Daß Hamburg sich gleichfalls mit einem seinen Interessen ent⸗ sspprechenden erheblichen Betrage würde zu betheiligen haben, ist beider⸗ seits nicht fraglich gewesen. Bei der Aufstellung des ersten Projekts sind bereits Schwierigkeiten bezüglich der Vertheilung der Kosten hervorgetreten, die aber nicht so erheblich waren, wie sie jetzt im weiteren Verlauf der Verhandlungen sich herausgestellt haben.
Das erste Projekt war bei der Berathung in der Revisionsinstanz in manchen Punkten bemängelt worden, insofern als es Anlagen vorsah, die zur Zeit noch nicht als dringend nothwendig anerkannt werden konnten. Es wurde daher das Projekt beschränkt auf dasjenige, was jetzt und in absehbarer Zeit als durchaus nothwendig sich ergab. Infolge dessen erhielt das Projekt eine, wenn auch verhältnißmäßig geringe Einschränkung, es handelte sich im ganzen nur um einen Ab⸗ strich von ungefähr 3 Millionen Mark.
Dagegen war über die Betheiligung der beiden interessierten Staaten eine Einigung bis jetzt nicht zu erzielen. Die diesseitigen Vorschläge sind in der Mitte vorigen Jahres dem Senat der Stadt Hamburg vorgelegt worden, und sie sind jetzt vor ungefähr vier Wochen mit den Einwendungen der Stadt Hamburg wieder in das Ministerium gelangt. Es wird nun versucht werden, im Wege weiterer kommissarischer Verhandlungen über die Differenzpunkte hinwegzukommen, die zur Zeit noch bestehen. Das ist aber unzweifelhaft, daß der jetzige unerfreuliche Zustand vor⸗ aussichtlich in den nächsten Jahren nicht wird beseitigt werden können; denn selbst wenn auch, wie ich hoffe, in diesem Jahre eine Einigung bezüglich der Kosten erzielt werden wird, so wird doch der ganze Umbau noch eine Reihe von Jahren in Anspruch nehmen, da dieser Umbau sich unter den denkbar ungünstigsten Verhältnissen zu vollziehen hat.
Daß die jetzigen Zustände auf die Dauer unhaltbar sind, darüber stimme ich mit dem Herrn Grafen von Waldersee vollständig überein. Die Gründe, welche der Herr Graf hierfür hervorgehoben hat, sind auch die maßgebenden dafür, daß das Projekt überhaupt aufgestellt worden ist. Es ist das die Belästigung des Landverkehrs dadurch, daß der Eisenbahnverkehr vom Klosterthor nach dem Berliner Bahnhofe, wenn auch nicht auf weite Entfernung, und nach dem Venlooer Bahnhof auf eine ziemlich erhebliche Distanz städtische Straßen benutzt. Daß daraus Gefahren für den Land⸗ wie für den Eisenbahnverkehr sich ergeben, ist durchaus richtig. Diese Unzuträglichkeiten hatten auch bis vor verhältnißmäßig kurzer Zeit davon abgehalten, den Personenverkehr von dem Venlooer Bahnhof direkt nach dem Klosterthorbahnhof zu überführen. Die Reisenden, welche auf dem Venlooer Bahnhof, also von Hannover, Köln u. s. w. ankommen, mußten zu Fuß oder zu Wagen nach dem Berliner⸗ oder Klosterthorbahnhof sich begeben. Das ist im Interesse des Verkehrs aufgegeben worden. Die Personenzüge werden jetzt direkt durchgeführt bis nach Altona. Es ist auch zu hoffen, daß trotz der großen Ungunst der Verhältnisse an diesem direkten Zusammenhang der Züge vom Süden nach dem Norden auch während des Umbaues nicht gerüttelt zu werden braucht. Ich hoffe, daß es möglich sein wird, im nächsten Jahre in diesem hohen Hause eine befriedigendere Antwort zu geben als heute.
Herr von Klitzing beschwert sich namens der Anwohner der Ostbahn über die Beförderung auf den Personenzügen dieser Bahn — um eine bessere und schnellere Personenzugverbindung mit
erlin.
Minister der öffentlich en Arbeiten Thielen:
Meine Herren! Auf der Ostbahn verkehren D⸗Züge, Schnellzüge und gewöhnliche Personenzüge. Die D⸗Züge sind genau so ein⸗ gerichtet, wie auf den anderen Bahnen, die Schnellzüge desgleichen und ebenso die Personenzüge. Auf jeder Route giebt es neue und alte Wagen, und ich kann Herrn von Klitzing zu seinem Troste mittheilen, daß noch vor wenigen Tagen aufs lebhafteste hier von Berlin aus Klage geführt wurde, daß man den Residenzlern zumuthe, in Wagen zu fahren, die schon nicht mehr gut genug wären, in den allerentlegensten Theilen des Landes gefahren zu werden. (Hört, hört! Sehr gut!) Jede Strecke muß ihr altes Ma⸗ terial verbrauchen, bis zu dem Punkte, wo es aus wirthschaftlichen Rücksichten überhaupt zum alten Eisen geworfen wird. Aber das würde allerdings durchaus zu rügen und absolut nicht zu entschuldigen sein, wenn diese alten Wagen nicht gehörig gereinigt und in gutem Betriebszustande gehalten würden. Wenn solch ein alter Wagen klappert — das thut man ja im Alter (Lebhafte Heiterkeit) — so ist das verhältnißmäßig zu ertragen. Die Werkstätten und die Betriebsbeamten sind auf das strengste angewiesen, die Wagen reinlich zu halten. Es geschieht das nicht nur aus Rücksichten auf die Annehmlichkeit des Transports, sondern zu gleicher Zeit aus sehr nahe liegenden hygienischen Rücksichten: die unreinlich gehaltenen Eisenbahnwagen sind ein Herd zur Ver⸗ breitung von Seuchen. Ich werde aus den Ausführungen des Herrn von Klitzing Veranlassung nehmen, die ordnungsmäßige Unterhaltung und Reinigung der Wagen einzuschärfen. Aber es ist unmöglich, die alten Wagen eher aus dem Dienst zu ziehen, als bis sie überhaupt so hinfällig sind, daß man dem Publikum nicht mehr wohl zumuthen kann, in denselben zu fahren. Die Wagen werden ohnedies schon ver⸗ hältnißmäßig früher erneuert, als das ursprünglich beispielsweise in dem Erneuerungsfonds der Privatbahnen vorgesehen war. Bei den Privatbahnen mußten die Wagen viel länger Dienst thun, als es bei der Staats⸗Eisenbahnverwaltung üblich ist.
Meine Herren, mit der Beleuchtung liegt es nun ebenso. In den Luxuszügen, bei denen wir ja, wie die Herren neulich erfahren haben, 2 ℳ für die Platzkarte nehmen, können wir etwas mehr Luxus ent⸗ wickeln als da, wo das nicht geschieht. Indessen istso ziemlich jetzt überall die Gasbeleuchtung mit großen Kosten durchgeführt; nur auf einzelnen Strecken, die zu weit von den Gasanstalten entfernt liegen, ist das noch nicht der Fall.
Was den letzten Punkt betrifft, so habe ich für die Klagen des Herrn von Klitzing ein mitfühlendes Herz. Es kann wirklich sehr lästig sein, wenn man namentlich mit seiner Familie reist und hat viel Gepäck und kann sich weder die nöthigen Fahrscheine noch die Gepäckabfertigung von dem Punkt, von dem man abreist, bis zu dem Punkt, wo man die Bahn zu verlassen gedenkt, lösen. Allein, meine Herren, direkte Fahrscheine und direkte Gepäckabfertigung können wir unmöglich in jedem einzelnen Ort einrichten. Wenn der Herr von Klitzig die Güte hätte, sich davon zu überzeugen, welche Häuser geradezu nothwendig sind, um die Gepäckscheine und die Fahrscheine auf den großen Statiosnen unterzubringen, die noch nicht mal nach allen anderen Stationen direkte Verbindung haben, würde er davon überzeugt sein, daß das ganz unmöglich ist, von jeder Station nach jeder Station direkte Fahrscheine und direkte
Gepäckabfertigungen fertig vorräthig zu halten. Deswegen ist die Einrichtung getroffen, daß die Stationen ermächtigt sind, einen direkten Fahrschein mit der Feder herzustellen und bezw. das Gepäck abzufertigen; und die Reisenden, die auf derartigen kleinen Stationen den Zug zu benutzen gedenken, müssen dann aller⸗ dings sich die kleine Unbequemlichkeit auferlegen, daß sie ein paar Minuten früher von Hause gehen oder fahren; dann ist die ganze Sache zu machen. Es giebt dabei natürlicherweise geschickte und etwas weniger geschickte Abfertigungsbeamte, indessen sieben bis zehn Minuten wäre ziemlich reichlich. Daß nach dem Vorschlag des Herrn von Klitzing die Abfertigung dem Zugführer übertragen würde, ist geradezu unmöglich; denn der Zugführer kann unmöglich die Preise der Fahrscheine im Kopf haben, wir können ihm auch nicht das Material geben, wir würden ihn sonst mit Arbeit überlasten, die ihn seinen eigentlichen Zwecken, die viel wichtiger sind, vollständig entziehen. Es kann der Zugführer auch nur für Züge innerhalb einer gewissen Zone ein Billet ausfertigen, und dann kostet es eine Mark Zuschlag, und zwar nur in einer gewissen Zone, wo ein Passagier genöthigt ist, sich auf der betreffenden größeren Station aufzuhalten. Es sind überall da, wo ein dringendes Be⸗ dürfniß, wenn auch ein nur verhältnißmäßig geringes, konstatiert werden konnte, für einen regelmäßigen Verkehr zwischen der einen und einer bestimmten anderen Station schon direkte Abfertigungen eingerichtet worden und wird in diesem Sinne auch fortgefahren werden; aber von jeder Station nach jeder Station, das geht nicht.
Hierauf geht das Haus zur Berathung des Etats der Justizverwaltung über.
Geheimer Justiz⸗Rath Dr. Dernburg: Vor Einführung der neuen Prozeßordnung des Jahres 1879 waren die Zivilprozesse billiger und kürzer. Es wäre gut, wenn wir zu dem Zustand vor 1879 zurückkehrten. Das führt mich zu dem Entwurf des neuen Bürger⸗ lichen Gesetzbuchs. Wenn die Deutschen eine gute einheitliche Gesetz⸗ ebung erhielten, so wäre dies eine Klammer für das Deutsche Rasch
er neue Entwurf ist eines der kostbarsten Schriftstücke; er kostet schon über eine Million. Die Franzosen haben einen großen Vorzug in Bezug auf ihr bürgerliches Recht, da sie darin ungeheuer konservativ sind. Das hält den französischen Staat zu⸗ sammen. Hier hat man neue Grundsätze aufgestellt auf der Grund⸗ lage Windscheid's und einiger gesunder Vernunft. Nach § 1241 kann man eine eingegangene Ehe lösen, wenn man sich später überzeugt, daß man vorher in einem Irrthum in Bezug auf persönliche Eigen⸗ schaften und Verhältnisse befangen gewesen sei. Das nenne ich eine Ehe auf Probe. Wenn der Entwurf Gesetz wird, werden die Richter außerordentliche Schwierigkeiten haben. Das neue Recht be⸗ ruht auf anderen Prinzipien als das alte. Die Prozesse werden sich vermehren und sich in die Länge ziehen. Die Belastung der Richter wird steigen, der Justiz⸗Etat anwachsen. Es ist nicht möglich, bei dem jetzigen wirthschaftlichen Nothstand die wirthschaftliche Kraft unseres Volks durch neue Gesetze noch mehr in Anspruch zu nehmen. Die Einheit des deutschen Volks wird durch das Gesetz nicht gestärkt; die neue Regelung der ehelichen Gütergemeinschaft, die Schwächung der väterlichen Gewalt werden auf den seßhaften Theil der Bevöl⸗ kerung einen schlechten Eindruck machen. Auch Gierke nennt den Ent⸗ wurf mehr römisch als deutsch. Ich hoffe, daß er nicht zum Gesetz wird, wir vielmehr ein anderes einheitliches, wahrhaft deutsches Gesetz⸗ buch erhalten.
JIuftiz⸗ Minisier Schänsted.
Meine Herren! Ich kann nur mein lebhaftes Bedauern aus⸗ sprechen, daß Herr Geheimer Rath Dernburg es heute zum zweiten Mal unternommen hat, hier das künftige Bürgerliche Gesetzbuch für Deutschland zu diskreditieren, daß er es unternommen hat, ohne jeden zwingenden Anlaß, ohne eine irgendwie eingehende sachliche Begründung und vor einem Hause, das im Augenblick absolut nicht im stande ist, irgendwie ein Urtheil sich zu verschaffen, ob und inwieweit die Vor⸗ würfe, die Herr Dernburg vorzubringen für gut befunden hat, be⸗ gründet sind oder nicht. Ich bekenne, daß etwas mehr wie Muth dazu gehört, derartige, nicht auch sachlich sofort zu begründende Vor⸗ würfe zu erheben. Worauf Herr Geheimer Rath Dernburg hinaus will, ist mir nicht klar. Ist es sein Wunsch und seine Absicht, daß die Rechtsverschiedenheit im Deutschen Reich, die seit Jahrhunderten beklagt worden ist, so lange fortdauere, bis die wirthschaftlichen Verhältnisse in einer unser Aller Wünschen entsprechenden Weise sich gebessert haben? Will er die Vorarbeiten zu dem seiner Vollendung nahen Gesetzbuch beseitigen? Will er das Bürgerliche Gesetzbuch, so, wie es vor uns gestaltet liegt, einfach unter den Tisch werfen und eine neue Kommission einberufen, um ein neues Gesetzbuch auszuarbeiten, das wahrscheinlich wieder ebenso wenig den allseitigen Wünschen entsprechen würde, wie das jetzt vorliegende? Ich sage, meine Herren, ein Anlaß zu diesem Angriff auf das Bürger⸗ liche Gesetzbuch hat nicht vorgelegen. Der Etat, der hier zur Berathung steht, hat absolut keinen Anlaß geboten, sich darüber auszusprechen, wie der preußische Justiz⸗Etat sich gestalten wird, wenn einmal das Bürgerliche Gesetzbuch in Kraft getreten sein wird; auch keinen Anlaß geboten, sich den Kopf der künftigen Richter zu zerbrechen, wie sie werden fertig werden mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch, dessen Schwierigkeiten von sachverständigen Männern nicht in der Weise beurtheilt werden, wie das seitens des Herrn Professors geschehen ist. Sind denn die wenigen herausgerissenen Beispiele, von denen zwei Herr Geheimer Rath Dernburg schon zum zweiten Mal vorgebracht hat: seine Ehe zur Probe und die Schwächung der päter⸗ lichen Gewalt — man kann ja über diese Punkte ver⸗ schiedener Meinung sein — irgendwie geeignet, auch nur Einen von Ihnen in die Lage zu versetzen, zu sagen: das Bürgerliche Gesetzbuch taugt nichts? Das wäre eine Leichtfertigkeit, die niemandem in diesem hohen Hause zuzu⸗ trauen ist. Ich frage noch einmal: was wünscht denn der Herr Pro⸗ fessor? worauf soll es hinaus? Sollen wir weiter eine abwartende Stellung einnehmen, oder was sonst? Er hat uns schließlich eine Aeußerung des Professors Gierke, eines unserer hervorragendsten Germanisten, aus dessen Vorrede zu seinem Deutschen Privatrecht vorge⸗ tragen. Wir alle wissen, meine Herren, daß gegensätzliche Anschauungen zwischen Romanisten und Germanisten bestehen, aber das sind vielfach Schlagworte, Schlagworte ohne Inhalt, wenn behauptet wird, daß das Bürgerliche Gesetzbuch keinen deutschrechtlichen Charakter habe, daß es lediglich römisches Recht reproduziere. Alle, die sich damit näher beschäftigt haben, werden solcher Auffassung entgegentreten; der Vorwurf entbehrt der Begründung. Für den Vorwurf ferner, daß das Bürgerliche Gesetzbuch unverständlich sei und den Bedürfnissen des praktischen und wirklichen Lebens nicht entspreche, dafür ist Herr Professor Dernburg ebenso jede Begründung schuldig geblieben. Ich glaube, daß das Bürgerliche Gesetzbuch, dem eine große Zahl der tüchtigsten und hervorragendsten Männer Deutschlands ihre ganze Kraft, ihr bestes Wissen und Können gewidmet haben und zwar nicht bloß Juristen, sonder änner aus der Praxis des Lebens, von
denen wir die Freude haben, einen unter uns zu sehen, nicht den Vor wurf verdient, den hier — ich möchte fast sagen ins Blaue hinein — Herr Professor Dernburg erhoben hat. Ich muß auf das entschiedenste dagegen protestieren, daß solche Auffassungen, die hier so ohne Begründung hineingeworfen sind, Wund deshalb glaube ich von vornherein ganz entschieden dagegen eintreten zu müssen. Wir sind hier nicht in es Lage, in eine Diskussion über das Bürgerliche Gesetzbuch ein⸗ zutreten, aber das Eine glaube ich doch heute sagen zu können: wenn man es vielleicht bedauern kann, daß das Gesetzbuch ohne die Mit⸗ wirkung des Herrn Professors Dernburg zu stande gebracht wird 8 glaube ich doch zuversichtlich, daß es zur Ehre des Deutschen Reichs auch gegen seinen Willen wird fertig gestellt werden, und ich glaube daß es ein ruhmvoller Tag für Deutschland sein wird, an dem Seine⸗ Majestät der Kaiser durch Seine Unterschrift dieses Gesetz vollziehen und damit dem Deutschen Reich in der Rechtseinheit einen Kitt geben wird, der in hervorragender Weise dazu beitragen wird, das Reich zusammenzuhalten.
Wenn ich nun noch auf einige Punkte in der Einleitung des Vortrags des Herrn Vorredners eingehe, die allerdings eine selbständige Bedeutung wohl nicht haben in Anspruch nehmen wollen, sondern üe4 den Uebergang zu den Angriffen auf das künftige deutsche Zivilgesetz⸗ buch bilden sollten, so glaube ich, daß auch dasjenige, was er in Bezug auf den gegenwärtigen rechtlichen Zustand und auf die Ver⸗ schlechterung desselben durch die neue Prozeßgesetzgebung gegen⸗ über dem früheren gesagt hat, nur mit weessentlichen Ein⸗ schränkungen als richtig zugegeben werden kann. Es ist ja richtig, daß viele, die in den Gewohnheiten des alten preußischen Rechts groß geworden sind, das Alte dem Neuen vorziehen. Aber, meine Herren, halten Sie es denn für möglich und halten es nament⸗ lich diejenigen Herren, die bei der Entstehung der neuen Prozeßgesetze mitgewirkt haben, für möglich, daß damals das alte preußische Prozeß⸗ recht zum allgemeinen deutschen hätte erhoben werden können? So⸗ weit ich die Verhältnisse übersehe, wird jeder anerkennen müssen, daß damals in weiten Kreisen des Deutschen Reichs dagegen eine vielleicht auf Vorurtheil beruhende Ahb⸗ neigung herrschte, sodaß kaum einige Aussicht war, daß das preußische Recht zur Grundlage für das allgemeine deutsche Prozeßrecht genommen werden könne. Wenn der Herr Professor be⸗ hauptet, daß jetzt die Prozesse jahrelang dauerten, die früher in kurzer Zeit ihre Erledigung gefunden hätten, so fehlt ihm auch dafür die statistische Grundlage. Diese bestätigt das Gegentheil. Daß manche Prozesse jahrelang dauern, was auch früher der Fall war, liegt viel⸗ fach an der größeren Schwierigkeit der Sache oder an dem Willen der Parteien, die ihre Sache nicht gefördert haben wollen. Aus der Statistik von 1893, aus der ich die Zahlen vorlesen will, werden Sie ersehen, daß auch dieses Urtheil des Herrn Professors Dernburg nicht mit derjenigen Vorsicht ausgesprochen ist, die die Voraussetzung eines solchen Urtheils bilden sollte. Es liegen mir die Zahlen für 1893 von den Landgerichten vor. Daraus ergiebt sich, daß 1893 von den durch kontradiktorisches Urtheil erledigten Prozessen, welche also bei den Landgerichten streitig geworden waren, in erster Instanz beendet worden sind: in weniger als drei Monaten — was unter dem alten Verfahren kaum möglich gewesen wäre — 8100, 1
dauerten, und zwar ein bis zwei Jahre, 4386 und über zwei Jahre 1153, also die weit überwiegende Mehrzahl der Prozesse ist im Laufe der ersten sechs Monate entschieden, weit über die Hälste sämmtlicher streitig gewordenen Sachen.
Ganz ähnlich stellt sich die Sache in der Berufungsinstanz bei den Landgerichten, trotz der vielfach ungünstigen Verhältnisse, mit denen die Gerichte zu kämpfen haben: dem Mangel an ausreichenden Richterkräften, der Ueberlastung u. s. w. Da sind gleichwohl bei den Berufungskammern erledigt in weniger als drei Monaten 8171 Pro⸗ zesse, in drei bis sechs Monaten 8229, in sechs bis zwölf Monaten 5442, in mehr als einem Jahre bis zwei Jahren 1315, und mehr als zwei Jahre haben in der Berufungsinstanz über⸗ haupt nur 223 Sachen in Anspruch genommen. Nach diesen Zahlen mögen Sie beurtheilen, wie weit auch dieser Angriff in seiner Allgemeinheit als berechtigt anzuerkennen ist oder nicht.
„Herr von Helldorff: Als Mitglied der Kommission für das Bürgerliche Gesetzbuch möchte ich hervorheben, daß nach den Aus⸗ führungen des Geheimen Justiz⸗Raths Dernburg dieser gegen ein einheit⸗ liches deutsches Gesetzbuch überhaupt zu sein scheint. Ich glaube, daß das Gesetzbuch seinen Zweck erfüllt, auch wenn der Laie nicht jeden Paragraphen versteht. Das ist beim Allgemeinen Landrecht auch nicht der Fall. Ich habe als Laie den Eindruck, daß das Gesetzbuch auf der einen Seite der Entwicklung freien Raum läßt, auf der anderen Seite aber auf echt konservativer Grundlage stehe. Ich habe auch den Eindruck, daß dem deutschen Rechtsbewußtsein in diesem Gesetzbuch voll Rechnung getragen worden ist. Das Gesetzbuch ist ein Denkmal deutschen Fleißes und deutscher Gründlichkeit, ein guter Wetzstein in der Einheit des deutschen Vaterlandes. 1
Graf von der Schulenburg: Ich bedauere die herbe Kritik des Justiz⸗Ministers. Ich fühle mich mit einem großen Theil des Hauses dem Geheimen Justiz⸗Rath Dernburg zum Dank für seine Streiflichter verpflichtet, die er auf das Bürgerliche Gesetzbuch warf. Ich bin der Ueberzeugung, daß es dem deutschen Gewohnheitsrecht, wie es unter Führung Stahl's hier Zustimmung fand, nicht entspricht. Ich glaube, eine Umarbeitung des Allgemeinen Landrechts wäre besser am Platz gewesen. Ich danke Herrn Dr. Dernburg. “ „Geheimer Justiz⸗Rath Dr. Dernburg: Meine Legitimation liegt in meiner 50 jährigen Beschäftigung mit Rechtsfragen und meiner Berufung als Mitglied des Herrenhauses durch König Wilhelm J. Der Justiz⸗Minister ist erst kurze Zeit im Amt, sonst hätte er mich wohl nicht gewissermaßen nach meiner Legitimation gefragt.
Justiz⸗Minister Schönstedt:
Meine Herren! Ich bin jeder Belehrung gern zugänglich, auch von seiten des Herrn Geheimen Raths Dernburg, und wenn ich aus den erwidernden Worten des Herrn Geheimen Raths Dernburg ent⸗ nehmen muß, daß ich vielleicht in meiner Entgegnung etwas leb⸗ hafter geworden bin, als es den Gewohnheiten dieses hohen Hauses entspricht, so bitte ich um Entschuldigung, bitte aber auch eine Entschuldigung in dem Umstande zu erkennen, daß es dem Mann, der an der Spitze der preußischen Justizverwaltung steht, nicht leicht wird, seine volle Ruhe zu bewahren, wenn der Versuch gemacht wird, ein großes nationales Gesetzgebungswerk im letzten Augenblick, nach jahrelangen, mühevollen Arbeiten zu Falle zu bringen. (Zuruf: Im letzten Augenblick?)
Herr Graf von der Schulenburg hat mich vorher wohl nicht ganz richtig verstanden, wenn er meinte, daß ich die Berechtigung des Herrn Geheimen Raths Dernburg habe irgendwie in Zweifel zieben
sich festsetzen,
in drei bis sechs Monaten 9331, in sechs Monaten bis einem Jahr 9944; länger als ein Jahr
in den Zündholzfabriken ist allgemein.
17. März bis inkl. 23. März cr.
wollen, dem hohen Hause Aufschlüsse über das Bürgerliche Gesetzbuch zu geben. Ich habe nur in Abrede gestellt, daß er „solche Aufschlüsse gegeben habe; ich habe gesagt, daß er ein Urtheil gefällt habe, ohne das Haus in die Lage zu setzen, die Sache nachzuprüfen. Aufschlüsse über Werth, Wesen und Bedeutung des Bürgerlichen Gesetzbuchs hat uns nur Herr von Helldorff gegeben. Ich bin deshalb auch nicht in der Lage, gegenüber den einzelnen Bemerkungen des Herrn Geheimen Raths Dernburg in irgend eine sachliche Entgegnung einzutreten. Was die letzten Bemerkungen des Herrn Geheimen Raths Dernburg angeht, gegen diejenigen meiner Worte, die zu meinem Bedauern einen tieferen Eindruck auf ihn gemacht zu haben scheinen, als es in meiner Absicht gelegen hat, so glaube ich auch hierbei mißverstanden zu sein. Ich habe keineswegs gesagt, daß ich meine, Herr Geheimer Rath Dernburg habe es bedauert, daß das Gesetzbuch ohne ihn zu stande gekommen sei. Ich habe ge⸗ sagt, man könne es vielleicht bedauern, daß das Gesetzbuch ohne ihn zu stande gekommen sei, d. h. alle diejenigen, die der Meinung sein mögen, daß durch seine Mitwirkung das Gesetzbuch ein besseres ge⸗ worden wäre. Weiter habe ich nichts gesagt (na! na!) und bin daher nicht in der Lage, gegenüber Herrn Geheimen Rath Dernburg da irgend etwas zurücknehmen zu müssen.
Abg. Freiherr von Dürant kommt auf einen im vorigen Jahre erwähnten Fall zurück, in dem ein Geisteskranker in Gemeinschaft mit Verbrechern aus dem Untersuchungsgefängniß nach der Charité ge⸗ schafft wurde.
Geheimer Ober⸗Justiz⸗Rath Vierhaus erklärt, es sei Vorsorge getroffen, daß ein solches E“ nicht mehr eintreten könne. Das Haus geht zur erathung des Etats des Ministeriums des Innern über.
Herr von Diest fragt, ob ein Gesetz hinsichtlich der Ver⸗ pflegungsstationen zu erwarten sei.
Minister des Innern von Köller:
Ich bitte, nur ein paar Worte als Antwort geben zu dürfen. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß jene Vereine, welche die Schaffung von Naturalverpflegungsstationen u. s. w. befördert haben, sich den außerordentlichen Dank und die Anerkennung des ganzen Landes erworben haben und dieselben auch im hohen Maße verdienen. Es sind von in Summa 531 Kreisen der Monarchie im Jahre 1892/93 363, im Jahre 1894 355 Kreise, und zur Zeit haben wir noch 342 Kreise, welche Verpflegungsstationen eingerichtet haben; Verpflegungs⸗ stationen sind gewesen in demselben Zeitraum 857, 844 und 745, so daß allerdings leider konstatiert werden muß, daß die Zahl der Verpflegungsstationen um etwas heruntergegangen ist. Die Kosten der Verpflegungsstationen haben in demselben Zeitraum betragen 1 308 000, 1 111 000 für das laufende Etatsjahr haben sie noch nicht festgestellt werden können. Nun, meine Herren, in Anerkennung der Nützlichkeit und Bedeut⸗ samkeit dieser ganzen Frage ist die Staatsregierung nicht müßig, sondern damit beschäftigt gewesen, einen Gesetzentwurf auszuarbeiten. Der Gesetzentwurf liegt fertig zur Zeit dem Staats⸗Ministerium vor, in welchem er zur Berathung kommen soll. (Bravo!) Wenn die Sache etwas länger hinausgezogen worden ist und der Ent⸗ wurf nicht gleich zu Anfang der Session dem Landtage vorgelegt werden konnte — ich weiß auch nicht, ob es möglich sein wird, ihn noch in dieser Session vorzulegen, obgleich die Vor⸗ arbeiten bereits fertig sind —, so sind die Gründe dafür einfach die,
aß man bei den momentanen bedenklichen Finanzverhältnissen im
anzen Lande nicht gleich mit einer Vorlage hervortreten wollte, welche den Kreisen eine dauernde Last von circa 2 Millionen Mark auf⸗
erlegt. Denn so wichtig und bedeutsam in einzelnen Kreisen die Frage auch ist, so haben wir doch auch Provinzen, in denen diese Frage nicht von
jener Bedeutung ist. Andererseits aber generell allen Kreisen der Monarchie eine dauernde Last auferlegen, war ein
Schritt, zu dem sich die Staatsregierung bisher nicht entschließen konnte. Aber, wie gesagt, — und ich glaube, damit wird Herr von
Diest zufrieden sein — der Gesetzentwurf ist fertig, liegt dem Staats⸗ Ministerium zur Berathung vor, und ich kann nur mit Herrn von Diest wünschen, daß das Staats⸗Ministerium sich bald darüber ent⸗ scheiden wird, was es thun will.
Damit ist der Etat des
erledigt. Die weitere Berathung wird um 61 ¼ Uhr vertagt.
Ministeriums des Innern
Statistik und Volkswirthschaft.
““ Zur Arbeiterbewegung. “ n Schmölln beträgt, wie der „Magdb. Ztg.“ aus Altenburg
8 b geschrieben wird, nach einer von dem Stadtrath bewirkten Zählung
die Zahl der ausständigen Knopfarbeiter gegenwärtig noch 800 Männer und Frauen. Verhandlungen zur Beilegung des Aus⸗ standes, die am Mittwoch auf Veranlassung und in Anwesenheit des
Fabrikinspektors Böhnisch gepflogen wurden, führten nicht zu dem gewünschten Erfol
In Altwasser haben, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird,
300 Porzellanarbeiter der Firma Tielsch ihre Kündigung ein⸗
gereicht. Aus Solothurn wird der gemeldete Uhrmacher⸗Ausstand
im Jura (vgl. Nr. 78 d. Bl.) durch folgendes Telesgramm der „Magdeb. Ztg.“ bestätigt: In Grenchen, dem Mittelpunkt der
Uhrenenindustrie ist ein großer Uhrmacher⸗Ausstand ausgebrochen. Zwei⸗ tausend Mann haben die 2
Arbeit niedergelegt. 8 Aus Brüssel meldet „W. T. B.”: Der Brüsseler Bund der
Arbeiterpartei beschloß, einen Aufruf an die Arbeiterbevölkerung
zu erlassen, in der diese aufgefordert wird, sich bereit zu halten, um in den allgemeinen Ausstand einzutreten.
Aus Lüktich wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 28. März ge⸗ meldet: Der Ausstand der Grubenarbeiter ist beendet; es fehlten ins⸗
gesammt kaum noch 200 Arbeiter bei der heutigen Tagesfahrt.
gemeldet: Der Ausstand Maueranschläge theilen mit, daß sämmtliche Zündholzfabriken im ganzen Lande die Arbeit eingestellt haben.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der W vom zur Anmeldung gekommen:
926 Lebendgeborene, 296 Eheschließungen, 38. Todtgeborene, 730
Aus Paris wird dem „D. B. H.“
Sterbefälle.
1. Kunst und Wissenschaft. ie Blätter des Albums, welches der „Verein Deutscher
Ingenieure“ dem Fürsten Bismarck zu seinem 80. Geburtstag darbringt, werden vom 2.
bis 6. April, im Kunstsalon von
Schulte, Unter den Linden 1, ausgestellt sein. Es sind
37 Blätter: ein Titel⸗ und ein Widmungsblatt des Hauptvereins und 35 Blätter seiner Bezirksvereine: letztere besonders dadurch eigenartig, daß sie bedeutende Ingenieurarbeiten sowie die Industriezweige der betreffenden Bezirke zur Darstellung bringen.
“
2
— Im Verein für Deutsches Kunstgewerbe hielt am Mittwoch Abend Herr Professor Wiese, Direktor der Königlichen Feicen nkaernce zu Hanau, einen Vortrag „über die Königliche
eichen⸗Akademie zu Hanau in ihrer Wirksamkeit als Fach⸗ schule für die Edelmetallindustrie“. Redner gab zuerst einen kurzen historischen Abriß der Entwicklung der Anstalt, schilderte, wie dürftig ihre Leistungen in früheren Zeiten gewesen seien, und wie be⸗ sonders die Verquickung der Zeichen⸗Akademie mit der Kunst⸗ gewerbe⸗ und Bauhandwerkerschule ihre Entwicklung gehemmt habe. Erst nach der Loslösung der letzteren sei die Akademie, zumal unter der Gunst des Fürsten Bismarck, als Handels⸗ Minister, zu dem geworden, was sie jetzt sei: eine Edelmetall⸗ industrieschule im besten Sinne des Wortes. Die ganze Lehrweise sei darauf zugeschnitten, die Schüler der einzelnen Fächer sowohl zeich⸗ nerisch als praktisch zu brauchbaren Arbeitern zu machen. Um diese Ziele zu erreichen, besitze die Akademie, dank der reichen zur Ver⸗ fügung stehenden Geldmittel, eine Vorbildersammlung von 34 000 Einzelblättern und eine stattliche Bibliothek; und daß sie diese Ziele erreiche, das beweise das ungetheilte Lob, welches ihr in französischen fachmännischen Berichten gezollt werde, wovon Redner einige Proben mittheilte. Unter der Ungunst der Zeit, von der unsere gesammte Industrie betroffen werde, habe auch die Akademie schwer zu leiden, so daß sowohl die Schülerzahl als auch die Zahl der Betriebe in
nau bedeutend abgenommen hätten. Alles strebe nach der Haupt⸗ kadt des Reichs, und so schloß Redner mit dem Wunsch, daß die Zeit nicht mehr fern sein möge, wo in Berlin eine Fachschule für Edelmetallindustrie gegründet werde. Zur “ seines Vor⸗ trags hatte Redner von den Schülerarbeiten seiner Akademie eine reiche Auswahl ausgestellt, während die hiesigen Firmen: Hugo Schaper, J. Werner, Louis Schluttig, Meyen u. Co. kostbare Stücke der Juwelierkunst beigesteuert hatten. Herr Ziseleur Otto Rohloff hatte einen Knunstschrein eliefert, Herr A. Stübbe eine Kollektion von Vereinsabzeichen. — In der Konkurrenz des Vereins für deutsches Kunstgewerbe um Entwürfe zu einem zusammengehörigen Schmuck haben erhalten: den 1. Preis (80 ℳ) Zeichner Ludwig Seipel, den 2. Preis (60 ℳ) Modelleur Eugen Lapieng, den 3. Preis (40 ℳ) Juwelier Rudolph Büttner. In der Konkurrenz um Entwürfe oder Modelle für ein Vereinsabzeichen des Berliner Regatta⸗Vereins haben erhalten: den 1. Preis (100 ℳ) Bildhauer Heinrich Baum, den 2. Preis (60 ℳ) Maler Georg Tippel, den 3. Preis (40 ℳ) Kunstmaler August Glaser (München). Mit lobender Erwähnung wurden bedacht: Maler Carl Mickelait, Maler Wilh. Battermann, Maler Bruno Drabig, Maler Julius Voß, Zeichner Ludwig Sütterlin (für zwei Entwuüͤrfe), Maler Ferdinand Breucha.
— In der diesjährigen Münchener Jahresausstellung wird für die zeichnenden und vervielfältigenden Künste wie im Vor⸗ jahre wieder eine größere Abtheilung als Schwarz⸗Weiß⸗Ausstellung eingerichtet werden. — Die Betheiligung der belgischen Kunst an der Ausstellung wird von einem durch die belgische Regierung ernannten Künstler⸗Comité, bestehend aus dem Maler Albrecht De Vriendt, Direktor der Akademie in Antwerpen und Ehrenmitglied der Münchener Künstlergenossenschaft, und dem Bildhauer Des Enfans in Brüssel organisiert, denen als Sekretär Herr E. D. Meurisse vom belgischen Ministerium des Innern und des öffentlichen Unterrichts beigegeben ist. “
— Die Shakespeare⸗Gesellschaft hält ihre diesjährige Generalversammlung wieder in Weimar, und zwar am 23. April Cuno Fischer wird über „Baco und Shakespeare“
en
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Ernte Ungarns im Jahre 1894. Das ungarische Landesstatistische Bureau hat kürzlich die genauen Ziffern der vorjährigen Ernte Ungarns veröffentlicht.“) Hiernach
wurden geerntet: 8 8 39 622 620 Meterzentner. 13 961 656 * 13 112 708 10 876 134 17 803 683 28 380 645 8 —8 b jährige Ergebniß n Weizen einen Ausfall von rund 4 Millionen und in Mais einen solchen von 17 ½ Millionen Meterzentnern auf
Zwangs⸗Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am
29. März die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Rüdersdorferstraße 27, dem A. Köppen und Frau gehörig; Nutzungswerth 5480 ℳ; Meistbietender blieb der Brauereibesitzer
.W. Gabriel zu Berlin mit dem Gebot von 108 001 ℳ — Beusselstraße 59, dem Kaufmann E. Rangmeier gehörig; Nutzungswerth 10 110 ℳ; Meistbietende blieben die Kaufleute G. Dortschi und H. Braun zu Berlin mit dem Gebot von 141 000 ℳ — Gleditschstraße 33, dem Bildhauer Oskar Großmann gehörig; Fläche 6,95 a; Meistbietender blieb der Rentier C. Hemmer⸗ king zu Schöneberg mit dem Gebot von 171 500 ℳ — Groß⸗ görschenstraße 29, dem Malermeister K. Tobina gehörig; Fläche 10,83 a; mit dem festgesetzten geringsten Gebot von 1100 ℳ blieb der Kaufmann Leopold Engel zu Berlin Meistbietender.
— Der von dem bekannten Börsenstatistiker W. L. Hertslet herausgegebene „Kupon⸗Warner für Deutschland und Oesterreich“, der im Verlage der Haude und Spener'schen Buch⸗ handlung (F. Weidling) in Verlin erscheint, liegt in der zwölften Auflage vor. Der Kupon⸗Warner enthält, wie es im Vorwort heißt, ein möglichst vollständiges Verzeichniß aller in Berlin und sonst in Deutsch⸗ land, sowie in Oesterreich vorkom menden Kupons, welche 1) entweder werthlos oder augenblicklich nothleidend, 2) auf ungesetzlichem Wege in Umlauf gekommen sind, 3) nicht mit dem vollen darauf gedrucktem Betrage zur Auszahlung kommen; 4) auf Thaler lauten, aber nur im Verhäliniß von 2 Thlr. gleich 3 Fl. Silber = 6 Kron. (österreichisch) eingelöst werden; 5) von Fälschern nachgeahmt sind; oder bei denen 6) senst irgend etwas für seden Kassierer Wichtiges zu bemerken ist. Die neue Auflage ist natürlich für die Zeit, welche seit der vorhergehenden Ausgabe verflossen ist, inhaltlich ergänzt und er⸗ weitert worden. Der Name des Verfassers, der seit einer langen Reihe von Jahren auch „Saling's Börsenjahrbuch“ bearbeitet, bürgt für die sorg⸗ fältige Zusammenstellung auch der Mittheilungen und thatsächlichen Angaben des „Kupon⸗Warner“. In der neuen Auflage ist u. a. namentlich auch das neue italienische Gesetz über die Einkommensteuer vom 22. Juli 1894 in seinem Sen auf den Werth italienischer Kupons in Betracht gezogen worden. Der Kupon⸗Warner bildet so⸗ nach ein werthvolles Nachschlagebuch nicht nur für die Bankgeschäfte, sondern auch für alle Kaufleute, in deren geschäftlichem Verkehr Kupons an Zahlungsstatt vorkommen.
Magdeburg, 29. März. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl., von 92 % —, neue 10,05 — 10,15. Kornzucker exkl., 88 % Rendement 9,40 — 9,50, neue 9,55 — 9,65. Nachprodukte exkl., 75 % Rendem. 6,80 — 7,30. Stetig. Brotraffinade I 21,75. Brot⸗ raffinade II 21,50. Gem. Raffinade mit Faß 21,50 — 22,00 Gem. Melis I mit Faß 21. Ruhig. Rohzucker I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg 2 März 9,30 Gd., 9,35 Br., pr. April 9,35 bez., 9,37 ½ Br., pr. Mai 9,45 Gd., 9,50 Br., pr. Juli 9,65 Gd., 9,70 Br. Ruhig. — Wochenumsatz im Rohzuckergeschäft 137 000 Ztr.
Leipzig, 29. März. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. April 2,97 ½ ℳ, pr. Mai 3,00 ℳ, pr. Juni 3,02 ½ ℳ, pr. Juli 3,05 ℳ, pr. August 3,07 ½ ℳ, pr. September 3,07 ½ ℳ, pr. Oktober 3,10 ℳ, pr. November 3,10 ℳ, pr. Dezember 3,10 ℳ, pr. Januar 3,12 ½ ℳ, pr. Februar 3,15 ℳ, Umsatz 90 000 kg. 88
88
88 I 88 . 8
(W. T. B.) (Börsen⸗ Schlußbericht.) (Offiziele Notierung der Bremer
etroleum⸗Börse.) Ruhig. Loko 6,70 Br. — Baumwolle
tetig. Upland middl. loko 31 ¼ 4. — Schmalz. Sehr fest. Wilcor 37¼ 4, Armour shield 36 ½ 4, Cudahv 38 J, Fairbanks 30 ½ 4. — Speck. Sehr fest. Short elear middling loko 31 k. — Taback. Umsatz: 501 Seronen Carmen, 15 Faß Kentucky, 24 Faß
Scrubs. 8
Bremen, 29. März. (W. T. 88 Der auf heute Nachmittag in den Konventsaal einberufene Kau mannskonbvent nahm ein⸗ stimmig eine b 2 32 sich gegen jede Aenderung der Goldwährung Deutschlands ausspricht. 8
E 29. März. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittags⸗ bericht.) Good average Santos pr. Mai 77 ¼, pr. September 77 ¼ pr. Dezember 75. Schleppend. — Zuckermarkt. (Schlußbericht.) Rüben⸗Robzucker I. Produtt Basis 88 % Rendement neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. März 9,32 ½, pr. Mai 9,45, pr. Augu 9,72 ½, pr. Oktober 9,80. Ruhiger. S h
Hamburg, 29. März. (W. T. B.) Das Landgericht sprach heute den Direktor der Hansa bank nebst Genossen des Vergehens gegen das Genossenschaftsgesetz schuldig und verurtheilte den Direktor Kramer zu 400 ℳ Geldstrafe, die Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsraths Normann, Langschwager, Scharnweber und Kippho zu je 300, Schilling, Dierks und Seward zu je 150 ℳ Geldstraf Der Gerichtshof betrachtete es als erwiesen, daß die Bilanzen der Hansabank in den Jahren 1891 und 1892 wissentlich falsch aufgestellt worden sind.
28. März. (W. T. B.). Der Maschinenfabrikant Umrath, welcher den Bau von Lokomotiven in Oesterreich einführte, ist gestorben. 8 1—
London, 29. März. (W. T. B.) Wollauktion. Preise unverändert, fest.
An der Küste 7 Weizenladungen angeboten.
96 % Javazucker loko 11 ⅜ . Rüben⸗Rohzucker loko 9 thätig. — Chile⸗Kupfer 39v , pr. 3 Monat 39 ½.
Fivervaol. 29. März. (W. T., B.) Baumwollen⸗ Wochenbericht. Wochenumsatz gegenwärtige Woche 61 000 (vorige Woche 111 000), do. von amerikanischen 56 000 (92 000), do. für Spek lation 5000 (17000), do. für Export 1000 (3000), do. für wirklichen Konsum 50 000 (72 000), do. unmittelb. ex. Schiff 74 000 (79 000), wirklicher Export 5000 (6000)) Import der (60 000), davon amerikanische 73 000 (50 000), 1 (1 812 000), davon amerikanische 1 685 000 (1 674 000), schwimmend nach Großbritannien 97 000 (112 000), davon amerikanische 95 000 (110 000). 1
Manchester, 29. März. (W. T. B.) 121 Water Taylor 4 ⅜, 30r Water Taylor 6 ¼, 20r Water Leigh 5 ⅞, 30r Water Clayton 6, 32r Mock Brooke 5 ¾, 40r Mayoll 6 ⅜, 40r Medio Wilkinson 7, 32r Warpcops Lees 5 ⅛, 36r Warpcops Rowland 6 ⅛, 36r Warpcops Wellington 6 ⅞, 40r Double Weston 7 ¼, 60r Double courante Qua⸗ lität Fn 32* 116 vards 16)116 grey Printers aus 321/46 r 135. Fest.
Glasgow, 29. März. (W. T. B.) Die Vorräthe von Robeisen in den Stores belaufen sig auf 284 535 Tons gegen 315 829 Tons im vorigen Jahre. — Die ahl der im Betrieb befind⸗ lichen Hochöfen beträgt 74 gegen 67 im vorigen Jahre.
St. Petersburg, 29. März. (W. T. B.) Wie verschiedene Blätter melden, ist endgültig beschlossen worden, den Wirkungskreis der Reichs⸗Bauernbank auf die baltischen Gouvernements au zudehnen unter Errichtung von Filialen in Reval und Riga.
St. Petersburg, 29. März. (W. T. B.) Produkten⸗ markt. Weizen loko 8,00. Roggen loko 5,50. Hafer loko 3,20. Leinsaat loko 10,75. Hanf loko 44,00. Talg loko 51,00, pr. August —.
Amsterdam, 29. März. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 53 ½. — Bancazinn 38 ½. 8
New⸗York, 29. März. (W. T. B.) Die Börse eröffnete in fester Haltung, wurde im weiteren Verlauf lebhaft und allgemein fest und schloß fest. Der Umsatz der Aktien betrug 214 000 Stück.
Weizen eröffnete fest und stieg während des ganzen Börsen⸗ verlaufs mit wenigen Reaktionen infolge Deckungen der Baissiers und Käufe für den Exrport. Schluß recht fest. — Mais allgemein fest während des ganzen Börsenverlaufs infolge Deckungen der Baissiers.
Schluß behauptet.
Waarenbericht. Baumwolle, New⸗York 6 ⁄16, do. New⸗ Orleans 511⁄16. Petroleum New⸗York 7,10, do. Philadelphia 7,05, do. rohes 7,00, do. Pipe line cert. p. April 113 nom., Schmalz West. steam 7,25, do. Rohe & Brothers 7,55, Mais behauptet, do. p. März —, do. p. Mai 51 ⅝, do. p. Juli 51 ⅜. Weizen fest, rother Winterweizen 62 ½, do. Weizen p. März 608, do. p. Mai 6l1, do. p. Juli 61 ½, do. p. Dez. 64 ¾, Getreidefracht nach Liverpool 2 ¼, Kaffee fair Rio Nr. 7. 16 ⅛, do. Rio Nr. 7 p. April 14,90, do. do. p. Juni 14,75, Mehl, Spring elears 2,40, Zucker 211/16, Kupfer 9,35.
Baumwollen⸗Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions⸗ häfen 116 000 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 61 000 Ballen, Ausfuhr nach dem Kontinent 65 000 Ballen, Vorrath 897 000 Ballen. Chicago, 29. März. (W. T. B.) Weizen durchweg fest infolge ungünstigen Wetters und auf Berichte von Ernteschäden, sowie auf Käufe für den Exvort und Deckungen der Baissiers. Schluß fest. — Mais allgemein fest während des ganzen Börsenverlaufs, ent⸗ sprechend der Festigkeit des Weizens. Schluß behauptet. Weizen pr. März 54 ¾, pr. Mai 55 ¾. Mais pr. März 45 ½. Speck short clear nomin. Pork pr. März 12,32.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bromberg, 29. März. (W. T. B.) Die Strecke Garnsee — Lessen ist wieder fahrbar.
Koblenz, 29. März. (W. T. B.) Wegen Hochwassers wird der Trajektbetrieb Bingerbrück — Rüdesheim nur zwischen Bingen und Rüdesheim und Bonn — Oberkassel und nur für die Tageszüge 164 und 173 ausgeführt.
Bremen, 30. März. (W. T. B.) Norddeutscher Llopd. Der Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm II.“ ist am 26. März Abends in New⸗York angekommen. Der Schnelldampfer „Lahn“ ist am 26. März Abends von New⸗York nach der Weser abgegangen. Der Reichs⸗Postdampfer „Prinz Heinrich“ ist am 26. März Nach⸗ mittags in Aden angekommen.“ Der Schnelldampfer „Saale“ ist am 28. März Nachmittags auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer „Werra“ ist am 28. März Vormittags von Genua nach New⸗York abgegangen. Der Postdampfer „Neckar“ hat am 28. März Morgens die Reise von Gilbraltar nach New⸗York fortgesetzt. Der Postdampfer „Salier“ ist am 28. März Nachmittags auf der Weser angekommen. Der Schnell⸗ dampfer „Havel“ hat am 27. März Nachmittags die Reise von Southampton nach New⸗York fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Gera“ hat am 27. März Abends die Reise von Neapel nach Port Said fortgesetzt. Der Postdampfer „Köln⸗“ hat am 28. März Morgens die Reise von Antwerpen nach Vigo fortgesetzt. Der Postdampfer „H. H. Meier“ ist am 25. März von Buenos Aires nach der Weser abgegangen. 1
London, 29. März. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Norham⸗Castle“ hat Donnerstag auf der Ausreise Madeira passiert. Der Castle⸗Dampfer „Grantully Castle“ ist heu auf der Ausreise in Kapstadt angekommen. Der Castle⸗Dampfer „Drummond Castle“ ist heute auf der Heimreise in London
angekommen.
St. Petersburg, 29. März. (W. T. B.) Gegenwärtig werden Voruntersuchungen ausgeführt für eine Eis enbahnver⸗ bindung Nord⸗Kaukasiens mit Transkaukasien über Stanitza Nevinommyßkaja, Suchum, Senaki.
„Blaltischport, 30. März. (W. T. B.) Die Schiffahrt ist wieder eröffnet. Ausländische Dampfer sind im hiesigen Hafen
Bremen, 29. März. Raffiniertes Petroleum.
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eingetroffen.