Anschluß an Zug 3 nach Berlin nicht erreicht. Grund: Zwei⸗ stüͤndige Betriebestörung wegen Entgleisung eines Güterzuges in Verviers.
Bremen, 18. April. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnell fer „Havel“ hat am 17. April Morgens Lizard passiert. Der Postdampfer „H. H. Meier“ hat am 16. April Mittags die Reise von Vigo nach Southampton fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Prinz⸗Regent Luitpold“ ist am 17. April Vormittags in Colombo angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Prinz Heinrich“ ist am 17. April Morgens auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer „Trave“ hat am 17. April Morgens Dover passiert. Der Schnelldampfer „Saale“ ist am 16. April Vormittags von New⸗York nach der Weser abgegangen. Der res neen „Bayern“ ist am 17. April Vormittags in Colombo angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Hohen⸗ staufen“ ist am 17. April ü r in Antwerpen angekommen.
Hamburg, 17. April. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische IeIeeeeeee Der Postdampfer „Dania“ heute Morgen Prawle Point passiert.
London, 17. April. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Guelph“ ist heute auf der Heimreise von Lissabon abgegangen. Die Union⸗Dampfer „Norman⸗ und „Greek“ sind Dienstag auf der Ausreise in Kapstadt angekommen. “
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhause — morgen Richard Wagner's „Lohengrin“ unter Kapellmeister Sucher's Leitung und mit folgender Besetzung zur Aufführung: Lohengrin: Herr Gudehus, Telramund: Baig. Elsa: Frau Pierson, Ortrud: Frau Goetze, König Heinrich: Herr Mödlinger, Heerrufer: Herr Krolop.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Paille⸗ ron's Lustspiel „Die Welt, in der man sich langweilt“ gegeben. Fräulein Bertha Hausner beschließt ihr Gastspiel in der Rolle der Suzanne. . 8
Friedrich Haase hat sich auf von vielen Seiten ausgedrückten Wunsch entschlossen, nach Erledigung seines Braunschweiger Gastspiels noch einmal nach Berlin zurückzukehren und im Berliner vier Gastvorstellungen (am 25., 27., 28. und 30. d. M.) zu geben.
8 Lessing⸗Theater kommt am Sonntag ein dreiaktiger Schwank „Artikel 214“ von Maurice Ordonneau und André Sylvaine, welcher im Théàtre des Variétés in Paris zu Beginn dieser Spielzeit einen ungewöhnlichen Heiterkeitserfolg errungen hat, zur erstmaligen Aufführung. Eingeleitet wird der Abend durch das neueste Lustsviel von Gustav von Moser „Die Generalin“, das auf der Versuchsbühne in Görlitz vielen Beifall gefunden hat. In der Dar⸗ stellung der beiden Novitäten werden alle ersten Lustspielkräfte des Theaters zusammenwirken. 15
Für die hundertste Aufführung von „Fernand’s Ehekontrakt“ (Un fll à la patte) im Residenz⸗Theater hat Benno Jacobson eine Prolog⸗Soloscene: „Ein Pariser Kind“ verfaßt. Fräulein Frida Brock wird das Pariser Kind darstellen.
Herr E. O. Nodnagel wird an seinem hiesigen Liederabend (Saal Bechstein) am 23. d. M. unter Anderem Manufkript⸗ Kompositionen von Felix Weingartner, Hugo Wolf und Max Schillings zum Vortrag bringen.
Mannigfaltiges
Auf dem Platz am Opernhause sind jetzt die Vorarbeiten zur Aufstellung des von dem Professor Schaper geschaffenen Denkmals für die hochselige Kaiserin Augusta in Angriff genommen
worden.
Nachdem bis jetzt im Treptower Park nur die Erdarbeiten für die Berliner Gewerbe⸗Ausstellung 1896 vorgenommen und die Terrains für die einzelnen Gebäude abgesteckt worden waren, haben, der „Nat.⸗Ztg.“ zufolge, nunmehr am gestrigen Tage die Fundamentierungsarbeiten begonnen.
Der Verein zur Errichtung von Kindergärten für taubstumme Kinder versendet mit der Einladung zur Haupt⸗ versammlung, die auf den 21. d. M., Mittags 12 Ubr, nach dem Norddeutschen Hofe einberufen wird, seinen ersten Jahresbericht, dem wir Folgendes entnehmen; Der Verein hat sich die Aufgabe gestellt, ehörlosen Kindern im Alter von drei bis sieben Jahren
egenheit zu einer außerhäuslichen, dem Sinnesdefekt an⸗ epaßten Erziehung zu schaffen, wie solche den vollsinnigen
indern in den Kindergärten, Spiel⸗ und Beschäftigungsschulen ge⸗
boten wird. Im Taub menlehrfach erfahrene Männer haben den Lehrplan aufgestellt. Es handelt sich dabei um Anregung und Uebung der Aufmerksamkeit durch geeignete Bewegungen, Spiele und Be⸗ schäftigungen. Neben der körperlichen Pflege und Erziehung her geht die besondere ärztliche Leitung und Aufsicht. Das Hauptgewicht wird auf die Beschäftigung im Garten gelegt. Bei der Eröffnung des ersten Kindergartens (Körnerstraße 22), am 1. April 1894, fanden sich acht Kinder ein; ihre Zahl wuchs allmählich auf vierzehn. Die bis jetzt erzielten Erfolge sind in hohem Grade er⸗ muthigend und lich. Kindern unbemittelter Eltern werden Freistellen und, wenn erforderlich, weitere Unterstützungen gewährt. Meldungen um Aufnahme sind an Dr. Theodor S. Flatau, Potsdamer⸗ straße 113, Villa 3, zu richten.
Im Zoologischen Garten haben mit dem Osterfeste die täglichen Promenadenkonzerte ihren Anfang genommen: nahezu einen Monat früher als in den Vorjahren. Der Vorstand des Gartens wurde zu dieser Neuerung durch das prächtige Frühlingswetter ver⸗ anlaßt, und einen wie großen Anklang dieselbe beim Publikum ge⸗ funden bat, das zeigte der überaus starke Besuch des Gartens. Die meisten Thiere haben bereits ihre Sommerquartiere bezogen.
Marburg. Das Königliche Landgericht hierselbst hat die Klage der hiesigen katholischen Kirchengemeinde auf Einräumung des Rechts der Mitbenutzung der lutherischen St. Elisabeth⸗ Kirche wegen eingetretener Rechtsverjährung abgewiesen.
Hanau. In den beiden hiesigen evangelischen Kirchen⸗ gemeinden ist die Vorbereitungsstunde zum heiligen Abendmahl von Nachmittags auf Abends 7 Uhr verlegt worden, um namentlich den Arbeitern, denen dies bisher nur mit pekuniären Opfern möglich war, die Theilnahme an der Kommunion zu erleichtern.
Wien, 17. April. Ueber das Erdbeben, von welchem Oester⸗ reich⸗Ungarn und Italien in der Nacht zum Ostermontag heimgesucht wurden, entnehmen wir die nachstehenden Mittheilungen einem im Wiener Tremd.⸗Bl.ü veröffentlichten Bericht des Professors Franz Toula: Schon aus den ersten Nachrichten war zu erkennen, daß das Erdbeben, welches wohl, wie es gewöhnlich der Fall ist, nach dem Ort benannt werden dürfte, der davon am schwersten betroffen wurde — und das ist ohne Zweifel nach den vorliegenden Mittheilungen die Haupt⸗ stadt von Krain: Laibach —, daß also das Schüttergebiet des Erdbebens von Laibach fast das ganze Gebiet der Ostalpen umfaßt, vom Gardasee und Meran bis Ried in Oberösterreich und Wien und hinaus bis in das ostalpine Vorland, bis Oedenburg, Papa, Steinamanger, Csakaturn und Neu⸗Gradiska. Aus den Zentralalpen wird uns der Rathhausberg in den Salzburger Tauern („Aukogelgruppe“) ange⸗ geben. Wie weit es sich gegen Südost erstreckt, werden erst die nächsten Berichte aus Sarajevo melden. Von allergrößtem Interesse ist aber die Thatsache, daß auch das südliche Alpenvorland von
avia am Ticino bis an die Adria und diese entlang bis in die
arken (Pesaro und Macerata) mitbetroffen wurde, und daß es sich auch quer durch die Apenninen bis nach Florenz erstreckte. Das Hauptschüttergebiet des Laibacher Erdbebens, das heißt die
te, von welchen bisher Zerstörungen von Bauwerken gemeldet wurden, erstreckt sich annähernd im 46. Parallelkreise, im allge⸗ meinen von West nach Ost, von Pardone über Udine nach Görz und Laibach und darüber hinaus bis Cilli, Montpreis und Süßenheim. Die zumeist betroffenen Orte verbreitern diese westöstliche Zone um ein Beträchtliches nach Süden hin: Venedig, Aquileja, Nabresina, Landstraß, Agram und Dugoselo sind Punkte dieser südlichen Verbreiterung. Laibach liegt nun ebenso weit von Pardone als von Dugoselo entfernt,
also annähernd in der Mitte des Bereichs der Haupterschü Als sicher ist anzunehmen, daß man es bei dem Erdbeben den daheg mit einem tektonischen Beben zu thun hat, das auf ern Dislokationsvorgänge im Gebäude der Alpen zurückzuführen ist, wie sie üch schon so oft ereignet haben und noch gar oft wiederholen werden.
Ueber neuerdings erfolgte Erdstöße wird der „Nat.⸗Ztg.“ unzer dem heutigen Tage aus Laibach gemeldet: einem Erd. stoße am Dienstag Abend 6 Uhr hoffte man auf Ruhe. schon um 9 Uhr 40 Minuten, dann um 3 Uhr Nachts und um 4 Uhr 10 Minuten, sowie um 8 Uhr 45 Minuten erfolgten neue Erdstöße. Am stärksten war der Stoß um 2 Uhr 4 Minuten. Die Schläfer soweit sie sich dem Schlaf hinzugeben vermochten, fuhren erschreckt in die Höhe. Leute, die auf der Erde schliefen, hörten das unter⸗ irdische Rollen bereits eine halbe Stunde vorber und erwarteten sorgenvoll den Erdstoß. Ueber die Richtung der Stöße ist man getheilter Ansicht. Nach mehrfachen Beobachtungen war der erste Stoß in der Osternacht vertikal, dann ging die Hauptrichtung der Stöße von Nordost nach Südwest. Be⸗ merkenswerth ist auch, daß die beschädigten Thürme und hohe Rauch⸗ fänge eine Drehung um ihre Achse aufweisen. Die Größe des an⸗ gerichteten Schadens wird immer mehr erkennbar. Das Postgebäude mußte gestern Abend im Treppenhause stark gestützt werden. Gleich den übrigen Aemtern mußte auch die Sparkasse ihren Geschäftsverkehr einstellen. Im Museum Rudolfinum liegen, ganze Wagenladungen Schutt, und es ist zweifelhaft, ob dieses noch neue Gebäude, ebenso die evangelische Kirche und das Pfarrhaus noch benutzbar sein werden. Immer neue Häuser müssen durch starke Balken gestützt und weitere Delogierungen vorgenommen werden. Für jetzt weist man den Obdachlosen Eisenbahnwaggonz und Militärzelte an. Später soll das fast unbeschädigte Realschul⸗ gebäude benützt werden.
Eine weitere Meldung des „W. T. B.“ lautet: Am Mittwoch um 10 Uhr 40 Minuten Vormittags erfolgte in Laibach ein neuer starker Erdstoß. Seitens der Behörde wurde festgestellt, daß ungefähr 98 % der Gebäude beschädigt sind. Der Verkehr stockt gänzlich, die Geschäfte sind zum größten Theil geschlossen. Die meisten Gassen sind noch immer durch Militär abgesperrt. Der Bürger⸗ meister hat an die Bevölkerung einen Aufruf erlassen, in welchem er dieselbe zur Ruhe ermahnt und die Verbreiter von beunruhigenden Nachrichten mit Strafe bedroht.
Wie dem „W. T. B.“ ferner aus Laibach gemeldet wird, erhielt der Landes⸗Präsident von Krain ein Telegramm aus der Kabinetskanzlei des Kaisers Franz Joseph, welches besagt, daß Seine Majestät mit Bedauern und inniger Theilnahme von den durch das Erdbeben in Laibach und Umgebung verursachten Schäden Kenntni habe. Der Landes⸗Präsident wurde beauftragt, über die Nothlag⸗ zu berichten.
Nach Schluß der Redaktion eingegangen Depeschen. 1
Frankfurt a. M., 18. April. (W. T. B.) Der dritte Deutsche Historikertag trat heute hier zusammen. Der Ober⸗Bürgermeister Adickes begrüßte namens der Stadt die Versammlung. Zum Vorsitzenden wurde Professor Heinrich eigel aus München ewählt. Vor Eintritt in die Tagesordnung beantragte Prosessor Stern aus Zürich, die Versammlung möge eine Erklärung gegen die Umsturzvorlage fassen. Professor Quidde aus München unterstützte den Antrag, während Professor Lamprecht aus Leipzig und Professor Stieve aus München der Berathung widersprachen. General⸗Major Wetzer aus Wien erklärte, die Oesterreicher würden im Falle der Berathung des Antrags den Saal ver⸗ lassen. Nach längerer Debatte lehnte die Versammlung mit allen gegen 6 Stimmen es ab, den Antrag auf die Tages⸗ ordnung zu setzen.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
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richt vom 18. April r Morgens.
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Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele.
Neues Theater.
Freitag: Opern⸗ Moser. — Vorher:
Schiffbauerdamm 4a./5.
Freitag: Der selige Toupinel. Schwank in 3 Akten von Alexandre Bisson, deutsch von G. von Tausend Küsse.
Walzer (neu) v. F. M. „Zigeunerweisen“ f. d. Violine v. Sarasate (Herr Carnier). „Lieb Mütter⸗ lein ade“ f. Piston v. Rühle (Herr Werner).
Wetter.
in ° Celsius 60 C. = 45 R.
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp. Temperatur
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Stockholm aranda.
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Uebersicht der Witterung. 8
Das barometrische Maximum, welches gestern über dem südöstlichen Ostseegebiet lag, ist füdost⸗ wärts nach fortgeschritken, während über Nord⸗Europa und den Britischen Inseln der Luftdruck am veA— Die Luft ist auf dem ganzen fast überall se bn — aus südwestlicher bis südöstlicher 2 In Deutschland ist das Wetter wärmer,
Westen trübe, im Osten heiter; die ur liegt im Binnenlande, außer im Osten, allenthalben iber dem M ; über Norddeutschland ziehen die sberen Wolken dem Unterwinde entgegen, aus füdwestlicher bis nordwestlicher Richtung. In
Südwestdeutschland fanden stellenweise Gewitter statt. Deutsche Seewarte.
haus. 97. Vorstellung. Lohengrin. Romantische Oper in 3 Akten von Richard mner. In Scene Fiebt vom SSeRgisser Tetzlaff. Dekorativpe inrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 103. Vorstellung. Die Welt, in der man sich langweilt. Lustspiel in 3 Aufzügen von Edouard Pailleron, übersetzt von Emerich von Bukovics. In Scene gescßt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Opernhaus. 98. Vorstellung. Hänsel und Gretel. Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humperdinck. Text von Adelheid Wette. — Karneval. Ballet⸗Burleske in 2 Aufzügen von Emil Graeb. Musik von Adolf Steinmann. An⸗ fang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 104. Vorstellung. Das Winter⸗ märchen. Schauspiel in 5 Aufzügen von William Shakespeare, nach der Uebersetzung von Franz von Dingelstedt und Schlegel⸗Tieck. Musik von Friedrich Tanz von Emil Graeb. Anfang
r.
Deutsches Theater. Freitag (30. Abonne⸗ ments⸗Vorstellung): Pastor Brose. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Zum ersten Male: Das Lumpen⸗ gesindel. Tragikomödie in 3 Aufzügen von Ernst von Wolzogen.
Sonntag, 2 ½ Uhr: Der Talisman. — 7 ½ Uhr: Das Lumpengesindel.
Berliner Theater. Freitag (32. Abonnements⸗ Vorstellung): Der Probepfeil. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Zum 200. Male: Madame Sans⸗
Gene. Sonntag, 2 ½ Uhr: Nathaun der Weise. — 7 ½ Uhr: Der Probepfeil.
Lessing-Theater. Freitag: Die Großstadt⸗ luft. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Das Urtheil der Welt.
Sonntag: Zum ersten Male: Artikel 214. Schwank in 3 Akten von Sylvani und Ordonneau. — Vorher: Zum ersten Male: Die Generalin. Lustspiel in 1 Akt von G. von Moser.
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25/26. Fer. Der Obersteiger. — 3 e ˖e Unger. Dirigent: Herr e 2 2 ) Kapellmeister Ferron. Ermäßigte Preise der Plätze. Anfang 7 ½ u““ 1 Sonnabend: Der Obersteiger -
Lustspiel in 1 Akt. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Im Forsthause. — Vorher: Tausend Küsse.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Demi⸗Monde. — Abends 7 ½ Uhr: Ferréol. Vorher: Wiener in Paris.
Kesidenz-Theater. Blumenstraße Nr. 9. Direktion: Sigmund Lautenburg. Freitag: Fer⸗ nand’s Ehekontrakt. (Fil à la patte.) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutscher Bearbeitung von Benno Jacobson. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend und folgende Tage: Fernand’s Ehekontrakt. 8
E111“ 8
Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Direktion: Julius Fritzsche. — Freitag: Mit voll⸗ ständig neuer Ausstattung: Rund um Wien.
ntomimisches Ballet in 9 Bildern von Franz
und A. M. Willner. Musik von Josef Beyer. Der choreographische Theil von Josef Haßreiter. Dirigent: Herr Kapellmeister Baldreich. — Vorher: Dorothea. Operette in 1 Akt von Jaques Offen⸗ bach. fang 7 ½ Uhr.
Bentral⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direktion: Richard e — Vorletzte Woche. Emil Thomas a. G. Freitag: Unsere Rentiers. Große Posse mit Gesang und Tanz in 4 Akten von Wilhelm Mannstädt und Julius Freund. Musik von Julius Einödshofer. Anfang 7 ¼ Uhr.
Sonnabend: Unsere Reutiers.
Mittwoch, den 24. April: Beuesice für Josesine Dora. Unsere Rentiers. 1““
Adolph Ernst⸗Theater. Freitag: Madame Suzette. Vaudeville⸗Posse in 3 Akten von Ordonneau. Musik von Edmond Audran. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ¼ Uhr. 1““
Sonnabendz Dieselbe Vorstellung.
Konzerte.
Konzert-Haus. Freitag: Karl Meyder⸗ Konzert. Ouv. „Ein Sommernachtstraum“, Men⸗ delssohn. „Semiramis“, Rossini. „Giralda“, Adam. Vorspiel z. „Loreley“ v. Bruch. Phantasie a. „Der Prophet“ v. Meyerbeer. Margarethen⸗
Saal Bechstein. Linkstraße 42. Freitag Anfang 8 Uhr: Konzert der Altistin Agnes Ziegler, unt. gef. Mitw. der Herren Ed. Behn (*— Krelle (Viol.) und O. Lüdemann
Cello).
28
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Adeline Wülfing mit Hrn. Amtz⸗ richter August Franz (Berlin). — Frl. Käthe Wendt mit Hrn. Thierarzt Max Ulm (Glogau). — Ffrl Hildegard Mewes mit Hrn. Diakonus Paul
onrad (Breslau). — Frl. Meta Handke mit Hrn. Sec.⸗Lieutenant Adolf Kühne (Spandau) — Gräfin Leopoldine Hahn mit Hrn. Frhm. Georg von Brackel⸗Welda (Kiel). .
Verehelicht: Hr. Thierarzt Felix Henschel mit Frl. Helene Krämer (Berlin). — Hr. Magistrats⸗ Assessor Dr. Walter Ledermann mit Frl. Paul⸗ Hirschel (Charlottenburg). — Hr. Matthias Graf von der Schulenburg⸗Nordsteimke mit Se
Gräfin Sievers (Dresden). — Hr. re 85 ebes mit Frl. Lisbeth Raabe (Dom undschütz). 82 Eine Tochter: Hrn. Bergwerk⸗⸗ Direktor Dr. Grunenberg (Hermsdorf, Reg.⸗Bes.
Breslau). 8 Gestorben: Hr. Gymnasial⸗Direktor Dr. phü- Heinrich Schneider (Pforzheim). — Hr. Ritter⸗ gutsbesitzer und Landesältester Maximilian Fischer auf Schlaube (Dresden). — Hr. Polizei⸗Lieutenant a. D. Albert Mundt (Pankow). — Hr. Majem a. D. Wilhelm von Rappard (Berlin)j. — Hr. Rittmeister von Mangoldt Reiboldt's Tochter Fliecn⸗ SeSen. 1 85 Iesbe nern⸗ Es ren .— Hr. Prem.⸗Lieutenan von der Osten⸗Warnitz (Warnitz N.⸗M.). — Verw. Fr. General Gräfin Marianne zu Dohn⸗ geb. Gräfin zu Dohna⸗Schlobitten (Ringelbeim — Verw. Fr. Appellationsgerichts⸗Rath Fr Engel, geb. Bobbe (Cassel).
—
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.
Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlask Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
praktische Fächer als künftigen
9 philosophische Fakultät b
1.“
Deutschen Reichs⸗Anz
Statistik und Volkswirthschaft.
Ueber die preußischen und deutschen Gymnasien veröffentlicht Professor Dr. Gemß eine als wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des Königlichen Luisen⸗Gymnasiums in der Weid⸗ mann'schen Buchhandlung hierselbst erschienene, auf den Jahresberichten der deutschen Gymnasien beruhende Statistik, welche eine Zusammen⸗ stellung der Gymnasial⸗Abiturienten Deutschlands in den letzten drei Schuljahren 1891/92, 1892/93, 1893/194 nach dem gewählten Beruf, der Konfession und nach dem Stande der Eltern giebt und damit einen interessanten Beitrag zur Kulturgeschichte des deutschen Volkes liefert. Nach einer im „Zentralblatt für das Deutsche Reich“ abgedruckten Bekanntmachung vom 29. Juni 1894 beträgt die Zahl der Gymnasien Deutschlands mit 9 jährigem Kursus 434; don diesen kommen auf Preußen (Größe 348 437,3 qkm, Einwohnerzahl 29 957 367) 275, auf Bayern (Gr. 75 864,7 qkm, E. 5 594 982) 37, auf das Königreich Sachsen (Gr. 14 992,9 qkm, E. 3 502 684) und die Reichslande (Gr. 14 509,5 qkm, E. 1 603 506) je 17, auf Württemberg (Gr. 19 503,7 qkm, E. 2 036 522) 16, auf Baden (Gr. 15 081,1 qkm, E. 1 657 867) 14, auf Hessen (Gr. 7681,8 qkm, E. 992 883) 9, auf Mecklenburg⸗Schwerin (Gr. 13 161,6 qkm, E. 578 342) 7, auf Braunschweig (Gr. 3672,2 qkm, E. 403 733) 6, auf Oldenburg (Gr. 6423,5 qkm, E. 354 968) 5, auf Anhalt (Gr. 2294,4 qkm, E. 271 963) 4, auf Sachsen⸗Weimar (Gr. 3594,9 qkm, E. 326 091) und Mecklenburg⸗Strelitz (Gr. 2929,5 qkm, E. 97 978) je 3, auf Sachsen⸗Meiningen (Gr. 2468,1 qkm, C. 223 832), Sachsen⸗Altenburg (Gr. 1323,7 qkm, E. 170 864), Sachsen⸗Coburg und Gotha 8g 1956,5 qkm, E. 206 513), Schwarzburg⸗Sonders⸗
sen (Gr. 862,11 qkm, E. 75 510), Reuß j. L. (Gr. 825,7 qkm, E. 119 811), Lippe⸗Detmold (Gr. 1215,5 qkm, E. 128 495), Bremen (Gr. 255,6 qkm, E. 180 443) und Hamburg (Gr. 413,7 qkm, E. 622 530) je 2, auf Schwarzburg⸗Rudolstadt (Gr. 940,6 qkm, E. 85 863), Waldeck (Gr. 1121,0 qkm, E. 57 281), Reuß ä. L. (Gr. 316,4 qkm, E. 62 754) und Lübeck (Gr. 297,7 qkm, E. 76 485) je 1. Diese 434 Gymnasien entließen der eingangs er⸗
wähnten Statistik zufolge in den letzten drei Schuljahren zirka 19 600 Abiturienten.
Davon stellte Preußen 11 227 = 57,1 %, Sachsen 1235 = 6,26 %, das übrige Norddeutschland (mit rund 1030 000 Einw.) 1542 = 7,8 %, Bayern 3054 = 15,6 %, Bürttemberg, Baden und Hessen zusammen (mit rund 4 688 000 Einw.) 129 = 10,66 %, Elsaß⸗Lothringen 467 = 2,37 %; mit anderen Worten: Bayern, Württemberg, Baden und Hessen stellen im Ver⸗ hältniß zu ihrer Einwohnerzahl mehr Gymnasial⸗Abiturienten als reußen, Sachsen und die übrigen norddeutschen Staaten; in Elsaß⸗ Lothringen wird das richtige Verhältniß fast erreicht, wenn wir die Abiturienten des Bischöflichen Seminars von Montigny bei Metz mit ca. 60 hinzurechnen. Bei Süddeutschland ist ferner noch zu beachten, daß wir über die Zahl der aus theologischen Stiften ab⸗ Abiturienten keinen Nachweis finden, diese also hier weg⸗ fallen, obwohl ihre Zahl keine geringe ist; ihre Hinzurechnung würde für Süddeutschland einen noch höheren Prozentsatz ergeben. Den Grund dieser hohen Prozentzahl sinden wir darin, daß Hessen zwar neben 9 Gym⸗ nasien 4 Realgymnasien, Bayern aber neben 37 Gymnasien gleichfalls nur 4, Württemberg neben 16 nur 2, Baden neben 14 nur 2 Realgymnasien aufweist, die überdies nicht durchweg mit denselben Berechtigungen wie in Preußen ausgestattet sind, 3. B. in Bayern, wo der Zugang zum Offiziersstande nur den Gymnasial⸗Abiturienten offen steht, daß mithin in Süddeutschland viele Schüler das humanistische Gymnasium besuchen, die in Norddeutschland ein Realgymnasium besuchen würden. ür Bayern und Baden kommt noch die große Zahl katholischer Theologen hinzu, die auch in den katholischen Provinzen Preußens manche Verschiebung hervorruft. Die einzelnen Berufsarten sind unter den Abiturienten im hanzen Reich, wie folgt, vertreten; in Klammern fügen wir die etreffenden Zahlen für jedes der drei letzten Schuljahre hinzu, aus denen sich die Zu⸗ oder Abnahme in den einzelnen Jahren ent⸗ nehmen läßt: Rechtswissenschaft') . . . .. edizin Katholische Theologie.. Evangelische Theologie) Militär Pöstfach we“ (dazu Philol. und Theol. gleichzettig Studierende. Baufach Fegezicre und Techniker.. orstfach
4786 (1454 — 1586 — 1734) = 24,75 %
3429 (1146 — 1077 — 1206) 17,74 %
. 2290 (778 — 715 — 797) 11,9 % . „2140 (758 — 728 — 638) 11 %
1498 (466 — 459 — 573) 7,74 %
. 835 (273 — 274 — 288) 4,32 %
503 (170 — 161 — 172) 2,6 %
133 (48 — 46 — 39) 0,7 %) 456 (134 — 151 — 171) 2,3 % 433 (120 — 175 - 138) 2,24 % 375 (102 — 127 — 146) 2 % (davon 165 in Bayern) . u“ 257 (106 — 79 — 72) 241 (85— 86—99) 168 (49 — 66 — 53 167 (63 — 59 — 45) 163 (47 — 51 — 65) 158 (53 — 59 — 46) 158 (55 — 55 — 48) 148 (51 — 57 — 50) Neuere Sprachen.. . 132 (35 — 40 — 57) Landwirthschaftü .128 (46 — 40 — 42) Bankfach 119 (28 — 44 — 47) Geschichte . 91 (28 — 38 — 25)
arine. 81 (25 — 26 — 30)
70
63 (19 — 21 — 23
61 (25 — 16 — 20)
52
37 (16 — 10 — 11
34 (7— 15 — 12) 29 (9 - 16 — 6)
21 (3 — 8 — 10)
20 (5—7— 8) 19
18 (6—- 57
17 (7 — 5 — b5) 15 (4— 6—5) 10 (6 — 4—0)
2
Kaufmannsstand Maschinenbaufach 8 eh
ergfa Mathematik Naturwissenschaften Steuerfach Elektrotechnik
1.“ und Eisenbahn⸗
Deutsche Sprache
inanzfach (in Süddeutschland)
Nedische Theologie.. usi 8
Sffbaufacch.. Thierarzneikunde.... bbeö“ Regiminalfach (in Württem⸗ berg = Verwaltungsfach). Kunst⸗ und Literatur⸗Geschichte Nationalskonomie . ..
Malerei und Bildhauerkunst. 10 (5—5 — 0)
rchäologie.. 7 1“h
Schauspielkunst 3 61— 1—1 Außerdem haben 7 kurzweg das Schulfach, weitere 7 andere Veruf angegeben, 9 widmen sich dem
—Zb
¹) Die Differenz von 12 ist auf die hier erfolgte Zurechnung der sich der Diplomatie und Konsulatskarriere Widmenden zurückzuführen. dü ²) Die Hinzufügung der evangelischen Theologen Württembergs, ie aus den Seminaren hervorgehen, würde eine höhere Zahl ergeben. ³) Besonders in Süddeutschland, oft nur den Eintritt in die
ezeichnend.
Erste Beilag
erlin, Donnerstag, den 18. April
Studium der Pharmakovöe. Stellen wir weiter innerhals der einzelnen Jahrgänge die studierenden Abiturienten den nichtstudierenden gegen⸗ über, so kommen 1891/92 4661 Studierende auf 6274 Abiturienten = 74, 5 %, 1892/93 4659 8 „ 6360 E 73,27 %, 1893/94 4913 . „ 6709 4 73, 5 %. Die Zahl der Studierenden sank also von 74,5 % auf 73,27 %, hob sich dann zwar wieder auf 73,5 %. erreichte aber nicht die alte Höhe; es widmen sich in Deutschland dem Studium 73 ¾ %, anderen Berufsarten 26 ¼ % der Gymnasial⸗Abiturienten. „Fast dieselbe Reihenfolge der Berufsarten wie im Reich, nur mit mehr oder weniger abweichenden Prozentsätzen, finden wir auch innerhalb des preußischen Staats. Hier nehmen die 1. Stelle gleichfalls die Juristen ein mit 2597 (790 — 831 — 956), aber mit nur 23,14 %, die 2. die Mediziner mit 2135 (721 — 663 — 751), d. h. mit 19 % (gegen 17,74 % im Reich). Es folgen an .Stelle die evangelischen Theologen mit 1312 (476 — 445 — 391), bei denen in den einzelnen Jahren ein allmählicher Rück⸗ ang bemerkenswerth ist; sie bilden 11,73 % sämmtlicher preußischen biturienten, während die an 4. Stelle mit 1130 Abiturienten stehen⸗ den katholischen Theologen (415 — 319 — 396) 10 % aufweisen, also einen höheren Prozentsatz, als man in Preußen erwarten sollte. An 5. Stelle folgen mit 811 Abiturienten (262 — 257 — 292) die Militär⸗Aspiranten mit dem um ½ % niedrigeren Satze von 7,25 ⁄%, an 6. die Posteleven mit 612 (196 — 198 — 218) = 5,2 %, also einem höhereren Satze. An 7. Stelle ist das Baufach ver⸗ treten mit 347 (109 — 105 — 133) = 3 %, also wieder mit einem höheren Satze; an 8. Stelle finden wir die Philologen mit 271 (83 — 88 — 100, also mit steigenden Zahlen) = 2,7 %, die allerdings bei Hinzufügung der Theologie und Philologie gleichzeitig Stu⸗ dierenden, nämlich 110 (36 — 41 — 33), die 7. Stelle ein⸗ nehmen würden. 202 (79 — 62 — 61) wollen sich dem Kauf⸗ mannsstande, 173 (45 —- 75 — 53) dem Ingenieurfache, ebensoviele (50 — 67 — 56) dem Maschinenbau⸗, 132 (52 — 47 — 33) dem Bergfach, 126 (27 — 46 — 53) dem Forstfach widmen, 101 (38 — 35— 28) zur Steuer, 100 (22 — 42 — 36) zur Bank, ebenso⸗ viele (35 — 31 — 34) zur Landwirthschaft, 99 (35 — 32 — 32) zur Elektrotechnik übergehen. Dann finden wir mit 98 (23 — 38 — 37) die Chemiker, mit 82 (29—30 — 23) die der Naturwifsen⸗ schaften, mit 78 (27 — 19 — 32) die der Mathematik Beflissenen vertreten; 65 (20 — 28— 17) wollen sich dem Studium der Ge⸗ schichte, 565 (12 — 19 — 25, zu beachten ist die Steigerung in den 3 Jahren) dem der neueren Sprachen, ebensoviele (17 — 17 — 22) den verschiedenen Zweigen des höheren Subalterndienstes, 51 (16—12 — 23) dem Dienst in der Kriegs⸗ marine, 27 (7— 9 — 11) dem Katasterfach widmen. Dann finden wir mit je 18 das Studium der deutschen Sprache (8— 6— 4) und der jüdischen Theologie (5— 9— 4), sowie die Schiffsbau⸗ kunst (4—7— 7) vertreten; 17 Abiturienten (4—8—5) wenden sich den verschiedenen Zweigen der Kunst, je 9 dem Eisenbahndienst (2 — 0— 7) und der Thierarzneikunde (3 — 3— 3) zu; mit noch geringeren Zahlen sind die übrigen akademischen Berufsarten vertreten, zusammen mit 71, sowie die anderweitigen praktischen Fächer mit 7. Mit Einrechnung von 47 noch Unschlüssigen kommen also auf Preußen 11 227 Abiturienten, und zwar 1891/92: 3661, 1892/93: 3636, 1893/94: 3930. Davon studierten 1891/92: 2663 = 72,9 %, 1892/93: 2564 = 70 %, 1893/94: 71,5 %, also weniger als im ganzen Reich, wenn auch der Unterschied nur ein geringer ist. Welchen Schwankungen aber diese Verhältnißzahlen den ein⸗ zelnen Provinzen Preußens unterliegen, darüber giebt folgende Zusammenstellung einen Ueberblick, die sich auf das Jahr 1892/93 be⸗ zieht. Während im Staat der Durchschnittssatz für die studierenden Abiturienten 70 % ist, kommen auf 100 Abiturienten in Ostpreußen 72 ⁄, in Westpreußen 65,3, in Berlin 67, in Brandenburg 73,8, in ommern 65, in Posen 70, in Schlesien 70, in Sachsen 68, in Schleswig⸗Holstein 85, in Hannover 70, in Westialen 76, in Hessen⸗ Nassau 73, in der Rheinprovinz 79, ohne daß ein bestimmtes Gesetz sich feststellen ließe. 8 8 Nicht weniger interessant gestaltet sich die Uebersicht über die prozentuale Vertretung der Hauptfächer in sämmtlichen deutschen Landen. Die Juristen stehen, mit Ausnahme Baverns, überall in erster Reihe, mit dem höchsten Satz — 35,1 % — im Königreich Sachsen, mit 30 in den kleineren norddeutschen Staaten, mit 29 in Elsaß⸗Lothringen, mit 26,6 in Württemberg, Baden und Hessen, mit 23,14 in Preußen, mit 23,13 in Bayern. Die Mediziner erreichen den höchsten Satz ebenfalls in Sachsen mit 21 %, es folgen Preußen mit 17,74, das übrige Norddeutschland mit 17, Württemberg, Baden und Hessen mit 15, Elsaß⸗Lothringen mit 14,3, Bayern mit 14. Die evangelischen Theologen erreichen den höchsten Satz mit 16,1 in den kleineren Staaten Norddeutschlands, den niedrigsten mit 4,8 in Bavern, dazwischen stehen Sachsen mit 14 ¼, Elsaß⸗Lothringen mit 13, Preußen mit 11,73, Württemberg, Baden und Hessen mit 8 %, während katholische Theologen in Sachsen und den kleineren norddeutschen Staaten kaum in Betracht kommen, den höchsten Satz in Bavern mit 26,6, den nächsten mit 19 in Württemberg, Baden und Hessen, die weiteren mit 10 ¼ in Elscß. Lothringen und mit 10 in Preußen aufweisen. Die philosophische Fatultat, der wir auch die mathematisch⸗naturwissenschaftlichen ächer hinzufügen, weist die höchste Zahl auf in Württemberg, Baden und Hessen mit 10 %, es folgen die kleineren norddeutschen Staaten mit 9,4 %, Elsaß⸗Lothringen mit 8,73 %, Preußen 7,6 %, Bayern mit 7,55 %, Sachsen mit 7,2 %. Eigenthümlich steht es mit dem Postfach; während sich in Elsaß⸗Lothringen 7,28 % ihm widmen, in den kleineren norddeutschen Staaten 6,25 %, in Preußen 5 %, in Württemberg, Baden und Hessen 3 ½ %, in Sachsen 21 ⁄5 %, Für⸗ der Satz in Bayern auf 0,16 herab, während umgekehrt Bayern ie größte Zahl von Studierenden des Forstfachs aufweist, nämlich 5 ⅜ %, ihm zunächst Elsaß⸗Lothringen 3,6 %, weiter die kleineren nord⸗ deutschen Staaten 2 %, Württemberg, Baden und Hessen 1,8 %, Preußen 1,1 %, Sachsen endlich 0,6 %. Die technischen Föher finden wir vertreten in Preußen mit 7,24 vom Hundert, in Sachsen mit 12,7, in den kleineren Staaten “ mit 5,4, in Bayern mit 5,4, in Württemberg, Baden und Hessen mit 7,3, in Elsaß⸗Lothringen mit 4,7. Was die Militär⸗Aspiranten an⸗ langt, so steht Preußen nicht an erster Stelle, diese wird vielmehr mit 11,6 % von Bayern, die zweite von Sachsen mit 8 ½ % ein⸗ genommen; Preußen weist nur 7.25 auf; ihm folgen Elsaß⸗Lothringen mit 68, unter denen aber so gut wie kein eingeborenes Landeskind ist, Württemberg, Baden und Hessen mit 6 ⁄, die kleinexen norddeutschen Staaten mit 6 ½ %. 86 Wir schließen heute mit einer Zusammenstellung der Prozentsätze der Studierenden in den einzelnen deutschen Landen. In Preußen wollten, wie schon oben gesagt, 1891/92: 72,9 %, 1892/93: 70 %, 1893/94: 71,5 % der Abiturienten studieren. Im Königreich Sachsen übersteigen diese Prozentsätze infolge der hohen Ziffern der JFuristen und Mediziner natürlicherweise den Durchschnittssatz für das Reich; 1891/92 kamen 312 Studierende auf 397 Gymnasial⸗Abitu⸗ rienten = 78 ½ %, 1892/93: 329 auf 422 = 78 %, 1893/94 327 auf 416 = 79 %; dabei ist aber noch zu beachten, daß die große Zahl der Realgymnasien und technischen Schulen in Sachsen die huma⸗ nistischen Gymnasien schon von vielen entlastet, die sich von vornherein für ein technisches Fach entschieden haben. In den übrigen nord⸗ deutschen Slaaten gestaltet sich das Verhältniß der Studierenden
eiger und Königlich Preußische
zur Gesammtzahl so, daß 1891/92 auf 544 Abiturienten 395 Studierende = 72,6, 1892/93 auf 506 Abiturienten 383 Studierende = 75,5, 1893,94 auf 492 Abiturienten 366 Studierende = 74 % kommen; beachtenswerth ist hier auch die stetig sinkende Zahl der Abiturienten. In Bavern läßt sich das Verhältniß der Studierenden zur Gesammt⸗ zahl infolge der an einigen Anstalten erfolgten summarischen Angabe der Abiturienten nicht ganz genau bestimmen. Rechnet man aber, wozu man wohl berechtigt ist, von den 147 unbestimmbaren 100 den Studierenden und 47 den Nichtstudierenden zu, so stehen 2237 Studierende 824 Nichtstudierenden gegenüber, also 73 % gegen⸗ über 27 %; die große Zahl der sich dem Militärdienst und dem Forstfach Widmenden, zusammen 503, hebt das Ueber⸗ der katholischen Theologen, 716, wieder auf. In
ürttemberg, Baden und Hessen sind unter den 675 Abiturienten des Jahres 1891/92 die Studierenden durch 529 = 78,37 %, unter den 737 des Jahres 1892/93 durch 583 = 79 %, unter den 717 des Jahres 1893/94 durch 578 = 80 % vertreten, also durch sehr hohe Prozentsätze, die noch eine Steigerung durch die evangelischen Theologen erfahren würden. In den Reichslanden endlich stellen sich die Prozentsätze der Studierenden folgendermaßen: 1891,92 studierten 102 von 133 = 76,7 %, 1892/93: 106 von 131 = 80,9 %, 1893/94: 72,4 % von 147 Abiturienten, also Sätze, welche die preußischen übertreffen und nur hinter denen von Württemberg, Baden und Hessen zurückstehen. Denn wiederholen wir noch einmal den Durchschnitt der 3 Jahre sowie der einzelnen Jahre, so widmen sich in Preußen 71,4 (72,9 — 70 — 71,5), in Sachsen 78,3 (28,5 — 78 — 79), im übrigen Norddeutschland 74 (72,6 — 75,5 — 74), in Bayern in den ganzen 3 Jahren 73,8, in Württemberg, Baden und Hessen 79,12 (78,37 — 79 — 80), in Elsaß⸗Lothringen 76,7 (76,7 80,9 — 72,4) der Abiturienten akademischen Studien.
Zur Arbeiterbewegung.
In Se wurde am Dienstag der sozialdemokratische deutsche Maurer⸗Kongreß eröffnet. Nach einem Bericht des „Vorwärts“ sind 102 Orte mit 54 289 Maurern durch 52 Sendlinge vertreten. Der Kongreß beschäftigte sich u. a. mit der Organisations⸗ frage und nahm dabei eine Entschließung an, in welcher er es ab⸗ lehnt, eine Kommission einzusetzen, um die Streitfrage zwischen den zentralorganisierten und lokalorganisierten Maurern Deutschlands noch⸗ mals zu untersuchen. Mit den leitenden Personen der sogenannten Berliner Richtung sei nicht zu verhandeln.
In Erfurt begann am 15. d. M. der erste Kongreß des sozial⸗ demokratischen Holzarbeiter⸗Verbandes, der im Jahre 1893 in Cassel gegründet wurde, seine Verhandlungen in Anwesenheit von 54 Abgesandten. Dem Verband gehören gegenwärtig an: 943 Bürsten⸗ macher, 2044 Drechsler, 876 Stellmacher und 20 651 Tischler.
Aus Solingen wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben: Infolge des Ausstands der Federmesser⸗Ausmacher beginnen die Ge⸗ schäfte in der Taschen⸗ und Federmesser⸗Erzeugung bereits derart zu stocken, daß mehrere Fabriken stillstehen. Es wird befürchtet, daß weitere Betriebseinstellungen folgen werden, weil viele Fabrikanten infolge der erhöhten Ansprüche der Arbeiter den von ihnen über⸗ nommenen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können. (Vgl. Nr. 92 d. Bl.) 1
In Dortmund fand am Sonnabend eine zweite Versammlung der Maler⸗ und Anstreichergehilfen (vgl. Nr. 92 d. Bl.) statt, in welcher nach einem Bericht der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ auch viele Maurer, Zimmerleute und Bergarbeiter anwesend waren. Obwohl die Arbeitgeber so weit als möglich die aufgestellten Forderungen der Gesellen genehmigen wollen, wurde dennoch beschlossen, an den ganzen Forderungen festzuhalten, bei einem Ausstande sjedoch die Kündigungsfrist, wo eine solche besteht, einzu⸗ halten. Infolge dieses Beschlusses, der in einer dritten Ver⸗ sammlung noch weiter berathen werden soll, scheint ein Theilausstand der Maler⸗ und Anstreichergehilfen bevorzustehen. Die Zahl der letz⸗ teren wird auf 300 geschätzt, wovon etwa 100 sich dem Ausstande anschließen dürften, wenn nicht noch in letzter Stunde eine Einigung erzielt wird.
Aus Wien berichtet „W. T. B.“ zum Ausstand der Ziegel⸗ arbeiter: Außer auf der Wienerberger und der Hernalser Ziegelei haben auch auf anderen, kleineren Ziegelwerken ungefähr 350 Ziegel⸗ arbeiter die Arbeit eingestellt. Der Verwaltungsrath der Wiener⸗ berger Ziegelfabrik⸗Gesellschaft beschloß, nur den Ziegelschlägern die Löhne aufzubessern, die Forderungen der übrigen Arbeiter dagegen ab⸗ zulehnen. Da die feiernden Ziegelarbeiter die auf dem Wiener⸗ berge arbeitenden Verlader mit Steinen bewarfen, wurde das Werk von der Sicherheitswache “ Die Ruhe ist sonst ungestört. — Wie die „Voss. Ztg.“ mittheilt, fand am Montag Abend eine Arbeiter⸗ versammlung statt, um Stellung zu nehmen zusden Forderungen der Bergarbeiter. Als die Versammlung aufgelöst wurde, nahmen die Arbeiter eine drohende Haltung an und brachen in Hochrufe auf die Berg⸗ arbeiter und den 1. Mai aus; erst als die Polizei den Saal besetzte, gelang seine Räumung.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 17. d. M. gestellt 10 507, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 16. d. M. gestellt 3986, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs⸗Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand am 16. April das Grundstück Langenbeckstraße 9 u. 11, der Fhen Maurermeister Marie Gerbsch, geb. Katzurke, gehörig, zur Ver⸗ steigerung; Fläche 7,81 a; Nutzungswerth 14 300 ℳ; mit dem fest⸗ geschten geringsten Gebot von 176 500 ℳ blieb der Kaufmann ilhelm Boelling, Lebuserstraße 8, Meistbietender.
Beim Königlichen Amtsgericht II Berlia stand das im Grundbuche von Steglitz Band 38 Blatt Nr. 1168 auf den Namen des Maurerpoliers Carl Schön zu Schöneberg, Kolonnen⸗ straße 19, eingetragene, zu Steglitz, Marksteinstraße 4, belegene Grundstück zur ersteigerung; Fläche 5,34 a; Mindestgebot 500 ℳ; für das Meistgebot von 61 010 ℳ wurde der Rentier Gustav Schräder zu Steglitz, Birkbuschstraße 13, Ersteher. — Aufgehoben wurde das Verfahren der Frran svoll⸗ streckung wegen der nachbenannten Grundstücke: Grundstück zu Wil⸗ mersdorf, Eislebenerstraße 16, belegen, dem Blumenfabrikanten n Fraederick zu Berlin, Landsbergerstraße 16, gehörig. — auerngut zu Rudow, Kreis Teltow, belegen, dem C. §. H.
Massante gehörig. 6“
Antwerpener Getreide handel. Die Vorräthe an Getreide betrugen zu Anfang d. M. in Ant⸗ werpen nach angestellten Schätzungen: ö Roggen . . . . . . . . . 1 Mill. Kilogrammn Weizen. 5 bö 1