wurde der empfangen. Galatafel statt. 8
andes duch von Ihrer Majestät der Königin bends fand zu Ehren des hee⸗ Gesandten
Oldenburg. E1
Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die I haben am Sonnabend eine he; nach der Schweiz und Italien angetreten.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
re Königlichen Hoheiten der Herzog und der Erb⸗ “ 98n von Coburg über Perümn nach London
bgereist. “ Elsaß⸗Lothringen.
Der Kaiserliche Statthalter Fürst zu Hohenlohe⸗ Langenburg ist mit der Fürstin und dem Erbprinzen gestern Nachmittag zu einem dreitägigen Aufenthalt in Metz
ingetroffen.
“ 8
8 Oesterreich⸗Ungaru. Bei der am Sonnabend in Reichenberg vorgenommenen Reichsrathswahl der nicht fideikommissarischen Groß⸗ grundbesitzer wurde Freiherr von Lilgenau mit allen ab⸗ gegebenen 15 Stimmen gewählt. Die „Neue Freie Presse“ meldet aus Brody, daß am Sonnabend etwa 40 Offiziere der benachbarten russischen Garnison als Gäste der österreichischen Slüi sere dorthin gekommen seien. Bei der dargebotenen kameradschaft⸗ lichen Bewirthung habe die Militärmusik unter großem Bei⸗ fall die Fherreichssche und die russische Nationalhymne gespielt. Der Nuntius Msgr. Agliardi empfing gestern Vor⸗ mittag in Budapest eine Deputation des St. Stephan⸗ Vereins. Auf die Ansprache des Führers der Deputation, des Grafen Ferdinand Zichy, erwidernd, erwähnte der Nuntius die Kämpfe Ungarns gegen die Türken und hob hervor, der Papst verfolge mit freudigem Herzen die Vorbereitungen u dem Millenniumsfeste und werde Mittel finden, irgendwie ei dem Fest betheiligt zu sein. Schließlich forderte der Nuntius die Mitglieder der Deputation auf, ihr Wirken auf dem Gebiet der Wissenschaft und der Literatur fortzusetzen
und der Kirche und dem Vaterlande gleichmäßig zu nützen.
Großbritannien und Irland.
Bei der am Sonnabend in Oxford vorgenommenen Ersatzwahl zum Unterhause wurde an Stelle des ver⸗ storbenen konservativen Mitgliedes Chesney der Viscount Valencia (konservativ) mit 3745 Stimmen gewählt. Der liberale Gegenkandidat Dr. Little hatte 3143 Stimmen erhalten. Die Majorität, mit der Chesney seinerzeit gewählt worden war, betrug nur 120 Stimmen. “
Frankreich. 8 Die Offiziere der Armee und der Marine gaben, wie „W. T. B.“ aus Havre meldet, am Sonnabend Vor⸗ mittag dem britischen Konsul und den Offizieren der ein Fest. Der Oberst Thibon, der den Vorsit führte, brachte einen Trinkspruch aus, worin er sagte, die Entsendung der „Australia“ werde die zahlreichen und engen Bande, welche zwischen beiden Ländern beständen, noch enger gestalten; gleichzeitig gab er der Bewunderung und der Sympathie für die Offiziere der englischen Marine Ausdruck. Der britische Konsul dankte für den der „Australia“ bereiteten warmen Empfang und sprach die Hoffnung aus, die Beziehungen beider Länder zu einander möchten niemals andere als solche herzlicher Courtoisie und Freundschaft sein. 3 1
Der Präsident Faure wohnte vorgestern Abend in Havre einem glänzenden Ballfeste im Stadthause bei. Unter den sich auf etwa 2000 Personen belaufenden Theilnehmern be⸗ fanden sich sämmtliche Offiziere des britischen Kreuzers „Australia“. Gestern W“ wohnte der Präsident von seiner Villa aus einer Regatta bei, später dem Vorbeimarsch der Schützen⸗, Turner⸗ und Kriegervereine, besuchte darauf Graville und kehrte zum Frühstück nach Havre heür. Trotz des starken Regens hatte sich eine zahlreiche Menschenmenge eingefunden, welche ihm lebhafte Ovationen bereitete.
Rußland.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus St. Peters⸗ burg gilt dort die Ernennung des Senators Grafen Peter Kapnist, früheren Gesandten im Haag, zum Botschafter
in Wien als sicher, obschon der betreffende Ukas noch nicht erschienen ist. Desgleichen soll die Abberufung des Ge⸗
sandten in Belgrad Persiani im Prinzip beschlossen sein.
Italien.
Der König der Belgier ist in der vergangenen Nacht an Bord des Dampfers „Scilla“ von Brindisi nach Korfu
abgereist.
8” von dem Marine⸗Ministerium getroffenen Dis⸗ positionen über das nach Kiel zu entsendende Geschwader bestimmen, daß dasselbe aus neun Schiffen bestehen soll, darunter vier große Panzerschiffe und die Nacht „Savoia“. Die Namen der iffe sind: „Umberto I.“, „Andrea Doria“,
„Sardegna“, „Ruggero di Lauria“, „Aretusa“, „Partenope“,
„Etruria“ und „Stromboli“. Die Nacht „Savoia“, auf welcher sich
der Kommandant des Geschwaders, der Herzog von Genua,
einschiffen wird, geht zur Ausrüstung am 28. April nach
Spezia. Das Geschwader versammelt sich am 1. Mai in
Spezia, von wo es den Blättern zufolge direkt nach Kiel geht,
nachdem es sich in England mit Kohlen versorgt hat. Es wird noch hinzugefügt, daß der einzige wahrscheinliche Besuch,
den das Geschwader auf der Rückreise von Kiel machen werde, England zu Theil werden dürfte.
Spanien.
Der Ministerrath hat dem „W. T. B.“ zufolge be⸗ schlossen, in dem Gebiet am Meerbusen von Rio de Oro an der Westküste von Afrika eine Kolonie zu errichten.
Die Kommission der Kammer zur Prüfung der Vor⸗ lage gegen die separatistischen Bestrebungen auf Cuba hat die Festsetzung analoger Strafbestimmungen, wie
sie gegen anarchistische Umtriebe bestehen, beantragt.
Niederlande. Die Königin und die Königin⸗Regentin sind am Sonnabend in Amsterdam eingetroffen und am Bahnhof von den Zivil⸗ und Militärbehörden empfangen worden. Vom Bahnhof aus begaben sich die Königinnen in offenem Wagen,
““
von der Bevölkerung überall lebhaft begrüßt, nach dem Palais. Später erschienen die Königin und die Königin⸗Regentin auf dem Balkon des Palais. uöu*¹
In Mons ist vorgestern an Stelle des Sozialisten Desesarto, der sein Mandat niedergelegt hatte, der Sozialist Lafontaine zum Senator gewählt worden.
Rumänien.
Der Geburtstag des Königs und die Wiederkehr
des Tages seiner Wahl auf den Thron von Ru⸗ mänien ist am Sonnabend in Bukarest festlich begangen worden. Die Stadt war beflaggt.
Serbien. G
Das „Amtsblatt“ vom Sonnabend veröffentlicht das Ver⸗
eichniß der 40 ernannten Krondeputirten; es sind 18 ortschrittler, 10 Liberale, 1 Radikaler und 11 Neutrale.
Wranja und zwei anderen Wahlbezirken sind dem „W. T. B.“ zufolge die Wahlen am Feitag sistiert worden. In Belgrad wurden unter lebhafter Wahlbetheili⸗ gung die Regierungskandidaten gewählt. In Golubatz wurde der bekannte Führer der Radikalen Rista Popovic, in Nisch einstimmig der Liberale Danic gewählt.
Nach den neuesten Berichten wurden 130 bis 140 Fort⸗ schrittler und Neutrale, 20 bis 30 Liberale und 5 bis 6 Radikale gewählt. ““
Die Skupschtina ist für morgen nach Nisch einberufen worden.
Bulgarien. Eine Meldung der „Politischen Korrespondenz“ aus
Sofia führt die verlängerte Anwesenheit des Minister⸗
Präsidenten Stoilow in Wien auf die Verhandlungen behufs prinzipieller Verständigung über den künftigen Handels⸗ vertrag zwischen Oesterreich und Bulgarien zurück. Die Accisenfrage sei der Hauptsache nach vor der Abreise Stoilow's nach Berlin erledigt worden. 8
Schweden und Norwegen.
Die Kronprinzessin ist, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, am 18. d. M. von Amalfi wieder 8 und in Rom eingetroffen. Höchstdieselbe ist von dem Aufenthalt in Amalfi außerordentlich befriedigt und hat daselbst die gewünschte Stärkung und Kräftigung wieder vollkommen erlangt. Einige Tage verbrachte die Kronprinzessin auch auf Capri.
Die außerordentliche Session des schwedischen Reichstags ist am 20. d. M. wieder geschlossen worden.
Das dem Storthing vorzulegende, in der Sitzung des norwegischen Staatsraths vom Freitag angenommene außer⸗ ordentliche Vertheidigungsbudget beläuft sich auf 6 948 000 Kron., wovon 3 388 000 Kron. auf die Armee und 3 560 000 Kron. auf die Marine entfallen. * die Armee handelt es sich hauptsächlich um die Anschaffung von Feld⸗ geschützen, Handfeuerwaffen (Krag⸗Jörgensen’'sche Gewehre) und Munition, für die Marine um den Neubau eines Panzerschiffs, wofür als erste Rate 3 000 000 Kron. eingestellt sind.
Dänemark.
Vor Schluß des Reichstags traten vorgestern, wie „W. T. B.“ aus Kopenhagen berichtet, sämmtliche Gegner des Ausgleichs im Folkething zu einer Partei zusammen, welche den Namen „Linken⸗Reformpartei“ trägt. Die neue Partei zählt 53 Mitglieder; zum Obmann wurde der Präsident des Folkething Högsbro gewählt; der Vorstand besteht aus Mit⸗
liedern aller bisherigen Gruppen der Gegner des Ausgleichs.
Fesner konstituierte sich vorgestern die 27 Mitglieder zählende ausgleichsfreundliche Linkenpartei des Folkething; der frühere Vorstand wurde wiedergewählt.
Amerika.
Der „Times“ wird aus Ottawa gemeldet, in der Sitzung des kanadischen Unterhauses vom vorigen Freitag habe der Finanz⸗Minister G. E. Foster erklärt, da Kanada Frankreich die Meistbegünstigung bezüglich gewisser Produkte gewähre, müsse nach Ansicht der kanadischen Regie⸗ rung eine entsprechende Behandlung auch Deutschland und Belgien gewährt werden. Dem kanadischen Parlament müsse daher eine dahin gehende Vorlage gemacht werden.
Dem Madrider „Imparcial“ wird aus Havanna gemeldet, die Zahl der Aufständischen in der Provinz Santiago belaufe sich auf 6000. In der Umgegend von Baracoa seien zwei neue Abtheilungen von Insurgenten erschienen. — In Paris ist aus Cuba die Nachricht eageeehc. daß der Oberst Santocildes die Aufständischen bei anzanillo geschlagen habe. Elf Aufständische seien getödtet und mehrere verwundet worden.
Asien.
Aus Simla von gestern meldet das „Reuter'sche Bureau“, nach Berichten aus Chitral sei die dortige britische Garnison am 16. April aufs schwerste durch die Eingeborenen bedrängt worden, deren unterirdische Gräben bis zu 10 Yards an das Fort heranreichten. Infolge dessen rücke eine fliegende Kolonne unter General Gatacre so schnell als möglich gegen Chitral vor, die gestern Dir erreicht habe. — Eine spätere Meldung desselben Bureaus besagt, daß, nach einem in Simla ein⸗ getroffenen Telegramme des Generals Low von gestern früh diesem aus zuverlässiger Quelle die Meldung zugegangen sei, Chitral sei bereits encsehte nähere Nachrichten erwarte er heute. Sher Afzul, der Beherrscher von Chitral, sei geflohen. — In Simla wartet man gespannt auf Nachrichten vom Oberst Kelly, der von der Seite von Gilgit aus nach Chitral marschiert. Die letzten Nachrichten von ihm datieren vom 13. April, kurz nach seinem Siege über die Eingeborenen.
Nach einem Telegramm des „Reuter’'schen Bureaus“ aus Hiroshima ist der Friedensvertrag am Sonnabend ratifiziert worden.
In Shanghai verlautet, die neuen von Japan als Freihandelsplätze geforderten Häfen seien: Tscheng⸗tu, Kaiföng⸗fu, Peking, Schaoking und Kutschou.
Li⸗Hung⸗Tschang ist vorgestern wieder in Tientsin eingetroffen.
Aus Söul von heute wird gemeldet, die Untersuchung gegen Liyoshun, den koreanischen Gesandten in Japan, der in der vorigen u verhaftet wurde, habe begonnen. Liyoshun sei des Mordes und des Verraths angeklagt. In die Angelegenheit seien noch andere Beamte verwickelt.
1 Parlamentarische Nachrichten. am 19. d. M. im 1. Düsseldorfer Wahlkreise
(Lenn ep⸗Remscheid⸗Mettmann) vorgenommenen Ersatzw ahl
zum Reichstag wurden nach der „Köln. Ztg.“ 28 751 Stimmen abgegeben. Davon entfielen auf Hermann Wülfing (fr. kons.) 3945, Otto Fischbeck (fr. Volksp.) 4843, Gerh. Stötzel eenr. 3649, Professor Dr. Wendlandt (d. Refp.) g
eist (Soz.) 13 148, Albert Kemmann (d. 8 2332 Stimmen. Es ist also eine engere Wahl zwischen Fischbeck und Meist erforderlich. ö““ 88
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Entscheidungen des Reichsgerichts.
Hunfichtlich der Zustellung ven Schriftsätzen durch Gerichts⸗ vollzieher ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, VI. Zivilsenats vom 19. November 1894, als Wohnung desjenigen, welchem zu⸗ gestellt werden soll, die Wohnung der Eltern zu erachten, bei welchen er sich zur Fet besuchsweise aufhält und thatsächlich wohnt; die Ersatzzu r. in Abwesenheit desselben darf an das Dienst⸗ mädchen der Eltern erfolgen. „Daß der Beklagte zur Zeit der Klagezustellung seine Wohnung K .. str. Nr. 16 gehabt hat, nimmt das Berufungsgericht selbst an, und diese Annahme erscheint nach dem Zeugniß des Dienstmädchens T. unbedenklich, indem diese bekundet hat, daß der Beklagte damals — ungefähr ein Vierteljahr — bei seiner Mutter besuchsweise sich aufgehalten und gewohnt habe. War auch der Aufenthalt nur ein besuchsweiser und vorübergehender, so hatte doch während der Dauer des Besuchs der Beklagte seine Wohnung im Sinne der §§ 165 flg. der Z.⸗Pr.⸗O. mit seiner Mutter in den von dieser bewohnten Räumen. Dagegen verneint die Vorinstanz, daß die T. „in der Familie“ des Beklagten gedient habe, und zwar deshalb, weil bei dem Begriffe der Familie im Sinne des § 166 der Z.⸗Pr.⸗O. nicht so das Verwandtschaftsverhältniß für sich, als die Hußehörigket zu demselben Familienhausstande das Entscheidende, der Beklagte aber mindestens seit dem 25. Mai 1891 aus dem Hausstande seiner Mutter ausgeschieden sei. Der hieraus gezogene Schluß, daß der Beklagte am 19. April 1892 zur Familie seinsr Mutter im Sinne des 8 106 t 3
Z.⸗P.⸗O. nicht gehört habe, kann indessen für gerechtfertigt nicht er⸗ achtet werden. Denn das “ läßt unbeachtet, daß der Beklagte bei dem besuchsweisen Aufenthalt in der Wohnung seiner Mutter in deren Hausstand wiederum eingetreten war und sich während der Dauer seines Besuchs in der Gemeinschaft der ganzen Familie befunden hat, in welcher die T. als erwachsene Person diente und angestellt war.“ (240/94.)
— Nach § 37 Abs. 1 der Gebührenordnung für Rechtsanwalte er⸗ hält der Rechtsanwalt für die Mitwirkung bei einem der Klage vorausgehenden Sühneverfahren (§§ 471, 571 Ziv.⸗Pr.⸗Ordn.) drei Zehntheile der Sätze des § 9. in Bezug auf diese Bestim⸗ mung hat das Reichsgericht, II. Zivilsenat, durch Beschluß vom 27. November 1894 ausgesprochen, daß diese Gebühr auch dann zu bewilligen ist, wenn der Rechtsanwalt lediglich die Ladung zum Sühnetermin besorgt hat, im Sühnetermin selbst aber nicht mit⸗ gewirkt hat. Die einschränkende Auslegung des § 37, für welche sich allerdings die dem Entwurf beigegebene Begründung verwerthen ließe, kann nicht gebilligt werden. Mu⸗ Fbec angenommen werden, 8 jede in Ansehung des Sühneverfahrens entwickelte Thätigkeit des Rechts⸗ anwalts, insbesondere auch die Erwirkung der Terminsbestimmung und die Besorgung der Ladung, den Anspruch auf die mehrerwähnte Gebühr rechtfertigt, so darf sie, soweit es sich um Prozesse vor dem Landgericht handelt, nach § 37 Abs. 2 auch dem als Prozeßbevollmächtigten guf⸗ gestellten Rechtsanwalt nicht versagt werden; denn nach dieser Vor⸗ schrift ist die Gebühr nicht, wie der Entwurf wollte, in allen Fällen, sondern nur dann auf die Prozeßgebühr anzurechnen, wenn die Ver⸗ handlung des Rechtsstreits vor dem Amtsgerichtstattfindet.“ (141/94.)
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
Nach § 8 des Kommunalabgabengesetzes vom 27. Juli 1885 er⸗ folgt die Ermittelung der Bruttoeinnahmen der Ver⸗ sicherungs⸗, Bank, und Kreditgeschäfte in dreijährigem Durch⸗ schnitt nach Einsicht eines den abgabeberechtigten Gemeinden von dem Unternehmer bezw. Gesellschaftsvorstande jährlich mitzutheilenden Vertheilungsplans. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Ober⸗ Verwaltungsgericht, II. Senat, durch Urtheil vom 12. Dezember 1894 ausgesprochen, daß hinsichtlich dieser Durchschnittsberechnung die ein⸗ schlägigen Vorschriften des Einkommensteuergesetzes vom 24. Juni 1891 und der Ausführungsanweisung zum Ein⸗ kommensteuergesetz vom 5. August 1891 maßgebend sind. Es kommen demnach die der Veranlagung oder, im Falle die Ver⸗ anlagung nach Beginn des Steuerjahres stattfindet, die dem Beginn des Steuerjahres (1. April) unmittelbar vorangegangenen drei
Wirthschaftsjahre des Steuerpflichtigen in Betracht, deren Brutto⸗
einnahmen zur Zeit der Veranlagung resp. des Beginns des Steuer⸗ jahres festgesetzt werden konnten. Besteht das Geschäft noch nicht so lange oder ist im Laufe der bezeichneten Jahre eine wesentliche Veränderung im Gewerbebetriebe eingetreten, so sind die Brutto⸗ einnahmen nach dem Durchschnitt des Zeitraums seit der Entstehung bezw. der wesentlichen Veränderung des Unternehmens, nöthigen⸗ falls nach dem muthmaßlichen Jahresertrage in Ansatz ju bringen. „Der 8 des Gesetzes vom 27. Juli 1885 be⸗ stimmt nur, daß die Ermittelung der — in den einzelnen Gemeinden erzielten, für die Vertheilung des der Einkommensbesteuerung unter⸗ liegenden Einkommens maßgebenden — Bruttoeinnahmen der Bank⸗ geschäfte in dreijährigem Durchschnitt zu erfolgen habe. Darüber hinaus bleibt, was die Art der Durchschnittsberechnung anlangt, nur übrig, auf diejenigen Vorschriften zurückzugehen, welche in dem Ein⸗ kommensteuergesetz und in den zu diesem ergangenen Ausführungs⸗ anweisungen für die Ermittelung des Einkommens aus Handel und Gewerbe gegeben sind. Während nun vor Erlaß des Gesetzes vom 24. Juni 1891 in dieser Hinsicht die dem Steuerjahre unmittelbar vorhergehenden drei Jahre maßgebend waren, bhat die Anweisung des Finanz⸗Ministers vom 5. August 1891 — in ihrem Art. 5 — die ge⸗ setzliche Vorschrift (§ 10 des Gesetzes vom 24. Juni 1891), daß es auf die drei der Veranlagung unmittelbar vorangegangene Jahre an⸗ kommen solle, in zulässiger Weise dahin deklariert, daß der maßgebende Zeitabschnitt sich bei jedem einzelnen Steuerpflichtigen nach dem ven diesem angenommenen Wirthschaftsjahre richte, und daß als das der Veranlagung unmittelbar vorangegangenen Wirthschaftsjahr das letzte gelte, dessen Ergebnisse zur Zeit der Veranlagung festgestellt werden könnten. Weil nun eine Steuererklärung der Gemeinde gegenüber nicht abgegeben wird, so bildet bei der selbständigen Ein⸗ schätzung zur Kommunalsteuer den kritischen Moment der Tag der Veranlagung, vorausgesetzt, daß diese vor dem 1. April — dem Beginn des Steuerjahres — stattgefunden hat. Ist aber die Einschätzung erst später erfolgt, so kommt es auf diejenigen Ver⸗ hältnisse an, welche am 1. April obgewaltet hatten. Denn abge⸗ sehen davon, ob eine erst nach Beginn des Steuerjahres eintretende Fers neehane als eine völlig korrekte angesehen werden kann, ist 8 Zeränderungen, die im Laufe des Steuersöres vorkommen, der Reg nach nicht Rücksicht zu nehmen. Hierbei erscheint es übrigens unerheblich, ob an dem kritischen Tage die Er “ gerade festgestellt worden sind; es soll vielmehr, um jede Willkürlichkeit zu verhindern, nur das entscheidend sein, ob sie haben festgestellt werden können. kommt also auch für die Vertheilung darauf an, welche Bruttoeinnahmen zur Zeit der Veranlagung, event. am 1. April des Steuerjahres festgestellt werden konnten.. Es kann vorkommen, daß bei der Veranlagung das niß des letzten Wirthschaftsjahres einer Aktien noch nicht feststand, weil die Generalversammlung
„XA 134vS OsDoln Iras.
Bilanz u. 2 w. noch nicht genehmigt hatte, 1 während damals bereits
möglich war, die Bruttoeinnahmen des letzten Jahres zu er⸗ mitteln. — Weiter ist davon auszugehen, daß der Durchschnitt der drei Vorjahre dann nicht entscheidet, wenn das Geschäft noch nicht so lange bestanden hat oder wenn im Laufe der bezeichneten Jahre eine wesentliche Veränderung im Gewerbebetriebe eingetreten ist. Ist letzteres geschehen, so kann die der Veränderung v5 Zeit nicht in Betracht kommen... (II. 1701.)
—
Statistik und Volkswirthschaft. 1
Invaliditäts⸗ und Altersversicherung.
Bei der Invaliditäts⸗ und 1“ „Anstalt Berlin sind im Laufe des Vierteljahrs Januar / März 1895: 136 An⸗ träge auf Gewährung von Altersrente eingegangen; aus der Zeit vor dem 1. Januar 1895 lagen noch 26 Anträge vor, hinsichtlich deren die Entscheidung noch ausstand. Von den 162 Anträgen sind be⸗ willigt 95, abgelehnt 30, anderweit erledigt 3 und unerledigt auf das folgende Vierteljahr übernommen 34. Bis zum 1. April 1895 waren insgesammt bewilligt an Altersrenten 2780. Von diesen sind ausgeschieden durch Tod 421, aus anderen Gründen 45, Sieser, es 466, sodaß am 1. Januar 1895
2314 Altersrentenempfänger vorhanden waren. — Innerhalb des
gleichen Vierteljahrs sind 387 Anträge auf Gewährung von Invaliden⸗ renten eingegangen und 90 unerledigt aus dem Vierteljahr über⸗ nommen. Von diesen 477 Invalidenrenten⸗Anträgen 8 253 be⸗ willigt, 111 abgelehnt, 24 anderweit erledigt, 89 unerledigt auf das folgende Quartal übernommen worden. An Invalidenrenten sind bis zum 1. April 1895 überhaupt 1713 bewilligt worden. Ausgeschieden sind inzwischen durch Tod 312, aus anderen Gründen 25, zusammen 337. Mithin war am 1. April 1895 ein Bestand von 1376 Invaliden⸗ renten⸗Empfängern aufzuweisen.
Deutschlands Roheisenproduktion.
Nach den statistischen Fere ang⸗s des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller belief sich die Roheisenproduktion des Deutschen Reichs (einschließlich Luxemburgs) im Monat März 1895 auf 481 144 t; darunter Puddelroheisen und Spiegeleisen 138 160 t, Bessemerroheisen 37 388 t, Thomasroheisen 230 464 t, Gießereiroheisen 75 132 t. Die Produktion im März 1894 betrug 440 320 t, im Februar 1895 434 704 t. Vom 1. Januar bis 31. März 1895 wurden produziert 1 405 423 t gegen 1 270 112t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
8 Zur Arbeiterbewegung.
Aus Wien berichtet „W. T. B.“ zum Ausstand der Ziegele iarbeiter: Die ausständigen Arbeiter in der Ziegelfabrik auf dem Wienerberg bewarfen am Sonnabend die arbeitenden Ver⸗ lader mit Steinen; sie wurden von der Polizei zerstreut; sonst war die Ruhe ungestört. Gestern wurde in einer Versammlung, die von wa 2000 ausständigen Arbeitern der Wienerberger Ziegelfabrik besucht war, beschlossen, den Ausstand fortzusetzen. — Am Sonnabend Vormittag drang ein Haufe Arbeitsloser in die Roth⸗Neusiedler Ziegelwerke ein und versuchte, die Materialien zu zerstören. Die ein⸗ schreitende Gendarmerie wurde mit Steinen beworfen; ein Gendarm, der lebensgefährlich bedroht wurde, versetzte einem Arbeiter einen schweren Säbelhieb auf den Kopf. — Bei der Wahl des Ge⸗ hilfenausschusses des kaufmännischen Gremiums kam es zwischen den obsiegenden Antisemiten und den Sozialdemokraten nach vollzogener Wahl zu heftigen Scenen, die in Schlägereien ausarteten. Die Polizei mußte eingreifen und nahm zwölf Verhaftungen vor.
In Prag wurden, wie „W. T. B.“ meldet, in der Nacht zum Sonntag etwa 2000 Plakate aufreizenden Inhalts verbreitet, in welchen zur Theilnahme an der Maifeier aufgefordert wird. Die Plakate wurden beschlagnahmt, fünf Personen wurden verhaftet.
In Paris fand in der vergangenen Nacht eine von etwa 5000 Personen besuchte Versammlung der Angestellten der Omnibusgesellschaft statt, von welcher der allgemeine Aus⸗ stand beschlossen wurde. Als Gründe werden die Lohn⸗ verhältnisse und die Fehae der verabschiedeten Beamten angeführt, denen die esellschaft jede Genugthuung ver⸗ weigert. Heute verkehren nach einer Mittheilung des „W. T. B.“ nur sehr wenige Wagen der Omnibusgesellschaft und diese unter polizeilichem Schutz; ebenso werden auch die Omnibusstationen poli⸗ zeilich geschützt.
1
Kunst und Wissenschaft.
S;8i E11““ des Kaiserlichen Archäolo⸗ gischen Instituts hielt an den Tagen vom 17. bis 20. d. M. ihre jährliche ordentliche Gesammtsitzung in Berlin, wozu von den auswärtigen Mitgliedern die Herren Professor Michaelis aus Straßburg und Professor Loeschcke aus Bonn sich ein⸗ gefunden hatten.
Der Verein der Künstlerinnen und Kunstfreun⸗ dinnen hielt gestern Mittag unter Vorsitz der Gemahlin des Staats⸗ Ministers Dr. Delbrück im Oberlichtsaal seiner Zeichenschule die Generalversammlung ab. Der Verein zählt jetzt 386 Mitglieder. Die Schule, deren Ferer elegcam sich um vier Herren vermehrt hat, war im letzten Jahre von 380 Damen besucht, die 748 Fächer in 22 Klassen belegt hatten; das Zeichenlehrerinnen⸗Seminar hatte 28 Schüle⸗ rinnen. Vereinnahmt wurden an Schulgeld 29 804 ℳ, die Ausgaben der Schule betrugen dagegen 31 213 ℳ; der Fehlbetrag wurde aus den Zuschüssen des Staats und der Stadt gedeckt, welche zu⸗ gleich die Möglichkeit boten, Freistellen und Erleichterungen im Betrage von 4449 ℳ zu gewähren. Auf der vom Verein veranstalteten Ausstellung, die einen Ueberschuß von 1039 ℳ brachte, ließ Seine Majestät der Kaiser vier Bilder an⸗ kaufen; eine neue Ausstellung ist für 1896 geplant, die ursprünglich beabsichtigte Betheiligung an der Berliner Gewerbe⸗Ausstellung dagegen aufgegeben worden. Auf der vom Verein veranstalteten Weihnachtsmesse sind Kunstgegenstände im Werthe von 14 386 ℳ verkauft worden. Der Umsaß war um 4000 ℳ höher als im
ahre vorher; insgesammt betheiligten sich 80 Künstlerinnen an der Messe. In diesem Jahre will der Verein die große norddeutsche Industrie⸗Ausstellung in Lübeck mit einer sorg⸗ ältigen Auswahl von Kunstgegenständen beschicken. Die Pensions⸗ kasse hat z. Z. ein Vermögen von 35 334 ℳ; am 1. Oktober, nach jehnjährigem Bestehen, wird die Kasse mit der Auszahlung von Pen. ionen beginnen. Die Hilfs⸗ und Darlehnskasse gewährte sieben ar⸗ lehne im Betrage von 970 ℳ und verausgabte 385 ℳ zu Unter⸗ stů eengen und 1526 ℳ zu Ankäufen. Zurückgezahlt wurden 600 ℳ; z. Z. stehen 19 Darlehen im Betrage von 2370 ℳ aus. — e Ehren⸗
mitgliedern ernannt wurden Professor Siemering und Professor Hans
üller. An Stelle der verstorbenen Gräfin Oriola trat Fräulein
Gottheiner in den Vorstand. 1 b — Im Verein für deutsches Kunstgewerbe wird am Mitt⸗ 8 r Professor Dr. Stockbauer, Kustos des bayerischen Gewerbe⸗ nufiseums in Nuürnberg, einen Vortrag halten „über das Glas in fulturgeschichtlicher und kunstgewerblicher Beziehung“. Die Sitzung ndet statt im großen Saale des Architektenhauses, 82 Uhr Abends. — Die bei Franz Hanfstaengl in München ver egte periodische bublikation „Die Kunst unserer Zeit“ verfolgt ihr Ziel, eine Erfonitk des modernen Kunstlebens zu sein, mit stetig fortschreitendem Rralge. Als eine sehr glückliche Idee erweist sich das von der 1eg tion festgehaltene System, Monographien einzelner hervorragen⸗ Re Künstlererscheinungen der Gegenwart unter Beifügung von bien roduktionen der für ihr Schaffen charakteristischsten Werke darzu⸗ shstn Ein besonders anziehendes Heft dieser Art ist die Doppel⸗ Gurin g 2, 3 des laufenden 6. Jahrgangs, in welcher Cornelius itt eine eingehende Würdigung des englischen Pri⸗Raffaeliten
Sir Edward
8
Burne⸗Jones unternimmt. Man brau seiner unbedingten Vorliebe für diesen eigenartigen Künstler nicht nach allen Richtungen zu folgen, jedoch wird man ihm das Verdienst nicht absprechen können, daß er das Dickicht der Vorurtheile, welches die genannte Künstlerschaar von der Mitwelt schied, durch die Vor⸗ führung eines ihrer Hauptvertreter erheblich gelichtet hat. Verleugnen manche Bilder des englichen Meisters bei allem idealen Gehalt doch nicht die Sucht nach Absonderlichem und lassen sie, als Folge allzu veristischen Strebens besonders in den weiblichen Figuren eine große Abhängigkeit von Modellen mit bleichsüchtigem Antlitz und über⸗ schlanken Formen erkennen, so erfreuen sie andererseits doch auch wieder durch einen Adel der Posen, eine Sorgfalt der Gewandung und Gruppirung, welche lebhaft an den großen Florentiner Sandro Botticelli erinnert, der i offenbar Vorbild für sein Schaffen ge⸗ wesen ist. Eine große Anzahl der besten Werke von Burne⸗ Jones ist auf dem Peft beigefügten vorzüglichen Lichtdrucken veranschaulicht. Zum Theil sind es Allegorien, zum Theil Figuren und Kompositionen mythologischen oder Personikationen ver⸗ schiedenartigen, manchmal mystischen Stimmungsinhalts, meist aber leidenschaftslosen, idyllischen Charakters, von geläuterter idealer Da⸗ seinsfreude oder schwärmerischer Melancholie erfüllt. Su den ge⸗ lungensten dürften zählen: Liebe und Vergänglichkeit, Der Spiegel der Venus, Das Bad der Venus, Die goldenen Stufen, Le chant d'Amour, Die sechs Schöpfungstage und Waldnymphe. Am wenigsten geglückt sind ihm die Bilder mit religiösen Vor⸗ würfen. Eine Reihe von Studienköpfen giebt Zeugniß von dem leiß, mit dem der jetzt 62 jährige Künstler gearbeitet hat. — eft 4 macht uns mit einer Anzahl interessanter neuerer Künstler und ihren Werken verschiedener Schaffensrichtung bekannt. Wir finden da die Namen: Emanuel K. Liska („Michel Angelo’'s — Henri Bource („Dahin“), August Fink („Mondaufgang im Winter“), Stefano Farneti („Die Sonate“), Hermann Koch („Unerwarteter Besuch“) und Klara Walther („Madonna*). Im Uebrigen ist dieses Heft mehr der 11“ gewidmet und bietet zunächst eine Künstlernovelle von E. Merk, betitelt „Ein guter Freanr. mit 9 Illustrationen von Paul Hey, während Dr. Ferehe Spiro sich über „englischen Einfluß au deutsches Musikleben“ verbreitet. — Von hervorragendem Werth ist 5, 6, enthaltend einen von A. Spier verfaßten, biographisch⸗kunstkritischen Essay über den berühmtesten deutschen Porträtisten der Gegenwart, Franz von Lenbach. ur lebendigen Erläuterung dient eine lange Reihe von Lichtdruck⸗Nachbildungen seiner Werke, die gleich interessant sind wegen der dargestellten bedeutenden Persönlichkeiten, wie wegen der geistvollen Art ihrer Erfassung und der mit den knappsten Mitteln erreichten treffenden Wiedergabe sowohl der äußeren Erscheinung wie der charakteristischen inneren Eigenschaften der Porträtierten. Es 18 die Bildnisse Kaiser Wilhelms I., des Reichskanzlers Fürsten zu Hohen⸗ lohe, der Erbprinzessin Charlotte von Sachsen⸗Meiningen, ferner von ermann Lingg, Gottfried Semper, Moritz von Schwind, sowie eine teihe anziehender Damenporträts der vornehmen Gesellschaft aller Länder. Im Text findet man ferner die neueste, flott skizzierte Aufnahme des Fürsten Bismarck, Bildnisse von Hans von Bülow, rranz Stuck, Paul Heyse, Ignaz von Döllinger, der Herzogin lementine von Coburg und der lieblichen kleinen Tochter des Meisters. Die vollendet getreue Faecsimile.⸗Reproduktion aller dieser Porträts macht das Heft zu einem der werthvollsten der ganzen Serie der Hanfstängl'schen Publikation. Dasselbe wird den Verehrern des Meisters gewiß viel Freude bereiten, aber auch den Kunstjüngern, welche die Geheimnisse seiner solche Wunder zu Stande bringenden Griffelführung studteren wollen, willkommen sein.
„—. Der Archäologe Gustav Hirschfeld, Professor an der Universität zu Königsberg, ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ vom Sonnabend nach langem schwerem Leiden in Wiesbaden ge⸗ storben. Hirschfeld war am 4. November 1847 zu Pyritz in Pommern geboren, studierte zu Tübingen, Leipzig und Berlin und ver⸗ weilte seit 1870 als Stipendiat des Archäologischen Instituts in Griechenland, Italien und Kleinasien. Von 1875 bis 1877 stand er den Ausgrabungen in Olympia vor, worauf er 1878 zum außerordent⸗ lichen, 1880 zum ordentlichen Professor in Königsberg ernannt wurde. Er veröffentlichte: „Tituli statuarum sculptorumque Graecorum“ (Berlin 1871); „Athena und Marsyas“ (1872); Paphlagonische Felsengräber“ (1885); „Die Felsenreliefs in Kleinasien und das Volk der Hittiter“ (1887); „Griechische Inschriften des Britischen Mu⸗ seums“ (1893). Auch an den beiden ersten Bänden der „Ausgra⸗ bungen in Olympia“ (1877 bis 1878) war er betheiligt. In Moltke's „Gesammelten Schriften“ gab er dessen „Briefe aus der Türkei“ (1893) heraus.
— Die Verhandlungen und Vorträge des XI. Deuts Fen Fhasrarhengge8 in Bremen fanden am Sonnabend ihren Abschluß. In der Schlußsitzung sprach nach dem Bericht des „W. T. B.“ Geheimer Rath Wagner dem Ortsausschuß im Namen der Versammlung den wärmsten Dank aus, dem sich ein Hoch auf Bremen anschloß. een Schluß der Sitzung bildete ein von dem Geheimen Admiralitäts⸗Rath, Professor Dr. Neumayr ausgebrachtes Hoch auf das deutsche Vaterland. Die Mitglieder des Geographentages unter⸗ nahmen Nachmittags auf dem vom „Norddeutschen Lloyd“ zur Ver⸗ fügung gestellten Dampfer „Harzburg“ eine Fahrt in See. Die Rück⸗ kehr degg. um 7 ½ Uhr Abends.
— Die Centennar⸗Feier der „Ecole normale supérieure“ in Paris, welche drei Tage dauern wird, begann, wie ein Telegramm des „W. T. B.“ von gestern meldet, mit der Aufstellung einer Gedenktafel für die Fete Le steas und der Schule. Die Betheiligung war eine sehr zahlreiche. Bei dem aus diesem Anlaß veranstalteten Bankett verlas Dr. Schwartz⸗Berlin eine Adresse der Berliner Akademie der Wissenschaften und sprach über das Thema: „Die Wissenschaft hat kein Vaterland“.
ophus Lie aus Leipzig brachte auf das Wohl der Schule einen Trinkspruch aus, dem sich Baec Keysen von der Universität Leyden anschloß; ebenso auch Professor Fuchs aus Berlin und Bodiot aus Rom. Professor Renard aus Lausanne verlas eine längere Adresse der dortigen Universität.
— In St. Petersburg fand am 18. d. M. unter dem Vorsitz des Kaisers Nikolaus II. eine Sitzung der Kaiserlich russischen historischen Gesellschaft statt, in welcher der Kaiser dem „W. T. B.“ zufolge die nachstehende Ansprache hielt: „Sie ent⸗ sinnen sich, meine Herren, mit welcher Liebe und Sorgfalt mein unvergeßlicher Vater die Arbeiten unserer historischen Gesell⸗ verfolgt hat. Indem ich den Vorsitz der Gesellschaft übernehme, werde ich bemüht sein, seinem hohen Beispiel folgend, mit derselben Innigkeit wie er an der Fortsetzung des von ihm be⸗ onnenen Werkes zu arbeiten. Ich bin überzeugt, meine Herren, Ihrerseits volle Unterstützung zu finden in neuer fruchtbringender Fhstigbet zur Erforschung und Ausarbeitung der vaterländischen
eschichte.“
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St. Petersburg, 21. April. (W. T. B.) Na Mittheilung sind dem Reichsrath Vorlagen zugegangen über die Be⸗ willigung von 200 000 Rubeln zum Bau einer Telegraphenlinie zur Murman⸗Küste, ferner über die Abänderung der bestehenden Patentordnung und den Schutz von Waarenmarken.
Wie die „Nowoje Wremja“ hört, sind die Hauptpunkte der von den vereinigten Abtheilungen des Reichsraths im Prinzip genehmigten Vorlage des Finanz⸗Ministers über Geschäftsabschlüsse in Goldvaluta folgende: Es wird geftattet, jede Zahlung in Gold zum Tageskurse zu bewerkstelligen, wenn der Empfänger damit einverstanden ist. Ferner ist es ge⸗ stattet, jegliche Geschäfte mittels Wechsel, Kontrakte, Kaufbriefe, Versatzscheine, Schuldscheine ꝛc. in Goldvaluta benschliehen, was bis⸗ her untersagt war. Die Erlaubniß, Geschäfte in Goldwährung abzu⸗ schließen, erstreckt sich nicht auf den Bürger⸗ und Bauernstand. Der Kurs der Kreditbillets wird durch den Börsenzettel festgeseßt. Die Staatsbank hat nicht das Recht, in Goldmünze gemachte Einlägen in Kreditbillets zum Kurse zurückzuerstatten. Bald soll es auch gestattet werden, die
Zucher⸗ und Naphtha⸗Accise, später auch andere Zablungen an die Kron
in Gold zu entrichten. Den Kurs, zu welchem die Krone Gold an⸗ statt Kreditbillets annimmt, wird der Finanz⸗Minister für 1 oder 3 Monate, je nach Umständen, festsetzen. Rom, 21. April. (W. T. B.
eeee fand heute eine Ver
iederherstellung der Handelsbeziehungen mit Frank⸗ reich statt. Anwesend waren die Vertreter von 40 italieni⸗ schen Handelskammern, 14 anderen Kammern und 10 Depu⸗ tationen verschiedener Vereine. Einstimmig selangte eine von dem Präsidenten der Handelskammer in ailand vorge⸗ schlagene Tagesordnung zur Annahme, in welcher der Hoffnung Aus⸗ druck gegeben wird, daß dem gleichzeitigen Vorgehen der italienischen und der heäedthes se Herese. die allmähliche Wiederherstellung der franzgsis ch⸗ita leni chen Handelsbeziehungen gelingen möge
1 VBerkehrs⸗Anstalten. 1
London, 20. April. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Dunottar⸗Castle⸗ ist heute auf der Heimreise in London an⸗ gekommen. Der Castledampfer „Norham Castle“ ist heute auf der Ausreise in Durb an 2 angekommen. Der Castledampfer „Roslin Castle“ ist heute auf der Ausreise von London abge⸗ gangen. Der Castledampfer „Arundel Castle“ und der Castle⸗ dampfer „Lismore Castle“ haben Donnerstag auf der Heimreise die Canarischen Inseln jert.
St. Petersburg, 20. April. In dem Comité für den Bau der sibirischen Bahn wurde in Anwesenheit des Kaisers darauf hingewiesen, 8 bis zur Vollendung der Eisenbahn um den Baikal⸗ see die Uebersetzung der Eisenbahnzüge über den See durch (mit Eisbrechern versehene) Dampfer geschehen könnte. Der Kaiser be⸗ banf nunmehr, 500 000 Rubel zum Bau eines Trajektdampfers anzu⸗
eisen. 8
Theater und Mufik.
Lessing⸗Theater.
Gestern Abend gelangte der Schwank „Artikel 214“ von André Sylvain und Maurice Ordonneau zur ersten Auf⸗ führung, der sich seinem Inhalt nach in den ausgetretenen Bahnen des modernen Feen s see Lustspiels bewegt und wegen des Mangels an ursprünglicher Erfindung trotz mancher treffenden komischen Einzel⸗ heit nur getheilten Beifall fand. Der neue Schwank behandelt den oft bearbeiteten Stoff von einem Gatten, der seiner Frau, die er im Sturm jugendlicher Liebe heimgeführt, überdrüfsig wird und sich scheiden lassen will, um sich mit einer andern Frau ver⸗ binden zu können. Die gesetzeskundige Gattin giebt aber den Gemahl nicht frei und geht als Siegerin aus dem Scheidungsprozesse hervor; da sie es aber überdies ver⸗ steht, ihren Gatten durch kleine Künste wieder zur alten Liebe zu bekehren, so endet das Stück nach einer Reihe komischer Scenen mit einer Wiedervereinigung des entzweiten Paares und dem völligen Triumph der geschickten Frau.
„Alle auf der Bühne erscheinenden Personen: der durch die Schlau⸗ heit seiner Frau übertrumpfte Gatte, die verliebten und verlebten alten Gecken und eben jene geschickt intriguierende Frau sind in fran⸗ zösischen Lustspielen und Schwänken so oft verwendet worden, daß sie nur dann noch erträglich erscheinen, wenn aus einem herschenden Grundgedanken heraus eine Fülle natürlich und logisch sich ergebender komischer Situationen geschaffen wird, die den Hörer und Zuschauer unterhalten und fesseln. 88 solcher Wirkung reicht die dichterische Arbeit und vielleicht auch das Talent der Herren “ und Sylvain nicht aus. Einige lustige Einfälle und komische Zu⸗ fälligkeiten überraschen und erfreuen nur vorübergehend, während der Gang der P im Ganzen lahm und langweilig erscheint. Dies war der Grund, daß der dritte Akt gestern ein schon ermüdetes Publikum vorfand, sodaß die Komik der letzten Scene, in der die vor der Scheidung stehenden Gatten in einem nur durch eine spanische Wand getrennten gemeinsamen Zimmer gegeneinander intriguieren, nicht mehr die gehoffte starke Wirkung erzielte.
„Ddie Darstellung des Schwanks war in allen Theilen tüchtig, aber die Rollen boten den Schauspielern keine dankbaren Aufgaben. Herr Sauer spielte den Maler Montabart, der sich seiner Frau entledigen möchte, mit Frische und guter Laune. Fräulein Groß gestaltete die bewegliche und gewandte Frau Montabart durch ihr temperament⸗ volles Spiel zu einer wist s salen Figur. Herr Guthery stattete einen thörichten Gecken und betrogenen Betrüger mit seinem breiten, behaglichen Humor fast zu freigebig aus und Fräulein Reichen bach gefte verdientermaßen durch geschickte Wiedergabe der an sich un⸗
edeutenden Rolle der YPvonne von Fournidres.
Dem Schwank ging ein kleines harmloses Lustspiel „Die Generalin“ von G. von Moser voraus, das wegen seines ruhigen Unterhaltungstons nicht recht zünden wollte; es fehlte an packendem Witz und schnellem Fortschreiten der Handlung, sodaß selbst das flotte Spiel der Damen Elsinger, Reichenbach und Waldegg sowie der Herren Vorwerk und Wehrlin kaum mehr als eine ge⸗ hern 6 “ und schließlich den Beifall eines „Achtungserfolgs“ ervorrief.
Konzerte.
Der Kulenkampff’sche Frauenchor, der in dieser Saison mehrfach mit Erfolg sich hören ließ, gab am Sonnabend im Saal Bechstein ein Konzert, welches mit dem stimmungsvollen, melodiös gehaltenen Chorlied von O. Eichberg „Im Bann der Nacht“ er⸗ öffnet wurde. Im Vortrag dieses Liedes, sowie anderer von Meyer⸗ Olbersleben, Kleffel, Thieriot, Seyffardt und in dem Volksliede „Keine Rose, keine Nelke“ bewährten sich die Leistungen des Chors nicht bloß in der Präzision des Ensembles, in dem ö Ein⸗ und Absetzen der Stimmen, sondern auch in der stets eingehenden Wund belebten Ausdrucksweise, sodaß reicher Beifall des zahlreich erschienenen Publikums einem jeden Liede folgte. Unterstützt wurde das Konzert durch den Baritonisten Herrn A. van Eweyk und die Mezzosopranistin Fräulein Clementine Engelmann. Ersterer brachte seine klangvolle, umfangreiche und in allen Lagen gleichmäßig leicht ansprechende Stimme sowie seine edle, oft tief ergreifende Vortragsweise in Schumann's Gesängen aus der „Dichterliebee, in dem hübschen Liede „Natur“ von Kulenkampff, in Liedern von Jensen und in Duetten von Schumann, Herschel und Hildach ganz vorzüglich zur Geltung. Die Sängerin, die nur über eine schwache, in der Hobe etwas aus⸗ stectaehe timme verfügt, trug Lieder von Weber, E. E. Taubert,
ulenkampff und Anderen vor; ihre Mitwirkung in den Duetten machte einen ganz besonders günstigen Eindruck. Die Gesangsvorträge der beiden Solisten erfreuten sich gleichfalls einer beifälligen Aufnahme.
Im Königlichen Opernhause gehen morgen „Hänsel und Gretel“ (Fräulein Rothauser, Fräulein Dietrich, Herr Betz) und aCavalleria rusticana“ (Frau Pierson, Fräulein Krainz, Herr Sommer, Herr Bulß) in Scene. Musikdirektor Steinmann und Kapellmeister Dr. Muck dirigieren.
Im Königlichen Schauspielhause gelangt morgen, am Geburtstag des Dichters, Shakespeare's Zauber⸗Komödie „Der Sturm“ mit folgender Besetzung zur Aufführung: Prospero: Herr Nesper, Antonio: Herr Kahle, Gonzalo: Herr Oberländer, Alonso: Herr Kbr. Ferdinand: Herr Purschian, Sebastian:
herr Plaschke, iranda: Frau von Hochenburger, Ariel:
räulein Deppe, Caliban: Herr Grube, Trinculo: Herr Link,
tephano: Herr Heine. Die Musik von Wilhelm Taubert Plangt unter Mitwirkung der Königlichen Kapelle und Leitung des Musik⸗ Direktors Wegener zu Gehör.
Herr Direktor Aö Prasch hat fuͤr das Berliner Theater das vieraktige Charakterbild von Heinrich Lee „Der Schlagbaum“ an⸗ enommen, welches eine der ersten Novitäten der neuen Direktion fein wird. Das Stück ist im Verlag A. Entsch erschienen.
In der letzten dieswinterlichen Quartett⸗Soirée der Herren
Professor Josef Joachim und Genossen, welche am Sonnabend in