadtgemeinde Lübeck hatte zu Anfang des 4e Schuld im Betrage von rund (S. In
den 22. d. M., ein
7 500 000 ℳ beitragen. Der Lübeckische
dessen Jahresertrag über 5
von 10 500 000 ℳ durch
von 9 098 000 ℳ —
Jahres 1895 eine rein städtis 4 400 000 ℳ, welche mit 3 ½ % verzinst wird. Nummer d. Bl.)
Verkehrs⸗Anstalten.
Sendungen mit Würsten oder Wurstwaaren in frischem oder leicht geräuchertem Zustande müssen, gleich den Sendungen mit leisch oder Fleischwaaren von Schlachtvieh, bei ihrer Einfuhr in die begleitet sein. Die dieser Vorschrift hat die Zurückweisung der Sen⸗
Schweiz von Gesundheitszeugnissen Außerachtlassun dungen an der L“ Grenze zur Folge.
Bremen, 20. März. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. at am 19. März Nachmittags Der Schnelldampfer „Werra“ ist am 19. März - n. Der Reichs⸗Postdampfer ärz Morgens die Reise von Ant⸗ werpen nach Bremen fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Olden⸗ — Antwerpen angekommen. ist am 19. März Nachmittags in Ant⸗
Der Schnelldampfer „Havel“ Secilly passiert. Nachmittags in Algier angekommen. „Darmstadt“ häaͤt am 19.
burg“ ist am 19. März Morgens in Der Postdampfer „Pfalz“ werpen angekommen.
London, 19. März. (W. T. B.)
Inseln abgegangen. Der
— St. Petersburg, 19. März. (W Ind.⸗Ztg.“ meldet:
Bau einer breitspurigen Eisenbahn Rybinsk und Nerechta nach Sereda. Amsterdam, 19. März. (W. T.
aufgehoben. Theater und Musik. 38
Konzerte.
Der russische Violinvirtuos
verstorbenen
Wetterb
icht vom 20. März r Morgens.
11u
—80 8
r 8
Bar. auf 0 Gr. ressp illim. lsius = 40R.
Temperafur
u. d. Meeres red. in M in 0 Ce
5 C.
Belmullet.. 760 Aberdeen . 758 Christiansund 751 Kopenhagen. 746 Stockholm. 742 Haparanda. 742 St Petersbg. 741 Moskau 7748 Cork, Queens⸗ “ 763 Cherbourg. 760 6 7141416486 mburg . 7747 winemünde 745 Neufahrwasser 742 Memel 7741 B h(616 ünster. 750 Karlsruhe .. 756 egen Wiesbaden 753 bedeckt4) München. 755 bedeckt ⁵) Chemnitz. 749 Regen Berlin.. 745 3 Regen 6) Wien.. 754 bedeckt/ Regen
—
bedeckt halb bed. wolkig wolkenlos wolkenlos bedeckt bedeckt halb bed.
bedeckt Nebel bedeckt bedeckt
I
— —O9 bO092d0dg⸗ &̊28S8S
L.. —
halb bed. ³)
3 bedeckt Regen
le d'Aix. 767 izza 760 Triest.. 758
¹) Nachts Regen. ²) Gestern Schnee und Regen. ³) Nachts Schnee. ⁴) Nachts Regen. ⁵) Nachts Regen. ⁶) Gestern und Nachts Regen.
Uebersicht der Witterung.
Eine umfangreiche Depression liegt über dem Ostseegebiet mit einem barometrischen Minimum über Südwestfinland, während der Luftdruck über Südwest⸗Europa am höchsten ist. Der Luftdruck⸗ vertheilung entsprechend, wehen über Zentral⸗Europa ziemlich lebhafte nördliche bis südwestliche Winde, welche im Nordseegebiet meist Abkühlung gebracht haben, die sich demnächst weiter südostwärts aus⸗ breiten dürfte. In Deutschland ist das Wetter trübe und noch ziemlich mild, fast überall ist Nieder⸗ 58 efallen, am meisten, 10 mm, zu Berlin.
ie Britischen Inseln, Frankreich, Deutschland, Oesterreich⸗Ungarn und Südwestrußland sind frostfrei.
Deutsche Seewarte.
ombochoedo hrIoCobeeeSceeeo
Der Uniondampfer „Goth“ ist auf der Heimreise gestern von den Keneg ßee n Castle⸗Dampfer Castle“ bhat auf der Heimreise heute Madeira passiert.
1 ärz. (W. T. B.) Die „Hand.⸗ und d „Die Kommission des Verkehrs⸗Ministeriums zur Prüfung der Entwürfe neuer Eisenbahnen genehmigte endgültig den 8 von Jaroslaw
G da 1 B.) Die Verkehrsstörung der Dampferlinie Enkhuizen — Stateoren wird am 21. März
. Herr Leopold Auer, Leistungen im letzten philharmonischen Konzert bereits gewürdigt worden sind, gab gestern im Saal Bechstein einen Kammer⸗ musik⸗Abend, dessen Programm ausschließlich Kompositionen seines n Landsmanns Fe ter Tschaikowsky bildeten. Abend eröffnete ein Streichquartett, op. 22, dessen erster Satz wenig an⸗ sprechende Motive enthält, und dessen Ausführung auch unter manchen Un⸗ ebenheiten litt; das Andante und das Finale machten einen günstigeren Ein⸗ druck. Es folgte ein schon öfter hier gespieltes Trio für Klavier, Violine und Cello (op. 50), dessen interessanter Inhalt in dem reizenden
1 Satz „Thema mit Variationen
gewordene, in allen vier
bezeugungen.
Irene: Fräulein Hiedler,
Adriano:
Friedensboten:
Winter (Tarquinius), Zorn
ausgeführt.
.d. heutigen der Aufführung beizuwohnen.
Wilhelm Tell“ gegeben. Tell: Herr Nesper, Geßler: kowsky,
Gertrud: Bruneck:
(Direktor: J. Schwartz) am dem Baufonds der Kaiser
Mitwirkung.
„Tantallon
nach s
Berndt
dessen
fung an. ausgestellt. Den 9
* seinen Gipfelpunkt erreicht. Schluß kam das durch das Halir'sche Quartett bereits bekannt ge Sätzen klar und Streichquartett op. 11 zur Ausführung. An sich außer dem Konzertgeber noch 2 A. Müller und Dechert mit Erfolg. e bekannte Pianist Ferruccio B. Busoni führte in dem Trio seine Klavierpartie mit großer Bravour aus; ihm sowie allen anderen Mit⸗ wirkenden spendete das zahlreich erschienene Publikum reiche Beifalls⸗
Im Königlichen Opernhause saht morgen neu einstudiert Richard Wagner's „Rienzi“ unter Kape und mit folgender Besetzung in Scene: 8 3 Steganin Colonna: rau Götze, Paolo Orsini: Herr Möveran Berzncell⸗ Herr Sommer, Damen Herzog, Dietrich, Weitz, Krainz, Deppe, Rothauser, Pohl, Herold: Herr Philipp. Die Pantomime wird von den Damen Urbanska (Lucretia), Kierschner (Virginia), den Herren (Collatinus), In Scene gesetzt ist die Oper vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Die dekorative Einrichtung rührt vom Ober⸗Inspektor Brandt, das Ballet von Emil Graeb her. — In dem IX. Symphonie⸗ Abend der Königlichen Kapelle, am Freitag, gelangen zwei aus der Oper „Donna Diana“ Herr von Reznicek ist aus Prag eingetroffen, um der Hauptprobe und . Die Schlußnummer des Konzerts bildet die A-dur-Symphonie von Beethobven. 1 Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Schiller's Die Hauptrollen sind wie folgt besetzt: err Grube, Melchthal: Herr Mat⸗ Rudenz: Herr Purschian, rau Kahle, Hedwig: Frau von Hochenburger, Bertha von räulein Lindner, Armgart: Herr Ludwig. — In dem Spielplan tritt insofern eine ein, als am Sonnabend das Lustspiel „Wie die Alten sungen“ un am Sonntag „Die Jungfrau von Orleans“ Im Theater Unter den Linden bleiben Millöcker's „Probe⸗ kuß“ und das Ballet bis Freitag auf dem Spielplan. abend gelangt neu einstudiert die Operette „Nanon“ zur Aufführung. In dem Konzert des Kölner Männer⸗Gesangvereins reitag, den 22. März, dessen Ertrag ilhelm⸗Gedächtnißkirche zu⸗ fließt, übernehmen die Opern⸗ und Konzertsängerin Frau H Lieban⸗Globig und der Klaviervirtuose Herr Max Pauer die solistische
Mannigfaltiges.
Die Arbeiten zur Errichtung des Luther⸗Denkmals auf dem Neuen Markt sind gestern begonnen worden. daß das Denkmal noch vor Püngsten werde enthüllt werden können.
Der gestrigen Prüfung der städtischen Taubstummen⸗ chule wohnten der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Schneider vom Ministerium der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, Stadt⸗Schulrath Bertram, Schul⸗Inspektor Dr. Jonas, Superintendent Schönberner und mehrere Stadtverordnete bei. 8 eleitete Schule ist zur Zeit von 128 Schülern besucht, die in 8 Klassen mit 15 Abtheilungen unterrichtet werden. Geprüft wurden die 8. Klasse im Sprechen von Wörtern und kleinen Sätzen, die 7. Klasse im Anschauungsunterricht, die 6. Klasse im Lesen, die 5. im Rechnen, die 4. in biblischer Geschichte, die 3. in Naturgeschichte, die 2. im Katechismus und die 1. Klasse in der neuesten vaterländischen Geschichte. Ein Turnen der Mädchen und Knaben schloß sich der Prü⸗ Die Zeichnungen und Handarbeiten der Schüler waren
Der Betrieb des Wassersturzes im Viktoriapark ist für den Sommer 1895 wie folgt festgesetzt worden: während des Monats 1 Mai von 10 Uhr Vormittags bis 6 Uhr Nachmittazs, während der Monate Juni, Juli und August von 11 Uhr Vormittags bis 7 Uhr Nachmittags und während der Zeit vom 1. September bis 15. Ok⸗
Zum
stilgemäß gehaltene etzterer betheiligten die Herren C. Markees,
Der bereits vortheilhaft aufstellen.
meister Dr. Muck's Leitung
ola Rienzi: Herr Sylva, 9 „Herr Stammer, Herr Fränkel, Raimondo:
Vechio: Herr Krasa, gehend,
Quaritsch (Brutus)
sei, für große
d ruchstücke ührung. Der Komponist tragende ämter mit
Grenze findet,
zur Auf
Stauffacher: Herr Molenar,
arricida: enderun
Frau Stollberg,
gegeben wird. Am Sonn⸗
wesentliche
26. März statt.
Das Comité hofft,
Die vom Rektor
gelandet.
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opern⸗ haus. 72. Vorstellung. Neu einstudiert: Rienzi,
der Letzte der Tribunen. Große tragische Oper in 5 Akten von Richard Wagner. Ballet von Emil Graeb. Neu in Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 78. Vorstellung. Wilhelm Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Friedrich von Schiller. Anfang 7 ½ Uhr. 1
Freitag: Opernhaus. Keine Vorstellung.
9. Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle. Dirigent: Herr Felix Weingartner, König⸗ licher Kapellmeister. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittags 12 Uhr: Oeffentliche Hauptprobe.
Schauspielhaus: Keine Vorstellung.
Sonnabend: Opernhaus. 73. Vorstellung. Rienzi, der Letzte der Tribunen. Große tragische Oper in 5 Akten von Richard Wagner. Ballet von Emil
Graeb. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 79. Vorstellung. Wie die Alten sungen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl
Niemann. Anfang 7 ½ Uhr. 11“
Deutsches Theater. Donnerstag: Weh dem, der lügt! Anfang 7 ½ Uhr.
Freitag (26. Abonnements⸗Vorstellung): Drohnen. — Vorher: Blan. 8
Sonnabend: Die Weber. “
Berliner Theater. Donnerstag: Der Hypo⸗ chonder. Anfang 7 ½ Uhr. Freitag (28. Abonnements⸗Vorstellung): Heimath. Sonnabend, 2 ½ Uhr: Nathan der Weise. (Er⸗ 9 Preise.) — 7 ½ Uhr: Madame Sans⸗ ne.
Lessing⸗Theater. Donnerstag: Gastspiel von
5 idenfe⸗ Am Spieltisch des Lebens. Anfang r.
Fe Der Geizige. — Hierauf: Niobe.
Sonnabend: Gastsper von Fr. Haase. Der Königslientnant. — Eine Partie Piquet.
Sonntag: Letztes Gastspiel von Fr. Haase. Mareel. — Im Vorzimmer Sr. Excellenz. — Mariensommer. — Eine kleine Gefälligkeit.
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater.
Donnerstag 1ve. 88 Dperette i : Der up
3 Akten von L. Held und 17.8e:n. Mufit g
Carl Zeller. Regie: Herr Fredy. Dirigent: Herr Kapellmeister Baldreich. Ermäßigte Preise der Plätze Anfang 7 ½ Uhr. 11““ 8
Freitag: Der Obersteiger.
Neues Theater. Schiffbeuerdamm 4a./5. Donnerstag: Demi⸗Monde. Anfang 7 ½ Uhr. Freitag: Der selige Toupinel. 8 Sonnabend: FerrCol.
Residenz-Theater. Blumenstraße Nr. 9. Direktion: Sigmund Lautenburg. Donnerstag: Fer⸗ nand’s Ehekontrakt. (Fil à la patte.) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutscher Be⸗ arbeitung von Benno Jacobson. Anfang 7 ½ Uhr.
8 5 und folgende Tage: Feruand’s Ehe⸗ ontrakt.
Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Direktion: Julius Fritzsche. — Donnerstag: Der Probekuß. Operette in 3 Akten von Hugo Witt⸗ mann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. — Hierauf: Grand Ballabile, ausgeführt vom ganzen Ballet⸗ personal. Anfang 7 ½ Uhr.
Freitag: Der Probekuß.
Zentral⸗-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direktion: Richard A — Emil Thomas a. G.
Donnerstag: Zum 34. Male: Unsere Nentiers. Große Posse mit Gesang und Tanz in 4 Akten von Wilhelm Mannstädt und Julius Freund. Mufik von Julius Einödshofer. In Scene gesetzt vom Direktor Richard Schultz. Anfang 7 ½ uhr
Sonntag, den 24. März, Nachmittags 2 ½ Uhr: Wohlthätigkeits⸗Vorstellung. Emil Thomas Oscar Blenke. Die Leib Schwank in 5 Akten von G. von Moser. 8 8
Adolph Ernst⸗Theater. Donnerstag: Wegen Vorbereitung: Keine Vorstellung.
Sonnabend:. Zum ersten Male: Madame Suzette. Vaudeville in 3 Akten von Ordonneau. Musik von Edmond Audran.
Konzerte.
tober von 10 Uhr Vormittags bis 6 Uhr Nachmittags.
Theil des Waßersturzes soll verstärkt und die hierzu erforderlichen Ar⸗ beiten baldigst in Angriff genommen werden. Da die Maschinen zur Hebung des Wassers im räusch verursachen, will man zur Abhilfe sogenannte Schalldämpfer
Gütersloh, im März. stark eisenhaltigen Wassers der hiesigen städtischen Wa leitung wird hier gegenwärtig eine Enteisenungsa nstalt mit einem Kostenaufwand von 61 000 ℳ hergestellt.
(Herr Carnier).
Konzert Haus. Donnerstag: Karl Meyder⸗ Konzert. Ouv. „Triomphale“, Rubinstein.
„Ray
Der untere
iktoriapark ein unangenehm störendes Ge⸗
In der außerordentlichen Sitzung des Elektrotechnischen Vereins am Donnerstag, den faha M. —
Wabner über Städten. Der Vortragende skizzierte einleitend die Funktionen der Vermittelungsämter sowie die hierfür erforderlichen technischen Ein⸗ richtungen und charakterisierte alsdann die älteren, auf dem Prinzip der Arbeitstheilung und die neueren, auf dem der Zentralisation der Arbeit beruhenden. Umschalter⸗Einrichtungen Vermittelungsanstalten. besprach Redner die auf dem zur Erörterung stehenden und stellte sie mit der größten vorhandenen Anlage — der in Berlin ausgeführten, in Vergleich. Insbesondere wurde von ihm die Frage beleuchtet, ob es technisch ausführbar und wirthschaftlich zweckmäßig
sprach der
ostrath Fernsprech⸗Einrichtungen p 8
in großen
der Fernsprech⸗ Zu den Aufgaben der Zukunft über⸗ kritisch eine Anzahl von Projekten, Gebiet sich bewegen,
Stadt⸗Fernsprecheinrichtungen ein einziges Zentral⸗
Vermittelungsamt zu schaffen, in welches sämmtliche Anschlußleitungen einzuführen seien, oder ob die zuführenden Leitungen zu beschränken sei.
nach,
ahl der Zentralstationen und der ein⸗ — sei. Hierbei wies der Vor⸗ daß die Aufnahmefähigkeit der Vermittelungs⸗ bis 6000 Anschlußleitungen praktisch ihre und daß die in der Reichs⸗Hauptstadt unter
diesem Gesichtspunkt getroffene Einrichtung von 6 Zentralstationen in jeder Hinsicht als vollkommen zu bezeichnen ist. — sprach sodann über Bremsregler für synchrone insbesondere mit Bezug auf die Bremsvorrichtung am Hughes⸗Typen⸗ drucker, die in ihrer jetzigen Konstruktion noch verschtedene Mängel aufweist. Nach einer kurzen mathematischen Entwicklung der Bremsregler, führte der Vortragende einen von der Firma Siemens und Halske konstruierten neuen Bremsregler im Betriebe vor, der nicht nur eine vollkommen gleichmäßige Uebereinstimmung in der Bewegung des gebenden und empfangenden Apparats, sondern auch einen außer⸗ ordentlich ruhigen Gang bewirkt und der Abnutzung fast garnicht unter⸗ worfen ist; außerdem sitzt die Reguliervorrichtung dem Telegraphisten bequem zur Hand, und es tritt dem alten System gegenüber eine latzersparniß ein. gefähr ¾ Jahren auf dem Berliner Haupt⸗Telegraphenamt mit dem besten Erfolg in ununterbrochener Thätigkeit. Mit einem Versuch in elene gr erem Umfang geht die Reichs⸗Telegraphen⸗Verwaltung augen⸗
licklich vor. — Die nächste Vereinssitzung findet am Dienstag, den
verr Dr. Raps e wegungen,
der Theorie
Zwei dieser Apparate sind seit un⸗
„Der Berliner Hauptverein für Knabenhandarbeit hält am Sonnabend, den 23. d. M., Abends 8 Uhr, in der Aula des Dorotheenstädtischen Real⸗Gymnasiums, Georgenstraße 30/31, nahe dem Bahnhof Friedrichstraße, eine Versammlung ab, in welcher ein Vortrag über das Thema gehalten wird: „Die heutige Bewegung für den Handfertigkeits⸗Unterricht in Deutschland, und ihre früheren Vor⸗ kämpfer in der Reichs⸗Hauptstadt.“ Ausstellung charakteristischer Arbeiten aus den hiesigen Schüler⸗ werkstätten verbunden, die bereits von 6 Uhr Abends ab geöffnet ist. Gäste sind willkommen.
Mit der Versammlung ist eine
Zum Zweck der Berbesscnn, des ser⸗
Hamburg, 19. März. Der Bremer Dampfer „Donau⸗ von der Rhederei Bischoff u. Co. wurde, wie „W. T. B.“ meldet, im Atlantischen Ozean auf der Fahrt nach Amerika brennend von der Mannschaft
WI Die Mannschaft wurde in
8
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten
Beilage.)
mond“, Thomas. Phantasie a. „Die Hugenotten“ v. Meyerbeer. „Frauen Liebe und Leben“, Walzer v. Blon. „Waldteufeleien“, Potpourri v. Wald⸗ tenfel. „Souvenir de Bade“ f. Violine v. Leonard „Klänge aus Steyermark“ f. Piston v. Hoch (Herr Werner).
Saal Bechstein. Linkstraße 42. Donnerstag. Anfang 8 Uhr: Konzert der Sängerin Else
3 ase Pfehen. unt. gef. Mitw. des Konzertmeisters
errn Hjalmar von Damek.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Marie Treumann mit H Assessor und Lieutenant der Res. Ka (Hirschberg, Schles. — Muskau, Lausitz). — Frl.
edwig Moldehnke mit Hrn. Forst⸗Assessor Pa chaffran (Neustadt a. Warthe — Johannisburg, Ostpr.). — Frl. Mila Wachtel mit Hrn. Prem.⸗ Lieutenant Edmund Kretschmer (z. Z. Berlin Posen).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Gerichts⸗Assessor 8 Heymann (Berlin). — Eine Tochter: Hrn. Forst⸗Assessor Friedrich (Oels). —
Gestorben: Verw. Fr. Ober⸗Amtmann Karoline Schmalz, geb. Polte (Krappitz). — Fr. Ritte Facs gee Rösi Hasse, geb. von Pförtner (Vor⸗ viaaig — Hr. Rittergutsbesitzer Alexander von Schalscha (Frohnau bei Löwen i. les.). —
rn. Hauptmann von Gladiß Söhnchen Hans enning (Berlin). — Hr. Pastor em. Karl erner (Berlin). — Hr. Oberst a. D. Otto
von Bennigsen (Potsdam). — Hrn. Hauptmann von Griesheim Söhnchen Witilo (Hamburg). —
Fr. Graf Karl von der Osten⸗Plathe (Schlo 8
Plathe, Pomm.). — Hr. Rittmeister a. D. Friedrich
von Pachelbl. Gehag (Vöslau bei Wien). — Hr
Regierungs⸗Rath a. D. Herbert Freiherr von
Stralenheim (Aachen).
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlag Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
8
iverpool
war, zu 5 Monaten G beruhen in der ganzen Art und Weise der Verwaltung. Zum Bau
Kalk findet — Zement zu den B
Böö
““ 11“
Deutscher Reichstag.
1.
64. Sitzung vom Dienstag, 19. März.
4 8. Haus setzt die zweite Berathung des Etats — Schutzgebiete und der auf die Verwaltung der Schutzgebiete bezüglichen Titel des Etats für das Auswärtige
Amt fort. 1 Ueber den Beginn der Sitzung ist bereits gestern berichtet
worden.
Nach dem Abg. Dr. Hasse nimmt das Wort der
Bevollmächtigte zum Bundesrath, Direktor der Kolonial⸗Abthei⸗
lung im Auswärtigen Amt Dr. Kayser: Ueber die Finanzwirthschaft des Majors von Wissmann hat sich eine Legende gebildet. Er hatte auf Ersuchen einen Anschlag über seine Geldforderungen und zwar nach bestem Wissen und Gewissen aufgestellt, nach kurzer Heit zeigte sich jedoch die für uns neue und bemerkenswerthe Erscheinung, daß der Anschlag nicht ausreichte. Die zuerst angesetzten zwei Millionen Mark mußten später durch Nachtrags⸗Etats auf das Vierfache erhöht werden. Das war für eine Rechnungsverwaltung, wie sie im Auswärtigen Amt seit Jahrzehnten geführt wurde, etwas ganz Ungewohntes. Man konnte in allen Bureaux des Auswärtigen Amts hören, daß das eine ganz unerhörte Wirthschaft sei, und so hat auch der frühere Reichskanzler diese Finanzoperation damals aufge⸗ faßt Da mehrere Jahre davon nicht mehr gesprochen wurde, ist es erklärlich, daß der Reichskanzler noch unter diesem Eindruck stand. Ich bin fest überzeugt, daß er, wenn er die späteren Erfahrungen und Feststellungen gekannt hätte, selbstverständlich zu einer anz anderen Auffassung gelangt wäre. Denn in der Zwischenzeit haben wir die Crfahsöng gemacht, daß ein Kostenanschlag in Afrika überhaupt ein Lotteriespiel ist. Man mag noch so vor⸗ sichtig und erfahren sein und alle Umstände in 11 ziehen, es stellt sich doch immer ein anderes Ergebniß heraus. Das sind die Gründe gewesen, die den Major von Wissmann zwangen, den Etat zu 1 und die uns ießt zu einer gerechten Beurtheilung dieses annes führen. Die Rechnungslegung hat in der That ergeben, daß für eine Summe von mehr als 9 ½ Millionen alle Beläge herbeigebracht worden sind bis auf etwa 10 000 ℳ Die Beläge hierfür werden vielleicht auch noch herbeigeschafft werden. Das kann nicht genug anerkannt werden, daß Major von Wissmann zu einer Zeit, wo er den Aufstand niederzuschlagen hatte, wo er fort⸗ während auf dem Kriegsfuß stand, doch mit ganz unzureichenden Kräften eine so genaue und gewissenhafte Verwaltung geführt hat; das ist ein staunenswerthes Ergebniß. Im Interesse der Sache und sowohl dem früheren Reichskanzler wie dem Major von Wissmann gegenüber habe ich mich zu dieser Aufklärung für verpflichtet gehalten.
Abg. Bebel (Soz.): Der Abg. Graf Arnim sagte, der Abg. Richter habe die Verhältnisse in Ost⸗Afrika zu schwarz gemalt; aber was er selbst ausführte, sah verzweifelt dem ähnlich, was der Abg. Richter gesagt hat, nur daß das Ganze etwas gedämpfter klang. Es kann eben kein nüchtern denkender Mensch bestreiten, daß die Verhält⸗ a6. in Ost⸗Afrika im Laufe der Jahre sich erheblich verschlechtert haben. Die Ausgaben für Marinestationen und ostafrikanische Dampferlinien wären niemals bewilligt worden, wenn wir nicht die Kolonien gehabt hätten. Die Denkschrift über Ost⸗Afrika zeigt uns, daß die Zolleinnahmen 1892/93 und 1893/94 bedeutend hinter den An⸗ schlägen zurückgeblieben, daß die sanitären Verhältnisse äußerst traurig sind, daß guch auf die Baumwollenkultur wenig Hoffnung zu setzen ist. Zwischen Februar und Mai verursachen alljährlich Heuschreckenschwärme bedeutenden Schaden, der Viehstand ist, trotzdem die Seuche aufgehört hat, stark gesunken, die europäische Bevölkerung vermehrt sich nur langsam, und selbst die Hoffnung, dort Gold zu finden, hat sich nicht erfüllt. Daß die Wahehe heute mindestens so stark sind wie ehemals, daß allgemeine Gährung und Unzufriedenheit gegen die Kolonialregierung herrscht und der Verkehr auf den breiten Karawanen⸗ straßen stockt, das hat der Direktor der Kolonialabtheilung mit keinem Worte widerlegt. Nach der Eroberung der Haupttemba der Wahehes wurden neben Thieren der verschiedensten Art auch 1500 Frauen und Kinder gefangen fortgeführt. Welche Absichten man mit dieser Ge⸗ fangennahme hatte, wird mir vielleicht der Direktor Dr. Kayser erklären können. Im Herbst vorigen Jahres habe ich verschiedene “ aus Si bekommen, darunter eine, welche aus der Feder eines Mannes stammt, der zu wissenschaftlichen Zwecken seit einer Reihe von Jahren unsere dortige Kolonie bewohnt und durch⸗ zogen hat, der auch das Regierungssystem des Herrn von Schele aus eigener Erfahrung kennt. Das Urtheil dieses Gewährs⸗ mannes weicht doch wesentlich von den Urtheilen ab, die gestern über das Regierungssystem des Herrn von Schele abgegeben wurden. Er schildert das übermäßige Schreibwesen in der Verwaltung und das ganze Auftreten des Herrn von Schele, das nicht anders sei als das des Herrn von Wrochem. Er sagt direkt, die fortwährenden Hin⸗ und Herzüge im Schutzgebiet würden nur dadurch hervorgerufen, daß dafür bedeutende Diäten bezahlt werden. Die Expeditionen werden in der Kolonie „Rothe Adler⸗Jagden“ genannt, weil die Führer sich Auszeichnungen damit erwerben wollen. Mit welcher Menschlichkeit bei diesen Zügen verfahren wird, dafür giebt mein Gewährsmann auch einige Beispiele. Auf der jessa⸗ rpedition hat der Oberst von Schele sieben Menschen hängen lassen, weil sie ihm ausweichend geantwortet hatten. Die Nilpferdpeitsche spielt auch in Ost⸗Afrika eine Hauptrolle; es werden förmliche Prügelkünstler herangebildet. Herr von Schele hat solchen Exekutionen selbst beigewohnt. Eines Abends kommen mehrere Inder zu ihm, um ihm wegen der Behandlung ihrer Stammesgenossen, die das Regierungssystem des Herrn von Schele aus dem Lande heraus⸗ zudrängen suchte, Vorstellungen zu machen; seine Antwort war, daß er zwei Inder aus dem Gefängniß vorführen und vor den Augen der Deputation durchprügeln ließ. Auf der andern Seite begünstigt man den Inder Sewa Hadschi, der sich durch Bestechungen große Reich⸗ thümer erworben hat. Seine Geschenke an die Beamten bezeichnet
man. in der Kolonie je nach ihrer Größe als Sewa Hadschi⸗Orden 1.,
2. oder 3. Klasse. Die Sudanesen werden als moralisch verkommene Subjekte geschildert, die ein unglaubliches Bakschisch⸗Unwesen in Schwung gebracht haben. Ein Beamter, der sich mit einer Reihe von Beschwerden nach Berlin gewandt hatte, wurde, nachdem das Material von hier aus dem Gouverneur zum sübec⸗ der Rechtfertigung übersandt worden
efängniß verurtheilt. Die Etatsüberschreitungen
einer Schiffswerft wurden 80 000 ℳ bewilligt, und man baute dafür ein “ Ein bayerischer Bierbrauer wurde gegen hohes Gehalt sich Lechniker angestellt; er konnte überhaupt nicht zeichnen. Obwohl in der Kolonie im Korallenstein ein dem Zement ähnlicher e der 18 Fer 888 sir ftauft mon den auten von der Firma Hamsik für 13 Rupies 8 Fen Hunderte von Tonnen wurden durch Oeffnen un⸗ k22 88 ins Meer geworfen. Eine Entwä erungsanlage in Föes⸗ alam, die 15 000 Rupies kostete, wurde so fehlerhaft aus⸗ 18 balt⸗ daß sie mehr eine Bewässerungsanlage wurde. Es werden st 1 ter gefahlt, die mit der Fähigkeit der Leute in keinem Verhältniß Filine wi Bauten sind so luxuriss, wie wir sie hier niemals be⸗ 81; 8n würden. Ich möchte berhhie daß einmal eine Deputation “ nach den Kolonien geschickt würde, um festzustellen, 5 ie Dinge dort gehen. Vielleicht sich das Haus, einen setrag dafür in den nächstjährigen Etat einzustellen.
lung im Auswärtigen Amt Dr. Kayser: großem Eifer und Fleiß einzelne Dinge zusammengesucht und damit
Erste Beilage
eichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Sta
Bevollmächti desrath, Direktor der Kolonial⸗Abthei⸗ veümachtiger zut Söee eath, Dbescer der. Llchet den den
ein Mosaikbild hergestellt, das — nicht absichtlich, aber thatsächlich eine vollkommene Verdrehung der Wahrheit ist. So glaubt er unserer Denkschrift, weil darin die Erfolglosigkeit der Baumwollenplantage in Pangani erwähnt ist, entnehmen zu können, daß von der Baum⸗ wollenkultur in Ost⸗Afrika nichts zu erwarten ist. Es steht aber in der Denkschrift auch, daß die Baumwollenplantage der deutsch⸗ostafrikanischen Gesellschaft in Kikogwe sich gleichmäßig günstig entwickelt. Die Plantage in Pangani wird von einem einzigen Mann mit einem ganz geringen Kapital betrieben, und man war von vornherein überzeugt, daß sich dabei keine Ergebnisse würden erzielen lassen; dagegen bewirthschaftet die Deutsch⸗Ostafrikanische Gesellschaft ihre Plantage mit einem er⸗ heblichen Kapital. Das ist ein Fingerzeig, daß der Plantagenbau nur mit großen Mitteln betrieben werden kann, und hierin liegt der Grund dafür, daß wir zunächst nicht wünschen, daß kleine Kapitalisten ihr Vermögen dort aufs Spiel setzen, sondern daß das große Kapital vorangehe. Der wissenschaftliche Bericht, aus welchem der Abg. Bebel auch einiges erwähnte, ist der Denk⸗ schrift auf Wunsch des Oberarztes beigegeben worden, obwohl ich voraussah, daß man daraus einseitige FegeG ziehen würde. Diese rein wissenschaftliche Arbeit gruppiert die Thatsachen ohne Be⸗ ziehung zum praktischen Leben. Uebrigens ist niemals behauptet worden, daß Deutsch⸗Ostafrika ein klimatisch günstiges Gebiet sei; vielmehr haben wir stets angenommen, daß es viele Mühe kosten wird, bevor es möglich ist, im Innern, wo der deutsche Bauer sich lebensfähig er⸗ halten kann, Ansiedelungen vorzunehmen. Der Abg. Bebel hat sich dann über die Wirkung der Wahehe⸗Expedition geäußert. Es ist etwas kühn, über die Wirkung zu urtheilen, nachdem kaum drei Monate seit der Beendigung der Expedition ver⸗ flossen sind. Indeß haben wir einen amtlichen Bericht des 1“ der wohl etwas mehr Bedeutung hat als der anonyme Bericht des Abg. Bebel, und daraus geht doch schon hervor, daß die Wamjamwesi sich bei unseren Stationen jetzt ruhig nieder⸗ lassen. „Die ständige Furcht vor dem Wahehe, welche bisher bei den Bewohnern dieser Gegenden jede Thatkraft lähmte, ist nunmehr fast völlig geschwunden“, konstatiert der Bericht. Nun kommt der Abg. Bebel mit einem von einem „Sachverständigen“ erstatteten Berichte. Was für ein Sachverständiger der Gewährsmann sein mag, ist mir nicht klar geworden, denn er spricht sich über alles aus. Als Baumeister aber würde ich ihn wenigstens nicht engagieren, denn wenn er den afrikanischen Kalkstein als Zement be⸗ nutzen will, so werden seine Bauten nicht lange stehen. In dem Bericht ist die Behauptung aufgestellt, die Expeditionen 8 nng Fweßen S Sieten “ Der dg. pflegungszuschuß ist in ahrheit eine sehr geringe und of nicht ausreichede Summe gegenüber der Schwierigkeit der Verpflegung im Innern frikas. Der Abg. Bebel hat dem Freiherrn von Schele schwere Vorwürfe gemacht. U. a. hat er auf Grund der Mittheilungen seines Gewährs⸗ mannes behauptet, Freiherr von Schele habe auf der Njassa⸗ Expedition Eingeborne hängen lassen, weil sie ausweichende Antworten gegeben haben. Ich erkläre das, selbstverständlich immer mit Bezug auf den Gewährsmann des Abg. Bebel, für eine Lüge. Bringen Sie bestimmte Fälle vor, vertreten Sie dieselben mit Ihrem Namen, so wird seitens der Kolonialabtheilung kein Schritt unter⸗
bleiben, der zur Feststellung der Thatsachen führen kann. Mit solchen
allgemein gehaltenen Verdächtigungen aber ist nichts anzufangen, und Sie können nicht verlangen, daß wir darauf weiter eingehen. Die Behauptung, in Heutsch. Ostafrika würden die Frauen wie die Männer ausgepeitscht, ist absolut unerwiesen. Schon 1890 ist ein Erlaß ergangen, welcher das Auspeitschen der Frauen verbietet, und jede Verfehlung dagegen wird streng geahndet. Auf den Vorwurf, daß im deutschen Schutzgebiet indische Unterthanen geprügelt worden seien, werde ich nur dann eingehen, wenn mir Namen genannt werden. Im deutsch⸗ostafrikanischen Schutzgebiet ist jede Züchtigung der Inder verboten. Eine solche ist trotzdem thatsächlich einmal vorgekommen, aber da handelte es sich um ein schweres Sittlichkeitsvergehen, und die Deputation von Indern, welche über die Züchtigung Beschwerde führen sollte, ist, nachdem sie von dem Sachverständigen unterrichtet war, beschämt wieder abgezogen. Was den Inder Sewa Hadschi betrifft, den der Abg. Bebel als eine Art ostafrikanischen Rothschild hingestellt hat, so ist derselbe bereits 25 Jahre an der Küste thätig. Richtig ist, daß er sich ein großes Vermögen erworben hat, aber das rührt davon her, daß er es verstanden hat, sich leicht in die verän⸗ derten Verhältnisse zu schicken. 88. die Gesinnung des Sewa Hadschi ist der Umstand bezeichnend, daß er in Dar⸗es⸗Salam ein großes Hospital für Eingeborene gegründet hat. Gegen einen solchen Mann sollte man nicht ohne triftige Beweise den Vorwurf der Bestechung erheben. Und nun der von dem Abg. Bebel erwähnte Sewa Hadschi⸗Orden! Sewa Hadschi pflegt den Europäern, denen er eine Aufmerksamkeit erweisen will, einen Stock zu schenken. Je nach dem Grade der Werthschätzung, welche er dem Beschenkten gegenüber hegt, ist der Stock mit einem oder zwei Ringen verziert. Daraus ist das Märchen von dem Sewa⸗ Hadschi⸗Orden erster, zweiter und dritter Klasse entstanden. Daß die Sudanesen einen Bakschisch annehmen, glaube ich gern. Es ist eben nicht möglich, diese Leute in so kurzer Zeit zu preußischen Beamten zu machen. Der Abg. Bebel läßt seinen Gewährsmann von Ungerech⸗ tigkeit und Willkür sprechen, die bei der Verwaltung von Deutsch⸗ Ostafrika herrschen soll. Auch bezüglich der von mir gestern angeführten Gerichtsakten hat er Mißtrauen geäußert und die Frage aufgeworfen, wer diese Akten mache. Die darin liegende schwere Beschuldigung kann ich nur mit Entrüstung zurückweisen. Die Darstellung des Falles, wo ein Angestellter beim Eisenbahnbau in Tanga bestraft wurde, ist durchaus unrichtig. Die Bestrafung erfolgte nicht erst nach Einforderung des Berichts beim Bezirks⸗Amtmann von Tanga. Was den als Bautechniker in Deutsch⸗Ostafrika beschäftigten Bierbrauer betrifft, so kann ich nur bemerken, daß in Deutsch⸗Ostafrika der Zunftzwang noch nicht besteht. Es ist für mich schwer, dem Abg. Bebel und seinem Gewährsmann noch „Gebühr zu antworten. Was muß das für ein Sach⸗ verständiger, was muß das für ein Charakter sein, der solche schweren Beschuldigungen vorbringt, und dann nicht wagt, sie mit seinem Namen zu vertreten! Wer derartige Beschuldigungen vorbringt, ohne dafür einzutreten mit seinem Namen, der ist ein Feigling! Dem An⸗ trag des Abg. Bebel, eine Deputation des Reichstags nach Ost⸗
Afrika zur Untersuchung der dortigen Verhältnisse zu senden, würde
ich gern zustimmen. Ich habe schon früher einmal den Abg. Bam⸗ berger eingeladen, mich nach on rüh⸗ zu begleiten. Der⸗ Abg. Bamberger hat die Einladung abgelehnt; vielleicht ist der Abg. Bebel geneigt, sie anzunehmen. 81
Abg. Richter (fr. Volksp.): Ich muß den Anschauungen de Direktors Dr. Kayser über die Klagen und Beschwerden, die hier vor⸗ gebracht werden, entschieden widersprechen. Es ist keineswegs noth⸗ wendig, daß man stets sofort den Namen eines Gewährsmanns nennt. Wenn ein Abgeordneter hier irgend etwas vorbringt, so muß das für die Regierung genügen, um sie zu Nachfarschungen zu veranlassen. Auf welchem Wege sollen denn sonst Beschwerden vor⸗ gebracht werden? Eine Presse giebt es in den Schutzgebieten nicht, und die dort beschäftigten Beamten befinden sich sämmtlich in
abhängiger Stellung, sodaß nur der Weg der Privatmittheilungen
besteht. Thatsächlich sind auf diesem Wege auch bereits allerlei schlimme Dinge ans Tageslicht gezogen worden, und ich meine, wenn solche Sachen hier vfenrlich verhandelt werden, so wirkt das ab⸗ schreckender als alle Disziplinarmaßregeln der Behörden. Im all⸗ gemeinen habe ich gefunden, daß in diesem Jahre die Stimmung der Kolonialfreunde eine sehr gedrückte ist. Man sieht eben, daß die Dinge schief stehen und daß die Kosten immer größer werden. Die private Opferwilligkeit für die Kolonien ist bei uns so gering, daß eine Ausdehnung der Kolonialpolitik schwerlich zu be⸗ fürchten ist. Der Direktor Dr. Kayser sprach gestern davon, ich hätte eine Apotheker⸗Rechnung bezüglich der Kosten unserer Kolonien aufgemacht. Seine eigene Rechnung kommt aber auch auf 7 ½ Millionen Mark, während ich 9 ½ Millionen Mark herausrechnete. Ich habe aber mit vollem Recht einen Theil der Dampfersubventionen und der Marinekosten in die Rechnung aufge⸗ nommen; denn ohne die Kolonien würden wir die ostafrikanische Dampferlinie ebenso wenig nöthig haben, wie die ostafrikanische Flottenstation. Ich habe gestern keineswegs unsere Marineverwaltung angreifen wollen, sondern nur den Dualismus gekennzeichnet, der zwischen der Zivil⸗ und der Militärverwaltung in Deutsch⸗Ostafrika herrscht. Zu unserer Marineverwaltung habe auch in kolonial⸗ politischen Dingen viel mehr Vertrauen als zur Kolonialabtheilung; denn die Marineoffiziere kommen weit herum und schöpfen ihr Urtheil nicht bloß aus einem gelegentlichen Paradebesuch in unseren Kolonien. Aus unserer ostafrikanischen Kolonie kann ebenso wenig etwas Ersprießliches herauskommen, wie aus unserer west⸗ afrikanischen Kolonie; denn es fehlt die natürliche Grundlage für eine ersprießliche Entwicklung. Vielleicht hätte sich das ostafrikanische Schutzgebiet in beschränktem Umfang nutzbar machen lassen, wenn wir Sansibar behalten hätten; da uns das aber für immer verloren ist, so gebe ich auf die Zukunftsbilder des Direktors Dr. Kayser nicht viel. Die Interessen der deutschen Steuerzahler sind wichtiger als alle kolonialpolitischen Experimente.
Abg. Schall (d. kons.): Was der Abg. Bebel vorgebracht hat, kann man nur als Klatsch betrachten. Der Gouverneur von Schele ist ihm zu viel gereist, der Gouverneur Zimmerer in Kamerun wieder zu wenig, niemand kann es den Herren recht machen. Die Expeditionen haben nicht bloß eine kriegerische, sondern auch eine wirthschaftliche S Die Ost⸗Afrikaner haben die Heuschrecken⸗ plage, wir haben andere Landplagen, so z. B. die ozialdemokratischen Agitationen. Auch wir wünschen, daß unsere schwarzen Mitbrüder christlich und menschlich behandelt werden; aber die Fälle, die hier vorgebracht wurden, haben sich noch nicht als wahr erwiesen. Die Sozialdemokraten sollten mit der gleichen Entrüstung denen ent⸗ gegentreten, welche amtliche geheime Schriftstücke entwenden und be⸗ nutzen. Wir treten gegen alles auf, was die christliche Moral verletzt. So hat unsere preußische General⸗Synode am 5. November vorigen Jahres energisch Stellung genommen gegenüber dem Fall Leist. In einem Artikel Dr. Zintgraff's heißt es, daß die meisten Europäer in Afrika nichts weniger als christliche Vorbilder, sondern eher abschreckende Beispiele seien. Die katholischen Missionare seien ganz gute Kerle, die sich mit den Europäern gut stellen. Sie seien fröhlich mit den Fröhlichen, und man scheide von ihnen nicht mit dem Bewußtsein, daß man ein Sünder sei. Der Abg. Richter sagte einmal, jeder bekehrte Heide koste 300 ℳ Ich glaube doch, daß eine Menschenseele mehr werth ist als 300 ℳ Das Christenthum würde nicht mehr seinen Namen verdienen, wenn es nicht in diesen Bestrebungen fortführe. Und es wird siegen, auch wenn schlechte Christen es verhindern wollen.
Abg. Bebel (Soz.): Den Direktor Dr. Kayser möchte ich darauf aufmerksam machen, daß ich meine Mittheilungen nicht von einem, sondern von zwei Gewährsmännern habe. Wie kann er, der die einzelnen Fälle ebenso wenig kennt wie ich, alles in Bausch und Bogen als Unwahrheit verurtheilen? Die Sache ist für mich damit nicht erledigt. Ich erwarte, daß der Direktor Dr. Kayser den einzel⸗ nen Thatsachen näher auf den Grund gehen wird. Wenn das wahr ist, daß der Plantagenbau in Pangani nur deshalb eingestellt werden mußte, weil der Besitzer nicht genügend Mittel hatte, so hätte das doch in der Denkschrift angegeben werden müssen. Wie soll man sich sonst ein klares Bilod über die ostafrikanischen Verhältnisse schaffen können? Mein Hauptgewährsmann nimmt eine sehr angesehene Stellung ein. Die Beschuldigungen gegen den Kanzler Leist haben sich vollauf be⸗ wahrheitet, Dr. Valentin aber, der diese Beschuldigungen zuerst in die Oeffentlichkeit brachte, mußte seinen Dienst quittieren. Es kommt nicht darauf an, wie und wo Anklagen erhoben werden, sondern darauf, ob sie gerechtfertigt sind. 1“
Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister Freiherr von Marschall:
Der Herr Abg. Bebel kann versichert sein, daß, wenn dem Aus⸗ wärtigen Amt Beschwerden zukommen wegen Unregelmäßigkeiten oder Gesetzwidrigkeiten, die von ihm unterstehenden Beamten verübt sein sollen, wir stets bereit sind, der Sache auf den Grund zu gehen und eventuell Remedur und Strafe einrreten zu lassen. Gerade der Fall Leist, den der Herr Vorredner zitiert hat, beweist, daß das Auswärtige Amt, wenn derartige Dinge vorgekommen sind, sich nicht scheut, scharf einzugreifen und die Dinge vor der Oeffentlichkeit verhandel zu lassen; aber dieses Einschreiten ist allerdings an eine Vorau setzung geknüpft, nämlich daran, daß derjenige, der die Anschuldigun erhebt, mit offenem Visier auftritt, daß er den Muth hat, seinen Namen zu nennen, und eventuell auch bereit ist, die Folgen zu tragen, die denjenigen treffen, der wissentlich oder leichtsinnig falsch Anschuldigungen gegen Beamte erhebt. (Sehr richtig 0 Wo dief Voraussetzung nicht zutrifft, da lehne ich prinzipiell jedes Einschreiten ab. Anonyme Anschuldigungen gegen Beamte des Auswärtigen Amts wandern sammt und sonders dahin, wo sie hingehören, nämlich 1 in den Papierkorb (Bravol), und eine anonyme Anschuldigüng ist es für mich auch, wenn jemand, der seinen Namen nicht nennt und die Ermächtigung nicht giebt, denselben hier kund zu geben, sich an einen Abgeordneten wendet, um derartige Anschuldigungen hier im Plenum zu vertreten. .
Der Herr Abgeordnete hat seine Behauptungen damit glaubhaf zu machen versucht, daß er sagt, das sei nicht ein Mann, es seie zwei Männer, und die Männer seien Vertrauensmänner von ihm Auch dagegen bin ich ziemlich unempfindlich; denn der Herr Abg Bebel hat doch schon bewiesen, daß er denjenigen Personen, die ihm Ungünstiges über Beamte und Regierung mittheilen, ein sehr großes Maß von Vertrauen zubringt, und daß dieses Vertrauen schon seh häufig getäuscht worden ist. Ich erinnere ihn an einzelne Anschuldi . gungen, die er im vorigen Jahre beim Militär⸗Etat vorgebracht hat. (Sehr richtig!)
Bei diesen Fragen handelt es sich für das Auswärtige Amt um ein principiis obsta. Jeder Beamte, mag er draußen in den Kolo⸗ nien oder hier im Lande seiner Thätigkeit walten, ist vielfach dem ausgesetzt, Haß und Feindschaft seiner Person zuzuziehen, und da