1895 / 70 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 21 Mar 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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Zu derselben Zeit ließ sich im Saal des Klubhauses (Pots⸗ damerstr. 9) die Konzertsängerin Frau Therese Dreßler⸗Heß hören. Ihre Stimme hat nur in der Höhe einigen Wohlklang, die Tiefe dagegen hat wenig Kraft, auch ist die Intonation nicht ganz b während die Aussprache nichts zu wünschen läßt. den zahlreichen Liedern von Wintzer, O. Eichberg, E. E. Taubert, Hermann und Rossini gelangen der Sängerin „Phyllis und die Mutter“ sowie zwei hübsche Lieder von E. E. Taubert und Rossini's „La pastorella dell' Alpi“ am besten. Der oft und gern gehörte Cellist 88 Otto Hutschen⸗ euter unterstätzte das Konzert durch den wohlgelungenen Vortrag weier Soli von M. Bruch und Davidoff, die gleich den Gesängen

mit regem Beifall aufgenommen wurden.

Im Königlichen Opernhause muß heute Abend die an⸗ sekündigte „Rienzi“⸗Vorstellung ausfallen, da Herr Sylva, wohl folge der vorhergehenden anstrengenden sesenen. von einer ötzlichen Heiserkeit befallen wurde. Die Aufführung ist nunmehr

Sonnabend angesetzt. Morgen findet der IX. Symphonie⸗ bend statt. Die öffentliche Hauptprobe ist um 12 Uhr Mittags. 8* .— der Billets hierzu (2 und 1 ℳ) findet bei Bote und ock statt.

Das Berliner Theater wird den achtzigsten Geburtstag des ürsten Bismarck auf Einladung des „Berliner Bismarck⸗Ausschusses“

durch eine Festvorstellung feiern. Der Abend soll durch den Vortrag einiger Gedichte von Paul Heyse und Ernst von Wildenbruch einge⸗ leitet werden, und sodann soll eine Aufführung von „Minna von Barnhelm“ in auserlesener Rollenbesetzung folgen. 881 Butze, Otto Sommerstorff und Teresina Geßner werden an diesem Festabend 8 e Mal nach ihrem Urlaub im Berliner Theater wieder auftreten.

Das Programm des großen Konzerts, welches der Kölner Männer⸗Gesangverein (Dirigent: Jos. Schwartz) morgen Abend 8 Uhr (zum Besten der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtniß⸗ kirche) in der Philharmonie veranstaltet, bringt eine Reihe der hervorragendsten Nummern aus dem Repertoire des wohlberufenen Vereins, darunter „O bone Jesu“ von Palestrina, „Ritornell“ von Robert Schumann, „Frühlingsnahen“ von Kreutzer, „Wald⸗ weben“ von G. Weber, ferner sechs altniederländische Volks⸗ lieder für Männerchor, Tenor⸗ und Bariton⸗Solo mit Orgel und Orchester, bearbeitet von Ed. Kremser. Das nächste Konzert des Stern'schen Gesangvereins (Direktor

Frofeser F. Gernshe im) findet am Montag, den 25. März, statt.

zur Aufführung kommen Humperdinck's Chorwerk „Die Wallfahrt nach Kevlaar“ (welches bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal in Berlin zu Gehör gelangt) und das „Deutsche Requiem“ von Brahms.

ür die Solopartien sind die Sopranistin Fräulein Dorothea Schmidt aus Frankfurt a. M., die Herren Emil Pinks Fenon) und Johann Möschaert (Baß) gewonnen. Der Pianist Guido Peters aus Wien hat für sein an demselben Tage im Saal Bechstein unter Mitwirkung des Königlichen Kammer⸗ musikers Herrn Hugo Dechert stattfindendes Konzert ein Programm festgesetzt, welches Beethoven's Sonaten für Cello und Pianoforte in D-dur, op. 102, und in A-dur, op. 69, sowie Mendelssohn's Thema und Variationen, op. 17, bringt. Als Klaviersoli wird der Konzert⸗ geber die „Moments musicals“, op. 94, Nr. 1, 2 und 3, von Schubert, Mozart's Sonate in C-moll und Beethoven’s Bagatelle op. 126, Nr. 4, spielen. .

Im Konzerthause bringt Kapellmeister Meyder morgen eine Hesfester.Suste⸗, betitelt „Regatta⸗Bilder“, von Zedtwitz zur ersten

ufführung.

Morgen Abend 7 ½ Uhr wird Herr Musikdirektor Otto Dienel in der Marien⸗Kirche seinen zweiten Orgelvortrag veranstalten und dabei die Solostimmen der imposanten neuen Orzgel vorführen. Zur Erinnerung an des hochseligen Kaisers Wilhelm J. Geburtstag wird derselbe Konzertvariationen eigener Komposition über „Deutsch⸗ land, Deutschland über Alles“ unter besonderer Verwendung der Tuba mirabilis spielen. Die Damen Anna Blaauw und Fräulein Clara Neiper werden Duette, Arien und Lieder von Mendelssohn, Beethoven und Nicolai zum Vortrag bringen. Einlaßkarten zu 1 sind bei Bote u. Bock, beim Küster der Marien⸗Kirche und am Konzert⸗Abend in der Sakristei der Kirche zu haben.

Der große „Bismarck⸗Kommers“, welchen die Schülerinnen der Akademie der Künste, der Kunstschule, des Kunstgewerbe⸗Museums und der Baugewerkschule gestern Abend in Keller's Festsaͤlen ver⸗ anstaltet hatten, nahm einen wohlgelungenen Verlauf. Im Auftrage des Ministers der ꝛc. Angelegenheiten war der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Müller rerschienen;, ferner nahmen viele akademische Lehrer daran theil. Die Vereine, deren Wappen, Banner und Standarten in wirkungsvollem Arrangement den Saal schmückten, waren zahlreich vertreten. Am Eingang des Saals war die von dem Studierenden der Unterrichts⸗Anstalt des Kunstgewerbe⸗ Museums August Bethaus ö““ Adresse ausgestellt, welche un⸗ mittelbar nach Schluß des Kommerses an den Fuͤrsten Bismarck ab⸗ gesandt wurde. Die Adresse, welche die Form eines Banners hat, zeigt im Mittelfeld die Büste des früheren Reichskanzlers, der die Künstler ihre Huldigungen darbringen. Darüber prangen die Worte: „Ew. Durchlaucht senden in treuer Verehrung und Liebe die herzlichsten Glückwünsche zum 80. Geburtstag die Jünger der Kunst. Berlin, den 20. März 1895“. Unten sieht man in strahlendem Sonnenglanze das Brandenburger Thor. Die breite Bordure schmücken die Wappen der betheiligten Vereine. Die Adresse wurde von allen Festtheil⸗ nehmern unterzeichnet. Eine Reproduktion war dem Festprogramm beigelegt. Das Präsidium des Kommerses Mllet. stud. art. Paul Warncke, der Dichter des preisgekrönten „Bismarckliedes’“. ach⸗ dem stud. arch. Kleinert Seine Majestät den Kaiser gefeiert hatte und das eben erwähnte Lied erklungen war, nahm der Präses das Wort zur Festrede, in der er ein Bild von dem Leben und Wirken des Fürsten Bismarck entrollte und aufforderte, ihm nach⸗ zueifern in dem hingebenden Streben nach hohen Idealen. Die Gäste begrüßte Arno Sellin vom akademischen Verein „Teutonia“. Im Namen der Gäste antwortete sodann der Geheime Ober⸗Regierungs⸗ Rath Müller, indem er auf die hohe Staatskunst Bismarck's hinwies. Der Redner gab ferner seiner Freude und dem Danke für die Ver⸗ anstaltung Ausdruck und schloß mit einem Hoch auf das Festcomité.

Zur Feier des 80. Geburtstags des Fürsten Bismarck veranstalten die Berliner Buchhändler, unter Führung des Ver⸗ bandsvorstands für den Kreis Brandenburg und unter Betheiligung aller Gehilfenvereine, am 30. März, Abends.9 Uhr, in den Germania⸗ sälen, Chausseestraße 109, einen Festkommers. Herr Dr. Rudolf Genée wird die Festrede halten. 1

In der St. Hedwigskirche fand heute Vormittag ein feierlicher Trauergottesdienst für den verstorbenen Freiherrn von Schor⸗ lemer⸗Alst statt, welchem zahlreiche Abgeordnete der Zentrums⸗ fraktion des Reichstags und Landtags, soweit diese nicht wegen Theil⸗ nahme an der Beisetzung von Berlin abwesend sind, beiwohnten. Das Requiem wurde von dem Propst Dr. Jahnel zelebriert.

Köpenick, 20. März. Die hiesige Stadtverordneten⸗Versamm⸗ lung hat heute dem eg mit dem Unternehmer zugestimmt, der eine Motorbahn vom Bahnhof Spindlersfeld über Köpenick nach dem „Müggelschlößchen“ und von dort am Teufelssee vorbei nach dem „Wendenschloß“ bauen will. 1

Breslau, 21. März. Unterhalb Ohlau ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern der im vorigen Jahre errichtete Oderdamm infolge des Eisganges durchbrochen und die Feldmarken weithin unter

Wasser gesetzt worden.

Köln, 20. März. Wie der „Köln. Volks⸗Ztg.“ aus Wesel gemeldet wird, sind bei einer Dynamit⸗Explosion auf einem dort lagernden Schiff 25 Personen getödtet worden. Das Schiff ist völlig zerstört und ein daneben liegendes Schiff in Brand gerathen. Im weiteren Umkreise sind eine Menge Häuser eingestürzt.

Köln, 21. März. Ueber die Explosion eines Dynamit⸗ chiffs bei Keeken wird der „Köln. Ztg.“ berichtet: Im Anfang eebruar suchten bei dem Dorfe Keeken, nordwestlich von Kleve und

nicht weit von der holländischen Grenze, sieben mit Dynamit und

Pulrer beladene Schiffe, die nach Antwerpen bestimmt waren, vor

dem Eisgang Schutz im sogenannten Alten Rhein und froren hier bald darauf bei der dem Eisgang folgenden großen Kälte ein. Die Polizeibehörde hatte angeordnet, daß die Saff je 100 m von ein⸗ ander liegen mußten. Die Regierung zu Düsseldorf verfügte ferner im Einverständniß mit den Schiffseigenthümern und der Strombau⸗ behörde, daß im Falle eintretender Eisstauungen die Ladung der Schiffe gelöscht und nach einer erhöhten Stelle am Lande .MNei⸗ werden solle. Als die Kälte anhielt und der Rhein zufror, ging man an die Löschung und brachte Dynamit und Pulver, zusammen an 159 000 kg, auf den Lagerplatz Schenkenschanz, der gleich Fberpars Keeken liegt. Da der Eisgang vorüber ist, wurde vorgestern begonnen, die Sprengstoffe wieder in die Schiffe zu laden. Gestern

Abend zwischen 5 und 6 Uhr nun explodierte ein Theil des Dynamits.

Die Wirkung der Explosion war entsetzlich. Eines der Schiffe ging S Trümmer und eines gerieth in Brand. In den nächsten Dörfern stürzten Häuser infolge des ungeheueren Luftdrucks ein, und in allen Städten und Ortschaften in weitem Umkreise gingen zahllose Glasscheiben in Trümmer. In dem 8 km von der Sche

Thüren und Fenster aufflogen und vielfach

aus man Rauch und Flammen an der Schenkenschanz beobachten konnte. In Dinslaken äußerte sich die Sen e heftige Lufterschütte⸗ rung mit drei im Zeitraum von 1 bis 1 ½ Sekunden erfolgenden Stößen gegen die beweglichen Thüren und Fenster der Häuser. Die Erscheinung wurde an vielen Orten als Erdbeben aufgefaßt. Die Meldungen über die Zahl der durch die Explosion an der Unfall⸗

stelle getödteten Personen gehen auseinander; sie schwanken zwischen

12 und 25.

Linz, 20. März. In Rottenegg bei Ottensheim wurde in der vergangenen Nacht ein Haus durch eine Lawine verschüttet und zer⸗

stört. Unter den Trümmern des Hauses wurden, dem „W. T. B.“ 5 zufolge, drei Personen todt aufgefunden. 68

Triest, 20. März. Der Lloyddampfer „Pandora“ erlitt, laut Meldung des „W. T. B.“, auf der Rückreise von Brasilien einen Bruch der Propeller⸗Axe und mußte deshalb von dem englischen Dampfer „Potosi“ nach St. Vincent geschleppt werden. Das Schiff blieb wasserdicht.

Athen, 20. März. Gestern Abend 6 Uhr wurde hier ein ziemlich

starker Erdstoß wahrgenommen.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

St. etersburg, 21. März. Das „Journal de St. Pétersbourg“ schreibt: „Die Abreise des Generals von Werder erregt einstimmiges Bedauern in den amtlichen russischen Kreisen, im diplomatischen Korps und der ganzen St. Petersburger Gesellschaft, wo man die her⸗ vorragenden Fähigkeiten, den feinen Takt und das korrekte Verhalten des Generals hochschätte, welche Eigenschaften so sehr dazu beigetragen haben, daß freundschaftliche Beziehungen zwischen den beiden benachbarten Reichen unterhalten werden, und wo man nicht minder die Vornehmheit seines Charakters und seine große Liebenswürdigkeit schätzte.“

Auch die deutsche „St. Petersburger Zeitung“ schreibt: „Wir haben in Berührung mit mannigfachen Kreisen ausschließlich Worte aufrichtigen Bedauerns über das Scheiden dieses bewährten Vermittlers zwischen Deutsch⸗ land und Rußland gehört.“ Das Blatt weist darauf 5 daß gute freundschaftliche Beziehungen zwischen Deutsch⸗ and und Rußland, wie sie in der Person des abtretenden Seö verkörpert sind, ein großes Gluͤck für beide Länder edeuten.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

bericht vom 21. März r Morgens.

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Cork, Queens⸗ gtonen -Ee 88 Cherbourg. . 7683 vEECEEEE116 Horn⸗ 2 Swinemünde 756 Neufahrwasser 751 8 bedeckt Memel 7747 3 halb bed. i 763 1 bedeckt 762 2 halb bed. 764 2 [wolkenlos 763 2 wolkenl. ²) 762 2halb bev. 761 4 wolkig 758 4 beiter 758 WNW 5 (Schnee 754 W 6 bedeckt

765 NW 3 bedeckt 755 stiil wolkig 755 ONO Zwolkenlos

¹) Reif. 2²) Reif. Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Minimum, welches gestern über Südwestfinland lag, ist südostwärts nach dem Innern Rußlands fortgeschritten, während nördlich von Schott⸗ land eine neue Devpression erschienen ist, welche süd⸗ oftwärts sich fortzupflanzen scheint. Ueber Zentral⸗ Curopa dauert die vorwiegend nördliche bis westliche Luftströmung fort, unter deren Einfluß die Tempe⸗ Fees. ratur ziemlich erheblich herabgegangen ist. In Deutsch⸗ 3 land ist das Wetter kalt, im Westen meist heiter, im Osten veränderlich; vielfach ist Niederschlag ge⸗ fallen; die Frostgrenze verläuft von Hamburg über erlin und München nach Wien. Die Depression im Nordwesten dürfte demnächst die Witterungs⸗ verhältnisse des nordwestlichen, nachher auch des öst⸗ lichen Deutschlands beeinflussen und wieder Erwär⸗

mung bringen

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Anfang 7 ½ Uhr.

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Sonnabend:

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onntag:

Carl Zeller. Anfang 7 ½ Uhr.

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Moser. V

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. haus. 9. Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle. Fr Felix Weingartner, König⸗

er. Mittags 12 Uhr: Oeffentliche Hauptprobe. 10. Symphonie⸗Abend am 13. April 1895. Schauspielhaus: Keine Vorstellun

der Letzte der Tribunen.

Deutsches Theater. Freitag (26. Abonne⸗ ments⸗Vorstellung): Blan. Dann: Drohnen.

Sonnabend: Die Weber. Sonntag, 2 ½ Uhr: Die Weber. 7 ½ Uhr: Blau. Dann: Drohnen. v h“

3 Bentral-Theater. Alre Jakobstraße Nr. 30. Berliner Theater. Freitag (28. Abonne⸗ Direktion: Richard Schult. Emil Thomas a. G. ments⸗Vorstellung): Heimath. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend, 2 ¾ Uhr: Nathan der Weise. (Er⸗ mäßigte Preise.) 7 ½ Uhr: Madame Saus⸗

Sonntag, 2 ½ Uhr: Heimath. 7 ½ Uhr: Der

Im Vorzimmer Sr. E sommer. Eine kleine Gefälligkeit.

Friedrich -Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25/26. Der Obersteiger. kten von 8. Held und M. West. Regie: Kapellmeister Baldreich. Ermäßigte Preise der Plätze

onnabend: Der Obersteiger.

Nenes Theater.

. reitag: Der selige Tonpinel. Schwank in b 6 rlts von Ainrassls Biffonah deutsch von G. von 1 orher: Unsere Backsische. 2 1 Akt. Anfang 7 ½ EIW G

bild in 4 Akten von Victorien

Freitag: Opern⸗

Refidenz⸗Theater.

nfang 7 ½ Uhr. Direktion: Sigmund Lautenburg.

79. Vorstellung. Wie die

mann und Julius Bauer.

personal. Anfang 7 ½ Uhr.

Freitag: Zum 35. Male:

Wohlthätigkeits⸗Vorstellung. Blenke.

Vorbereitung: Keine Vorstellung. Sonnabend: Zum Suzette.

ees. Merien⸗ Musik von Edmond Audran.

Sonnabend: Zum ersten Male: Ferrsol. Sitten⸗ ardou. Sonntag, Nachmittags: Vorstellung des Vereins für Volksunterhaltung. Abends: Ferréol.

Blumenstraße Nr. 9. Freitag: Fer⸗ nand’s Ehekontrakt. (Fil à la patte.) Schwank G in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutscher Be⸗ 8 Sonnabend: Opernhaus. 73. Vorstellung. Rienzi, arbeitung von Benno Jacobson. Anfang 7 ½ Uhr. Große tragische Oper Sonnabend und folgende Tage: Fernand Ehe⸗

in 5 Akten von Richard Wagner. Ballet von Emil kontrakt. 8 Gegch. 85 7 Uhr. 3 Unterd Lind

auspielhaus. er inden. Behrenstr. 55/57. Alten sungen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl dThect . G.“ 1.s bg vees 2 nfang 7 ¼ Uhr. Probekusz. Operette in 3 Akten von Hugo Witt⸗ Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Hierauf: Grand Ballabile, ausgeführt vom ganzen Ballet⸗

Sonnabend: Neu einstudiert: Nanon. in 3 Akten von F. Zell. Musik von Richard Genée.

Unsere Rentiers. Große Posse mit Gesang und Tanz in 4 Akten EETE“ Je, Seefas; und Lieutenant der Res. Eugen von Wietersheim vom Direktor Richard Schultz. Anfang 7 ½ ub

Sonntag, den 24. März, Nachmittags 2 ½ Uhr:

Lesstng⸗Theater. Freitag: Der Geizige. Ozcar Die Leibrente. 8og e Anfang 7 ½ Uhr. 5 Akten von G. von Moser.

Gastspiel von Fr. asfe. Der Königslientnant. phse Hierauf: cbe⸗ Partie

Gastspiel von Fr. Haase. Marcel.

Adolph Ernst Theater. Freitag: Wegen

ersten Male: Vaudeville in 3 Akten von Ordonneau.

Lieban⸗Globig, des Großherz. hessisch. Kammer⸗ virt. Herrn Max Pauer (Kl.), sow. d. Orchesters der Königl. Hochschule für Mufik (Dir.: Herr Prof. R. Hausmann).

DMSaaiRchFeRAfSgexMxssxesxeaknfrasscr hnüs.mevTrrEfhre isace Familien⸗Nachrichten

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Am 18. d. Mts. verstarb nach längerem Leiden

der Königliche Landgerichts⸗Präsident

Herr von und zur Mühlen, nachdem er bis vor wenigen Wochen mit unermüd⸗ G licher Pflichttreue sein Amt versehen hatte. Wir Freitag: Der alle betrauern in ihm einen durch hervorragende Geistesgaben ebenso als durch Lauterkeit der Ge⸗ sinnung und Freundlichkeit seines Wesens ausgezeich⸗ neten Beamten, dessen Andenken wir stets hoch in Ehren halten werden.

Seine Untergebenen verlieren in ihm einen ebenso, gerechten als humanen Vorgesetzten.

Dortmund, den 19. März 1895. Die Richter, Staatsanwalte und Rechtsanwalte des Landgerichts in Dortmund und die Richter

der Amtsgerichte des Bezirks.

Operette

Verlobt: Frl. Mathilde von Thümen mit Hrn. Sec.⸗Lieutenant Carl Mauve (Hannoder). Frl. Maria⸗Therese von Colmar mit Herrn Referendar

(Berlin). eboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Curt von Kronhelm (Brieg). Hrn. Finanz⸗Rath Ernst von Seydewitz (Dresden). Hrn. Rittmeister von Kritter (Pleß). Eine chter: Hrn. Major Werner von Alvensleben (Darmstadt). 88 Landrichter Pilling (Altenburg). Hrn. ieutenant von Poncet (Liptin bei Dirschel O.⸗S.). Hrn. Postdirektor, a. D. Wiedner (Friedeberg i. Neumark). Gestorben: Hr. Rittergucgbefißer Alexander pon Schalscha (Frohnau, Kr. Briegj Hr. General⸗

r.

Emil Thomas Schwank in

Madame

Konzerte.

Konzert⸗-Haus. Freitag: Konzert. Wies lustigen

Operette in usik von

Herr Fredy. Dirigent: Herr

Zedtwitz.

Schiffbauerdamm 42a./5

der Opern⸗

Karl Meyder⸗ Ouv. Die diebische Elster“, Rossini. Weiber von Windsor“, „Regatta⸗Bilder“, Suite f. Orchester (neu) von Phantasie a. „Don Juan“ von „Mein Traum“, Walzer von Waldteufel. „Am Morgen’ f. Piston v. Wolff (Herr Werner).

Freitag, Anfang 8 Uhr:

Besten der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtniß⸗ rche: Konzert des Kölner Männer⸗Gesang⸗ 8 Schwank Vereins, Dirig.: Jos. Schwartz, unt. güt. Mitw. und Konzertsängerin Fr. Helene

Major z. D. Alexander von Hippel eser üghg Hr. Bruno von Versen, aus dem Hause Crampe (Köslin). Hr. Hauptmann a. D. Günther von Schweinichen (Augustenhof bei Duschnick, Posen). Hr. Carl Frhr. von Stein zu Kochberg (Berlin).

Nicolai.

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage)

bozart.

b 2 nkenschanz entfernten Kleve war die Wirkung der Explosion so stark, daß 1 Schaden angerichtet wurde. Tausende von Klevern eilten auf den Schloßberg, pon wo

forschung der Hygiene in unseren Kolonien richten.

Ueberla

Deutschen Reichs⸗A 11“ 2* 3E1“ 1

Erste Beilage

2

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nzeiger und Königlich Preußischen Stnats⸗Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 21. März

65. Sitzung vom Mittwoch, 20. März. 1

Ueber den Beginn der Sitzung ist bereits gestern berichte worden.

Nachdem das Haus in zweiter Berathung den Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Vornahme einer Berufs⸗ und Gewerbezählung im Jahre 1895, angenommen hat, kommen die von der Kommission dazu beantragten Reso⸗ lutionen zur Berathung. Diese Resolutionen gehen dahin, die verbündeten Regierungen zu ersuchen:

1) Die Frage nach den Quittungskarten für die Inpaliditäts⸗

und Altersversicherung fallen zu lassen; 2) die Frage nach der Be⸗ chäftigung gegen baaren Lohn nicht nur auf die Personen über M16 Jahre zu beschränken; 3) in dem Gewerbefragebogen zu Frage 12 auch nach der durchschnittlichen Kraftleistung der benutzten Wasser⸗ triebwerke (Wasserräder, Turbinen) zu fragen; 4) es den Einzel⸗ regierungen zu überlassen, Zusatzfragen zu stellen oder zuzulassen, ins⸗ besondere nach dem Geburtsort und der Adresse des Arbeitgebers, falls die Verallgemeinerung dieser Fragestellung für das ganze Reich unthunlich erscheint; 5) am 1. Dezember 1895 eine Volkszählung stattfinden zu lassen und bei derselben die auf die Arbeitslosigkeit bezüglichen Fragen der Zählung vom 14. Juni 1895 zu wiederholen.

u Nr. 4 dieser Anträge bemerkt der Bervollmächtigte zum Bundesrath, Unter⸗Staatssekretär im Reichsamt des Innern Dr. von Rottenburg, tdaß das Recht der Einzelregierungen, Zusatzfragen zu stellen, ganz zweifellos sei.

Das Haus stimmt den Resolutionen zu.

Es wird sodann die zweite Berathung des Etats der Siul gebiee in Verbindung mit den darauf bezüglichen Titeln des Etats des Auswärtigen Amts fortgesetzt. Beim Etat für Kamerun befürwortet der

Referent der Budgetkommission Abg. Prinz von Arenberg (Zentr.) die Bewilligung des geforderten Reichszuschusses von 600 000 Der Zuschuß sei erforderlich geworden durch die noth⸗ wendige Verstärkung der Schutztruppe in Kamerun und durch Bauten.

Abg. Bebel (Soz.): Die Regierung hat im vergangenen Jahre eine Untersuchung über die gegen den Assessor Wehlan vorgebrachten Beschwerden zugesagt., Ich erlaube mir, die Anfrage an die Regie⸗ rung zu richten, welches Ergebniß diese Untersuchung gehabt hat.

Bevollmächtigter zum Bundesrath, Direktor der Kolonial⸗Abtheilung im Auswärtigen Amt Dr. Kayser: Diese Untersuchung ist beendet. Da der Assessor Wehlan aber durch seine Abkommandierung zum Aus⸗ wärtigen Amt seine preußische Beamtenqualität nicht verloren hat, so sind die Untersuchungsakten und das Ergebniß der Untersuchung dem preußischen Justiz⸗Minister, welcher noch immer der Vorgesetzte des Assessors Wehlan ist, übermittelt worden. Die Entscheidung von dieser Seite steht noch aus. Wenn man erwägt, welche Haltung das Aus⸗ wärtige Amt in Sachen Leist eingenommen hat, so wird man erwarten können, daß die Haltung des Auswärtigen Amts in Sachen Wehlan keine andere sein wird. .

Abg. Dr. Hammacher (nl.): Ich möchte die Aufmerksamkeit der Kolonialverwaltung auf die Nothwendigkeit einer gründlichen Er⸗ 9 in un G Die Aufstellung einer Tropenhygiene ist die erste Voraussetzung für die Besiedelung

unserer Schutzgebiete.

Bevollmächtigter zum Bundesrath, Direktor der Kolonial⸗Abthei⸗ lung im Auswärtigen Amt Dr. Kayser: Die Kolonialverwaltung ist schon seit Jahren bemüht, die hygienischen Grundsätze für den Auf⸗ enthalt in den Kolonien festzustellen. Zu diesem Zwecke ist vor zwei Jahren ein Laboratorium in Kamerun gegründet worden, das unter der trefflichen Leitung des Herrn Dr. Plehn steht. Für den gleichen Se ist in den nächsten Etat eine Summe für die Errichtung eines

gaboratoriums in Bagamoyo eingestellt.

Der Etat für Kamerun wird bewilligt. Ohne Debatte genehmigt sodann das Haus den Etat für Zum Etat für das Südwestafrikanische

Schutz⸗

gebiet nimmt das Wort der Abg. Graf von Arnim: Es wird für unsere südwestafrikanische Kolonie ein Zuschuß gefordert, der um 700 000 höher ist als der im vorigen Jahre bewilligte. Das ist aber nicht verwunderlich; denn unsere kulturelle Thätigkeit in Deutsch⸗Südwest⸗ Afrika soll ja jetzt erst beginnen. Wir haben leider eine kostbare Zeit verloren; denn wir haben bisher das System der petits paquets in Südwest⸗ Afrika angewandt, das heißt: wir haben immer mit kleinen Mitteln versucht, den Gegner niederzuschlagen, dessen Kräfte wir weit unterschätzt hatten. Wir haben o mehrere Jahre in der Entwickelung unserer Kolonie verloren. Nach dem bekannten Worte: Pime is money, haben wir auch hier viel Geld Vacpehen müssen, und ich glaube, daf wenn in der richtigen Erkenntniß der Sachlage vor drei, vier Jahren schon eine genügende Truppenmacht hinausgeschickt worden wäre, wir ein ganz Theil weiter sein würden, als wir jetzt sind. Ich möchte darauf hinweisen, 8 wir bei den weiteren Maßnahmen auch in Südwest⸗Afrika die kulturelle Seite mehr ins Auge fassen müssen, und ich schließe mich dabei dem Wunsche an, daß die Swakop⸗Bai möglichst bald zu einem Hafen ausgebaut werde. Wenn das nicht gleich möglich ist, so sollte man wenigstens einen festen Schutzdamm dort anle en. Weiter ist wünschenswerth, daß der Weg von Swakop nach Windhoek, Gibeon u. s. f. wenn guch nicht zu einer Kunststraße ausgebildet, so doch einigermaßen fahr⸗ bar gemacht wird. Es müssen die Wasserstellen kenntli gemacht werden; damit die Leute sich nicht verirren un wie es wiederholt vorgekommen ist, verdursten müssen. Auf dem Wege zwischen Windhoek und Swakop becsüeh Gebäude er⸗ richtet werden, nicht Stationen kriegerischer Art, sondern Stationen, in denen im Relais die Ochsengespanne und dergleichen an⸗ gelegt werden. Zu der Zeit, als Graf von Caprivi die Ansicht ver⸗ trat: je weniger Afrika, desto besser, trugen sich die Engländer mit der Hoffnung, demnächst das ganze Land zu erhalten. Als er ge⸗ nöthigt war, das Land schließlich doch zu halten und zu pazifizieren, versuchten die englischen Spekulanten, durch große Verkäufe von ““ und Gewehren unsere Lage zu erschweren. Gestern las ich Vttcer Zeitung, daß zwei Engländer in Windhoek deshalb ver⸗ fäsftet worden sind. Die englischen Zeitungen sind an⸗ über dieses Vorgehen sehr verwundert. Es ist die Pfücht der Regierung, wenn wir Ruhe und Frieden b 8 e erhalten wollen, derartige Schmuggler und Händler 8 ef 8 und aus dem Lande zu verweisen. Es wurde nun, da 9 das Land zu erlangen keine Aussicht hatte, ein anderer Weg ewählt. 29. meldeten sish englische Gesellschaften, und ich muß mit 8 IE daß der nördliche Theil des Landes, Nyama⸗ Fan „der Südwestafrikanischen Gesellschaft, der füdliche der Karaskoma⸗ vompany überlassen worden ist. Zu meinem großen Befremden Lgg ich, daß unsere Deutsch⸗südwestafrikanische Gesellschaft mit er sng ischen Ge Aüschaft auf zehn Jahre einen Vertrag auf ung der Küste abgeschlossen hat. Es kommt dazu daß sich eine hanseatische Siedelungs⸗Gesellschaft gebildet

gar unsere Machtsphäre zu beschränken. Wenn ich

hat, welche, mit englischem Gelde geschaffen, sich um Ueberlassung pon Ländereien bemhrbr. Diese Vorgänge sind für mich im höchsten Maße besorgnißerregend. Die Company, welche den nördlichen Theil der Kolonien inne hat, hat einen Aufruf erlassen, worin die englischen Ansiedler aufgefordert werden, dorthin zu gehen. Die Karaskoma⸗ Gesellschaft hat sich sehr geschickt im südlichen Theil des Landes, am Oranje⸗Flusse, angesiedelt, der die Grenze zwischen Deutsch⸗ und Englisch. Südafrika bildet. Dadurch beherrscht die Gesellschaft den Fluß und hat die Möglichkeit, Handel und Wandel mehr oder weniger nach der Kapkolonie hinzulenken. Es heißt sogar in den „Alldeutschen Blättern“ und der „Kolonialzeitung“ wird davon gesprochen —, daß die Com⸗ pany alle möglichen Reglements h ührt hat, welche den Zuzu der Ansiedler von Süden her wesentlich erschweren. Eigenthümli ist, daß wir von dem Abkommen mit der Karaskoma⸗Company keine Kenntniß erhalten haben; das amtliche „Kolonialblatt“ theilt nur mit, daß erhebliche Land⸗ und Minengebiete an die Company abgetreten sind, und ich möchte den Vertreter der verbündeten Regierungen bitten, das Abkommen im Wortlaut mitzutheilen. Der Direktor der Gesellschaft Mr. Gibson erklärt, daß 11 Millionen Acres ihm zugesprochen sind; wir aber wissen nicht, unter welchen Bedingungen; wir wissen nicht, ob deutsche Ansiedler in dem betreffenden Gebiet zugelassen werden; wir wissen nicht, welche Gegenkonzessionen die Gesellschaft gemacht hat. Tausende von Deutschen wandern nach andern Ländern aus; hier haben wir ein Siedelungsgebiet, wo diese bei gutem Klima nicht nur ihr Leben fristen, sondern auch Reichthümer erwerben können. Und dem⸗ gegenüber beschränken wir uns auf dieses Gebiet und verringern die Aussichten, die wir uns sichern sollten. Ich glaube, daß wir gut thun werden, über diese Gesellschaft ein sehr wachsames Auge zu haben, und ich hoffe, daß es der Regierung gelingen wird, die Gesell⸗ schaft davon abzuhalten, daß sie ihre Macht gebraucht, um eine Dis⸗ parität zwischen Deutschen und Engländern eintreten zu lassen oder h einen Blick auf Süd⸗Afrika im allgemeinen werfe, so muß ich doch sagen, daß die Politik der Engländer, welche dort herrschen, in manchen Kreisen insofern eine gewisse Beunruhigung hervor⸗ gerufen hat, als die Charter⸗Company von Cecil Rhodes, die nicht das ganze Land besitzt, den Wunsch hat, sich auszudehnen, und nach Richtungen hin Versuche dazu gemacht hat, die mir sehr bedenklich erscheinen. Ich begrüße es mit besonderer Genugthuung, daß wir den Aspirationen des Cecil Rhodes ein entschiedenes Veto ent⸗ gegengesetzt haben, und daß die Buren⸗Republik Transvaal und der Oranje⸗ Freistaat an der Macht Deutschlands einen unerwarteten Rückhalt 1g haben. Unsere füdafrikanische Politik muß meiner Ansicht nach darin bestehen, den Deutschen in Süd⸗Afrika denjenigen Rückhalt zu gewähren, der ihnen ein festes Zusammenhalten ermöglicht, und der sie veranlaßt, mit den Buren, die durch Stammesverwandtschaft mit uns verbunden ind, in ein enges Verhältniß zu treten. Ich möchte nochmals die kegierung bitten, darauf hinzuwirken, daß Südwest⸗Afrika uns ver⸗ bleibe, daß es nicht dem englischen Einflus unterliege, und uns Mit⸗ theilung zu machen, was die englischen Kompagnien und vor allem die Karaskoma⸗Company für Konzessionen erhalten haben. Bevollmächtigter zum Bundesrath, Direktor der Kolonial⸗Abthei⸗ lung im Auswärtigen Amt Dr. Kayser: Ich bin bereit, die von dem Abg. Grafen von Arnim über die Thätigkeit der Gesellschaften in Südwest⸗Afrika gestellten Fragen sofort zu beantworten. Das Jahr 1890/91 war für Südwest⸗Afrika eine etwas ernste Zeit, weil die deutsche Kolonialgesellschaft für Südwest⸗Afrika, die verschiedene kost⸗ spielige und werthvolle Expeditionen entsandt hatte, angesichts des mangelnden Schutzes von seiten der deutschen Regierung die Ent⸗ faltung einer besonderen Thätigkeit aufgab. Damals waren die Meinungen über Südwest⸗Afrika sehr ungünsti , man nahm selbst an, das Land sei so werthlos, daß auch von englischer Seite kein Ver⸗ langen danach getragen werde. Von anderer deutscher Seite Geld zu erhalten, war damals sehr schwer; durch die Gründung der South⸗ west-Africa-Company ist wieder ein größeres Vertrauen für unsere westafrikanischen Schutzgebiete geweckt worden. Es haben sich ver⸗ schiedene achtbare Männer daran betheiligt, und ich glaube, wir dürfen nicht abfällig über solche Männer wie Woermann urtheilen, wenn sie sich Mühe gegeben haben, das englische Kapital für unsere Kolonien zu interessieren. So sehr ich auch persönlich gegen die Gründung der Southwest-Africa-Company war, so muß ich jetzt doch erklären, daß sie sich in der ganzen Zeit völlig loyal benommen hat. Sie hat zwei Expeditionen nach Südwest⸗ Afrika abgesandt. Die eine hat in der Gegend der Ottavia⸗Mine sorgfältige Erhebungen angestellt und ist zu dem Ergebniß gekommen, daß dort eine Kupferausbeute möglich sei, wenn eine Schienenverbin⸗ dung nach der Küste hergestellt werde. Die Company hat ihr Be⸗ triebskapital auch erheblich erhöht und ist sehr dankbar, wenn deutsche Ansiedler hinkommen. Die zweite englische Gesellschaft ist das Karas⸗ koma⸗Syndikat. Diese Gesellschaft ist ebenfalls rein englisch. Sie hat mit den Eingeborenen Verträge über den Erwerb von Land und andere Gerechtsame abgeschlossen und zu diesem Zweck 47 000 an die Stämme gegeben und ihnen auf zwanzig Jahre hinaus eine jährliche Rente von 9700 zugesichert. Die Gesellschaft erfreut sich auch der Unter⸗ stützung der dortigen G Die Unterstützung dieser Gesellschaft st uns sehr nützlich gewesen, als wir mit den dortigen Stämmen Verträge abschließen wollten. Die Verträge zwischen der englischen Gesellschaft und den Eingeborenen enthielten so exorbitante Ver⸗ günstigungen und Zusicherungen, daß wir Verhandlungen mit der Gesellschaft anknüpften und sie zu einer sehr erheblichen Einschränkung ihrer Gerechtsame bewogen. Wir haben ihr Bedingungen auferlegt, die im öffentlichen Interesse der Schutz⸗ gebiete liegen. Wir haben ihren Landbesitz von 67 000 qkm auf 41 000 qkm herabgedrückt und diesen großen Rest ihr nicht sofort anerkannt, sondern drei Raten festgesetzt, nach denen sie das Land erwerben solle: zwei Raten zu 128 und eine zu 256 Farmen. Die Auswahl der zwei ersten Raten machten wir davon abhängig, daß die Gesellschaft jedesmal die Verwendung eines bestimmten Geldbetra 8 zur Herstellung eines Schienenweges zwischen Lüderitzbucht und Aust nachweist, und die dritte Rate soll sie erst dann für sich in Anspruch nehmen, wenn dieser Schienenweg hergestellt ist. Außerdem sind die Berggerechtsame dieser Gesellschaft, die sie von den Stämmen für ewige Zeiten erworben hatte, auf 25 Jahre 8v worden, und es ist Vorsorgergetroffen, daß, sobald Bergwerke in Be⸗ trieb genommen sind, das Reich von ihnen eine Abgabe erhebt. Auch die deutsche Kolonial⸗Gesellschaft für Südwest⸗Afrika hat mit dem Karaskoma⸗Syndikat ein Abkommen getroffen, weil die Eisenbahn von Lüderitzbucht nach Aust theilweise durch das Gebiet der Kolonial⸗ Gesellschaft geht. Die Bedingungen dieses Abkommens sind ganz

günstig. 8

Abg. Bebel (Soz.): Südwest⸗Afrika ist infolge seiner klima⸗ tischen Verhältnisse nicht geeignet, deutschen Ansiedlern einen dauernden Aufenthalt zu gewähren. Trotzdem werden immer höhere Zuschüsse verlangt. Der ebg. Graf Arnim hat schon darauf aufmerksam ge⸗ macht, daß die Verbindung nach der Hauptstadt von der Küste aus durch Anlegung einer Straße verbessert werden müsse. Es darf nicht vergessen werden, daß das ganze Schutzgebiet der Länge na von Sandgürteln durchzogen wird, die die Anlegung einer Straße sehr erschweren. enn Witbooi sich auch beruhigt hat, so sind doch an seine Stelle neue Gegner getreten. Ich verstehe nicht, wie diejenigen, die fortwährend über die Noth der Landwirth⸗

1895.

schaft klagen, Kolonien mit aller Gewalt in die hohe bringen wollen, die, wenn sie sich entwickeln, der Landwirthschaft Konkurrenz machen würden. Alle Verbesserungen unserer Kolonien würden doch nur den Engländern zu gute kommen. Es wäre besser, wenn wir die 1 700 000 zu andern Zwecken im Inlande verwendeten.

Abg. Dr. Hammacher 888 Das in den Schlußwendungen bekundete Interesse des Abg. Bebel für die deutsche Landwirth⸗ schaft entstammt wohl nur dem Wunsche, die Kolonialpolitik zu bekämpfen. Er geräth aber dabei in einen großen Wider⸗ spruch, indem er einerseits sagt, das Gebiet sei nichts werth, andererseits die deutsche Landwirthschaft mit den zu er⸗ wartenden landwirthschaftlichen Produkten eben dieses Landes schrecken will. Die Aussichten, welche Südwest⸗Afrika ge⸗ währt, liegen nicht nach der Richtung des Körnerbaues, sondern der Viehzucht. Es ist ein erhebliches deutsches Interesse, wenn Deutschland einmal die Wolle von jenseits des Meeres bezieht, sie nicht aus Argentinien, sondern aus eigenen Kolonien zu beziehen. Daß dies möglich ist, dafür hat das Hermann'sche Unternehmen den erfreulichen Beweis geliefert. Die Schafherde Hermann's beziffert sich bereits auf über 3000 Stück und repräsentiert einen Werth von 150 000 Man darf also einem fortschreitenden wirthschaftlichen Auf⸗ schwung der südwestafrikanischen Kolonie entgegensehen, und wenn man, der Anregung der Deutsch⸗Südwestafrikanischen Gesellschaft folgend, Steuern einführt, so ist nicht daran zu denken, daß diese Kolonie in steigendem Maße Ausgaben verursachen wird, zumal nach der Her⸗ stellung friedlicher Zustände die Aufrechterhaltung einer Schutztruppe in der jetzigen Stärke nicht 88ö wird. Redner ist mit dem Abg. Grafen von Arnim der Meinung, 1298 den englischen Gesellschaften Konzessionen eingeräumt seien, die Bedenken erregen müssen, und hofft, daß das Auswärtige Amt darauf hinwirken werde, daß die Vertheilung des Landes in einer den deutschen wirthschaftlichen Interessen entsprechenden Weise erfolge. 8

Abg. Dr. Hasse (nl.) hebt dem Abg. Bebel gegenüber die Be⸗ deutung der Swakop⸗Bai als Hafenplatz der Sandgürtel sei

terade für die Verbindung dieses Platzes mit dem Landesinnern nicht hinderlich Der Redner spricht für die Leistungen der Schutztruppe unter Major Leutwein seine Anerkennung aus, erklärt es aber für beemͤei und bedenklich, daß man Witbooi nicht unschädlich ge⸗ ma abe.

Bevollmächtigter zum Bundesrath, Direktor der Kolonial⸗ Abtheilung im Auswärtigen Amt Dr. Kayser: Ich freue mich, daß der Abg. Hasse ich glaube unter Zustimmung des größten Theils des Hauses seine Anerkennung ausgedrückt hat für die Mann⸗ schaften, welche unter Major Leutwein unter außerordentlichen Strapazen und großer Ausdauer und Tapferkeit gefochten haben. Es ist richtig, daß eine Enttäuschung über den Ausgang des Krieges mit Witbooi sich in Deutschland zeigt. Man war der Witbooi würde vor ein Kriegsgericht gestellt und mit aller Strenge a eurtheilt werden. Major Leutwein hat es anders gemacht, und es ist eigen⸗ thümlich, daß sein Verfahren von denjenigen Leuten, welche im Lande selbst leben: von den Missionaren und den Händlern, mit außer⸗ ordentlicher Befriedigung aufgenommen worden ist. Es sind das

änner, welche durch Witbooi Jahre lang gelitten haben. Man ist

in der Kolonie der Meinung, daß die Mäßigung, welche Major Leut⸗ wein gezeigt hat, fes Früchte tragen wird, und daß Witbooi ebenso i

ein zuverlässiger Freund sein wird, wie er bisher ein charakterfester 8. gewefen ist. Denn wenn es richtig ist, daß er ein

äuber war, so ragte er doch über das Niveau seiner Stammesgenossen hinweg, und es ist immerhin begreiflich, daß er, als die Deutschen im Lande die Herrschaft ergriffen, si gewehrt hat. Major Leutwein hat ihn im Besitze von Waffen gelassen, aber das ist nichts Anderes, als wenn in Europa ein Sieger, einer großmüthigen Regung des Herzens folgend, dem Feinde die Waffen läßt. Und es war in diesem Falle nothwendig, weil Witbooi nur durch die Jagd seinen Lebensunterhalt finden kann. Nach den vorliegenden Nachrichten hat Witbooi auch bisher sich vollständig loyal gezeigt. Daß das Verhalten des Majors Leutwein im Lande begriedigt hat, geht auch daraus hervor, daß ihm die Hereros in außerordentlich freundlicher Weise entgegengekommen sind.

Abg. Bebel (Soz.): Ich habe nur gesagt, daß bis heute die Kolonialpolitik nur sehr dürftige Erfolge erzielt hat, während die bedeutend gewesen sind. Jetzt will man auch einen direkten Verkehr mit Südwest⸗Afrita. Wollen Sie die 900 000 ℳ, die das kosten würde, auch noch wegwerfen? Man will die Landwirthschaft in Südwest⸗Afrika heben. Bedenkt man denn nicht, daß das eine neue Konkurrenz für die angeblich so nothleidende deutsche Landwirthschaft sein würde? Mein Interesse für das Ge⸗ deihen der deutschen Landwirthschaft ist deshalb nicht geringer, weil ich die Art nicht billige, in der die Herren von dort drüben für sie eintreten. Die Zukunftspläne, die bezüglich Südwest⸗Afrikas gemacht werden, können für uns nur eine abschreckende Wirkung ausüben. Abg. Graf von Arnim (Rp.): Der Abg. Bebel hat das mög⸗ lichste gethan, um die Personen, die etwa geneigt sind, nach Deutsch⸗ Südwestafrika zu gehen, davon abzuschrecken. Daß er wirklich die Verhältnisse als so ganz aussichtslos beurtheilen sollte, kann ich eigentlich nicht glauben. Er müßte doch, wenn er nur einigermaßen den Dingen gefolgt wäre, z. B. wissen, daß eine Schiffsverbindung zwischen Swakop⸗Mündung und Hamburg schon besteht, welche nicht unwesentliche Erträge abwirft und ohne Subventionen Sge im Aufblühen begriffen ist, sodaß wir nicht nöthig haben, der dunklen Prophezeiung des Abg. Bebel zu glauben, daß wir alles über die Kapkolonie verschiffen und dadurch dem Aus⸗ lande die Vortheile des Aufblühens der Kolonie zuwenden müssen. Wenn der Abg. Bebel sagt, eine Eisenbahn könne dort niemals prosperieren, so bitte ich ihn, doch nur einen Blick auf die Städte von Süd⸗Afrika zu werfen und zu sehen, ob nicht schon nach Prätoria und nach verschiedenen anderen Ort⸗ schaftem in Süd⸗Afrika Eisenbahnen gebaut sind. Es ist das eben das alte Lied: die Engländer können so etwas unter⸗ nehmen, wir nicht. Das gebe ich ja vollkommen zu, daß das Be⸗ denken, welches ich vorhin dem Direktor der Kolonial⸗Abtheilung gegenüber geäͤußert habe, nicht geschwunden ist; das Bedenken nämlich, daß, wenn das Karaskoma⸗Syndikat innerhalb der ihm übertragenen 41 000 qkm eine Bahn baut, dieses der deutschen Auswanderung kaum zu gute kommen dürfte, sodaß ich in Bezug auf das Karaskoma⸗ Syndikat so lange nicht beruhigt bin, bis wir nicht sehr genaue gedruckte Daten vor uns haben, und ich erwarte, daß uns diese Daten bis zur nächsten Berathung über den Etat vorge⸗ legt werden. Sehr eigenthümlich berührt es mich, wenn der Abg. Bebel erklärte, ein großes Interesse für das Blühen der deutschen Landwirthschaft zu haben. Er schränkte allerdings dieses Interesse in⸗ föfern ein, als er sagte, die Art und Weise, wie wir von der Rechten für die Landwirthschaft eintreten, habe nicht seine Sympathie. Ja, ich bitte den Abg. Bebel wir werden uns heute nicht in agrarische Debatten einlassen können —, uns seiner Zeit, wenn wir über die Agrarfrage sprechen, positive und praktische Vorschläge u machen, wie der deutschen Landwirthschaft zu helfen ist. ir harren mit Spannung seines Programms, und wir Flchten. daß er dadurch der Landwirthschaft einen großen Dienst eisten wird. Das hat allerdings der Abg. Bebel nicht nachzuempfinden vermocht, da dhelas ges Auswanderer, die den Wunsch haben, in unsere deutschen Gebiete auszuwandern, einem sehr berechtigten Gefühle folgen. Darauf legen wir aber großen Werth, daß, wenn