Seine Majestät überreichten hierbei dem Fürsten Bismarck einen Ehrenpallasch mit goldenem Griff. Fürst Bismarck dankte, auf das tiefste bewegt, mit folgenden Worten:
Eure Majestät wollen gestatten, Ihnen meinen unterthänigsten Dank zu Füßen zu legen. 1
Meine militärische Stellung Eurer Majestät gegenüber gestattet es mir nicht, Eurer Majestät meine Gefühle weiter auszusprechen. Ich danke Eurer Majestät!
Der Fürst wieder den Wagen, der seitwärts Aufstellung nahm. Seine Majestät der Kaiser kommandierten nunmehr die Parade, ritten auf den Wagen des Fürsten Bismarck zu und stellten Sich neben den Wagen. S. und der Kronprinz erhoben sich und blieben stehen, während die Truppen vorbeimarschierten. Zuerst defilierten die Kürassiere, dann die Infanterie, dann die Husaren und zum Schluß die Artillerie. Der Fürst dankte schließlich Seiner Majestät nochmals, schüttelte und küßte dem Kaiser die Hände und fuhr dann in das Schloß zurück; Seine Majestät der Kaiser setzten Sich an die Spitze der Kürassiere, welche die Ehrenwache über⸗ nahmen. Um 1 ¼ Uhr hatte der denkwürdige militärische Akt sein Ende erreicht.
Das hierauf folgende Diner im Schlosse umfaßte 30 Ge⸗ decke. Bei der Tafel brachten Seine Majestät der Kaiser auf den Fürsten Bismarck einen Trinkspruch aus, welcher von 21 Salutschüssen begleitet wurde, und überreichten dem Jubilar ein Petschaft vom Schreibtisch Seiner Majestät des Hochseligen Kaisers Wilhelm I. als Geschenk. Der Trinkspruch Seiner Majestät des Kaisers auf den Fürsten Bismarck lautete:
Der achtzigste Geburtstag Eurer Durchlaucht fällt in das 25. Jahr des Bestehens unseres Reichs. Die Glückwünsche Meines Heeres, geweiht durch die Erinnerung an die gewaltigen Kämpfe, konnte Ich Ihnen soeben im Angesicht der Truppen aus⸗ sprechen. Nicht an den großen Staatsmann, sondern an den Offizier richten sich heute Meine heißen Wünsche. Und da sind es drei Sprüche, die für den heutigen Tag von besonderer Bedeutung Mir erscheinen. Zum Ersten Eurer Durch⸗ laucht Konfirmationsspruch: „Was Ihr thut, thut Ihr dem Herrn und nicht den Menschen“, weist hin auf das unerschütterliche Gott⸗ vertrauen, mit dem Eure Durchlaucht Ihre gewaltige Arbeit ausgeführt, und welches auch unser Heer niemals ver⸗ leugnet hat. Der zweite Spruch: „Dennoch“ war der Ausspruch jenes tapferen Grafen Mansfeld, als er sich kühn, das Schwert in stahlbewehrter Faust, dem übermächtigen Feind gegenüberstellte. Eure Durchlaucht haben denselben des öfteren wahr gemacht, zumal in jener Zeit schwerwiegender Entschlüsse für Meinen Hochseligen Herrn Großvater, als Sie Ihn mit stolzem Hinweis auf Sein Offizier⸗ korps an Sein Portepée erinnerten. Den dritten Spruch „Spectemur agendo“ schrieb Mein englisches Dragoner⸗Regiment in stolzem Selbstbewußtsein auf seine Standarte, nachdem es, des Fein⸗ des Viereck niederreitend, seine Feldzeichen erobert hatte. Dieses kann als Antwort gelten auf alles, was Eurer Durch⸗ laucht Feinde und Neider sagen oder thun können. Wir aber, die wir mit Freude Eure Durchlaucht als Kameraden und Standes⸗ genossen bewundernd feiern, in bewegtem Danke gegen Gott, der Sie unter unserem glorreichen alten Kaiser so Herrliches vollbringen ließ, stimmen ein in den Ruf, den alle Deutschen von der schneebedeckten Alpe bis zu den Schären des Belt, wo die Brandung donnernd tost, aus glühendem Herzen äusrufen: Seine Durchlaucht der Fürst von Bismarck, Herzog von Lauenburg, lebe hoch! Hurrah, hurrab, hurrah!
Fürst Bismarck erwiderte hierauf: Erlauben Eure Majestät, daß ich meinen Dank in wenigen Worten zu Füßen lege. Eure Majestät haben appelliert an die Eigen⸗ schaft des preußischen Offiziers, und ich kann in Anknüpfung daran nur bestätigen, was ich schon vor zehn Jahren bei der Begrüßung der Generale in Berlin aussprach: Das Beste in mir und in meiner Lebensbethätigung ist immer der preußische Offizier gewesen. Wäre ich der nicht gewesen, ich weiß nicht, ob ich ganz in die⸗ selben richtigen Bahnen verfallen wäre. Aber der Landwehroffizier des 9. Regiments ist für mich der Wegweiser gewesen, der mich anno 48 von Hause aus in die richtigen Bahnen geworfen hat, d. h. in die Bahnen der Anhänglichkeit an unser regierendes Haus, im Hinblick auf andere Länder, die diesen Vortheil eines regierenden Hauses über⸗ haupt nicht besaßen; kurz und gut, ich bin über 48 hinweggekommen mit einer intensiveren Anhänglichkeit an das Koöͤnigliche Haus, als ich vielleicht in meiner agrarischen Unwissenheit vor 48 auch nur gedacht hätte: begeistert und hingebend. 8 “ bin in der Richtung geblieben, solange meine Thätigkeit beansprucht wurde, und darin wurde ich überzeugt, daß außerhalb der dynastischen Anhänglichkeit in Deutschland überhaupt kein Heil ist. Wir brauchen bloß auf Frankreich zu sehen; seitdem die Dynastie weg ist, wo soll der Sammelpunkt herkommen, für den Ralliement eblasen wird? Das ist immer streitig. Halten wir fest, was wir -22 Wir haben in Deutschland nicht ein einheitliches Kaiser⸗ thum, aber unsere Fürsten und regierenden Herren, die uns angestammt sind, und an denen schon die römischen Schriftsteller die Anhänglichkeit der Germanen in einer Weise gerühmt haben, die wir heute kaum mehr verstehen. . . 1
Ich brauche darauf für die belesenen Herren nicht näher einzu⸗ gehen; aber in diesem Sinne darf ich Sie bitten, im Sinne der ger⸗ manischen Anhänglichkeit an den Stammesfürsten, mit mir auf das Wohl unseres Gnädigen Herrn anzuftoßen. Seine Majestät der Kaiser und König lebe hoch!
Um 3 ½ Uhr traten Seine Majestät der Kaiser in Be⸗ gleitung Seiner Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen, gleichwie auf dem Hinritt zum Paradefeld vom brausenden Jubel der Menge begrüßt, die Rückreise nach Berlin an. Als Seine Majestät den Wagen bereits bestiegen hatten, erschien Fürst Bismarck noch einmal zur Verabschiedung am Bahngleise. Kurz darauf fuhr der Zug aub. b
Ihre Majestät die Kaiserin ließen dem Fürsten Bismarck durch Seine Kaiserliche Hoheit den Kronprinzen ein herrliches Rosenarrangement und einen Glückwunschbrien über⸗
reichen. 8
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer d. Bl. wird eine Denkschrift, betreffend das Ergebniß der Verhand⸗ lungen des Staatsraths zu I1 der Vorlage „Maß⸗ regeln zur Hebung des Getreidepreises“, veröffentlicht.
Unter den Einkommensteuerpflichtigen ist vielfach die Auffassung verbreitet, daß bei Bemessung der im § 91 Nr. 5 des Einkommensteuergesetzes zugelassenen Abzüge für Ab nutzung von Gebäuden die Anwendung eines höheren Satzes als ein halb vom senr fa des Bauwerths durch allgemeine Vorschriften untersagt sei. Mit Bezug auf die
“
hofe von Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Viktoria
Rathmeyer hielt die Rede am Grabe, an welchem zaͤhlreiche
diesen Gegenstand betreff 1893 und 24. August 1893 (Nr. 8 u. 9 des Anhangs zum weiten Theil der Anweisung vom 5. August 1891, ite usgabe) hat sich der Finanz⸗Minister daher veranlaßt ge⸗ sehen, in einer unter dem 14. d. M. ergangenen Verfügung an die Einkommensteuer⸗Berufungskommissionen darauf hin⸗ zuweisen, daß eine derartige Auslegung weder dem Wortlaut noch der Absicht der oben angeführten Verfügungen entsprechen
8 “ E“ 8 F“ z Im Bezirk der Königlichen General⸗Kommission zu Münster i. W. wird am 1. April d. J. in der Stadt Meschede eine Spezialkommission errichtet, mit deren Leitung der Spezialkommissar, Regierungs⸗Assessor Melchior, bisher zu Brilon, benufffagh c. Vom gleichen Tage ab wird die Spezialkommission II in Brilon aufgehoben. 8
Der stellvertretende kommandierende Admiral, Admiral Knorr hat sich in Begleitung des Chefs des Stabes des Ober⸗Kommandos der Marine, Kapitäns zur See Tirpitz . Vornahme der Frühlahrsinswizlerungen nach Kiel und Wil⸗ helmshaven begeben.
Der General⸗Lieutenant von Goßler, Kommandeur der Großherzoglich Hessischen (25.) Division, ist mit kurzem Urlaub hier eingetroffen.
Der Regierungs⸗Assessor Dr. Dumrath in Stade ist vom 1. April cr. ab mit der kommissarischen Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Stade beauftragt worden
2
Nach telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M „Arcona“, Kommandant Kor⸗ vetten⸗Kapitän Sarnow, am 24. März nach Formosa und S. M. S. „Iltis“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant Ingenohl, am 25. März von Tientsin nach Taku in See gegangen.
Köln, 26. März. Ihre 52 die Kaiserin Friedrich traf, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, gestern Abend, von England kommend, hier ein und wurde auf dem Bahn⸗
zu Schaumburg⸗Lippe begrüßt. Später reiste Ihre Majestät mit der Prinzessin Viktoria nach Bonn und von da nach Schloß Rumpenheim weiter.
Kiel, 26. März. Die Panzerschiffe „Brandenburg“ und „Kurfürst Friedrich Wilhelm“ sind aus England, die Schulschiffe „Stosch“ und „Stein“ aus Westindien heute hier wieder eingetroffen. 8
Bayern.
Die Beerdigung des am 24. d. M. verstorbenen Kultus⸗ Ministers Dr. von Müller hat gestern Nachmittag 4 ½ Uhr unter großer Betheiligung des gesammten Ministeriums, der Staatswürdenträger, des Erzbischofs, der General⸗ Superintendenten, der Geistlichen beider Konfessionen, der Mitglieder der Akademie, der Universitäts⸗Professoren, Mitglieder der beiden Kammern und der städtischen Kollegien stattgefunden. Seine Königliche Hoheit der 1—5 Regent war durch seinen General⸗ Nöse efteg, eneral⸗ Major Freiherrn von Zoller, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen durch ihre Adjutanten vertreten. Der Sötaa st
Kränze unter Ansprachen niedergelegt wurden.
Mecklenburg⸗Strelitz. Seine Königliche. Hoheit der Großherzog hat, wie die „Meckl. Nachr.“ melden, am 22. d. M. sein 50 jähriges Generals⸗Jubiläum und am 21. Januar d. J. sein 60 jähriges Offiziers⸗Jubiläͤut in aller Stille begangen. 8
Sessen. 1“X“ Mit Genehmigung Seiner Königlichen Hoheit des
Großherzogs ist, wie die „Darmst. Ztg.“ amtlich meldet, die ÄAnordnung getroffen worden, daß am 1. April d. J., dem Tage, an dem der Fürst Bismarck das 80. Lebensjahr vollendet, alle staatlichen Dienstgebäude zu beflaggen sind und daß an diesem Tage der Unterricht in allen öffentlichen Schulen des Großherzogthums ausfällt.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Der Landtag hat in seiner gestrigen Sitzung das Prä⸗ sidium zur Beglückwünschung des Fürsten Bismarck mit allen gegen 2 Stimmen, die eines freisinnigen und eines sozialdemokratischen Abgeordneten, ermächtigt. — Das neue Steuergesetz wurde dem Finanzausschuß überwiesen.
Lippe.
Die Beisetzung Seiner Durchlaucht des Fürsten Woldemar hat gestern Nachmittag in Detmold statt⸗ gefunden. In Vertrctung Seiner Majestät des Kaisers war Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold erschienen. Der Feierlichkeit wohnten ferner bei: Seine Durch⸗ laucht der Prinz Adolf zu Schaumburg⸗Lippe, Seine Durchlaucht der Erbprinz Reuß j. L., Seine Durchlaucht der Prinz Leopold 142 Schwarzburg⸗Sondershausen, Graf Bernhard zur. Lippe⸗Biesterfeld und Graf Friedrich Wilhelm zur Lippe⸗Biesterfeld, Sohn und Bruder des Grafen Ernst zur Lippe⸗Biesterfeld. Die Betheiligung des Publikums eine überaus rege. X““
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Erzherzog Karl Ludwig hat sich, wie „W. T. B.“ berichtet, vor einigen Tagen erkältet und leidet an Influenza und Hustenanfällen. In den letzten Tagen hat sich sein Be⸗ 1 zwar gebessert, doch kann er noch nicht das Zimmer verlassen.
Das österreichische Abgeordnetenhaus erledigte gestern das erste Hauptstück über die Steuerreform. Bei
enden Verfügungen vom 7. Februar
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der über die Regierungsvorlage, betreffend die Verstaatlichung des Wiener Telephons, antwortete der Finanz⸗
Minister Dr. von Plener auf die Ausführungen des Abgeordneten Steinwender, der die Heranziehung der Kassenbestände beantragt hatte, und legte dar, daß die ausgewiesenen Kassenbestände, deren Konzentration erwünscht sei, nicht so frei verfügbar seien, als geglaubt werde. Der Minister bemerkte, daß entsprechende Maßregeln ins Werk gesetzt worden und mit den Eisenbahnkassen begonnen sei. Die der Postsparkasse sei ein guter Gedanke und der erste Versuch, die Postsparkasse wie eine kleine Staatsbank zu benutzen. Das bestehende Gesetz gestatte ein Darlehen nicht, weshalb Theilschuldverschreibungen gewählt werden müßten. Der Antrag Steinwender wurde abgelehnt und das Gesetz sodann in zweiter und dritter Lesung ange⸗ nommen.
Im ungarischen Unterhause kam es gestern anläß⸗ lich der Mittheilung des Neutraer Wahlergebnisses und des Verzichts des Staatssekretärs Latkoczy zu äußerst stürmischen Scenen. Der Vertrauensmann der Volkspartei Abg. von Pazmandy schilderte die von dem Wahl⸗ präsidenten Tarnoczy angeblich verübten Mißbräuche, wobei die äußerste Linke stellenweise in entrüstete Zurufe gegen den auf der Galerie anwesenden Tarnoczy ausbrach und stürmisch dessen Hinausweisung forderte. Dem Präsidenten von Szilagyi gelang es nur 22 den Tumult zu be⸗ chwören und die Tumultuanten zur Respektierung der Oeffent⸗ lichkeit der Verhandlungen zu bewegen. Tarnoczy mußte sich schließlich von der Galerie v Nach dem Abg. von F1 theilten noch weitere Zeugen der Neutraer
ahl ihre Erfahrungen mit und forderten Ahndung für die erfolgte Hedrohung der Abgeordnetenimmunität, sowie energisches Vorgehen gegen den Wahlpräsidenten und die Organe der Verwaltung und Rechtspflege. Schließlich beantragte die äußerste Linke die Einsetzung einer parlamentarischen Untersuchungskommission, worauf der Minister des Innern Pereczel erklärte, die kom⸗ petente Verwaltungsbehörde habe bereits die Untersuchung an⸗ geordnet. Die Debatte wird heute fortgesetzt werden.
Wahrscheinlich wird das Unterhaus noch in dieser Woche über das Nuntium des Oberhauses, betreffend dessen letzte Abstimmungen, verhandeln. Am Sonnabend nächster Woche hanr dann das Unterhaus seine letzte Sitzung vor den Oster⸗ erien ab, die bis zum 22. April dauern werden.
Unter dem Vorsitz des Minister⸗Präsidenten Barons Banffy fand gestern in Budapest eine Konferenz statt, die über die agrarsozialistische Bewegung im Alföld berieth. Zunacht wurde an die Versammelten die Frage ge⸗ richtet, was die Ursache des Umsichgreifens des Agrar⸗ sozialismus sei. Die große Mehrheit der Anwesenden er⸗ widerte, daß der Agrarsozialismus infolge der außerordent⸗ lichen Agitation um sich greife. Nur zu sehr geringem Theil seien die schlechte Ernte und die niedrigen Getreidepreise daran Fäeg Als Beweis führten mehrere Redner an, daß Gutsbesitzer aus entlegenen Gegenden Erntearbeiter kommen lassen müßten, da die einheimischen aufgewiegelten Arbeiter über⸗ haupt nicht arbeiten wollten. Der Minister⸗Präsident Baron Banffy führte aus, daß die Regierung auf der Grundlage der von hervorragenden Fachmännern und einer Anzahl von Verwal⸗ tungsbeamten der Komitate Cekes, Csanad und Csongrad geäußerten Ansichten umfassende Sicherheitsvorkehrungen getroffen und namentlich Sorge dafür getragen habe, daß die seit einigen Jahren anläßlich des 1. Mai auftretende Bewegung ohne jede Störung verlaufe und die öffentliche Ordnung nicht Was bie Linderung des Nothstandes betreffe, o seien Mittel flüssig gemacht worden, damit zins⸗ freie .“ gewährt würden. Die Regierung habe sich ferner mit dem Kriegs⸗Ministerium ins Einvernehmen gesetzt, damit ein Theil des Bedarfs an Hausleinwand für Armee⸗ zwecke unmittelbar von den Produzenten ohne die Dazwischen⸗ kunft der Lieferanten gedeckt werde. Auch sonst werde die Regierung auf die Pflege und Unterstützung der Hausindustrie bedacht sein, jedoch wünsche sie auch eine umfeassende Aktion zur definitiven hrerFea; der sozialistischen Bewegung einzuleiten. Zu diesem Behufe appelliere sie an die gesellschaftliche Unterstützung der grundbesitzen⸗ den Klasse, deren hervorragendste Vertreter eben zur Theilnahme an dieser Berathung und zur Meinungs⸗ äußerung eingeladen worden seien. Unzweifelhaft seien gewisse Uebelstände vorhanden, und namentlich die Forderung von gewissen außerordentlichen Lasten, die den kleinen Pächtern und Arbeitern auferlegt worden seien, habe zu der Erbitterung bei⸗ getragen. Es sei wünschenswerth, schloß der Minister⸗Präsident, daß diese Mißbräuche auf gesellschaftlichem Wege ein⸗ gedämmt würden und der Arbeiterbevölkerung keine Veran⸗ lassung geboten werde, sich über eine Ausbeutung zu beklagen. Es folgten dann verschiedene Aeußerungen der versammelten Mitglieder der Enquéte, welche die Lage als sehr ernst darstellten und die Ueberzeugung hervorriefen, daß die Agitation, falls sie nicht mit der größten Aufmerksamkeit verfolgt werde, leicht eine gefährliche kommunistische Bewegung hervorrufen könne.
Großbritannien und Irland.
Der Parlaments⸗Sekretär Sir E. Grey theilte in der gestrigen Sitzung des Unterhauses mit, die befestigte Station, die Frankreich in Siam zu errichten im Be⸗ riff stehe, befinde sich am linken oder östlichen Ufer des Mekong in einiger Entfernung oberhalb der Stadt Luang Prabang.
Der ministerielle Kandidat für das Amt des Sprechers soll, wie gestern im Unterhause verlautete, Gully sein; die Kandidatur desselben soll morgen der Ge⸗ nehmigung des Kabinets unterbreitet werden. Die Opposition wird dann Ridley als Kandidaten aufstellen.
Frankreich. 4
“ “ “ E11“ Im Senat tadelte gestern Buffet bei d 1 der Eisenbahnkonventionen den Bau unproduktiver Linien. Freyeinet rechtfertigte das Programm der Eisen⸗ bahnbauten, deren Mehrzahl ein strategisches Interesse habe. Das französische Eisenbahnnetz sei weniger gut als das Deutschlands und Englands. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Dupuy⸗Dutemps erklärte, die Regierung werde, ohne auch nur in irgend etwas das Eisenbahnprogramm auf⸗ zugeben, mit dem Bau neuer Linien nur mit der größten Umsicht vorgehen, um die Staatsfinanzen nicht unvorsichtig zu engagieren. — 1 Aus Buenos Aires ist in Paris die Nachricht eingetroffen, die Regierung von Paraguay habe dem französischen Konsul das Exequatur entzogen, weil derselbe angeblich Ansiedler zur Auswanderung veranlaßt habe, ohne die von der Regierung gemachten Vorschüsse zurückzuzahlen.
burg ist Zankow gestern
8 verlautet, soll der General 295—„ „
er Besprechung
Rußland. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus dort eingetroffken.
Spanien.
Wie einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge in Madrid zum General⸗
Peters⸗
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Gouverneur von Cuba ernannt w
Im Ständerath trat gestern Scherb⸗Thurgau bö der Anschauung entgegen, daß die Eisenbahn⸗Novelle wohlerworbene Rechte verletze. Die Vorlage sei ein Protest egen gewisse Vorgänge und werde ihren Zweck erreichen.
ach langer Diskussion beschloß der Ständerath mit 30 gegen 4 Stimmen, in die Berathung des Gesetzentwurfs einzutreten. — Der Nationalrath stimmte in namentlicher Abstimmung mit 68 gegen 56 Stimmen dem Beschluß des Ständeraths wegen Einführung des Zündholz⸗Monopols zu.
Belgien.
Die Repräsentantenkammer begann gestern die Berathung der Regierungsvorlage über das Kommunal⸗ Wahlsystem. Der Minister⸗Präsident de Burlet setzte in einer längeren Rede die Nothwendigkeit der aus⸗ einander, durch welche die Zahl der Kommunalwähler ver⸗ doppelt werde.
Rumänien.
In Anwesenheit der Königin, des Prinzen und der E“ Ferdinand sowie des hohen Klerus und der
ektoren und Professoren der Universität fand gestern in Bukarest die Einweihung der neuen Karol⸗Universität durch den König statt. Der König hielt eine Rede, worin er seine Fürsorge für die Jugend zum Ausdruck brachte, von welcher er manschte, daß sie die Wege betreten möge, die zu den höchsten Interessen, zur Entwickelung und zum Gedeihen des Vaterlandes führten. Die Worte des Königs wurden mit begeistertem Beifall aufgenommen.
Serbien.
Der König Alexander und der König Milan sind estern früh in Belgrad eingetroffen. Der Köni Flexander sprach dem „W. T. B.“ zufolge am Bahnho dem Minister⸗Präsidenten, sowie der gesammten Regierung seinen Dank für die musterhafte Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung im Lande während seiner Abwesenheit aus und versicherte die Regierung seines Vertrauens und seiner Ge⸗ wogenheit.
Schweden und Norwegen.
Der König und der Kronprinz sind gestern Abend von Stockholm nach Christiania abgereist.
8 Amerika. 1
Ein in New⸗York Telegramm aus
avanna meldet, daß eine Abtheilung von 300 Mann egierungstruppen bei Havanna de Juruguana 500 Mann aufständischer Kavallerie geschlagen habe. Fünstehn Insurgenten seien getödtet, eine große Anzahl der⸗ elben verwundet worden. Auf der Seite der Regierungs⸗ frunpen seien zwei Offiziere getödtet und zwei Mann ver⸗ undet.
Eine Feperegen Zeitung bestätigt, daß von der Küsten⸗ wache auf den britischen Dampfer “ ge⸗ feuert worden sei, weil letzterer sich geweigert habe, 8. halten, als ihm der Befehl dazu ertheilt worden sei. in fügstfcher Bericht sei über die Angelegenheit noch nicht erstattet worden.
Nach einer Meldung aus Havanna von heute ist daselbst ein Bataillon aus Spanien angekommwen.
Die „Russische Telegraphen⸗Agentur“ erfährt aus guter Quelle, Li⸗Hung⸗Tschang sei ermächtigt worden, außer einer Kriegsentschädigung, die durch die provisorische Occupierung der Gebiete garantiert werden solle, in denen sich gegenwärtig japanische Truppen befänden, die Ab⸗ tretung der Liu⸗tschu⸗Inseln mit der Gruppe der Madjigo⸗Sita⸗, der Batan⸗ und der Babuyan⸗Inseln sowie Teiwan's anzubieten. Li⸗Hung⸗Tschang habe ferner Anweisung, sich auf jeden Fall der Abtretung der Halb⸗ insel Liautong zu widersetzen und höchstens zuzugestehen, daß diese Halbinsel zu einem Pufferstaat zwischen dem un⸗ abhängig zu erhaltenden Korea und China gemacht werde, aber mit der Bedingung, daß dieser Pufferstaat unter de Schutz der interessierten europäischen Mächte gestellt werde.
Afrika. 1““ Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Akassa: Nach Meldungen vom mittleren Niger seien auf britischem Gebiete zwei starke französische Expeditionen einge⸗ troffen; die eine unter Kapitän Decoeur habe ein Lager an Ostufer des Niger bei Bagibo im Rupelande aufgeschlagen, welches Gebiet sich seit 1885 im Besitze der Niger⸗Company befinde; die andere Expedition unter dem Befehl des Gouverneurs von Dahomey Ballot befinde sich in Boussa, dessen Sultan dieses Gebiet im Jahre 1890 unter die britische Flagge gestellt habe. Es sei zu hoffen, daf die französische Regierung diesen Bruch des französisch⸗englischen bkommens vom Jahre 1890 wieder beseitigen, die Expeditionen zurückrufen und so einen Zusammenstoß verhindern werde.
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Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten be⸗ finden sich in der Zweiten Beilage.
— Der Reichstag nahm in seiner heutigen (70.) Sitzung, welcher die Ctacna reicre, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher und Freiherr von Marschall, Staatssekretär
r. Graf von Posadowsky und Staats⸗Minister von Köller beiwohnten, die Wahl des Präsidenten vor.
Es wurden 291 Stimmen abgegeben, darunter 105 un⸗ beschriebene Zettel. 183 Stimmen fielen auf den bisherigen Vize⸗Präsidenten Freiherrn von Buol (Zentr.), je eine auf die Abgg. Freiherr von Heereman, Sachße und Singer. dj Der Abg. Freiherr von Buol, der somit gewählt war, gab auf
e Frage des während der Wahl den Vorsitz führenden Abg. Spahn
8
die folgende Erklärung ab: Meine Herren, ich nehme und zwar thue ich es
Ihre “ nnt 1—4. 8 scbn 3 von der n ausgehend, daß, je wieriger ie Verhältnisse sind, es um so mehr Pflicht des Einzelnen ist, seine, wenn auch schwachen Kräfte dem Dienste des Ganzen nicht zu entziehen. Für mich ist die Schwierigkeit um so größer, als der Mann, der vor mir den I“ eingenommen hat, eine lange Reihe von Jahren hindurch in ungewöhnlichem Maße ungetheilte Anerkennung und Beliebtheit genossen hat. Ich werde thun, was in meinen Kräften steht. Ich bitte alle Seiten des Hauses um freundliche Unter⸗ stützung und um Nachsicht.
Damit nahm Freiherr von Buol den Präsidentensitz ein.
In die nunmehr nöthig gewordene Wahl eines Ersten Vize⸗Präsidenten trat das Haus, da sich kein Widerspruch hiergegen erhob, sofort ein. 8
(Schluß des Blattes.) 8
— Der heutigen (6.) Sitzung des Herrenhauses wohnte der Justiz⸗Minister Schönstedt bei.
Der Präsident Fürst zu Stolberg⸗Wernigerode eröffnete die Sitzung mit der Mittheilung von dem Ableben der Mit⸗ glieder des Hauses Freiherrn von Schorlemer⸗Alst und Geheimen Regierungs⸗Raths Bredt, zu deren Andenken sich die Anwesenden von ihren Sitzen erhoben. Neu eingetreten ist in das Haus Graf von Carmer.
Der Präsident machte ferner Mittheilung von der Reise des Gesammtvorstandes nach Friedrichsruh zur Beglück⸗ wünschung des Fürsten Bismarck und übermi ttelte dem Hause den Dank des Fürsten.
Der Gesetzentwurf über die Abänderung von Bestimmungen des Ausführungsgesetzes zur deutschen Zivilprozeßordnung vom 24. Mär betreffend die Ausstellung gerichtlicher Erbbescheinig wurde ohne Debatte genehmigt. 8
(Schluß des Blattes.)
— In der heutigen (50.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ he ordneten, welcher der Minister für Landwirthschaft Frei⸗ err von 1““ beiwohnte, wurde das Gesetz über die Eingemeindung von Bockenheim in den Bezirk der Stadt Frankfurt a. M. ohne Debatte in dritter Berathung angenommen.
Bei der dritten Berathung der Sekundärbahn⸗Vor⸗
lage nahm das Wort
„Abg. Christen (fr. Ich beklage die mangelhafte Be⸗ rücksichtizung der Provinz Hessen in der Vorlage. Wenn der Minister gesagt hat, daß man auf Grund der wirth chaftlichen Ver⸗ hältnisse, trotz der ungünstigen Finanzlage in diesem Entwurf über den Rahmen des vorjährigen Gesetzes hinausgegangen sei, so ist dies für die Provinz Hessen, wo die Nothlage in besonderem Maße vor⸗ handen ist, von keinem Nutzen gewesen. Die Eisenbahn⸗ verwaltung hat sich bisher nicht entschließen können, eines der ältesten Bahnprojekte, welches die Provinzen Hessen und Sachsen gleichmäßig berührt, aufzunehmen, angeblich aus dem Grunde, weil die Interessenten sich nicht rasch genug einigen konnten. Es handelt sich um die Linie Schwebde — Womfried—Treffurt. Während der Minister bei Kanalbauten 1 % Gewinn für genügend erklärte, verlangt die Eisenbahnverwaltung bei dem Ausbau von Bahnen eine Verzinsung in ganz bedenklicher Höhe. Wenn diese Anforderungen ein Privatmann an einen anderen stellen würde, so würde das in schärfster Weise abfällig kritisiert werden. Man darf nicht nach einem allgemeinen Schema vorgehen. Das alte Schema entspricht nicht mehr den wirthschaftlichen Verhältnissen, es muß einer Revision unterworfen werden. Ich verlange nicht, daß die Eisenbahnverwaltung hierbei Schaden erleiden soll. Ich wünsche nur, daß die Eisenbahn⸗ verwaltung dem jüngst hier ausgesprochenen Grundsatze folge: ein gedeihliches Zusammenwirken von Staat und Kommunen zu erstreben.
Vom Ministertisch wurde erwidert, der Minister sei leider nicht anwesend. Es müsse dem Abgeordneten anheim gegeben werden, seine Beschwerden zur Kenntniß des Ministers zu bringen. Alle Punkte, die zu Beschwerden Anlaß gäben, würden sachlich und gründlich ge⸗ prüft werden.
Abg. Bock (kons.) bat um eine Linie Fennstedt —Straußberg, deren Rentabilität als sicher angesehen werden könne.
Abg. Kullak (kons.) wünschte eine Eisenbahnlinie Lyck — Johannesburg. 1—
Abg. Zimmermann (fr. kons.): Eine Umwandlung der Berg⸗ werksbahn von Biebrich nach Gelnhausen im Bieberthale in eine Bahn, die auch geeignet ist, dem öffentlichen Verkehr zu dienen, ist unbedingt nothwendig. Erst heute Morgen ist mir eine Petition der betheiligten Kreise zugegangen, die jedenfalls auch dem hohen Hause vorliegt. Der Kreis hat sich auch bereit erklärt, einen nicht unerheblichen Theil der Baukosten beizusteuern. Die Angelegenheit liegt zur Zeit dem Minister zur Entscheidung vor. Da das Zustandekommen des Pro⸗ jekts erheblich im öffentlichen Interesse liegt, hoffe ich, daß der Mi⸗ nister ihm das weiteste Entgegenkommen zu theil werden lassen wird. Abg. de Witt (Str.) fragte an, ob die Re eeag nicht mehr an den Ausbau der Strecke Köln — Cassel, die scön den sechziger Jahren in Aussicht genommen gewesen sei, denke. Wenigstens aber möge die Regierung die Theilstrecke Bergisch⸗Gladbach —- Wipperfürth ausbauen, die für das oberbergische Land mit seiner entwickelten In⸗ dustrie von großer Bedeutung sei. Eine Lokalkommission habe die nöthigen Vorarbeiten schon hergestellt.
(Schluß des Blattes.)
ungen,
1““ 111““ ““
Nr. 12 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“ vom 20. März hat folgenden Inhalt: Personal⸗ Nachricht. — Arbeiten a. d. Kaiserlichen Gesundheitsamt, XI. Bd., peft 2. Ankündigung. — Gesundheitsstand und Gang der Volks⸗
ankheiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera ꝛc. — Aus dem Jahresbericht des Gesundheitsamts der Stadt New⸗YPork, 1892. — Influenza und Impfwesen auf den Siti Insela⸗ 1892. — Gesetz⸗ ebung u. s. w. (Preußen. Berlin.) üllabfuhr. — (Sachsen⸗ Mrein ngen.) Kindbetifieber. — (Schwarzburg⸗Rudolstadt.) Hebammen⸗ ordnung. — (Schaumburg⸗Lippe.) Cholera und Bre durchfall. — (Großbritannien.) Schweinefieber. — (Belgien.) Schlachtfleisch⸗ Transport. — Toödtung verdächtiger 8 phorhaltige Streichhölzer. — Grorn den Vieheinfuhr. — Gang der Thierseuchen in Frankreich, 3. Vierteljahr. — Zeit⸗ weilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Schweiz, Dänemark. Schweden.) — Verhandlungen von lebenden Körperschaften, Vereinen, Kongressen u. s. w. (Deutscher Rheriie genae ꝛc.)
hiere. — Phos⸗
Tuberkulose des Rindviehs. — VIII. internationaler Kongreß für Hygiene und Demographie zu Budapest. (Schluß.) — Vermischtes. (Preußen.) Oeffentli Schlachthäuser, 1893/94. — (Bavern.) Thierseuchen. — (Schweiz. Kanton Bern.) Nahrungsmittelfälschungen. — (Belgien.) Staatslaboratorium zu Lüttich, 1893. — Oesterreichische Krankenbäuser, 1893.— Wochentabelle über die Sterbefälle in deut chen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhaͤusern deutscher Großstädte. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung.
1879,
Statistik und Volkswirthschaft. 8
Handelsverkehr des deutschen Zollgebiets
8 im Februar 1895.
Das vom Kaiserlichen Statistischen Amt herausgegebene Februar⸗
heft der „Monatlichen Nachweise über den auswärtigen Handel des deutschen Zollgebiets“ schließt mit einer Einfuhr von 15 543 768 (100) kg im Monat Februar 1895 gegen 18 432 373 8889 kg des gleichen Monats im Vorjahre, also um 2 888 605 100) kg weniger ab. Die Gesammt⸗Einfuhr für die beiden ab⸗ elaufenen Monate des Jahres 1895 beziffert sich auf 36 771 587 100) kg gegen 40 587 084 (100) kg des gleichen Zeitraums im Vor⸗ jahre, affo um 3 815 497 (100) kg weniger.
Die Ausfuhr ergab im Februar 1895 eine Menge von 14 639 285 (100) kg gegen 15 948 200 (100) kg des gleichen Vorjahr⸗ monats, also um 1 308 915 (100) kg weniger und die Gesammt⸗ Ausfuhr der beiden abgelaufenen Monate des Jahres 1895 beziffert sich auf 32 232 639 (100) kg gegen 32 371 310 (100) kg der Vorjahr⸗ monate, also um 138 671 (100) kg weniger. „
Die geringere Einfuhr, welche hauptsächlich Getreide und land⸗ wirthschaftliche Erzeugnisse, Erze, Steine, Steinkohlen, Wein, Chile⸗ salpeter betrifft, sowie die lediglich im Februar erheblich zurück⸗ Peßan eene Ausfuhr in Droguen, wie z. B. Chlorkalium, Kalisalpeter,
Fllesalpeter, an Erden und Erzen (wie Zinkerzen, Zement), ferner an Salz, Zucker dürfte mit der im vergangenen Monat infolge des Frostwetters eingetretenen Sperre der Seeschiffahrt zusammenhängen.
Zur Arbeiterbewegung.
In Sagan haben, wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, zwei⸗ hundert Arbeiter der Saganer Wollspinnerei am Montag wegen Lohnstreits die Arbeit niedergelegt. 1
Aus Lüttich wird demselben Blatt über den Ausstand der belgischen Grubenarbeiter geschrieben: Der Bergarbeiterbund beschloß die Fortsetzung des Ausstandes und fordert die Arbeiter in Seraing, Charleroi und Mons zur Theilnahme auf. Die sozialistischen Führer haben die Macht über die Ausständigen verloren. Die Truppen in Lüttich und zwei Regimenter Lanciers in Brügge sind unter Waffen. Die Belegschaften der Zechen Espérance, See. Fortune, Prteense. Beaujour, Lahaye, Saint Nicolas, Aumonier, Sainte
arguerite, Banneux stehen ganz, Gosson größtentheils aus, zu⸗ sammen über 3000 Arbeiter. Der gestrige Tag ist ruhig verlaufen.
Aus Charleroi meldet „W. T. B.“, es bestätige sich, daß der allgemeine Glasarbeiterausstand infolge erfolgter Verständigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitern werde vermieden werden. (Vgl. Nr. 73 d. Bl.)
In Verviers haben auch die Arbeiter der Tuchfabrik Garot gestern die Arbeit eingestellt. Die vereinigten Tuchfabrikanten beschlossen, die Aufträge der Firma Simonis (vergl. Nr. 68 d. Bl.) in ihren Fabriken auszuführen und bei Weigerung ihrer Weber heute alle Betriebe einzustellen. —
„In Gent haben nach einem Telegramm der „N. Pr. Ztg.“ sämmtliche Arbeitervereine mit 30 000 Mitgliedern beschlossen, am 1. April den allgemeinen Ausstand zu beginnen.
Aus Philadelphia wird der Londoner „Times“ berichtet, den kürzlich in New⸗York angekommenen Diamantschleifern werde die Landung gestattet werden, wenn sie Bürgschaft dafür stellen, daß sie nicht der Oeffentlichkeit zur Last fallen würden. (Vgl. Nr. 74 d. Bl.)
Saatenstand in Serbien.
18 Infol e des in letzter Zeit eingetretenen warmen Wetters ist der Schnee fast ganz geschwunden. Die Saaten haben gut überwintert.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ 1.“ Maßregeln.
Der v in Berlin war auch in der Woche vom 10. bis 16. März kein günstiger; die Sterblichkeit blieb eine mäßig hohe und war nur ein wenig geringer als in der Vorwoche (von je 1000 Einwohnern starben aufs Jahr berechnet, 22,3, gegen 22,8 der Irrens Unter den Erkrankun sursachen waren es noch immer akute Entzündungen der thmungsorgane, die in großer Zahl zum Tode führten. Auch Erkrankungen an Grippe wurden noch sehr zahlreich beobachtet und 72 Todesfälle infolge von Grippe mitgetheilt. In der Vorwoche erlagen der Grippe 74 Personen, die Epidemie scheint darnach den Höhepunkt bereits erreicht zu haben. Zumeist waren es auch in dieser Woche Personen in höheren Altersstufen, die der Grippe erlagen. Dagegen haben akute Darm⸗ krankheiten abgenommen und seltener zum Tode geführt. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine kleinere als in der Verwahe von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 54 Säuglinge. — Von den Infektionskrankheiten wurden Erkrankungen an Masern, Scharlach und Dipbtherie seltener zur Anzeige gebracht, und zwar zeigten sich Masern zumeist in der Friedrichstadt und Schöneberger Vorstadt, während
rkrankungen an Diphtherie aus der jenseitigen Luisenstadt, der Rosenthaler Vorstadt und dem Wedding am häufigsten zur Meldung kamen. Erkrankungen an Unterleibstyphus blieben selten. An Kind⸗ bettfieber wurden 4 Erkrankungen bekannt. Eine tödtlich verlaufende Erkrankung an Genickstarre kam zum Bericht. Rosenartige Entzün⸗ dungen des Zellgewebes der Haut wurden weniger zur Behendreaeg gebracht. Erkrankungen an Keuchhusten, die in 8 Fällen tödtlich endeten, wurden seltener beobachtet; auch rheumatische Beschwerden aller Art kamen erheblich seltener zur Behandlung.
Handel und Gewerbe.
Die spanische amtliche „Gaceta“ vom 15. d. M. veröffentlicht ein Königliches Dekret vom 12. d. M., wonach —
1) die Exportzölle auf silberhaltige ee und Blei ae vom nächsten 1. April ab zunächf bis Ende des laufenden Etatsjahres (also bis Ende Juni d. J.) auf⸗
gehoben werden, und
2) angeordnet wird, daß während des gleichen Zeitraums die mittels Gesetzes vom 5. August 1893 eingeführte Steuer auf Pulver und Sprengstoffe nach folgenden Sätzen zu erheben sei: ordinäres Sprengpulver: 10 Centimos pro kg,
explosive Mischstoffe aller Arten: 30 Centimos pro kg.
8* Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks u““ an der Ruhr und in Oberschlesien. 8
An der Ruhr sind am 25. d. M. (katholischer Feiertag) gestellt
2858, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen; am 26.
1 M. sind gestellt 10 938, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. .““
Verkehrs⸗Anstalten.
In der Nacht vom 27. zum 28. d. M. werden die Nacht⸗ schnellzüge 72 und 73 auf der Strecke Neustrelitz — Warne⸗
münde wieder fahren. „Bromberg, 26. März. (W. T. B.) Infolge Dammrutschung ist der Güterverkehr auf der Strecke Garnsee⸗Lessen seit 25. d. M. unterbrochen. Der Personenverkehr wird durch Umsteigen an der Unfallstelle aufrecht erhalten. Die Verkehrsstörung wird vor⸗ aussichtlich bis 28. d. M. beseitigt sein. 3
Dresden, 26. März. Infea Hochwasser wurde der FeeiehF an den Elbquais zu Dresden und Riesa ein⸗
gestellt.
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